Unterwegs lachen Vicky und ich uns fast tot, verarschen Leute, kiffen und versuchen die Straßenkarte zu lesen. Nach etwa einer Stunde beginnt der Wagen immer langsamer zu werden, bis er schließlich stotternd stehen bleibt. Verwirrt bleiben wir sitzen und starren die Motorhaube an, in der Hoffnung, dass sie aufhört zu rauchen. Genervt hebe ich die Arme und reiße die Wagentür auf. Draußen dresche ich auf die Haube ein. >>Geh an, du riesen Scheiß!! Du hast uns massenhaft gekostet. Scheißkarre!“ Wütend tritt Vicky das Gaspedal durch, was den Wagen nur ein weiteres Mal beleidigt gurgeln lässt. Ohne Klimaanlage, mit einer unlesbaren Straßenkarte, mitten auf der Autobahn auf dem Weg in eine Stadt, in der kein Schwein unsere Sprache, und nur ein Englisch mit fürchterlichem Dialekt spricht, ist so ziemlich das schlimmste was man sich im Moment vorstellen kann. Trotzig haue ich ein weiteres Mal auf das Auto. Prompt geht die Motorhaube auf, will aber nicht mehr zugehen. Wütend fange ich an, auf meinen Nägeln herum zu kauen, und innerhalb kürzester Zeit sind sie bis zum Nagelbett verschwunden. Relativ gelassen steigt Vicky aus dem Wagen und setzt sich auf die glühheiße Motorhaube. >>Dann bleibt sie zumindest zu.<< Auch gut. Schlussendlich kleben wir sie mit massenhaft Kaugummi zu und hoffen, dass sie nicht während der Fahrt aufspringt.
Mühsam schieben wir sie zur nächsten Tankstelle und zeigen dem Tankwart mit Händen und Füßen was wir von ihm wollen. Etwas verwirrt fängt er an den Wage zu untersuchen. Genervt und verschwitzt setzen wir uns in das billige Kaffee gleich nebenan und schlürfen einen Kaffee, Marke *räusper*: Schande Kolumbiens, Discountkaffee. Das hat was.
Auf der Toilette rauchen wir eine Joint, alle Sorgen sind wir weggespült, und wir sind total happy. Nach einer weiteren Tasse Kotzkaffee für jeden marschieren wir zurück zur Tanke. Dämlich grinsend beobachten wir ihn bei der Arbeit (Vicky sieht ihn mit ihren vernasch-mich-du-verschwitzter-Mechaniker-Augen an), er beäugt sich misstrauisch (bei Vickys Blick fallen ihm fast die Augen aus dem Kopf). Nachdem er uns wütend aus der Werkstatt ausgesperrt hat, weil wir eine Viertelstunde lang durchgehupt, und einen Lachkrampf nach dem anderen gehabt haben, gehen wir völlig ungerührt neben der Straße entlang und lachen über die Autofahrer. Leider hält einer an, wir müssen ins Gebüsch flüchten. Nachdem der Fahrer kopfschüttelnd weiter gefahren ist, steigen wir wieder heraus und tanzen weiter. In alter Hippiemanier reißen wir uns die T-Shirts vom Leib und singen (Oder brüllen?) lauthals Knocking on heavens door. Einige starren uns entgeistert bzw. gierig an, ungeschickt winken wir zurück und grinsen. Das wir noch toll.
Gottseidank (sry, nichtvorhandener Gott sei Dank) lässt die Wirkung des Haschs mit der Zeit nach, und wir behalten die restlichen Klamotten an, etwas rot im Gesicht ziehen wir uns die T-Shirts wieder über, und entdecken im selben Moment einen Tunika-Shop. Völlig verzückt spazieren wir hinein und quieksen was das Zeug hält, als uns ein junger, ungefähr…sagen wir mal 20-jähriger DREAD-TRÄGER (noch dazu ein auf Abwegen nach Indien gekommener Engländer!!!) begrüßt. Kichernd folgen wir ihm durch den Laden, sein Hintern hat magische Anziehungskraft auf uns, und ich verliebe mich in eine wiesengrüne, absolut Hippie-taugliche, Tunika.
Ich will Vicky ja nicht eifersüchtig machen, aber ich glaube Joshua(so heißt der Typ) hat ein Auge auf mich geworfen. Dauernd wuselt er um mich herum, zupft hier und da an der Tunika und zerrt mir sogar einen Spiegel aus der Abstellkammer. Schlussendlich kaufe ich das seltsame Teil, wir verabreden (Verabreden!!!) uns für den nächsten Tag zum Frühstück im Restaurant in meinem zukünftigen Hotel. Mal sehen ob dieses ein besseren Service als das letzte hat…schlafen kann ich heute Nacht auf jeden Fall nicht mehr.
Nachdem wir uns verabschiedet haben, gehen wir schweigend zurück zum Auto. Vooorsichtig spreche ich sie auf ihn an, vielsagend sieht sie mich an. >>Mach bloß keinen Scheiß.<< Ihr müsst wissen, dass wird, wenn überhaupt, mein erster Freund.) Wenigstens ist sie nicht beleidigt. Ich bezahle die Reparatur, Vicky zündet den Motor mit fachmännischem Blick. Der Wagen schnurrt wie eine Eins, zufrieden steige ich ein, und wir knattern weiter Richtung Jaipur.
Ich schlafe ein, Vicky weckt mich, indem sie entdeckt wie man das Radio einschaltet und gleich einen Hardcore-punk-sender entdeckt und soll aufdreht. Meine Pumpe arbeitet auf Hochtouren, trotzdem singe ich mit. Völlig heiser parken wir vor dem Hotel, und staunen nicht schlecht. Sieht gar nicht mal so übel aus, das Ganze. Begeistert hüpfen wir aus dem Wagen und holen unsere Koffer von der Rückbank. Der Empfang ist SUPERR, die tragen sogar unsere Koffer auf das Zimmer (Idioten….*trockenes Lachen*). Es ist schön, wieder mal in einem Federbett zu liegen, und nicht dauernd Angst zu haben dass irgendwelches Getier auf, unter, oder sogar in deinem Bett kreucht und fleucht. Vollkommen glücklich liege ich auf dem Bett, während Vicky laut fluchend unser Gepäck einräumt. Dafür zahl ich nachher das Abendessen.
Laut seufzend wirft sie sich auf das Bett und zündet sich einen Joint an, durch grooße Überredungskünste wirft sie mir auch einen ins Gesicht. Ich zünde ihn an und puste kleine Rauchkringel in die Luft. Leise kichere ich und spiele mit dem Feuerzeug. Schlussendlich raffen wir uns auf, und gehen in die Stadt. Al erstes suchen wir einen „Händler“. Ich werde schon ganz kirre, der letzte hatte es in sich.. Halb depressiv schleppen wir uns gegenseitig durch die Straßen, die Hoffnung, einen Schwarzmarkthändler zu finden, haben wir schon längst aufgegeben. Dann fällt mir das Date ein. Ich kralle meineFfingernägel in Vickys Arm, aber tue ihr nicht weh, da mein Fingernägel ja abgekaut sind. Grinsend klatscht sie mir ihre Hand auf die Stirn und schickt mich zurück ins Hotel, sie kommt nach, nachdem sie einen neuen Jointdealer gefunden hat.
Mit schweißnassen Handflächen und rasendem Herzen, setze ich mich in das Restaurant. Mir kommt ein schrecklicher Gedanke. Woher soll er wissen in welchem Hotel ich bin? Ich habe nur gesagt, dass ich in Jaipur bin. Aber nichtvorhandener Gottseidank gibt es hier nicht soo viele Hotels, also wird er sie wohl oder übel alle abklappern müssen wen ich ihm etwas wert bin. Ich warte etwa eine halbe Stunde, bis ich ihn einen Tisch weiter entdecke. Nervös lachend geselle ich mich zu ihm. >>Hi.<< Ruckartig hebe ich die Hand, er zuckt etwas zurück. >>Morgen.<< (ich erspare mir das übersetzen auf Englisch, dafür bin ich zu faul.) Wir versuchen ein kleines Gespräch, obwohl ich mit meinen Englischkenntnissen nicht sehr weit komme. Schlussendlich habe ich meine „Furcht“ vor ihm abgelegt und wir gehen in die Stadt, Vicky suchen.
Ich entdecke sie in einer dunklen Nische, mit einem, Curt Kubain nicht unähnlich sehendem Mann. Etwas entsetzt stelle ich fest, dass sie knutschend um seinen Hals hängt. Ich hätte mir nie gedacht, dass es so viele Weiße in Indien gibt. Aber Vicky und ich schaffen alles. Ich muss zugeben, ich bin eifersüchtig auf Vicky. Sie hängt knutschend an einem Typen, den sie höchstwahrscheinlich noch keine Stunde kennt, und ich kenne einen seit gestern, bin fest davon überzeugt, dass er auf mich steht, oder mich zumindest nett findet, und wir haben uns noch nicht einmal zum Händchen halten gebracht. Ich glaube Joshua merkt meine Gedankengänge, und versucht verstohlen meine Hand zu erhaschen. Hasch….*kicher* Ich könnte im Moment vor Glück platzen, was ich hoffentlich nicht tue. Ich räuspere mich, drücke seine Hand und fange an zu schreien. >>Vicky! Lass den verdammten Typen los! Du kennst ihn doch nicht mal!<< Hustend löst sie sich von ihrem Kurt-Cobain-Abklatsch und blickt mich böse an. >>Deine Männerbekantschaften, meine Männerbekanntschaften. Sofern du ihn mir nicht auspannen willst, solltest du mich in Ruhe lassen. Ich habe zurzeit wichtigeres zu tun, als mit dir zu reden.<< Beleidigt dampfe ich mit Joshua ab, und fische meine letzten zwei Joints aus der Hosentasche. Ich biete ihm einen an , mit großen Augen reißt er ihn mir aus der Hand. >>Wo hast du die her? Ich finde nirgends welche..<< Ich zünde seinen, und dann meinen an. So spazieren wir durch die Straße, bis wir ganz zufällig in meinem Hotel sind. Ich schnappe meine Schlüssel, und wir schmeißen uns auf mein Bett. Fasziniert starren wir aus dem Fenster, wo ein seltsam bunter Vogel auf einem Panther herumhackt. Joshua sieht einen Löwen. Wir diskutieren etwa eine dreivirertelstunde, was es nun ist. Wie einigen uns auf einen Puma. Ich strecke mich und stoße mit meinem Kopf an seinen. Er sieht mich irritiert an und kommt langsam näher. Er ist etwas heftig was küssen betrifft, aber ich bin zufrieden. Den Vorsatz, den ich mir vorgenommen habe, nachdem ich Vicky erwischt habe, habe ich erfüllt.
>>Anna!!!<< Erschrocken halte ich ihn von mir weg, was ihn über die Bettkante fallen lässt. Vicky kommt hereingeplatzt und hält den Kopf durch die Tür. >>Tschuldige ich wollte nich stören.<< Paff. Die Tür ist wieder zu. Joshua ist mutiger geworden. Er hüpft auf das Bett und kitzelt mich durch. Mit Lachtränen in den Augen winsle ich um Gnade, die er auch hat. Langsam fahre ich mit meinen Händen unter sein Shirt und ziehe es ihm über den Kopf. Er macht das gleiche, aber er hat kalte Hände. Leise quieksend lasse ich es geschehen, und hoffe auf das Beste. Nachdem auch Hose und Unterwäsche gefallen sind, haben wir einen wundervollen Vormittag mit viiel Liebe und Spaß.
Schwitzend und erschöpft klammern wir uns an den jeweils anderen. So ist das also. Zu spät bin ich keine Jungfrau mehr. Ich glaube ich bin verliebt. Ich denke an Vicky, die auf diesem Gebiet schon reichlich Erfahrung hat, und sogar den sms-sex erfunden hat, aber egal. Glücklich küsse ich ihn und spiele mit seinen Dreads. Ich liebe sie. Dann wuschelt er mir durch die Haare (wir haben beide Haare bis zum Hintern, bis auf den Unterschied, dass er Dreads hat. Ich nicht.) *seufz* Er hat grüne Augen…ich schmelze bei seinem Anblick immer wieder neu dahin. Wir kuscheln uns unter die Decke und schlafen schnell ein, sein Atem ist wunderbar beruhigend. Ich werd schon wieder kitschig..
Ich wache durch einen Finger hinter meinem linken Ohr auf. Ich gähne herzhaft und grinse ihn an, seine Dreads fallen ihm ins Gesicht als er sich zu mir beugt und einen Arm um mich schlingt. Ich verschränke die Arme hinter meinem Kopf und seufze. Es ist einfach nur himmlisch. Wir quatschen ein bisschen, und ich komme auf das Thema Musik. >>Was hörstn so?<< >>Alles mögliche. Korn, Bob Marley, ein bisschen von allem.<< Toll, wir hören sogar das gleiche. Ich entdecke einen kleinen Spitzbart an seinem Kinn. Spielerisch zupfe ich daran und flechte ihm einen Zopf. Er sieht im Moment richtig tuntig aus.
Nach langem hin und her stehen wir auf, ich schalte die Kaffeemaschine und die Stereoanlage ein. Ich habe natürlich vorgesorgt, und brauche zum Aufstehen einfach schönsten Trashmetal. Wir headbangen zur Kornplatte durch die Wohnung und lachen uns halbtot, nachdem sich unsere Haare ineinander verknotet haben. Abends die kommt er auf die Idee mir seine Wohnung zu zeigen, und wir schlendern gemeinsam und eng umschlungen zu seiner Straße. >>Taddaa!<< Stolz reißt er die Tür auf, und vor mir erstreckt sich der Esoterikhimmel. Ich tanze regelrecht auf das Sofa und betrachte die Decke. Er hat ganz viele Sterne darauf gemalt. Ich sehe ihn begeistert an, er grinst und beugt sich über mich. Ich bringe ihn mit zwei Zwickern in seine Seiten zu Fall, und drücke ihm fast die Luft ab, indem Ich ihn fest an mich presse. Seine Hand schleicht unter mein Shirt, ich haue ihm auf die Finger und nehme seine Hand. Was er dann sagt lässt mich aufkeuchen. >>Ich glaube ich..liebe dich.<< Ich knutsche ihn wild ab und sehe ihm ihn seine wunderbaren grünen Augen…ich schweife schon wieder ab. >>Ich dich auch.<< Er lächelt, steht auf und schaltet seinen Computer ein, kurz darauf schallt Led Zeppelin durch die Wohnung. Dann fällt mir Vicky ein. Ich springe hoch, erkläre Joshua dass ich Vicky suchen muss, und verspreche ihm dass ich ihn morgen Mittag besuchen werde. Traurig lächelt er und winkt mir noch nach.
Gehetzt renne ich ins Hotel zurück und rufe über das Zimmertelefon Vicky an. Nach schir endlosem Klingeln hebt endlich jemand ab. >>Ja?<< Irritiert halte ich das Telefon von meinem Ohr weg und sehe nach ob ich mich nicht verwählt habe. Eine verdammt tiefe und, ich muss zugeben, verdammt schöne Stimme, die sich verschlafen und rau anhört, kommt aus dem Lautsprecher. >> kann es sein dass Vicky bei dir ist?<< Er raschelt kurz, dann höre ich Vicky`s verkaterte Stimme. >>Ja?<< >>Wo zum Teufel steckst du?<< >>Drei Zimmer weiter.<< Überrascht hebe ich eine Augenbraue. >>Ich komm kurz vorbei.<< >>-Nein, das geht ni..<< Ich schlage den Hörer auf die Gabel und begebe mich in das Zimmer, wobei ich vorher natürlich höflich klopfe. Eine Welle aus Zigaretten, Joints, und ca. 15 Flaschen indisches Bier kommt mir entgegen, ich muss würgen. Vicky und der seltsame Typ vom Vormittag liegen beide NACKT im Bett, ich halte mir anstandhalber die Hand vor die Augen. >>Ich hab dir gesagt es ist ein schlechter Augenblick.<< Ich kann mir denken was die zwei getan haben, aber ich kann es ihr nicht verdenken. Wenn ich ihr Temperament hätte würd ich das gleiche tun. >>Darf ich vorstellen.<<,Vicky deutet auf den Typen, während sie sich ihre Hose hochreißt.>>Das ist Kurt Kobain.<< Ich starre ihn an. Das kann nicht sein. Der Typ, der sich gerade das Leintuch um die Hüften bindet um seine Männlichkeit, wenn auch notdürftig, zu verdecken, der Typ, soll KURT COBAIN sein? Meine Kinnlade fällt hinunter, in dem Moment beneide ich Vicky wirklich. Sie schafft es immer, sich an die unmöglichsten Typen ranzuschmeißen, und das mit Erfolg.
Sie zieht ihr Shirt noch gerade, verabschiedet sich leidenschaftlich von >ihrem Kurtilein< und zieht mich mit in unser gemeinsames Zimmer. Dort lässt sie sich auf das Bett fallen und sieht mich gespannt an. >>Na, was habt ich denn gemacht??<< >>In etwa dasselbe wie du, nur ohne Bier und Tschick.<< Sie sieht mich versteinert an, dann fällt sie mir um den Hals. >>Mein kleines Annalein ist erwachsen geworden..<< Empört haue ich ihr auf die Schulter, sie kichert nur. >>Erzähl, wie wars?<< Ich erzähle ihr jedes noch so kleine Detail, und sie freut sich total für mich. Sie ist himmlisch. Wir stoßen mit einem gemeinsamen Joint an und zappen noch durch die Fernsehprogramme, bis wir langsam wegdämmern. Mein letzter Gedanke gilt Joshua..*träumender Blick*
Tag der Veröffentlichung: 07.11.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Vicky, dein Kurtileiiin...*kicher*
Dat is fur dick