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Anastasia steht an ihrem Fenster und weint.
Viele Gedanken schweifen durch ihren Kopf.
Sie fragt sich, wie Menschen nur so grausam sein können. Wieso sie schlagen und drohen.
Doch ist sie nicht selbst grausam, wenn sie sich aus dem Fenster fallen lässt und allem ein Ende bereitet? Ist es nicht feige einfach fort zu laufen?
Sie hört, wie der Schlüssel im Schloss umgedreht wird.
Große Angst breitet sich in ihr aus.
Ihre Gedanken beschäftigen sich mit zwei Möglichkeiten: Springen oder nicht springen.
Die Tür ihres Zimmers öffnet sich.
Wutschnaubend kommt ihr Vater herein und schreit. Er schreit so laut, dass sie es kaum aushalten kann.
Er steht genau vor ihr und sie spürt seinen Atem.
Anastasia weiß nicht einmal, wieso er so schreit, so ohrenbetäubend schreit. Ob er es weiß?
Plötzlich holt er aus und schallend schlägt er sie auf die rechte Wange. Sie schweigt, zittert.
Sie sieht aus dem Augenwinkel das offene Fenster. Soll sie springen? Sie kann es sich nicht erklären, doch plötzlich hört sie eine wunderschöne Stimme. Mitten in das Unheil, was sich gerade in ihrem Zimmer ausbreitet hört sie es.
Zart, leise.
Sie kennt das Flüstern. Das kann nicht sein. Die klare Stimme stammt von ihrem ersten Freund. Wenn sie an Jaromir denkt, wird ihr ganz warm. Tränen steigen in ihre Augen.
Ihr Vater rennt fluchend aus dem Zimmer.
Sie zittert immernoch, aber jetzt denkt sie an ihn.
Jaromir ist in den letzten Sommerferien bei einer Segel-Tour ums Leben gekommen, aber sie ist sich ganz sicher - Sie hat ihn gerade gehört. Oder nicht? Kann das wirklich sein?
Völlig eingenommen von der Stimme, die sie sich so lange herbeisehnte, zwingt sie sich auf den Sinn seiner Worte zu hören. Er bittet sie, zu ihm zu kommen, in eine andere, bessere Welt: In den Himmel.
Ein Schauer breitet sich in ihr aus. In den Himmel? Umbringen? Wenn er es sagt, hört es sich so einfach, so leicht an.
Sie sieht zu dem offenen Fenster.
Ist es wirklich feige, wenn ich springe?
Ein sanfter Wind legt sich um ihre Haare. Wieder hört sie seine Stimme. "Komm. Komm zu mir, mein Engel. Ich vermisse dich. Komm und lebe mit mir weiter, dort wo dich die Sorgen nicht mehr erreichen können.
Sie wirft einen letzter Blick zu der geschlossenen Zimmertür und springt. 35 Meter vom Boden und 1000 Meilen vom Himmel entfernt ...



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Tag der Veröffentlichung: 20.09.2009

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