Liebesbrief an den Mann im Mond

„Die Nacht ist vorbei, sie war viel zu kurz. Nein! Die Nacht war lang genug, nur geschlafen habe ich kaum.
Jetzt wird’s aber Zeit. Raus aus dem Bett, waschen, Kind fertig machen und ab in den Kindergarten, zum Bäcker, ab zur Arbeit und Konzentration! Keine Chance! Meine Gedanken hängen bei Dir! Reiß Dich zusammen, die Kunden brauchen Dich und Dein Chef die Kunden. Ich mühe mich ab, versuche einen klaren Gedanken zu fassen. Nicht stupide vor Dich hin lächeln, was sollen denn die Leute denken. Im schlimmsten Fall fragt mein Chef noch ob ich gerade Medikamente oder sonstiges zu mir nehme. Was soll ich denn antworten?
Arbeit vorbei. Kind abholen, danke Mutter fürs Aufpassen, nein ich möchte nichts essen, nein im Winter bin ich immer so blass, nein ich bin nicht krank, danke, bis morgen.
Nach hause. Spiele spielen, Bilder malen, einen Film schauen. Mit Begeisterung, ja, aber alles wie durch Nebel. Schon den ganzen Tag diese verschwommene Sicht. Vielleicht brauche ich doch bald mal ne Brille.
Kind ins Bett.
Ruhe, Stille, Einsamkeit.
Dunkelheit vor der Tür.
Doch da sehe ich Dich! Du spiegelst Dich in meinem Fenster, so unglaublich hell.
Ich gehe nach draußen, fühle mich magisch angezogen von Dir. Ich sehe Dich an.
Da stehst Du hoch am Himmel und schaust auf mich runter. Ob Du lächelst?
Ob Du traurig oder wütend bist?
Ich kann es nicht sehen, Du bist einfach zu weit weg.
Obwohl ich Dein Gesicht so deutlich sehen kann sagt es mir nichts über Dich.
Der Nebel ist weg, die Sicht ist ganz klar.
Mein Herz macht einen Sprung, hab ich ein Lächeln gesehen?
Wie gern wäre ich jetzt bei Dir dort oben, weit weg von allem.
Nur mit Dir, ganz allein!
Nur in der Nacht können wir zusammen sein.
Am Tag werde ich so sehr gebraucht, dass es mir manchmal so scheint als wären es Minuten und nicht Stunden.

Aber in der Nacht, da kann ich bei Dir sein. Mit Dir zusammen sein, obwohl Du so weit weg bist.
Kann meine Augen schließen und mir ein Leben mit Dir vorstellen.
Es wird hell, der Morgen ist da, ich wache auf, liege in meinem Bett.
Mein Mann im Mond!

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Tag der Veröffentlichung: 22.12.2010

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