Der Tag an dem ich IHN zum ersten Mal traf, sollte der Beginn für etwas grosses sein. Nun ja. Gross für mich. Aber als ich am frühen Morgen die Augen aufschlug, hatte ich davon noch nicht den leisesten Schimmer.
Wie an jedem anderen Ferientag zuvor, schlurfte ich erst mal verschlafen ins Bad und bürstete meine wild abstehenden, braunen Haare durch, bis endlich alle Knoten draussen waren. Dann stellte ich mich erst mal unter die Dusche.
Eiskaltes Wasser prasselte auf mich hinunter und ich schauderte erst mal und hüpfte wie ein wild gewordener Flummi auf der Stelle, bis das Wasser endlich warm wurde. Na wenigstens war ich endlich richtig wach. Nach der Dusche machte ich mir nicht mal gross die Mühe, mir die Haare zu trocknen.
Die würden sowieso im Nu trocken sein. In einen kurzen, blau weiss gestreiften Morgenmantel gehüllt betrat ich die Küche, wo meine Mum sich bereits um das Frühstück gekümmert hat.
„Morgen Schätzchen. Rühreier mit Speck oder Pfannkuchen?“
„Morgen Mum. Rühreier mit Speck heute und morgen dann die Pfannkuchen.“
„Gute Idee. Na dann setz dich doch schon mal. Kaffee ist schon fertig.“
„Danke Mum. Lieb von dir.“
„Sag mal, was hast du heute noch vor?“
„Das übliche. Surfen. Am Strand liegen. Die Farbe von Schokolade anstreben“, scherzte ich und sie lachte nur, während sie mir eine Portion der noch heissen Eier auftat und gleich danach den Speck anbriet und ebenfalls dazulegte.
Heisshungrig machte ich mich darüber her und verschwand dann noch mal im Bad um mir die Zähne zu putzen.
In meinem Schrank kramte ich dann nach meinem Lieblingsbikini, den Beigen mit Glanz und ein wenig Spitze. Den zog ich schnell über und dazu meine Badeshorts mit den dunkelbraunen Herzen darauf. Meine Haare waren inzwischen getrocknet und ich konnte sie noch mal kurz durchkämmen.
Mit der Sonnenbrille auf der Nase, dem Board unter dem Arm und dem Handtuch in der Hand, machte ich mich schliesslich auf den Weg zum Hauptstrand, wo die grössten Wellen reinkamen.
Hier an unserem kleinen Strandabschnitt in der Bucht, gibt es keine grossen Wellen, aber hier nahm meine Surferkarriere ihren Anfang. Seit ich hier wohne, hatte ich es rund um die Uhr geübt. Ich brauchte einfach die Ablenkung und das Surfen kam mir gerade gelegen. Ausserdem wurde ich hier von niemandem beobachtet. Ausser unserem Haus stand hier nur ein weiteres. Und das war leer.
Am Strand breitete ich schliesslich mein Handtuch aus und bohrte mein Board in den Sand. Eine Weile lag ich nur da und starrte wie hypnotisiert in die Wolken, bis Grace auftauchte. Meine absolut beste Freundin. Mit ihrer kinnlangen platinblonden Emofrisur mit den pinken Strähnchen könnte man meinen, sie würde hier total auffallen. Da sie aber hier aufgewachsen ist, kennen sie alle nur so und es ist eigentlich ganz normal.
Eigentlich ist sie ja auch gar kein Emo. Sie zieht sich nur so an. Sie sagt sie mag den Style.
Na wie auch immer. Wir sassen also gerade am Strand. Sie in ihrem pinken Bikini mit den schwarzen Totenköpfen drauf und ihrem neuen Board, das sie selber designt hat. Sie hatte mir sogar angeboten, mein Board ebenfalls ein wenig aufzupeppen und ich versprach ihr, dass sie mein nächstes entwerfen dürfe, wenn ich eins brauche.
„Sollen wir mal ins Wasser. Klar die Wellen sind noch nicht so hoch, aber um ein wenig anzugeben reicht es vollkommen.“
„Ja, total. Gute Idee. Lass uns gehen“, stimmte ich zu und schmiss meine Sonnenbrille aufs Handtuch. Dann griff ich mir mein Board und folgte Grace zum Wasser. Gemächlich paddelten wir weiter raus und setzten uns dann auf.
„Was denkst du, welche Welle nehmen wir?“
Ratlos zuckte ich mit den Schultern. Keine von ihnen war sonderlich gross, also war es mir egal.
„Na gut, dann nehmen wir die nächste.“, schlug sie vor und wir drehten uns um, damit wir die Welle nicht verpassten. Dann ging es auch schon los. Die Welle war zwar winzig, aber ein paar Tricks konnte ich doch noch anhängen.
„Na das war doch schon mal ein Anfang.“
„Ja, du sagst es. Das war so was von Cool“, stimmte Grace, enthusiastisch wie sie ist, zu.
Wir blieben noch so lange im Wasser, bis unsere Hände und Füsse vollkommen verschrumpelt waren. Dann erst paddelten wir zurück an den Strand.
Dort machten wir es uns wieder auf unseren Handtüchern bequem und sonnten uns bestimmt zwei Stunden, während wir uns unterhielten und Musik hörten.
„Wollen wir uns was zu Essen holen?“, fragte Grace schliesslich.
„Kannst du ruhig machen, aber da kommen gerade super Wellen rein. Ich komm dann nachher wieder.“
Mit diesen Worten sprang ich auf, griff mir mein Board, warf die Sonnenbrille von mir und rannte aufs Wasser zu.
In bester Manier warf ich mich in die Wellen und paddelte nach draussen. Ich war schon auf der grössten Welle seit langem, als jemand mitten während meinem Trick vor mir durchraste. Weil ich ausweichen musste, verlor ich das Gleichgewicht und landete im Wasser.
Zusammen mit meinem Board wurde ich von der Welle an Land gespült.
Fluchend stapfte ich mit meinem Board zu meinem Handtuch, wo Grace lachend auf mich wartete.
„Hier. Nimm dir auch was. Hab extra ne grosse Portion besorgt“, bot sie an, doch ich schüttelte nur den Kopf, rammte mein Board etwas zu fest in den Sand und liess mich auf mein Handtuch fallen.
„Ich hab’s mitgekriegt, aber hei. Nimm’s nicht zu schwer. Der Typ ist ein Idiot“, versuchte sie mich aufzumuntern.
„Das hab ich gehört“, erklang eine tiefe, sanfte Stimme direkt hinter uns.
„Gut so. Dann muss ich es dir ja nicht noch mal persönlich sagen“, zischte ich ihn an und rauschte sauer an ihm vorbei.
„Sag mal, was ist eigentlich dein Problem?“
„Ganz ehrlich? Im Moment du. Du hast mir meine Welle geklaut. Wegen dir hat es mich vom Board gefegt. Das ist mir schon seit Jahren nicht mehr passiert“, zählte ich auf und wurde dabei immer lauter.
„Na dann wurde es mal Zeit, dass du wieder auf den Boden kommst“, antwortete er bloss schlicht und ich war nahe dran, ihm eine zu scheuern.
„Wer bist du eigentlich?“
„Ich wüsste nicht, dass dich das was angeht“, wich ich aus.
„Na wie auch immer. Ich bin Duncan Conroy“, stellte er sich charmant lächelnd vor. Als ob das bei mir funktionieren würde.
Ohne noch irgendeine Reaktion zu zeigen, drehte ich mich auf dem Absatz um und ging zu Grace zurück. Dabei war ich mir sicher, dass er mich beobachtete und mir auf den Hintern starrte, was Grace mir dann auch bestätigte.
„Und? Sag schon. Hast du rausgefunden wer er ist?“
„Duncan Conroy“, antwortete ich schlicht.
„Ich glaub er steht auf dich.“
„Aber ich nicht auf ihn“, erwiderte ich etwas zu laut.
„Dacht ich mir. Lass mich raten, du willst ihm das Schuljahr zur Hölle machen?“, vermutete sie grinsend und ich rieb mir wie ein mega Bösewicht die Hände.
„Okay. Aber eins ist sicher. Ich helfe dir nicht dabei. Das kannst du schön selber machen.“
Aber das dachte ich mir bereits und nickte einfach.
So ziemlich den ganzen Nachmittag verbrachten wir noch am Strand, bis kurz bevor die Party am Strand begann.
Schnell brachte ich mein Board nach Hause, sprang unter die Dusche und takelte mich ein wenig auf. Nicht all zu sehr. Nur ein wenig Lipgloss und wasserfeste Wimperntusche. Aus dem Pickelalter war ich ja bereits aus, also brauchte ich kein Makeup. Ein wenig Puder gegen das glänzen und mein Partylook war perfekt. Um auch zu den anderen zu passen, entschied ich mich für meinen weissen Bikini mit dem Strasstotenkopf darauf und einem kurzen weissen Rock mit Perlenverzierung.
Auf meiner gebräunten Haut sah das einfach unglaublich aus. Fertig umgezogen traf ich mich mit Grace wieder in der Nähe der Party. Sie trug nur ihren Bikini und dazu eine leichte schwarze Tunika, von der gleichen Marke, wie auch meine Sachen. Nämlich von Philipp Plein. Sein Markenzeichen ist ja bekanntlich dieser Totenkopf, der auch auf dem Rücken der Tunika prangte.
Gemeinsam schlenderten wir das letzte Stück bis zum grossen Lagerfeuer und setzten uns zu den anderen Schülern der zukünftigen Abschlussklasse.
Nur noch heute Ferien. Das wollten wir natürlich geniessen. Deshalb feierten wir hier am Meer noch ein bisschen. Sassen ums Feuer. Erzählten uns gegenseitig Geschichten. Rösteten Marsmallows und einer der Jungs spielte noch eine Weile für uns alle auf seiner Gitarre. Jedenfalls so lange, bis jemand ein Radio einschaltete und die Lautstärke voll aufdrehte. Einige Mädchen fingen sofort wild an zu tanzen, während andere, darunter auch Grace und ich, darauf warteten, dass wir zum tanzen aufgefordert werden würden.
Und das geschah auch ziemlich bald. Nicht alle Jungs hier bei der Party gingen auch hier zur Schule, weshalb sie keine Ahnung von meinem Ruf hatten. Das konnte mir nur recht sein. Immer nur Eisprinzessin genannt zu werden, machte nun wirklich keinen Spass, aber das taten sie nicht. Das lief eher so ab.
„Hei Süsse, Lust zu tanzen?“
Worauf ich dann antwortete:
„Klar doch.“
Und schon ging’s los. Mein Rücken seiner Brust zugewandt und seine Hände auf meiner Hüfte und meinem Bauch tanzte ich mit ihm. Ich gab mir wirklich total mühe und bewegte mich so sexy wie möglich, aber immer wieder schlichen sich die Erinnerungen an vor sieben Jahren ein. So gut wie möglich verdrängte ich die Erinnerungen und hielt es drei Lieder lang aus, ohne das er was davon bemerkte. Dann bat ich ihn jedoch lächelnd um eine Pause, die er mir auch gewährte, sich aber direkt neben Grace und mich setzte, deren Tanzpartner ebenfalls neben ihr sass, und mit dem sie bereits wild rumknutschte.
Dadurch kam wohl auch mein Tanzpartner auf die glorreiche Idee mich küssen zu wollen.
„An deiner Stelle würde ich das lassen. Die Eisprinzessin hier scheuert dir eine, bevor deine Lippen ihren auch nur nahe gekommen sind.“
Verwirrt sah er von mir, zu unserem unumstrittenen Surfkönig an der Schule, der übrigens Dean heisst, und wieder zurück.
„Er hat recht. Sorry, aber ich kann das nicht. Konnte ich nie.“
„Ja, du machst die Typen erst heiss und lässt sie dann abblitzen“, machte Dean auch noch weiter und ich war nahe dran, ihm auch eine reinhauen zu wollen.
„Ach verpiss dich doch Dean. Du hast noch ein ganzes Jahr Zeit, mich zu nerven“, keifte ich und scheuchte ihn weg.
„Tut mir Leid. Der Typ geht mir jetzt schon seit zwei Jahren auf die Nerven. Willst du mich denn noch küssen?“, fragte ich zögernd. Ben, der übrigens nur Urlaub hier machte, nickte zögernd.
Unsicher schloss ich die Augen und wartete, bis seine Lippen auf meine trafen.
Jetzt erst fiel mir auf, dass das erst mein zweiter Kuss in 7 Jahren war. Und ich genoss ihn. Sehr sogar.
Und als wir uns geküsst hatten, tanzten wir noch mal. Solange bis wir nicht mehr konnten. Dann erst machten wir uns auf den Weg, den Strand entlang, wo wir uns schliesslich nahe am Wasser setzten.
„Darf ich dich noch mal küssen?“, fragte er selbstbewusster als zuvor.
„O… kay.“
Vorsichtig drückte er mich in den Sand und kniete sich über mich. Ein Bein zwischen meinen platziert. Sofort machte sich Panik in mir breit. Seine Hand wanderte langsam von meiner Hüfte nach oben zu meinen Brüsten, während er mich küsste und ich wehrte mich und stiess ihn weg.
Hastig sprang ich auf und rannte wieder in Richtung Party davon, während er mir noch nachrief, dass es im Leid tat.
Grace erkannte schon von weitem, dass etwas nicht stimmte und rannte mir entgegen. Dicht hinter mir war Ben, der mir gefolgt war.
„Was ist passiert?“
Schnell erklärte ich Grace alles, bevor Ben bei uns war.
„Bitte, Crystal. Es tut mir Leid. Ich wollte dir nicht weh tun. Glaub mir doch“, entschuldigte sich Ben immer wieder.
„Das war nicht deine Schuld Ben. Glaub mir. Sie hat einfach Panik bekommen. Wenn du an ihrer Stelle gewesen wärst und dasselbe hättest durchleben müssen, dann hättest du auch so reagiert.“
„Aber was kann den so schlimm gewesen sein, dass du so reagiert hast?“, wandte er sich an mich. Panisch schüttelte ich den Kopf, als Grace es ihm erzählen wollte.
„Das willst du nicht wissen“, antwortete sie schlicht, während ich versuchte, mich zusammen zu reissen.
„Okay. Belassen wir’s dabei. Aber ich wollte dir echt keine Angst machen.“
„Schon okay. Ist echt nicht deine Schuld“, verlegen kämme ich mir immer wieder mit den Fingern durch die Haare.
„Ähm… Ich werd dann wohl mal nach Hause gehen. Morgen ist ja wieder Schule.“, gab ich noch bescheid. Schnell verabschiedete ich mich von Grace und auch von Ben, ehe ich mich auf den Weg nach Hause machte.
Dazu musste ich eine halbe Stunde den Strand entlang gehen, dann über einen mit Palmen bewachsenen Hügel, bis ich in die Bucht kam, in der unser Haus stand. Ja, das war ein ziemlich weiter weg. Aber um zur Schule zu kommen, hatte ich ja mein Fahrrad. Mehr brauchte ich nicht.
Zu Hause angekommen, schlüpfte ich sofort in mein Nachthemd und putzte mir nur noch die Zähne, ehe ich mich schlafen legte.
Lange kreisten meine Gedanken noch darum, wie ich es diesem Duncan heimzahlen könnte, bis ich endlich einschlief.
Als am nächsten Morgen der Wecker klingelte wünschte ich mir noch, ich hätte am Abend zuvor nicht noch so lange Party gemacht. Trotzdem stellte ich mich unter den eiskalten Strahl der Dusche um wach zu werden.
Dann trocknete ich mir die Haare und band sie mit einem Haargummi hoch.
Fertig angezogen setzte ich mich an den Tisch, ass meine Pfannkuchen und schnappte mir dann meine Tasche. Um mich auf den Weg in die Schule zu machen.
Zum Glück ging der Weg morgens nur bergab, sodass ich nur am Abend alles wieder rauf fahren musste, wenn es egal war, ob ich schwitzte.
Zufrieden kam ich 10 Minuten später in der Schule an. Grinsend wurde ich von Grace begrüsst, die mir als erstes das Haarband rauszog, als sie mich umarmte.
„Hei“, spielerisch kniff ich sie in den Arm und sie reichte mir, was sie mir vor kurzem aus den Haaren gezogen hatte.
Lachend packte ich das Band in meine Tasche und wir machten uns auf den Weg in unser Klassenzimmer.
Dort liefen noch die Vorbereitungen, um unseren neuen Schüler zu begrüssen. Duncan Conroy. Der, der mir die Welle geklaut hat und daran schuld ist, dass es mich vom Board gefegt hat.
Ohne eine Regung zu zeigen half ich den anderen und tat so, als würde ich mich freuen.
Na ja, ich musste zugeben. Ein wenig freute ich mich wirklich. Zu meiner Schande musste ich nämlich eingestehen, dass Duncan unglaublich gut aussah. Und ausserdem schmeckte Rache ja bekanntlich süss.
Nachdem wir alles vorbereitet hatten, setzten wir uns auf unsere Plätze. Wie immer machten Grace und ich es uns in der letzten Reihe gemütlich. Und dann begann das warten.
10 Minuten…
20 Minuten…
Eine halbe Stunde zu spät tauchte er schliesslich doch noch auf.
Die Begrüssungsparty begann und wir mussten uns ihm alle der Reihe nach vorstellen, ehe er dasselbe tat.
Okay, wo fang ich an. Er hiess also Duncan Conroy und war 19 Jahre alt. Hatte hellbraunes, na ja, oder dunkelblondes Haar. Je nachdem wie das Licht war. Und blaugrüne Augen. Wie das Meer. Mir kam es so vor, als würden sie die Farbe wechseln. Als er Grace zunickte, waren seine Augen noch normal blau, doch als er zu mir sah, wirbelten blau und grün durcheinander wie das Meer bei einem Sommersturm. Fasziniert blickte ich ihm in die Augen, wendete aber dann schnell verlegen den Blick ab. Na das fing ja gut an.
Nicht nur, dass ich bis jetzt noch keinen einzigen Fehler an ihm gefunden hatte, jetzt spielte mein Magen auch noch total verrückt und ich hoffte, dass ich nicht bald krank im Bett liegen würde. Das währe ja furchtbar, dann könnte ich ihn nicht weiter ausspionieren.
Bald schon war die Vorstellungsrunde vorbei und Duncan setzte sich direkt an den Tisch neben unserem. Perfekt. So konnte ich ihn unauffällig beobachten und hatte die beste Möglichkeit, irgendeinen Fehler an ihm zu finden.
Manchmal konnte ich doch wirklich böse sein. Muahahaha.
Auf den Unterricht achtete ich nicht mal sonderlich. Ich beobachtete lieber, was um mich herum so geschah. Das war schon immer viel interessanter.
Die Mittagspause verbrachte ich wie immer mit Grace und den anderen Mädels in der Cafeteria an unserem Stammtisch. Weil ich keinen grossen Hunger hatte, nahm ich mir bloss einen Salat und eine Cola. Damit setzte ich mich zu den anderen und sah mich erst mal nach Duncan um.
Der sass nur zwei Tische weiter. Sehr gut. Da er sowieso das Gesprächsthema Nummer 1 war, sowohl an unserem, als auch an jedem anderen Tisch, fiel es nicht auf, wenn ich hin und wieder zu ihm rüber sah.
Natürlich erzählte ich niemandem von meiner Begegnung mit ihm, am Tag zuvor.
Es reichte schon, dass er und Grace davon wussten. Das würde nämlich oberpeinlich für mich werden. Also schwieg ich lieber und ass meinen Salat, während die anderen sich über ihn unterhielten und von ihm schwärmten.
Unauffällig schielte ich immer mal wieder zu ihm rüber. Er lachte, machte Scherze und amüsierte sich mit den anderen beliebten Jungs.
Und wenn er mal nichts sagte, machte er sich über seine Fritten her.
Je länger ich ihn beobachtete, desto perfekter kam er mir vor.
Und das änderte sich auch den Rest des Unterrichtes nicht.
Scheinbar war er ebenfalls mit seinem Fahrrad zur Schule gekommen und ich beschloss, ihm zu folgen. Merkwürdigerweise nahm er den gleichen Weg wie ich ihn jeden Tag fuhr. Kurz bevor wir an mein Haus ankamen bemerkte er mich doch noch.
„Sag mal, verfolgst du mich?“, wütend wendete er sich mir zu.
„Nein. Ich wohne gleich in dem Haus das da nach der Kurve kommt. Aber was machst du hier?“
„Mir gehört das andere Haus in der Bucht. Sieht ganz so aus, als währen wir Nachbarn“, grinste er und fuhr einfach weiter.
‚Ach verflucht. Es reicht noch nicht, dass der Typ mich in der Schule und am Strand nervt, jetzt treibt er sich auch noch in meiner Bucht rum.’
Zu Hause angekommen war Mum bereits wieder von der Arbeit zurück.
„Hei Schätzchen. Na, wie war denn der neue Schüler so?“
„Er ist unser Nachbar Mum. Kannst ihn ja mal besuchen gehen“, schlug ich missmutig vor und verschwand in meinem Zimmer, wo ich direkt in meinen Bikini schlüpfte. Dann griff ich mir noch mein Handtuch, den iPod und ein Buch und schlenderte nach unten an den Strand.
Als erstes sprang ich ins Wasser um mich abzukühlen und schwamm ein wenig oder liess mich treiben und von den Wellen hin und her schaukeln. Wenn ich zu weit rausgetrieben wurde, musste ich immer wieder zurück schwimmen, was mir aber nichts ausmachte. Ich war ja eine gute Schwimmerin. Musste ich auch sein. Schliesslich lebte ich auf einer Insel.
Bald schon legte ich mich aber auf mein Handtuch und las noch ein wenig in meinem Buch, bis ich mich umwandte und mich mit überkreuzten Beinen hinsetzte.
Schnell schaltete ich meinen iPod ein und stöpselte mir die Kopfhörer in die Ohren. Dann wählte ich eins meiner Lieblingslieder, When I Look At You von Miley Cyrus. Seit ich den Film mit ihr gesehen hatte, brachte ich das Lied nicht mehr aus dem Kopf. Ausserdem passte es perfekt zu der Szenerie vor mir. Rechts und links die Klippen, dazwischen das Meer, das sich bis in den Horizont erstreckte und darüber die Sonne, die schon bald alles in goldenes Licht tauchen würde.
Seufzend wartete ich. In weniger als einer Minute, würde die Sonne im Meer versinken. Jedenfalls sah es für mich so aus.
Fasziniert beobachtete ich, wie die Sonne dem Meer Millimeter für Millimeter immer näher kam und glaubte fast, ein zischen zu hören, als sich goldener Glanz auf dem Wasser ausbreitete und der Himmel sich zu verfärben begann.
Ich hatte schon mal versucht, das ganze zu Fotografieren, doch es gelang mir nicht. Meine Digitalkamera war dafür nicht gut genug.
Also gab ich es auf und nahm mir stattdessen vor, es mir immer mal wieder anzusehen.
Nachdem die Sonne schliesslich verschwunden war, packte ich meine Sachen zusammen und ging zurück zum Haus.
Dort duschte ich und wurde von Mum erwartet, als ich gerade eingewickelt in ein Handtuch aus dem Bad kam.
„Zieh dir was Hübsches an. Wir werden kurz zu unserem neuen Nachbarn rüber gehen und ihn willkommen heissen.“
„Ach Mum. Muss das sein. Ich kann den Typen nicht ausstehen“, bockte ich rum und verschränkte die Arme trotzig vor der Brust.
„Ja es muss sein. Und jetzt mach dich fertig. Los. Die Lasagne ist schon im Ofen. Wir haben also eine Stunde Zeit. Ich werde ihn dann gleich zum Abendessen einladen.“
„Ach Mann“, murrte ich nur und verschwand in meinem Zimmer.
Dort schlüpfte ich hastig in ein langes blaues Kleid und meine FlipFlops, bevor ich extra Laut die Treppen runtertrampelte.
„Fertig“, meldete ich mich bei Mum, die gerade dabei war, die Temperatur des Backofens runterzudrehen.
„Gut, dann lass uns durch die Bucht gehen. Das ist der kürzere Weg. Dazu brauchen wir nicht mal fünf Minuten“, schlug sie vor und ich nickte bloss.
„Hier. Nimm noch die selbstgebackenen Kekse mit, die ich heute gebacken hab. Ich hab sie eben noch schön verpackt“, wies sie mich an und ich verdrehte die Augen.
„Du willst dem Trottel echt auch noch was schenken?“
„Crystal Juanita Rain. Benimm dich gefälligst anständig und hör auf Leute zu beleidigen, die du kaum kennst.“
„Sorry Mum“, gab ich klein bei. Wenn sie mich mit beiden Namen ansprach, dann war sie wirklich sauer. Also griff ich wortlos nach dem Teller mit den Keksen und folgte ihr zur Tür raus.
Schweigend liefen wir dem Wasser entlang zu Duncans Haus rüber und ich hoffte schon, dass alles dunkel sein würde. Aber so viel Glück hatte ich natürlich nicht. Das Licht brannte und ich glaubte, das flimmern eines Fernsehers wahrzunehmen.
Er war also wach und zu Hause.
Kurz vor dem Haus machte Mum einen Schlenker und ging in grossem Bogen darum herum zum Vordereingang.
Nach fünf Sekunden warten, klingelte sie dann doch noch und wir warteten. Aus dem Inneren erklangen Schritte und dann ein poltern, worauf ein Fluch folgte.
‚Aha. Er flucht also. Hm.. Aber das machen ja alle Jungs. Das kann man ihm nicht vorwerfen.’
Mit diesem unangenehmen Gefühl im Magen, das ich am Morgen schon mal hatte, wartete ich darauf, dass sich die Tür öffnete.
Was sie auch tat. Oder besser gesagt, Duncan öffnete sie. Wie erstarrt blieb er stehen, den Blick für wenige Sekunden auf mich fixiert.
„Ähm. Hallo“, etwas verwirrt blickte er zwischen mir und meiner Mutter hin und her.
„Hallo. Ich bin Georgia Rain. Crystals Mutter. Ich wollte dich hier willkommen heissen. Wie gefällt es dir denn hier bei uns auf Hawaii?“
„Oh, es ist fantastisch. Besonders die Wellen gestern waren super“, grinste er und zwinkerte mir zu.
„Wie schön. Nun. Ich habe dir noch ein paar Kekse mitgebracht. Als Willkommensgeschenk.“
Schnell reichte ich ihm denn Teller, für den er sich natürlich wie es sich gehörte bedankte.
„Hast du schon gegessen?“
„Ähm… Nein. Noch nicht“, antwortete er ein wenig verwirrt von der Frage.
„Oh, gut. Wie wär’s wenn du mit zu uns kommst? Es gibt Lasagne. Ich hab extra mehr gemacht.“
„Das ist zu freundlich, aber das kann ich doch nicht annehmen“, wehrte er ab und ich war schon dabei mich zu freuen, als Mum ihn doch noch dazu brachte, mitzukommen.
Schnell schnappte er sich eine Fernbedienung und schaltete mit einem Klick alle Geräte und das Licht aus, ehe er sich den Hausschlüssel griff und die Tür hinter sich abschloss.
Ein wenig verlegen folgte er uns zurück zu unserem Haus, wo Mum mich bat, ihm doch noch das Haus zu zeigen, während sie sich um das Essen kümmerte.
‚Na bravo. Jetzt bleibt doch wieder alles an mir kleben.’
„Also, das ist das Wohnzimmer und da drüben ist das Esszimmer, das wirst du nachher noch sehen. Da drüben sind dann noch das Zimmer meiner Mum und ihr Bad. Und die Tür gleich neben dem Wohnzimmer ist die Gästetoilette“, erzählte ich emotionslos und hoffte darauf, dass er irgendwas sagte. Hätte ich doch besser nicht gehofft.
„Und was ist oben?“
„Mein Zimmer. Mein Bad und eine Bibliothek/Büro“, zählte ich auf und er bat mich doch tatsächlich, dreist wie er war, ihm doch mal mein Zimmer zu zeigen.
Und da Mum bloss wieder wütend werden würde wenn ich es nicht machte, tat ich es eben.
Als erstes zeigte ich ihm die Bibliothek in der alle meine Bücher, DVD’s und CDs, sowie ein Mac PC eine Stereoanlage ein Bürotisch mit riesigem Drehsessel und eine Chaiselonge standen.
„Interessant. Darf ich?“, fragte er charmant und ich nickte, was auch immer er meinte. Lächelnd drückte er den Knopf an der Stereoanlage und mein Lieblingssong erfüllte den Raum dezent, aber in Stereo. Seufzend liess er sich auf die Chaiselongue fallen und klopfte neben sich.
Steifgliedrig wie ein Robotter setzte ich mich neben ihn. Ohne zu zögern legte er mir doch tatsächlich den Arm um die Schulter und ich sprang sofort auf.
„Sag mal geht’s noch?“, panisch wich ich zurück.
„Also jetzt reagierst du aber über.“
„Nein, tu ich nicht. Ich kenn dich ja kaum und du machst dich an mich ran. Ich meine, Hallo?“, stotterte ich aufgeregt.
„Na gut. Irgendwie hast du recht. Tut mir Leid. Zeigst du mir noch dein Zimmer?“
„O… kay“, stimmte ich schliesslich zu und schaltete die Stereoanlage aus.
Dann bat ich ihn mir zu folgen.
‚Herrgott noch mal! Was ist den Los mit mir? Mein Wortschatz besteht, wann immer ich mit ihm spreche letztendlich nur noch aus Okay und irgendwelchem unverständlichem Gestotter. Er hält mich bestimmt schon für gestört oder so. Mann ist das peinlich. Ich sollte mich wirklich zusammenreissen!’ rügte ich mich quasi selbst.
„Also, ich hab nicht aufgeräumt, aber ich hoffe das geht auch so“, gab ich schüchtern lächelnd zu und stiess die Tür auf. Mein Bett war nicht gemacht und einige meiner Klamotten und diverse Bücher lagen auf dem Boden verteilt.
Schnell sammelte ich alles ein und warf es auf einen Haufen in die dunkelste Ecke meines Zimmers. Dann schüttelte ich noch die Decke auf und breitete sie schön aus.
„Ah, mal sehen was du gerade liesst. Smaragdgrün? Noch nie gehört“, aufmerksam las er die Kurzbeschreibung durch.
„Klingt interessant. Worum geht’s denn genau?“
„Also am besten liest du es selbst. Ist ne Liebesgeschichte und gleichzeitig eben auch total Spannend. Aber fang mit Rubinrot an. Ich kann es dir auch ausleihen wenn du willst. Immer vor dem Fernseher sitzen ist auch nicht gut. Ausserdem kann man Bücher mitnehmen. Fernseher nicht“, scherzte ich und holte besagtes Buch aus dem Regal in der Bibliothek.
„Damit fang ich noch heute an. Ich versprechs“, grinste er und ich wurde doch tatsächlich rot.
„Also, äh… Du musst es natürlich nicht lesen wenn du nicht willst. War bloss ein Vorschlag und na ja“, platzte es aus mir raus.
‚Jetzt reiss dich aber mal zusammen!’, sprach ich in Gedanken zu mir selbst.
„Ich würde es wirklich sehr gerne lesen und währe froh, wenn du es mir ausleihen könntest.“
„O… Okay“, es klang eher wie eine Frage und ich lief noch mehr rot an.
„Na dann. Bereit fürs Abendessen?“, fragte er grinsend.
„Bereit wenn du es bist“, zitierte ich Gwendolyn aus Rubinrot. Ein wenig verwirrt blickte er mich an.
„Das war übrigens ein Zitat aus dem Buch“, erklärte ich noch und ging dann ihm voran die Treppe wieder nach unten und ins Esszimmer.
„Setz dich doch. Ich muss noch kurz den Tisch decken.“
„Ich kann dir doch helfen.“
„Nein. Mum killt mich, wenn ich das zulasse. Du bist unser Gast. Aber wenn du dich beschäftigen willst, kannst du ja mit dem Buch anfangen“
Mit diesen Worten verschwand ich in der Küche und holte Teller und Besteck aus den Schränken. Dann noch einen Untersetzer und alles was ich sonst noch so brauchte. Die Gläser oben auf, balancierte ich alles mehr schlecht als recht ins Wohnzimmer und schaffte es irgendwie, die Tür aufzumachen, ohne das etwas runtergefallen war. Kurz vor dem Tisch stolperte ich über denn Teppich und der Turm geriet gefährlich ins Wanken.
Gerade noch so schaffte ich es, alles abzustellen und die Gläser aufzufangen.
„Okay, dass war knapp“, seufzte ich erleichtert und stellte die Gläser vorsichtig auf den Tisch.
Dann begann ich den Rest zu verteilen und bewunderte am Ende mein Werk.
Zufrieden setzte ich mich wieder hin und beobachtete Duncans Augen dabei, wie sie über die Seiten huschten. Er las mehr als doppelt so schnell wie ich. Und ich war ja auch schon eine wirklich schnelle Leserin.
„Crystal. Ist das nicht dein Lieblingsbuch?“, war das erste was Mum fragte, als sie mit der fertigen Lasagne das Esszimmer betrat.
„Ja, ist es. Wieso?“
„Ich dachte du wolltest es nie ausleihen. Nicht mal Grace hat es bekommen.“
„Na und. Ich hab meine Meinung geändert. Wir sollten jetzt besser essen und nicht über Bücher reden“, antwortete ich gereizt und sah Duncan über den Tisch hinweg an. Dieser legte schnell das Buch weg und erwiderte meinen Blick, bis ich seinem nicht mehr standhalten konnte und den Blick verlegen abwandte.
In der Zwischenzeit hatte Mum die Lasagne verteilt und wir konnten anfangen zu Essen.
Ich wünschte beiden leise gemurmelt guten Appetit und machte mich über meine Leibspeise her.
Nachdem ich fertig gegessen hatte, entschuldigte ich mich kurz. Mum hatte mich zuvor noch gebeten, das Dessert vorzubereiten und das wollte ich jetzt noch fertig machen.
Schnell richtete ich Vanille Eis, Schokomouse, und Erdbeeren auf einem hübschen Tellerchen für jeden an und verzierte dann noch alles mit Schlagsahne.
So konnte ich die Teller dann gleich ins Esszimmer tragen, denn ich war gerade rechtzeitig fertig geworden. Mum kam mit der Platte und den leeren Tellern in die Küche und ich verliess sie mit dem Dessert.
Ich hatte mich gerade mit dem letzten Teller gesetzt, als Mum zurück kam.
Ich genoss die säuerliche Süsse der Erdbeeren und die Vanille, sowie die Schokolade in Kombination mit der gesüssten Schlagsahne und war enttäuscht, als mein Teller leer war.
Mum lächelte nur, als sie mein Gesicht sah und nickte mir zu.
„Willst du auch noch was?“, fragte ich Duncan, dessen Teller ebenfalls leer war.
„Wenn ich darf gerne.“
„Na dann komm. Du darfst sagen, wie viel du noch willst.“
Ihm voraus schlenderte ich in die Küche und holte den Eisbehälter und die Schüsseln mit den Erdbeeren und dem Schokomouse aus dem Kühler.
Abwartend sah ich zu ihm und er trat näher.
„Darf ich von allem noch was haben?“
„Klar doch. Aber dazu brauch ich deinen Teller“, bemerkte ich, als er nicht reagierte.
„Oh, natürlich“, charmant lächelnd reichte er ihn mir und ich tat ihm von allem noch mal auf, ehe ich dasselbe mit meinem Teller machte. Schnell packte ich noch alles weg und folgte Duncan dann zurück ins Esszimmer.
Während wir den Nachschlag auch noch vertilgten, begann er, mich über total belanglose Dinge auszufragen.
„Und was ist deine Lieblingsfarbe?“
„Hmm… Blau und grün würde ich sagen. Wie das Meer“, antwortete ich zwischen zwei bissen.
„Lieblingsedelstein?“
„Alle 12 Edelsteine aus der Edelstein Trilogie.“
„Und was bitte ist die Edelstein Trilogie?“, hakte er nach.
„Du hast gerade angefangen, das erste Buch davon zu lesen“, erkläre ich und an seinem Blick erkenne ich, dass er verstanden hat.
„Okay, dann werde ich es noch rausfinden.“
„Genau.“
„Aber sag mal. Was ist deine Lieblingsfarbe?“
„Saphirblau“, antwortete er und sah mir dabei unverwandt in die Augen.
„Und dein Lieblingsedelstein?“, bohrte ich weiter und wandte meinen Blick ab.
„Schwer zu sagen. Ich hab keinen. Aber müsste ich mich entscheiden, währe es im Moment der Saphir.“
„Irgendwie hast du’s mit blau, was?“, erkannte ich lächelnd und ass weiter.
„Ja, daran bist du schuld“, erklärte er und vermischte gerade Schokomouse mit Erdbeeren.
„Wieso dass denn?“
„Wegen deiner Augen. Sie sind Saphirblau.“
Überrascht von dem was er eben gesagt hatte, liess ich den Löffel fallen, der klappernd auf den Teller traf und mich so in die Realität zurückholte.
„Aha.“
Etwas verlegen, sowie auch verwirrt und verängstigt ass ich weiter, während er mich weiter ausfragte.
„Deine Lieblingsbücher kenne ich dann wohl schon. Die Edelstein Trilogie“, vermutete er und ich nickte kauend.
„Lieblingsfilm?“
„Mit dir an meiner Seite. Das Lied von vorhin, When I Look At You ist auch aus dem Film. Ist wohl mein Lieblingslied. Ich höre es andauernd und singe auch mit, wenn niemand zuhört“, gab ich errötend zu und ass hastig weiter.
„Was ist dein Lieblingsbuch?“, traute ich mich schliesslich doch noch zu fragen.
„Lach nicht, ja?“
„Okay.“
„Also, da wäre mal die Nixen Trilogie von Helen Dunmore und das Buch, Herrin der See von Alan Temperley. Ich hab die Bücher von meiner Mum bekommen, bevor sie starb. Deshalb bedeuten sie mir wohl so viel“, erklärt er und ich sehe an seinem Blick, dass er es ernst meint.
„Das mit deiner Mum tut mir Leid.“
„Schon okay. Ist Jahre her. Sie war sehr Krank und man konnte ihr nicht mehr helfen.“
„Oh. Wie schrecklich. Meinen Dad hab ich nie kennengelernt. Nur meine Mum ist noch da. Aber lassen wir die traurigen Themen. Sag mir lieber, was dein Lieblingsfilm ist.“
„Ich hab keinen. Und auch kein Lieblingslied. Jedenfalls hat es keinen Namen“, antwortete er zwischen zwei Bissen.
„Okay. Ich glaube es ist besser wenn du fragst und ich antworte“, schlug ich vor und er nickte bloss.
„Also. Was machst du, wenn du nicht surfst?“
„Hm… Mal überlegen. Lesen, Musik hören, chillen oder mit Grace was unternehmen. Eben was man so macht.“
Schweigend assen wir fertig, damit ich abräumen konnte. Dann bat Mum mich, Duncan nach Hause zu begleiten.
‚Wieso immer ich? Na ja, aber das war ja klar. Es bleibt immer alles an mir hängen.’
Barfuss schlenderte ich neben Duncan am Wasser entlang und wich grinsend den Wellen aus, ehe sie mich erreichen konnten. Das ganze glich einem Tanz und merkwürdigerweise war es mir überhaupt nicht peinlich, dass Duncan mich dabei beobachtete.
„Was?“, fragte ich bloss, als er lachte. Abwartend sah ich ihn an, doch er schüttelte nur den Kopf und wandte den Blick ab. Also machte ich weiter, wo ich aufgehört hatte bis endlich Duncans Haus in Sicht kam.
Bis zur Tür begleitete ich ihn noch.
„Also dann, bis Morgen“, verabschiedete ich mich und wollte schon weggehen, als er nach meiner Hand griff.
„Ist noch was?“, verwirrt sah ich ihn an.
„Äh… Nein… Bis Morgen.“
„Ja. Tschüss.“
So schnell ich konnte rannte ich zurück zu unserem Haus und hoch in mein Zimmer, wo ich mich bettfertig machte. Kurz wünschte ich Mum noch eine gute Nacht und legte mich dann schlafen.
Am nächsten morgen weckte mich das nervtötende Piepsen meines Weckers und ich sprang, etwas weniger müde als gestern aus dem Bett und direkt unter die kalte Dusche.
Dann trocknete ich mir die Haare, dieses Mal mit einem Föhn und zog mich an.
Unten Frühstückte ich in Rekordzeit und schnappte mir dann nur noch meine Tasche und meine Sonnenbrille.
Ohne zu zögern schwang ich mich auf mein Rad und fuhr los.
Texte: Alle Rechte liegen bei mir.
Cover: deviantart.com:
Kamillyonsiya
Tag der Veröffentlichung: 25.07.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Dieses Buch widme ich allen, die es lesen. XD