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Wakiza hörte wie die Stimmen der Jäger sich immer tiefer in den Wald zurückzogen. Sie lachten und er roch das Lagerfeuer das durch den Wald hinüber zu ihn geweht wurde. Er atmete sehr flach. Den Verlust über Eile steckte tief in seinen Knochen. Wakiza war noch ziemlich jung. Eila war für ihn stehts wie eine große Schwester. Jahre hatten sie zusammen verbracht und das mit einem Rudel in Ruhe und Frieden. Doch das war bevor die Menschen ihnen die Jagd eröffneten.
Langsam tapste der junge Wolf los. Allein, orientierungslos und hungrig suchte seine Nase nach einer Spur anderer Wölfe. Eila sagte immer "Wir müssen nur hinter den Berg kommen, von dort aus wird es eine Leichtigkeit sein das große Tal zu erreichen." "Von wegen Eila..." seufzte Wakiza und tapste im Pfad der Dunkelheit, immer tiefer den Berg hinab. Ihn verunsicherte die Stille die ihn umgab. Lediglich ein rascheln kleiner Eidechsen oder anderen Tieren konnte er hören, wenn der Wind eine leichte Brise durch die knappen Wege des Berges wehte.

Wakiza fand einen kleinen Fluss, der durch den Bergpass lief. Wo er endete ist für Wakiza nicht zu erkennen. Er sprang die letzten Steinplatten hinunter die ihn als Treppe dienten und sank seinen Kopf um von dem Wasser zu trinken. Es war kühl und es hauchte den jungem Wolf wieder etwas Leben ein. Mit beiden Vorderpfoten stand er im Wasser und genoss die Kälte die ihm umspielte. Er war vorsichtig und beobachtete seine Umgebung. Ein paar Frösche sprangen hier und da aus dem Wasser oder tauchten ein. Das Wasser stand dem jungen Wolf bis knapp zur Brust, so tief ist er nun schon reingegangen. Mit den letzten Schritten tauchte er richtig ein. Für ein paar Sekunden sah er Eila vor seinem inneren Auge. Mit dem Kopf auftauchend sah er sich um. Alles wie vorher. Er will gerade wieder an das Flussufer schwimmen als er was an seiner Vorderpfote bemerkt. Hektisch versucht er das loszuwerden doch es rührt sich nicht. Er taucht wieder unter und bemerkt das Problem. Er hat sich in einem alten Anglernetz verheddert. Verzweifelt versucht Wakiza es durchzubeißen, sich loszureißen aber nichts passiert. Wakiza taucht auf und ringt nach Luft. Er merkt wie er immer weiter weggetragen wird von da wo er herkam. Krampfhaft versucht er sich über der Wasseroberfläche zu halten doch durch die starke Strömung wird er immer wieder runter gedrückt. Immer mehr merkt er wie ihm die Kraft verlässt, bis er schließlich aufgibt...

Nur langsam und sehr schwerfällig wurde Wakiza wieder wach. Um ihn herum standen nun zwei fremde Wölfe. Ein Rüde und ein Weibchen. Sofort aufspringend wollte er sich schützen doch sackte sofort wieder zusammen. Ein kurzer, vor Schmerzen aufjaulender Ton, war zu hören. Das Netz hatte sich an manchen Körperstellung so eingeschnürt das es blutig war. "Beruhige dich kleiner... Wir tun dir nichts." Sagte das Weibchen der beiden mit einer ungewohnten ruhigen Stimme. Fragend, sah Wakiza die beiden an. "Wer seit ihr? Was wollt ihr von mir?!" nur langsam richtete sich Wakiza auf und versucht die gestrige Nacht zu rekonstruieren. "Wir wollen gar nichts. Unser Freund hat dich am Ufer des Fluss gefunden als er auf Futtersuche war. Wir dachten ja erst du wärst Tod. Aber allen Anschein nach lebst du..." Der Rüde der jetzt mit Wakiza sprach, wirkte beim letzten Satz sehr Nervös. Anscheinend hätte er auch nichts gegen Wolf gehabt.
Die Sonne war schon aufgegangen. Wakiza leckte vorsichtig seine Wunden. Das Weibchen beobachtete ihn und übernahm die Wunden an seinem Rücken. Bei der Berührung von der fremden Wölfin zuckte Wakiza kurz zusammen. Sie bemerkte es:“Du hast echt Glück gehabt kleiner. Hätte Ice dich nicht aus dem Wasser geholt wärst du jämmerlich ertrunken. Wakiza sah den Rüden an: „Bist du Ice?“ dieser schüttelte nur den Kopf: "Ich bin Norka. Und das da ist Yukon." Norka zeigte mit kurzen Kopfbewegung zu Yukon die immer noch Wakizas Wunden leckte. "Wer ist dann Ice?" fragte Wakiza Er wollte so viel wissen und wusste er würde weniger Antworten bekommen als er bräuchte "Ich bin Ice..." Antwortete eine tiefe Stimme. Aus dem Schatten der Bäume kam ein weiterer Wolf hinaus und sah Wakiza fest in die Augen. Auf seiner Brust hatte er eine Narbe die wie ein Kreuz aussah. Sein Fell war Aschgrau, hatte schwarze Pfoten und war sehr Muskulös gebaut.

Hinter Ice lag ein Reh. Norka und Yukon stürzten sich sofort auf das frisch gerissene Fleisch. "Vielleicht kannst du mir mal erzählen was du hier suchst und wer du bist.“ Es klang nicht unbedingt nach einer Frage die Ice ihm stellte, sondern eher nach einem Befehl ihm zu antworten. Wakiza, schon fast überwältigt von dem riesigen Stück Fleisch was da lag, brauchte ein paar Sekunden um zu verstehen. "Ich.. Ich bin Wakiza Ich komm von weiter weg. Meine Freundin und ich gehören dem Stamm von Alo an. Also zumindest taten wir das. Ich bin der einzige verbliebene und auf dem Weg ins das große Tal. Menschen haben meine Familie und Freunde getötet und ich will das dass nicht noch einmal passiert.“
Norka, der stabilste von allen und Yukon, die eher sehr zierlich war, aßen uninteressiert weiter. Nur Ice schenkte dem fremden Wolf die volle Aufmerksamkeit: „Wie seit ihr zu dem Stamm von Alo gekommen?“
Verwundert darüber das alles andere eher unwichtig erschien und nur das die einzige Frage war die Wakiza gestellt wurde antwortete er: „Alo, ist mein Vater.“ Ice sah Wakiza an mit einem Blick aus Mitleid und Wut an. „Du bist also Alos Sohn.“ gab er trocken von sich und auch Yukon und Norka hörten mit dem Fressen auf. Wakiza merkte wie in ihm Unwohlsein aufstieg. Hatte er was falsches gesagt?

„Glück macht Freunde, Unglück prüft sie.“ sagte Ice. Es war in einem Tonfall als ob er mit sich selbst spricht. Als wäre er abgetaucht in eine andere Zeit. Wakiza überlegte, er kannte doch diesen Satz. Auf einmal schossen ihm Bilder durch den Kopf und er wusste woher er diesen Spruch kannte...

Wakiza war noch ein kleiner Welpe der es liebte mit seiner Freundin Eila Nachts durch die Wälder zu wandern. Was sie natürlich aber noch mehr liebten war, wenn Wakizas Vater ihn Geschichten erzählte. Wie auch an diesem Abend: „Damals, vor ein paar Jahren, da lebten wir in einem großen Rudel. Größer als ihr euch das jemals vorstellen könnt. Alle Wölfe waren dort eins. Wir waren eine große Familie, wo einer auf den anderen Acht gab. Dazu, lebten wir in einem großen Tal. Es war wunderschön. Die Flächen waren groß, nein, Riesengroß. Futter, das war für alle da. Und Menschen gab es weit und breit nicht einen einzigen.“ Eila und Wakiza träumten von diesem Tal. „Aber, warum sind wir dann hier?“ fragte Eila und sah Alo, Wakizas Vater mit großen Augen an. „Wisst ihr, manchmal sind zwei Erwachsene ziemlich Kindisch. Und dann kommt es zum Streit, weil die zwei Parteien sich nicht einigen können.“ Antwortete Alo nachdenklich und sah dabei zu den beiden Welpen. „Warum hatten denn die Erwachsenen Streit? Und warum haben sie sich nicht vertragen?“ fragte Wakiza „man sagt: Glück macht Freunde, Unglück prüft sie! Die zwei Erwachsenen hatten unterschiedliche Ansichten. Während der eine sagte das Wölfe die Jäger sind alles tun müssten um zu überleben, sagte der andere das wir dadurch zu den gejagten werden und wir uns nicht aufführen können wie die Könige der Welten.“ erklärte Alo und lachte die beiden Welpen an, die ihn nach diesem Satz wie mit fragendem Gesichtsausdruck ansahen.


Es war auch der Abend an dem Eila und er, die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich gelenkt haben. Es war der Abend der das leben der beiden Wölfe veränderte...


Wakiza drückte fest seine Augen zu, als würde er versuchen wollen die Erinnerungen an damals zu verdrängen. Ice holte ihn aus den Gedanken. „Wir bringen den Kleinen ins Tal.“
"Aber Ice! Dafür müssen wir durch das Menschendorf das...“ Yukon brach ihren Satz ab. Ihre Stimme klang aufgebracht und irgendwie verängstigt.
"Dann sei es drum. Wir müssen endlich aufhören die gejagten zu sein. Ich will diese Rolle nicht mehr! Und wer weiß, vielleicht finden wir das große Tal und können neuanfangen. Ohne Menschen, ohne Angst." Yukon sah Ice an und er sie. Es war ein komischer Blick den die beiden tauschten. Norka nickte nur stumpf und Wakiza tat es ihm gleich.
"Na also.. Wir suchen den Rest der
Wölfe und dann werden wir den Spieß umdrehen... Sofern wir Kräfte gesammelt haben, brechen wir auf!"
Norka und Yukon legte sich etwas in den Schatten um noch etwas Kraft zu tanken nach dem Festmahl. Ice hingegeben ging auf einen etwas höheren Hügel und sah sich die Umgebung an. Wakiza folgte ihm. "Danke das ihr mich begleitet." Ice missachtete ihn. "Bedanke dich wenn wir da sind. Außerdem tun wir das nicht nur für dich. Du solltest auch etwas Essen und etwas Kraft tanken. Der Weg wird nicht einfach und wir wissen nicht welche Überraschungen auf uns warten...“ sagte Ice im vorbeigehen an Wakiza. Dieser sah Ice noch einen Moment hinterher. Danach ging er zum Kadaver und fraß selber die letzten Stücke Fleisch die noch übrig waren. Auf der einen Seite freute er sich, dass er Verbündete gefunden hatte, auf der anderen Seite wusste er nicht, welches Geheimnis die drei hatten. Vor allem Ice machte ihm ein ziemliches Kopfzerbrechen.


Es vergingen drei Tage und drei Nächte. Wakiza wurde warm mit dem kleinem Rudel. Nur Ice ging ihm aus dem Weg. Er sorgte für das leibliche Wohl des Rudels doch unterhielt sich nicht wirklich mit ihnen. Selbst Yukon und Norka sprachen sehr selten mit ihm. Trotzdem schien eine gewissen Harmonie zwischen ihnen zu sein. Wakiza erfuhr in den vergangen Tagen das Norka nie eine Familie hatte. Aufgewachsen ist er in der Wildnis und kann sich, was seine Vergangenheit angeht, auch nur an Bruchstücke erinnern. Er ist viel gereist und hat auch schon viel gesehen. Irgendwann hatte Ice ihn aufgegriffen, in etwa in dem Alter von Wakiza. Yukon erzählte auch eine menge von sich. Sie ist einem guten Rudel aufgewachsen. Sie waren auch auf den Weg ins große Tal doch die Menschen hatten sie in eine Falle gelockt. Yukons Mutter und ihr Vater wurden in Zellen gesperrt und ihre Brüder und Schwester wurden erbarmungslos ermordet. Sie war seitdem auch sehr lange alleine Unterwegs und traf auf Ice. Sie lernten sich kennen und es entwickelte sich sogar eine Beziehung. Sie wurde Schwanger und brachte drei Welpen auf die Welt. Zwei Jungs und ein Mädchen. Ice war ein wundervoller Vater und hat sich gut um die Kleinen gekümmert. Doch eines Abends kam er alleine von der Jagd zurück. Er war schwer verletzt und sein Fell war Blutrot anstelle von grau. Er wollte seine Kinder Verteidigen doch konnte gegen die Waffen der Menschen nichts tun. Seit diesem Tag war Ice nicht mehr der, der er mal war. Die Beziehung zerbrach unter dem Druck und es herrschte nur noch ein betretendes Schweigen. Irgendwann kam Norka dann dazu und seitdem sprachen auch Yukon und Ice wieder miteinander. Wakiza bewunderte, mit welch einer Ruhe Yukon ihm davon erzählte. Ab diesen Augenblick schien es ihm auch so als hätte er Ice etwas besser kennengelernt. Dennoch hatte der junge Wolf noch viele Fragen.

Am sechsten Tag war es soweit. Abends geht es los. Das Rudel ruhte sich den Tag aus. Sie würden alle Kräfte brauchen um in das große Tal zu kommen. Als die letzten Sonnenstrahlen hinter den Bergen versickerten, rief Ice die Wölfe zusammen. „Es wird heute Abend los gehen. Wir werden viel Kraft und Geduld brauchen. Und seit euch im Klaren, das wenn einer fällt die andern weiter gehen.“ Alle stimmten zu. Auch wenn Wakiza innerlich betete das dass nicht der Fall sein wird. Ice ging voraus und bevor Wakiza sich versah setzte Ice zum Spurt an. Er hatte eine Geschwindigkeit drauf die selbst Eila nicht hätte halten können. Yukon, Norka und Wakiza versuchten hinterher zu kommen, so schnell sie konnten. Der Wind wehte ihnen über das Fell und mit jedem Schritt die sie über die Wiesen und Felder brachte, kamen sie einen Schritt näher an das große Tal...



Impressum

Texte: Die Bilder des Covers sind nicht von mir, sondern aus der Manga/Anime serie Wolfsrain! Die Charakter in den Büchern sind frei erfunden und beim Falle eines schon vorhanden Charakters ist das Zufall!
Tag der Veröffentlichung: 12.06.2009

Alle Rechte vorbehalten

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