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15.Kapitel
Sven streckte sich und öffnete die Augen. Neben ihm lag Jan, zusammengerollt wie eine Kugel, und offensichtlich noch schlafend. Leise stand er auf und ging in die Küche, wo er sich als allererstes einen Kaffee machte. „Scheiße.“ Ihm fiel der Briefkasten ein. Er riss die Haustür auf und rannte zum Postkasten. Vollkommen überladen mit Rechnungen, Werbung, Paketen und Briefen stand er in der Wiese und drohte zusammen zu brechen. Sven stellte den Kaffe auf den Bürgersteig und machte sich daran den Postkasten auszuleeren. Vorsichtig öffnete er das Türchen und ein Schwall Papier kam ihm entgegen. Schnell sammelte er alles auf und ging damit ins Haus.
Keuchend ließ er alles auf den Küchentisch fallen und holte seinen Kaffee aus dem Garten. Zitternd suchte er die Tasse. Warum muss es im Winter immer so verdammt kalt sein? Nur mit Boxershorts krabbelte er durch den Garten, bis er seine Tasse fand. Fluchend rannte er zurück ins Haus.
Dort angekommen schlich er zurück in sein Zimmer und durchforstete den Schrank nach einem Pulli, langen Hosen und dicken Socken. Nachdem er alles hatte warf er noch einen prüfenden Blick auf Jan, der aber noch seelig schlief. Beruhigt ging er zurück in die Küche und warf sich den Pullover über, Hose und Socken folgten. Schlussendlich setzte er sich hin und begann mit der mühevollen Arbeit, die Post in Wichtig und Mist zu trennen. Mit dem Messer öffnete er Briefe seiner Eltern und Freunden. Darunter waren Glückwünsche an Jan zum Geburtstag, Einladungen zu diversen Feiern und sogar ein Brief seiner ehemaligen Brieffreundin. Gespannt öffnete er ihn:
Hey Sven!
Lange nichts mehr von dir gehört. Was macht das Leben so? Ich hab gehört du warst in Holland. Schönes Land.. Egal. Wir schreiben uns ja schon ewig, ich würd dich gerne mal besuchen! Ich muss am 17.12 sowieso nach Berlin (Verwandtenbesuch) und da könnt ich ja bei dir vorbeischauen! Ich wird einfach mal läuten, vielleicht bist ja zu Hause.
Ganz liebe Grüße Lara
Hektisch sah Sven auf den Kalender. Heute war der 17.! Hastig packte er die restliche Post in einen Tasche und stellte in auf den Tresen. Ein Blick auf die Uhr: 9. Ok, keinen Stress, die kommt eh erst am Nachmittag. Er atmete tief durch und ging zum Brotschrank, wo er sich Brot, Marmelade und Butter holte. Sven ließ sich wieder auf den Sessel fallen und kramte die heutige Zeitung aus der Tasche.
„Morgen.“ Verschlafen stand Jan in der Tür und rieb sich die Augen. „Hey.“ Er kam näher und umarmte Sven von hinten. Dieser legte die Zeitung weg und legte seinen Kopf zurück. „Na, gut geschlafen?“ „So gut schlaf ich nur bei dir.“ Vorsichtig küsste er Sven und holte sich Brot. Schweigend saßen sie am Tisch. „Heute kommt Lara, ne Brieffreundin von mir. Ich hab heute erst den Brief gelesen dass sie in Berlin is.“ Jan sah auf. „Toll.“ Seufzend stand Sven auf. Irgendwas war los mit Jan, er wusste nur nicht was. Leise ging er zu ihm und nahm sein Gesicht in die Hände. „Was is denn los?“ „Nichts.“ Schweigend sahen sie sich an, bis Sven ihm einen langen Kuss auf den Mund drückte. „Komm schon, was is denn?“ Jan atmete tief durch. „Ich..fühl mich immer noch so schuldig wegen gestern. Ich habs echt übertrieben.“ Lächelnd setzte sich Sven auf Jans Schoß. „Hab ich eh schon gesagt. Ich hab einfach überreagiert, das war alles. Ich liebe dich immer noch mein Hase.“ Lachte er und küsste ihn. Glücklich schlang Jan seine Arme um ihn und lehnte sich an seinen Rücken.
„Morgen.“ Sven sah auf. Amilia stand mit, in alle Richtungen stehende Haare in der Küche. „Morgen. Was willst den frühstücken?“ Schmunzelnd betrachtete sie die beiden. „Butterbrot, bitte .“ „Hier.“ Jan hatte schon eins gemacht und hielt es ihr unter die Nase. „Dankeschön.“ Lächelnd nahm sie es und biss davon ab. Leise setzte sie sich neben die zwei und aß schweigend weiter. „Lara kommt heute. Is ne Brieffreundin von mir.“ Amilia`s Augen blitzten auf. „Besuch!“
Sven hüpfte von Jan runter und ging ins Wohnzimmer, Jan folgte ihm. Er begann die kerzen in die Kartons in der Küche wegzuräumen und stellte die in einer Ecke auf. Er beugte sich hinunter um die Kartons aufzuheben, da spürte er einen Körper und kurz darauf dessen Gewicht und Hände, die zu seinem Bauch wanderten. „Jan?“ Jan küsste ihn in den Nacken und hob ihn hoch. Sven begann zu lachen und strampelte mit dem Füßen, wurde aber nicht losgelassen. Er wurde aufs Sofa geschubst und ordentlich durchgekitzelt. Mit Lachtränen in den Augen wand er sich auf dem Sofa und wurde zärtlich geküsst. „Ich liebe dich!“, flüsterte Jan und küsste ihn auf die Stirn.
Plötzlich klingelte es. Jan sprang auf und lief zur Tür, Sven rannte ihm hinterher. „Mia!!“ Jan umarmte und küsste sie auf die Wange. „Hallo Bruderherz! Na, wie geht`s dir? Ich wollt mal wieder vorbeischauen!“ „Wunderbar! Außerdem bin ich frisch verliebt..also frisch..seit ich in Holland war.“ „Wer ist denn die glückliche?“ In dem Moment kam Sven zur Tür. „Darf ich vorstellen? Sven das ist Mia, Mia, das ist Sven.“ „Tag“ fröhlich schüttelte Sven ihr die Hans. „Das is meine Schwester.“ „Und wo ist deine Freundin?“ Jan sah Sven an. „Ähm…“ Sven küsste Jan liebevoll und griff nach seiner Hüfte. Grinsend fiel sie Jan um den Hals. „Wurde aber auch Zeit.“ „Was?“ verwirrt sah Jan sie an. „Na, so wie ihr miteinander umgegangen seid war schon lang mehr als nur Freundschaft!“ Lachend umarmte sie auch Sven. „Pass gut auf mein Brüderchen auf, ja?“ Lächelnd nickte er und hackte mit den Fingern bei Jans Gürtelschnalle ein. „Willst was trinken? Wir haben jemanden neues in der Familia!“ Fragend sah Mia ihn an. Die drei gingen hinein und setzten sich ins Wohnzimmer. „So, wir erden dir jetzt jemanden vorstellen. Wart mal.“ Jan schlüpfte in die Küche und holte Tee und Amilia. „Hallo.“ Schüchtern trat sie von einem Fuß auf den anderen. „Hallo, wer bist du denn?“ „Amilia“ Mia setzte sie auf ihrem Schoß und spielte mit ihr. Sie hatten sichtlich Spaß.
Jan legte seinen Arm um Svens Schultern. „Irgendwie süß, oder?“ „Mhm“, nuschelte Sven und versteckte seinen Kopf an Jans Halsbeuge. „Komm, gehen wir mal Bettenmachen.“ Jan riss sich von Mia und Amilia los und ging in Svens Schlafzimmer. „Wenn du willst könnten wir uns ja ein Doppelbett anschaffen. Das einzige Problem wird halt das Geld sein.“ „Ich hab ne Idee. Wir haben ja die alte Matratze in der Kammer.“ Jan nickte. „ Die könnten wir ja rauszerren und ein Bett für Amilia machen. Wir schieben einfach unsere Betten zusammen.“ „Wunderbar.“ Jan küsste ihn und strich ihm die Haare aus dem Gesicht. Vorsichtig küsste er ihn nochmal und strich mit den Händen um seinen Bauch, was Sven mit einem wohligen Schnurren kommentierte. Seine Finger suchten Jans Hosentaschen und verschwanden darin. Jan wurde es wunderbar warm und er schlang seine Arme um Svens Hüfte. Knutschend standen sie im Schlafzimmer, bis Mia und Amilia in das Zimmer platzten. „Schau mal, die knutschen den ganzen Tag. Warum machen die das?“ fragte Amilia. „Ich glaube die haben sich ganz viel lieb.“ Lächelnd blickten Jan und Sven zu den beiden und hielten sich an den Händen. „So Jungs, ich muss dann auch noch weiter meine Kleine im Kindergarten abholen. Wir sehn uns dann mal wieder!“ Sie winkte noch Amilia zu, dann war sie auch schon weg. Jan sah auf die Uhr. „Es is schon 1! Sie hat ganz schön lang mit dir gespielt! Fast drei Stunden!“ Amilia zuckte mit dem Schultern. „Es war total lustig! Die kennt ganz schön viele Spiele!“ Aufgeregt erzählte sie was sie mit ihr alles gemacht hat. „Ach ja, hab ich ja ganz vergessen..Nächste Woche kommst du in die Schule! Du kommst leider in die erste Klasse, du hast ja einiges nachzuholen.“ Ihre Augen glänzten. „Das ist egal!“ „So, jetzt gehen wir erstmal Mittagessen! Wer hat Lust auf Pfannkuchen?“ Alle drei schrien wie am Spieß.
In der Küche bereitete Jan alles vor, während Sven mit Amilia spielte. „Wer will sie selber machen?“, plärrte Jan aus der Küche und steckte den Kopf ins Wohnzimmer. „Ich!!“ Amilia schoss auf Jan zu. Lachend hob er sie hoch und drückte ihr die Pfanne in die Hand. Leider fiel der erste nicht zurück in die Pfanne sondern auf Jans Gesicht. Lachend hob Sven ihn runter und stopfte ihn in Jans Mund. Den Rest schaffte Amilia ohne weitere Zwischenfälle. „Wo ist denn die Marmelade?“ Sven stand auf Zehenspitzen vor dem Regal und inspizierte es gründlich. „Hier.“ Quieksend wurde er von Jan hochgehoben. Tatsächlich, in der obersten Reihe blitzte eine Erdbeermarmelade herunter, und gleich dahinter eine Pfirsichmarmelade. Triumphierend hielt er sie hoch und ließ sich von Jan einen Siegerkuss geben.
Schon wieder klingelte es. Sven sauste zur Tür. Davor stand eine Frau mit braunen Haaren und blauen Augen, schmal und etwa 1.70m groß. „Hey bist du Sven?“ „Lara?“ Ungläubig sah Sven sie an, ehe er ihr um den Hals fiel. „Schön dich mal zu sehen! Willst du reinkommen? Wir machen grad Mittagessen.“ „Gern, wenn es euch nicht zu viele Umstände macht.“ Er nahm sie an der Hand und zog sie ins Haus. „Jan? Amilia? Darf ich vorstellen: Das ist Lara.“ Schüchtern schüttelte sie Jans und Amilias Hand. „So. Wolln wir essen?“ „Fresssack.“ Kicherte Jan und setzte sich an den Tisch, Amilia holte noch ein Teller für Lara. „Du haft mit erzählt daff du frisch verliebt bift!“, sagte Lara und stopfte sich das Essen hinein. „Die find köftlich!“ murmelte sie zu Jan und zwinkerte Amilia zu. „Dass is so…“ Sven griff nach Jans Hand. „Ähm…du verstehst?“ „Niffts verfteh if.“ „Ich..Wir..Jan und ich sind zusammen.“ Lara begann zu grinsen. „Hast mir gar nich jesagt dass du schwul bist! Egal, ick freu mich für dich.“ Erleichtert aß Sven weiter.
„So, ich geh mal aufs Klo.“ Sven erhob sich und trottete Richtung Toilette. Jan nahm die Teller und stellte sie in die Spüle, Amilia ging in, inzwischen noch Jans, Zimmer um sich ein bisschen hinzulegen. Lara tippte Jan an. Er drehte sich um, und plötzlich wurde er an die Wand gedrückt und wild geknutscht. Überrascht drückte er Lara weg. „Spinnst du? Ich bin mit Sven zusammen!“ Liebevoll sah sie ihn an. „Mit dem Waschlappen? Komm schon, du hast besseres verdient.“ Sie drückte ihn wieder zur Wand und küsste ihn weiter. Plötzlich klirrte etwas. Erschrocken drehte sich Lara um und erblickte Sven, dem gerade ein Teller aus der Hand gefallen ist. „Schatz, es is nich so wie du denkst..“ versuchte es Jan. „Ach wie denn sonst?“, fauchte Sven. Tränen liefen ihm über das Gesicht und er marschierte aus dem Haus. Die Tür fiel krachend ins Schloss.
„Du mieses Arschloch!“ Jan klatschte ihr eine und schmiss sie aus der Wohnung. „Scheiße!“ Jan rannte aus der Wohnung. Er wusste genau wohin Sven jetzt ging. In die nächstbeste Kneipe, so wie er es immer tat. Schnell rannte er in die Richtung in der er Sven vermutete. Bingo. Sven bog gerade um die Ecke. „Sven! Warte doch mal!“ Keuchend hielt er ihn an der Schulter fest. Sven riss die Hand von seiner Schulter. „Wie kannst du mir so was antun?“ Er blickte ihn voller Hass an. „Ich, es…Lara hat mich überrumpelt. Sie hat mich einfach geküsst!“ „Und das soll ich dir jetz glauben oder wat?“ Tränen überströmt ging er weiter. „Weißt du was, lass mich einfach ihn Ruhe.“ Jan blieb stehen. „Aber ich liebe dich doch..“

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 29.08.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
vicky..diesen Beziehungscrash konnte ich nur durch deine Hilfe schreiben. Hab dich soooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooooo doll lieb Wirklich!

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