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Prolog

Prolog

 

Es herrscht Ruhe.

Hier, in diesem Reich, scheint alles so friedlich zu sein als ob nichts die Gelassenheit und Ruhe zerstören könnte. Doch der Schein trügt. Draußen in der Welt, auf der Erde,ist die Hölle los, wortwörtlich. Wie kann etwas das einst so schön und rein gewesen ist nun alles im Feuer versengen wollen? 

Diese Gedanken hatten seinen Geist schon seit Alpha, dem Anfang, beherrscht.

Zwei Männer stürmen in den immensen leuchtenden Saal der Hoffnung. Er hört die gehetzten Schritte, spürt die Unruhe die in ihnen herrscht. Es sind zwei Mönche die ihm die schlechte Nachricht überbringen wollen, die er bereits schon ewig kennt. Die Spannung der zwei Männer ist förmlich zu spüren. Doch ihm scheint dies nichts auszumachen. Langsam wendet er sich nun von seinen fantastischen Tierwesen, die ihn umgeben ab und nimmt die beiden Männer in Kenntnis, die sich vor ihm verbeugt haben. "Vergebt mir, Herr, wegen der Störung.“ Entschuldigt sich der in rot gekleidete Mönch völlig außer Atem. Er muss die vielen Treppen, die in diesen Saal führen ohne Pausen hinauf gerannt sein, wenn er nun so außer Atem ist. „Sprich, mein Kind!“ Befiehlt er in sanften Ton. „Es werden immer mehr Menschen irregeleitet. Wir werden sie bald alle verlieren. Wenn dies passiert mein Herr…“ Er nickt mit trauriger Miene und lässt den Mönch durch eine einfache Handbewegung verstummen: "Ich weiß wie es um uns steht und auch weiß ich, was dann passieren kann." Eine bedeutungsschwangere Pause entsteht. "Ich fürchte es ist zu spät, Herr. Er gewinnt immer mehr an Macht. Es sind wirklich nur noch eine Hand voll Menschen, die reines Herzens sind. Wir halten dem nicht mehr stand" Entgegnet der zweite Mönch um endlich auf den Punkt zu kommen. Der Mönch hat Angst. Sie alle verspüren Angst vor dem was die Zukunft uns bringen könnte. Sie erwarten das Omega, das Ende. Ihr vertrauen in ihn verringert sich jeden Tag ein wenig mehr."Es wird Zeit." Seine feste Stimme hallt von den Wänden, die durch das Licht nicht zu erkennen sind wieder, allerdings ohne dass sich sein Mund bewegt. Verunsicherung spiegelt sich in den Gesichtern der Mönche wieder, sie wissen was diese drei Worte bedeuen und doch haben sie keine Ahnung. "Es bleibt uns nichts anderes übrig, wir müssen die übrig gebliebenen einsetzen." ergänzt er. Dieses Mal sprach er direkt zu Ihnen indem er mit deinem Mund sprach und nicht mit seinem Geist. Dabei wirkt seine Stimme ruhiger und sanfter. "Aber Herr, seid ihr euch sicher? Sie sind noch so jung. Sie... Sie werden noch nicht bereit dazu sein." Die Angst, Verzweiflung und verständnisslosigkeit schlägt ihm mit einer Wucht entgegen, die ihn enttäuscht zu Boden blicken lässt. Als er seinen Kopf wieder anhebt sehen die beiden Mönche gegenüber von ihm in schmerzerfülle Augen. "Wir haben keine Wahl. Beauftragt die Wächter und die obersten Krieger. Ruft Ayla zu mir… Es ist Zeit." Nach diesem Befehl hielt nichts mehr die Mönche an diesem Ort. Kaum wurde der Befehl ausgesprochen hasteten sie schon los um die neuen Anweisungen zu befolgen und lassen ihn, endlich, in dem unendlich scheinenden Saal zurück. Frustriert lässt er sich nieder und setzt in seinem Geist dort an, wo er vorhin aufgehört hatte. 

Kapitel 1 - Der Traum

 

Kapitel 1 - Der Traum

 

Briing....Briiing....Briiing... Dieser blöde Wecker. Ich öffne langsam meine Augenlieder und lasse meine rechte Hand auf die Miniatur Uhr gleiten und bin mehr als erleichtert, als dieser störende Ton endlich nachgibt. Es ist 6 Uhr morgens und ich könnte mich schonwieder in den Hintern treten, weil ich mal wieder dachte es würde mir nix ausmachen nach Mitternacht ins Bett zu gehen - Tja, falsch gedacht würde ich mal sagen. Aber ich lerne einfach nicht dazu. jedes Mal das gleiche Spiel: Abends kann ich einfach nicht von meinen Büchern ablassen und am nächsten Morgen, wenn ich zur Schule muss, büße ich dafür. Innerlich rege ich mich zwar tierisch über mich selbst auf, weiß aber im selben Moment, dass ich mich sowieso nie ändern werde. Wobei... mir fällt gerade auf, dass das Bett morgens immer um einiges gemütlicher ist als am Abend. Sehnsuchstvoll streiche ich über die weiche Matratze und spiele mit dem Gedanken mich einfach wieder in die Laken fallen zu lassen, verwerfe diesen Gedanken jedoch gleich wieder. Noch eine sekunde länger und ich wäre diesem verführerischen Gedanken allerdings erlegen. Verschlafen wische ich mir über die Augen und schlürfe ins Badezimmer um mir dort kaltes Wasser als Wach-Macher ins Gesicht zu spritzen und anschließend meine Zähne zu putzen. Danach laufe ich - etwas munterer als vorher - in mein Zimmer zurück zu meinem eindeutig zu überfüllten Kleiderschrank. Warum bitte habe ich so viele Kleidungsstücke aber einfach nix zum Anziehen? Ich entlasse ein frustrierten seufzer. Im Endeffekt entscheide ich mich wie fast jeden morgen für eine Jeans in Schwarz und dazu ein lockeres Shirt. Mit dieser Kombi kann man, wie ich finde eigentlich nie etwas falsch machen. Darüber ziehe ich dann meistens noch meine Lieblings Jeansjacke an, nur heute nicht. Es ist zu warm. Zum Abschluss tusche ich noch meine Wimpern. Für mehr Make-Up reicht die Zeit einfach nicht. So ist das eben wenn man morgens lieber 5 Minuten länger schlafen möchte. In dieser Hinsicht werden mich wahrscheinlich die wenigsten Mädchen verstehen. Aber Hey, ich verstehe euch auch nicht warum ihr extra eine Stunde früher aufsteht nur um euch so viel Arbeit zu machen.

Ich sehe mich noch ein letztes Mal im Spiegel an und beschließe meine hellblonden glatten Haare, die mir bis zur Hüfte reichen, einfach nur offen herunter hängen zu lassen und gehe dann aus der Haustür raus. Mein Weg zur Schule ist nicht weit, was natürlich gut ist, so kann ich länger schlafen als einige der anderen Schüler. Wenn ich nur daran denke Bus fahren zu müssen wird mir übel.

In der Schule angekommen begrüßen mich blitzschnell zwei schlanke Arme einer Person, deren wellige schwarze Haare mir ins Gesicht flattern. Ihre Haare riechen zwar lecker nach Mango aber schmecken tun sie nicht sonderlich gut. Pfui! Noch bevor ich darüber nachdenken konnte wie furchtbar tatsächlich Haare schmecken wurde ich schon herumgewirbelt und sehe in ein Paar hellblaue Augen, die freudig aufblitzen. Es ist Janina meine beste Freundin und ihre überschwängliche begrüßung verunsichert mich. Sie ist zwar manchmal aufbrausend aber eher der morgenmuffel-Typ.  "Okay. Was stimmt mit dir nicht, dass du am Montagmorgen so gute Laune hast?" Mit einer Augenbraue leicht nach oben gezogen und einem Schmunzeln um die Mundwinkel betrachte ich sie. Janina und ich kennen uns seit wir klein sind. Wir sind miteinander aufgewachsen. " Oh man Mia... Ich muss dir so viel erzählen. Also erstmal tut es mir unheimlich leid, dass ich am Wochenende keine Zeit für dich hatte, aber du wirst mich verstehen wenn du erstmal weißt wieso. Wirklich! Also da ist dieser Typ..." Das war mein Stichwort um einfach abzuschalten. Ich liebe meine beste Freundin, ja wirklich, aber sobald es um ihre Männer Geschichten geht - von denen es sehr viele gibt - bin ich raus. Eigentlich sind meine Freundin und ich von Grund auf verschiedene Menschen, was bei lappalen Dingen wie Spielzeug damals anfing und bei Sachen Jungs noch lange nicht aufhört. Über Ihren Geschmack lässt sich auch Streiten, ihre letzten Lover waren ja nicht so der Hammer. Luka, ich glaub so hieß er... Der war ja wirklich ihr Höhepunkt. Er sah aus wie gegen einen Bus gelaufen und trug eine richtig fette Hornbrille. Aber mal vom Äußerlichen weg, ich bin ja eigentlich nicht so Oberflächlich, aber was soll ich sagen der Charakter war auch nicht gerade der beste... Er war Arrogant und dazu noch Klugscheißer hoch Zehn, also so typisch ich-weiß-alles-besser-und-ihr-seid-alle-dumm Klugscheißer typ. Damals hattte er einmal von mir eine mächtige Standpauke als Antwort auf eine seiner dummen Sprüche bekommen. Danach wollte er nie wieder ein Wort mit mir wechseln und Janina schien für ihn auch garnicht mehr so interessant. Bei der Erinnerung an sein fassungsloses Gesicht nach meinen Worten musste ich schmunzeln. Naja genug von Klugscheißerchen und zurück zu Janina und mir. Sobald es um Jungs geht spielt ihr Hirn glaube ich verrückt. Keine Ahnung was bei ihr dann im Oberstübchen abgeht, ich will es wahrscheinlich auch gar nicht wissen. - Naja gut sie ist nicht die einzige bei der es so ist. Auf dieser Schule scheinen einfach alle verrückt geworden zu sein. Mit Ausnahme von mir: Ich im Gegensatz zu den anderen habe andere Interessen. Ich hatte noch nie einen wirklich festen Freund... Klar, es gab hier und da mal eine Schwärmerei aber daraus ist nie mehr geworden, ganz einfach weil ich sehr schnell das Interesse an diesen Volltrotteln verlor. Worüber ich eigentlich aber ganz froh bin, denn sobald Janina wieder eine Krankheit Namens Liebeskummer hat und ich sie dann trösten muss, wird mir immer nur wieder aufs Neue klar, dass ich da auf jeden Fall einen großen Bogen drum herum machen sollte. "Hallo? Hörst du mir überhaupt zu?" ...Raus aus den Gedanken, rein in die Realität. Janina sieht mich grimmig und mit verschränkten Armen vor der Brust an. Ups… "Entschuldigung Janina, ich war in Gedanken vertieft." Ich schenke ihr ein entschuldigendes Lächeln, in der Hoffnung, dass sie es mir abkauft. Sie seufzt: "Okay Mia. Ich weiß ja, dass ich dich mit meinem liebes-Kram nerve, aber wenigstens so tun als würdest du mir zuhören könntest du ja schon. Außerdem verstehe ich dich überhaupt nicht, du bist so hübsch und könntest jeden haben. Ich finde du verpasst echt was. Vor allem der Vize Präsident unserer Schule ist schnuckelig und ich glaube er hat ein Auge auf dich geworfen" Ich riss meine Arme zu einer deutlichen Abwehr Haltung nach oben. " Oh nein Janina, bitte nicht schon wieder diese verkupplungsversuche. Ich komme alleine ganz gut klar und das weißt du auch." "Ja ist ja gut..." Es sieht so aus als würde Janine noch etwas sagen wollen, es dauert aber eine Weile bis tatsächlich etwas aus ihrem Mund heraus kam. "Aber er ist wirklich süß und ihr verbring durch dieses Präsidenten Zeugs sowieso so viel Zeit miteinander. Das wäre einfach perfekt!" Ich Atme ergeben aus. Seit Anfang diesen Jahres wurde ich zur Präsidentin der Schülerschaft gewählt und Leon zum Vize-Präsidenten. Es stimmt, dass er nicht hässlich ist und wir auch viel Zeit miteinander verbringen MÜSSEN, allerdings verspüre ich keinerlei Anziehung zu diesem Typen. Da es sowieso nichts bringen würde ihr jetzt nochmal zu wiedersprechen halte ich einfach meinen Mund. Gleich klingelt es zur ersten Schulstunde und da Janina eine Klassenstufe über mir ist, verabschiedet sie sich noch kurz von mir bevor sie verschwindet um ihr Klassenzimmer aufzusuchen. Sie ist ein Jahr älter als ich - also 18 - weshalb wir leider nicht in derselben Klasse sind, das wäre sicherlich mega lustig. Für uns versteht sich. Die Lehrer würden dabei wahrscheinlich graue Haare bekommen oder auf kurz oder lang eine Psychiatrie aufsuchen müssen.

 

Nach einigen Minuten und einem halben Marathon durch die Schulflure, komme ich endlich an meinem Klassenzimmer an. Diese Schule ist echt riesig, den Sportunterricht könnte man sich auch sparen, überlege ich als ich völlig außer Puste im 4. Stockwerk ankomme. Das ist Quälerei! Ich lasse mich in der hintersten Reihe neben Clary nieder. Eigentlich heißt sie Clarissa aber Clary ist kürzer und einfach viel cooler. Was dann im Unterricht passiert ist muss ich ja wohl nicht wiedergeben oder? Ein paar Übungsaufgaben hier und ein paar Tests da, das übliche eben. Nach 7 Schulstunden klingelt es endlich zum Schulschluss, was bedeutet: Auf auf in die FREIHEIT!! Okay, vielleicht übertreibe ich. Die Schule ist ja kein Gefängnis, auch wenn es sich manchmal so anfühlt. Meistens treffe ich mich nach der Schule mit Janina aber da sie ja im Moment wieder einen neuen Lover hat fällt das heute ins Wasser. Ich sage ja: sobald es um Jungs geht ist sie hin und weg, im wahrsten Sinne des Wortes. Also gehe ich auf direktem Weg nach Hause und beschließe mir einen Film anzusehen. Ich habe eine Vorliebe für gute Filme. Bücher und Filme, das könnte man fast schon als ein Hobby ansehen. Vielleicht werde ich ja mal Filmkritikerin. Als ich gerade die Türe aufgeschlossen habe und mit einem Fuß über die Türschwelle trete, höre ich schon Geschrei ertönen. Ich Atme einmal tief durch. Meine Eltern streiten sich schonwieder, ein Dauerzustand eigentlich. Manchmal frage ich mich wirklich warum die beiden sich nicht einfach trennen. Ein schrecklicher Gedanke, ich weiß. Aber ich glaube mittlerweile einfach, alles ist besser als das. Mit sich reden lassen die beiden aber auch nicht, weder mit mir, noch wenn meine große Schwester ihr Glück versucht. Ich glaube die Streitereien meiner Eltern sind mit ein Grund warum sie ausgezogen ist. Ich nehme ihr das ein bisschen übel, ich könnte hier echt ein wenig Unterstützung gebrauchen. Ich entschließe mich also im dazu mich nicht einzumischen. Schnell platziere ich meine grauen Sneakers auf dem kleinen hölzernen Schuhregal neben der Tür, rufe meinen Eltern ein flüchtiges "Hallo!" als Signal, dass hier noch jemand anderes außer sie anwesend ist zu und flüchte in mein Zimmer im obersten Stock. Da mein Zimmer das einzige Zimmer (inclusive Balkon) ist, welches sich auf diesem Stockwerk befindet, habe ich hier meine Ruhe. Meine Eltern kommen nur selten hoch und respektieren meine Privatsphäre, wofür ich unglaublich dankbar bin. Nachdem ich meine wenigen Hausaufgaben von heute erledigt habe schiele ich zu meinem Princess-Big-Bett rüber und es ruft mir zu:" Komm Mia, Komm Kuscheln!" das lasse ich mir natürlich nicht zwei Mal sagen, denn ich spüre sowieso immer den Drang danach ein Nickerchen zu machen. Ich lande weich als ich mich auf meine weiße Bettwäsche plumpsen lasse. Wieder wird mir aufs Neue klar, wie bequem mein Bockspringbett tatsächlich ist. Es ist das Schmuckstück in meinem Zimmer, es ist total Edel in Weiß gehalten und hat ein paar kleine, schlichte glitzernde Details am Kopfende. Also quasi der Traum eines jeden Mädchens. Vor allem aber ist dieses Bett echt riesig, wenn ich mal Lust zu einer Pyjama-Party hätte gäbe es keine Probleme in diesem Bett mal schnell 4 Freundinnen inclusive mich unterzubringen. Meine Gedanken schweifen jetzt aber ungewollt weg von meinem Bett und zurück zu meinen Eltern. Ich kann noch immer dumpfe Anschuldigungen durch die Wände und Türen hören. Ich glaube sie hatten nicht einmal bemerkt, dass ich angekommen bin. Es macht mich fertig das jeden Tag mitzumachen. Vorallem mein Vater hat vor einem halben Jahr aus Frust angefangen zu trinken und langsam aber sicher lässt er seine schlechte Laune auch an mir aus. Es kann nur schlimmer werden...

 

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Plötzlich fängt etwas an mich zu blenden. Langsam versuche ich meine Augen zu öffnen, gewöhne mich aber nur schwer an das grelle Licht. Ich liege nicht mehr in meinem Bett,das steht fest. Aber wo bin ich dann? Als ich mich umsehe, entdecke ich um mich herum ein Blumenmeer, nichts außer wunderschöne Blumen, die in den verschiedensten Farben strahlen. Ich muss träumen. Aus reiner Neugier erhebe ich mich von der weichen Wiese um mich umzusehen. Fast schon wie erwartet sehe ich auch in der Ferne nur Blumen in den verschiedensten Arten und Farben. Für meine Augen ist das gerade eine Delikatesse. Ich liebe Blumen. Einige der Blumen erkenne ich sogar, doch das beschränkt sich auf ein Minimum. Eine Blume sticht mir besonders ins Auge. Sie ist Schneeweiß mit kleinen geschwungenen blauen Mustern auf ihren Blütenblättern. Ich inspiziere die Blume genauestens, Sie erscheint so einzigartig und schön. Doch dann fangen die Blütenblätter an sich zu bewegen. Was ist denn jetzt los? Ich lege meine Stirn in Falten und betrachte die Blume noch intensiver, so dass ich zusammenschrecke als sich die Blütenblätter erheben und wo eben noch die gesprenkelt Blauen Blüten waren, nun eine vollkommen neue weiße Blume zum Vorschein kommt, deren Pollen braun sind. Es dauert eine Weile bis ich realisiere, dass die Blütenblätter eigentlich gar keine Blütenblätter sind, sondern die Flügel eines wunderschönen Schmetterlings. Ein Lächeln stielt sich auf meine Lippen während ich dem Schmetterling dabei zusehe, wie er seine runden um mich dreht. Es kommt mir vor, als würde er mit mir sprechen wollen. Ein Geräusch reißt mich aus dem Bann des Schmetterlings. Was ich sich mir jetzt eröffnet ist wie Zauberei. Mit jedem Blick in eine neue Richtung nehme ich mehr der verschiedensten Tierwesen wahr, die wie aus dem nichts hier aufgetaucht sind. Es scheint, als sei zusammen mit dem Schmetterling die Blumenwiese zum Leben erwacht. Ich bin beeindruckt, komme aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Die schönsten, gefährlichsten und niedlichsten Tiere um mich herum (Ich liebe Tiere). Und nein - ich habe keine Angst vor den Bären, Tigern oder anderen gefährlichen Spezies, die mich im Moment umgeben. Gerade die erscheinen mir im Moment am friedlichsten. Ich fange an mir zu wünschen, hier nie wieder weg zu müssen. Bin ich im Paradies gelandet? Der schöne Schmetterling, mit dem alles begann, flattert nun vor meinen Augen hin und her, so dass ich nur noch ihn im Blick behalten kann. Es scheint fast so, als wolle er mir etwas wichtiges mitteilen. Doch dann fliegt er einfach davon. Ich kann nicht anders als ihm zu folgen. Es ist fast so als würden meine Beine selbständig einen Fuß vor den anderen setzen. Nach einer Weile der Verfolgungsjagt haben meine Beine anscheinend keine Lust mehr und ich bleibe stehen. Eine kurze Zeit sehe ich dem kleinen Wesen noch hinterher, bis ich nur noch einen kleinen weißen Punkt in der Ferne sehen kann. Irgendwann wird mir dann klar wie blöd ich aussehen muss, so wie ich hier einfach nur wie angewurzelt rumstehe. Ich sehe mich erneut um und muss feststellen, dass ich die Blumenwiese hinter mir gelassen habe. Mir war nicht klar wie weit ich dem Schmetterling gefolgt bin. Als ich an mir hinunter blicke, sehe ich meine Füße, die auf einer Art Wasseroberfläche zum Stehen gekommen sind. Unter dieser Oberfläche erkenne ich eine Landschaft. Ich weiß nicht wo dieser Ort ist aber es ist ein Dorf. Ich kann ein paar Häuser erkennen und ein Feld auf dem denke ich Obst oder etwas in dieser Art geerntet wird. Die Menschen sehen aus wie Ameisen. Ich muss in über 100 Meter Höhe sein, so wie es aussieht. Was mich jedoch wundert ist: Ich habe kein bisschen Angst. Normalerweise kommen solche Szenerien nur in meinen schlimmsten Albträumen vor. Ja, ich habe schreckliche Höhenangst. Aber diesmal ist es anders. Ich fühle mich frei, so als könnte ich fliegen und einfach alles schaffen. "Hallo Mia. Endlich lernen wir uns kennen." Eine sanfte Frauenstimme bringt mich dazu meinen Kopf zu heben um nach dem Verursacher zu suchen. Und da ist sie. Eine Frau, so schön und einzigartig wie der Schmetterling, der mich hergelockt hatte. Sie trägt ein strahlend weißes Kleid, was ihre glatte, Gold schimmernde Haut noch perfekter aussehen lässt. Ihre Gold-blonden Locken umrahmen ihre weichen Gesichtszüge, sie sieht fabelhaft aus, wie ein Engel. Ihre Diamantblauen Augen werfen mich aus der Bahn. Ich habe noch nie so wunderschöne Augen gesehen. Sie strahlen etwas Beruhigendes aus und vermitteln mir das Gefühl von Sicherheit. "Ich bin Ayla." Ein freundliches Lächeln umspielt ihre wohlgeformten Lippen. Erst jetzt wird mir bewusst wie ich sie gerade anstarren muss, wie eine Vollidiotin die gleich anfängt zu sabbern. Oh Gott ich bin doch kein reudiger Hund! "Du bist hier im Himmelsreich und unter uns siehst du ein Dorf in der Nähe von deiner Stadt." Ich wohne in Dublin und... Moment mal. Jetzt wenn ich das Dorf unter mir näher betrachte erkenne ich auch tatsächlich den kleine Bauerndorf von „Nebenan“ so haben wir ihn getauft, da die Besitzerin den Eindruck macht wie nie alte Dame von nebenan, die einen Oma Ersatz darstellt. Früher war ich dort immer und habe der guten Mrs. Colby in ihrem niedlichen kleinen Reitstall geholfen. Das hat mir immer so viel Spaß gemacht, erinnere ich mich und jetzt als ich daran denke: ich vermisse die Pferde und auch Asko, ihren Hund. Ich sollte wirklich mal wieder dort vorbei schauen. Aber ich schweife ab. "Warum bin ich hier?" Oh wow. Ich habe die Fähigkeit zu sprechen wiedererlangt. Das Grinsen der Frau namens Ayla wurde breiter und sie schien erleichtert zu sein. "Ich hoffte du würdest das fragen. Du bist eine der auserwählten" Was? Ich warte darauf, dass sie weiter spricht, doch nichts entrinnt ihrm schmollmund. "Also du musst deine Fragen schon stellen, sonst kann ich dir keine weiteren Auskünfte geben." Okaaay?  Ich sehe Ayla mit skeptischem Blick an. Es dauert eine Weile bis ich spreche. "Was bedeutet "Auserwählte"? Sie nickt, als hätte sie diese Frage schon erwartet. "Jeschuach schickt mich um dich vorzubereiten um als Krieger des Lichts kämpfen zu können. Du und einige andere Menschen, die reines Herzens sind werden zu auserwählten. Du befindest dich hier im Himmelsreich von Elohim. Luzifer hat Elohim schon vor Jahrtausenden den Krieg erklärt, doch nun ist die Zeit in der wir Hilfe benötigen. Die Hilfe der Auserwählten. Deine Hilfe, Mia." Krieg? Luzifer? Elohim? Himmelsreich? Was zum... AH! Langsam geht mir ein Licht auf. Ich weiß von was ich hier Träume. Ich sollte echt aufhören mir diese Fantasy-Filme reinzuziehen wie z.B Harry Potter oder Percy Jackson indem die besonderen der besondersten Teenies für das gute Kämpfen müssen. Gott ich bin so ein Nerd! Ayla unterbricht meine Gedanken: "Es ist kein Traum Mia. Also kein richtiger jedenfalls. Du bist wach." Also wenn ich das richtig verstanden habe schlafe ich, aber auch wieder doch nicht? Was soll das denn bitte heißen? Was geht in meinem Kopf vor, dass ich sowas Träume? "Hör zu, du bist ein Engel. Ein Engel, der handelt während er schläft, also auf geistiger Ebene. Auf der Erde geschehen schreckliche Dinge und wir brauchen dich um Menschen retten zu können. Es wird hart und wir müssen dich gut darauf vorbereiten. Nur heute haben wir nicht genug Zeit dafür." Aha... Was? Ich verstehe gerade echt rein gar nix. "Warte. Warte. Warte. Bitte nochmal ganz langsam. Wer ist Jeschuach und was soll das heißen? Außerdem Warum ich?" Mitspielen ist vermutlich das Beste was ich in dieser Situation tun kann. Ich habe inzwischen meine Augenbrauen nachdenklich zusammengezogen. Ich spüre förmlich, wie es in meinem Gehirn arbeitet. In meinen vorhergehenden Träumen, in denen ich meine Fantasy Bücher/Filme noch einmal - mit mir selbst in der Hauptrolle - nachgespielt habe, war es irgendwie anders. Vielleicht sollte ich mich mal in den Arm zwicken. "Jeschuach ist unser Herr. Der Sohn Elohims. Du wirst ihn noch kennenlernen, aber alles mit seiner Zeit. Zu deiner anderen Frage. Du bist eine Auserwählte, weil wir alle, die noch reines Herzens sind zu uns berufen müssen um aus ihnen Krieger des Lichts zu machen. Ihr seid die Zukunft des Himmels, der Erde und der Hölle." Ayla hat ein Talent dafür das ganze Dramatisch wirken zu lassen, dass muss ich ihr lassen. langsam lasse ich meine Hand an meinem Oberarm hochgleiten, so unscheinbar wie nur möglich. Ich weiß nicht warum, aber ich möchte nicht, dass Ayla bemerkt was ich vorhabe. Bald wache ich auf und da ist das alles hier eh gegessen. Ich werde mich wahrscheinlich nicht einmal an diesen Traum erinnern. "Wichtig ist, dass du dein reines Herz nicht verlierst." Redet sie weiter. "Ich gebe dir ein Buch mit, es wird dir dabei helfen alles ..." "AUTSCH!"  Fuck warum habe ich mich auch noch so dolle zwicken müssen? "Ich sagte doch du träumst nicht wirklich." Mit diesen Worten drückt mir Ayla ein Buch mit einem ledernen Einband in die Hände. "Du musst jetzt gehen. Wir sehen uns bald wieder." Alles um mich herum beginnt in diesem Moment zu verschwimmen. Immer mehr verschwimmt meine Sicht, solange bis alles nur noch schwarz ist.

 

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"Mia? Bist du Wach? Es gibt Abendessen. Du hast schon heute Mittag nicht mit gegessen also komm doch bitte runter ins Esszimmer." Die Stimme meiner Mutter hallt in meinen Ohren wieder.  "Ach und dein Vater hat gekocht." Mein Vater kann unheimlich gut Kochen, was aber kein Wunder ist. Als Koch in einem 4 Sterne Hotel ist das ja Grundvoraussetzung. Ich öffne meine Augenlieder und finde mich in meinem trauten Heim wieder. Tschüss Traumwelt voller Blumen und Tiere. Seufz. Langsam drehe ich meinen Kopf in Richtung Miniatur Uhr, die auf dem dunkelbraunen Holznachttisch steht. Was zum? 8 Uhr? Habe ich ernsthaft so lange geschlafen? Vor Schreck springe ich auf , ziehe mir meine rosa Plüschschuhe an - ich weiß so richtig princess like - und steuere meine Zimmertür an um am Abendessen teilnehmen zu können. Doch dann halte ich inne. Auf dem Schreibtisch neben meiner Zimmertür liegt ein Buch. Ein sehr verdächtig aussehendes Buch und ich kann mich nicht daran erinnern ein Buch auf meinen Schreibtisch gelegt zu haben. Ich nehme es in meine Hände. Es ist mit einem Schwarzen Ledereinband umhüllt und es erinnert mich stark an das Buch, dass mir Ayla in meinem Traum gegeben hat. Komisch. Ich kann mich sogar daran erinnern, dass das Buch aus meinem Traum sich haargenau gleich in meinen Händen angefühlt hat wie dieses hier. Ich betrachte das Buch nun genauer und drehe es einmal in meinen Händen. Ich entdecke auf dem Leder eine Goldene Inschrift, die den Namen des Buches preisgibt: "Die Bibel". Ich habe mich vorher noch nie mit diesem Buch befasst und ich wusste auch nicht, dass ich im Besitz von diesem Buch bin. Ich frage mich wo es jetzt auf einmal her kommt. War der Traum vielleicht doch echt gewesen? Gab es da noch etwas über der Erde? Ein Himmelreich? Einen Gott? Ich lege das Buch zurück auf meinen Schreibtisch und nehme mir vor nach dem Abendessen darin herumzublättern.

 

 

 

Kapitel 2 - Peinlich!

 

Es ist Dienstagmorgen und ich bin auf dem Weg zur Schule. Wie ich es schon vermutet habe verfolgt mich mein gestriger Traum auf Schritt und Tritt. Ich habe Gestern nach dem Abendessen tatsächlich in das Buch, dass ich gefunden habe, reingeschaut und ich musste feststellen: ich verstehe kein einzig Wort von dem was darin geschrieben steht. Trotzdem lässt es mich nicht in Frieden. Seit gestern schwirren zich Fragen in meinem Kopf herum und ich kenne keinen, der mir die beantworten könnte. Mal ganz ehrlich, jeder dem ich davon erzählen würde, würde mich für verrückt erklären. Viel Zeit bleibt mir jedoch nicht mehr um weiter darüber nachzudenken, denn wie aus dem nichts schlängen sich zwei Arme um mich. "Oh Janina. Ich habe dich gar nicht kommen sehen." Sichtlich überrumpelt begrüße ich sie und bemerke, dass sie heute wieder genauso gut gelaunt ist wie sie es Gestern schon war. Sie löst sich wieder von mir und sieht mich mit schief gelegtem Kopf und einem Schmunzeln auf den Lippen an. Ich sehe ihr direkt in ihre hellblauen Augen und sofort fallen mir die, der Frau aus meinem Traum wieder ein. Jedoch kommen Janinas Augen da lange nicht mit. "Ich merke schon, du bist mal wieder total in deine Gedanken vertieft. Du Olle Träumerin." Ich lächle sie daraufhin unschuldig an. Erst jetzt bemerke ich, dass Janina sich heute richtig ins Zeug gelegt hat. Ihre kurzen schwarzen Haare fallen wie immer lockig auf ihre Schultern, nur dieses Mal hat sie, soweit ich das beurteilen kann, mit dem Lockenstab noch ein bisschen nachgeholfen, sodass ihre Locken noch voluminöser und definierter sind als sonst. Sie trägt eine Blickdurchlässige schwarze Strumpfhose und darüber einen schwarzen Rock, der nicht gerade lang aber auch nicht zu kurz ist. Ihr Shirt hat sie locker in ihren Rock gesteckt und dazu, um das Ganze noch abzurunden, eine lässige Lederjacke. Es sieht echt toll an ihr aus und ich fühle mich hier gerade mit meinem lockeren Pferdeschwanz und dem täglichen Jeans-Look ein bisschen underdressed. "Dein neuer Lover scheint es dir ja ganz schön angetan zu haben, was?" stelle ich fest, während ich sie von oben bis unten abchecke. Ihr Grinsen wird auf einmal noch breiter als es sowieso schon ist und ich wundere mich, dass das tatsächlich noch möglich ist. "Oh. Mein. Gott. Du glaubst nicht wie großartig er ist! Und ich schließe daraus, dass ich gut aussehe. Danke." Wie sie hier rauf und runter hüpft wie ein kleines Kind, mit dem man ins Disneyworld fährt, bingt mich zum lachen. "Du musst ihn unbedingt kennenlernen, Mia. Er geht auch auf unsere Schule weshalb wir uns heute in der Mittagspause treffen wollen." Mein Kichern verstummt augenblicklich. Vor den treffen mit ihren Typen graut es mich immer. Man erinnere sich einfach wieder an Klugscheißer Luka. Ich habe mich soweit ich zurück denken kann noch nie mit einem ihrer Freunde verstanden. Also ist doch verständlich, dass ich auch jetzt keine Luftsprünge mache. "Du lässt mich doch nicht im Stich oder?" Janina legt einen bühnenreifen Dackelblick hin. Wie könnte ich ihr einen Wunsch abschlagen? Mal abgesehen davon, dass ich sowieso ungern bei der Mittagspause die Cafeteria meide. "Hab ich dich jemals im Stich gelassen? - Nein. Also werde ich es diesmal auch nicht." Janina schenkt mir daraufhin ein aufrichtiges dankbares lächeln. "Allerdings kann ich nicht versprechen, dass ich nett zu diesem Typ sein werde. Vorallem nicht wenn esr so einer wie Luka ist." erkläre ich ihr noch. Janina beginnt bei der Erinnerung an Mr. Klugscheißer zu kichern und wendet sich zum gehen. "Keine Sorge du wirst ihn sicher mögen!" ruft sie mir noch im gehen zu und verschwindet dann in den Gängen des Schulgebäudes. Na wenigstens ist sich eine ihrer Sache sicher. Wir haben jetzt Mathematik- Wie ich dieses Fach hasse - und heute bekommen wir unsere Klassenarbeit zurück. Jippi - nicht. Ich bin wirklich nicht schlecht in Mathe, also ich bin eigentlich in garkeinem Fach schlecht, aber ich kann dieses Fach trotzdem nicht ausstehen. Jeder hat sich den Kopf über diese Arbeit zerbrochen - die war echt kein Zuckerschlecken - und ich glaube die Hälfte der Klasse will die Arbeit gar nicht erst wieder haben. "Mia, ich bin wirklich stolz auf dich. Vielleicht wirst du ja eine nächste berühmte Mathematik Professorin. Als Frau ist das doch wirklich was Außergewöhnliches oder etwa nicht?" Nein. Nein. Und nochmals nein. Ein Leben lang nichts anderes als Zahlen? Ich würde mich nach mindestens einem halben Jahr zwangseingewiesen werden. Mrs. O`Celly zieht weiter, lässt es sich aber nicht nehmen mir nochmal ihren Lob zuzusprechen "War ja klar, dass Mia wieder alle übertrumpfen muss. Die dumme Streberin." Hmpf... Und es war genauso klar, dass Celine ihren Senf dazu geben muss. Ich kann die Verachtung in ihrer Stimme förmlich spüren, ich reagiere aber keineswegs darauf. Sie macht andauernd Anstalten umd mich schlecht zu machen, aber ich versuche immer ruhig zu bleiben und es zu ignorieren. Meistens macht sie genau diese Reaktion von mir noch wütender. Ich bin echt kein Fan von unnützem gezicke also gehe ich ihr weitestgehend aus dem Weg. Nach der fünften Schulstunde klingelt es zur Mittagspause, was bedeutet: Mittagessen = sehr gut, Freund von der besten Freundin treffen = gar nicht gut. Ich sehe schon vor mir wie ich in ein paar Wochen dem Typen die Augen auskratzen will, nicht nur weil er mir auf den Keks geht, sondern weil er Janina mit irgendwas wehgetan hat und sie sich dann wieder bei mir ausheult. Also mache ich mich, mit null E-lan im Schlepptau, auf den Weg in die Cafeteria. In der Cafeteria angekommen entdecke ich sie auch schon an einem Tisch neben dem großen Fenster. Sie sitzt auf dem Schoß von jemandem und ich vermute stark, dass es ihr neuer Freund ist. Entschlossen trete ich vor die beiden und lächle die beiden gespielt freundlich an. Immer schön lächeln und winken. Nagut das winken lasse ich weg, das würde jetzt echt doof aussehen. "Ehm...Hi!" Endlich bemerkt mich Janina auch mal, ich kam mir schon vor wie eine Vollidiotin die zwei sich liebende sehr auffällig beobachtet. "Hi..Mia...Ehm...Also... Das ist Jakob." Sie zeigt auf den Jungen neben sich und ich wundere mich jetzt mal gar nicht warum sie rot anläuft. So und jetzt zu Jakob: Respekt an meine Freundin. Der sieht echt nicht schlecht aus. Jakob hat blonde, etwas zerzauste Haare und leicht gebräunte Haut. Er sieht ein bisschen aus wie ein Surferboy. Aus dem verregneen Irland kann er schonmal nicht stammen. Er ist recht groß, also im Gegensatz zu mir mega groß aber naja, ich bin ja auch nur 1,60 Meter klein. Durch sein hellgraues T-Shirt das sehr eng geschnitten war konnte man seinen gut trainierten Körper erahnen. Ich habe ihn noch nie hier gesehen. Woher kommt dieser Typ so plötzlich? "Du musst Mia sein, die beste Freundin. Ich habe schon viel von dir gehört, es kommt mir fast schon so vor als würde ich dich schon ewig kennen." Jakob hat ein echt niedliches Lächeln und... Moment mal. Er ist freundlich! Hat Janina denn beim Lotto gewonnen oder wie konnte es passieren, dass sie sich einen gescheiten Typen Angelt? Eventuell richte ich allerding gerade zu schnell über ihn. Er könnt ebenso ein totales ARschloch sein. Das sind die gutausehenden doch immer. Ich werde ein Auge auf diesen Burschen haben. Neuer Hauptberuf: Janinas Bodyguard.

Anscheinend kann der Typ die Finger gar nicht von meiner lassen, denn er zieht sie besitzergreifen zu sich heran und hält sie Non-Stop an der Taille fest. Ich kann mir ein Lächeln leider nicht mehr verkneifen als ich sage: " Nehm euch gefälligst ein Zimmer!". Ich setze mich zu den beiden an den Tisch und begrüße Jakob. "Hi Jakob, ich habe sicherlich auch schon viel von dir gehört. Allerdings höre ich bei Janina manchmal schwer." Er beginnt zu lachen und antworten. "Ja, sie kann manchmal sprechen wie ein Wasserfall." Janina wird rot und ich beginne zu grinsen. Ich glaube den Kerl mag ich tatsächlich. Gemeinsam beinnen wir zu Mittag zu essen. Während des Essens entwickelt sich zwischen uns dreien ein anregendes und lustiges Gespräch. Jakob erzählt uns, dass er in einer Volleyballmanschaft ist. Respekt an die, die ein Talent dafür haben, also ich hab keins. Ich hege allgemein eine Feindschaft gegen Bälle. Außer es handelt sich um Fußball, das ist die einzige Sportart die ich sogar einigermaßen drauf hab, die mit Bällen im Zusammenhang steht. Jedenfalls möchte Jakob Janina und mir die Sportart irgendwie näher bringen und will uns mal mitnehmen zu einem seiner Trainings. Also ich finde es ja echt niedlich wie er mich mit einbezieht aber eigentlich kann ich auf so eine VIP-Einladung zu einem Volleyballtraining ganz gut verzichten. Außerdem weiß ich jetzt, dass er mit seinem Bruder zusammen aus Californien vor ein paar Wochen nach Irland gezogen ist. Kein Wunder sieht er aus wie die Incanation von Zac Afron. Irgendwann ist die Mittagspause dann auch vorbei und es Klingelt zur nächsten Stunde. Nun müssen wir uns leider voneinander trennen. Also ich weiß ja nicht wie es den beiden geht, aber ich freue mich schon richtig auf morgen Mittag, um mit den beiden wieder die Pause zu verbringen. Irgendwie hab ich diesen Jakob jetzt schon ins Herz geschlossen.

Nach der Schule gehe ich wieder auf direktem Weg nach Hause und zuhause angekommen wundere ich mich, dass ich kein Geschrei meiner Eltern höre. Ich durchsuche die paar wenigen Räume unseres Hauses, jedoch ohne Erfolg. Ich nehme an sie sind Einkaufen oder machen Überstunden oder irgendetwas in der Art. Ich mache mir also nicht weiter Gedanken darüber und verkrümle mich ins Wohnzimmer. Mit einer Tüte Chips bewaffnet lege ich mich Lengs auf unser graues Big Sofa und schmeiße den Fernseher an. Auf Netflix suche ich mir irgendein Film aus der mir ein wenig zuspricht und stopfe mich mit "Sour Cream" Chips voll. Die Dinger machen süchtig! Allerdings muss ich den Film nach einer Weile schon wieder ausschalten. Er war furchtbar langweilig. Ich bewerte diesen Film mit 0 von 10 Punkten! Die Tüte Chips habe ich mittlerweile auch schon leer gefuttert. Frustriert trotte ich zum Mülleimer um die leere Tüte wegzuschmeißen und danach in mein Zimmer. Leider habe ich heute keine Hausaufgaben auf, also... was fange ich mit meiner überflüssigen Zeit an? Ich lasse mich in meinen Schreibtischsessel fallen und lehne mich zurück. Ich könnte irgendwen Anrufen und fragen ob derjenige Zeit hat.. z.B Mila aus meiner Klasse, mit ihr habe ich schon lange nichts mehr unternommen obwohl sie schon öfters danach gefragt hat einen Mädels Abend mit ihren Freundinnen, die mich wohl gerne mal kennenlernen wollen, zu machen. Aber ich habe bis jetzt immer abgelehnt. Sie hat so eine mega aufgedrehte Art und wenn ihre Freundinnen auch so sind… irgendwie habe ich da keinen Nerv für. Hmpf.... Meine Augen wandern zu meinem kleinen Stehspiegel der sich auf meinem Schreibtisch befindet und ich blicke direkt in mein eigenes Gesicht. Meine Haut ist ziemlich Hell, für meinen Geschmack sogar schon zu Hell und mein Mund ist recht schmal und geschwungen, irgendwie niedlich. Ich erinnere mich selbst ein bisschen an Schneewittchen, außer, dass ich keine schwarzen, kurze Haare habe. Aber wenn ich welche hätte, würde ich sicherlich eins zu eins aussehen wie sie. Ich fand sie aber noch nie so toll, ich bin eher für Belle aus Die Schöne und das Biest. Meine Wangenkochen sind recht hoch und haben einen leichten rosa touch. Ich sehe aus als würde ich immer Rouge in meinem Gesicht haben, was manchmal ziemlich praktisch ist - es merkt keiner wenn ich mal rot anlaufe. Meine Augen haben eine dunkelbraune Farbe und eine, wie ich finde, sehr schöne Form. Mit meinen langen geschwungenen Wimpern kann ich mir jegliches Augen Make-Up eigentlich sparen. Ich mag meine Augen. Ich muss wieder an Janina und Jakob denken und ich frage ich mich, ob mich irgendwann mal ein Junge genauso ansehen wird wie Jakob Janina ansieht. Dieser Gedanke bereitet mir Magenschmerzen und ich lasse von diesem Gedanken und meinem Spiegel schnell wieder ab.  Ich sollte mich wahrscheinlich eher fragen ob ich mich irgendwann mal wirklich für einen Jungen interessieren werde. Denn langsam habe ich das Gefühl, dass ich dazu gar nicht fähig bin. Sollte ich es vielleicht mal mit Mädchen versuchen? Oh Gott nein. Ich schüttele meinen Kopf um den Gedanken ganz schnell wieder los zu werden. Mir fällt gerade auf, dass ich zum ersten Mal über mein Interesse an Jungs nachdenke. "Was ist denn jetzt los mit mir?" Ich denke laut und wechsle vom Schreibtischsessel auf mein gemütliches Bett. Nun liege ich da und starre die Decke an. Warum denke ich überhaupt über so einen blödsinn nach?

 

Den restlichen Nachmittag habe ich mir den restlichen Film von vorhin doch noch angesehen. Ich musste feststellen, dass er gar nicht so langweilig war, im Gegenteil, er war sogar mehr als nur spannend. Keine Ahnung weshalb ich ihn vorhin so schlecht bewertet habe. Filmkritikerin ist vielleicht doch nicht mein Ding. Nach dem Abendessen, es gab Spagetti - Wenn mein Vater kocht, ob ich das Gericht nun schon öfter oder zum ersten Mal esse, es ist jedes Mal was ganz neues - stolziere ich mit vollem Magen in mein Zimmer und setze mich aufs Bett. Ein paar Minuten verweile ich so, weil ich einfach zu vollgefressen bin um mich zu bewegen. Nach ein paar Minuten schiele ich zu meinem Schreibtisch hinüber und erblicke die Bibel. Das Buch lässt mich einfach nicht in Ruhe und ich beschließe kurzerhand nochmal darin zu Blättern. Auf den ersten Seiten steht etwas von der Erschaffung der Erde, des Mondes und der Sonne. Der ganze Prozess wurde in Tage aufgeteilt, bis Gott am siebten Tag die Menschen schuf. Ich überspringe ein paar Seiten und versuche irgendetwas zu verstehen. Aber nein, die Sprache ist mir schlicht und einfach zu hoch. Ich untersuche das Buch eben anderweitig und entdecke, dass dieses Buch gar keine richtigen Kapitel besitzt. Über jeder Seite stehen Namen wie Moses, Esther, Samuel und noch weitere. Dazwischen erscheinen aber auch ab und an andere Überschriften wie z.B Sprüche oder Psalme. Das Buch macht mich neugierig, es ist so anders als die anderen Bücher, die ich sonst lese. Ich inspiziere das Buch so lange bis ich merke, dass es schon Mitternacht ist. Och nee... Morgen Früh werde ich wieder einen Spaß haben. Schnell wechsele ich mein Outfit zu meiner Schlafbekleidung, die aus einer Frauen Boxershorts und einem Top besteht und eile in mein Bett. Ich hoffe innerlich, dass ich heute mal schnell einschlafen kann und TADA es scheint mich jemand erhört zu haben, denn in Nullkommanichts drifte ich ab in eine andere Welt.

 

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Ich erkenne meine Umgebung wieder und sofort breites sich ein breites Lächeln auf meinem Gesicht aus. Die Tiere die umher streifen, die wundervollen Blumen. Ich bin wieder da! Mir war gar nicht bewusst, dass ich diesen Ort vermisst habe. "Hallo Mia, schön dich wieder zu sehen." Schnell drehe ich mich um und sehe in Aylas schöne Augen. Plötzlich fühle ich etwas nasses an meinem Handrücken. Erschrocken blicke ich nach unten um ein kleines Rehkids zu entdecken, welches meine Hand abgeschleckt hat, mich jetzt allerdings neugierig ansieht. Es erinnert mich ein wenig an Bambi. Das kleine Ding kommt näher und stupst mich mit seiner feuchten Nase an und fordert mich dazu auf es zu Streicheln. Ich komme seiner bitte nur zu gerne nach. Langsam fange ich an das weiche Fell zwischen meine Finger zunehmen und sieh mal einer an, Bambi gefällt was ich mache. Mein Grinsen wird noch breiter, falls das überhaupt noch möglich ist. "Wir müssen jetzt anfangen dich vorzubereiten. Uns bleibt nicht mehr viel Zeit." Mein Kopf schnellt nach oben, als sich die Stimme von Ayla in meinen Ohren wiederfindet. "Wofür bleibt keine Zeit?"

"Um dich auf deine Aufgabe vorzubereiten. Ich muss dir noch so viel erklären und du musst noch so viel lernen. Dazu kommt noch, dass deine Träume nicht von langer Dauer sind. Jeden Moment könntest du einfach aufwachen. Aber das legt sich, mit der Zeit wirst du die Träume besser kontrollieren können. Wenn du dich an all das hier gewöhnt hast, wird alles einfach viel einfacher. Aber bis dahin ist höchste Vorsicht geboten." Ayla erzählte mir von dem Himmelreich und Jeschuach, dem Sohn von Elohim. Sie erzählte wie Elohim die Welt erschuf und wie sehr er die Menschen liebte, die er nach seinem Ebenbild schuf. Sie erzählt wie Elohim seinen Sohn opferte um die Menschen zu retten. Ich meine Hallo? Wie krass ist das denn? Der Sohn, Also Jeschuach, tut mir echt leid. Jedenfalls ist seit dem echt viel Zeit vergangen und nun droht die Menschheit wieder unterzugehen. Denn Luzifer, er war einst auch mal ein Engel, möchte Elohim vom Thron stoßen und er ist sehr, sehr mächtig. Ayla meinte ich könne alles in dem Buch, was sie mir mitgegeben hat nachlesen. Aha also kam das Buch doch aus diesem Traum, oder eher gesagt aus dieser Welt. Jedenfalls ist mein Kopf gerade echt voll und so richtig hinterher komme ich auch nicht. " Was habe ich jetzt eigentlich mit dem ganzen hier zu tun?" "Du bist noch immer reines Herzen, frei von jeglicher Versuchung. Du kannst den verlorenen Seelen den Weg ins Licht leuchten, was auch deine Aufgabe sein wird und du wirst die Menschen beschützen." Ahja… Die Menschen beschützen... Vor was denn bitte? Ich verstehe immer noch nicht richtig was hier abgeht aber bevor ich weiter fragen kann redet Ayla schon weiter. "Das wichtigste ist, dass du deine Reinheit beibehältst. Du darfst nicht in Sünde geraten und vor allem nicht ohne es aus tiefstem Herzen zu bereuen und Buße zu tun. Vergiss das nicht. Und ließ die Bibel!" Ihre Worte werden immer leiser, bis ich sie nur noch als ein flüstern wahrnehme.

 

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Ein grässlicher hoher Ton hallt in meinen Ohren wieder. Jap, mein nerviger Wecker mal wieder. Ich würde das Ding gerade echt gerne verprügeln, also noch mehr als sonst. Ich hatte noch so viele Fragen und die kann ich jetzt nicht einmal mehr stellen. Ich weiß nicht wieso aber ich schenke Ayla und meinen Träumen meinen Glauben. Ja ich glaube wirklich, dass es stimmen könnte. Ich bin ein Engel! Hmm.. Okay das klingt irgendwie surreal und echt kitschig...

In der Schule ist heute nicht viel los. Die morgendliche Begrüßung von Janina am Morgen und ein paar vernichtende Blicke von Celine - Ja, sie hasst mich wirklich und wenn Blicke töten könnten wäre ich schon tausend Tode gestorben. In der Mittagspause treffe ich mich wieder, wie vereinbart mit Jakob und Janina in der Cafeteria und die Zeit ging genau wie gestern einfach viel zu schnell um. Nach der Schule bin ich auf direktem Weg nach Hause gelaufen. Dort erledige ich meine Hausaufgaben, esse zu Mittag, es gibt irgend so einen leckeren Auflauf von meinem Vater. Ich vertreibe mir meine Zeit irgendwie. Dieser Ablauf wiederholte sich die nächsten Tage fast identisch, außer dass ich am gestern doch mal bei Mila vorbei geschaut habe. Ich musste feststellen, dass ihre Freundinnen echt nett sind und so gar nicht aufgedreht wie Mila selbst. Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. Ich denke solche Mädels Tage könnte man öfters mal machen. Jedoch, zu meinem Bedauern, träumte ich nicht einmal wieder von Ayla oder dem Himmelsreich. Langsam machten sich Zweifel in mir breit: vielleicht war es doch nichts weiter als nur ein Traum?

 

Endlich bricht der Freitag an. Ende der Woche. Anfang vom langersehnten Wochenende. "Hey Mia. Du.. könntest du nicht irgendein Projekt starten mit den Schülern aus der 13. Klasse?... Ehm.. also wegen Vorbereitungen auf den Abschluss und so?" Elisa kam eben auf mich zu gerannt und stellt mir nun diese Frage. Sie geht in meine Klasse und ist unser kleiner Frechdachs und weiblicher Klassenclown. Diesen Titel teilt sie sich mit John, er ist echt ein Trottel und macht sich über alles und jeden lustig. Ich bin leicht überrumpelt antworte aber dennoch:. " Ehm ich kann es ja mal ansprechen. Was hast du.." ich verbessere mich als ich die anderen Mädels aus meiner Klasse aufgeregt lauschend entdecke. "..ihr euch denn vorgestellt?" "Ach, die Planung überlassen wir vollkommen dir. Danke Mia!" Elisa dreht sich mit einem Schwung um und kehrt zu den anderen zurück. Sie geben sich gegenseitig ein High- Five und ich wundere mich mit einem leichten Stirnrunzeln was die gerade schonwieder aushecken. Lange kann ich jedenfalls nicht grübeln denn es klingelt schon zum Unterrichtsbeginn und der Geschichtslehrer tritt ins Klassenzimmer.Endlich beginnt nach 5 Stunden Unterricht die Mittagspause und auf die freue ich mich seit Jakob dabei ist sogar mehr als sonst. Ich kann ihn tatsächlich richtig gut leiden. Er ist witzig.. Ich setze mich zu Jakob und Janina und ganz ehrlich, ich kann mir nicht mehr Vorstellen ohne die beiden zusammen auch nur eine Mittagspause zu verbringen. "Mia... Hast du am Wochenende eigentlich schon was vor?" Janina lächelt mich mit ihrem typischen ich-brauche-dich-wehe-du-sagst-nein lächeln an und ich ahne schon böses. „Nein." ich ziehe das Wort extra lang, damit Jakob meine Angst merkt und mir aus der Patsche hilft. Doch er tut nichts. Im Gegenteil er fängt an genauso zu Grinsen wie Janina. Oh-Oh. "Gut. Jakob hat vorgeschlagen uns morgen mit zum Volleyball-training zu nehmen und er und seine Mannschaft werden uns sogar ein bisschen was beibringen. Ist doch toll oder nicht?" Nein ist es gar nicht. Meine Augen weiten sich und ich halte in meiner Bewegung inne. Sie weiß ganz genau wie es bei Volleyball um mich steht. Die Vorstellung wie ich dort – quasi zwischen Vollprofis - mich total zum Affen mache? Ich könnte gerne auf diese Erfahrung verzichten. " Ach wisst ihr was? Mir ist gerade eingefallen, dass ich doch etwas zutun habe..." Bei dem Versuch mich selbst aus dieser Situation zu retten werde ich von Jakob unterbrochen "Ach komm schon Mia. Das wird sicher lustig!" war ja klar, dass Jakob sich auf Janinas Seite schlägt. Aus zusammengekniffen Augen blinzle ich ihn an. Klar wird es lustig. - Für euch, nicht für mich. Frustriert fange ich an mir meinen Salat in mich hinein zu stopfen, aus der Nummer komme ich sowieso nicht so einfach wieder heraus. Besonders nicht wenn Janina sich verstärkung zulegt. "Du hast quasi schon zugesagt, es gibt kein Zurück mehr. Und jetzt hör auf soe eine Miene zu ziehen ich muss ja Angst haben, dass du mich gleich genauso Matretierst wie deinen Salat." Mist. Sie hat Recht. Ergeben lasse ich meine Galbel singen mit der ich bis eben noch den Salat verprügelt habe. Jetzt sieht er aus wie Matsch. Den werde ich garantiert nicht weiter essen. leicht beschlagen bewege ich meinen Kopf zu einem leichten Nicken. "Hey Jakob. Geht das morgen klar?" Eine tiefe männliche Stimme bringt mich zurück in die Cafeteria und ich drehe mich zu ihm um. Vor mir steht ein junger Mann, etwa 1,80 groß und er hat einen echt gut gebauten Körper. Er geht wahrscheinlich öfters trainieren. Seine Haut ist leicht gebräunt und er hat ein makelloses Gesicht. Seine blauen Augen stehen im vollen Kontrast zu seinen dunklen Haaren. Wow diese Augen. Dieser Mund. Dieses überhebliche Lächeln mit dem er mich betrachtet... warte mal... Oh shit. Ich realisiere erst jetzt, dass ich ihn wahrscheinlich die ganze Zeit angestarrt habe, es fehlte wirklich nur noch, dass ich anfange zu sabbern. Oh Gott, ist das Peinlich und er hat es auch noch mitbekommen. Aber er ist ja auch wirklich Sexy jedes Mädchen würde ihn so anschmachten. Sexy? Habe ich das gerade ernsthaft gedacht. Jetzt gerade bin ich unheimlich froh über meine von Natur aus roten Wangen, denn gerade laufe ich sowas von Rot an. Schnell drehe ich mich weg, nehme meine Gabel wieder in die Hand und esse nun doch meinen Salat weiter, damit ich etwas zutun habe. Ich ertappe mich immer wieder erneut wie ich zu ihm rüber linse. Und Immer sehe ich dieses wissende lächeln auf seinem Gesicht. 

 "Jap. Und wir bekommen sogar Besuch." Jakob deutet auf mich und Janina und mir kommt es so vor als sei er stolz, zwei Mädels mitbringen zu können. "Ja hast du ja schon angedeutet. Aber du hast nicht erwähnt, dass es so ein hübscher Besuch sein wird." Der junge zwinkert mir zu und sein Lächeln wird noch breiter. Moment, heißt das der ist morgen auch dabei? Oh, na ganz toll. Ich überlege ernsthaft mich morgen in meinem Schrank zu verstecken und da nicht mehr heraus zu kommen. "Mia, Janina..." Als Jakob Janinas Namen erwähnte, zog er sie besitzergreifend an sich. "Das ist Elias." Elias macht eine verbeugende Geste. "Schön euch auch mal kennenzulernen. Jakob labert ja fast nur noch von euch beiden. Ist fast schon nervig." Elias wendet kein einziges Mal seinen Blick von mir ab, mir kommt es vor als würde er mich damit verhöhnen wollen.. „Du… Du hast da was.“ Er zeigt mit seinem Finger in sein Gesicht und ich mache es ihm in meinem eigenen Gesicht nach. Ich fühle etwas Nasses und muss mit Entsetzen feststellen, dass es Salatdressing ist, und davon nicht gerade wenig. Na Toll… Jetzt bin ich mir sicher Elias macht sich über mich Lustig. Da fängt Janina auch noch an zu Lachen und Jakob gleich mit. Ich kann es verstehen unter anderen Umständen oder wenn es jemand anderem passiert wäre, würde ich mich auch auf dem Boden rollen vor Lachen. Aber so ist es nunmal nicht. "Mia? Alles ok bei dir? Du bist so still." Stellt Janina zu allem Überfluss auch noch fest. Mir wird wieder aufs Neue klar, dass ich aussehen muss wie eine Vollidiotin. Gott sonst habe ich doch auch immer einen guten Spruch parat!

"Ehm ja.. Sorry. mir ist gerade eingefallen, dass ich dringend noch etwas erledigen muss... Also.." Ich schnappe meine 7 Sachen, stehe auf und schenke ihnen, auch Elias, nur ein kurzen Abschieds Wink mit der Hand.

Beim hektischen aufstehen falle ich um alles noch abzurunden auch noch fast vom Stuhl. Hinter mir höre ich noch Elias wie er sich das Lachen verkneift. Dieser... dieser... ARRRGH!!

Es war mir egal was die anderen jetzt dachten wenn ich jetzt einfach abhaue. Noch nie war mir etwas so peinlich.

 

 

 

 

Kapitel 3 - Was für ein Arsch!

 

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Vor mir erstreckt sich ein langer schmaler Gang. Am Ende des Ganges erkenne ich eine große, königlich wirkende Türe. Die einzige Tür, die ich finden kann. Wo bin ich überhaupt her gekommen? Der Boden besteht aus weißem Marmor und die Wände sind ebenfalls in weiß gehalten. Bis auf die Tür, die mit Gold überzogen wurde, befindet sich hier keine Farbe. Langsam setze ich meine nackten Füße in Bewegung und gehe zielstrebig auf die majestätisch wirkende Tür zu. Sie ist mindestens 3 Mal so hoch wie ich und sie schüchtert mich ein wenig ein. Meine Hand umfasst die kalte, mit Gold überzogene Türklinke und die schwere Tür öffnet sich im nächsten Moment schweigsam. Lichtstrahlen treten in den schmalen, langen Gang ein und blenden mich, sodass ich versuche das helle Licht mit meiner Hand vor dem Gesicht abzuschirmen. Nach ein paar Sekunden, die ich brauchte um mich an die Helligkeit zu gewöhnen, erkenne ich eine weibliche Gestalt vor mir. Es ist Ayla. Sie hat auf mich gewartet und erst jetzt nehme ich immer mehr die mir nur allzu bekannte Umgebung wahr. „Heute wirst du dein erstes Training absolvieren. Ich werde dich jetzt deinen Lehrmeistern vorstellen und dann geht es schon los. Bist du Bereit?“ Ich nicke bestätigend, aber ich bin immer noch etwas verwirrt. Ich frage mich was dieser Gang sollte. Es war ziemlich komisch da drin. „Was war das gerade für ein Gang, durch den ich her gekommen bin?“ Ayla sieht mich an und wie immer ziert ihr wunderschönes Lächeln ihr Gesicht. „Gans schön Einschüchternd, nicht? Wenn man nur eine Option hat aber nicht einmal weiß was sich dahinter verbirgt?“ nur eine Option. Ich denke kurz über ihre Worte nach und verstehe dann von was sie redet. Die große Tür am Ende des Ganges. „Auf diese Weise kommen eigentlich alle Menschen hier her. Früher oder später muss jeder Mensch mal durch diesen Gang laufen, verstehst du?“ Es ist als würde meine Lampe im Kopf plötzlich aufleuchten: Der nur allzu bekannte Tunnel mit dem Licht am ende! Klar. Die einen kommen in den Himmel und die anderen... Als hätte Ayla meine Gedanken gelesen nickt sie mir bestätigend zu. Nun kehrt mir Ayla den Rücken zu und bewegt sich vorwärts. Ich folge ihr auf Schritt und Tritt, bis wir schließlich in einer Art Garten zum stehen kommen. Wow. Mehr fällt mir gerade einfach nicht dazu ein. Der Garten hier ist schöner als jeder Garten eines Schlosses es je hätte sein können. Das Gras und die Büsche sind von dem sattesten Grün geprägt und nur wiedr diese Pflanzen. Gärtner, die hier Arbeiten haben ganze Leistung bei dem Garten hier betrieben. Aber jetzt Mal abgesehen davon, dass hier einfach alles Wunderschön ist – Vor mir erstreckt sich ein Kiesweg, an dem links und rechts die schönsten Blumen, Büsche und Bäume angepflanzt wurden. In regelmäßigen abständen kann ich Bänke erkennen die, wie ich finde einen sehr Hochwertigen Anschein machen. Der Garten ist ein wenig Kitschig, aber ich mag es. Zwei Männer, ein etwas älterer (was sich an seinen grauen Haaren erkennen lässt) und ein junger, muskulöser Mann warten dort auf etwas. Sie tragen jeweils einen roten Umhang der bis zum Boden reicht, der nicht erkennen lässt was sich darunter verbirgt. Um ihre Taillen wurde ein weißes Band geschnürt damit das Gewand nicht verrutscht. „Das sind Michael“, sie zeigt auf den jüngeren Mann. „und Uriel.“ Nun deutet sie auf den anderen. „Sie werden dich in nächster Zeit in: Kampf und Verteidigung, Weisheiten und darin wie du Träume kontrollierst unterrichten.“ Ah! Also warten die beiden Männer nicht auf etwas, sondern auf uns. Michael  und Uriel nicken mir zur Begrüßung zu und ich tue es ihnen gleich. „Du wirst in absehbarer Zeit viel mit Ihnen verbringen. Viel Erfolg Mia.“ Mit diesen Worten verabschiedet sich Ayla und schwebt elegant davon. Nun bin ich mit meinen neuen Lehrern allein. „Also gut. Komm mit.“ Michael wartet gar nicht erst auf eine Reaktion von mir und geht schnellen Schrittes voran. "Nimm ihn nicht zu Ernst. Er ist nun mal zu anfang etwas... Harsch."

Hinter dem Garten befindet sich eine sehr große Wiese, sie ähnelt der Blumenwiese auf der ich das erste Mal aufgewacht bin. Etwas weiter entfernt kann ich die Umrisse eines unglaublich großen Bauwerkes erkennen. Es ist leider zu weit weg um es richtig zu identifizieren. Ich bin so sehr damit beschäftigt meine Umgebung zu analysieren, das ich in Uriel rein laufe. „Ohje, das tut mir total leid.“ Er schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln um mir zu verstehen zu geben,, dass er nicht böse auf mich ist. „Das ist Das Himmelschloss und die Wohnstätten der Engel. Dort wohnen Yaveh, Jeschuach und auch alle Engel.“ Uriel wird unsanft von Michael bei seiner erklärung des Gebäudes unterbrochen. „Also Mia. Ich werde dir jetzt ein paar grundlegende Handgriffe zeigen. Komm her.“ Er hat inzwischen den roten Umhang abgelegt und präsentiert sich nun in einer silbernen Rüstung in der er sogar etwas einschüchternd auf mich wirkt. Langsam bewege ich mich auf ihn zu, aber anscheinend bin ich ihm zu langsam weshalb er angenervt mit den Augen rollt und mir einen langen Stock zu wirft. Ich kann ihn  gerade noch fassen, weil ich komplett unvorbereitet war. Wo hat er bitte diesen Stock her und was soll ich damit? „Also… Du wirst gegen sogenannte Dämonen kämpfen. Das sind gefallene Engel, also  diejenigen die Yaveh hintergangen haben und sich nun für Luzifer entschieden haben. Sie sind stark, vor allem zu den heutigen Zeiten. Wie du weißt ziehen sie ihre Kraft aus allem schlechten: aus Angst, Hass, Neid, ja sogar Krankheit und das ist noch nicht alles.“ Also ich weiß nicht wie er darauf kommt das ich das schon wüsste aber nett hören sich diese Dinger ja nicht gerade an. „Du weißt nichts über Dämonen?“ Kann er jetzt Gedanken lesen? Ich schüttele meinen Kopf. Michael schüchtert mich so sehr ein, dass ich mich nicht raue ein Wort zu sagen. „Aber du weißt das wir – und in dem fall auch du – die Kraft aus Liebe, Hoffnung und Glaube an Yaveh beziehen?“ ich verneine wieder mit einem Kopf schütteln. Michael seufzt. „Das darf doch wohl nicht wahr sein. Wie soll ich dir so bitteschön beibringen wie du kämpfen sollst wenn du absolut keine Ahnung von irgendetwas hast!?“ Er ist aufgebracht. Auf der einen Seite stören mich seine Worte extrem. Wie kannn er nur so herablassend mit mir sprechen? Auf der anderen Seite traue ich mich jetzt noch weniger irgendetwas zu sagen oder zu tun. „Hast du überhaupt ansatzweise eine Ahnung von Yaveh oder was du bist?“ „Nein“ gebe ich diesmal kleinlaut zurück. Michael sieht mich fassungslos an und dann Uriel. Kurz öffnet er seinen Mund um etwas zu sagen, doch er überlegt es sich doch anders und dreht sich um und geht. „Wie kann er bitteschön glauben, dass sie die Auserwählte ist? PAH! Das ist doch absurd. Völlig unmöglich!“ ich kann die Worte nur schlecht verstehen, weil Michael nur leise vor sich hin Flucht während er sich immer weiter von uns entfernt. Total perplex starre ich Michael hinterher. Wollte er mir nicht gerade irgendetwas beibringen? Er kann doch nicht einfach abhauen! Ich hab mich zwar vor ihm sowieso nicht getraut irgendetwas zu tun, warum auch immer, aber trotzdem regte mich sein Abgang gerade tierisch auf. "Also, wir haben zu wenig Zeit um dich die Bibel einmal komplett durchlesen zu lassen. Ich muss dir alles irgendwie im schnell durchlauf beibringen.“ Uriel legt seine Hand tröstend auf meine Schulter und irgendwie beruhigt es mich tatsächlich ein wenig. Zusammen gehen wir zurück in den Garten und suchen uns eine der Bänke aus um es uns darauf bequem zu machen. „Was weißt du denn schon, Kleines?“ Ich überlege eine Weile und suche mir im Kopf alles zusammen zu suchen, jedes kleinste detail. „Naja.. ich weiß, dass ich ein reines Herz habe und deswegen hier bin. Wobei ich überhaupt nicht weiß was das bedeuten soll… Dann weiß ich noch dass Luzifer böse ist und Yaveh vom Thron stoßen will... achja und ich habe gelesen, dass Yaveh die Erde erschaffen hat und alles was darauf lebt. Aber so richtig kann ich nix daraus schließen und dieses verdammte Buch verstehe ich auch nicht!“ uriel legt mir wieder eine Hand tröstend auf meine Schulter und seufzt. „Ach Mia, kleines..“ Ich sehe in sein mitfühlendes Gesicht. „Du bist etwas ganz besonderes. Du bist reines Herzen weil du ein gutes Herz hast und dir nie etwas zu schulden kommen lassen hast, das solltest du auch beibehalten. Zuerst einmal solltest du dir abgewöhnen zu Fluchen.“ Uriel ist so freundlich und Geduldig mit mir. Er läuft nicht einfach weg und lässt mich stehen. Er erinnert mich ein bisschen an meinen Opi und das gefällt mir besonders an ihm. „Nagut Uriel, dann sollten wir anfangen zu lernen.“

Er erklärt mir so viel, dass ich glaube mein Kopf platzt. Irgendwann wird mir wieder schwarz vor Augen und unser Gespräch wird unterbrochen.

 

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Ich öffne die Augen und blicke auf die Uhr. 10 Uhr morgens. Die Decke erscheint mir im Moment sehr interessant also starre ich sie an und lasse mir alles noch mal durch den Kopf gehen. Uriel erzählte mir von der Bibel, dass ich vor dem lesen Yaveh Elohim um Erkenntnis bitten soll bzw. um Hilfe um „das geschriebene Wort“, wie er es nennt zu verstehen. Er erzählte mir auch, dass sich die Dämonen in die Köpfe der Menschen nisten um sie zu verderben und quasi zu verarschen, damit sie sich an Luzifer wenden. Luzifer will immer stärker werden, und da er sich von Hass nährt und es nicht mal annährend so viel Kraft mit sich bringt wie Liebe muss er eben umso mehr Hass und schlechtes verbreiten. Was jedoch sehr schwer für mich wird ist: ich darf nicht mehr Fluchen, lästern, Urteilen und vieles mehr. Ich darf mich quasi nie mehr aufregen und ob ich das schaffe… man munkelt. Ich bin gerade wirklich froh, dass ich aufgewacht bin, denn mein Schädel pulsiert von den ganzen Informationen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass wenn ich jetzt in den Spiegel sehe einen riesengroßen Kopf habe, so Mega-Hirn-mäßg. Ich greife ein wenig verschlafen nach meinem Handy und entdecke das Nachrichten Symbol in der obersten Ecke des Displays. Die Nachricht ist von Janina.

Hey Schätzchen,

vergiss nicht, dass wir heute zum Volleyballtraining mit Jakob gehen. 

Ich hole dich gegen 3 Uhr ab.

Bis dann. XoXo

Oh Scheiße, das habe ich ja voll verpeilt. – Warte. Gehört Scheiße auch in die Kategorie Fluchen? Das wird schwerer als gedacht.

Ich starre immer noch an die kahle weiße Zimmerdecke und lasse den gestrigen Tag jetzt Revue passieren. Im Nachhinein kommt mir mein Abgang gestern aus der Cafeteria ganz schön kindisch vor. Heute muss ich Elias erneut gegenüber treten und ich bin entschlossen mich heute beherrschen zu können. Schließlich bin ich die Letzte, die sich von einem Jungen aus dem Konzept bringen lässt. Mein Blick wandert zu der Bibel, ich habe es nicht mehr angerührt. Aber ich habe ja auch gerade echt mit anderen Sachen zu kämpfen. Ich stoße einen tiefen Seufzer aus und drücke mich tiefer in die Kissen auf meinem Bett.

 

Mittlerweile ist es kurz vor um 3. Ich habe fast eine Ewigkeit damit verbracht etwas Passendes zum anziehen auszusuchen. – Wenn ich schon nicht mit meinen Fähigkeiten als Volleyball-Player punkten kann, dann ja wohl mit meinem Outfit. – Ich bin etwas aufgeregt, mein peinliches Erlebnis von gestern habe ich noch nicht wirklich verdaut. Heute wird Elias auch da sein und ich habe mir fest vorgenommen, mich nicht mehr aus der Fassung bringen zu lassen. HUUUP. Ich zucke zusammen bei dem lauten Geräusch von Janinas Hupe. Unauffällige Auftritte liegen meiner Freundin ja nicht besonders. „Hey süße. Hast du deine Stimmbänder wieder?“ Ich kann mir eine Augen verdrehen einfach nicht verkneifen und zur Unterstreichung stöhne ich noch genervt. „Lass mich bloß in Ruhe.“ Sie muss lachen „Wenn ich es nicht besser wüsste hätte ich glatt gesagt, Elias hätte dir die Sprache verschlagen.“ Sie weiß es nicht besser, denn sie hat direkt ins Schwarze getroffen. Ihre Augen verwandeln sich in einen Oh-Mein-Gott Blick als sie das dann auch mal geschnallt hat. „O-M-G. Ist nicht dein Ernst. Das ich das doch noch erleben darf. Die Zeiten der eisernen Jungfrau sind wohl vorbei!“ Janina quietscht und quiekt vor Begeisterung herum und zweifelslos jeder Außenstehende der sie hören würde, würde sie für verrückt erklären. „Ach hör doch auf!“ Ich piekse ihr leicht in die Seite als Bestrafung.

 

Ich bin heilfroh, dass die Fahrt nur 5 Minuten dauert, viel länger hätte ich die Kommentare von Janina nicht mehr ausgehalten. Jedoch glaube ich trotzdem, dass ich mich noch auf etwas gefasst machen kann. Wir laufen gemeinsam auf eine Gruppe von ungefähr 10 Jungs zu und tatsächlich kenne ich einige davon. Sie sind alle in den Oberstufen. Dann sehe ich Elias Blick der auf mir zu haften scheint als mein Blick seinen findet, sehe ich wieder dieses amüsierte Funkeln in seinen Augen und sehe schnell woanders hin.

„Hey Mia Maus. Ich wusste ja gar nicht, dass du dich jetzt doch auf die Seite des Volleyballs geschlagen hast.“ Mike kommt mit ausgestreckten Armen auf mich zu und nimmt mich in die Arme. Er ist der große Bruder von Anna, sie geht in meine Parallelklasse und wir haben früher sehr viel miteinander unternommen. Mia Maus hat Mike sich damals ausgedacht weil er Mäuse so süß findet – und mich auch. Ich hasse diesen Spitznamen, aber dass hat ihn nie interessiert. „Hab ich auch nicht getan. Ich bin gezwungenermaßen hier.“ Mit einer leichten Kopfbewegung, kaum auffallend, deute ich auf Janina die sich gerade an Jakob schmiegt. Als wir alle fertig mit der Rudelbegrüßung sind, die sich in die länge gezogen hatte weil ich doch viele von den Jungs kannte und wir uns einiges zu erzählen hatten, tritt Elias vor. Verdammt sieht er heiß aus. –kleine Ermahnung an mich selbst: 1. hör auf zu fluchen und 2. Mach dein scheiß Mund zu bevor du noch SABBERST!! – Er trägt eine graue Jogginghose, die Locker auf seinen Hüften liegt und seinen Knackarsch sehr gut zur Geltung bringen und darüber ein weißes T-Shirt, dass seine Muskeln richtig gut zur schau stellen. „Wir wollen euch Mädels also heute ein bisschen Volleyball beibringen.“ Er hat wieder dieses amüsierte lächeln von gestern aufgesetzt. Stand ihm das gestern auch schon so gut? Jetzt bloß nicht die Fassung verlieren Mia! Es ist schon soweit: ich muss mir selbst Mut zusprechen um mich nicht wie ein Groupie aufzuführen. „Ich würde vorschlagen, dass jeweils einer von uns mit einem der Mädchen auf ein Feld geht um ihnen da ein bisschen die Grundlagen zu erklären.“ Die Spieler stimmen ihm alle zu. Jakob schlingt sofort die Arme um Janina um zu signalisieren wo sie hin gehört. „Mia Maus, wollen wir zusammen trainieren?“  Mike grinst mich frech an, wahrscheinlich weil er weiß, wie wenig mir dieser Spitznahme gefällt. Aber ich bin froh dass er da ist vor ihm brauche ich mich nicht genieren, er weiß sowieso, dass ich nicht sonderlich gut in Volleyball bin. „Mike! ich glaube ich werde sie übernehmen.“ Elias tritt in unsere Mitte und ich bin so gar nicht begeistert von der Idee. (was finde ich auch verständlich ist)  „Und warum wenn ich Fragen darf?“ ein wenig bissiger als gewollt fahre ich Elias an. „Du darfst eigentlich nicht fragen. Aber weil ich so freundlich bin sage ich es dir trotzdem: Weil ich der Kapitän des Teams bin, süße.“ Elias zwinkert mir zu und läuft dann auch schon mit schnellem Schritt voran. Ich weiß nicht so recht, was ich ihm entgegnen soll… Wie arrogant war das denn bitte? Plötzlich spüre ich wie eine Hand mich am Arm packt. Es ist Mike. „ Sei vorsichtig Mia, er ist ein ziemlicher Weiberheld und er nimmt nicht gerade Rücksicht wenn es um Gefühle von kleinen Mädchen geht.“ Ich mag es nicht wie er mich als „kleines Mädchen beschreibt“ Aber noch bevor ich etwas dazu sagen kann marschiert er schon wieder zurück zu seinen Teamkameraden. Es hätte mir eigentlich klar sein müssen, dass er ein arrogantes Arschloch ist, der meint er könnte jede haben. „Kommst du jetzt oder was?“ Widerwillig bewege ich mich auf das Feld zu und habe nun noch weniger Lust mit ihm zu trainieren als vorhin schon. Eins steht fest: mit mir nicht!

 

„Bist du eine von der faulen Sorte oder eine von den Angsthasen?“

„Wie bitte?“

„Du hast mich schon richtig verstanden süße.“

„Zu aller erst: ich bin garantiert nicht deine Süße!“

Elias hält kurz inne und betrachtet mich prüfend. Dann pirscht er langsam auf mich zu und fängt wieder an amüsiert zu Grinsen. Ich widerstehe dem Drang nach hinten auszuweichen, weil ich ihm die Stirn bieten will.

„Ganz schön bissig für das Mädchen, dem ich gestern die Sprache verschlagen habe.“

Okay mir egal ob er damit Recht hat. Dir werde ich es zeigen, mein lieber. „Ach bitte. Als wärst du so toll. Aber Einbildung ist bekanntlich auch ´ne Bildung, was?“

„Also gestern fandest du mich auf jeden Fall ganz schön toll.“

Elias kommt immer näher bis er mir zu nahe ist und ich mich doch entschließe ihm auszuweichen.

„Wolltest du mir nicht Volleyball beibringen?“ Ohne mir zu antworten schlendert er um mich herum und bleibt hinter mir stehen. Er legt seine Hand an meine Taille und ich will gerade protestieren bis er beginnt meine Hand zu führen und mir erklärt wie ich meine Füße am besten positionieren soll. „Du machst das doch schon ganz gut…süße.“ Elias ist mir so nah, dass ich seinen heißen Atem an meinem Nacken spüren kann. Mein Herzschlag beschleunigt sich um ein vielfaches und mein Atem tut es ihm gleich. Ich merke wie seine Lippen meinen Nacken berühre und ich schließe instinktiv meine Augen. Halt Stopp! Küsst er mich gerade? Und ich genieße es auch noch? Was ist falsch mit mir? Schnell befreie ich mich aus seinen Armen und strecke ihm meinen Zeigefinger entgegen. „Duu…!" Wieder dieses dumme Grinsen, am liebsten würde ich es ihm aus dem Gesicht kratzen. "Was soll die Scheiße?“

„Dir hat es doch gefallen?“ Elias grinst nun noch breiter, was mich noch rasender macht.

„Garantiert nicht! Du läufst doch nicht mehr richtig!“ um meine Worte zu unterstreichen tippe ich mir gegen den Kopf.

Elias macht einen gespielten Schmollmund, als hätten meine Worte ihn tatsächlich verletzt.

„Hör mir mal zu mein lieber. Du solltest deine dreckigen Finger lieber an eine deiner Püppchen verschwenden und dich von mir fernhalten!“

Elias sieht einen Augenblick über mich hinweg in die Ferne. „Guter Tipp. Werde ich tun.“

Gerade wollte ich zu einer antwort ansetzen, doch sie bleibt mir im Hals stecken. Moment mal… was? Er winkt jemandem zu und ich drehe mich um, um zu sehen wer da ist. Da kommen 3 Mädchen auf uns zu stolziert,

eine Platinblonde Schnepfe, Celine, und 2 Brünetten, ihre Schoßhündchen. Sie sind alle 3 zu stark geschminkt und für meinen Geschmack zu freizügig angezogen.  Sie denken ihnen liegt die Welt zu Füßen. „Hei Elias.“ Celine hat lässt ihre Stimme so quitschig klingen, dass sie mir schon einen Stich in die Ohren verpasst. Aber sie hat so ein gutes Wimpern-Klimpern drauf, dass sie mit ihren fake Wimpern ein Orkan auslösen könnte. „Na meine Schöne“ Elias legt einen Arm um ihre Schultern und dreht sich dann wieder zu mir. „Also Mia, süße. Ich glaube wir müssen unsere nette Unterhaltung verschieben. Ich habe besseres zutun.“ Ist das sein scheiß ernst?! Das selbstgefällige Grinsen von Celine bringt mich erst recht auf 180. Wie kann man nur so ein bescheuerter Arsch sein? Wieder Zwinkert er mir zum Abschied zu und legt ein verführerischstes Lächeln auf. Ich kann mir meinen Mittelfinger nicht mehr verkneifen, woraufhin er nur anfängt leise los zu lachen „Bye Mia“ ergänzt dann auch noch Celine selbstgefällig. Prima! Da haben sich ja zwei gefunden. Den Stich den mir das Szenario versetzt hat ignoriere ich einfach. Ich hebe den Ball vom Boden auf und stapfe zu den anderen zurück. Der Typ bringt mich zur Weißglut! Vor allem stört es mich total, dass er mit diesen Tussen davon ist, warum auch immer! Jetzt bin ich auch noch auf mich selbst wütend. Ich hasse ihn!

 

Elias kam nicht mehr zurück nachdem er mit diesen Mörderpuppen abgedampft ist und Janina hat mich dann bei Dämmerung wieder nachhause gefahren. Seitdem liege ich im Bett und rege mich immer noch über diesen Vollidioten auf. Ich kann es immer noch nicht fassen, wie jemand so arschig sein kann. Doch dann kommt mir plötzlich etwas ganz anderes wieder in den Sinn. Ich erinnere mich an Uriels Worte. Ich sollte nicht mehr fluchen und andere Verurteilen… Na das habe ich heute ja richtig gut hinbekommen! Ich vergrabe mein Gesicht im Kissen. Und nur dieser Typ ist daran schuld! Was hätte ich denn bitte tun sollen, über so jemanden kann man sich doch nur noch aufregen! Das geht doch gar nicht anders. Super. Jetzt hab ich auch noch ein schlechtes Gewissen. Warum muss dieser Typ gerade jetzt hier auftauchen?

Ich entschließe mich ein wenig in der Bibel zu blättern. Ich hole das Buch vom Schreibtisch und setze mich im Schneidersitz auf mein Bett. „Bitte Yaveh um Unterstützung“ rufe ich mir Uriels Worte wieder ins Gedächtnis. Also Gut.. : „Lieber Yaveh.. oder Gott... Elohim? Wie auch immer… Hilfst du mir bitte dieses Buch verstehen zu können? Bitte…“ Ich habe keine Ahnung ob ich das gerade richtig gemacht habe aber ein Versuch ist es Wert. Zum Abschluss zeichne ich noch ein Kreuz: zuerst mit der Rechten Hand auf meine Stirn, dann zur linken Schulter und zum Schluss zur rechten Schulter. Das habe ich mal in einer Kirche gesehen, die wir in Paris besichtigt haben. Ich hole einmal tief Luft und schlage das Buch auf meinem Schoß auf. Ich beginne zu lesen und es scheint so als würde um mich herum alles zu leuchten beginnen. Ich schwebe. Ich versinke förmlich in dem Buch und kann kaum aufhören zu lesen. Ich gehe durch höhen und Tiefen, ich lache und ich weine. Bis irgendwann meine Mutter in mein Zimmer platzt. „Mia? Ist alles Okay bei dir? Ich habe dich schon zum Frühstück gerufen aber du hast nicht geantwortet.“ Frühstück? Habe ich etwa die ganze Nacht durchgelesen? Ich nicke meiner Mutter nur kurz und knapp zu um ihr zu bedeuten, dass ich gleich nach komme. Nachdem sie aus dem Zimmer huschte versuche ich mich zu bewegen. Autsch… Ahh… Au! Ich saß wohl tatsächlich die ganze Nacht im Schneidersitz auf meinem Bett und habe gelesen. Ich bin fertig und mir tut alles, wirklich ALLES! Weh. Mit einem Mal bricht nun die angestaute Müdigkeit über mich ein und ich lasse mich nach hinten auf mein Bett plumpsen. Schnurstracks schlafe ich ein.

 

 

 

Kapitel 4 - Training, Training und noch mehr Training.

 

„ Ich bin sehr stolz auf dich. Michael wird begeistert sein!“ Ich bin noch nicht ganz bei mir, aber diese Stimme, die meinen Kopf beim letzten Mal beinahe zum platzen gepracht hat, würde ich überall wiedererkennen. Es ist Uriel. Ich schlage meine Äuglein auf und blicke direkt in seine dunkelgrünen Augen. Uriel ist ein schöner Mann, in anbetracht seines Alters. Ich ergreife Uriels Hand, damit er mir aufhelfen kann. „Hallo Uriel.“ Trotz der Folter namens Lernen freue mich ihn wiederzusehen. Er hat so eine herzliche Art an sich, man muss ihn einfach mögen. „Du hast wirklich viel gelesen. Michael wird überrascht von dir sein!“ Und wie ich viel gelesen habe. Morzmäßig viel. Jedoch breitet sich bei dem Gedanken an Michael ein unwohles Gefühl in mir aus. Ich habe keine Lust mit diesem missgelaunten Engel überhaupt irgendetwas zu machen und schon gar nicht wenn ich an das letzte "Training" denke. Uriel scheint meine Gedanken zu lesen oder zumindest mein Ausdruck im Gesicht richtig zu deuten, denn er nimmt ihn sofort in den Schutz: „Michael ist eigentlich ganz zahm. Seine Stelle als Heerführer lässt es nur nicht zu Schwäche zu zeigen. Er war es, der damals Luzifer besiegt hat und Yaveh verteidigt hat.“ Ich weiß gerade nicht ob ich beeindruckt sein soll oder noch mehr eingeschüchtert. Schließlich soll Yaveh allmächtig sein und Luzifer ihm Machtmäßig ebenbürtig. Nur das er seine Macht eben zum bösen einetzt, was das ganze ja nur umso gefährlicher macht. „Aber jetzt komm. Michael wartet schon und wir wollen ihn doch nicht warten lassen oder?“ Uriel hat Recht, ich glaube es würde noch um einiges ungemütlicher für mich werden wenn ich Michaels Geduld jetzt auch noch herausfordere. Wie schon erwartet wartet Michael auf derselben Wiese, auf der wir das letzte Mal trainieren wollten. Jedoch schüchtert mich diesmal der Anblick dieses Anmutigen, starken Erscheinungsbildes nicht ein, im Gegenteil irgendwie kommt es mir vertraut vor und gibt mir ein Gefühl von… Sicherheit? Vermutlich liegt es an dem Ausdruck in seinem Gesicht, heute lächelt er mich sogar an! „Hallo Mia. Ich hoffe du bist etwas vorbereiteter als beim letzten Mal. Also, bist du bereit?“ Er redet mit mir so herablassend und genervt wie keiner zuvor. Das wars mit dem Gefühl von gerade eben noch. Das lächeln habe ich mir wahrscheinlich nur eingebildet. Vor allem…Hallo? Wer ist denn das letzte Mal einfach abgedampft? Ich oder du? Ich werde es dir so was von zeigen. Mach dich auf was gefasst lieber Michael! Das alles wollte ich ihm an den Kopf werfen allerdings kamen dann nur die zwie schüchternen Worte: „Ja... Bereit.“ aus mir heraus. Mist. In meinen Gedanken klang ich um einiges Selbstbewusster. Michael schmeißt mir wieder einen Stock, oder was auch immer es sein soll, zu und erklärt mir wieder woraus ich meine Kraft ziehen soll. Ich soll mich voll und ganz nur auf mich und meine Kräfte konzentrieren, naja und Vor allem um den Kampf und für was ich Kämpfe: Für die Seelen der Menschen. Heute bin ich zuversichtlich, ich kann das!. In diesem Moment trifft mich etwas hartes in die Seite. "Aua!" Ich öffne die Augen und brauche nicht allzu lange um zu verstehen, dass Michael mir seinen Stock gegen die Seite gehauen hat! Was soll das? Wütent funkele ich ihn an. „Du solltest trotz Konzentration immer mit einem Angriff rechnen?“ Ich reibe mir über die Stelle an der Michael mich getroffen hat. "Na schönen dank für diese Lektion." Gifte ich ihn an ohne überhaupt darüber nachzudenken. Prompt verdunkeln sich die Augen von Michael ein wenig und ich ziehe meinen Kopf wieder ein. Dieser Engel schüchtert mich einfach zu sehr ein! Michael fordert mich auf ihn nachzuahmen. Bei dem Versuch seine Kampfstellung nachzuahmen verliert Michael die Geduld. Er nimmt meine Arme,, Beine und Oberkörper und positioniert sie selbst. Er lässt es sich allerdings nicht nehmen noch ein abfälliges "beim nächsten mal schaffst du das gefällig selbst" zu knurren. Ich wollte gerade etwas darauf erwiedern, als wieder alles schwarz wurde.

 

-.-.-

 

„Mia..Miaa!? Aufwachen. Du wolltest doch zum Frühstück kommen!“ Ich schrecke aus meinen Schlaf hoch und bemerke sofort, dass das keine gute Idee war. Ein dumpfer Schmerz schreit bei dieser Bewegung auf. Ich hebe mein T-Schirt  an um zu sehen woher er kommt. Auf meiner Rippe schimmert ein Blauer Fleck! Fassungslos starre ich ihn an. Er befindet sich genau an der Stelle an der Michael mich mit seinem Stock getroffen hat. "Mia? Kommst du nun es gibt... Was ist das denn?" Meine Mom starrt mit großen Augen nun ebenfalls auf den großen Fleck. Super, das hat mir ja gerade noch gefehlt. Schnell versuche ich ihn zu verdecken. "Ich... Ich habe mich gestoßen." Immernoch geschockt sieht sie mich an. "Komm jetzt mit runter das muss ich mir genauer ansehen." gerade will sie sich umdrehen, da dreht sie sich noch einmal zu mir um. "Aber geprügelt hast du dich nicht? Oder hat dich jemand geschlagen? Mia , wenn irgendetwas in der Schule schief läuft dann sag es mir ja?" ich sehe ihren Sorgenvollen Blick und das erste Mal seit ewigkeiten fühle ich mich wieder verbunden zu ihr. Seit meine Eltern so viel streiten, scheinen sie alle s auszublenden, auch mich. Meine Brust wird eng und ich muss den Drang unterdrücken ihr jetzt einfach in die Arme zu rennen und mich wie ein kleines verschrcektes Kind an sie zu kuscheln. "Danke Mama aber alles ist gut. 

 

-.-.-

 

 

Mein Kopf tut megamäßig weh. Ich lege meine rechte Hand an meinen Schädel, als Versuch die Schmerzen damit zu lindern. „Mia? Mia, ist alles in Ordnung?“ Langsam öffne ich meine Augen und sehe Uriel und Michael über mir knien. Ich muss wohl wieder eingeschlafen sein, nachdem ich nach dem Frühstück wieder in mein Zimmer gegangen bin. Michael sieht ziemlich tatsächlich besorgt an. Ich wusste gar nicht, dass er sowas kann, also besorgt sein. „Was ist passiert?“ Langsam rappele ich mich auf. „Du bist einfach umgefallen, noch bevor ich dich überhaupt mit dem Stab berühren konnte.“ antwortet Michael und er klingt sogar besorgt. Wahnsinn! Ich muss wohl mit dem Kopf aufgekommen sein, meinen Schmerzen nach zu beurteilen. Spätestens jetzt weiß ich aufjedenfall, dass ich nicht Träume. „Sie muss aufgewacht sein.“ Stellt Uriel fest. Ich muss ihn verbessern. „Genau genommen wurde ich geweckt.“ Es war eine schlechte Idee, denn von der Vibration meiner Stimmbänder zieht ein stechender Schmerz extra noch mal durch mein Hirn. „Das ist zu gefährlich. Wir müssen jetzt etwas unternehmen!“ Uriel nickt Michael zustimmend zu. Ich spüre wie Michael seine starken Arme um mich schlingt und mich mit einer Leichtigkeit hoch hebt, als wäre ich eine Feder, nur um mich ein paar Meter weiter auf einer Bank wieder nieder zu lassen. „Ich schicke euch einen Heiler, damit sich jemand um den Kopf kümmert. Danach kannst du gleich mit der Lehre beginnen.“ Michael spricht zu Uriel und verschwindet dann urplötzlich in eine andere Richtung. Naja vielleicht nicht urplötzlich aber für mich zu schnell um ihn verfolgen zu können, das macht mein Kopf im Moment nicht mit. „Was ist mit dem Training?“

„Es wäre viel zu gefährlich jetzt mit dem Training weiter zu machen… Ich muss dir nun erst beibringen wie du die Träume kontrollierst.“

„Hmm.. Ich verstehe.“ Gott. Der Schmerz in meinem Kopf tut einfach höllisch weh. „Hey. Pass auf deine Gedanken auf. Die Hölle hat in deinem Kopf nix zu suchen.“ Eine Frau kommt auf uns zu und – wer hätte es gedacht- sie sieht umwerfend aus. Sie hat schulterlange Schwarze Haare und naja den Rest kann ich nur leicht verschwommen erkennen… Aber ich weiß trotzdem, dass sie hübsch aussieht. Was ich auch weiß und gut erkennen kann, ist dass sie kichern muss. Dabei fällt mir wieder ein, dass sie gerade wusste was ich denke. „Kannst du etwa meine Gedanken lesen?“ Sie muss noch mehr kichern. „Ja, jeden einzelnen. Ich bin übrigens Amalia, eine Heilerin.“ Ohne weitere Vorwarnungen kommt Amalia auf mich zu und legt ihre Hand auf meine Stirn. Augenblicklich merke ich wie der Schmerz spürbar nachlässt. Ich hauche ihr ein „Danke“ zu. Ich fühle mich so befreit und schwerelos und umso länger sie mich berührt umso besser geht es mir. Bitte nimm deine Hand da nie wieder weg. Spreche ich in Gedanken, ich habe fast schon Angst, was passiert wenn sie ihre Hand weg nimmt. Und dennoch entzieht sie ihre Hand. „Keine Sorge der Schmerz kommt nicht zurück.“

„Danke Amalia. Lässt du uns jetzt wieder allein?“ Uriel schickt Amalia weg und wendet sich dann an mich. Jetzt werde ich also lernen wie ich meine Träume kontrolliere, ich bin schon mega gespannt und mit Uriel wird das bestimmt lustig.

 

„Ich bekomme das einfach nicht hin!“ Ich nehme alles zurück. Träume kontrollieren ist scheiße und schwer und Uriel ist der strengste Lehrer den ich je erlebt habe! „Konzentrier dich jetzt bitte, Mia!“ Meine Konzentration ist am E.N.D.E Ich habe keine Ahnung wie lange wir hier schon sitzen aber ich bin in der Zeit 5x aufgewacht und wieder eingeschlafen und ich bezweifle stark, dass das gesund für meinen Körper ist. „Uriel das reicht für heute.“ Michael! Mein Retter in der Not! Ich hätte nie gedacht, dass ich mich jemals freue ihn zu sehen. „In der Menschenwelt ist es schon fast Abend, wir können sie nicht länger hier behalten.“ Abends? Ach du meine Güte meine Mutter flippt aus. „Inordnung… Mia, streng dich bitte noch ein letztes Mal an um aufzuwachen. Nächstes Mal werden wir uns mit der Zeitverschmelzung beschäftigen.“ Ohja da freue ich mich schon drauf – NICHT. Jetzt nur noch einmal anstrechen um aufzuwachen. Ich konzentriere mich nur auf mich selbst und kneife dabei angestrengt meine Augen zusammen. „Aufwachen, Aufwachen, Aufwachen!“ Ich rufe mir selbst in Gedanken zu um mich selbst zu unterstützen, solange bis ich meine Augen öffne und mich wieder in meinem Bett befinde. Vor meinem Bett steht – natürlich – meine aufgebrachte Mutter mit weit aufgerissenen Augen. Die macht vielleicht ein Drama. „Guten Morgen Mom.“

„Tz. Guten Morgen. Das ich nicht Lache. Es ist 5 Uhr!“ Hui. Als Antwort gebe ich meiner Mutter ein anerkennendes pfeifen zurück, als wäre ich auf mich selbst stolz. „Ich finde es wirklich nicht mehr witzig. Ich glaube ich werde einen Psychiater anrufen.“ Meine Mutter will gerade das Zimmer verlassen, aber ich habe nicht vor das zuzulassen. Also springe ich auf und halte sie am Arm fest. „Warte. Psychiater? Das ist doch jetzt wirklich übertrieben oder?“ Das letzte was ich will ist zu einem Seelenklempner zu gehen. „“Übertrieben? Du hast gerade mehrmals „aufwachen!“ so laut geschrien, dass es die ganze Straße mitbekommen konnte.“ Oh FUCK. Das ist jetzt natürlich richtig beschissen. „Ich hatte einen Albtraum, der war wirklich schlimm und ich wollte aufwachen. Tut mir leid, dass ich dich erschreckt habe“ Ich konnte jetzt nurnoch hoffen, dass meine Mutter mir glauben schenkt. An ihrer Stelle würde ich wahrscheinlich auch glauben, dass ich verrückt werde. Nicht das sie mich noch in die Klapse steckt... Ich muss das jetzt irgendwie wieder hinbiegen. Mit Uriel sollte ich auch noch mal ein Wörtchen reden, noch mal darf das nicht passieren. Meine Mutter untersucht mich mit Ihren Blicken, als würde sie irgendeinen Hinweis an mir finden können. „Inordnung. Ich werde trotzdem mit dir zum Arzt gehen, du schläfst zurzeit sehr viel und verhältst dich merkwürdig.“ Das ist jetzt nicht ganz das was ich mir erhofft habe aber immerhin etwas und die Albtraum Nummer hat sie mir Gott sei dank ja abgekauft. Obwohl es ja eigentlich die Wahrheit ist: Unterricht mit Uriel ist ein Albtraum! Also Nicke ich meiner Mutter erleichtert zu als Zustimmung.

 

Es ist Sonntagabend und ich muss unbedingt noch meine Hausaufgaben erledigen. Durch die vielen Wachträume – oder wie ich die auch nennen soll – und das Volleyball spielen bin ich bis jetzt noch nicht dazu gekommen, also muss ich das wohl oder übel jetzt machen. Nach einer halben Ewigkeit bin ich dann auch endlich mit dem ganzen Mist fertig. Warum muss ich eigentlich immer Vorbildlich meine Hausaufgaben machen? Könnte ich nicht einfach mal auf die Schule scheißen? Oder noch besser auf alle Normen und Regeln scheißen? Frei sein und tun und lassen was ich will, das wär’s doch oder? Plötzlich schlägt sich die Bibel mit einem Ruck auf. Ich erschrecke mich so sehr, dass ich heftig zusammen zucke und einen kleinen erstickten Schrei von mir gebe. Ich hoffe das hat keiner mitbekommen sonst bekomme ich wirklich noch eine Zwangsjacke um. Ich bin ein paar Meter von dem Buch entfernt und verharre dort eine Ewigkeit - Sicherheitsabstand und so - und das Buch wird genauestens beobachtet, wer weiß was ob das Ding mich nicht erschlagen will. Als nach ein paar Minuten jedoch nichts dergleichen geschah und ich mir langsam echt blöd vorkam wie ich dieses Buch anstarre, bewege ich mich langsam, aber sicher darauf zu. Ich sehe hinein und ein bestimmter Vers zieht meine Augen quasi magisch an: So tötet nun die Glieder, die auf Erden sind, Unzucht, Unreinheit, schändliche Leidenschaft, böse Begierde und die Habsucht, die Götzendienst ist. Kolosser 3:5

Ich glaube das war die eindeutige Antwort zum Thema warum ich nicht die Regeln brechen sollte. Ist ja gruselig. Nachdem ich noch Ewigkeiten über das Buch nachgedacht habe und immer noch nur zu dem Entschluss gekommen bin, dass es einfach nur total gruselig ist was hier passiert, driftete ich wieder in den Albtraum: Unterricht mit Uriel. Ja es war Nervtötend, aber ich werde immer besser. Mittlerweile kann ich – ohne dabei laut rum zu schreien – aufwachen und einschlafen wie ich Lust habe. Und die Zeit kann ich langsam, noch nicht perfekt, auch bestimmen. Also wenn ich 8 h Trainiere schlafe ich vielleicht grade mal 20 Minuten. Ich bin echt stolz auf mich. Am nächsten Tag, also Montag, geht die Routine wieder los und so trotte ich Frühs zur Schule mit Shape of you von Ed Sheeran auf den Ohren. In der Schule begrüßt mich Janina ausnahmsweise mal nicht, aber ich werde sie beim Mittagessen ja sowieso treffen. In den ersten Unterrichtsstunden bequatschen mich alle wegen dem Projekt mit den Oberstuflern, das ich ja so schnell wie möglich arrangieren soll. Die haben sich noch nie für irgendwas so krass eingesetzt… Das macht mich ernsthaft neugierig. „Was ist eigentlich so wichtig an diesem Projekt?“ frage ich meine Sitznachbarin, so leise wie es mir nur möglich ist.

„Du hast es wirklich noch nicht mitbekommen?“

„Nein, was denn?“ sie soll einfach nur auf den Punkt kommen und es nicht so spannend machen.

„Es gibt einen neuen Schüler in der Oberstufe und der ist echt verdammt heiß.“

Es braucht nicht lange bis ich gecheckt habe um wen es geht. „Elias?“

„Ah du kennst ihn doch, ich dachte schon fast du lebst hinterm Mond.“

Das ist doch jetzt nicht Ihr Ernst. Ich weiß grade nicht was ich ihr antworten soll also gucke ich sie nur an wie so ein Auto.

„Mia. Würden sie sich jetzt bitte wieder konzentrieren!“ Frau Arn löst mich aus meinem Unglauben und lenkt mich wieder Richtung Unterricht. Dieser Arsch hat echt die komplette Schule in seinen Bann gezogen.

Als ob ich mich heute nicht schon genug allein nur mit diesem Namen befassen musste, da sitzt er an unserem Mittagstisch wie der King höchstpersönlich. Mir ist jetzt schon der Hunger vergangen. Jeder begrüßt jeden und als ich mich hinsetze lässt Elias mich keine Sekunde aus den Augen. Und ich Ihn auch nicht. Mist! Dann fängt der Mistkerl auch noch an anzüglich zu lächeln… Ich würde ihm gerne mal meine Faust in die Fresse pfeffern damit ihm das Lächeln vergeht. Mann warum macht der Typ mich so aggressiv, das will und sollte ich eigentlich gar nicht. „Ich habe gehört du willst ein Projekt mit mir arrangieren“ Und da spricht er auch noch… ekelhaft. „Nicht mit dir sondern mit der Oberstufe.“ Ich versuche ihm einfach so knapp und so gleichgültig wie möglich zu antworten. „Ich bin in der Oberstufe und du willst mich nur in deiner Nähe wissen.“ Jetzt muss ich ihn einfach angucken, aus Reflex. Ich kann es einfach nicht fassen dass er das gerade gesagt hat. Eingebildeter geht’s ja wohl nicht. „Also mir wäre es lieber wenn du dich mit deinem hocharroganten Arsch so weit wie möglich von mir fern hältst.“ Warum fängt er jetzt bitte an noch breiter zu grinsen? War das so lustig oder was?

„Ich mag Frauen mit Temperament“ Versucht der gerade mit mir zu Flirten? –Würg. Ich entschied mich dazu einfach gar nichts darauf zu erwidern und zum Glück beließ er es ebenfalls dabei. Sein dümmliches Grinsen verlor er aber keinesfalls und seine Augäpfel konnte er auch nicht von mir fern halten und ich könnte mich selbst dafür Ohrfeigen, dass ich ebenfalls immer – natürlich nur zur Überprüfung ob er immer noch glotzt – zu ihm rüber geschielt hab.

Die nächsten 2 Wochen verliefen ähnlich wie der Montag. Zu meinem Bedauern hat Elias unseren Tisch zu seinem Stammtisch auserkoren undbringt mich mit seinen blöden Sprüchen immer um den Verstand. Beim Versuch ihn zu ignorieren scheitere ich auch immer weitestgehend und das stört mich nur noch mehr. Allerdings ist ihm in den letzten Tagen auch schon ein paar Mal das Grinsen vergangen und mir dafür ins Gesicht geschlichen.

 

Da ich mittlerweile meine Träume super kontrollieren kann wurde ich wieder an Erzengel Michael übergeben und so Trainiere ich jetzt schon ein paar Nächte mit ihm Kampf und Verteidigung genauso wie heute.

 

-.-.- 

„Nimm deine Arme höher und bitte mehr Körperspannung. … Ja genau so ist es gut“ Mittlerweile verstehe ich mich mit ihm sogar richtig gut, er ist ein guter Lehrer.

„Und jetzt setz die Kraft der Liebe ein.“ Ich tue was mir befohlen wird. Alles um mich herum blende ich für einen kurzen Moment aus und konzentriere mich auf alles Gute: Yaveh, meine Eltern und meine Katze Minka, die fast nie zuhause ist, aber ich liebe sie trotzdem. Ein angenehmes Kribbeln durchströmt meinen Körper so wie jedes Mal wenn ich meine Kraft anwende und es wird so intensiv, dass es sich anfühlt als würde ich innerlich explodieren vor Freude. Genau in dem Moment der inneren Explosion setze ich meine Kraft frei und sehe wie Michael stark ins wanken gerät und sich zum Schluss sogar auf sein Popöchen pflanzen muss. Ich mache Luftsprünge, das habe ich noch nie zuvor geschafft, bis jetzt konnte Michael meiner Kraft immer stand halten. „Das war sehr gut Mia.“ Langsam rappelt sich Michael wieder auf und ich? Ich bin Glücklich und kann einen Freudentanz bei diesem gewaltigen Fortschritt einfach nicht unterdrücken „Aha ohyea, ohyeah… Ich bin so gut, ohyeah“ Ein kehliges Lachen dringt an meine Ohren und ich höre abrupt auf zu singen und zu tanzen. Ich habe Michael noch nie richtig Lachen gehört geschweigedenn gesehen und… ich mag es. So sehr, dass ich einfach mit einstimmen muss. Nach einiger Zeit konnten wir uns wieder beruhigen und ich merke wie Michaels Augen sich in mich hinein bohren. „Hab ich was im Gesicht?“ Er mustert mich weiter. „Du bist soweit Mia.“ Jetzt bin ich die, die ihn eindringlich mustert. “Bereit für was?“

„In den Kampf zu ziehen. Du bist stark und du hast alles gelernt, was du lernen musst.“

Wir haben schon ewig nicht mehr über den Grund geredet, warum ich eigentlich trainieren muss… naja eigentlich ist es nur ein paar Wochen her. Aber das Training hat so viel spaß gemacht, dass es für mich eher eine Freizeitbeschäftigung war. Ich kenne mich ja auch noch viel zu Wenig mit diesen Wesen aus, die ich da bekämpfen muss außer an welchen Stellen ich sie am besten treffe.

„Hey,“ Er legt seine Hand tröstend auf meine Schulter. „du kannst das, du bist stärker als du denkst.“ Verlegen lächele ich ihn an. „Bald wirst du auf Jeschuach treffen und wenn du das hinter dir hast wird deine Ausbildung als Engel abgeschlossen sein.“ Jeschuach… Der Sohn Gottes… Plötzlich werde ich unglaublich nervös… Ich habe bis jetzt nur von ihm gehört oder gelesen und irgendwie… fühle ich mich… nicht gut dabei. Er ist so mächtig, so rein und ich? Naja, ich halt.

 

-.-.-

 

Es ist Samstagmorgen und ich grübele nach den aufwachen immer noch über das zusammentreffen mit Jeschuach. Ich glaube so aufgeregt war ich in meinen Lebzeiten noch nie. Ich meine ich treffe auf den Big Boss, quasi. Dazu ist er noch liebevoll und rein und ein jedes gläubigen Vorbild – zu denen ich ja jetzt auch irgendwie gehöre. Aber mir jetzt darüber den Kopf zu zerbrechen bringt mir schließlich auch nix. Eine dumpfe Herausgabe von der Stimme meiner Mutter dringt durch die geschlossene Tür zu mir durch „Mia, bist du wach? Frühstück.“ Das lass ich mir nicht zweimal sagen, ich hab Hunger wie ein Bär. Ich setze mich an den großen runden Esstisch und mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen, wenn ich das leckere Ei mit Bacon vor mir stehen sehe. „Warum isst du nicht Ralf? Schmeckt es dir wohl nicht? Bist du mal wieder mit meinem Koch Stil nicht zufrieden?“ Oh nein, gleich geht hier wieder mal eine Bombe in die Luft. Der Unterton meiner Mutter gefällt mir gar nicht. Mein Vater blickt ihr genervt entgegen: „Warum glaubst du immer das alles mit dir zutun hat?“

„Willst du mir damit jetzt etwas sagen Ralph?“ oh nein Mam hat schlechte Laune... Ihr Blick würde meinen Vater zerfleischen wenn er es könnte.

„Weißt du was, ich werde jetzt einfach gehen. Ich habe keine Lust auf Diskussionen.“

„Klar, renn einfach vor den Problemen weg, so wie immer!“

Meine Mutter schimpft vor sich hin während mein Vater sich aus dem Staub macht. Die Ausdrücke die sie in ihrer Ektase verwendet möchte ich nun lieber nicht weiter erläutern…

Ich muss irgendetwas unternehmen. Sie können doch nicht immer nur streiten. Vor allem nicht wegen so banalen Dingen. Aber ich weiß einfach nicht was ich tun könnte. Wenn ich versuche etwas zu sagen lässt sie Ihre schlechte Laune erstrecht an mir aus, also lasse ich ihre Beschimpfungen über mich ergehen und bete innerlich um baldige Besserung. Aber irgendwie hat mein inneres Gebet das Gegenteil bezweckt, denn plötzlich stürmt sie meinem Vater hinterher und kurz darauf höre ich lautstark wilde Diskussionen aus dem Wohnzimmer.

 

 

Kapitel 5 -Party mit Folgen

 

 

„Kommst du nun mit oder nicht? Das wird sicherlich lustig.“

Janina hat mich angerufen und gefragt ob ich Lust auf „Die Party des Jahres“ hätte, von denen es ihrer Meinung nach dutzende in einem Jahr gibt. Seit einer gefühlten halben Stunde versucht sie mich jetzt schon zu überreden.

„Du weißt dass ich da kein Bock drauf habe…“

„Och komm schon Mia. Ich akzeptiere ja dass du zum Vatikan konvertiert hast…“

„.. Ich bin Christ Janina, C.H.R.I.S.T.“

„Ja von mir aus… Aber ich akzeptiere nicht, dass ich meine beste feier-Freundin dadurch verliere. Also beweg endlich dein Arsch und zieh dir was Geiles an!“

Ich muss zugeben mich juckt es ja schon sehr in den Fingern. Allein wenn ich an die Vergangenheit denke bekomme ich Lust das Tanzbein zu schwingen. Früher habe ich mich in dem Tanzen verloren wie nie zuvor. Ich fühlte mich frei. Ach man. Was spricht schon dagegen? Ich tanze ja nur und will nicht rumhuren und in Sünde fallen.

„Okay, Okay. Ich komme mit… Aber wehe du schleppst mir wieder irgendeinen Alpha-Idioten an!“

Ich höre nur ein kreischen aus dem Telefon durchdringen, sodass ich dass Handy in Sekunden schnelle in große Entfernung zu meinem Ohr bringe.

„Geil, Geil, Geil. Das wird Super!!! Ich hole dich gegen 8 Uhr ab. Bis dann Maus“

Und schon hatte sie aufgelegt.

Eine innere Stimme sprach trotzdem zu mir: Lass es bleiben. Aber mal ganz ehrlich was ist schon dabei? Seit Wochen lese ich die Bibel und halte mich auch so gut wie möglich an jedes Gebot – Das ist echt schwer. Manchmal, sehr oft sogar unterlaufen mir noch Fehler. Aber ich habe noch nichts davon gehört, dass man nicht feiern darf. Also verbringe ich den ganzen Tag damit mir selbst neue Tanz-Moves beizubringen und mich auf die Party vorzubereiten.

Nach einer Stunde, die ich dafür genutzt habe um mich fertig zu machen bin ich zufrieden mit mir selbst. Ich hatte zwar gesagt ich stehe nicht so auf die aufgetakelten Weiber, die Ewigkeiten brauchen um sich ein neues Gesicht zu malen aber wenn es ums Feiern geht bin ich ganz vorne mit dabei. Feiern ist ja schließlich auch was anderes als Schule, oder bin ich einfach nur verkorkst? Naja egal, jedenfalls bin ich zufrieden mit meinem Spiegelbild. Meine langen Blonden Haare liegen mir jetzt in Wellen auf dem Rücken und für mein Outfit habe ich eine schwarze – enge – Lederhose an, dazu ein bauchfreies weißen Shirt mit der Aufschrift: „Shut up!“ und darüber eine schwarze Lederjacke. Ich sehe heiß aus. Die Stimme in meinem Kopf ist immer noch nicht verschwunden und protestiert auch ein wenig wegen meinem aufreizenden Erscheinungsbild, doch ich verbanne sie einfach so gut es geht in die hinterste Ecke in meinem Kopf und mache mich auf den Weg zu Janina, die bereits vor der Tür auf mich wartet.

„Du siehst heiß aus!“

„Ich weiß, aber du bist auch nicht von schlechten Eltern!“

Typische Begrüßung von Janina und mir vor einer Party, immer dasselbe Spiel. Aber es wäre auch wirklich komisch, wenn es nicht mehr so wäre, was soll ich sagen? Der Mensch ist nun mal ein Gewohnheitstier. „Was ich dir noch sagen wollte: Jakob bringt Elias mit, ich bitte dich inständig ihn nicht an die Gurgel zu springen, heute soll ein schöner Abend werden.“ Sie soll mal nicht übertreiben so weit ist es noch lange nicht gekommen, ich bin ein friedlicher Mensch. „So was würde ich nie tun“ Gespielt gekränkt versuche ich ihr das zu erklären. „Normalerweise nicht, aber bei Elias bin ich mir da nicht so sicher.“ Sie grinst mich an, was mir bedeuten soll, dass sie sich nur über mich lustig macht. Dafür bekommt sie einen leichten Stoß an die Schulter. Die Party findet bei einem Jungen aus der Oberstufe statt: eine Hausparty. Ich war noch nie bei einer, was mich umso mehr darauf freuen lässt. Nach knapp 30 Minuten fahrt kann ich schon das Haus erkennen in dem die Party stattfindet, was auch wirklich nicht schwer ist, überall sind Schweinwerfer angebracht, die das Haus in allen Farben hell erleuchten lässt und die Musik ist auch nicht zu überhören. Der Besitzer dieses Hauses hat Glück, dass das Haus ziemlich weit abseits steht. Ansonsten würde er wahrscheinlich ziemlich schnell Ärger mit der Polizei bekommen. Ich kannte den Veranstalter nicht aber das ist ja auch völlig nebensächlich, Janina kennt ihn schließlich. Wir laufen auf die Veranda des Hauses zu und ich erblicke schon 2 mir unbekannte Gesichter und der eine davon versucht mir auch noch ein aufreizendes Lächeln zu schenken. Die Betonung liegt auf versucht. Ein typischer Alpha- Idiot dessen Haare so nach hinten gegeelt wurde, dass es aussieht als hätte er sich gerade einen Eimer voll Wasser über die Rübe geschüttet. „Hallo meine Schönheiten, seid herzlich Willkommen auf meiner grandiosen Party.“ Jetzt kenne ich den Veranstalter wohl doch, tja so schnell kann’s gehen. „Spars dir mein lieber, nicht interessiert.“ Ich musste ihn einfach sofort in die Schranken weisen, denn er war schon gewillt sich uns zu nähern und das konnte ich auf keinen Fall zulassen denn Janina hat Jakob und ich? Naja ich bin eben ein einsamer Wolf. Mit hoch erhobenen Haupt stolzieren wir an dem großen, blonden Typ vorbei und seine Anmerkung: “Werden wir ja noch sehen, wie lang du noch so ne große Schnauze hast“ Ignorierte ich einfach gekonnt. Dummes Männer-Ego. Der Bass dröhnt und ich verdrängte die Begegnung mit diesem Affen einfach so schnell wie möglich. Die Musik zog mich in Sekunden schnelle in ihren Bann und ich wollte mit der tanzenden Meute mitmischen, doch Janina hatte andere Pläne, sie wollte erst Jakob finden. Seufz. Nach einer halben Ewigkeit entdecken wir die beiden Jungs endlich. Ich war noch nie so froh Elias zu sehen und ich hätte mir auch nicht erträumen lassen, dass ich es jemals sein könnte.

„Hey Baby…“ Jakob kommt zu uns und steckt Janina direkt die Zunge in den Hals. Er muss schon einiges getrunken haben denn als er mich anblinzelt, nachdem er sich mit Janina hier fast schon auf dem Boden gewälzt hätte, sehe ich in seine glasigen Augen. Eine Welle von Alkoholgeruch weht zu mir herüber als Jakob mich auch begrüßt: „Hallo Mia meine Kleine. Alles klar? Du sieht heiß aus!“ Dafür fängt er sich von Janina einen Knuff gegen die Schulter ein und von mir gleich hinterher, einfach aus Prinzip, weil sie meine beste Freundin ist. „Jaja, schon gut. Das hab ich wohl verdient.“ Lacht er darauf und versucht Janina zu beschwichtigen in dem er ihr einredet wie viel heißer sie ist. Er ist ganz schön anhänglich wenn er besoffen ist denn er Umarmt wirklich ausnahmslos jeden und naja Janina wird überall von seinen Händen begrabscht. Aber es scheint sie ja nicht zu stören. „Hey Mia“ Ich spüre heißen Atem an meinem Hals und eine Hand, die sich an meine Taille legt. Auf meinem ganzen Körper breitet sich eine Gänsehaut aus, was mir gar nicht gefällt. Das kann nur einer sein. „Habe ich dir die Erlaubnis erteilt mich anzufassen?“ langsam drehe ich mich um und sehe in das frech grinsende Gesicht von Elias. Er sieht zum Anbeißen aus mit seinen perfekt gestylten Haaren, seiner lässigen schwarzen Jeans und dem weißen T-Shirt, dass seine Muskeln mal wieder perfekt umspielen. Aber ich lass mich davon nicht ablenken. Er sieht gut aus, na und? Er ist ein Arschloch! Ich rufe mir zur Bestätigung dieser Feststellung die Bilder in Gedanken in denen er viele andere Weiber um den Finger gewickelt hat und weiß Gott was er noch bei ihm zuhause mit ihnen gemacht hat. „Mhm. Ich würde sagen ich mir selber. Ich meine ich hätte dich auch direkt an deinem schicken Hintern packen können, den du hier so schön präsentierst, aber ich hab ja Anstand.“ Ich funkel ihn böse an. „Das du das Wort Anstand überhaupt kennst ist mir neu. Aber ich bezweifle das du es verstanden hast.“

„Vielleicht hast du ja Recht.“ Sagt er mit einem koketten Grinsen und grabst mir beim Gehen an den Hintern. Ich bin zu überrascht als das ich schnell genug reagieren könnte und starre ihm nur sprachlos hinterher.

„Mia! Schön dass du auch da bist. Wollen wir tanzen?“ Ich drehe mich zu der fiepsigen Stimme um, die eindeutig Mira gehört. Sie torkelt auf mich zu, sie hat wohl auch schon ganz schön viel intus und lächelt mich durch ihre glasigen Augen breit an. „Ja klar, das musst du mich kein zweites Mal fragen!“ Zusammen gehen Alina und ich in die Mitte des Wohnzimmers, die Tische, Stühle und das Sofa wurden beiseitegeschoben, zwar so, dass man sie noch gut nutzen kann und es annehmbar aussieht aber auch so, dass genug Platz ist um ein paar dutzend Schüler ihr Tanzbein ohne Probleme schwingen können. Erst jetzt fällt mir auf, dass das Haus wirklich riesig ist. Dieser schmierige, ekelhafte Typ muss ganz schön Kohle haben, oder besser gesagt seine Eltern. Ich lass mich jedoch nicht weiter davon ablenken und konzentriere mich voll und ganz auf die Musik und meinen Hüftschwung. Ab und zu bleiben ein paar Jungs stehen um Alina und mich zu begaffen, was aber weniger schlimm ist, manchmal fühle ich mich davon sogar bestätigt, nicht dass ich es nötig hätte aber ab und zu gibt es meinem Selbstbewusstsein einfach nochmal einen kleinen schubs. Nach einiger Zeit entdecke ich Elias, wie er in sicherer Entfernung beobachtet wie wir unsere Hüften kreisen. Ich registriere das mit einem bösen lächeln und gebe jetzt mal so richtig Gas. Ich gebe mich komplett der Musik hin und erinnere mich an alle heißen moves vom Hip Hop Unterricht. Ich höre die Menge Jubeln und ein paar Jungs mir zu pfeifen, was mich nur noch breiter lächeln lässt, denn ich weiß mein Plan geht auf. Ich öffne die Augen um nach Elias Ausschau zu halten, denn ich will seinen Gesichtsausdruck sehen. Doch statt Elias erblicke ich den Veranstalter dieser Party und halte in meiner Bewegung inne. Sein Blick lässt es mir kalt den Rücken herunter laufen und ich spüre einen Anflug von Panik. Ich kenne diesen Blick, er hat nichts Gutes zu bedeuten. Es ist schon so lange her und trotzdem erinnere ich mich an jedes einzelne Detail und vor allem an diesen Blick. Damals bin ich gerade noch gut aus der Sache heraus gekommen, ob ich das wieder schaffen würde? „Mia ist alles inordnung?“ Alina reißt mich aus meinen Gedanken indem sie mir eine Hand auf die Schulter legt und mein Kopf schnellt erschrocken zu ihr. Erst jetzt bemerke ich mein leichtes Zittern an den Händen. „Äh.. Ja.. Ja, ich brauch nur mal frische Luft.“ Alina nickt leicht. „Soll ich mitkommen?“ „Nein, schon gut. Danke.“ Zur Untermalung schüttle ich noch meinen Kopf und dann bahne ich mir schon den Weg durch der Menschenmenge nach draußen.

Der kalte Wind streift meine nackten Arme. Die Lederjacke hab ich vorher schon ausgezogen, da es einfach zu warm da drin war, vor allem beim Tanzen. Ich blicke nach oben in den klaren Sternenhimmel und versuche meine Gedanken zu sortieren. Ein Flashback ist mir schon ewig nicht mehr passiert. War der Blick den ich in dem schmierigen Typ gesehen hab nur Einbildung? Ich sollte ihm trotzdem besser fern bleiben. „hey.“ Ich sehe wie jemand sich mir nährt und sehe dann, dass es Elias ist. „was willst du?“ Frage ich ihn barsch und verdrehe meine Augen. Er geht jedoch gar nicht erst auf meine Frage ein und setzt sich einfach neben mich. „Die Sterne kann man heute richtig gut sehen. In solchen Nächten setze ich mich gerne raus und studiere sie, das beruhigt.“ Ich sehe ihn an, sehe direkt in seine Augen, da er mich wohl schon die ganze Zeit betrachtet. „So wie du gerade.“ Seine Stimme ist tief und melodisch. Er sagt das so ernst, dass ich nicht weiß was ich erwidern soll. Ich wende mein Blick wortlos wieder den Sternen zu und gebe mich wieder meinen Gedanken hin. „Wow, kein dummer Spruch. Eine willkommene Abwechslung.“ Höre ich Elias neben mir lachend sagen. Als ich wieder nichts darauf erwidere legt er seinen Arm um meine Schultern und zieht mich an sich. Ich lass ihn machen, denn ich habe gerade nicht den Willen und die Kraft mich gegen ihn zu wehren. Elias sagt kein weiteres Wort, er betrachtet nur schweigend mit mir die Sterne, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Er hat sicherlich gesehen wie ich vorher raus gestürmt bin und auch wie ich gezittert habe und ich rechne es ihm hoch an, dass er hie bei mir ist und mich wortlos tröstet wie ein guter Freund. Daran könnte ich mich vielleicht gewöhnen.

 

Ich nehme alles zurück, ich könnte mich niemals an den Gedanken gewöhnen mit Eilas gut auszukommen. Er macht mich wahnsinnig! Nach ca. einer Stunde sind wir gemeinsam zurück zur Party und kaum waren wir in der Nähe der Menschenmenge kam der Macho wieder durch. Ein dummer Spruch nach dem anderen und kein Mädchen wurde ausgelassen um sie zu begrabschen und heftig mit ihr zu flirten. Mittlerweile ist er auf und davon um eine neue Bettgeschichte zu seiner Liste zu zählen. Ja das musste er mir unter die Nase reiben, wie lang seine Liste ja ist… Bla Bla. Nun stehe ich an einem langen Tisch, der als Bar dienen soll und Kippe mir ein alkoholisches Getränk in den Rachen. Ja ich weiß, ich sollte eigentlich kein Alkohol mehr trinken aber diesen Abend ertrage ich nur noch mit ordentlich vernebelten Gedanken. Plötzlich spüre ich, wie sich eine Hand um mich legt und mit einem Seitenblick erkenne ich, dass es der Besitzer dieses Hauses ist, der mich schelmisch anlächelt. Der kann’s wohl einfach nicht begreifen. „Was willst du? War ich vorher nicht deutlich genug?“

„Jetzt sei doch nicht so Babe‘. Es ist meine Party, du könntest ja schon ein wenig dankbar sein für so einen tollen Abend.“ Um mir klar zu machen, was er mit dankbar meint, drückt er sich gegen mich und ich kann eine Beule an meiner Hüfte spüren. Meine Augen weiten sich unnormal und in Sekunden schnelle hat sich mein Hirn wieder vom Alkohol regeneriert und arbeitet jetzt auf Hochtouren. Ich habe mir diesen schrecklich ekelhaften Blick vorher nicht eingebildet. Die einzig kluge Reaktion wäre jetzt die Beine in die Hand zu nehmen und zu verschwinden, aber ich bin wie festgewachsen und bleibe stehen. „Ich wusste doch du willst es auch.“ Raunt er mir mit einem bösen lachen ins Ohr. „NEIN – ich will das ganz und gar nicht“, würde ich ihm am liebsten ins Gesicht spucken, aber es kommt nix, kein einziger Ton von mir. Scheiße warum bin ich starr wie eine Statue? Wozu die ganzen Selbstverteidigungskurse wenn ich jetzt nix davon verwenden kann? Langsam fährt er meine Seite mit seinen ekelhaften Fingern nach oben und in meinen Augen sammelt sich langsam aber sicher die Nässe. Dann drängt er sich noch enger gegen mich, sodass ich ihn noch mehr spüren kann und greift zu meinem Handgelenk um mich wegzuziehen. Jetzt ist meine Schockstarre wirklich hilfreich, denn sogar wenn er versucht mich vor sich her zu schieben, bleibe ich wie angewurzelt stehen, was ihn unglaublich wütend werden lässt. Sein Griff um meinen Arm wird stärker, so dass ich mir sicher bin blaue Flecken davon zu tragen und in seinen Augen sehe ich Funken der Wut liegen. Jetzt scheint sich ein Schalter in mir umgelegt zu haben. Mein rationales Denken hat sich ausgeschaltet und ich scheine die kontrolle über meinen Körper nun völlig verloren zu haben. Ich hebe meine Hand und lege sie auf seine Brust, woraufhin er mir nur mit einem verwirrten Blick entgegnet. Und daraufhin geschieht es: Er fängt an zu schreien, so laut das er sogar die Musik um ein dreifaches übertönt und ich ziehe vor Schreck meine Hand zurück. Ich blinzle meine Hand verdutzt an und dann sehe ich zu dem blonden Typen, der nun vor mir kniet und mittlerweile sogar schon angefangen hat zu weinen. „Es… Es tut mir leid…Es tut mir so leid Mia.“ heult er nun noch stärker los. Was zum..? Ich kann nichts anderes tun als ihn fassungslos anzustarren. Was ist da gerade passiert? „Mia? Alles in Ordnung? Was ist passiert?“ Höre ich Elias auf einmal sagen. Wo kommt der denn jetzt her? „Ich… Ich weiß es nicht.“ Stottere ich als Antwort und sehe mich hilfesuchend um. Alle haben den Blick auf mich und den Typ gerichtet, keiner rührt sich mehr und die Musik ist jetzt nebensächlich. Ich fühle mich wie die Hauptattraktion einer Freak- Show. „Ich muss hier weg.“ Wispere ich mehr zu mir selber als zu sonst jemandem. Ich sehe noch ein letztes Mal zu dem Häufchen elende, dass vor mir auf den Knien liegt und drehe mich dann um, um schleunigst von hier zu verschwinden.

Der kalte Wind peitscht mir ins Gesicht. Die Mühe mir noch meine Jacke zu Angeln habe ich mir nicht mehr gemacht, ich wollte nur noch raus. Was ist da drin bitte mit mir geschehen? Nach ein paar hirnrissigen Theorien, in denen ich teilweise von Aliens entführt wurde ohne es zu wissen beschließe ich dass ich darauf jetzt keine Antwort bekommen werde. Erneut betrachte ich meine Hand, die vorher noch auf der Brust des Blonden Jungen gelegen hat. Wie kann ich nur auf die Idee ihm meine Hand auf die Brust zu legen? Vor allem in dieser Situation, in der ich alles anderes wollte als ihn zu berühren. Ich schüttle den Kopf über mich selbst. Aber was wäre passiert, hätte ich es nicht getan?

„Mia?... Mia, warte doch mal.“ Ohne auf Elias zu warten laufe ich unbeirrt weiter, als hätte ich ihn nicht gehört. Doch plötzlich rennt er an mir vorbei und kommt direkt vor mir zum Stehen, woraufhin mir nichts anderes übrig bleibt als ebenfalls stehen zu bleiben, wenn ich nicht in ihn rein laufen will. „Gut zu wissen dass du immer noch einen scheiß darauf gibst, was ich zu dir sage.“ Erklärt er mir, völlig außer Atem. Ich mustere ihn eingehen - mal wieder. Seine Brust bewegt sich rauf und runter, durch das schnelle Atmen. Seine Haare sind ein wenig zerzaust, was mir irgendwie noch besser gefällt als wenn sie fein säuberlich nach hinten geelt. Es Juckt mir in den Fingern, gerne würde ich mal durch seine zerzauste Mähne – nein, Stopp. Kaum merklich schüttle ich meinen Kopf um wieder klare Gedanken fassen zu können. „Komm ich fahr‘ dich nachhause.“ Ich beobachte wie er seine schwarze Übergangsacke auszieht und mir um die Schultern legt. Mit seinen Händen die er um mich gelegt hat streicht er noch ein paarmal über meine Schultern, um mich zu wärmen und ich lasse alles wortlos über mich ergehen.

„Wo sind Jakob und Janina?“ Frage ich ihn nach einer Weile.

„Ich weiß es nicht… Vielleicht in einem Busch und treiben es da gerade Wild.“

Ich strafe ihn mit einem tödlichen Blick – aber umkippen tut er trotzdem nicht.

Jakob der immer noch seine Arme um mich gelegt hat und mich zu seinem Auto führt Grinst mich eine Weile nur frech an bis er plötzlich wieder einen ernsten Gesichtsausdruck bekommt. „Ich habe wirklich keine Ahnung. Aufjedenfall haben sich die beiden schon vor einer Weile aus dem Staub gemacht und dich einfach da stehen gelassen. Obwohl sie hier jetzt wirklich mal gebraucht werden könnte…“ Den letzten Satz murmelt er zu sich selbst aber ich habe ihn trotzdem verstanden und den Sinn dahinter auch. Ich bin eine Last die er lieber jemand anderem unterschieben würde, in diesem Fall Janina. Ich seufze und versuche mir die Jacke von meinen Schultern zu streifen, doch schon bleibt Jakob stehen, greift die Jacke und zieht sie wieder eng um mich herum. „Was soll das Kleine?“ Fragt er mich ohne die Jacke los zu lassen.

„Ich will dir nicht zu Last fallen. Ich kann auch nachhause laufen.“ Meine ich ernst.

„Willst du mich verarschen? Erstens ist es Schweine Kalt und zweitens Wohnst du ca. eine halbe Stunde von hier weg.“ Kontert er.

Ich lege meine Stirn in Falten. Woher weiß er wo ich wohne? Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern es ihm gesagt zu haben, oder leide ich jetzt an Demenz?

„Ich habe Janina mal gefragt..“ erklärt er mir, offensichtlich wie ich so verdutzt geguckt haben muss, dass er mir die Frage angesehen hat. Ich nicke leicht um ihm zu bedeuten, dass ich ihn verstanden habe. Ich habe gerade schon meinen Mund geöffnet um ihn zu fragen warum er das wissen wollte, doch er kommt mir zuvor. „Mia, ich werde dich nicht alleine nach Hause gehen lassen, es ist dunkel und dir ist kalt. Ich habe schon den ganzen Abend auf dich aufgepasst und ich werde es jetzt weiter tun, denn ich könnte es nicht ertragen wenn dir irgendetwas zustößt. Vor allem da du heute anscheinend sowieso nicht mehr ganz auf der Höhe bist. Verstanden?“ Völlig überrumpelt von seinen Worten kann ich nichts weiter tun als zu nicken. Er hat den ganzen Abend schon auf mich aufgepasst? Was soll das bedeuten? Nach diesem Versprechen mich nicht allein zu lassen, schiebt er mich weiter zu seinem Wagen und auch als wir in seinem Wagen sitzen und er schon los gefahren ist sagt keiner mehr ein Wort. Irgendwann halte ich die Stille aber nicht mehr aus und ich verspüre den starken Drang ihm irgendetwas zu sagen. „Danke, Elias.“ Wispere ich ihm schüchtern zu. Einen kurzen Augenblick wendet er seinen Blick von der Straße ab und blickt zu mir rüber, wirklich nur kurz. „Du brauchst mir nicht zu danken, ich würde es immer wieder tun.“ Ein ehrliches Lächeln überkommt mich bei seinen Worten. Heute war er wirklich…nett. Erst das trösten unter dem Sternenhimmel und jetzt bringt er mich nachhause und versichert mir, dass er mich immer beschützen würde. Einerseits bin ich Janina wohl dankbar, dass sie einfach mit ihrem Lover abgegangen ist aber ich werde ich morgen trotzdem den Marsch sowas von blasen.

Kapitel 6 - Fremde

 

 

 

Meinen Körper umgibt eine wohlige Wärme und sehr viel weißer, nach Lilien riechender Schaum. Ich liebe unsere Badewanne. Sie ist groß und bequem und vor allem liebe ich es zu Baden. Jeder Muskel entspannt sich langsam durch das heiße Wasser, das jeden Zentimeter meines Körpers umarmt. Ich lasse mich immer tiefer hinein gleiten, bis ich bis zu meiner Nasenspitze im Wasser liege. 2 Tage ist nun der seltsame Vorfall mit dem Jungen auf seiner Party her und ich habe immer noch keine Antwort auf die Frage was da mit mir los war. Ich betrachte erneut meine Hand, was jetzt sicherlich schon gefühlt das zehn Millionste Mal in Folge ist, aber ich kann immer noch keinen Hinweis für das geschehene entdecken.

Gestern kam Janina vorbei um sich für ihr verschwinden zu entschuldigen, Elias muss wohl bei Jakob eine ganz schöne Szene gemacht haben. Bei dem Gedanken daran muss ich Grinsen. Langsam fange ich an den Kerl zu mögen. Jedenfalls hab ich ihr – wie Solls auch anders sein, bei meiner besten Freundin – verziehen. Aber davor gab es noch eine mächtige Standpauke. Ich hatte mir eigentlich auch vorgenommen sie heute in der Schule mit Ignoranz zu bestrafen, aber das ging nur bis zur Mittagspause gut. Ich wollte es mir schließlich nicht nehmen lassen an meinem Stammtisch zu sitzen. Von dem Vorfall auf der Party am Wochenende hat kein einziger geredet, wahrscheinlich dachten sie einfach ich hätte dem Typ in die Eier getreten, weshalb er angefangen hat zu weinen. Naja, mir soll es nur recht sein. So denke wenigstens nur ich selber, dass ich ein Freak bin. Nach einer Ewigkeit, die ich in der Badewanne verbracht habe ringe ich mich dazu durch, aus dem Wasser zu steigen. Ich trockne mich ab, wickle meine Haare und meinen Körper jeweils in ein Handtuch und verschwinde in mein Zimmer. Dort angekommen ziehe ich mir eine lockere Shorts und ein T-Shirt über und dann pflanze ich mich in mein Bett. Da ich heute nichts anderes vor habe und es sowieso mal wieder dafür Zeit wird, nehme ich mir mein neustes Lieblingsbuch „Die Bibel“ und einen Textmarker zur Hand und fange an das Neue Testament zu lesen.

 Heute lege ich mich früh schlafen, weil ich inständig hoffe heute in meine wunderschöne Traumwelt abzudriften und zu trainieren und vielleicht kann mir ja sogar jemand den Vorfall auf der Party erklären. Mit einem Lächeln im Gesicht, weil ich mich darauf freue mit Michael zu trainieren schlafe ich ein. Genauso wache ich aber auch wieder auf. Mist. Schon seit 3 Tagen keine andere Welt mehr. Wozu habe ich bitte gelernt meine Träume zu kontrollieren, wenn ich nicht mal von alleine dorthin zurück kann? Habe ich vielleicht etwas falsch gemacht? Ich denke den ganzen Morgen darüber nach. Es lässt mir einfach keine Ruhe, ich habe viel zu viel Angst, dass ich nicht mehr würdig genug sein könnte, um eine Kriegerin des Lichts zu sein. Ein Druck auf meiner Schulter lässt mich wieder in das reale Leben zurückkehren. „…dich etwas gefragt!... Mia?“ verdutzt blicke ich in die grünen Augen von Carly, meiner Sitznachbarin. „Hm?“, antworte ich ihr knapp. „Du und deine Tagträume, irgendwann kostet dich das noch was.“ meckert sie mit einem ausfälligen Augenrollen. „Aber nun zurück zu dem, was ich dich gefragt habe. Was wird nun aus dem Projekt? Wir werden langsam alle ungeduldig!“ kurz rattert es in meinem Kopf, ich bin wohl noch nicht wieder ganz anwesend, aber dann fällt es mir wieder ein. „Oh. Ja. Mist! Ich muss nachher gleich zum Direktor und es anmelden!“

„Gut.. Aber vergiss es nicht wieder.“ Ich quittiere das mit einem Nicken.

In der nächsten Pause tu ich wie mir befohlen und schlendere die Gänge entlang, bis ich vor der Tür stehen bleibe neben der ein Schild mit der Aufschrift „Rektorat“ angebracht wurde. Nach dreimal klopfen, höre ich auch schon die tiefe grimmige Stimme unseres Rektors „Herein!“. Ich ziehe die Tür auf und trete in den großen, chaotisch wirkenden Raum. Auf dem Schreibtisch sind ein paar Blätter verteilt und hinter dem sehr groß geratenen Monitor lugen 2 von einer Brille geschützte Augen hervor und mustern mich neugierig. „Mia, was gibt’s?“

„Hallo Herr Pirisius“ beginne ich selbstbewusst. „Ich hatte vor ein paar Wochen wegen einem Projekt angefragt und jetzt, da die Planung dafür so gut wie durch ist, hätte ich gern die Genehmigung dafür.“

„Ja aber natürlich. Heute in zwei Wochen können sie den halben Tag beanspruchen. Hier.“ Herr Pirisius drückt mir einen kleinen Zettel in die Hand auf dem er Unterschrieben hat, dass er diese „Veranstaltung“ genehmigt. Ich lächle in freundlich an. „Danke Herr Purisius.“ Er nickt mir zu und damit ist das Gespräch dann auch beendet und ich verlasse sein Büro.

Da die Mittagspause schon längst begonnen hat, mache ich mich schleunigst auf den Weg in die Cafeteria und geselle mich zu den anderen. „Hey Mia!“ werde ich herzlich von allen Seiten begrüßt. „Heute ganz schön spät dran.“ Informiert mich Janina. „Hey Leute, “ begrüße ich erst die Menge an unserem Tisch. Jakob, Mara, jemand aus Janinas klasse und Elias grinsen mich an. Die Blondine die sich verächtlich an Elias schmiegt ignoriert mich einfach. Seit Elias mit an unserem Tisch sitzt tanzen hier öfters einige Tussis an, die mich anscheinend nur wegen einem einfachen „Hallo“ gleich umbringen wollen. Ich wende mich direkt wieder Janina zu. „Danke für die Info, weiß ich selbst... Ich habe jetzt einen Termin für das Projekt mit der Oberstufe.“ Verkünde ich ihr. „Zeig mal her!“ Kommt es da sogleich aus der Ecke in der Elias sitzt. Aber bevor ich etwas erwidern kann reißt er mir schon den wisch, den ich die ganze Zeit stolz in der Hand halte weg. „Ähm.. Ja, kein Problem. Hier, ich gebe es dir.“ Sage ich sarkastisch. Womit ich nur mit einem „Ja ja“ beehrt werde, während er den Zettel, den mir der Rektor vor ein paar Minuten in die Hand gedrückt hat, genauestens inspiziert. „Und schon einen Plan gemacht? Ich hoffe er beinhaltet auch so schöne Spiele wie 7 Minuten im Himmel, damit ich dich endlich verführen kann.“ Flirtet er mich gespielt an. „Ja. Sicherlich.“ Entgegne ich ihm ironisch, woraufhin er nun schelmisch lächelt. Langsam habe ich mich an diese Seite von ihm gewöhnt. Naja was heißt langsam… Sagen wir es mal so: seit er am Wochenende so nett zu mir war und mir wirklich geholfen hat, kann ich über so einige Dinge hinweg sehen. Außer über die Blondine neben ihm, die mich jetzt noch grimmiger ansieht als vorhin. Was habe ich ihr bitte getan? Und warum schmiegt sie sich immer enger an Elias? Letzten Endes entscheide ich mich, mir nicht weiter einen Kopf über diese Blondine und Elias zu machen, die Olle sitzt bald auf seinem Schoß wenn sie noch ein Stückchen näher rutscht, sondern setze mich auf meinen Hintern und lausche dem Gespräch von Janina und Mara.

„Jetzt erzähl schon!“ Drängt Janina.

„Ok, Ok. Er hat mich so komisch angelächelt und…!“ erklärt Mara daraufhin.

„Wer?“ platzt es da aus mir raus und ich unterbreche sie.

„Na der heiße Typ, der gerade im L.P. aushilft!“ erzählt Mara mir viel zu aufgeregt. L.P. ist eine angesagte Bar hier in der Gegend, in der wir auch öfters herumlungern.

„Ich kenne keinen heißen Typ der da arbeitet.“ Stelle ich Stirnrunzelnd fest.

„Ja weil er ja auch neu ist. Er ist anscheinen vor kurzem her gezogen und jetzt hilft er dort aus.“

„Es ziehen gerade ganz schön viele Leute hier her.“ Überlege ich

„Woher weißt du so viel über ihn, Mara?“ fragt Janina nun mit einem amüsierten Unterton.

„Na weil ich mich mit ihm unterhalten hab, das wollte ich doch schon erzählen, aber dann hat Mia nachgefragt von wem ich rede und… ach egal… jedenfalls wird das mein neuer.“ Verkündet Mara stolz.

„Achja? Und das weißt du, weil ihr einmal miteinander geredet habt?“ Lacht Janina, was Mara wohl gar nicht gefällt, denn aus ihrem verträumten Blick wird nun ein beleidigter. „Ach halt die Klappe Janina, du hast doch keine Ahnung“

„Hey Mia, hast du schon von dem Terror- Anschlag in Frankreich gehört?“ Elias zieht meine vollste Aufmerksamkeit wieder zurück auf sich. „Nein.. Wieso, was ist da denn passiert?“ Frage ich, überrascht über den plötzlichen Themenwechsel. Er zuckt mit den Schultern „Naja Irgendwer hat wohl Europa den Krieg erklärt und hat irgendwo in Frankreich eine Bombe gelegt und 23 Menschen sind gestorben.“

„Das ist ja schrecklich!“ stelle ich entsetzt fest.

„Naja eigentlich haben es die Franzosen ja verdient und diese Typen, die das gemacht haben werden sicherlich auch noch dafür bestraft.“ Entgegnet er mir gleichgültig. Ich werde wütend bei seinen Worten und antworte ihm deshalb gereizt. „Ist das dein Ernst? Keiner verdient das und du kannst die Franzosen nicht alle über einen Kamm scheren! Außerdem könnte es genauso uns treffen also sei mal nicht so gehässig. Arsch.“

„Wow. Bleib mal ganz ruhig kleine.“ versucht er mich zu beschwichtigen.

„Nein. Bleibe ich nicht. Bei so einem scheiß, der aus deinem Mund kommt geht das gar nicht.“ belle ich ihn an und mache mich auf, um aus der Cafeteria zu verschwinden.

Wütend stampfe ich nachhause, weil die sechste Stunde ausgefallen ist und rege mich immer noch über Elias auf. Ich kann nicht verstehen warum er über jemanden so herablassend redet, nur wegen seiner Herkunft. Ich starre auf den Boden und stampfe immer noch weiter bis irgendetwas hartes mich zum Stehen bringt. Ich sehe an der harten Brust nach oben und erreiche irgendwann das Gesicht des jungen Mannes. Er ist so groß, dass ich meinen Kopf in den Nacken legen muss. Er hat blondes, bis zu den Schultern reichendes Haar und einen leichten Drei-Tage-Bart. Seine Grau-Blauen Augen und seine hohen Wangenknochen, lassen ihn wie einen Engel wirken. „Hey Vorsicht.“ Schmunzelt er. „Ist alles ok bei dir?“ Seine samtig weiche Stimme lässt ihn noch mehr wie ein Engel wirken, was mir meine Sprachfähigkeiten vergessen lässt. „Hey, Hallo? Alles okay? Also so Dolle bist du ja eigentlich nicht gegen mich gestoßen...“ klingt er jetzt besorgt und ich finde wieder zu mir. „Oh.. Nein.. also Ja.. Ja mir geht’s gut.“ Stottere ich. Er lächelt, das schönste Lächeln das ich je gesehen habe. „Gut. Ich bin Gabriel und wie heißt du?“

„Mia.“ Entgegne ich freundlich und strecke ihm die Hand hin, einfach weil er so Reif erscheint und ich es einfach für angemessen empfinde. Doch er winkt ab und legt mir einen Arm um die Schultern und schlendert mit mir los.

„Also Mia, du sahst vorhin ganz schön wütend aus. Irgendwas vorgefallen?“ fragt Gabriel mich interessiert.

Ich weiß nicht warum, aber ich erzähle ihm direkt warum ich so wütend war und frage mich im Nachhinein selbst was in mich gefahren ist, ich kenne ihn ja gar nicht. „Hmm, ich verstehe.“ Nickt er. „Weist du zurzeit passieren viele solch schreckliche Dinge... Es wird Zeit, dass jemand etwas daran ändert, findest du nicht?“

„Ich weiß nicht genau von welchen schrecklichen Dingen du redest.“ Gebe ich ihm zu verstehen.

Eine Weile lang trotten wir einfach nur ein wenig nebeneinander her und er beginnt mich nach meinen Hobbys, meinen Eltern und allem anderen was mich betrifft auszufragen. Und wie schon bei der vorherigen Frage warum ich so wütend war, gebe ich ihm alles über mich Preis. Es ist einfach so ein starkes Gefühl, dass mir sagt ich kann ihm vertrauen.

Irgendwann bleibt er ohne eine Vorwarnung einfach stehen, ich bemerke es erst nach ein paar weiteren Schritten aber bleibe dann auch stehen.

Er sieht mir tief in die Augen und überlegt lange bevor er mir eine Frage stellt.“ Mia.. Ich habe eine wichtige Frage an dich. Glaubst du an Gott?“

Völlig überrumpelt von seiner so direkten Frage, die gar nichts mit dem vorhergehenden Thema zu tun hat, nicke ich nur. „Gut, vielleicht sollten wir uns mal einen ruhigen Platz suchen, dann erzähle ich dir mal was ok?“ Ich nicke erneut. „Gut, weißt du wo wir hin können? Ich kenne mich hier noch nicht so aus.“ Fragt er mich.

„Ähm ja.. Ich denke der Park ist ganz ok... Da hinten.“ Ich dirigiere ihn über die Straße und um eine Ecke und dort ist er auch schon zu sehen. Ein kleines friedliches Plätzen, wo manchmal Hundebesitzer mit ihren Hunden Gassi gehen.

Plötzlich ertönt die Hintergrundmusik von dem Film Fifthy Shades of Grey. Auch wenn ich mit Jungs nichts Sexuelles am Laufen hab, liebe ich diesen Film einfach. Mir ist es gerade aber sehr peinlich, da Gabriel gerade neben mir zum Stehen kommt und es mitbekommt. „Tschuldige.“ Murmle ich in seine Richtung. „Hallo? Hier ist Mia.“ Ich gehe ran ohne zu sehen, wer es ist. „Hey Mia! Hier ist Mike.“ Ertönt die weiche Stimme von dem Bruder von Anna. „Oh! Hi Mike. Ist alles gut? Wieso rufst du an?“ will ich wissen. Er räuspert sich bevor er weiter spricht. „Also naja.. Ich habe mir so überlegt also…“ stottert er, was ich ganz amüsant finde, denn so kenne ich den vorlauten Mike gar nicht. „Raus mit der Sprache, Mike.“ Nach einer kurzen Pause rattert er es einfach runter. „Willst du mit mir essen gehen? Also ein Date?“ Kurz bin ich Sprachlos. Mich hat noch nie jemand nach einem Date gefragt und vor allem von Mike hätte ich das wahrscheinlich nie erwartet. Ich habe keine Ahnung was ich sagen soll und bleibe einfach nur verdattert stehen. „Hallo? Mia? Bist du noch dran?“ fragt Mike mich verunsichert. Bevor ich antworten kann wird mir mein Handy jedoch entzogen und kurz wundere ich mich wo es hin ist bis ich Gabriel sprechen höre. „Hallo? – Ja, Hi Mike. Bei Mia ist es grade ganz schlecht wir müssen da was Wichtiges bereden. Sie ruft dich sicher bald zurück. – Ja. – Ok, ich richte es ihr aus. – Bye Mike, war schön dich kennengelernt zu haben.“ Er legt auf und gibt mir mein Handy wieder zurück. Ich kann nichts anderes als da zu stehen und ihn blöd anzustarren. „Was? Ich habe dir gerade aus der Patsche geholfen. Du hast jetzt noch ein wenig Zeit um dir zu überlegen, ob du mit dem netten Kerl ausgehen willst.“  Berichtet er schmunzelnd. „Du weißt schon, dass das gerade ziemlich unhöflich war?“ frage ich ihn. „Womöglich.“  Nickt er, „Aber es war allemal besser als deine Reaktion, und wenn du ihm noch länger einfach nicht geantwortet hättest oder besser noch, in deinem überraschten zustand noch etwas Dummes geantwortet hättest.“ Er zieht die Luft ein, spricht aber nicht aus was dann geschehen wäre. Das ist aber auch nicht nötig, ich kann es mir schon ganz gut vorstellen. Er hätte sich verarscht Gefühlt und wer weiß wie er darauf reagiert hätte. „Danke“ sage ich kleinlaut woraufhin er mir nur ein Lächeln schenkt.

Im Park angekommen setzen wir uns zusammen auf eine Bank und quatschen erstmal über Gott und die Welt. Er scheint wirklich ein netter Kerl zu sein und mal ehrlich, von diesen grau-blauen Augen komm ich einfach nicht los, sie ziehen mich komplett in ihren Bann. Irgendwann fällt mir dann aber wieder ein, warum wir eigentlich gemeinsam in den Park gegangen sind. „Gabriel?“ Seine wunderschönen Augen fixieren meine und es scheint als würde er tief in meine Seele blicken können.“ Ja?“

„Du wolltest mir etwas erzählen.“ Erkundige ich mich kleinlaut.

„Ja… Also als erstes bin ich froh jemanden wie dich gefunden zu haben.“ Ich runzle meine Stirn bei seinen Worten… Will er mir jetzt einen Antrag machen? „Also ich meine weil du glaubst, hast du ja gesagt.“ Schiebt er noch schnell hinterher.

„Achso.. Ja habe ich gesagt aber das ist doch jetzt nichts Seltenes…“ stelle ich fest.

„Du glaubst gar nicht wie selten.“ Stellt er nachdenklich fest. „Viele geben es, selbst wenn es so ist, nicht mal mehr zu, weil sie in manchen Ländern deswegen umgebracht werden.“

Ich reiße meine Augen bei seinen Worten auf. Das wusste ich nicht… Ich meine nur weil man an etwas glaubt, das ist doch kein Verbrechen, oder?

„Sie werden auf schrecklichste Weise ermordet und ihnen wird auf jede erdenkliche Weise schmerz zugefügt.“ Erzählt er durchgehend weiter. „Wieso?“ hauche ich. Nach einer kurzen Pause fährt er fort. „Weil sie uns hassen. Sie dienen dem Gott der Lügen und des Hasses und deshalb hassen sie alle, die ihm nicht dienen.“ „Luzifer“ schlussfolgere ich.

„Ja genau.“ Er legt eine melodramatische Pause ein. „Du bist in Gefahr, Mia… Wir alle sind in Gefahr. Aber ich glaube, dass wir kämpfen können, dass wir kämpfen sollten.“ Ich weiß noch nicht so recht was ich davon halten soll. „Mia, das ist nicht das einzige was schrecklich auf dieser Welt ist und wir beide wissen, dass es mehr gibt. Und ich glaube wir beide sind Teil davon.“ Ich sehe ihn an und erkenne eine Entschlossenheit in seinen Augen, die ich nur bewundern kann.

„Wie kommst du darauf, dass wir Teil von so etwas sind?“ frage ich ihn skeptisch.

Wieder kommt es mir so vor, als würde er in mich hinein sehen können.

„Weil ich weiß wer du bist… Du bist ein Engel und ich weiß es.“

Verwirrt bleibe ich regungslos sitzen. Er weiß es? Woher? Wie ist das möglich? Was wird er jetzt tun? In mir macht sich schon Panik breit bevor er mich endlich erlöst.

„Keine Sorge, ich werde dir nichts tun, im Gegenteil: Ich will dir helfen.“

Mir fällt ein Stein vom Herzen. „Ich bin wie du“ fährt er fort.

 

 

Kapitel 7 - Jeschuach

Also ich würde doch mal behaupten, dass alles gerade grandios verläuft. Endlich habe ich jemanden gefunden, dem ich alles was mir in letzter Zeit passiert ist erzählen kann und mich nicht für verrückt erklärt.

Ich wollte ihm schon von der Party erzählen und ihm schildern, was dort passiert ist. Ich meine er kennt sich viel besser aus als ich und vielleicht kennt er die Antworten nach denen ich so verzweifelt suche, aber ich traue mich einfach nicht. Schließlich könnte er mich trotzdem für verrückt erklären. Vielleicht stimmt ja irgendetwas nicht mit mir.

Ich bin fest entschlossen, heute eine Antwort bekommen zu können, denn: „Bittet, so wird euch gegeben.“ (Matthaeus 7:7) so steht es geschrieben. Ich fackele auch gar nicht lange und mache es mir auf dem samtweichen, schneeweißen Teppich, der auf dem Boden vor meinem Bett in meinem Zimmer ausgebreitet ist, im Schneidersitz bequem. Ich falte die Hände, schließe meine Augen, und bitte um Antworten. Nachdem ich das letzte Wort gesprochen habe:  „Amen“, öffne ich die Augen und… nichts. Weder das Buch schlägt sich auf magische Weise auf, noch irgendeine klitzekleine anderweitige Veränderung. *Seufz*. Ich versuche es einfach noch mal. Aber wieder geschieht nichts. Okay – Jetzt bin ich frustriert.

Andere Idee: Ich werde einfach meine ganze Kraft zusammen nehmen, und wenn ich wieder das komplette Haus zusammen brülle, ist mir egal. Ich muss versuchen mich irgendwie in das Himmelsreich zu katapultieren. Irgendwie muss es ja gehen und ich brauche endlich antworten! Wenn mir die keiner geben will dann hole ich sie mir eben!

Innerlich wütet ein Sturm, der mich mehr denn je antreibt. Also lege ich mich aufs Bett, kneife meine Augen fest zusammen und verkrampfe jeden meiner Muskeln. „Na los schlaf schon ein!“, befehle ich mir in Gedanken, doch ich selbst will wohl nicht auf mich hören. Aber aufgeben kommt nicht infrage! Also nächster Versuch, diesmal mit mehr Konzentration. Jedoch wieder nichts. Arrgh! Ok. Ein letzter Versuch. Ich verkrampfe mich noch einen ticken mehr und stelle mir in meinen Gedanken vor, wie ich auf der Blumenwiese, vom ersten Mal als ich dort war, aufwache. Ich verkrampfe und konzentriere mich so sehr nur auf das eine Bild in meinem Kopf, dass es schon weh tut. Mein Kopf fängt an zu Pochen und mein Körper zittert. Auf einmal durchfährt mich ein starker stechender Schmerz wie eine Art Blitz und ich vergrabe meine Fingernägel vor Schmerz tief in das Bettlacken. Ich bin kurz davor zu schreien doch dann ebbt der Schmerz plötzlich ab. Meine Augen sind immer noch geschlossen und mein Atem geht stoßweise. Ich brauche einige Minuten um mich zu erholen.

Denkzettel an mich selbst: VERSUCH DAS NIE WIEDER!

Ich öffne endlich meine Augen und… Nein! Das… Ich hab’s geschafft! Ich habe es wirklich geschafft! Ich muss unwillkürlich Grinsen. Der Hammer! Ein Freudenschrei wäre jetzt wirklich angebracht oder? Ich entschließe: Ja! Also nach einem kurzen kreischen, was ich aber möglichst leise versucht habe zu erzeugen denke ich erst noch mal über meinen Plan nach. Mir fällt jedoch auf, dass der nur darin bestand her zu kommen. Super Mia… Planlos geht der Plan los oder was? Ich atme einmal tief durch. Dann muss eben ein neuer Plan her. Ich habe es also geschafft mich selbst her zu bringen… Und jetzt? Keine Menschenseele.. oder Engelsseele… ist hier zu sehen. Was mach ich jetzt? Ich drehe mich einmal um meine eigene Achse um noch einmal sicherzugehen ob auch wirklich niemand hier ist. Aber keine Ayla, kein Uriel und auch kein Michael. Kacke noch mal! Jetzt habe ich schon diese Schmerzen durchlitten aber gebracht hat es mir trotzdem nichts. Wen soll ich den Fragen wenn keiner da ist? Doch dann halte ich in meiner Drehung an. Das Schloss. Ich kann es wieder sehen, zwar nur die Umrisse, was bedeutet, dass es sehr weit weg ist, aber umsonst will ich dies schmerzen nicht durchgemacht haben müssen. Also steuere ich direkt darauf zu. Die Umrisse des Schlosses werden immer deutlicher bis ich bald direkt davor stehe. Es war wohl doch näher als es den Anschein gemacht hat. Mein Atem bleibt mir erst einmal fern, denn dieses Schloss… es ist...so… wow... es gibt einfach kein Wort um es beschreiben zu können. Das Schloss ist schöner, als es in irgendeinem Märchen je erzählt werden könnte. Es ist komplett in weiß gehalten, nein, weißer noch als weiß. Es leuchtet und glänzt je nach Lichteinfall in alle Richtungen. An den Mauern räkeln sich die schönsten Blumen und Sträucher nach oben und verleihen dem Schloss einen romantischen Touch. Die Türen- und Fensterrahmen sind mit Gold überzogen, von denen es unzählige gibt. Ich kann gar nicht sagen wie groß das Schloss eigentlich ist. Von meiner Perspektive aus sieht es unendlich aus, als würde das Schloss einfach das Universum vereinnahmen. Ich bewege mich immer weiter darauf zu bis ich vor einem offen stehenden Tor zum stehen komme. Das Tor ist ebenfalls mit Gold überzogen und es schlingen sich rote Rosen um die Goldstäbe, so etwas habe ich noch nie gesehen. Selbst die reichsten Menschen auf der Welt könnten sich so etwas nicht im entferntesten leisten. Auch an der weißen Mauer, die das Schloss umgibt wachsen Pflanzen aller Art hinauf. Vor allem ich als romantik Liebhaberin liebe es einfach! Hinter dem Tor befindet sich ein riesiger Vorgarten und ein schmaler Weg mit weißem Kies bedeckt, der vermutlich zum Schlossgebäude führt. Alles erblüht in buntesten Farben und überall sehe ich jegliche Tierarten ihr leben genießen – Wirklich, es macht den Anschein als würden sie hier einen Urlaub auf den Malediven machen. Fehlt nur noch ein Reh mit Sonnenbrille. Ich kann sogar Löcher im Boden entdecken und einen Fuchsbau. Ich erschrecke, als ich einen Bären direkt neben mir brüllen höre. Er läuft auf zwei Beinen und direkt auf mich zu. Doch er beachtet mich gar nicht, läuft einfach an mir vorbei und weiter. Ich beobachte ihn weiter und erkenne jetzt erst die Höhle auf die er direkt darauf zu steuert. Es scheint sein Zuhause zu sein. Hier im Vorhof, Vorgarten, wie auch immer ist reges treiben. Nicht nur die Tiere tummeln sich auch Menschen sieht man an jeder Ecke. Oder sind es Engel? Einige unterhalten sich miteinander, andere lachen miteinander und wieder andere beschäftigen sich mit den hier anwesenden Tieren. Eine Frau mit langen roten locken scheint sich sogar mit einem Dachs zu unterhalten. Können die Tiere hier wohl sprechen? Ich werde es aufjedenfall Mal ausprobieren. Bei dem Gedanken muss ich glucksen. Mia, sechzehn Jahre alt, total bekloppt, versucht sich mit einem Reh zu unterhalten. Aber ich schweife ab. Ich muss jemanden finden, der mir Antworten gibt. Fest Entschlossen bewege ich mich auf die gigantische Eingangstür zu und eines fällt mir sofort auf: Wachen oder heutzutage Security oder Polizisten, sind nirgends zu sehen. Jeder kann einfach raus und rein spazieren wie man eben Lust hat – ganz schön riskant wie ich finde. Vor allem bei solch einem Prunkvollen Gebäude. Aber wenn ich recht darüber nachdenke, wir sind im Himmel, hier leben Engel, alle sind reines Herzens. Ich ziehe die Tür auf, die viel zu leicht ist für so eine große Türe, und betrete den großen Saal. Der Boden besteht aus weißem Marmor und auf beiden Seiten des Saals erheben sich mächtige Treppen, die nach oben führen. Die Säulen, die feststellen sollen, dass alles an seinem Platz bleibt, sind wie draußen mit Gold überzogen und Blumen ranken sich um sie, als wollen sie die Säulen gefangen nehmen. Zwischen den beiden Treppen, in der Mitte befindet sich ein kleiner Wasserfall, der in einer Art Teich endet. Es sieht einfach magisch aus. An dem Teich trinken zwei Rehe und durch die Lüfte fliegen Vögel, deren Rasse ich jedoch nicht kenne. Rechts von mir befindet sich sogar ein Vogelbecken. An den Wänden Wachsen Pflanzen an deren verschieden farbige Beeren wachsen, einige Tiere, und sogar Menschen…ähm Engel… bedienen sich an ihnen. Es ist ohne Frage  faszinierend.

 

 „Mia?“ Ich sehe direkt in die hellen Augen von Ayla. Ich habe gar nicht bemerkt wie sie auf mich zugekommen ist. „Oh Hallo Ayla. Wie schön dich zu sehen. Ich..“ „Wie bist du hier her gekommen? ... Ich meine… Ich wusste gar nichts davon.“, unterbricht sie mich. Ein wenig überrumpelt von ihrer Verwirrtheit weiß ich nicht direkt, was ich ihr antworten soll. „Ich glaube, nein, ich bin mir sicher Jeschuach hat nichts gesagt.“ Plappert sie weiter. „Ayla, ist alles inordnung?“ Sie fixiert mich mir ihren faszinierenden Augen. „Nein… also ich weiß nicht. Wenn Jeschuach dich her holt müsste doch irgendjemand bescheid wissen. Hat dich jemand in Empfang genommen?“

„Nein. Ich bin auf eigene Faust hergekommen.“ Wenn Ayla vorhin schon überrascht ausgesehen dann ist das gar nichts gegen den Gesichtsausdruck den sie jetzt drauf hat.

„Nein! Garantiert nicht. Das geht gar nicht. Unmöglich.“ Ayla kommt gar nicht mehr aus ihrem Redeschwall raus und langsam verunsichert sie mich auch. „Ayla? Was ist los?“…Ayla?“

„Du kannst nur her kommen wenn Jeschauch es zulässt, anders geht es nicht.“

„Es muss aber anders gegangen sein ich habe mich unheimlich anstrengen müssen und musste unheimliche schmerzen durchleiden um her kommen zu können.“ Dazu fällt ihr kein Gegenaurgument mehr ein. Sie kommt mir vor wie weggetreten, als würde sie nur noch durch mich hindurch sehen. „Ayla?“ sie sagt etwas, nein nuschelt etwas, von dem ich nur ein paar Wörter auffassen kann. „nein…möglich…Gefahr….bescheid sagen… Wächter… Wächter!“ Das letzte Wort schreit sie, so dass ich vor Schreck zusammen zucke.

„Nein, wir brauchen keine Wächter.“ Eine tiefe, samt weiche Stimme verzaubert meine Ohren. Langsam drehe ich mich zu dem Verursacher um und mir stockt der Atem, als ich ihn erblicke. Seine seidig weichen, rötlich schimmernden Haare fallen ihm bis zur Schulter, Seine weichen Gesichtszüge werden von einem Bart umrahmt, was aber keinesfalls ungepflegt wirkt, nein, es verleiht ihm sogar noch mehr Herzlichkeit. In seinen Augen spiegelt sich die pure Liebe wieder - ich meine das wirklich so ich ich es sage – und seine Lippen umspielt ein wohliges lächeln. Mir ist zum heulen zumute. Dieses Erscheinungsbild, diese Liebe, dieses leuchten das von ihm ausgeht. Das ist Jeschuach. Das muss mir keiner sagen, ich weiß es einfach. Sofort umgibt mich Wärme und das starke Gefühl von Geborgenheit. Bei ihm will ich bleiben, hier bin ich zuhause.

„Majestät..“ Ayla verneigt sich vor ihm, aber ich bekomme das nur am Rande mit. Ich bin viel zu beschäftigt damit Jeschuach zu bewundern.

Er nickt ihr kurz zu und wendet sich dann mir zu: „Hallo Mia, schön dich zu sehen.“ Ich würde ihm ja gerne Antworten, aber ich bekomme kein Wort raus. Selbst wenn, ich würde meiner Stimme im Moment nicht trauen. Zu einer peinlichen Stille kommt es jedoch, Dank Ayla, nicht. „Mein Herr, ich kann mir nicht erklären was passiert ist. Ich wusste nicht das sie heute herkommen soll.“ Jeschuach geht auf Ayla zu und legt ihr seine Hand auf die Schulter, sofort entspannt sie sich wieder. „Das konntest du auch nicht meine Liebe, sie sollte heute nicht kommen. Doch sie hatte so ein starkes Verlangen, dass ich es ihr erlaubt habe.“ „Erlaubt? ich bin ein wenig verwirrt. „Aber wieso dann diese schmerzen?“ „Siehe, du wolltest so dringend hier her, dass du dich damit so verausgabt hast… Um dem ein Ende zu setzen ließ ich es zu und holte dich zu mir um deine Fragen zu beantworten.“ Langsam nicke ich. Das macht irgendwie Sinn, war aber trotzdem so absurd. „Komm Mia, Wir begeben uns in den Saal der Hoffnung, dort werde ich dir alles erklären.“ Wieder nicke ich nur und folge ihm wortlos.

 

Der Saal der Hoffnung ist ein sehr, sehr großer Saal, der ein bisschen Ähnlichkeit mit einer Lichtung tief im Wald hat, nur eben drinnen. Hier ist nichts mit allem was es auf der Erde gibt zu vergleichen, alles ist so magisch und… einfach nur wunderschön. Ich blicke in den Teich und entdecke Fische, Frösche und einige Libellen, die hin und her schwirren. Ich liebe Tiere, habe ich das schon mal erwähnt? Ich sehe mich weiter um und bemerke eine strahlend weiße Bank neben einer Fichte stehen. Unglaublich wie die hier drinnen wachsen kann. Ich lasse mich auf ihr nieder, schließe die Augen und lasse alle Geräusche auf mich wirken: das Zwitschern der Vögel, das Plätschern des Wassers, das Geräusch von weichem gras auf dem eines der unzähligen Tiere läuft oder das seufzen eines Hirschs. Alles ist so friedlich und irgendwie gibt es mir… Hoffnung. Daraus erklärt sich also warum der Saal „Saal der Hoffnung“ genannt wird.

 

„So Mia, Stell mir deine Fragen.“ Jeschuach lässt sich neben mir nieder und sieht mich abwartend an. Ich sehe in seine rehbraunen, liebevollen Augen und eine Gänsehaut breitet sich auf meinem kompletten Körper aus. Ich traue mich fast gar nicht zu fragen, aber ich brauche einfach unbedingt Antworten. Nur weiß ich nicht wo ich anfangen soll „Ehm.. Ich habe so viele.“ entgegne ich ihm schüchtern. Er nickt verständnisvoll und antwortet mir:

„Dann fang doch bei der Party an.“ Er weiß davon? Oh mist. Ich sollte ja schließlich kein Alkohol zu mir nehmen. Peinlich… „Ich..ehm..“ „Keine Sorge Mia. Ich verurteile dich nicht, im Gegenteil. Jeder macht Fehler. Selbst ich habe während meiner Zeit auf Erden Schwere Zeiten durchgemacht. Nun denn: Es war gut, dass du zu der Party gegangen bist.“ Ach wirklich?“ platzt es aus mir heraus. „Wieso?“ „Du hast diesen Jungen gerettet, das war gut.“ „Ich habe ihn gerettet? Aber wie?“ „Nun, “ Er steht auf und geht ein Stück, ich folge ihm. „Ich denke du bist ein besonderes Mädchen, mit einem besonders starken Willen. Deshalb habe ich dich auserwählt zu meinem Gefäß, und dir habe ich an diesem Abend die Gnade der Seelenschau gegeben.“

 „Seelenschau?“  „Ja, Seelenschau. Das bedeutet ich habe ihm durch deine Berührung all seine Sünden vorgezeigt. In seinem inneren Auge hat sich eine Art Film abgespielt und gleichzeitig, da er seine Taten bereut, wurden ihm seine Sünden ausgebrannt. Dieses Brennen hat ihn eine kurze Zeit leiden lassen, weshalb er geschrien hat. Er ist jetzt befreit und kennt mich. Es liegt nun bei ihm, ob er mich auch annimmt.“ Ich denke scharf über seine Worte nach, aber irgendwie weiß ich nicht so recht was das alles bedeuten soll… Das passiert zurzeit irgendwie öfter. Aber warum sollte er gerade mich dazu auswählen so was zu tun? Ich soll stark sein? Willensstark? Das ich nicht lache. Haha. Aber ein Satz bringt mich trotzdem noch durcheinander. „Dich annimmt? Was bedeutet das?“ „Das bedeutet, dass er mir folgt. So wie du und jeder andere Christ es tut.“ Achja stimmt. Da war ja was. „Hör zu Mia, „ Er bleibt stehen und dreht sich zu mir um. „Du wirst mehr leiden müssen als einige andere Christen und du wirst oft zweifeln. Aber denk daran: Die Welt hat mich zuerst gehasst. Ich weiß du kannst das schaffen!“ Mir wird übel bei diesen Worten. Angst durchfährt mich und Überraschung prägt meinen Gesichtsausdruck. „Was soll das heißen: mehr leiden?“ Er legt mir seine Hand auf die Schulter und sofort verfliegt meine Angst und an dessen stelle tritt ein wohliges Gefühl. Genauso hatte sich Ayla also vorhin beruhigt. Erstaunlich. „Das wird sich zeigen. Aber da du so stark bist und ich mit dir bin, wird es Luzifer auf dich absehen. Ich hoffe nur ich täusche mich nicht und du bleibst standhaft.“ Kurz sieht er sich in der Umgebung um während eines der Tierbewohner auf ihn zukommt um zu kuscheln. Das ist so süß. Ich liebe Tiere. „Ich hoffe ich konnte dir deine Fragen beantworten. Aber jetzt musst du wieder gehen. Es war schön dich persönlich kennenzulernen.“ Direkt verblasst alles um mich herum wieder bis meine Umgebung in eine völlige Dunkelheit eintaucht. Persönlich kennenlernen? Kannten wir uns vorher schon? Ist ja nicht so, dass wir ab und zu mal telefonieren. War ja wieder klar, dass ich mit noch mehr Fragen zurück geschickt werde.

 

-.-.-.-

 

Ich öffne meine Augen und erschrecke mich. Mit einem Schrei teile ich das auch gleich dem Verursacher mit. Gabriel kniete direkt über mir bevor er nach dem Schrei erschrocken nach hinten fällt. Was ja schon ziemlich lustig aussah. Der große, stake und schöne Mann vollkommen Panisch, auf dem Rücken liegend wie ein Käfer. Wäre ich selbst nicht so erschrocken, wäre ich vermutlich vor lachen umgekippt. Er war der letzte mit dem ich jetzt gerechnet hätte. Wie kommt er überhaupt hier rein? Langsam rappelt er sich wieder auf und bevor irgendein Ton meinen Mund verlassen kann setzt er schon an: „Warst du wieder dort?“ Fragt er mich erstmal direkt, ohne jegliche umschweife „Gabriel… Auch Hallo. Was willst du hier?“ entgegne ich ein wenig schroffer als geplant. „Ganz ruhig mein Engel.“ So nennt er mich seit einer Weile, einfach weil wir ja nun mal irgendwie Engel sind. Aber ich will es auch nicht mehr missen von ihm so genannt zu werden. Es ist irgendwie... schön und immer wenn er mich so nennt kribbelt es ein klein wenig in meinem Bauch. „Deine Eltern haben mich rein gelassen. Hab gesagt wir lernen zusammen.“ Fügt er noch hinzu. Ich schiebe eine Augenbraue nach oben und muss leicht Grinsen. Ich hatte noch nie männlichen Besuch, geschweige denn so gut aussehenden. Ich will nicht wissen was die sich gerade denken. „Na gut. Das erklärt wie du hier rein gekommen bist, aber nicht wieso du hier bist.“ „Naja… Keine Ahnung… Vielleicht hatte ich Sehnsucht und wollte dein schönes Gesicht wieder sehen.“ Er zuckt mit den Schultern und sagt es so, als wäre nichts dabei. Es ist jedoch sehr wohl was dabei. Diese Worte bringen mich leicht aus der Bahn und einen kurzen Augenblick scheint sich mein Gehirn ausgeschaltet zu haben. Ich sehe Gabriel nur direkt in die Augen und er rührt sich ebenfalls kein Stück. Dieser Moment erscheint so intensiv und ich könnte in seinen Augen versinken. Diese wunderschönen, himmlischen Augen. Ich schüttel schnell meinen Kopf leicht um meine Gedanken zu klären. „Moment… Wir haben uns doch erst gestern gesehen?“, kriege ich mich dann auch wieder ein, wende den Blick von ihm ab und stehe vom Teppichboden auf um mich aufs Bett zu setzen. Gabriel tut es mir gleich. „Ja schon. Aber ich verbringe nun mal gerne Zeit mit dir.“ Darauf erwidere ich nichts, ganz einfach weil ich nicht weiß, was. „Also? Warst du im Himmelsreich?“ „Ja war ich. Aber warum ist dir diese Information so wichtig? Ich meine du hast mich gerade eben schon förmlich damit überfallen!“ „Naja ich dachte eben einfach, dass du nicht ohne Grund auf dem Teppichboden eingeschlafen bist. Deshalb war das die einzig logische Erklärung. Andererseits hätte ich dich wahrscheinlich zwangseinweisen lassen. Das ist doch mega unbequem. Ich könnte da nicht schlafen.“, spottet er. Und er hat Recht. Ich bin doch im Bett eingeschlafen oder? Schlafwandle ich jetzt etwa schon? Ich schüttele meinen Kopf. Ich möchte mich nicht länger damit beschäftigen „Fein! Schuldig im Sinne der Anklage.“ Zur Unterstreichung meiner Worte hebe ich zur Unterstreichung die Hände hoch als würde ich am Pranger stehen.. „Und was wollte er?“ „Er?“ „Jeschuach?“ „Woher weißt du…?“ Gabriel bekommt ganz große Augen. als hätte ich ihn bei einer riesen Schandtat erwischt. „Ehm.. Ich… Ich bin ein Engel, ich fühle das.“ Ziemlich gut gefangen. Aber glauben tu ich ihm trotzdem irgendwie nicht ganz. „Okay…“Ich ziehe dieses Okay extra lang. „Willst du mir nicht erzählen wie es so war?“ fragt er mich mit unverhohlener Neugierde. „Du weißt doch wie es ist, du hast ihn doch schon getroffen.“

 Ja, er hat es mir schon erzählt, und ja, ich habe ihn gelöchert mit Fragen über ihn. Seine Erzählungen waren jedoch nichts im Vergleich zur Realität. „Na und? Ich will es aus deiner Sicht wissen.“ „Okay, also…“ Ich erzähle ihm alles, sogar dass was auf der Party geschehen ist und was Jeschuach mir dazu gesagt hat, schließlich muss ich ja jetzt keine Angst mehr haben, das mit mir irgendwas nicht stimmt. Naja bis auf die Tatsache, dass ich halb Engel, halb Mensch bin.

„Wow. Das ist … Das ist echt cool!“ „Ach wirklich?“ „Jaa! Wirklich! Weißt du eigentlich was für eine riesen Gabe das ist? Wie vielen Menschen du damit rettest? Normalerweise bekommen diese Gabe nur Erzengel. Ich frage mich warum du sie hast“ Gabriel legt die Stirn in Falten und in der Zwischenzeit ist er vom Bett aufgesprungen und wandert jetzt aufgeregt in meinem Zimmer auf und ab. „Gabriel, komm mal wieder runter… Du machst mich ganz nervös mit deinem hin und her Gerenne. Ganz zu schweigen davon was meine Eltern gerade denken müssen, wenn der ganze Boden hier vibriert.“ Er bleibt stehen und grinst mich spitzbübisch an. Ich verdrehe die Augen. Männer. „Tut mir leid. Du hast recht.“ Er setzt sich wieder neben mich und mustert mich jetzt von der Seite. Fast schon so als würde er nach irgendetwas auf mir suchen. Das macht mich noch nervöser als sein Rumgerenne. „Was?“ „Du bist was ganz besonderes, Mia.“ Er sagt das so ehrfürchtig und ehrlich, dass mir ein Schauer die Wirbelsäule herunter rinnt.. Dann schaut er mir auch noch tief in die Augen, es scheint als würde er ungehindert direkt in Seele sehen und ich kann nichts dagegen tun. Also wende ich meinen Blick schnell etwas anderem zu. Ja, perfekt! Der Kleiderschrank ist gerade echt interessant geworden.

 

Gabriel hat sich wieder beruhigt und wir sitzen noch bis in die Abenddämmerung zusammen und tauschen uns über unsere Engelsgaben aus.

Es ist klar das er ein Engel ist, das muss er einfach sein… sein Aussehen, seine Art. Wenn ich es nicht sowieso schon wüsste, dann würde ich trotzdem behaupten er sei ein Engel, herab gestiegen vom Himmel. Ich kenne ihn zwar erst ein paar Tage aber er ist mir jetzt schon unheimlich wichtig, ich könnte mir ein Leben ohne ihn schon gar nicht mehr vorstellen – ich weiß kitschig, ist aber nun mal so.

 

-.-.-

 

 

Ein heftiger Schlag trifft mich in der Magengegend und lässt mich einen Moment schwarz sehen. „Deine Arme müssen höher und mehr Spannung!“ Ich ignoriere die Schmerzen meiner blauen Flecke und versuche die Anweisungen, die Michael mir gibt umzusetzen. Er greift mich erneut an und dieses Mal schaffe ich es seine Angriffe mit dem Stab abzuwehren. „Ja, gut… genau so musst du das machen. Jetzt greif mich an.“ Ich atme tief ein und aus um mich zu konzentrieren und fixiere Punkte auf Michaels Körper an denen ein Dämon am schwächsten ist. Linke Schulter, Schlüsselbein, Hinterkopf. In meinen Gedanken gehe ich den Ablauf meines Angriffs genau durch und setze mich dann in Bewegung, direkt auf Michael zu. Ich hebe meinen Stock, nehme Schwung auf durch eine flinke 360° Drehung und… lande auf meinem hintern, denn er hat mir ein Bein gestellt. *Seufz* Er reicht mir seine Hand um mir wieder auf die Beine zu helfen und grinst mich frech an. „Das war ein guter Ansatz. Aber ein bisschen weniger Dramatik würde nicht schaden.“ „Ist ja gut. Ich werde es mir merken… Aber ein bisschen spaß musst du mir auch mal lassen.“ „Gut.“ Aus Michaels Kehle entrinnt ein kurzes tiefes lachen. „ Aber fürs erste war das dein letzter spaß.“

„Ach komm schon. Sonst bist du doch auch nicht so streng.“ Ich ziehe einen gespielten Schmollmund, was ihn erneut zum Lachen bringt. Ich genieße die Zeit mit Michael, er ist in letzter Zeit für mich einer meiner besten Freunde geworden. Er weiß es zwar nicht, aber egal. Ich frage mich was passiert, wenn die Trainings beendet werden. Eine Art Trauer überkommt mich und ich lasse meinen Kopf leicht sinken. „Was ist los Mia?“ Michael kommt näher und hebt mein Kinn an, damit ich ihn ansehen muss. Einen kurzen Augenblick sehe ich ihn nur an. Und er mich. Aber dann drehe ich meinen Kopf weg. „Ich weiß auch nicht… Nur… Wenn die Trainings vorbei sind, werden wir uns dann überhaupt noch wiedersehen?“ Ich traue mich nicht zu ihm zu sehen, denn ich habe Angst vor der Antwort. Ich will ihn nicht verlieren. Auch wenn wir uns am Anfang nicht ausstehen konnten, er ist mittlerweile mein Freund… sogar mein engster Freund. Aber das würde ich ihm natürlich nie sagen, wer weiß wie er darüber denkt. „Hey… Mia… Natürlich werden wir uns wieder sehen. Und selbst wenn es nicht die Trainings sind, irgendeinen Weg finde ich schon um dich wieder zu sehen. Mal ganz ehrlich… Ich brauche doch schließlich ein kleines, unglaublich freches Mädchen, dass mir ab und zu in den Arsch tritt.“ Er muss über seine eigenen Worte lachen und ich stimme direkt mit ein. Jetzt sehe ich ihn doch an, denn ich bin überglücklich über seine Antwort. Es überkommt mich sogar, dass ich ihm einfach in die Arme springe. Es braucht eine Weile, bis ich den Druck seiner Hände an meinem Rücken spüre, als er meine Umarmung erwiedert. Ich denke ich habe ihn überrascht, aber ich bin froh, dass er es erwidert. Doch der Moment ist irgendwie zu schnell wieder vorbei. Er löst sich von mir und kratzt sich am Hinterkopf. Das tut er immer wenn er nachdenkt. „Da wir gerade beim Thema sind…“ beginnt er. „Das Training ist ab heute beendet.“  Mir fällt die Kinnlade runter. Damit habe ich jetzt als letztes gerechnet.

Kapitel 8 - Der erste Auftrag

 

 

 

„Keine Bange. Es wird nur halb so schlimm wie du gerade denkst.“ Schön. Nur hilft mir diese Information grade gar nicht weiter. Michael versucht mich schon den ganzen Weg entlang zu beruhigen – vergebens. Ich habe keinen blassen Schimmer wo wir hin gehen aber Michael wirft ab und an einen Blick auf einen Kompass. Also ehrlich, so was benutzt man doch heutzutage nicht mehr. Er steckt noch so was von im 12. Jahrhundert fest und das obwohl er die Menschen im Laufe der Zeit andauernd beobachtet. – Ich schweife ab. Wir sind gerade auf dem Weg zu meinem ersten Auftrag und ich fühle mich ganz und gar nicht bereit dazu, ganz egal wie oft Michael noch das Gegenteil behauptet, und mit jedem neuen Schritt den wir weiter gehen wird es schlimmer. So nervös war ich noch nicht einmal bei einer Tanzaufführung der Schule, und das war schon wirklich grenzwertig.

„Wir sind da.“ Hastig fliegt mein Blick von rechts nach links, von obern nach unten und andersrum aber ich kann nichts erkennen außer eine Straßenkreuzung, Autos, Motorräder und Busse, und eine Scharr von Menschen, die gehetzt die Straßen entlang laufen und grimmig an der Ampelkreuzung warten bis die Fußgänger Ampel auf Grün wechselt. Michael und ich mitten unter ihnen. Wenn uns die Menschen hier sehen könnten wie wir mitten auf der Straße, während Autos an uns vorbei rasen rum stehen, würde jeder einzelne von ihnen uns für verrückt halten. Michael erklärte mir, dass wir uns quasi in einer anderen Dimension befinden, in der wir die Menschen sehen und berühren können aber sie uns nicht. In dieser Dimension befinden sich Engel und Dämonen. „Geistige Ebene“ wird sie genannt. Und in dieser Dimension werde ich gegen Dämonen kämpfen. Gut gegen Böse. Nichts desto trotz verstehe ich nicht, was wir hier sollen. Ich sehe hier keine Dämonen. „Michael… Sag mir bitte was ich hier soll. Das ist doch beschissen. Die ganze Zeit lässt du mich im Glauben ich werde heute meine erste Mission haben auf die ich ewig vorbereitet werde und lässt mich den ganzen Weg hier her zittern und dann stehen wir hier auf einer riesigen, stark befahrenen Straßenkreuzung und gucken wie das aus diesem Blickwinkel so aussieht?“ Er schüttelt enttäuscht mit dem Kopf und hebt seinen Arm um auf etwas zu zeigen. „Siehst du das kleine Mädchen dort?“ Ich folge seinem Finger und erhasche tatsächlich einen Blick auf ein kleines Mädchen, in einer pinken Regenjacke. Ich nicke. „Gut, sieh sie dir genau an und auch was sie umgibt.“ Das kleine Mädchen ist wirklich niedlich. Sie ist klein und zierlich und trägt zwei Pippi-Langstrumpf Zöpfen, die sie einfach zum knuddeln aussehen lassen. Ihre blauen Gummistiefel passen gar nicht zu der pinken Regenjacke, trotzdem passt es irgendwie zu ihr. in ihrer Hand hält sie die Hand ihrer Mutter – vermute ich – fest umschlossen. Sie hat Angst ganz alleine in dieser großen, lauten Welt. Um sie herum schwirrt irgendein fliegendes… etwas. –Moment. Was ist das? Es hat Flügel, sieht aus wie ein schwarzes, ekliges, mutiertes, großes Insekt und bei näherem hinsehen erkennt man blutrote Augen. Ich hasse Insekten sowieso schon, aber das ist wirklich mehr als nur ein bisschen Angsteinflößend „Was ist das?“, frage ich nun laut. Michael nickt flüchtig und antwortet: “Das, liebe Mia, ist dein erster Dämon.“

Na toll. Das erste wogegen ich kämpfen muss ist ein überdimensional großes Fliegendes Insekt. Aber immerhin keine Spinne, die sind richtig eklig mit Ihren 8 Beinen und den vielen Haaren. Nicht zu vergessen die Augen, diese Tiefschwarzen Augen, mit denen sie dich Angucken als… Ich schweife ab. Zurück zum Insekt. Ich bin immer noch dabei dieses… etwas zu inspizieren aber ich finde keine Stelle, an der ich es am besten treffen könnte. Es bewegt sich einfach zu schnell. „Mia?“ höre ich die tiefe Stimme von Michael neben mir sagen. „hm?“ „Wie lange willst du noch hier rumstehen? Aus deinen Augen werden keine Laser- Strahlen kommen. Also vom böse anstarren befreist du das kleine Mädchen nicht von dem Dämon.“ Mein Kopf schnellt in seine Richtung. Schlechte Entscheidung, Nacken verkrampft. „Das kleine Mädchen befreien?“ Michaels gelangweilter Blick verwandelt sich in einen misstrauischen. „Ja. Der Dämon umgibt sie ja auch.“ Er räuspert sich und macht solche Handbewegungen wie ein Stadtführer, der die Bausteine eines Gebäudes erklärt. „Sieh dir das Mädchen genau an. Ihre Augen sind voll von Traurigkeit und ihre komplette Haltung spricht von Angst. Dazu kommt der Hass auf die Menschheit, wie sie jeden Menschen grimmig ansieht, sobald er ihr zu nahe kommt. Keiner bemerkt es, nicht einmal ihre Mutter.“ Durch die auf das Mädchen gelenkte Aufmerksamkeit, bemerke ich die Pupillen des Mädchens, die ängstlich in jede erdenklich e Richtung zucken, nur manchmal bleiben sie stehen und fixieren einen Menschen, der ihr zu nahe kommt, als würde sie ihn gleich anspringen wollen. Die Angst, die ich vorhin zwar schon bemerkt habe, jedoch als normal in ihrem alter und in anbetracht der Menschenmasse abgetan habe entpuppt sich als panisch. Das arme Mädchen wird gequält von ungeahnten Ängsten und von Hass und daran ist allein dieses Insekt schuld. Plötzlich packt mich die Wut. Wut auf diesen Dämon. Dieses Mädchen ist noch so Jung, sie sollte fröhlich und glücklich sein.

 Zieht an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt gegen die listigen Anschläge des Teufels.

Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel.

Deshalb ergreift die Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag Widerstand leisten und alles überwinden und das Feld behalten könnt.

 So steht nun fest, umgürtet an euren Lenden mit Wahrheit und angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit

 und an den Beinen gestiefelt, bereit einzutreten für das Evangelium des Friedens.

 Vor allen Dingen aber ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr auslöschen könnt alle feurigen Pfeile des Bösen,

 und nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes.

Diese Worte wiederhole ich gedanklich immer wieder bis ich es bei der letzten Wiederholung laut ausspreche.

Auf meinem gesamten Körper breitet sich ein merkwürdiges kribbeln aus und ich verspüre das Gefühl von Stärke, Macht und Ausgeglichenheit. Ich atme tief ein und erkundige mich nach der Reaktion von Michael, der mir bestätigend mit einem stolzen Lächeln im Gesicht zu nickt. Er ist ein toller Lehrer. Ich habe es geschafft, ich habe zum ersten Mal die heilige Rüstung an und ich muss den Drang unterdrücken, mich bei Michael nach meinem Aussehen zu erkundigen. Entschlossen drehe ich mich wieder zu dem Vieh um, dass mich mittlerweile ebenfalls bemerkt hat. Jetzt, da es mich direkt ansieht, ist es um einiges Furchteinflößender als es ohnehin schon war. Die Blutroten Augen sind zu schlitzen geworden und das komplette Gesicht – wenn man es denn so nennen kann, hat es zu einer hässlichen Fratze verzogen, die seine spitzen Zähne preis gibt. Es kommt mir doppelt so groß vor als vorhin und ich muss schwer schlucken. Okay Mia. Keine Panik. Dafür hast du schließlich lange trainiert. Ich tu einfach so als würde ich statt diesem… Ding, Michael mit einem Stock verprügeln. Apropos Stock. Mit was kämpfe ich den gegen das Ding? Mit bloßen Händen? Wohl kaum. Ein neuer Schwall von Panik durchfährt mich. Ich bin schon am überlegen mich einfach umzudrehen und wegzurennen bis ich durch ein räuspern neben mir aus meiner inneren Verzweiflung gezogen werde. „hm?“ Frage mit einem panischen Unterton an Michael gewandt ohne meinen Blick von dem Ding abzuwenden. Er erwidert nichts, doch ich merke einen leichten Druck an meiner Seite und höre ein Geräusch das sich anhört als würde jemand ein riesengroßes Messer schärfen. Dieses bringt mich dann doch dazu meinen Blick von dem Vieh, dass sich bis jetzt ebenso wenig bewegt hat wie ich, abzuwenden. Michael hält mir ein großes, leuchtendes Schwert hin das er offensichtlich aus der dafür vorgesehenen Schwertscheide an meiner Rüstung gezogen hat.

Dieser Moment, wenn du vor lauter Nervosität nicht mal logisch denken kannst. Gedanklicher Klatscher an mich selbst. Ist doch logisch das bei einer Rüstung auch irgendetwas Verwendbares zum Kampf vorhanden ist.

 „Oh.. Danke.“ Etwas peinlich berührt nehme ich das Schwert entgegen. Es ist leichter als gedacht und es fühlt sich gut in meiner Hand an, als würde es zu meiner Hand gehören. „Ach und zu deiner unausgesprochenen Frage. Du sieht toll aus in deiner Rüstung, solltest du öfter tragen.“ Ich sehe seinen Gesichtsausdruck zwar nicht, da mein Blick noch an dem Schwert klebt aber ich höre, dass er schmunzelt und ich kann ein Schmunzeln meinerseits nicht verhindern. Michael kennt mich einfach schon zu gut. So und jetzt zurück auf Anfang. Das Insekt… Oder eher gesagt ganz dolle Böse aussehendes Vieh. Denn wie ein Insekt sieht es jetzt nur noch entfernt aus. Ich atme erneut tief ein um mich zu beruhigen und mache dann meinen ersten Schritt auf es zu. Dieser kleine Schritt war ein Startschuss, denn der Dämon stößt einen unglaublich grässlichen Schrei aus und beginnt kräftig mit seinen schwarzen, langen Flügeln. Erneut verspüre ich den Drang schnurstracks davon zu rennen, besinne mich aber schnell wieder. Der Gedanke an das von diesem ekelhaften etwas gequälten Mädchens spornt mich ungemein an. Ich gehe noch einen Schritt auf den Dämon zu, und noch einen, und noch einen. Solange bis wir uns gegenüber stehen, was meiner Meinung nach viel zu schnell stattfindet. Erneut ertönt ein Schrei aus dem inneren des Geschöpfes und ich muss den Klos in meinem Hals erstmal herunter schlucken. Okay Mia.. Volle Konzentration… Ich umschließe mein Schwert mit beiden Händen und hebe es an um einen Hieb auszuführen, doch der Dämon kommt mir zuvor und schleudert mich über die befahrene Straße. Hatte ich schon erwähnt, dass diese vierspurig ist? Gott schmerzt das. In Filmen und Büchern klingt das alles immer so harmlos wenn der Held mal was abbekommt. Vermerk an mich selbst: Ausweichen! Noch einmal so durch die Luft zu fliegen überlebe ich wahrscheinlich nicht. Langsam aber sich er versuche ich mich aufzurappeln. Kaum stehe ich hat mich das Drecksvieh schon wieder fast erreicht. Aus Reflex reiße ich mein Schwert willkürlich in die Lüfte, um überhaupt wenigstens den Anschein zu erwecken ich würde mich wehren. Ich hatte Glück, denn ich habe es getroffen. Viel ausgemacht hat es diesem Ding trotzdem nicht, außer das es jetzt richtig wütend erscheint. Es bleckt die gelblichen spitzen Zähne und rast erneut auf mich zu.

Und was mache ich? Gar nichts. Ich bin wie gelähmt und lasse mich erneut von dem Vieh umhauen. „Verdammt!“ keuche ich atemlos auf dem Boden kriechend. Jeder Muskel und jedes Glied schmerzt. Ich bezweifle, dass ich in diesem Zustand überhaupt noch eine Chance gegen den Dämon habe. Ich bin schwach. Ich bin verkackt noch mal schwach und ich kann diesem Mädchen nicht helfen. Ich kann wahrscheinlich keinem helfen. Bei dem Gedanken daran, dass ich ein auserwählter Engel sein soll, der die Menschheit vor diese Dinger beschützen soll muss ich spöttisch auflachen. Erbärmlich. Da ich durch den Sturz auf dem Bauch gelandet bin drehe ich mich nun mit letzter Kraft auf den Rücken, damit ich meinen Gegner erneut im Blick habe. Jede Bewegung schmerzt und ich verziehe schmerzvoll mein Gesicht. Endlich auf dem Rücken angekommen geht alles unglaublich schnell. Ich sehe mein Leben an mir vorbei ziehen, als ich den Dämon erneut auf mich zurasen sehe. Doch im letzten Moment, kurz bevor es mich zerfleischen kann sehe ich einen Lichtstrahl mit beachtlich er Geschwindigkeit an mir vorbei fahren und nimmt das Ding direkt mit. In der nächsten Ecke knallt es hart gegen eine Hausmauer. Mich wundert es, dass das Gebäude bei diesem Aufprall nicht einbricht. Jedoch entsteht ein leichtes Beben, dass scheint’s selbst die Menschen mitbekommen, denn sie versuchen sich alle in Deckung zu bringen.

Ich halte Ausschau nach der Ursache, des Lichtstrahls, kann jedoch nichts entdecken, biss es wieder auftaucht und das Vieh mit sich reißt. Das Licht versetzt der dunklen Gestalt andauernd neue Schläge, es hat gar keine Chance sich zur Wehr zu setzen. Der Dämon liegt schon auf dem Boden, will sich gerade wieder in die Lüfte springen, da erkenne ich in dem Lichtschein eine Menschliche Gestalt mit einem Schwert, dass auf den Dämon gerichtet wird und versetzt diesem einen endgültigen Schlag. Ich bin erstaunt und erschrocken zugleich über die Szene, die sich gerade vor meinen Augen abgespielt hat. Die Zeit scheint still zu stehen. Nichts bewegt sich mehr.

Langsam lichtet sich der Nebel und die Gestalt in dem Licht wird immer deutlicher.

Er ist kein Mensch, das steht fest. Aus seinen Schulterblättern ragen riesige weiße Flügel empor, die wenn sie angelegt wären auf dem Boden schleifen würden. Sie sind so mächtig und wunderschön, dass mir kein passendes Wort dazu einfällt. Seine Rüstung glänzt in verschiedensten Goldtönen und passt sich perfekt seinem Muskulösen Körper an. Er wäre sicherlich der Traum jeder Frau. Die hellbraunen Haare fallen ihm teilweise in Strähnen ins Gesicht und sein Brustkorb hebt und senkt sich durch die Anstrengung. Er kommt auf mich zu und ich habe nur Augen für ihn, so dass ich nicht einmal bemerke, dass der schlaffe Körper des Insekten Dämons verschwunden ist. „Michael.. Du…Du bist wunderschön.“ Stottere ich anerkennend. Ich sehe noch sein sanftes Lächeln, bevor alles schwarz wird.

Kapitel 9 - Das Chaos beginnt

 

Mein erster Kampf ist nun schon einige Tage her. Ich weiß nur noch, dass ich komplett versagt habe und Michael als Engel einfach Traumhaft aussieht. Ob ich wohl auch mal Flügel bekomme?

Jedenfalls war ich seither auch nicht mehr im Himmelsreich. Gabriel meinte, sie wollen mir wohl Zeit zum erholen geben. Das ich nicht lache. Die haben bestimmt gecheckt, dass ich total unbrauchbar für ihre Zwecke bin. Ja, ich hatte die letzen Tage noch einige Schmerzen und die blauen Flecken sind auch immer noch leicht zu sehen, was außerdem der einzige Beweiß ist, dass das alles überhaupt real war, dennoch glaube ich nicht, dass sie mich nur deshalb nicht mehr zu sich lassen.

Ich schiebe meine Gedanken erstmal beiseite und krame in meinem Kleiderschrank nach etwas akzeptablem, für den heutigen Schultag. Mit dem Endergebnis einigermaßen zufrieden mache ich mich erneut, wie jeden Tag, auf den Weg in die Schule.

„Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich.“ Mit einer theatralischen Drehung begrüßt Janina mich. „Morgen.“ Grummele ich. Stirnrunzeln untersucht Janina mich mit ihren Augen. „Was ziehst du den für ein Gesicht?“ „Ach naja, ich war in so `ner anderen Dimension und hab gegen einen Dämon gekämpft. Ist nicht gut ausgegangen. Für mich, versteht sich. Jetzt meldet sich keiner mehr bei mir weil ich wahrscheinlich einfach unfähig bin. Ach und zu guter letzt habe ich Muskelkater an Stellen von denen ich nicht mal wusste, dass dort Muskeln existieren.“ Antworte ich in Gedanken. Da ich ihr das jedoch nicht sagen kann, da sie mich sonst in die Klapse schickt zucke ich nur abwesend mit den Schultern.

„Oh nein. Was ist passiert? Wieder Stress zuhause? Ist jemand gestorben? Oder noch schlimmer… Bist du unglücklich verliebt?“ Oh Gott habe erbarmen mit mir… „Quatsch. Hab einfach nur nicht so gut geschlafen.“ Janina nickt verständnisvoll, doch was mir angst macht ihr Siegessicheres Lächeln dass sie gerade aufgelegt hat. „Ich weiß schon was dir helfen wird!“

Oh nein nein nein nein!

„SHOPPEN!“

 

Und somit stehe ich drei Uhr Nachmittags am Eingang der shopping Mall und warte auf Janina und Anhang. Mara hängt sich seit der Planung des Projekts mit der Oberstufe an unseren Rockzipfel wie ein Klammeraffe. Manchmal etwas nervig, vor allem laut Janina, aber ansonsten ganz… nett. „Ah, Mia! Ich freue mich ja so auf heute. Das wird Sen-sa-tio-nal! Wir werden so viel spaß haben. WO bleibt den eigentlich Janina?“ Piepsige, überdurchschnittlich laute Stimme. Redet zu viel. Hüpft aufgeregt hin und her wie ein Flummi. Jap, das ist Mara. Ich sag ja: Nett.

Genau rechtzeitig, damit meine ich bevor Mara mich mit belanglosen Themen erdrückt, tänzelt eine glücklich wirkende Janina auf uns zu. „Hey Mädels. Ich hab es schon von weitem gehört. Heute wird tatsächlich „sensational“, denn ich weiß auch schon genau für was für einen Anlass wir heute Schoppen!“ Achtung. Theatralische Pause. „Bar. Heute Abend. Mit den Jungs!“ Mara’s Stichwort nicht nur wie ein Flummi zu hüpfen, sondern wie ein Sprungball, auf einem Trampolin, mit morz Schwung. „Oh. Dann lass aber ins L.P. gehen. Da arbeitet der süße Typ.“ „Mia was meinst du?“ fragt Janina mich, wie ich nach einigen Sekunden in der sie mich fragend anblickt bemerkt habe. Irgendwie hab ich mich während dem Gespräch einfach mal ausgeklinkt. „Ja… Ja, klar. So machen wir es.“ Bringe ich schnell hervor. „Großartig. Also auf geht’s“ Mit etwas weniger Elan als die beiden vor mir stolzieren wir auf die ersten Läden zu. Der erste Laden in den uns Mara geschleift hat ist ziemlich… naja… Mara eben. Schrill, aufgedreht und bunt. Das bedeute ich mache mir gar nicht erst die Mühe mich hier umzusehen. Nach gefühlten Stunden hat Mara endlich ein komplettes, schrilles Outfit zusammengestellt. Ich muss gestehen diese Bunte Farbkombination passt einfach zu ihr, auch wenn ich so etwas nie und damit meine ich wirklich niemals in meinem ganzen Leben anziehen würde.

Wenig später haben auch Janina und ich das perfekte Geschäft für uns gefunden. Gut dass wir denselben Geschmack haben.

Da Mara sonst nichts zutun hat haben wir sie als unsere Jury auserkoren und so stolzieren Janina und ich immer abwechselnd mit neuen Outfits aus der Umkleidekabine. Mein erstes Kleidungsstück ist eine enganliegende Lederhose. Sie sitzt gut und gibt mir ein Image von einem „Bösen Mädchen“ Irgendwie passt das gar nicht mehr wirklich zu mir. Derselben Meinung sind auch Janina und Mara, also ziehe ich mich in die Umkleide Kabine zurück. „Wow. Das sieht unheimlich sexy aus. Das musst du aufjedenfall nehmen!“, höre ich Mara durch den Vorhang der Kabine gedämpft quicken. Ich bin zu neugierig um der Versuchung zu widerstehen und schiebe prompt den Vorhang zur Seite und luge aus der Umkleide Kabine. Da ich nur mit Unterwäsche bedeckt bin achte ich sehr darauf, dass nur mein Kopf hervorschaut. Mara hat recht sie sieht super aus. Janina trägt ein dunkelrotes, A-förmiges Kleid, das ihre Vorzüge perfekt unterstreicht. Die rote Farbe steht im krassen Kontrast zu ihren schwarzen locken. Der Rücken ist aufwendig geschnürt und es reicht ihr bis zur Mitte ihrer Oberschenkel. „Wow.“ Hauche ich ihr ehrfürchtig zu. Sie strahlt und in ihren Augen sehe ich dieses Glänzen, was mir verrät, dass es ihr ebenfalls gefällt. Das bedeutet ihre Entscheidung steht fest. „Gekauft!“

Da Mara ihr Outfit schon hat und Janina ebenfalls haben sie sich auf zwei Sessel gegenüber meine Kabine niedergelassen und bewerten alle Outfits die ich anprobiere. Bis jetzt sind wir zu keinem einstimmigen Ergebnis gekommen und ich bin schon am überlegen mir einfach willkürlich ein Kleid zu nehmen, mit der mit-verbundenen-Augen-auf-irgendetwas-zeigen-und-das-wird’s-dann Taktik. Gerade ziehe ich genervt ein besches Kleid an, das ab der Hüfte locker bis zur Mitte meiner Oberschenkel fällt. An meiner Taille hat es kleine transparente Details an denen man einen Blick auf meine nackte Haut werfen kann und an der Brust ist es leicht mit Spitze verziert. Es gefällt mir. Ich trete aus der Kabine raus und stelle mich direkt vor Mara und Janina. Zur Krönung drehe ich eine kleine Rund um mich selbst, damit sie das Kleid auch von jeder Seite mustern und kritisieren können. Doch nichts. Kein Ton verlässt der beiden Münder und langsam werde ich unruhig. Fragend sehe ich die beiden an und hebe eine Augenbraue. Als immer noch kein Kommentar kommt vordere ich sie genervt dazu auf. „Was ist nun? Gefällt es euch oder nicht?“ „Es ist perfekt!“ flüstert Janina kaum hörbar. Ich muss mich anstrengen, um sie überhaupt zu verstehen. Mara nickt zur Bestätigung. Nun bin ich an der Reihe zu strahlen. „Gut. Gekauft!“ Erleichtert atme ich aus und wir verlassen endlich den Laden.

Nach dem Schopping sind wir allesamt zu Janina um uns gemeinsam dort fertig zu machen. Janina kümmert sich um unser Make-up und ich übernehme die Haare. Mara lässt einfach alles über sich ergehen.

„Um neun treffen wir uns mit den Jungs. Jakob meinte Elias kommt auch mit.“

„Das war ja klar. Die gehen nirgends alleine hin. Ich frage mich echt langsam ob du nicht eifersüchtig auf Elias werden solltest Janina?“ Lache ich. Dafür bekomme ich jedoch einen leichten Klaps auf den Hinterkopf. „Ach halt die Klappe Mia. Wir sind ja schließlich auch unzertrennlich und sind trotzdem kein paar.“

„Wie? Nicht? Jetzt bin ich aber wirklich verletzt. Ich dachte du liebst mich.“ Wieder einen klaps auf den Hinterkopf. Ich frage mich ob ich heute mit einer Gehirnerschütterung nach hause komme. Meine Mutter würde sich sicherlich freuen mich ins Krankenhaus zu fahren. K.O. durch Haue der besten Freundin. Bei dieser Vorstellung muss ich prompt anfangen mit kichern, wofür ich mit hochgezogenen Augenbrauen der fragende Blicke meiner Freundinnen belohnt werde. Als antwort gebe ich meine Gedankengänge preis und prompt entsteht ein heiteres Gekicher in Janinas Zimmer.

 

Vor dem L.P. warten schon Jakob und Elias auf uns. Wieder einmal muss ich schmerzhaft feststellen wie unglaublich gut Elias aussieht. Jakob sieht zwar auch sehr ansehnlich aus, aber nichts im Vergleich zu ihm. Seine funkelnden Augen bleiben auf mir liegen und als ihm genauso wie mir klar wird, wie ich ihn von oben bis unten mustere, tritt ein siegessicheres Lächeln auf seine Züge. Ich könnte mich schon wieder selbst erdrosseln. Er ist ein überhebliches Arschloch, mehr nicht.

Im L.P. scheint nicht allzu viel los zu sein und kaum sind wir drin stürmt Mara schon wie eine Idiotin auf den Tresen zu und setzt sich auf einen Hocker direkt vor einem Typen. Moment mal. Diese Goldenen Locken. Mara verdeckt zwar sein Gesicht aber diese Locken, diese himmlische Ausstrahlung, würde ich überall wieder erkennen. Ich bewege mich auf Mara und den Mann hinter dem Tresen zu und als seine wunderschönen Blauen Augen meine finden, setzt mein schwaches Herz einen Moment aus. „Mia? Was machst du den hier.“ Er schenkt mir sein atemberaubendes, aufgeregtes Lächeln und stellt sich zu mir. Mara ist vergessen, was sie mit einem sehr neidischen Blick quittiert und davon stampft. Aber das ist mir im Moment vollkommen egal. „Das wollte ich dich auch gerade Fragen. Aber ich spare es mir trotzdem.“ Aus Gabriels kehle dringt ein tiefes melodisches lachen und ich bin hin und weg. Seit wann fühle ich mich wie ein verliebter Teenie in seiner nähe? „Es ist schön dich du sehen mein Engel. Ich wollte dich sowieso anrufen.“ „Achja? Was gibt’s?“ Gabriel beugt sich nun über den Tresen um mir näher sein zu können. So na, dass nicht mehr viel gefehlt hätte und meine Lippen würden auf seinen liegen. „Ich habe dich nun mal vermisst.“ Haucht er mir zu bevor er wieder Abstand zwischen uns bringt und ich in Ohnmacht gefallen wäre. Diese Wort

und dazu noch diese Nähe und WIE er es mir gesagt hat. „Du weißt doch, ich halte es nicht lange ohne dich aus.“ Zwinkert er mir amüsiert zu. Nun war es ich die sich zu ihm vor beugt. „ Du weißt doch sicher, dass es mir genau so ergeht.“ Hauche ich ebenso verführerisch. Gabriels Augen werden groß, denn damit hatte er nicht gerechnet. Ich übrigens auch nicht. Wo habe ich diesen Mut denn jetzt bitte her geholt? Hinter mir höre ich ein wütendes Knurren und ich drehe mich langsam und vorsichtig um. Das war eine ungausgesprochene Warnung und ich wollte mich nicht unbedingt mit dem Dohenden anlegen. Hinter mir steht Elias und funkelt Gabriel wütend an. Hat er etwa gerade so geknurrt? „Elias? Alle ok bei dir?“ Seine Augen wandern zu mir und betrachten mich nicht weniger wütend. Ich wollte einen Schritt auf ihn zugehen doch er war schneller und stürmte aus der Bar raus. Was war denn mit ihm los? Fragend sah ich mich nach Jakob und Janina um. Doch Jakob war schon aufgesprungen um Elias hinterher zu sprinten und Janina blickte mich genauso überfordert an, wie ich mich fühlte. „Ich kann ihn verstehen. Würde ich dich mit einem anderen Typen flirten sehen, würde ich wahrscheinlich ausflippen. Vor allem wenn du dabei so hinreißend aussiehst wie heute.“ Mein Kopf flog zurück zu Gabriel und ich meine Wangen glühten von seinen Komplimenten. Doch dann wurde mir die Botschaft seiner Worte klar. „Du irrst dich. Elias ist der letzte der meinetwegen eifersüchtig wird. Glaube es mir.“ Seine Augenbrauen wandern nach oben und sein Gesichtsausdruck sprüht nur so vor Amüsierung. „Wenn du meinst. Aber du solltest endlich mal verstehen was für eine tolle Frau du bist.“ Toll muss er mir immer solche Sachen sagen? Mein kompletter Körper kribbelt. Und doch denke ich die ganze Zeit an Elias. Meine Hormone spielen verrückt ganz klar. Oder jemand hat mir irgendwelche Drogen eingeflösst. Es kann doch nicht sein, dass es sich anfühlt als würde ein unsichtbares Seil mich zu diesen BEIDEN! Männern hin ziehen wobei ich vorher nie irgendetwas dergleichen gefühlt habe. „Entschuldigst du mich?“ mit immer noch geröteten Wangen trete ich eingeschüchtert auf das kleine Podest auf dem Meine Freundinnen sitzen. Janina die mich forschend betrachtet und Mara die mich mit ihren Blicken am liebsten erdolchen würde. Ach holt mich doch aus diesem Gruselkabinet raus! Denke ich mir dramatischerweise.

 

Nach einiger Zeit in denen Mara Janina und ich nicht gerade viel miteinander geredet haben, kamen die Jungs auch schon wieder rein. Elias sieht wieder um einiges entspannter aus.

Es wurde doch noch ein sehr entspannter Abend ohne geknurre oder Fluchtversuch von Elias und auch Mara bekam sich wieder ein und nutzte ihre Chance direkt und flirtete ausgelassen mit Gabriel, was mir gar nicht gefiel. Immer wenn ich zu den beiden rüber sah lagen Gab’s Augen bereits auf mir und er Grinste und zwinkerte mir zu, was meine Laune jedes Mal wieder anhob. Plötzlich vernehme ich im Augenwinkel eine Bewegung, die sich nach und nach als die schnipsenden Hände von Elias entpuppen. „Hm.. Was?“ Nun hat er meine ungeteilte Aufmerksamkeit, was auch dringend nötig war den er blickte extremste genervt auf mich herab. „Schön, dass du von deinem ekelhaften geschmachte mal eine Pause machen kannst. Ich habe nämlich keine Lust dir den Rest des Abends dabei zuzusehen wie du diesen Widerling in Gedanken vollsabberst.“

„Ich schmachte gar keinen an und vollsabbern erst recht nicht. Und Gabriel ist kein Widerling sondern mein Freund. Verstanden.?“ Elias zieht eine Augenbraue nach oben und erst im Nachhinein wird mir bewusst was ich gerade gesagt habe und was er da hinein interpretieren könnte. „Nein… also… ein Freund. Gabriel ist ein freund nicht mein Freund.“ Stelle ich nun leicht beschämt klar. Warum auch immer ich mich gerade vor ihm erkläre. Elias stößt hörbar die Luft aus und es scheint als wäre er Erleichtert? Aber weswegen? Ich sehe mich um aber ich kann weder Janina noch Elias entdecken. Nur Mara sitzt noch an ihrem Platz und beobachtet Gab beim arbeitet... so wie ich bis gerade eben, muss ich mir leider zugestehen. „Wo sind Janina und Jakob?“ Elias sieht mich mittlerweile mit vor der Brust verschenkten Armen gleichgültig an. „Nach hause. DU hast ja während deinem Blickfick mit Gabriel- Schatz überhaupt nix mehr mit bekommen.“ Entgeistert blicke ich ihn an. „Was?“ Ich schüttele meinen Kopf um meine Gedanken zu klären. „Bist du etwa eifersüchtig?“

„ Eifersüchtig? Auf was denn bitte?“ Antwortet er schallend Lachend. „Du bist nervig und eindeutig nicht mein Typ.“ In meinem Herzen zerspringt ein kleiner Teil, der sich anscheinend unterbewusst gewünscht hat dass er eifersüchtig wäre und dass ich nicht mal sein Typ bin und nerve versetzt diesem Teil in mir einen harten, festen Schlag. Ich verschließe diesen Teil jedoch ganz schnell wieder und lasse die Wut die Oberhand ergreifen und spieße Elias mit giftigen Blicken auf. „Umso besser. DU bist nämlich auch nicht gerade mein Typ.“ Seine Mundwinkel ziehen sich spottend noch weiter nach oben. Er weiß genau dass ich lüge. „ Und wenn ich dich so sehr nerve, warum verschwindest du dann nicht einfach?“ Amüsiert blickt er mich immer noch an, lehnt sich jedoch jetzt zu mir nach vorne und erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich, geleitet durch meine Emotionen, mich ebenfalls vorn gebeugt habe, so dass sich nun fast schon unsere Nasenspitzen berühren. „Ganz einfach meine liebe. Weil ich meine besten Freunde nicht wegen Blickficken ignoriere und versprochen habe dich nervtötende Göre nach hause zu bringen. Und am liebsten hätte ich das schon lange hinter mich gebracht damit ich den Abend mit einem nicht imaginären Fick um einiges besser nützen kann.“ Meine Augen werden groß. Und wie groß will ich mir gar nicht vorstellen. Noch nie hat jemand so barsch mit mir geredet und solch direkte Wörter benutzt. Das schlimme ist einerseits hasse ich seine Worte, weil mir jedes einzelne Wort einen Stich verpasst und andererseits stelle ich mir vor wie ich diejenige wäre mit der er jetzt seinen Abend sinnvoll nutzt. Oh Gott! Was denke ich da? Das geht eindeutig in die Falsche Richtung. Ich muss hier sofort weg. „Fein. Wir gehen jetzt."

Impressum

Texte: Der folgende Roman beinhaltet mein persönliches geistiges Eigentum. Alle Rechte bezüglich der Inhalte liegen allein bei mir.
Bildmaterialien: www.pixabay.de
Satz: Alle Rechte vorbehalten.
Tag der Veröffentlichung: 15.09.2017

Alle Rechte vorbehalten

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