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„Heute werde ich Roger sagen, dass ich ihn liebe! Ich weiß, es schickt sich nicht für eine Dame einem Mann ihre Liebe zu gestehen. Es ist auch nicht gut, in sein Schlafgemach in der Nacht zu gehen. Aber ich kann es nicht mehr aushalten, er muss es erfahren, dass ich ihn liebe! Heute Nacht werde ich es ihm sagen!“, denke ich und gehe schnell den langen steinernen Gang des Schlosses entlang. Es ist dunkel. Nur Mondlicht, das durch schmale, lange Fenster scheint, beleuchtet schwach die uralten, grauen Wände voller Ritterrüstungen und Ahnenbildern. Alles liegt im Schlaf.
Bei den breiten Treppen bleibe ich stehen. Ich muss nach oben, wo Roger schläft, denke ich. In einem Zug fliege ich die Treppen hoch. Im Gang hängt ein großes Porträt von Rogers Urgroßvater. Auf diesem Porträt ist er noch jung, in seiner Uniform mit goldenen Epauletten und Knöpfen. Wie Roger ihm ähnlich ist, unglaublich! Gleiches Haar, gleiche Nase und dieser strenge Blick. Wie sehr ich ihn liebe! Jetzt bin ich bei der Tür. Schläft er schon? Ich bleibe stehen, dann gehe ich rein…
Er sitzt im Bett und sieht mich an, er ist nicht überrascht. Ich sage: „Ich bin es, ich freue mich so dich zu sehen!“
Er sagt nichts, lächelt nur. Ich komme näher, setze mich auf sein Bett und streichle seine blonden Locken.
„Ich liebe dich“, flüstere ich in sein Ohr. Er gibt mir keine Antwort, nur sein Lächeln wird breiter.
Plötzlich höre ich: „Bist du allein? Schön!“
Ich drehe mich um: In der Türschwelle steht eine rothaarige junge Frau. Sie trägt einen sehr kurzen Rock und ihre Lippen sind dick mit Lippenstift beschmiert. Wie vulgär!
Ich schreie: „Siehst du nicht, dass er nicht allein ist?!“
Die Rothaarige rennt auf das Bett zu und setzt sich mir auf den Schoss. Sie küsst Roger auf den Mund!
Ich springe auf. Ich bin wütend, sehr wütend. Mit voller Wut schreie ich: „Raus!“
Ich tobe vor Wut, nehme einen massiven Kerzenständer, der auf der Kommode beim Bett steht, und schleudere ihn auf die Frau. Der Ständer verfehlt sie, er fällt nur einen Zentimeter an ihrem Fuß vorbei. Die rothaarige Frau hebt ihren Kopf, sieht den Leuchter verwundert an und fragt:
„Fliegt der Kerzenständer von allein? Spukt es hier etwa?!“
Ich schreie: „Wieso?! Immer das Gleiche! Immer kriegt eine andere Frau den Mann, den ich liebe! Wieso?!!!“
Dann renne ich in den Weinkeller um mich zu erhängen…schon zum zwölften Mal.

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Tag der Veröffentlichung: 26.02.2009

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