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Like footsteps in the sand

Marie

„Wann sind wir endlich da?“ fragte mein kleiner Bruder meine Mutter bestimmt schon zum 100. Mal. Sie seufzte. „Bald Schätzchen. „ gab sie mal wieder als Antwort. Genervt verdrehte ich die Augen. Ich saß jetzt etwa 6 Stunden im Auto, mit meiner Mutter und meinem Bruder. Nur um irgendwo in Dänemark meine Sommerferien zu verbringen. Super! Ich bin 17 und fahre immer noch mit meiner Familie in den Urlaub. Besser kann es nicht laufen. Ich schaute auf das Display meines MP3players. Mein Akku war fast alle. Ich atmete tief ein und wieder aus und packte das kleine Gerät in meine Umhängetasche.

„Marie Schätzchen. Könntest du mir bitte die Wasserflasche nach vorne geben.“ wies mich meine Mutter an und fuchtelte mit ihrer Hand vor meiner Nase. Wie es vielleicht aufgefallen ist, ja ich saß hinten. Mit 17.

Warum? Weil es immer noch um Meilen besser war neben einem kleinem 9 Jährigen zu sitzen der die ganze Zeit in seinen Nintendo starrt, als vorne neben meiner Mutter die Zeit zu verbringen, die sowieso immer nur meckerte. Ich griff nach der Wasserflasche und reichte sie nach vorne.

„ Danke mein Schatz.“ bedankte sich meine Mutter. Ich sagte nichts. Ich schloss meine Augen und lehnte meinen Kopf gegen die Scheibe. Obwohl meine Mutter laut Schlager hörte, schlief ich irgendwann ein.

„Aufwachen Maus. Wir sind da.“ Meine Mutter rüttelte leicht an mir. Widerwillig öffnete ich meine Augen und schaute in das lächelnde Gesicht vor mir. Unser Auto stand mitten in der Pampa. Jedenfalls sah es so aus. Überall waren Bäume und hohes Gras. Sträucher und Steine soweit man sehen konnte. Ich stieg aus und ging zum Kofferraum.

„Dein Koffer ist schon drinnen.“rief meine Mutter mir zu, die irgendeinen kleinen Trampelpfad entlanglief. Und tatsächlich. Der vorher randvolle Kofferraum war leer. Ich atmete einmal tief durch und folgte dann meiner Mutter. Als ich mich schließlich doch noch durch das Gestrüpp gekämpft hatte erblickte ich das Haus.

„Idyllisch oder?“ sagte meine Mutter begeistert. Ich allerdings blieb verdattert stehen. Vor mir stand ein kleines Blockhaus das eher heruntergekommen aussah als idyllisch. Das Dach war mit Moos bewachsen, die Fenster milchig vor Schmutz und die Terrasse überwuchert von Unkraut. Andere Häuser sah man nicht. Obwohl. Eins war dort. Aber das sah nicht viel besser aus als dieses vor mir.

„Total.“ entgegnete ich entmutigt. Meine Mutter schaute mich an.

„Komm schon. Das wird lustig.“Jetzt lachte sie. Das können ja super 6 Wochen werden.


Als ich das Haus betrat erblickte ich sofort den schmalen Flur. Links und rechts waren jeweils Türen verteilt. Außerdem war alles aus Holz und irgendwie roch es komisch. Entnervt öffnete ich die erste Tür und trat in ein kleines Bad. Naja. Bad konnte man das eigentlich nicht bezeichnen. Dort waren ein Waschbecken, ein Klo und eine Dusche ohne Wände. Schnell verließ ich den kleinen Raum wieder und öffnete die nächste Tür. In dem Raum waren ein Hochbett und ein Schrank. Da sich Felix in dem Raum befand, ging ich davon aus, dass er hier schlief.

„Deins ist nebenan.“ sagte er zu mir ohne seinen Blick vom Gameboy zu lösen. Ich nickte nur und schloss die Tür wieder. Widerwillig ging ich zur nächsten Tür. Eigentlich wollte ich gar nicht wissen in welchem Loch ich die nächste Zeit schlafen müsste, doch die Neugier war zu groß. Ich nahm die Türklinke in die Hand und drückte sie runter. Als ich die Tür öffnete, erblickte ich ein kleines Bett in einer Ecke. Daneben standen ein Schrank und ein kleiner Tisch. Auf dem Bett lag schon mein Koffer. Ich ging zu dem Bett und öffnete ihn. Da ich nicht wusste was ich tun sollte, packte ich meinen Koffer aus und bezog mein Bett. Als ich fertig war sah das vorher trostlose Zimmer schon etwas lebhafter aus. Ermüdet von der langen Fahrt ließ ich mich auf das Bett fallen. Nur für einen kurzen Augenblick genoss ich die Ruhe. Nur für einen Moment genoss ich das allein sein. Nur für eine Sekunde schloss ich die Augen und lauschte den Wellen, die ich durch das geöffnete Fenster hören konnte. Doch genau diese Sekunde, war auch nur eine Sekunde. Felix riss lautstark ´´meine´´ Zimmertür auf und blickte mich freudig an. Auf seiner Nase saß eine dicke Taucherbrille mit einem Schnorchel. Unter seinem linken Arm war ein Ball eingeklemmt und unter dem Rechten ein Handtuch.

„Los du Schlafmütze. Auf geht´s zum Strand.“ schrie er mich schon fast an. Aufgeregt hüpfte er auf der Stelle.

„Kein Bock.“ sagte ich knapp. Wie Brüder manchmal nerven konnten.

„Marie los jetzt.“ sagte Felix etwas zickig.

„Nö.“ meinte ich stur. Nun trat auch meine Mutter in die Tür. Sie legte einen Arm um Felix und drückte ihn sanft an sich.

„Lass deine Schwester wenn sie nicht will. Wir gehen alleine.“ sprach sie zu der kleinen Nervensäge. Felix nickte nur und ging dann Richtung Haustür. Meine Mutter schaute mich müde an.

„Der Strand ist gleich hinter der Düne. Also falls du Lust hast kannst du ja noch kommen.“ Ich nickte. Was nicht hieß das ich kommen wollte. Nein, das nicken bedeutete, dass ich verstand was sie meinte. Ich hoffte nur, dass sie das auch verstand. Meine Mutter lächelte mir zaghaft zu und schloss dann die Tür hinter sich. Ich hörte noch wie sie das Haus verließ. Dann war es still. Endlich hatte ich meine Ruhe. Ich beschloss duschen zu gehen und den Stress des Tages von mir zu waschen.


Später beschloss ich doch noch an den Strand zu gehen. Und es stimmte. Er war wirklich gleich hinter der Düne. Der Sand war weich und noch warm von der heißen Mittagssonne. Am Himmel waren nur kleine vereinzelte Wolken. Die Sonne ließ ihre letzten Strahlen auf das Wasser scheinen. Eigentlich wäre das ein wirklich romantischer Sommerabend. Wenn man nicht mit der Familie hier wäre. Ich saß etwas abseits von meiner Mutter und meinem Bruder auf einem kleinen Sandhügel. Dort hatte ich alles in meinem Blickfeld. Die verliebten Pärchen die an der Wasserkante spazieren gingen. Die Familien die nun ihre Strandmuscheln abbauten und sich auf den Rückweg machten. Die Hundebesitzer die wohl die letzte Runde für diesen Tag drehten. Alle genossen das schöne Wetter und die noch angenehm warme Temperatur. Ich holte meine Kamera heraus und schoss ein paar Bilder. Das Fotografieren war schon seit längerem mein Hobby. Leider hatte ich mir damals nie eine gute Kamera leisten können. Doch vor 2 Jahren schenkte mir mein Vater eine Spiegelreflex Kamera von Canon. Die EOS 1100. Eigentlich hatte ich mir geschworen, nie wieder ein Geschenk von meinem Vater anzunehmen, seit er sich von meiner Mutter scheiden lassen hat. Doch ich brauchte eine solch gute Kamera. Immerhin wollte ich nach meinem Abi Fotografie Studieren. Doch das war ohne eine Kamera nicht so sinnvoll. So konnte mich mein Vater also doch noch herrum kriegen, etwas von ihm anzunehmen. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, schickt er mir zu Feiertagen immer mal wieder ein neues, teures Objektiv oder anderes nützliches Zubehör.

So ein Arschloch

Dachte ich mir immer wenn ich eins seiner Pakete öffnete. Und doch konnte ich nicht anders als die Geschenke anzunehmen.

Meine Mutter und Felix packten ihre Strandtaschen und gingen zurück zum Blockhaus. Ich allerdings blieb noch etwas, spazierte am Wasser entlang und beobachtete das wunderschöne Naturschauspiel der untergehenden Sonne.


Kapitel 2

 

Marie

Früh am Morgen, kitzelte mich ein Sonnenstrahl wach, der durch das Fenster, direkt in mein Gesicht schien. Ich stöhnte halb schlafend auf und rollte mich auf die andere Seite. Leider dachte ich nicht daran, dass ich nicht in meinem Bett in Hannover lag. Nein, ich lag in einem fremden Bett, das doch um einiges kleiner war als gedacht. Wie ein nasser Sack fiel ich samt Decke auf den harten Holzboden. Schmerzverzerrt verzog ich mein Gesicht und gab einen leisen gedämpften Schrei von mir. Ein toller Start in den Morgen. Müde und schlapp, richtete ich mich auf. Streckte mich einmal und legte meine Decke wieder zurück auf das Bett. Meine braunen Locken fielen mir wirr ins Gesicht. Ich öffnete meine Zimmertür und trottete langsam zur Küche. Zu meiner Verwunderung war dort niemand. Sonst hatte meine Mutter doch immer in den Ferien morgens Frühstück gemacht. Auf dem Küchentisch lag ein Zettel.

Sind am Strand

Ich schaute auf die Uhr. Ok. Kein Wunder das niemand da war. Es war schon halb 2 und erst jetzt viel mir auf wie hell es draußen war. Schnaubend ging ich zum Kühlschrank und holte mir einen Joghurt raus. Ich schnappte mir noch einen Löffel und setzte mich dann auf die Couch und schaltete den Fernseher ein. Verwirrt zappte ich durch die Programme. Super. Ich knallte die Fernbedienung auf den Tisch. Nur Dänisches Fernsehen. Meine Laune war nun endgültig im Keller. Wütend löffelte ich meinen Joghurt auf und ging mich dann fertig machen.

 

 

Nachdem ich mir recht viel Zeit gelassen hatte, trottete ich in die kleine Stadt. Vejers, schimpfte sie sich. Ein kleines Örtchen mit einem Supermarkt, einer Eisdiele, einem herunter gekommenem Imbiss und mehreren kleinen Souvenirshops. Um mir die Langeweile zu vertreiben beschloss ich in die Eisdiele zu gehen. Wie sich herausstellte war es nicht nur eine Eisdiele. Dort konnte man auch Süßigkeiten wie selbstgemachte Bonbons kaufen. Ich ging zur Theke und bestellte mir ein Softeis mit Schokostreuseln. Es schmeckte herrlich. Ich setzte meine Sonnenbrille auf und schlenderte die Promenade entlang. Der Wind wehte meine langen Haare nach hinten und blies mir den Geruch von Salz in die Nase. Ich blieb stehen und schloss kurz die Augen um die Sonne auf meiner Haut zu genießen. Doch Plötzlich

Klatsch

Landete mein Softeis auf meinem T-Shirt. Ich taumelte noch einige Schritte zurück, als ich erst merkte dass jemand in mich hinein gelaufen war. Und schon fiel ich auf meine 4 Buchstaben. Schockiert und wütend schaute ich hinauf um zu sehen wer mich übersehen hatte. Vor mir stand ein junger Mann. Er hatte kurze blonde Haare die ihm etwas in die Stirn vielen. Sein Körper war groß und eigentlich ganz gut gebaut, soweit ich das durch sein T-Shirt deuten konnte. Ich schätzte ihn auf höchstens 19. Der junge Mann blickte mich ebenfalls erschrocken an. Seine hellblauen Augen musterten mich. Mich überkam eine Wut auf diesen Typen. Und wenn ich mal wütend war dann bekommt der andere es auch zu spüren. Meine Mutter sagt immer ich sei aggressiv und dickköpfig. Ich musste ehrlicherweise sagen, ja das bin ich.

„ Kannst du nicht aufpassen?“ keifte ich ihn an. Erst jetzt erblickte ich die anderen 2 Typen neben ihm. Selber Körperbau und auch etwa gleiches Alter. Der Eine braunhaarig der Andere ebenfalls blond. Beide grinsten bis über beide Ohren. Schnaubend richtete ich mich auf und putzte mir meine Hände an meiner Jeans ab. Sein blödes Schweigen machte mich noch aggressiver. Der Typ brachte nichts über die Lippen. Er schaute mich bloß mit zusammengekniffenen Augenbrauen an.

„ Nicht mal richtig Entschuldigen kann er sich.“ schimpfte ich noch in seine Richtung und ging dann wütend an ihm vorbei.

So ein Idiot

„ Hey.Tut mir leid.“sagte er plötzlich und hielt mich am Arm fest.

„Fass mich nicht an.“ fauchte ich und warf ihm einen bösen Blick zu.

Ein ´´Ohooo´´ von seinen Kumpels, ein grimmiger Ausdruck von dem Blödmann und ein rasanter Abgang von mir. Kopfschüttelnd ging ich die Promenade weiter entlang und bemerkte erst jetzt wieder, wie mein T-Shirt klebte. Genervt puhlte ich die Waffel ab und zog mir mein Oberteil aus. Glücklicherweise hatte ich mir meinen Bikini drunter gezogen. Ich atmete einmal tief durch und beruhigte mich langsam. Mein Blick schweifte am Horizont entlang. Das können ja super Ferien werden.

 

Lukas

Immer noch verwirrt schaute ich dem Mädchen hinterher, das ich über den Haufen gerannt habe. Unglücklicher weise hatte ich noch keine Worte gefunden um die unangenehme Stille zu brechen.

„Alter. Was geht mit dir?“

„Ja man. Was ist los?“ fragten Jannick und Lars vollkommen verwundert.

„Was soll los sein?“ antwortete ich und löste nun meinen Blick von ihrem Rücken. Sofort kam mir ihr Gesicht wieder vor Augen. Ich drehte mich zu meinen beiden Kumpels um.

„Da läufst du so einer Schnecke praktisch in die Arme und du bist das totale Arschloch.“ sagte Jannick.

„Wo ist denn unser Charmeur geblieben?“ fragte mich Lars grinsend. Ich grinste zurück.

„Jungs bitte. Die war vielleicht 15.“ rechtfertigte ich mich.

„Na und? Frischfleisch. Noch schön neu und unbenutzt.“ Wir gingen die Promenade weiter entlang.

„Du immer mit deinem unbenutzt. Du hättest sie dir ja klar machen können.“ entgegnete ich Jannick.

„Ne ne lass mal. Die ist mir zu zickig.“ meinte Jannick.

„Die ist nicht zickig.“ meinte Lars jetzt.

„Nicht?“ hinterfragte ich seine Aussage.

„Nein. Sie hat bloß gesagt was richtig war. Du hast dich echt blöd verhalten. Hättest ihr ja wenigstens Aufhälfen können.“ meinte Lars.

„Oh unser Sensibelchen kommt wieder.“ meinte Jannick lachend.

„Ach quatsch.“ sagte Lars beleidigt. Doch dann mussten wir alle anfangen zu lachen.

Wir betraten die kleine Eisdiele und steuerten einen kleinen Tisch mit 3 Stühlen an.

„Und der Ort hier ist also eine Empfehlung von deiner Tante, ja?“ fragte Jannick und schaute Lars an.

„Sorry Leute. Sie hat gesagt hier ist es cool.“ Lars schaute entschuldigend in die Runde.

„Ich find´s gar nicht so schlecht. Wir haben doch alles was wir brauchen. Wir haben ein Haus, Strand, gutes Wetter.“ meinte ich.

„Ja. Alles bis auf Party, Girls und Unterhaltungsprogramm.“ sagte Jannick. Bei dem Wort Girls kam mir wieder ihr Gesicht vor Augen. Vor allem ihre Augen sind mir im Gedächtnis geblieben.

„Kommt schon. Das wird cool.“ versuchte ich die beiden aufzumuntern.

„ Ja total cool. Wir, 18 und 19 Jahre alt, sind in einem Ort gelandet wo 90% aller Menschen über 40 sind.“ meinte Jannick und guckte Lars vorwurfsvoll an. Eine junge Frau trat an unseren Tisch.

„Hey. Was wollt ihr bestellen?“ fragte die junge Dame uns. Sie war groß, schlank und blond. Ich würde sie auf etwa 20 schätzen. Leider konnte man das schwer sagen, da sie mit dem ganzen Make-up viel älter aussah. Sofort übernahm Jannick das Kommando und schaute die junge Frau verführerisch an. Seine Vorwürfe an Lars hatte er mit einem mal ganz vergessen. Lars und ich schauten uns nur an und mussten uns ein grinsen verkneifen. Dieser Kerl konnte es einfach nicht lassen.

Marie

„Das glaubst du mir nicht. Soooolche Wellen. Und dann noch die Surfer. Das war sooo cool.“ erzählte mir Felix am Abend begeistert, während wir vor dem Fernseher saßen. Meine Mutter hatte einen Elektrischer angerufen der uns das Deutsche Fernsehen eingestellt hatte. Eins musste ich meinem kleinen Bruder lassen. So nervig er auch manchmal war, ich konnte ihn einfach nur lieb haben. Schon damals, als er geboren wurde und ich ihn das erste Mal sah, da dachte ich mir, ich will ihm eine gute Schwester sein.

„Und wenn ich dir sage was da los war, das glaubst du mir nie. Die mussten einen aus dem Wasser retten. Das war der Hammer wie die da mit dem Rettungsboot… „ redete Felix immer weiter und weiter. Ich musste einfach lächeln. Wenn sich mein Bruder für etwas interessierte, dann aber richtig. Seine Augen leuchteten vor Aufregung. Mir kam es so vor als holte er schon gar keine Luft mehr.

„ … deswegen musst du morgen unbedingt mit zum Strand kommen.“ Jetzt schaute er mich Erwartungsvoll an. Ich zögerte kurz. Schaute zum Fernseher und wieder zu Felix.

„Na gut.“ gab ich nach. Felix tobte. In seinem Star Wars Schlafanzug sah er schon fast verrückt aus.

„Jaaa. Dann bauen wir eine Sandburg ok? Aber eine richtig Große. Mindestens 6. Nein, 10 Etagen.“

„Mal gucken.“ sagte ich knapp aber schenkte ihm ein kleines Lächeln. Dann ging der Film weiter. Irgend so ein Weltraum Kack. Aber Felix zu liebe schaute ich mit. Geschwisterliebe. Ich seufzte.

 

Ich schaute auf mein Handy. Schon 1:35 Uhr. Ich stöhnte und drehte mich auf die andere Seite. Seit etwa 2 Stunden kam vom Nachbarhaus ein Gegröle der feinsten Art. Laute Musik, Geschrei. Ich war kurz vorm Durchdrehen. Meine Mutter wollte nicht rüber gehen und sich beschweren. Sie sagte, damit würde man sich das nebeneinander leben ja gleich versauen. Ich verdrehte die Augen. Das war mir doch scheiß egal ob ich mich hier mit den Nachbarn gut verstand oder nicht. Ich wollte ja so oder so gar nicht hier sein. Die sollten da drüben einfach nur die Schnauze halten. Ich vernahm ein leises Klopfen an meiner Tür.

„Marie? Bist du noch wach?“ hörte ich Felix leise fragen.

„Klar. komm rein.“ antwortete ich und setzte mich auf. Felix öffnete die Tür einen Spalt und steckte seinen Kopf hindurch.

„Ich kann nicht schlafen.“ sagte er und betrat das Zimmer jetzt ganz. Ich fuhr mir durch die Haare und seufzte.

„Ich auch nicht.“ meinte ich schließlich. Felix setzte sich auf die Bettkante.

„Da drüben sind junge Männer. Ich kann sie von meinem Fenster aus sehen.“ berichtete er mir.

„Du sollst schlafen. Nicht andere Leute beobachten.“ meinte ich grinsend und streichelte Felix über den Kopf.

„Können wir nicht rüber gehen?“ fragte er und schaute mich mit seinen großen grünen Augen an.

„Und was willst du dann machen?“ Ich schaute Felix fragend an.

„Um Ruhe bitten.“ sagte er nur. Ich musste lächeln.

„Das traust du dich?“

„Na klar.“ sagte er fest von sich überzeugt.

„Naja.“ jetzt wurde er ruhiger.

„Wenn du mitkommst?“ Nun schaute er mich bittend an. Ich überlegte kurz. Letzten Endes konnte ich den grünen Augen doch nicht widerstehen.

„Na los.“ Ich richtete mich auf und griff nach meiner Strickjacke. Felix klatschte leicht in die Hände vor Aufregung. Wir schlichen zur Tür und zogen uns Schuhe an. Ich schnappte mir noch den Haustürschlüssel und schloss dann leise die Tür hinter mir. Felix klammerte sich an meinen Arm. Schon wieder musste ich lächeln.

„Wir sollten es vielleicht doch lassen.“ meinte Felix ängstlich. Er schaute mich an.

„Du wolltest gehen.“antwortete ich.

„Ja. Aber es ist glaub ich doch nicht so eine gute Idee.“ sagte Felix.

„Warum?“

„Weil die Männer getrunken haben.“ Wir gingen den kleinen Trampelpfad weiter. Von dem Nachbarhaus schallte laute Musik uns entgegen.

„Mir egal. Die sollen jetzt einfach leise sein.“ sagte ich schon fast wütend. Das Haus war hell erleuchtet und bebte förmlich vom Bass der Anlage. Die Vorhänge waren zugezogen. Felix und ich blieben vor der Tür stehen. Ich atmete einmal tief ein und wieder aus und klopfte an. Felix versteckte sich halb hinter mir. Im Haus regte sich nichts. Ich klopfte noch einmal. Wieder nichts.

„Klingel doch mal.“ sagte Felix und zeigte neben die Tür. Erst jetzt sah ich dass dieses Haus eine Klingel besaß. Also klingelte ich. Ich musste weitere 2 Mal Klingeln als auf einmal die Musik leiser wurde.

„Boa. Wer nervt denn hier.“ vernahm ich eine lallende Stimme aus dem Haus. Darauf folgten Schritte die sich der Tür nährten. Felix verkroch sich noch mehr. Ich strafte meine Schultern und machte mich bereit eine Standpauke zu halten. Die Tür wurde aufgerissen und zum Vorschein kam er. Echt jetzt? Warum nur.Warum muss es immer mich treffen.

 

Lukas

Ich vernahm ein Klingeln an der Haustür. Ich richtete mich vom Sofa auf und ging langsam Richtung Tür.

„Boa. Wer nervt denn hier.“ brüllte Jannick rum und nippte wieder an seinem Bier. Ich riss die Tür auf und schaute in verärgerte,aber wunderschöne grüne Augen. Das ist doch…

Nein das konnte nicht sein.

„Hätte ich es mir doch denken können.“ sagte das Mädchen von Vorhin genervt.

„Wie kann ich dir helfen?“ fragte ich höflich und zog eine Augenbraue hoch.Ich musste mir ein grinsen verkneifen. Das Mädchen zog ebenfalls eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme vor der Brust. Nun sah ich auch den kleinen Jungen halb hinter der jungen Frau. Er guckte leicht ängstlich mit großen Augen in meine Richtung.

„Du könntest mir damit helfen, das du deine laute Musik aus machst und mal die Klappe hältst.“ sagte sie giftig und schaute mir böse in die Augen. Wunderschöne, grüne Augen.

„Mein Bruder kann nicht schlafen.“ fügte sie hinzu. Ich nickte. Lars trat zu mir in die Tür. Er schaute von mir zu dem Mädchen und von ihr zu ihrem Bruder.

„Oh. Lass mich raten. Wir waren zu laut?“ fragte Lars das Mädchen. Sie nickte nur.

„Viel zu laut.“ sagte jetzt der kleine Junge und guckte uns böse an. Jedoch verkroch er sich gleich wieder hinter seiner großen Schwester. Sie nahm ihn an der Hand und fuhr ihm mit der anderen durchs Haar.

„Tut mir leid. Wir sind sofort leiser und stören euch nicht weiter.“ meinte Lars nett und lächelte den beiden zu. Das Mädchen schien davon unbeeindruckt.

„ Das will ich hoffen.“ sagte sie kalt. Sie schaute erst Lars und dann mir noch einmal in die Augen und drehte sich mit ihrem Bruder um. Dabei wehten ihre langen Haare im Wind. So eine kleine Hexe.

„ Schönen Abend noch.“ rief ich ihr grinsend hinterher. Sie hob nur die Hand und zeige mir den Mittelfinger. Ich lachte leise auf und schloss lächelnd die Tür. Das kann ja noch was werden.

„Wer war das?“ fragte Jannick schon ziemlich angetrunken.

„Die Kleine von Vorhin.“ antwortete Lars.

„Was wollte sie?“

„Wir waren zu laut.“ erklärte ich Jannick. Dieser nickte nur.

„ Naja. Tun wir ihr mal den Gefallen.“ sagte ich grinsend. Ich setzte mich in den alten Ledersessel und lehnte mich zurück.

 

Marie

Ein Glück. Die blöden Nervensägen hatten gestern Abend wirklich Ruhe gegeben. So blieben mir wenigstens noch etwa 8 Stunden Schlaf. Für mich eigentlich viel zu wenig, aber besser als gar nichts. Um 9 Uhr kam Felix rein.

„Loos Aufstehen. Auf geht’s zum Strand.“ rief er nervig wie ein Wecker. Ich murrte rum und hörte nicht auf ihn.

„Bitte Marie.“ Felix kam zu mir ans Bett und zog die Bettdecke weg. Ich stöhnte.

„Du hast es versprochen.“ sagte mein kleiner Bruder jetzt beleidigt. Ich atmete tief durch.

„Ok.“ sagte ich leise und richtete mich auf. Felix verließ mit einem Lächeln das Zimmer. Müde lief ich ins Bad. Eigentlich war es unlogisch duschen zu gehen bevor man an den Strand ging, doch ich brauchte jetzt einfach eine kalte Dusche um wach zu werden.

Ich zog mir meinen grauen Bandeu Bikini an und schnappte mir meine Strandtasche.

„Marie wo bleibst du.“ rief meine Mutter quer durch das kleine Haus.

„Komme.“ schrie ich ihr genervt entgegen. Warum sie auch immer so ungeduldig sein muss. Ich packte noch mein Mp3 Player ein und verließ dann das Haus. Draußen vor der Tür warteten die beiden schon auf mich. Felix mit Taucherbrille auf der Nase und meine Mutter mit Strandmuschel unterm Arm.

„Können wir jetzt endlich?“ fragte meine Mutter.

„ Ja.“ antworteten Felix und ich gemeinsam.

 

„Komm rein es ist herrlich.“ rief mir mein Bruder aus dem Wasser entgegen.

„Nachher vielleicht.“ rief ich zurück und blieb im trockenen Sand stehen.

„Ist es dir zu kalt Prinzessin?“ Neben mir erschien dieser Typ. Dieser Typ aus dem Nachbarhaus. Der der mir mein T-Shirt ruiniert und mir meinen Schlaf geraubt hat. Er stand schon ziemlich nah an mir,so dass ich bei den Worten seinen Atem an meinem Nacken spührte. Genervt und mit leichter röte auf den Wangen von der plötzlichen Nähe verdrehte ich die Augen. Nicht der schon wieder. Er grinste frech.

„Komm Lukas.“ rief einer seiner Kumpels. Lukas also. Er zwinkerte mir einmal zu und lief zu dem braunhaarigen. Verwundert blieb ich wie angewurzelt stehen. Hat er mir gerade zugezwinkert? Ich schüttelte meinen Kopf. Nein. Das hab ich mir eingebildet. Ich drehte mich um und lief mit glühenden Wangen zu unseren Sachen. So ein Hornochse. Denkt er kann mich mit so was beeindrucken oder einschüchtern. Was er nur von sich hält. Ich zupfte meinen Bikini ein wenig zu recht und legte mich auf die Liege. Ich kramte meinen MP3Player aus meiner Tasche und schaltete ihn an. Felix kam schlotternd aus dem Wasser uns setzte sich mit einem Apfel neben mich. Meine Augen glitten über das Wasser und blieben an diesem Typ hängen. Groß, gut gebaut, Sixpack. Und sein Lächeln ist auch nicht von schlechten Eltern. Wenn er nicht so ein Vollidiot wäre, würde ich mich fast auf einen kleinen Sommerflirt einlassen. Was denk ich da. Der Junge ist doch bescheuert. Nichts im Hirn und kindisches verhalten. Schlechte Voraussetzungen. Ich atmete tief durch und schloss meine Augen. Die Sonne prickelte auf meiner Haut und wärmte mich.

 

Lukas

„Komm Lukas.“ rief mir Jannick zu. Ich schaute die kleine Hexe noch einmal an, zwinkerte ihr kurz zu und lief dann ins Wasser zu Jannick und Lars. Sie sieht gar nicht mal so schlecht aus stellte ich fest. Kleine Stupsnase, Schmollmund und diese Augen. Hat nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Ok 15 ist sie nicht. Vielleicht 17 oder sogar 18. Jedenfalls sah sie in ihrem kleinen grauen Bikini fast schon, nein sie sah süß aus. Wie ihr die langen braunen Locken vom Wind ins Gesicht wehten. Und ihre grünen Augen mich irritiert angeschaut hatten, als ich ihr zugezwinkert habe. Aber sie ist immer noch eine kleine Hexe. Und was für eine. Ich stand schon bis zur Hüfte im Wasser, da drehte ich mich noch einmal zu ihr um. Ich sah wie sie zu ihrer Decke lief und sich dort hinlegte. Ich musste grinsen. Wahrscheinlich hatte ich sie ganz schön durcheinander gebracht.

„Was hast du zu ihr gesagt?“ fragte mich Lars. Ich schüttelte den Kopf doch grinste weiter.

„Nichts.“ sagte ich nur und ging schmunzelnd weiter in das kalte Nass. Ich erreichte Jannick. Zusammen tobten wir etwas. Das hier war nicht das was wir vorhatten, aber ich glaube das hier könnte ich mögen.

 

Marie

„Wir brauchen noch mehr Sand, Marie.“ sagte mein kleiner Bruder verzweifelt und versuchte unsere Sandburg vor der kommenden Flut zu schützen.

„Felix das bringt doch nichts mehr.“ meinte ich. Unsere kleine Burg drohte jeden Moment in sich zusammen zu fallen. Ich stand schon bis zu den Fußknöcheln im Wasser.

„Nein wir schaffen das. Gib mir mal den Eimer.“ sagte Felix entschlossen. Ich seufzte und reichte ihm den Eimer. Schnell flitzte er zum trocknen Sand und füllte ihn mit diesem. In Windeseile war Felix wieder bei mir und schüttete den Sand auf die Sandburg.

„Wenn du nur daneben stehst ist es kein Wunder das es nichts mehr bringt.“ meinte Felix leicht böse zu mir während er mit seinen kleinen Händen den Sand fest klopfte. Ich hockte mich neben ihn und klopfte mit.

„Dankeschön.“ sagte Felix gespielt emotional. Ich musste lachen. Auch Felix lachte.

„Blödmann.“ beleidigte ich ihn Spaßes halber und bewarf ihn mit ein wenig Sand.

„Ey.“ rief mein kleiner Bruder und nahm sich ebenfalls Sand und bewarf mich. Eine volle Ladung landete auf mir.

„Na warte.“ Ich sprang auf und schnappte mir den leeren Eimer. Ich lief ein wenig ins Wasser,füllte den Eimer und sprintete in Felix Richtung. Dieser lief kreischend vor mir weg.

„Komm her du kleiner Hosenscheißer!“ rief ich ihm hinterher und trieb ihn hin und her. Als ich ihn endlich zu fassen bekam,schüttete ich ihm die ganze Ladung über. Wir lachten und liefen beide ins Meer um uns ab zu kühlen.

 

Lukas

Ich lag auf meinem Handtuch und lauschte den Wellen. Mit geschlossenen Augen genoss ich den leichten Sommerwind der meinen Rücken streifte. Ein kleiner Junge zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Es war der kleine Bruder der Hexe. Er und sie tobten wie wild gewordene Tiere über den Strand. Sie lachten und hatten sichtlich Spaß. Die kleine Hexe hat also doch eine liebenswerte Seite. Ich beobachtete die beiden einige Zeit unauffällig.

„Doch Interesse?“

„Hmm?“ ich blickte fragend neben mich. Lars schaute mich grinsend an.

„Du bist ja ganz verträumt.“ meinte er und zwinkerte mir zu. Ich verstand nicht was er von mir wollte.

„Was?“ Lars verdrehte die Augen.

„Die Kleine. Du beobachtest sie.“ sagte er klar heraus. Ich fühlte mich leicht ertappt.

„Ach quatsch. Ich warte bloß das sie im Sand stolpert und mir was zu lachen bietet.“ sagte ich und irgendwie stimmte das sogar.

„Ist klar du...“ Lars wollte gerade weiter reden da kam ihm Jannick zuvor.

„Hier ich hab euch ein Eis mit gebracht.“ Er streckte mir ein Softeis entgegen.

„Boa danke man das kann ich jetzt gebrauchen.“ Ich setzte mich auf und nahm das Eis dankend hin.

„Hat sich die Hexe doch noch ins Wasser getraut.“ sagte Jannick und schaute dabei zu der Brünetten die gerade mit ihrem Bruder durchs Wasser tobte.

„Marie.“ sagte ich. Grüne Augen gingen mir durch den Kopf.

„Was?“ Jannik schaute mich fragend an.

„Sie heißt Marie.“ sagte ich noch einmal und bei diesen Worten schaute auch ich in ihre Richtung.

„Wie auch immer. Man sie ist heißer als ich dachte.“ sagte Jannik wohl eher zu sich selbst als zu uns.

„Vergiss deine Eisdielenolle nicht.“ sagte Lars und ich musste lachen.Auch Lars fing an. Wir aßen unser Eis auf und relaxten noch weiter am Strand.

 

Marie

„Eine Cola und einen Hamburger.“ gab ich dem kleinen Mann meine Bestellung. Ich saß mit meiner Mutter und Felix in dem Imbiss an der Promenade.

„Kann bis zu 10 Minuten dauern.“ sagte der Mann zu meiner Mutter.

„Kein Problem.“ Sie lächelte ihn nett an. Der Mann ging wieder und verschwand in der kleinen Küche. Ich blickte auf das Display meiner Kamera und schaute mir Fotos vom Vormittag an. Meine Mutter hatte einige lustige Bilder geschossen auf denen Felix und ich wild herum tobten. Ich zappte durch die Galerie. An einem Bild blieb ich hängen. Es zeigte den Moment wo dieser Gorilla Lukas hinter mir stand. Würde ein Außenstehender dieses Bild sehen,würde er vermutlich denken wir seien ein Paar. Es sah nämlich so aus als würde mich Lukas am Halsküssen. Außerdem konnte man wegen der entgegen blendenden Sonne mein Gesichtsausdruck nicht erkennen.

„Gute Fotos dabei?“ wollte meine Mutter wissen. Ich nickte nur und schaltete meine Kamera aus.

„Was haltet ihr davon wenn wir morgen mal in den nächsten Ort fahren. Dort sind mehr Geschäfte und wir könnten ein wenig bummeln.“ fragte meine Mutter mich und Felix.

„Oh ja.“ Felix war begeistert.

„Marie?“ fragte meine Mutter mich.

„Von mir aus.“ gab ich als Antwort. Ich war weniger begeistert. Obwohl. Das war wenigstens besser als jeden Tag zum Stand zu gehen.

„Hier schon mal die Getränke.“ Der Mann stellte ein Tablett mit Gläsern und Flaschen auf unserem Tisch ab. Meine Mutter bedankte sich. Ich blickte mich um und beobachte einige Leute. Eine alte Frau wie sie Möwen mit Eiswaffelstückchen fütterte. Ein kleines Mädchen, dass auf den Schultern vom Vater saß.3 junge Männer die auf den Imbiss zusteuern. 3 junge Männer. Imbiss. Nein bitte nicht. Wieso verfolgte mich mein Pech? Schon wieder musste ich die Ochsen in meiner Umgebung ertragen. Ich setzte meine Sonnenbrille auf. Vielleicht sahen sie mich ja so nicht. Ich senkte meinen Blick und tat so als wäre ich ganz in mein Handy vertieft.

„Schätzchen dein Bürger.“ Meine Mutter stellte mir den gut duftenden Burger vor die Nase. Ich blickte auf, gerade in dem Moment wo die Vollpfosten an mir vorbei gingen.

„Guten Hunger.“ sagte der blonde zu mir und grinste.

„Dankeschön.“ sagte meine Mutter fröhlich und lächelte den jungen Mann an. Ich verdrehte genervt die Augen. Zum Glück sah meine Mutter dies nicht durch meine Sonnenbrille. Ich nahm den Burger in die Hände und biss genussvoll rein. Erst jetzt merkte ich wie groß mein Hunger eigentlich war. Hinter mir vernahm ich Gelächter. Ich musste mich nicht umdrehen um zu wissen von wem es kam. Ich versuchte es auszublenden was sich als gar nicht so einfach heraus stellte, denn diese Affen hatten ein sehr lautes Organ.

 

Lukas

Wie ich es liebte dieses Mädchen zu ärgern. Ich musste grinsen und las weiter die Speisekarte.

„Die hier.“ sagte Jannick und zeigte mir und Lars ein weiteres Foto von einem Mädchen. Sie war blond, pornoblond. Große Brüste, Bauchnabelpiercing.Sonnenstudiobräune.Und am auffälligsten.Die nicht vorhandenen Augenbrauen. Nicht so mein Beuteschema.

„ Haha und das ist die Freundin von Kevin?“ lachte Lars. Ich musste grinsen.

„Anscheint konnte ich ihm doch nichts beibringen“ lachte Jannick. Er steckte sein Handy wieder ein. Ein kleiner pummeliger Mann kam an unseren Tisch und fragte uns nach unserer Bestellung. Nach einigen Minuten kamen unsere Burger und Pommes. Die kleine Familie am Nebentisch stand auf und ging an uns vorbei. Ich grinste die kleine Hexe wieder an. Ein fieser Blick.Wäre sie eine echte Hexe,hätte sie mich jetzt bestimmt in einen Frosch verwandelt. Ich grinste in mich hinein.

 

Als wir am Abend wieder in unsere Hütte zurückkehrten ging ich als erster duschen. Ich hatte das Gefühl das mir der Sand Kiloweise aus der Badehose fiel. Nachdem ich geduscht hatte und mich neu angezogen hatte ging ich auf unsere kleine Terrasse und zündete den Grill an. Lars kam zu mir und setzte sich genauso wie ich auf einen der Plastikstühle.

„ Und Jannick trifft sich jetzt echt mit der aus der Eisdiele?“ fragte ich Lars.

„Jup“ antwortete der blonde mir kurz. Wir schwiegen einige Minuten und schauten beide auf den Grill. Aus dem Haus hörte man das laufende Wasser der Dusche. Ich versank in meinen Gedanken. Lars ergriff das Wort.

„ Die beiden fahren nach Blavand.“.

„Wer?“ fragte ich abwesend.

„Na Jannick und seine Eisdielenschnecke.“ erklärte er mir.

„Achso.“ gab ich nur von mir und versank wieder in meinen Gedanken,während ich auf die kleinen Flammen blickte. Plötzlich fing Lars an zu lachen.

„Was ist?“ wollte ich wissen und schaute zu meinem Kumpel. Dieser fing nur noch mehr an zu lachen.

„Was ist denn?“ ich musste grinsen obwohl ich nicht verstand warum er lachte.

„Guck mal da unten.“ sagte er mir etwas leiser und verkniff sich einen weiteren Lacher. Ich erblickte was so amüsant war und musste ebenfalls anfangen zu lachen. Von unserer Terrasse aus konnte man in das Zimmer des kleinen Jungen blicken. Der Bruder von der Hexe. Er tanzte nur mit Handtuch um die Hüften durch sein Zimmer. Es sah schon sehr witzig aus. Außerdem schien er mitzusingen,denn seine Lippen bewegten sich. Lars und ich lachten uns kaputt bis uns die Tränen kamen. So einen kleinen Bruder hätte ich auch gerne. Die Hexe kann sich glücklich schätzen einen so reizenden Bruder zu haben.

Als Jannick nach einigen Minuten frisch geduscht und mit gestylten Haaren nach draußen trat, schlug der Grill schon eine angenehme Wärme von sich. Das Fleisch brutzelte leicht vor sich hin.

„So ich bin dann mal weg.“ sagte Jannick und nahm noch die Schlüssel seines Autos,mit dem wir hier her gefahren waren.

„Vergiss die Kondome nicht.“ meinte Lars mit vollem Mund. Er war schon am Kartoffelsalat futtern. Jannick hob eine Augenbraue und sah Lars an.

„Stimmt.Brauchst du eh nicht.“ sagte Lars grinsend. Auch ich musste grinsen. Ja Jannick hatte so seine Probleme mit Frauen. Aber er sah einfach nicht ein das seine Art zu Flirten vielleicht nicht immer so gut an kam wie er wollte. Dadurch hat er schon einige Girls vergrault. Er meinte immer es lag an denen. Sie wären alle zu schüchtern oder zu zickig.

„Geh jetzt sonst wird sie noch wütend wenn du zu spät kommst.“ meinte ich mit einer Handbewegung Richtung Auto. Jannick hob kurz die Hand und verschwand dann hinter einigen Büschen.

„Wenn er seine ´Ich kann sie alle haben´ Show abzieht, fällt er wieder auf die Fresse.“ sagte ich in unsere kleine 2 Personen Runde. Lars zuckte nur mit den Schultern und nahm sich ein Steak vom Grill.

 

Marie

„Deckst du schon mal den Tisch draußen?“ Das war ein Befehl und keine Frage von meiner Mutter. Widerwillig richtete ich mich von meinem Bett auf und legte mein Handy weg. Ich ging in die kleine Küche und trug mit einem Tablett das Geschirr nach draußen. Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen das die Ochsen auch auf ihrer Terrasse saßen. Ich ließ mir nichts anmerken und stellte einfach Teller und Gläser an den jeweiligen Platz.

Bloß keine Aufmerksamkeit erregen,

redete ich mir ein. Aber so tollpatschig wie ich war. Natürlich muss genau in diesem Moment.An dieser Stelle ein etwas zu groß geratener Kieselstein liegen. Ohne ihn zu sehen trat ich mit meinem nackten Fuß direkt auf den spitzen Stein. Ich kreischte vor Schmerz kurz auf und fluchte dann über mich selbst. Ich hörte Gelächter. Meine Wangen brannten. Hatten sie das jetzt wirklich gesehen? Mit hoch rotem Kopf ging ich zurück in das kleine Blockhaus.

„Hast du Sonnenbrand?“ fragte Felix mich mit hochgezogener Oberlippe und musterte mich. War das so auffällig?!

„Ja hab ich.“ meinte ich zu meinem Bruder und ging kommentarlos in die Küche um den Salat zu holen.

„Spätzchen was hast du denn so geschrien?“ fragte mich meine Mutter als sie mich kommen sah.

„Hab mir weh getan.Ist halb so wild.“ winkte ich ab und trug einfach den Salat nach draußen. Zu meinem Glück,schienen die Ochsen sich verzogen zu haben. Ich atmete einmal tief die warme Abendluft ein und ließ mich auf einen der Trassenstühle fallen. Nun kamen Felix und meine Mutter auch nach draußen und setzten sich zu mir. Gemeinsam aßen wir Abendbrot und spielten noch einige Runden Uno. Wie erwartet zockte uns Felix ganz schön ab. Ich könnte wetten das er irgendwie schummelt. Nur wie ist die Frage. Es wurde dunkler und wir brachten das Geschirr wieder ins Haus. Gott sei Dank stolperte ich diesmal nicht. Aber selbst wenn hätte es, außer meinem Bruder, niemand gesehen. Die Ochsen waren wie vom Erdboden verschlungen. Mir nur recht. Als alles Aufgeräumt war,setzte ich mich noch ein Weilchen allein auf die Terrasse. Es war schon leicht frisch sodass ich mir eine Decke nahm und mich zudeckte. Außerdem nahm ich das Buch,welches mir meine beste Freundin zum Geburtstag geschenkt hatte, mit raus und und begann es zu Lesen. Eigentlich war ich nicht so der Fan vom Lesen. Aber meine beste Freundin schrieb selbst Bücher. Auch über uns und unsere Erlebnisse. Zum Geburtstag hat sie mir eine Geschichte über unsere Grundschulzeit geschrieben. Jedenfalls hat sie mir das gesagt,gelesen hab ich es ja noch nicht. Ich schlug das Buch auf und das erste was ich sah war ein Bild von uns mit Schultüte. Ich musste lächeln. Ich mochte das Buch jetzt schon.

„Sorry wenn ich störe..“ Ich zuckte zusammen und erschrak. Suchend blickte ich um mich,um herauszufinden wo die Stimme her kam. Ich erkannte links neben mir eine dunkle Gestalt.

„Tut mir leid ich wollte dich nicht erschrecken.“ Er trat ins Licht der Terrasse und ich erkannte den einen Kumpel von Lukas.

„Schon gut. Was gibt’s?“ ich schlug das Buch zu und legte es auf den Tisch. Ich raffte die Decke näher an mich, da es schon ziemlich kalt nur in T-shirt und kurzer Hose war.

„Ich wollte fragen ob ihr zufällig Verbandszeug habt?“ Der blonde blickte mich fragend an.

„Ich weiß nicht. Ich muss gucken. Wozu denn?“ fragte ich neugierig und richtete mich auf. Ich ging ins Haus und er folgte mir.

„Ach bloß ein kleiner Unfall mit dem Messer.“ beantwortete er meine Frage. Ich schaute ihn erschrocken an.

„Ist es dolle schlimm?“ fragte ich nach und kramte währenddessen in dem Wohnzimmerschrank.

„Naja es blutet halt. Ich kenne mich da nicht so aus. Hab nie einen Erste Hilfekurs oder so gemacht.“ sagte er und ich konnte an seiner Stimme erkennen das es ihm irgendwie peinlich war. Ich erkannte den Verbandskasten und zog ihn heraus.

„Hier.“ Ich streckte ihm den Kasten entgegen,den er nur zögernd annahm.

„Könntest du nicht..?“ Er blickte mich bittend an. Oh nein. Wollte er jetzt ernsthaft das ich einen auf Krankenschwester machte? Ich seufzte und schlupfte schnell in meine Chucks.

„ Dann wollen wir mal.“ gab ich mich geschlagen.

„Oh danke.“ Ein erleichtertes Lächeln tauchte auf seinem Gesicht auf. Wir gingen heraus und schlossen leise die Tür. Immerhin schliefen meine Mutter und Felix schon. Durch das Gestrüpp kämpften wir uns durch zu dem Haus der Gorillas.

„Du weißt nicht wie erleichtert ich bin. Ich kann nicht wirklich Blut sehen und..“

„Schon ok.“ unterbrach ich ihn. Wir betraten die Hütte. Mir kam eine Welle von Biergeruch entgegen. Aus einer hinteren Ecke hörte ich ein Fluchen.

„ Man wo warst du so lange. Hast du was gekriegt?“ hörte ich Lukas. Als er mich erblickte schaute er verblüfft.

„Sogar mehr als das. Verbandszeug plus ärztliche Hilfe.“ sagte der blonde und stellte den Erste Hilfe Kasten neben Lukas auf den Tisch.

„Madame“ sagte der blonde und zeigte mit den Händen auf einen freien Stuhl direkt neben dem von Lukas. Ich schaute ihn bloß an und ließ mich dann auf dem Stuhl nieder.

„Dann zeig mal her.“ sagte ich zu dem Ochsen vor mir. Anscheint etwas zögerlich streckte er mir seine Hand hin. Sie war leicht Blutverschmiert.

„Darf ich?“ fragte ich bevor ich seine Hand berührte. Er nickte nur. Ich nahm die große Hand vorsichtig in meine Beiden und schaute mir die Wunde genauer an.

„ Der Schnitt ist nicht tief. Da sollte eine Salbe und ein Pflaster reichen.Anfangs nicht so viel Salzwasser dran lassen.“ sagte ich nur.

„Wasch vorher das Blut ab.“ befahl ich dem Großen vor mir. Wieder nickte er nur und ging ins Bad um seine Hände zu waschen. Es war ruhig in dem kleinen Haus. Außer dem laufenden Wasser war es still. Der Blonde räusperte sich.

„Ehm. Ich bin übrigens Lars.“ Ich schaute zu ihm und nickte.

„Marie.“ sagte ich knapp und richtete meinen Blick auf den Idioten der wieder aus dem Bad kam. Er setzte sich wieder auf den freien Stuhl und drehte sich zu mir. Ich öffnete den Verbandskasten,der noch extra von meiner Mutter mit jeglichen Medikamenten und Salben ausgestattet wurde. Ich nahm die Bepanthen und ein Pflaster heraus und verarztete seine Wunde.

„ Das sollte erstmal reichen. Ich lass dir die Salbe hier.“ sagte ich während ich Schere und Pflaster wieder einräumte.

 

Lukas

Ich schaute ihr zu wie sie mit ihren kleinen,flinken Händen wieder alles zurück in den Verbandskasten räumte. Es breitete sich eine Stille aus.

„Danke“ sagte ich. Sie hob ihren Blick und schaute mit ihren Augen unsicher in meine.

„Kein Problem.“ Sie wand ihren Blick ab. War sie etwa schüchtern? Unsere kleine Hexe? Nie im Leben. Aber in ihrer Haltung konnte ich etwas zurückhaltendes erkennen. Sie stand auf und nahm den Kasten vom Tisch.

„Ich geh dann wieder.“ Sie drehte sich um und ging Richtung Tür. Lars schaute zu mir und gab mir mit einer Kopfbewegung zu ihr zu verstehen ,dass ich sie begleiten sollte. Ich richtete mich auf und folgte ihr.

„Warte ich bring dich noch.“ sagte ich und blickte kurz zu Lars der nur zufrieden lächelte. Blödmann. Ich schloss die Tür hinter mir und ging hinter der kleinen Hexe den Trampelpfad entlang. So doof war die kleine ja gar nicht,dachte ich so vor mich hin. Vielleicht etwas zickig aber das war auszuhalten. Ich glaube sie denkt ich bin ein ganz schönes Arschloch. Wir kamen bei ihrer Tür an.

„Hey. Danke nochmal.“ sagte ich zu der Brünetten. Sie schaute zu mir auf und suchte anscheint ein Anzeichen dafür das ich es nicht ernst meinte. Aber sie würde nichts finden. Ich meinte es Ernst.

„Kein Problem. Is doch selbstverständlich.“ sagte sie und wollte sich gerade abwenden.

„Naja so selbstverständlich ist das nicht. Immerhin war ich nicht so ganz nett zu dir.“ murmelte ich vor mich hin und fasste mir in den Nacken. Das war mir irgendwie unangenehm. Ich entschuldigte mich bei ihr für mein Verhalten. Wieso? Die kleine Hexe war doch nicht besser? Man das Bier wirkte stark. Sie drehte sich wieder zu mir und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie musterte mich einige Zeit bis sie sich wieder bewegte.

„Schon gut.“ Sie nickte leicht und wandte sich wieder zur Tür.

„Gute Nacht.“ sagte sie und schon war sie hinter der Holztür verschwunden.

„Gute Nacht.“ flüsterte ich noch.Auch wenn sie es eh nicht mehr hörte. So stand ich da mitten in der Nacht vor der Tür der Hexe und dachte vor mich hin. So doof war die kleine ja gar nicht,dachte ich wieder. So doof war sie ja gar nicht.

 

Impressum

Texte: Liegt bei mir.
Bildmaterialien: Liegt bei mir. Eigenaufnahme
Lektorat: Liegt bei mir.
Tag der Veröffentlichung: 14.12.2014

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