„Okay, Süsse. Du kannst das. Du wirst nur auf eine neue Schule wechseln“, versucht Delyah mich zu beruhigen.
„Aber ich werde auf eine Menschenschule gehen! Mit menschlichen Jungs!“, kreische ich hysterisch.
„Ach Melody. Beruhige dich doch mal. DU bist die beste Sirene von allen und dazu auch noch die Tochter des Königs. Was willst du denn noch mehr. Ich bin mir sicher, dass du das schaffst. Schliesslich hast du extra den, ’Wie benehme ich mich wie ein Mensch’ Kurs gemacht. Du bist also eindeutig auf dem neuesten Stand“
„Na ja. Irgendwie hast du ja recht. Ich meine ich hatte sogar extra menschliche Lehrer, die mich in ihren Fächern unterrichtet haben“, versuche ich es optimistischer.
„Eben. Sag ich doch. Und du kannst mich ja auch besuchen. Dein Haus liegt ja direkt am Wasser. Mach dir keine Sorgen. Lass uns lieber noch ein bisschen Singen und uns die Haare kämmen. Ausserdem könnten wir auch noch ein wenig Sonne vertragen“, schlägt sie vor und greift meine Hand.
Wie so oft hat sie mich schnell überredet. Wir schwimmen also durchs Wasser, zwischen einem grossen Feld Algen durch und zu unserem Lieblingsfelsen. Ich ziehe mich hoch und setze mich bequem hin, bevor ich meinen Kamm aus der Flossentasche hole.
Delyah stimmt mein Lieblingslied an das meine Mum mir beigebracht hatte, als ich noch ganz klein war.
Während wir singen kämmen wir uns immer abwechselnd die Haare.
„Melody! Melody! Wir müssen jetzt los!“, höre ich meine Patentante rufen.
„Was? Schon?“
„Ja kleines. Tut mir Leid. Wir müssen los. Ich muss noch ein paar Dinge für dich regeln. Und das kann ich nur an Land machen. Ausserdem muss ich noch mein Zimmer einrichten“, erklärt sie, denn Blick auf mich fixiert.
„Na gut. Dann los“, willige ich ein und springe ins Wasser.
„Ich begleite euch noch ein Stück!“, ruft Delyah und springt kurz nach mir.
Wir gleiten schneller als Torpedos durch das Wasser, doch als wir am Ufer ankommen ist es schon dunkel, was mir nur recht ist. Schliesslich soll niemand wissen was wir in Wirklichkeit sind. Ich schleppe mich aus dem Wasser und warte, bis aus meiner Flosse, Beine geworden sind.
Völlig nackt helfe ich Lia aus dem Wasser.
„Leute! Ich muss los! Mum hat gerade eine SMS geschickt“, ruft Delyah uns zu, bevor sie untertaucht und davonschwimmt.
„Na dann lass uns mal reingehen. Ich muss dir noch alle wichtigen Dokumente geben und dein Auto solltest du auch noch kurz Probe fahren, damit du ungefähr weisst, wie es reagiert.“
„Wir ziehen uns aber vorher schon noch was an oder?“, scherze ich.
„Natürlich. Ich zeig dir nur kurz das Haus, damit du weisst wo alles ist.“
Ich folge ihr also nach drinnen. Irgendwie schaffe ich es, sie zu überreden, mich erst ein Bad nehmen und mich anziehen zu lassen.
Erleichtert renne ich nach oben und drehe den Hahn auf. Dann gehe ich ins Zimmer wo ich mir bequeme Klamotten hole.
Mit den Kleidern und zwei Handtüchern schliesse ich mich im Bad ein. Ich öffne das Fenster noch ein bisschen, damit der Spiegel nicht beschlägt, bevor ich mich in die Wanne sinken lasse. Ich habe schon vor Jahren gelernt, die Verwandlung unter Kontrolle zu bringen. Jedenfalls für etwa eine Stunde. Bin ich jedoch länger als eine Stunde im Wasser, verwandle ich mich automatisch zurück. Aber wenigstens kann ich ein entspanntes Bad nehmen, ohne sofort wieder halb zu Sushi zu werden. Während ich so dasitze und mit dem Schaum spiele, fange ich automatisch an zu singen.
Irgendwann steige ich aus der Wanne und ziehe mich an, bevor ich mir die Haare trockne. Natürlich singe ich dabei die ganze Zeit, bis es plötzlich klingelt.
„Ich geh schon“, rufe ich und haste nach unten.
Meine Haare fallen mir wie immer, glatt wie Seide bis zu den Hüften. Ein lächeln auf den Lippen öffne ich die Tür. Ich möchte am liebsten schreien, lächle jedoch tapfer weiter, als ich vor mir meinen Vater stehen sehe. Ich habe zwar keine Ahnung woher er so schnell einen Designeranzug nehmen konnte, aber das ist ja auch nicht wichtig. Mit seiner Mistgabel in der Hand und einem ziemlich grimmigen Blick betritt er das Haus.
„Ich dachte du würdest schon schlafen?“, begrüsse ich ihn eben so grimmig. Ich hatte mich so gefreut mich endlich mal der Kontrolle meines Vaters entziehen zu können. War wohl nix. Jedenfalls führe ich ihn erst mal in die Küche. Den einzigen Raum den ich auf dem Weg zur Tür schon gefunden hatte.
„Ich hätte ja einen Boten vorbeigeschickt aber die haben alle schon Feierabend. Wo ist Lia?“
„Ich bin hier“, höre ich sie rufen.
Wir folgen der Stimme und betreten schliesslich das Wohnzimmer. Ich sehe wie sie auf dem Tisch gerade eine Vase voller Blumen zurechtrückt.
„Du hast Melodys Papiere vergessen. Und die Autoschlüssel auch. Ich weiss nicht ob das so funktionieren kann. Vielleicht komme ich doch selber her um auf Melody aufzupassen“, murmelt er eher zu sich selber als zu uns.
’Nein!!!’
„Ach Daddy. Du wirst doch da unten gebraucht. Lia wird sehr gut für mich sorgen. Da bin ich mir sicher. Sie ist deine beste Mitarbeiterin und meine Patentante und ich vertraue ihr voll und ganz. Und du wirst doch da gebraucht. Wir schaffen das schon“, stammle ich hektisch.
„Ja, ja. Du hast recht. Ich werde wo anders dringender gebraucht. Aber nimm trotzdem diese Kette. Sie wird dir Glück bringen. Sie gehörte deiner Mutter“, erklärt er und legt mir die Kette um, bevor er ohne ein Wort zu sagen geht.
„Na dann. Hier deine Papiere. Ich zeig dir noch dein Auto.“
„Okay! Komme gleich. Muss noch was holen. Geh doch schon mal vor“, rufe ich schon auf dem Weg in mein Zimmer. Hinter einem der Zahlreichen Bilder in meinem Zimmer versteckt sich ein Tresor, den ich schnell öffne und daraus mein Portemonnaie und 100$ raushole.
Ich stopfe Handy, iPod und Geld in ein kleines Täschchen, das ich aus dem Schrank gezerrt habe. Schnell renne ich damit in die Garage, wo Lia schon auf mich wartet. Sie reicht mir noch zahlreiche Kreditkarten meinen Pass und meinen Führerschein und wartet bis ich auch das alles verstaut habe, bevor sie mir die Autoschlüssel überreicht.
„Und welches der Beiden ist meines?“, frage ich und deute auf die zwei Autos zwischen denen wir stehen.
„Der weiss-schwarze Lamborghini Murcielago hier. Ich dachte mir ein Cabrio würde dir gefallen.“
„Wow! Der ist ja klasse! Und ich darf damit ne Probefahrt machen?“, frage ich begeistert.
„Klar Schätzchen. Er gehört nur dir. Hier noch die Garagenfernbedienung. Sonst kommst du nicht mehr rein. Viel Spass. Wir sehen uns spätestens morgen bevor du zur Schule musst.“
Lächelnd steige ich ins Auto und lasse den Motor an der mit einem tiefen Knurren zum Leben erwacht. Ich betätige den Türöffner und fahre langsam aus der Garage.
Ich fahre so lange durch die näher gelegenen Strassen, bis ich ein Starbucks finde. Und, oh Glück, es liegt direkt bei der Schule. Ich muss also nur über die Strasse gehen um mir einen Kaffee holen zu können. Ich steige aus und gehe zur Tür des Cafés um mir die Öffnungszeiten anzusehen. Eigentlich sollte ich die ja auswendig kennen. Schliesslich bin ich, Gott weiss wie oft, heimlich an Land gegangen und hab es irgendwie geschafft, mir einen Iced Caramel Macchiato zu holen.
„Ah, eine Verbündete“, höre ich plötzlich jemanden hinter mir sagen.
„Wie bitte?“, frage ich und drehe mich um.
„Na eine Verbündete. Willkommen im Club der Starbucks Süchtigen.“
„Oh, danke. Aber wer bist du überhaupt?“, frage ich etwas skeptisch.
„Tut mir Leid. Wie unhöflich von mir. Ich bin Damon“, stellt er sich vor und verbeugt sich vor mir, was mich unweigerlich zum lachen bringt.
„Freut mich. Ich bin Melody“, stelle ich mich ebenfalls vor.
„Du musst neu hier sein. Ich hab dich hier noch nie gesehen.“
„Ja, das ist richtig. Ich bin gerade erst vor ein paar Stunden angekommen. Ich werde hier zur Schule gehen“, erzähle ich und lehne mich an mein Auto.
„Ach in die Schule da?“, fragt er und deutet auf das Gebäude gegenüber.
„Ja, genau die“, bestätige ich lächelnd.
„Na dann sehen wir uns da. Morgen, vor der ersten Stunde. Wenn du willst zeig ich dir wo alles ist. Ich bring dir auch ’nen Kaffee mit wenn du willst“, sprudelt es nur so aus ihm raus.
„Oh, ja, das ist echt süss von dir. Ich freu mich schon drauf. Wir sehen uns dann morgen“, sage ich und will schon einsteigen.
„Warte! Was willst du denn für ’nen Kaffee?“
„Iced Caramel Macchiato“, antworte ich lächelnd und fahre davon. Ich war richtig froh, dass es dunkel gewesen war. So konnte er wenigstens meine Haare nicht sehen, geschweige denn meine Augen oder meine Tattoos, über die mein Vater übrigens sehr wütend war. Das würde ja noch lustig werden. In meiner alten Schule kannten mich alle schon seit ich ganz klein war, aber hier würde es bestimmt eine Weile dauern, bis sich alle an mein spezielles Aussehen gewöhnt haben würden. Schliesslich kamen orangerote Haare und verschiedenfarbige Augen nicht sehr häufig vor. Ebenso wenig dieses spezielle Tattoo.
’Na ja, was soll’s’, denke ich auf dem Heimweg. Ich beschliesse, einfach mal abzuwarten. Ich fahre also den Wagen in die Garage und schleiche leise die Treppe rauf in mein Zimmer. Schnell schlüpfe ich in mein Pyjama das ich mir schon aufs Bett gelegt hatte, bevor ich ins Bad verschwinde und mir die Zähne putze. Dann krame ich meinen iPod aus dem Täschchen und kuschle mich in meine Kissen. Ich höre mir noch The World Awaits von Corey Crowder an, bevor ich ihn wieder weglege und einschlafe.
„Shit“, murre ich und haue mit der Faust auf meinen nagelneuen Wecker. Verschlafen klettere ich aus dem Bett. Ich dusche erst mal eiskalt, damit ich wach werde, bevor ich meine Haare trockne und in meine Jeans und mein hellblaues Shirt schlüpfe. Aus einem kleineren Schränkchen hole ich meine Schuhe. Nachdem ich alles was ich brauche in meine Tasche gepackt habe, setzte ich meine Sonnenbrille auf.
So schnell ich kann haste ich die Treppe runter und schnappe mir die Autoschlüssel, die neben der Tür in einer Glasschale liegen.
„Ich bin dann mal weg!“, rufe ich in Richtung Küche, wo ich meine Tante vermute.
„Tschüss! Viel Spass“, höre ich sie noch rufen, als ich schon halb in der Garage bin. Zum Glück hatte ich das Verdeck offen gelassen, denn so kann ich rein springen ohne die Tür öffnen zu müssen. Keine Ahnung wieso ich das kann aber irgendwie bin ich gelenkiger und stärker als ein normaler Mensch, was mir eigentlich auch ziemlich gelegen kommt. Ich meine, man weiss ja nie, ob mal jemand zu aufdringlich wird. Man hört da ja so einiges, und nicht alles ist gut.
Jedenfalls bin ich froh, als ich endlich bei der Schule ankomme, und Damon schon, an seinen Wagen gelehnt auf mich wartet. Zum Glück hat er mir einen Platz freigehalten, denn alle anderen Plätze sind schon belegt. Also lasse ich meinen Lamborghini vorsichtig in die Lücke zwischen seinem Pagani Zonda und einem kleinen Eisblauen VW Golf gleiten.
„Hi“, begrüsst er mich lächelnd und hält mir, ganz der Gentleman, die Tür auf.
„Ebenfalls, Hi“, erwidere ich grinsend und nehme meine Tasche vom Rücksitz, bevor ich das Verdeck hochfahre und den kleinen Knopf an meinem Schlüssel drücke, der die Türen automatisch verriegelt.
„Cooles Auto. Die Farbe gefällt mir“, bemerke ich, während ich den Macchiato entgegennehme, den er mir hinhält. Mir entwischt ein leises Seufzen als ich einen grossen Schluck davon trinke.
„Anscheinend schmeckt’s, was?“
„Ja, total“, stimme ich zu. Lächelnd wischt er mit seinem Daumen den Milchschaum von meiner Oberlippe, den ich erst gar nicht bemerkt hatte.
„Willst du, oder soll ich?“, fragt er und sieht von mir, zu seiner Hand und wider zurück. Ohne ein Wort zu sagen, nehme ich seine Hand in meine und lecke die Spur aus Milchschaum ab, die sich schon bis zu seinem Handgelenk hin zieht. Ich weiss nicht was mich da geritten hat, aber geschockt von mir selbst weiche ich zurück.
„Tut mir Leid. Ich weiss nicht was gerade mit mir los war. Tut mir wirklich, total Leid“, stammle ich so schnell, dass er mich kaum versteht.
„Sch… Alles okay… Alle sind schon weg… Niemand hat was davon mitgekriegt“, beruhigt er mich und bedeutet mir, mich umzusehen. Er hat recht. Keine Menschenseele ist mehr auf dem Schulhof.
„Shit, ich komme zu spät. Und du auch“, bemerke ich und will schon losrennen.
„Keine Sorge. Ich komme mit und werde erklären, dass ich es war der dich aufgehalten hat.“
Daraufhin nimmt er meine Hand und zieht mich sanft aber bestimmt hinter sich her. Ohne anzuklopfen betritt er das Büro der Rektorin.
„Morgen Mum“, begrüsst er eine Frau, Mitte dreissig.
„Morgen Schätzchen“, grüsst sie zurück, woraufhin er das Gesicht verzieht.
„Guten Morgen Rektorin Cole“, flüstere ich schüchtern.
„Oh, guten Morgen. Sie müssen Melody Night sein. Sie sind zu spät“, stellt sie unwillig fest.
„Das ist bloss meine Schuld Mum. Ich hab sie aufgehalten.“
„Na gut. Dann setz dich doch. Damon. Du gehst in deine Klasse. Sag einfach du hättest Miss Night zu mir gebracht.“
Vor sich hinfluchend verlässt er das Zimmer und ich höre die Tür zufallen.
„Nun denn. Sie haben also meinen Sohn bereits kennengelernt. Aber eins vorweg. Lassen sie die Finger von ihm“, warnend fixiert sie mich mit ihrem Blick.
„Nun, die Entscheidung überlasse ich ihrem Sohn. Ich denke er ist alt genug, selber zu entscheiden, wer seine Freunde sind“, erwidere ich lächelnd, wobei der bissige Unterton in meiner Stimme nicht zu überhören ist.
Böse sieht sie mich an, reicht mir aber meinen Stundenplan, den ich mit einem möglichst unschuldig wirkenden Grinsen entgegennehme.
Leise schliesse ich die Tür hinter mir, bevor ich mich umdrehe. Direkt neben mir lehnt Damon an der Wand und lächelt mich an.
„Sorry wegen Mum. Sie ist überführsorglich. Hör bei solchen Sachen am besten einfach weg. Das mach ich auch immer“, entschuldigt er sich und nimmt mir meinen Stundenplan aus der Hand.
„Also, wo muss ich hin?“
„Komme einfach mit. Wir haben alle Stunden zusammen“, erklärt er und ergreift meine Hand.
Hastig renne ich ihm hinterher. Plötzlich bremst er und ich komme schliddernd zum stehen. Hätte er mich nicht festgehalten währe ich wohl noch weitergerutscht.
„So da sind wir. Bereit?“
Zögernd nicke ich und er klopft kurz an, bevor er eintritt. Den Blick auf den Boden gerichtet folge ich ihm und schliesse die Tür hinter mir.
„Damon, sie sind zu spät. Und die Tatsache dass ihre Mutter die Rektorin ist, ändert nichts daran, dass sie heute Nachsitzen werden“, zetert eine ältere Frau, die ich auf ungefähr 40 schätze, los.
„Ich dachte schon dass sie das sagen, aber ich habe nur unsere neue Mitschülerin begleitet, damit sie nicht hier rumirren musste“, erklärt er und lächelt mich dabei charmant an.
„Ah ja. Neue Schülerin also. Dann setzen sie sich Damon und sie, neue Schülerin, stellen sich mal vor. Und nehmen sie die Sonnenbrille ab“, fordert sie und ich blicke stur zu Boden, während ich meine Sonnenbrille wegpacke.
Zögernd sehe ich hoch und fange an mich vorzustellen. Als ich gefragt werde, wo ich aufgewachsen bin lüge ich einfach und behaupte, dass mein Vater eine Privatinsel hat und ich von Privatlehrern unterrichtet wurde.
Nun meine Hobbys sind nicht gerade interessant, also erfinde einfach was. Ich kann ja wohl schlecht sagen, dass ich den lieben, langen Tag auf einem Felsen sitze, mir die Haare kämme und singe. Obwohl es gar nicht so einfach ist, das alles gleichzeitig zu machen. Besonders, wenn man keine Beine hat.
Jedenfalls setze ich mich schnell, nachdem ich mich vorgestellt habe. Zum Glück ist neben Damon noch ein Platz frei. Schüchtern lächle ich ihn an und ihm klappt die Kinnlade runter. Ich habe ganz vergessen, dass er ja noch nie meine Augen gesehen hat, also sehe ich schnell wieder weg.
„Du hast, verschiedenfarbige Augen“, stammelt er und blinzelt einige Male um wieder einen klaren Kopf zu kriegen.
„Ja, muss wohl ein genetischer Fehler sein. Meine Mutter hatte grüne Augen und mein Vater hat blaue, so wurde das wohl irgendwie vermischt“, erkläre ich gelassen.
„Deine Mutter hatte?“
Traurig nicke ich und erzähle ihm, dass meine Mutter ein paar Jahre nach meiner Geburt starb. Schnell zeige ich noch auf die Kette die ich trage. Sie gehörte ja meiner Mutter. Vorsichtig nimmt er den Anhänger und beugt sich ein wenig zu mir rüber, um ihn genauer zu betrachten.
„Und, hat das was zu bedeuten?“, forschend sieht er mich an und ich habe Angst, er könnte herausfinden was ich bin. Trotzdem versuche ich gelassen zu klingen und gebe einfach an, dass meine Mutter schon immer von Meerjungfrauen fasziniert war, weshalb mein Dad ihr die Kette geschenkt hatte. Und das stimmt ja auch.
Nachdem ich ihm die ganze Geschichte erzählt habe drehe ich mich wieder nach vorne und hole meine Sachen raus. Eigentlich hasse ich Mathe, aber wenn ich ein wenig gelernt habe dann habe ich immer eine Eins bekommen. Und ich wurde auf M.I.T. Niveau geprüft. Und zwar in allen bereichen, darunter auch Biochemie und Computertechnologie, weshalb ich mich jetzt sogar mit meinem iPad überall einhacken kann, seit ich es modifiziert habe. Und ja. Wir haben eine Möglichkeit gefunden, Technologie auch unter Wasser benutzen zu können. Egal wie tief wir schwimmen.
Gerade fische ich mein iPad raus und schalte es ein, sodass ich Notizen machen kann. Mit einem tippen öffne ich ein neues Dokument und beginne alles einzugeben, was an der Tafel steht. Ein Glück beherrsche ich das zehn Finger System.
Dann werden wir gebeten, die Aufgaben aus dem Buch zu lösen. Schnell öffne ich das virtuelle Buch und beginne mit dem lösen der Aufgaben.
Während wir arbeiten geht Ms. Miller durch die Reihen und bleibt neben mir stehen. Stur arbeite ich weiter, bis mir ihr nervöses Fusstippen auf die nerven geht.
„Was ist denn?“, schnell beende ich die Gleichung und sehe auf.
„Wir rechnen hier ohne elektronische Hilfsmittel. Das gilt auch für sie. Mal sehen ob sie diese Gleichung auch ohne ihren Helfer an der Tafel lösen können“, überlegen sieht sie mich an und schreibt eine Gleichung auf, die normalerweise nur an einer Elite Uni behandelt wird.
Schnell sehe ich mir alles durch und beginne damit, die Lösung verteilt über drei Tafeln aufzuschreiben.
Mein Resultat unterstreiche ich doppelt und verblüfft sieht sie zwischen mir und der Tafel hin und her.
„Wie haben sie das gemacht. Haben sie einen Minitaschenrechner versteckt oder was?“
„Nein, ich wurde auf M.I.T. Level unterrichtet. Das ist der Vorteil, wenn man Privatunterricht hat“, antworte ich schlicht und gehe wieder an meinen Platz.
„In welchen Fächern?“
„In allen. Darunter auch Biochemie und Computertechnologie“, gelangweilt tippe ich weiter die Lösungen ein, während sie mich nur anstarrt.
„Ja ich bin intelligent und sehe gleichzeitig auch einigermassen ansehnlich aus. So ungewöhnlich ist das nun wirklich nicht.“
Doch statt auf meine Worte zu reagieren, fragt sie mich doch tatsächlich nach meinem IQ. Aber den weiss ich nicht. Dazu müsste ich erst einen Test machen. Aber so hoch kann er nicht sein. Das habe ich einfach nur so gelernt. Hätte mir das niemand beigebracht, würde ich es auch nicht können. Und eben dass sage ich ihr auch, während ich gleichzeitig immer noch weitertippe.
Ich muss zugeben, ich bin gerne eine Frau, wir sind wenigstens Multitasking fähig. Während Ms. Miller also vorne wieder um Fassung ringt, checke ich meine Mails und antworte auf Delyahs Mail, in der sie wissen will, wie es mir denn so geht und wie’s läuft.
Dann folge ich wieder weiter dem Unterricht, bis es klingelt.
„Okay, wo hin als nächstes?“, schnell packe ich meine Sachen zusammen.
Lachend greift er meine Hand und zieht mich hinter sich her, während ich versuche, schritt zu halten. Klar haben wir nur fünf Minuten um uns umzuziehen, aber das reicht mir ja.
Also verschwinde ich in der Mädchen Umkleide, während er noch ein wenig weitergehen muss.
Schnell binde ich mir die Haare mit einem Gummi zurück und schlüpfe in meine Sportsachen.
Gerade noch rechtzeitig komme ich in die Halle. Trotzdem bin ich ausser Damon und dem ziemlich jungen Sportlehrer die einzige die schon da ist.
„Wo sind denn all die anderen?“
„Wie immer zu spät. Der einzige der immer pünktlich ist, ist Damon. Und sie offensichtlich. Sie müssen Melody Night sein“, stellt er erfreut fest.
Mit einem freundlichen Lächeln frage ich ihn, wie er das rausgefunden hat. Grinsend erklärt er, dass er mich hier noch nie gesehen hat, weshalb er angenommen hat, dass ich wohl die Neue sein muss.
Während wir also auf die anderen warten, beginnen wir mit dem Aufbau. Heute werden wir auf dem Schwebebalken und an den Ringen üben also holen wir erst die Geräte raus und sichern danach alles mit Turnmatten. Nach und nach sind immer mehr Leute dazugekommen sodass wir schon bald fertig sind.
Wir beginnen schliesslich mit aufwärmen, bevor wir in zwei Gruppen aufgeteilt werden. Unauffällig schleiche ich mich zu Damon, sodass ich in seine Gruppe komme. Wir sind als erste auf dem Schwebebalken dran und warten, bis der Lehrer bei den Ringen fertig erklärt hat.
Während die anderen sich setzen springe ich hoch und laufe einige Male hin und her. Das ist nicht mal schwer. Ich habe ein Gleichgewicht wie eine Katze, also versuche ich mal ein Rad und kriege es sogar recht gut hin. Neben mir höre ich das klatschen meiner Gruppe und lächle stolz, ich will gerade runtergehen, als ich von hinten geschubst werde. Dabei rutsche ich ab und schramme mit der Innenseite meines Oberschenkels am Balken entlang.
„Autsch, verdammt.“ Schnell setze ich mich hin und sehe mir mein Bein an. Ein Glück sind es nur ein paar Schrammen die ein wenig bluten. Also nichts Schlimmes.
Neben mir steht Damon, der mir besorgt ein Tuch hinhält, aber ich schüttle bloss den Kopf.
Also setzt er sich vor mich und beginnt selbst, das Blut vorsichtig von meinem Bein zu tupfen, was seltsamerweise ein kribbeln in meiner Magengegend hervorruft.
„Tut’s sehr weh?“, fragt ein Mädchen direkt neben mir.
„Nein, geht schon. Vielleicht sollte ich es schnell mit ein bisschen Wasser abwaschen“, schlage ich vor und sie hilft mir auf.
„Ich begleite dich. Ach übrigens, ich bin Katelin. Und wie heisst du? Ich hab dich hier noch nie gesehen.“
„Ich bin Melody. Ich bin heute neu an die Schule gekommen“, stelle ich mich vor während sie mir hoch hilft. Lächelnd erzählt sie mir, dass ihr das auch schon passiert ist und wir lachen gemeinsam über mein Missgeschick.
„Ach übrigens, ich mag deinen Namen. Auf Irisch heisst Katelin, Rein“, bemerke ich auf dem Weg zur Toilette.
„Na da lagen meine Eltern wohl ein wenig daneben. So rein bin ich schon lange nicht mehr“, lachend wirft sie die Haare nach hinten und stösst schliesslich die Tür auf. Schnell feuchtet sie ein Tuch an und beginnt wieder, wie vorhin Damon, mein Bein abzutupfen. Wenigstens blutet es nicht mehr. Zu Hause werde ich es einfach Heilen, ist ja nicht all zu schlimm.
Jetzt jedoch kann ich das nicht machen. Es währe viel zu auffällig wenn die Wunde sich plötzlich schliessen würde.
Deshalb gehe ich mit Katelin zurück in die Halle und setze mich brav zwischen sie und Damon auf den Boden.
„Was ist denn mit ihnen passiert?“, ist die erste Frage die mir der Sportlehrer stellt und ich schildere ihm alles. Dass ich geschubst wurde, erwähne ich natürlich nicht. Schliesslich bin ich mir nicht mal sicher.
Tadelnd sieht er mich an, macht sich schliesslich aber daran uns die Übungen zu erklären. Ganz der Gentleman hilft Damon mir und Katelin auf den Balken und wir gehen erst ein paar Mal hin und her, bis sie sich auch daran gewöhnt hat. Dann versuchen wir wie ein Spiegel die erste Übung. Mit einem Bein auf dem Balken knien, während das andere gerade nach unten gestreckt wird. Das ist nicht mal schwer, aber Katelin ist trotzdem froh dass ich sie festhalte.
Besonders als sie versucht, wider hoch zukommen. Lässig ziehe ich sie auf die Füsse, nachdem ich selbst stehe. Und wir machen mit den anderen Übungen weiter, während unsere kleinere Gruppe zusieht. Nach 5 Minuten lassen wir schliesslich die nächsten nach oben, wie wir es abgesprochen haben.
Langsam setze ich mich zwischen Katelin und Damon, die mich beide anlächeln.
‚Wem wende ich mich zuerst zu?’, hin und her gerissen switcht mein Blick zwischen den Beiden nach links und rechts.
„Wem wende ich mich zuerst zu“, platzt es aus Damon raus, während ich hin und her sehe.
„Woher weisst du das?“
„Man sieht es dir an“, Katelin lächelt, während ich sie mit offenem Mund ansehe.
„Das ist jetzt echt ein wenig unheimlich“, gebe ich zu und sehe verlegen nach unten. Eine Weile sitzen wir nur so da und sehen den anderen zu, bis mir was einfällt, was ich die Beiden unbedingt fragen wollte.
„Sagt mal, kennt ihr euch eigentlich schon lange?“, frage ich die beiden schliesslich.
„Nein, ehrlich gesagt haben wir bisher noch nie miteinander gesprochen“, erklärt Damon, während Katelin bestätigend nickt.
„Er redet nie mit jemandem. Und sitzt beim Mittagessen immer alleine rum. Obwohl er massenhaft Freunde haben könnte. Und Freundinnen könnte er auch haben. Ich würde mich auch anbieten“, grinsend sieht sie an mir vorbei ihn an.
„Okay, dass wird sich ab jetzt ändern. Du wirst mit uns essen, oder Kate?“
„Klar doch. Jetzt kommt er nicht mehr darum herum“, eifrig nicken wir und sehen dabei aus wie Wackeldackel. Davon brechen wir beide in Gelächter aus und kriegen uns fast nicht mehr ein.
Schliesslich ist endlich Damon an der Reihe und springt mit einem Satz auf den Balken. Lässig macht er seine Übungen durch und hängt noch einen einarmigen Handstand an, bevor er mit einem Doppelten Salto abgeht.
„Wow. Du bist gut. Ich krieg noch nicht mal ein Rad hin, ohne abzurutschen, wie man eben gesehen hat“, mit einer Handbewegung deute ich auf mein Bein.
„Ach nimm’s nicht so schwer. Wir üben nächstes Mal zusammen, okay?“
Errötend kann ich noch ein okay stammeln, während seine eisblauen Augen mich in ihren Bann ziehen.
Lächelnd zieht er mich auf die Füsse und wir drei gehen zu den Umkleiden. Wir können zum Glück alles stehen lassen, weil die nächste Klasse dasselbe machen wird.
Ein Glück haben wir grosse Pause, sodass ich genügend Zeit habe, zu duschen. Schnell packe ich meine Kleider ein und binde mir die Haare hoch.
Die wasche ich jetzt nicht. Das würde zu lange dauern. Bei hüftlangen Haaren ist das auch kein Wunder. Mit denen bin ich immer eine Weile beschäftigt.
Summend gehe ich in mein Handtuch gewickelt zu den Duschen. Schnell stelle ich die Wärme richtig ein und hänge das Tuch neben mich. Während ich dusche singe ich automatisch los. Ich merke noch nicht mal, wie alle noch anwesenden Mädchen sich zu mir umdrehen, und die die sich umziehen, den Kopf zur Tür reinstrecken. Bis ich mich umdrehe und in mein Tuch einwickle.
Erst denke ich mir währen Schuppen gewachsen und sehe an mir runter. Schliesslich wird mir aber doch noch klar, dass es wohl wegen meinem Gesang sein muss. Ich hatte keine Ahnung, dass das auch bei Frauen funktioniert. Dürfte es eigentlich gar nicht. Sirenengesang funktioniert nur bei Männern. Theoretisch.
Jedenfalls ziehe ich mich unter den Blicken der anderen an und verlasse die Umkleide mit Katelin, die kurz den Kopf schüttelt um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Davor wartet Damon, der mich misstrauisch beäugt, schliesslich aber unsere Hände ergreift. Links und rechts bei ihm eingehackt gehen wir nach draussen und lassen uns schliesslich auf einer Wiese nieder.
Während die anderen ihren Pausensnack rausholen, nippe ich nur an einer Flasche Wasser. Irgendwie hab ich keinen Appetit. Wenigstens ist das für Lia, meine Patentante, nichts Ungewöhnliches.
Ich habe noch nie sehr viel gegessen, aber das scheint ihr egal zu sein.
Nach über 1000 Jahren, vergeht einem die Lust, etwas zu essen. Es sei denn, es ist aus Starbucks.
Und ja, ihr habt richtig gehört. Ich bin über 1000 Jahre alt. Meine Ausbildung zur Sirene dauerte sehr lange. Mein Vater hat sich das immer für mich gewünscht. Seefahrer in den Tod zu locken und den ganzen Kram. Aber ehrlich gesagt hab ich das nie gerne gemacht. Mir taten die Leute immer Leid. Nur damit wir was zu tun hatten, mussten die Sterben. Trotzdem konnte ich nichts dafür. Man wird mit der Stimme einer Sirene geboren. Sie zeigt sich aber erst nach 300 Jahren, wenn man erwachsen ist.
Klar sehe ich jetzt noch aus wie 20, aber das wird sich auch nie ändern. Sirenen altern nicht und sterben nie. Es sei denn, man tötet uns, aber dann würde ja jeder sterben. Ob man nun ein Mensch ist, oder ein übernatürliches Wesen.
Jetzt aber wider zurück auf die Wiese, wo wir immer noch sitzen.
„Sag mal, willst du nichts essen? Kannst gern was von mir ab haben“, bietet Katelin an und will mir einen Cracker reichen.
„Nein, danke. Ich hab keinen Hunger. Ich war noch nie eine grosse Esserin.“ Gelassen trinke ich noch meine Flasche leer und werfe sie danach weg. Gerade stehe ich am Mülleimer und krame in meiner Tasche nach einem Kaugummi, da fällt mir ein, dass ich sie vergessen habe.
„Hi Süsse. Was suchst du denn?“, werde ich plötzlich von der Seite angequatscht. Lächelnd drehe ich mich um.
„Ach, nur nach einem Kaugummi. Aber ich muss sie wohl vergessen haben“, antworte ich dem Berg von einem Typen, der vor mir steht. Er überragt mich mindestens um 2 Köpfe und ist muskelbepackt. Nun, er hat nicht so viele Muskeln wie Damon, aber doch genug, dass man sich fürchten könnte. Sein freundliches Lächeln macht ihn aber gleich weniger bedrohlich. Grinsend streckt er mir einen Kaugummi hin und ich nehme ihn dankend an.
„Hei, ich weiss es ist noch ziemlich früh, aber nächsten Monat mache ich ne Party und ich wollte Fragen, ob du auch kommen willst?“
„Klar doch. Erinnere mich bitte einfach noch mal daran, okay?“, bitte ich lächelnd und will schon zurück gehen.
„Warte mal! Wie heisst du eigentlich?“, ruft er mir nach und ich drehe mich noch mal um.
„Melody, einfach nur Melody“, antworte ich lächelnd und gehe weiter.
Lächelnd setze ich mich wider zu den anderen.
„Du scheinst ja ziemlich schnell Freunde zu finden, was?“, Katelin scheint davon begeistert zu sein, während Damon nur mürrisch seine Chips zerbröselt. Ich nicke bloss, während ich auf meinem Kaugummi rumkaue. Gerade frage ich mich, wie es Delyah wohl geht, als mein Handy klingelt.
Schnell krame ich es aus meiner Tasche und schaue aufs Display.
„Was dagegen wenn ich kurz ran gehe?“
„Ne, mach ruhig“, antworten beide zugleich.
Mit einem nicken gehe ich ran und begrüsse Delyah, die mich doch tatsächlich mit einem kreischen begrüsst. Natürlich frage ich sie erst mal, was los ist und sie beginnt mir zu erzählen.
Schon seit Jahren ist sie in Micah verliebt. Er ist bei uns an der Schule fast schon eine Berühmtheit. Bisher hat er sie nie wahr genommen, aber jetzt hat er sie doch tatsächlich gefragt, ob sie mit ihm auf eine Schulfeier gehen will. Und sie hat natürlich sofort ja gesagt. Nun kreischen wir natürlich beide los wie die verrückten. Nachdem wir uns wieder beruhigt haben, fragt sie mich, wie es denn hier so läuft und ich erzähle ihr von meinen neuen Freunden. Schnell mache ich ein Foto von uns dreien und schicke es ihr.
„Wow, dieser Damon sieht ja scharf aus. Schnapp ihn dir. Sofern er noch Single ist.“
Natürlich muss ich ihr jetzt erklären, dass ich jemanden will, der gegen meinen Sirenengesang immun ist, aber das scheint sie irgendwie nicht zu verstehen. Schliesslich ist sie ja auch keine Sirene. Jedenfalls gebe ich es auf, erklären zu wollen sondern erzähle ihr von der Einladung zur Party. Wie es Mädels nun mal so machen, überlegen wir jetzt schon, was ich anziehen soll, aber wie’s aussieht, muss ich wohl mal shoppen gehen. Dazu habe ich vor, sowohl Delyah als auch Katelin mit zunehmen. Deshalb frage ich beide, ob sie diesen Samstag Zeit haben. Und tatsächlich, sie werden mitkommen und wir machen einen Mädels Tag.
Jetzt muss ich aber aufhören, denn gleich wird es klingeln und die nächste Stunde geht los. Ein Glück habe ich alles gemeinsam mit Damon, sodass ich nicht wie verloren in den Gängen der Schule umherirren muss. Also begleiten wir Katelin kurz zu ihrem Zimmer, bevor wir uns selber auf den Weg machen.
„Sag mal, quälst du deine Chips immer so, oder bedrückt dich was?“, frage ich auf dem Weg zur Stunde.
„Ach was. Nein, nein“, versucht er sich raus zu reden, aber er merkt, dass ich ihn durchschaut habe.
„Es stört dich, dass ich mit dem Typen geredet habe?“
„Nun ja. Er ist bekannt dafür, dass er nur mit den Mädchen spielt“, er beginnt damit mir verschiedene Geschichten und Gerüchte zu erzählen, doch ich unterbreche ihn und beruhige ihn mit den Worten, dass ich schon auf mich selber aufpassen kann.
„Trotzdem, bitte pass auf dich auf, ja?“
„Werde ich schon. Ich bin ja schon ein grosses Mädchen“, beschwichtige ich und setze mich lächelnd auf meine Platz neben ihn.
„Okay. Themawechsel. Warst du das vorher die gesungen hat?“ Meine antwort besteht zwar nur aus einem Nicken, aber das scheint ihm wohl schon zu reichen, denn er packt sein Notizheft aus, während ich mein iPad hervor hohle und einschalte. Und schon beginnt der Unterricht. Schnell öffne ich Google Earth und zoome Europa näher heran, mit dem wir uns befassen wollen.
Wir beginnen erst mal damit, alle Länder auf der Karte zu finden. Und das dem Alphabet nach. Wir beginnen also mit Albanien und Enden schliesslich mit Weissrussland.
Dann müssen wir noch die Hauptstädte zuordnen und wir haben es geschafft und kriegen endlich unsere 5 Minuten Pause.
Entspannt lehne ich mich ein wenig in meinem Stuhl zurück und klicke mich durch einige Designerwebsites. Ich sollte mir unbedingt mal was von Philipp Plein besorgen. Der Typ ist einfach fantastisch. Gerade klicke ich mich durch seine neue Kollektion, da klingelt es auch schon wider.
Schnell schliesse ich die Seite und es geht auch schon weiter. Wir sollen Nationalflaggen und Stadtwappen zuordnen wie auch die Fläche der Länder erraten. Zum Glück wurden wir noch fertig, bevor es klingelte. So blieb uns noch genug Zeit unsere Sachen zusammen zu packen.
Gemächlich machen wir uns auf den Weg in die Mensa, wo Katelin schon an Damons Stammtisch wartet.
Schnell stellen wir uns in die Schlange und warten bis wir dran sind. Während sich Damon ein Stück Pizza greift, nehme ich nur einen kleinen, gemischten Salat und ein Vollkornbrötchen. Dazu nochmals ein Getränk. Dieses Mal aber eine Coke Zero.
Mit dem bezahlten essen gehen wir an den anderen Tischen vorbei an unseren und setzen uns.
Dort fangen wir an zu essen und immer mal wieder werde ich über mein früheres Leben ausgefragt. Wie es so in der Schule und mit den Privatlehrern war und was ich so in der Freizeit gemacht habe. Wie meine Freunde so sind.
Und ich beginne zu erzählen. Manches ist erfunden, aber das meiste ist wahr. Ausserdem wird Kate, Delyah schon bald kennen lernen, worauf sie sich sowieso schon freut. Schliesslich wurde Kate auch zur Party eingeladen und braucht auch noch was Neues anzuziehen.
Wir überlegen jetzt schon, wo wir einkaufen sollen und ich verspreche, mal nachzusehen wie ich ein grösseres Auto organisieren kann, sodass wir genug Platz für die Tüten haben.
Dann essen wir erst mal schweigend fertig und schon bald klingelt es zur nächsten Stunde.
Während Kate nach links muss, gehen wir gerade aus weiter und kommen schon bald bei den Chemie Laboren an.
Schnell setzen wir uns an den hintersten Tisch und warten auf das auftauchen des Lehrers.
Weniger als eine Minute später betritt eben dieser das Zimmer und bittet uns nach vorne. Auf dem Tisch liegt eine Spritze mit einer gelben Flüssigkeit.
„So, beginnen wir mit dem Versuch. Ich werde es euch vorzeigen, und ihr sollt erraten was darin ist und was passiert ist, danach versucht ihr das auch selbst so herzustellen. Also so wie wir es immer machen“, erklärt er, bevor er anfängt. Er zieht bloss den Kolben der Spritze zurück und die Farbe ändert sich von gelb zu grün. Als er dann den Kolben wieder rein drückt, wird die Flüssigkeit wieder gelb.
„So, hat jemand eine Vermutung, wie das hier möglich ist?“, abwartend blickt er in die runde, und da sich ausser Damon niemand meldet, beschliesse auch ich, es zu versuchen. Den Versuch sah ich schon einmal. Aber dass ist schon eine Weile her.
Schliesslich wählt er mich und ich erkläre meine Vermutung und zähle auch auf, was dazu verwendet werden könnte. Natürlich habe ich recht, dessen war ich mir bewusst. Ich habe nicht umsonst so lange Studiert.
Jetzt möchte unser Lehrer von mir wissen, woher ich das alles weiss und ich beginne alles noch mal zu erklären.
„Dann müsste es für sie ja kein Problem sein, diesen Versuch noch mal so zusammen zubauen, während wir ihnen dabei zusehen.“
„Kein Problem. Wo haben sie die Materialien?“, schnell sehe ich mich um.
Unter dem Tisch holt er eine Kiste hervor, in der ich alles finden sollte. Unter den aufmerksamen Blicken der anderen hole ich eine Schutzbrille aus meiner Tasche und setze diese auf. Ja, ich habe eine Schutzbrille dabei. Wieso? Keine Ahnung…
Schnell drücke ich den Knopf an der Seite und der Brille und Zoome näher heran. Automatisch werden die verwendeten Chemikalien angezeigt und ich suche sie unter den anderen raus. Mit wenigen Handgriffen habe ich den Versuch genau nachgebildet, setze die Brille wieder ab, schalte sie aus und packe sie wieder in die Tasche.
Schliesslich müssen wir alles noch mal in Paaren nachstellen und genau die Arbeitsschritte aufschreiben und alles aufzeichnen.
Nach der fünf Minuten Pause arbeiten wir noch an einem weiteren Versuch. Und auch den schaffen wir rechtzeitig fertig.
„Sag, mal. Hast du schon was vor?“, will Damon auf dem Weg nach draussen zu den Autos wissen.
„Nein. Eigentlich nicht. Das Haus ist ja schon eingerichtet. Wieso?“ Verlegen blicke ich nach vorne. Die Sonnenbrille wieder auf der Nase und die Hände in meinen Taschen vergraben.
„Hättest du Lust, an den Strand zu gehen. Mit mir“, die letzten Worte flüstert er so leise, dass ich ihn kaum verstehe.
„Klar. Wir könnten ja zu mir gehen. Unser Haus grenzt direkt ans Meer. Also, natürlich nur wenn du willst. Wir können auch an einen öffentlichen Strand“, füge ich hastig hinzu. Mein Herz klopft mir bis zum Hals und nervös ringe ich meine Hände und zupfe an einer Haarsträhne herum.
„Ehrlich gesagt, hatte ich gehofft, mit dir alleine zu sein“, wispert er mir ins Ohr und kommt mir dabei so nahe, dass ich die Wärme seines Körpers und seinen heissen Atem auf meiner Haut spüren kann.
Ein kribbeln macht sich in meiner Magengegend bemerkbar und eine Gänsehaut zieht sich über meinen gesamten Körper. Ich bin unfähig auch nur ein Wort zu sagen, also nicke ich einfach.
„Dann werde ich dir nachfahren. Also tritt nicht all zu sehr aufs Gas“, scherzt er und steigt ein. Auch ich rutsche immer noch wie in Trance auf meinen Sitz und lasse den Wagen aus der Lücke gleiten. Damon ordnet sich direkt hinter mir ein und folgt mir den kurzen Weg bis zu mir nach Hause. Ich wohne ein wenig ausserhalb, und so haben wir unsere Ruhe. Die nächsten Nachbarn wohnen drei Kilometer weiter die Strasse runter.
Immer wieder blicke ich in den Rückspiegel, um zu sehen, ob er auch wirklich noch da ist. Immer bemerkt er es und ich erahne ein Lächeln. Einmal winkt er sogar.
Ein Glück, haben wir in der Auffahrt noch genug platz. Ich stelle meins in die Garage zu dem von Lia und schliesse das Tor, bevor Damon seins hinstellt und aussteigt.
Aus dem Kofferraum holt er seine Badehose. Ob er die wohl immer dabei hat? Jedenfalls hoffe ich, ihn an Lia vorbeischmuggeln zu können. Doch weit gefehlt. Sie hat mein Auto gehört und wartet schon auf mich.
„Melody! Kommst du mal? Ich weiss nicht was ich kochen soll!“, ruft sie, kaum dass ich die Tür geöffnet habe. Fragend sehe ich Damon an, doch der zuckt nur mit den Schultern und folgt mir unauffällig.
„Hattest du denn schon eine Idee?“, will ich wissen und lehne mich in den Türrahmen.
„Na ja, ich dachte ich mache Spaghetti. Aber ich überlege noch, welche Sauce“, teilt sie mir mit und blättert im Kochbuch.
„Was währe denn die Auswahl?“, neugierig blicke ich ihr über die Schultern und sehe Damon an, der in der Tür steht und wartet. Verlegen lächle ich und verdrehe die Augen.
„Bolognese. Carbonara, oder Pesto“, schlägt sie mit Blick auf das Buch vor.
„Was sagst du? Willst du zum Essen bleiben?“, frage ich jetzt Damon.
Verblüfft blickt Lia auf und sieht verwirrt umher, bis ihr blick an Damon hängen bleibt.
„Melody Naela Night. Hast du etwa schon vergessen, was dein Vater gesagt hat?“, sie versucht streng zu wirken, aber das misslingt ihr total.
„Nein Tante Lia. Ich hab es nicht vergessen. Aber soll ich dir was sagen? Es ist mir so was von egal was er gesagt hat. Er hat mich mein Leben lang herumkommandiert, mir befohlen was ich wann zu tun habe. Aber das hört jetzt auf. Ich bestimme selber wen ich kennenlerne. Und er sollte nicht mal auf die Idee kommen, meinen Freund für mich auszusuchen“, nach dieser Rede schnappe ich erst mal nach Luft. Ich merken nicht mal, dass ich gefährlich schwanke, bis Damon mich am Arm greift und gegen sich zieht.
„Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du meinetwegen Ärger kriegst?“, fragt er gerade so laut, dass auch Lia es hören kann.
„Weil mir das egal ist. Ich suche aus, wen ich mit hier her bringe. Nicht mein Vater. Der wohnt ja noch nicht mal hier“, erkläre ich und wirke dabei ernster als meine Tante, als sie mich zusammengestaucht hat.
„Ah, ich könnte ausflippen! Na gut. Also ich werde ihm nichts sagen. Du bist mir nämlich echt sympathisch. Aber wenn du ihr irgendwie weh tust, dann kriegst du riesen Ärger mit mir. Aber jetzt sagt schon. Welche Sauce soll ich machen?“, lenkt sie ab.
Wie aus einem Mund antworten wir Bolognese, bevor wir schnell nach oben verschwinden.
„Da ist das Bad. Du kannst dich gleich dort umziehen. Ich wird mich dann in meinem Zimmer umziehen gehen.“
Schnell flitze ich rein und schlüpfe direkt in meinen gelb grünen Ed Hardy Bikini und wickle mir ein Handtuch um. Auch für Damon nehme ich noch eins mit und noch eine grosse Decke und warte im Flur auf ihn.
Anscheinend hat sich Damon noch kurz die Haare ein wenig zurechtgezupft, aber trotzdem kommt er schon wenige Sekunden nach mir aus dem Bad.
Grinsend werfe ich ihm sein Handtuch entgegen gleich als er die Tür richtig aufgemacht hat. Und natürlich fällt es ihm direkt auf den Kopf. Das wiederum bringt mich zum lachen, denn als er es wegzieht, stehen seine Haare in alle Richtungen ab. Schnell kämme ich ihm ein paar Mal mit den Fingern durch die Haare, sodass sie nicht mehr ganz so verstrubbelt sind. Dabei fällt mir das Tuch runter und ich will es aufheben. Jedoch hat Damon die gleiche Idee und wir knallen mit unseren Köpfen zusammen. Beide reiben wir uns die Köpfe und brechen schliesslich in Gelächter aus. Schliesslich reicht er mir mein Handtuch wieder und wir gehen über die Veranda zum Strand runter. Dort breite ich die Decke aus und rolle mein Tuch zu einer Rolle. Das stecke ich dann auf einer Seite unter die Decke und lege mich hin.
„Willst du dich nicht eincremen? Du bist so blass, da kriegst du bestimmt schnell einen Sonnenbrand“, begründet er seine Frage.
„Und was ist mit dir?“, stelle ich stattdessen die Gegenfrage.
„Ich kriege nie einen Sonnenbrand“, antwortet er gelassen und legt sich neben mich.
„Dito. Ich auch nicht.“ Wieder fangen wir an zu lachen und schliesslich drehe ich mich zur Seite und sehe ihn an.
„Lass uns ins Wasser gehen“, schlage ich vor und stehe auf. Ich renne ihm voraus ins Wasser und springe elegant ab. Ohne ein Geräusch zu verursachen tauche ich ins Wasser ab und bleibe eine Weile unten.
„Sag mal. Bleibst du immer so lange unter Wasser?“, fragt Damon als ich wieder auftauche und blickt mir misstrauisch in die Augen.
„Ich bin auf einer Insel aufgewachsen. Extremtauchen war mein liebstes Hobby. Irgendwie musste ich ja auch ohne Sauerstofflaschen da runter kommen. Die sind mir irgendwie immer ausgegangen“, scherze ich und lasse mich nach hinten fallen. Eine Weile treibe ich einfach mit geschlossenen Augen auf der Oberfläche und geniesse das sanfte Schaukeln der Wellen. Natürlich bemerke ich, wie Damon mich beobachtet.
„Bin ich interessant?“, frage ich, nur um etwas gesagt zu haben. Langsam stelle ich mich wieder auf meine Füsse.
„Ehrlich gesagt wollte ich dich was fragen. Habe ich richtig gesehen, dass du ein Tattoo hast?“
„Jepp hast du“, stimme ich zu und drehe mich um. Schnell halte ich meine Haare hoch und öffne den Verschluss am Rücken.
„Wunderschön“, murmelt er und streift sachte mit den Fingerspitzen darüber. Es fühlt sich an, an, als würde von seinen Fingern Feuer ausgehen, doch es ist angenehm.
„Wann hast du das machen lassen?“
„Weiss nicht mehr genau. Aber mein Vater war so was von wütend. Ich hab’s heimlich machen lassen.“, erzähle ich lachend und bitte ihn dann, mir kurz die Haare hoch zu halten, sodass ich mein Oberteil wieder zumachen kann.
„Also, noch was, was du fragen willst, oder möchtest du mich einfach weiter anstarren?“, necke ich ihn und er wird doch tatsächlich rot.
Während er eine undeutliche Antwort stottert, lasse ich mich einfach noch mal ins Wasser fallen und tauche schliesslich ab. Auf dem Grund suche ich nach Muscheln für meine Sammlung, doch ich finde nichts Spezielles. Damon taucht schliesslich neben mir ins Wasser und gräbt ein schimmerndes etwas aus, das ich nicht mal bemerkt habe.
Gemeinsam mit ihm tauche ich wieder auf und wir sehen uns an, was es ist. Sieht aus wie ein Ring. Doch er ist schmutzig, und einige Steine fehlen. Trotzdem gefällt er mir, denn das verschnörkelte Muster darauf ist wunderschön und passt zu meinem Tattoo.
„Cool. Denkst du, den kann man reparieren? Dann könntest du ihr irgendwann mal als ein Geschenk für deine Freundin brauchen, oder so“, verlegen starre ich ins Wasser und schlage mit den Füssen, um nicht ab zu saufen.
„Ja, ich denke, das sollte machbar sein. Währe doch schade, ihn einfach weg zuwerfen. Schliesslich ist er aus Platin und mit echten Diamanten besetzt. Ich frage mich, wer den wohl verloren hat. Er sieht schon ziemlich alt aus“; nachdenklich mustert er den Ring und sieht dann wieder mich an.
„Wir sollten ihn auf die Decke legen, sonst verlieren wir ihn noch mal“, schlage ich vor und schwimme aufs Ufer zu.
Dort lege ich mich hin und Damon legt sich direkt neben mich. Gemeinsam betrachten wir den Ring bis uns meine Tante zum Essen ruft.
Die Sachen lassen wir einfach da liegen, weil wir nach dem Essen noch mal nach draussen wollen. Nur den Ring nimmt Damon mit und packt ihn schnell in ein kleines Etui in seiner Schultasche.
Wir essen gleich auf der Veranda an einem kleinen Tisch. Gekonnt rolle ich meine Spaghetti auf und schlürfe, ziemlich undamenhaft, die Enden ein. Geistesabwesend verschlinge ich meine Portion in Rekordzeit und tupfe mir danach mit der Serviette den Mund ab. Dann entschuldige ich mich kurz und sprinte nach oben ins Bad, wo ich mir die Zähne putze und kurz mein Gesicht ein wenig wasche. Dann schnappe ich mir noch meine Packung Mentholkaugummis und gehe wieder nach unten. Natürlich biete ich Damon auch einen an, als ich mir einen nehme. Dankend nimmt er sich einen Kaugummi und kaut eine weile darauf herum.
Schliesslich schlage ich vor, noch mal ins Wasser zu gehen und er geht sofort darauf ein.
Nebeneinander gehen wir wieder nach unten ans Wasser. Schon auf der Treppe greift er nach meiner Hand und lächelt mich an, als ich zu ihm hochblicke.
Lässig hebt er mich auf seine Arme und geht mit mir ins Wasser. Erst als ihm das Wasser bis über den Bauchnabel reicht, lässt er mich fallen.
Mit einem kreischen platsche ich ins Wasser und ziehe Damon mit mir runter.
Lachend tauche ich wieder auf und stehe jetzt vor ihm. Ich will mich gerade nach hinten fallen lassen, als er sich ein wenig nach vorne beugt, und mich aufhält.
Verwirrt blicke ich zu ihm hoch, doch er mustert mich einfach nur und lächelt dabei verträumt vor sich hin.
„Äh. Damon? Es ist ja schön, so hier zu stehen, aber wir sollten noch ein bisschen Schwimmen, solange wir noch was sehen können.“
„Oh, klar. Tut mir Leid. Ich wollte nicht…“, doch weiter sprechen kann er nicht.
„Schon okay. Ich sag ja nicht, dass es mir nicht gefällt. Aber wir wollten ja ins Wasser.“
Verlegen starrt er auf die Oberfläche, auf der sich die Strahlen der Sonne spiegeln und lässt mich los. Je länger wir so dagestanden haben, desto röter färbten sich seine Wangen.
Jetzt wo er mich losgelassen hat, kann ich mich endlich fallen lassen und treibe noch ein wenig auf der Oberfläche.
Natürlich spüre ich noch immer seinen Blick auf mir. Irgendwie kommt es mir so vor, als wolle er jeden Zentimeter meines Körpers für immer in sein Gehirn einbrennen.
„Gefällt dir, was du siehst?“, necke ich ihn. Ich hoffe er nimmt mir das nicht all zu übel, dass ich ihn ein bisschen reize, denn ich mag ihn jetzt schon viel zu sehr.
„Äh… Nein… Ich meine ja… Ich… Äh…“, stammelt er und sein Kopf macht bereits einer Tomate Konkurrenz.
„Weisst du eigentlich, wie süss du bist, wenn du dich so benimmst?“, lächelnd strecke ich mich und küsse ihn auf die Wange, bevor ich ans Ufer schwimme und mich auf die Decke lege. Als ich sehen will, wo er bleibt, dreht er sich gerade um und schwimmt ebenfalls zurück ans Ufer.
„Tut mir Leid wegen vorhin“, entschuldige ich mich, als er sich schweigend neben mich legt.
„Dafür solltest du dich nun wirklich nicht entschuldigen müssen“, ernst dreht er sich zu mir um, den Kopf auf die Hände gestützt und mustert mich.
„Na ja. Du hast irgendwie geschockt ausgesehen. Wahrscheinlich bin ich einfach viel zu direkt gewesen, aber ich hab da keine Erfahrung. Ich war so nervös“, gebe ich Hände ringend zu.
Plötzlich setzt er sich auf und zieht die Beine eng an den Körper, sodass er seine Arme darum legen kann.
„Damon? Hab ich was Falsches gesagt?“, besorgt knie ich mich vor ihn hin und versuche ihn dazu zu bringen, mich anzusehen.
„Nein, das ist nicht deine Schuld. Ich wünschte ich könnte dir nahe sein. Doch das geht nicht“, Haare raufend hebt er den Kopf ein wenig und sieht mich mit Tränen in den Augen an.
„Damon, bitte. Was ist los. Du kannst mir alles sagen. Wirklich.“
„Du würdest es nicht verstehen, und höchstens Angst vor mir haben.“
„Dann will ich dir etwas zeigen. Ich vertraue dir, dass du es niemandem sagen wirst. Komm“, fordernd greife ich seine Hand und ziehe ihn hoch. Sanft aber bestimmt bringe ich ihn dazu, mir ins Wasser zu folgen.
Ich gehe gerade so weit, dass er wieder bis zur Hüfte im Wasser stehen kann, bevor ich mich verwandle und automatisch absinke, da meine Beine ja verschwunden sind und ich keinen Halt mehr habe. Unterwasser kann er nichts mehr erkennen, da die Sonne schon zu schwach ist. Deshalb versuche ich aufrecht wieder aufzutauchen.
Es ist das erste Mal, dass es mir peinlich ist, dass jemand meine Brüste sehen kann. Normalerweise macht mir das nichts aus, da ich so aufgewachsen bin.
Langsam nehme ich alle Haare zurück und lasse sie mit einem leisen platsch fallen.
„Melody? Was machst du da? Ich sagte doch. Ich darf dir nicht nahe kommen“, verstört stösst er einen Schrei aus, in dem seine gesamte Wut und Verzweiflung zu hören ist.
Bedächtig nehme ich seine Hand in meine und küsse sie, bevor ich sie loslasse und meine Finger durch seine nassen Haare gleiten lasse.
„Heb mich bitte hoch. Aber ganz vorsichtig. Dann wirst du verstehen, was ich dir zeigen will.“
„Wieso? Was hat das zu bedeuten?“, verdutzt schüttelt er den Kopf und weicht einen Schritt zurück.
„Bitte. Tu es einfach. Ich kann nicht richtig stehen. Und es ist anstrengend, mich immer so über Wasser halten zu müssen“, flehe ich und strecke meine Arme nach ihm aus. Gerade noch so berühren meine Finger seine Schultern und er tritt wieder so nahe an mich heran, dass ich meine Arme um seinen Hals legen kann.
Langsam streift er mit seiner Hand an meiner Seite nach unten, zuckt jedoch kurz zurück, als er meine Schuppen berührt, die von einer glitschigen Schicht überzogen sind. Trotzdem macht er weiter, und ein Kribbeln zieht sich meine gesamte Seite nach unten, überall wo er mich berührt hat.
Unsicher sieht er mir in die Augen, als er die regelmässigen Bewegungen meiner Schwanzflosse bemerkt, die mich aufrecht halten. Trotzdem hebt er mich hoch, als er meine Kniekehle findet, oder besser gesagt den Ort, an dem meine Kniekehlen sein müssten.
Ich merke dass ich zittere, als ich auf seine Reaktion warte, doch es kommt einfach keine.
„Damon… Sag bitte was. Du machst mir Angst.“
„Du… bist eine Meerjungfrau“, platzt es aus ihm heraus und glücklich lächelt er mich an.
„Genauer gesagt eine Sirene“, gebe ich zu und hoffe einfach, dass er mich nicht fallen lässt.
„Dann warst du das, die in der Umkleide gesungen hat?“
Zögerlich nicke ich und lächle ich ihn ebenfalls an.
„Macht es dir was aus? Das ich anders bin meine ich.“
Anstatt mir zu antworten trägt er mich aus dem Wasser und setzt mich auf den nächstbesten Stein am Ufer. Dann wendet er sich ab und geht weg.
„Damon warte! Das ist nicht fair! Jetzt abzuhauen, wo ich dir nicht nachkommen kann!“, rufe ich und er bleib ein paar Schritte weiter entfernt stehen.
„Es macht mir nichts aus. Nicht im Geringsten.“
Mit einem Keuchen krümmt er sich zusammen. Sofort versuche ich zu ihm zu kommen und falle von dem Fesen, doch das ist mir egal. Panisch krieche ich weiter auf ihn zu und verfluche mich dafür, dass die Rückverwandlung nur klappt, wenn ich wieder trocken bin.
„Mein Gott Melody!“, sofort stürmt er auf mich zu, stoppt jedoch kurz vor mir, was ich nur an seinen Schritten höre, da ich gerade auf den Boden gesehen habe.
Tränen tropfen auf den Sand, doch ich ignoriere sie und sehe zu ihm hoch.
Sein Körper ist von schwarzen Schuppen überzogen und seine Hände sind zu Klauen gekrümmt. Er ist sogar noch muskulöser geworden. Auch seine Füsse sind jetzt Klauen, und er steht nur auf dem, was wohl seine Zehen sein müssen. Ich erkenne noch seine Gesichtszüge, doch jetzt sind sämtliche seiner Zähne spitz wie Dolche und ich erkenne, dass seine Zunge gespalten ist. Wenn er atmet, züngeln winzige Flammen aus Nase und Mund.
Direkt vor mir fällt er auf die Knie und streckt seine Arme nach mir aus, zieht sie aber sofort wieder weg, als sein Blick auf seine Hände fällt.
Unsicher überwinde ich die letzten Meter und schmiege mich an ihn. Meine Arme bluten weil sie beim Sturz vom Felsen darüber geschrammt sind, doch ich spüre die Schmerzen nicht. Stattdessen schlinge ich sie um Damons Mitte und ziehe ihn ein wenig zu mir heran.
„Deine Arme. Das ist meine Schuld.“
„Es tut nicht mal weh. Ich muss sie nachher nur ein wenig abwaschen, dann ist das bis morgen bereits wider verheilt“, beruhige ich ihn und kuschle mich noch ein wenig mehr an ihn.
„Ich bring dich besser gleich rein, um das zu behandeln. Aber bitte beweg dich nicht. Ich will dich mit meinen Krallen nicht auch noch verletzen.“
Unsicher lädt er mich auf seine Arme und trägt mich über die Veranda nach oben.
„Ah. Gut das ihr kommt. Ich hab noch Nachtisch gemacht.“
Mit einem Teller voller Keckse tritt Lia aus der Küche. Dieser entgleitet ihr jedoch und zerspringt in Tausend kleine Scherben, als sie mich in Damons Armen sieht. Wir müssen aber auch ein komisches Paar abgeben.
„Was ist passiert?“, sofort tritt sie auf uns zu.
„Nur ein kleines Missgeschick meinerseits“, beruhige ich sie und gebe ihr bescheid, dass er mich jetzt erst mal ins Bad bringen will, um den Sand abzuwaschen.
Noch während er die Treppe hochgeht, verwandelt er sich langsam zurück. Irgendwie schafft er es, gleichzeitig die Tür aufzumachen und mich festzuhalten.
Im Bad setzt er mich vorsichtig auf dem geschlossenen Klodeckel ab und schaltet das Wasser in der Dusche an.
„Wann verwandelst du dich zurück?“, will er wissen, während er die wärme des Wasser einstellt.
„Wenn ich wieder vollkommen trocken bin“, beantworte ich seine Frage. Nachdenklich sieht er mich an und ich ihn.
„Du könntest mich doch einfach festhalten, damit ich den Sand kurz abwaschen kann“, schlage ich vor doch er schüttelt bloss den Kopf. Natürlich will ich wissen, wieso das nicht geht. Schliesslich hat er mich vorhin auch getragen, doch er sieht nur verlegen nach unten. Mein Blick folgt dem seinen und ich verstehe, was das Problem ist. Es ist ihm peinlich mir jetzt näher zu kommen. Offensichtlich gefalle ich ihm für seine Verhältnisse im Moment zu sehr. Die Beule in seiner Badehose ist der Beweis dafür. Während meine Lippen ein verschmitztes Lächeln ziert, sind seine angestrengt zusammengepresst.
„Das braucht dir nicht peinlich zu sein. Weisst du, ich finde dich auch anziehend. Mehr als das, wenn du verstehst, was ich meine.“
Überrascht dreht er sich zu mir um, sieht aber sofort wieder weg. Ich frage mich, was er wohl hat. Meine Haare hab ich doch extra so nach vorne gelegt, dass sie meine Brüste verdecken. Trotzdem sehe ich noch mal nach, um sicher zu gehen und erstarre mitten in der Bewegung. Ohne dass ich es bemerkt habe, sind aus meinem Fischschwanz wieder ein paar Beine geworden.
‚Reiss dich zusammen. Du wirst jetzt zu ihm hingehen. Sein kein Weichei’, spreche ich mir selbst Mut zu und stehe auf.
„Du solltest jetzt duschen. Ich geh dann mal nach draussen.“
Mit geschlossenen Augen will er an mir vorbeihuschen, doch ich schnappe mir schnell seine Hand und halte ihn auf.
„Du kannst gerne zu mir reinkommen, wenn du dich traust. Aber irgendwann solltest auch du duschen. Du bist ebenfalls voller Sand.“
Kurz lächle ich ihn an, bevor ich ihm den Rücken zudrehe und mich unter den Strahl der Brause stelle. Nicht sehr sanft rubble ich schnell über meine Arme, sodass jedes Körnchen ausgewaschen wird. Beinahe sofort sind die Schrammen auch schon wieder verheilt. Hinter mir höre ich, wie Damon seine Badehose auszieht und die Tür aufzieht. Ja, ich habe eine Duschkabine mit Glastür. Vorhänge kleben immer an den Beinen fest und deshalb war das einer meiner Wünsche, so eine Duschkabine zu bekommen.
Reglos warte ich darauf, dass er näher tritt. Ich spüre die Wärme, die von seinem Körper ausgeht und trotzdem ist er mir noch zu weit weg. Bedächtig trete ich rückwärts einen Schritt auf ihn zu und warte auf seine Reaktion.
Seine Hände legen sich sanft auf meine Schultern und er tritt noch mal einen Schritt an mich heran. Für meinen Geschmack ist er mir aber immer noch nicht nahe genug und ich will noch einen Schritt näher ran. Jedoch hätte ich nicht damit gerechnet, von seiner Erektion gestupst zu werden. Er will schon zurückweichen, als ich mich einfach mit dem Rücken ein wenig an seine Brust lehne. So stehe ich zwar ein wenig schräg, aber mir macht das nichts aus. Wenn er jetzt nämlich weggehen will, kippe ich um. Meine Knie zittern und ein Kribbeln hat bereits wider meinen ganzen Körper befallen, doch ich überwinde auch noch den letzten abstand zwischen uns, obwohl sein Penis pochend oberhalb der Rundung meines Pos gegen mich drückt.
Ich bemerke erstaunt seinen keuchenden Atem und das aufgeregte Schlagen seines Herzens. Dabei fällt mir erst auf, dass es mir genau so geht. Mit einem wohligen seufzen bette ich meinen Kopf gegen seine Brust und schliesse die Augen. Seine Hände wandern derweil hinunter zu meinen Oberarmen, wo er sie liegen lässt.
‚Ob er mich wohl endlich richtig berühren wird, oder weiter nur so dastehen will?’, frage ich mich selbst in Gedanken. Doch da passiert nichts. Er steht bloss schwer atmend hinter mir und klammert sich schon fast an meinen Armen fest.
Vielleicht muss ich einfach den ersten Schritt machen. Für ihn ist das bestimmt genau so ungewohnt, wie für mich. Also kratze ich allen Mut zusammen, den ich finden kann und lasse meine Hände nach hinten, über seine muskulösen Beine nach oben zur Taille und von dort aus über den Rücken wieder hinunter zu seinem Po gleiten. Dabei ging ein Schaudern durch seinen ganzen Körper und ich bemerke wie sich die feinen Härchen unter meinen Fingern aufstellen.
Das muss wohl den Ausschlag gegeben haben, denn mit einem stöhnen zieht er mich fester an sich, während ich sanft meine Hände immer wieder auf und ab gleiten lasse.
Dann endlich lässt er seine Hände nach vorne zu meinen Brüsten gleiten. Seine Berührungen fühlen sich so unglaublich gut an und meine Beine zittern vor Erregung. Von wo auch immer er mich berührt hat, breitet sich Hitze in meinem ganzen Körper aus, die meine noch mehr anfacht.
Während sich seine eine Hand immer noch meinen Brüsten widmet, wandert die andere Tiefer über meinen Bauch nach unten, an meine intimste Stelle. Kurz zucke ich unter seiner Berührung zurück, als er beginnt, meinen Kitzler zu streicheln, doch sogleich entspanne ich mich wieder.
Ich wusste nicht, dass sich das so gut anfühlen kann. Und doch wollte ich mehr. Ich wollte endlich seine Lippen auf den meinen spüren. Zögernd entziehe ich mich seinem Griff und drehe mich zu ihm um.
‚Ob ich ihm sagen soll, wie sehr ich ihn jetzt schon liebe?’, frage ich mich, während ich ihm in seine wundervoll sanften eisblauen Augen sehe.
„Ich liebe dich“, flüstere ich leise. Jetzt ist es raus und ich kann es auch nicht mehr zurück nehmen. Ich will mich gerade strecken um ihn endlich zu küssen, da hält er mich tatsächlich noch auf.
„Ich liebe dich auch. Sehr sogar. Aber ich kann dich nicht küssen. Und mehr als das hier, werde ich dir wohl nie geben können“, traurig zieht er mich in seine Umarmung und lässt seine Hände über meinen Rücken nach untern gleiten, bis sie schliesslich auf meinem Po liegen bleiben.
„Wieso? Bin ich…. nicht hübsch genug?“ Meine Frage wird von meinem Arm und seiner Brust gedämpft.
„Du bist wunderschön. Und ich will dich. Aber das würde dich töten.“
„Du vergisst, dass ich unsterblich bin“, scherze ich, um mich selbst ein wenig aufzuheitern.
„Ich habe, als ich etwa 250 Jahre alt war, schon mal ein Mädchen getötet, nur weil ich sie geküsst habe. Sie war keine Gefährtin, weshalb das Drachenfeuer, das bei einem Kuss ausgetauscht wird, sie umgebracht hat. Sie ist einfach von innen nach aussen verbrannt“, erzählt er und lehnt sich dabei halt suchend an die Wand der Duschkabine. Mich zieht er dabei einfach in seinen Armen mit sich.
„Woran erkennt man denn so eine Gefährtin?“, will ich natürlich wissen.
„Sie haben ein Muttermal, das in der Form an einen Drachen erinnert.“
‚Oh mein Gott! Natürlich!’, fällt es mir wieder ein. Ich hatte es schon beinahe wieder vergessen, doch ich hatte ein Muttermal auf meinem Venushügel ein klein wenig auf der rechten Seite. Der ist jedoch wenn ich eine Meerjungfrau bin von Schuppen überzogen und somit ist mein Muttermal nicht sichtbar. Und als Mensch habe ich nie besonders darauf geachtet.
Ohne Vorwarnung springe ich hoch und mit seinen schnellen Reflexen kann er mich mühelos auffangen. Noch bevor er überhaupt kapiert was ich vorhabe, liegen meine Lippen auch schon auf seinen und ich küsse ihn erst sanft, dann, als er den Kuss erwidert, immer wilder. Die Flammen schiessen nur so in mich hinein und ich glaube schon, zu brennen, als mit einem Ohrenbetäubenden Krachen die Barriere zwischen mir und Damon einreisst und das Feuer nun zwischen uns hin und her pulsiert und schliesslich lodernd heiss in uns Beiden brennt.
Mit einem Keuchen löst er sich von mir und sieht mich erstaunt an.
„Wie ist das möglich? Ich habe kein Muttermal gesehen, ausser einem kleinen auf deinem Schlüsselbein.“
„Du hast nicht genau genug hingesehen“, schnell trete ich zurück und zeige ihm die Stelle. Das Mal hat jetzt noch mehr die Form eines Drachens bekommen. Früher dachte ich immer nur, es sähe einfach ein wenig komisch aus.
„Ich glaub’s nicht. Andere Drachen warten bereits seit Jahrtausenden auf eine Gefährtin und meine wird, im wahrsten Sinne des Wortes einfach an Land gespült“, überglücklich zeiht er mich in seine Arme und Küsst mich gleich noch mal.
„Wirst du es deiner Mutter sagen?“
Während ich auf seine Antwort warte, wasche ich mir schnell die Haare.
„Möchtest du am Samstag gerne zu mir kommen? Dann würde ich gleich den ganzen Clan überraschen.“
„Ach Damon. Samstag geht doch nicht. Da geh ich mit den Mädels auf Shoppingtour“, erinnere ich ihn lächelnd und küsse ihn gleich noch mal.
„Wie wär’s dann mit Freitag nach der Schule? Du könntest dann auch gleich bei mir übernachten. Und am Nachmittag könnt ihr dann einkaufen gehen. Sofern das für deine Tante okay ist“, fügt er noch schnell hinzu und sieht mich abwartend an.
„Ich find die Idee super. Und Lia frage ich gar nicht erst. Ich bin über 1'000 Jahre alt. Da fragt man nicht mehr um Erlaubnis“, verschmitzt grinse ich ihn an, bis mir klar wird, dass ich gerade zugegeben habe, 1'000 Jahre alt zu sein.
„1'000 Jahre. Na da bin ich aber froh, doch noch ne Jüngere erwischt zu haben.“
Jetzt bin ich es, die ihn fassungslos ansieht. Mein Gesichtsausdruck muss schon sehr komisch sein, denn plötzlich prustet er los und kriegt sich kaum noch ein. Schliesslich, als er sich wieder unter Kontrolle hat, gesteht er mir, dass er so um die 500 Jahre älter ist als ich. Doch das stört mich nicht. Stattdessen küsse ich ihn gleich noch mal. Irgendwie kann ich einfach nicht genug davon bekommen. Gleichzeitig greift er nach der Flasche Duschgel und beginnt mich einzuseifen.
Auch ich schnappe mir ein wenig und mache dasselbe bei ihm. Dabei bewundere ich das Spiel seiner Muskeln unter meinen Fingern. Besonders an seinem Rücken, den Armen und Brust und Bauch, wo ich am einfachsten hinkomme.
Als wir Beide uns sicher sind, dass wir absolut sauber sind, steigen wir endlich raus und trocknen uns ab. Oder besser gesagt, ich trockne mich ab, denn Damon lässt durch die Hitze des Drachenfeuers das Wasser auf seiner Haut einfach verdampfen.
Automatisch lächelt er mich an, als er bemerkt, dass ich ihn beobachte.
„Du kannst das jetzt übrigens auch. Das Drachenfeuer nutzen, meine ich“, erklärt er lächelnd und bindet sich ein Handtuch um die Hüfte.
„Cool. Bringst du mir irgendwann mal was bei?“
„Kann ich machen. Aber nicht mehr heute. Ich muss rechtzeitig zu Hause sein, damit ich nicht mit Fragen gelöchert werde. Meiner Mutter gegenüber muss ich sowieso schon vorsichtig sein, wenn ich sie überraschen möchte“, erklärt er und zieht seine Hose an und streift das Shirt wieder über den Kopf.
„Dann sehen wir uns wohl erst morgen wieder. Ich werde jetzt noch einiges zu erklären haben. Ausserdem muss ich Lia dazu bringen, meinem Vater nichts zu verraten. Jedenfalls vorerst nicht“, mein ernstes Gesicht scheint ihm nicht zu gefallen, weshalb er mich gleich wieder in seine Arme zieht.
„Nun. Ich jedenfalls werde von dir träumen. Sofern ich überhaupt schlafen kann.“
„Und ich werde von dir träumen“, mit einem seufzen löse ich mich von ihm und gehe nach unten zur Tür. Dabei ist es mir egal, ob ich nur ein Handtuch umgewickelt habe. Schnell strecke ich mich noch mal um ihn küssen zu können. Dabei muss ich aber mit einer Hand auch noch darauf achten, dass ich nicht gleich wieder nackt vor ihm stehe.
„Dann bis morgen. Ich liebe dich“, haucht er mir noch ins Ohr, bevor er seine Tasche schnappt und nach Draussen geht. Natürlich nicht, ohne sich noch mal umzudrehen und mich anzulächeln. Die Tür mache ich schliesslich erst zu, als er bereits weggefahren ist. Schnell sprinte ich hoch in mein Zimmer, ziehe mein Pyjama an und hole schnell alle Sachen vom Strand zurück.
Zum Glück kann ich auch im Dunkeln recht gut sehen und weiche den grösseren Felsformationen am Rande des Strandes, wo der Sand in Wiese übergeht, geschickt aus.
Mit den Armen voller Decken und Tücher gehe ich wieder rein und stopfe gleich alles in die Waschmaschine.
„Melody! Kommst du bitte in die Küche? Ich muss dringend mit dir reden.“
Sofort mache ich mich auf den Weg und setze mich schliesslich auf einen der Stühle.
„Was gibt’s?“
„Würdest du mir bitte mal erklären, was das da eben sollte?“, ich merke das sie sich unglaubliche Sorgen macht. Also erzähle ich ihr die ganze Geschichte. Die Sache in der Dusche verharmlose ich ein wenig. Ich erkläre ihr einfach, dass ich jetzt wohl die Gefährtin eines Drachen bin und wie sehr ich ihn liebe.
Natürlich will sie das alles sofort meinem Vater mitteilen, aber das verbiete ich ihr sofort. Schliesslich stehe ich über ihr. Jetzt wird sie wütend und will schon anfangen, mich anzubrüllen, als ich ihr begründe, weshalb ich noch nicht will, dass er es weiss.
Ein Glück gibt sie sich damit zufrieden und ich gehe nach oben in mein Zimmer, um mit Delyah zu telefonieren.
Auch ihr nehme ich das Versprechen ab, niemandem was zu erzählen und lege schliesslich auf.
Im Bad mache ich mich Bettfertig und höre dann im Dunkeln noch ein wenig Musik, bis es Zeit ist, zu schlafen.
Ich bin mir sicher, dass ich träume, denn diesen Ort habe ich noch nie gesehen. Ich stehe direkt vor einer Tür. Als ich mich umdrehen will, ist alles hinter mir nur schwarz. Das heisst wohl, dass ich da durch muss. Ängstlich drücke ich die Klinke runter und trete ein.
Ich stehe in einem ultramodern eingerichteten Schlafzimmer, das hauptsächlich in schwarz und weiss gehalten ist, mit wenigen roten Akzenten.
Aus dem Augenwinkel nehme ich wahr, dass sich etwas bewegt und mein Blick heftet sich auf das Bett.
Unglaublicherweise erblicke ich Damon, der sich gerade umgedreht hat. Leise schleiche ich mich an sein Bett ran und setze mich neben ihn, möglichst ohne ihn zu wecken. Verträumt lächle ich vor mich hin. Er sieht so süss aus wenn er schläft.
Auf einmal streckt er seine Arme aus und ich bin zu langsam, um ihnen noch ausweichen zu können. Noch ihm Halbschlaf streichelt er über mein Bein und ich muss ein kichern unterdrücken, denn das kitzelt wirklich sehr.
Schliesslich muss ich seine Hand festhalten, damit ich nicht laut loslache. Mit einem blinzeln schlägt er die Augen auf und sieht mich überrascht an. Dann jedoch zieht er mich einfach zu sich runter und legt seine Arme um mich.
„Wow. Ein wundervoller Traum“, seufzend vergräbt er sein Gesicht in meinen Haaren und atmet tief ein.
„Ja. Ich mag meinen Traum auch“, antworte ich ohne nachzudenken.
„Wie, was meinst du damit?“, auf einmal hellwach mustert er mich misstrauisch.
„Na ich bin zu Hause eingeschlafen und stehe plötzlich hier vor deiner Zimmertür.“
„Das ist doch unmöglich… So was hab ich ja noch nie gehört“, nachdenklich zieht er mich wieder an sich.
„Vielleicht können wir auch in unseren Träumen zusammen sein. Wir haben ja eine Art Verbindung. Aber frag doch morgen früh einfach jemanden. Natürlich nicht gleich deine Mutter, sondern jemand anderes, dem du vertraust“, schlage ich vor und kuschle mich an ihn.
„Gute Idee. Wenn ja unsere Körper anscheinend immer noch schlafen, könnten wir jetzt auch sonst was machen. Worauf hast du Lust?“, lächelnd setzt er sich auf.
„Hm… Heute würde ich gerne im Bett bleiben. Was dagegen, wenn ich einfach dableibe?“
„Nicht im geringsten.“
Schnell stehe ich auf und lege mich unter die Decke. Eine Weile liege ich einfach nur in seinen Armen, während er mir über Haare und Rücken streichelt. Doch irgendwann will ich ihn einfach nur noch küssen. Und genau das tue ich auch. Mit einem stöhnen rollt er sich über mich und stützt sich auf seinen Armen ab. Während wir uns küssen, lasse ich gleichzeitig meine Hände über seinen Rücken hinunter zu seinem Hintern wandern. Ziemlich offensichtlich schläft er immer nackt, doch das stört mich nicht. Im Gegenteil sogar, denn auch ich streife schnell mein Top ab. Anstatt mich noch mal auf den Mund zu küssen, macht er lieber bei meinem Hals weiter und rutscht ein wenig weiter runter, um sich jetzt meinen Brüsten zuzuwenden. Das alles hier im Bett zu machen ist ein ganz anderes Gefühl als unter der Dusche. Jetzt kann ich mich ganz auf seine Berührungen konzentrieren und werde nicht vom herunterprasselnden Wasser abgelenkt. Und die haben’s wirklich in sich. Ich zittere unkontrolliert und winde mich unter ihm. Beuge mich ihm entgegen um ihm noch näher sein zu können. Ich habe sprichwörtlich Schmetterlinge im Bauch, die vollkommen verrückt spielen und Hitze breitet sich in Wellen in meinem gesamten Körper aus.
Auch ihn scheint das ganze sehr zu erregen, doch als er auf einmal kleine Flammen ausatmet weicht er sofort zurück.
„Denkst du, das Feuer würde mich verbrennen?“, will ich wissen und setze mich auf.
„Ich weiss es nicht. Aber ich will nicht, dass dir was passiert.“
„Dann lass es uns doch einfach ausprobieren. Schliesslich ist das ganze ja eine Art Traum. Da kann mir nichts geschehen“, gebe ich ihm zu verstehen und ziehe ihn mit mir runter.
Mit einem grinsen male ich mir mit meinem Finger ein Kreuz direkt auf meinen Bauch. Vorsichtig atmet er Feuer aus, aber es berührt mich gar nicht.
„Mach es schon richtig“, fordere ich und warte wieder.
Mit einem Seufzen atmet er einen Feuerring direkt auf meinen Bauch. Meine Haut scheint die Hitze gerade zu aufzusaugen. Aber es tut nicht weh, sondern es kitzelt eher angenehm. Als ich sein besorgtes Gesicht sehe, kann ich nur noch loslachen.
„Nichts. Es kitzelt bloss ein wenig.“
Erleichtert beugt er sich wieder über mich und küsst mich. Beide keuchen wir mehr, als dass wir uns küssen. Dabei atmet er Flammen aus, die ich automatisch in mich aufnehme und zu behalten versuche. Doch bei jedem Atemzug, atme auch ich das Feuer wieder aus. Gerade als er sich wider mit meinen Brüsten beschäftigen will, fällt der erste Lichtstrahl durchs Fenster.
„Damon… Ich muss los… Bald klingelt mein Wecker“, presse ich angestrengt hervor.
„Mhmm.“
Seine Lippen verziehen sich zu einem Lächeln als er meinen Bauch mit lauter kleinen Küssen bedeckt und seine Wange daran schmiegt. Oh, ich liebe ihn so sehr. Verträumt streichle ich mit meinen Fingern durch seine Haare und lasse ihm noch eine Minute, in der er einfach meinem Herzschlag und meinen Atemzügen lauscht. Dann jedoch ziehe ich mein Oberteil unter dem Kissen hervor und richte mich langsam auf.
„Musst du wirklich schon gehen?“, enttäuscht sieht er zu mir auf und klammert sich an mir fest wie ein kleines Kind.
„Wir sehen uns ja schon in der Schule wieder.“
Hastig streife ich mein Top über und stehe auf. Schnell küsse ich ihn noch mal auf die Stirn, bevor ich wieder auf den Flur raus trete.
Gerade als ich die Tür zugemacht habe, erklingt ein nerviges Piepsen, das ich als dass meines Weckers erkenne.
Dann schlage ich die Augen auf.
Als ich mich umsehe bin ich in meinem Zimmer und liege noch genau so in meinem Bett, wie ich gestern eingeschlafen bin. Sofort nehme ich mein Handy und rufe Damon an.
„Hast du das gleiche geträumt wie ich?“, ist das erste was ich sage als er drangeht.
„Erst mal guten Morgen. Und ja, hab ich. Und ja, ich werde gleich nachfragen“, ich höre ihn leise lachen und werde rot.
„Äh ja. Sorry. Auch dir einen guten Morgen. Sag mal, gibt es irgendwelche Anzeichen, dass ich da war?“, will ich aufgeregt wissen und wippe dabei aufgeregt auf dem Bett hin und her.
„Nein. Anscheinend läuft das alles nur in unseren Köpfen ab. Aber es war trotzdem wundervoll. Ich vermisse dich schon jetzt.“
„Wir sehen uns ja dann gleich in der Schule. Ich sollte mich jetzt fertig machen“, noch während ich mit ihm rede stehe ich auf.
„Gut, dann sehen wir uns in der Schule. Ich bringe wieder einen Kaffee mit.“
Wir verabschieden uns noch schnell und ich lege schliesslich auf.
Aus dem Schrank hohle ich ein hübsches hellblau und weiss gestreiftes Sommerkleidchen, das ich mir schon mal aufs Bett lege. Dazu dann noch Sonnenbrille, Tasche und Schuhe, und fertig ist das Outfit.
In Bad dusche ich noch mal kurz, wasche dabei die Haare aber nicht noch mal. Dann ziehe ich mich an und flechte meine Haare in Windeseile zu einem lockeren Seitenzopf. Mit meinen Schulsachen gehe ich nach unten in die Küche und schnappe mir noch eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und stopfe sie zu den anderen Sachen in die Tasche.
Dann verabschiede ich mich noch mit einer Umarmung von Lia und verlasse das Haus.
Ich rase in einem Affenzahn auf den Schulparkplatz und bin nach Damon die erste die da ist. Gezielt parke ich ein und springe schon fast aus dem Auto und auf ihn zu.
Lachend fängt er mich auf und dreht sich ein paar Mal mit mir im Kreis, bevor er mich wieder runter lässt.
„Ich dachte mir, dass du früher kommst. Deshalb hab ich den Kaffee schon besorgt. Hier bitte“, grinsend reicht er mir meinen Becher und ich trinke als erstes einen grossen Schluck.
„Danke. Genau das hab ich gebraucht. Aber jetzt will ich erst mal einen Kuss.“
Nachdem er selbst noch mal getrunken hat, beugt er sich zu mir runter und küsst mich, nachdem er sich kurz prüfend umgesehen hat.
„Du weisst, ich will meine Mutter überraschen“, erinnert er mich, nachdem er mich gleich noch mal geküsst hat.
„Na dann müssen wir uns wohl was einfallen lassen.“
Nachdenklich lehnen wir uns gegen seinen Wagen und schlürfen unsere Lattes. Während ich ernsthaft nachdenke, mustert er mich einfach nur die ganze Zeit. Fragend sehe ich ihn an und er lächelt bloss.
„Du siehst wieder mal wunderschön aus. Aber ich wüsste auch nicht, wann das mal nicht der Fall gewesen ist“, scherzt er und führt mich in Versuchung, ihn noch mal zu küssen, doch ich kann mich gerade noch so zusammenreissen.
Einige Minuten später fährt auch Katelin vor und gesellt sich zu und. Lächelnd reiche ich ihr den Becher und sie nimmt einen grossen Schluck.
„Lecker. Ich sollte anfangen, das Zeug jeden Tag zu trinken.“
„Na dann bring ich dir morgen auch einen mit“, erwidert Damon gelassen und leert seinen Becher, während ich meinen noch mit Katelin teile.
Schon bald ist es Zeit, in die Schulzimmer zu gehen. Die erste Stunde hat Katelin leider nicht mit uns zusammen, aber ich habe ja immer noch Damon. Dieser greift zwar nicht wie sonst automatisch nach meiner Hand, aber sobald wir sitzen blickt er sich kurz um, bevor er mich hastig küsst. Gleichzeitig streichelt er mit seiner Hand über meinen Oberschenkel, womit er auch noch unter dem Tisch weitermacht, obwohl der Unterricht schon längst begonnen hat. Wieder kribbelt es überall und ich bemerke die Gänsehaut an meinem gesamten Körper. Mit einem Lächeln greift Damon nach meiner Hand und führt sie zu seinen Lippen. Nach einem kurzen Küsschen atmet er noch mal tief ein, bevor er sie wider loslässt. Jetzt müssen wir nämlich mitschrieben und die Aufgaben lösen.
Im Englischunterricht vergeht die Zeit schnell und schon bald ist es Zeit für die Deutschstunde. Im Zimmer wartet schon Katelin auf uns an einem der wenigen dreier Tische. Sofort setze ich mich in die Mitte und umarme sie kurz.
„Sag mal, kannst du ein Geheimnis für dich behalten? Wenigstens bis Montag nächste Woche?“, ernst blicke ich sie an und sie nickt eifrig.
„Reich mir eine Bibel und ich schwöre gleich hier darauf.“
Von irgendwo her kommt mir der Satz bekannt vor, doch ich weiss nicht mehr, wo ich ihn schon mal gehört hab.
„Na gut. Schwören nun nicht gerade, aber ich währe froh, wenn du es nicht gleich weitersagen würdest. Ausserdem brauche ich dich als Alibi in der Mittagspause… Hoffe ich jedenfalls“, verschwörerisch blicke ich zu Damon und er sieht mich erst überrascht, dann in freudiger Erwartung an.
„Ja, ja, schon gut. Sag endlich was los ist. Ich platze gleich vor Neugier“, drängt sie und greift sich meine Hand, die sie beinahe zerquetscht.
„Na gut. Also es ist so… Damon und ich…“, weiter komme ich nicht mehr, denn mit einem kreischen zieht sie mich auf die Füsse, fällt mir um den Hals und hüpft mit mir auf und ab.
„Das ist ja der Hammer! Aber so plötzlich? Ach egal. Ich hab mich schon gefragt, wie lang er wohl noch Single bleiben will“, ein Glück spricht sie jetzt etwas leiser, denn ihr Gekreische hat die Aufmerksamkeit der gesamten Klasse auf uns gezogen. Peinlich berührt sehe ich mich um und meine Blicke werden von allen erwidert. Manche neugierig, andere neidisch und sogar einige misstrauisch. Die Meisten jedoch freundlich. Schüchtern lächle ich in die Runde und zucke mit den Schultern, bevor ich mich wieder Katelin zuwende.
„Ja, also, wie schon gesagt, wir sind zusammen.“
„Seit gestern“, fügt Damon noch lächelnd hinzu, während Mr. Johnson mit dem Unterricht bereits angefangen hat.
„Hmm… Wen reiss ich mir denn dann unter den Nagel“, überlegt sie und blickt sich demonstrativ im Schulzimmer um. Schmachtend sehe ich zu Damon, wende mich aber wieder ab, als Mr. Johnson sich zu uns umdreht.
Wenigstens geht auch die Deutschstunde schnell vorbei, denn mit Katelin diskutiere ich darüber, wen sie denn nun gut findet und wen nicht. Und bald schon haben wir grosse Pause. Wie schon gestern setzen wir uns einfach auf die Wiese. Damon zieht mich aber einfach auf seinen Schoss, was er damit begründet, dass er nicht will, dass mein Kleid Grasflecken bekommt.
Lachend strecke ich meine Beine aus und lehne mich ein wenig an ihm an. Kurz vergrabe ich mein Gesicht in seiner Halsbeuge und atme seinen unglaublich leckeren Duft ein.
Dann drehe ich mich wieder zu Katelin und krame meine Wasserflasche aus der Tasche. Wie eine Verdurstende stürze ich mindestens die Hälfte des Inhaltes in einem Zug runter.
„Wow. Na du bist ja durstig“, scherzt sie und ich lächle sie an.
„Aber immer doch.“
Kurz strecke ich Damon die Flasche hin und er nimmt sich auch einen kleinen Schluck. Dann packe ich die Flasche wieder weg und lehne mich entspannt zurück. Gedankenverloren streicht Damon immer wieder mal über mein Bein, während einer seiner Arme um meine Mitte liegt und mich festhält.
Jedenfalls tut er das so lange, bis seine Mutter vorbei läuft, denn sofort schiebt er mich ein wenig von sich weg und faltet die Hände in seinem Schoss, bis sie vorüber ist.
Katelin, die das ganze beobachtet hat, muss sich ein Lachen verkneifen.
Schon bald müssen wir wieder zurück in unsere Kurse, doch die gehen dank Damon schnell vorbei.
Den ganzen freien Nachmittag verbringen wir am Strand, nachdem wir mit Katelin gegessen haben, die nachmittags noch Schule hat.
Wann immer wir nicht im Wasser sind, liegen wir am Strand und Küssen uns leidenschaftlich.
Auch der Rest der Woche vergeht so sehr schnell und schon Bald ist es Freitagmorgen.
Wie jede Nacht war ich in meinen Träumen bei Damon und wir haben wild rum gemacht, aber nicht miteinander geschlafen.
Gerade schnappe ich mir eine grosse Tasche in die ich alles einpacke, was ich bei Damon vielleicht brauchen könnte.
In einem blau grünen Kleid gehe ich beladen mit drei Taschen in die Garage und fahre direkt zur Schule.
Nur meine Sporttasche und die Tasche mit den Schulbüchern nehme ich mit. Wie jeden Morgen begrüsse ich Damon mit einem Kuss und kriege dann von ihm meinen Kaffee. Sozialkunde, Geschichte und Deutsch sind schnell vorbei. Und auch Sport, dank Damon, der mit uns beiden zusammen übt.
Ich beeile mich sehr nach dem Unterricht. Doch für die Dusche nehme ich mir genug Zeit und auch um mich von Katelin bis Morgen zu verabschieden.
Vor der Umkleide wartet Damon schon auf mich und nimmt mir meine Taschen ab, die er für mich zu den Autos trägt.
Wir haben abgemacht, erst zu mir zu fahren, damit ich die Sachen reinbringen kann, und dann in seinem Auto zu ihm zu fahren.
Er parkt das Auto direkt in einer unter dem riesigen Gebäude verborgenen Garage und hält mir, ganz der Gentleman, die Tür auf, bevor er sich meine Tasche schnappt.
Lächelnd hake ich mich bei ihm ein und werde von ihm nach oben geleitet.
„Wo wollen wir anfangen? Wohnzimmer, Pool, Fitnessraum oder bei meiner Mutter?“
„Wohnzimmer und dann arbeiten wir uns zu deiner Mutter vor“, lache ich und er stellt meine Tasche neben der Treppe zu seinen Sachen.
„Na dann, auf geht’s!“
Enthusiastisch zieht er mich hinter sich her und öffnet eine Tür. Gerade geht ein Jubeln durch die Meute und alle Springen begeistert auf. Wie ich auf dem Monitor erkennen kann, sehen sie gerade Football.
„Hei Leute, wer ist in Führung?“
„Die 49ers“, antwortet einer der Männer und dreht sich zu ihm um, erstarrt jedoch, den Blick auf mich fixiert.
„Oh nein, Junge, das kann doch nicht dein Ernst sein. Weisst du denn nicht mehr, was beim letzten Mal passiert ist?“
Sofort sind alle Blicke auf uns gerichtet, oder besser gesagt auf mich, und das Spiel ist vergessen.
„Doch, dass weiss ich noch, aber dieses Mal ist es anders.“
„Ach ja? Das glaubst du vielleicht, aber willst du wirklich ihr Leben riskieren?“, mitleidig sehen sie uns an und ich lächle heimlich in mich hinein.
„Nun, da ihr ja offensichtlich nicht anfangt, euch vorzustellen, beginne ich damit. Mein Name ist Melody und ich bin so ungefähr 1'000 Jahre alt“, stelle ich mich vor, doch niemand hört mir zu, denn ansonsten hätten sie schon längst reagiert.
‚Na gut, dann muss ich wohl zu extremeren Mitteln greifen’, denke ich für mich und zupfe nur an Damons Hand. Dieser sieht mich an und ich lächle verschwörerisch, bevor ich ihn zu mir ziehe und ihn küsse.
Automatisch atmet er Feuer aus und ich atme es genüsslich ein. Kurz vor Ende des Kusses kriege ich noch mal eine Extraportion und halte ab da die Luft an. Immer noch ohne zu atmen drehe ich mich zu den Anderen um, bevor ich langsam die Luft und das Feuer entweichen lasse.
„So und jetzt? Pool oder Fitnessraum?“, grinsend wendet er sich mir zu und ich schlage vor, erst den Fitnessraum aufzusuchen.
Mit einem lächeln verabschiede ich mich und wir gehen weiter.
Beim nächsten Raum läuft es wieder ähnlich ab. Und wieder hört mir keiner zu, als ich mich vorstelle.
Erst am Pool erwartet mich eine Überraschung.
Dort sitzen drei Frauen auf Liegestühlen, während weitere fünf im Wasser sind.
Sie begrüssen uns der Reihe nach und endlich haben wir jemanden gefunden, der uns auch zuhört. Schnell stelle ich mich vor, erwähne aber noch nicht, wie alt ich eigentlich bin.
Natürlich sind alle voll Happy und freuen sich für Damon. Ausserdem haben sie jetzt eine mehr, die sie zum shoppen mitschleppen können.
Galant hilf Damon den Frauen aus dem Wasser. Da fällt mir auf, dass eine von ihnen schwanger ist.
Fasziniert mustere ich sie. Bei uns unter Wasser gibt es so was nicht und ich frage mich, wie das wohl bei mir sein wird.
„Willst du mal anfassen?“, fragt Anna freundlich lächelnd.
Begeistert nicke ich und sie nimmt meine Hand und hält sie auf ihren Bauch. Ich konzentriere mich nur auf das, was ich fühle, da tritt mich plötzlich etwas von innen heraus.
„Wow“, ist das einzige was ich sagen kann.
„Ja, nicht? Es ist ein unglaubliches Gefühl. Beängstigend, aber auch wunderschön“, erzählt sie.
„Oh nein“, erklingt es leise hinter mir und sofort drehe ich mich um.
„Was ist passiert?“, frage ich besorgt.
„Ich hab meinen Verlobungsring beim Schwimmen verloren und unter Wasser können wir kaum was erkennen“, erklärt Maia und ich blicke auf ihre Hand, die sie mir hinstreckt.
„Kein Problem, ich finde ihn schon. Habt ihr ein Handtuch?“
Sofort wird mir eins gereicht und ich fange an, mich auszuziehen und winde das Tuch um mich, als ich nur noch Unterwäsche trage. Auch dieser entledige ich mich schnell und Setze mich an den Rand des Wassers.
Mit einer schnellen Bewegung tauche ich ein und werfe gleichzeitig das Tuch von mir.
Ich lasse die Verwandlung zu und meine Beine werden wieder zu einem golden schimmernden Fischschwanz.
Gelassen schwimme ich in Bahnen immer wieder vom einen Ende zum anderen, bis ich schliesslich den Ring finde und damit wieder auftauche.
„Hab ihn“, begeistert tauche ich wieder auf und strecke siegessicher den Arm hoch.
Schnell schwimme ich zum Beckenrand und reiche ihr den Ring.
„Wie konntest du so lange Unterwasser bleiben?“, will Jessica wissen, die auf einem der Liegestühle sitzt.
Grinsend sehe ich zu Damon hin, der mir seine Hand hinstreckt.
Mit einem lachen ergreife ich sie und quietsche überrascht, als er mich hoch wirbelt und auffängt.
Überrascht kreischt Jessica los, als ich sie mit Wasser bespritze und sofort kommen alle herbeigeeilt. Zu vorderst natürlich ihr Gefährte.
„Was zum Teufel ist denn hier los“, zetert eine mir leider nur all zu bekannte Stimme.
Die Stimme von Damons Mutter. Schnell wickelt er mich in ein Handtuch ein, sodass nur noch meine Arme, mein Kopf und meine Schwanzflosse zu sehen sind. Dann erst dreht er sich zu den anderen um, die sofort wie erstarrt stehen bleiben. Inzwischen habe ich wieder Beine, und bin einfach nur noch nackt, was mir im Moment furchtbar peinlich ist.
„Damon Cole. Was soll der ganze Aufruhr? Und was macht deine kleine Schulfreundin hier?“, motzt sie los und schnell bitte ich ihn, mich runter zu lassen. In Sekundenschnelle ziehe ich mich an und stelle mich dann neben ihn.
„Also erst mal, es ist schön sie zu sehen, Miss Cole. Ich habe Jessica bloss nass gespritzt, na ja und sie ist dann irgendwie ausgetickt“, erzähle ich und schmiege mich an Damon.
„Ich habe nicht dich gefragt, du schwaches kleines Menschlein“, schnauzt sie mich nur an.
„Also ich muss doch sehr bitten, ja. Ich bin eine Sirene, kein Mensch. Und ausserdem königlichen Blutes“, mit einer Arrogant wirkenden Geste werfe ich meine Haare zurück und Damon kann sich ein Lachen nicht mehr verkneifen. Als er sich dann endlich wieder eingekriegt hat, küsst er mich endlich und ich lächle ihn glücklich an.
Mit einem schier unmenschlichen Knurren will sie sich auf mich stürzen, doch Damon stellt sich schützend vor mich und wirft seine eigene Mutter mir einem gezielten Schlag, noch während sie in der Luft ist, zu Boden.
„Wag es ja nicht, meine Gefährtin noch mal anzugreifen“, droht er und seine Haut wird von einem schwarzen Schimmer überzogen, der langsam zu Schuppen wird.
„Wow, alter. Was ist dass denn?“
„Ich kann mich verwandeln, das konnte ich schon immer“, antwortet er und kehrt wieder in seine menschliche Gestalt zurück.
„Hast du eigentlich eine Ahnung, wie selten das ist, dass wir noch die Fähigkeit haben, uns zu verwandeln?“, seine völlig erstaunte Mutter kommt mit erhobenen Händen auf ihn zu um ihm zu zeigen, dass sie uns nichts tun will.
„Ja, ich weiss schon. Aber ich konnte das schon immer. Und nicht nur das hier eben. Wenn ich es will, kann ich mich auch in einen vollwertigen Drachen verwandeln. Aber was jetzt viel wichtiger ist, ist die Tatsache, dass meine eigene Mutter es gewagt hat, meine Gefährtin anzugreifen.
Texte: Alle Rechte bei mir.
Cover by Heise Jinyao
Tag der Veröffentlichung: 25.07.2011
Alle Rechte vorbehalten