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Prolog

Charlotta von Hahnsberg stand auf dem Grabstein, vor den sich das Mädchen gekniet hatte. Ihr schwarzer Rock lag um sie, sie hatte den Kopf gesenkt. Die zum Beten gefalteten Hände zitterten leicht. Das Mädchen hob nicht einmal den Kopf, als der junge Mann auf sie zu trat.
„Du gehörst mir.“, flüsterte er so leise, dass sie es nicht hörte. Es hockte sich hinter sie und fuhr mit der Hand durch ihr Haar und an ihrem Hals entlang. Sie lehnte sich gegen ihn.
„Eduard.“, seuftste sie.
Der Mann küsste sie auf ihr Haar.
„Bist du sicher, meine Liebste?“
Das Mädchen nickte und er nahm sie in seinen Arm.
Kurz darauf kam er auf den Marktplatz, das Hemd blutverschmiert, ein Messer in seiner Hand. Das Gesicht war tränenüberströmt.
„Sie ist tot, hört ihr es alle? Sie ist tot. Sie ist tot. Aber sie wird zurückkehren. Ich werde sie mir wieder hohlen. Sie ist nicht für immer tot. Hört ihr.“
Dann setzte er das Messer an seine Brust und richtete sich selbst.

Kapitel 1

„Hi, Mum. Sorry, dass ich so lang nicht mehr da war, aber ich habe gerade Stress in der Schule. Und mit John läuft es auch nicht so gut. Ich glaube, er will Schluss machen.“
Ich seuftste und legte einen Blumenstrauß auf ihr Grab. Eine Träne lief meine Gesicht hinunter. Zurzeit weinte ich oft. Vor allem wegen John. Er war mein Freund, aber ich glaubte nicht wirklich, dass es noch lange so bleiben würde.
Mum war seit sieben Jahren tot. Sie war bei einem Raubüberfall gestorben, ihre Mörder waren immer noch auf freiem Fuß. Mit vierzehn hatten ich und meine beste Freundin Detektiv gespielt um sie zu finden. Die Polizei hatte bereits nach zwei Jahren aufgegeben.
Meinen Vater kannte ich nicht, er war abgehauen, als er erfuhr, dass meine Mutter schwanger war. Ich lebte bei meiner Großmutter, einer ziemlich seltsamen, aber total lieben, alten Frau. Ich setzte mich auf die Grabumrandung und strich über den kalten Stein. Das tat ich immer. Und dann redete ich mit ihr, erzählte ihr, was alles vorgefallen war. Ich war mir zwar sicher, sie bekam das alles mit, aber ich hatte ihr früher auch immer alles gesagt. Sie war meine beste Freundin gewesen, ihr konnte ich alles sagen. Und ich wollte, dass es auch so blieb.
Den Friedhof besuchte ich fast täglich. Ich fühlte mich hier wohl. Die hohen Tannen und die vielen Blumen überall. Meine Mutter war in einem alten Familiengrab begraben, das in einem abgelegenen Teil des Friedhofs lag. Oft wanderte ich zwischen den Grabsteinen umher und las alte, kaum lesbare Inschriften. Dann überkam mich so ein vertrautes Gefühl, eine Mischung aus Angst und Freude.
Nachdem ich Mum von meinen Beziehungsproblemen erzählt hatte, blieb ich noch ein bisschen sitzen und genoss die Stille, die herrliche Stille, weit entfernt von Stress und Hektik.
Ein junger Mann, vielleicht drei Jahre älter als ich, kam und legte Blumen auf das Grab neben dem meiner Mutter. Er hatte langes, schwarzes Haar und ziemlich blasse Haut. Vielleicht lag das auch daran, dass seine Augen so dunkel geschminkt waren. Um seinen Hals hingen zwei Ketten, eine mit einem Kreuz und eine mit einem Wappen, einem Hahn auf einem Berg.
Er zupfte mit seinen schwarz lackierten Fingernägeln vertrocknete Blätter aus einem Rosenstock.
Ich hatte schon oft Blumen auf dem Grab gesehen, der Junge war mir aber noch die begegnet. Unsere Blicke trafen sich und ich schaute schnell weg.
„Und ich dachte, es seinen immer nur Gerüchte, dass sich diese schwarzen Gestalten auf Friedhöfen herumtreiben.“
Eine alte Frau kam mit einem Jungen, ein bisschen jünger als ich, vorbei. Er hatte wahrscheinlich absichtlich so laut gesprochen.
Ich trug seit meinem zehnten Lebensjahr nur schwarz, genauer seit dem Tod meiner Mutter. Mir selbst viel das gar nicht mehr auf.
„Manche müssen ihre schlechte Laune auch immer so zeigen.“, murmelte der Gothic neben mir.
Ich sah ihn an. Seine Augen waren grün und unendlich tief.
„Ach, mich stört das schon gar nicht mehr, wenn jemand so Anspielungen macht.“, antwortete ich.
„Du hast Recht. Ich ärgere mich zu viel. Ach, ich bin übrigens Ed.“
„Beth.“ Ich streckte ihm die Hand entgegen und er schlug ein.
„Ich habe dich hier noch nie gesehen. Kommst du oft?“
„Schon, aber eher abends. Da ist nicht so viel los und ich kann in Ruhe mit meinem Dad reden.“
„Ach, du auch? Ich erzähle meiner Mum auch immer alles. Sie widerspricht wenigstens nicht.“
Ed lächelte.
„Ist ganz praktisch, wenn die Eltern einem nichts mehr verbieten können. Na ja, dafür musste ich bis achtzehn unter dem Befehl meines Großvater leben. Und der ist nicht besser.
„Und wo ist deine Mutter?“
„Keine Ahnung.“
„Sorry. Tut mir leid. Ich weiß von meinem Vater auch nichts.“
„Du Arme. Wie wär’s, ich lade dich zur Entschädigung auf einen Kaffee ein.“

Als ich am Abend nach Hause kam, hatte Oma schon den Tisch gedeckt. Ich hatte mit Ed drei Stunden im Café verbracht und mich für morgen mit ihm verabredet. Am Friedhof.
„Na, Kleine. Du wirst ja wohl nicht die ganze Zeit bei deiner Mutter gewesen sein, oder?“
Ich schüttelte den Kopf.
„Warst du bei diesem Johannes? Ich sag dir, der passt nicht zu dir. Der ist viel zu… Ach, wie soll man das sagen…großkotzig. Und ich glaube nicht, dass der jeden Tag zu seiner Mutter gehen würde, wenn sie tot wäre. Dafür ist er viel zu sehr darauf orientiert, dass er seinen Spaß hat.“, meine Großmutter bekam diesen ernsten Ausdruck in ihren Augen.
„Hallo, Oma. Nein, ich war nicht bei John. Du hast Recht, ich sollte mich von ihm trennen.“
Meine Großmutter starrte mich mit ihren fröhlichen, blauen Augen an, die ich von ihr geerbt hatte. Klar wunderte sie sich, John war vor zwei Wochen noch das größte für mich gewesen.
„Sag mal, Kindchen, warum bist du so gut gelaunt? Nicht das ich es dir nicht gönnen würde, aber ich dachte, du bangst gerade um deine große Liebe.“
„Scheint nicht so.“
Ich wunderte mich ja selbst, aber an diesem Nachmittag hatte ich noch nicht einmal an Johannes gedacht.
Ed und ich waren erst Kaffee trinken gegangen und hatten uns dann am See unterhalten. Sein Dad war bei einem Autounfall gestorben, vor vier Jahren. Erst da hatte er gemerkt, wie sehr er ihn gemocht hatte, vorher hatten sie immer nur gestritten.
Aber wir hatten auch noch über andere Sachen gesprochen als den Tod. Zum Beispiel über Bands und die neue Wohnung, die er sich von seinem Erbe gekauft hatte.
„Wo warst du dann?“
„Erst bei Mum, dann hab ich mich mit einem unterhalten und wir waren einen Kaffee trinken. Wir treffen uns morgen noch einmal.“
„Na, solange der nicht wie dieser Johannes ist.“
Das war Ed bestimmt nicht. John hatte blonde Haare und braune Augen. Außerdem trug er nur selten schwarz, Ed immer.
„Ne, ganz sicher nicht. Was gibt es zum Essen?“
„Nudeln und Soße.“
Nach dem Essen ging ich in mein Zimmer. Meine Großmutter und ich wohnten in einer alten Villa. Sie war eigentlich viel zu groß für zwei, aber das störte uns nicht.
Der zweite Stock war mein Reich. Ich hatte ein eigenes Bad, eine Kochnische, Wohnzimmer, Balkon und Schlafzimmer.
„Irgendwie müssen wir ja zeigen, dass wir Vons sind.“, sagte Oma immer. Wir machten uns nicht viel aus dem Adelstitel, aber sie war doch stolz in dem Haus zu wohnen, in dem schon ihre Ur-Ur-Ur-Großmutter gelebt hatte.
Mein Handy meldete sich zu Wort, ich hatte eine SMS bekommen.
Hey, Beth. Kann ich noch vorbei kommen? Es ist wichtig. John.
Klar konnte er. Ich war mir aber sicher, dass er nicht zum Teetrinken kommen würde. Normal unterschrieb er die Nachrichten immer mit einem Lieb dich. Ich hatte Angst. Ich mochte John, obwohl er ein ziemlicher Macho war. Er war nicht meine große Liebe, aber trotzdem.
Ich legte mich auf mein Bett und starrte die Decke an. Kaum eine viertel Stunde später war John da. Zur Begrüßung gab es keinen Kuss, es stand also fest. Er würde Schluss machen. Wenigstens war er kein so ein Depp, der eine Beziehung per E-Mail beendete.
„Du kannst dir denken, was ich jetzt sage, oder?“
Ich nickte. Sicher konnte ich es mir denken.
„Also, es tut mir ja Leid, aber ich will dir nichts mehr vormachen. Ich glaube es ist besser, wenn wir diese Beziehung beenden.“
Jetzt war es raus. Und seltsamerweise war ich nicht traurig. Ich fühlte überhaupt nichts.
„Ist in Ordnung.“
Ich schaute ihn nicht an. John stöhnte, dann nahm er meine Hand. „Lass uns Freunde bleiben, Beth. Die zwei Monate mit dir waren echt schön und vielleicht wird es ja noch mal was.
Ich nickte noch einmal und er ging.
Unten hörte ich die Türe, dann die Schritte meiner Großmutter auf der Treppe.
„Hat er dich abgeschrieben?“
„Ja, hat er. Ich bin froh, dass ich nicht den Schlussstrich ziehen musste.
Immer noch keine Trauer.
Meine Oma nahm mich in den Arm.
„Wenn man nicht zusammen gehört, dann ist es besser, wenn man auseinander geht.“
Mehr sagten wir nicht mehr. Wir saßen nur schweigend da. Das tat gut. Nach einer halben Stunde stand Oma auf.
„Ich werde jetzt mal ins Bett gehen. Gute Nacht, meine Süße.“
„Gute Nacht, Oma.“
Ich schlief lange nicht. Um halb zehn beschloss ich Ed anzurufen.
„Ja.“, meldete er sich.
„Hi, hier ist Beth. Stör ich oder können wir ein bisschen quatschen.“
„Klar können wir. Ich bin immer für dich da. Was gibt’s?“
„Ach, mein Freund hat Schluss gemacht.“
„Du klingst aber nicht gerade traurig, oder?“
„Bin ich komischer Weise auch nicht.“
„Tja, dann war es keine echte Liebe, Beth.“
„Das habe ich mir auch schon gedacht. Oder ist es einfach so, dass ich es vielleicht noch gar nicht verstanden, dass es aus ist.“
„Ich bin ja kein Mädchenexperte, aber das glaube ich nicht. So wie du von ihm geredet hast.“
„Ich weis. Und, was machst du so?“
„Mit dir telefonieren.“
„Seltsam. Ich telefoniere auch gerade.“
Wir fingen beide zu lachen an.
„Mir kommt es so vor, als würden wir schon ewig befreundet sein.“, sagte Ed.
„Ja, schon irgendwie. Wir kennen uns zwar erst ein paar Stunden, aber du musst dir schon anhören, wie dumm mein Ex ist.“
„Immer wieder gerne, Beth.“
„Also, wir sehen uns dann morgen.“
„Klar, zehn bei unseren Eltern.“
„Dann eine gute Nacht. Schlaf gut.“
„Du auch.“
Er legte auf und ich starrte mein Handy an. Er war total nett. Würde das vielleicht mehr werden, als nur Freundschaft. Ich könnte mir das schon vorstellen.

Als ich am nächsten morgen aufwachte, war es schon halb zehn. Verdammt, jetzt hatte ich nur noch eine halbe Stunde.
Ich duschte schnell, kippte eine Tasse Kaffe hinunter und rannte los. Gerade, dass ich noch Zeit gehabt hatte, mich zu schminken.
Es war fünf Minuten zu spät, aber Ed war noch nirgendwo zu sehen.
Er kam erst zwanzig Minuten später, einen Blumenstrauß in de Hand.
„Sorry, ich habe meinen Bus verpasst. Zum Glück gibt es bei mir an der Haltestelle einen Blumenladen. Jetzt habe ich eine Entschädigung. Verzeihst du mir?
„Klar.“
Er war so süß.
Ed trug das gleiche T-Shirt wie gestern, schwarz mit dem Gesicht einer Frau, die aus dem Mund blutete. Die langen, schwarzen Haare waren offen. Verdammt, er war gutaussehend. Das war mir gestern gar nicht so aufgefallen. Na ja, da war ich noch kein Single gewesen.
„Hey, du heißt ja von Hahnsberg.“
„Ja, du auch?“
„Yep, schon seit zwanzig Jahren.“
„Denkst du, wir sind verwandt?“
„Kann sein. Sehr entfernt vielleicht.“
„Meine Oma hat einen Stammbaum zu Hause. Da können wir ja mal nachschauen.“
„Okay. Aber erstmal musst du was essen. Du hast heute verschlafen und nur schnell was getrunken.“
„Woher weist du das?“
„Ich habe es nichts gewusst, aber bei mir war es so.“
Ed legte den Arm freundschaftlich um mich.
„Also zum Café frühstücken.“

Nach dem Frühstück gingen wir spazieren.
Nach fünf Minuten fingen wir an spielerisch zu raufen. Wir lachten und hatten Spaß.
„Du bist dumm.“, kicherte ich.
„Ich kenn da noch jemanden, der dumm ist.“
„Ach ja?“
„Ja. Deinen Ex. Der hat mit einem so tollen Mädchen wie dir Schluss gemacht.“
Ich sah ihn an und er legte seine Finger an meine Wange. Er kam mir immer näher.
Dann legte er seine Lippen auf meine.
Ich schloss die Augen und genoss das Gefühl seines Mundes auf meinem. Ich erwiderte seinen Kuss. Wenn ich bis jetzt geglaubt hatte, John konnte gut küssen, war ich jetzt anderer Meinung. Seinen Arm legte er um meine Taille und ich strich ihm mit der Hand über seine Wange.
Ed zog mich näher an sich und küsste mich. Sein Kuss war zärtlich, liebevoll und nicht aufdringlich. Ich hoffte, dieser Moment würde nie enden.
Er löste sich langsam von mir und sah mir in die Augen.
Keiner sagte etwas, wir standen Arm in Arm da und genossen die Nähe des anderen.
„Zumindest ist seine Dummheit manchmal ganz nützlich für andere. Ich muss los. Ich rufe dich an.“
Und schon war er weg. Einfach so. Ich sah ihm nach und legte meine Finger an meine Lippen, wo noch vor ein paar Sekunden sein Mund gewesen war. Da ging er, die Hände mit den silbernen Ringen in den Hosentaschen. Seine Jacke schmiegte sich an seinen dünnen, aber doch muskulösen Körper. Er war so hübsch. Er hatte mich geküsst. Ich war so verliebt.
Ich wusste nicht wie lange ich da stand, jeden Falls war Ed schon lange verschwunden und ich rührte mich immer noch nicht.
„Hey, Beth. Was machst du denn hier?“
Ich wurde unsanft aus meinen Gedanken gerissen und drehte mich erschrocken um. Hinter mir stand Monique, meine beste Freundin.


„Wir haben uns doch erst gestern kennen gelernt. Aber es kommt mir so vertraut vor. Als würde ich ihn schon immer kennen.“
Wir saßen auf meinem Bett und hörten Evanesence.
„Hey, du bist verliebt. Ich kenne das. Du triffst jemanden, und alles stimmt. War das bei John nicht auch so?“
„Der war doch so lange ein Kumpel.“
Moni nickte und trank von ihrem Tee.
„Was ich nicht verstehe, ist, dass er einfach so gegangen ist.“
Meine beste Freundin kaute auf ihrer Lippe herum.
„Vielleicht muss er sich seiner Gefühle klar werden. Der kommt schon wieder.“
„Das hoffe ich. Ich hab ja nur seinen Namen und seine Handynummer. Außerdem, warum sollte er mich küssen, wenn er sich nicht sicher ist.“
„Keine Ahnung. Ich habe mein Jungologiestudium noch nicht abgeschlossen.“
Wir lachten.
“Ich muss jetzt los. Wir sehen uns heute Abend dann in dem Gothclub.“
Ich umarmte sie.
Klar, die Party. Die hatte ich schon fast vergessen.
Ich hatte sie gerade verabschiedet und war wieder nach oben gegangen, als es läutete. Ich raffte mich auf und rannte die Treppe wieder hinunter. Eigentlich hatte ich Oma noch nicht so früh erwartet, sie war bei einer Freundin frühstücken.
Doch es war nicht Oma, sondern Ed. Er hatte eine rote Rose in der Hand.
„Wir müssen reden.“, murmelte er.
Ich ließ ihn herein und führte ihn ins Wohnzimmer. Er machte es sich auf dem Sofa bequem, ich hockte mich vor ihn auf den Boden.
Ich schaute ihn an und sagte nichts. Ich hatte Angst. Würde er sagen, dass es ihm Leid tat und dass es ein Versehen gewesen war?
Ed beugte sich zu mir hinunter und legte die Rose in meinen Schoß. Als er sich wieder aufrichtete trafen sich unsere Blicke. Bis jetzt hatte noch niemand etwas gesagt.
Unsere Gesichter kamen sich näher.
„Eigentlich brauchen wir gar nicht reden.“, flüsterte er.
Unsere Lippen fanden sich und ich streckte mich zu ihm, so gut das im Schneidersitz ging. Ed rutschte langsam vom Sofa und legte seinen Arm um meine Mitte. Seine Hände wanderten meinen Rücken hoch, seine Fingerspitzen strichen über mein langes, schwarzes Haar, das ich zu einem Zopf gebunden hatte.
Ich genoss diesen Kuss, dieses Mal war ich nicht so überrumpelt. Ich kuschelte mich an ihn und legte meine Finger an seinen Nacken, strich über seine Wangen.
Als wir uns von einander lösten, lächelte Ed.
„Ich wollte vorhin nicht einfach gehen. Ich dachte einfach… Keine Ahnung, dass du mir eine Abfuhr erteilst oder so. Es war doof, ich weiß und….“
Ich ließ ihn nicht ausreden, sondern küsste ihn wieder. Ich wollte es nicht wissen. Ich öffnete meine Lippen, seine Küsse wurden heftiger, er presste mich sanft gegen das Sofa. Seine Küsse wanderten über meinen Hals.
OMG, wollte er…
Ich hörte den Schlüssel, die Haustür wurde zugeschlagen. Ich löste mich von Ed und er setzte sich neben mich.
Wir sahen uns an.
So tun, als würden wir uns unterhalten.
„Du hast von dem Stammbaum erzählt. Schauen wir uns den an?“
„Klar. Ich zeig ihn dir.“
Als wir aus dem Wohnzimmer kamen, stand Oma im Gang und war mit ihrem Mantel beschäftigt.
„Hey, Omi. Das ist Ed.“
„Hallo Ed. Emilia.“, sie streckte ihm die Hand entgegen.
Oh, sie bat einem Jungen das DU an. John musste immer Frau von Hahnsberg sagen. Das war ein gutes Zeichen. Sie mochte ihn.
„Ähm, wir wollen uns den Familienstammbaum anschauen. Ed heißt auch von Hahnsberg und wir wollten schauen, ob wir verwandt sind.“
„Tut das, ihr Hübschen. Mittagessen gibt es in einer halben Stunde.“
Wir gingen in den Dachboden, Ed hielt meine Hand.
Den Stammbaum hatte meine Großmutter selbst gezeichnet. Die Namen und die Herkunft hatte sie aus alten Büchern, die zu hunderten hier oben standen. Ed staunte nicht schlecht, ich hatte mich schon an die Ausmaße unseres Hauses gewöhnt.
Ich fand ihn in einer Kiste, in der Emilia viele ihrer Zeichnungen aufbewahrte. Sie hatte eine Begabung, Personen so zu zeichnen, dass es aussah, als würde man in einen Spiegel sehen.
Bald fanden wir, was wir suchten.
Die Tante meiner Oma hatte einen Mann geheiratet, der ihren Namen angenommen hatte. Dessen Schwester hatte auch einen von Hahnsberg geheiratet. Doch sie hatten sich getrennt, in seiner zweiten Ehe hatte er einen Sohn, dessen Sohn war Eduard von Hahnsberg.
Also waren wir um fünf Ecken verwandt.
Ed lächelte. „Hätten wir jetzt ein Problem, wenn wir Geschwister gewesen wären, wo wir je einen Teil unserer Eltern nicht kennen.“ Wir lachten
„Ich weiß nicht, wie ich die letzten zwanzig Jahre ohne dich überstanden habe.“, sagte Ed.
Oh mein Gott, wie romantisch.
„Du bist süß.“
Wir küssten uns, zärtlich, liebevoll.
„Ich liebe dich so sehr.“, flüsterte ich.
„Ich liebe dich auch.“, antwortete er mir und nahm mich in den Arm. Ich kuschelte mich an ihn, spürte seinen Atem an meinem Arm. Ed küsste meinen Hals, meine Wangen.
„Elisabeth. Ed. Essen.“
Ich löste mich aus seiner Umarmung und wir lächelten uns an.
„Isst du mit?“
„Solange ich bei dir sein kann, tu ich alles.“
„So schlecht kocht meine Oma auch nicht.“
Wir lachten wieder und machten uns auf den Weg nach unten.
Oma hatte Nudeln gekocht, die Küche roch herrlich nach Basilikum.
Ich deckte den Tisch.
„Ed. Kannst du mir mal die Schüssel da geben?“
„Ja, mach ich.“
Nach dem Essen, Ed und Oma hatten sich total amüsiert, ging mein Freund. Ich hatte ihm von der Party erzählt, wir hatten uns um acht verabredet.
Ich wollte mich aus der Küche stehlen, aber Emilia bestand darauf, dass wir uns den Abwasch teilten.
„Er ist auf jeden Fall netter als John. Viel netter.“, meinte sie, während sie einen Teller abtrocknete. Ich nickte und wurde leicht rot.
„Bist du verliebt?“, fragte sie mit diesem Hab-ich-dich-durchschaut-Blick.
„Vielleicht.“
„Aha. Okay, Verliebtenbonus. Ich mache das alleine. Ruh du dich noch aus, du hast wenig geschlafen. Ich habe dich oft aufs Klo gehen hören.“
„Danke, Omi.“, sagte ich und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.


Sechs Stunden später duschte ich und zog mir mein neues Kleid an. Schwarz mit Rüschen. Dazu Nietenarmbänder und die Kreuzkette, die ich zur Konfirmation bekommen hatte.
Meine Lippen schminkte ich heute nicht, die Augen wurden schwarz umrahmt.
Als ich an dem Club ankam, war Moni schon da und zerrte mich ins Dunkle. Es gab nämlich nur wenig Licht, ein paar dunkelblaue Scheinwerfer. Traurige Klaviermusik kam aus den Boxen und auf der Tanzfläche tanzten dunkel gekleidete Paare eng umschlungen.
Das erinnerte mich gleich wieder an Ed. Hoffentlich würde er mich hier finden, es war ja schon viertel nach neun.
Moniques Freund Tim, ein Typ mit stachligen, roten Haaren und Piercings, kam und entführte sie zu einem Tanz.
Ich bestellte mir eine Cola und starrte auf den Eingang, durch den sich schwarze Gestalten schoben.
Plötzlich fingen kalte Hände an meine nackten Schultern zu massieren.
„Hey, Süße.“, flüsterte Ed und küsste meinen Hals.
„Hey. Sorry, Moni hat mich hier rein gezerrt, sonst hätte ich draußen gewartet.“
„John hat mir gesagt, dass du hier bist.“
John? Der war doch kein Goth und außerdem kannte Ed ihn doch gar nicht.
„Ich habe ihn getroffen, er hat sich mit einem Rothaarigen über dich unterhalten. Dann hab ich ihn gefragt, ob du schon hier bist.“, beantwortet er meine unausgesprochene Fragen.
Ich drückte meine Lippen kurz auf seine.
„Tanzen?“, fragte er.
Ich nickte und er nahm mich an der Hand.
Wir kuschelten uns bei dem Gesang von Amy Lee an einander und genossen die Nähe des anderen.
Nach einer knappen halben Stunde beschlossen wir, etwas zu trinken. An der Bar stand Tim und wir gingen auf ihn zu.
„Hey. Das ist Tim und das ist Ed.“
„Wo ist Moni?“, fragte ich Tim, doch der zuckte nur mit den Schultern.
„Wenn sie nicht in der Toilette ertrunken ist, dann wird sie wohl tanzen.“, lachte er.
„Haha.“, grinste ich.
„Ich gehe sie mal suchen.“, sagte ich und küsste Ed zum Abschied auf die Wange.
An der Garderobe traf ich John. Er hatte sein kurzes, blondes Haar aufgestellt und seine Augen schw¬¬¬¬¬¬¬¬¬¬arz geschminkt. Normalerweise war er der Skatertyp und kein bisschen Gothic. Tim, sein bester Freund, und ich hatten ihn eine Zeit lang immer mit hier her genommen, wenn auch gegen seinen Willen. Und jetzt war er hier, ohne dass Tim oder ich ihn eingeladen hätten.
„Hey, Kleines. Sollen wir noch einmal reden? Ich meine, dass mit der Trennung tut mir Leid, wir brauchen halt eine Pause.“
„Es ist schon in Ordnung.“
„Nein, du brauchst jetzt nicht so tun damit ich kein schlechtes Gewissen habe.“
„Es ist wirklich in Ordnung.“
John blickte zu Boden.
„Die Zeit mit dir war echt schön, ich bereue nichts, aber es ging einfach nicht mehr…“
Hände legten sich an meine Taille.
„Wir haben Moni gefunden.“
„Cool, ich komme gleich.“, sagte ich und Ed verschwand wieder unter den Tanzenden.
„Also dann, dir noch einen schönen Abend, vielleicht sehen wir uns noch mal.“, lächelte ich Johannes zu und folgte meinem Freund.


Am nächsten Morgen wachte ich in Eds Arme gekuschelt auf. Die Sonne stand schon hoch am Himmel, es musste schon bald Mittag sein. Gestern waren wir mit dem Taxi nach Hause gefahren. Als Eduard mich kurz verabschiedet hatte, war der Fahrer weggefahren, ohne ihn. Wir beide waren zu müde gewesen, um auf ein neues Taxi zu warten und so hatten wir ihm kurzerhand ein Matratzenlager in meinem Zimmer hergerichtet. Das er dort nicht geschlafen hatte, brauchte Emilia ja nicht zu wissen. Es war ja nichts passiert.
Ich schmiegte mich enger an ihn und schloss wieder die Augen. Sein Kinn lag an meiner Stirn und seine Haare kitzelten in meinem Gesicht. Ich öffnete die Augen, Ed war jetzt auch wach und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.
„Morgen.“, murmelte er.
„Morgen.“, antwortete ich genau so verschlafen.
Ed nahm meine Hand in seine, streichelte meine Finger. Ich lehnte mich an ihn, spielte mit seinen Haaren, die mir noch immer ins Gesicht fielen.
Wir lagen so fast zehn Minuten, dann beschloss Ed auf den Boden umzuziehen. Wir kuschelten uns in unsere Kissen und sahen den anderen mit halb geschlossenen Augen an. Ed sah aus wie immer, das lange, schwarze Haar, die tiefen, grünen Augen, die hohen Wangenknochen, die blasse Haut und die roten, vollen Lippen. Und selbst verschlafen war er unglaublich schön. Schön war der einzige Begriff, der ihn beschreiben würde. Das erste Mal dachte ich mir, wie so jemand, jemanden wie mich mögen konnte.
Meine eigentlich braunen, aber schwarz gefärbten Locken, die blauen Augen. Na ja, irgendwas an mir musste ihm wohl gefallen.
Irgendwann klopfte Oma. Sie war an diesem Morgen gut gelaunt und hatte schon Brötchen beim Bäcker geholt, was eine längere Reise mit dem Fahrrad bedeutete. Sie machte die dunklen Samtvorhänge ganz auf und wir hoben schützend die Hände vor das Gesicht. So früh am Tag war Sonne nicht gerade das tollste.
Der bezaubernde Duft aus dem Esszimmer lockte uns schließlich in die Küche. Nach einem ausgiebigen Frühstück um zwölf Uhr mittags zeigte ich Ed noch den Rest des Hauses. Wir fanden uns schließlich auf dem Dachboden wieder. Zwischen den Bücherregalen fingen wir an zu albern, beinahe hätten wir eines umgeschmissen. Das brachte uns noch mehr zum Lachen.
Die nächsten Tage mit Ed waren die schönsten in meinem Leben. Oft saßen wir einfach nur auf meinem Bett oder in seiner Wohnung und sagten nichts. Diese Stille, nur Eduards Atem, hatte etwas Schönes. Einmal sah er sich mit mir uns im Kino einen Vampir-Liebes-Film an. John hätte das nie gemacht. An Johannes dachte ich gar nicht mehr. Ich träumte jede Nacht von Ed. Wenn er sich verabschiedete dachte ich schon an unser nächstes Date.
Er war sehr einfühlsam und zärtlich. Als ich noch jünger war, hatte ich mir immer so einen Jungen zum Freund gewünscht.
Ich machte freiwillig den Abwasch und sang dabei Kinderlieder. Emilia lächelte nur. Sie lachte zurzeit oft. Dann bekam sie diese tiefen Lachfalten und ihre blauen Augen strahlten. Einmal war sie mit mir durch die Küche getanzt und ihr langes, weißes Haar war hinter ihr her geflogen wie ein Schleier.
Seit meine Mutter tot war, hatte ich wenig gelacht, und dann hatte sie es auch nicht getan. Aus Rücksicht. Und auch, weil sie selbst trauerte.
Ed wohnte in diesen zwei Wochen quasi schon bei uns. Er kam in der Früh um mich abzuholen, aß mit uns zu Mittag und zu Abend und schlief auch oft hier. Dann machten wir Kissenschlachten, sahen uns Horrorfilme an, bei denen ich mich immer an ihn klammerte und schliefen schließlich nebeneinander ein. Ich war so glücklich.
Aber bald sollte mein Glück ein Ende haben. Am nächsten Morgen kam kein Ed. Wir hatten nichts ausgemacht, also machte ich mir keine Gedanken. Er hatte ja auch noch ein eigenes Leben. Außerdem konnte ich die Gelegenheit nutzen, auch mal etwas für die Schule zu tun.
Um drei klingelte mein Handy, es war Ed.
„Hey, schön das du anrufst. Was machst du so?“
„Ich mache Schluss.“, seine Stimme war leise und zitternd
„Was?“, fragte ich verwirrt.
„Du hast richtig gehört. Es ist aus.“ Dieses Mal war es scharf und bestimmt.
„Aber…“ Doch Eduard hatte aufgelegt.
Ich saß erst einen Moment auf meinem Bett und starrte mein Handy an. Dann kamen die Tränen. Sie liefen meine Wangen herunter und hinterließen schwarze Bäche aus Kajal und Wimperntusche. Ich saß da und weinte. Ed hat Schluss gemacht. Es ist aus. Aus. Für immer. Aber warum? Warum?
Immer noch weinend machte ich Musik. Ich drehte sei ganz laut und legte mich in mein Bett.
Doch dann sprang ich auf. In diesem Bett hat Ed geschlafen. Diese CD hat Ed mit mir gehört.
Ich schlüpfte in meinen Ledermantel und öffnete die Haustüre.
„Schätzchen, könntest du…“
Oma stockte, als sie mein verheultes Gesicht sah. Dann nahm sie mich in den Arm.
„Was ist denn los?“
Ich fing wieder an zu weinen. Da stand ich nun also, in Ledermantel und schwarzen Stiefeln und weinte an Emilias Schulter.
„Ed.“, brachte ich schluchzend hervor.
Meine Oma sagte nichts. Sie drückte mich nur noch mehr an sich. Wir standen lange so da, bis ich mich beruhigt hatte.
„Ich geh zu Mum.“, flüsterte ich und Emilia lächelte mir zu.
„Tu das, Spätzchen.“
Ich brauchte zwanzig Minuten zum Friedhof. Es regnete schon den ganzen Tag, das Gras war aufgeweicht. Ich setzte mich neben Mum in den Schlamm.
„Hi.“, flüsterte ich und schob die Kapuze vom Kopf. Es donnerte. Ich strich mit dem Finger über die Inschrift. In diesem Grab wurden schon seit hunderten von Jahren von Hahnsbergs begraben. Vor zwanzig Jahren wurde der Grabstein ausgetauscht, weil schon so viele dort unten lagen. Meine Mutter und mein Großvater zum Beispiel.
„Mama, ich glaube ich ziehe das Pech an. Warum macht Ed Schluss, ohne Grund. Wir hatten keinen Streit, nichts, aber er…“ Meine Tränen vermischten sich mit dem Regen. Das Wasser kroch mir schon den Rücken herunter, meine Hose triefte vor Nässe. Es war mir egal.
Ich saß fast eine halbe Stunde schweigend da, die Wolken hatten sich schon fast wieder verzogen, es tröpfelte noch.
Jemand kam den Weg entlang. Schwarzer Mantel, schwarze Haare.
Ich sprang auf, lies mich aber gleich wieder auf den Boden fallen, als Ed auf dem Absatz kehrt machte. Ich stützte den Kopf in die Hände. Dann stand ich auf.
„Sorry, dass du dir immer meine Probleme anhören musst. Wir sehen uns.“, sagte ich und machte mich auf den Weg nach Hause.
Ich bekam nichts mit, nicht, dass die Leute mich anstarrten, als ich nass und verheult durch die Straßen ging, nicht, wie mich eine Bekannte meiner Großmutter mich grüßte. Alles verschwand hinter einer Nebelwand, die noch drei Tage da war, und sich nicht vertreiben lies. Ich aß nichts, trank nur Wasser und Tee und saß in meinem Zimmer.

Nach vier Tagen drohte Oma, mich zum Arzt zu schleppen, wenn ich nichts aß. Also zwang ich eine Pizza hinunter. Meine Großmutter saß mir gegenüber und musterte mich kritisch. „Du kennst den Jungen kaum. Glaubst du nicht, dass du dir einbildest, so sehr verletzt zu sein?“
Ich starrte sie empört an. Natürlich, ich konnte mir meine starken Gefühle für diesen Kerl auch nicht erklären, aber ich wusste, dass ich mir nichts einbildete. Der Schmerz saß zu tief in ihrer Brust.
Ich war mir sicher, Emilia von Hahnsberg hätte Ed erwürgt, wenn sie zu Hause gewesen wäre, als er klingelte. Ich selbst musste mich zusammen reißen, nicht in Tränen auszubrechen. Was wollte er noch?
Ed sah nicht gut aus. Er trug einen alten, grauen Pullover und verwaschene, schwarze Jeans. Er hatte tiefe Ringe unter den Augen. Ja, eigentlich sahen wir uns sehr ähnlich.
„Ich würde gern mit dir reden. Können wir einen kleinen Spaziergang machen?“
Ich war so überrumpelt, dass ich nickte, obwohl ich sauer hätte sein müssen. Aber etwas in meinem Kopf glaubte immer noch, dass er sich plötzlich wieder für mich interessieren würde, dass er genau so starke Gefühle für mich hatte, wie ich für ihn. Aber er hatte Schluss gemacht. Einfach so.
Wir gingen eine Weile schweigend nebeneinander her. Dann fing er zu sprechen an.
„Ich habe Visionen.“
Verwirrt blieb ich stehen. Wollte er mich verarschen? Wollte er mir allen ernstes erzählen, er hätte sich von mir getrennt, weil er eine Vision davon gehabt hatte? Ich schwieg ihn an, doch innerlich kochte ich
„Alles fand in einer anderen Zeit statt. Wir waren liebende…und dann habe ich dich erstochen. Einfach so. Ich… diese Vision kehrt so oft zu mir zurück, dass ich Angst hatte, ich könnte dir wirklich etwas antun.“
Inzwischen hatten wir den Friedhof erreicht, wie selbstverständlich ging ich zum Grab meiner Mutter, setzte mich davor. Es hatte zu regnen begonnen.
„Ich soll dir also glauben, dass du Schluss gemacht hast, weil du dachtest, du könntest mich erstechen?“
Er nickte. Dann holte er einen Dolch aus seiner Jackentasche, dessen Griff schön verziert war. „Mein Großvater gab mir diese Waffe, sie ist ein Familienerbstück. Mit ihr hab ich dich erstochen. Ich wusste schon, wie der Dolch aussah, bevor er in mir gegeben hat. Ich weiß, es ist verrückt, aber ich denke, wir haben bereits gelebt und… dann hab ich….Ich weiß nicht, warum.“
Warum ich an keinem seiner Worte zweifelte, wusste ich nicht. Das alles gab doch Sinn. Das Gefühl, ihn schon so lange zu kennen, die tiefe Liebe, obwohl ich ihn nicht kannte. All dies war mit seiner Theorie auf einmal geklärt. Nur. Wie konnte es sein, dass wir schon einmal gelebt hatten?
„Ich habe recherchiert. Mein Großvater besitzt eine Bibliothek, ähnlich der deiner Oma. Wir waren verheiratet, Beth. Eduard und Elisabeth von Hahnsberg. Doch es war eine heimliche Ehe. Du warst einem anderen versprochen.“
„Aber warum hast du mich getötet und nicht ihn…“
„Weil er glaubte, in einem späteren Leben mit dir vereint sein zu können, Elisabeth, meine Schöne.“
Wir beide schraken zusammen, als eine Gestalt hinter einem der Grabsteine auftauchte. Der Mann war groß, blond und er trug einen Gehrock und Zylinder.
„Wer sind sie?“
„Das fragst du noch, schöne Elisabeth?“
Der blonde trat auf uns zu, doch es war Ed, der mir meine Frage beantwortete. „Er ist derjenige, den du heiraten hättest sollen.“
„Warum kannst du dich an alles erinnern, Ed, und ich nicht?“
„Ich weiß es nicht.“
„Und es spielt auch keine Rolle. Ich habe geschworen, euch niemals vereint zu sehen und jetzt, da ihr es seid, werde ich euch töten und ihr müsst erneut hunderte Jahre warten, bis ihr euch trefft. Dann werde ich euch wieder töten. Denn das ist, was ich geschworen habe. Du sollst sie nie bekommen.“
Er starrte Eduard an. „Das werden wir sehen.“
Ed holte aus und wollte ihm einen Kinnhaken verpassen, doch er fasste einfach durch den Blonden hindurch. Er ein Geist.
Und dieser Geist zückte einen Degen und drohte, Ed abzustechen, doch dieser duckte sich unter dessen Schlag hinweg. Ich hob den Dolch auf, ging auf die Beiden zu und rammte dem Blonden das Messer direkt ins Herz. In diesem Moment sah ich alles was passiert war.

Impressum

Texte: Alle Rechte an diesem Buch, bis auf das Titelbild, liegen bei mir
Tag der Veröffentlichung: 15.11.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch meiner Jule, weil sie immer ehrlich zu mir ist und ich mich voll auf sie verlassen kann

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