Herbststürme
Still ruht der Wald, gleich neben dem See.
Spiegelglatt ist noch dessen Fläche.
Kälte rückt an. Vielleicht gibt es Schnee
und bedeckt alles bis auf Flüsse und Bäche.
Ein halber Mond zieht zaghaft bald auf,
doch Wolken ziehen sich, ballend, nun zu.
Unbemerkt nimmt der Mond seinen Lauf.
Und der Himmel bedeckt sich im Nu.
Ganz leise fängt es zu rascheln an:
ein Hauch fährt durch die alten Äste,
verharrt kaum bei einem Wandersmann,
der schon lang auf einer ehernen Queste.
Die gewaltigen Kiefern knarzen voll Spott
über den Irrsinn der Menschen im Walde.
Hier hilft ihnen keiner; nicht Zauber noch Gott,
und Träume sind bestimmt für die Halde.
Verweht sind die Nebel, die Luft bricht sich Bahn
auf ihrem Weg durch vielerlei Schneisen.
Man meinte fast, dies sei der schreckliche Plan
und die Art eines Teufels, zu reisen.
Nun bricht der Sturm los, klammert euch nur gut fest!
Da gibt es kein Retten und Halten.
Der Orkan braust schier unaufhaltsam von West
und innen drin sieht man Gestalten.
Gar entfesselt hat sich nunmehr die Natur:
die Wolken rasen am Firmament.
So graugrimmig ächzen die Bäume und stur,
daß man den Wald nicht wiedererkennt.
Da rauscht es und klappert im röhrichten Tann´,
da wirbeln die Winde durch Schindel und Strauch;
es grauet dem Morgen, dem Mond und dem Mann -
und dem endlich erschöpften Schreiberling auch.
Texte: Aus einer Jahreszeitensammlung von 2003
Tag der Veröffentlichung: 14.11.2009
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