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16.Kapitel
Stumm weinend ging er langsam zurück in die Wohnung und legte sich in Svens Bett. Lange starrte er die Decke an. Warum? Alles ist kaputt. Alles. Leise weinte er weiter. „Hey.“ Jan sah zur Tür. „Weinst du?“ Die Frage ließ ihn nur noch mehr weinen. Vorsichtig setzte sich Amilia auf die Bettkante und nahm seine Hand. „Was ist denn?“ Leise begann Jan zu erzählen.
„Lara ist wirklich blöd.“ Sie legte sich zu Jan und drückte seine Hände ganz fest. Schluchzend nahm er sie in die Arme und drückte sie an sich. „ich bin froh dass du mit nach Deutschland gekommen bist.“
Währenddessen trank Sven was das Zeug hielt. „Nochmal dat selbe biddeschön.“ Wankend saß er am Tresen und starrte in sein Glas. Warum hatte Jan das getan? „Ich habe wirklich geglaubt dass er mich liebt..“ betrübt stürzte er sein restliches Bier hinunter und griff nach dem neuen. „Sven?“ Ungläubig blickte ihn ein anderer Besoffener an. „Otto? Was machst du denn hier?“ „Dat gleiche wie du.“ „Du ertränkst deine Sorgen im Alkohol?“ „Doch nich, ick mach es aus Spaß.“ Schwankend richtete sich Sven auf, und konnte sich gerade noch an der Tischkante festhalten. Vorsichtig griff er nach Otto`s Schulter. Otto war schmal, großer Metal-Fan und hatte lange schwarze Locken (A.d.A.: Wer Slash von Guns`n`roses kennt: ungefähr derselbe Typ, nur ohne Zylinder) Er beugte sich vor, bis er dessen Bieratem roch. „Gehen wir innen Park, wie früher, n bisschen Blödsinn machen?“ Sven bejahte lallend. Sich gegenseitig stützend gingen sie in den Park, nicht ohne sich vorher noch ein sixpack Redbull zu kaufen. Im Park angekommen ließen sie sich auf eine Parkbank fallen und soffen jeweils drei Flaschen Redbull. Vollkommen aufgedreht rannten sie durch den Park, bewarfen Leute mit den Flaschen und versteckten sich kichernd hinter Bäumen. Nach etwa 4 Stunden, es war schon dunkel, blieben sie erschöpft hinter ein paar Bäumen sitzen. Otto starrte Sven an. „Is wa..“ weiter kam er nicht, denn Otto küsste ihn wild. Erst wollte er ihn wegschieben, doch in seinem Suff fand er Gefallen daran und vergrub seine Finger in der langen Mähne von Otto. Forsch schoben sich Ottos Hände unter sein T-Shirt und rissen es ihm vom Leib. Es war saukalt, aber das interessierte beide wenig. „Warte mal..“ lallte Sven zwischen den Küssen. „Gehen wir inn det komische Häuschen dort drüben..“ Wankend stand er auf und zog den ebenfalls betrunkenen Otto hinter sich her. „Scheiße.“ Er rüttelte an der Türklinke. Verschlossen, oder zumindest klemmt sie gewaltig. „Lass mich mal..“ Otto schob ihn zur Seite und trat die Tür ein. „Sire..“ Etwas zu schwungvoll hob er die Hand und fiel fast um. Sven wusste überhaupt nicht mehr was er tat. Schnell ging er in das Haus und setzte sich auf das Riesige Sofa. Krachend schlug Otto die Tür hinter sich zu und stürzte sich auf Sven. Ein weiteres Mal knutschten sie wild und Sven wurde mutiger. Er riss Otto das Shirt vom Kopf und fummelte an dessen Gürtelschnalle herum. Otto war konsequenter, offenbar hatte er schon mehr One-night-stands als Sven. Hose und Boxer wurden mit einem Ruck heruntergezogen.
-*räusper* ratet mal was sie tun-
Schwitzend lag Otto auf Sven. Betrunken wie sie waren schliefen sie auf der Stelle ein.
Nervtötendes Vogelgezwitscher weckte Sven am nächsten Morgen. Erst kannte er sich nicht aus, doch als er die schwarzen Locken sah wurde ihm alles klar. „Scheiße.“ murmelte er und rieb sich den Kopf. Höllische Kopfschmerzen plagten ihn. „Otto!“ Otto gab ein Grummelgeräusch von sich, schlief aber weiter. „Otto!!“ Genervt hob er den Kopf und sah Sven in die Augen. „Was?“ „Weißt du was wir getan haben und wo wir sind?“ “Logisch weiß ich was wir getan haben.” Er grinste dreckig und wollte Sven küssen, dieser schob ihn aber unsanft von sich runter. „Und wo sind wir?“ „Keine Ahnung.“ „Na toll.“ Sven stand auf und suchte seine Klamotten zusammen. Schnell riss er sie sich hoch und rannte aus dem Häuschen. Er drehte sich um als er Ottos Stimme hörte. „Warte doch mal!“ Otto stand splitternackt in der Tür und sah ihn verzweifelt an. „Sagen wir so: Es is nie was passiert zwischen uns, ok? Wir waren einfach besoffen und wussten nicht was wir taten. Einverstanden?“ Sven nickte. „Zieh dir was an, ich glaube dit isn Kaffeehaus, und die machen gleich auf!“ Hektisch rannte Otto zurück ins Häuschen.
Sven ließ sich derweil auf eine Bank in Park fallen. Jetzt erst wurde ihm bewusst was er eigenlich getan hatte. „Scheiße!“ Schluchzend wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht. Dann spürte er eine warme Hand auf der Schulter. Otto. Tröstend nahm er ihn in den Arm. Er wusste dass Sven mit Jan zusammen war. „Was soll ich den machen?“ mit rotgeschwollenen augen sah Sven ihn an. „Wie wärs mit nem dicken Strauß Rosen und ner Erklärung?“ „Du hast Recht.“ Schniefend richtete er sich auf. „Ich hab ehrlich gesagt wirklich geglaubt dass das gestern nicht nur vom Saufen gewesen ist..“, murmelte Otto und sah ihn traurig an. Sven sah ihn liebevoll an. „Es tut mir Leid, aber ich liebe nun mal Jan.“ Sanft strich er ihm über die Wange und wischte die Tränen weg. „Aber wir bleiben beste Freunde oder?“ „Sicher..“, nuschelte Otto und ließ sich von Sven umarmen. „Ich muss los.“
Jan saß weinend und mit ca. 200 Packungen Taschentücher bewaffnet vor dem Fernseher, neben ihm Amilia, die seine Hand drückte. „Was ist wenn ihm was passiert ist?,“ schluchzte Jan und putzte sich die Nase. „Was ist wenn er mich nicht mehr liebt?“ Amilia drückte sich an ihn. „Er liebt dich wirklich, er wird bald kommen.“ Genervt zappte Jan durch das Programm.
Arte: Reportage über die Definition der Liebe
WDR: Schnulze aus den Dreißigern
ARD: Liebesfilm Marathon!
Schluchzend schaltete Jan den Fernseher aus und pfefferte die Fernbedienung in die Ecke.

„Ich brauche bitte den größten Rosenstrauß den sie haben!“ Sven kramte seine Geldbörse aus der Hosentasche und holte all sein Geld heraus. „Sagen wir soviele wie sich mit dem Geld ausgehen!“ Der Verkäufer sah ihn lächelnd an. „Die große Liebe, was?“ „Sie sagen es.“ Verschämt grinsend sah er den Verkäufer an. „Na, dann mach ich mal ne Ausnahme für sie.“ Er wuchtete einen wirklich riesigen Strauß auf den Tisch und zwinkerte Sven zu. „Ab mit ihnen.“ Sich bedankend rannte Sven mit den Rosen in der Hand zu ihrer Wohnung. Zitternd öffnete er die Tür ein Stück und trat ein. Langsam ging er ins Wohnzimmer wo er schockiert Jan vorfand. Überall Taschentücher, und er mit knallroter Nase in mitten ihnen. Offenbar ist er eingeschlafen. Vorsichtig kniete sich Sven neben das Sofa und strich ihm über die Wange. „Hase..“ Verschlafen schlug Jan die Augen auf und sah Sven. Er begann wieder zu weinen und drehte sich um. „Hey..“ Sven griff nach seiner Hand. „Nein, lass es. Du hast sowas feiges wie mich gar nicht verdient.“ Sanft drehte Sven Jans Kopf zu ihm und hielt ihm den Rosenstrauß unter die Nase. „Schenk ich sowas jemandem, den ich nicht liebe?“ Überglücklich drückte Jan ihn an sich und küsste ihn immer wieder. „Ich muss dir aber auch was sagen.“ Nervös spielte Sven mit seinem T-Shirt Saum. „Du weißt sicherlich dass ich gestern viel getrunken habe. Da hab ich Otto getroffen..und wir sind zusammen in den Park gegangen..und dann..haben wir miteinander…du weißt schon..geschlafen. Wir waren voll besoffen und wussten gar nicht was wir tun..es..es is einfach passiert.“ Er blickte in Jans Augen, die mit Tränen gefüllt waren. „Weißt du eigentlich wie viele sorgen ich mit gemacht habe? Wie du mir weh tust?“ Er stand auf und rannte ins Badezimmer. Dort schloss er die Tür zu und ignorierte Svens hämmern ander Tür und seine Entschuldigungen. Wie konnte er das tun? Schluchzend griff Jan nach der Rasierklinge und legte sie in seine Hand. Er glitt an der Tür hinunter und setzte an. Nur ein kleiner Schnitt, dann wäre alles vorbei. „Jan..bitte mach auf.“ Er hörte Sven weinen. Es brach ihm fast das Herz. „Sven..hör auf zu weinen.“ „Jan? Bitte mach auf.“ Langsam fuhr seine Hand zur Türklinke und schloss auf.
Sven drückte die Türklinke hinunter und kam ins Bad. Entsetzt sah er die Rasierklinge in Jans Hand. Die Tränen flossen in Strömen und er brach auf dem Boden zusammen. Wie ein Häufchen elend heulte er sich die Augen aus dem Kopf. „Ich hab mich benommen wie ein verdammtes Arschloch..ich kann zufrieden sein wenn du mir verzeihst. Du willst sicher nicht mehr mit mir zusammen sein.“ Er spürte zwei warme Hände auf seinen Knien. Er öffnete die Augen und sah Jan. „Natürlich will ich noch mit dir zusammen sein und ich werde dir verzeihen. Es hat nur unglaublich wehgetan.“ Vorsichtig küsste er Sven und sah ihn liebevoll an. „Ich liebe dich doch.“

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 29.08.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Vicky..

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