Es war einmal vor langer Zeit eine Familie mit drei Kindern, und das waren allesamt Mädchen. Der Vater war früher Bergmann gewesen, aber eines Tages war die Erzader erschöpft, und so mußte er sich nun als Holzfäller durch- schlagen; seine Frau jedoch war Näherin.
In einem besonders kalten Winter hatte der Vater einen Unfall mit seiner Axt und kehrte verletzt von einer Lichtung zurück, auf der er gearbeitet hatte. Da die Familie sehr arm war und weit entfernt von einer Stadt am Waldrand lebte, gab es keinen Arzt und keine Medizin für ihn. Die Mutter war ganz verzweifelt, aber dann fiel ihr ein, daß hinten im Wald die Druush lebte - eine Hexe zwar, aber der Tinkturen und Gebräue nicht unkundig. Als sie dies ihren Töchtern erzählte, erschraken diese, aber die älteste Tochter machte sich auf und ging in den tiefen und verschneiten Wald, um die Druush zu finden.
Drei Tage und Nächte wanderte sie einher, bis sie endlich an der Höhle der Hexe anlangte. Dort trug sie ihre Not vor, und die Druush, eine alte Frau mit zerrupftem Haar, fadenscheiniger Kleidung und eine knorrigen Stock in der Hand, kam nachdenklich einige Schritte näher und berührte sie am linken Ellenbogen. "Die Medizin will ich Dir brauen“, krächzte sie dann, "aber Du mußt mir versprechen, mir danach ein Jahr lang hier zu dienen!"
Das Mädchen nickte dazu, aber dachte bei sich: "Wenn ich erst wieder daheim bin, dann ist so eine Zusage schnell vergessen." So erhielt sie den gewünschten Trank und kehrte nach Hause zurück. Der Vater genas von seinem Leiden, und das ganze Jahr über lebte die Familie glücklich zusammen.
Im folgenden Winter wurde jedoch die Mutter krank, und wieder war kein Geld für eine Behandlung da. "Wollen wir nicht die Druush fragen?" meinte der Vater da, "mir hat ihr Gebräu schließlich gut geholfen." Und damit blickte er zu seiner ältesten Tochter. "Du weißt doch, wo die Alte wohnt."
Das Mädchen aber gedachte ihres Versprechens und ahnte, daß die Hexe sie wohl dabehalten würde, wenn sie ihr noch einmal unter die Augen käme. Da trat jedoch die mittlere Tochter vor und meinte, sie werde die Druush wohl finden, an einer Wegbeschreibung würde es zumindest nicht fehlen. Alle waren erleichtert, und nachdem die ältere Schwester ihr gesagt hatte, wo es lang ging, brach sie unverzüglich auf.
Diesmal war es ein noch tieferer Winter als im Vorjahr; die Tannen waren schwer beladen, der Schnee auf den Wegen reichte bis zum Oberschenkel, und wohin man sah, lag die Welt in einem sattem Weiß, das die Geräusche dämpfte und den Wald in einen stummen einfarbigen Irrgarten verwandelte. Doch das Mädchen gab nicht auf und erreichte schließlich die beschriebene Höhle.
Darin saß die Druush und kochte gerade eine dampfende Suppe. Als sie das Mädchen bemerkte, blickte sie mißmutig auf und fragte: „Na, hast Du Dich verlaufen?“
Die mittlere Tochter des Holzfällers zitterte, nicht nur vor Kälte, aber sie erzählte von der erkrankten Mutter und daß sie dringend eine Medizin brauchte.
„Soso“, sagte die Hexe, „einen Trank kann ich Dir wohl geben, aber danach mußt Du zurückkommen und mir zwei Jahre dienen.“
„Zwei Jahre?“ fragte das Mädchen erschrocken.
„Ein Jahr für Dich und ein Jahr für Deine vergeßliche Schwester“, gab die Druush gelassen zurück, „nun, schlägst Du ein?“
Das Mädchen stimmte zögernd zu, und als sie den Trank erhalten hatte, lief sie so schnell sie konnte heim. Als sie das bescheidene Haus ihrer Eltern erreichte und sie sich wieder in sicherer Umgebung fühlte, da kam ihr die Idee, später zur Druush zu gehen, lächerlich und abwegig vor. Stattdessen gab sie ihrer Mutter die Medizin, und diese wurde rasch wieder gesund. Alle waren sehr froh darüber, und ein weiteres glückliches Jahr verging.
Doch wie man sich denken kann, währt nichts ewig, und nach dem Herbst kam der schlimmste und bitterste Winter, den man im Lande je erlebt hatte. Eisstürme und Hagelschauer jagten über Felder und Wälder. Der Schnee fiel wochenlang, bis die Straßen unpassierbar waren, die Häuser zugeschneit und man es überhaupt nur noch vor dem Kamin aushalten konnte. Wenn man einen hatte.
In diesem argen Winter wurden die Eltern von einem Fieber befallen, und sie wurden so kraftlos, daß sie kaum noch vom Bett aufstehen konnten.
„Warum bitten wir nicht die Druush um Hilfe?“ fragte die jüngste Tochter arglos, „die gute Frau hat Mutter und Vater ja bisher immer heilen können.“
Ihre Schwestern waren entsetzt über das Ansinnen, mochten das aber natürlich nicht zeigen und drucksten herum, bis es dem Mädchen zu bunt wurde und es meinte, dann gehe es eben selbst, Winter hin oder her. Und noch bevor die Eltern zur Vorsicht mahnen und die Schwestern warnende Worte äußern konnten, hatte es schon den warmen Mantel ergriffen und sich davongemacht, hinaus in den Schneesturm. Der schneidende Wind zog an ihren Haaren und Eiskristalle setzten sich an der Kapuze ab, aber die dritte der Schwestern kämpfte sich tapfer weiter durch den schier leblosen und erstarrten Wald. Da sie sich die Wegbeschreibung der älteren Schwester vom letzten Winter her gut gemerkt hatten, wußte sie genau, wo die Druush hauste, und gelangte schon nach einem Tag zum Eingang der Höhle, aus dem es verheißungsvoll dampfte.
Die alte Frau war also daheim! Voll Freude wagte sich das Mädchen ins Dunkel der Höhle und machte einen artigen Kratzfuß, als es die Hexe erblickte.
„Für Bittsteller bin ich heute gar nicht zu haben“, murmelte die Druush. Sie war so ungerührt wie ihre Suppe.
„Aber es geht um meine lieben Eltern“, wandte das Mädchen ein, „sie sind schwer krank und bedürfen Eurer Hilfe, weise Frau.“
„Aha!“ krächzte die Hexe, „Du versuchst es also mit Höflichkeit! Das ist ja mal ganz was Neues. Dann hör zu, wie der Handel läuft: ich gebe Dir einen Trank, der für beide reicht, und Du wirst mir hernach drei Jahre lang dienen.“
„Drei Jahre?“ fragte das Mädchen nachdenklich.
„Oh ja. Ein Jahr für Dich und zwei Jahre für Deine mißratenen Schwestern“, erwiderte die Druush kalt, „sag‘ ja oder geh weg.“
„Drei Jahre Dienst bei Euch sind nicht zu viel für das Wohlergehen meiner Eltern“, meinte die dritte Tochter, „so soll es sein.“
Daraufhin ließ sich die Druush das Fieber beschreiben und braute einen hexerischen Trank, der vom Heiligen Synod wohl mit Mißtrauen beäugt worden wäre. Aber Moskau ist fern, wie es im Sprichwort heißt. So eilte das Mädchen nach Hause und konnte den Kranken die Medizin gerade noch rechtzeitig einflößen. Am Tage darauf, als die Eltern auf dem Weg der Besserung waren und der jüngsten Tochter nicht genug danken konnten, nahm diese abermals den Mantel und verabschiedete sich von allen.
Da waren die Eltern sehr erschrocken, denn von einem Handel mit der Druush hatte ihnen bisher ja niemand etwas erzählt. Auch die beiden älteren Schwestern taten so, als wüßten sie nichts davon, und wollten es der jüngeren ausreden, doch diese bestand darauf, ihr Wort zu halten. Und da half alles nichts, sie machte sich wie versprochen auf und ging abermals zu der Hexe.
Diese nahm sie freundlich auf und lehrte sie allerlei Dinge, auch so manches Kunststück. Da ging es um Tinkturen und Tränke, Tiegel und Töpfe, Glocken und Gifte, Salben und Salamander, Besen und Bücher, Flieder und Fledermäuse, Mieder und Moder, Schädel und Sprüche. Das wunderbarste von allem aber war der Frostkristall, der die Form eines Eiszapfens hatte und zu den siebzehn Winterkristallen von Väterchen Frost gehörte. Jedes Jahr kam dieser nämlich vorbei, tippte ihn an, und dieser Klang sorgte in weitem Umkreis für das Nahen des Winters. Obendrein war der Kristall einfach sehr schön, so wie er auf seinem Samtkissen glitzerte. Die Druush war sehr stolz darauf, daß der Frostkristall bei ihr aufbewahrt wurde, denn es war einer, den früher die Hexe Baba Jaga besessen hatte, bevor sie ihn bei einer Verfolgungsjagd im Wald verloren hatte. Doch das war schon lange her.
Für die junge Gehilfin vergingen die drei Jahre wie im Fluge, und obwohl sie in einer Höhle lebte, die Haare nicht kämmen durfte und ihr Kleid immer fadenscheiniger wurde, war sie doch guter Dinge und half der Druush so gut sie konnte. Schließlich war der Tag gekommen, an dem die Pflicht vorbei war.
„Nun, Mädchen, magst Du wohl zurückkehren zu Deinen garstigen Schwestern“, brummte die Hexe. „Hättest nicht wenigstens Du das Versprechen gehalten, so wäre ich wohl vorbeigekommen und hätte den Bären erzählt, wo es leckeres Fleisch gibt.“
„Ach, das hättet Ihr doch nie gemacht, gute Druush. Da wollt Ihr mir wohl eher einen Bären aufbinden!“
„Täusch Dich da mal nicht, Mädchen… wie heißt Du überhaupt?“
„Zdena“, antwortete die Gehilfin und machte einen Knicks.
„Nun genug der Vertraulichkeiten“, knurrte die Druush darauf, „mach Dich jetzt fort, ich will Dich nicht wiedersehen!“ Aber Zdena wußte, daß die Alte sie liebgewonnen hatte wie eine Tochter, sie vermochte es bloß nicht auszudrücken. So kam es zu einem knappen Abschied, und schon gut einen Tag später stand das Mädchen wieder vor der Tür des Elternhauses.
Als sie an der Tür klopfte, machte die älteste Schwester auf und erschrak mächtig, denn vor ihr stand eine Frau in einem zerrissenen Kleid, mit schmutzigem Gesicht und mit wirren Haaren. Gleich schloß sie die Tür wieder, denn das konnte nur die Druush sein!
Erst als Zdena schon weinte und die Namen der Eltern rief, erkannte man sie, ließ sie ein, und dann gab es doch noch ein fröhliches Wiedersehen, obwohl man sie zunächst in einen Zuber steckte und ihre Haare kämmte. Alle waren natürlich neugierig, was ihr bei der Druush wohl widerfahren sein mochte, und es gab viel zu erzählen. Die beiden Schwestern waren am meisten an dem wunderbaren Kristall interessiert, und schon einige Tage später brachen sie unter dem Vorwand, Pilze zu suchen, in den Wald auf.
In Wirklichkeit gingen sie natürlich zur Höhle der Druush, um den Frostkristall an sich zu bringen, denn dieser versprach wertvoll zu sein, und Angst verspürten sie auch nicht, denn ihre bisherigen Begegnungen mit der Hexe waren für sie ja folgenlos geblieben. Im Schutze der Nacht gelang es ihnen tatsächlich, den Kristall zu entwenden. Die Druush hatte keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen getroffen, denn außer ihrer Gehilfin hatte sie niemandem davon erzählt, und selbst im Dorf glaubte niemand, sie hätte irgendetwas von Wert in der Höhle.
Kaum wieder im Walde, bekamen die Mädchen jedoch Gewissensbisse und schließlich doch Angst, die Druush sei ihnen auf den Fersen. Außerdem strahlte ihre Beute eine so unheimliche Kälte aus, daß sie fürchteten zu erfrieren, wenn sie das Kleinod noch länger bei sich trügen.
Doch in jenem Moment ertönte in der Ferne der wütende Schrei der Hexe, und so war eine unauffällige Rückgabe unmöglich. Da kam die ältere Schwester auf die Idee, den Kristall im alten Bergwerk loszuwerden. Ihr Vater hatte ja oft genug davon erzählt. Die Mine lag auch nicht weit entfernt, und so krochen sie hinein und warfen den Frostkristall in den tiefsten Schacht. Danach kehrten sie mit unschuldigem Blick heim und erklärten, sie hätten leider keine Pilze gefunden, es sei noch zu kalt.
Die jüngste Tochter aber hatte bei der Druush gut aufgepaßt und wußte alles über Pilze. Hilfsbereit sprang sie auf, während ihre Schwestern protestierten, und lief in den Wald, wo sie einige verschwiegene Plätze kannte, an denen der eine oder andere Pilz wachsen mochte. Auf dem Weg begegnete sie der Druush, welche mittels ihrer Kräfte schon festgestellt hatte, wo der fehlende Kristall abgeblieben war.
„Erweise mir einen letzten Dienst, Mädchen“, bat sie, „bringe mir den Frostkristall zurück. Du findest ihn ganz unten im letzten Schacht des Bergwerkes.“
„Das mag nicht leicht werden, aber für Euch würde ich es tun“, erwiderte die mutige Zdena. „Doch sagt, wieso holt Ihr ihn mit Euren Kräften nicht einfach selbst?“
Da verriet ihr die Hexe, daß sie wegen ihrer Naturkräfte keine Bauwerke der Menschen mehr betreten konnte, weswegen sie ja auch in einer Höhle lebte. Also willigte Zdena ein, ihr zu helfen. Bevor die Druush umkehrte, gab sie dem Mädchen noch eine Salbe aus Gänsefett und Molchaugen mit. „Trag sie auf, damit Du die arge Kälte nicht verspürst, die von dem Kristall ausgeht“, riet sie noch, dann verschwand sie wie Nebel zwischen den Tannen.
Zdena machte sich auf, wanderte zu dem stillgelegten Bergwerk und benutzte die Salbe. Dann durchsuchte sie im Schein einer Laterne, die sie an einem Haken eines Stollens gefunden hatte, die Gänge, bis sie zum letzten und tiefsten Schacht kam.
Dort war etwas Schreckliches geschehen. Der Aufprall des Kristalls auf dem Boden war so stark gewesen, daß er ein wenig zu klingen begonnen hatte, und selbst ohne die Macht von Väterchen Frost war seine eigene Kälte groß genug, um den gesamten Schacht zu vereisen. Und die Wirkung dehnte sich immer weiter aus.
Zdena nahm ihren ganzen Mut zusammen, hängte die Laterne an den Gürtel und begann den Schacht hinabzuklettern. Er war ganz klamm und kalt und rutschig, und mehr als einmal wäre sie fast abgestürzt. Der Schacht war so tief, daß er in den Bergmannsaufzeichnungen in Gladowirsk eine Rekord- auszeichnung bekommen hatte, und daher brauchte das Mädchen Stunden, um nur einen Teil der Strecke zurückzulegen.
Zdena kam an Nebenschächten vorbei, in denen nun Eis- salamander und Grottenolme hausten und sie mißbilligend ansahen. Sie kletterte unbeirrt weiter, immer tiefer, umgeben von Fels und Eis, ein flackernder Lichtpunkt, umgeben von abgrundtiefer Dunkelheit. Später, schon fast auf halber Strecke, fiel das spärliche Licht ihrer Laterne auf Wesen, die sie für Zwerge oder Kobolde hielt und die sich schnell in die Schatten verzogen. Und noch ein gutes Stück tiefer, als der eisige Grund schon glitzernd auszumachen war, kamen einige Höhlentrolle hervor und fragten nach ihrem Begehr. Doch auch als sie den Grund ihrer Anwesenheit erklärte, wichen die riesigen Kreaturen nicht, sondern hielten sie fest.
„Es ist nun unsere Höhle“, knurrten sie, „und ihr Menschen habt hier nichts mehr verloren.“
„Doch“, widersprach das Mädchen, „nämlich einen Kristall. Merkt ihr nicht, wie sich davon der Winter ausbreitet?“
Das mußten die Trolle zugeben, aber wegen ihres dicken Fells machte ihnen das wenig aus.
„Ich möchte nur den Kristall holen, und dann lasse ich euch hier wieder allein“, erklärte Zdena, „bitte laßt mich weitergehen, ich habe es der Druush versprochen.“
„Der Druush, soso“, brummten die Trolle. Offenbar war ihnen die Hexe nicht unbekannt.
Und während sie da noch redeten, wurde die Eisschicht an den Wänden dicker, und aus dem Nichts kam ein Schneewirbel auf. Das war den Trollen dann doch zuviel.
„Hör auf damit!“ grollten sie. „Nimm den Kristall bloß mit und verlasse uns!“
Das ließ sich Zdena nicht zweimal sagen, und so schnell sie konnte stieg sie weiter abwärts, bis sie auf dem Boden stand und den Frostkristall sah. So nah stand sie nun daran, daß selbst ihre Laterne einfror und die Kerze ausging. Zdena wagte nicht daran zu denken, was mit ihr selbst geschehen wäre, wenn sie die Salbe nicht erhalten hätte. Aus Vorsicht vor dem Kristall legte sie ihn in die ansonsten nutzlose Laterne, und als sie überlegte, wie sie nur wieder nach oben gelangen sollte, streifte ein Seil ihre Hand.
„Halt Dich daran fest, Menschenmädchen!“ ertönte die rauhe Stimme eines Trolls von oben, und kaum war sie der Anweisung gefolgt, wurde sie auch schon in halsbrecherischem Tempo aufwärts gezogen, vorbei am Grollen der Trolle, dem Gewisper der Kobolde und dem Schleichen der Olme. Dann stand sie wieder im Stollen, der zum Ausgang führte, und in der Ferne war das schwache rötliche Schimmern von Tageslicht zu sehen; ein neuer Tag brach bereits an.
Müde schleppte sie sich nach draußen, wo schon die Druush stand, und händigte ihr die Laterne aus.
„Das hast Du gut gemacht, Zdena“, meinte die Hexe, „und es wäre klug, nicht zu verraten, was alles in der Tiefe haust.“
Das Mädchen nickte nur müde, während die Druush ihr die Hand auf die Schulter legte und vom gerechten Lohn der Tapferen sprach. Danach trennten sie sich, und gegen Mittag war Zdena endlich zu Hause – trotz der Salbe ziemlich durchgefroren und vor allem von der langen Kletterei und dem Hängen am Seil völlig erschöpft.
Ihre Schwestern hatten derweil den Eltern alles erzählt, von den vergessenen Versprechen bis zum Entwenden des Kristalls. Sie hatten nicht länger schweigen können und bereuten ihre Dummheiten. Die Eltern waren erstaunt und betrübt darüber, und weil Zdena alles ins Lot gebracht hatte, beschlossen sie, daß die Schwestern ihr einen Monat lang jeden Wunsch von den Augen ablesen sollten. Zdena selbst wollte aber nur schlafen und legte sich, ohne sich auch nur auszuziehen, ins Bett.
„So helft ihr doch wenigstens mit den Stiefeln“, ordnete die Mutter streng an. Und als die Schwestern an Zdenas Stiefeln zogen, fielen so manche Silberklumpen heraus.
„Die müssen ihr im Bergwerk hineingefallen sein“, meinte der Vater erfreut, „vielleicht ist die Erzader doch noch nicht am Ende. Auf jeden Fall sind wir nun keine armen Mäuse mehr.“
Und seitdem lebte die Familie Zeit glücklich, zufrieden und in bescheidenem Wohlstand. Was aber aus der Druush wurde, davon berichten nur die Legenden, die man sich im tiefsten Winter an den Feuern erzählt.
Tag der Veröffentlichung: 28.02.2012
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
"Obéshchannogo tri goda zhdut, i v tihom omute cherti vodjatsja."
-- Russisches Sprichwort
("Auf Versprochenes wartet man drei Jahre, und in einer stillen Untiefe hausen die Teufel.")