Wir verabschieden uns von den beiden und gehen zu mir. Dort angekommen gehe ich als erstes Duschen. Es ist halb zwölf und ich bin verdammt müde. Wohlig schließe ich die Augen als ich das warme Wasser spüre. Ich greife nach der Seife, reibe mich ein und denke über Finn nach. Wir treffen uns morgen. Ich schreie nach Nils und frage ob er seine Telefonnummer hat. Ich wasche die Seife wieder ab und steige aus der Dusche. Verdammt, ich hab keine frischen Klamotten mit. Ich wickle mir das Handtuch um die Hüften und gehe in mein Zimmer wo Nils sich das Foto von meinen Eltern und mit ansieht. Ich reiße es ihm aus der Hand und stopfe es in eine Schublade. Entschuldigend sieht er mich an. Ich suche mit T-Shirt und Boxer aus dem Chaos. „Augen zu!“ Nils hält sich die Hand vor die Augen während ich mich umziehe. „Fertig.“ Nils sieht mich entschuldigend an. Wegen dem Foto. Ich seufze. Dass er alles immer so ernst nehmen muss. „Schläfst du heute bei mir?“ „Wenn ich darf.“ Ich gehe zur Abstellkammer und hole die zweite Matratze. Ich schleppe sie ins mein Zimmer, kicke meine Wäsche auf die Seite und lasse die Matratze auf den Boden fallen. Ich hole Laken , Decke und Polster und beziehe das Bett. Nachdem das erledigt ist gehen wir Zähneputzen. Er macht seltsame Grimassen beim putzen, ich muss lachen. Danach werfe ich mich ins Bett und schließe die Augen, ich bin total ausgelaugt. „Willst du jetz seine Telefonnummer?“ Verdammt. Ich wuchte mich auf und hole Stift und Zettel, er sagt sie mir an. Der Zettel findet seinen Platz neben dem Wecker. Wieder liege ich in meinem Bett und warte auf Nils. Schließlich liegt er auch im Bett und ich kann das Licht ausschalten. „Hannes?“ „Hm?“ „Schlaf gut.“ „Du auch.“ Völlig fertig schlafe ich auf der Stelle ein.
Am nächsten Morgen wache ich um 7 auf, und kann nicht mehr einschlafen. Ich setze mich auf und sehe nach Nils. Dieser hat alle viere von sich gestreckt, die Decke quer über seinem Körper und schnarcht dass die Wände wackeln. Ich tippe ihn an. Nichts. Grinsend stehe ich auf und piekse ihn nochmal in die Rippen. Wieder nichts. Der Typ schläft wie ein Stein. Noch mehr grinsend setze ich mich auf seinen Bauch und stelle etwas entsetzt fest dass er immer noch schläft. Dann fange ich an ihn zu kitzeln, erst ganz leicht und dann.. Er jault auf und sieht mich genervt an. Ich kitzle weiter er muss lachen und um Gnade betteln. Erst wenn ich ganz sicher bin, dass er sicher nicht mehr einschlafen kann, höre ich auf. Ich habe ehrlich gesagt keine Rache erwartet. Plötzlich sitzt er auf mir und kitzelt mich durch. Ich kriege vor Lachen fast keine Luft mehr. Ich ergebe mich und liege schnaufend auf der Matratze, Nils liegt neben mir. Ich grinse ihn an und stehe auf. Ich gehe in die Küche und drehe gleich wieder um, als mir wieder einfällt, dass ich eh nichts zu essen zu Hause habe. Obwohl…mir fallen die Äpfel und Cola von Gestern wieder ein. Ich hole meine Jacke, drei etwas zermatschte Äpfel und eine Cola aus ihren Taschen. Ich bringe sie zu Nils, der sich einen Apfel schnappt und darauf herumkaut. Ich futtere meinen Apfel in Rekordzeit und kippe die Hälfte der Cola hinten nach. Nils sieht mich bewundernd an. Nachdem er seinen Apfel fertig hat teilen wir uns den dritten. Ein Bissen er, ein Bissen ich. Danach werfe ich die Reste inklusive Flasche aus dem Fenster und wir lachen über die armseligen Passanten die das Zeug auf den Kopf gekriegt haben und uns jetzt lauthals beschimpfen. Wir ziehen uns an, ich sehe auf die Uhr. Wir haben knapp ein einhalb Stunden für den Scheiß gebraucht. Ich frage mich ob Finn schon wach ist. Ich greife mir den Zettel mit seiner Nummer und gehe in die Küche zum Telefon. Ich wähle, es läutet. Er hebt ab. „Ja?“ „Ich bins, Hannes. Wann wolltest du mich mit mir treffen? Du weißt schon, wegen der Pfote.“ „Warte mal kurz, Stefan hör auf! Nachher. Ähm..ja so um halb Zehn?“ „Klar. Bis später“ „Tschüs, hör endlich auf!“ Etwa verwirrt lege ich auf. Ich will nicht wissen was die grad treiben. Ich schaudere und gehe zurück zu Nils. „Gehen wir in die Stadt? Ich treff mich in einer Stunde mit Finn.“ „Klar.“ Er steht auf und wir gehen aus dem Haus. Tief atme ich ein. Wunderbar, frische Luft. Wir gehen über die Straße und Nils lädt mich auf einen Kaffee ein. Wir reden über Gott und die Welt und die Stunde vergeht. Halb zehn. Ich starre auf die Uhr, verabschiede mich von Nils und gehe zum Tor. Ungeduldig warte ich. Dann sehe ich ihn. Finn rennt auf mich zu und winkt. Langsam winke ich zurück. „Hey.“ „Tag.“ Wir setzen uns auf eine Bank. Er fängt an zu erklären was es mit der Pfote auf sich hat, ich zeige ihm meine. Er betrachtet sie skeptisch. „Meine wechselt dauernd die Farbe.“ „seltsam. Meine hat das nie getan.“ Geil, ich bin was besonderes. Eer erzählt mir dass er etwas ähnliches wie ein Werwolf ist, bis auf das dass er am Tag ganz normal herumlaufen kann. Dann entschuldigt er sich dafür dass er zu spät gekommen ist. Ich glaub ich weiß den Grund. Er fragt ob ich bei ihm frühstücken will. Ich sähe nicht so aus als ob ich schon etwas gegessen hätte. Ich nicke und folge ihm schüchtern.
Bei ihm angekommen begrüßt uns ein müder aber gut aufgelegter Stefan. Peinlich, ich bemerke dass er nur Jeans anhat. Überschwänglich begrüßt er Finn, als ob er ihn jahrelang nicht mehr gesehen hat. Fest legte er seine Arme um Finns Hüfte und drückt ihm einen nicht ganz unschuldigen Kuss auf. Oh Gott ist das peinlich neben ihnen zu stehen und niemanden zum knutschen zu haben. Ich werde etwas rot als wir rein gehen. Stefans Hand schleicht unter Finns T-Shirt, welcher wild zu kichern anfängt. Ich kann denen nicht mehr in die Augen sehen ohne dass ich rot werde. Ok. Tief durchatmen. Du wirst auch nicht rot wenn du „normale“ Paare beim knutschen siehst. Ich hefte meinen Blick auf den Boden und gehe ihnen nach. In der Küche steht bereits frisch gemachter Kaffee und Brot frisch vom Bäcker. Wie ich sehe stehe ich eigentlich einem romantischem Frühstück im Weg. Ich fühl mich echt toll.
Finn stellt mir einen Kaffe und Brot mit Butter auf den Tisch. Ich bedanke mich und beginne zu essen. Hab ich schon erwähnt wie gottverdammt peinlich mit das ist?? Die beiden sitzen vor mir, ich sehe das Finn die Beine überschlägt. Ich würge das restliche Brot hinunter und stürze den Kaffe hinterher. Stefan beginnt zu reden. „Äh..was macht die Arbeit.“ „Ich habe keine.“ Trocken sage ich die Wahrheit. Warum sollte ich auch lügen. Das war dann eigentlich das ganze Gespräch. Ich haue ab, da ich den beiden nicht auch noch beim fummeln zusehen will. Draußen sehe ich durch das Fenster dass die beiden bereits eifrig am…ihr wisst was ich meine bin. Die zwei sollen schon seit zwei Jahren zusammen sein. Die sind ehrlich gesagt wie ein Paar das gerade mal zwei Wochen zusammen ist. Ich gehe nach Hause, das Telefon läutet. Ich hebe ab. Es ist ein Bestattungsinstitut. Sie fragen wie ich meine Mutter bestattet haben will. Ich brülle in den Hörer dass sie sich ins Knie ficken und mich in ruhe lassen sollen. Ich knalle den Hörer auf die Gabel und sinke auf den Boden. Mom. Ich weiß wirklich nicht wie ich die Bestattung zahlen soll. Nils will ich nicht fragen der hat schon genug für mich getan. Dann fällt es mir ein. Oma. Ich hole das Telefonbuch und suche die Nummer des Altenheims und rede mit Oma. „Wer spricht denn da?“ „Hannes“ „Wer?“ „Hannes, der Sohn deiner Tochter.“ „Oh Hallo mein Mädchen!“ Warum halten mich alle Personen die nicht mehr zurechnungsfähig sind für ein Mädchen. „Ich bin Moms Sohn. S-O-H-N.“ „Was ist?“ „Weißt du was mit ihr ist?“ „Was soll denn sein?“ „Sie ist….tot. Mom ist tot.“ Ich höre Fünf Minuten nicht, dann ist ein Pfleger dran. „Was haben sie ihr gesagt?“ „Dass Mom tot ist.“ Er beschimpft mich auf das wüsteste was ich mir dabei denke einer Neunzigjährigen Frau zu sagen dass ihre Tochter tot ist. Ich verdrehe die Augen und lege auf. Immer diese Hysterie. Ich stehe auf und mache mich auf den Weg ins Altenheim. Vielleicht kann ich ein bisschen schleimen damit sie die Beerdigung bezahlt.
Dort angekommen setze ich mich neben ihr Bett. Es riecht nach alte Leute und Pisse. Ich nehme mir vor, das ich, bevor ich hier ende, Selbstmord begehen werde. Ich sehe sie an, sie blickt mich mit liebevollen Oma-Augen an. Vorsichtig fange ich an über das Thema Beerdigung zu reden, glücklicherweise will sie sie zahlen. Höflichkeitshalber bleibe ich noch eine Viertelstunde neben ihr sitzen, und ziehe erst dann ab.
Auf der Strasse sehe ich Finn und Stefan, engumschlungen, sich küssend (nicht knutschend, das ist ein Fortschitt) und in der Ecke stehend . Ich ziehe den Kopf ein und gehe an ihnen vorbei. Ich mag sie, ich mag auch schwule, aber die übertreiben schon ein bisschen.
Zuhause denke ich über Mom nach. Ich fange an zu weinen. Ich heule hemmungslos in mein Kissen und ignoriere das Telefon das die ganze Zeit läutet. Dann spüre ich einen Arm, der sich um meinen Bauch schlingt. Ich schlage die Augen auf. Nils. „Du hast nicht abgehoben, da hab ich mir Sorgen gemacht.“ Ich heule weiter, er legt sich zu mir und nimmt mich in die Arme. Er weiß wie sehr Mom mir fehlt. Ich drücke mich an seine Brust und heule sein Shirt nass. Er merkt dass es noch länger dauern wird bis ich mich wieder beruhige. Er steht auf und holt eine Decke. Verloren rolle ich mich zusammen, die Tränen rinnen weiter. Er nimmt mich wieder in den Arm, und merke dass er mir einen Kuss auf die Stirn drückt. Ich kuschle mich an ihn und weine weiter. Stumm liegen wir bis in den Nachmittag im Bett. Ich muss immer wieder an Mom und Dad denken, was mir immer wieder die Tränen in die Augen treibt. Ich schäme mich nicht mehr dafür. Ich weiß dass Nils mich versteht.
Tag der Veröffentlichung: 01.09.2010
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Widmung:
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