Es vergingen Tage und Wochen. Der Wind peitschte mit voller Energie über die Felder. Das Wetter wechselte zwischen Schnee und Sonnenschein. Wakiza erholte sich in der Zeit, in dem das Wolfsrudel in der Höhle saß, recht gut. Es dauerte nicht lange bis er mit Norka und Ice wieder auf die Jagd gehen konnte.
Während sie das taten, Kundschaften Yukon und die neu da zugestoßene Wölfin Willow die Gegend aus. Durch das Wechselwetter war es immer unterschiedlich wie weit sie sich von der Höhle entfernen konnten. In der Zeit wo sie alleine waren, sprachen sie sehr wenig miteinander.
Immer wieder erwischte sich Yukon wie sie Willow musterte. Erst jetzt fiel ihr auf, wie viel Ähnlichkeit sie doch mit Ice hatte. Die Augen, die Form der Schnauze. Es dauerte nicht lange bis sie Willow darauf anspricht: „Mir fällt gerade auf, wie Ähnlich du Ice eigentlich siehst.“ Yukons Stimme hatte den gewohnten liebevollen Ton. Auf dem Hügel den die beiden Wölfinnen erreicht hatten, der nicht allzu weit entfernt von der Höhle entfernt war, blieb Willow stehen. Ohne sich umzudrehen, sondern mit starren Blick nach vorne antwortete sie: „... Das fällt dir jetzt auf?“ Ohne auf eine Antwort zu warten ging sie weiter den Hügel hinauf.
Yukon, verdutzt darüber, das Willow wahrscheinlich das auch schon lange bemerkt hatte, folgte der Wölfin. Nun dachte Yukon das sie eventuell die Gefühle von Willow verletzt hatte. „Ich wollte dich nicht als Rüde darstellen!“ fing sie sofort an sich zu entschuldigen.
Willow lachte kurz auf. Nach einigen weiteren Schritten blieb sie dann stehen und drehte sich zu Yukon um die sie etwas überrascht anblickte. „Yukon... Ich hatte euer Rudel schon gesehen bevor ihr euch im Dorf aufgeteilt hattet. Ich bekam auch den Streit zwischen Ice und Wakiza mit. Ab diesem Zeitpunkt wusste ich das ihr keine Straßenköter sondern Wölfe seit. Wölfe, wie ich einer bin. Es gibt nicht mehr viele von uns und... nimm es mir nicht übel aber ich denke auch wenn wir das große Tal erreichen, werden wir nicht mehr viele von unserer Sorte vorfinden. Wenn wir überhaupt jemanden finden sollten... Ich habe dich und Ice lange beobachtet. Natürlich habe ich die Ähnlichkeit mitbekommen die ich zu ihm habe. Aber nicht nur das...“ Sie hob ihre Pfote. Yukon konnte ihren Augen nicht trauen. Willow hatte das selbe kleine Muster wie sie. Auf der rechten Vorderpfote war ein kleiner grauer Fleck der aussah wie ein kleiner Stern.
„Aber... das ist unmöglich. Das heißt das...“ Yukon konnte ihren Blick nicht abwenden.
„Das heißt das ich eure Tochter bin? Ja... der Meinung war ich auch...“
Yukons Herz machte Luftsprünge. Und erst dann kamen ihre Gedanken wieder zurück in die Realität. „Was heißt „Der Meinung war ich auch“ ?“ fragte sie und sah Stirn runzelnd Willow an, die sich schon wieder umgedreht hatte.
„Weißt du wie viele Vollmondnächte und Tage ich gehofft habe das ich euch finde? Weißt du wie schwer es ist als Welpe in einer Stadt mit MENSCHEN auszukommen? Alle hatten Angst vor mir... Es war niemand da der sich um mich kümmerte. Aber ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben. Immer und Immer wieder stand ich vor oder im Dorf und habe gehofft ihr würdet endlich kommen und mich holen... Aber es kam niemand. KEINER kam und hat mich aus dem Alptraum der Menschen befreit. Außer Lydia. Die Menschenfrau die sich um Wakiza kümmerte. Sie war die einzige die mir ein Dach über den Kopf bot und mich nicht als Monster ansah.“ Yukon konnte erkennen wie Tränen über die schmalen Wangen der Wölfin glitten. Und dennoch hatte sie ihre Stimme nicht zittrig angehört. Sie konnte die tiefe Enttäuschung raus hören. Erst jetzt merkte Yukon selbst das ihr die Tränen liefen. „Willow... es gibt keine Entschuldigung dafür, das wir dich alleine gelassen haben. Aber... Bis vor einigen Minuten habe ich geglaubt das...“ Yukon musste kräftig schlucken „Das alle meine Kinder von den Menschen getötet wurden. Weder Ice noch ich wussten das du überlebt hast. Ice hat sich das bis heute nicht verziehen und... Hätten wir gewusst das du Überlebt hast, hätten wir dich geholt. Nicht einen Augenblick hätten wir aufgehört auf dem Weg zu dir zu sein. Das musst du mir glauben...“
Willow blickte zu Boden. Zaghaft tapste sie an Yukon heran und stieß sie liebevoll mit dem Kopf an. Yukon teilte die liebevolle Berührung und leckte ihrer Tod geglaubten Tochter über den Kopf.
In der vergangen Zeit war Yukon nicht annähernd so Glücklich, wie in diesem Augenblick.
Gerne hätte sie die Zeit zurückgedreht um einfach früher für Willow da sein zu können. Einfach eine Mutter sein für Willow wie sie es verdient hatte. Yukon hasste sich innerlich dafür das so schnell aufgegeben hatte.
„Meinst du, Ice wird sich freuen?“ Willow fragte vorsichtig doch sah Yukon gezielt in die Augen. Diese seufzte und nickte. „Das hört sich nicht überzeugend an...“ gekränkt sah Willow nun ihre Mutter an. „Ich denke schon das er sich freuen wird, aber er wird eine Weile brauchen. Wir dachten schließlich du... Du weißt schon.“ Yukon wollte auf keinen falls das aussprechen was den Satz beendet hätte. Willow nickte stumm.
Mutter und Tochter liefen über den Hügel. In der Ferne konnte Yukon ganz klar einen Fluss erkennen. Er hatte einige Eisschollen die, getrieben vom Wind über das Wasser glitten. „Siehst du den See? Wenn wir ihm folgen, dürften wir innerhalb kürzester Zeit am Übergang zum großen Tal stehen. Ein Waldabschnitt trennt uns dann nur noch vom Großen Tal.“
Willow nickte ihrer Mutter zu. „Ja. Das heißt das wir es bald geschafft haben.“ Beide liefen den Weg zurück zur Höhle. Schließlich gab es genug Neuigkeiten das die Rüden des Rudels interessieren dürften...
Die Männer des Rudels hingegen waren schon lange wieder in der Höhle angekommen. Die Jagd wäre gut verlaufen, wäre das Wild da gewesen. Sie konnten ein Reh erwischen was nun schon die Bissspuren von Norka, Wakiza und Ice enthielt. „Sag mal Ice.“ begann Norka. Er hatte so volle Backen das er einem zu groß geratenem Hamster glich. „Zwischen dir und Yukon, läuft da eigentlich was?“ Ice musste grinsen und schob sich selber ein großes Stück Fleisch ins Maul. Wakizas blicken glitten zwischen Ice und Norka hin und her. Auch er hätte gerne gewusst ob da was liefe.
„Passt auf Jungs. Ein Gentleman genießt und schweigt.“ sagte er nur sehr trocken und nagte eine Spur arrogant auf einem Knochen Rum. Norka stichelte weiter und Wakiza verdrehte gekünstelt die Augen.
Willow und Yukon betraten die Höhle und lächelten die drei Wölfe an. Das Gespräch zwischen Norka und Ice verstummte schlagartig. Die beiden Wölfinnen setzten sich dazu und fingen ebenfalls an zu Fressen. Erst nachdem man die Knochen des Rehs sah, legten sich alle in einer Runde zusammen und seufzten gesättigt. Nach einigen Minuten der Stille brach Yukon das Schweigen. „Willow und ich haben den Fluss gesehen der am Eingang des großen Tals endet. Danach kommt schon der Waldabschnitt. Wir dürften also nicht mehr so weit entfernt sein.“ Glücklich über diese Nachricht und auch ein wenig Stolz sah sie in die Runde. „Na dann auf, auf!“ ergriff Norka das Wort aber wurde in seinem Tatendrang von Ice gestoppt. „Das hat heute kein Sinn mehr. Wir sind müde und ausgepowert durch die Jagd. Wir sollten morgen in aller Frühe aufbrechen.“ das Rudel stimmte den Vorschlag von Ice zu. Langsam tauchte die Sonne hinter die Hügeln unter und ließ den Schnee der noch lag glitzern.
Von Norka konnte man ein leises Schnarchen vernehmen. Wakiza hatte sich in den hinteren Teil der Höhle zurückgezogen und hört nur beiläufig dem Gespräch zwischen Yukon, Ice und Willow zu.
Yukon brachte Ice vorsichtig bei das Willow seine Tochter sei. Die ganze Zeit in der Yukon erzählte blieb Ice still und würdigte Willow nicht eines Blickes. Erst als Yukon zu ende erzählt hatte, nickte Ice und verließ die Höhle. Wakiza wollte eigentlich aufstehen und ihm hinterher. Aber das verschwinden von Ice machte keinen Eindruck als ob er nicht vor hat wieder zu kommen. „Ich denke, er möchte nur gerade einen Augenblick alleine sein.“ sagte Yukon tröstend als sie die traurigen Blicke von Willow sah. Diese nickte nur und hoffte das es wirklich so war.
Wakiza schloss für einen Augenblick die Augen. Er musst selbst Feststellen wie er doch gereift war in der Zeit wo er mit dem Rudel unterwegs war. Er hatte an keinem Tag Eila vergessen und trotzdem hatte er ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber. Es war ein seltsames Gefühl das Wakiza in seiner Brust trug. Wäre er damals schon mit dem Rudel unterwegs gewesen, hätten die Menschen nichts ausrichten können. Und Eila wäre noch am Leben.
Die ganzen Sachen die dem Rudel in der letzten Zeit widerfahren sind ähnelten einem Unglück nach dem andern. Trotzdem, wusste Wakiza das er sich auf die anderen verlassen konnte. Ein Gefühl der Gemeinschaft und des Zusammenhalts gaben dem jungen Wolf in der schwierigen Zeit viel Kraft. Er wollte sich nicht vorstellen wie manche Dinge ohne Norka, Yukon und Ice und später auch Willow abgelaufen wären.
Eigentlich hatte er nie „Danke“ gesagt für das was die Gruppe für oder wegen ihm durchgemacht hat. Im Gegenteil, eigentlich hat er sie immer wieder in neue Gefahren gebracht und ist sehr fahrlässig mit den Leben seiner Kameraden umgegangen.
Wakiza sah wieder die Gitterstäbe vor sich, die Menschen die Eila und ihn gejagt hatten. Auf einmal hatte er den Geruch von Eila in der Nase und konnte ihr Knurren hören... Es klang in seiner Erinnerung noch bedrohlicher und wie ein Stich durch sein Herz kniff er die Augen zusammen.
Du hast mich zurück gelassen. Du hast mich allein gelassen. Warum musste ich sterben? Warum hast du mir nicht geholfen? Du bist Schuld an meinem Tod...!
Herz rasend öffnete Wakiza seine Augen. Er musste für einen Augenblick eingeschlafen sein. Doch diese Worte. Es klang so real. Es klang als ob Eila wirklich zu ihm spricht und das schlimme war, sie hatte Recht mit ihren Worten. Wakiza hatte sie ihm Stich gelassen, sie mit an die Menschen verraten...
Er blickte durch die Höhle und sah Ice bei Yukon und Willow liegen. Wakiza musste länger geschlafen haben als er dachte. Ice hatte den Kopf über Yukon und sie ihren über den von Willow. Sie sahen wie eine kleine Glückliche Familie aus. Das erste mal seit dem Wakiza Ice und Yukon kennt sahen beide zufrieden aus.
Norka lag, alle Viere von sich gestreckt in der Nähe der kleinen Familie und schnarchte kräftig. Immer wieder konnte man Worte wie „Fressen“ und „Hunger“ hören und eine kleine Speichelspur war zurückzuverfolgen auf seine Schnauze.
Leise stand Wakiza auf.
Er wusste wie viel er dem Rudel zu verdanken hatte. Aber niemals würde er sie wieder in Gefahr bringen wollen. Er würde die kleine Familie nicht mehr trennen wollen auch wenn er selber gerne dazugehören würde.
Er würde alleine den letzten Weg zum großen Tal antreten. Es bleiben ihm nur zwei Möglichkeiten. Die erste ist, das er es schafft und irgendwann im Tal auf sein Patchwork Rudel wieder stößt und die anderen, im Tal leben Wölfen warnen kann oder die zweite Möglichkeit, das er es nicht schafft und sein Versprechen gegenüber Eila brechen muss.
Wakiza würde es nicht zulassen noch einmal einen seiner Freunde zu verlieren. Und er möchte niemanden mehr wegen seines Dickkopfes in Gefahr bringen.
Langsam, leise und vorsichtig tapste er an den schlafenden Wölfen vorbei, raus aus der Höhle. Tausende von Schneeflocken die, langsam wie Federn auf Wakizas Haupt fallen, würden die Spuren verdecken.
Er sah ein letztes mal in die Höhle seines Rudels. Niemals hatte er solch Freunde gefunden.
„Danke.“ sagte er und machte sich allein auf den Weg Richtung großes Tal, um sein Versprechen einzuhalten....
Texte: Die Bilder des Covers sind nicht von mir, sondern aus der Manga/Anime serie Wolfsrain! Die Charakter in den Büchern sind frei erfunden und beim Falle eines schon vorhanden Charakters ist das Zufall!
Tag der Veröffentlichung: 31.03.2012
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