,,Tapetenwechsel gefällig?
Schnee, Eis, Kälte, Einsamkeit und viel Arbeit warten auf dich. Du bist unter 1,20 m und hast es satt dich als Trethupe, Standgebläse, Zwerg, Halbportion, Kurzer, Liliputaner, Hosenscheißer, Furz knoten oder Männlein beschimpfen zu lassen? Dann suchen wir genau dich!
Interesse? Dann komm am 22.12. um 13:00 Uhr zum hiesigen Waldrand.“
Herr Muster, ein ca. 1,22 m kleiner etwas rundlicher Mann anfange dreißig las sich die Anzeige, die er aus der Rundschau ausgeschnitten hatte, nochmals durch.
Er blickte sich um, doch außer dem Wald der vor ihm lag war nichts und niemand zu sehen.
Er war allein. Vielleicht stand er an der falschen Stelle?
Oder, und das war viel wahrscheinlicher, das Leben hatte ihm mal wieder an der Nase herum geführt.
Das würde zu seinem Leben passen dachte er sich verbittert. Er knöpfte sich seine dicke Winterjacke zu und zog sich seine Wollmütze tief ins Gesicht, bevor er trotz seiner Zweifel am Waldrand entlang ging,
Nach ein paar Metern blieb er dann verwundert stehen.
Vor sich sah er einen bunt geschmückten Lorbeerstrauch und davor stand ein großer brauner Schreibtisch an dem ein sehr kleiner und sehr geschäftig wirkender Mann saß.
In seiner Hand hielt er eine große rote Kugel in die er leise hinein sprach.
Unentschlossen betrachtete Herr Muster die skurrile Situation, als der Mann hinter dem Schreibtisch ihn bemerkte. Sofort zauberte sich ein Lächeln auf sein Gesicht, er legte die jetzt leuchtende Kugel beiseite und zupfte seine dunkelgrünen Anorak zurecht.
,,Guten Tag, Schön das sie gekommen sind. Bitte setzen sie sich doch!“
Plötzlich stand vor dem Schreibtisch ein schwarzer Ledersessel. Herr Muster hätte schwören können, dass er vorher noch nicht dort gewesen war, aber das war ja albern.
Ein Sessel kann nicht einfach so aus dem Nichts erscheinen.
,,äh, ich äh .. danke nein,“ Herr Muster drehte sich auf dem Absatz um, ,, Es war eine dumme Idee hier her zu kommen. Äh einen schönen Tag noch.“
,,Warten sie. Sie sind doch bestimmt hier wegen der Anzeige aus der Zeitung, oder? Bleiben sie stehen, sie wären perfekt für den Job. genau das was wir suchen!“
Wie konnte er denn genau richtig sein? Immerhin hatte er noch keinen richtigen Satz mit dem jetzt etwas hibbelig wirkenden Mann gesprochen. Trotzdem wurde er neugierig, denn er wurde noch nie als genau richtig betitelt.Immer war er der etwas zu kleine, etwas zu dicke , der sein Leben nicht auf die Reihe bekommt. Der nie irgendwo hinein passte und als Ausätziger behandelt wurde. Zudem konnte es ja nicht schaden dem Mann ein paar Minuten zu zu hören.
Noch etwas zögerlich setzte er sich.
,,Na sehen sie. Okay wie heißen sie?“
,,Joe Muster.“
,,Haben sie Familie oder Freunde?“
Was war das denn für eine Frage? Was ginge es den Mann überhaupt an? War es relevant für den Job, dass er keine Frau hatte oder dass er sich nicht einmal die Woche mit irgendwelchen Freunden in der Kneipe traff?
,,Nein.“
Er konnte es nicht verhindern, denn die Worte strömten einfach aus ihm her raus.
,,Okay. Sind sie momentan noch irgendwo fest beschäftigt?“
,,Nein.“
,,Haben sie irgendwelche Krankheiten?“
,,Nein.“
,,Ausgezeichnet. Dann darf ich ihnen gratulieren, sie haben den Job. Gut dann hoffe ich sie haben alles wichtige bei sich, denn wir würden dann sofort los.“
Verwirrung machte sich in Herr Muster Gehirn breit. Das ging ihm zu schnell, so dass er dem ganzen nicht mal etwas entgegen setzen konnte. Noch nie hatte er einen Job durch ein Vorstellungsgespräch bekommen. Das war ein unglaubliches Gefühl, doch wusste er noch rein gar nichts über seine neue Arbeit.
Der quirlige Mann vor ihm packte schon seine sieben Sachen zusammen, als Herr Muster endlich aus seiner starre aufwachte.
,,Einen Moment mal. Wo werde ich den in Zukunft arbeiten? Wofür habe ich mich denn grade beworben? Ich meine in ihrer Anzeige stand nicht sonderlich viel über die Stelle drin, außer dass er für Kleinwüchsige zu sein scheint und dass es in einer kalten und einsamen Region auszuüben ist.“
Der Mann vor ihm erstarrte in seinem hektischen Gebaren.
,,Da haben sie recht,“ sagte er und schien angestrengt nach zu denken, bevor er dann zu lachen begann, ,, Mensch manchmal bin ich einfach zu schnell für mein Gehirn. Wissen sie, dann überspringt ich gerne ein paar Teile. Nun ja es handelt sich um eine Stelle in einer Spielzugfabrik. Sie befindet sich am Nordpol. Kost und Logiere sind frei. Dazu bekommen sie ein überdurchschnittliches Gehalt.“
Das war dass Zauberwort. Denn was hatte Herr Muster auch schon zu verlieren?
Seine mikriege Wohnung in der die Kakerlaken seit Sonntag die Oberhand gewonnen hatten oder seinen tristen Alltag der sich seit Jahren nur noch in seiner kleinen Wohnung abspielte?
Nein, jetzt würde er sein Leben ändern, eine Menge Geld verdienen und vielleicht sogar noch eine Familie gründen.
Jeder andere wäre bei der Stellenbeschreibung vielleicht stutzig geworden, doch nicht Herr Muster.
,,Gut wollen wir dann?“ der Mann griff unter den Tisch und holte einen kleinen roten Sack hervor.
,,Was? Jetzt? Sofort?“
,,Ja, bitte. Stehen sie auf,“ etwas ungarlant hob er seinen Stuhl hoch und stopfte ihn in den roten Sack.
Herr Muster rieb sich die Augen, wie passte dieser riesige Stuhl in diesen viel zu kleinen roten samt Sack?
Doch was der Mann danach probierte war noch unglaublicher. Er hob den Tisch an und stellte den ersten Fuß in den Sack. Nur einen Lied-schlag später war der Tisch verschwunden.
Selbst der große Ledersessel auf dem Herr Muster gesessen hatte verschwand ohne Platzmangel in dem Beutel, den der Mann sich anschließend an seinen Gürtel band.
,,Gut. Wir müssen los. Kommen sie. Wir gehen ein Stück in den Wald hinein.“
Herr Muster war es mittlerweile schlecht geworden. War das grade wirklich passiert oder halluzinierte er? Wie konnte das funktionieren. Es widersprach jeglichen physikalischen Gesetzen. Es war ein Fehler an zu nehmen das dieser Job wirklich eine reale Chance für ihn wäre.
Jetzt würde er gleich ermordet, zerstückelt und dann weg gekarrt. Der Mann nahm ihn am Arm und zog ihn mit sich. Für einen so kleinen Wicht hatte er eine enorme Kraft, so dass Herr Muster gar keine andere Wahl hatte als mit ihm zu gehen. Nach einer Weile blieb der Mann der ihn hinter sich herzog stehen, hob einen Stock auf und zeichnete ein Rechteck in die Luft.
Mit einem Schmatz erschien in den unsichtbaren Linien zuerst Konturen und dann die ganze Tür.
Das war zu viel.
Herr Muster versuchte sich los zu reißen, doch die starken Hände ließen dies nicht zu. Ganz im Gegenteil, der Besitzer der Hände schien es nicht mal mehr zu bemerken.
,,Gut dann wollen wir mal. Ich nehme an sie reisen zum ersten mal auf diese Weise. Da kann es schon mal etwas zwacken und unangenehm sein, aber ich versichere ihnen es ist nicht gefährlich,“ mit diesen Worten sprang der Mann durch die Tür und zog Herr Muster mit einem Ruck einfach hinter sich her.
Es wurde dunkel und die Temperatur sank merklich, doch was Herrn Muster wirklich etwas ausmachte war, dass es sich anfühlte wie eine Achterbahnfahrt.
Er wurde hin und her geschleudert, so dass er nicht mehr wusste wo oben und unten war. Sein einziger Halt war die Hand, die ihn immer noch fest im Griff hatte.
Er hatte die Befürchtung sich gleich übergeben zu müssen oder gar ohnmächtig zu werden, also schloss er einfach die Augen und hoffte das es bald vorbei war.
Unendlich lange Sekunden später prallte er unsanft auf einen harten Boden auf.
Es roch nach einem Tannennadeln und Zimt, doch Herr Muster ließ die Augen noch geschlossen um sicher zu gehen, dass sein Magen auch mitbekommen hatte, dass er wieder festen Untergrund unter sich hatte.
,,So da wären wir,“ die Stimme kam aus unmittelbarer Nähe und gehörte seinem Kidnapper.
Endlich öffnete Herr Muster seine Augen. Der Mann mit den Zauberkräften stand schon auf seinen Beinen und streckte ihm die Hand entgegen.
,,Wo bin ich,“ fragte Herr Muster während er sich aus eigener Kraft aufraffte.
,,Am Ende und am Anfang der Welt. Am Nordpol, da wo Kinderträume wahr werden.“
Herr Muster verstand nur Bahnhof. Wie konnte er so schnell zum Nordpol kommen und wieso sollten hier Kinderträume wahr werde. Verängstigt schaute er sich um. Seine Umgebung war ein großer Raum in dem ein leuchtendes Kaminfeuer brannte. Viele Sofas die zum gemütlichen faulenzen einluden standen um das Feuer. Überall waren Kerzen und Tannenzweige, die mit bunten Kugeln und rot, weißen Stangen geschmückt waren.
Es sah nicht sonderlich Furcht einflößend aus.
,,Ich bin am Nordpol?“
,,Ja, sie werden hier bei uns in der Spielzugauslieferung arbeiten. Mit unserem Chef höchst persönlich“
Immer noch hatte Herr Muster das Gefühl, dass er nur die Hälfte verstand.
,,Aber wie....., wir waren doch grade noch......, wer sind sie eigentlich?“
,,Ich bin Klingel, erster Elf des Weihnachtsmanns. So zu sagen seine Rechte Hand, wenn ich das so sagen darf.“
,,Von wem?“
Nun war es an Klingel der verwirrt aussah.
,,Der Weihnachtsmann. Weißer Rauschebart, roter Anzug, bringt den Kindern Geschenke...“
,,Ein alter Mann der Kindern Geschenke bringt? So ein Unsinn. Ich war auch mal ein Kind und ich habe nie etwas von diesem Weihnachtsmann gehört. Ich glaub ich muss mich setzen:“
Herr Muster ging ein paar Schritte zurück und ließ sich dann auf eines der Sofas fallen.
Klingel sah ihn immer noch nach der Fassung ringend an, als könnte er es nicht glauben, dass es tatsächlich jemanden gab der den Weihnachtsmann nicht kannte.
,,Du kennst wirklich nicht die Legende des Weihnachtsmannes? Man das ist ja Wahnsinn.“
,,Wahnsinn ist der Richtige Ausdruck dafür. Du bist Wahnsinnig. Du willst mir also verklickern, wir sind am Nordpol, bei einem alten Sack der Spielzeuge bastelt und sie dann den Kinder schenkt. Wenn das stimmt fresse ich einen Besen. Also erzähl mir bitte keine Märchen mehr und bring mich nach Hause.“
,,Willst du es dir nicht erst mal ansehen? Der Weihnachtsmann wird dich persönlich empfangen. Er bestand darauf,“ es schien so als hätte sich Klingel gefangen. Jetzt war wieder ein Lächeln auf seinen Lippen. Er wirkte richtig animiert.
,,Was gibt es denn da zu gucken? Sind wir hier vielleicht bei der versteckten Kamera? Und der Weihnachtsmann ist in Wirklichkeit irgendein Moderator, der mich durch den Kakao zieht?“
„Es ist mir zwar unbegreiflich wie man Weihnachten mit all seinen Zauber nicht kennen kann, aber bitte lass es dir zeigen und sprich mit dem Weihnachtsmann. Er wird dir alles erklären und dann wirst du mir glauben,“ Klingel ging einen Schritt auf Herr Muster zu und reichte ihm die Hand.
Doch Herr Muster war immer noch skeptisch, auch wenn er zugeben musste, das dieser Klingel unglaublich überzeugend und ernst wirkte. Aber das konnte nicht sein. Er war auch einmal jung und er bekam nie Geschenke. Er wusste nun nicht mal was Weihnachten bedeutete und wozu es gut sein sollte. Wieso also sollte er sich auf irgendwas einlassen?
Doch Klingel wollte nicht nachgeben.
,,Komm gib dir einen Ruck. Ich weiß nicht warum du als Kind nichts von dem Weihnachtsmann bekommen hast, warum du nicht mal wusstest dass es Weihnachten gibt, aber bitte lass es dir erklären. Lass mich dir zeigen, wo du arbeiten wirst, für wen du arbeiten wirst. Was Weihnachten ist. Du wirst begeisterst sein, versprochen.“
Zögernd gab Herr Muster ihm die Hand.
Mit einem gewinnenden Grinsen führte Klingel ihn durch den Raum zu einer Tür.
Er öffnete sie und zog Herrn Muster nach draußen.
Ein eisiger Wind wehte, so dass Herr Muster zunächst die Augen schließen musste.
Nachdem er sich an die Witterung gewöhnt hatte und die Augen öffnete, konnte er es nicht fassen was er da sah.
Vor ihm lag eine Stadt aus kleinen Holzhütten, die über und über mit Tannenzweigen, bunten Kugel und warmen Lichtern geschmückt waren. Der Schnee rieselte leise und ließ alles so aussehen, als wäre es mit Zuckerwatte bedeckt.
Zwischen den Häusern rannten hektisch wirkende Frauen und Männer umher, die alle nicht größer waren als Herr Muster selbst. Sie trugen rote und grüne Jacken, dicke Pudelmützen und ihre Ohren waren merkwürdig verformt. Sie waren spitz und lugten unter den Mützen hervor. Weiter hinten unter einem großen hölzernen Kaport stand ein großer Schlitten, in dem Schon mehre rote Säcke geladen wurden. Hinter dem Schlitten standen 8 Rentiere die von der ganzen Hektik unberührt Gras fraßen.
Das Bild dass sich ihm bot war beeindruckend und fremdartig, aber dennoch erschreckend vertraut. Es berührte ihn obwohl er sich nicht erklären konnte warum. Das einzige an das er denken konnte war das Wort magisch.
,,Wir sind hier etwas im Streß. Immerhin ist bald Weihnachten und der Gehilfe vom Weihnachtsmann ist dieses Jahr leider nicht mehr bei uns. Wir sind also auf dich angewiesen, denn wir wollen Weihnachten doch nicht ausfallen lassen. Der Weihnachtsmann kam auf die Idee einfach eine Stellenausschreibung zu schalten. Du bist der Einzige der tatsächlich gekommen ist. Dabei haben wir in vielen hundert Städten gesucht. Wir brauchen dich als Gehilfen des Weihnachtsmannes an Heiligabend. Du musst mit ihm die Geschenke austragen,“ Klingel führte ihn mitten hinein ins Getümmel.
Herr Muster versuchte angestrengt nicht im Weg herum zu stehen, denn unentwegt quetschten sich Elfen an ihm vorbei.
,,Wieso denn ausgerechnet mich? Ich versteh das nicht. Wie soll ich mit dem Weihnachtsmann die Geschenke ausliefern wohin?“
,,Wir Elfen haben eine ungemeine Flugangst und stehen dem Weihnachtsmann nur im Weg. Wir brauchten dafür einen Menschen. Einen ganz bestimmten vorzugsweise, aber dass wird er dir persönlich erklären.“
,,Flugangst? Ich soll Fliegen? Ich bin gar kein Pilot und auch noch nie zuvor geflogen.“
,,Keine Angst, den Schlitten wird der Weihnachtsmann lenken, auf jemand anderen hören diese Rentiere auch gar nicht. Du musst ihm nur bei der Liste helfen und ihm die Geschenke angeben.“
,,Ich versteh wieder nur Bahnhof,“ Herr Muster ließ sich in eine der Hütten hinein führen.
Es war ein einziger großer Raum in dem wieder ein Kamin, Licht spendete und für eine gemütliche Stimmung sorgte.
Dieser Raum war recht chaotisch. Überall standen Regale die über und über gefüllt mit Bücher waren. In einer Ecke stand ein großes Bett mit dicken Federdecken und flauschigen Kissen. Vor dem Kamin stand ein großer grüner Sessel mit einer hohen Lehne. Es schien so als ob jemand in ihm sitzen würde, doch man konnte nicht erkennen wer es war, denn er saß von Herr Muster abgewand.
,,Ich denke dass sollte dir alles der Weihnachtsmann höchst persönlich erklären. Er kann sich viel besser ausdrücken als ich und ich denke du wirst dann alles verstehen.“
Herr Muster war plötzlich sehr nervöser obwohl er von diesem Mann im rotem Anzug doch erst vor ein paar Minuten erfahren hatte.
Seine Hände waren schwitzig und er zitterte sogar ein bisschen. Klingel schob ihn in Richtung Sessel, winkte ihm nochmals aufmunternd zu und verabschiedete sich aus der Tür.
Herr Muster war alleine. Vorsichtig ging er einen Schritt auf den Sessel zu und versuchte an ihm vorbei zu schauen um einen Blick auf den Weihnachtsmann zu erhaschen.
,,Ah Joe, da bist du ja endlich,“ die tiefe und bassige Stimme erschreckte Herr Muster, so dass er abrupt stehen blieb, ,, ich wusste dass es funktionieren würde. Es war schwer dich zu finden, denn unsere Beschreibungen waren nicht sehr genau. Doch was lange währt, wird endlich gut, was?“
Der Sessel drehte sich und Herr Muster sah zum ersten Mal den Weihnachtsmann.
Sein weißer Bart reichte bis zu seiner Brust und seine weißen Haare umrandeten sein rosig glühendes Gesicht. Auf seiner Nase hatte er eine Brille, die ihm bis zur Spitze gerutscht war. Er strahlte bis über beide Ohren und sein röhriges lachen ließ seinen dicken Bauch auf und ab wackeln.
Herr Muster war gebannt von diesem Bild, von diesem Mann der eine unglaubliche wärme ausstrahlte. In seinem Inneren wurde es warm und er fühlte sich mit einem Mal geborgen. Seine Angst war verschwunden, denn sein Gefühl sagte ihm, dass er diesem rüstigen alten Mann vertrauen konnte.
,,eure Bescheibungen?“ die Worte klangen weit entfernt.
,,Ja die von deinem Vater und mir. Setzt dich, ich werde es dir erklären,“ neben dem Weihnachtsmann erschien ein weiterer Sessel, ,, Willst du einen Kakao?“
,,Äh... ja, sehr gern,“ Herr Muster setzte sich neben den Weihnachtsmann und nahm die dampfende Tasse entgegen. Es roch himmlisch gut und schmeckte noch besser. Ein wohliger Schauer durchlief seinen Körper. Zum ersten mal seit gefühlten Wochen konnte er sich zurück sinken lassen und fühlte sich wohl.
,,Joe, die Legende vom Weihnachtsmann ist dir nicht bekannt. Es ist kaum zu glauben denn das war aber nicht immer so. Früher kanntest du sie, sogar besser als jedes andere Kind auf der Welt, denn du warst ein Teil von ihr. Aber ich fange von vorne an. Der Weihnachtsmann reist in der Nacht vom 24.12 um die ganze Welt und beschenkt alle artigen Kinder. Das ist mein Job, doch das zu schaffen ist eigentlich unmöglich. Deshalb hat der Weihnachtsmann 8 Rentiere die ihn mit einem Schlitten durch die Luft ziehen, schneller als jede Maschine dieser Welt..
Die Namen dieser Rentiere sind Dasher, Dancer, Prancer, Vixen, Comet, Cupid, Donder und Blitz. Ach ja und Rudolph. Unser jüngstes Mitglied. Was die wenigsten jedoch wissen, ist dass der Weihnachtsmann noch mehr Hilfe hat. Nicht nur seine Rentiere helfen beim Austragen der Geschenke. Nein. Der Weihnachtsmann hat einen Gehilfen, der ihm die Geschenke anreicht und ihm mit der Liste hilft, auf der die artigen Kinder vermerkt sind. Er ist sehr wichtig für den Reibungslosen Ablauf von Weihnachten. Dieser jemand ist der einzige Mensch der in diesem Dorf mit seiner Familie lebt. Eines Tages ist dieser jemand dann selbst Vater geworden. Er war unheimlich stolz und als das Kind älter wurde, wollte der Vater es zum ersten Mal mit auf die Fahrt an Heiligabend nehmen. Es ist so eine Art Familiengeschäft, denn jede Generation seiner Familie war schon Gehilfe des Weihnachtsmannes und so war es auch für seinen Sohn bestimmt.
Doch an diesem Abend war es sehr stürmisch und wir bekamen starke Turbolenzen. Der Schlitten wackelte heftig und ich hatte kaum Kontrolle über die Rentiere. In einer besonders starken Böe geschah es dann. Das Kind fiel hinaus. Die Wolken waren so dicht, das wir Mühe hatten etwas zu sehen und so verloren wir das Kind aus den Augen. Das einzige was ich noch für es tun konnte, war es sanft durch einen Zauber landen zu lassen. Irgendwo.
Erst viel später haben wir erfahren, dass das Kind noch lebt. In einem grauenerregenden Kinderheim war es untergekommen, in dem man keine Geburtstage, kein Ostern nun nicht einmal Weihnachten feierte. Doch als wir das erfuhren, war es schon zu spät. Das Kind war inzwischen Volljährig und nicht mehr im Kinderheim untergebracht.“
Trotz der beruhigenden Wirkung des Kakaos in Herr Musters Hand wurde er mit jedem Wort des Weihnachtsmannes aufgewühlter. Was dieser alte Mann von sich gab klang sehr vertraut. Die Erinnerungen an triste, graue Tage ohne jegliche Freude kamen ihm in den Sinn. Konnte es wirklich sein? Erzählte er wirklich von seinen Kindheitstagen? Nein, seine Eltern waren tot, so hatte es ihm damals die Direktorin gesagt. Er hatte keinerlei Erinnerungen an seine Eltern. Das konnte nicht wahr sein.
Es stimmte schon, dass er den Winter immer mehr mochte als den Sommer, das er Tiere liebte, aber er hatte nie etwas von Weihnachten gehört. Herr Muster starrte den Weihnachtsmann regungslos an.
,,Es hat sehr lange gedauert dich zu finden. Dein Vater hat bis zu seinem Tod nie die Suche aufgegeben. Ich habe ihm versprochen dich zu finden und wieder nach Hause zu bringen. Die Idee mit der Anzeige hatte ich schon früher. Die erste Annonce wurde vor 10 Jahren geschaltet, doch nie meldete sich jemand. Du musst wissen, diese Anzeige kann man nur sehen wenn man Weihnachten im Blut hat. So wollte ich sicher gehen, dass sich wirklich nur der Richtige meldet. Das ist eine ganz schöne Menge an Magie, die dafür notwendig war. Aber jetzt sitzt du vor mir. Endlich.“
Herr Muster wusste nicht was er darauf antworten sollte. Wie konnte man darauf etwas erwidern. Sein ganzes Leben dachte er seine Eltern wären tot. Er war vom Pech verfolgt und bekam nie etwas auf die Reihe. Er war kein wirkliches Mitglied der Gesellschaft und hatte sich nie wirklich dazugehörig gefühlt.
War das der Grund? Fiel ihm deshalb alles so schwer, weil er eigentlich niemals in dieses Leben hinein gehörte? Plötzlich bemerkte er das seine Wange nass war.
Wenn das alles wahr war, dann war sein Vater tot. Doch wieso konnte er sich an nichts erinnern? Wieso hatte er keinerlei Erinnerung an seine Familie. Der Weihnachtsmann hatte gesagt, dass sein Vater ihn erst mitgenommen hatte, als er alt genug war. Wo waren die Erinnerungen an die Zeit davor?
,,Wieso kann ich mich an all das nicht erinnern? Wieso weiß ich nicht mal was Weihnachten ist? Wie kann es sein dass ein Mann der alle Kinder beschenkt, weiß ob sie artig oder böse waren, nicht her raus finden konnte wo ich war?“
eine weitere Träne floss an der Wange von Herrn Muster herab und landete auf seinen zu Fäusten geballten Händen . Er fühlte sich wieder wie ein Kind. Hilflos, überfordert und wütend.
,,Du warst kein normales Kind, genauso wie du kein normaler Mensch bist. Normale Menschenkinder haben eine Art Mantel um sich, der sie für mich sichtbar macht. Du dagegen wurdest hier geboren und brauchtest diesen Mantel deswegen nicht. Somit warst du für mich und deine Familie unsichtbar, nach dem Unfall. Und ich nehme an, dass der Sturz trotz meiner Magie ziemlich schlimm war. Das würde zu mindestens erklären warum du dich an nichts mehr erinnerst,“ der Weihnachtsmann sah ihn mitfühlend an. Er legte ihm tröstend seine große Hand auf die Schulter und Herr Muster weinte.
Nach einiger Zeit, in der keiner von beiden etwas gesagt hatte, hatte Herr Muster sich gefangen.
Mit roten Augen schaute er aus dem Fenster. Es war bereits dunkel draußen und der Mond stand hoch am Himmel. Es musste nach Mitternacht sein.
,,Mein Vater ist tot.... Was ist mit meiner Mutter?“
Jetzt lächelte der Weihnachtsmann, stand mühsam aus seinem Sessel auf und reichte ihm die Hand.
,,Wenn du willst bring ich dich zu ihr.“
Gemeinsam verließen sie die Holzhütte und überquerten die schneebedeckten Straßen.
Vor einer großen Hütte blieben sie stehen.
Sie war genauso wie die anderen bunt geschmückt und durch die Fenster sah man drei Frauen um einen großen hölzernen Küchentisch sitzen. Die älteste Frau hatte lange graue Haare die sie zu einem Dutt zusammengebunden hatte. Sie saß gebückt, so dass sie noch kleiner wirkte und viele Sorgenfalten durchzogen ihr Gesicht.
,,Deine Mutter ist mit deinen Schwestern in dieser Hütte,“ mit einem aufmunternden Klappser auf den Rücken, deutete der Weihnachtsmann auf die Tür.
,,Ich habe Schwester?“
Trotz der unglaublichen Informationsfülle die Herr Muster heute aufnehmen musste, begriff er bei ihrem Anblick, dass sie seine Familie waren.
Er fühlte eine unerklärliche Verbundenheit zwischen den drei Frauen und sich.
Er hatte die Hoffnung eigentlich schon längst aufgegeben. Eine Familie hatte Herr Muster einfach nicht. Das war immer so, doch dieser Tag hatte einfach alles geändert. Wieder spürte er wie ihm heiße Tränen in die Augen schossen.
Mit zitternden Händen griff er nach der Türklinke.
Langsam und vorsichtig öffnete er sie. Die drei Frauen blickten sofort in seine Richtung und für einen Moment war es vollkommen still. Nichtmal der wehende Wind machte ein Geräusch.
In den Gesichtern aller vier spielten sich Erstaunen, Traurigkeit und dann unglaubliche Freude auf einmal ab. Die krumme Frau stand als erste auf. Ihre Schritte waren wackelig und schienen ihr nicht geheuer zu sein, doch sie bewegte sich stetig auf unseren Herrn Muster zu. Dieser sprang ihr entgegen und beide fielen sich in die Arme. Die Schwester folgten ihrem Beispiel zu gleich. Minuten vergingen, vielleicht sogar Stunden in denen sie sich nur festhielten und zusammen weinten. Doch nicht aus Trauer, sondern weil Herr Muster nun endlich nach all den Jahren nach Hause gefunden hatte.
Tag der Veröffentlichung: 08.12.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für alle die Weihnachten genauso lieben wie ich.