Cover


Ich gehe die lange Straße entlang, traurig und verlassen. Niemand scheint meine Sprache zu sprechen, niemand der meine Träume sieht. Wie lange kann ich das wohl noch ertragen, frage ich mich. Es ist so bitter kalt und der Regen prallt an mir ab. Diese Zweifel fressen mich auf, ich kann nicht mehr verstehen wofür. Meine Seele ist so Dunkel wie die Nacht, ich kann das Licht am Ende des Tunnels nicht sehen. Tag für Tage ertrinke ich in dieser kalten Welt, in der Gefühle keinen Platz haben. Wieso bin ich immer alleine, wenn ich absolut nicht allein sein will. Niemand der zu mir steht, der mir einen Strick reicht, damit ich aus diesem Loch klettern kann, in dem ich feststecke. „Alles wird gut mein kleiner Schatz.“ dies hat meine Mutter immer gesagt. Ich blicke in den Himmel und hoffe Sie dort zu finden, doch ich blicke in die Leere. Langsam fliesen heiße Tränen über mein Gesicht, ich vermisse dich so Mama. Ich will bei dir sein, an einem Ort wo alles unendlich ist. Meine Beine wollen aufhören mich zu tragen, doch ich muss weitergehen. Ich finde den Nothalt im Zug des Lebens nicht. „Alles geht vorüber, du musst kämpfen“ sagt mir eine Innere Stimme. Doch ich bin bereit zu sterben, meine Kraft zu kämpfen ist erloschen. Ich habe die Hoffnung für immer verloren. Nass und am Ende meiner Kräfte, schleppe ich mich nach Hause, oder sagen wir in das kleine Zimmer des Betreuten Wohnens für Jugendliche in Frankfurt. Obwohl meine Betreuerin lässt sich nur 3-4 mal die Woche blicken für höchstens 30min, tolle Betreuung eben. Mein Zimmer ist nur etwa 8m² groß, aber wenigstens habe ich es für mich allein. Meine Wände habe ich Blau gestrichen und der große Spiegel an meinem Schrank, in den ich Blicke, lässt mich wütend werden. Ich schaue mich genau an von oben bis unten, meine langen Schwarz gefärbten Haare, meine Blauen hoffnungslosen Augen und mein schmaler blasser Mund. Ich bin nicht wirklich dick, aber auch nicht dünn. So durchschnittlich wie mein ganzes Leben. So länger ich mich betrachte umso größer wird der Hass auf mich selbst, ich habe nichts geschafft und ich enttäusche jeden. Aus Wut und Hass schlage ich in den Spiegel, in die Mitte meines Gesichtes. Der Spiegel zerbricht und meine Hand färbt sich Rot, langsam tropft das Blut von meiner Hand auf den Boden, Schmerz spüre ich nicht, denn alles scheint so unwirklich. In Gedanken sitze ich auf dem schoss meiner Mutter und blicke tief in Ihre großen Blauen Augen, sie liest mir eine Geschichte vor bevor sie mich behutsam in mein Bettchen legt. Wie konntest du nur Mama, warum hast du mich allein gelassen? Meine Augen füllen sich wieder mit Tränen und mein Magen beginnt zu knurren, doch nichts scheint mehr Sinn zu machen. Noch nie habe ich mich so allein und verloren gefühlt wie Heute. Aus meiner Wut und meinem Hass wird Verzweiflung, alles was ich je wollte war Liebe. Alles was ich seit Mamas Tod bekam waren Blicke und Verachtung. Ich blicke auf die Uhr es ist schon 20:00 Uhr, das bedeutet ein weiterer Verschenkter Tag in meinem Leben neigt sich dem Ende zu. Ich frage mich wie viele dieser Tage es in meinem Leben, ein Leben das ich nicht haben will, noch geben wird. Vorsichtig wickele ich mir einen Verband um meine immer noch Stark blutende Hand, dann räume ich vorsichtig die Scherben bei Seite. Doch diese eine Scherbe so klar und rein ist mein, sie glänzt im Licht so wunderbar, so soll es sein. Ich nehme Sie und weine, große Tränen, kleine Tränen, die Verzweiflung vergeht was bleibt ist tiefe Traurigkeit. Ich rolle mich zusammen auf meinem Bett und wünsche mir nur eins, nicht mehr auf dieser Welt zu sein. Doch so sehr ich es mir auch Wünsche, mein Herz schlägt weiter. „Komm zu mir, ich reiche dir meine Hand. Es wird so schön sein im jenseits.“ Die Fremde Stimme klingt so verlockend. „Na komm schon ich helfe dir, zu deinem Wunsch, du wirst Frei sein.“ Ich kann nicht widerstehen und lasse mich auf diese Stimme ein, sie kommt tief aus meinem Inneren. Wie in Trance folge ich ihr, Stufe für Stufe steige ich nach oben, nur noch ein kleines Stück dann bin ich da. Wie von Sinnen trete ich an den Rand des Daches, die Laternen leuchten so wunderschön. Sie sollen mich fangen, sie sollen mich schützen. „Nur noch ein Stück, dann bist du bei mir. In der Unendlichkeit.“ Jetzt trennen mich nur noch wenige Zentimeter zwischen hier und jetzt, zwischen sein und nicht sein, zwischen Leben Tod, zwischen dir Mama und mir. Ein letztes mal Blicke ich in den Himmel, die Sterne funkeln Wunderschön am Horizont, doch dich Mama, dich sehe ich nicht. Ich schaue in den Abgrund, es ist als würde ich ein neues Leben vor mir sehen. Die Dunkelheit, die mir immer Angst bereitet hat fühlt sich, nun so vertraut an. „Alles wird gut Mama“ rufe ich in die Stille dieser Nacht, die mein Leben beenden wird. Die mir hilft, ein neues zu beginnen. Freiheit ich komme, ich strecke meine Arme zur Seit aus, wie ein Vogel der in die Lüfte fliegen möchte, ich lehne mich nach Vorne, jetzt stehe ich nur noch auf Zehenspitzen. Doch Bilder gehen mir durch den Kopf, die mich nicht los lassen. „Lasst mich Frei“ schreie ich ins Nichts. Was ist wenn da unten nicht die Erlösung, kein neues Leben sondern nur ein großes Nichts auf mich wartet? Ich schiebe diesen Gedanken bei Seite, mein Blick ist getrübt wie nie, ich fühle einfach nichts mehr, keine Trauer, keine Freude, keinen Hass, nur eine große Leere. So wie Mama sie in mir hinterlassen hat. Ohne jegliche Emotion allein, wie immer allein. Ich spüre das es richtig ist, ich schaue ein letztes mal nach unten und lasse mich fallen. Doch ich fliege nicht wie ein Vogel, ich falle wie ein Stein in die Dunkelheit. Leere umgibt mich, ich spüre meinen Körper nicht mehr. Ich habe es geschafft, ein Licht erscheint vor meinen Augen und Mama, da bist du endlich, Sie reicht mir ihre Hand, aber ich kann sie nicht greifen. So nah und doch so fern. Ich sehe mich, wie ich irgendwo liege und Menschen stehen um mich herum, Papa. Ich öffne meine Augen und liege in einem Bett, mein Körper schmerzt. Wo ist diese Leere hin? Ich wollte nicht mehr unter euch weilen. „Es tut mir so leid mein Schatz“ sagt mein Papa, solange habe ich ihn nicht mehr gesehen. „Doch alles wird gut, ich werde ab jetzt immer bei dir sein. Ich habe so viel falsch gemacht, verzeihe mir, aber tu dies nie wieder.“ Er nimmt meine Hand und beginnt zu Weinen. Manchmal müssen wir erst sehen, was passiert bevor wir bemerken, dass wir falsch Handeln. „Ich verzeihe dir Papa“ doch vergessen werde ich es nie.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 04.02.2012

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /