Cover

Vorwort

 

 

Der Glaube an eine göttliche Macht ist in unserem Alltag omnipräsent, ein Teil unserer Gesellschaft ... doch was geschieht, wenn die Götter plötzlich greifbar werden? Verkommt ihre Heiligkeit mit der Zeit zu alltäglichen Tatsachen, die uns eher nerven, als uns zum Beten anzuspornen? Genau diese Frage hat die Autorin zu dem Roman Alltagsötter inspiriert.

Die historischen Abschnitte entsprechen dem tatsächlichen Ablauf des Weltgeschehens, deren Ausschmückung entspringt jedoch der Fantasie der Autorin und sollte somit nicht für bare Münze genommen werden.

Viel Spaß beim Lesen!

 

 

 

 

Liste der Gottheiten

Die in diesem Buch erwähnten Entitäten beruhen zu einer Hälfte auf in der Mythologie verankerten Gottheiten, sowie zum anderen Teil aus den neuen Göttern, die der Feder der Autorin entsprangen. Die sogenannten alten Götter entsprechen den tatsächlichen Gottheiten, wobei die charakterliche Darstellung der Einzelnen, dem Einfallsreichtum der Autorin entspringen, auch künstlerische Freiheit genannt.

 

Neue Götter:

 

Aristokratus: germanischer Gott des Adels und Wohlstandes

 

Heimdall: nordischer Wächtergott

 

Hemicran: amerikanischer Gott der Migräne

 

Ignis: nordischer Gott der Feuersbrunst

 

Ket: ägyptische Göttin des Irrglaubens, der Unruhe und Disharmonie

 

Magnus: skandinavischer Gott des Eisens

 

Morbidus: angloamerikanischer Gott der Krankheit und des Dahinsiechens

 

Saphira: amerikanische Göttin des Reichtums und Begehren

 

 

 

Alte Götter:

 

Aares: griechischer Kriegsgott

 

Amor: romanischer Liebesgott und Götterbote

 

Anubis: ägyptischer Gott der Beisetzung

 

Andastra: keltische Siegesgöttin

 

Aphrodite: griechische Liebesgöttin

 

Artemis: griechische Göttin der Jagd

 

Arnemetia: keltische Heilgöttin

 

Bastet: ägyptische Katzengöttin

 

Enki: sumerischer Weisheitsgott

 

Freya: nordische Göttin der Ehe

 

Freyr: nordischer Fruchtbarkeitsgott

 

Hades: griechischer Totengott

 

Idun: nordische Erdgöttin

 

Inanna: sumerische Himmelsgöttin

 

Jupiter: römischer Himmelsvater

 

Loki: nordischer Gott des Feuers und des Schabernacks

 

Neptun: romanischer Gott des Meeres

 

Nyx: griechische Göttin der Finsternis und der Nacht

 

Odin/ Wotan: nordisches Götteroberhaupt

 

Osiris: ägyptischer Totengott

 

Pan: griechischer Hirtengott

 

Poseidon: griechischer Gott des Meeres

 

Re: ägyptischer Sonnengott

 

Sachmet: ägyptische Kriegs- und Schutzgöttin

 

Shiva: Hinduistische Gottheit, die das Prinzip der Zerstörung verkörpert

 

Thor: nordischer Donner/Wettergott

 

Vellamo: finnische Göttin des Meeres und des Sturmes

 

Wischnu: Hinduistische Gottheit , die das Prinzip der Erhaltung verkörpert

 

Zeus: griechischer Göttervater, Herr über Blitz und Donner

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Kapitel

 

 

 

 

 

Schon seit Stunden zählte er die flachgedrückten Fliegen- und Mückenleichen mit denen er im Laufe der Jahre seine Bürowand tapeziert hatte. Es waren immer noch vierundsechzig an der Zahl, doch der nächste Anwärter auf einen Platz als Dekoelement an der Wall of Blame schwirrte bereits an der linken konisch zulaufenden Schuhspitze seiner Boots vorbei. Wenn Colt seine Beine nicht lässig wie John Wayne auf dem schweren Eichenholzschreibtisch abgelegt hätte, dann würde er dieses Biest wesentlich einfacher erwischen. Aber gut, er stellte sich der Herausforderung und übte sich weiterhin in Geduld. Denn was er in unerschöpflichem Ausmaß zur Verfügung hatte, war Zeit. Seit einigen Wochen schon betrat nicht ein einziger Kunde sein marodes Büro. Nicht einmal die leiseste Ahnung eines neuen Auftrags wehte der Wind durch die mit Milchglas versehene Tür. Die Fliege kreiste um die mattgoldene Spore seines robusten Lederstiefels. Sie überlegte bestimmt gerade, ob sie es sich darauf gemütlich machen sollte.

In Lethargie versunken beobachtete Colt das Schauspiel. Es gab nur eines, das Colt noch mehr hasste, als hier in dieser gottverdammten, von der globalen Erderwärmung aufgeheizten Stadt, festzusitzen. Und zwar, völlig demotiviert und ohne Auftrag, im von den Göttern verdammten Hellwood, vor Langeweile zu verrotten. Warum bloß kam er tatsächlich jeden Morgen erneut hierher, wo doch nichts als diese nervigen Viecher auf ihn warteten? Er hätte vor Langeweile sterben können. Wenn er denn auch tatsächlich sterben könnte.

Colt gähnte und die Fliege brummte gemächlich weiter. Ohne einen Anflug von Scheu passierte sie den Aufschlag seiner Jeans, surrte an dem ausgefransten Saum vorbei, immer weiter aufwärts, hinauf zu seinem Knie. Ein Schweißtropfen löste sich von Colts Stirn. Plötzlich kehrte Stille ein.

Der enorm fette Brummer eines wirklich ekelhaften Exemplars der Gattung der Zweiflügler hockte auf seinem Oberschenkel und starrte Colt aus seinen gigantischen Facettenaugen an. Leichte Übelkeit kroch aus Colts Magen in seinen Mund. Vorsichtig schielte er hinüber zum Fenster und bereute sofort, dass er es heute früh nicht geöffnet hatte. Doch hätte er das getan, dann wäre dieses widerliche Insekt mit Sicherheit nicht das Einzige, das jetzt sein Nervenkostüm strapazierte. Colt und die Fliege lieferten sich ein intensives Starrduell, wobei Colt sich seines triumphalen Sieges sicher fühlte. Das bewiesen immerhin die vierundsechzig Trophäen an seiner Wand.

Diese korpulente Ausgabe hier würde einen besonders gewaltigen Fleck auf der trüb vergilbten Wand hinterlassen. In Gedanken rieb er seine Handflächen aneinander und machte sich bereit endlich zuzuschlagen. Nur noch einen kurzen Moment Geduld. Nur keine zu hastigen oder unüberlegten Bewegungen ausführen.

In Zeitlupe richtete sich Colt in seinem Bürostuhl, so gut es ihm ohne hastige Bewegungen möglich war, auf. Seinen Rücken hielt er beinahe durchgestreckt, seine Beine zitterten von der enormen Muskelanspannung. Innerhalb einer Sekunde drückte er seine Finger fest gegeneinander und krümmte die Handfläche zu einem Gefäß. Ein kurzer Ruck und schon im nächsten Augenblick schwirrte die Beute in seiner Faust.

Colt spürte ihre papierdünnen Flügelchen auf seiner Haut, der Beweis dafür, dass er sie erfolgreich in sein Handgefängnis gesperrt hatte. Die Fliege torquierte sich panisch und donnerte immer wieder gegen die Innenseite seiner Hand. Der ruhmreiche Gott erhob sich, begleitet von einem inneren Triumphgeschrei, ausgeführt von seinen imaginären abertausenden Fans. Der von Schmutzflecken übersäte Bürostuhl rollte durch die Wucht nach hinten und bremste erst ab, als er die gegenüberliegende Wand mit dem Fenster hinter dem Schreibtisch erreichte.

Gerade als Colt ihn wieder an seinen eigentlichen Platz zurückrollen wollte, erblickte er eine betörend schöne Frau, die genau unter dem Fenster stand und aus stechend blauen Augen direkt zu ihm hochsah. Die zuckende Fliege entwich aus seiner mittlerweile wieder geöffneten Faust. Schönheit war ja ein kaum einheitlich zu erklärender Begriff, sehr subjektiv, immer ausgehend vom jeweiligen Betrachter. Doch Colt war sich zu hundert Prozent sicher, nicht nur er empfand ihren Anblick als wunderschön. Auch jeder Andere, der sie gerade in dieser Pose gesehen hätte, würde das mit Sicherheit von ihr behaupten. Ihr kohlrabenschwarzes Haar wehte verspielt im Wind, während sie die darin verflochtenen Federn mit den filigranen Fingern ihrer linken Hand festhielt. Ihre Haut, wirkte wie matte Seide oder in Milch getränktes Porzellan. Der Sonnenschein, der ihre Wangen küsste, wirkte im Vergleich geradezu trist. Sie lächelte ihn an und nickte. Dann senkte sie ihren Kopf und ging weiter, bis sie im Eingang des maroden Gebäudes verschwand.

Voll Hoffnung, dieses bezaubernde Wesen klopfte jeden Moment an seine Tür, plumpste Colt ohne zu Zögern wieder zurück in seinen Schreibtischsessel, ließ sich hinüber zum Tisch gleiten und legte eilig die Beine in gewohnt männlicher John Wayne – Manier über die zerkratzte Holzplatte. Hastig griff er hinter sich und schnappte nach seinem Cowboyhut mit der durchlöcherten Krempe, Marke Stetson. Sein Bürostuhl kippte nach hinten. Colts Beine flogen unkontrolliert durch die Luft, er strampelte wie verrückt, um das Gleichgewicht wiederzufinden. Zeitgleich erhaschte er einen Blick auf das Milchglas der Bürotür. Eine zarte Silhouette mit einem riesigen dunklen Umriss um den Kopf zeichnete sich darauf ab. Colt grapschte panisch nach seinem Hut, während er versuchte, sich mit der rechten Stiefelspitze unter dem Rand des Tisches einzuhaken. Er musste jetzt möglichst schnell seine Balance wiederfinden oder er würde vor dieser tollen Frau dastehen wie ein Idiot. Oder besser gesagt, er würde höchstwahrscheinlich gleich daliegen wie einer. Diese Blöße konnte und wollte er sich einfach nicht geben. Immerhin war er doch ein Gott. Einer unter vielen, zugegeben. Aber immerhin ein Gott. Da musste man doch wenigstens halbwegs autokratisch wirken, wenn potenzielle Kundschaft vor der Tür stand.

Dreimal ertönte ein glasig hohles Klopfgeräusch. Colt knallte beim dritten Klopfen unsanft zu Boden.

Er brachte gerade noch ein »Herein« heraus und rappelte sich umständlich auf, in der Hoffnung schneller wieder aufrecht zu stehen, als seine neue Kundschaft durch die Tür trat.

»Colt!«, funkelte ihn die atemberaubende Schöne ohne Umschweife an. Die Tür hatte sich wie von Zauberhand geöffnet. Nicht einen ihrer perfekten Finger hielt sie gegen das Türblatt gedrückt oder auf die Klinke gelegt.

Der nicht besonders souveränwirkende Gott kauerte halb über die Lehne seines Stuhls gebeugt. Colt hatte es nicht zustande gebracht, sich vollends aufzurichten. Gerade fühlte er sich ein klein wenig ertappt, als hätte er etwas Schlimmes angestellt. Noch keine Frau hatte es je geschafft, ihm das Gefühl zu geben, er benähme sich wie ein kleines Kind, das gerade unartig gewesen war und sich dafür zu schämen hatte.

Die junge Frau legte ein freches Grinsen auf und musterte ihn vom Scheitel bis zu den Zehenspitzen. Sie tat das völlig unverwandt, starrte ihn direkt an, ohne Rücksicht darauf, ob diese Sondierung ihm vielleicht unangenehm zumuten mochte.

»Ich habe ewig nach dir gesucht«, sagte sie und legte eine kurze Pause ein, um ihm die Möglichkeit einer Antwort zu bieten. Doch Colt behielt seine Zunge verschluckt.

»Du versteckst dich ja ganz schön gut vor Deinesgleichen«, sprach sie weiter, nachdem Colt seine Zunge immer noch verschluckt hielt.

Sie schwenkte ihren Blick durch den winzigen Raum. Ihre Präsenz schien ins Unermessliche zu wachsen. »Hast dich gut angepasst wie ich sehe. Ich muss zugeben, dass ich Götter, die sich selbst leugnen noch nie ganz verstanden habe. Ihr amerikanischen Götter seid dafür das perfekte Beispiel. Zu jung und unerfahren, als dass ihr es endlich zustande bringt mit dem Fuß aufzustampfen und eure Machtstellung in dieser Welt einzufordern. Kein Wunder, dass du dich in dieser unmöglichen Stadt versteckt hältst, die kaum ein Gott freiwillig betritt. Gratuliere, du hast dein Ziel erreicht, du bist wirklich schwer zu finden und es ist fast unmöglich dich als das zu identifizieren, was du in Wahrheit bist.«

Colt schluckte schwer. Deinesgleichen hatte sie gesagt. Bedeutete das, was er dachte? Konnte es denn möglich sein und es handelte sich bei diesem umwerfenden Engel tatsächlich um eine Göttin? In der heutigen Zeit konnte einfach alles möglich sein. Ungefähr Zweidrittel der Götter lebten angepasst unter den Menschen, hielt sich verdeckt, ohne besonderes Aufsehen zu erregen. Colt zählte sich zu diesen Sechsundsechzig (komma sechs) Prozent. Das restliche Drittel rieb den Menschen tagtäglich ihre übermächtige Existenz unter die Nase und bestand darauf, als monumental und unabdingbar wahrgenommen zu werden. Natürlich war es unmöglich, alle Götter namentlich zu kennen. Sie waren schließlich kein Verein, der regelmäßig Mitgliedsnewsletter verschickte. Oder sich einmal im Monat zum Kaffeekränzchen traf. Noch dazu lebten sie auf dem gesamten Erdball verstreut.

»Wer bist du?«, schaffte es Colt endlich zu antworten.

Die Göttin breitete demonstrativ ihre Arme aus und hob ihr Kinn stolz an. »Ich bin die, aus der Asche auferstandene Tochter der Katzengöttin Bastet, die ihrerseits Tochter und Sonnenauge des Re ist, sowie Mutter des Anubis und Seelenteil von Sachmet. Mein Vater war ein lodernder, vor Macht strotzender Phönix, der mir den Einlass in diese Welt ermöglicht hat. Sein Lebenszyklus endete und sein Leib gebar die Flammen. Seine kalte Asche schenkte mir mein göttliches Leben.« Sie ließ die Arme fallen und sah Colt direkt an. »Mein Name ist Ket. Göttin des Irrglaubens, der Unruhe und der Disharmonie.«

Sehr schön, er hatte es mit einer ägyptischen Göttin zu tun. Die waren nicht gerade einfach zu handhaben: Extrem eingebildet, was ihre Abstammung betraf, immer der Meinung, jeder sollte sie bewundern -oder gleich am besten auf Händen tragen-, den ganzen Tag lang, sieben Tage die Woche.

Colt verschränkte die Arme vor der Brust und richtete sich in seinem Bürostuhl auf. »Also ... eine unbekannte ägyptische Göttin, die noch dazu unreinen Blutes ist. Wunderbar.«

Mit einem Satz sprang Ket über den Schreibtisch und umklammerte Colts Hals mit ihren zarten, jedoch enorm kraftvollen Fingern. Sie kniete auf seinen Oberschenkeln und rammte ihre spitzen Knie in seinen Bauch. »Wage es ja nicht, mich unrein zu nennen.«

Colt schob ihre Hände von seinem Hals fort. »Okay, okay, schon gut. Beruhig dich erst mal wieder.« Er hob die Arme und schob das ägyptische Mischblut mit leichtem Druck von sich. »Ich will dich keinesfalls beleidigen. Ich fasse nur die Tatsachen zusammen.«

Und diese waren in diesem Fall, dass Götter für gewöhnlich aus einem menschlichen Bedürfnis oder aus einer Notwendigkeit heraus geboren werden. Dieser Entstehungsprozess teilt ihnen ihre Aufgabe und ihren Rang unter den anderen Göttern zu. Doch wurde ein Gott tatsächlich aufgrund einer körperlichen Vereinigung geboren, dann handelte es sich meist um diese unnötigen Halbgötter, die großteils als Helden auf der Erde wandelten und einfach, wie soll man sagen, bessere Menschen waren. Die meisten Prominenten, und vor allem berühmte Sportler waren Halbgötter, so wie der reichste Basketballspieler der Welt, wie hieß der gleich nochmal? Egal, in Wahrheit interessierten sich Vollblutgötter nicht für diese halben Portionen, egal wie groß sie waren und wie viele Körbe sie pro Spiel schafften.

Und hin und wieder, eher die Ausnahme der Ausnahme von der Regel, geschah es, dass ein Gott aus der Verbindung eines magischen Wesens und einer reinen Gottheit gezeugt wurde. Diese armen Seelen wurden ohne Aufgabe in diese Welt gestoßen, für sie gab es keine Notwendigkeit. Die Menschen verlangten nicht nach ihnen und meist endeten sie im Elend oder als Verbrecher. Genauso wie der Teufel oder Luzifer, aus der katholischen Mythologie, um nur ein schnelles Beispiel zu nennen.

»Tatsache ist«, erklärte Ket, während sie von seinem Schoß zurück auf den Boden glitt, »dass, ich deine Hilfe brauche.« Diese Worte kamen ihr nur schwerfällig über die Lippen. Colt wollte grinsen, unterdrückte jedoch den Drang und verzog stattdessen nur den Mund. Es musste für eine ägyptische Göttin extrem unangenehm sein, einen reudigen amerikanischen Jungspund von einem Gott, um Hilfe zu bitten.

»Also, nichts für ungut ... wie heißt du gleich? Ket?« Colt erhob sich aus seinem Stuhl und schob die hochnäsige Gottheit beiläufig im Vorbeigehen zur Seite. Leichten Schrittes ging er zur Tür und zog sie schwungvoll auf. Dann verbeugte er sich und tippte auf die Krempe seines Hutes. »Echt nett, dass du an mich gedacht hast, aber ich bin nicht von dir und deinem Auftrag abhängig. Und ehrlich gesagt habe ich echt keine Lust deinen Fall zu übernehmen.«

Kets stechende Augen glitzerten plötzlich eisblau, als wären sie im Bruchteil der letzten Sekunde gefroren. Sie riss ihm seinen Stetson vom Kopf und warf ihn zu Boden. »Ich habe dir noch nicht einmal gesagt, worum es geht.«

»Und das will ich auch gar nicht wissen«, entgegnete Colt, legte seine Hände auf ihre Schultern und schob sie mit Nachdruck hinaus auf den Gang. »Auf Wiedersehen«, sagte er, kombiniert mit einem breiten Lächeln. Ruckartig schlug er Ket die Tür vor der Stupsnase zu. Ihre Silhouette zeichnete sich noch eine Weile durch das Milchglas ab, doch Colt beschloss, ihre penetrant stillschweigende Anwesenheit zu ignorieren. Niemals würde er sich dazu herablassen einem ägyptischen Mischblut zu helfen. So nötig hatte er es nun auch wieder nicht, einen frischen Fall in die Finger zu bekommen. Auch wenn jetzt schon länger kein Auftrag mehr in sein Büro geflattert war, das zickige Verhalten einer unsinnigen, noch dazu ägyptischen Göttin würde er sich bestimmt nicht freiwillig antun. Er hätte wohl gleich besser Aufnimmerwiedersehen zu ihr sagen sollen.

So als hätte sie darauf gewartet ihr kleines Spiel weiterzuspielen, schwirrte unvermittelt die fette Fliege an ihm vorbei. Kurzerhand schnappte er nach dem lautbrummenden Insekt und schloss es erneut erfolgreich in seiner Faust ein. Gleich würde Colt sich die Schuld des Insekten-Untergangs aufbürden, sie gegen die Wand schlagen, bis sie nichts mehr weiter als ein schwarzer Fleck auf der schäbigen Wand sein würde, umgeben von all ihren sinnlos ermordeten und völlig umsonst verreckten Brüdern und Schwestern. Mit ausgestrecktem Arm positionierte er sich vor dem senkrechten Friedhof, dazu bereit Nummer Fünfundsechzig an die Wand zu klatschen. Adrenalin raste durch seinen für alle Ewigkeit unversehrten Körper und ließ den jungen Gott diesen Moment völlig fokussieren. Alles andere um ihn herum verschwand im Nebel der geistigen Nebensachen.

»Was tun Sie denn da?«, hörte er plötzlich eine entsetzte Stimme hinter sich sagen. Colt senkte seinen Arm abrupt.

»Schönen Dank auch«, zischte Colt aus zusammengepressten Lippen, während die Fliege munter an seinem Ohr vorbei grummelte und sich auf seiner schweißbefleckten Stirn niederließ. War es denn wirklich möglich, dass er heute nur noch am laufenden Band von meckernden Personen gestört wurde?

Der Vermieter hob seinen knubbeligen Zeigefinger und deutete auf die Wand hinter Colt. »Diese Sauerei werden sie wegmachen müssen, jetzt da ihr Mietvertrag ausläuft.«

Kaum hatte Mister Mollner seinen Satz beendet, war all der Ärger um die Fliege (und Ket) vergessen. »Wie bitte? Ich habe den Vertrag doch rechtzeitig verlängert! Haben Sie meinen Antrag nicht erhalten?«

»Abgelehnt, Colt. Ich habe Ihr Ansuchen abgelehnt.«

»Aber ... wieso?«, presste Colt, der immer noch der aktuelle Mieter dieses Lochs war, gequält hervor. Wütend richtete er seinen Blick zu Boden und ballte seine Hände zu strammen Fäusten.

»Ich habe Ihnen lange genug Aufschub gewährt, unter anderem weil Sie ein Gott sind, aber verstehen Sie mich nicht falsch, auch Götter müssen ihre Miete bezahlen, wenn sie fällig ist. Das wurde so vom Gesetzgeber für Gottesfragen festgelegt. Da können auch Sie nichts daran ändern.« Mister Mollner, mehr breit als hoch, wackelte auf seinen zu kurzgeratenen Beinen zu Colt hinüber. Auffordernd streckte er ihm seine flache Hand entgegen und tippte mit einem seiner Knubbelfinger darauf. »Entweder sie zahlen, oder sie verlassen die Räumlichkeiten bis Ende des Monats. Und Sie wissen ja wie es in der Satzung steht. Der Raum wird in demselben Zustand an den Vermieter übergeben wie bei Übernahme. Verstanden?« Erneut deutete er auf die Wand mit dem schwarzen Pünktchenmuster. »Also machen Sie diesen Mist weg.«

Colt schnappte nach Luft, kurz davor zu hyperventilieren, tausend Gedanken rasten durch seine engvernetzten, perfekt aneinanderliegenden Synapsen. Es gab so vieles, das er dieser Witzfigur von Vermieter gerne an den Kopf werfen würde. Worte des Trotzes, eine Trilliarde Schimpfwörter, seinen Bürostuhl, den Schreibtisch, oder die bereits abgeschlossenen Fallakten, die sich seit geraumer Zeit darauf stapelten ... Er könnte auch gut seine Fähigkeiten einsetzen und diese miese Ausgabe eines menschlichen Wesens einfach dazu bringen, seinen Vertrag ohne Wenn und Aber zu verlängern. Doch Colt hat es sich gleich nach dem Götter-Outing selbst geschworen: Niemals würde er seine Macht ohne guten Grund gegen die Menschen einsetzen. Und schon gar nicht, um seinen überdurchschnittlich ausgeprägten Gerechtigkeitssinn zu befriedigen. Von Anfang an neigte er dazu, den unauffälligen und angepassten Weg zu gehen und möglichst unerkannt unter den Erdenbewohnern zu existieren. Colt würde seinem Vermieter einfach die Meinung sagen und ihm dabei so provokant wie er konnte in die Augen sehen. Genau das würde er tun. Sollten die Menschen doch hin und wieder daran erinnert werden, wozu die Götter in der Lage waren. Das schadete ihnen nicht. Denn der Umgang mit seinesgleichen schien ihm von Jahr zu Jahr, seit dem Outing, respektloser zu werden.

Colt öffnete den Mund, bereit ein verbales Donnerwetter auf den Vermieter hinunterprasseln zu lassen, doch bis er sich endlich dazu durchgerungen hatte etwas zu erwidern, war Mister Mollner schon wieder schweratmend aus dem Büro gewackelt.

Nicht einmal die Tür kann er hinter sich schließen, dieser arrogante, kleine ...

Colt rammte sich seine Fingernägel in die Handballen. Es hatte keinen Sinn sich so unnötig aufzuregen, er sollte sich besser einen guten Plan überlegen, wie er schleunigst an zahlende Kundschaft kam.

Als wollte sie ihn verhöhnen, rauschte die korpulente Fliege surrend an seinem rechten Ohr vorbei. Mit heftigem Flügelschlag ließ sie sich auf Kets Hut nieder, den sie allem Anschein nach auf seinem Schreibtisch vergessen hatte.

Colt fing dieses Mistvieh zum dritten Mal und zerquetschte es. In der Regel genoss er es zwar, diese unnötigen Schmeißfliegen in einer, über die Jahre zelebrierten Art und Weise gegen die Wand zu klatschen (wenn man sonst schon niemanden gegen Wände schmeißen durfte), doch aktuell wollte er einfach nur, dass möglichst schnell absolute Stille herrschte. Er musste nachdenken. Er schüttelte das leblose Häufchen aus seiner Hand und begann in seinem Büro auf und ab zu laufen. Sein Blick fiel immer wieder auf Kets Sonnenhut. Vielleicht hätte er dieses Mischblut doch nicht so respektlos hinauswerfen sollen. Zumindest nicht, ohne sich ihre Nummer geben zu lassen. Hastig warf er einen Blick hinaus auf den Gang. Doch keine Spur von Ket oder ihren bunten Federn. Sie hatte anscheinend aufgegeben ihm nachzustellen und das Gebäude verlassen. In Wahrheit war er darüber erleichtert. Es war bestimmt besser, wenn er sich aus ihren Angelegenheiten heraushielt. Ägyptische Götter waren dafür bekannt, dass sie nur Ärger und Leid über einen brachten. Colt schnappte sich erneut seinen Stetson, der aus echtem Biberhaar gefertigt war, strich die durchlöcherte Krempe zurecht und verließ entschlossen sein Büro. Er würde sich einen Kaffee gönnen, schwarz ohne Zucker, und in aller Ruhe eine Strategie ausarbeiten, wie er möglichst schnell zu einem neuen Fall kam.

 

Kaum stieß er die Eingangstür des Gebäudes auf, vernahm er auch schon Kets nervige Stimme neben sich. »Arroganter Mistkerl! Glaubst du tatsächlich, du kannst mich einfach so wegschicken?«

Da war sie wieder, die typische Ignoranz einer ägyptischen Gottheit. Colt war kein Fan von Klischees, doch in diesem Fall zeichnete sich gerade eindeutig eines ab.

»Hast du mir etwa vor dem Gebäude aufgelauert? Na, das nenn ich mal einen ausgereiften Plan. Was hättest du getan, wenn ich erst in fünf Stunden herausgekommen wäre?« Anstatt anzuhalten, beschleunigte er seinen Schritt. Er brauchte diesen Auftrag nicht. Nein, er brauchte ihn ... nicht.

Ket fand ohne Mühe den Anschluss und tippte, fester als er es ihr zugetraut hätte, gegen seine Schulter. »Bleib gefälligst stehen, wenn ich mit dir rede! Und wage es ja nicht, so mit mir zu sprechen. Ihr amerikanischen Götter besitzt keinerlei Anstand. Kein Wunder, dass sich niemand freiwillig mit euch abgibt.«

Colt drehte sich in einer fließenden Bewegung auf dem Absatz zu ihr um. »Mit uns will sich niemand abgeben? Weißt du was? Also ...« Und jetzt würde er ihr gleich die Meinung sagen, sie richtig fertig machen, bis sie nicht mehr wusste, was sie eigentlich von ihm wollte. Obwohl ... Andererseits ...

»Ich habe es mir anders überlegt. Ich helfe dir.«

Ket hielt plötzlich inne und senkte ihren drohenden Zeigefinger. Anscheinend hatte es ihr die Sprache verschlagen. Denn er bekam keine Antwort.

»Ich war gerade auf dem Weg in das kleine Café, da drüben auf der anderen Straßenseite. Komm doch mit und erzähl mir, was ich für dich tun soll. Aber lass dir eines gesagt sein«, Colt streckte seinen Zeigefinger durch und deutete mit dem Daumen einen imaginären Abzug an. Er legte den Kopf schief und zwinkerte ihr auffordernd zu, »ich bin ein Detektiv der Meisterklasse. Ich hoffe, du kannst meine Dienste auch bezahlen. Das wird nicht billig, das kann ich dir jetzt schon sagen. Und die Tasse Kaffee nehme ich als erste Anzahlung und Zeichen deines aufrichtigen Willens auf gute Zusammenarbeit. Alles klar?«

 

2. Kapitel

 

 

 

»Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden«, murmelten alle Anwesenden im Chor. Auch Colt murmelte die Worte mit, was Ket sichtlich amüsierte.

»Also, ernsthaft ... ein Gebet? Ist ja nicht so, als wären alle Götter auf der Erde verstreut, oder beten sie etwa zu sich selbst?«, flüsterte Ket ihm kichernd ins Ohr.

Colt rutschte auf seinem Stuhl ein Stück tiefer. Am liebsten würde er im Erdboden versinken. Dieses Halbblut kostete ihm den letzten Nerv. Warum hatte er sie nochmal hierher mitgenommen? Er ließ die Geschehnisse des Vormittags nochmals durch seine Gedanken kreisen. Ja, eigentlich war er selbst schuld daran, er hätte niemals mit ihr in das Café gehen dürfen. Das Treffen lief in Bildern vor seinem inneren Auge ab, während die Gruppe ihr Gebet weiter aufsagte.

 

Colt hielt Ket die Tür zum Café auf, nachdem er ihr angeboten hatte ein Schwätzchen über den möglichen Auftrag zu halten. Seit er verlangt hatte, dass der Kaffee den er gleich bestellen würde, bereits Teil der Bezahlung sein sollte, war sie in akutes Schweigen verfallen. Ihr Stolz fraß sie bestimmt gerade innerlich auf. Dessen war er sich ebenso sicher, wie das Amen in der Kirche standardmäßig auf ein Gebet folgte.

»Hallo Mina, bring uns eine Kanne vom Üblichen, ja?«, forderte Colt die Kellnerin mit seinem John Wayne-Lächeln auf.

»Wie viel Zeit verbringst du denn hier in diesem ... schmuddeligen Café?«, fragte Ket, die vor lauter Ekel ihre Stimme wieder gefunden zu haben schien, und gerade schwer damit beschäftigt war, ihren Stuhl mit einem Taschentuch zu reinigen.

»Ach, ich komme mehrmals am Tag hierher, wenn ich den Kopf freibekommen will. Hilft beim Denken.« Colt tippte gegen seine Stirn und ließ sich locker auf den Stuhl gegenüber fallen.

»Okay, dann hoffe ich, es lohnt sich, wenn ich die Rechnung übernehme. Also, pass auf, es sieht folgendermaßen aus«, begann Ket ohne Umschweife über den Auftrag, den sie Colt übertragen wollte, zu erzählen, »die Götter werden krank.«

Colt schreckte aus seiner betont lässigen Haltung hoch und lehnte sich nach vorne. Seine Arme stützte er an der Tischplatte ab. »Wie meinst du das? Sie werden ... krank? Wir Götter sind doch unverwundbar, zusätzlich unsterblich. Ich hätte noch nie gehört, dass ein Gott einen Schnupfen hat oder wegen Grippe nicht fähig gewesen wäre Gotteswerke zu verrichten.«

»Genau deshalb ist es ja so verwunderlich«, sagte Ket in hörbar genervter Tonlage. »Und abgesehen davon, dass sie nicht einfach einen Schnupfen bekommen können.« Mit einer fließenden Bewegung zog sie ihre Beine an und kniete sich mit einem Mal auf ihren Stuhl. Geschmeidig wie eine Katze tastete sie mit den Händen über die Tischplatte, bis ihr Gesicht nahe genug an Colts Ohr herankam. Dann flüsterte sie: »Ich benötige seit einiger Zeit Insulin.«

Colt fiel beinahe von seinem Stuhl. Ob es an der Nachricht oder an der unerwarteten Annäherung der Göttin lag, konnte er nicht mit Sicherheit sagen. Kets Stimme kitzelte an seinem Hals und seine Nackenhärchen richteten sich wie gehorsame Soldaten auf.

»Insulin?«, plapperte er ihr nach. »Das Zeug, das man braucht, wenn man zuckerkrank ist?«

Ket nickte und ließ wieder von ihm ab. Mit derselben Körperbeherrschung, mit der sie sich ihm genähert hatte, ließ sie sich wieder zurück auf ihren Platz gleiten.

»Und was genau erwartest du von mir?«

»Du sollst herausfinden, wer diese Defizite verursacht.«

»Weißt du definitiv, dass mehrere Götter davon betroffen sind?«

Mina, die Kellnerin, näherte sich mit der Kanne und Ket zog sich noch ein Stück weiter zurück. Menschen schienen nicht gerade ihre Lieblingsgesprächspartner zu sein. Und nicht nur das, sie schien sich vor ihnen zu ekeln. Kaum war Mina außer Reichweite, atmete Ket hörbar tief ein.

»Hast du gerade die Luft angehalten?«

»Was glaubst du denn? Ich kann jetzt krank werden. Da sind noch mehr von diesen menschlichen parasitären Erregern, die sich durch mein ansonsten makelloses Immunsystem fressen, das letzte was ich brauche. Und nein, ich kann dir nicht mit genauer Sicherheit sagen, dass es auch andere Götter betrifft.«

»Also schließt du von dir auf die Mehrheit. Gar kein egozentrisches Weltbild, wenn du mich fragst.«

Ket legte ihr angriffslustiges Gesicht auf. Jeden Moment würde sie über den Tisch springen und ihm erneut ihre dürren Knie in den Unterbauch rammen.

»Aber okay, lass uns einfach deine Theorie überprüfen. Es könnte doch auch gut sein, dass du die Einzige bist«, sprach er hastig weiter.

»Oder es könnte sein, dass uns jemand absichtlich krank macht.«

»Warum sollte sich jemand diese Mühe machen? Erklär mir das«, verlangte Colt in amüsiertem Ton.

»Stell dir vor, Gott wird krank und kann nicht mehr zur Arbeit kommen.«

»Aber Ket, du vergisst bei deiner tollen Verschwörungstheorie, dass der Großteil der Götter sowieso schon in Rente gegangen ist. Das war doch erst der Grund für das Outing vor zwanzig Jahren. Odin und Zeus hatten die Schnauze voll und wollten ihre Karriere an den Nagel hängen, da haben sie den Rest von uns einfach mitaufgehängt, ohne uns zu fragen, wie wir das finden. Okay, okay, so eine Umfrage hätte eine Ewigkeit gedauert, doch Zeit haben wir doch wirklich mehr als genug. Wenn nicht die Götter, wer sonst?«

»Du verlierst den Faden«, warf Ket ein.

»Jedenfalls, worauf ich hinaus wollte ... glaubst du wirklich, dass sich irgendjemand für uns kleine Möchtegerngötter interessiert?«

Kets Gesicht verfärbte sich tomatenrot. Kaum hatte er den Satz zu Ende gesprochen, bereute er es auch schon wieder. Diese ägyptischen Götter besaßen einfach viel zu viel Stolz.

»Damit will ich jetzt natürlich nicht sagen, dass du eine Möchtegern-, ach du weißt schon. Nimm mich bitte nicht allzuernst.«

»Ein amerikanischer Gott«, zischte sie zwischen ihren Zähnen hervor. »Ausgerechnet ein amerikanischer Gott muss einer der besten Detektive unter den Göttern sein.«

Colt grinste sie schadenfroh an. »Wenn du den Besten willst, dann musst du auch seine Sprüche ertragen, Babe.«

»Doch Babe muss ich mich von dir ganz bestimmt nicht nennen lassen, du Möchtegernausgabe eines Gottes, der aus einem Groschenroman entsprungen sein könnte.«

»Ja, ja, schon klar. Verzeih, du hast natürlich recht.« Colt fragte sich im selben Atemzug, wie oft er sich wohl in naher Zukunft bei dieser eingebildeten Göttin entschuldigen musste. Doch das musste er wohl über sich ergehen lassen, wenn er auch von ihr bezahlt werden wollte. Er würde es nie zugeben, doch tatsächlich war er abhängig von ihr und diesem infantilen Auftrag.

»Ket«, versuchte er es erneut, »zuerst werde ich herausfinden, ob du die Einzige bist, die krank geworden ist. Ich melde mich bei dir, sobald ich Neuigkeiten für dich habe.«

»Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dich das alleine herausfinden lasse? Ich lege mein Schicksal mit Sicherheit nicht in die unzuverlässigen Hände eines amerikanischen Gottes.«

Colt legte das Gesicht in seine Hände und atmete tief durch. Diese schnippische Meldung versuchte er zu überhören, doch es wollte ihm einfach nicht gelingen. Sein Geduldskragen würde jede Sekunde platzen.

»Ich bin wenigstens kein Mischblut«, murmelte er in seine Hände.

»Was hast du gesagt?«

Colt hob reflexartig den Kopf und schnauzte Ket direkt an. »Im Vergleich zu dir bin ich ein wahrhaftiger Gott. Vielleicht stamme ich nicht aus deinem heißgeliebten Ägypten, aber immerhin bin ich aus einer Notwendigkeit heraus entstanden. Die Menschen haben nach mir verlangt.« Um seine Aussage zu untermalen, tippte er bei jedem Wort fest gegen seine Brust. »Genau. Nach. Mir.«

Ket zog ihre Augenbrauen zusammen. »Und was genau sollst du darstellen? Du siehst aus wie die perfide Ausgabe eines Cowboys, der dem Wunsch eines verträumten Kindes entsprungen ist, das sich nach einem Spielgefährten sehnt, um Cowboy und Indianer zu spielen.«

»Ich bin ein richtiger ... ach, lassen wir das. Du würdest es sowieso nicht verstehen, wenn ich es dir erkläre. Göttin des Irrglaubens, ja das bist du eindeutig«, motzte er und richtete sich demonstrativ seinen Stetson, der aufgrund des heftigen Gestikulierens ständig verrutschte.

»Und du bist der Gott der Cowboys und Indianer, richtig?«

»Ich rede nicht mehr mit dir, du hast keinen Anspruch darauf, auch nur eine einzige Kleinigkeit über mich zu erfahren, verstanden?«, sagte Colt und drehte sich demonstrativ von ihr weg.

»Aber zumindest über den Fall wirst du doch noch mit mir reden, du sturer John

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Michaela Feitsch
Cover: www.bookcoverdesign.at
Lektorat: Ataxis Literatur
Korrektorat: Ataxis Literatur
Tag der Veröffentlichung: 20.04.2019
ISBN: 978-3-7487-0206-1

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