Cover

Prolog

Liebe ist kein Solo. Liebe ist ein Duett. Schwindet sie bei einem, verstummt das Lied.

Eigentlich wie jeden Tag.

Leonie

Ich saß mal wieder in der Klasse und schaute einfach aus dem Fenster. Ich folgte den Regentropfen, die an der Scheibe herunter kullerten. Sie erinnerten mich an Tränen. Tränen der Trauer. Oder doch der Freude? Mir wäre beides recht. Immerhin ist der Gedanke an Regentropfen wesentlich interessanter als der Unterricht. Das hektische Geplapper und rumgefuchtel meiner Deutschlehrerin nahm ich nur bedingt war. Mit einem Seufzer wandte ich mein Gesicht ab und schaute stattdessen auf die Uhr über der Tür.

Noch 10 Minuten dann bin ich frei,

dachte ich mir. Luisa hatte wahrscheinlich den gleichen Gedanken, denn sie fing an nervös mit ihren roten, welligen Haaren zu spielen. Allerdings war Luisa allgemein ein sehr unruhiger Mensch. Ihr viel es schon schwer 5 Minuten die Klappe zu halten. Außerdem musste bei ihr immer Aktion sein. Aber ich liebte sie trotzdem so wie sie war. Gelangweilt starrte ich auf den Hinterkopf von Marko der vor mit saß. Er war das Sportass und der Mädchenschwarm aus unserem Jahrgang. Von Fußball bis zum Weitwurf, er machte bei allem eine gute Figur. Das sagte jedenfalls Luisa, die schon lange in Marko verknallt war. Ich wiederrum musste zugeben dass Marko ziemlich eingebildet war. Er platzte nur so vor Selbstverliebtheit. Aber das war nur meine Meinung. Wieder ging mein Blick schnell zur Uhr.

 Nur noch 5 Minuten dann kann ich hier endlich raus.

Nicht nur ich wurde langsam unruhig, auch die Klasse hörte Frau Wiesner nicht mehr wirklich zu. Einige hatten ihre Taschen längst gepackt und waren förmlich schon mit einem Fuß aus dem Klassenraum. Auch ich steckte nun meinen Block ein und griff schon mal nach meiner Jacke die über der Lehne meines Stuhles hing. Endlich kam das erlösende klingeln. Ich erhob mich und ging gemeinsam mit Luisa aus dem Klassenzimmer. Schon viel fröhlicher rannten wir beide durch den Regen rüber ins Wohnhaus des Internats. Leicht aus der Puste, dafür mit einem Lächeln schlenderten Luisa und ich gemütlich zu unserem Zimmer.

´´Ich bin so froh das wir jetzt endlich Wochenende haben. Fährst du zu deiner Mutter oder bleibst du hier bei mir?´´ fragte Luisa.

´´Ne ich bleib hier. Meine Mutter ist über das Wochenende bei ihrem neuen Lover.´´ antwortete ich weniger begeistert.

´´ Aber wir können ja was unternehmen.´´ fügte ich noch hinzu.

´´Klar gerne. Marko hat vorhin erzählt dass er mit seinen Kumpels morgen Party macht. Die feiern seinen 17. nach. Er lädt uns Mädels auch ein. Die wollen da beim alten See feiern. Da wo die Holzhütte steht. Marko hat sie wohl gemietet. Was hältst du davon?´´

Ich blieb stehen denn wir waren vor unserer Zimmertür angekommen. Ich holte den Schlüssel aus meiner Jacke und schloss auf. Wir betraten unseren liebevoll eingerichteten, kleinen Wohnraum. Ich bemerkte den fragenden Blick von Luisa auf mir, denn ich hatte immer noch nicht geantwortet. Ich stellte meine Tasche neben meinen Schreibtisch und drehte mich dann um zu Luisa.

´´Komm schon Leo. Das wird bestimmt ganz cool.´´ meinte sie und schaute mich mit einem bittenden Gesicht an. Sie wusste genau dass ich nicht gerne auf Partys ging. Mit einem genervten stöhnen gab ich nach.

´´Na gut.´´ sagte ich genervt und verdrehte meine Augen. Luisa quickte und wippte aufgeregt auf und ab. Ich konnte nicht anders als auch zu lächeln. Wie Schafte Lu nur immer mich zu überzeugen? Ich zog meine Jacke aus und schmiss sie aufs Bett.

´´Oh nein.´´

Ich schaute zu Luisa auf die auf einmal aufgehört hat wie wild rumzuspringen.

´´Was ist denn?´´ fragte ich nach.

´´Ich hab Garnichts zum Anziehen. Man Leonie. Marko denkt doch morgen auch nur schlechtes von mir wenn ich damit etwas altem hingehe.´´ Lu wirkte leicht gestresst. Ich verdrehte nur wieder meine Augen.

´´Aber du warst doch erst Dienstag mit Charlie schoppen.´´  meinte ich.

´´Stimmt. Och Mensch Lu schallt dein Hirn ein.´´ sie schlug sich demonstrativ leicht auf die Stirn. Ein lächeln konnte ich nicht unterdrücken. Ich schlüpfte aus meinen Schuhen und stellte sie zu den anderen gleich hinter die Tür. Dann ging ich ins Bad und wusch mir die Hände.

´´Ich Habs!´´ ertönte es aus dem Nebenzimmer. Erschrocken zuckte ich kurz zusammen. Ich trocknete meine Hände noch schnell ab und ging dann rüber zu Luisa. Diese stand mit einem blauen Kleid in der Hand vor dem Spiegel und hielt es sich an. Das Kleid ging bis zu den Knien und hatte Spagettiträger. Eigentlich ganz hübsch, auch so mit den kleinen Rüschen am Ausschnitt aber auf alle Fälle zu kalt für einen Herbsttag.

´´Ist das nicht ein bisschen frisch? Ich meine, es ist Oktober.´´ Ich schaute Lu mit hochgezogenen Augenbrauen an.

´´Ach quatsch. Ich zieh noch eine Jacke drüber und dann geht das schon. Außerdem gibt es ja eine kleine Heizung in der Hütte.´´ rechtfertigte sie sich.

´´Wenn du meinst. Weiß Charlie eigentlich schon bescheid?´´ fragte ich nun nach. Nebenbei ging ich rüber zu meinem Bett und legte mich auf den Rücken, sodass ich an die Decke schaute.

´´Jaja. Sie war vorhin dabei als Marko mich darauf angesprochen hat.´´ sagte Lu schließlich. Nach einigen Minuten nahm ich mein Buch vom Nachttisch und schlug es auf der Seite auf wo ich geendet hatte. Ich versank in der Geschichte und schaute nur auf wenn meine rothaarige Freundin wissen wollte ob die Schuhe zum Kleid passten oder nicht. Dieses Hin und Her ging dann noch einige Zeit mit den Jacken bis Luisa schließlich fertig war mit Model spielen. Leicht erschöpft ließ sie sich auf ihr Bett gegenüber von meinem fallen. Ich widmete mich wieder meinem Buch und las gespannt weiter. Nach einiger Zeit ging erst Lu duschen und dann beschloss ich es ihr gleich zu tun. Ich ging in das schon vorgeheizte Bad und schloss die Tür hinter mir ab. Die Luft war dampfartig und war im Licht der Deckenleuchte sichtbar. Ich zog vorsichtig das Haargummi aus meinen langen, blonden Haaren das diese zu einem Zopf gehalten hatte. Mit einem Abschminktuch beseitigte ich mein Mascara. Schnell schlüpfte ich aus meiner grauen Röhrenjeans und zog mir das Weinrote Oberteil über den Kopf. Meine Unterwäsche folgte schnell und schließlich stand ich unter der entspannenden Dusche. Ich ließ das heiße Wasser über meinen Körper laufen. Während ich meine Haare einschäumte summte ich das Lied Girl on Fire. Aus dem Nebenzimmer hörte ich wie Luisa mit einstimmte. Ich musste grinsen und an das letzte Schulfest denken wo Luisa und ich irgendwann einfach angefangen haben zu singen und so die Aufmerksamkeit auf den damaligen Waffelstand gezogen hatten. So viele Waffeln hatte vor uns noch niemand verkauft. Ich spülte das Shampoo raus und stieg dann aus der Dusche. Schnell wickelte ich mir ein kuscheliges Handtuch um, da es sich außerhalb der Dusche anfühlte als würde man in ein Gefrierfach steigen. Ich trocknete mich ab und zog mir dann frische Unterwäsche an. Darüber noch mein zu großes Gammel T-Shirt und eine lockere Jogginghose. Meine Haare kämmte ich nur durch, ließ sie aber an der Luft trocken. In irgendeiner Zeitung stand mal dass das die Haare schonen sollte. Ein gähnen kam mir über die Lippen. Ich packte meine Wäsche noch in den Wäschekorb in der anderen Ecke des Bades und ging dann rüber zu Luisa. Zielstrebig steuerte ich mein Bett an. Ich legte mich ohne ein Wort hin und deckte mich zu. Ein letzter Blick zu Lu zeigte das sie schon im Halbschlaf war. Ein weiteres Mal gähnte ich. Ich guckte auf den Wecker neben mir.

22:27 Uhr

In 3 Minuten würde der Erzieher kommen und seinen Abendrundgang machen. Ich drehte mich mit dem Gesicht zur Wand und schloss die Augen. Ich bekam nicht mehr mit ob Herr Ritkowich noch kam oder nicht. Der Schlaf kam schnell und traumlos.

 

Jakob

Es war schon 23 Uhr. Herr Ritkowich war schon längst da, aber Marko stand immer noch unter der Dusche. Mit einem stöhnen legte ich mich in mein Bett. Ich hatte so gar keine Lust morgen mit Marko die Hütte auf Vordermann zu bringen. Allgemein hatte ich keinen großen Bock auf Party.  Was sollte ich auch schon groß da. Alle Jungs, eingeschlossen Marko, würden sich morgen die Kante geben und irgendwelche Mädchen angraben. Die armen denken dann wahrscheinlich noch das sie was ernstes wollen. Ich hatte allerdings momentan die Schnauze voll von Weibern. Vor allem von solchen aufgetakelten bei denen die Kleidung nur das nötigste bedeckt. Nach der miesen Beziehung mit Jenny, wo sie mich am Ende noch mit irgendeinem Typen betrogen hatte, wollte ich so schnell nichts Neues. Ich griff nach meinem Handy und gab den Code ein. 23:20 Uhr. Ich ging kurz auf Facebook und schaute ob ich neue Nachrichten bekommen hatte. Nichts. Kein Wunder. So gut wie alle schliefen schon oder machten noch Party und hatten besseres zu tun. Marko kam nur in Boxershorts aus dem Bad. Seine Haare waren noch nass. Ich atmete einmal tief durch und legte dann mein Handy beiseite.

´´Nacht Bro.´´ murmelte Marko.

´´Nacht.´´ gab ich nur von mir und schloss dann meine Augen. Der ehrsehnte Schlaf kam schnell. Eigentlich wie jeden Tag. 

War das eine Einladung?

Leonie

Leise Schritte zogen mich aus meinem Schlafzustand. Ich streckte mich und merkte erst jetzt wie verspannt ich geschlafen hatte. Ich stieß Stoßartig die Luft aus meiner Lunge und öffnete meine Augen. Das Zimmer war schon Lichtdurchflutet sodass ich kurz blinzeln musste. Mit einem Seufzer setzte ich mich auf.

´´Guten Morgen.´´ trällerte Luisa fröhlich in meine Richtung und marschierte gerade aus dem Bad.

´´Morgen.´´ murmelte ich nur. Ich schob die Decke beiseite und richtete mich auf. Noch mal streckte und dehnte ich mich leicht um wacher zu werden. Ich verspürte einen komischen Geschmack auf der Zunge. Also beschloss ich als erstes  Zähne zu putzen.  Mühevoll schleppte ich mich ins Bad und schaute in den Spiegel über dem Waschbecken. Ich sah ein Mädchen das leicht verschlafen wirkte. Sie hatte lange, blonde Haare die ihr bis unter die Brust gingen.  Ihre Augen waren groß. Die Farbe ihrer Iris war ein Ozeanblau und ihre runden Augen wurden von vollen, langen Wimpern umrundet.  Ihre Nase war klein und schmal. Leichte Sommersprossen waren darauf zu erkennen ,wenn man sie näher betrachtete. Direkt  darunter befand sich ein leicht rosafarbener  Mund. Die Lippen waren voll und leicht geschwungen. Öffnete sie den Mund leicht, kamen weiße, gerade Zähne zum Vorschein.(Wie auf dem Cover). Eigentlich passte alles zusammen. Viele sagten mir ich sei hübsch und hätte ein schönes Gesicht. Ich wusste nicht was ich davon halten sollte. Ich fand mich ja selber nicht unattraktiv aber solche Komplimente bekam ich des Öfteren und nicht nur von Weiblichen Personen.  Ich griff nach meiner Zahnbürste und der Zahnpasta. Keine Minute später war die Zahnbüste samt Zahnpasta in meinem Mund und reinigte meine Zähne. Ich betrachtete mich weiter im Spiegel.  Nach einiger Zeit spülte ich meinen Mund aus und wusch mir mein Gesicht. Das erfrischte und ich fühlte mich gleich noch wacher. Ich trocknete mit meinem Handtuch mein Gesicht ab und ging dann wieder rüber. Luisa war bereits angezogen. Mit einem seufzen ging ich zu meinem Schrank und öffnete beide Türen.  Luisa schaltete das Radio ein. Ein Lächeln umspielte meine Lippen. Sie wusste wie sie mir gute Laune machen konnte. Außerdem wusste sie dass  ich ein Morgenmuffel bin und versuchte mir mit allem möglichen einen angenehmen morgen zu verschaffen. 

´´Wie spät ist es eigentlich?´´ fragte ich während ich mir meine rote Röhre raussuchte und ein passendes graues Shirt dazu aus dem Schrank nahm.

´´9:30 Uhr.´´ meinte sie.

´´Ist heute bis 11 Uhr Frühstück?´´ war meine nächste Frage.

´´Ja. Also lass dir Zeit.´´ Luisa schnappte sich eine Zeitschrift von ihrem Schreibtisch und setzte sich auf ihr Bett. Ohne weiter auf sie zu achten schlüpfte ich aus meinen Schlafklamotten und zog die anderen Sachen drüber. Dann ging ich wieder ins Bad und widmete mich meinem Gesicht. Mit gekonnten griffen schminkte ich mich und machte  meine Haare.(So wie auf dem Cover). Ich legte noch die Kette von meiner Mutter um. Zufrieden verließ ich das Bad. Ich nahm noch mein Handy  und steckte es mir in die Hosentasche. Dann zog ich mir noch meine schwarzen Chucks an.

´´So. Wir können.´´ meinte ich und lächelte Luisa leicht an die von ihrer Zeitschrift hochguckte.

´´Gut.´´ meinte sie nur und stand schwungvoll auf. Munter gingen wir Richtung  Essenssaal.

Jakob

Ich stand gerade unter der Dusche und wusch den Schaum aus meinen Haaren.

´´Kommst du gleich nach, Frühstücken?´´ rief Marko aus dem Nebenzimmer.

´´Ja. Bin in 15 Minuten unten.´´ rief ich zurück. Marko gab keine Antwort. Dafür hörte ich wie die Tür ins Schloss fiel. Ich stellte das Wasser ab und trat aus der Dusche. Mit meinem Handtuch trocknete ich mich ab. Ich zog mir meine Boxershorts  an und darüber eine Jeans. Ich rubbelte meine Haare trocken und föhnte sie leicht an. Mit einem Kam brachte ich sie noch in die richtige Haltung und fixierte dann alles mit etwas Gel. Meine Haare waren weitestgehend kurz , nur oben waren sie etwas länger als an den Seiten. Ich zog mir noch mein blaues Shirt über und ging dann aus dem Bad. Ich schlüpfte in meine Turnschuhe und verließ nach einem letzten Blick in den Spiegel dann das Zimmer. Meine Füße trugen mich die Treppen runter in den Speisesaal. Ich steuerte unseren Stammplatz an wo schon so gut wie alle saßen.  Außer Marko, Kevin, Yannick und  Finn waren noch Luisa, Leonie und Charlie da. Sie saßen ab und zu auch bei uns. Eigentlich war es immer ganz lustig mit ihnen. Ich verstand mich auch ganz gut mit den Mädels nur leider konnte man in ihrer Gegenwart keine Jungs Gespräche führen. Ich setzte mich neben Yannick und begrüßte alle mit einem Morgen.

´´Also Marko. Wann soll es nachher losgehen?´´ fragte Luisa ihn und klimperte vielleicht ein paar Mal zu viel mit den Wimpern.

´´Also eigentlich ab 20 Uhr.´´ antwortete Marko. Die Antwort von Luisa hörte ich mir gar nicht an. Das war zu viel Gesprächsstoff für mich am Morgen. Mit einem stöhnen stand ich auf.

´´Ich hol mir was zu essen. Kommt wer mit?´´ fragte ich in die Runde.

´´Ja ich. Warte.´´ kam es von Leo. Das war mir recht. Leo und ich tickten ziemlich gleich und verstanden uns gut. Sie würde mich nicht gleich am Morgen  zu labern. Sie war eigentlich echt cool drauf und hübsch auch noch. Ich fand sie schon immer irgendwie toll. Mit ihr konnte man gut reden und auch Spaß haben. Eigentlich waren wir sogar befreundet. Wir haben mit den anderen schon viel zusammen unternommen. Allerdings noch nichts alleine. Ich lächelte ihr leicht zu als sie nun neben mir stand und wir Richtung Essensausgabe gingen. Auch sie schenkte mir ein lächeln. Ich nahm mir ein Tablett und nahm mir ein Brötchen aus dem Korb. Leonie tat es mir gleich. Als wir alles zusammengesucht hatten gingen wir zurück zu den anderen. Finn und Kevin waren nicht mehr da. Und auch Charlie scheint abgehauen zu sein. Jetzt waren nur noch Yannick da und Luisa die sich gerade an Marko ranmachte. Ich schaute kurz zu Leo die gerade ihre Augen verdrehte als sie Luisa sah. Ich musste mir ein Grinsen unterdrücken. Ich stellte mein Tablett auf den Tisch und setzte mich auf den freien Platz neben Yannick. Leo setzte sich gegenüber von mir neben Luisa.  Beim Essen redeten wir alle nicht viel und ich konnte mein Frühstück schön genießen.

Leonie

Als ich fertig war mit essen stand ich auf und brachte mein Tablett zu dem Wagen wo sie gesammelt wurden.  Ich ging nochmal zurück zu unserem Tisch.

´´Luisa kommst du?´´ fragte ich meine Freundin genervt, die sich gerade mal wieder mit Marko unterhielt und auffällig oft kicherte wenn er etwas sagte. Sie schaute auf und auch Yannick und Jakob guckten mich an.

´´Geh schon mal vor ich bleib noch kurz.´´ meinte sie und wandte sich wieder an Marko. Ich stöhnte einmal genervt und drehte mich um. Hinter mir hörte ich wie ein Stuhl zurück geschoben wurde. Vielleicht hatte Lu ja gemerkt wie bekloppt sie sich benahm und wollte mir jetzt hinterher. Mir recht aber ich würde mich nicht umdrehen und auf sie warten. Ich ging einfach weiter auf die Tür zum Flur zu.

´´Leonie. Warte mal.´´ hörte ich Jakob rufen. Ich blieb stehen und blickte hinter mich. Jakob kam nun leicht laufend auf mich zu. Als er bei mir angekommen war ging ich weiter und er ging neben mir her.

´´Ich wollte nur fragen ob du nachher auch kommst.´´ meinte Jakob und schaute mich an.

´´ Wenn Luisa nicht zu lange braucht und wir rechtzeitig losgehen dann ja.´´ beantwortete ich seine Frage und lächelte leicht in seine Richtung.

´´Cool. Ich freu mich. Naja das war’s eigentlich auch was ich wissen wollte. ´´ Er faste sich in den Nacken und guckte verlegen zu Boden . So hab ich ihn noch nie in meiner Gegenwart erlebt. Egal.

´´Wie auch immer. Wir sehen uns nachher.´´ sagte Jakob  irgendwie hektisch .

´´Bis später.´´  Er drehte sich um und bevor er hinter der Ecke verschwand winkte er mir nochmal zu. Ich hob nur die Hand und ihm verwundert hinterher.

Jakob

Oh Mann. Wie peinlich.

Dachte ich mir nur als ich eben um die Ecke gegangen bin und nun Richtung Jungenflur lief. Was war das eben? Ich bin noch sonst nicht so. Reiß  dich zusammen Jakob. Das war doch nur Leo.

Aber dieses Lächeln

Ich schlug mir leicht gegen den Kopf. Wieso dachte ich das nur? Leo ist eine Freundin. Betonung liegt auf EINE.Ich ging in mein Zimmer und ließ mich einfach aufs Bett fallen.

…aber süß ist sie trotzdem.

Mann. Ich musste den Kopf frei kriegen. Ich beschloss einfach Joggen zu gehen auch wenn es regnete. Marko bräuchte meine Hilfe nicht vor 18 Uhr . Ich ging zu meinem Schrank und schnappte mir eine Sporthose. Schnell zog ich mich um und nahm dann noch meine Turnschuhe aus dem Schrank. Beim Rausgehen nahm ich noch meine Regenjacke und zog sie mir über . Kaum war ich aus dem Internat raus fing ich an zu laufen

Und zu laufen

Und zu laufen…

Es tat gut. Das stechen in meinen Seiten lenkte mich ab. Ich lief durch den angrenzenden Park. Der Regen durchnässte mich und lief an mir herunter. Nach geschätzten 8 km blieb ich stehen. Ich bin durch den ganzen Park gelaufen. Nach einer kurzen Pause ging wieder zum Internat. Als ich die Zimmertür öffnete blickte mich Marko verwirrt an.

´´Alter. Was geht mit dir?´´

´´Ich war bloß Joggen.´´ Rechtfertigte ich mich. Einzelne Wassertropfen fielen in mein Gesicht. Marko musterte mich. Er wusste dass etwas nicht stimmte. Unter mir entstand schon eine kleine Pfütze. Ohne weiter auf Marko zu achten ging ich ins Bad. Ich brauchte etwas länger um aus meinen nassen Klamotten rauszukommen, doch schließlich stellte ich mich unter die Dusche und wärmte meinen Eiskalten Körper wieder auf. Ich schüttelte den Kopf über mich selbst. Warum machte ich mich so fertig wegen so was. Leo ist nun mal ein nettes, attraktives Mädchen. Aber irgendwie wird mir das heute zum ersten Mal klar. Aber das war´s auch. Ich find sie bloß nett und hübsch. Das find ich Megan Fox auch. Das ist ganz normal. Oder?

Leonie

´´Wir müssen nachher noch Charlie abholen.´´ erzählte Luisa aufgeregt während sie den Lockenstab ansetzte und eine weitere Perfekte Locke zauberte. Ich stand genervt von meinem Bett auf und ging rüber zu meinem Schrank. Mir ging die Reaktion von Jakob immer noch nicht aus dem Kopf. Er war so nervös, so hektisch. Als wenn er etwas ganz dringend erledigen muss. Ich blickte auf die Uhr an der Wand. 19:30 Uhr.

´´Was willst du eigentlich anziehen?´´ fragte Luisa und riss mich so aus meinen Gedanken.

´´Keine Ahnung.´´ gab ich zu und wendete mich an sie.

´´Lass mich mal gucken.´´ Lu legte den Lockenstab beiseite und kam zu mir rüber.

´´Hmmm. Wie wär´s mit der Hose?´´ Sie hielt mir meine schwarze skinny Jeans hin. Ich nahm sie entgegen. Das war meine Lieblingsjeans .

´´Und was dazu?´´ fragte ich Lu die schon in meinem Schrank wühlte. Sie zog ein weißes Fledermausärmel Shirt heraus wo die Skyline von New York drauf gedruckt ist und hielt es mir als Antwort hin.  Okay. Luisa hatte Geschmack. Aber war das nicht etwas Over Dress? Ok im Gegensatz zu Luisas Kleid ist das nichts aber trotzdem.

´´Das sieht gut aus Leo.´´ versprach sie mir.

´´Ok. Und dann meine Chucks dazu.´´ meinte ich und wollte gerade nach meinen Schuhen greifen.

´´Nein. Das lass ich nicht zu. Du kannst doch nicht zu so etwas deine schwarzen Chucks anziehen die du auch in deiner Freizeit trägst. ´´ sagte Luisa schockiert und aufgebracht. Ich betrachtete Lu verwirrt und sah zu wie sie zu ihren Schuhen ging und nach einem Paar griff.

´´Hier. Ich leih sie dir.´´ meinte meine Freundin nur und hielt mir ein Paar  Hochfront Pumps hin. Sie waren schwarz und der Absatz war mindestens 10 cm hoch.

´´Sind die nicht ein bisschen zu… hoch?´´ Ich schaute Lu mit hochgezogenen Augenbrauen an.

´´Ach quatsch. Du bist das bloß nicht gewohnt. Du musst ja auch keinen Marathon laufen.´´ sagte sie lieb und verdrehte gespielt genervt die Augen. ein Lachen konnte ich mir nicht verdrücken. Auch Luisa stimmte mit ein. Sie drückte mir schließlich die Schuhe in die Hände. Ich legte die Sachen aufs Bett und zog mich dann um. Als ich fertig Angezogen war ging ich ins Bad und frischte meine Schminke auf. Ich legte noch meine Kreuzkette von meiner Konfirmation um  und sprühte noch Parfüm an meinen Hals. Dann ging ich rüber zu Louisa. Charlie war zu meiner Verwunderung auch schon da.

´´Hey, du schon hier?´´ fragte ich sie und zog eine Braue hoch. Sie trug eine grüne Hose. Dazu Beige Pumps und einen Beigen Blazer. Darunter ein normales weißes T-Shirt. Es stand ihr wirklich gut und es passte auch zu ihren braunen Haaren die ihr bis zu den Schultern gingen.

´´Ich war schon fertig und hab mir gedacht dann müsst ihr mich nicht noch abholen.´´ erklärte sie. Nebenbei nahm ich mir meine schwarze Lederjacke und meine kleine Tasche. Als Zustimmung nickte ich nur und verließ dann mit meinen Mädels das Zimmer.

Blöder Karsten

Jakob

´´Kannst du mir mal den Bierkasten rüber bringen.´´ rief mir Finn zu. Er stand hinter einer kleinen Holz Bar und sortierte gerade Flaschen und Gläser. Ich griff nach dem Kasten und stellte ihn auf dem Tresen ab.

´´Danke.´´ murmelte Finn nur. Ohne ihn weiter zu beachten ging ich zu dem kleinen Fenster neben der großen Holztür. Draußen war es schon ziemlich dunkel. Es war noch niemand in Sicht. Marko kam aus dem kleinen Bad heraus. Eine starke Wolke von Aftershave stieg mir in die Nase. Er hatte seine Haare wild gestylt und sein schwarzes Player Hemd angezogen.

´´ Jakob. Das Klo ist frei. Du kannst dich fertig machen. ´´ meinte Marko in meine Richtung. Da wir noch viel zu tun hatten ,haben wir unsere Klamotten einfach mitgenommen und beschlossen, uns hier fertig zu machen. Ich nahm meine Tasche von der kleinen Holzbank und ging ins Bad. Ich zog mein Shirt aus und knöpfte mein dunkelblaues Slim Line Hemd zu. Meine Jeans ließ ich an und meine Turnschuhe waren auch akzeptabel . Ich betrachtete mich im Spiegel. Für 17 Jahre hatte ich schon recht markante Männliche Gesichtszüge. Meine braunen Augen hatten fast das gleiche braun wie das meiner Haare.. Meine Haare vielen mir leicht ins Gesicht. Ich nahm das Gel uns stylte sie wieder etwas zu Recht, sodass sie wieder gut saßen. Ich sprühte mich noch einmal mit Deo ein und war dann fertig. Von draußen hörte ich Stimmen. Die ersten schienen wohl schon da zu sein. Mein Blick ging noch einmal in den Spiegel, dann öffnete ich die Tür und trat in die warme Luft der Holzhütte. Yannick hatte schon die Musik eingeschaltet. Ich sah an der Bar Kevin und hob kurz meine Hand. Dann ging ich zu dem kleinen Holztisch wo Marcel, Hendrik und Karsten saßen. Sie waren Freunde von Marko. Allerdings fand ich sie ziemlich eingebildet und sie führten sich manchmal unpassend auf.

´´So Jungs. Was darf ich euch bringen.?´´ fragte ich in die Runde. Sie gaben ihre Bestellungen ab und ich ging rüber zu Finn der die Getränke fertig machte. Die Tür ging auf und Leo trat mit Luisa und Charlie im Gebäck in den Raum. Ich schaute zu Finn der nur an die Tür starrte. Ich wusste dass er in Charlie verknallt war. Genervt verdrehte ich die Augen.

´´Hey. Die Getränke.´´ rief ich ihm entgegen, da die Musik schon lauter geworden war.

´´Jaja.´´ meinte Finn nur und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Flaschen. Er gab mir ein Tablett mit den Getränken. Vorsichtig balancierte ich dieses zu den Jungs rüber an den Tisch.

´´ Hier.´´ sagte ich nur knapp und stellte das Tablett ab.  Dann drehte ich mich um und ging wieder zur Bar rüber. Ich setzte mich auf einen Barhocker und schaute in die zunehmende Menschenmasse.

Leonie

Es wurde langsam voller. Ich wusste ja nicht wie viel Marko eingeladen hatte, aber jetzt waren es bestimmt schon 25 Leute.

´´Ich hol uns mal was zu trinken.´´ brüllte ich zu Luisa und Charlie, die sich bereits für uns einen freien Tisch geangelt hatten. Quetschend schob ich mich zur Bar durch, was nicht leicht war auf diesen Schuhen. Ich war es nicht gewohnt hohe Schuhe zu tragen. Meine Schuhsammlung bestand größtenteils aus Turnschuhen.  An der Bar stand Finn und davor Jakob.

´´Hey.´´ sagte ich zu Jakob der mich nun auch bemerkt hatte.

´´Hi.´´ sagte er nur kurz und nahm dann einen Schluck von seinem Bier.

´´ 3 Cola bitte.´´ wandte ich mich an Finn. Dieser nickte nur und nahm 3 Gläser.

´´Kein Bier?´´ fragte mich Jakob von der Seite und schaute mich fragend an.

´´ Ne. Heute nicht.´´ meinte ich nur und lächelte ihn kurz an. Er erwiderte mein Lächeln und schaute auf sein Bierglas. Finn stellte die Gläser auf den Tresen und nahm dann schon die nächste Bestellung entgegen. Ich nahm die Gläser und ging wieder an den Tisch zurück. Luisa nahm mir ein Glas ab und trank sofort einen großen Schluck. Kein Wunder. Hier drinnen war es wirklich warm. Wieder kamen Leute durch die Tür herein und begrüßten Marko, der schon sein 3. Bier in der Hand hielt. Das Lied wechselte und Luisas Augen weiteten sich. Ich wusste was jetzt kommen würde.

´´ Mädels. Lasst uns tanzen.´´ sagte sie und stand auf. Genau das hatte ich befürchtet.

´´Ne keine Lust.´´ maulte ich.

´´Ach komm schon Leo.´´ Jetzt schaute mich auch Charlie bittend an. Ich stöhnte.

´´Nagut. Ihr habt gewonnen.´´ Ich richtete mich auf und zuppelte mein Shirt richtig hin.  Luisa zog mich kichernd mit zur Tanzfläche wo schon mehrere sich zum Beat bewegten. Marko war auch unter ihnen und natürlich fing Luisa gleich an in anzutanzen. Dem nicht mehr ganz so nüchternen Jungen schien das zu gefallen und tanzte mit. Ich stand wie ein Stock auf der Tanzfläche und bewegte mich nicht wirklich. Mir war es unangenehm vor so vielen Leuten zu tanzen. Gerade dann wenn der Großteil der Masse Fremde waren .

´´Hey Süße. Ich bin Karsten. Darf ich auch deinen Namen erfahren?´´ Ein protziger Kerl schaute mich von der Seite an und lächelte lüstern. Ich wich ein kleines Stück zurück.

´´Leonie.´´ sagte ich nur knapp und hoffte das er mich nun in Ruhe lassen würde.

´´Willst du mit mir tanzen Leonie?´´ fragte Karsten und kam ein Stück näher.

´´Nein danke.´´ lehnte ich ab.

´´ Wieso nicht?´´ Karsten kam noch ein Stück näher. Er war mindestens ein Kopf größer als ich und das obwohl ich schon so hohe Schuhe trug.

´´Wie gesagt, Nein danke.´´ ich wollte zurückweichen doch der bullige Typ vor mir hielt mich fest.

´´Lass mich los.´´ Ich versuchte meine Hände frei zu kriegen und blickte mich nach Charlie um. Sie tanzte gerade mit Finn in der anderen Ecke.

Tolle Scheiße und was jetzt?

Fragte ich mich selbst und versuchte mich zu wehren. Ich drehte meinen Kopf weg. Ich wollte diesen schmierigen Typen nicht weiter sehen.

´´Bleib mal ganz ruhig Süße.´´ sagte Karsten und ich konnte aus dem Augenwinkel sehen das er frech grinste. Er kam noch näher und wollte mich gerade Küssen da waren auf einmal seine Hände weg.

´´Sie hat gesagt du sollst sie loslassen.´´ kam es von Jakob der Karsten weggeschubst hat und ihn nun wütend ansah.

´´Junge. Bleib mal locker.´´ Karsten hob schützend seine Hände, doch schwankte schon von dem Alkohol. Ohne es zu merken stiegen Tränen in mir auf. Karstens gewalttätige und drängende Art hatte mich sehr an meinen Ex-Freund erinnert. Erinnerrungen kamen hoch und ließen mich erbeben.

´´ Wenn du sie noch einmal anfasst. Ich schwöre dir dann vergesse ich mich.´´ brüllte Jakob den bulligen Typen an und hob seine Faust. Nun wurde es stiller und viele schauten uns an. Ich hielt es nicht  mehr aus. Die Tränen kullerten aus meinen Augen und tropften herunter auf  mein Oberteil. Ich drehte mich schnell um und verließ schluchzend die Hütte. Hinter mir hörte ich noch Gemurmel doch es interessierte mich nicht weiter. Ich wollte einfach nur raus. Ich trat heraus an die frische Herbstluft und atmete tief durch. Ich erblickte eine kleine Bank am See und setzte mich dort hin. Die Tränen liefen weiter und ein schluchzen entfuhr mir. Mein Kinn zitterte und ich konnte mich einfach nicht beruhigen. So hatte ich mir den heutigen Abend nicht vorgestellt. Ich schaute zur Hütte aus der laute Musik schallte. Die Tür wurde geöffnet und eine Männliche Person betrat das Freie.  Ich konnte Jakob an der Statur erkennen. Groß, breite Schultern,  schlank.

Gutaussehend

Fügten meine Gedanken hinzu. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht, doch es verschwand wieder schnell. Er zog sich eine Jacke über und erblickte mich. Er kam auf mich zu gelaufen. Vor mir machte er halt und hockte sich vor mich. Ich senkte meinen Blick. Ich wollte nicht dass er mich weinen sieht.

´´Hey. ´´ sagte Jakob besänftigend und strich mir mit einer Hand über den Unterarm. Doch das machte es eigentlich nur schlimmer. Eine Träne tropfte auf seine Hand. Jakob stand auf und setzte sich neben mich auf die Bank.

´´Nicht weinen.´´ flüsterte er mir ans Ohr und nahm mich in den Arm. Ich klammerte mich an ihn und ließ nun alles raus. Ruhig strich er mir über den Rücken und beruhigte mich so langsam. Jakob wusste warum ich so weinte. Er hatte damals die Sache mit meinem Ex-Freund mitbekommen. Meine verkrampfte Hand an seinem Hemd lockerte sich etwas. Es flossen nur noch vereinzelte Tränen. Ich hatte aufgehört zu zittern und atmete einmal tief durch.

Ich müsste mich bei Jakob irgendwie bedanken,

kam es mir in den Sinn. Ich seufzte leise und legte meinen Kopf auf Jakobs trainierte Brust.

Jakob

Ich schaute auf den dunklen See, auf dem sich das Licht des Mondes brach. Es wäre ein wirklich romantischer Ort. Aber die Stimmung war weder romantisch noch gut. Leonie saß immer noch an meine Brust gelehnt neben mir und weinte stumme Tränen. Sie tat mir wirklich leid. Ich konnte sie verstehen dass sie nach so einer Situation in Tränen ausbrach. Im Moment hörte man so gut wie nichts. Ich schloss meine Augen und lauschte in die Nacht. Von der Seite hörte ich die dumpfe Musik aus der Holzhütte. Das gleichmäßige atmen von Leonie war der genaue Kontrast zu den lauten, schnellen Tackten der Lieder. In der Ferne konnte man einige Autos wahrnehmen, doch ich konzentrierte mich auf das Mädchen das sich langsam lockerte. Ich öffnete meine Augen und schaute hoch in den Himmel. Der Halbmond lächelte mir entgegen.

´´Komm. Ich bring dich ins Internat. ´´ sagte ich ruhig zu Leo. Sie hob ihren Kopf und schaute mich mit verheulten Augen an. Ihre Schminke war verlaufen, doch ihre Augen strahlten immer noch so wie vorher. Ihre Lippen waren zu einem geraden strich verzogen. Ich hob meine Hand und strich ihr einmal übers Haar.

´´Ok. ´´ flüsterte sie und erhob sich langsam. Auch ich richtete mich auf. Ich legte einen Arm um ihre Schultern. Ruhig gingen wir die Wege des Parks entlang. Würde eine Unbekannte Person uns sehen, würde sie wahrscheinlich denken wir wären ein Pärchen. Ein lächeln stahl sich auf meine Lippen. Leonie fing an zu zittern. Ohne zu zögern  zog ich meine Lederjacke aus und hängte sie ihr über. Dankend schaute sie mich an und schenkte mir ein kleines Lächeln. Wir waren am Ende des Parks angekommen und man konnte in der Ferne schon das große Gebäude sehen. Die Straßenlaternen gaben nur ein leichtes Licht von sich, sodass es fast ganz stockduster war. Leo drängte sich näher an mich. Wir gingen durch das große Tor des Internats und liefen zum Eingang des Wohngebäudes. Leo und ich sprachen nicht miteinander. Wahrscheinlich brauchte sie etwas Zeit um sich wieder zu fangen. Ich hielt vor ihrer Zimmertür. Leonie löste sich von mir und schloss die Zimmertür auf. Dann drehte sie sich zu mir.

´´Danke. ´´ sagte sie und schaute mich leicht lächelnd an. Sie gab mir einen kurzen Kuss auf die Wange und schloss dann die Tür hinter sich. Wie angewurzelt blieb ich vor dem Zimmer stehen. Ich konnte garnicht wirklich realisieren das sie mir gerade wirklich einen Kuss gegeben hatte. Wenn auch nur auf die Wange. Mit einer Hand berührte ich die eben geküsste stelle in meinem Gesicht.

Verdammt.

War mein Gedanke. Ich mochte sie echt gerne.

Ein Date?

Leonie

Das Traumland in dem ich mich befand verschwamm. Ich regte mich und streifte die Pumps von meinen Füßen, die mit einem dumpfen prall den Boden erreichten. Ich hatte gestern keine Lust mehr mich umzuziehen und bin einfach mit Sachen ins Bett gegangen. Ein gebrumme kam von der anderen Seite des Zimmers. Luisa hatte wahrscheinlich wieder etwas getrunken und hatte nun einen Kater. Ich verstand sie nicht warum sie mit 16 Jahren trinken musste. Ein Bier wäre ja nicht schlimm gewesen aber so wie ich sie kenne hat sie mit den Jungs wieder irgendwelche Mischgetränke runtergekippt. Ich öffnete erst ein Auge und dann das andere. Das Zimmer war schon Lichtdurchflutet. Die Sonne schien in mein Gesicht sodass ich meine Augen zusammenkneifen musste. Stöhnend stand ich aus dem Bett auf. Ich ging geradewegs ins Bad und zog mich aus. Ich stellte mich unter die Dusche und konnte endlich entspannen. Ich ließ mir Zeit. Lu würde eh nicht vor 13 Uhr aufstehen. Ich wusste nicht wie lange ich einfach da stand. Das heiße Wasser über mir. Mit geschlossenen Augen. Tiefenentspannt konnte ich mich meinen Gedanken widmen. Erst ein klopfen an der Tür ließ mich aufhorchen. Ich stellte das Wasser ab und stieg aus der Dusche. Schnell wickelte ich mir ein Handtuch um und ging dann zur Tür. Ich schloss auf und öffnete die Tür einen Spalt. Zu Gesicht bekam ich eine fertige Luisa mit zerzausten Haaren und verlaufener Schminke.

´´Kann ich ins Bad? ´´ fragte sie unfreundlich. Eindeutig. Sie hatte einen Kater.

´´Moment noch. ´´ sagte ich eilig und schloss die Tür wieder ab. Ich nahm ein graues, luftiges T-Shirt und meine lila Panty aus dem kleinen Schrank neben der Dusche und zog mich nach dem eincremen an. Meine Haare föhnte ich kurz an und ließ sie offen. Ich putzte noch Zähne und verließ dann das Bad. Lu ging ohne zu zögern hinein und ließ mich allein im Zimmer. Ich räumte die Pumps weg und legte meine Hose ordentlich zusammen. Mein Handy vibrierte. Ich ging zum Nachtisch und hob es auf. Eine SMS von Jakob.

´´Hey du. Alles ok? Jakob.´´

Wie süß von ihm. Ich tippte schnell eine Antwort und drückte auf senden.

´´Ja alles wieder gut. Danke nochmal. Ich bin dir was schuldig. Du hast einen Wunsch frei. ´´

Es dauerte einige Minuten bis Jakob zurück schrieb.

´´Ach da nicht für. Ich heb ihn mir für später auf ;) ´´ schrieb er. Mit einem Lächeln legte ich mein Handy wieder hin und legte mich auf mein Bett.

Wie meinte er das ´´für später´´?

Kam es mir in den Sinn. Ach bestimmt nur so daher gesagt. In dem Moment ging die Tür auf und Jakob trat ins Zimmer. Schnell stand ich auf und schaute ihn verwundert an.

´´ Schick schick. ´´ sagte Jakob und grinste mich an. Erst jetzt viel mir ein das ich ja nur in T-Shirt und Unterhose vor ihm stand. Meine Wangen wurden leicht rot. Ich konnte es zwar nicht sehen aber spüren wie die Peinlichkeit in mir aufstieg. 

 

 Ich überspielte es mit einem Lächeln und schaute ihn an.

´´Was willst du hier? ´´ wich ich ihm aus um meine Unsicherheit zu verstecken. Wieder ein grinsen seinerseits.

´´Ich löse meinen freien Wunsch ein. ´´ sagte er cool und stützte sich mit einer Hand an der Wand an.

´´ Und der währe? ´´ fragte ich und zog meine eine Augenbraue hoch.

´´Lass dich überraschen. Aber dafür musst du dir was anderes anziehen. ´´ meinte Jakob und musste schmunzeln als er an mir herunter schaute.

´´ Was für eine Überraschung? ´´ ging ich auf seine Aussage ein und ignorierte seinen Blick auf meinem Körper.

´´Wenn ich es sagen würde wäre es keine Überraschung mehr du Blödi. ´´ sagte Jakob spaßig und haute mir leicht gegen die Stirn.

´´ Nagut. ´´ gab ich nach.

´´Super. Also in 10 Minuten an der Eingangstür. Und zieh dich regentauglich an.  ´´ sagte Jakob zufrieden, zwinkerte mir einmal kurz zu und verließ dann das Zimmer.

´´Regentauglich? ´´ fragte ich die geschlossene Tür.

 Was hat er bloß vor,

überlegte ich und ging zu meinem Schrank.

´´Wer war das? ´´ fragte mich Luisa nun schon munterer. Ich drehte mich zu ihr um und schaute die kleine, rothaarige Person vor mir an. Sie hatte sich nur ein Handtuch um geklemmt. Ihre schon fast trocknen Locken fielen ihr ins Gesicht und umrundeten ihre schmalen Züge. Sie schaute mich immer noch fragend an.

´´Achso. Das war Jakob. ´´ antwortete ich Lu.

´´Was wollte er? ´´ wollte sie wissen.

´´Ach nichts Besonderes. Nur gucken ob wir noch heile sind. ´´ redete ich mich heraus. Ich wusste auch nicht wieso ich Luisa nicht die Wahrheit sagte. Schließlich sind wir beste Freunde und sagen uns eigentlich immer alles. Doch irgendwie wollte ich nichts von der Verabredung mit Jakob sagen. Luisa glaubte meiner Antwort und verschwand wieder im Bad. Ich kramte meine rote Regenjacke und eine Jeans aus dem Schrank. Dazu zog ich noch meine Wasserfesten Turnschuhe von Puma an und band mir einen Zopf. Ich griff noch nach dem schwarzen Regenschirm und verließ dann mein Zimmer. Fröhlich gelaunt ging ich Richtung Eingang. Jakob wartete schon an der Tür und strahlte mich schon von weitem an.

´´Hey. ´´ sagte ich und schenkte ihm ein Lächeln der netten Art. Ja man kann auch böse lächeln.

´´Können wir? ´´ fragte Jakob und schaute mich an.

´´Klar. ´´ sagte ich aufgeregt. Ich hatte wirklich keinen blassen Schimmer wo es hingehen könnte. Jakob hielt mir die Tür auf und ich trat heraus in den Nieselregen. Sofort spannte ich meinen Regenschirm auf. Jakob nahm ihn mir ab und hielt ihn für uns beide hoch. Lachend harkte ich mich bei hm ein und wir gingen in eine Richtung die ich nicht zuordnen konnte. Er steuerte einen Weg hinter das Internat an, der in den Wald führte. Schon nach etwa 15 Minuten waren wir mitten drin. 

Ich hatte wohl vollkommen die Orientierung verloren, doch Jakob schien genau zu wissen wo er lang musste.

Oder tat er nur so?

So eine Scheiße

Leonie

Jakob führte uns immer tiefer in den Wald. Immer weiter weg von dem Weg zum Internat. Über uns verdunkelte sich der Himmel. Es würde garantiert ein Gewitter geben. Da ich keine guten Erfahrungen mit Wäldern habe, ging ich näher an Jakob.

´´Wo wollen wir denn hin? ´´ drängte ich ihn. Er schmunzelte kurz und schaute mich erfreut an.

´´ Siehst du dann. ´´ kurz nach seinen Worten fiel ihm ein Regentropfen auf die Nase. Einige Tropfen suchten sich den Weg durch die großen Baumkronen und fielen auf uns herab. Der Regen wurde stärker und somit Jakobs Tempo schneller. Er nahm meine Hand und zog mich hinter sich her.

´´ Nicht so schnell. ´´ bat ich. Ich stolperte fast, doch Jakob konnte mich noch davor bewahren.

´´ Wir müssen uns beeilen. ´´ antwortete Jakob, doch er ging etwas langsamer. Mir zuliebe. Ich konnte etwas aufholen sodass wir nebeneinander liefen. Jakob hielt meine Hand noch immer fest in seiner. Mir kam es so vor als hätte er Angst mich loszulassen. Ein leichtes Schmunzeln wich über mein Gesicht.

´´ Komm. ´´ sagte Jakob und zog mich in eine andere Richtung. Der Regen wurde stärker. Ich konnte garnicht mehr richtig sehen. Wie Bindfäden fiel es auf uns. Meinen Blick richtete ich auf den Boden, Jakob fest an der Hand. Ich konnte schon merken wie das Wasser durch meine Hose wich und sich so der Stoff an meine Haut fest klebte. Ich mochte dieses Gefühl nicht. Würden wir nicht bald irgendwie ins trockene kommen, hätte ich morgen eine Erkältung. Wir kämpften uns an den Bäumen und Sträuchern vorbei. Querfeldein. Als Jakob wieder auf einen Weg trat, atmete ich erleichtert auf. Ich stellte mich auf einen Baumstamm und erholte mich kurz. Jakob ließ meine Hand los und ging weiter. Hätte er das bloß nicht getan. Ich wollte ihm folgen doch kaum konnte ich reagieren, rutschten meine Füße weg und ich fiel Schmerzhaft mit dem Schienbein auf die Kante des Baumstamms. Der Schmerz durchzuckte mich.

´´ Aaaah ! ´´ Ich schrie auf und hielt mir vor Schmerz das Bein.

´´ Scheiße, Leo! ´´ Jakob kam zu mir geeilt und ging runter zu mir in die Hocke.

´´ Fuck. Alles ok? ´´ er schaute mich besorgt an. Als ich ihn anblickte fielen mir Regentropfen ins Gesicht und vermischten sich mit meinen Tränen die von dem Schmerz aus meinen Augen getreten waren.

´´Nein. ´´ gab ich nur leise eine Antwort auf seine Frage. Ich schaute auf mein Schienbein und kniff die Augen zusammen. Ohne mich weiter zu beachten legte Jakob geschickt seine Arme um mich und hob mich auf. Es erinnerte mich an ein Hochzeitspaar, wie es die Schwelle der Tür betritt und der Mann seine Frau ins Haus trägt.

´´ In der Nähe ist eine kleine Hütte. Ich bring dich dort erst einmal hin. ´´ Es kam mir vor als würde Jakob mit sich selbst reden doch am Ende seines Satzes schaute er mich an. Voller Mitleid und Schuldgefühle musterte er mich, während er sich in Gang setzte. Meine Tränen liefen in der Zwischenzeit weiter. Ich vergrub mein Gesicht an Jakobs Jacke und versuchte mich zu beruhigen. Ich hoffte dass es nicht zur Gewohnheit werden würde, dass ich immer weinte  und Jakob mich trösteten musste. Ich wollte vor einem Jungen keine Schwäche zeigen. Jedenfalls nicht mehr. Doch irgendwie klappte das nie.  Ich lauschte auf den schnellen Atem von Jakob. Er eilte wirklich. Als würde es um Leben und Tot gehen.

Jakob

So schnell ich konnte lief ich mit Leo auf dem Arm zur der mir nur allzu bekannten kleinen Hütte im Wald. Dort bin ich früher immer mit Marko hingelaufen wenn wir unsere Ruhe haben wollten. Von weitem konnte ich schon das mit Moos überzogene Dach des kleinen Hauses sehen. Ich beschleunigte noch einmal meinen Schritt etwas und ging dann den kleinen Pfad hinauf zum Häuschen.

´´ Wir sind da. ´´ sagte ich leise und leicht außer Atem in Leos Ohr. Ich wusste nicht ob sie es wahrnahm, denn sie rührte sich nicht. Mit meinem Fuß stoß ich die Tür auf und trat in den kleinen Raum mit dem Holztisch und der Bank in der Ecke. Es war nicht optimal, aber trocken, warm und die einzigste Möglichkeit in der Nähe.  Die stickige Luft stieg in meine Nasenlöcher. Auch Leo bemerkte die nicht ganz saubere Luft und musste husten. Ich ging mit Leo hinüber zu der Bank und legte sie behutsam darauf. Sie schaute mich fertig an. Ihre Augen waren rötlich und ihr Gesichtsausdruck Schmerzverzerrt.

´´Wo sind wir? ´´ fragte sie und schaute mir in die Augen.

´´ Erst einmal im trocknen. ´´ antwortete ich und versuchte sie mit einem kleinen lächeln etwas aufzumuntern. Und es klappte. Ich konnte ein leichtes zucken um ihre Mundwinkel erkennen.

´´ Jetzt zeig mir erstmal dein Bein. ´´ Ich hockte mich vor sie und schaute sie an.

´´ Darf ich? ´´ Ich wollte lieber auf Nummer sicher gehen bevor ich sie einfach anfasste. Mit einem Nicken erlaubte sie es mir. Vorsichtig zog ich ihr den Schuh aus und streifte ihre Socke ab. Zum Glück hatte ihre Jeans an der Seite einen Reißverschluss, sodass ich die Hose bis zum Knie hochschieben konnte. Sie verzog ihr Gesicht als sie das Blut an ihrem Schienbein erblickte. Ich holte ein Taschentuch aus meiner Jackentasche und entfernte das verlaufene Blut. Die Wunde blutete zur Erleichterung nicht mehr so Dolle.

´´ Gebrochen ist es nicht. Aber es könnte leicht geprellt sein. Auf alle Fälle solltest du zum Arzt gehen, damit der sich davon mal ein Bild machen kann. ´´ erklärte ich und schaute ihr lieb in die Augen. Ihr lief eine Träne an der Wange herunter doch sie sah mich dankend an.

´´ Nicht mehr weinen. ´´ Ich wischte die Träne schnell mit meinem Finger weg. Sie lächelte mich an und senkte den Blick.

Leonie

Jakob hockte immer noch vor mir. Mir war die Situation wirklich unangenehm. Warum musste auch mir immer so etwas passieren? Wie peinlich.

´´Danke. ´´ flüsterte ich und blickte in seine braunen Augen die auf mir ruhten.

´´ Ach. Da nicht für. ´´ Jakob wandte sich wieder meinem Schienbein zu und wischte mit dem Taschentuch alles sauber. Ich hätte schwören können dass er ein bisschen rot geworden war.

 

Ach quatsch.

Was ich mir wieder alles einbildete.

´´ Und jetzt? ´´ fragte ich den Jungen vor mir.

´´ Naja. Ich würde sagen unser Ausflug muss ausfallen. Am besten warten wir noch etwas bis der Regen weniger wird und gehen dann zurück ins Internat. ´´ Ich nickte nur.

´´ So das sollte reichen. ´´ Jakob legte das Taschentuch beiseite und zog mir meine Socke an.

´´ Ich kann das auch alleine machen. ´´ Ich wollte ihm gerade meinen Schuh wegnehmen, da zog er seinen Arm weg.

´´ Ne ne. Lass mich das mal erledigen. ´´ sagte er und grinste mich frech und doch nett an.

´´ Von mir aus. ´´ Ich stöhnte und lehnte mich an die Holzwand.

´´ Ich lass die Hose noch oben. Das ist besser als wenn der Stoff jetzt auf die Wunde drückt. ´´ erklärte Jakob konzentriert.

´´ Ok. Danke nochmal. ´´ sagte ich und biss mir verlegen auf die Unterlippe. Jakob antwortete nicht sondern stand bloß auf und ging zur Tür. Als er sie öffnete kam ein frischer Luftzug zu mir herüber. Es roch nach frischem Regen, nasser Erde. Nach Herbst. Jakob blieb in der Tür stehen und beobachtete die vereinzelten Regentropfen die noch vom Himmel fielen.

´´ Wir machen das wann anders mal. ´´ sagte Jakob nach einigen Minuten.

´´Wie? ´´ Ich verstand nicht was er meinte. ´´

´´ Den Ausflug. Wir machen das irgendwann nochmal. ´´ meinte er gedankenverloren. Vorsichtig stützte ich mich mit einer Hand am Tisch ab und stand dann auf. Schwer humpelnd ging ich herüber zu Jakob. Ich legte meine Hand auf seine Schulter  und schaute ihn an. Er wandte sein Gesicht mir zu und schaute mir ebenfalls in die Augen.

´´ Das machen wir. ´´ Ich lächelte ihn an und atmete einmal tief durch und schaute hinaus in den Wald.

´´ Aber jetzt geht’s erstmal zum Internat. ´´ bestimmte ich und zauberte auch Jakob ein Lächeln auf die Lippen.

´´ Na dann mal los. ´´ Er legte einen Arm um meine Hüfte und stützte mich. Wir schlugen den Weg zum Internat ein.

Jakob

Erst als wir vor Leonies Zimmer Halt machten nahm ich meinen Arm von ihrer Hüfte. Sie wirkte zum ersten Mal so zerbrechlich auf mich. Irgendwie hatte ich das Bedürfnis sie zu schützen, egal wovor. Einfach für sie da zu sein.

Mensch Jakob. Was denkst du da nur?!

Ich öffnete die Tür und Leonie und ich blickten auf etwas sehr interessantes. Mitten im Zimmer standen Luisa und Marko eng umschlungen, sich küssend. Leise schloss ich die Tür wieder. Ich schaute zu Leonie die immer noch mit großen Augen auf die Tür starrte.

´´ Kommen wir nachher nochmal. ´´ Ich zwinkerte ihr zu und hob sie auf meine Arme. Ein quicken kam von ihr das in ein kichern überging und lies mich grinsen. Ich trug sie in mein Zimmer und lies sie auf mein Bett herunter. Ich zog meine Jacke und Schuhe aus. Leonie tat es mir gleich. Ich setzte mich neben sie auf mein Bett und grinste sie frech an. Sie boxte mir leicht gegen die Schulter.

´´ Hast du mich gerade geboxt? ´´ fragte ich gespielt beleidigt. Ich richtete mich vor ihr auf und schaute sie fragend an. 

. Sie schüttelte ihren Kopf doch musste sich ein schmunzeln verkneifen. Ich nutzte meine Chance und fing an sie erbarmungslos zu kitzeln.

´´ Halt. Ok. Ok. Es tut mir Leid jetzt… ´´ sie musste wieder lachen.

´´ … jetzt lass mich bitte los. ´´ bat sie mich. Ein Lachen entkam meinem Mund.

´´ Mach das nie wieder. ´´ ermahnte ich sie mit erhobenem Zeigefinger, doch mein Grinsen konnte ich nicht abstellen. Erschöpft lies ich mich neben sie aufs Bett sinken. Ich schaute an die Zimmerdecke. Minuten vergingen. Ich musste zugeben dass ich viel Spaß hatte, trotz des doofen Unfalls. Ach ja. Da war ja noch was.

´´ Sollen wir zum Krankenzimmer gehen? ´´ Ich wendete meinen Kopf in Leonies Richtung. Ich sah ein tief, schlummerndes Mädchen, dem vor Erschöpfung die Augen zugefallen sind. Ein Lächeln konnte ich mir nicht verkneifen. Langsam stand ich auf und legte Leonie richtig hin. Ich deckte sie noch zu und ließ sie dann alleine. Bevor ich aus dem Zimmer ging schrieb ich noch einen Zettel und legte ihn neben sie auf die Bettdecke.

Schlaf Schön.

Jakob :)

 

Gefühle

Leonie

Ich öffnete meine Augen und versuchte mich zu orientieren. Es war dunkel und ich lag nicht in meinem Bett. Verwundert setzte ich mich auf und schaute mich um. Durch das sanfte Licht des Flurs, dass durch den Schlitz der Tür drang, konnte ich nach einiger Zeit einige Umrisse erkennen. Also das war wirklich nicht mein Zimmer. Ich suchte neben mir auf dem Nachttisch nach einer Lampe. Ich erfasste einen Lichtschalter und schaltete das Licht an. Mit verkleinerten Augen nahm ich war, dass ich mich in Jakobs Zimmer befand. Ich stützte mich auf meine Hände ab. Dabei nahm ich ein knisterndes Geräusch war. Ich blickte du meiner Hand. Unter ihr lag ein kleiner Zettel. Ich nahm ihn von der Bettdecke und las ihn mir durch.

Schlaf Schön.

Jakob J

Wie süß von ihm. Plötzlich fragte ich mich wie spät es eigentlich war. Mit einem Blick auf den Wecker von Jakob bemerkte ich dass es 19:30 Uhr war. Mit einem stöhnen schob ich die Bettdecke weg und stellte mich hin. Blöd wie ich war, dachte ich nicht an mein Schienbein und ließ mich zurück aufs Bett plumpsen. Wieder stand ich auf, doch diesmal vorsichtig. An meinem Bein war eine verkrustete Wunde die sich quer über mein Schienbein zog. Es sah nicht schön aus. Humpelnd ging ich in das Bad von Jakob und Marko. Schockiert begutachtete ich mich im Spiegel. Meine Schminke war verlaufen. Mein Zopf war schon lange kein Zopf mehr und meine Augen waren noch leicht rötlich und schauten verschlafen. Ich stellte den Wasserhahn an und wusch mir kurz mit kaltem Wasser das Gesicht und entfernte sogleich den verwischten Mascara. Außerdem spülte ich noch einmal meinen Mund aus und band mir einen neuen Zopf. Schon viel besser. Zufrieden verließ ich das Bad und steuerte humpelnd die Zimmertür an. Gerade als ich die Klinke runterdrücken wollte, wurde die Tür von außen geöffnet. Marko schaute mir lächelnd ins Gesicht.

´´ Fertig mit schlafen? ´´ fragte er lieb und betrat nun ganz das Zimmer. Anscheinend war er doch nicht so arrogant wie ich immer dachte.

´´ Ja. Wo ist Jakob? ´´ Ich schaute Marko fragend an.

´´ Im Aufenthaltsraum glaub ich. Also da war er eben noch. ´´ meinte er und ich nickte nur.

´´ Boa, dein Bein sieht schlimm aus. ´´ stellte Marko fest und musterte meine Wunde mit zusammengekniffenen Augenbrauen.

´´ Ja. Ich geh zur Krankenschwester. Bis dann. ´´ winkte ich ab und verließ schon fast fluchtartig das Zimmer. Irgendwie war es mir unangenehm mit Marko zu sprechen, nachdem Jakob und ich ihn und Luisa beim knutschen ertappt hatten. Ich humpelte die Gänge entlang zum Krankenzimmer. Nach einem zaghaften klopfen und einem ´´Herein´´ von drinnen betrat ich das weiße Zimmer. Unsere moppelige, aber liebenswerte Frau Seiert schaute mich nett an und winkte mich zu ihr.

´´ Wie kann ich dir helfen mein Kind? ´´ fragte sie fürsorglich. Ich mochte sie echt gern. Sie war wie eine Mutter die sich um ihr Kind kümmerte. Ich deutete nur auf mein Schienbein und betrachtete wie sich ihr Gesicht verzog.

´´ Wie hast du das denn angestellt? ´´ fragte sie mich und schaute mir schließlich wieder ins Gesicht. Mit einer Handbewegung deutete sie das ich mich auf die Krankenliege setzten sollte. Humpelnd ging ich herüber und ließ mich nieder.

´´ Blöder Unfall. ´´ antwortete ich nur knapp. Frau Seiert kannte mich schon für meine blöden Unfälle. Mir passierte ständig etwas.

´´ Naja. Was auch sonst. ´´ Sie kramte eine Salbe und Verbandszeug aus dem Schrank neben der Tür und kam wieder zu mir. Als sie die Salbe auftrug zog ich scharf Luft ein. Es brannte wie Feuer auf der Haut, doch nach einigen Minuten wirkte sie kühlend und beruhigend. Sie legte mir noch einen kleinen Verband um und lächelte dann zufrieden.

´´ So das sollte reichen. ´´ meinte Frau Seiert.

´´ Danke. ´´ bedankte ich mich und stand wieder langsam auf.

´´ Trag die Salbe einfach morgens und abends auf, dann sollte es in etwa 5 Tagen wieder gut sein. ´´ erklärte sie und setzte sich auf ihren weißen Stuhl.

´´ Mach ich. Danke. ´´ Mit diesen Worten und der Salbe in der Hand verließ ich das Krankenzimmer und humpelte Richtung Aufenthaltsraum. Ich musste mich auf alle Fälle noch bei Jakob bedanken. Mal wieder. Mit einem Seufzer legte ich meine freie Hand auf die Klinke des Raumes aus dem schon lautes Gelächter hallte. Sofort musste ich grinsen. Ich würde ihn gleich wieder sehen. Was für ein Gedanke. Ich schüttelte kurz den Kopf um wieder klar denken zu können. Es funktionierte einigermaßen, doch das leichte Kribbeln im Bauch ging nicht ganz weg. Schließlich öffnete ich die Tür und trat in ein viel zu warmes Zimmer. Im Hintergrund lief die Anlage und es spielte gerade das Lied Can´t Hold Us von Makelmore. Die Jungs standen am Kicker und bemerkten mich garnicht. Nur Lu sah mich und kam auf mich zugelaufen.

´´ Leo ! Jakob hat uns erzählt was passiert ist. Was machst du nur für Sachen. ´´ sagte sie besorgt. Nun erblickten auch einige andere mich. Darunter auch Jakob. Das Kribbeln schob ich mal auf meinen leeren Magen. Jakob verließ den Kicker und kam zu mir rüber. Er lächelte mich an und schaute einmal an mir herunter.

´´ Gut geschlafen? ´´ fragte er. Ich nickte nur und schaute beschämt auf den Boden. Überraschend nahm mich Jakob in den Arm.

´´ Das ist schön. ´´ flüsterte er nah an mein Ohr. Ich bekam Gänsehaut und löste mich nur lächelnd von Jakob.

´´ Du hast noch einen Wunsch frei. ´´ erklärte ich ihm grinsend. Er erwiderte es und drehte sich dann wieder zu Finn und Yannick um. Marko kam ins Zimmer und ich bemerkte gleich wie Luisas Blick sich änderte. Luisa zog mich mit sich nach hinten auf das Sofa zu Charlie. Die schaute mich auch nur fragend an. Ich wusste schon dass ich in einer ruhigen Minute alles erklären müsste. Doch sie müsste auch so einiges erklären.

Jakob

Obwohl ich mit Finn beim Kickern am Gewinnen war, konnte ich mich nicht wirklich konzentrieren. Ich musste die ganze Zeit auf die Stimme hinter mir hören. Wie Leonie leise erzählte was passiert war. Dieses flattern im Bauch längte mich ab.

´´ Man Jakob. Pass doch auf! ´´ schnauzte Finn in meine Richtung. Ich hatte den Ball ins Tor gelassen.

´´ Sorry. ´´ entschuldigte ich mich knapp und richtete meine Augen auf die kleinen Männchen vor mir.

Ich wusste nicht genau wie lange wir spielten. Ich nahm nur war das nach einiger Zeit Leonie das Zimmer mit Charlie und Luisa verließ. Bevor sie die Tür schloss schaute sie mich noch einmal an und lächelte leicht. Das Lächeln erwiderte ich mit einem eigenem. Warum wusste ich nicht. Ok. Ich wusste auch nicht warum mein Bauch seit neustem in Leonies Gegenwart so verrückt spielte. Eigentlich wusste ich gerade Garnichts, nur das ich anscheinend schon wieder einen Schuss nicht abgewehrt hatte, da Finn böse Fluchte.

´´ Sorry. ´´ wiederholte ich mich.

´´ Alter was ist mit dir los? ´´ fragte Jannik.

´´ Ach keine Ahnung. Leute ich hab kein Bock mehr. ´´ sagte ich knapp und setzte mich auf den Sitzsack in der Ecke. Ich rieb mir die Augen und atmete einmal tief durch. Dieses Kribbeln, dieses verrückte Gefühl wollte einfach nicht verschwinden. Immer wieder durchfuhr es mich blitzartig. Ich verschränkte meine Hände hinter dem Kopf und kniff meine Augen zu. Zwanghaft versuchte ich an etwas anderes zu denken als an Leo. Doch ihr Gesicht erschien immer wieder vor meinen Augen. Mir kam es sogar so vor als wenn es nach ihr roch. Nach ihrem Rosen Parfum. Meine Nase nahm nur diesen Duft wahr.

´´ Alter. ´´ murmelte Marko neben mir. Ich nahm wahr wie er sich in den Sitzsack neben mich fläzte. Ihm entfuhr ein seufzen.  

´´ Wer ist sie? ´´ fragte Marko schließlich. Ich öffnete meine Augen wieder und lockerte meine Haltung. Mark und ich waren alleine. Die anderen mussten gegangen sein.

´´ Was meinst du? ´´ wollte ich ihm ausweichen, doch er merkte wie mein Kopf etwas errötete.

´´ Willst du mich verarschen? ´´ Marko hob eine Augenbraue und musterte meine Gesichtszüge.

´´ Ja. ´´ antwortete ich ehrlich. Auch mir entfuhr ein seufzen.

´´Ich hab immer ein Ohr für dich. ´´ versicherte mir Marko und schaute ernst. Ich nickte nur und  erhob mich. Marko tat es mir gleich. Mit langsamen Schritten gingen wir zur Tür. Ein leichtes lächeln trat auf meine Lippen.

´´ Was ist so witzig? ´´ fragte Marko hinter mir. Mein Lächeln wurde zu einem Lachen. Marko schaute immer noch verwirrt.

´´ Also du und Luisa. Ja? ´´ Ich grinste den Typen vor mir frech an, bei dem sich nur etwas Farbe im Gesicht sammelte. Doch Marko fing auch an zu lachen. Mit einem leichten Boxen auf die Schulter bestätigte er meine Aussage.

´´ Heiß. ´´ War nur meine Aussage auf die ich gleich noch einen Schlag kassierte. Wir konnten uns nicht mehr halten vor Lachen und liefen zu unserem Zimmer. Dort angekommen ging ich als erstes ins Bad. Schnell wusch ich mich und machte mich Bett fertig. Ich zog noch meine graue Jogginghose an und ging dann rüber ins Zimmer. 

. Marko war schon fertig. Er trug seine blaue Jogginghose und starrte auf sein Handy. Anscheinend wartete er auf eine SMS.

´´ Luisa? ´´ fragte ich knapp. Ein nicken von Marko. Ich wollte mich gerade ins Bett legen da fing Marko an.

´´ Ich mag sie wirklich. ´´ sagte er leise. Ich glaubte mich verhört zu haben.

´´ Was? ´´ fragte ich nach.

´´ Na Luisa. Ich liebe sie. ´´ sagte Marko fest überzeugt. So kannte ich ihn garnicht. Normal war er ein Player, der jede Woche eine neue zum knutschen hatte.

´´ Das ist cool Bro. ´´ Ich ging zu ihm rüber und schlug ihm auf die Schulter. Er fing an zu lächeln und schaute nur dankend.

 

Hilfsbereit

Leonie

´´ Man Leo steh auf. Wir kommen zu spät zu Mathe. ´´ fluchte Luisa in meine Richtung. Ich tat so als würde ich noch schlafen und regte mich nicht. Eigentlich schlief ich auch noch so gut wie. Immerhin hatten Luisa und ich noch die ganze Nacht gequatscht, obwohl Herr Ritkowich, unser Erzieher, uns 2-mal aufforderte endlich schlafen zu gehen. So fehlten mir also etwa 3 Stunden nötiger Schlaf und außerdem ging es mir irgendwie nicht gut.

´´ Leonie ! ´´ schrie Luisa jetzt. Sie rannte wild im Zimmer herum. Ich konnte sie zwar nicht sehen aber ich hörte die eiligen, dumpfen Schritte auf unserem Teppich. Schließlich wurde mir ruckartig die Decke weggezogen. Von mir kam nur ein grummeln.

´´ Steh jetzt auf. ´´ forderte meine Freundin und zog an meinem Arm.

´´ Ich will nicht. ´´ werte ich mich, doch schließlich saß ich doch aufrecht auf meinem Bettrand.

´´ Komm jetzt. ´´ bat mich Lu. Mit einem stöhnen stand ich auf und ging an ihr vorbei ins Bad. Ich ging schnappte mir meine Zahnbürste und putzte Zähne. Nebenbei verließ ich wieder das Bad und ging zu meinem Schrank. Mit meiner freien Hand kramte ich ein einfaches weißes T-Shirt und eine graue Cardigan heraus. Ich schmiss beides auf mein Bett und ging dann meinen Mund ausspülen. Schnell kämmte ich mir noch meine Haare und ging zur Toilette. Mit einem frischen Gefühl zog ich mich um und schlüpfte noch in meine schwarzen Chucks die perfekt zu meiner grauen Jeans passten.

´´ Schnell. ´´ drängte Luisa die für mich nebenbei meine Tasche gepackt hatte.

´´ Warte. ´´ hielt ich sie auf.

´´ Was denn jetzt noch. ´´ drängte Lu. Mit schnellen Schritten durchquerte ich unser Zimmer und ging zu meinem Schrank. Ich holte noch meinen hellgrauen Schal heraus und band ihn mir um.

´´ Jetzt können wir. ´´ Ich schenkte meiner gestressten Freundin ein kurzes Lächeln und verließ dann gemeinsam mit ihr das Wohngebäude.

Jakob

Herr König, unser Mathelehrer  schrieb gerade irgendwas an die Tafel, da wurde die Tür aufgerissen. Herein kamen 2 schwer atmende Mädchen die etwas verschlafen wirkten. Mit einem etwas genervten Blick deutete Herr König auf die Plätze von Leonie und Luisa. Die beiden gingen nur schweigend auf die Stühle vor mir zu und ließen sich nieder. Mein Blick ruhte auf Leo. Ich beobachtete, wie sie schnell ihren Block rausholte und einen Stift aus ihrem Etui nahm. Leicht warf sie ihre langen Haare zurück, sodass der Geruch von ihrem Shampoo mich erreichte.

Frühling

Das Wort passte zu dem Duft. Ich wurde leicht in die Seite gepikst. Genervt schaute ich zu Finn, der mich allerdings nur mit weiten Augen ansah.

´´ Stimmt´s  Mr. Wagner? ´´ Erst einige Sekunden später realisierte ich das Herr König mich meinte.

´´ Wie bitte? ´´ fragte ich nach.

´´ Ich kann ja verstehen das Mrs. Engel einen wirklich hübschen Hinterkopf besitzt aber… ´´ Ich hörte garnicht weiter hin. Ehr versank ich in Peinlichkeit, dass es so auffällig war, wie ich Leonie beobachtete. Meine Wangen kribbelten. Ich konnte leichte röte spüren.

Engel

Kam es mir in den Sinn.

Ihr Nachname sagte alles. Ihr blondes Haar, die blauen Augen, das schöne Lächeln. All diese Dinge wurden durch ihren Nachnamen nochmal unterstrichen.

´´… also würden sie ihre Aufmerksamkeit jetzt bitte dem Unterricht widmen? ´´ beendete Herr König seine Rede.

´´ Aber natürlich Herr König. ´´ beantwortete ich dem alten grauhaarigen Mann seine Frage.  Finn neben mir musste anfangen zu grinsen. Man sah ihm an das er sich gerade einen Lachanfall verkniff. Ich stieß ihm leicht in die Seite, doch bei mir selbst huschte ein grinsen übers Gesicht.

Was war bloß mit mir los. Meine Miene wurde ernst. Ich meine. Das da ist Leonie. Ein Mädchen. Nichts weiter. Ok ein hübsches Mädchen. Aber es gibt viele hübsche Mädchen. Sie ist einfach nur ein Mädchen. Ein Kumpel. Ein Kumpel mit dem man vielleicht mal ein Bier trinkt.

Oder in den Wald geht  um sie zu überraschen.

Fügten meine Gedanken hinzu. Ich blies die Luft aus meiner Lunge und ließ mich gegen die Stuhllehne fallen. Finn schaute mich nur fragend an. Kein Wunder. Er ist ein Nichtschecker. Man könnte ihm sogar einreden das Deutschland in Australien liegt. Nach ein paar Minuten wäre er selbst fest davon überzeugt dass unser Land auf einmal auf der anderen Seite der Erde ist. Im Gegensatz zu Finn ist Marko ganz anders. Er hätte gerade sofort gecheckt was los ist.

Mathe langweilte mich, deswegen beschäftigte ich mich damit, Luisa und Marko zu beobachten, wie sie sich immer wieder heimlich kleine Briefe zuwarfen. Ich hätte nie erwartet, dass Marko in der Lage dazu ist eine Beziehung zu führen. Vor allem eine Ernste. Er bemerkte, dass ich die beiden beobachtete und schaute mich mit diesem Blick an. Dieser Blick den er immer hatte, wenn er genau wusste was ich dachte. Er kannte mich einfach schon zu gut und zu lange um jetzt nichts wissen zu können. Wir sind halt echte Freunde.

 

Leonie

Mein Hirn kam garnicht mehr hinterher. Die ganzen Formeln und Zahlen. Ich wusste nicht wohin damit. Das war eindeutig zu viel Stoff für mich nach einer schlaflosen Nacht. Hilfesuchend blickte ich neben mich zu Luisa. Doch die war gerade damit beschäftigt einen kleinen Brief auseinander zu falten. An ihrer Tomatenroten Gesichtsfarbe konnte ich erkennen dass das was in dem Brief stand, garantiert privat war. Lu´s Augen blitzten vor Verliebtheit. Allerdings konnte ich mich nicht wirklich für sie freuen. Ich kannte so einige Geschichten von Marko und hoffte nur er würde Luisa nicht genauso fallen lassen wie die anderen Mädchen aus seiner Vergangenheit. Meine Hand führte den Stift zwischen meinen Fingern über das schon vollgekrickelte Blatt. Das Klingeln erlöste mich aus der Gefangenschaft der Mathematik. Mein Kopf dröhnte und ein unangenehmes Piepen störte mich schon seit dem Aufstehen. Mein Körper merkte den Mangel an Schlaf und Trinken. Nun machte sich auch mein Magen bemerkbar. Kein Wunder. Meine Letzte Mahlzeit war das Frühstück. Gestern. Ich nahm meine Tasche und ging aus dem stickigen Klassenzimmer in den nicht besseren Flur. Irgendwie bedrängte mich alles. Die Luft ließ mich schwer Atmen. Der leere Magen ließ mich nicht konzentrieren. Mir war warm und doch kalt. Um alles zusammen zu fassen. Mir ging es garnicht gut.

´´ Hey. Alles ok? ´´ Jakob schlenderte auch mich zu. Sollte ich ihm sagen dass ich kurz vorm Zusammenklappen bin? Lieber nicht. Er hatte schon genug Stress mit meinem Bein gehabt.

´´ Alles super. ´´ antwortete ich schlicht und quälte mir ein zaghaftes Lächeln auf die Lippen.

´´ Bist du dir sicher? Du bist total blass. Komm setz dich erstmal. ´´ Jakob zog mich an meiner Hand zu einer Bank. Ich ließ mich langsam nieder um mein Schwindelgefühl zu unterdrücken.

´´ Mir geht’s gut. Wirklich. ´´ log ich. Doch ich merkte wie unehrlich das rüber kam. Jakob beachtete mich garnicht sondern kramte in seinem Rucksack. Erst wunderte ich mich was er suchte, doch dann erblickte ich die Wasserflasche die er mir dann entgegen hielt.

´´ Trink mal was. ´´ meinte er fürsorglich. Wiederwillig nahm ich die Flasche entgegen. Ich schraubte extra langsam den Deckel ab um nicht gierig zu wirken, denn mein Körper schrie schon förmlich danach die kalte Erfrischung endlich spüren zu können. Als dann endlich das Wasser meine Speiseröhre runterfloss merkte ich wie gut es mir tat. Von der Seite vernahm ich wie Jakob zufrieden lächelte. Ich leerte die Flasche mit großen Zügen. Ein knackendes Geräusch ertönte als ich von der Flasche absetzte und diese sich wieder mit Luft füllte. Jakob nahm mir lachend die Fasche aus der Hand und ließ sie wieder in seinem Rucksack verschwinden. In dieser Situation fühlte ich mich echt unwohl.

´´ Blass bist du aber immer noch. ´´ stellte Jakob fest und musterte mein Gesicht. Ich zuckte bloß mit den Schultern.

´´ Komm. Frische Luft wird dir gut tun. ´´ Er stand auf und hielt mir eine Hand hin.

´´ Aber mir… ´´ wollte ich ausweichen doch Jakob unterbrach mich.

´´ Nichts aber. Komm jetzt. ´´ Wieder hielt er mir demonstrativ seine Hand vor die Nase.

´´ Muss ich dich tragen? ´´ fragte er belustigt und grinste mich an.

Zu gerne

Dachte ich mir.

´´ Geht schon. ´´ blockte ich ab und stand alleine auf. Jedoch lächelte ich zaghaft in Jakobs Richtung.

´´ Gut. ´´ meinte Jakob und ging dann zur Tür zum Hof. Als er die Tür öffnete kam uns ein frischer Wind entgegen. Ich blieb sofort mitten in der Tür stehen, schloss meine Augen und atmete tief ein und aus. Das tat gut.

Jakob

Da stand dieses Mädchen. Der Wind blies ihr durchs Haar. Eine leichte Blässe lag auf ihrem Gesicht und doch sah sie froh aus. Gierig schnappte sie nach frischer Luft und füllte mit ihr ihre Lungenflügel.

Flügel. Engel. Leonie. Alles Wörter über die ich Stunden nachdenken könnte, wenn nicht genau die Person auf die es zutrifft gerade vor mir stehen würde.

´´ Geht’s dir besser? ´´ fragte ich sie. Leo nickte nur und lächelte mich fröhlich an. Ich war wirklich erleichtert. Noch vor einigen Minuten sah sie so aus als wenn sie gleich umkippen würde. Ich hatte einmal mitbekommen wie Leonie unserer Lehrerin Frau Wiesner erzählte das ihr so etwas wohl öfters passiert. Warum habe ich allerdings nicht gehört. Leonie bekam  schon wieder etwas Farbe im Gesicht. Nun war meine Neugier geweckt. Warum passierte ihr das öfter?

´´ Hast du das öfter? ´´ schoss es aus meinem Mund. Wahrscheinlich etwas zu schnell da Leonie mich etwas erschrocken anschaute.

´´ Was meinst du? ´´ fragte sie verwirrt.

´´ Das dir so schlecht ist. ´´ erklärte ich. Ihr Blick blieb noch einige Sekunden auf mir bevor sie sich abwandte.

´´ ja ab und zu. ´´ gab sie zu und kratzte sich am Hinterkopf.

´´ Warum? ´´ harkte ich nach und versuchte nicht zu neugierig rüber zu kommen.

´´ Weiß nicht so genau. ´´ winkte sie ab. Anscheint wollte sie nicht darüber reden. Ich wollte sie nicht nerven oder zu etwas zwingen, deswegen  nahm ich ihre Antwort einfach hin. Obwohl es mich schon interessiert hätte, was sie wirklich hat. Wir standen einige Minuten einfach nur so da und schauten raus auf den angrenzenden Park.

´´ Wir sollten rein gehen. Es hat schon zu Bio geklingelt. ´´ sagte Leonie schließlich.

´´ Ach die alte merkt doch eh nicht wenn wir fehlen. ´´ erklärte ich. Ich musste grinsen.

´´ Aber ok. Lass uns zu Bio. ´´ Ich wandte mich zu Leonie dir mir ein strahlendes Lächeln schenkte.

 

Es war so knapp

Leonie

Die folgenden Schulstunden vergingen nur langsam. Kein Wunder bei dem lahmen Unterricht. Als dann endlich die Klingel läutete atmete ich auf. Endlich frei. Ich verließ gemeinsam mit Luisa und Charlie den Klassenraum.

´´ Also. Was machen wir heute? ´´ fragte Charlie nachdem wir das Wohngebäude betreten hatten.

´´ Ich kann nicht. Ich bin mit Marko verabredet. ´´ sagte Luisa. Auf diese Antwort kam ein pfeifen von Charlie und ein ´´olala´´ meinerseits. Luisa wurde nur leicht rot und sagte dann Garnichts mehr. Charlie und ich konnten uns ein Lachen nicht verkneifen.

´´ Ich kann auch nicht. Mir geht’s noch nicht so gut. ´´ Charlie und Luisa schauten mich mitfühlend und verstehend an. Sie kannten mein Problem.

´´ Naja. Dann wird’s wohl ein ruhiger Nachmittag. ´´ meinte Charlie.

Luisa öffnete die Tür zu unserem Zimmer und wir traten ein. Ich legte meine Schultasche auf mein Bett und schlüpfte aus meinen Chucks.

´´ Bin gleich wieder da. Muss nur kurz den Verband wechseln. ´´ Mit diesen Worten verschwand ich im Badezimmer. Ich griff nach einem frischen Verband und der Creme für mein Schienbein. Meine Hose krempelte ich hoch und entfernte den alten Verband. Vorsichtig schmierte ich die Creme auf meine Wunde und wickelte das Verbandszeug drum. Das benutzte schmiss ich in den kleinen Mülleimer unter dem Waschbecken und verließ dann das Bad wieder. Luisa stand vor ihrem Schrank und Charlie lag auf meinem Bett.

´´ Und? Schon verheilt? ´´ wollte Luisa wissen.

´´ Leider nicht. ´´ gab ich als Antwort und ließ mich neben Charlie plumpsen.

´´ Lieber das oder doch das hier. ´´ fragte Luisa in unsere Richtung und hielt sich zwei Oberteile an den Körper.

´´ Das blaue. ´´ sagte Charlie und ich im Chor. Ein grinsen von mir, ein zufriedener Blick von Luisa.

Ich verzog mein Gesicht als das Piepen wieder in mein Ohr trat. Mir wurde auch wieder leicht schlecht. Dies ging an meinen Freundinnen nicht vorbei.

´´ Nimm doch eine Tablette wenn es zu schlimm ist. ´´ sagte Luisa besorgt. Ich zog die Augenbrauen zusammen und kniff meine Augen zu.

´´ Geht schon. ´´ murmelte ich und rieb mir dabei über die Schläfen. Da öffnete Luisa einfach die Schublade von meinem Nachttisch und warf eine kleine Schachtel auf mich. 

´´ Jetzt nehm einfach eine Paracetamol und gut ist. Du weißt doch dass das hilft. ´´ forderte Luisa. Auch Charlie schaute mich bittend an. Wiederwillig nahm ich eine Tablette aus der Schachtel und schluckte sie runter. Schnell trank ich noch ein paar Schlucke Wasser aus einer Flasche hinterher. Ich verzog wieder das Gesicht, doch diesmal war der Geschmack schuld. Es klopfte an der Tür.

´´ Ja? ´´ fragten wir alle gemeinsam. Marko steckte den Kopf durch den Türspalt.

´´ Bist du soweit? ´´ wandte er sich an Lu und lächelte mich und Charlie grüßend an. Wow.  Er war doch netter als gedacht.

´´ Moment noch. ´´ Luisa nahm ihre Lederjacke vom Stuhl und ihre kleine Tasche.

´´ Tschüss Mädels. Viel Spaß euch. Leo falls was ist, ruf mich an ok? ´´ Sie schaute besorgt zu mir.

´´ Mach ich. ´´ bestätigte ich nur ihre Frage.

´´ Gut. Bis dann. ´´ Sie schloss die Tür hinter sich.

´´ Ich geh jetzt auch und lass dich mal in Ruhe. ´´ Charlie richtete sich auf und gab mir noch einen Kuss auf die Wange.

´´ Tschüss süße. ´´ verabschiedete sie sich. Dann war auch sie weg. Eine Stille kam in das Zimmer. Eine Stille die man nicht aushalten konnte. Ich beschloss einfach duschen zu gehen, da ich bei meiner Migräne-Attacke geschwitzt hatte. Ich rappelte mich auf und ging ins Bad. Die Dusche tat gut und machte meinen Kopf frei. Es Erfrischte und ich fühlte mich gleich besser. Jedoch kam die Müdigkeit wieder nachdem ich mich fertig gemacht habe und ins Bett legte. Es dauerte nicht lange da vielen mir die Augen zu.

Jakob

Yannick reichte mir mein Mathebuch.

´´ Danke Alter. Du hast mir den Arsch gerettet. ´´ bedankte er sich dafür das ich ihm das Buch zum Lernen geliehen hatte.

´´ Kein Problem. ´´ sagte ich knapp und widmete mich wieder meiner Facebook Seite. Leider war niemand online mit dem ich hätte schreiben wollen. Ich aktualisierte die Startseite und erblickte ein Foto von Marko und Luisa. Süß die beiden.

 

Ich schaute auf, als ich die Tür hörte. Yannick hatte das Zimmer verlassen. Jetzt war ich alleine. Ich seufzte. Sollte ich mal Leonie anschreiben? Ich wusste es nicht. Vielleicht könnte ich auch einfach mal bei ihr vorbeischauen. Natürlich wollte ich nur wissen ob es ihr wieder besser ging. Ich fasste mir ans Herz und stand vom Bett auf. Schnell steckte ich noch mein Handy ein und schlüpfte in meine Schuhe. Dann setzte ich mir noch meine graue Mütze auf und verließ mein Zimmer.

Ich lief den langen Jungenflur entlang und bog dann ab in die Richtung der Mädchenzimmer. Einige Girls die mir entgegen kamen schauten mich schüchtern an oder lächelten einfach nur. Marko würde jetzt protzen vor stolz, doch mir war das etwas unangenehm. Klar. Ich wusste dass ich nicht gerade schlecht aussah, aber ich wollte nun auch nicht eingebildet sein. Vor Leos Zimmertür machte ich halt. Sollte ich jetzt? Mein Herz entschied schneller als mein Kopf und ich klopfte einfach.

Keine Reaktion.

Ich klopfte wieder. Da vernahm ich ein leises ´´herein´´ von drinnen. Leise drückte ich die Türklinke runter und steckte den Kopf durch die Tür. Ich erblickte eine verschlafene Leonie die mich mit zusammengekniffenen Augen musterte.

´´ Komm rein. ´´ sagte sie leise. Ich tat das was sie verlangte und betrat das Zimmer. Langsam schloss ich die Tür hinter mir und ging dann rüber zu Leo an ihr Bett.

´´ Wie geht’s dir? ´´ fragte ich das blonde Mädchen neben mir.

´´ Ganz gut soweit. ´´ sie schenkte mir ein leichtes Lächeln was ich sofort erwidern musste. Ich schlupfte aus meinen Turnschuhen und legte mich zu Leonie aufs Bett. Mein Blick ging zu Leonie die immer noch lächelte.

´´ Das ist schön. ´´ meinte ich.

´´ Erzählst du mir jetzt was vorhin los war? ´´ Ich schaute ihr tief in die Augen und wartete auf eine Reaktion.

´´ Chronische Migräne- Attacke. ´´ sagte sie trocken und hielt meinem Blick stand.

´´ Du hast Migräne? ´´ fragte ich verwundert nach. Sie nickte bloß und atmete dann einmal tief ein und wieder aus. Man sah Leonie an das sie immer noch müde war. Und ich hielt sie vom Schlafen ab. Auch ich nickte nur kurz. Sollte ich besser gehen?

´´ Willst du schlafen? ´´ fragte ich Leonie. Sie schüttelte nur den Kopf.

So lagen wir einfach nur nebeneinander. Minute für Minute schauten wir uns in die Augen und sagten nichts. Ich strich Leo sanft eine Strähne aus dem Gesicht die ihr vor die Augen fiel. Ich nährte mich wie von selbst ihrem Gesicht. Mein Atem ging stockend. Meine Gedanken waren durcheinander. Sollte ich sie jetzt küssen? Sie wich jedenfalls nicht aus das war schon mal ein gutes Zeichen. Ich schaute immer noch in Leonies Augen. Diese blauen Augen die mir seit einigen Tagen den Kopf verdrehten. Warte! War ich verknallt? Ich wusste es zu dem Zeitpunkt nicht. Mein Körper fixierte sich vollkommen auf diese vollen rosa Lippen, die nur noch wenige Zentimeter von mir entfernt waren. Leonie schloss schon halb ihre Augen. Gleich würde ich diese vollkommenden Lippen auf meinen spüren. Sie kosten, sie lieben. 

Die Tür wurde geöffnet. Leonie und ich rutschten sofort voneinander weg und richteten uns auf. An der Tür standen 2 dumm guckende Leute namens Luisa und Marko. Ich stand auf und zog mir schnell meine Schuhe an. Ich griff noch nach meiner Mütze die ich mein ruckartigem Aufsetzen verloren habe und ging dann zur Tür. Ich drehte mich noch einmal kurz um.

´´ Tschau. ´´ sagte ich schnell, hob einmal die Hand und ging dann zum Jungenflur. Shit! Das war nicht gut. Das war ganz und garnicht Vorteilhaft Jakob. Ich hoffe bloß dass das nicht noch mehr durcheinander bringt als so oder so schon ist. Aber es war so knapp. OK. Ich musste mich schon einmal auf ein Gespräch mit Marko vorbereiten. Nur was sollte ich sagen?

Leonie

Ich saß immer noch wie angewurzelt auf meinem Bett und schaute in die überraschten Gesichter vor mir. Schließlich senkte ich doch leicht peinlich berührt meinen Blick und konzentrierte mich nun mit all meinen Gehirnzellen auf das Muster meiner Bettwäsche. Luisa schloss die Tür. Doch als sie sich neben mich setzte war Marko weg. Etwas irritiert schaute ich mich im Zimmer um. Wirklich. Er musste gegangen sein. Als ich mir dessen bewusst wurde richtete ich meine Augen auf das rothaarige Mädchen vor mir, dass mich schon die ganze Zeit erwartungsvoll anstarrte.

´´ Wo ist Marko? ´´ Doch Luisa antwortete nicht. Sie schaute mich weiter einfach nur an. Ich erwiderte ihren Blick nicht lange,  ich musste meine Augen wieder  senken. Ihr Ausdruck war bohrend. Gleich würden die Fragen nur so aus ihr heraus sprudeln. Eine unangenehme Stille erfüllte den Raum und breitete sich in meinen Ohren aus. Leise fing der Regen an gegen das Fenster zu prasseln. Aus den erst vereinzelten Tropfen wurden ganze Fäden und verhinderten das ich nach draußen schauen konnte.

´´ Erzählst du mir bitte was das grad war? ´´ setzte Lu schließlich an.

´´ Was meinst du? ´´ tat ich unwissend. Sie kaufte es mir nicht ab und hob nur eine Augenbraue.

´´ Jetzt stell dich nicht dümmer als du bist. Du weißt genau was ich meine Leonie. ´´

´´Aber da eben war nichts. ´´ versuchte ich mich heraus zu reden.

´´ Das sah aber ganz anders aus. ´´ stellte sie fest. Ich atmete tief ein und wieder aus.

´´ Und was willst du jetzt von mir hören? ´´ fragte ich meine beste Freundin, die immer noch auf eine Erklärung für den ´fast´ Kuss wartete.

´´ Ich will wissen warum ich jetzt erst erfahre das du total auf Jakob stehst! ´´ sagte sie schon leicht sauer. Lu musste etwas schmunzeln als sie mein geschocktes Gesicht anschaute.

´´ Ich steh nicht auf Jakob. ´´ stritt ich ab. Doch ich konnte das leichte prickeln auf meinen Wangen und die aufsteigende röte nicht verhindern.

´´ Leo komm. Unauffälliger geht’s nicht. ´´

´´ Aber ich will wirklich nichts von ihm. ´´ versuchte ich ihr und vor allem mir selbst einzureden. Jedoch merkte ich selbst, dass es überhaupt nicht überzeugend rüber kam.

´´ Ach süße. ´´ seufzte Luisa. Ich musste ihr Recht geben. Jakob brachte mich ganz schön durcheinander. Aber war ich wirklich in ihn verliebt?

 Nein das konnte nicht sein. In all den Jahren wo wir gemeinsam in eine Klasse gingen habe ich nie etwas der artiges für ihn empfunden. Wahrscheinlich war das nährende Winterwetter schuld.

´´ Du musst dir wohl erstmal selber darüber klar werden. ´´ meinte Luisa nachdem ich längere Zeit nicht geantwortet hatte und ganz in meinen Gedanken vertieft war. Sie stand auf und ging auf ihre Seite des Zimmers. Ich saß weiterhin schweigend auf meinem Bett und starrte Löcher in die Luft währenddessen mein Hirn wie wild arbeitete.

Jakob

´´Alter dann sag ihr das du sie gut findest. ´´ redete Marko gerade auf mich ein.

´´ Ja aber ich bin mir doch selber noch nicht klar darüber wie und was. ´´ versuchte ich Marko jetzt schon zum 5. Mal zu erklären. Er stöhnte und ließ sich gegen die Wand neben meinem Bett fallen.

´´ Du bist echt kompliziert. ´´ sagte mein bester Kumpel kopfschüttelnd. Ich gab keine Antwort. Stattdessen ging ich gerade noch einmal unser Gespräch über Leonie durch.

´´ Ich gebe dir mal einen Rat. ´´ fing Marko plötzlich an und schaute mir ins Gesicht. Ich guckte nur fragend.

´´ Sie wird nicht ewig warten. ´´ Er machte eine kleine Pause.

´´ Werde dir besser schnell klar darüber was da oben in deinem Kopf und vor allem in deinem Herzen abgeht, sonst hast du bald deine Chance verspielt und du kommst ihr nie wieder so nah wie heute. ´´ endete er schließlich. Marko hatte Recht. Wenn ich nicht schnell Klarheit bekomme, kann ich es für immer vergessen. Aber ich bin so verwirrt. Und das wegen einem Mädchen.

 

Das kann nicht wahr sein

Leonie

Mal wieder waren Luisa und ich zu spät dran. Der Unterricht hatte schon vor einer halben Stunde begonnen. Gerade liefen Lu und ich durch den Regen zum Schulgebäude, da bog ein Auto in die Einfahrt ein. Ein schwarzer Jaguar. Das Auto sah ziemlich teuer aus. Wenn nicht sogar schon protzig. Als der Wagen hielt, stieg und gutaussehender junger Mann aus. Er war vielleicht 18 oder 19. Hatte braune Haare und soweit ich das durch seinen Mantel erkennen konnte, eine gute Figur. Ohne dass ich es bemerkt hatte war ich stehen geblieben. Und  auch Luisa stand wie angewurzelt in der Eingangstür. Irgendwie kam mir dieser Typ sehr bekannt vor. Irgendwie sehr vertraut. Ich schaute zu Luisa dich mich nun auf einmal schockiert anblickte. Und von einer auf die andere Sekunde schoss es mir in den Sinn. Nein. Das konnte nicht sein. Das konnte einfach nicht wahr sein. Justin?

 

Jakob

Marko quatschte mich schon die ganze Zeit von der Seite an. Ich jedoch konnte ihm nicht wirklich folgen. Klar ,das was er da übers Fußballspiel vom Wochenende erzählte war 1000 Mal interessanter als der Unterricht, aber ich konnte mich trotzdem nicht konzentrieren. Meine Gedanken schweiften immer wieder ab, zu dem Mädchen, dass ich gestern fast geküsst hätte. Bin ich in sie verknallt? Das kann nicht sein. Da kenne ich sie schon so lange und jetzt soll ich auf einmal Gefühle entwickeln? Nie im Leben. Ich schaute zum leeren Stuhl, wo sonst eigentlich immer Leo saß. Sie hatte anscheinend wieder verschlafen. Da wurde die Tür geöffnet und ein mir nur zu bekanntes Gesicht schaute durch die Öffnung. Ist das nicht. Nein das kann nicht sein. Obwohl. Das braune Haar. Ich schaute genauer hin. Es war tatsächlich Justin. Justin Denalsy. Ich werd wahrnsinnig. Ein lächeln trat auf meine Lippen bei dem Gedanken daran, was ich früher mit diesem Typen alles für Scheiße gemacht habe. Und jetzt steht er da in der Tür. Nach 3 Jahren. Unglaublich. 

Justin is Back

Jakob

Da steht mein ehemaliger Zimmergenosse Justin nach einer langen Zeit in meinem Klassenzimmer und tat so als wenn er nie weggewesen wäre. An den Gesichtsausdrücken der anderen und vor allem an dem von Leonie konnte ich klar erkennen das nicht nur ich mich freute ihn wieder zusehen. Nun bemerkte auch unser Lehrer das die Aufmerksamkeit nicht mehr seinem Unterricht galt. Herr König drehte sich zur Tür. ´´ Ja wen haben wir denn da?´´ fragte unser Mathelehrer erstaunt und nahm seine Lesebrille ab. Justin musste grinsen und schritt auf das Lehrerpult zu. ´´ Guten Morgen. Na? Kennen sie mich noch?´´ fragte Jus den perplexen Mann. Auch ich musste grinsen. Und wie Herr König ihn kannte. Nach den vielen Actionen. ´´ Der Denaly ist wieder da. ´´ sagte Herr König leise. Jedoch so laut das jeder es hören konnte. ´´ Freut mich auch sie wieder zu sehen.´´ sagte Justin,lächelte ihn an und klopfte ihm leicht auf die Schulter. Dann drehte er sich um und ging auf einen freien Stuhl in der letzten Reihe zu,stellte seine Tasche ab und setzte sich. In der Zwischenzeit haben sich Leonie und Luisa unbemerkt auf ihre Plätze gesetzt und sind gerade so einer Strafe entkommen. Herr König fing sich wieder und fuhr mit dem Unterricht fort.

Leonie

´´Also vergesst nicht Mädels. Um 20 Uhr an der Sporthalle.´´ mit diesen Worten verabschiedete sich Justin von uns und lief zusammen mit Marko und Jakob in Richtung Jungenflur.´´ Krass das er wieder da ist oder?´´ fragte Charlie mich und Luisa. Wir konnten nur zustimmen. ´´Ich wäre eher davon ausgegangen das ein Apfel an einem Mangobaum wächst als das Justin wieder zurück kommt. ´´ sagte Luisa. Charlie und ich mussten grinsen. Luisa brachte es immer auf den Punkt. ´´ Aber findet ihr es nicht ein bisschen übertrieben das er gleich eine Party schmeist?´´ meinte Charlie. ´´ Ach quatsch. Der feiert sein Comeback.´´ sagte Luisa. Ich hingegen fand es wirklich übertrieben. Ich mochte Justin,doch er hatte schon immer diese leichte Art zur Übertreibung die mich schon damals genervt hatte. Wir gingen ins Zimmer und stellten unsere Taschen ab. Ich setzte mich auf mein Bett und zog mir meine Chucks aus. Charlie tat es mir gleich. In Sachen Bequemheit verstand ich mich mit Charlie wirklich am besten. Luisa verschwand im Bad. ´´ Ich hab mir ein super Buch gekauft. Das hat eine wirklich tolle Story. Ist ein Gruselschokker. Willst du es dir mal ausleihen?´´ fragte mich Charlie und zog ein Taschenbuch aus ihrem Rucksack. Unsere kleine Leseratte. ´´ Klar. Cool danke.´´ Ich nahm mir das Buch guckte mir das vielversprechende Cover an und laß mir den Klappentext durch. Plötzlich riss mich ein Schrei aus den Gedanken. ´´ Was ist denn los?´´ fragte Charlie stand auf und ging ins Bad von wo der Aufschrei kam. ´´ Ich habe einen Pickel. Diereckt auf der Stirn! Ich müsst heute ohne mich zur Party gehen.´´ rief Luisa histerisch. Ich lachte auf. Und auch Charlie stimmte mit ein und kam wieder zu mir ins Zimmer. ´´ Das ist nicht witzig !´´ hörten wir es ernst aus dem Bad. Doch keine 5 Sekunden später kam das leise kichern von Luisa. So eine kleine Tussi. Aber ich liebte sie,so wie sie war.

Jakob

´´... Und das ist der Grund warum ich wieder hier bin.´´ endete Justin.´´Krass.´´ kam es von Marko und ich konnte ihm nur zustimmen. Wir saßen zu 3. in unserem Zimmer und unterhielten uns.´´ So jetzt muss ich aber los. Muss noch ein paar Sachen für nacher besorgen. Man sieht sich.´´ Justin stand auf und verließ unser Zimmer.´´ Justin is Back´´ sagte Marko in Gedanken. ´´Ja das ist er.´´ sagte ich genauso teilnahmslos und ließ mich zurück auf mein Bett fallen.

´´ Marko ich geh jetzt!´´ rief ich genervt zum Badezimmer. Es war schon halb neun und Marko wurde einfach nicht fertig. ´´ Eine Minute!´´ rief er zurück.´´ Das hast du schon vor einer halben Stunde gesagt.´´ murmelte ich. ´´Das hab ich gehört.´´ sagte Marko und die Badezimmertür ging auf. Ein durchgestylter Marko kam zum vorschein. ´´ Zu viel?´´ fragte er. ´´ Für was?´´ ich musste grinsen. ´´ Mensch zu viel für Luisa.´´ meinte er. ´´ Nein.´´beruhigte ich ihn.´´ Sie wird mehr haben.´´ fügte ich breit grinsend hinzu. ´´ Du bist doof.´´ Marko boxte mir auf die Schulter. ´´ Komm.´´ Ich griff nach meinem Jeanshemd und meiner Mütze und verließ mit Marko das Zimmer. Wir traten raus ins Kühle und schlenderten über den Schulhof zur Sporthalle. Draußen standen einige Leute. Wie viel hatte denn Justin eingeladen? Doch zur positiven Überraschung waren Drinnen nicht alzuviele. Höchstens 20. Die Sporthalle war Durch eine Trennwand halbiert wurden und an der Seite standen Getränke und eine große Anlage. Trotz der wenigen Menschen herrschte ein großer Trubel. Marko und ich gingen quer durch die Halle und fanden Justin. Wir begrüßten ihn und die anderen,die um ihn standen. Dabei waren auch Leonie,Charlie und Luisa. Ich weiß nicht ob ich mir das nur einbildete,doch ich hatte das Gefühl, dass die Umarmung mit Leonie viel kürzer war als die mit den anderen. Oder war es einfach nur,weil die Zeit mit Leonie immer so schnell verging. Ich wusste es nicht. Ich wusste nur das ich ihr gerade gegenüber stand und mich in ihren blauen Augen verlohr.

Leonie

Warum muss mich Jakob eigentlich immer so angucken. Ich merkte wie die röte in meine Wangen schoss und senkte den Blick. Ich hoffte nur er bemerkte nicht,dass es mir peinlich war. Doch anscheind bekam er es garnicht mit. Er löste seine Augen von mir und mischte sich mit in das Gespräch der anderen ein. Ich wurde leicht von der Seite angestupst. Luisa. Ich schaute sie erwartungsvoll an,doch das einzigste was ich von ihr bekam war ein kurzer Augenzwinker. Ich verdrehte meine Augen und bewegte mich zu der kleinen aufgestellten Theke. Nachdem ich endlich bei den Getränken angekommen bin,schüttete ich mir erstmal ein volles Glas Punsch ein. Es war wirklich warm hier, sodas ich einen großen Schluck von der roten Flüssigkeit zu mir nahm. Ich merkte sofort das dieser Punsch nicht nur aus Saft bestand. Trotzdem schüttete ich mir nach und ging wieder zurück zu den anderen. Die waren schon fleisig am trinken. Fast jeder hatte hier eine Flasche in der Hand. Nur Charlie stand mit einem Glas Wasser dazwischen. Sie war strickt gegen Alcohol und Drogen. Ich fand diese Einstellung bewundernswert. Ich stellte mich zu ihr und verfolgte das bunte treiben der schon alcoholisierten Männerbande. Sie ringten ein wenig,machten kleine Trinkspielchen und mussten immer egal wobei den anderen Übertrumpfen. Dieser Machtinstinkt kann einem manchmal ganz schön auf den Senkel gehen. Mir war das zu viel. ´´Kommt ihr mit tanzen?´´ rief ich gegen die laute Musik zu Luisa und Charlie. Lu reagierte garnicht da sie gerade andersweitig mit ihrem Marko beschäftigt war, doch Charlie nickte. Ich ging gemeinsam mit ihr Richtung Tanzfläche. Nach wenigen Sekunden war ich mit dem Beat des Liedes eins und Charlie und ich hatten unsern Spaß.

Jakob

Ich war gerade dabei mir einen Kurzen runter zukippen, da wurde ich von jemandem angestupst. Justin reichte mir einen weiteren Schnaps. ´´ Auf unsere Freundschaft.´´ lallte er und erhob sein Glas. ´´ Auf unsere Freundschaft.´´ rief ich entgegen und stieß mit ihm an. Auch das Glas war schnell gelehrt und ich merkte einmählig wie der Alcohol wirkte. Eigentlich hatte ich mal geschworen unter der Woche nicht zu trinken. Aber wenn ich morgen die 1.-2. Stunde Sport schwänze wird davon die Welt schon nicht untergehen. Ich blickte mich zufrieden um. Meine Augen hingen an dem kleinen,blonden Mädchen fest,das sich gerade ausgibig auf der Tanzfläche vergnügte. Ohne weiter nachzudenken ging ich langsam auf das so hübsche Mädchen zu und bewegte mich rytmisch zu dem Beat. Leonie bemerkte mich und wurde ein wenig rot,soweit ich das sehen konnte. Oder konnte ich überhaupt noch klar sehen. Naja nur die vielen Getränke war mir schon etwas schummrig. Vielleicht war es auch nur Einbildung. Nun bemerkte mich auch Charlie. Sie fixierte mich. Wie ein Kleidungsstück. Hinter mir tauchte Justin auf. Und auch Marko mit Luisa kamen nun auf die Tanzfläche. Ich tanzte etwas zu Leonie. Anscheind hatte sie nichts dagegen. Man konnte schon fast sagen wir tanzten miteinander. Und auch Charlie schien das zu bemerken und ließ ein wenig von Leo ab. Das Lied wechselte und Leonie fing an zu strahlen. ´´ Was ist?´´ rief ich ihr entgegen,wobei ich mich ihr ein wenig entgegenkommen musste,damit sie mich verstand. Sie grinste noch breiter. Leo legte eine Hand auf meine Schulter und zog mich leicht zu ihr runter,sodas ihre Lippen mein Ohr fast berührten. ´´ Das ist mein Lieblingslied.´´ sagte sie erfreut und entfernte sie wieder leicht von mir. Jedoch tanzten wie jetzt enger miteinander. Sie ließ ihre Hand auf meiner Schulter liegen und lächelte mich ab und zu an. SIe fühlte diesen Song förmlich.

Leonie

Ich fühlte mich so frei. Ich merkte wie viel Spaß es mir machte hier mit Jakob zu tanzen. Er sah echt süß aus, leicht verschwitzt,vielleicht ein bisschen durchgewuschelt. Mir gefiel es. Ich tantze ausgiebig. Fühlte jede Note, jedes Wort. Es war einfach mein Song und ich glaubte das Jakob dies mitbekam. Immerhin lächelte er ständig. Aber das könnte auch an seinem hohen Alcoholkonsum liegen. Vielleicht träumte er ja schon von pinken Elefanten die Schmetterlinge pupsten oder einfach von einem weichen Bettchen. Der Song endete und somit auch meine Puste. Ich nahm langsam die Hand von Jakobs Schulter und auch er löste seine von meiner Hüfte. Wann hatte er die da nochmal hingelegt? ´´Ich brauch was zu trinken.´´ entschuldigte ich mich bei ihm und ging zur Theke. Wieder nahm ich mir einen Punsch. Ich steuerte eine kleine Sitzecke an,wo Charlie mit Justin saß. ´´ Stör ich?´´ fragte ich die beiden. ´´ Nein nein setz dich.´´ meinte Justin. Ich nahm neben Charlie Platz und hörte ihnen bei einem Gespräch zu,dem ich nicht wirklich folgen konnte. War mir auch egal. Es war ein gelungender Abend.

´´Okay. Also auf wen der Flaschenkopf zeigt der muss einen Kräuterschnaps mit Sprühsahne trinken.´´ sagte Justin frech grinsend und schaute in die Runde. Es war schon spät und nur noch wir das hieß,das Mädchen und das Jungenzimmer, und einige andere waren noch da. Die Musik wurde schon vor längerer Zeit leiser gestellt und so saßen wir nun gemütlich in der Sitzecke und spielten Flaschendrehen. Eigentlich kindisch,aber wenn man dieses Spiel mit Alcohol und leichter Erotik verbindete war es immer ein großer Spaß. Justin nahm die Flasche und drehte sie. Alle schauten gespannt auf die Mitte des Tisches.´´ Oh nein.´´ sagte Marko, denn der Flaschenkopf zeigte auf ihn. Gegröhle und gejubel von allen und ein ekelverzerrtes Gesicht von Marko. Schnell kippte er sich den Schnaps runter. Wir lachten. ´´Okay ich bin dran.´´ sagte Marko. Er überlegte kurz und nahm dann die leere Bierflasche in die Hand.´´ Auf wen der Flaschenkopf zeigt muss...´´ Er wartete kurz und schaute in die Runde. Sein Blick blieb an mir hängen. Nein er würde nicht. ´´ Der muss Leo küssen. Unzwar richtig.´´ Ich wurde rot. Charlie schaute mich mitleidig an. Die Flasche begann sich zu drehen. Mir kam es vor als wollte sie nicht enden. Schließlich kam sie bei der Person neben mir zum stehen. Jakob.

Jakob

Die Flasche stoppte und zeigte auf.Mich?! Sollte ich jetzt Leo küssen? Das was Gestern schon fast passiert ist sollte jetzt passieren?Vor allen? Ich war mir unsicher und schaute zu Marko. Dieser grinste nur zufrieden. Blödmann. Nun schaute ich zu Leo. Sie blickte mich nicht an. Ihre Augen waren halb auf den Boden gerichtet. Ich drehte mich leicht zu ihr und räusperte mich kurz. Ihr Blick fuhr leicht hoch und blieb an meinen Lippen hängen. Zögernd hob ich meine Hand und legte sie ihr an die Wange. Ich kam ihr näher und konnte schon ihren stopenden Atem auf meiner Haut spüren. Sie roch so gut. Ja ich wollte sie jetzt küssen. Ich zog sie leicht zu mir. Unsere Lippen berührten sich fast. Ich senkte meine Augenlieder und ließ es einfach passieren. Im ersten Moment nahm ich ihre Lippen gar nicht war. So warm und weich. Doch schon Millisekunden später nahm ich alles war. Die struktur ihrer Lippen. Die Form. Die Bewegung. Ich wollte nicht aufhören sie zu spüren. Nur dumpf bekam ich das gepfeife und gejohle von den anderen mit. Ich wollte mich nicht lösen. Und Leonie machte auch nicht den Eindruck als wenn sie es beenden wollte.

´´ Nehmt euch ein Zimmer.´´ kam es von Marko. Und das war der Auslöser für mein abruptes Ende. Ich wollte keinen falschen Eindruck machen. Nein. Sie ist nur eine Freundin. Und nicht Meine. Aber es wäre schön. Glaub ich.

´´Du hast deinen Apfel vergessen.´´

1 Woche später...

Leonie

Seit dem Kuss beim Flaschendrehen ist die Zeit nur langsam vergangen. Jeder Tag war eine leichte Überwindung,denn eigentlich wollte ich Jakob gar nicht sehen. Seit diesem Abend war er komisch zu mir. Er lächelte nicht,er sprach nicht mit mir,er tat so als wäre ich nicht da. So als hätten wir uns nicht geküsst. So als wäre nie etwas gewesen. Und das machte mich fertig. Ich lief gerade mit Lu und Charlie zur Cafeteria. Doch auf Essen hatte ich noch weniger Lust als auf Jakob. Wir stellten uns an der Schlange an und warteten das wir dran kamen. Ich schaute mich in dem großen Saal um. Es waren erst wenige Schüler da. Mein Blick blieb an einem Jungen hängen,den ich nur zu gut kannte. Jakob. Er saß mit Justin,Marko und ein paar anderen Jungs aus der Klasse an dem großen Tisch ganz hinten. Traurig wandte ich mich ab und nahm mein Tablett.

´´Du musst mehr essen Leo.´´ sagte Luisa und riss mich so aus meinen Gedanken. Ich schaute auf mein Tablett auf dem ein Apfel und ein Riegel lagen.

´´Ich hab keinen Hunger.´´ murmelte ich und folgte meinen beiden Freundinnen zu einem Tisch. Gerade als wir uns hinsetzen wollten kam Marko zu uns.

´´ Hey Süße.´´ Er küsste Luisa auf die Wange und schaute ihr verliebt in die Augen.

´´ Wir haben noch ein paar Plätze frei.´´ Marko zwinkerte Lu zu und zog sie sanft mit. Luisa schaute mich entschuldigend an,da sie genau wusste das es zwischen mir und Jakob nicht gerade gut lief. Ich atmete gefrustet aus und folgte den Turteltauben. Charlie kam auch mit. Am Tisch angekommen setzten wir uns hin.Und als hätte es nicht besser kommen können war für mich nur noch ein Stuhl neben Jakob frei. Unsicher setzte ich mich hin. Justin lächelte mich an und versuchte ein Gespräch mit mir anzufangen. Doch irgendwie konnte ich mich nicht wirklich konzentrieren. Dieser Junge neben mir,der mich die ganze Zeit gekonnt ignorierte, nahm meine volle Aufmerksamkeit ein. Nur wieso? Wieso war es mir wichtig das er mich beachtete? Und warum ignorierte er mich? Ich verstand nichts mehr.

Jakob

Es war schwer. Nein. Es war unaushaltbar. Doch ich musste das jetzt durch ziehen. Wieder zwang ich mich selbst nicht zu ihr zu gucken. Wieder kämpfte ich dagegen an,sie einfach anzusehen und mich in ihren Augen zu verlieren. So sehr ich es auch wollte,ich durfte nicht. Wenn ich es zulassen würde,dann würde alles überkochen.Meine Gefühle würden verrückt spielen.Meine Konzentration würde nachlassen.Mein Wille würde aufgeben. Ja. Ja ich war mir jetzt klar darüber das ich sie liebte. Dieser Kuss. Er hat mir den Rest gegeben. Ich konnte nur noch an Leonie denken. An ihre Stimme,ihre Lippen,an dieses gute Gefühl unseres Kusses. Doch das durfte ich nicht. Sie war nicht mein Mädchen. Ich durfte sie nicht Lieben. Außerdem was bringt es jemanden zu lieben,der die Liebe nicht erwidert ? Warum sollte Leonie auch jemanden wie mich lieben? Ich hielt es nicht mehr aus und stand auf.

´´Wo willst du hin?´´ fragte Marko mich verwunderst.

´´An die frische Luft.´´ ließ ich mir schnell einfallen. Marko kaufte es mir ab und ich verließ den Essenssaal. Etwas gehetzt lief ich in mein Zimmer und schnappte mir Sportklamotten. Ich griff noch zu den Handschuhen und ließ dann hinter mir die Tür ins Schloss fallen. Als ich nach draußen kam merkte ich sofort das der Winter bald kommen würde. Ich richtete noch meine Mütze und lief dann los. Einfach los. Irgendwo hin.

Leonie

´´Leonie?´´ Ich blieb stehen und drehte mich fragend um. Wer hatte mich gerufen? Marko kam leicht lächelnd auf mich zu.

´´ Was gibt’s?´´ wollte ich von dem Sportler mir gegenüber wissen. Er sprach eigentlich nicht viel mit mir.

´´ Du ähm.´´ er stockte.

´´Was is?´´ fragte ich genervt nach. Ich hatte nicht wirklich Lust mich mit einem Typen zu unterhalten ,bei dem ich davon ausging das er auf diesem Internat nur wegen seiner Sportlichkeit war. Wenig Grips aber viel Muckis. Ich weiß,man sollte so nicht über den Freund einer Freundin denken. Jedoch konnte ich bei Marko nicht anders. Ich stellte mein Tablett auf den Stapel und nahm meinen unberührten Apfel runter.

´´ Was ist eigentlich mit dir los?´´ fragte er spürbar vorsichtig.

´´Was soll sein?´´ zickte ich ihn an. Ich erschrak vor mir selbst und blieb angewurzelt stehen. Warum war ich so gereizt?

´´ I-Ich? Alles ok. Es ist nichts.´´ sagte ich etwas freundlicher und wollte mich zum Gehen abwenden.

´´ Warte mal.´´ rief mir Marko noch hinterher da ich schon den Saal halb durchquert hatte.

´´Was ist denn noch?!´´ Ich drehte mich um und blickte in entschuldigende Augen. Marko kam leicht auf mich zu gejoggt.

´´Du hast deinen Apfel vergessen.´´ sagte er schlicht,legte den Apfel in meine Hand und ging davon. Peinlich. Das. War. Peinlich. Ohne auf die doof blickenden Leute um mich zu achten ,verließ ich endlich die Cafeteria. Ich schlenderte den Mädchenflur entlang und schloss die Tür zu unserem kleinen Reich auf. Da Luisa und Charlie nicht da waren stand ich nun alleine in der Tür und schaute ins nichts. Es war dunkel. Nicht viel Licht schien durch die dicke Wolkenschicht die ziemlich nach Schnee aussah.Ich ließ die Tür leise zugehen und wartete auf das Geräusch des einrastendes Schlosses. Vorsichtig lehnte ich mich gegen die Wand neben der Tür und sank langsam zu Boden. Den Apfel den ich immer noch fest in der Hand hielt starrte ich nun Gefühlslos an. Warum ignorierte er mich? Ging es mir durch den Kopf. Immer wieder tauchte dieses Ignorante Gesicht vor mir auf. Diese Augen,voller Kälte. Ich ließ den Apfel langsam aus meiner Hand gleiten. In einem leichten Bogen rollte er von mir weg und blieb schließlich mitten im Raum stehen. Ich zog die Beine an und schlang meine Arme darum. Geschafft legte ich meinen Kopf auf meine Arme und schloss einfach die Augen. Ich genoss die Stille. Für einen Moment fühlte ich mich Sorgenlos.

Von weitem hörte ich Stimmen. Eine männliche und eine mir nur zu gut bekannte weibliche. Mom?!

fortsetzung folgt...

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Tag der Veröffentlichung: 03.05.2013

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