Heute
Heute vergeht alles. Ich habe das Gefühl weinen zu müssen, aber es passiert nicht.
Ein seltsames Gemisch aus Freude und Trauer durchdringt mich und nimmt mir jede Möglichkeit zu verdrängen. Heute vergeht alles. Die Einsamkeit, die Leere und die geistige Gleichgültigkeit. Solange hab ich mein Bestes gegeben nicht zu empfinden, dem Schmerz keine Angriffsfläche zu geben. Ich lege mir die „Kinks“ auf und bekomme das Gefühl, dass alles in Ordnung ist so wie es ist. Heute, jetzt in diesem Moment lasse ich es zu. Ich weine, lache und tanze.
Ich öffne die Fenster, rieche den Frühling kommen und bis spät in die Nacht tanzen der Schmerz, die Angst und die Einsamkeit mit mir.
Der letzte Zug
Ich sitze im letzten Zug. Langsam aber sicher fährt er in Richtung Schlaf.
Der Zug fährt in deiner Station ein. Die Energie jeder einzelnen Zelle meines Körpers bittet mich aus zu steigen und mich vor deine Haustür zu stellen. Gesang, Steine gegen dein Fenster, Verzweiflung, Schmerz und letztendlich Einsicht.
„Zug fährt ab!“
Ich bleibe regungslos sitzen und akzeptiere ohne jeden Widerstand meine Einsamkeit.
Um mich herum sitzen nur Pärchen und Menschen die mit ihren Liebsten telefonieren. Sie denken alles zu haben. Vielleicht haben sie es ja auch.
Ich habe gar nichts, nur alles zu geben.
Sie
Sie geht alleine aus dem Haus. Selbst wenn sich jemand anbieten würde mitzukommen würde sie ablehnen. Sie will sich nicht gut unterhalten, sie will einfach nur tanzen, trinken und sich im Dunst von Rauch und Elektronischer Musik verlieren. Sie sieht umwerfend aus, ihre zerbrechliche und gleichzeitig selbstbewusste Art erleuchtet jeden Raum. Sie bewegt ihren perfekten Körper mit geschlossenen Augen zu dem harten Rhythmus im Takt. Der Bass vibriert in ihrer Magenwand. Sie unterbricht ihre Trance nur gelegentlich um ihren ausgetrockneten Mund mit Wodka auf Eis zu bewässern. Des Öfteren versuchen sie Männer während dem tanzen an den Hüften zu nehmen und sie zu ihrem Körper zu drücken. Alle suchen sie Nähe doch sie sucht das Vergessen. Sie schlägt sich gut, den ganzen Abend verlor sie sich in einem Meer von Wodka und Extacy. Kurz vor Sperrstunde geht sie aufs Klo und umgeht ihre Müdigkeit erneut mit einer Nase Kokain. Als sie sich erhebt und sich im Spiegel betrachtet taucht sie aus dem Meer auf um Luft zu holen und etliche Tränen rinnen über ihre wunderschönen Wangen herab. Doch sie verzieht keine Miene. Sie starrt nur regungslos in ihre blauen Augen und bittet den Schmerz über das Erlebte noch einmal kehrt zu machen und ihr wenigstens diesen Abend zu gönnen.
Sie stürmt an die frische Luft und setzt sich auf eine Parkbank direkt vor dem Lokal. Der Schmerz gestattet ihr keine Zeit der Ruhe mit aller Gewalt sammelt er sich um noch einmal mit voller Härte zuzuschlagen. Sie weint. Erinnerungen die Schlag für Schlag aneinandergereiht auftreten zerreißen ihre Gedankenwelt. Sie atmet.
Leben
Ich lebe um zu funktionieren. Ich stehe Morgens auf um in die Arbeit zu gehen. Ich koche etwas um zu essen. Ich verletzte um zu fühlen. Ich trinke um zu vergessen. Ich fernsehe um zu schlafen. Ich liebe um einsam zu sein.
Ich funktioniere um zu leben.
Tickets
Alle haben wir ein OneWay Ticket. Niemand bekommt eins für die Rückfahrt. Doch anstatt die Fahrt zu genießen beschleunigen sie leider die Meisten. Sitzen in japanischen Restaurants mit ihren 2000 Euro Anzügen und denken eine wichtige Position in dieser Welt die sich so schnell dreht dass alle ihre Erfolge, ihr Ruhm und ihr Ansehen so vergänglich sind wie das Stück Scheisse das ich jeden Morgen zum Klo runter lasse, ein zu nehmen. Einfach leben. Trinken, kotzen, lieben, verlieren, lachen, trauern, rülpsen, kämpfen, auf stehen. Jede einzelne Sekunde auskosten auch wenn man alles riskiert. Setz auf die Karte, sprich die Frau an, geh nicht in die Arbeit, schlafe im Freien, spiele mit Feuer, nimm Drogen, jag dein Geld zum Fenster raus, schwimme durch den Morast solang dein Körper kann. Benutze dein Ticket.
Tag der Veröffentlichung: 09.02.2009
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für die Schöne Zeit mit dir.