1.Kapitel
Die Nacht draußen war dunkel und still, etwas zu still.
In ihrem Haus im Walde Malans knisterte das Feuer wohlig im offenen Ofen.
Im Haus war es friedlich, aber das täuschte.
Denn draußen, etwa eine halbe Meile entfernt, entstand langsam aber stetig der jährliche Kampf um den Frühling.
Der Kampf zwischen dem Süd- und dem Nordfeenvolk, zwischen den Sojanas und den Mojanas.
Und Asima war bereit, bereit für die Flucht.
Bereit für die Flucht weil sie noch nie kämpfen und ein Leben auslöschen wollte.
Sie hatte alles gebackt und wartete nur noch auf den ersten Schrei, der die Schlacht ankündigen würde, denn dann würde sie gehen und wieder ein Haus in einem Wald suchen.
Sie würde wieder nach Frieden, Einsamkeit und Ruhe suchen und hoffentlich auch finden.
Asima war 19 und seit 10 Jahren auf sich allein gestellt, sie war eine Sojana und doch fühlte sie sich nicht so.
Denn sie hatte zwar die Magie der Sojanas um sich, sah aber genau so aus wie eine Mojana.
Sie hatte schwarzes, glattes Haar, das bis zu den schwungvollen Hüften reichte, war ziemlich klein. Wie eine Mojana eben.
Ihre silbernen Augen, mit den schwarzen Wimpern die sie umrahmten, gaben ihr ein geheimnisvolles Aussehen und ihre vollen Lippen gaben ihr etwas sinnliches.
Asimas Brüste wurden gerne von jedem betrachtet, da sie leider ziemlich groß waren und das war wirklich ein Fluch.
Am liebsten hätte sie eine eher männlichere Figur, denn so brachte sie sich nur immer ekelige, lüsterne Blicke ein.
Und das widerte sie so sehr an, das sie dem Mann, von dem gerade der Blick sprach: "Hey du geile Hure, komm und halte meinen Schwanz steif und warm!" dem Mann rammte sie meistens das Knie in seine Weichteile und dann hielt sie ihm oftmals auch noch einen Dolch an die Kehle und sprach angewiedert: "Wenn du noch einmal so etwas denkst, geschweige denn wirklich machen willst mit mir, dann zeige ich dir, was eine Schlange im Bett alles machen kann und steche dir die Augen aus. Hast du das verstanden du Schlammgesicht?"
Wimmernd wanden sich fast alle Männer sich dann in ihrem unnachgiebigen und harten Griff, wollten nur der Klinge ausweichen und stotterten wie kleine Kinder: "Ja,... ja... Miss, ja... ich... ich habe verstanden. Nie wieder..., nie wieder... mache ich so etwas. Ich,... bitte last mich los. Ich schwöre,... nie wieder..."
Verächtlich warf sie dann üblich den Mann, der gerade in ihrem Griff hing in den Matsch und den Sekreten auf der Straßen und ging zwischen den Schatten davon.
Sie stand still an ihrem Fenster, sah hinaus und wartete auf die Schlacht.
Die Wärme und das Knistern der Flammen im Ofen machte sie langsam schläfrig.
Asima gähnte, prüfte noch einmal ob sie alles eingepackt hatte und lies sich an der Wand entlang nach unten gleiten. Ihren Umhang um sich schlingend schlief sie ein, wohl wissend, das sie bei dem kleinsten Geräusch aufspringend würde.
Nach ihrem Gefühl viel zu schnell, wachte sie auf. Was war das?
Wieder hörte sie das Geräusch, weswegen sie aufgeschreckt war.
Wie hatte sie nicht bemerken können, das sich jemand ihrer Hütte genähert hatte?
Ein schmerzvolles Stöhnen drang von draußen her.
Sollte sie nachsehen? Oder lieber sitzen bleiben und warten ob jemand hereinkommt und sie ihn überwältigen müsste?
Wieder aller Vernunft schlich sie, mit ihrem Dolch bewaffnet, an die Eichentür und drückte die Klinke herunter. Schob die Tür vorsichtig auf und blickte in die dunkle, Schatten verschlingende Nacht.
Schon hörte sie das Geräusch erneut und zwar genau vor ihr.
Sie blickte nach unten und erstarrte.
Ein Mann, dem Aussehen nach ein Mojana, lang zusammengebrochen vor ihr auf der Stufe.
Er lag in seinem eigenen Blut, das aus einer großen Wunde am Bauch floss.
Sein Bauch sah aus, als wäre er aufgeschlitzt worden.
Sie schauderte.
Seine Augen waren geschlossen und seine Haare waren verdreckt mit Blut und Schlamm. Seine Lippen waren fest zusammengepresst und er war kalkweiß im Gesicht.
Es sah ganz danach aus, als hätte der Verwundete nicht mehr lange zu leben. Als würde er nur noch ganz schwach gegen den Tot kämpfen.
Warum war er genau hier, hier bei ihr? Was war geschehen, das er nun so verletzt da lag? War es seine Schuld, das er Schmerzen litt?
Was sollte sie jetzt machen?
Er war ein Mojana, ja und er war eigentlich ihr Feind, aber sollte sie einen Verwundeten wirklich allein dem Tode überlassen?
Das wäre doch grausam oder? Niemand würde gerne allein und hilflos sterben.
Gott, was sollte sie bloß tun?
Wenn sie ihn gesund pflegen würde, dann würde sie ihr Volk verraten, aber andererseits, mochte ihr Volk sie sowieso nicht. Deswegen war sie ja allein in ihrer Hütte im Wald.
Sie konnte unmöglich so hartherzig sein und dem Sterbenden nicht helfen, das wäre ja, als würde sie ihn selbst töten.
Es würde gegen alles verstoßen, an was sie glaubte.
Es wäre gottlos und einfach ungerecht und unverzeihlich.
Als ihr Entschluss feststand, stupste sie kurz mit ihrer Stiefelspitze den Mann an und zuckte zurück als dieser sich leicht bewegte.
"Was?... Kannst du mich hören? Ich will dir helfen, verstanden? Bitte bewege dich jetzt nicht, du würdest nur noch schneller verbluten und ich muss versuchen dich in mein Haus zu wuchten."
Asima beugte sich zu seinem Gesicht, als er plötzlich seine Lippen bewegte.
Was sagte er da? Wenn er doch nur ein wenig lauter sprechen würde.
Sie beugte sich noch weiter vor, hielt ihr Ohr direkt an seinen Mund.
"Bitte... will nicht... hilf mir... nichts getan... unschuldig..."
Was bedeutete denn das?
Der Mann versuchte seinen Kopf zu drehen und schrie plötzlich auf.
"Nein, lasst mich, ich bin unschuldig! Ich will doch nicht sterben! Nein, bitte, ich werde...?"
Vorsichtig strich sie ihm tröstend über seine zerkratzte Wange.
"Schsch, alles wird wieder gut. Ich werde mich um dich kümmern und du wirst wieder gesund. Hast du gehört? Du wirst nicht sterben, das lasse ich nicht zu. Alles gut, beruhige dich."
Sie rannte in ihr Haus, packte schnelle eine Decke und lief wieder hinaus.
Dort breitete sie die Decke neben dem Mann aus und rollte ihn vorsichtig darauf um ihn besser transportieren zu können.
Gott, da war so viel Blut!
Sie schlucke die Galle in ihrer Kehle wieder hinunter und zog an zwei Zipfel der Decke, bis sie ihn bis zu ihrem Bett gezerrt hatte.
Puh, war der vielleicht schwer! Und da hieß es immer, das Sterbende leichter werden, weil die Seele langsam den Körper verlässt und die ein geistiges Gewicht ist das sich auf den Körper auswirkt.
Zumindest hatte sie das so noch in Erinnerung, aber wer wusste besser als sie, das ihr Gedächtnis sie sehr oft zu täuschen vermag?
Sachte legte sie den Mann mit dem Lacken auf das Bett.
Man wusste ja nie, wie lang man einen Verletzten helfen konnte und Blut stank mit der Zeit ziemlich heftig.
Und überhaupt, Blut bekam man nur beschwerlich aus Stoff heraus.
Sie schob sich einen Stuhl ans Bett und holte einige Kerzen um mehr Licht zu haben.
Dann zog sie dem Mojana das mit Blut durchtränkte Hemd, die zerrissene Stoffhose und seine Stiefel aus, um seine Wunden besser zu sehen und nach mehr Verletzungen zu suchen.
Gott sei dank hatte der Mann einen Lendenschutz dran.
Als sie seine Haut an der Brust berührte und mit der Hand Richtung Bauchwunde fuhr stöhnte der Mann gequält auf und wand seinen Kopf hin und her.
Beruhigend streichelte sie ihm über die eingefallenen Wangen und strich ihm das schwarze Haar hinter das Ohr.
"Alles wird wieder gut, schsch..., schlaf einfach und morgen bist du dann wieder fit und wir gehen unsrer Wege. Du ruhst dich jetzt aus und ich kümmere mich um alles."
Schnell stand sie auf und suchte in ihrer Tasche nach Tränken.
Sie tropfte ihm ein paar Tropfen von etwas blauen auf die Lippen und die Wunde und wartete bis der Trank wirkte. Es war einer von der Sorte, die Schmerzen linderten und jemanden in einen Schlaf versetzten.
Dann ging sie wieder an die Arbeit und untersuchte all seine Wunden.
Er hatte überall blaue Flecken, ein gebrochenes Bein, eine ausgekugelte Schulter, eine leichte Kopfverletzung und am Rücken Wunden von dutzenden von Peitschenhieben.
Die Wunde am Bauch war die schlimmste, also machte sie sich daran, die Blutungen zu stillen und die Wunde zu reinigen.
Danach nähte sie sie zu und kümmerte sich um die anderen Verletzungen.
Seine Schulter renkte sie ihm wieder ein und sein Bein klemmte sie zwischen zwei Holzstäbe von ihrem Vorrat neben dem Ofen und wickelte Stoff von ihrem alten Kleid drumherum. Gut nun war das Bein stabil und die Knochen konnten nicht mehr schief zusammen wachsen.
Als ihre Arbeit getan war und sie nichts mehr machen konnte stand sie auf, ging außer Haus und holte Wasser vom Fluss.
Es war dunkel und die Schmerzen waren so schlimm, das er lieber sterben würde.
Aber da war eine Stimme, so samtweich wie das Flüstern der Engel, das ihn am Leben erhielt.
Wer war die Frau? Was versuchte sie ihm zu sagen?
Wusste sie denn nicht, das ich gerade sterbe und keine Zeit und keine Kraft mehr hatte mit ihr zu plaudern?
Etwas zerrte an ihm und plötzlich lag er auf etwas weichem.
War ich denn schon im Himmel auf einer Wolke?
Nein, dachte er, ich würde eher in die Hölle kommen.
Aber was war dann los?
Eine Hand legte sich auf seine Brust und strich runter bis zu seinem Scherz.
Dieser Scherz loderte lichterloh in seinem Körper und verbrannte ihn innerlich.
Er versuchte von dem Scherz weg zu kommen, aber es gelang ihm nicht.
Warum konnte ich nicht endlich sterben und den Schmerz hinter mir lassen? dachte er verzweifelt.
Wieder diese ruhige Stimme und dann spürte er etwas nasses und kühles auf seinen Lippen, das er sofort ableckte.
Es schmeckte süßlich und warm, schmeckte wie Himbeeren mit Honig und etwas, was er nicht identifizieren konnte.
Plötzlich fühlte er sich leicht, es wurde nebliger um ihn und langsam schlief er ein.
Da keine Schmerzen mehr da waren, musste er also jetzt endlich gestorben sein.
Schade eigentlich, ich hätte gerne noch gewusst, welcher Engel mit mir reden wollte.
Aber er war auch glücklich denn er konnte nun endlich alles hinter sich lassen und SIE wieder sehen. Er würde IHR wieder begegnen und friedlich nach seinem Tod leben können.
2.Kapitel
Schreiend wachte er auf und blinzelte in die Sonne.
Nein, in ein wunderschönes Gesicht.
Tag der Veröffentlichung: 11.05.2012
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ich winde dieses Buch eigentlich eher an Bücher :) denn sie haben mich auf die Idee gebracht. Die eine Reihe von ´Die Drachenkämpferin´ und die andere Reihe von Dragonkiss und Dragondream usw. Auch widme ich das Buch an den, der dieses Bild vom Cover ins Internet gestellt hat, denn auch das hat mich auf Ideen gebracht, die ich jetzt einfach schreiben muss.