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Dad.
Ich hasse ihn.
Wieso tut er mir sowas an. Ich habe sie geliebt, ich hätte ihr verziehen. Ich habe ihn auch geliebt. Jetzt ist meine große Liebe tot und Dad ist für mich gestorben. Ich spaziere mit Theo im Kinderwagen durch Berlin, dann treffe ich Finn und Stefan. Finn findet den kleinen hinreißend und stürzt sich mit Spielzeug und Fläschchen auf ihn, während Stefan lächelnd neben mir steht. Theo lacht wie schon lange nicht mehr. Er hat ein schönes Lachen, es erleichtert mich. Mir kommt eine Idee. >>Wollt ihr heute nicht auf Theo aufpassen? Ich muss zum Polizeipräsidium.<< Finn strahlt mich an und blickt Stefan fragend an. Dieser nickt. >>Oh danke dankedanke.<< grinst Finn und nimmt Theo aus dem Kinderwagen. Lachend tanzen sie durch die Gegend und haben sichtlich Spaß. Ich lächle und erkläre Stefan wie man Fläschchen macht, Windeln wechselt und was man tut wenn er schreit. Ich gebe ihm meine Telefonnummer falls was ernstes sein sollte und hole Nils ab. Dann gehen wir zur Polizei. Gottseidank habe ich ein Alibi, Nils ist mein zeuge. Ich fange schon wieder fast zu heulen an, doch Nils sitzt eh neben mir. Er legt mir eine Hand auf die Schulter und sieht mich mit einem komm-schon-dich-kriegen-wir-wieder-auf-die-Beine-Blick an. Ich lächle ihn gequält an, wir verabschieden uns und gehen zu Finn. Gespannt klingle ich, mal sehen wie sich die zwei anstellen. Ein hektischer Finn öffnet die Tür und lässt uns hinein. Ich frage als erstes wo Theo ist, er sagt Stefan hat ihn im Arm. Leise gehen wir ins Wohnzimmer ab, wo sich gerade eine niedliche Szene abspielt: Stefan hat meinen kleinen im Arm, gibt ihm das Fläschchen und beide sehen sehr zufrieden aus. Vermutlich hat Theo bis kurz vorhin einen Krieg veranstaltet. Finn geht zu Stefan und schlingt einen Arm um Stefans Hüfte. Sie küssen sich und betrachten Theo. Wie eine kleine Familie.. Mir rinnen die Tränen über die Wangen, Nils nimmt mich in den Arm und ich schluchze los. Ich kralle mich in seine Jacke und denke an Eva. Dann spüre ich eine Hand auf der Schulter und die beruhigende Stimme von Finn in meinem Ohr. Ich sehe auf und blicke in seine warmen Augen. Ich heule weiter und klebe an Nils.
Nachdem ich mich wieder einigermaßen beruhigt habe, drückt Stefan mir Theo in die Hände. Ich wiege ihn hin und her und sehe in an. Er hat die gleiche Augenfarbe wie Eva. Traurig wiege ich weiter, bis er eingeschlafen ist.
Finn steht neben mir und streicht mir über den Arm. Ich atme tief durch und gehe aus der Wohnung. Zuhause angekommen lege ich Theo in sein Bett und gehe duschen. Ich drehe auf eiskalt, versuche das geschehene zu vergessen. Es funktioniert nicht. Ich schluchze und gleite an der Duschwand hinunter, wo ich sitzen bleibe und heule.
Ich weiß nicht wie lange ich unter der Dusche gesessen bin, denn plötzlich ist Nils da und rüttelt mich am Arm. >>Wie lange ist das Wasser schon kalt?<< Meine Antwort überrascht ihn nicht. Er zerrt mich aus der Dusche, trocknet mich ab und schickt mich in mein Zimmer. Ich lege mich aufs Bett und starre die Decke an. Dann sehe ich zu Theo, der friedlich schläft. >>Hey.<< Nils zieht mich hoch und zieht mir Shorts und Shirt an. Als ich wieder im Bett bin mummle ich mich in die Decke und schließe die Augen. Ich sehe Eva. Stumm rinnt mir eine Träne hinunter.
Als ich aufwache liegt Nils neben mir und sieht mich an. Ich richte mich auf und sehe nach Theo. Kein Theo. Entsetzt sehe ich Nils an. >>Der ist bei Finn und Stefan.<< Ich falle zurück ins Bett und decke mich wieder zu. >>Wie spät ist es?<< >>Bisschen vor elf.<< Ich reiße die Augen auf. Ich muss zur Arbeit. Meine Füße machen sich selbstständig und wollen aus dem Bett springen, aber Nils hält mich sanft zurück. >>Ich hab ihnen gesagt was los ist. Du hast zwei Wochen Urlaub.<< Ich umarme ihn und lege mich wieder hin. In den nächsten Wochen ist Theo oft bei Finn und Stefan. Eines Abends gehe ich duschen und sehe in den Spiegel. Kalt sehe ich mich an und versuche herauszufinden wie ich aussehe. Ich blicke mein Spiegelbild wütend an und schlage auf den Spiegel ein. >>Scheiße!<< Schluchzend sehe ich meine blutigen Hände an und versuche die Scherben aus meiner Faust zu ziehen. Ich halte sie unter das Wasser und verbinde sie notdürftig.
Draußen höre ich den Wolf heulen und brülle ihn an was für ein beschissener Vater er ist und gefälligst die Fresse halten soll. Wütend schnappe ich mir meine Schuhe und gehe zum Friedhof. Mom. Sie ist die einzige mit der ich mich noch verstehe. Ich setze mich vor ihr Grab und erzähle ihr mein Leben, meine Fehler, alles. Ich rede viel mit Mom. Sie hört mir zu.
Ich frage mich wie es wohl ist, das Leben >Da Oben<. Ich winke Mom zu und gehe weiter, Richtung Brücke. Auf ihr lehne ich mich über den Rand und sehe auf die Autobahn. Ich fasse einen Entschluss.
Wankend stehe ich auf dem Geländer und blicke auf die Autobahn. Wiedersehen, schnöde Welt. Ich setze kaltblütig zum Sprung an. >>Hannes!!<< Verwirrt drehe ich mich um, sehe Nils und verliere im selben Moment das Gleichgewicht. Mein letzter Blick fällt auf Nils. Er heult.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 06.09.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Vicky..

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