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nochmals meinem geliebtem Tüdilein gewidmet.
Danke dass Du mich in den schlimmsten Phasen
ertragen hast.





Jetzt möchte ich einmal davon erzählen,
wie es sich so anfühlt,
Patient in der "Klapse" zu sein.


Meine ersten Erlebnisse in einer psychiatrischen
Abteilung eines Krankenhauses hatte ich im
fünfzehntem Lebensjahr.
Der Arzt, der mich ein Jahr lang mit einem vom
ihm entwickeltem Präparat erfolglos behandetl
hatte, wies mich in eines seiner Belegbetten
ins St. Josefs-Hospital ein.

Eines Nachmittages war ich sehr durstig und mich
gelüstete es nach einer Cola.
Jemand sagte mir, der Automat stünde im Keller.
Auf der Suche nach diesem Getränke-Automatem
geriet ich im Kellergewölbe in eine Sackgasse.

Plötzlich stand ich vor einem Gitter, dessen Tür
versperrt war. Beim genauerem Hinsehen sah ich,
dass dort Menschen im Bademantel oder auch nur
im Nachthemd dahinter auf und ab gingen.
Obwohl diese Leute sich unterhielten kamen in meinen
Ohren nur unverständliche Laute an.
Mit Schrecken und pochendem Herzen verschwand ich
sehr schnell ohne auch nur noch einen Gedanken an
die gewünschte Cola zu verschwenden.
Später erklärte mir jemand vom Personal,
ich hätte vor dem Eingang der "geschlossenen"
Abteilung gestanden.

Übrigens in den 60er Jahren gab es den Begriff
Psychiatrie in den Krankenhäusern offfiziell noch
gar nicht...

Danach kam ich jahrelang ohne Krankenhaus gut durch's
Leben.
Nach meiner Haftentlassung 1985 wohnte ich aus gegebenen Gründen in einer Wohngemeinschaft,
die speziell für entlassene Häftlinge eingerichtet
war, die keinen anderen Wohnsitz mehr hatten.

Mit Unterstützung des Arbeitsamtes begann ich eine
Umschulung zum Restaurantfachmann.
Alles lief seinen Gang, bis der Winter kam.
Ich glitt wieder in eine Depression.
Verließ mein Zimmer nicht mehr, hatte keine Kontakte
mehr zu meinen Nachbarn...

Begleitet wurde das Projekt von einem Sozialarbeiter.
Der fragte mich am Silvestermorgen,
wie ich den Abend wohl feiern würde.

"Gar nicht" sagte ich, und mein Blick ging in Richtung der Deckenlampe. Dazu meinte ich: "Hoch
genug hängt sie ja..."

Ehe ich mich versah, war ich mit diesem Klaus,
so hieß der Soz.-Arbeiter,
gegenüber in einer Arztpraxis.
Der Doktor redete nur kurz mit mir und schon wurde
ich ins Landeskrankenhaus in Wunstorf bei Hannover
eingewiesen.

Diese 14 Tage hier hielt ich nur deshalb aus,
weil mein Zimmergenosse in dieser Klinik,
recht ordentlich Tischtennis mit mir spielt.
Was nicht so gut war,
dass an einer Seite unseres Zimmers ein großes
Fenster war und dadurch hatte uns das Pflegepersonal
immer unter Kontrolle.

Man gab mir einen Stimmungsaufheller,
und die Diagnose lautete: depressiv.

Wieder zurück in Hannover mußte ich erfahren,
dass ich aus dem Umschulungs-Lehrgang genommen wurde,
mit der Begründung, aufgrund des versäumten Stoffes
wäre absehbar, dass ich das Ziel dieser Maßnahme
keinenfalls erreichen könnte.

Irgendwo las ich, dass die Stadt Leute suchte,
die mit helfen möchten, bei der anstehenden
Volkszählung. Ich bewarb mich und bekam einen Bezirk.
Als Honorar dafür erhielt ich mehr als 350,oo DM.

Aus Freude darüber kaufte ich mir allerlei unnötigen
Schnickschnack so war dieses gute Geld schnell
ausgegeben.
Da hatte ich eine Idee.
Ich sprach unserer Klaus an und fragte ihn, ob er
mir eventuell dieses Geld von der Stadt Hannover
quasi vorschießen könne, ich würde meine Forderung
dann an das Karl-Lemmermann-Haus abtreten.
Er überlegte eine Weile und fand er könne mir das
Geld auszahlen.
Somit hatte ich die Kohle doppelt kassiert.

Wegen eines Zwischenfalles mit meinem Nachbarn,
der mich bedrohte, er wolle mich erschießen,
ich hätte versucht ihm seine Freundin
"auszuspannen" flüchtete ich nach Paris.

Dort waren die 300,oo DM die ich bei mir hatte
zwar 900,oo Franc aber Paris ist eben Paris
und dort war eben das Leben teuer...




Über die Abenteuer in Frankreich möchte ich
in der Fortsetzung der Fortsetzung schreiben.


Auf den gut gemeinten Rat einer Leserin
möchte ich hier einen Anhang bringen:

Ich wurde nach meinen Gefühlen gefragt,
die sind in den manischen Phasen nur
positiv, jeden Tag erlebe ich dann nur
glücklich.
Es gibt in diesen Episoden auch keinerlei
Probleme, denn der kleine, glühende Geist hat
für alles gleich eine Lösung parat.

Das Antlitz verändert sich,
man strahlt richtig, die Kontakte zu Menschen
geschehen viel unkomplizierter...

Leider dauert eine solche Zeit nie lange an
und der Absturz ist dann für die arme Seele
sehr schmerzhaft.


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 26.09.2009

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