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Lebensanalyse:



Es ist ein sonniger Samstagmorgen am 3. Mai. Nein, eigentlich ist es schon Mittag und ich habe mich gerade zu einem Date verabredet. Die meisten interessiert jetzt wahrscheinlich, WIE der Typ so ist. Aber glaubt mir: Das tut im Moment nichts zur Sache! Wir befinden uns im Krieg! Im Krieg zwischen Mann und Frau – und jeder will als
Sieger hervorgehen.

Mein Kopf spielt verrückt. Die Gedanken kreisen wild umher. Gehen wir davon aus, das Date läuft nicht so, wie ich es mir vorstelle. Ich finde ihn vielleicht sogar ganz ok, aber er interessiert sich nicht für mich. Kann ja durchaus mal passieren.

Aber, liebe Frauen (oder auch Männer): SO würden wir das doch niemals unseren Freunden und Bekannten erzählen! Allein aus Angst vor Mitleid, und um sich selbst was vorheucheln zu können, würden wir die Geschichte so abändern, dass wir uns selbst einreden könnten:
„Mensch, das war aber ein arroganter Sack!” Oder: “Der sieht zwar gut aus, hat aber nix in der Birne!” Und wenn wir mal ehrlich sind: In dieser Hinsicht sind wir uns doch alle ähnlich. Niemand verliert gerne. Jeder geht anders damit um. Wieso wird man für Männer interessanter, wenn man sie zappeln lässt? Absoluter Schwachsinn?
Nein! Es ist etwas Wahres daran. Die Dinge, die ich nicht haben kann, sind doch viel interessanter als die Dinge, die ich habe! Im Restaurant z.B. findet man das Essen eines anderen am Tisch meistens besser als das eigene.

Aber kommen wir nun zu meinem Date zurück: Wie fühle ich mich? Ruhig und entspannt – ja, fast schon kühl. Das ist eigentlich kein gutes Zeichen, oder? Nun, ich habe gelernt, dass man stets die Nerven behalten sollte und nicht in Panik geraten darf! Sonst redet man eh nur wirres Zeug – und das ist beim ersten Treffen natürlich ein fettes Minus. Man muss seinen Feind kennen, überlegen sein und ihn mit psychologischer Kriegsführung dahin bringen, wo man ihn haben will!

Vor den Traualtar!

Nein – gehen wir die Sache langsam an. Erst wollen wir, dass uns „der Mann“ als intelligentes, gutaussehendes, charmantes, humor- und niveauvolles und letztlich auch erotisches Wesen kennen lernt. Und das möchten wir am besten gleich beim ersten Date schaffen. Wir Frauen neigen einfach von Natur aus dazu, Dinge zu überstürzen.

Und auch wenn wir es nicht wollen, machen wir uns von Anfang an Gedanken über Kinder kriegen, Haus bauen, zusammen wohnen und so weiter. Natürlich ist das alles utopisch!

Und doch: Instinktiv denken wir zuerst an den „Versorger“. Wäre er der richtige Mann für meine Kinder? Könnte er uns richtig versorgen? Will er überhaupt mal Kinder? Über so was denken wir nach, obwohl wir den „Betroffenen“ in 80 Prozent der Fälle nicht einmal so gut kennen, um überhaupt zu wissen, wie er seinen Kaffee trinkt, ob er ein Morgen- muffel ist, oder was er überhaupt drunter trägt. Wir sind manchmal schon ziemlich naiv.

Ich gebe es auch ungern zu und habe lange Zeit gedacht, ICH bin eine moderne, unvoreingenommene, spontane, lustige, lebensfrohe Frau. Aber eigentlich bin ich eine Furie, die verbissen nach „dem Richtigen“ sucht und verbittert feststellen muss, dass man immer von „dem Falschen“ angesprochen wird! Na ja, nicht nur von „dem Falschen“, sondern grundsätzlich von dem „ganz Falschen“.

Ich glaube, ich "sche einfach im falschen Gewässer. Ich muss meine Richtung um 180° drehen und dann könnte ich mich vor Männern kaum retten. Oder warum sprechen mich im Supermarkt Männer an, (denen ich im Schni! vielleicht noch 10 Jahre zu leben gebe) und sagen mir, ich soll nicht so viel Wasser kaufen, weil das ungesund ist? Und das wäre doch schade bei einer solch hübschen und charmanten Dame! Hallo? Das nächste Mal sage ich: Danke für den Tipp, aber können Sie mir bitte das Wasser reichen? Vielleicht liegt das auch daran, dass ältere Männer einfach gewohnt sind, Frauen anzusprechen.

Heutzutage hat das doch eigentlich keiner mehr nötig. Man kann ja einfach auf Seiten wie lokalisten.de, myspace.com oder friendsscout24.de nach dem perfekten Mann suchen und ihm ganz frech eine Nachricht schreiben. Das ist doch viel unverfänglicher. Und ja! Ich mache das auch!
Das Resultat war bisher zwar noch nicht wirklich erfolg- reich, aber immerhin habe ich eine sehr gute Freundin von mir über das Internet kennen gelernt. Wir lachen noch heute darüber. Allerdings kann es beim „schriftlichen Kennen lernen“ sehr häufug zu Missverständnissen kommen. Man muss dem anderen einfach in die Augen sehen, um ihn einschätzen zu können.

Sonst droht das erste Date eine Enttäuschung zu werden. Bei meinem Date heute ist das anders. Ich habe ihn an Fasching kennen gelernt. Da habe er zwar eine Perücke auf, aber auf studivz.net kann man „das Opfer“ ja gut ausspionieren. Und das werde ich jetzt vor dem Treffen noch tun. Das hört sich verdammt krank an – ich weiß. Aber ich will ihm ja auch ein paar Fragen stellen und etwas über ihn in Erfahrung bringen. Scheiße, ich werde doch ein wenig aufgeregt.

NEIN! NEIN! NEIN!

Es gibt absolut keinen Grund. Je emotionsloser man ran geht, desto weniger kann man verletzt werden. Das ist Regel Nr. 1. Wer wird schon gerne enttäuscht? Außerdem habe ich das schon wieder viel zu vielen Leuten erzählt. Die fragen mich später alle: „UND, wie war es???”

Wenn es super läuft – überhaupt kein Thema! Aber wenn
nicht (und das ist nun mal zu 90 % der Fall – die Dunkel- ziffer liegt vermutlich höher), nervt das einfach nur.

Und wenn ich keinem was erzählt hätte, hätte ich die Niete einfach schön in den Müll geworfen. Manchmal habe ich auch das Gefühl, von den Männern nicht wirklich ernst genommen zu werden. Das mag an meiner Haarfarbe liegen, die ich jetzt wohl nicht mehr weiter erläutern muss. Das Leben ist eben nur eine große Tombola – und da gibt es einfach mehr Nieten als Gewinne. Genau so ist das auch bei den Männern. Ich ziehe eine Niete nach der anderen!
Macht mich diese Erkenntnis eigentlich reicher? Nein! Beruhigt sie uns Frauen? Ebenso wenig!

Also – wieso verschwenden wir so viele sinnlose Gedanken?

Ob Dummheit oder Naivität: Ich nenne es vorsichtig
„Neugierde“. Viele Gespräche führen wir im Freundeskreis doch über solche Themen. Der neueste Klatsch und Tratsch: Wer hat sich von wem getrennt? Wer ist eigentlich schwul und hat seine Freundin nur zum Schein? Wer hat zu- oder abgenommen? Wer hat keinen Humor? Und wer ist nur ein arrogantes, verwöhntes Einzelkind? Ist das alles?

Ja, so sind wir. Und ich schäme mich ein wenig dafür. Ich will endlich mal raus hier und den Hauptgewinn ziehen. Dieser Gedanke klopft immer öfter an meiner Tür. Egal. Auf alle Fälle sitze ich ja noch hier und zerbreche mir mein Köpfchen über die Frauen, die Männer, den Sinn des Arbeitens, und ob man diese drei Aspekte überhaupt in Einklang miteinander bringen kann.

Um ehrlich zu sein, bin ich aber froh, dass ich kein Mann bin! Wie reagiert man nun, wenn man gefragt wird: „Schaaaatz – findest du mich eigentlich zu dick?” Was soll man da als Mann sagen, um nicht wieder der Depp zu sein? „Wenn du dich nicht wohl fühlst, musst du ein bisschen mehr Sport machen!” Das würde ich antworten. Also würde ich als Mann niiiiiemals eine feste Beziehung haben können. Denn solche Antworten werden nicht akzeptiert.

In dem Bereich besitzen Frauen ein Elefantengedächtnis. Wenn man sich Jahre später gerade im Urlaub in der DomRep befindet, am Strand liegt und den Urlaub genießt. Genau dann – dann springt die Frau auf und sagt: „Ich muss jetzt mehr Sport machen!”
Die Reflexantwort des Mannes: „Schatz! Wieso JETZT?” Er checkt die Anspielung der Frau leider mal wieder nicht, eigentlich hätte er wie aus der Pistole geschossen antworten müssen: „Liebling, du bist nicht dick! Ich mag das, wenn da überall etwas Speck hervorquillt!”

Wobei der zweite Satz dann wieder der Todesstoß gewesen wäre! Ein Mann ist da weitaus unkomplizierter und, sagen wir, in dieser Hinsicht einfach auch ein bisschen intelli- genter. Genau das ist auch der Grund, warum es keine Diäten für Männer gibt! Schon mal aufgefallen?
Also ich habe bisher nur Frauenzeitschriften mit den viel- versprechenden Headlines gesehen: “‘Bauch-Weg-Diät”, “Gute-Laune-Diät”, “Adventsdiät”, “Immer-Satt-Diät”. Sehen Sie, liebe Damen, da müssen Sie selbst schmunzeln. Das ist leider die grausame Wahrheit! Dann gibt es noch spezifischere Essensumstellungen, um den gewünschten Gewichtsverlust zu erlangen: “Die Spargel-Diät”, “Die Kartoffel-Diät”, “Die Kohlrabi-Diät”. Liebe Frauen: Merkt ihr nicht, dass ihr von diesen Zeitschriften nur verarscht werdet?! Macht Sport und esst, bis ihr satt seid. Unterscheidet gesunde von ungesunden Fetten und Ölen. Esst fettarmes Eiweiß und gesunde Kohlehydrate – dann braucht man auch keine Angst mehr vor der Waage zu haben.

Aber ich lenke gerade komplett vom eigentlichen Thema ab. Eigentlich bin ich ja kurz vor meinem Date. Zudem habe ich kein Gewichtsproblem. Und ein Mann bin ich zum Glück auch nicht.


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Texte: vive!verlag ISBN: 978-3939912149
Tag der Veröffentlichung: 06.08.2010

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