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>Also los jetzt, meint ihr nicht?! < rief Chix uns über die Schulter zu, wir waren auf dem Weg zur Lagune, um drei Uhr nachts und sie führte natürlich die Gruppe an. Während sie sich, allerdings ohne Unterbrechung, über Wurzeln und Äste, die ihr den Weg versperrten, beklagte.
>Mo, ich kann nichts mehr sehen, ich erkenn nicht mal den Weg vor mir. < murmelte ich ihm zu, wir bildeten das Schlusslicht von Chix, Lazy, Jose, Nirad, Dragon und Hollie, Chix‘ neue besten Freundin, die wir alle doch gar nicht kannten.
>Ich seh‘ selbst kaum was, weil Hollie so langsam ist und der Weg ist einfach zu schmal um vorbeisehen zu können. < das überraschte mich nicht, weil ich das gleiche Problem hatte.
Was mich überraschte war, dass ich plötzlich meine Hand in seiner wieder fand, die mich warm und sanft fest hielt.
>Yes! Wir sind da! < ich hob den Kopf und nach ein paar weiteren und unsicheren Schritten hatten wir endlich wieder ebenen Boden unter den Füssen. Meine Hand ließ er dennoch nicht los.
Alle entflammten wir nun unsere Lichter und sie warfen wunderbare Spiele aus Licht und Schatten in das Geäst um und über uns. Die Lagune lag friedlich glitzern und plätschernd vor uns und ich begann das Zirpen der Grillen um uns herum wahr zu nehmen.
>Hey könnt ihr eure Lichte nicht löschen, nicht jeder will hier nackt gesehen werden. <
>Nackt? < meine Frage war nur ein flüstern und Chix hatte es nicht gehört, aber ich wusste das Mo in diesem Moment schmunzelte. Ich ließ seine Hand einfach los und stellte mich zu Jose, was sollte das auch?!
>Also ich geh sicher nicht vollkommen nackt baden. < sprach sie mir aus dem Mund, begann aber wie die anderen sich zu verteilen und gleich darauf hörte ich praktisch wie sie sich Schuhe und Klamotten auszogen. Hinter mir hörte ich Mo kichern, ich drehte mich um und sah nur seine dunkle Silhouette sich auf mich zu bewegen.
>Du drehst dich jetzt einfach hübsch um. < sagte ich gespielt streng, ich wusste nicht mal warum ich hier war oder warum ich jetzt mit machte. Und trotzdem war ich die erste im Wasser, allerdings noch in Unterwäsche, dann bemerkte ich Chix ins Wasser gleiten. Gleich darauf, erleichtert seufzend, Nirad und sie tauchten beide gleichzeitig unter und kamen erst wieder an die Oberfläche als sich auch der Rest ins Wasser getraut hatte.
Ich schwamm ein paar Züge und war froh wie rasch das kühle aber noch angenehme Wasser meinen Kopf von überflüssigen Gedanken und mich selbst von den beklemmenden Gefühlen befreite. Dann machte ich mehrere Züge unter Wasser und schnappte laut einatmend nach Luft als ich auftauchte und die Kälte mir den Sauerstoff aus der Lunge presste. Wir selbst waren alle still, denn es legten sich die friedlichen Geräusche des Waldes um uns herum über die glatte Oberfläche, die jetzt unter einem schmalen Sichelmond silbern schien.
Die Leichte im Wasser genießend ließ ich mich auf dem Rücken treiben und konnte kaum ausmachen wie viel Zeit verging, bis ich schließlich doch Gekicher und Plätschern von umher spritzendem Wasser vernahm und mich wieder in die Senkrechte brachte.
Grade hatte ich mich entschlossen auf die anderen zu zu schwimmen, als mich jemand sanft und nur ansatzweise um die Taille fest hielt. Ich schnappte lautlos nach Luft.
Gegen das leichte Hintergrundschimmern der Sterne erkannte ich die Umrisse von Mos Kopf und Schultern und auch meine Augen hatten sich soweit an die Dunkelheit gewöhnt, dass ich seine Augen und seinen Mund ausmachen konnte, jedoch war nichts klar zu erkennen. Aber ich konnte den Eindruck nicht abwenden, dass er um seine Lippen sein schelmisches Lächeln spielen ließ.
Mir kam natürlich gleich wieder ein befangener Gedanke.
>Du bist doch nicht etwa auch ganz nackt baden oder? < fragte ich tonlos und wich ein Stück vor ihm zurück, wenn ich meine Füße ausstreckte, dann konnte ich an dieser Stelle sogar stehen.
>Klar. Nein, ich hab meine Shorts an. >Komm, wir schwimmen zu den anderen. < sagte ich unsicher, mein Flüstern klang eher wie eine Frage und ich machte eine Bewegung in Richtung der Geräusche.
>Nein – ich meine, die vermissen uns schon nicht. < wieder hielt er mich um die Taille fest und zog mich zurück. Plötzlich war er ganz nah.
>Ich find nicht gut, dass du dich abschirmst. Es ist verwirrend, dass ich nicht weiß wie du fühlst. < murmelte ich ohne wirklich noch über meine Worte nachzudenken, ein Lächeln in den Mundwinkeln, das ich da nicht mit Absicht hingeschoben hatte.
Ganz langsam begann er mich noch weiter an sich heran zu ziehen und ich wehrte mich nicht dagegen. Es war ein ungewohntes Gefühl ihm so nahe zu sein.
Aber es fühlte sich nicht falsch an.
>Aber ich find’s gut dich zu verwirren. < antwortete er dann mit tonloser, rauer Stimme, die mir eine Gänsehaut über den ganzen Körper gejagt hätte, wäre ich nicht bereits von kaltem Wasser umgeben gewesen.
Fast erschrak ich, als er beide Arme um mich legte und sich ganz zu sich heran zog.
Das war nun keines Wegs mehr unschuldig, geschweige denn freundschaftlich. Dennoch ließ ich es zu, ließ mich halten, starrte ihn an. Starrte an ihm vorbei und warf unsichere Blicke zu der, sich jedoch immer weiter von uns entfernenden, Gruppe hinüber. Keiner schien zu bemerken, dass wir fehlten. Oder die die es bemerkten ließen uns hier allein.
>Mo ich- < ich wusste gar nicht was ich sagen wollte, ich hatte nicht mal das Gefühl etwas sagen zu müssen, aber ich hatte trotzdem Angst.
>Mo ich hab Angst. < sprach ich meine Erkenntnis leise aus, aber es hörte sich überhaupt nicht danach an. Er bewegte nur den Kopf leicht hin und her.
>Du weißt doch gar nicht mehr was du fühlst und was nicht. < murmelte er mir ins Ohr und ich hatte kaum diesen Schauer verkraftet, da begann er mit seinen warmen Händen meinen Rücken auf und ab zu fahren und sich damit endgültig an mich zu schmiegen.
>Aber du weißt es, ja? < >Ich weißt was du willst oder anders: ich weiß das du dem hier nicht abgeneigt bist. < >Wie kannst du dir da so sicher sein? < >Du wärst mir nicht ohne Wiederstand so nahe gekommen. Du bist vollkommen freiwillig hier – dir war nur nicht bewusst, dass du das willst. < wisperte er und nun gab ich es auf diese ganze, viel zu plötzlich gekommene Situation verstehen zu wollen. Sanft ließ ich meine bisher noch unbewegten Arme seine hinauf wandern und um seinen Nacken herum gleiten, lehnte mich an ihn und nahm seine Wärme in mich auf. Er stand sicher, hielt mich, dass ich mich vollkommen entspannen konnte.
>Aber woher wusstest du- < und ich spürte seine Lippen auf meinen bevor ich mir meiner Worte selbst sicher sein konnte.
Und ich erwiderte den Kuss. Bewegte mich langsam und sanft fließend mit ihm.
Löste mich wieder von ihm, ohne darüber nach zu denken, sah auf in seine dunklen Augen, die ich eigentlich gar nicht sehen konnte und küsste ihn wieder. Nur kurz und sacht. Dann wieder und dann nur noch. Und plötzlich gab es nichts anderes mehr als das. Als diesen Moment. Als uns beide.
Er verließ seinen sicheren Stand und ich schlang mich um ihn, ließ ihn nicht los, so wie er mich nicht, und schließlich gab er sein Schild auf und wie auch ich jeden anderen Gedanken als den ans Jetzt.
Gwyn! Holte mich Jose‘ Gedankenstimme zurück in die Realität.
Sie hatte alles mit bekommen. Ich löste mich wiederwillig von ihm und lauschte.
Sie waren immer noch da, aber sie kamen wieder näher. Wie viel Zeit war vergangen?
Abgesehen davon das ich das grade kaum ausgehalten hab – den anderen ist grade auch aufgefallen, dass ihr nicht bei uns seid. Es war ein unschönes Gefühl – auch wenn sie sanft sprach, es fühlte sich streng und kantig an, verglichen mit dem Zustand in dem ich mich noch vor einem Moment befunden hatte.
Ich lächelte, löste mich etwas von ihm und küsste ihn dann wieder, lächelte, weil er mich noch fester hielt, als ich mich von ihm entfernte. Ein Mal noch berührte ich seine Lippen und brachte dann einen unschuldigeren Abstand zwischen uns. Ich konnte kaum noch sagen welche Gefühle seine und welche meine waren, weil ich nichts lieber wollte als seine Nähe zu spüren wie grade und er sich kaum dort halten konnte wo er war, wieder zu mir wollte um mich festzuhalten und nichts anderes zu tun als seine Lippen gegen und mit meinen zu bewegen.
>Was macht ihr denn hier allein? < hörte ich Chix rufen, aber es interessierte sie nicht, hätte sie geahnt was passiert war dann hätte es sie brennend interessiert.
Jose war die erste die neben mir auftauchte und sie war fast genauso aufgewühlt wie ich. Ich konnte ihre Empfindungen im Moment nicht ganz einordnen, sie schwankten zwischen weg rennen und möglichst viel Abstand zu gewinnen und Dragon, der mit kräftigen Zügen auf uns zu kam. Ihr zuliebe schirmte ich mich ab und nahm sogleich so gut wie gar nichts mehr an Schwingungen um mich herum wahr. Sie lächelte mich dankbar an und ich bedeutete ihr mit einem Kopfnicken Dragon entgegen zu schwimmen, doch sie traute sich wie immer nicht.
Nirad setzte sich grade Lazy auf die Schultern und Hollie tat das das gleiche mit Chix und sie begannen über dem Wasser zu ringen und wir sahen zu und achteten darauf, nicht in den Gefahrenbereich zu geraten. Als Chix schließlich Lazy und Nirad unterlag stoben wir auseinander und sie fiel kreischen in unsere Mitte. Schnell wich ich aus und schwamm dann gemeinsam mit den anderen in Aufbruchsstimmung wieder Richtung Ufer. Ich kraxelte übers Steinufer an Land zu der Stelle an der ich meine Sachen liegen gelassen hatte und dabei nicht zu bemerken, dass keiner der anderen wirklich nackt baden gewesen war, ließ sich nicht vermeiden. Nach dem das Platschen und an Land Straucheln verklungen war kam eine kaum merklich warme Brise zwischen den Bäumen auf und auch ich trocknete mich schnell mit einem warmen Luftzug, bevor ich in meine Klamotten und Schuhe schlüpfte.
Auf dem Rückweg sorgten sich alle drängelnder Weise selbst darum, dass Hollie und Chix ganz hinten liefen. Ich stapfte Lazy direkt vorne an der Spitze hinterher und wir alle benutzten diesmal unser Licht und wahrten Sicherheitsabstand vor herunter bröckelnden Steinen. Und Mo, er bestritt seinen Weg hinter Nirad und unterhielt sich mit ihm, lachte und verhielt sich wie er es eh und je tat, nicht als hätte das was vor nicht mal einer halben Stunde geschehen unsere Beziehung endgültig verändert. Es war zum verzweifeln, wenn ich mir nicht selbst Einheit gebot darüber nach zu denken.
Schließlich war ich auch sonst keine Labertasche, man konnte von mir also auch nicht behaupten, dass ich mich anders verhielt als sonst.
>Gib dir bloß nicht solche Mühe, Gwyn. Dein Schweigen ist schon zu leise, es hört sich absichtlich an. < murmelte Jose, auf dem steilen Hang halb hinter, halb unter mir und munterte mich damit wieder auf.
>Hey, danke dass du mich grad schonst, aber du kannst wieder damit aufhören, ich halt das jetzt aus. < dankbar für ihre Worte ließ ich mein Schild fallen und konzentrierte mich sofort auf Mo. Die Erleichterung blieb aus, kein Funken von den Gefühlen die ich eben noch bei ihm wahrgenommen hatte war noch durch das Schild das er blitzartig heraufzog zu verspüren. Wütend starrte ich auf ihn hinab und er fing meinen Blick mit einem Blitzen und einem Grinsen in den Augen auf. Er konnte so gemein sein, wenn er wollte.
Doch kaum war der steile Aufstieg vorbei war er wieder bei mir, dieses Mal jedoch drehte ich mich nicht um, reagierte gar nicht als er mich an stupste und fing statt dessen an mit der in sich hinein grinsenden Jose an zu reden. Das funktionierte aber nicht weil sie meinen Versuch abzulenken erkannte und mich überhaupt nicht mehr ernst nehmen konnte.
Nach einem mehr oder minder Gefühls-Wortwechsel bekamen wir uns beide kaum noch ein vor Lachen und Mo schlug gleich zurück indem er sich, da wir mittlerweile auf der Wiese vor dem Haus angelangt waren, auf Chix‘ Höhe zurück fallen ließ.
Jedoch interessierte er sich kaum dafür was sie ihm zu zu säuseln versuchte und tat jeden Versuch ihrerseits mit einem Lächeln ab.
Ich blickte über die Schulter nach hinten und fing wieder seinen Blick auf, diesmal war er beinahe flehend. Und wieder prustete Jose los, grinste mich aus ihren blauen Augen und mit weißen Zähnen an und ging dann zu einem Kichern über.
Es ging auf die fünf Uhr zu und der Morgen begann bereits zu grauen, doch alle, von mir abgesehen (da ich ja sowieso nicht wusste wie ich mich fühlte) außer Dragon und Lazy, schienen noch frisch und munter. Wobei ich das bei Mo überhaupt nicht bestimmen konnte und daher rein nach seiner Mimik ging, die mir auch nicht viel mehr verriet, als dass er gleichzeitig Spaß und Sehnsucht verspürte, sein Ausdruck wechselte ständig zwischen Belustigung und einem, der ihn unglaublich leidend aussehen ließ.
Dann wäre ich am liebsten sofort zu ihm gerannt.


... Ende ;) wer es gemerkt hat, hier ist Magie im Spiel. Die Hauptperson Gwyn ist Empathin, sie ist dazu in der Lage die Gefühle anderer Menschen wahr zu nehmen, oft auch unfreiwillig(wie auch Jose).

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 02.11.2009

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