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Fakten zum Buch


In meinem Buch "Ex-Freunde sterben nie" schreibe ich aus einer Perspektive einer Frau, obwohl ich selbst männlich bin. Ich kann mich in bestimmte Situationen, die Frauen fühlen, hineinversetzen und diese auch verstehen. So entstand die fiktive Kurzgeschichte "Ex-Freunde sterben nie". Ich hoffe sie gefällt euch. Über Meinungen und Verbesserungsvorschläge in der Kommentarfunktion von anderen bookrix-Autoren würde ich mich riesig freuen! Nun aber viel Spaß mit dem Buch.

David


In der Bar


Sonntagabend. Oder sollte ich besser Sonntagnacht sagen? Es ist mal wieder ziemlich spät geworden. Ich war mit meiner besten Freundin Tanja noch in einer Nachtbar um die Ecke. Gegen 22 Uhr versuchte ich mich unbemerkt aus dem Staub zu machen, denn sie würde es in ihrem angeschwipsten Zustand sowieso nicht mehr mitbekommen. Als Tanja, meine beste Freundin, nach geschätzten 10 Flaschen verschiedener Mädchengetränke plötzlich aufs Klo musste, nutzte ich natürlich meine Chance. Sie sprang vom Barhocker, schlenderte Richtung Damentoilette und rief mir „Isch geeh nochmal schnell bullarn!“ zu. „Du, ich muss gehen!“, rief ich ihr nach. Sie scheint es zwar nicht gehört haben, aber das konnte mir getrost egal sein. Schließlich habe ich ihr ja gesagt, dass ich nach Hause muss, oder etwa nicht? So sehr ich Tanja lieb habe, in ihren angetrunkenen Zuständen ist sie manchmal echt unmöglich. Es waren keine 200 Meter bis ich an meiner kleinen 2-Zimmer-Wohnung angekommen war. Die Haustür des Mehrfamilienhauses knatterte um diese Uhrzeit schon laut genug, und so schlich ich mich durch das Treppenhaus. Ich bin im Alter von 4 Jahren mit meinen Eltern aus Rumänien nach Deutschland gekommen. Seit ungefähr einem Jahr wohne ich in einer Dachgeschosswohnung in einer Kleinstadt bei Leipzig. Genauso lange kannte ich auch schon Thomas, meinen Freund. Viele meiner Freundinnen verstanden nicht, warum gerade so ein „Schnösel“, wie sie immer sagen, mein Freund sein kann. Ja okay, Thomas kommt aus guten Verhältnissen – aber ist er deshalb gleich ein Schnösel? Um diese Uhrzeit hatte ich auch ehrlich gesagt gar keine Lust mehr mich über langwierige Streiter –und Lästereien einen Kopf zu machen. Alles was mich zum Thema Thomas und Ich interessierte, war dieser eine Tag. Unsere Hochzeit. Sie stand vor der Tür, die Planungen begannen.
Ich setzte mich in meinen Fernsehsessel, streckte meinen linken Fuß aus, und versuchte die Schublade mit den ganzen Süßigkeiten zu öffnen. Und wie immer gelang es mir nicht, weshalb ich wenig später dazu auch aufstand und mir eine Pralinenschachtel herausholte. Ich setzte mich wieder in den Sessel, schaltete ein wenig auf der Fernbedienung herum und aß eine Praline nach der Anderen. Gut – okay. Ihr müsst wissen: Ich arbeite in einer großen Konditorei und stelle häufig die verschiedensten Pralinen her. Somit liebe ich diese Dinger und habe immer eine Packung Zuhause. Wie es bei solchen Sonntagabend-Liebesfilmen typisch ist, versinke ich in dessen Rollen und fühle mich mal wieder so, als ob ich in dieser Geschichte mitwirken würde. Vor lauter Träumereien schaute ich nach gefühlten 5 Stunden auf die Uhr: 23:47 Uhr. Scheiße! Ich muss morgen um 5 in der Konditorei sein! Panisch schaltete ich Fernsehen und Licht aus. Ich verließ das Wohnzimmer, riss mir die Klamotten förmlich vom Leib und schlüpfte in meinen pinken Pyjama. Ich stellte mir den Wecker auf 4 Uhr, auch wenn ich nur noch wenige Stunden zu schlafen hatte. Es war mal wieder meine Schuld. Es war mal wieder typisch Ich. Wenige Stunden später riss mich ein nerventötender Weckton aus dem Schlaf. Ich drückte wie in Trance auf „Off“, und hätte jetzt eigentlich aufstehen sollen. Ich tat es aber nicht. Wenn ich einmal zu spät ins Bett gehe, dann werde ich so schnell eigentlich nicht mehr wach. Aber zum Glück wachte ich um 4:29 Uhr durch ein Martinshorn eines Rettungswagens auf. Schnell aufgestanden. Gesicht gewaschen. Zähne geputzt. Auf Schlotte gewesen. Jacke angezogen. Und los!

Alles Andere als ein normaler Arbeitstag


Als ich gegen 4:55 Uhr an der Konditorei ankam, erwartete ich schon einen dummen Spruch meines Chefs. Und es kam auch so: „Na, Frau Bilozercuk? Haben wir verschlafen?“, rief er mir hinterher als er vor dem Eingang seine Zigarre rauchte. Ich antwortete nichts und lief Richtung Personalumkleide. Bibi, eine unserer arroganten Verkäuferinnen, saß gegenüber meines Schrankes und schaute zu mir. Sie musterte mich ja förmlich von oben bis unten! „Ist was, oder habe ich neuerdings schon die Schokolade in der Fresse?“, ging ich sie an. Auf einmal war Bibi ganz ruhig. Ob das zu viel Wut war? In diesem Moment jedenfalls war es mir egal. Ich hatte richtig schlechte Laune. Nachdem ich mich umgezogen hatte, ging ich in die Produktion und legte mir meine Arbeitsuntensilien zu Recht. Ich arbeitete mich voran. Meine schlechte Laune verschwand im Laufe der Zeit. Wenig später, kurz vor Feierabend, kam Thomas in Begleitung seiner Mutter in die Küche. „Thomas? Barbara? Was macht ihr denn hier?“ Barbara war meine zukünftige Schwiegermutter. Sie war eine echte Frau von Welt. Die Haare waren immer perfekt gerichtet, das Make-Up saß und die Fingernägel waren stets mit glitzernden Steinchen und Sternchen verziert. „Nun, Romina, meine Mutter und Ich… wir sind hier um dir eine erfreuliche Nachricht zu überbringen.“, sprach Thomas. „Würden Sie uns einen Moment alleine lassen?“, sagte Barbara zu meinen Kollegen die sich ebenfalls in der Küche aufhielten. „Ja, also liebe Romina. Du gehörst ja nun schon so gut wie zu unserer Familie, und bevor du offiziell Frau Schäfer wirst, möchte ich dir meine besondere Wertschätzung ausdrücken.“ Barbara öffnete ihre Aktentasche und holte ein Formular heraus. „Und zwar sind Mutter und ich der Meinung, dass es jetzt soweit ist, dir 25% der Unternehmungsanteile zu überschreiben.“, erklärte mir Thomas. „Aber, aber kann das nicht bis zur Hochzeit warten?“, entgegnete ich. „Gibt es einen Grund für dein Zögern?“, fragte mich Thomas‘ Mutter. „Nein, nein! Ich bin nur äußerst überrascht! So spontan. Hier und jetzt?“ „Ein kleine Unterschrift, für einen großen Schritt ins neue Leben.“ Thomas versuchte mich tatsächlich zu überreden. Irgendeine Tante, die Bälle und Wohltätigkeitsveranstaltungen besucht, Empfänge macht und irgendwelche 20 weltweite Filialen vertritt. Das bin doch nicht ich! Das ist nicht Romina Bilozercuk! Geschweige denn Schäfer. Dennoch unterschrieb ich den Vertrag. Thomas und seine Mutter mussten weiter. Geschäftstermine und so. Sicherlich, das sind ja die alltäglichen Aufgaben eines Verwaltungsrates.

Willkommen zurück, Jugendliebe!


Wenig später konnte ich dann endlich Feierabend machen. Ich ging nach Hause, sprang unter die Dusche und verbrachte den Abend, wie jeden Abend eigentlich, vor dem Fernseher. Die restliche Woche machte zum Glück keine Probleme. Am darauffolgenden Freitag fand mein Junggesellenabschied statt. 5 meiner Freundinnen zogen am Nachmittag mit Herzhaarreifen und anderen verrückten Klamotten Richtung Innenstadt. Dort angekommen, überlegten sich die Mädels einen kleinen Joke. Sie fischten wildfremde Männer aus der Fußgängerzone. Ich und der jeweilige Mann mussten sich die Augen verbinden. Es war ein lustiges Gefühl, fremde Männer zu küssen. Dabei war mir dennoch jederzeit klar, dass Thomas diese Lippen gehören. Nach 10 Minuten sprach Jenny, eine meiner Freundinnen, einen jungen Mann an. Sie hatten ihm die Augen verbunden, und führten ihn zu mir. „So, noch ein kleines Stück – hier ungefähr!“, weiste Jenny ihn ein. Er küsste mich, und es war ein unglaubliches Gefühl! Wir beide konnten gar nicht mehr aufhören. „HEY!! Stopp, das ist nur ein Spiel!“, schrie eine andere Freundin. Ich nahm die Augenbinde ab. Er auch. „Christian?! Was machst du denn hier? Ich dachte du wärst in Amerika?“, fragte ich ihn verdutzt. „Ja, das bin ich eigentlich auch. Aber meine Schwester hat Geburtstag und ich wollte ihr persönlich gratulieren.“ Es war Christian Andresen. Meine allererste Jugendliebe. Seine beiden Eltern sind an einem tragischen Autounfall vor 5 Jahren verstorben. Nun hat er nur noch seine Schwester. An diesem Punkt beendeten wir den Junggesellenabschied. Die Mädels gingen nach Hause und ich schlenderte noch mit Christian durch die Straßen Leipzigs. Wir unterhielten uns über Neues. Was war bei dem Anderen alles in dieser langen Zeit passiert? Es war spannend zu erfahren, wie einer meiner damals wichtigsten Menschen die Welt bereist hat. „Und du?“, fragte Christian. „Ich heirate morgen!“, antwortete ich. „Oh, ach so. Okay.“ Plötzlich verspürte ich eine unangenehme Bedrücktheit bei Christian. Tausend Gedanken schwirrten durch meinen Kopf als wir uns beide anschwiegen. „Scheiße, er liebt mich doch nicht etwa noch?“, war übrigens einer davon. Christians Handy klingelte. Seine Schwester rief an, und fragte nach wann er nach Hause käme. „Ich komme gleich.“, sprach er zu seiner Schwester. Er legte auf. „Du, Romina. Ich fand es wunderschön dich wiedergetroffen zu haben. Ich gehe jetzt. Alles Gute dir.“ Christian wollte gerade loslaufen. „Hey, möchtest du nicht kommen?!“, entgegnete ich. „Lieber nicht. Ich glaube, das ist keine so gute Idee.“ Mit ruhigem Nicken akzeptierte ich seine Entscheidung. Ab dieser Antwort wurde mir klar, dass ich durch den bedeutungslosen Kuss seine alten Wunden aufriss. Christian drehte sich herum und ging. Ich setzte mich auf eine kleine Treppe und hielt einen Moment inne. „Scheiße. Da ist er wieder. Und er ist so wunderschön geworden!“, dachte ich in diesem Moment. Noch am selben Abend telefonierte ich 3 Stunden lang mit Christian. Er gestand mir, dass er alte Gefühle wieder hat aufleben lassen müssen. Ich fand es so furchtbar süß! Doch mir wurde klar, dass ich morgen früh Frau Romina Schäfer heißen werde. Ohne lange nachzudenken sprach ich in den Telefonhörer: „Christian? Ich bin mir nicht mehr wirklich sicher ob ich das will. Das mit Thomas. Der reiche Thomas Schäfer heiratet die mittellose Romina Bilozercuk. Ich habe Zweifel, dass das das ist, was ich wirklich möchte.“ „Mensch Romina, jetzt mach keinen Mist. Wir hätten uns nicht treffen sollen. Ich bin müde… ich glaube, ich gehe besser schlafen. Gute Nacht, Romina.“ Ohne dass ich noch irgendetwas antworten konnte, ertönte dieser furchtbare ‚Tut-Tut-Tut‘ –Ton.

Am nächsten Morgen


Es war soweit. Die Hochzeit stand an. Leider, wohlgemerkt. Ich glaube ernsthaft, ich habe mich in Christian verliebt. Um 8 Uhr kam meine Friseurin und machte mir die Haare. Tanja und Jenny halfen mir beim Anziehen des Brautkleides. Um 11 Uhr fuhr ich zusammen mit Mädels und meinem Vater zum Standesamt in Leipzig. Dort war schon meine ganze Familie versammelt. Freunde, Mutter, Schwestern und Brüder. Alle waren sie da, um diesen einen Moment mit mir zu feiern. Als wir ankamen, stieg ich aus dem Wagen. Alle Gäste applaudierten für mich. Alle waren super drauf. Ich allerdings überhaupt nicht. Thomas kam mir entgegen. „Thomas? Ich muss mit dir reden.“, sprach ich ihn bedrückt an. „Passt das Kleid etwa nicht? Sitzen die Haare nicht?“, lachte er, „Nein quatsch, was ist los?“, er hielt meine Hand. „Es fühlt sich nicht mehr richtig an.“ „Wie, 'es fühlt sich nicht mehr richtig an'?!“ „Das mit uns! Ich glaube, ich kann dich nicht heiraten.“ Ich ließ den Brautstrauß fallen und rannte weg. Durch Zufall hielt ein silberner Opel am Straßenrand. Es war Christian, der auf dem Weg zum Blumenladen war. Seine Schwester hatte heute Geburtstag. Er erkannte von hinten, dass ich zusammengekauert auf dieser einen Treppe saß und weinte. Er näherte sich vorsichtig zu Fuß. „Romina?“ Ich drehte mich blitzartig um. „Christian?!“ „Romina.. du hast nicht? Du hast nicht geheiratet?!“, fragte er erleichtert. „Nein. Ich konnte das einfach nicht tun.“ Er küsste mich. Wir blieben noch circa fünfzehn Minuten an der alten Treppe sitzen. „Ich liebe dich.“, sprach ich. Er legte seinen Zeigefinger auf meine Lippen und umarmte mich. Wir gingen gemeinsam zum Auto. Nachher fuhren wir zu seiner Schwester, welche mir Wechselsachen von sich leihen konnte. Schließlich hielt ich es in diesem Brautkleid keine zwei Minuten mehr aus. Gemeinsam verbrachten wir den Abend, und verkündigten ihr unser neues Glück. Sie freute sich für uns.
Nach einem Monat stand der geplante Rückflug nach Amerika vor der Tür. Für mich war schnell klar, dass ich mit Christian nach Amerika auswandern werde. Wir beiden werden ein neues Leben beginnen. Das ist genau das, was ich möchte. Ich kündigte meinen Job als Lebensmitteltechnikerin und meine Wohnung. Ich verabschiedete mich bei meinen geliebten Freunden und meiner Familie. Alle wünschten uns Glück, Zufriedenheit und Gesundheit. Im September war es dann soweit: Das Tor in einen neuen Lebensabschnitt öffnete sich. Ein großes, rot-blaues Schild strahlte mich am Flughafen an: „Welcome to the United States of America!“. Es war Christians Freundeskreis, der mich herzlich begrüßte.

Impressum

Bildmaterialien: molacatron (Alejandro Páez)
Lektorat: BookRix GmbH & Co. KG Einsteinstraße 28 D - 81675 München
Tag der Veröffentlichung: 13.10.2012

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