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Es schmerzt in deinen Venen,
es schläft in deiner Brust,
es fließt durch deine Adern,
durch es kriegst du Luft.

Er ist dein Lebenssaft,
spendet dir unvergleichliche Kraft,
aber wird der Tank leer,
wird dir ziemlich schwer.

Zum töten die Lust,
wird dir es zum Eigenverlust,
erschlafft in der Brust,
aus den Krieg kommt der Frust.

Der Verlust des Gesichts,
verschafft kein Gleichgewicht,
ohne ihn können wir nicht leben,
so viel wir auch streben.

Am Ende kriecht die Kälte,
mit einer gewissen Schnelle,
in deinen lahmen Arm,
und in deinen getroffenen Darm.




1
*****
Der starke metallische Geruch kroch sich langsam in meinen Nase. Angewidert zog ich diese kraus und festigte den Griff um meinen Pistole noch einmal.
Mit gespitzten Ohren und einem schnell schlagendem Herzen ging ich vorsichtig die dunkle Gasse entlang, das plätschern des Regens machte mich unruhig.
Es war kein gleichmäßiger Regen, dieser hier fiel mit unglaublicher Geschwindigkeit zu Boden und hinterließ einen dumpfen Schlag.
„Wie ich diese Viecher hasse“, brummte ich und tritt über eine tiefe Pfütze hinweg.Ein leises kehliges Lachen kam von hinter mir, es hallte zwischen den Mauern wieder.
Langsam drang es in meine Ohren und ging mir in die Knochen über.
„Das sagt die, die selber eins der Viecher ist?“,kicherte Diego und lief nun neben mir her.Leise knurrte ich und stoppte mit der Atmung.
Da war es, ein kleines Knacken.
Ein Knacken das für menschliches Gehör, nicht zu hören gewesen wäre.
Blitzschnell zog ich auch noch die andere Pistole aus meiner linken Seitentasche.Mit einem festen Griff hielt ich beide Waffen in den Händen, in die Luft gestreckt.
„Diego!“, rief ich und wartete auf ihn.
Mit einem kurzem Nicken lief der große schwarzhaarige Mann los und sprang leichtfüßig auf eine kleine Feuerleiter, die an der Hauswand besteigt war und nach oben führte.
Binnen ein paar Millisekunden war er in der Dunkelheit verschwunden, es herrschte Stille.
Stille die nur Gutes zu verheißen hieß.
Nach genau drei Atemzüge erklang ein lauter und schriller Schrei, der schwere behaarte Körper fiel von einer unglaublichen Höhe auf den Boden, genau vor meine Füße.
Mit einem kurzem Blick sah ich mir das Monstrum an, es hatte eine große Schnittwunde in der Brust.Sie blutete stark doch hielt es das Monster nicht auf wieder aufzustehen und laut zu knurren.
Nun stand der Riese vor mir und fletschte seine Zähne, die mit Blut getränkt waren.
Ich spürte das schmerzhafte Ziehen in meinen Augen und den Ruck in meinem Kiefer.Meine Muskeln die sich anspannten und die gewaltige Kraft die mich durchzuckte, als ich meine Waffen erhob und sie auf das Vieh richtete.
Die stechend gelben Augen vor mir, leuchteten auf und die schwarzen Pupillen zogen sich zu schmalen Schlitzen zusammen.
„Na komm Kleiner!“, flüsterte ich und strafte meine Schultern.
Das dunkelrote Blut tropfte aus seiner großen Wunde heraus, direkt auf den Boden.Doch langsam schloss sich die Wunde, die ekelhaften schwarzen Haare zogen sich über die neue Haut und ließ alles so wie früher aussehen.
Ein Lächeln umspielte meine Lippen als der Koloss auf mich zukam und seine Krallen ausfuhr, wie er nach mir schnappte und schlug.
Elegant und schnell wich ich seinen Angriffen aus, bevor ich stehen blieb und auf den Abzug drückte.Blitzschnell flogen die Silberren Kugel, die mit Quecksilber gefüllt waren, auf das Vieh zu und trafen ihn genau in die richtigen Stellen.
Kopf,Hals,Brust und den Bauch.
Verwirrt stoppte der Hund in seinem erneuten Angriff auf mich und sah fragend an sich hinunter. Ein fing an zu zittern als er das Silber in seinem Blut spürte und kleiner Qualm von ihm ausging.
Silber.
Genau das richtige um einen Mutabor zu töten oder zu verletzten.
Schmerzerfüllt schrie das Ding auf und fiel auf die Knie, die Krallen hatte er gekrümmt und seinen Augen waren weit aufgerissen als er den Kopf in den Nacken legte und schrie.
Schneller als das Licht kam ich auf ihn zu, lächelte leicht und fuhr durch seinen harten Haare auf seinem Kopf.Ein dumpfer Aufprall war zu hören und wenige Sekunden später stand schon Diego neben mir und kicherte höhnisch in sich hinein.
„Sollen wir?“, fragte er und stellte sich genau hinter den Mutabor.
„Sehr gerne doch“, gab ich zurück und ließ die Waffen in die Taschen gleiten.Als ich in die Augen von Diego sah, die sich blutrot verfärbt hatten , überkam mich ein atemberaubender Nervenkitzel.
Mit voller Kraft stieß ich meine Hand, bis zum Ellbogen, in das Vieh.Diego tat das gleiche, doch von hinten.Seine Rippen brachen als wir beide gleichzeitig in ihn eindrangen und ein Blutschwall spritze aus ihm heraus.
Der sich noch eben windende Mutabor, lag nun schlaff auf unseren Armen aufgespießt.Seine Augen waren verdreht und selbst aus seiner Schnauze drang das Blut heraus. Mit einem letzten Ruck zog Diego seine Hand aus dem Körper zurück und sah sich die dunklen Tropfen an seinen Fingern an.
Nachdem ich zusah wie Diego seine Hand an seiner Jeans abwischte, tat ich ihm gleich und zog meine Hand zurück.
Meine Augen brannten genau so auch meine Kehle, der Schmerz erinnerte mich immer wieder daran was ich war.
Der schwere Körper sank zu Boden und fing an in Qualm auf zugehen, die kleine Menge an Silber brachte den Mutabor schon dazu zu verbrennen.
Leise seufze ich und strich mir durch meine dunklen Haare, die ich von meiner Mutter geerbt hatte.
„Ich bin nicht wie die“, stieß ich hervor und tritt gegen den großen Hund am Boden.
„Das stimmt, du bist so wie ich und die“.
Genervt verdrehte ich die Augen und sprang über den Mutabor hinweg,blieb nur wenige Zentimeter vor Diego stehen und krallte mich mit einer Hand in seine schwarzen Locken.
Schnell zog ich diese nach hinten und ein Knacken ging von seinem Nacken aus. Leise stöhnte mein Partner auf doch grinste er über beide Ohren dabei.
„Ich liebe es wenn du so Dominant bist , Schatz“,hauchte er und strich sich mit seiner Zunge über die Unterlippe.
Langsam lief das Blut an meinem Arm hinunter, eine Gänsehaut zog sich über meinem Rücken.Die Hand die ich in Diegos Haaren vergruben hatte, war diese mit der ich in dem Mutabor gewesen war.
Der metallische Geruch lag schwer und saftig in meiner Nase, das Wasser in meinem Mund lief mir zusammen.Schwer schluckte ich als ich meinen Kopf zu Diegos geschwungene Lippen führte und diese leicht mit meinen streifte.
Ich stand so nah bei ihm, dass sich unsere Körper berührten.Die Beule in seiner Hose wurde härter und größer, als ich noch einmal seine Lippen berührte.
Ein Kichern entfuhr mir.
„So leicht mache ich es dir nicht Süßer“, hauchte ich und kratze mit der anderen Hand, an seiner Wange entlang. Leicht quoll das Blut aus den Kratzern, die ich mit meinen Fingernägeln verursacht hatte.
Ich ließ seine Haare los und drehte ihm den Rücken zu.
„Wir sehen uns Morgen, sorge dafür dass das Vieh verschwindet“, rief ich und lief die dunkle Gasse entlang.

2
*****

Die Morgendämmerung kitzelte meine Haut als ich gerade meine Tür aufschloss und erschöpft auf einen Sessel in meinem Wohnzimmer glitt.Die Vorhänge waren vor den Fenstern weggezogen und so wurde das ganze kleine Zimmer mit den leichten Lichtstrahlen durchflutet.
Leise seufze ich und schleuderte meine hohen schwarzen Stiefel von mir, diese prallten mit einem lauten Schlag gegen die Wand.Meine Waffen hatte ich abgelegt als ich zur Tür herein gekommen war und deswegen kribbelte es jetzt in meinen Fingerspitzen.
Ich hasste es unbewaffnet zu sein, allein der Gedanke macht mich hibbelig.
Doch mochte ich es auch nicht in meiner eigenen Wohnung Waffen zu tragen, das hatte etwas bedrohliches .Als ich meinen Augen schloss und so tief wie möglich in den Sessel sank, hörte ich das Blut in meinen Ohren rauschen, den kräftigen Herzschlag in meiner Brust und die ersten Gesänge von den Vögeln.
Der süße Duft von Schokolade stieg mir in die Nase, er kitzelte mich und umschmeichelte meinen ganzen Körper.
Ein Zucken durchfuhr mich, ich hasste es wirklich und das wusste er auch.
„Hab ich dir nicht gesagt das du aus meiner Wohnung bleiben sollst?“, fragte ich mit noch geschlossenen Augen.
Ein scharfes Luft holen war genau neben meinem Ohr zu hören.
„Woher wusstest du...?“, setzte er an.
„Diego deinen Duft könnte ich über ganz China riechen.Geschmolzene Vollmilchschokolade, das ist wirklich einmalig“,brummte ich und schlug meinen Augen auf.
Und sofort starrte ich in dunkelbraune Augen, die so tief und rein waren.Ich versank immer wieder in ihnen, egal wie oft ich sie schon gesehen hatte.
Diego hatte sich vor mich gesetzt und lächelte mich an, seine makellosen weißen Zähnen glänzten als die Lichtstrahlen auf sie stießen.
Deutlich waren seine leicht längeren Eckzähne zu sehen,sie standen immer ein wenig hervor.
„Hast du den Mutabor beseitigt?“, hackte ich nach und schlug die Beine übereinander.Schnell nickte der Hirudo und fuhr sich durch seine nachtschwarzen Haare.Die Locken sprangen dabei einmal kurz auf und ab.
„Ja Chefin“, witzelte Diego herum und lehnte sich ein wenig nach vorne.
Seine goldschimmernde Haut war nur wenige Zentimeter von mir entfernt,die perfekt geschwungenen Lippen waren zu einem Lächeln gezogen und seine Stupsnase berührte fast meine.Er war ein Bild von Mann und ließ wohl von den meisten Frauen das Herz höher schlagen doch hatte er keine besonderen Reiz für mich, er war mein bester Freund und mein Partner mehr auch nicht.
Er war groß und muskulös, fuhr eine schwarze Maschine und war ein Vampir, den man aber auch Hirudo nannte.
Ein Hirudo war eine Gestalt der Nacht und liebte die Dunkelheit, sie verbrannten in der Sonne doch Diego nicht. Er hatte einen Amulett und dies schütze ihn vor der tödlichen Sonne, er hatte es immer dabei und hing um seinen kräftigen Hals.
Auch ich lehnte mich jetzt nach vorne und strich mit einem Finger sein Oberschenkel auf und ab.
Ich probierte so verführerisch zu gucken wie es nur ging, drückte meinen Oberarme gegen meine Brust, dass diese schön prall und fest aussah.
Mein Ausschnitt war groß genug um Diego einen guten Einblick zu bieten.
„Diego!“,hauchte ich und ließ das O lange nachklingen.
Ich sah wie sich seine Armhaare aufstellten und eine Gänsehaut seinen Körper überzog.
Der Schokoladengeruch wurde noch stärker und schnürte mir fast die Luft ab, er schmiegte sich lieblich um meinen Kopf und probierte mich zu benebeln.
Gerade zeichnete ich mit meinem Zeigefinger Kreise auf sein Oberschenkel, als ich Fauchte und meine Krallen ausfuhr. Mit aller Kraft packte ich ihn am Schenkel und vergrub meine Fingernägel tief in sein Fleisch.
Schmerzerfüllt schrie er vor mir auf, warf seinen Kopf in den Nacken und fing an zu bluten.Seine Jeans verfärbte sich durch sein dickflüssiges Blut und klebte an seiner Haut.Ohne großen Aufwand hatte ich den Stoff seiner Jeans und seine Haut durchbohrt.
„Raven!“,brachte Diego zwischen zusammengepressten Zähen hervor und sah mich verzweifelt an.
Leise kicherte ich und ließ ihn in Ruhe, an meiner Hand war sein Blut und der metallische Geruch davon fegte mir durch die Nase direkt in den Kopf.
Mein Verstand setzte aus.
Ich hätte doch noch etwas essen sollen, mein Magen zog sich unwillkürlich zusammen als ich meine Zunge über meine Finger strich.
Der Blutgeschmack breitete sich in ein paar Sekunden in meinem ganzen Mund aus, eine Hitzewelle durchfuhr mich.
Meine Augen fingen an zu schmerzen, sie verfärbten sich.
Aus dem Augenwinkel sah ich das Diegos Wunde schon wieder zugewachsen und nur eine Blutkruste noch zu sehen war.
Ich schlug meine Zähne aufeinander und krallte meine Hände in die Lehnen.Mein Kiefer spannte sich an als sich meine Eckzähne bildeten.Mit einem gewaltigen Ruck stand ich auf und packte Diego bei der Kehle.Die Hitze wütete in mir auf und wirbelte wie verrückt herum.
„Rave, komm wieder zu dir. Rave! Ich will dich nicht verletzten“, jammerte Diego in meiner Hand und wehrte sich nicht.
Das war auch das beste, in meinem Zustand konnte ich ihn leicht umbringen auch wenn er ein Hirudo war.Er war wohl auf einer gewisse Art und Weise unsterblich aber töten konnte ich ihn schon.
Leise knurrte ich, es vibrierte in meiner Brust. Ich hatte die Oberlippe nach hinten gezogen, sodass meine scharfen Zähen zu sehen waren.
Diego war ganz ruhig und sprach noch immer auf mich ein.Er sah gelassen aus, vielleicht hatte er nur ein wenig Panik aber es war sein Job mit solchen Monstern wie mir umzugehen.
„Setzt mich ab Rave“, bat er und probierte zu lächeln. Mein eben noch so fester Griff um seinen Hals wurde nun locker ,ich kam langsam zu mir selbst zurück.
Ich spürte meinen Körper wieder und mein Verstand war wieder normal.Als ich vollkommen ich selbst war, seufze ich und ließ mich auf den Boden fallen.
Ich hatte es schon wieder getan.
Diego setzte sich zu mich und legte mir einen Arm um die Schultern,wütend über mich selbst legt ich meinen Kopf in seine Halsbeuge.
Die Tränen stiegen mir in die Augen, doch wollte das Biest in mir nicht zurück.Meine Augen brannten noch immer und der Druck im Kiefer war noch da.
Es würde heute wohl ein wenig länger dauern wieder körperlich Ich zu werden.
„Ein Sanguis zu sein ist wohl doch nicht so einfach“,flüsterte er und hielt mir ein Taschentuch hin.Ich nahm es und probierte sein Blut von meinen Händen zu bekommen, danach knüllte ich es zusammen und legte es neben mir.
Wie ich mich jetzt selber hasste.
„Es tut mir leid Diego.Ich kann den Durst noch immer nicht Kontrollieren,ich sollte ab jetzt vorsichtiger sein“.
Stille.
Er sagte nichts, saß einfach bei mir und hielt mich in den Armen.Er war wirklich ein toller Freund und hatte immer Zeit für mich, auch wenn er genug eigene Probleme hatte.

3
*****


Die paar Stunden die ich geschlafen hatte machten mich auch nicht fitter, als ich aufstand und mich in meinem kleinem Bad fertig machte.
Nach der kurzen Dusche sah ich mich in meinem relativ großen Spiegel an.
Meine dunkelbraunen Haare , die mir bis zur Brust gingen und sich leicht in den Spitzen lockten ,hingen nun schlaff und nass auf meinen Schultern.Der blasspudrige Schimmer auf meiner Haut passte perfekt zu meinen Karamelaugen die leicht in Grün schimmerten.
Ich sah meinen Eltern sehr ähnlich, ich war eine gute Mischung aus ihnen.
Das Lächeln von meiner Mutter, die Grübchen von meinem Vater.
Das ungute Gefühl in meiner Magengrube und der stechende Schmerz in meinem Kopf, ließen mich wieder in die Realität kommen.
Schnell verdrängte ich die Erinnerungen an meiner Eltern und föhnte mir die Haare, zog mir meiner Arbeitsklamotten an, die vollkommen Schwarz waren und so eng an meinem Körper saßen das man jedes Speckröllchen sah.
Nicht das ich dick war, nein.
Ich hatte Rundungen, Kurven die eine Frau brauchte.
Als ich schließlich fertig war bestückte ich mich noch mit den wichtigsten Waffen und machte mich auf den Weg ins Büro.
Es lag knapp eine halbe Stunde von meiner kleinen Wohnung entfernt und war gleichzeitig das Hauptquartier von den

Shelters.


Shelters waren Jäger, Jäger wie ich.Wir töteten wild gewordene Mutabors und wurden dafür ordentlich bezahlt.
Die Jäger waren immer in Paaren aufgeteilt, meist eine Frau und ein Mann.Dabei war es egal ob es ein Mensch war oder ein Vampir.Im meiner Welt war es ganz normal das es Vampire gab, sie lebten wie ganz normale Menschen unter uns, aber auch die Mutabors (auch als Werwölfe bekannt) leben wie alle anderen.
Wir alle unterscheiden uns vom Aussehen nicht besonders,wir sind nicht blass oder haben starke Körperbehaarung das ist bei jeden unterschiedlich.
Wir sind wie Menschen nur....besser.
Als ich schließlich in der Eingangshalle stand, in der es extrem stickig war, schaute ich mich fragend um.
Am Empfang saß wieder die alte Miss Hibert, sie war schon um die sechzig Jahre alt und doch war sie eine der wenigen Personen, die ich in meinem Leben nicht missen wollte.
„Guten Morgen Raven!“,begrüßte sie mir freundlich, als ich am Tresen zu stehen kam.
Ich lehnte mich mit einem Ellbogen auf die schwarze Marmorplatte und schnappte mir ein Bonbon,dass in einer Schale dort stand.
Die grauen ,alten Augen von Miss Hibert sahen mich freundlich an.Sie waren von tausenden Fältchen umgeben und trotzen vor Lebenserfahrung.
„Guten Morgen Miss Hibert“,begrüßte ich sie zurück und fuhr mir durch die Haare.
„Wissen Sie, ob der liebe Herr Chef schon da ist?“,fragte ich nach und knüllte das bunte Papier,des Bonbon, zusammen.
Mit einem kurzen Blick auf einem Zettel,antwortete mir die pummelige alte Dame.
„Er ist schon da Raven,doch hat er in wenigen Minuten ein Gespräch.Also geh lieber schnell zu ihm“,sagte sie und setzte sich wieder auf ihren blauen Drehstuhl.
Mit einem kurzen Nicken und einem erneuten Griff in die Schale,schwebte ich zum Fahrstuhl.Ich drückte auf den Knopf und seufze leise.
„Ach Kind,möchtest du einen Kaffee?“,rief mir Miss Hibert nach und stand schon wieder.
Langsam fuhr ich herum und winkte dankend ab.
„Nein Danke, vielleicht später“.
„Gut, dann sag mir einfach Bescheid“,sagte sie und lächelte mir warm zu.
Mit einem leisem

Ping

,öffnete sich die schwere,metallische Fahrstuhltür und ich trat ein.Zum Abschied winkte ich Miss Hibert zu und verschwand schließlich, hinter der Tür.
Die lahme und nervende Fahrstuhlmusik machten die drei Minuten unerträglich, wie oft hatte ich es schon verflucht,dass es keine Treppe gab?!
Mit einem lauten Seufze schoss die Tür wieder auf und ich war im 26 Stock,diese Halle war genau so groß wie die Eingangshalle.
Der Boden war vom teuersten Marmor den es gab und die Wände waren mit Seidenstoffbahnen bezogen, die in einem unglaublichen Rot schimmerten.
Einige Wände waren vertäfelt, andere nicht.
Dieser Raum hier,strahlte schon solchen Luxus aus, dass es mir die Kehle abschnürte.
Ich stöckelte zielstrebig zu der einzigen Tür, die sich an die Halle angrenzte.Auf einem kleinem silbern Schild stand der Name, sein Name.

Johnson.


Noch einmal atmete ich durch,hob die Hand und klopfte energisch gegen die Tür.Für einen Moment herrschte absolute Stille, ich atmete nicht einmal und das Blut rauschte mir in den Ohren.
Als schließlich ein leises

Herein

ertönte, nahm ich den Türknauf in die Hand und öffnete die Tür.
Meine Hände waren ein wenig feucht, sodass ich von dem Knauf abrutschte und hilflos zu meinem Chef sah.
Die Tür fiel hinter mir zu.
Mit kleinen Schritten ging ich auf den großen und breitschultrigen Mann zu.
Seine Grünen Augen funkelten und sahen misstrauisch aus.
„Guten Morgen Raven!“,sagte er tonlos und machte eine Handbewegung, die so viel bedeutete wie:

Setzt dich hin!


Mit einem kurzen Kopfnicken nahm ich Platz und überschlug meine Beine, meine Hände hatte ich auf meinem Schoss liegen.
„Was kann ich für dich tun?“,fragte er nach und legte einen kleinen Stapel Papiere von sich weg.Der Luft von der frischen Druckerschwärze stieg mir in die Nase, genau so auch sein teures Aftershafe. Kurz zog ich die Nase kraus,bevor ich probierte zu lächeln.
„Ich wollte Sie ,nach meinem Lohn fragen.Gestern ist alles bestens gelaufen“,flüsterte ich und fuhr mir unsicher durch die Haare.
Mister Johnsons Augenbrauen wippten abwechselt von oben nach unten,sie blieben keine Sekunde still.Seine paar Haare, die er noch auf dem Kopf hatte,waren mit viel Gel stramm nach hinten frisiert und sein schwarzer Anzug ließ ihn unheimlich aussehen.
So streng und geschäftsmäßig.
„Das freut mich zu hören,aber ich hoffe doch das Diego ihn ordnungsgemäß verschwinden lassen ließ“.
„Gewiss hat er das“,gab ich zurück und sah mich auf seinem Schreibtisch um.Nichts persönliches,kein Bild von seiner Familie.
Nicht eine Sache, die von Persönlichkeit zeigte.Nur Geschäftssachen, Papiere und Akten.
Einen leisen Seufzer verdrückte ich mir.
„Gut“,seufze Johnson und griff in eine Schublade, rechts von ihm.
Als er das alte Holz zog, erklang ein kaum hörbares Geräusch.Es war eine Art Schrabben.
„Hier ist dein Lohn, Diego habe ich ihn wie immer überwiesen“,erklärte er und streckte mir einen weißen Umschlag entgegen.
Mit einem mulmigen Gefühl nahm ich den Umschlag entgegen und steckte ihn in meine Jackentasche, danach wollte ich mich erheben und verschwinden, doch wurde ich zurück gehalten.
Mister Johnson saß nicht mehr vor mir, sondern war neben mir und packte mich bei der Hand.
Mein Kopf fuhr herum und unsere Blicke trafen sich.
„Wie geht es Maria?“,fragte er und sah mich eindringlich an.
„Wie soll es ihr schon gehen?“,brummte ich und bewegte mich kein Stück.
Ich wusste, er könnte mich umbringen ohne auch nur mit einer Wimper zu zucken.
„Geht es ihr gut?“,hackte er wieder nach und festigte seinen Griff um meine Hand.Kurz verzog ich das Gesicht,nahm all meine Kraft und entzog mich seinen Griffeln.
Fassungslos sah er mich an.
„Raven, wie geht es deiner Mutter?“,brüllte er und ballte die Hände zu Fäusten.
„Ich glaube mal schlecht, du hast sie schließlich sitzen gelassen.Wegen einer kleinen Französin hast du Mom alleine gelassen,ihr das Herz gebrochen.Wie abartig muss man schon sein um einen Menschen zu poppen?“,schrie ich wutentbrannt und blickte meinen

„Chef“

böse an.
„Raven, du weiß ich wollte das alles nicht“,verteidigte er sich und kam einen Schritt auf mich zu.
Blitzschnell ging ich einen Schritt nach hinten und wedelte mit der Hand.
„Bleib bloß weg von mir, du bist ein Monster.Du hast keine Gefühle und kein Herz, du Vampir“,brüllte ich weiter und stampfte zur Tür.
Meine Hand lag schon auf der Türklinke ,als ich einen Windstoß spürte und ich den Atem von meinem verehrten Herrn Papa im Nacken hatte.
„Raven,sag deiner Mutter...“,hauchte er und atmete heftig.
Er hatte eine Hand auf meiner Schulter liegen und hörte sich weinerlich an.
„Meiner Mutter? So nennst du sie also nur noch, gut zu wissen“,brachte ich zwischen zusammengepressten Zähnen hervor.
Leise knurrte ich und drehte mich schließlich um, dabei probierte ich den Blick meines Vaters stand zu halten.
„Sag ihr einfach, dass mir alles leid tut“,flüsterte er und trat einen Schritt nach hinten.
„Das werde ich nicht, sprech doch selber mit ihr“,zischte ich zurück und knurrte erneut.
„Kind...“,seufze er leise.
„Und nenne mich nicht dein Kind,du bist nicht mehr mein Vater.Du bist ein dreckiger Vampir“.
„Ein dreckiger Vampir? Du,meine Liebe, bist selber zur Hälfte Vampir“,sagte er und probierte wieder ruhiger zu werden.Sein Gesicht hatte die leichte Färbung von Rot angenommen, die sich jetzt klammheimlich wieder verkroch.
„Und das ist schon schlimm genug,du weißt das ich Illegal bin.Wie konntet ihr überhaupt...“,mir fehlten die Worte.
Warum war ich hier überhaupt hingekommen?!
Warum ließ ich mir das doofe,dreckige Geld nicht auf mein Konto überweisen ?!
Die Wut über mich selber stieg an, ich war so dumm.
„Das nennt man

Liebe

“,erklärte mein Vater, so als ob er noch mit meiner Mutter zusammen sei.
„Liebe“,sagte ich spöttisch und schüttelte leicht den Kopf.
Als ob mein Vater wüsste was Liebe wäre.
„Wie dem auch sei,sag deiner Mutter einfach das ,was ich dir gesagt habe“.
Ohne ein weiteres Wort drehte ich mich um und nahm die Türklinke in die Hand, drückte diese hinunter und schwang die schwere Tür auf.
Ein kalter Luftstrom empfing mich und wehte mir durch die Haare.
„Auf wiedersehen Raven!“,nuschelte jetzt wieder mein Chef und kehrte zurück zu seinem Tisch.
Als er sich hinsetzte und mich ein letztes mal ansah, fiel schon die Tür zu und ich war aus seiner Sichtweite.
Laut seufze ich und kniff mir in den Nasenrücken.
Darf ich vorstellen,

mein Vater!



(Fortsetzung folgt...)


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 24.09.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Alle Rechte liegen beim Autoren.

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