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Ein neues Jahr




Ein neues Jahr

„Hi Natalie. Na wie waren deine Ferien? Also meine waren echt cool“, ich umarme Natalie erst einmal, denn ich hab sie wie immer total vermisst. Fünf Wochen Ferien in Thailand sind eine wirklich lange Zeit. Natürlich hat es mir Spass gemacht, aber ohne meine Freundinnen ist es einfach nicht dasselbe.
Plötzlich werde ich auf die Schulter getippt, was mich zusammenzucken lässt. Überrascht drehe ich mich um und stehe Cloe gegenüber, die mich sofort an sich zieht.
Cloe ist fast so schlank, und auch fast so gross wie ich und äusserst gutaussehend. Sie hat superkurze, blonde Haare und dunkelblaue, fast schon schwarze Augen.
Natalie ist einen Kopf kleiner als Cloe und auch nicht ganz so dünn wie wir. Sie hat schulterlanges, schokobraunes Haar und eben solche Augen.
Ich dagegen bin gross, 1,78m nämlich, und gertenschlank. Ich habe lange, gewellte, tiefschwarze Haare und grün-goldene Augen.
Anscheinend ist es ein genetischer defekt, denn weder mein Vater, noch meine Mutter haben diese Augenfarbe. Jedenfalls sagte Mum mir, dass auch mein Vater keine solche Augenfarbe hätte. Aber ich bin Froh. Mein grün-gold gefällt mir viel besser.
Nun aber wieder zurück zur Story.
Alles beginnt hier. An meiner Oberschule. Das letzte Schuljahr hat begonnen und wir warten auf den Beginn der ersten Stunde. Als ob wir uns abgesprochen hätten, tragen wir alle Jeansshorts, ein Top und eine Bluse darüber. Natürlich verstosse ich mit meinen Hotpants gegen die Kleiderordnung, doch das stört mich nicht. Inzwischen haben alle aufgehört, mich darauf hinzuweisen, oder gar zu verwarnen. Ich trage immer einfach wonach mir gerade ist. Und heute war mir nun mal nach diesem Outfit.




Ich trage Jeanshotpants ein weisses Top mit ’Bite Me!’ Aufdruck und darüber eine rot, transparente Kurzarmbluse. Dazu noch rote Converse Turnschuhe und einen schwarzen Gürtel mit einer silbernen Schnalle.
Cloe trägt schwarze Jeansshorts ein hellblaues Top und darüber eine blaue Karobluse, und blaue Converse All Stars.
Nathalie hat etwas Ähnliches wie Cloe an, bloss das ihr Top schwarz ist, und die Karobluse darüber grün.
Während Natalie und Cloe darüber streiten, wer die besseren Ferien gehabt hat, sehe ich mich noch ein wenig um und wartete darauf, dass es klingelt.
„Na los! Kommt schon! Wir müssen rein. Sonst kommen wir noch zu spät“, fordert Cloe, kaum dass es geklingelt hat.
Ich betrete gefolgt von Cloe und Natalie die Schule und wir gehen die Treppe hoch in den ersten Stock. Ich setze mich wie immer alleine an meinen Tisch in der letzten Reihe und warte darauf, dass unser Lehrer kommt. Am Tisch neben mir unterhalten sich Cloe und Natalie gerade über den neuen Schüler, der bisher noch immer nicht aufgetaucht ist.
Missmutig starre ich aus dem Fenster und frage mich, was ich den ganzen Tag machen soll. Am ersten Schultag haben wir noch keinen Unterricht, weil die Erstsemester erst mal eingewiesen werden müssen.
Das heisst wir werden erst mal eine Vorstellungsrunde für den Neuen machen.
’Oh Mann, wie langweilig.’
Und was danach kommt kann nur noch schlimmer werden. Ich weiss, ich sollte nicht so negativ denken, aber der Jetlag macht mir noch zu schaffen. Wir waren gestern Abend um elf Uhr angekommen, aber erst nach drei konnte ich endlich schlafen. Das währe ja an sich nicht so schlimm, aber wenn man dann auch noch so früh aufstehen muss ist das echt unmenschlich. Ich glaube das erklärt alles.
Jedenfalls hat unser Klassenlehrer, Mr. Goodale, gerade das Schulzimmer betreten.
„Okay, wie ich sehe ist unser neuer Schüler noch nicht hier. Wahrscheinlich ist er noch beim Rektor. Dann wollen wir doch einfach mal anfangen. Ich hoffe ihr hattet alle wundervolle Ferien. Es ist schön euch alle auch dieses Jahr noch mal begrüssen zu dürfen.“
Kaum hat Mr. Goodale fertig gesprochen, klopft es auch schon an der Tür.
Sofort eilt er hin und öffnet sie.
„Ah, sie sind also Alexander Masen?“
Ein Junge, oder eher Mann, im alter von etwa 20 Jahren nickt und tritt ein.
„Ich nehme mal an, dass sie Mr. Goodale sind“, es klingt eher wie eine Feststellung, als wie eine Frage, aber das ist wohl eher nebensächlich.
Ihr wollt doch bestimmt lieber wissen, wie er aussieht. Nun ja, er ist einfach WOW!
Er ist muskulös und gross, also mindestens 1,90m, und hat schwarze, verwuschelte Haare. Leider trägt er eine Sonnenbrille, weshalb ich seine Augen nicht sehen kann. Aber sobald ich seine Augenfarbe kenne, werde ich sie euch natürlich verraten. Nun aber weiter…
Wir wurden gerade aufgefordert, unsere Stühle im Kreis anzuordnen. Also setzen wir uns in den Kreis und, oh Wunder, der Neue setzt sich direkt zwischen mich und Bettina, meine grösste Rivalin.
Sie versucht mir, wann immer es ihr möglich ist, das Leben schwer zu machen, aber das stört mich inzwischen nicht mehr. Sie hat das alles bloss aus Eifersucht getan, denn der beliebteste und ’Möchtegern coolste’ Junge dieser Schule, hatte versucht, mich für sich zu gewinnen. Als er das jedoch nicht schaffte, gab er sich eben mit der seiner Meinung nach zweitbesten zufrieden, und das war nun mal Bettina. Natürlich war sie eine Weile lang zufrieden, aber als er meinetwegen wieder mit ihr Schluss machte, schwor sie Rache.
Seither versucht sie immer mal wieder mich zu verunsichern und mich in allem zu übertrumpfen. Hin und wieder stellt sie mir ein Bein, oder will mir ’aus versehen’ etwas übers Shirt schütten. Eben solche Sachen. Ich hoffe, dass das dieses Jahr besser wird, doch grosse Hoffnung habe ich nicht.
Auch will sie in allem besser sein als ich. Das gelingt ihr eigentlich so gut wie nie. Im Sport bin ich besser als sie. Und auch im Musik Unterricht. Ich kann sogar besser Kochen. Ist sie jedoch nur einmal in etwas besser als ich, lacht sie mich sofort aus. Das heisst, wenigstens nach jedem Französischtest werde ich von ihr verspottet.
Dadurch habe ich vor allem eins gelernt. Niemand ist perfekt. Und ich erst recht nicht.
Ich meine, ja, ich bin gross und schlank, und alle beneiden mich wegen meiner nicht enden wollenden Beinen. Aber meine Beine sind auch ein Problem. Ich brauche Stunden, um eine Jeans zu finden, die mir passt, denn entweder sind die Hosenbeine zu kurz, oder dann genau richtig in der Länge, dafür ist dann aber der Rest viel zu gross. Meine Haare sind auch eine Katastrophe. Wenn ich sie nachts nicht zu einem Zopf flechte, kann ich sie am nächsten Morgen kaum mehr entwirren. Meinetwegen mussten schon viele Bürsten dran glauben.
Und des Öfteren wurde ich auch schon verdächtigt, magersüchtig zu sein. Doch dann währe ich niemals immer so gut in Form gewesen.
Ich könnte euch jetzt ja noch mit weiteren Problemen und Makeln zutexten, aber ich glaube nicht wirklich, dass euch das interessiert. Ausserdem werde ich gleich mit vorstellen dran sein, also halte ich mich lieber mal bereit.
„Nun gut. Die nächste“, fordert Mr. Goodale sogleich.
„Ja, hi. Ich bin Ashley Emily Seabright. Seabright ist ja kein typisch schweizerischer Name. Das liegt daran, das mein Dad, der Exmann meiner Mum, Amerikaner ist. Ich bin 16 Jahre alt und in Phoenix, Arizona geboren. Später sind wir dann ein paar Mal umgezogen. Kann mich aber kaum noch dran erinnern. Nun mal was über meine Hobbys. Ich tanze und singe gerne. Lese viel, sitze aber wahrscheinlich genau so oft einfach nur vorm TV, chille, oder höre Musik. Ausserdem bin ich auch oft draussen. Ich reite viel, gehe skaten, oder mache etwas mit meinen Flyjumpern. Na ja, letzteres kann ich noch nicht so richtig. Ich fall andauernd hin, wenn ich versuche, zu rennen. Ist aber trotzdem ziemlich witzig. Wenn irgendwer noch mehr wissen will, kann er mich ja später mal fragen.“
’So, mehr sag ich nicht’, denke ich noch für mich und warte darauf, das der Neue endlich anfängt. Ich bin doch ziemlich neugierig. Ist ja ziemlich selten, dass so ein süsses Sahneschnittchen sich ausgerechnet in diese Schule verirrt.
„Na gut, dann ist wohl der nächste dran“, stellt unser Lehrer endlich fest.
„Okay. Ich bin Alexander Masen. Ich wurde ebenfalls in den USA geboren.“, beginnt er und, oh Gott er sieht mich an und er lächelt. Ich muss mir mühe geben, nicht zu hyperventilieren.
„Hi. Also, ich bin ebenfalls 16 Jahre alt und wurde in San Francisco geboren. Vor drei Jahren starben meine Eltern bei einem Autounfall, weshalb meine Brüder mit mir hier hergezogen sind. Sie dachten ein Neuanfang währe wohl am besten. Hmm… Meine Hobbys sind vor allem lesen, Musik hören, und manchmal auch vorm TV chillen. Ich war früher auch oft in der Natur, aber die letzten drei Jahre hatte ich genug mit dem Umzug und alledem zu tun.“
„Ah ja. Und währen sie so freundlich uns zu erzählen, was denn ausser dem Umzug noch alles zu erledigen war?“, bohrt Mr. Goodale nach.
„Sag ihm lieber nichts. Er könnte es gegen dich verwenden“, scherze ich und zwinkere ihm zu.
„Keine Sorge. Ich pass schon auf.“ Grinsend dreht er sich wieder zu den anderen und fängt an zu erklären.
„Ich und meine Brüder haben die Firmen meines Vaters geerbt. Um die müssen wir uns jetzt kümmern.“
„Und was für Firmen sind das?“, fragt Mr. Goodale ein wenig genervt, ihm wohl alles aus der Nase ziehen zu müssen.
„Blutbanken. Labore. Pharmakonzerne. Eben solche Firmen.“
’Und hiermit ist der Vortrag beendet’, denke ich für mich. Ich muss mich regelrecht beherrschen, ihn nicht die ganze Zeit zu beobachten.
’Wie kann jemand bloss so gut aussehen?’, frage ich mich und schmachte ihn an.
Nachdem sich nun alle vorgestellt haben, setzten wir uns wieder an unsere Plätze.
„Darf ich?“
„Ähhhmmm…. Klar…. Nur zu….“, stammle ich, völlig von seinen quecksilberfarbenen Augen abgelenkt, die mich für kurze Zeit über seine Sonnenbrille hinweg ansehen.
„Ashley also. Schöner Name. Gefällt mir.“
„Danke. Alexander ist aber auch cool. Ach ja… Wenn du willst kannst du mich aber auch einfach Ash nennen. Meine Freunde nennen mich auch immer Ash“, biete ich ihm an.
„Nein danke. Ich finde Ashley hübscher. Bei Ash denke ich immer an Pokèmon. Du weißt schon, die TV Serie.“
„Ah ja? Pokèmon also? Interessant. Darauf bin ich noch gar nicht gekommen“, und schon wieder grinse ich wie ne Blöde. Was war bloss los mit mir?
Klar, ich versuchte immer selbstbewusst rüberzukommen. Das gelang mir auch immer sehr gut. Bis auf Heute. Normalerweise benahm ich mich Jungs gegenüber nicht so.
Ausser meinen zwei besten Freundinnen, Natalie und Cloe, glaubten alle, ich hätte es schon mal getan. Also Sex… Aber natürlich hatte ich das nicht. Wenn sie es jedoch glauben wollten, dann sollten die das ruhig machen. Mir war das egal.
‚Wie bin ich eigentlich auf so ein Thema gekommen?’, frage ich mich schon wieder verwirrt.
„Du kannst mich aber auch gerne Alec nennen“, bietet er lächelnd an. Mehr als ein nicken bringe ich nicht zustande.
‚Dämlich, dämlich, dämlich. Herrgott noch mal, Ash! Reiss dich zusammen’, mahne ich mich in Gedanken selbst.
„Nun, dann wollen wir endlich anfangen. Ich werde euch gleich mal einen Zettel austeilen, auf dem alle wichtigen Sachen im kommenden Schuljahr notiert sind“, erklärt Goodale während er durch die Reihen geht und auf jeden Tisch zwei Zettel legt. Ich will gerade danach greifen, als mir Alec auch schon einen hinhält.
Während ich mal ein bisschen durchlese was so alles ansteht, faltet er aus dem Papier einen Schwan.
„Cool. Du kannst Origami?“, frage ich begeistert.
„Ja, hat mir die Freundin, meines Bruders beigebracht.“
„Hmm…. Interessant. Hat sie dir noch andere Figuren beigebracht?“, frage ich lächelnd, während ich vorsichtig den Schwan nehme, um ihn mir genauer anzusehen.
Ja, schon. Aber mit dem Papier geht’s nicht so gut, sonst würde ich dir noch was zeigen.“
„Oh, schon okay“, winke ich ab und muss jedes Fünkchen Körperbeherrschung zusammenkratzen, um nicht rot zu werden.
„Kann ich vielleicht mitlesen? Mein Blatt fliegt vielleicht bald davon“, scherzt er und deutet auf meine Hand, auf der immer noch der Schwan liegt.
„Klar doch, nur zu.“ Ich schiebe das Blatt, mir ein lachen verkneifend, in die Mitte des Tisches. Ohne es zu merken rutsche ich mit meinem Stuhl ein wenig näher zu Alec und lese den Rest auch noch.
„Alexander, würden sie bitte weiterlesen?“, unterbricht Mr. Goodale.
Genervt blicke ich zu Goodale auf und erdolche ihn mit meinem Blick.
„Ja, natürlich.“
Er fängt an die Liste der Ereignisse, mit dazugehörigen Daten, runter zu lesen. Ich kriege zwar nicht mit, was er liest, dafür aber wie er es liest. Ich höre nur seine klare, sanfte Stimme und bin natürlich sofort hin und weg.
Als er fertig ist, fängt unser Lehrer an, über die verschiedenen Anlässe zu quatschen. Immer mal wieder schiele ich zu Alec hinüber und warte sehnsüchtig auf das klingeln der Pausenglocke.
Als es dann endlich klingelt renne ich fast nach draussen. Sofort stelle ich mich vor den Wagen, der Bäckerverkäuferin und warte darauf, dass sie endlich aussteigt.
„Ein Schokobrötchen.“ Ich drücke ihr das Geld in die Hand und nehme eins der Brötchen aus der Kiste.
Unten auf der Sportwiese klettere ich auf den einzigen Baum in der nähe und mache es mir auf einem Ast bequem.
„Was dagegen wenn ich dir Gesellschaft leiste?“, fragt eine mir jetzt schon viel zu bekannte Stimme.
„Nö, komm rauf. Hier oben wird man wenigstens in Ruhe gelassen. Halt einfach die Füsse oben, dann findet dich auch keiner.“
Behände klettert er nach oben und setzt sich auf den Ast neben mir. Dabei macht er kein einziges Geräusch, was nicht mal ich geschafft habe, und ich bin wirklich sehr gut darin, leise zu sein.
„Willst du was ab haben?“, frage ich lächelnd und deute dabei auf mein Brötchen.
„Nein, danke. Hab kein Hunger. Hab schon sehr viel gefrühstückt, aber trotzdem danke.“
„Und, hast du dich hier schon eingelebt?“, bohre ich nach.
„Ja, total. Es ist echt schön hier. Wir haben ein Haus direkt am Waldrand. Also bin ich endlich der Natur wider näher.“
„Cool, tja ich muss immer ne Weile mit m’Rad fahren um überhaupt eine freie Stelle zu finden, um mit meinen Flyjumpern üben zu können“, erzähle ich, ein wenig niedergeschlagen.
„Wir könnten ja mal zusammen üben. Ich hab auch welche. Und meine Brüder auch. Wir könnten dir ein paar Tricks zeigen, wie es einfacher geht“, bietet er an.
„Echt? Das würdest du tun?“
„Klar, wieso nicht?“
„Ja, klar. Aber mach dich darauf gefasst, dass ich ziemlich oft auf dem Hintern lande. Ich hab ja gesagt, das ich noch nicht mal richtig rennen kann“, scherze ich.
„Keine Sorge. Irgendwie bring ich dir das schon bei.“ Sein Enthusiasmus ist echt umwerfend. Genau wie sein lächeln. Und seine Augen, die ich aber jetzt gerade wieder nicht sehe, weil sie hinter seiner Ray Ban Sonnenbrille verborgen sind.
„Gott… Ich bin unmöglich…“, murmle ich so leise vor mich hin, dass er es unmöglich gehört haben kann.
„Wieso denn?“, hakt er nach und ich wundere mich kurz, wie er überhaupt was verstehen konnte.
’Mist!’, denke ich.
„Na in deiner Gegenwart benehme ich mich immer so bescheuert. Ich vergesse, dass ich doch eigentlich selbstbewusst rüberkommen will und benehme mich stattdessen wie ein kleines verliebtes Mädchen.“
Verlegen starre ich auf meine Füsse und bin ’plötzlich’ ganz fasziniert von meinen Schnürsenkeln.
„Ach so. Na ja, wie auch immer. Ich geh jetzt wohl besser.“
Geschmeidig wie eine Katze erhebt er sich und springt vom Baum. In geduckter Haltung landet er und geht schnell, aber unauffällig davon.
„Was war denn mit dem los?“, erkundigt sich Natalie und sieht zu mir hoch.
Ich hab sie gar nicht kommen gehört, lasse mich davon aber nicht weiter irritieren.
„Keine Ahnung. Vorsicht, ich komm jetzt runter“, warne ich die beiden und sie treten erst mal zurück.
Beinahe so geschmeidig wie Alexander schon vor mir, springe ich von meinem Ast und lande in geduckter Haltung, um meinen Sprung abzufedern. Nachdem ich mich erst mal gestreckt habe, folge ich meinen Freundinnen zurück ins Schulzimmer. Dort wartet schon Alexander an meinem Tisch. Lässig, die Sonnenbrille neben sich, sitzt er mit geschlossenen Augen auf dem Stuhl.
Leise setze ich mich neben ihn.
„Tut mir Leid“, entschuldige ich mich, weil mir einfach nichts Besseres einfällt.
„Es liegt nicht an dir, es liegt an mir“, erklärt er schlicht.
„Das kann doch wohl nicht dein Ernst sein! Willst du mich verarschen?“, ungläubig drehe ich mich zu ihm hin und mustere ihn. Seine Lippen sind zu einem süssen Lächeln verzogen, das aber gleichzeitig auch ein wenig arrogant wirkt.
„Nein, nicht im geringsten. Aber trotzdem währe es besser du würdest dich einfach von mir fernhalten“, schlägt er vor und zeigt mir dabei seine blendend weissen Zähne.
„Hei, du bist zu mir gekommen. Ich brauche dich nicht. Das hab ich nicht nötig.“
„Wie du meinst“, erwidert er gleichgültig und setzt seine Ray Ban auf.
’Aahhh! Das kann doch wohl nicht wahr sein! Was für ne Scheisse!’, denke ich ausser mir vor Wut.
Erst bietet er mir an, mit mir mit meinen Flyjumpern zu üben und dann soll ich mich auf einmal von ihm fernhalten. Was für ein selbstverliebtes Arschloch. Wie kann man nur so arrogant sein. Und so süss, und gutaussehend, und stark. Nein. Nein! Nein!!!!!
So kann das nicht weitergehen. Ich werde ihn ignorieren und zwar ab jetzt…
Na gut jetzt…
Nein jetzt!
Leute… Ich hab ein Problem. Ich bin total in den neuen verknallt…
Vorsichtig schnippe ich den Zettel zu Cloe und Natalie. Da sie ebenfalls nichts zu tun haben, schicken sie den Zettel auch sofort zurück.
Was ist denn daran so schlimm?
Ich erkenne Natalies Handschrift sofort.
Na erst war ja alles okay. Ich meine, er hat mir angeboten, mit mir zu trainieren. Mit den Flyjumpern meine ich. Aber als wir uns dann unterhalten haben, ist mir irgendwie so was rausgerutscht, was ihm wohl gezeigt hat, dass ich in ihn verknallt bin… Und jetzt sagt er einfach, es liegt an ihm, nicht an mir….
Was für ein Arsch!
Ja, total. Vergiss ihn einfach. Er ist es offensichtlich nicht wert.
Na gut… Ihr habt recht… Er hat sich wirklich wie ein Arsch verhalten… Aber er geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf…
„Tut mir Leid. Ich wollte nicht unhöflich sein. Aber ich kann es mir einfach nicht leisten, eine Freundin zu haben.“, erklingt plötzlich Alecs sanfte Stimme neben mir.
„Na du bist ja wirklich sehr taktvoll. Anstatt uns das auch noch unter die Nase zu reiben, könntest du uns auch einfach ignorieren“, schlägt Natalie ziemlich sauer vor.
„Weißt du was? Lass uns einfach in ruhe, ja?“, kommt sofort Cloes Unterstützung dazu.
Während die Beiden auf Alec losgehen, starre ich nur stur auf den Tisch und frage mich, wieso er mich wohl nicht will.
Bin ich ihm nicht hübsch genug? Oder hat er schon eine andere im Visier? Liegt es womöglich an seinen Geschäften? Oder gibt es ein anderes Problem, was ihn davon abhält?
Ich weiss jedenfalls nicht mehr worüber Mr. Goodale die letzten zwei Lektionen dieses Morgens geredet hat, denn als ich endlich aufhöre, andauernd über Alexander nachzugrübeln, bin ich schon zu Hause vorm Herd und nehme mir eine Portion Asiatischen Glasnudelsalat und gebe ein bisschen Sweet Chili Sauce dazu.
Nachdem ich sowohl was gegessen als auch getrunken habe, geh ich erst mal ins Bad und putzte mir die Zähne und trage noch mal ein bisschen Lipgloss auf.
Ich schnappe mir noch eine Packung Trident Senses Watermelon Kaugummis, bevor ich mich noch eine Weile ins Wohnzimmer setzte.
Als es Zeit wird, wider zur Schule zu gehen, hole ich meine extra grosse Tasche, in die ich noch schnell meine Eislaufschuhe und eins meiner Kürkleider packe und natürlich noch meinen weissen long Cardigan, falls mir kalt werden sollte.
Ich muss mich beeilen um noch pünktlich anzukommen, schaffe es aber gerade noch so ins Schulzimmer, bevor Goodale kommt. An meinem Tisch sitzt schon Alec, lässig und ziemlich Macho mässig.
Ohne ein Wort zu sagen, setzte ich mich neben ihn und warte darauf, dass die beiden Nachmittagslektionen sich endlich dem Ende zuneigen. Wir spielten bloss noch ein paar Spiele. Nicht sehr spektakulär. Während der ganzen zwei Lektionen redete Alec nur mit mir, wenn es unbedingt nötig war. Und nur damit er so wenig wie möglich mit mir reden musste, wechselte er die Gruppe. Oder wollte er vielleicht Bettina, und nicht mich? Die Selbstzweifel nagten an mir. Das war Bettina nur recht, sie sah es mir an, wie sehr ich litt, als ich Alexander in ihrer Gruppe sah. Dank ihm gewannen sie so ziemlich alle Spiele, denn er war nicht nur Intelligent, sondern auch noch geschickt, und der geborene Anführer. Und ich war meiner Gruppe keine grosse Hilfe, da meine Gedanken nur um ihn kreisten.


Break the Ice




Break the Ice

Ohne mich zu verabschieden verlasse ich das Schulzimmer. Doch meine Freundinnen verstehen das wenigstens. Ich hab ihnen erklärt, dass ich noch ein wenig nachdenken muss. Also wissen sie ja dann, wo sie mich finden können.
Mit meinem Rad fahre ich zur nächsten Bushaltestelle, wo ich es absteige und mein Fahrrad an eine Strassenlampe lehne und abschliesse. Schon kurze Zeit später kommt der Bus und ich steige ein. Nach etwa 30 Minuten fahrt komme ich bei der Eishalle an und gehe rein. Wie immer muss ich den Eintritt nicht bezahlen, da ich auch manchmal Unterrichtsstunden gebe. Heute gehe ich aber nur da hin, weil ich mich ablenken will. Irgendwie kann ich beim Eislaufen immer am besten nachdenken.
Die Unterrichtsstunden finden nur samstags statt. Und heute ist ja Montag. Also habe ich noch ein wenig Zeit, mir neue Übungen auszudenken.
Meine Unterrichtsstunden sind immer sehr gefragt. Besonders gerne unterrichte ich kleine Kinder, weil sie besonders schnell lernen, und noch Spass daran haben und es nicht nur wegen irgendwelcher Wettkämpfe bei mir lernen wollen.
Ich will ja nicht angeben, aber bis vor drei Jahren war ich noch eine berühmte Eiskunstläuferin. Aber jetzt mach ich es nur noch zum Spass, und um ein bisschen was nebenbei zu verdienen. Nur sehr wenige wissen, dass ich das früher gemacht habe, da ich nicht damit angeben wollte. Ausserdem war ich nur unter dem Namen Emily Moon bekannt. Nur echte Fans, erkennen mich auch jetzt noch.
Da aber in meine Schule niemand je von Emily Moon gehört hatte, war mein Geheimnis auch nie ein Problem geworden.
Ich betrete die Umkleide und ziehe mein Kürkleid und die Strumpfhose an. Darüber den weissen Cardigan. Nachdem ich auch meine Schlittschuhe an habe, gehe ich nach drüben in die Eishalle.



Ein paar Leute laufen auf der einen Seite, während auf der anderen zwei Teams, Eishockey spielen. Zwei der Mädchen tragen ähnliche Kleider wie ich, darüber aber noch Jäckchen, damit sie nicht frieren. Sie versuchen gerade zu springen. Eine Weile lang sehe ich ihnen zu und überprüfe noch mal meine Schuhe.
„Was guckst du denn so! Kannst du’s etwa besser oder was“, fragte eine der kleinen frech, worauf hin sich alle zu mir umdrehen. Sogar die Hockeyteams unterbrechen ihr Spiel. Kurz wird mir ein wenig mulmig zumute, aber das legt sich gleich wieder.
„Das können wir gerne herausfinden“, schlage ich lächelnd vor.
„Dann zeig mal. Das wollen wir sehen“, fordert sie mich selbstsicher heraus.
Mit einem lächeln gehe ich zum Radio und schliesse meinen iPod an. Ich wähle Break the Ice von Britney Spears aus, weil ich mir dazu schon eine Choreo ausgedacht habe.
Ich nehme den Kufenschutz ab und lege den Cardigan daneben. Dann fahre ich zur Mitte der Bahn und gebe das Zeichen. Ich gehe in Position und warte auf meinen Einsatz. Inzwischen haben sich alle an den Rand der Bahn zurückgezogen.
Was ich alles getan habe, weiss ich nicht mehr genau. Ich weiss nur noch wie ich gesprungen bin. Ich tanzte, schwebte, glitt über das Eis und war einfach nur glücklich, an nichts denken zu müssen. Als das Lied dann zu Ende war, applaudierten alle, und die Mädchen kamen so schnell sie konnten zu mir.
Ich höre tausende Fragen auf mich einstürmen, habe aber keine Zeit auch nur eine Antwort zu geben, da kommt auch schon die Nächste.
„Mädchen. Mädchen. Nicht so stürmisch“, erklingt eine sanfte aber strenge Stimme.
’Oh Nein! Was macht der denn hier?’
„Würdest du aufhören das andauernd zu machen?“, frage ich bloss, bevor ich an ihm vorbei nach draussen in die Eingangshalle stürme.
„Was mache ich denn?“ Vorsichtig tritt er vor mich und bringt die Kufenschoner an, bevor er sich neben mich setzt.
„Immer wieder auftauchen! Ich dachte du kannst mich nicht ausstehen¨!“, brülle ich ihn an, um meine eigentliche Unsicherheit und Trauer nicht zeigen zu müssen.
Verzweifelt fixiert er seine Füsse, unfähig, etwas zu sagen.
„Tut mir Leid. Ich wollte dich nicht anschreien.“
„Nein, schon gut. Du hast allen Grund wütend zu sein“, wehrt er ab.
„Na ja… Hast schon recht… Irgendwie… Wieso magst du mich nicht? Was habe ich getan?“, frage ich und sehe ihm dabei in die Augen. Seine Sonnenbrille hat er anscheinend mal nicht dabei.
„Du hast nichts getan… Es liegt nicht an dir… Es… Nun ja… Eigentlich mag ich dich… Genau das ist ja das Problem“, versucht er zu erklären.
„Ist es weil du eine Freundin hast?“
„Oh nein… Ich… Ich habe keine Freundinnen… Und das darf sich auch nicht ändern… Es ist… nicht sicher… nicht gut“, ich merke wie er gegen sich selbst kämpfen muss um die Worte überhaupt herausbringen zu können.
„Ist es wegen der Firma?“, bohre ich nach.
„Ja. Nein. Nicht direkt. Ich kann es dir nicht sagen… Ich darf nicht… Es muss Geheim bleiben“, erklärt er ziemlich verwirrt und sichtlich hin und her gerissen, ob er es mir nun sagen soll, oder nicht.
„Okay, ich versteh das wirklich. Sag mir einfach eins. Wirst du mich weiterhin ignorieren?“, wieder sehe ich ihm direkt in die Augen.
„Ja, aber nur damit dir nichts passiert. Wenn dir etwas passieren würde, könnte ich mir das nie verzeihen.“
Ich weiss das er alles Ernst meint was er sagt. Ich sehe es in seinen Augen. Ich sehe auch den Schmerz, als er aufsteht und sich, ohne auf wiedersehen zu sagen, umdreht und geht.
Ich sehe ihm nach, bis er zur Tür raus ist. Dann erst gehe ich wider rein und hole meine Sachen. Ich ziehe bloss Schlittschuhe und Strumpfhose aus und stopfe alles, auch meine Kleider und den Cardigan in die Tasche und gehe, noch immer in meinem Kürkleid, barfuss zur Tür raus und warte auf den Bus.


Blut geleckt




Blut geleckt

Es ist schon dunkel, aber Mum wird sich bestimmt keine Sorgen machen. Ich habe ihr eine Nachricht hinterlassen. Ich schrieb extra, dass es länger dauern würde.
Es wird noch mindestens 10 Minuten dauern, bis der Bus kommt, also beschliesse ich, mich noch zu setzen. Dabei gehe ich rückwärts und bemerke so die Scherben der Bierflasche nicht, die achtlos unter die Bank geworfen worden ist. Natürlich trete ich voll rein. Jetzt verwünsche ich mich dafür, dass ich meine Schuhe nicht angezogen habe.
Fluchend lehne ich mich gegen die Seitenwand der Haltestelle und versuche, mir die Scherben aus dem Fuss zu ziehen. Immer mehr Blut tropft zu Boden. Ausserdem tut es auch noch höllisch weh.
Plötzlich höre ich ein Rascheln. Auf der gegenüberliegenden Strassenseite hat sich etwas bewegt. Aber als ich hinsehe ist nichts zu sehen.
’War doch nur eine Katze’, versuche ich mich selbst zu beruhigen.
„Tut mir Leid, so flauschig bin ich wohl nicht.“
Verblüfft springe ich auf, sehe mich um und entdecke einen Mann im Licht der Strassenlaterne stehen. Er ist gross, blond und etwa zwischen 20 und 30 Jahre alt.
„Wie bitte?“, frage ich ängstlich.
„Die Meisten denken an eine Katze, wenn etwas im Gebüsch raschelt“, erwidert er lächelnd und tritt auf mich zu.
Mit jedem Schritt den er näher kommt weiche ich ein wenig weiter zurück. Dabei hinterlasse ich eine Spur aus Blut. Irgendwann stosse ich jedoch mit den Beinen gegen die Bank und plumpse ziemlich unelegant mit dem Hintern drauf.
„Gehen sie weg. Lassen sie mich in ruhe“, meine Stimme sollte fest und stark wirken, doch es klingt einfach nur weinerlich.
Er kniet sich vor mich und nimmt meinen verletzten Fuss.
Beinahe sanft drückt er seine Lippen auf die Wunde und fängt an, daran zu saugen. Das wiederholt er so lange, bis alle Scherben draussen sind.
Ich dachte schon er wollte mir nur helfen, als er mir den Fuss mit einem Stofffetzen verbindet und mir meine Schuhe vorsichtig überzieht.
Erleichtert erhebe ich mich und will mich bedanken, da schlägt er mir mit etwas hartem auf den Kopf.
Bewusstlos sinke ich zu Boden.
Als ich wider aufwache bin ich nicht alleine. Neben mir liegt mein Angreifer. Oder besser gesagt sein Körper. Sein Kopf liegt ein wenig weiter weg.
Ich will schreien, doch wieder wird alles schwarz.
Als ich das nächste Mal die Augen öffne, ist an der Stelle, an der mein Angreifer lag, nur noch Staub… Asche… Ich weiss auch nicht genau was eigentlich.
Ausser mir ist niemand hier. Das einzige was ich höre ist mein eigener Atem.
Langsam, damit mir nicht schwindlig wird, stehe ich auf und nehme meine Tasche. Kaum bin ich aufgestanden, höre ich auch schon den Bus. Das ganze hat also weniger als 10 Minuten gedauert. Als ich noch mal zu dem Häufchen Staub sehen will, ist alles weg.
Der Bus hält an und ich steige ein. Den letzten Weg von der Haltestelle nach Hause, fahre ich noch mit meinem Fahrrad. Ist ja nicht mehr weit und mein Fuss tut auch nicht mehr so weh.
Zu hause angekommen desinfiziere und verbinde ich noch den Fuss, bevor ich mich Bett fertig mache, mein Pyjama anziehe und mich schlafen lege.


Twilight




Twilight

Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist das erste was ich tue, unter die Dusche zu springen.
Mein Fuss tut nicht mehr weh, aber ich benutze trotzdem diese Spezielle dunkelrote Salbe, die ich mal auf einer Reise gekauft habe. Sie riecht ein wenig komisch, aber man bemerkt es nur, wenn man sich die Tube direkt unter die Nase hält. Unter dem Verband bemerkt man davon aber sowieso nichts.
Weil ich meinen Fuss nicht in Turnschuhe reinbringe, ziehe ich meine schwarzen Römersandalen, die schwarzen Nadelstreifenshorts und mein weisses Print Top an.

Nachdem ich alle meine Bücher in die Tasche gestopft habe, laufe ich nach draussen und schwing mich aufs Fahrrad.
Zum Glück ist es nicht weit bis zur Schule und es geht meistens nur bergab oder geradeaus. Im Fahrradkeller der Schule setze ich mich auf eine kleine Mauer und warte auf Natalie und Cloe.
Wie immer hole ich ein Buch raus und fange an zu lesen, bis ich aus dem Augenwinkel etwas bemerke. Ein Motorrad fährt gerade auf den Schulparkplatz. Genauer gesagt eine Suzuki GSX-R.

’Wer ist das bloss?’, frage ich mich und meine Antwort bekomme ich sogleich. Es ist Alexander.
’War ja klar.’
Ich weiss dass er mich gesehen hat, aber er lässt sich nichts anmerken.
Eingeschnappt nehme ich meine Tasche und humple an ihm vorbei die Treppe hoch. Schon in der Hälfte holt er mich wieder ein. Ohne Vorwarnung wirbelt er mich so herum, dass er mich Huckepack tragen kann.
„Hei, lass mich runter. Ich dachte du ignorierst mich?“, murre ich und tippe ihm dabei unentwegt auf die Brust. Pieks, pieks, pieks. Immer wieder. Ich hoffe dass er mich runterlässt um mir zu entkommen, aber weit gefehlt. Stattdessen ergreift er einfach meine Hand und umschlingt meine Finger mit seinen.
„Ich werde dich noch nicht runterlassen. Und ich muss dich ja auch nicht andauernd ignorieren. Es sei denn, du willst es.“
„Ach ja, auf einmal musst du das nicht mehr? Wenn du wieder anfängst mich zu meiden das sag mir doch bitte bescheid, ja?“, bitte ich ihn, innerlich vor Wut kochend. Meine Stimme trieft dabei nur so vor Sarkasmus.
Er lässt mich runter und sieht mir dann prüfend in die Augen.
„Du bist wütend“, stellt er fest.
„Ach nein. Wirklich? Darauf währe ich selbst nie gekommen“, da fällt mir plötzlich wieder Edward ein. Und wie ähnlich sie sich doch benehmen.
„Du bist genau so schlimm wie Edward. Ich krieg wohl bald ein Schleudertrauma“, sage ich noch, bevor ich an ihm vorbei ins Schulzimmer gehe.
Er folgt mir und setzt sich neben mich.
„Ist Edward dein Freund?“, ermittelt er unsicher.
„Sag mal hast du noch nie was von Twilight gehört?“, verblüfft sehe ich ihn an und krieg meinen Mund fast nicht mehr zu.
Er schüttelt tatsächlich bloss den Kopf.
Sofort hole ich meinen iPod Touch aus der Tasche und schalte ihn ein. Nach nur wenigen Sekunden habe ich gefunden was ich suchte. Ich halte Alec einen der Kopfhörer hin und nehme selbst den anderen. Gemeinsam beugen wir uns über den Bildschirm und sehen uns den Film an.
Wir werden kurz von Goodale unterbrochen, kümmern uns aber nicht weiter darum. Unsere Schultern berührten sich fast und meine Haare fielen über das Kabel der Kopfhörer, wodurch Goodale nichts bemerkte.
Als er uns fragte, wieso wir uns so in die Mitte des Tisches beugten, erwiderte ich einfach lässig, das ich mein Mathebuch vergessen hätte, woraufhin er nur den Kopf schüttelte.
„Alexander. Bitte die Lösung von Aufgabe Acht“, nervt Goodale schliesslich nach der Hälfte des Filmes und wartet schon mit der Kreide in der Hand.
Schnell drücke ich die Pausetaste.
Er blickt nicht mal zwei Sekunden auf das Blatt, bevor er antwortet.
In weniger als einer Minute hat er nicht nur Aufgabe Acht sondern auch Neun und Zehn gelöst und aufgeschrieben. Und nicht nur das. Während er die Lösungen runtergerattert hat, schrieb er auch noch alle Aufgaben, mit korrektem Lösungsweg auf und schob mir das Blatt zu, bevor er sich selbst auch eins Schrieb.
„Nur damit du eins hast, falls er nachsieht“, sagt er lächelnd.
„Aber das ist meine Handschrift“, bemerke ich als ich genauer auf das Blatt sehe.
„Genau. Es soll doch so aussehen als hättest du das geschrieben. Und jetzt lass uns weiter den Film ansehen“, flüstert er und nimmt den Kopfhörer.
Noch halb erstarrt drücke ich automatisch den Play Knopf.
Der Film ist noch nicht ganz zu Ende, als es klingelt und wir beschliessen, Twilight und die anderen zwei Teile heut Nachmittag bei mir anzusehen.
Meine Argumente waren ziemlich schlecht, aber zum Glück schien ihn vor allem Edwards Schicksal zu interessieren, und ob sie zusammenkommen würden.
Da ich ja mittags immer alleine bin, schlage ich vor, dass er doch gleich zum Mittagessen kommen kann.
Leider sagt er aber ab, da sein Bruder extra den Mittag Frei genommen hat, um für ihn was zu Kochen. Trotzdem verspricht er, um halb zwei zu mir zu kommen. Ich gebe ihm noch einen Zettel mit meiner Adresse und Handynummer, während wir zur zweiten Stunde gehen. Dieses Mal muss er mich nicht mehr tragen. Mein Fuss tut kaum noch weh.
„Hallo liebe Schüler. Schön euch begrüssen zu dürfen. Ich bin, für alle dies nicht wissen, oder vergessen haben, Mr. Baker. Bei mir werdet ihr Deutsch, Englisch und Französisch haben“, erklärt er in die Runde lächelnd. Als er Französisch sagt, schalte ich automatisch auf Durchzug.
„Och ne“, murmle ich beim Gedanken an all die Französischprüfungen, die noch auf mich zukommen..
„Was ist denn? Romeo und Julia ist doch ein schönes Stück.“
„Was? Romeo und Julia?“, bohre ich nach.
„Ja, er hat eben gesagt wir würden heute mit dem lesen von Romeo und Julia anfangen.“
„Oh, hab ich gar nicht gehört. Hab irgendwie nur noch an Französisch gedacht. Darin bin ich wirklich grottenschlecht“, gebe ich lächelnd zu.
„Oh, dachte schon du würdest Romeo und Julia nicht mögen“, stellt er erleichtert fest.
„Na ja, ich finde das Ende zu traurig. Ist irgendwie Schade. Er bringt sich um, weil er denkt, dass sie Tot ist. Sie wacht auf, findet ihn neben ihrem Sarg und bringt sich dann selbst um. Und das nur weil dieser bescheuerte Brief nicht ankam.“
„Ja, eigentlich ziemlich tragisch. Ich versteh auch nicht wieso Will immer nur Dramen schrieb“, gesteht er ein. Lächelnd erhebt er sich und tritt nach vorne zum Tisch auf dem die Bücher liegen.
„Wir werden das Stück so lesen, wie es im Theater gespielt werden soll. Es ist kein einfacher Text, aber ich bin sicher, dass ihr es verstehen werdet. Scheut euch nicht, Fragen zu stellen“, erklärt er während Alec sich wider neben mich setzt und mir eines der Bücher hinhält. Leise bedanke ich mich und schlage die erste Seite auf.
„Wir werden in Rollen lesen. Es geht genau auf. Also, wer möchte die Julia lesen?“
Knapp vor Bettina schaffe ich es mich zu melden und bekomme so die Rolle.
„Und Romeo?“, fragt er weiter und blickt in die Klasse.
Schnell meldet sich Alexander freiwillig.
Ich kann mir ein grinsen nicht mehr verkneifen.
So geht es dann weiter, bis alle eine Rolle haben. Ich lache mich beinahe kaputt, als Bettina die Rolle der Amme bekommt. Sie soll Julias Bedienstete sein.
Wir fangen also an zu lesen und schon bald tritt Romeo zum ersten Mal auf. Gebannt lausche ich Alecs Stimme und hätte beinahe meinen Einsatz verpasst.
Erst ist der Text noch ungewohnt, aber es geht. Ich muss mich einfach ein wenig konzentrieren um den Text zu verstehen.
Vor der Pause bekommen wir noch die Aufgabe, das Buch bis zum Anfang des zweiten Aktes weiter zu lesen.
Unsere Sachen lassen wir im Schulzimmer. Ich nehme mir nur ein wenig Geld mit, um mir ein Gipfele zu kaufen. Dieses Mal muss ich leider länger anstehen. Hätte ich gestern doch bloss Schuhe angezogen, dann wäre das nicht passiert und ich wäre heute schneller die Treppe runter gewesen.
Während ich warte, steht Alec etwas abseits und wird von einigen Mädchen belagert.
Immer mal wieder wirft er mir einen Blick zu, der mir irgendwann nur noch sagt: Hilf mir.
So schnell ich kann schnappe ich mir ein Gipfele und drücke der Verkäuferin das Geld in die Hand.
Dann kämpfe ich mich zu Alec durch und falle ihm um den Hals. Schnell küsse ich ihn auf die Wange und ziehe ihn mit mir, von den anderen Weg.
„So, jetzt solltest du eine Weile Ruhe haben.“
„Ähm, ja danke“, ein wenig verwirrt lächelt er mich an.
Grinsend setzte ich mich auf die grosse Wiese und verdrücke mein Brötchen.
Da Alexander anscheinend nichts zu sagen hat, ziehe ich meine Schuhe aus und stehe auf.
Ich nehme ein wenig Anlauf und schlage ein einfaches Rad, um mich erst wieder daran zu gewöhnen.
Früher habe ich Bodenturnen gemacht, als Training fürs Eislaufen. Mum sagte immer, dass würde machen das ich flexibler werde.
Anscheinend kann ich noch alles, denn ein Rad kriege ich locker hin, und das mit geschlossenen Beinen landen mache ich automatisch.
Nachdem ich sicher bin, dass ich es immer noch kann, nehme ich Anlauf und mache einen dreifachen Flick-Flack vorwärts mit Salto zum Schluss.
Ich war schon erleichtert, dass alles so gut geklappt hat, als ich doch noch das Gleichgewicht verliere und beinahe auf meinem Allerwertesten lande. Ich schaffe es gerade noch so, nicht hinzufallen.
„Das war gut. Wo hast du das gelernt?“, fragt er mich jetzt begeistert.
„Ich hab als Training fürs Eislaufen noch Bodenturnen gemacht. Damit ich schön beweglich wurde. Ansonsten hätte ich das nie geschafft“, ich nehme eines meiner Beine und strecke es an meinem Gesicht vorbei nach oben, wobei ich es dann aber doch noch ein wenig festhalten muss.
„Und das natürlich auch nicht“, ich lasse mein Bein los und lasse mich elegant zu Boden gleiten. Jetzt sitze ich im Spagat vor ihm.
Ein Glück das ich keinen Rock angezogen hab.
„Wann hast du das zum letzten Mal gemacht?“, fragt er weiter.
„Vor drei Jahren, aber manchmal mache ich so was hier, Spagat und so, auch während ich lese oder so. Und wenn mir wirklich gar nichts mehr einfällt lege ich draussen auf der Dachterrasse eine Art Teppich aus und übe da noch ein bisschen“, erzähle ich lächelnd, während ich mich wieder normal hinsetzte und in meine Schuhe schlüpfe.
„Ihr habt eine Dachterrasse?“
„Ja, ist echt cool, wir haben auch einen Whirlpool. Siehst ihn ja dann heute Nachmittag. Nimm doch einfach deine Badesachen mit, dann können wir im Whirlpool chillen und uns die Filme auf meinem Laptop ansehen. Obwohl, wenn es die ganze Zeit blubbert versteht man nichts, aber wir können ja nach dem wir die Filme gesehen haben noch in den Pool hüpfen“, plappere ich ohne Punkt und Komma.
Lächelnd hält er mir den Mund zu.
„Ja, das währe eine gute Idee. Ich freu mich schon.“
„Ja… Ähm… Sorry. Hab wieder mal zu viel und zu schnell geredet“, entschuldige ich mich errötend.
„Keine Sorge, ich versteh das. Ich bin auch aufgeregt. Ich hatte noch nie richtige Freunde“, sagt er und blickt wieder auf seine Schuhe.
’Müsste er jetzt nicht wenigstens rot werden.’
Natürlich beschäftige ich mich nicht weiter damit. Ich meine, man muss ja nicht unbedingt rot werden, oder doch? Ist ja jetzt auch egal.
Nur wenige Sekunden bevor es klingelt erhebt er sich und reicht mir die Hand. Ein wenig unelegant stehe ich auf und wir gehen gemeinsam die Treppe hoch ins Schulzimmer zurück.
Auf meinem Tisch liegt ein roter Zettel. Misstrauisch nehme ich ihn und lese die Nachricht, die darauf gekritzelt wurde. Ich erkenne die Handschrift sofort. Sie gehört Bettina. Sofort beruhige ich mich. Dachte schon es wäre was Ernstes.
„Was steht da?“, fragt Alec besorgt und setzt sich wider neben mich.
„Da steht: Halt dich von Alexander fern du Miststück! Ich hab ihn zuerst gesehen! Er gehört mir! MIR!“, lese ich vor und verstelle dabei dramatisch meine Stimme.
„Oh, dass ist gar nicht gut. Wieso hab ich bloss auf Ian und Kyle gehört“, murmelt er kopfschüttelnd vor sich hin.
„Keine Sorge, dass ist nicht so schlimm. Die Nachricht ist von Bettina. Sie ist sozusagen meine Erzfeindin. Sie ist nur eifersüchtig. Das ist sie schon immer gewesen. Seit ich an dieser Schule bin, glaubt sie, ich würde ihr die Jungs hier streitig machen. Aber egal. Ich habe sowieso keine Ahnung, was die so gut an mir finden sollten. Ich bin nun wirklich nichts Besonderes“, erkläre ich und zerknülle die Nachricht.
Treffsicher werfe ich die Papierkugel auf ihren Tisch, wo sie liegen bleibt.
Ich höre wie hinter uns die Tür aufgeht und wer kommt rein? Natürlich Bettina. Sie funkelt mich böse an und ich blicke gleichgültig zurück.
Als sie über meine Schultern zu Alexander sieht, ist ihr Blick plötzlich nicht mehr bohrend, böse, sondern ängstlich, ja schon fast panisch.
Als ich mich jedoch zu Alec umdrehe bemerke ich nichts Aussergewöhnliches an ihm, ausser das er seine Sonnenbrille abgenommen hat.
Wie immer ignoriere ich sie einfach und nehme stattdessen lieber meine Englischsachen hervor.
Die Englischstunde verlief schweigend. Man hätte meinen können, Alexander könne nicht sprechen, bis er an der Reihe war, mit dem Lösen der nächsten Übung.
Auch Sozialkunde bei Goodale verlief eigentlich ganz locker, er erklärte uns, wir würden uns erst mit dem menschlichen Körper beschäftigen und danach würden wir Aufklärungsunterricht haben.
‚Wohoo!!’, denke ich für mich und schäme mich jetzt schon in Grund und Boden.
Schon bald ist die Schule vorbei und ich gehe gemeinsam mit Alec die Treppe nach unten.
Kurz bevor er abfahren will, gehe ich noch zu ihm.
„Also wir sehen uns dann um halb zwei bei mir.“
Lächelnd schwinge ich mich auf mein Rad und fahre nach Hause.


Romeo und Julia, oder doch Edward und Bella?




Romeo und Julia, oder doch Edward und Bella?

Als erstes räume ich mein Zimmer auf und mache das Bett. Ich hole extra noch mehr von diesen riesigen Kuschelkissen aus dem Gästezimmer und drapiere sie auf meinem Bett.
Dann sprinte ich ins Bad, dusche, trockne meine Haare und schminke meine Augen ab. Ein wenig Labello wird schon reichen. Natürlich benutzte ich den mit Drachenfruchtgeschmack.
In mein Badetuch gewickelt gehe ich in mein Zimmer und schlüpfe in Slip, Boxershorts und Top.


Nachdem ich noch schnell was zu Essen runtergewürgt habe, sprinte ich noch mal zurück ins Bad und putze mir die Zähne, noch mal. Gerade rechtzeitig schlüpfe ich in meinen Kimono, denn keine zwei Minuten später klingelt es an der Tür.
Schnell linse ich noch durch den Türspion, bevor ich aufmache.
„Hi, komm doch rein“, begrüsse ich Alexander stürmisch und ziehe ihn in die Wohnung, damit ich die Tür hinter uns zumachen kann.
„Hi. Hab ich dich gerade beim anziehen gestört?“, fragt er peinlich berührt.
„Nein, schon okay. Ich hab den bloss übergezogen weil ich dich erst fragen wollte, ob es dir was ausmachen würde… Na ja… Wenn ich im Pyjama rumlaufen würde“, erkläre ich und bemerke wie mir die Röte ins Gesicht schiesst.
Dass ich auch immer rot anlaufen muss.
„Oh, nein, kein Problem, das stört mich nicht. Schliesslich ist das hier dein zu Hause.“
„Okay, na dann“, ich ziehe den Kimono wieder aus und hänge ihn an einen der Hacken an der Wand.
„Deine Jacke kannste auch da hinhängen“, biete ich an.
Wie ein Roboter führt er den Befehl aus, den Blick dabei immer auf mir. Barfuss folgt er mir, als ich ihm die Küche, das Wohnzimmer und das Bad zeige.
„Du kannst deinen Mund auch gern wieder zumachen. So fantastisch ist die Wohnung nun auch wieder nicht“, scherze ich und gehe auf ihn zu.
„Das ist wegen dir. Du machst mich ganz wuschig“, gibt er zu und lächelt mich dabei charmant an.
Wie vom Blitz getroffen weiche ich zurück.
Einen Augenblick lang weiss ich nicht wie ich reagieren soll, beschliesse dann aber, einfach so zu tun als ob nichts gewesen währe. Mit einem Blick bitte ich ihn deshalb, mir zu folgen. Meiner Stimme traue ich nämlich noch nicht so ganz.
Ich öffne meine Zimmertür und nehme die Fernbedienungen vom Couchtisch.
Alec hat es sich inzwischen auf dem Bett bequem gemacht. Ein wenig verkrampft setzte ich mich zu ihm und drücke die Play Taste. Ich hatte den Film schon eingelegt und bis zu der Stelle vorgespult, an der wir aufhören mussten.
Eigentlich kommt ja nur noch das Baseball Spiel, die Jagd wo sie beinahe stirbt und der Ball.
Ich sitze also auf dem Bett, die Arme um meine Beine geschlungen und versuche mich nur auf den Film zu konzentrieren.
Als währe es das natürlichste der Welt zieht mich Alec zu sich runter und legt seinen Arm um mich.
Noch verkrampfter als vorher lege ich meinen Kopf auf seine Brust und konzentriere mich wieder ausschliesslich auf den Film.
Weil ich sämtliche Kuscheltiere im Schrank versteckt hab, klammere ich mich an Alec, als Bella von James angegriffen wird.
Sanft streicht er mir ein paar Mal übers Haar bevor er mich noch etwas enger an sich zieht.
Leider ist der Film bald zu Ende und ich muss aufstehen um die zweite DVD einzulegen.
Danach verschwinde ich kurz in die Küche und schnappe mir eine grosse Packung Ben & Jerry’s Chunky Monkey Ice Cream.
Nachdem ich mir noch zwei Löffel geschnappt hab, geh ich wider zurück ins Zimmer, wo Alec schon wartet.
„Hier, ich hoffe du magst Eis“, lächelnd halte ich ihm einen der Löffel hin.
„Was ist da alles drin?“, fragt er skeptisch.
„Das ist Bananeneis mit Walnüssen und kleinen Schokobananen.“
„Oh, das wäre sicher lecker aber ich bin allergisch auf Walnüsse. Sorry“, entschuldigt er sich und legt den Löffel auf das Tischchen neben meinem Bett.
„Oh, ich hab auch noch andere, wenn du willst“, biete ich an.
„Ne, schon okay, aber trotzdem danke.“
Ein wenig enttäuscht, dass ich von seiner Allergie nicht vorher wusste, nehme ich mir ein paar Löffel voll Eis, bevor ich alles wieder zurück in die Küche bringe.
Schnell nehme ich mir noch meine Packung Menthol Kaugummis. Eigentlich finde ich die ja total ekelhaft und viel zu stark, aber sie helfen 100% gegen Mundgeruch.
„Willst du auch einen?“, frage ich nachdem ich mir selbst einen genommen hab.
Mit einem nicken streckt er mir die Hand entgegen.
Schnell gebe ich ihm einen davon. Bei seiner Miene muss ich mir ein lachen verkneifen. Anscheinend sind sie ihm ebenfalls zu scharf.
„Ziemlich stark, was? Ich nehme die auch nicht so gerne“, gebe ich lachend zu.
„Aber wenn du sie nicht magst, wieso nimmst du sie dann?“
„Die nehm ich nur wenn ich was gegessen hab. Die sind fantastisch gegen Mundgeruch“, lache ich und konzentriere mich dann wieder auf den Film.
„Du hast doch bevor du das Eis gegessen hast extra die Zähne geputzt“, wirft er ein.
„Woher weißt du das denn schon wider?“
„Ich hab’s gemerkt als du so dicht bei mir lagst. Du hast nach Mango, Ananas und Minze gerochen“, erklärt er lächelnd.
„Wow, dass du so was merkst. Cool.“
Er zuckt nur mit den Schultern und lächelt mich an. Dann zieht er mich wieder an sich und wir sehen uns schweigend die Filme zu Ende an.
Als wir uns alle angesehen haben, packe ich die DVD’s wieder zurück ins Regal und schalte alle Geräte aus.
„Sag mal, werden sie wirklich heiraten?“, neugierig sieht Alexander zu mir hoch und ich grinse ihn an.
„Ja, sie heiraten. Und sie haben Flitterwochen.“
„Ach, und das war’s dann?“, abwartend beobachtet er, wie ich mich im Schneidersitz vor ihn hinsetze.
„Natürlich nicht. Bella wird schwanger. Und da das Baby zur Hälfte ein Vampir ist, zapft es ihr natürlich das Blut ab und sie wird immer schwächer…. Aber am besten liest du das Buch selbst. Das ist viel interessanter“, erzähle ich und hohle die entsprechenden Bücher aus dem Regal.
„Glaubst du an Vampire?“, will er plötzlich wissen, während er kurz in den Büchern blättert.
„Ja, na ja. Wenn mir jemand sagen würde, er kenne einen Vampir und er mir das beweisen könnte, dann würde ich es glauben.“
„Hättest du Angst?“
„Nein. Wieso auch. Wenn er oder sie mir nichts tut. Wieso sollte ich denn dann Angst haben. Weisst du, ich fand Vampire schon immer gut“, gestehe ich errötend und verlasse schliesslich kurz das Zimmer, um den Whirlpool vorzubereiten.
Ein wenig ausser Atem hole ich das Buch Romeo und Julia von heute früh raus.
„Wir könnten doch die Hausaufgaben von morgen gleich bei mir machen?“, schlage ich mit Unschuldsmiene vor.
Kaum hat er ja gesagt, hole ich meinen Bikini aus dem Schrank.
„Was?“, fragt er verwirrt.
„Na ich hab doch einen Whirlpool. Da können wir in Ruhe lesen, quatschen und so“, erkläre ich und lächle ihn so unschuldig wie möglich an.
„Okay, klingt gut“, stimmt er schliesslich zu.
„Cool, also du kannst dich im Bad anziehen, dann zieh ich mich hier um“, schlage ich vor.
Mit einem nicken geht er zur Tür raus und Sekunden später höre ich die Badezimmertür.
Schnell schlüpfe ich in meinen grün gestreiften Venice Beach Bikini.

Kaum bin ich fertig klopft es auch schon wider an der Tür.
„Kannst reinkommen. Bin fertig.“
Ich drehe mich gerade um als er die Tür hinter sich schliesst.
Sprachlos starre ich ihn an und mir klappt die Kinnlade runter. Diese Muskeln hätten selbst Arnold Schwarzenegger blass aussehen lassen.
„Was denn? Was ist? Hab ich meine Hose falsch an oder was?“, fragt er beinahe panisch.
„Nein, nein, dass ist es nicht. Ich meine… Wow… Dein… Na ja und…. Wow“, stammle ich und starre ihn weiter an.
Schliesslich fasse ich mich aber wieder und schlüpfe an ihm vorbei aus dem Zimmer und auf den Balkon. Dort schmeisse ich mein Handtuch von mir und steige schnell in den Pool, bevor Alec da ist.
Während er sich neben mich setzt suche ich bereits im Buch nach der richtigen Seite.
Mit einem lächeln nimmt mir Alec das Buch aus der Hand, schlägt die Seite auf und beginnt vorzulesen. Dann kommt der Dialog zwischen Romeo und Julia. Wir lesen abwechselnd.
Er liesst: „Dann steht auch Ihr still, meinen Wunsch zu erfüllen.“ Seine Stimme zittert ein wenig und hat diesen rauen, super sexy klang bekommen.
Schnell schiele ich ins Buch und will lesen, was als nächstes kommt.
Da steht: Er küsst sie.
Und, oh mein Gott! Alec beugt sich zu mir rüber und küsst mich wirklich. Für kurze Zeit vergesse ich zu atmen. Mein Herz schlägt gleichzeitig schneller und stockt aber auch immer wieder. Durch den Sauerstoffmangel komme ich einem Ohnmachtsanfall nahe. Trotzdem schmiege ich mich automatisch enger an ihn.
Lächelnd löst er sich schliesslich doch noch von mir und liest weiter. Beinahe hätte ich meinen Einsatz verpasst. Mit zittriger, unsicherer Stimme lese ich stockend weiter. Mit einem erleichterten Seufzen registriere ich, dass ich meinen Satz endlich fertig gelesen habe. Kurz schiele ich noch mal in das Buch und da steht nach Romeos kurzen drei Sätzen: Er küsst sie wieder.
Er liest erneut mit dieser sexy Stimme und ich erschaudere als er mich abermals an sich zieht und wieder küsst. Mein Herzschlag steigert sich und stockt, ich halte den Atem an und mein ganzer Körper zittert unkontrolliert. Aber diesmal erwidere ich den Kuss. Beim ersten Mal war ich einfach viel zu überrascht. Bereitwillig lasse ich ihn ein, als er mit seiner Zungenspitze über meine Unterlippe gleitet.
‚Oh Gott! Er küsst einfach fantastisch’, schiesst es mir durch den Kopf und mir entwischt ein leises Stöhnen.
Mit einem enttäuschten Murren beendet er schliesslich den Kuss und starrt für wenige Sekunden wie hypnotisiert ins Wasser, bevor er wieder mich ansieht.
„Tut mir Leid, das hätte ich nicht tun sollen.“
„Wieso? Es war… wundervoll“, gebe ich errötend zu.
Ich sehe ihm an, dass er meinen Kommentar gar nicht gut findet. Ich will gerade etwas sagen, als ich ein Klingeln höre. Sofort springt er aus dem Wasser und stürzt sich beinahe auf sein Handy.
„Hi Ian. Was ist? ... ... Okay, ich komme sofort.“
„Du musst gehen?“, frage ich enttäuscht.
„Ja, und ab jetzt werde ich dich wieder ignorieren“, erklärt er, während er seine Sachen schnappt und zur Tür geht.
„Oh. Hoffentlich nicht zu lange.“
Nachdem er gegangen ist, räume ich schnell alles auf. Meine Mum braucht ja nicht zu wissen, dass ich Besuch hatte. Besonders nicht von einem Jungen. Sonst tickt sie bloss wieder aus. In Sachen Jungs ist sie total streng. Ich weiss zwar nicht weshalb, aber egal.
Ich bin 16, also meiner Meinung alt genug, um einen Freund haben zu dürfen.
‚Ist Alec jetzt eigentlich mein Freund?’, schiesst es mir durch den Kopf und den Rest des Abends kreisen meine Gedanken nur noch um diese Frage.
‚Schliesslich hat er mich geküsst.’
Noch Stunden grüble ich darüber, doch irgendwann sinke ich dann endlich in einen traumlosen Schlaf.


Music




Music

Als mein Wecker klingelt, bin ich nur ziemlich genervt. Er hat mich aus einem so schönen Traum gerissen. Der Traum war eigentlich nichts Besonderes. Darin kamen nur Alec und ich vor. Wir haben auch nicht viel gemacht. Wir lagen bloss auf einer Wiese, haben uns unterhalten, und uns auch manchmal geküsst. Trotzdem war es schade. Ich hätte gerne noch weiter geträumt.
Aber da ich nun schon mal wach bin, verschwinde ich schnell ins Bad und dusche erst mal. Nachdem ich fertig bin, schlüpfe ich in mein pinkes Batikkleid. Danach hole ich noch meine pinken Peep Toes raus und ziehe sie ebenfalls an.


Nachdem ich alle Schulsachen beisammen habe, nehme ich mir noch einen Eiskaffee To Go aus dem Kühlschrank und stopfe ihn zu den anderen Sachen. Normalerweise habe ich genug Zeit um zu Frühstücken, aber heute hab ich länger gebraucht, weil ich noch ein wenig mit meinem Lidschatten experimentiert habe.
Schnell drücke ich den Knopf des Lifts und während er nach oben fährt, habe ich Zeit die Tür abzuschliessen. Mit diesem klassischen *Pling* Geräusch öffnet sich die Tür und ich trete ein. Unten angekommen schwinge ich mich auf mein Rad und fahre zur Schule. Zum Glück habe ich sowohl Übung mit Röcken, als auch mit High Heels Fahrrad zu fahren.
In der Schule angekommen steige ich ab und zupfe erst mal wieder alles da hin, wo’s hingehört. Ich weiss, dass mir einige Jungs nachsehen. Ich spüre instinktiv, wenn mich jemand beobachtet. Aber es stört mich nicht. Was mich viel mehr stört ist Bettina, die erst lachend auf mich zeigt und dann extra laut mit ihren Freundinnen über mich lästert.
Ich habe wirklich immer versucht es zu ignorieren, aber heute liegen meine Nerven blank. Keine Ahnung wieso, aber heute geht es mir nicht so gut. Stinksauer gehe ich weiter und setzte mich auf meinen Platz neben Alec.
Ich packe noch nicht mal mehr meine Bücher aus. Mit einem seufzen lege ich die Arme auf den Tisch und platziere meinen Kopf darauf. Ich merke, dass er mich beobachtet, aber das ist mir egal.
Anscheinend hat Mr. Baker wohl mal wider schlechte Laune. Aber was er kann, kann ich schon lange. Nur leider hab ich keinen Bock, mich zu streiten, weshalb ich schnell meine Bücher raushole.
Kaum beginnt Baker Französisch zu sprechen, höre ich nicht mehr zu. Stattdessen sehe ich entweder aus dem Fenster oder beobachte Alec und auch manchmal die anderen.
„Ashley. Bitte lösen sie doch die nächste Aufgabe“, bittet Baker mit einem fiesen Grinsen im Gesicht.
Ein wenig verwirrt Blicke ich in mein Buch. Plötzlich schiebt mir Alec, während Baker zur Wandtafel geht, einen Zettel zu, auf dem die Lösungen notiert sind. Schnell lese ich alles ab.
„Sehr gut. Richtig. Und nun zur Übersetzung des Textes auf der nächsten Seite. Ihr habt zehn Minuten Zeit. Danach kontrollieren wir.“
Mit einem seufzen schlage ich mein Notizheft auf und fange an. Sehr weit bin ich nach fünf Minuten aber leider noch nicht gekommen, während Alec schon nach wenigen Sekunden fertig war.
„Fuck! Ich hasse es!“, murre ich und schmeisse meinen Stift zurück in mein Etui.
„Ich kann dir helfen, wenn du willst“, bietet Alec an und rückt näher zu mir.
„Von mir aus. Aber solltest du mich nicht besser ignorieren?“, frage ich ernst.
„Egal wer uns beobachtet. Es scheint nicht so, als würdest du mir viel bedeuten, nur weil ich dir bei den Aufgaben helfe.“
„Was soll denn das nun schon wieder bedeuten?“
Ehrlich ein wenig verwirrt mustere ich ihn.
„Hat was mit der Firma zu tun“, erklärt er ausweichend. Er wirkt ziemlich bedrückt, während er eine beinahe perfekte Kopie seines Lösungsblattes anfertigt. Natürlich mit meiner Handschrift. Manche Dinge hat er anders Geschrieben. Eine andere Variation der Übersetzung könnte man sagen. Und da er weiss, dass ich in Französisch grottenschlecht bin, baut er auch noch ein paar Fehler ein.
„Also erst mal. Ich denke ich bin alt genug, um meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Und zweitens. Woher kannst du eigentlich so perfekt Französisch?“, frage ich lächelnd und lese alles durch. Ich selbst erkenne keinen Fehler, aber was weiss ich schon.
„Wir haben mal eine Weile in Frankreich gelebt“, erklärt er grinsend.
„Na das ist ja mal cool.“
„Jepp“, antwortet er schlicht.
„Weisst du, ich verstehe echt nicht, wieso ich in Gefahr sein sollte“, murmle ich so leise, dass ich mich kaum selbst hören kann.
„Ja, nun ja. Es ist einfach gefährlich“
„Wie schon gesagt. Ich treffe meine eigenen Entscheidungen. Schliesslich wurde ich vor der Eishalle überfallen und lebe immer noch. Und das hatte ja wohl kaum was mit dir zu tun“, flüstere ich noch leiser.
„Hat er dir was angetan?“, fragt er panisch.
„Nein, nicht wirklich. Der Penner hat mich bewusstlos geschlagen“, erzählte ich auf dem Weg zur Chemie Doppelstunde und merke wie ich unterbewusst zittere, wenn ich nur daran denke, was er vermutlich mit mir machen wollte.
Seufzend zieht er mich kurz in seine Arme und küsst mich auf die Stirn. So lange es mir irgendwie möglich ist, schmiege ich mich an ihn und atme seinen herrlichen Duft ein.
„Das tut mir Leid. Ich hätte da sein sollen. Aber genau deshalb muss ich mich von dir fernhalten.“
Ziemlich widersprüchlich, was er da manchmal sagt. Er hätte da sein sollen, muss sich aber von mir fernhalten.
„Weißt du. Ehrlich gesagt währe es mir lieber ich währe in Gefahr, dafür mit dir zusammen. Anstatt nicht in Gefahr zu sein, dir aber auch nicht nahe sein zu dürfen.“
Mit diesen Worten schlüpfe ich an ihm vorbei und husche aufs Schulzimmer zu. Eilig hastet er mir hinterher und nimmt meine Hand.
„Du hast recht. Du bist alt genug um deine eigenen Entscheidungen zu treffen. Trotzdem ist das Risiko immer noch viel zu gross.“
„Das ist mir egal. Wenn du da bist, kann mir nichts passieren“, schnell und doch sanft küsse ich ihn, bevor ich das Klassenzimmer betrete.
Zwischen den Tischen hindurch schlängle ich mich auf Natalie und Cloe zu.
„Darf ich mich zu euch setzten?“, fragt Alec lächelnd an Cloe und Natalie gewandt.
Die beiden sehen erst von mir zu ihm und wider zurück, bevor sie zögerlich nicken.
Mit einem breiten Grinsen im Gesicht setzt er sich neben mich.
Unter dem Tisch sucht er meine Hand. Als er sie gefunden hat nimmt er sie in seine und zeichnet auf meiner Handinnenfläche kleine Kreise.
Der Chemieunterricht und auch die grosse Pause dazwischen, gehen ziemlich schnell vorbei.
„Endlich Musikunterricht. Mal sehn, was wir für ein neues Lied singen werden“, begeistert hüpfe ich die Treppe runter und zum anderen Gebäude während Alec mir lächelnd folgt.
„Hi Miss Ryham!“, begrüsse ich meine Musiklehrerin fröhlich. Weil ich wie immer die Erste bin, schliesst sie mich glücklich in die Arme.
„Ashley. Ich bin so froh dich wieder zu sehen. Wenigstens eine die richtig singen kann. Setzt dich doch schon mal.“
„Was singen wir heute?“, frage ich lächelnd auf dem Weg zu meinem Stuhl.
„Ein neues Lied von Avril Lavigne. Es heisst Alice. Ich weiss nicht ob…“, ich lasse sie noch nicht mal ausreden.
„Das kenne ich. Es ist total schön. Ich liebe es.“
„Gut, wir machen nämlich eine Solo Runde, für die, die es alleine Probieren wollen“, erklärt sie, wohl wissend, dass ich da bestimmt mitmachen werde.
„Cool. Mit Playback oder Begleitung?“, frage ich, da man bei ihr nie ganz sicher sein kann.
„Ohne alles. Hab leider nichts Passendes gefunden, dass ich runterladen konnte. Wir werden uns das Lied nur einmal kurz anhören und dann einfach mal versuchen zu singen“, erklärt sie lächelnd.
„Kann ich das Lied mal hören. Vielleicht könnte ich dazu eine Begleitung auf dem Klavier spielen“, schlägt da plötzlich Alec vor.
„Und sie sind?“, kritisch beäugt sie ihn.
„Oh, tut mir Leid. Ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Alexander Masen. Ich bin erst Montag neu an diese Schule gekommen.“
Nachdem er sich vorgestellt hat, setzt er sich schweigend ans Klavier. Miss Ryham reicht ihm eben so schweigend ihren iPod, den er anschaltet und das Lied startet. Nachdem er es einmal gehört hat, schaltet er ihn wieder aus und gibt ihn zurück. Dann nimmt er einen Bleistift und ein Notenblatt. Erst schreibt er alles mit Text und Noten auf und reicht es unserer Lehrerin, bevor er anfängt zu spielen. Kurz nickt er mir zu und ich fange an zu singen. Kurz nachdem ich fertig gesungen hatte, kommen auch schon die restlichen Schüler rein.
„Soll ich gleich hier bleiben?“, fragt Alec an Miss Ryham gewandt.
„Setzten sie sich doch noch kurz auf ihren Platz.“
Gehorsam lässt er sich neben mir nieder und wartet schweigend.
„So, schön, dass ihr alle da seid. Ich hoffe ihr hattet alle schöne Ferien. Heute werden wir ein neues Lied von Avril Lavigne singen. Ich werde es euch erst einmal hören lassen. Danach werden wir es ein paar Mal durchsingen, bevor wir noch eine Solo Runde machen, für die, die gerne unter Beweis stellen wollen, was sie so alles drauf haben“, erläutert sie.
„Alexander. Darf ich sie nun ans Klavier bitten?“, wünscht sie, nachdem sie uns das Lied einmal vorgespielt hat.
Ohne das leiseste Geräusch zu verursachen erhebt er sich und setzt sich auf den Klavierhocker.
„Gut, dann fangen wir an.“ Sie teilt die Blätter mit den Songtexten aus und gibt Alec das Zeichen, anzufangen.
Eben so schweigend fängt er an zu spielen. Er lächelt mich nicht wie vorhin an, sondern sieht während dem spielen einfach nur aus dem Fenster, während die anderen versuchen zu singen.
Eine Weile machen wir noch so weiter, bis wir wenigstens den ersten Teil einigermassen hinkriegen.
„So und nun die Solo Runde. Wir fangen mit den Jungs an. Danach kommen die Mädchen an die Reihe.“
Es meldeten sich ein paar Jungs freiwillig, weil sie wussten, dass sonst einfach irgendjemand ausgesucht wurde.
Danach kamen die Mädchen dran. Bettina meldet sich freiwillig. Genauso wie ich.
Bettina wird natürlich als Erste drangenommen. Miss Ryham weiss einfach, dass ich besser singen kann.
Stolz nimmt Bettina das Mikrofon entgegen und sogleich fängt Alec an zu spielen. Jeder hier weiss, dass sie die hohen Töne immer vermasselt und dieses Mal ist es nicht anders. Wie immer gipfelt alles in einem schrecklichen Krächzen, dass sich eher nach einem sterbenden Tier anhört, denn nach Musik. Am Ende applaudiert niemand. Manche versuchen sich das Lachen zu verkneifen, wohingegen andere sie wohl am liebsten ausbuhen würden.
Nachdem sie arschwackelnd zurück an ihren Platz stolziert ist, trete ich nach vorne und nehme das Mikrofon, dass Alec mir schon lächelnd entgegenhält.
Danach setzt er sich wieder richtig hin und fängt mit einem breiten Grinsen auf den Lippen an zu spielen. Ich warte auf meinen Einsatz und fange genau rechtzeitig an zu singen.

Trippin out
Spinning around
I'm underground
I fell down
Yeah I fell down

I'm freaking out, so where am I now?
Upside down and I can't stop it now
Can't stop me now, oh, oh

I, I, I'll get by
I, I, I'll survive
When the world's crashing down
When I fall and hit the ground
I will turn myself around
Don't you try to stop me?
I, I, I won't cry

I found myself in Wonderland
Got back on my feet, again
Is this real?
Is this pretend?
I'll take a stand until the end

I, I, I'll get by
I, I, I'll survive
When the world's crashing down
When I fall and hit the ground
I will turn myself around
Don't you try to stop me?
I, I, I won't cry

I, I, I'll get by
I, I, I'll survive
When the world's crashing down
When I fall and hit the ground
I will turn myself around
Don't you try to stop me?
I, I, and I won't cry

Nachdem ich fertig gesungen habe, höre ich nur noch Jubel und Applaus.
Glücklich schliesst Alec mich in seine Arme und drückt mich kurz an sich, bevor er mich schnell wieder loslässt.
Die anderen haben davon nicht mal was bemerkt. Die einzige die was mitgekriegt hat, ist Bettina. Das kann mir aber egal sein.


Geständnisse




Geständnisse

Schon in weniger als einer Stunde werde ich im Stall, bei meinem Lieblingspferd sein.
So schnell ich kann verabschiede ich mich von Alec und renne in den Fahrradkeller.
„Wieso hast du’s auf einmal so eilig?“, fragt er besorgt während er lässig neben mir her rennt.
„Ich muss mich beeilen um rechtzeitig im Reitstall anzukommen. Sonst schnappt mir Bettina mein Lieblingspferd weg“, erkläre ich ein wenig atemlos und schwinge mich auf mein Rad.
„Ich kann dich schneller hinbringen wenn du willst. Zieh du dich um und ich fahr nach Hause und hol dich dann mit dem Auto ab.“
„Okay, wie du meinst. Aber ich muss mich echt beeilen“, hetze ich.
„Ich warte dann unten!“, ruft er mir hinterher.
Ich nicke nur noch und rase in Rekordgeschwindigkeit auf meinem Rad nach Hause.
Schnell fahre ich mit dem Lift nach oben und renne in mein Zimmer, wo ich schnell in meine schwarze Reithose und mein dunkelrot-schwarz, getigertes Top schlüpfe. Darüber ziehe ich meine schwarze Fleecejacke.
Nachdem ich auch meine Reitstiefel angezogen und mir die Haare zu einem Zopf geflochten hab, stopfe ich noch das Geld das ich brauche und ein paar Leckerlis in meine Jackentasche. Schnell schnappe ich mir noch meine fingerlosen, schwarzen Lederhandschuhe, bevor ich wieder nach unten auf den Parkplatz haste.
Ich bin mir sicher, dass ich nicht mehr als zehn Minuten gebraucht habe. Trotzdem steht Alec an einen schwarzen Hummer gelehnt auf dem Parkplatz und wartet auf mich. Mein Gott sieht er wieder mal gut aus. Er hatte sogar noch Zeit sich umzuziehen. Nun trägt er eine extra verwaschene Blue Jeans und ein dunkelrotes T-Shirt mit schwarzem Print, unter dem sich seine Muskeln leicht abzeichnen. Nicht das es eng anliegend währe. Nein. Er hat einfach so viele Muskeln, dass man sie sogar unter einem locker sitzenden Shirt nicht übersehen kann.
Schnell steige ich ein als er mir die Tür aufhält. Lächelnd schnalle mich an.
Nachdem er sich neben mich gesetzt hat, nenne ich ihm die Adresse, wo er mich hinfahren soll.
Als wir ankommen ist Bettina zum Glück noch nicht da.
Wie immer ist Andrea, die Besitzerin des Hofes im Pferdestall.
„Hei Andrea!“, rufe ich und winke ihr zu.
„Hei Ash! Wer ist denn dein Freund?“, fragt sie lächelnd. Bis dahin hatte ich noch gar nicht bemerkt, das Alec mir gefolgt war.
„Hi, ich bin Alexander Masen“, stellt er sich vor.
„Geht er mit dir ausreiten?“, fragt sie lächelnd.
„Oh, ich weiss nicht. Wenn er will kann er natürlich mitkommen. Willst du denn?“
„Nur wenn noch ein Pferd für mich frei währe“, gibt er zurück.
„Klar doch. Ash du nimmst doch sowieso wider Aphrodite. Er könnte dann doch Erion nehmen“, schlägt sie lächelnd vor.
„Ja. Ich denke das sollte klappen“, stimme ich zu.
„Kannst du denn reiten?“, bohrt Andrea nach.
„Klar doch“, stimmt er lässig zu.
„Na dann lasse ich euch mal machen. Du weißt ja wie’s läuft.“
Mit einem nicken gehe ich, gefolgt von Alec in die Sattelkammer und hole Putzzeug.
„Und du kannst wirklich reiten?“, skeptisch sehe ich ihn an.
„Na was denkst du denn?“, scherzt er.
„Okay. Wir werden sehen ob einer von uns heute noch im Dreck landet“, scherze ich und küsse ihn, bevor ich mich umdrehe und die Box von Aphrodite betrete.
„Das da ist übrigens Erion“, ich deute auf die Box neben meiner.
Beide sind Friesen. Eine spezielle, sehr edle Pferderasse. Erion ist etwas kleiner und hat eine nicht ganz so lange Mähne wie Aphrodite, aber ansonsten sehen sie sich ziemlich ähnlich.
Kurz nachdem wir fertig sind mit Striegeln, betritt Bettina den Stall und sieht mich in Aphrodites Box.
„Du Miststück! Wieso kriegst du immer Aphrodite!“, schnauzt sie mich wütend an.
„Weil ich als erste hier war, und Andrea mich einfach besser leiden kann“, erkläre ich schlicht und gehe an ihr vorbei in die Sattelkammer.
Schweigend deute ich auf Erions Sattel und nehme dann selber den von Aphrodite und hänge mir ihr Zaumzeug über die Schulter.
„Ich kann sie nicht ausstehen.“
„Wen?“, wissend sehe ich ihn an.
„Bettina.“
„Ich auch nicht. Sie ist schrecklich.“ Wir prusten beide gleichzeitig los, als sie an unseren Boxen vorbei zu Miro, einem alten Haflingerwallach geht.
Mürrisch sieht sie uns an, während wir lachend die Pferde fertig machen.
„Ich gehe nur noch kurz zum Wagen und zieh meine Motorradstiefel an. Mit Turnschuhen zu reiten ist doch ziemlich unpraktisch.“
„Geht klar. Ich bring die Pferde schon mal mit nach draussen.“
Schnell nehme ich Erions Zügel auch noch und warte bis Alec wieder zurück kommt. Schon wenige Sekunden später nimmt er mir die Zügel von Erion wieder aus der Hand. Dann führt er ihn ein bisschen weiter weg und steigt geschmeidig auf. Ich tue es ihm gleich und schon sitzen wir beide im Sattel.
„Na dann. Wo hin reiten wir?“, fragt er grinsend auf dem Weg vom Hof zur Strasse.
„Ich wollte runter an den See und dort vielleicht eine kleine Pause machen und was Trinken oder ein Eis essen oder so. Mal sehn. Jedenfalls hat es auf dem Weg coole Galoppstrecken“, antworte ich begeistert.
Eine Weile reiten wir schweigend nebeneinander.
„Hier kommt eine lange Strecke. Aber wir müssen warten bis die Fussgänger weg sind.“
Mit einem nicken reitet er näher zu mir und beugt sich kurz zu mir rüber um mich zu küssen. Aphrodite passt das anscheinend gar nicht, denn sie tänzelt immer rum, weshalb wir gezwungen sind, aufzuhören.
„Man Aphrodite. Du bist gemein“, scherze ich. Sie schnaubt nur, was bei ihr heisst, dass ihr das eigentlich total Egal ist.
„Keine Sorge. Das holen wir noch nach.“
Wir warten noch etwa eine Minute unentdeckt auf der Wiese, bis die beiden kleinen Mädchen bei der Familie uns entdecken. Und schon geht’s los.
„Mami, Mami! Sieh mal!“ Und schon rennen sie auf uns zu. Alec kann sich ein grinsen nicht mehr verkneifen als ich absteige und nach vorne zu Aphrodites Kopf gehe.
„Wow“, sagen die beiden hin und weg, während ihre Eltern sie beobachten.
„Na ihr zwei. Ihr mögt wohl Pferde“, stelle ich lachend fest.
„Au ja. Wie heissen sie denn?“, fragt die ältere der beiden.
„Das hier ist Aphrodite.“
„Und das ist Erion“, fügt Alec hinzu, der nun ebenfalls abgestiegen ist.
„Die sind ganz lieb. Ihr könnt sie ruhig mal streicheln“, biete ich an. Während die Beiden Aphrodite und Erion streicheln, kommen ihre Eltern auf uns zu.
„Tut uns echt Leid, sobald sie Pferde sehen, ticken sie aus“, entschuldigt sich die Mutter der Mädchen lachend.
„Schon okay. So war ich früher auch immer.“, erwidere ich freundlich.
„Sie hätten ruhig durchreiten können. Wir haben keine Angst vor Pferden“, wechselt der Vater das Thema.
„Oh, es ist besser wenn niemand in reichweite ist wenn wir galoppieren. Wegen der fliegenden Steinchen“, erkläre ich weiter eisern lächelnd.
„Oh, natürlich ja“, bestätigt seine Frau lächelnd.
„Mami dürfen wir zusehen?“, fragen sie völlig aus dem Häuschen.
„Na gut. Warum eigentlich nicht“, stimmt sie zu.
Alec und ich steigen also wider auf und winken noch kurz, bevor wir weiter reiten.
„Wettrennen?“, frage ich lachend.
„Total. Von dem Baum aus bis zum Ende dieses Weges“, stimmt er zu.
„Los!“, rufe ich kaum, dass ich am Baum vorbei bin. So schnell es Aphrodite möglich ist, sprintet sie los. Alec holt jedoch schnell auf und drängt mich beinahe ab. Ich lenke ein und reite auf der Wiese weiter. Mit einem grossen Satz springt sie über einen umgefallenen Baum und rennt weiter. Und schon habe ich Alec wider überholt. Am Ende des Weges mache ich dann einen perfekten Sliding Stop. Wenige Sekunden danach kommt auch Alec bei mir an.
„Du bist wirklich gut. Ein Sliding Stop ist ziemlich schwierig.“
Schüchtern lächle ich ihn an und reite weiter.
„Weißt du. Eigentlich hätte ich heute eine Besprechung mit einigen Firmenchefs gehabt. Ich wette Ian oder Kyle werden mich bald mal anrufen“, sagt er lachend.
„Aber wieso hast du mir das nicht gesagt. Das ist doch viel wichtiger als ein Ausritt mit mir.“
„Nicht für mich“, sagt er schlicht und beobachtet mich aufmerksam. Ich muss darauf achten, dass mir mein neutraler Gesichtsausdruck nicht irgendwann entgleitet und sich in ein breites Grinsen verwandelt.
„Keine Reaktion?“, er wirkt ein wenig enttäuscht.
„Ich sitze auf einem Pferd. Ebenso wie du. Also ist so ziemlich jede mir einfallende Reaktion momentan unmöglich, was mir ehrlich gesagt gar nicht passt“, antworte ich, lächle aber trotzdem.
„Ausserdem darf ich dich ja anscheinend nicht mal küssen. Aphrodite wird bloss eifersüchtig“, scherze ich, woraufhin er anhält und sein Pferd am nächsten Baum festmacht. Danach macht er auch meines fest und ich steige ab.
Kaum stehe ich mit beiden Füssen auf dem Boden, drängt er mich an den Baum nebenan und küsst mich stürmisch. Als er dann seine Hände über meinen Körper gleiten lässt, kann ich ein Stöhnen nicht mehr unterdrücken. Zum Glück wird es jedoch von unseren Küssen ein wenig gedämpft. Als er dann aber unter meinem Shirt weitermachen will, lege ich meine Hände auf seine Brust und drücke ihn sanft aber bestimmt von mir weg.
„Nicht jetzt. Nicht hier und ganz bestimmt nicht so. Tut mir Leid“, entschuldige ich mich. Wieso kann ich nicht einfach die Klappe halten. Ich will es und doch habe ich Angst. Ich bin so ein feiges Huhn. Ausserdem, was würden die anderen von mir denken, wenn ich mit einem Typen schlafe, den ich nicht mal eine Woche kenne.
„Nein. Mir tut es Leid. Es ist nur ich…“
Ihm scheinen die Worte zu fehlen. Ich warte einige Minuten. Als er einfach nichts sagt, werde ich dann doch neugierig.
„Du?“, frage ich vorsichtig.
„Ich… Nun… Ich… Ich…“, stammelt er und schweigt dann wieder.
„Du kannst es mir wirklich sagen. Ich werde schon nicht sauer werden und dich auch nicht auslachen. Ich verspreche es.“ Ich halte meine Hand hoch als würde ich einen Eid ablegen.
„Ich… Ichliebedich.“
„Habe ich gerade wirklich gehört, was ich denke, dass ich gehört hab?“, frage ich überrascht und auch ein wenig verwirrt.
„Ich wusste ich hätte es nicht sagen sollen“, bedrückt wendet er sich ab und will schon das Pferd losmachen.
„Nein! Warte!“, aufgeregt ergreife ich seine Hand. Weil er so gross ist, muss ich ihn ein wenig zu mir runterziehen, um ihn küssen zu können.
„Was, ich dachte…“
„Dass ich nicht dasselbe empfinde?“, beende ich seinen Satz. Er nickt.
„Na da hast du aber falsch gedacht. Ich liebe dich auch. Weil ich’s nicht mit dir treiben will, heisst das nicht automatisch, dass ich dich nicht liebe“, erkläre ich und küsse ihn noch mal sanft.
„Dann heisst das. Du liebst mich?“, hakt er noch mal nach. Männer sind manchmal so begriffsstutzig.
„Ja. Und glaub mir. Ich finde dich wirklich anziehend und würde auch gerne mit dir Schlafen, aber irgendwie bin ich doch noch nicht so ganz bereit dazu. Ich habe irgendwie Angst“, ich merke wie ich mir bei jedem Wort die Schamesröte noch mehr in die Wangen schiesst.
„Ich würde dir doch niemals weh tun. Vor mir brauchst du keine Angst zu haben.“
„Ich habe keine Angst vor dir. Und ich weiss, dass du mir nie weh tun würdest. Ich habe bloss Angst vor den Schmerzen“, ich weiss das es eher wage Andeutungen sind, aber es ist mir doch ein wenig peinlich, so offen über solche Dinge zu sprechen.
„Schmerzen? Aber ich sagte doch ich werde dir nicht weh tun“, beteuert er nochmals.
„Beim ersten Mal wird das leider nicht zu vermeiden sein.“
„Okay, jetzt bin ich verwirrt“, gibt er zu und lehnt sich an den Baum, gegen den er mich vorhin noch gepresst hat.
„Na gut, dass ist jetzt echt total peinlich. Nicht lachen ja?“ Er nickt und setzt sein ernstes Pokerface auf.
„Ich bin noch Jungfrau“, gebe ich zu und würde am liebsten im Boden versinken.
„Oh. Verstehe.“ Peinlich berührt sieht er zu Boden.
„Mir ist natürlich klar, dass du schon Erfahrung hast. Und das macht mir Angst. Ich habe keine Ahnung was ich machen muss. Wie und wann ich was tun soll. Was dir gefällt und was überhaupt nicht.“ Ich bin von mir selbst erstaunt. So vertraut habe ich noch nie mit jemandem gesprochen. Trotzdem zittert meine Stimme und ich spreche viel zu schnell.
„Das stört mich nicht im Geringsten. Ich erwarte das nicht von dir. Und ausserdem will ich, dass du dir Zeit lässt. Davon habe ich nämlich noch eine Menge. Und du auch.“
Anstatt zu sagen, was ich sagen wollte, küsse ich ihn nochmals sanft. Wir werden immer drängender und dieses Mal bin ich es, die ihm unter seinem Shirt mit den Fingernägeln über den Rücken kratzt und danach mit meinen Fingerspitzen darüber streiche. Schon bald beendet er den Kuss wieder.
„Ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr“, murmelt er, das Gesicht in meinem Haar vergraben.
Sanft lege ich meine Hand auf seine Wange und sehe ihn an.
„Ich dich auch“, flüstere ich und küsse ihn erst auf die Nase, dann auf den Mund. Dann mache ich Aphrodites Zügel los und steige wieder auf.
„Wie spät ist es?“, frage ich, weil ich weder mein Handy, noch meine Uhr dabei habe.
„Schon viertel vor drei.“
„Dann reicht die Zeit nicht mehr, um an den See runter zu reiten, aber wir könnten durch den Wald. Das ist näher. Und da gibt es eine herrliche Galoppstrecke“, sage ich lächelnd als wir von der Wiese wieder zurück auf den Weg reiten.
Nun wider schweigend folgt er mir.
Eine Weile reiten wir einfach nur nebeneinander und hören uns Musik an, die er auf seinem Handy hat. Als der Wald in Sicht kommt, schaltet er es aber aus und verstaut es wieder.
Ich gebe ihm das Zeichen zum Galoppieren und treibe Aphrodite an. Mit einem Jubelschrei treibe ich sie weiter an und staune, wie schnell der Wald an mir vorbeifliegt. Am Ende des Walds werde ich wider langsamer und trabe schliesslich nur noch, während ich Aphrodite zur Belohnung den Hals tätschle.
„Nun, es ist schon fünf Uhr. Ich denke wir sollten uns langsam auf den Rückweg machen“, schlägt Alec vor und ich muss ihm zustimmen. In einer Stunde sollten wir spätestens am Reitstall ankommen.
Also schlage ich eine Abkürzung vor. Sie führt durch eine kleine Wohngegend, was aber nicht weiter schlimm ist.
Pünktlich kommen wir an und bringen die Pferde sofort in ihre Boxen, wo wir sie absatteln und sie dann noch ein wenig über den Hof führen um trocken zu werden, bevor wir sie wider zurück in den Stall bringen. Nachdem wir sicher gestellt haben, dass wir alles erledigt haben, suchen wir Andrea.
Schon bald haben wir sie gefunden. Schnell bezahlen wir noch und verabschieden uns.
Danach gehen wir Hand in Hand zu Alecs Auto und er hält mir, ganz der Gentleman, die Tür auf.
Schweigend fährt er mich nach Hause und küsst mich noch kurz, bevor er wider einsteigt und davonbraust.


Fly in the Sky




Fly in the Sky

Am nächsten Morgen wartet Alec vor der Schule auf mich und wir treffen uns im Klassenzimmer mit Natalie und Cloe. Der Biologieunterricht geht schnell vorbei und wir können endlich in die Pause. Die verbringen wir zu viert auf dem Rasen neben dem Sportplatz. Während wir drei Mädels genüsslich unser Pausenbrot verdrücken, nippt Alec nur an einer Flasche, deren Inhalt noch nicht mal zu erkennen ist.
Schon bald ist die Pause wieder vorbei und es folgen noch eine Stunde Mathe und eine Stunde Deutsch.
Den Mittag verbringe ich wie immer zu Hause und bediene mich an den Resten im Kühlschrank.
In den Nachmittagsstunden werde ich als erstes mit einer Lektion Französisch gequält, aber danach kommt glücklicherweise Englisch, was mir mehr Spass macht, natürlich weil ich darin besser bin.
Nach der Schule wollten wir erst alle ins Schwimmbad, doch das haben wir spontan verschoben, weil alles bereits überfüllt ist. Stattdessen setzen wir uns in ein Cafe und genehmigen uns ein Eis. Danach wird es auch schon Zeit, nach Hause zu gehen.
Der nächste Tag verläuft zum Glück besser. Sozialkunde, Geografie, Deutsch und am Nachmittag eine Doppelstunde Sport. Nur Fächer, die mir Spass machen. Direkt nach der Sportstunde frage ich Alec, ob er am Samstag Lust hätte, mit mir mit den Flyjumpern zu üben.
Glücklicherweise sagt er zu und verschiebt alle Termine auf den Vormittag, sodass er den ganzen Nachmittag seine Zeit nur mit mir verbringen kann.
Wie versprochen holt er mich um punkt Eins ab und wir fahren zu ihm. Sein Haus liegt wirklich inmitten einer Lichtung im Wald. Staunend blicke ich auf ein wunderschönes, ultramodernes Haus, oder besser gesagt eine Villa.
„Wow. Hier wohnst du?“, fasziniert sehe ich mich um, bis er hinter dem Haus in die Tiefgarage fährt.
„Ja, da währen wir. Ich nehm deine Sachen“, bevor ich etwas erwidern kann, hat er sich bereits alles gegriffen und ich folge ihm die Treppe rauf.
Wir landen direkt in einem hell gestrichenen Flur, der nahtlos in ein riesiges Wohnzimmer übergeht. In drei von vier Wänden sind Panoramafenster eingelassen und alles ist in creme und erd tönen. Die einzigen Farbkleckse sind die rote Couch vor dem Fernseher und einige Gemälde, die die Wände zieren.
In einer Ecke erstrecken sich vom einen Fenster bis zum anderen nur Regale mit DVD’s.
Als nächstes zeigt er mir das Esszimmer, das wohl auch als Konferenzraum dient und die angrenzende offene Küche.
In Zimmer direkt gegenüber der Küche befindet sich das Bad und in dem daneben steht einsam ein Klavier und darauf liegt eine Geige. In der Ecke steht eine Gitarre und das war’s dann auch schon.
Alec will schon weitergehen, doch ich stehe wie erstarrt da und sehe auf die Geige.
Langsam nähere ich mich ihr wage es aber nicht, sie anzufassen.
„Ist das eine Stradivari?“
„Ja, die Barrow. So wird sie genannt“, erklärt er und streicht zärtlich über den Geigenbogen.
„Aber eine Stradivari ist doch unglaublich teuer“, wieder mal klingt es eher wie eine Frage.
„Na ja, geht so. Die Barrow hier ist die teuerste. Jedenfalls hat sie 9,5 Mio. Dollar gekostet, als ich sie erstanden habe.“
„9,5 Mio. Dollar? Na dann klingt sie hoffentlich auch gut“, abwartend sehe ich ihn an. Ich brauche nicht mal zu betteln. Wortlos greift er sich Geige und Bogen und beginnt zu spielen. Erst ist die Melodie noch langsam, doch schliesslich wird sie schneller und ein wenig verspielt und doch auch sanft und süss und einfach unbeschreiblich.
Verträumt schliesse ich die Augen und lausche der Melodie, bis sie schliesslich verklingt.
„Das ist wunderschön. So was hab ich noch nie gehört.“
„Hab ich selbst geschrieben. Ist eigentlich fürs Klavier gedacht, aber mit der Geige lässt es sich auch gut spielen. Ich bin froh, dass es dir gefallen hat. Ich hab es für dich geschrieben“, gibt er zu und legt die Stradivari vorsichtig weg.
„Danke. Es ist wirklich fantastisch.“
„Für dich immer wieder gerne“, antwortet er schlicht und küsst mich kurz, bevor er mir den Rest des Riesigen Hauses zeigt. Na ja, jedenfalls mehr oder weniger. Die Zimmer seiner Brüder und deren Freundinnen zeigt er mir natürlich nicht, aber sein Zimmer und das angrenzende Bad kriege ich zu sehen.
Es ist das grösste aller Zimmer im Haus und nimmt beinahe das ganze obere Stockwerk ein.
Der Eyecatcher ist ganz offensichtlich das riesige, runde Bett. Direkt darüber ist in der Decke eine Scheibe eingelassen und dahinter sind Fenster angeordnet, die den Blick auf den Wald freigeben, durch den ein kleiner Fluss fliesst. Von dem Fluss zweigt ein zweiter kleiner Arm in einen nahe gelegenen See ab.
Staunend sehe ich mich um und mir klappt automatisch die Kinnlade runter. Die zwei Wände links und rechts des Bettes sind in einem Bordeauxrot gestrichen, die restlichen Wände sind in Cremetönen gehalten, ebenso die Decke. Die Möbel sind alle aus einem hellen leicht orangerötlichen Holz gemacht.
„Das hat die Frau meines Bruders für mich gemacht. Sie liebt es, Häuser einzurichten“, erzählt er mir bereitwillig und lässt sich auf das Bett fallen.
„Das ist wirklich wunderschön.“
Hastig streife ich meine Schuhe ab und setze mich ebenfalls aufs Bett. Auf allen vieren krabble ich zum Bettende und bestaune die Aussicht.
„Schön dass es dir gefällt. Du solltest mal eine Nacht hier verbringen. Dann kannst du dir vom Bett aus die Sterne ansehen.“
„Danke, das Angebot nehme ich bestimmt gerne mal an, aber nicht heute. Mum würde sich bloss Sorgen machen“, errötend wende ich meinen Blick ab und sehe wieder aus dem Fenster.
„Willst du mal die anderen kennen lernen?“, fragt er nach eine Weile, die ich nur schweigend aus dem Fenster gesehen habe.
„Oh ja, das währ cool“, stimme ich zu und rutsche schnell vom Bett. Ich will gerade in meine Schuhe schlüpfen, als er mich aufhält und mich hinter sich herzieht.
„Warte. Ich brauch doch meine Schuhe.“
„Später. Komm jetzt. Der Boden wird dir schon nicht die Füsse abbeissen, nur weil du keine Schuhe trägst“, scherzt er und ich muss ein Grinsen unterdrücken.
Im Wohnzimmer angekommen stösst er einen kurzen, schrillen Pfiff aus. Kurz darauf höre ich Schritte.
„Oh, hei. Du musst Ashley sein“, begrüsst mich eine Frau, im Alter von etwa 25.
„Äh ja, die bin ich“, grinsend strecke ich ihr die Hand entgegen, die sie freundlich lächelnd ergreift und sich als Hailey vorstellt.
„Und das sind Ian und Kyle“, stellt sie mir auch die anderen vor. Aber während Ian mir wie Hailey die Hand gibt, schliesst Kyle mich einfach in seine Arme und zerquetscht mich dabei fast.
„Keine Luft“, keuche ich, als er mich einfach nicht loslassen will.
„Oh. Sorry“, hastig stellt er mich wieder auf meine Füsse, aber ich taumle gleich rückwärts und falle ziemlich undamenhaft auf die Couch.
„Geht’s dir gut?“, besorgt beugt sich Alec über mich und ich nicke schnell.
„Jaja, alles okay. Bringst du mir jetzt bei, mit den Flyjumpern zu rennen?“, enthusiastisch springe ich wieder auf und sehe fragend zu ihm auf. Zur Bestätigung nickt er und zieht mich hinter sich her wieder in die Garage, wo sowohl meine, als auch seine Flyjumper bereitliegen.
Als erstes schlüpfe ich in richtige Schuhe, bevor ich mir die Flyjumper umschnalle.
Langsam folge ich ihm nach draussen auf den Rasen und die Auffahrt entlang. Auf einer längeren geraden Strecke wartet bereits Kyle auf uns. Er hat sich jedoch keine Flyjumper umgeschnallt. Wie Alec mir erklärt, ist er nur mit dabei um mir zu helfen.
„Wärmt ihr euch erst mal auf“, fordert Kyle, der bereits lässig auf einem grossen Felsen neben der Auffahrt sitzt.
Grinsend sieht er mir zu, wie ich mich unbeholfen strecke und ein wenig umher gehe, während Alec bereits auf und ab rennt und lässig einige Saltos und Überschläge anhängt.
„Okay. Hilfe. Ich fühl mich gerade total tollpatschig.“
„Brauchst du nicht. Komm ich helfe dir“, träge erhebt Kyle sich und kommt auf mich zu.
Wir fangen langsam an und ich soll ihm erst mal folgen. Dabei geht er rückwärts und umkreist mich immer mal wieder. Dann korrigiert er meine Haltung und es geht weiter. Etwa fünfmal ändert er noch was, bis er endlich zufrieden ist.
Dann geht’s langsam ans rennen.
„Alec, sieh mal. Ich kann es. Ich kann es wirklich“, glücklich renne ich und sehe zu ihm zurück.
Plötzlich stolpere ich und wie in Zeitlupe kommt mir der Boden entgegen. Ich versuche noch, den Sturz abzufangen, doch zu spät. Mit voller wucht knalle der Länge nach hin und ein kleiner Ast bohrt sich in meinen Arm.
„Verfluchte Scheisse! Genau das hab ich gemeint mir, ich falle andauernd hin“, fluche ich und rolle mich auf den Rücken.
Mit einem wütenden schnauben zerre ich mir den Ast aus dem Arm und wickle mir mein Shirt drum, das ich ausgezogen hab. Jetzt liege ich zwar nur in einem Top auf dem Boden, aber das ist mir im Moment egal.
Während Alec panisch um mich herumwuselt, weicht Kyle beim Anblick meines Armes zurück, an dem ein kleines Blutrinnsal herunter läuft.
Schnell setze ich mich auf und verstecke meinen Arm hinter dem Rücken.
„Tut mir Leid. Ich wusste nicht, dass du kein Blut sehen kannst“, entschuldige ich mich und ernte von ihm nur Gelächter, während Alec immer wieder zwischen uns hin und her sieht. Dabei sieht er mich besorgt und Kyle warnend an, der das jedoch einfach ignoriert.
„Ganz im Gegenteil. Ich kann nie genug Blut sehen. Was für eine Verschwendung, dass du es so einfach im Boden versickern lässt“, seine Stimme ist während dem sprechen immer tiefer und drohender geworden und ich frage mich, was wohl mit ihm los ist. Doch sein Gesicht gibt mir keine Anhaltspunkte, da er mir den Rücken zugewandt hat.
„Was soll das Bedeuten? Alec, was ist mit deinem Bruder los?“, fragend sehe ich ihn an, doch auch sein Blick ist nur auf meinen Arm geheftet.
„Du solltest die Wunde desinfizieren. Es ist Schmutz eingedrungen.“
„So schlimm ist es nicht. Siehst du“, vorsichtig entferne ich das Shirt und strecke ihm den Arm entgegen.
Mit einem erschreckten Satz versucht er zurückzuweichen, wobei ihm aber seine Flyjumper in die Quere kommen, die er sich kurzum von den Beinen zerrt. Vollkommen verbogen landen sie einige Meter neben ihm auf dem Boden.
Schockiert erkenne ich, wie sich seine Pupillen für wenige Sekunden zu Schlitzen zusammenziehen, bevor sie wieder normal werden. Gleichzeitig schlägt er sich auch die Hände vor den Mund und hält sich die Nase zu.
„Alec, was ist denn los? Habt ihr denn etwa alle Probleme mit Blut?“, forschend switcht mein Blick immer wieder zwischen Alec, Kyle und meinem Arm umher. Von Alec kriege ich als Antwort ein nicken, während Kyle bloss wieder lacht. Und sein lachen ist wirklich beängstigend und ziemlich besorgniserregend.
‚Ziemlich unpraktisch für die Leiter einer Blutbanken Firma.’
„Herrgott noch mal! Dann geh ich eben alleine zurück!“
Wütend öffne ich die Schnallen meiner Flyjumper und entferne die Gelenkschoner und den Helm.
Alles schmeisse ich einfach achtlos auf den Boden und stapfe schliesslich zum Haus zurück. Dabei fluche ich die ganze Zeit wütend vor mich hin.
‚Männer sind solche Memmen. Mum hatte schon recht, als sie meinen Vater abservierte’, denke ich mir und kicke beim gehen immer mal wieder kleinere Steine weg, während ich mir das Shirt weiter auf den Arm drücke.
Im Haus ist keine Menschenseele, weshalb ich erst mal im Bad verschwinde.
„Hie Leute! Ich rieche Blut! Wo seid ihr denn? Ich will auch was abhaben!“, ruft Hailey durchs ganze Haus und ich komme schnell wieder aus dem Bad. Wie erstarrt bleibt sie vor mir stehen und fixiert meinen Arm.
‚Was ist bloss mit denen los?’
„Hast du wirklich gesagt, was ich denke dass du gesagt hast? Das Blut kommt nämlich von mir.“
„Ach nein. Blut kann man doch gar nicht riechen. Was denkst du denn da. Aber komm doch mit in die Küche. Dann verarzte ich dich erst mal“, bietet sie an und platziert mich auf einem Stuhl. Dann verschwindet sie kurz und kommt mit einer Nasenklemme, Gummihandschuhen, Desinfektionsmittel, Mull und einem Verband zurück.
Als währe es das normalste der Welt setzt sie sich als erstes die Klemme auf, und zieht die Handschuhe über, bevor sie das Shirt von meinem Arm zieht.
Aufmerksam sieht sie sich die Wunde von allen Seiten an und leckt sich dabei über die Lippen. Langsam beginnt sie von aussen nach innen in Kreisen sich der Wunde zu nähern und wischt erst mal alles Blut weg.
Kurz warnt sie mich vor, ehe sie das Mittel direkt in die Wunde schüttet. Mein erster Reflex ist es, den Arm wegzuziehen, doch sie hält ihn eisern in ihrem Griff.
Wieder Fluche ich, dieses mal aber wegen der Schmerzen.
„Na aber hallo! Dass nenne ich mal einen Fluch.“
Anerkennend mustert sie mich und ich erkenne, wie ihre Lippen sich langsam zu einem Grinsen verzeihen.
„Oh mein Gott! Was ist denn mit deinen Zähnen passiert?“
Sofort kneift sie die Lippen angestrengt zusammen, bis sie nur noch ein Strich in ihrem Gesicht sind und richtet ihren Blick wieder auf meinen Arm. Vorsichtig drückt sie den Mull auf die Wunde, nachdem sie irgendeine Salbe daraufgeschmiert hat und verbindet alles.
Dann reicht sie mir eine Schmerztablette und ein Glas Wasser.
Schon fünf Minuten später schmerzt mein Arm nicht mehr und sie hat auch alles weggeräumt.
Jetzt sitzen wir im Wohnzimmer vor dem Fernseher und sehen uns irgendeine Talkshow an.
„Was war denn nun mit deinen Zähnen los?“, bohre ich nach und schiele kurz zu ihr rüber.
„Du wirst es nicht vergessen, was?“, mit einem resignierten Seufzen wendet sie sich mir zu.
„Ne. Sorry. Alec und Kyle haben sich auch schon so komisch benommen.“
Ich denke erst, sie sagt nichts mehr, bis sie einfach mit der Wahrheit rausplatzt: „Ich bin ein Vampir. Wir alle sind Vampire.“
„Ach so. Das erklärt die Sache mit dem Blut. Können wir uns was anderes ansehen? Dieses ständige Rumgebrülle nervt“, erwidere ich gelassen und sie starrt mich fassungslos an, während ich nach der Fernbedienung greife und durch das Programm zape.
„Sag mal hältst du uns nicht für verrückt? Oder hast Angst?“
„Nein, ich denke nicht das ihr verrückt seit, aber Angst habe ich doch ein wenig. Ich würde es nämlich vorziehen, mein Blut noch eine Weile zu behalten. Oder das was nach diesem Missgeschick noch davon übrig ist“, scherze ich und lege die Fernbedienung wieder weg.
„Du nimmst das ja ziemlich locker“, stellt sie erstaunt fest und mustert mich abwartend. Vermutlich rechnet sie damit, dass ich doch noch einen Panikanfall bekomme.
„Also ich werde bestimmt keinen Anfall bekommen und rumkreischen wie blöde, aber ich währe froh, wenn du den anderen noch nicht sagst, dass ich es weiss“, bitte ich sie, und blicke ihr dabei direkt in die Augen.
„Okay, ist gut. Aber du solltest nicht zu lange mit ihm spielen.“
„Das will ich auch gar nicht. Ich frage mich nur, wie lange er brauchen wird um es mir zu sagen. Also sag nichts ja, versprich es mir“, erkläre ich und sie lächelt mich mit diesem wissenden Blick an.
„Oh, na gut. Dann lass uns jetzt deine Sachen herholen, damit wir sie schon mal in Alecs Auto tun können.“
Gemeinsam gehen wir die Auffahrt entlang, wo Alec und Kyle immer noch stehen und sich nur gegenseitig betrübt ansehen.
„Mann was herrscht denn hier für eine miese Stimmung? Kommt schon Leute. Mir geht’s wieder gut. Hailey hat mich verarztet. Alles wieder in Ordnung“, kurz wedle ich mit meinem Arm rum, lasse ihn aber gleich wieder sinken.
„Dir geht es wieder gut? Sicher?“
„Jepp. Aber ich pack meine Flyjumper wieder ein. Irgendwie hab ich keine Lust mehr, aber ihr könnt gern weitermachen, dann sehe ich mir einfach mit Hailey was im Fernsehen an“, gebe ich bescheid während ich meine Gelenkschoner einsammle. Hailey hat sich in der Zwischenzeit meine Flyjumper geschnappt. Gerade haben wir uns umgedreht und sind auch schon ein paar Schritte gegangen, als Alec uns einholt.
„Sehen wir uns doch in meinem Zimmer einen Film an“, spricht er so schnell, dass ich ihn kaum verstehe.
„Okay. Dann komm.“
Grinsend gehe ich voraus und hole Hailey wieder ein. Abwartend blickt sie immer wieder von Alec zu mir und zurück, ehe sie mir die Zähne zeigt.
Böse blicke ich sie an und schüttle den Kopf, woraufhin sie in Gelächter ausbricht.
„Du hast es versprochen“, raune ich ihr zu und sie erwidert meinen Blick.
„Ja, ja, schon gut. Ich werd schon nichts sagen.“
Während wir uns unterhalten spüre ich die ganze Zeit Alecs Blick, der sich in meinen Rücken bohrt.
Trotzdem tratschen wir immer noch weiter, auch als wir meine Sachen in Alecs Wagen verstauen. Kaum hat Hailey den Kofferraum geschlossen, legt Alec bereits seine Arme um mich und zieht mich an sich.
„Ihr seht euch dann später noch mal.“
Grinsend sehen Hailey und ich uns an und verdrehen beide die Augen, bevor wir in Gelächter ausbrechen.
„Na dann bis nachher“, verabschiedet sie sich und flitzt die Treppe nach oben.
Beinahe panisch sieht Alec ihr nach, während ich ihn langsam weiter ziehe.
„Kommst du jetzt, oder was?“
„Äh… Ja… Klar“, ein wenig verwirrt folgt er mir, fasst sich aber bald wieder und überholt mich.
In seinem Zimmer führt er mich direkt ans DVD Regal. Während ich mir also einen Film aussuche, kümmert er sich um den Rest. Staunend beobachte ich, wie aus dem Boden ein Fernseher nach oben fährt. Grösser als jeder den ich je gesehen habe.
Grinsend bemerke ich die Sammlung an diversen Vampirfilmen und Serien unter denen ich, immer noch verpackt auch die Twilight Reihe finde.
Hastig schnappe ich mir von Underworld den ersten und zweiten Teil und setze mich damit aufs Bett.
„Und, was hast du ausgesucht?“, will er neugierig wissen und erstarrt kurz, als er meine Wahl sieht.
„Ich dachte mir, wir könnten uns Underworld ansehen. Sofern dir das nichts ausmacht. Die Klassiker sparen wir uns lieber für später auf.“
„Von mir aus gerne. Machs dir schon mal bequem, dann starte ich den Film“, aufmerksam beobachte ich, wie er die DVD einlegt. Dabei zittert seine Hand so arg, dass sie ihm fast runter fällt.
Nun liege ich aber schon hier und schliesslich schafft er es auch noch zu mir zu kommen.
Während des ganzen Filmes liege ich eng an ihn gekuschelt und wir sagen beide kein Wort.
Ohne es ihn wissen zu lassen, lausche ich immer mal wieder seinen gleichmässigen Atemzügen. Was anderes höre ich nicht. Anscheinend schlagen Herzen bei Vampiren wirklich nicht.
„Wieso siehst du mich so nachdenklich an?“, fragt Alec nach einer Weile. Der Film ist schon längst zu Ende und Teil zwei läuft bereits.
„Ach nur so“, antworte ich schlicht.
„Das ist kein Grund. Sag schon.“
„Ich frage mich nur, wie lange ich warten soll“, rede ich um den heissen Brei rum, sehe ihm dabei aber direkt in die Augen.
„Und worauf, wenn ich fragen darf.“
„Das, mein Liebster, musst du wohl selbst herausfinden“, necke ich ihn und kuschle mich dann wieder an ihn.
Wieder schweigend sehen wir uns auch den zweiten Film zu Ende an.
Vom Abspann kriege ich nichts mehr mit, denn ich bin zu sehr damit beschäftigt, Alec zu küssen, und von ihm geküsst zu werden.
Grinsend bemerke ich, dass seine Reisszähne ausgefahren sind, als ich mit meiner Zunge seine Zähne aus versehen streife.
Unbewusst küsst er mich vorsichtiger. Achtet darauf, mich nicht zu verletzen und so klappt es ganz gut. Schliesslich unterbricht er den Kuss aber und wendet sich hastig von mir ab.
„Alec? Alles Okay?“, frage ich vorsichtig und er wendet sich mir lächelnd zu.
„Ja, ja. Keine Sorge. Bei dir auch alles okay?“
„Klar doch. Wer wird schon nicht gerne so geküsst“, erwidere ich lässig und kuschle mich an ihn.
Als währe nichts passiert legt er seine Arme um mich und wir liegen einfach nur so da. So leise wie möglich greift er sich eine Fernbedienung und schaltet die Stereoanlage an. Sofort dröhnt mir der Song S.E.X. von Nickleback entgegen.
Fragend sehe ich ihn an und er schüttelt nur den Kopf und verdreht die Augen.
„Meine Brüder haben mal wieder hier Musik gehört“, erklärt er und ändert schnell die CD. Sanfte Klavierklänge durchbrechen die Stille und ich lausche gebannt, erkenne aber keins der Lieder.
„Sind die von dir?“, treue ich mich schliesslich zu sprechen. Dabei werden meine Worte perfekt untermalt, von einer dramatischen Zwischenpause.
Als hätte er es geahnt, spricht er weiter als die Musik wieder einsetzt.
„Ja.“
Nicht gerade, was ich von ihm als Antwort erwartet hätte, aber immer noch besser als nichts.
„Du spielst fantastisch. Was kam eigentlich zuerst? Geige oder Klavier?“, neugierig blicke ich ihm in die Augen aber er wendet den Blick ab.
„Ich hab als erstes angefangen Geige zu spielen.“
„Weil es die Geige schon länger gibt“, stelle ich schlicht fest und zu meiner Überraschung nickt er einfach.
Erst als er schon geantwortet hat, fällt ihm auf, was er getan hat.
„Was sollen eigentlich die ganzen Fragen?“, fragt er wütend und funkelt mich böse an.
„Ich liebe dich. Darum will ich gerne mehr über dich erfahren“, erkläre ich und er rauft sich genervt die Haare.
„Na gut. Frag“, fordert er doch ich schüttle den Kopf.
„Wenn ich dich bewusst etwas frage, dann lügst du mich an.“
„Ich habe dich nie angelogen“, wehrt er ab und mustert mich dabei.
„Aber du sagst mir auch nicht die Wahrheit. Und bis du das nicht getan hast, brauchst du nicht mehr mit mir zu sprechen.“
Ich weiss, dass ich ziemlich hart mit ihm umspringe, aber er sollte endlich erkennen, dass er mir vertrauen kann.
Jetzt jedoch haste ich, die Schuhe in der Hand die Treppe runter und suche nach Hailey.
Diese sitzt immer noch im Wohnzimmer und sieht fern, bemerkt aber sofort, dass was passiert ist.
Atemlos bitte ich sie, mich nach Hause zu fahren. Im Auto kann ich ihr dann alles erzählen und sie scheint mich als einzige zu verstehen.
„Du solltest ihm aber Zeit lassen. Er hat sich über die Jahrhunderte daran gewöhnt, es vor allen geheim zu halten“, bittet sie und ich nicke nur kurz.
Schliesslich hält sie vor meinem Haus und ich steige aus. Langsam geht sie ums Auto herum und holt die Sachen aus dem Kofferraum.
Gemeinsam fahren wir mit dem Fahrstuhl nach Oben, wo sie mir noch hilft, alles wegzuräumen, bevor sie wieder nach Hause fährt.


Abwarten und Tee trinken...




Abwarten und Tee trinken...

Alleine verkrieche ich mich in meinem Zimmer und dröhne mich mit der rockigsten Musik voll, die ich finden kann. Doch auch das hilft nicht, meine Gedanken zu vertreiben.
Immer weiter grüble ich darüber nach, wie lange er wohl brauchen wird, mir die Wahrheit zu sagen. Ich meine, klar werde ich weiter mit ihm reden, aber nur wenn es nötig ist. Ansonsten heisst es sowohl für ihn, als auch für mich, warten…
Und das warten fällt mir unglaublich schwer. Ich bin von Natur aus eher hibbelig und flippte schon als Kind vor Weihnachten immer total aus. Ebenso war es bei meinem Geburtstag.
Also wie soll ich bei so etwas warten können, das meine ganze Welt auf den Kopf stellt?
Nun, die Antwort ist, unter Qualen.
Die Arme um die Beine geschlungen sitze ich auf meinem Bett und starre die Wand mir gegenüber an. Immer wieder finde ich neue Muster und Formen, die mich an ihn erinnern und schliesse irgendwann die Augen.
Schon bald bin ich eingeschlafen, ohne dass ich es bemerkt habe.

Am nächsten Morgen werde ich von einem Klopfen an der Tür geweckt.
Überrascht setze ich mich auf und sehe meine Mum, die meine verwurstelten Klamotten und das Nest auf meinem Kopf mustert. Kopfschüttelnd setzt sie sich hinter mich und greift nach einer Bürste. Vorsichtig macht sie sich daran, die Knoten und verfilzten Stellen auszukämmen und braucht bald auch noch meine Haarklammern, um das ganze in Etappen in Angriff zu nehmen.
Nach knapp einer Stunde hat sie es geschafft und schickt mich erst mal ins Bad.
Ich ahne schon, dass sie heute was mit mir vor hat, denn normalerweise lässt sie mich an den Sonntagen ausschlafen.
Aus Erfahrung weiss ich, dass ich sie besser nicht frage, was das ist, denn sie will mich sowieso damit überraschen.
Also dusche ich erst mal und schlüpfe dann in ein paar bequeme Klamotten, bevor ich mich zu Mum an den Tisch setze.
„Was hältst du davon, wenn wir heute Nachmittag zusammen an den See fahren?“, platzt sie sogleich heraus, während sie mir eine Portion Rühreier auftut und mir eine Scheibe Toast dazu legt.
„Coole Idee. Ich schätze mal, wir wollen schwimmen gehen?“, vermute ich und sie nickt eifrig.
„Okay, und dann noch was, oder einfach nur schwimmen und relaxen?“
„Einfach nur schwimmen und relaxen. Ich dachte wir könnten mal an unserer Bräune arbeiten“, erklärt sie lachend und deutet auf mich, die ich blasser als ein Geist vor ihr sitze. Ich weiss dass sie mich nur veralbern will, denn sie weiss genau, dass ich, egal was ich mache, nicht braun werde. Das Experiment mit dem Selbstbräuner hat es gezeigt. Denn anstatt schön braun zu werden, lief ich eine Woche in der leuchtend Orangen Farbe eines Warnhütchens rum.
Wenigstens war ich die meiste Zeit zu Hause, aber so was habe ich bestimmt nie wiederholt.
Meine Mum neckt mich heute noch damit, aber ich weiss ja, dass es nicht böse gemeint ist.
Also frühstücken wir erst mal und setzen uns dann noch vor den TV und sehen uns Dirty Dancing eins und zwei an.
Zu Mittag essen wir nur einen Salat, bevor wir uns beide umziehen und ins Auto steigen. Auf laufen haben wir heute beide kein Bock.
Gemächlich fahren wir die Strassen entlang und hören Musik, während die Fenster runter gelassen sind.
Schliesslich parken wir das Auto in einem kleineren Ort direkt am See und gehen aufs Ufer zu.
Anscheinend sind wir nicht die einzigen, die diese Idee hatten, denn wir sind umgeben von anderen Leuten, die miteinander Lachen und Tratschen. In der Nähe unter einem kleinen Baum steht ein Eiswagen und dahinter ganz klassisch ein Italiener. Jedenfalls vermuten wir das. Jetzt suchen wir uns aber erst mal einen Platz und ziehen Hosen und Shirts aus. Unsere Bikinis haben wir ja gleich darunter angezogen.
Mit einem Quietschen versuche ich zu flüchten, als Mum mich mit der eiskalten Sonnencreme einsprüht, doch sie ist schneller und bald ist mein ganzer Rücken weiss gefleckt. Schnell verteilt sie die Creme, bevor ich bei ihr dasselbe mache. Den Rest cremen wir wie üblich selber ein.
„Und jetzt?“, frage ich und sie zieht lächelnd diverse mode Magazine aus ihrer Tasche.
„Mum, du bist echt fantastisch!“, begeistert greife ich mir als erstes die Cosmopolitan und sie sich die Vogue, bevor wir dann wechseln.
Als wir beide fertig sind, gehen wir ins Wasser. Na ja, schwimmen tun wir nicht gerade, man könnte es eher planschen nennen. Das ganze Endet schliesslich in einer riesigen Wasserschlacht, bei der die Hälfte der Leute hier mitmacht.
Mit triefenden Haaren legen wir uns schliesslich wieder auf unsere Handtücher und trocknen erst mal in der Sonne, bevor wir uns noch mal eincremen. Bei mir ist das nämlich unglaublich wichtig, sonst sehe ich morgen aus wie eine Tomate.
Schliesslich drehe ich mich dann noch auf den rücken um Mum cremt mir diesen wieder ein. Die Verschlüsse meines Oberteils lässt sie gleich offen und ich bleibe so liegen.
Nach etwa einer halben Stunde, während der ich entweder vor mich hin gedöst, oder mit Mum getratscht habe, drehe ich mich dann um und lasse mich auch noch von der anderen Seite kross braten.
So wie ich das sehe, habe ich bestimmt schon heute Abend wieder einen Sonnenbrand. Da hilft alles eincremen nichts. Aber egal, ich hab mich über die Jahre daran gewöhnt und ich hab mich auch damit abgefunden, blass zu sein.
Schon bei dem Wort blass muss ich gleich wieder an Alec denken. Die gesamte halbe Stunde kreisen meine Gedanken nur noch um ihn und ich bin erleichtert, als Mum vorschlägt, noch mal ins Wasser zu gehen.
Nach einer längeren Abkühlungsphase genehmigen wir uns ein Eis und müssen uns beeilen, dass es nicht in der Sonne schmilzt.
Schon bald ist es wieder Zeit fürs Abendessen und wir packen unsere Sachen zusammen.
Während ich mir nur die Shorts überziehe, verschwindet Mum kurz, um sich ganz umzuziehen.
In einem nahe gelegenen Restaurant essen wir schliesslich noch was, bevor wir nach Hause fahren.
Zu Hause lege ich mich nur noch aufs Bett und sehe mir einen Film im Fernsehen an, bevor ich mich Bettfertig mache und auch schnell eingeschlafen bin.


Noch ein Neuer?




Noch ein Neuer?

Am nächsten Morgen erwache ich vom klingeln meines Weckers und bin schon versucht, ihn an die Wand zu werfen und heute zu schwänzen, aber das würde bloss Ärger geben.
Müde schlurfe ich also ins Bad, wo ich mich erst mal unter die Dusche stelle. Fertig abgetrocknet gehe ich zurück ins Zimmer, und suche nach einem Outfit, was Alec zeigen soll, was er verpasst.


Vor der Schule wartet Alec bereits auf mich, doch ich grüsse ihn nur kurz und stolziere dann an ihm vorbei.
„Warte! Wo willst du denn jetzt hin?“
„Na zu meinem Lieblingsbaum“, antworte ich noch und sehe kurz über meine Schulter zurück. Schnell hastet er mir hinterher und hält mich auf, indem er seine Arme um meine Mitte schlingt.
Sofort winde ich mich aus seinen Armen und gehe weiter. Am Baum angekommen ziehe ich mich nach oben und setze mich auf meinen Ast. Als ich mich gegen den Stamm lehnen will, sitzt Alec schon hinter mir und seine Hände sind schon wieder auf meinem Körper.
„Finger weg. Na los, geh. Du darfst wieder herkommen, wenn du bereit bist, mir die Wahrheit zu sagen“
„Na ja, du hast nur gesagt, dass du nicht mehr mit mir redest“, wirft er ein und ich versuche, ihn böse anzufunkeln, was mir eindeutig misslingt.
Während er spricht küsst er immer mal wieder meinen Hals. Plötzlich höre ich von unten ein räuspern und von Alec ein leises Knurren, dass nur ich wahrnehme.
„Oh, hi.“, grüsse ich freundlich.
„Ebenfalls hi. Könnt ihr mir vielleicht sagen, wo das Sekretariat ist?“, bittet ein mindestens zwei Meter grosser, braun gebrannter, mit Muskeln bepackter Typ. Seine Haare sind kurz und so dunkelbraun, dass sie schwarz wirken. Interessiert mustert er mich aus seinen dunklen Augen.
„Klar doch, einfach rein, dann links, die dritte rechts und dann gleich noch links. Ach, am besten komm ich mit.“
Geschmeidig wie eine Katze lasse ich mich auf den Boden fallen und lande geduckt, bevor ich mich aufrichte.
„Okay, dann komm jetzt aber auch“, fordere ich, als ich bemerke, dass er mir nicht folgt.
Schweigend läuft er mir wie ein Hündchen nach. Wenn ich bloss jetzt schon wüsste, wie treffend die Bezeichnung Hündchen doch ist.
„Ich bin übrigens Ashley Seabright. Und das da war Alexander Masen. Und wer bist du?“
„Jason Wolf. Ich bin neu hier. Wie man sieht“, mit einem breiten Grinsen sieht er auf mich hinab und ich fühle mich noch kleiner, als wenn Alec vor mir steht.
„Na dann hoffe ich doch, dass es dir hier gefällt. Alec hat sich hier ziemlich schnell eingelebt.“
„Oh, wie lange ist er denn schon hier?“, ich höre die Neugier in seiner Stimme.
„Seit einer Woche.“
„Er ist erst eine Woche hier und knutscht schon mit dir rum? Das ist doch total unvernünftig. Du solltest ihn erst richtig kennen lernen“, wirft er ein, doch das passt mir überhaupt nicht.
„Das geht dich doch nichts an. Und ausserdem rede ich sowieso nicht mehr mit ihm, bis er endlich ehrlich zu mir ist“, motze ich.
„Okay, schon gut. Also, hier muss es wohl sein“, er deutet auf eine Tür auf der ’Sekretariat’ steht, während er mich entschuldigend ansieht.
„Genau. Also, man sieht sich“, mit diesen Worten verabschiede ich mich und gehe wieder zurück. Ich will gerade am Mädchenklo vorbei gehen, als ich plötzlich gepackt und hineingezogen werde.
Vor mir stehen Natalie und Cloe. Erleichtert umarme ich die Beiden.
Neugierig wie sie sind, wollen sie wissen, wie denn mein Wochenende war. Natürlich haben sie mitbekommen, dass ich am Samstag bei Alec war und wollen erfahren, wie es gelaufen ist. Schnell erzähle ich ihnen alles in einer abgeänderten, nicht übernatürlichen Version.
Mit dem Versprechen, ihnen später mehr zu erzählen öffne ich die Tür und trete nach draussen auf den Gang, wo Alec lässig an die Wand gelehnt wartet.
Charmant lächelt er Natalie und Cloe an, die errötend und mit einem eisernen Lächeln im Gesicht zu ihm hochsehen.
„Guten morgen. Wie war euer Wochenende?“
„Gut“, antworten beide gleichzeitig.
„Und deins?“, Natalie hat genug Beherrschung um höflich zu sein.
„Ganz gut“, antwortet er und ich frage mich, was er wohl noch gemacht hat.
Nur am Rande nehme ich wahr, wie sich hinter uns eine Tür öffnet.
Plötzlich ist Alec für Natalie und Cloe nur noch Luft, denn sie beide sehen nur noch Jason. Dieser geht, mir kurz zuzwinkernd, an uns vorbei in Richtung Klassenzimmer davon.
„Sag mal, kennst du den?“
„Ja, das ist Jason. Er ist neu hier. Ich hab ihm nur den Weg zum Sekretariat gezeigt“, erkläre ich gelassen.
„Woah! Nichts für ungut, aber der ist ja noch schärfer als Alexander“, bemerkt Cloe und ich sehe schon ihren schmachtenden Blick.
„Er mag vielleicht muskulöser sein, doch das interessiert mich nicht“, erwidere ich schlicht, lasse es mir aber nicht nehmen, ihn durchs Fenster zu beobachten.
Überrascht bemerke ich, wie er auf uns zukommt und die Tür wieder aufzieht
„Ah, ja. Ich wollte noch fragen, welches denn die Klasse 3a ist.“
„Oh, das ist unsere Klasse“, antwortet Cloe enthusiastisch, noch bevor ich überhaupt den Mund aufmachen kann.
„Na dann sehen wir uns dann wohl da.“
Mit einem grinsen auf den Lippen macht er auf dem Absatz kehrt. Ein wenig verwirrt sehen wir im hinterher.
Während Alec mich genauestens beobachtet, sehen wir alle drei Jason nach.
Jedenfalls klingelt es schliesslich, und wir gehen nach Oben ins Zimmer.
Wie immer setzen sich Natalie und Cloe zusammen an einen Tisch, während ich mir mit Alec einen teile.
Als sich Jason direkt vor Alec setzt, kann ich genau in Alecs Augen sehen, was er von Jason hält. Als dieser sich auch noch umdreht und mich angrinst, lächle ich extra zurück, um Alec eins reinzuwürgen.
„Sag mal, flirtest du mit ihm?“
Ich sehe Alec missbilligend an. Mein Blick gibt ihm ganz klar zu verstehen, dass ich nicht mit ihm reden werde.
Missmutig verschränkt er die Arme vor der Brust und wirft Jason böse Blicke zu. Ich gebe ihm kurz vor Ende der Stunde einen Klaps auf den Hinterkopf, bevor ich meine Sachen einpacke und aufstehe. Mit Natalie und Cloe an meiner Seite gehe ich in die Umkleide, wo ich mich erst mal umziehe. Nachdem ich die hellblauen Shorts und das schwarze Top anhabe, schlüpfe ich noch in meine Sportschuhe.



Fertig angezogen gehe ich hinter Natalie und Cloe her in die Turnhalle.
Zufrieden setze ich mich zwischen meine Freundinnen und warte auf unsere Sportlehrerin.
Wenige Minuten später betritt diese die Halle und schliesst hinter sich die Tür. Wie immer begrüsst sie uns erst, bevor sie die Musik einschaltet, und wir erst einige Runden laufen.
Einige, darunter auch ich, holt sie raus um beim Aufbau zu helfen. Automatisch kommen Alec und auch Jason mir nach und helfen ebenfalls. Ein Glück, denn der Wagen auf dem die grossen Matten befestigt sind, kippt um. Wir versuchen es zusammen, ihn aufzurichten und mit Hilfe von Jason klappt es auch.
Wir stellen Trampoline auf und die Matten davor, anschliessend lassen wir die Ringe von der Decke runter und legen lange Bahnen dünner Matten darunter.
Ms. Gordon schaltet die Musik aus und ruft alle zusammen. Wir machen da weiter, wo wir letzte Woche Freitag aufgehört haben. Ich stelle mich also in die Reihe hinter dem Trampolin und warte, bis ich dran bin. Obwohl wir eigentlich Saltoverbot haben, hänge ich lässig einen an.
Ms. Gordon wirft mir einen strengen Blick zu, doch ich zucke nur mit den Schultern und lächle entschuldigend.
Am liebsten würde ich jetzt einfach im Geräteraum verschwinden und eine Runde auf den übrigen Matten schlafen.


Die Qual der Wahl




Die Qual der Wahl

Trotzdem lasse ich die Unterrichtsstunden Tag für Tag, Woche für Woche, über mich ergehen. Es läuft alles gut. Meine Noten sind Klasse und ich habe Spass mit meinen Freunden. Auch mit Jason habe ich mich inzwischen angefreundet und verbringe auch ausserhalb der Schule viel Zeit mit ihm, was Alec jedoch gar nicht passt. Trotzdem sagt er nichts, weil er weiss, dass es sowieso nichts nützt.
Und heute setze ich noch einen drauf, denn es ist Mittwoch und ich habe Jason eingeladen, den Nachmittag mit mir im Schwimmbad zu verbringen.
Wie am Vortag abgemacht verschwinden wir direkt nach der letzten Unterrichtsstunde.
Suchend sieht Jason sich um, während ich bereits auf einen freien Platz zusteuere.
Dort lasse ich meine Tasche fallen und breite ein XXL Handtuch aus, bevor ich Rock und Top ausziehe und mich in meinem hellblau silbern gepunkteten Bikini darauf lege.
Gemächlich mache ich mich daran, mich einzucremen, bis ich an meinem Rücken scheitere.
„Jason?“, Wimpern klimpernd sehe ich zu ihm rüber.
„Ja, was gibt’s?“, fragend sieht er zu mir rüber und ich halte die Tube hoch.
Gleichzeitig drehe ich ihm den Rücken zu und sehe ihn über meine Schulter an.
„Wärst du so lieb und würdest mir den Rücken eincremen?“
„Klar doch. Von mir aus“, stimmt er zu und nimmt mir die Tube ab.
Schnell lege ich mich hin und öffne die Verschlüsse meines Bikinis und streiche die Haare zur Seite.
Seine Hände zittern unglaublich, was ich daran erkenne, wie er die Creme aus der Tube drückt.
Sanft massiert er mich, anstatt mich nur einzucremen und ich bin froh, dass er noch ein wenig weiter macht. Dabei kommen seine Hände meinen Brüsten unglaublich nahe, aber komischerweise stört es mich gar nicht.
Mit einem enttäuschten Murren registriere ich, wie er den Verschluss wieder zumacht und ich setze mich auf.
„Na, schon Hunger?“, frage ich grinsend und stütze mich auf meine Arme.
„Heisshunger sogar.“
Sein Blick verrät mir, dass er damit nicht nur das Essen meint, das wir uns gleich holen wollen. Einerseits ist es mir ja peinlich, aber andererseits mag ich ihn ja auch, und ich geniesse seine Aufmerksamkeit.
Jetzt gehen wir aber erst mal zum Kiosk und bestellen uns da was zu Essen. Während ich mir nur eine kleine Portion Pommes genehmige, bestellt er eine Grosse und dazu noch ein Schnitzelbrot. Beladen mit Getränken und Tellern verschwinden wir zurück an unseren Platz.
Genüsslich mampfe ich meine Portion, bevor ich einen Mentholkaugummi raus nehme und eine Weile schweigend darauf rumkaue, während Jason immer noch dabei ist, alles in sich reinzustopfen.
Schnell schmeisse ich noch allen Müll weg, bevor ich mich wieder zu Jason in die Sonne lege.
Etwa eine halbe Stunde liegen wir nur rum und unterhalten uns über dies und das, bis er schliesslich vorschlägt, ins Wasser zu gehen.
Ohne Vorbereitung schubst er mich einfach ins Wasser, doch er hat nicht damit gerechnet, dass ich ihn mitziehe.
Lachend tauchen wir auf und ich versuche vor ihm zu fliehen, doch er ist echt schnell und zieht mich zurück.
Schnell tauche ich ihn unter und warte darauf, dass er wieder auftaucht.
Mit einem kreischen werde ich plötzlich in die Höhe gehoben und sitze auf seinen Schultern.
„Ah, lass mich runter“, flehe ich und habe die ganze Zeit Angst, runter zufallen.
„Ich lass dich schon nicht fallen. Entspann dich“, lässig hält er meine Beine mit einem Arm fest, während er mit der anderen Hand meine rechte Hand festhält.
„Ich weiss dass du mich nicht fallen lässt, aber lass mich jetzt bitte trotzdem runter“, bitte ich und langsam kniet er sich hin, sodass ich mich zurück fallen lassen kann.
Unbemerkt will ich verschwinden, um ihn ein wenig zu necken, doch weit gefehlt, denn am Ende der Jagt stehe ich nach Luft schnappend und Lachend in der hintersten Umkleidekabine und presse mich gegen die Rückwand.
Doch er findet mich. Anstatt jedoch mit mir zurück zu wollen, schliesst er die Tür hinter uns und stemmt seine Arme links und rechts von meinem Körper an die Wand, sodass ich nicht abhauen kann.
„Hab ich dich endlich. Kleine Wildkatze. Wenn du willst, kannst du unglaublich schnell sein, was?“, scherzt er und ich grinse ihn nur an.
„Und jetzt?“, frage ich, nachdem er mich nur schweigend angesehen hat.
„Krieg ich eine Belohnung?“
„Hm… Okay. Was hast du dir denn vorgestellt?“, frage ich und sehe zu ihm hoch.
„Ein Kuss währe ausreichend“, raunt er mir verführerisch ins Ohr und ein Schauder der Erregung überläuft mich. Schliesslich wurde ich schon seit über zwei Monaten nicht mehr geküsst, denn da Alec mir immer noch nicht die Wahrheit gesagt hat, lasse ich ihn auch nicht an mich ran.
Mehr als ein nicken bringe ich nicht zustande, da liegen seine wundervoll warmen Lippen auch schon auf meinen. Mit einem Stöhnen zieht er mich an sich und ich gebe bereitwillig nach. Seufzend lasse ich ihn ein, als er mit seiner Zunge einlass in meinen Mund fordert.
Erst habe ich Angst, als er mich hochhebt und mich mit seinem Körper gegen die Wand presst, doch ich entspanne mich schnell wieder.
Als er jedoch mit einer Hand den Verschluss an meinem Hals öffnen will, halte ich ihn zurück.
„Warte. Ich kann das nicht“, stoppe ich ihn und er lässt mich sofort runter.
„Tut mir Leid. Ich wollte eigentlich nicht so weit gehen“, entschuldigt er sich, aber ich schüttle nur den Kopf.
„Schon okay. Es war ja eigentlich gut, aber eben nicht hier.“
Mit einem nachdenklichen nicken hält er mir die Tür auf, nachdem er gecheckt hat, ob die Luft rein ist.


Werwolf?




Werwolf?

„Noch mal ins Wasser?“, fragt er schliesslich um die Stimmung aufzulockern.
Da bin ich natürlich sofort dabei und springe mit einem Satz ins grosse Becken.
Während ich tauche, habe ich Zeit nachzudenken. Meine Gedanken sind nur noch ein Wirbel wirrer Gefühle. Einerseits ist da Alec, den ich mehr als alles Liebe und Begehre, aber auf der anderen Seite ist auch Jason, zu dem ich mich ebenfalls hingezogen fühle und den ich auch will. Das ganze macht mich verrückt und würde man mich jetzt fragen, für wen ich mich entscheide, könnte ich es nicht sagen.
Jetzt verstehe ich endlich wie sich Zoey aus House of Night fühlen muss. Und sie hatte ja sogar Probleme mit vier Typen gleichzeitig.
Ich hingegen bin schon mit zweien vollkommen überfordert.
Jason scheint mittlerweile bemerkt zu haben, dass etwas nicht stimmt und folgt mir nach einer Weile zurück zu den Handtüchern.
„Was ist los? Irgendwas stimmt doch nicht“, stellt er fest. Seufzend wende ich mich ihm zu und sehe ihm in die Augen.
„Mach dir um mich keine Sorgen“, versuche ich ihn zu beruhigen, doch er weiss, dass ich lüge. Nichts ist in Ordnung und er weiss es. Man sieht es mir wohl auch an.
„Sag schon. Was ist los? Ist es wegen mir?“, bohrt er hartnäckig nach.
„Nein. Ja. Nicht direkt.“
„Es ist wegen ihm. Diesem Alexander. Aber glaub mir, er ist nicht gut für dich. Er ist nicht was er vorgibt zu sein“, will er mich warnen.
„Ach und du schon? Und woher willst du denn überhaupt wissen, dass was nicht mit ihm stimmt.“
„Ich habe es gerochen“, antwortet er ohne nachzudenken und gerät immer mehr in Rage.
„Gerochen? Warte mal. Wenn er ein Vampir ist, was bist du dann?“
„Du weisst es? Dass er ein Vampir ist, und hast ihn trotzdem an dich ran gelassen?“, verwirrt, geschockt und ziemlich sauer sieht er zu mir rüber.
„Ja, Sherlock. Aber was zur Hölle bist denn du nun?“
„Das brauchst du nicht zu wissen“, winkt er ab und starrt stattdessen mich an.
„Wie lange muss ich dir auf die Nerven fallen und dich stalken, bis du es mir sagst?“
„Von mir aus darfst du mich bis nach Hause verfolgen. Dann können wir da weitermachen, wo wir aufhören mussten“, flüstert er und schon wieder überläuft mich ein Schaudern, doch ich versuche, ihn weiter finster anzusehen.
„Sag mal geht’s noch. Du willst mir nicht sagen, was du bist, aber willst Sex mit mir? Ich sag dir eins. Einer von Alecs Sorte reicht mir. Da musst du mir nicht auch noch die Wahrheit verheimlichen.“
„Wie hast du es rausgefunden?“, ermittelt er weiter und ich sehe beinahe, wie sich die Rädchen in seinem Kopf drehen.
„Die Frau seines Bruders hat mich verarztet und dabei sind ihre Reisszähne ausgefahren“, erzähle ich grinsend, doch er verzieht nur das Gesicht.
„Jetzt tu nicht so scheinheilig. Sag schon. Was bist du, wenn du kein Vampir bist. Ein Werwolf? Die scheinen ja Vampire nicht zu mögen.“
Schnell sieht er weg und ich weiss, dass ich mitten ins Schwarze getroffen habe.
„Ach deshalb bist du mir am ersten Tag wie ein Hündchen bis zum Sekretariat nach gedackelt“, necke ich ihn und er knurrt mich tatsächlich an.
Breit Grinsend schlüpfe ich wieder in meine Klamotten und warte, bis er ebenfalls bereit ist. Langsam gehen wir nebeneinander auf den Ausgang zu. Dort schwinge ich mich auf mein Rad und er fährt mir nach, bis zu mir nach Hause. Während der gesamten Fahrt habe ich ihn ausgefragt. Anscheinend können sich, wie ich erfahren habe, Werwölfe immer verwandeln. Egal ob nun ein Vollmond da ist oder nicht. Aber sie verwandeln sich nicht in richtige Wölfe, sondern eher in Wolfsmenschen. Er beschreibt sich etwa so wie die Werwölfe in VanHelsing. Na ja, die fand ich ja immer süss.


Glühende Leidenschaft




Glühende Leidenschaft

„Willst du noch reinkommen?“, frage ich noch vor der Tür.
„Klar doch“, nimmt er das Angebot sofort an. Erleichtert erkenne ich, dass Mum noch nicht da ist. Heute wird sie sowieso wieder länger arbeiten müssen.
Oben angekommen erkläre ich ihm erst mal kurz, dass ich schnell unter die Dusche will und biete ihm an, in meinem Zimmer Fern zu sehen.
Dankend nimmt er das Angebot an und ich verschwinde mit meinem Pyjama und allem was ich sonst noch brauche im Bad.

In Windeseile hab ich geduscht, mich angezogen und mir die Haare getrocknet und gekämmt.
Zwanzig Minuten später komme ich wieder ins Zimmer, wo Jason, nur in Shorts auf meinem Bett liegt und sich durch die Sender zapt.
Als ich jedoch reinkomme, wendet er sich sofort mir zu und der Fernseher ist fürs Erste vergessen.
Angespannt bis aufs äusserste setze ich mich neben ihn und suche uns irgendeinen Film aus.
Während ich das tue, streicht er immer wieder mit seiner Hand mein Bein hoch und wieder runter.
Ich habe gerade einen Film gefunden und die Fernbedienung weggelegt, als er meine Hüften umfasst und mich zu sich zieht.
„Ich werde dir schon nicht weh tun. Hab keine Angst.“
Ohne zu zögern platziert er mich auf sich und ich sitze breitbeinig auf seinem Bauch.
„Warte mal. Ich will nicht mir dir schlafen. Na ja, eigentlich schon, aber ich kann nicht“, stammle ich aufgeregt.
„Mir war schon klar, dass du das sagst.“
Erstaunt sehe ich ihn an und er lächelt mich verführerisch an. In seinen Augen sehe ich den Hunger auf mehr, doch er beherrscht sich und küsst mich einfach nur ausgiebig.
Aufgeregt erkunde ich seinen Oberkörper mit meinen Händen, während ich ihn küsse.
Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und ich glaube, bald keine Luft mehr zu bekommen.
Gleichzeitig wandern seine Hände unter mein Shirt und über meinen Rücken. Er strahlt eine wohlige wärme aus, in die ich mich nur zu gerne verkrieche.
Seufzend kuschle ich mich an ihn und wir liegen einfach nur so da und sehen Fern.
Langsam wird mir zu warm und ich rücke ein wenig von ihm ab, damit wieder kühle Luft an mich ran kommt.
„Dir ist ziemlich warm, was?“
„Ja. Das liegt an dir, oder?“
Er nickt nur und zieht mich dann wieder an sich.
Wieso hat eigentlich so vieles Ähnlichkeit mit Büchern, die ich gelesen habe. Das kann doch nicht wahr sein. Wissen die denn alle Bescheid? Oder gehören sie vielleicht selber zu den übernatürlichen Wesen. Immer weiter spinnen sich meine Theorien und werden immer unwahrscheinlicher.
„Worüber denkst du nach?“, will er schliesslich wissen.
„Also, na ja. Wo fang ich an. Du siehst ja, dass ich viele Fantasy Bücher lese. Also wie ist es möglich, dass bestimmte Dinge zutreffen. Andere wiederum gar nicht. Wissen die denn alle bescheid, oder gehören sie selber zu den übernatürlichen Wesen?“, dass sind meine Theorien.
Anscheinend habe ich ihn damit selber nachdenklich gemacht, denn immer weiter liefere ich ihm mehr Beispiele aus Büchern, die auf ihn oder Alec zutreffen.
„Wow. Das ist unglaublich. Da könntest du sogar noch recht haben.“
„Hihi. Danke. Manchmal fliegen mir solche Ideen einfach so zu“, stolz setze ich mich ein wenig gerader hin und lächle zufrieden vor mich hin.
Langsam legt Jason wieder seine Arme um meine Mitte und zieht mich wieder an sich. Sanft, aber fordernder als zuvor küsst er mich, bis ich kaum noch atmen kann.
Lächelnd lasse ich es zu, dass er mich auf den Rücken dreht und sich über mich beugt. Und wieder küsst er mich. Gleichzeitig gleiten seine Hände unter mein Shirt, während meine hinunter zu seinem Hintern wandern. Forschend sieht er mich an, ehe er langsam anfängt, mein Shirt hochzuschieben. Als ich nichts dagegen unternehme, zieht er es mir ganz aus und wirft es neben sich aufs Bett. Federleicht sind seine Küsse, die sich von meinem Mund über meinen Hals bis zu meinen Brüsten und weiter über meinen Bauch ziehen.
Immer wieder überläuft mich ein wohliges schaudern, aber als er mir auch meine Shorts ausziehen will halte ich ihn aber zurück.
„Tut mir Leid. Ich bin schon wieder zu weit gegangen“, entschuldigt er sich, nachdem er mich noch mal gemustert hat.
„Nein. Schon okay. Ich geniesse es total. Du bist so schön warm. Das mag ich“, gebe ich errötend zu.
„Ich liebe deine Haut, deine Augen, deinen Geruch. Einfach alles an dir ist wundervoll.“
„Äh danke. Du machst mich ja ganz verlegen“, stammle ich und laufe immer röter an.
„Tut mir Leid“, entschuldigt er sich schon wieder und ich muss lächeln.
„Du entschuldigst dich zu viel“, erwidere ich und ziehe ihn zu mir, um ihn noch mal küssen zu können.
‚Göttin! Was mache ich hier?’
Aber ich will nicht dass er aufhört, will sogar, dass er noch weiter geht, und er will es ganz offensichtlich auch.
Dieses Mal ohne zu zögern erlaube ich ihm, dass er mir Shorts und Höschen auszieht. Gleich darauf folgt seine Hose nach und alles landet auf dem Boden.
Wie zuvor küsst er sich nach unten, doch jetzt lasse ich ihn weitermachen und geniesse es, wie sein Atem über meine Haut streicht und er meine intimste Stelle streichelt und mit seiner Zunge umspielt.
Stöhnend winde ich mich unter ihm und ein leiser Laut der Überraschung entwischt mir, als sein Finger in mich eindringt.
Alles passiert gleichzeitig schnell und doch langsam, wie in Zeitlupe. Sein Körper beugt sich über meinen und wir sehen uns in die Augen.
Aus dem Augenwinkel erkenne ich eine aufgerissene Kondompackung.
Eine Gänsehaut überzieht meinen ganzen Körper, als ich ihn an meinem Eingang spüre.
Quälend langsam gleitet er auf und ab, bevor er gegen mich stupst und schliesslich in mich eindringt. Heiss und pochend, und fast, aber nur fast, ein wenig zu Gross für mich, füllt er mich aus.
„Au“, entfährt es mir leise und sofort hält er inne.
„Hab ich dir weh getan?“
„War unvermeidlich. Bin Jungfrau“, presse ich hervor und kralle meine Nägel in die Bettdecke.
„Scheisse, wieso hast du nichts gesagt.“
„Hätte nichts geändert. Mach weiter, ich will mehr“, fordere ich und strecke meine Hände nach ihm aus.
Stöhnend schlinge ich meine Arme um seinen Hals, als er sich in mir bewegt. Während er immer schneller wird, flehe ich ihn an, bloss nicht aufzuhören.
Schliesslich kommen wir beide gleichzeitig und ich zittere am ganzen Körper, während er ein letztes Mal in mich stösst und mich fest, ja beinahe zu fest, an sich zieht.
Erschöpft lasse ich mich schliesslich in die Kissen sinken, während Jason für wenige Sekunden im Bad verschwindet. Er ist so schnell weg und wieder neben mir, dass ich es kaum bemerke.
Immer noch ein wenig zittrig kuschle ich mich an ihn und geniesse die wärme, die er mir gibt.
„Hab ich dir sehr weh getan?“, fragt er nach einer Weile. Die ganze Zeit hat er mich festgehalten und immer mal wieder geküsst.
„War nur am Anfang, aber nicht so schlimm. Mir geht’s jedenfalls fantastisch, wenn auch müde, aber irgendwie zufrieden.“
„Dieses Gefühl hat man danach immer“, erwidert er schlicht und küsst mich noch mal auf die Stirn.
„Hmm“, murmle ich nur und vergrabe mein Gesicht an seiner Halsbeuge.

„Kommst du mit unter die Dusche?“, frage ich etwa eine halbe Stunde später.
„Ja, gute Idee.“
Langsam stehe ich auf und bemerke sofort, wie unsicher ich noch auf den Beinen bin. Meine Knie fühlen sich an wie Wackelpudding und ich bin froh, dass Jason direkt hinter mir ist.
Unsicher tapse ich barfuss ins Bad, dicht gefolgt von ihm. Schnell schalte ich das Wasser ein und achte darauf, dass es bloss nicht zu kalt oder zu heiss ist.
Seufzend stelle ich mich darunter und lege meinen Kopf in den Nacken, um das Wasser über meine Haare fliessen zu lassen. Gemächlich greife ich nach der Shampoo Flasche und rubble meine Haare ein, bevor ich sie ausspüle.
Inzwischen hat Jason sich meinen Duschschwamm gegriffen und ihn feste eingeschäumt. Und jetzt rubbelt er mich langsam von oben bis unten ein. Gleichzeitig streichelt er mich wieder an meiner intimsten Stelle, und das so lange, bis ich kaum noch stehen kann, weil meine Beine wieder so zittern. Mein Atem hat sich immer mehr beschleunigt und mein Herz schlägt bestimmt dreimal so schnell wie normal. Erst als meine Beine wie Strohhalme einknicken, gewährt er mir eine Verschnaufpause und gestattet mir, mich an ihn zu lehnen.
Als ich mich wieder erholt habe, darf ich endlich ihn einseifen, was gar nicht so einfach ist, da er viel grösser ist als ich. Lächelnd zieht er mich an sich und gleichzeitig wieder ins Wasser, wodurch sämtlicher Schaum abgespült wird.
Halb blind vor lauter Dampf taste ich nach einem Handtuch in das ich meine Haare einwickle, bevor ich mir Nummer zwei greife und um meinen Köper schlinge. Nummer drei reiche ich Jason, der aber schon fast wieder trocken ist.
So gehen wir wieder zurück in mein Zimmer, wo er nur in seine Shorts schlüpft, während ich mein Pyjama wieder anziehe.
„Ich sollte gehen, bevor deine Mutter nach Hause kommt.“
„Musst du wirklich schon los?“, enttäuscht sehe ich ihm zu, wie er sein Shirt überzieht.
„Ja, aber wenn du willst komm ich später wieder, wenn deine Mutter schläft“, schlägt er vor und ich nicke sofort eifrig.
„Na dann, bis später“, sanft küsst er mich, bevor er aufs Fenster zugeht.
„Warte mal, was machst du da?“
„Na ich gehe nach Hause, ohne gesehen zu werden“, antwortet er schlicht und klettert raus. Wie Spiderman krabbelt er einfach der Wand entlang nach unten. Kurz winkt er mir noch zu, bevor er um die Ecke verschwindet.
In der Küche bereite ich schon mal das Essen vor und meine Mum hilft gleich mit, nachdem sie sich umgezogen hat.
Schnell schlinge ich meine Portion runter und verschwinde dann wieder in meinem Zimmer. Dort mache ich erst mal das Bett, bevor ich mich hinlege und noch ein wenig Fern sehe. Die Hausaufgaben muss ich auch noch machen, aber die sind schon nach einer viertel Stunde erledigt. Um halb elf geht Mum dann endlich ins Bett und auch ich putze mir noch schnell die Zähne.
Dann gehe ich zum Fenster und mache es auf. Wenn er da rausgekommen ist, kommt er auch wieder rein. Hoffe ich. Jedenfalls lege ich mich jetzt schlafen.

Ein dumpfes Pochen weckt mich wieder auf und ich bemerke, wie eine Silhouette vor meinem Fenster auftaucht und reinklettert.
Erleichtert erkenne ich, dass es Jason ist. Dieser ist offenbar, bis auf seine Shorts nackt gekommen.
„Hei“, begrüsse ich ihn müde und stemme mich ein bisschen hoch.
„Hei Süsse. Schlaf weiter. Ich komm einfach zu dir unter die Decke.“
„Mhmm“, murmle ich und warte, dass er endlich neben mir liegt.
Sobald ich ihn neben mir spüre, kuschle ich mich an ihn.
‚Wenigstens trägt er Boxershorts’, schiesst es mir noch durch den Kopf, ehe ich auch schon wieder eingeschlafen bin.

Am nächsten Morgen erwache ich noch vor der Wecker klingelt und schlüpfe vorsichtig aus dem Bett um Jason nicht zu wecken.


In einem grauen Shirt und Jeanshotpants komme ich wieder aus dem Bad. Dazu dann noch meine Philipp Plein Schuhe und das Outfit ist perfekt. Ich will ja nicht übertreiben.
In der Küche mache ich mich daran, Frühstück zu machen, was Jason dann auch weckt.
„Morgen Kleines. Gut geschlafen?“
„Ja, du warst ja da“, antworte ich schlicht und küsse ihn kurz, bevor ich ihm eine grosse Portion Rühreier mit Speck auftue, während ich mir nur ein bisschen Rührei nehme.
Ich bitte ihn nur, sich schon mal zu setzen, während ich uns noch zwei Tassen Kaffee fülle. Gekonnt bringe ich sowohl beide Teller und besteck, als auch die gefüllten Kaffeetassen an den Tisch und stelle alles geordnet ab.
„Magst du sonst noch was?“, frage ich, schon startbereit, ihm zu holen was er noch brauchen könnte.
„Nein, danke. Ich hab alles, was ich mir im Moment wünschen könnte.“
„Na dann, lass es dir schmecken. Ich hoffe ich hab die Rühreier nicht versalzen“, doch da hat er bereits probiert.
„Sind total lecker. Aber weisst du, du hättest nicht extra für mich kochen müssen.“
„Oh, schon okay. Ich koche gerne“, antworte ich schlicht und schlinge schnell meine Portion runter, um mich noch schminken und die Zähne putzen zu können.
Er ist gerade fertig mit essen, als ich wieder aus dem Bad komme. Jetzt habe ich noch Zeit alles aufzuräumen, während er noch kurz nach Hause läuft und sich Klamotten besorgt. Vor dem Haus wartet er bereits auf seinem Motorrad auf mich und starrt mich nicht gerade unauffällig an, als ich nach draussen trete.
Grinsend steige ich hinter ihm auf, obwohl es kein weiter Weg mehr ist. Eigentlich wollte ich wie jeden Tag auf meinen Lieblingsbaum, aber dafür sind mir die Schuhe, die ich heute Trage eindeutig zu teuer.
Also verkrieche ich mich mit Jason in die Aula. Wann immer ich ihn ansehe huscht mir ein versonnenes Lächeln über die Lippen.
An einem der Tische sitzen bereits Natalie und Cloe, denen als erstes meine Schuhe auffallen.
Während die beiden meine Schuhe bewundern, hat Jason sich schon auf einen Stuhl gesetzt.
Ich will mich gerade neben ihn setzen, als er einfach meine Hüfte greift und mich auf seinen Schoss zieht.
Ein wenig verlegen setze ich mich richtig hin und versuche seine Hände zu ignorieren, die über meine Oberschenkel streicheln. Nun, das ignorieren klappt nicht, denn die ganzen Erinnerungen an Gestern kommen wieder zurück und sofort breiten sich Kibbeln und Hitze in meinem Körper aus.
Jason bemerkt es und grinst nur.
Ich weiss was das heisst und entschuldige mich kurz, um auf die Toilette zu gehen.
Kaum bin ich um die Ecke verschwunden ist Jason auch schon bei mir und zieht mich ins Jungenklo mit, dass im Gegensatz zum Mädchenklo total verlassen ist.
Sofort verschanzen wir uns in der hintersten Kabine. So schnell habe ich mich wohl noch nie meiner Kleidung entledigt. Meine Hose wie auch mein Höschen landen auf dem Boden, während Jason sich bereits von seiner Hose befreit hat.
Sofort schlinge ich meine Arme um ihn und werde von ihm hochgehoben. Ohne zu zögern dringt er in mich ein und mir entwischt ein Stöhnen. Ich muss mich zusammenreissen, dass ich meine Lust nicht Laut rausschreie, denn das würde bloss Probleme mit sich bringen.
Immer schneller rammt er seinen Penis in mich und ich winde meine Beine um ihn, um ihn noch tiefer in mich aufnehmen zu können.
Als ich komme vergrabe ich mein Gesicht an seinem Hals um meinen Schrei zu dämpfen und er tut dasselbe bei mir nicht mal eine Sekunde nachdem ich gekommen bin.
„Lass mich jetzt bloss nicht fallen“, bitte ich als er sich aus mir zurückgezogen hat.
„Keine Sorge.“
Vorsichtig stellt er mich wieder auf meine Füsse und hebt für mich mit einer Hand meine Sachen auf, während er mich mit dem anderen Arm festhält. Kurz verschwindet er nach draussen, was mir die Chance gibt, kurz zu pinkeln und mich anzuziehen.
Komisch, dass ich ausgerechnet jetzt auf Toilette musste, wo ich sowieso schon hier war.
Draussen wartet Jason auf mich, dass ich ihm folge. Wir gehen in kurzen Abständen nacheinander direkt ins Schulzimmer und ich setze mich auf meinen üblichen Platz neben Alec.
Erstaunt nehme ich wahr, wie er sich zu mir rüber beugt und tief einatmet.
Dann greift er ohne Vorwarnung meine Hand und zieht mich hinter sich her nach draussen in den Flur, obwohl der Unterricht bereits begonnen hat.
„Was ist denn los?“, verwirrt sehe ich ihn an und schmelze schon beim Anblick seiner Quecksilberaugen dahin.
„Wieso kann ich ihn überall an dir riechen?“, fragt er ohne gross drum rum zu reden. Forschend mustert er mich, aber ich kann ihm nicht in die Augen sehen und wende den Blick ab.
Hin und her gerissen was ich jetzt machen soll, setze ich mich auf die Treppe und verschränke meine Beine.
„Hat er dir was getan?“
„Nein! Das würde er niemals!“, entrüstet springe ich wieder auf.
„Aber er hat etwas getan.“
Wieder bringe ich kein Wort raus und schaffe es auch nicht, seinem Blick stand zuhalten.
„Was war es. Sag es mir“, fordert er und kommt mir dabei sehr nahe.
„Ich… wir… haben…“, beginne ich stammelnd und breche schliesslich in Tränen aus.
„Was Liebste. Du kannst mir alles sagen.“
„Wie kannst du mich noch Liebste nennen“, schniefe ich und sehe zu Boden.
„Weil du meine Liebste bist, mein Engel.“
„Ich hatte Sex mit ihm. Zwei Mal. Gestern und eben gerade noch mal, vor weniger als einer Stunde“, platz es schliesslich aus mir heraus und ich falle schluchzend vor ihm auf die Knie.
„Hast du es freiwillig gemacht?“, fragt er, nun ebenfalls vor mir kniend, nach.
Ich kann nur nicken, die Worte stecken mir im Hals fest wie riesige Steinklumpen.
„Nun, ich kann nicht von mir sagen, dass ich nicht eifersüchtig bin, aber es war deine Entscheidung und ich respektiere deine Wahl, die du mit ihm getroffen hast. Ich bin mir sicher, er wird immer gut zu dir sein. Und wenn du ihn liebst, dann ist das okay für mich“, nach diesen Worten will er aufstehen und gehen, doch ich halte seine Hand fest.
„Aber ich liebe dich doch. Klar, ich mag Jason sehr, aber dich liebe ich einfach mehr als alles auf der Welt.“
„Ich lieb dich auch, mehr als du dir vorstellen kannst“, antwortet er und küsst mich ohne Zurückhaltung. Er legt seine gesamte liebe in diesem Kuss und ich meine zu ihm auch.
„Wen du mich so sehr liebst, wieso sagst du mir dann nicht endlich die Wahrheit?“
„Wovon redest du denn jetzt schon wieder?“, verwirrt blickt er mich an und hilft mir gleichzeitig hoch.
„Das weisst du ganz genau. Der Tag an dem ich bei dir zu Hause war. Was war los mit euch?“
„Ach nichts. Wie schon gesagt, wir können kein Blut sehen“, weicht er aus.
„Du lügst. Du liebst mich nicht wirklich. Nicht genug, um mir zu vertrauen.“
So schnell es mir in diesen Schuhen möglich ist flüchte ich die Treppe nach unten und aus dem Gebäude doch er hat mich schnell eingeholt.
‚War ja klar’, denke ich nur und drehe ihm aber weiter den Rücken zu.
„Ich liebe dich. Und ich vertraue dir.“
„Wieso, verdammt noch mal, sagst du mir dann nicht endlich was du wirklich bist. Dachtest du wirklich, ich währe so dumm und würde es nicht rausfinden. Ich meine, ich weiss auch, dass Jason ein Werwolf ist und es hat mich nicht gestört, also wieso sollte es mir dann was ausmachen, dass du eine Vampir bist?“, spreche ich ohne nach zudenken und ich merke erst was ich gesagt habe, als die Wörter meinen Mund bereits verlassen haben.
„Wie lange weisst du es schon?“, erstaunt dreht er mich zu sich um und sein Blick bohrt sich in meinen.
„Seit Hailey mich verarztet hat. Ihre Reisszähne sind ausgefahren. Da musste sie es mir erzählen, aber ich nahm ihr das Versprechen ab, dir nicht zu sagen, dass ich es weiss. Ich wollte wissen, ob du mir irgendwann genug vertraust um es mir zu selbst erzählen und wie lange du wohl brauchen würdest war natürlich auch wichtig. Und wie man sieht hast du es selbst nach über drei Monaten erst zugegeben, als es mir aus lauter Dummheit rausgerutscht ist.“
Immer noch ärgere ich mich über mich selbst und könnte mich dafür in den Hintern beissen, dass ich nicht nachgedacht habe, bevor ich geredet habe.
„Es tut mir Leid. Ich bin es seit Tausenden von Jahren gewöhnt, es niemanden herausfinden zu lassen.“
„Du bist aber auch daran gewöhnt, dich in niemanden zu verlieben. Und trotzdem ist es passiert“, werfe ich ein und er sieht mich erstaunt an.
„Ja, jetzt weisst du nicht mehr, was du noch sagen sollst, was?“
Überlegen grinse ich ihn an, doch er reagiert mit einem Kuss.
„Jetzt wo du es weisst, willst du immer noch mit mir zusammen sein?“
„Ja, natürlich. Es kommt ja nicht darauf an was du bist, sondern wer du bist“, antworte ich schlicht und küsse ihn noch mal.
„Was macht ihr noch hier draussen?“, werden wir von einem Lehrer angesprochen.
„Nur eine kurze Unterhaltung. Wir gehen sofort wieder rein.“
„Na gut, dann beeilt euch aber“, fordert er und scheucht uns rein.
Sofort gehorchen wir und gehen die Treppe wieder rauf und ins Zimmer.
Mr. Goodale scheint das noch nicht mal zu merken.
„Sag mal, machst du irgendwas mit ihm?“, flüstere ich ihm zu.
„Gedankenkontrolle. Sehr praktisch. Er hat noch nicht mal wahrgenommen, dass wir das Zimmer verlassen haben“, antwortet er schlicht.
„Machst du das bei mir auch? Kannst du meine Gedanken lesen?“
„Nein, es funktioniert bei dir nicht“, antwortet er schlicht.
„Glück gehabt. Das hätte peinlich enden können“, murmle ich vor mich hin.
„Dir braucht doch nichts peinlich zu sein.“
„Das sagst du so einfach. Deine Gedanken kann ja auch keiner lesen“, stichle ich und er grinst nur.
Ohne zu zögern steht Jason auf und greift meine andere Hand. Immer noch werden alle beeinflusst, weshalb niemand wahrnimmt, wie er mich seinerseits hinter sich her aus dem Zimmer zieht. Nebenbei bemerke ich, dass Alec uns aus dem Zimmer folgt.
„Ihr redet wieder miteinander?“
„Ja“, antworte ich einsilbig.
„Und jetzt?“, fragen beide gleichzeitig.
Hin und her gerissen sehe ich zwischen den Beiden hin und her. Ich weiss, ich sollte mich jetzt und hier entscheiden, doch wie können sie das von mir verlangen.
„Ich weiss es nicht“, und schon wieder sitze ich heulend auf dem Boden und weiss nicht, was ich tun soll.
Aus dem Klassenzimmer kommt mir Cloe entgegen gerannt.
„Süsse, ich hab dich weinen hören, was ist passiert? Geht’s dir gut?“
„Nein, mir geht’s gar nicht gut“, schiefe ich und bedanke mich mit einem nicken für das Taschentuch, das sie mir reicht.
„Willst du es mir erzählen?“
Zögernd sehe ich von Alec zu Jason, bevor ich den Kopf schüttle.
„Okay Vampir. Verschwinde. Und nimm den Hund gleich mit“, befiehlt sie leise, aber ernst.
„Warte mal, woher weisst du das?“
„Erklär ich dir später. Jetzt kümmern wir uns erst mal um dich.“
„Ihr seit noch nicht ausser Hörweite!“, ruft sie und ich höre Jason und Alec unter uns im Treppenhaus fluchen.
„Okay. Jetzt können sie nichts mehr hören. Erzähl. Was ist los?“
„Jason und Alec verlangen, dass ich mich zwischen ihnen entscheide.“
„Und du kannst das nicht“, stellt sie schlicht fest und ich nicke.
„Scheisse. Es tut mir echt Leid, aber dabei kann selbst ich dir nicht helfen. Am besten bittest du sie beide, dir Zeit zu lassen. Sie sollen sich alle Beide von dir fernhalten und wenn es nur eine Woche ist.“
„Aber ich will nicht, dass Alec sich von mir fern hält. Ich liebe ihn. Und Jason will ich auch behalten“, trotzig wie ein kleines Kind verschränke ich die Arme und sie lacht leise.
„Jason willst du doch nur behalten, weil der Sex mit ihm so gut ist. Ich bin ja nicht doof. Mir war schon klar, was ihr gemacht habt“, neckt sie mich extra.
„Ja, ich hab wirklich gerne Sex mit Jason. Es fühlt sich einfach so gut an, obwohl mir dabei doch ziemlich warm wird. Aber na ja, ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, ob ich Jason auf dieselbe Art liebe wie Alec“, nachdenklich sieht sie mich an und nickt dann.
„Ich denke Jason ist eher so ein bester Freund Typ, während Alec für dich die Liebe deines Lebens ist“, überlegt sie und sieht dabei prüfend zur Treppe.
„Aber wer schläft schon mit seinem besten Freund? Das ist doch nicht normal.“
„Na danke. Ich hab auch mal mit meinem besten Freund geschlafen. Na ja, er hat mehr für mich empfunden, als ich für ihn. So ist es wohl auch bei Jason und dir. Während du ihn eher als Freund siehst mit dem du einfach ein wenig Spass im Bett haben kannst, bist du für ihn mehr als nur eine Freundin“, erklärt sie.
„Und wie bitte erklär ich ihm das denn jetzt? Was wenn er mich hasst? Und ausserdem, was wenn Alec mich nicht mehr so will, wie ich ihn, weil ich es schon mit Jason getan habe?“, sprudelt es nur so aus mir raus.
„Ich kann sie wieder herrufen und mit ihnen reden. Dann musst du das nicht tun. Ich sag einfach dir geht’s noch nicht so gut“, schlägt sie stattdessen vor.
Erleichtert nicke ich und setze mich auf die Treppe. Ich hab gar nicht gemerkt, dass unser ganzes Gespräch am Boden stattgefunden hat.
„Ihr könnt wieder hochkommen!“, ruft sie durchs Treppenhaus und wenige Sekunden später stehen sie bereits vor uns.
„Also, da es Ash noch nicht so gut geht, werde ich für sie alles erklären. Einverstanden?“
Nicken von beiden Seiten und besorgte Blicke, die nur auf mir ruhen.
„Na gut. Alec. Sie liebt dich wirklich mehr als alles andere. Aber sie hat Angst, dass du sie nicht mehr auf dieselbe Weise willst, wie sie dich will.“
„Aber wieso dass denn?“, verwirrt huscht sein Blick zu mir, richtet sich aber wieder auch Cloe, als sie weiter spricht.
„Nun, sie hat mit Jason geschlafen und denkt, dass du deshalb nicht mehr mit ihr willst. Sex meine ich.“
„So ein Unsinn. Wieso sollte mir das was ausmachen. Solange es ihr gefallen hat, ist es mir doch egal, mit wem es war.“
Erleichtert sehe ich zu ihm hoch und lächle ihn zaghaft an. Sofort erwidert er das Lächeln, wobei seine Augen mich liebevoll ansehen.
„Und na ja. Jason. Sie hat es wirklich genossen mit dir, aber sie liebt dich nun mal nicht auf die gleiche Weise wie Alec. Natürlich ist es aus deiner Sicht mehr als nur Freundschaft, und bei ihr geht es vielleicht auch ein kleines bisschen darüber hinaus, aber es ist nichts im Vergleich zu dem, was sie für Alexander empfindet.“
„Es tut mir Leid“, flüstere ich so leise, dass ich beinahe glaube, er hätte es nicht gehört.
„Nein, mir tut es Leid… Dass ich auf dich reingefallen bin. Du brauchtest mich doch nur als Lückebüsser, bis dein kleiner Vampirfreund dir endlich die Wahrheit gesagt hat.“
„Das ist nicht wahr. Bitte sag das nicht. Ich mag dich doch wirklich, aber eben eher als bester Freund“, mit Tränen in den Augen erhebe ich mich und will auf ihn zugehen.
„Das reicht mir nicht. Aber weisst du was, ich bin froh, dass du dich für ihn entschieden hast. So ein Flittchen wie dich hätte das Rudel eh nicht akzeptiert.“
Wie vom blitz getroffen bleibe ich stehen und taumle zurück.
„Das kannst du nicht ernst meinen? Bitte sag, dass du das nicht ernst meinst.“
Doch er hört meine Worte schon nicht mehr, denn er ist bereits verschwunden.
„Aber, ich bin doch kein Flittchen, oder?“, eigentlich habe ich eher mich selbst gefragt, aber Cloe antwortet sofort.
„Er ist bloss wütend und verletzt. Er wird bald merken, dass er was Falsches gesagt hat und sich bei dir entschuldigen“, tröstet sie mich und umarmt mich kurz. Automatisch fühle ich mich besser. Es ist als ob sie eine Sonne währe, die mich wärmt und mir Kraft gibt.
„Soll ich drinnen auf dich warten, Liebste?“
„Ja, das währe lieb von dir. Ich muss noch kurz mit Cloe reden“, stimme ich zu und werde noch sanft von ihm geküsst, bevor er hinter der Tür verschwindet.
„Woher weisst du denn, was die beiden sind?“, frage ich sofort.
„Also, es ist so. Ich bin eine Elfe“, gesteht sie ohne umschweife.
„Oh, wie kann es sein, dass immer mehr von euch auftauchen?“
„Also bei mir ist es eigentlich so, dass ich eine Art Beschützerin für alle Schüler hier bin. Alec und auch Jason habe ich überprüft. Das ist meine Aufgabe. Ich bin eine Wache aus dem königlichen Palast der Elfen.“
„Okay. Sind das die Feen, oder die Elfen mit den spitzen Ohren?“, frage ich unsicher.
„Beide. Aber ich achte genau auf meine Tarnung. Eigentlich haben Elfen auch nie kurze Haare. Deshalb würde niemand darauf kommen, dass ich eine bin. Aber du kannst mich später noch genug fragen. Wir sollten wieder rein und so tun als würden wir zuhören“, grinst sie und zieht mich mit.
Schüchternd und mir immer noch die Tränen wegwischend setze ich mich wieder neben Alec, der mich sogleich an sich zieht.
„Ich muss doch furchtbar verheult aussehen“, murmle ich undeutlich.
„Egal. Du bist auch so wunderschön, obwohl es mir deutlich lieber währe, dich wieder lächeln zu sehen.“
Und das tue ich, wenn auch noch zaghaft.
„Liebste, wie währe es, wenn wir heute den Unterricht sausen lassen?“, schlägt er plötzlich vor und ich nicke, begeistert darüber, endlich hier raus zu kommen.
Dann jedoch sehe ich zu Cloe rüber, aber als sie ebenfalls nickt, bin ich sofort erleichtert.
„Aber wenn jemand was merkt, und bei mir zu Hause anruft?“
„Keine Sorge, ich pass schon auf, dass niemand uns aufhält. Aber sag, worauf hast du Lust?“
„Keine Ahnung, wie währ’s wenn wir einfach ein wenig durch die Läden bummeln?“, schlage ich zögernd vor.
„Gute Idee. Aber willst du dir noch bequemere Schuhe anziehen?“, fragt er mit skeptischem Blick auf meine Füsse.
„Nein, ich muss noch an meiner Ausdauer arbeiten und wenn ich nicht mehr kann, dann geh ich eben barfuss“, erkläre ich schlicht und stehe auf.
Gelassen folge ich ihm unbemerkt aus dem Unterricht und winke Cloe noch zu, die mich nur angrinst.
Mit Alecs Motorrad fahren wir zu ihm und wechseln ins Auto über. Dann erst fahren wir in die Stadt und schlendern Arm in Arm durch die Strassen und Läden. Immer mal wieder bittet er mich, etwas anzuprobieren, doch ich weiss, wenn es passt, dann kauft er es mir. Aber ich will nicht, dass er für mich so viel Geld ausgibt. Deshalb wehre ich meistens ab. Aber in manchen Geschäften bin ich doch schwach geworden. Vor allem bei Victoria’s Secret und Ever Pretty fiel es mir besonders schwer.
Und da hab ich gleich so viele gute Kleider probiert, dass ich mich nicht entscheiden konnte, weshalb Alec mir einfach alle gekauft hat.
Dabei habe ich mich zwar etwas unwohl gefühlt, aber schliesslich habe ich mich damit abgefunden.
Gerade haben wir uns in ein Strassenkaffee gesetzt und ich habe mir mein Lieblingseis bestellt. Heisse Liebe. Vanille Eis mit heissen Himbeeren.
Aufmerksam sieht Alec mir dabei zu, wie ich mein Eis geniesse und küsst mich dann gleich nachdem ich fertig gegessen habe.
Fragend sehe ich ihn an, als er nachdenklich die Augen schliesst.
„Das Eis schmeckt echt gut. Besonders in Kombination mit deinen Lippen“, gesteht er und küsst mich gleich noch mal.
Schüchtern lächle ich ihn wieder an und sehe dann schnell wieder weg.
„Liebste?“, beginnt er.
„Ja?“
„Wollen wir gehen? Wir könnten zu mir nach Hause“, schlägt er vor und ich nicke zustimmend.
„Erzählst du mir dann mehr von dir?““, unsicher sehe ich ihm in die Augen.
„Wenn du es willst, gerne“, stimmt er zu und sofort hutscht ein glückliches Lächeln über meine Lippen.
Händchen haltend gehen wir zurück zum Wagen. Ganz der Gentleman hat er natürlich alle meine Taschen getragen und packt sie jetzt in den Kofferraum.
Dann hält er mir die Tür auf der Beifahrerseite auf, ehe er selbst auf der Fahrerseite einsteigt und den Motor startet.
„Wie kommt es eigentlich, dass du tagsüber raus kannst? Und die anderen aus deiner Familie“, frage ich, während die Häuser an uns vorbei ziehen.
„Ich bin der erste Vampir, deshalb können die Vampire, die von mir gebissen wurden in die Sonne gehen. Der Rest kann das aber nicht“, erklärt er.
„Das heisst, deine Brüder sind nicht deine Brüder?“
„Nein, sie boten sich mir an. Sozusagen als meine Krieger. Aber ich sehe sie als meine Familie. Ich kenne sie alle länger als jeden anderen, da liegt so was nahe“, er sagt das alles so lässig als würde es ihn nicht gross interessieren.
„Dann warst du es auch, der Hailey verwandelt hat?“, hake ich zur Sicherheit noch mal nach.
„Ja und Alyssa ebenfalls“, bestätigt er nickend.
„Oh, okay. Cool. Wusstest du eigentlich, dass Cloe eine Elfe ist?“
„Ja, ich habe es an ihr gerochen. Elfen riechen anders als Menschen.“
Neugierig frage ich weiter, bis er sein Auto vor einem Club parkt.
„Was wollen wir denn hier?“, geht die Fragerei weiter.
„Das ist Alyssas Club. Ich dachte, da er erst in ein paar Stunden öffnet, könnten wir dir was zu Essen bestellen und du könntest hier Essen. Während du dann damit beschäftigt bist, kann ich kurz den Papierkram machen. Alyssa hasst Papierkram und schiebt immer alles auf mich, mit der Begründung, ich hätte doch sowieso nichts zu tun“, lacht er und ich grinse ihn an.
Unsicher folge ich ihm den finsteren Gang entlang, bis wir in einen grossen Saal gelangen.
An der Bar höre ich schon von weitem Flaschen und Gläser klirrend aneinander schlagen und kurz darauf taucht eine Frau Mitte zwanzig hinter dem Tresen auf.
„Hei Alec! Na endlich! Ich bring dir gleich die Papiere!“, ruft sie ihm entgegen und ist kurz darauf verschwunden.
„Setzen wir uns doch“, schlägt Alec sanft vor und ich nicke schüchtern.
Gerade will ich mich ihm gegenüber an den Tisch setzen, doch er zieht mich einfach neben sich auf die gepolsterte Eckbank.
„Also, worauf hast du Lust?“
Grinsend versucht er sein Handy aus der Hosentasche zu holen, muss dann aber aufstehen, weil es einfach feststeckt.
„Keine Ahnung“, gebe ich zu und sehe ihn abwartend an.
„Also du hast die Wahl zwischen Asiatisch, Griechisch, Indisch, Italienisch und Türkisch“, zählt er auf.
„Na ja, dann bleib ich wohl beim Klassiker. Pizza“, entscheide ich.
„Okay. Und was für eine?“
Schnell sehe ich mir die Liste auf seinem iPhone durch und wähle die Pizza Hawaii. Dazu noch eine Portion Tiramisu.
Alec kann sich das anscheinend alles merken, denn er hat die Internetverbindung bereits getrennt und die Nummer gewählt. Gerade als er mit der Bestellung fertig ist, kommt Alyssa mit einem Stapel Papiere und Ordnern zurück. Aus den Taschen kramt sie noch Stifte und Radiergummis.
„Hi, ich bin übrigens Alyssa. Weisst du bescheid?“
„Ja“, antworte ich zögerlich und mustere sie über den Tisch hinweg, wie sie es mit mir tut.
„Na dann. Was willst du trinken?“
„Keine Ahnung. Cola oder Eistee. Eben was du grad da hast“, schlage ich vor und sie verschwindet mit einem nicken.
Kurz darauf höre ich es an der Tür klopfen und Alec springt auf und saust in Vampirgeschwindigkeit dort hin. Hastig wechselt er ein paar Worte mit dem Lieferanten und bezahlt, bevor er das Essen zu mir bringt.
„Brauchst du noch Besteck?“, erkundigt sich Alyssa bei mir.
„Nö, passt schon“, antworte ich nach einem kurzen Blick in die Schachtel.
Mit unseren Getränken kommt sie schliesslich wieder zurück. Neugierig schiele ich in Alecs Glas.
„Das ist Blut“, beantwortet Alyssa meine unausgesprochene Frage.
„Ach so.“
Als wäre alles normal nehme ich einen Schluck von meiner Cola und fange an zu Essen. Die Pizza ist echt total lecker, aber den Rand lasse ich trotzdem liegen. Das mache ich immer. Irgendwie mochte ich den Rand noch nie. Deshalb widme ich mich jetzt dem Tiramisu. Dafür hat mir Alyssa zum Glück einen Löffel mitgebracht.
„Und, schmeckt’s?“
„Ja. Ist echt mega gut“, nicke ich und esse schnell weiter.
Mit den leeren Verpackungen gehe ich schliesslich zu Alyssa.
„Du hast nicht zufällig eine Packung Mentholkaugummis da?“, flüstere ich so leise wie möglich.
Grinsend bedeutet sie mir, ihr zu folgen. In ihrem Büro kramt sie in der obersten Schublade und findet schliesslich ein Päckchen, das sie mir zuwirft.
„Danke“, schnell nehme ich mir zwei Kaugummis raus und kaue eine Weile darauf rum.
„So, hoffentlich merkt man nicht mehr, dass ich was gegessen hab“, murmle ich kauend.
Überrascht zucke ich zusammen, als Alyssa sich zu mir rüber beugt und tief einatmet.
„Also ich rieche nichts mehr“, stellt sie fest und ich bin zufrieden damit. Gelassen folge ich ihr wieder in den Club zurück und setze mich neben Alec, der anscheinend mit dem Papierkram fertig ist.
„Willst du schon nach Hause? Morgen haben wir wieder Schule“, erinnert mich Alec und ich lächle ihn an.
„Na ja. Von wollen kann keine Rede sein. Am liebsten würde ich bei dir bleiben, aber irgendwann muss ich mal nach Hause.“
„Na dann, lass uns gehen. Deine Kleider müssen wir ja auch noch in den Schrank packen.“
Lächelnd greift er nach meiner Hand und zieht mich auf die Füsse.
Unsicher blicke ich ihm in die Augen. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob er mir verziehen hat.
„Liebste, dich bedrückt doch etwas“, stellt er fest und ich wende den Blick ab.
„Du kannst es mir sagen. Wirklich“, bohrt er sanft nach, während er mir die Autotür aufhält.
„Ich habe Angst das du mich nicht mehr so liebst wie vorher. Wegen, du weisst schon was“, gestehe ich und schon wieder heule ich.
„Was redest du da wieder für einen Blödsinn. Ich werde dich immer lieben. Und die Sache mit Jason hat nichts daran geändert.“
„Sicher?“, hake ich nach.
„Ja, Liebste“, Entschlossenheit funkelt in seinen Augen, als er seinen Blick kurz auf mir ruhen lässt.
Sogleich muss er sich aber wieder dem Verkehr zuwenden, der Träge vor uns hin fliesst. Schon Bald geht gar nichts mehr und wir stehen im Stau. Ist ja auch schon wieder Feierabend in den Geschäften.
„Und jetzt?“, frage ich schüchtern, lächle aber, als er sich zu mir beugt und mich küsst.
Immer wieder muss er aber ein Stück vorrücken. Deshalb klettere ich auf seinen Schoss, sodass er, wenn es nötig ist, an mir vorbei sehen kann.
Sanft wandern seine Hände über meinen Körper, wann immer es ihm möglich ist und er verteilt Küsse über mein Gesicht und meinen Hals, wenn er gerade nicht auf die Strasse achten muss.
Ein Lächeln umspielt seine Lippen, als er die Röte in meinen Wangen entdeckt.
Ein wenig zittrig klettere ich wieder von im runter, kurz bevor wir aus dem Stau raus sind.
Wenige Minuten später stehen wir auch schon vor meinem Haus und Alec holt alle Taschen raus.
Mum ist zum Glück noch nicht da, sodass wir genug Zeit haben, alle Kleider schön aufzuhängen und ich eine Hälfte meines Schrankes frei räumen kann.
„Danke“, murmle ich undeutlich, nachdem ich die Türen wieder zugeschoben habe.
„Für dich gerne.“
Sanft legt Alec seine Arme um meine Mitte und zieht mich an sich.
Glücklich schmiege ich mich in seine Umarmung und atme seinen Duft tief ein.
„Liebste, ich höre deine Mutter an der Tür. Soll ich gehen?“
„Ich will nicht, dass du gehst. Aber Mum killt mich, wenn sie rausfindet, dass du da bist“, überlege ich laut.
„Dann gehe ich besser.“
Nach einem etwas längeren Kuss schlüpft er aus dem Fenster und ist verschwunden.
Sofort mache ich mich daran, die Bettwäsche zu wechseln. Danach werde ich auch schon von Mum zum Essen gerufen.
Während des Essens klingelt mein Handy und Mum gibt mir die Erlaubnis, ranzugehen.
Es ist Cloe, die mir kurz die Hausaufgaben durchgibt. Schnell schreibe ich Alec noch eine SMS, damit auch er weiss, was wir auf Morgen gemacht haben müssen.


Eine Nacht mit Alec




Eine Nacht mit Alec

Eine weile setze ich mich noch vor den Fernseher. Nachdem meine Sendung vorbei ist, gehe ich noch ins Bad um zu duschen. Eingewickelt in ein Badetuch tapse ich Barfuss in mein Zimmer um mich danach anzuziehen. Ich hätte jedoch nicht damit gerechnet, dass Alec auf meinem Bett sitzen würde. Vor lauter Überraschung hätte ich beinahe das Badetuch losgelassen. Ich fange mich zum Glück ziemlich schnell wider und gehe zu meinem Kleiderschrank. Dort hole ich bloss meinen mit schwarzer Spitze besetzten Slip und ein schwarzes Spagettiträgertop raus.
Den Rücken ihm zugewandt, schlüpfe ich, das Tuch immer noch um mich gewickelt, in meinen Slip. Danach lasse ich das Tuch zu Boden gleiten und streife mir schnell mein Top über.
Langsam setzte ich mich aufs Bett und sofort zieht er mich in seine Arme. Ich will mich enger an ihn kuscheln, doch immer wider drückt mich sein Handy, dass er in der Hosentasche hat, oder die Knöpfe und sein Gürtel scheuern an meiner Haut. Irgendwann gebe ich’s dann einfach auf.
„Soll ich lieber gehen?“ Ein wenig traurig sieht er mich an.
„Nein. Es ist nur… Der Gürtel, die Knöpfe… Dein Handy. Wie soll ich mich denn wohl fühlen, wenn mich das bei jeder Bewegung stört“, erkläre ich leise.
„Ach, das Problem kann ich ganz leicht lösen.“ Schnell steht er auf und wirft seine Hose auf mein Sofa. In Boxershorts und T-Shirt kommt er wider zu mir.
„Schon viel besser.“ Glücklich zieht er mich an sich und beginnt gedankenverloren kleine Ranken und Muster auf meinen Rücken zu zeichnen. Auch ich zeichne kleine Bilder auf seine Brust. Meist sind es nur Herzen, Sterne und Blumen.
Irgendwann streicht er nur noch sanft mit seinen Fingerspitzen meinen Rücken rauf und runter. Wieder beschleunigen sich mein Herzschlag und meine Atmung, und ich kriege eine Gänsehaut.
„Hast du kalt?“, fragt er besorgt.
„Nein, alles okay. Das ist wegen dir.“
Lächelnd macht er weiter, aber er verhackt sich immer wieder in den Trägern meines Tops oder bleibt am Saum hängen. Entschlossen setze ich mich auf und muss dann aber doch all meinen Mut zusammenkratzen, um mein Top abzustreifen und zu seiner Hose zu werfen.
„Was bitte machst du da?“
„Du verhedderst dich immer in meinem Top. Das Nervt“, stelle ich schlicht fest und lege mich wieder hin.
Er zittert. Das merke ich an seiner Hand die immer noch über meinen Rücken gleitet. Grinsend setzte ich mich auf seine Beine und sehe ihn an. Langsam beuge ich mich zu ihm runter und küsse ihn.
Plötzlich dreht er sich um, sodass ich nun unter ihm bin. Während er sich mit der einen Hand abstützt, kitzelt er mit den Fingerspitzen seiner anderen Hand von meiner Schulter aus über meinen Arm bis zu meiner Hüfte. Seine küsse werden intensiver. Er drängt sich immer mehr an mich.
Mit einem keuchen unterbreche ich den Kuss und ziehe ihm sein Shirt aus. Seine Hände sind schön kühl auf meiner Hand. Jede seiner Berührungen ist wie ein kleiner Elektroschock. Meine Hände bewegen sich über seinen Rücken und ich fühle wie sich die Muskeln unter seiner Haut anspannen.
Seine Zärtlichkeiten beschränken sich nun nicht mehr nur auf meinen Mund. Nun lässt er seine Lippen und seine Hände über meinen gesamten Körper gleiten. Ein leises Stöhnen entgleitet mir, als seine Lippen sacht meine Brüste streifen. Seine Hände umfassen meine Hüfte, während er über meinem gesamten Bauch Küsse verteilt. Sein Atem ist eisig kalt auf meiner erhitzten Haut, aber das macht mir nichts aus. Es ist einfach wundervoll auf diese Weise mit ihm zusammen zu sein. Als er jedoch noch weiter runter will, halte ich ihn auf und ziehe ihn wider so weit zu mir ran, dass ich ihn küssen kann.
Danach lege ich sanft meine Hände auf seine Brust um ihn ein wenig von mir weg zu schieben. Gerade genug um mich wieder über ihn zu bringen, so dass ich nun wieder auf ihm sitze.
Mit meinen Knien fixiere ich ihn. Seine Arme halte ich ebenfalls fest, als er sie nach mir ausstrecken will.
„Ich weiss ja nicht wie du das siehst, aber ich für meinen Teil muss morgen noch zur Schule. Das heisst. Ich muss irgendwann auch mal schlafen, aber du kannst gerne hierbleiben. Ich währe sogar froh wenn du bleiben würdest.“
Ich lächle ihn an und krabble unter die Decke. Grinsend halte ich sie hoch, damit er sich zu mir legen kann.
Ohne zu zögern legt er von hinten die Arme um meine Mitte und deckt uns beide richtig zu.
Er wünscht mir noch eine gute Nacht, aber da bin ich schon eingeschlafen.


Eifersucht




Eifersucht

Als ich meine Augen öffne ist das Erste was ich sehe Alecs Brust, auf der mein Kopf ruht. Ich werde von ihm kurz auf die Stirn geküsst, bevor er aufsteht und sich ankleidet.
„Ich muss jetzt leider schnell nach Hause und was anderes anziehen. Ich hole dich dann mit dem Auto ab.“
Mit einem Kuss verabschiedet er sich und ich haste sofort zum Schrank.
Nach langem überlegen entscheide ich mich für eins der Kleider, das Alec mir gekauft hat.

Heute glätte ich meine Haare mal nicht. Ich lasse sie lieber in diesen kleinen Wellen. Dafür verpasse ich ihnen aber mit ein bisschen Haarspray noch etwas Volumen. Nachdem ich auch geschminkt bin, hole ich meine Tasche und setze meine Sonnenbrille auf.
Mir fällt auf das ich irgendwie immer mein Frühstück versäume. Also packe ich mir noch ein paar Cracker und meinen Eiskaffee to Go ein.
Dann gehe ich nach unten und warte auf Alec. Ich setze mich auf die Treppe und schalte meinen iPod ein.
Eine Weile bleibe ich einfach da sitzen, bis es mir zu langweilig wird und ich anfange auf und ab zu tigern.
Nach einer Weile fährt Alec dann endlich auf den Platz und ich steige ein. Sofort fährt er weiter und nur wenige Minuten später parkt er auf dem Platz des Direktors.
Schnell nehme ich meine Tasche und steige aus.
Schweigend sieht mir Alec zu wie ich aussteige, bevor er mir folgt. Heute trägt er eine verwaschene, blaue Jeans und ein schwarzes Shirt, worin er unglaublich gut aussieht.
Lächelnd zieht er mich in seine Arme und vergräbt kurz sein Gesicht an meinem Hals. Ich merke wie er tief einatmet und leise knurrt.
„Ich hoffe doch du hast gefrühstückt, sonst müssen wir das noch nachholen“, scherze ich.
Geschockt sieht er mich an.
„Ich werde niemals von dir Blut trinken.“
Er ist nicht böse, dass sehe ich. Er ist eher überrascht. Trotzdem weiss ich, dass er es bitterernst meint.
„Ist ja schon gut. Ich werde darauf achten, nicht mehr so gut zu riechen“, gebe ich eingeschnappt zurück und gehe davon.
„Was meinst du denn damit schon wider?“
„Na, wenn ich nicht mehr so lecker rieche, führe ich dich auch weniger schnell in Versuchung“, antworte ich schlicht und gehe weiter.
„Aber ich mag, wie du riechst. Nach Erdbeeren, Zimt, Vanille und noch was wovon ich nicht genau weiss was es ist. Ausserdem liebe ich es, dich zu küssen. Ich schmecke jedes Mal die Sonne auf deiner Haut“, haucht er mir leise ins Ohr.
„Na dann küss mich.“
Lächelnd lasse ich meine Hände durch seine Haare und über seinen Nacken gleiten.
„Hier? Sicher?“, fragt er skeptisch.
„Ja. Klar. Ist doch nichts dabei.“ Ich muss mich sehr strecken, aber ich schaffe es doch noch, ihn zu erreichen. Es ist nur ein kurzer Kuss, weil ich es nicht lange schaffe, mich so auf die Zehenspitzen zu stellen, aber glücklicherweise lässt er dann doch noch Gnade walten. Mit diesem glitzern in den Augen und dem Lächeln, dass ich so mag, beugt er sich zu mir runter. Er schlingt seine Arme um meine Mitte und zieht mich an sich. Mit einem seufzen küsst er mich schliesslich doch noch.
„Ich weiss. Ich bin unersättlich“, gebe ich lachend zu und setze mich neben ihn.
„Unersättlich gefällt mir“, mit einem leisen knurren zieht er mich auf seinen Schoss. Dieses Mal bin ich diejenige die das Gesicht am Hals vergräbt. Unauffällig fange ich an, seinen Hals zu küssen. Leider werde ich schliesslich von Alec unterbrochen, der wortlos auf den Nebentisch deutet. Dort sitzen Natalie, die mich anstarrt, und Cloe, die mich anlächelt.
„Was?“ Langsam stehe ich auf und setze mich auf meinen Stuhl neben Alec.
„Ach nichts“, antwortet Cloe lächelnd und zwickt Natalie in den Arm, als sie doch noch was sagen will.
Schweigend sehen wir uns über die Tische hinweg an bis Goodale das Klassenzimmer betritt.
„Guten Morgen. Heute fangen wir mit einem Partnerprojekt an“, begrüsst er uns sogleich.
Enthusiastisch winkt Ryan mir zu.
„Wer ist er?“, fragt Alec und beobachtet Ryan argwöhnisch.
„Das ist Ryan. Er ist mein bester Freund. Schon seit ich hier bin. Ich hab ihm vor den Ferien versprochen, mit ihm zu arbeiten, wenn wir in Paaren arbeiten müssen“, erkläre ich und sehe ihn dabei unschuldig an.
„Ich mag ihn irgendwie nicht“, murrt er.
„Du bist doch nur eifersüchtig. Aber keine Sorge. Er hat eine Freundin. Sie geht bloss auf eine andere Schule. Also bitte sei nett, ja? Ich hab’s ihm nun mal versprochen.“
„Ah, von mir aus.“ Beleidigt verschränkt er die Arme wie ein trotziges Kind.
„Nun sei doch nicht gleich eingeschnappt.“
„Ja, Mann. Du benimmst dich wie ein kleines Kind“, mischt sich nun auch Natalie ein.
Böse sieht Alec sie an und ich stosse ihm unauffällig den Ellbogen in die Seite, was er zwar bemerkt, ihn aber nicht zu stören scheint. Also gehe ich einfach zu Ryan rüber.
„Hei. Na wie geht’s?“, frage ich lachend, wie immer umarme ich ihn kurz.
„Gut. Wie immer eigentlich. Ziemlich bescheuerte Aufgabe die wir machen müssen. Und wegen so einem Blödsinn lässt er auch noch Geografie ausfallen.“
„Echt? Ich hab nicht mitgekriegt was wir überhaupt machen müssen“, gebe ich zu.
„Dacht ich mir schon. Eigentlich müssen wir bloss auf einer Wiese sitzen und beobachten was passiert. Ach ja und die Wiese müssen wir auch noch zeichnen.“
„Das heisst wir sitzen drei Lektionen lang auf dem Rasen und starren in der Gegend rum?“
„Jepp…“, antwortet er knapp.
„Na ein Glück habe ich meinen iPod eingepackt. Und Frühstück hab ich auch dabei.“
Lachend setzten wir uns auf unsere Jacken, die wir unter einen Baum gelegt haben. Schnell zeichnen wir alles was wir sehen grob auf, bevor wir uns an den Stamm lehnen und Musik hören.
Nach einer Weile wird uns dann aber langweilig und wir fangen an über die Ferien zu reden, bis mein Handy klingelt. Ohne aufs Display zu sehen gehe ich ran.
„Es tut mir Leid. Du hattest recht“, erklingt Alecs Stimme.
„Womit hatte ich recht?“, frage ich extra Begriffsstutzig.
„Damit, dass männliche beste Freunde in Ordnung sind.“
„Na gut. Ich verzeihe dir… Vielleicht… Mal sehen… Wir sehen uns dann in der grossen Pause. Tschüssi.“ Ich habe aufgelegt, bevor er etwas erwidern konnte.
„Wer war denn das?“
„Alec“, antworte ich schlicht.
„Was wollte er denn?“, hackt er nach.
„Sich entschuldigen. Er war eifersüchtig wegen der Partnerarbeit“, erkläre ich grinsend.
„Was, etwa wegen mir?“
„Ja, er dachte du würdest mich ihm wegnehmen wollen“, erkläre ich lachend.
„Wieso sollte ich das wollen? Ich habe doch eine Freundin.“
„Das habe ich ihm auch gesagt, aber er. Nun ja. Er ist sehr Besitz ergreifend“, aufmerksam sehe ich mich um. Man weiss nie ob er doch noch in der Nähe ist und mich beobachtet. Klingt Paranoid aber bei einem Vampir kann man nie ganz sicher sein.
Wir sitzen noch etwa zwei Minuten schweigend nebeneinander. Irgendwann steht Ryan auf und fängt an, Tritte und Schläge zu üben.
„Sag mal was machst du da eigentlich?“
„Ich trainiere. Der Unterricht hat wider angefangen. Also muss ich endlich mal wieder üben.“
Während er weitermacht, sehe ich eine Weile zu.
„Kannst du mir ein paar Selbstverteidigungstricks beibringen?“
„Klar. Steh auf. Gehen wir mal zu der Mauer da“, schlägt er vor und geht voraus.
„Nehmen wir mal an ich währe ein Angreifer. Ich drücke dich gegen die Wand. Wie befreist du dich?“
Wie eben beschrieben drängt er mich gegen die Mauer. Die Arme links und rechts von meinem Kopf. Er hat mich eingekeilt. Eins seiner Beine hat er zwischen meine Geschoben, sein Gesicht ist ganz nahe an meinem.
„Na los. Befrei dich.“
Ich versuche seine Arme wegzuschieben, doch er ist zu stark. Als ich darunter durch will, stösst er mich zurück. Auf die Füsse treten kann ich ihn auch nicht. Ich komm nicht richtig ran. Treten kann ich ihn auch nicht. Ich möchte ihn kratzen, aber er weicht geschickt aus.
„Na gut. So wird das nichts. Ich gebe dir ein paar Tipps.“
Nachdem er mir alles erklärt hat, muss ich es umsetzten und tatsächlich funktioniert es auch. Schon nach wenigen Sekunden habe ich mich freigekämpft.
„Gut. Wenn du dich in dieser Lage freikämpfen kannst, dann sollte alles andere kein Problem sein.“
Nachdem er mir auch noch in anderen Szenarien Tipps gegeben hat, hören wir auf. Es hat nämlich schon zur Pause geklingelt. Also gehen wir zurück zur Schule. Natürlich findet Alec mich auf Anhieb und stellt sich sofort hinter mich. Besitz ergreifend legt er seine Arme um mich und küsst mich kurz auf den Hals. Dabei sieht er Ryan selbstgefällig an.
„Okay, dann nach der Pause wieder auf der Wiese.“
Schnell stimme ich zu, bevor Alec noch auf die Idee kommt, etwas zu sagen. Schnell verschwindet Ryan, denn auch er bemerkt die Gefahr die von ihm ausgeht.
„Du könntest ruhig ein wenig netter sein. Ich würde meine wenigen Freunde gerne noch behalten.“
„Aber du bist mein“, knurrt er und sieht in die Richtung, in die Ryan davongegangen ist.
„Ich bin nicht dein Eigentum. Ich bin kein Gegenstand den du einfach mitnehmen kannst.“
Nach meiner kleinen Rede mache ich einen, meiner Meinung nach, fantastischen Abgang und setzte mich dann zu Natalie und Cloe. Beide sehen mich überrascht an, als sie Alec Haare raufend auf und ab gehen sehen.
Unter unserem Baum wartet schon Ryan, der aufmunternd auf den Platz neben sich klopft.
„Du machst ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter“, stellt er fest.
Schweigend nicke ich und starre in den Himmel.
„Was ist passiert?“
„Wir haben uns gestritten. Glaube ich. Er ist so was von Besitz ergreifend. Ich meine, ich liebe ihn natürlich, aber deshalb können wir doch trotzdem Freunde sein. Und das musste er endlich begreifen“, erzähle ich und würde jetzt am liebsten auf etwas einschlagen.
„Ich kann dir da nur zustimmen. Glaub mir, ich war anfangs auch so. Aber nachdem meine Freundin mir das gesagt hat, hab ich auch eingesehen, dass meine Einstellung falsch ist. Er wird es auch bald begreifen und sich bei dir entschuldigen. Wenn er das nicht tut, ist er auch nicht der richtige.“
Ich bin froh über seine Worte, denn sie muntern mich sofort wieder auf.
„Wie lange hast du gebraucht, um dich zu entschuldigen?“, ein wenig besorgt sehe ich ihn an.
„Vier Tage.“
„Oh, dann braucht er sicher länger. Er ist ziemlich stur“, ich kann mein Lachen nicht mehr unterdrücken. Ryan stimmt natürlich sofort mit ein.
„Ich wette er braucht mindestens eine Woche.“
„Ich wette er braucht weniger als eine Woche“, setzte ich dagegen.
„Worum wetten wir?“
„Ein Pausenbrot nach Wahl.“ Ist mein Vorschlag.
„Die Wette gilt.“ Mit einem Handschlag besiegeln wir die Wette und gehen zurück ins Schulzimmer. Gerade rechtzeitig treten wir ein. Wir sind die ersten, aber schon weinige Minuten später kommen auch noch andere Gruppen zurück.
Mit verschränkten Armen sitze ich an meinem Tisch und warte schweigend auf das Ende der Stunde. Genau um 11 Uhr setzt sich auch Alexander neben mich.
Fünf Minuten später klingelt es und ich gehe mit meiner Tasche in der Hand ins nächste Zimmer.
Die Stunde geht schnell vorbei und schon bald stehe ich auf dem Parkplatz und überlege, ob ich zu Fuss nach Hause soll. Ist ja schliesslich nicht so weit. Trotzig stolziere ich davon, aber nach wenigen Schritten hat Alec mich eingeholt.
„Bitte steig ein.“
Trotzig schüttle ich den Kopf und gehe weiter.
„Ach komm schon. Sei doch nicht so“, nervt er weiter.
Schweigend steige ich ein und schnalle mich an. Vor dem Haus steige ich aus und gehe rein. Die Tür knalle ich ihm vor der Nase zu.
Nach dem Essen holt er mich dann wieder ab und bringt mich nach dem Sportunterricht nach Hause..
Kurz bevor ich schlafen gehen will, taucht er neben mir auf.
„Raus. Na los“, befehle ich leise, aber bestimmt.
„Aber. Bitte. Ich will doch nur bei dir sein.“
„Nicht heute. Vergiss es. Denk erst mal darüber nach, was ich gesagt habe. Und jetzt, raus“, energisch öffne ich das Fenster.
„Soll ich in den Tod springen oder was?“
„Gestern hast du denselben Weg genommen“, gebe ich zurück.
„Aber…“
Ich schüttle bloss den Kopf und deute auf das Fenster. Er versucht mich zu küssen bevor er geht, doch ich drehe den Kopf weg.
Spontan beschliesse ich, morgen Abend auszugehen um die trüben Gedanken zu verscheuchen. Da hab ich Alec endlich wieder und jetzt so was. Ich bin aber auch ein Huhn.


Vampire Party




Vampire Party

Den ganzen Samstag verbringe ich im Haus und relaxe im Whirlpool.
Am Abend will ich dann in Alyssas Club. Da sollen ja nur sehr wenige reinkommen. Natürlich style ich mich auch entsprechend. Ich hole eine schwarze kurze Hose raus. Dazu eins meiner schönsten Tops. Darunter sollte man eigentlich keinen BH tragen, aber ich beschliesse, einfach meinen schwarzen, sexy Spitzen-BH zu tragen. Wenn man es nicht weiss, fällt er gar nicht auf. Meine Schuhe sind das einzig farbige was ich an diesem Abend tragen will. Sie sind blutrot und werden mit Satinbändern geschnürt.




Ich schminke mich nur sehr wenig. Ich betone nur meine Lippen mit einem dunkelroten Lippenstift den ich mit Speziallipgloss fixiere.
In ein kleines Täschchen stopfe ich mein Handy, Geld, und alles was ich sonst noch so brauche.
Dann schlüpfe ich in meinen schwarzen Cardigan mit Rankenmuster und laufe los. Mit dem Bus fahre ich in die Stadt und zum Club.
Es ist schon dunkel, aber ich nehme mich in acht. Immer wieder sehe ich mich misstrauisch um. Vor dem Club ist schon eine lange Schlange, an der ich vorbeigehe.
„Hi“, begrüsse ich den Türsteher und lächle mein zuckersüssestes Lächeln.
„Hinten anstellen“, knurrt er und deutet auf die anderen.
Ich sehe dieses Blitzen in seinen Augen und sofort kommt mir eine Idee. Immer noch lächelnd entblösse ich, wie zufällig, meinen Hals und streiche meine Haare zur Seite.
Entgeistert sieht er mich an. Er hat grösste Mühe sich zu beherrschen, dass sehe ich ihm an.
„Komm schon. Hältst du mich etwa für eine dieser naiven Tussis?“
Schweigend schüttelt er den Kopf und hält mir die Tür auf.
„Danke. Sehr nett von dir.“
Durch den Flur gehe ich nach drinnen. Der Boden vibriert von den Bässen und sie dröhnen in meinen Ohren. Zielsicher steuere ich auf die Bar zu.
„Hi. Was darf’s sein?“, fragt Alyssa ohne aufzublicken.
„Sex on the Beach“, antworte ich zögerlich und sie blickt auf.
„Hei Ashley. Schön dich zu sehen. Alec ist ganz niedergeschlagen wegen eurem Streit. Eigentlich hat er seinen Fehler schon längst begriffen, aber er traut sich einfach nicht, es dir zu sagen“, erzählt sie, während sie gleichzeitig meine Sachen verstaut und meinen Drink mixt.
Danach setzt sie sich neben mich und trinkt aus einer Flasche, in der ich Blut vermute.
Eine weile nippe ich nur an meinem Drink, doch irgendwie habe ich einfach keine Lust auf Party, was Alyssa auch bemerkt hat.
„Du solltest nach Hause gehen. Dir geht es nicht gut.“
„Mir geht es fantastisch“, widerspreche ich und sehe sie an.
„Du weisst was ich meine.“
„Ja, du hast recht“, gebe ich klein bei.
„Ich komme nachher noch mal rein. Ich will noch ein wenig an die frische Luft“, gebe ich Alyssa bescheid und stöckle nach draussen.


Verschleppt




Verschleppt

Ich bin nicht mal hundert Meter die Strasse entlang gegangen, als quietschend ein Van neben mir hält.
Ich will noch schreien als ich gepackt werde, doch da wird mir schon etwas vor Mund und Nase gedrückt und mir schwinden die Sinne.

Als ich aufwache liege ich in einem dunklen Raum auf einem kalten, staubigen Boden.
Panisch rapple ich mich auf und merke dabei, dass ich auch noch Barfuss bin. Zitternd tapse ich zur Tür, doch sie ist verschlossen.
‚War ja klar.’
Das ist einer der Momente in dem ich mir wünschte, mein Handy dabei zu haben, doch das habe ich im Club bei Alyssa gelassen.
‚Moment mal. Alyssa! Sie wird bestimmt schon nach mir suchen. Und so auch Alec!’
Ich habe also doch noch die Hoffnung, dass sie mich finden, wo immer ich auch bin.
Seufzend setze ich mich auf den Boden und warte darauf, gerettet zu werden. Als ich nach etwa einer Stunde plötzlich Schritte höre, habe ich schon die Hoffnung, dass Alec vielleicht aufgetaucht ist.
Doch es kommt viel schlimmer.
Die Tür geht auf und drei Männer betreten den Raum. Nach ihrem Aussehen und der Statur zu schliessen, sind sie Werwölfe, was sich bestätigt, als einer von ihnen meine Handgelenke umfasst. Die Hände die mich packen sind viel zu warm für einen Menschen.
Diese bindet er mit einem Strick fest zusammen und macht mich dann an der Decke an einem Balken fest, sodass ich nur noch auf den Zehenspitzen stehen kann.
„Lasst mich sofort gehen“, fordere ich panisch und ruckle an meinen Fesseln.
„Tja, Püppchen. Du hättest unseren Rudelführer nicht verlassen sollen. Daran bist nur du Schuld. Aber jetzt zeigen wir dir, was du verpasst.“
Damit ich nicht mehr Schreien kann, klebt er mir den Mund zu.
Erst als sie mir die Kleider vom Leib reissen wird mir klar, was sie vorhaben. Kreischend versuche ich unter Tränen frei zu kommen, doch ich fange mir nur ein Paar deftige Schläge ins Gesicht ein.
Ohne sich um meine Schreie zu kümmern entledigen sie sich ihrer Kleidung und umringen mich.
Der eine direkt vor mir kommt knurrend und höhnisch Grinsend auf mich zugeschlichen und grapscht nach meinen Beinen um mich hochzuheben. Wild strampelnd versuche ich nach ihm zu treten, doch er hält mich eisern in seinem Griff und dringt ohne Vorwarnung in mich ein.
Schmerz durchzuckt mich, als auch noch von hinten in mich gestossen wird und sie beide sich in mir bewegen.
Kraftlos sacke ich in ihren Armen zusammen und lasse alles schweigend und weinend über mich ergehen. Immer wieder hoffe ich, dass Alec endlich auftaucht, doch nichts.
Sie machen nur immer heftiger weiter bis sie schliesslich nach einer gefühlten Ewigkeit verschwinden und mich einfach Nackt und mit blauen Flecken übersäht, dem Tode nahe hier hängen lassen.
Ich weiss nicht wie lange ich schon hier bin, aber ich war bestimmt eine Weile ohnmächtig. Erst das Geräusch erneuter Schritte auf der Treppe weckt mich.
Sie sind zurück gekommen. Und alles geht wieder von Vorne los. Dieses Mal wehre ich mich noch nicht mal mehr. Ich weine auch nicht mehr, denn ich habe keine Tränen mehr, die ich vergiessen könnte. In diesem Moment sehne ich mir einfach nur noch den Tod herbei. Entweder für sie oder für mich. Egal. Hauptsache der Schmerz hört endlich auf.
Bald schon lassen sie mich wieder alleine.
Ich wünschte nur, sie hätten mich losgebunden, damit ich nicht weiter hier hängen muss. Doch sie kennen keine Gnade. Ich wünsche mir nur noch, dass sie nicht mehr zurück kommen.


Rettung




Rettung

Ein lautes Knallen weckt mich erneut und über mir bricht ein Tumult los. Ich höre Knurren und Heulen und schliesslich nur noch klägliches Winseln. Danach Stille. Nichts.
Bis die Tür mit einem Ohrenbetäubenden Knall gegen die Wand gegenüber geschleudert wird und ein wütender Alec im Zimmer steht. Blutbesudelt und knurrend steht er vor mir und ich hebe träge meinen Kopf um ihm in die rot glühenden, die Pupillen zu Schlitzen verengten, Augen zu sehen.
Beinahe sofort werden seine Augen wieder quecksilbern leuchtend und seine Reisszähne ziehen sich zurück.
Mit einem einzigen Hieb zerstört er den Balken und löst die Stricke.
Kraftlos sinke ich in seine Arme und werde beinahe wieder Ohnmächtig.
Doch der markerschütternde Wutschrei den er ausstösst holt mich wieder in die Wirklichkeit zurück.
Sanft zieht Alec mich an sich und vergräbt sein Gesicht an meinem Hals.
„Wie konnte ich das nur zulassen“, schluchzt er und ich drücke ihn kraftlos weg um ihn ansehen zu können.
„Es war nicht deine Schuld“, versuche ich ihn zu trösten. Als er mich ansieht entweicht mir ein Keuchen. Seine Augen sind vollständig rot, sogar das weisse der Augen, nur noch die Pupille ist schwarz und winzig klein.
Blutspuren laufen über seine Wangen nach unten und unter seinen Augen ist auch Blut. Erst jetzt wird mir Klar, dass das seine Tränen sind.
„Bring mich von hier weg“, flehe ich und er wickelt mich so sanft wie möglich in seine Jacke ein ehe er mich hochhebt.
Verschwommen erkenne ich Alyssa auf dem Fahrersitz, die ebenfalls weint, jedoch ohne Tränen. Nur das angestrengte unterdrücken der Schluchzer zeigt es mir.
Vorsichtig legt Alec mich auf den Rücksitz und setzt sich zu mir. Meinen Kopf bettet er in seinen Schoss und Alyssa braust los.
Wir fahren nicht zu mir, aber ich höre, wie Alec mit meiner Mutter telefoniert.
Bei ihm zu Hause trägt er mich als erstes ins Bad, wo er warmes Wasser in die Badewanne laufen lässt.
Vorsichtig zieht er mir die Jacke aus und lässt mich ins Wasser sinken. Dann setzt er sich direkt neben mir auf den Boden.
„Du bist so still“, bemerke ich nach einer Weile.
„Ich überlege wie ich dir helfen kann. Du bist verletzt und das alles ist meine Schuld. Ich hätte da sein müssen um dich zu beschützen“, verzweifelt rauft er sich die Haare und starrt auf den Boden.
„Wie schon gesagt. Es ist nicht deine Schuld. Aber sag mal. Wo ist Alyssa?“
„Unten im Wohnzimmer. Wieso?“, verwirrt sieht er zu mir rüber.
„Kannst du sie mal zu mir hoch schicken?“, bitte ich unsicher und sehe ihn aus meinem noch nicht zugeschwollenen Auge an.
„Okay. Wenn du das willst.“
Schnell springt er auf und flitzt in Vampirgeschwindigkeit aus dem Raum. Vorsichtig tauche ich vollkommen unter Wasser und schliesse die Augen. Stille umgibt mich und ich versuche die Stille auch in meinen Kopf zu kriegen. Doch es gelingt mir nicht. Immer wieder kehren die Erinnerungen an die Vergewaltigung zurück.
Plötzlich werde ich aus dem Wasser gerissen.
„Sag mal spinnst du!?!? Wolltest du dich umbringen!?!?“, fährt mich Alyssa an, entschuldigt sich aber sofort wieder.
„Schon okay. Es hat bestimmt so ausgesehen. Aber ich wollte mich wirklich nicht umbringen. Ich schwöre es.“
„Ich glaube dir ja. Aber sag. Weshalb wolltest du mich sprechen?“, fragt sie sanft nach und streichelt mir dabei unentwegt übers klatschnasse Haar.
„Kannst du mir was in der Apotheke holen. Es ist wirklich wichtig“, flehend sehe ich ihr in die Augen, doch sie lächelt nur wissend.
„Du meinst das hier?“
Triumphierend hält sie ein Päckchen mit einer einzigen Pille hoch.
„Genau das“, stimme ich zu und sie gibt sie mir mit einem Glas Wasser. Schnell schlucke ich die Pille und leere dann das Glas vollständig.
„Ich hab eine Idee wie deine Wunden in wenigen Minuten verheilt sein können“, beginnt sie und ich blicke sie abwartend an.
Sie schlägt vor, dass ich ein wenig von Alecs Blut trinke. So wie sie mir das beschreibt, könnte es wirklich helfen und ich bin einverstanden.
Mit einem aufmunternden nicken verlässt sie das Bad wieder und schickt Alec zu mir rein, der sich neben mir setzt.
„Und du willst das wirklich tun?“
„Ja. Ich hoffe einfach, es funktioniert“, antworte ich und er beisst sich wortlos ins Handgelenk und streckt es mir entgegen.
Langsam lecke ich die Blutspur ab und lege dann meinen Mund auf die frische Wunde und fange an zu saugen. Das Blut schmeckt einfach unglaublich lecker, was ich ehrlich gesagt nie gedacht hätte.
Erst als sich die Löcher geschlossen haben, höre ich auf.
Ich glaube schon zu fühlen, wie es mir besser geht, als sich meine gesamten Innereien zusammenziehen und ich das Blut würgend wieder ausspucke.
„Was! Das kann nicht sein“, panisch versucht Alec mir zu helfen, doch er macht alles nur noch schlimmer.
„Mir geht’s schon wieder gut. Wir versuchen es einfach morgen noch mal.“
Zittrig und ziemlich wackelig auf den Beinen steige ich aus der Wanne und dusche mich noch kurz ab, bevor ich mich in ein Handtuch wickle.
Dann tapse ich Barfuss in Alecs Zimmer und setze mich dort auf sein Bett.
Neugierig beobachte ich ihn dabei, wie er in seinem Schrank nach etwas sucht. Mit Boxershorts und einem Shirt kommt er zu mir zurück. Dann holt er im Bad eine Bürste und einen Föhn und beginnt, mir die Haare zu trocknen.
Mit zu einem Zopf geflochtenen Haaren schlüpfe ich schliesslich in die Sachen, die Alec mir gegeben hat.
Dann kuschle ich mich unter die Decke und an Alec, der sich still neben mich gelegt hat.
Kurz darauf bin ich auch schon eingeschlafen.

Mitten in der Nacht wache ich schreiend auf, wegen eines Albtraumes. Ich habe geträumt, dass ich immer noch da bin. Gefangen und gefesselt. Doch sofort schliesst mich Alec in seine Arme und ich weiss, dass ich in Sicherheit bin.
Seufzend kuschle ich mich wieder an ihn und warte darauf, dass sich mein Herzschlag beruhigt. Müde lausche ich Alecs summen bis ich wieder in den Schlaf sinke.

„Morgen Liebste. Wie geht es dir?“
„Geht so.“ In Wahrheit ging es mir furchtbar. Mir tat alles weh und die Erinnerungen und das schmutzige Gefühl gingen einfach nicht mehr weg. Ausserdem hatte ich Angst. Und zwar im Moment vor so ziemlich allem.
„Alyssa hat dir heut Morgen was zum Anziehen besorgt.“
Schweigend deutet er auf einen Stapel Kleidung.
Müde stehe ich auf und ziehe mich um, bevor ich mit Alec nach unten gehe.
„Wir haben nicht viel zu Essen da. Aber ich kann dir was kochen.“
„Okay. Ich lass mich überraschen.“
Gerade erst habe ich mich auf einen Stuhl gesetzt, als mir auf einmal furchtbar schlecht wird.
Schnell hechte ich ins nächste Bad und schaffe es gerade noch bis zur Toilette bevor ich anfange zu würgen.
Ich sehe die Besorgnis in Alecs Gesicht, als ich mich endlich aufraffen kann.
„Geht schon wieder. Alles okay.“
„Nichts ist okay. Wir gehen gleich nach dem Frühstück zu einem Arzt“, widerspricht Alec und verschwindet in der Küche. Als ich ihm nachkomme erwartet mich ein Chaos aus Pfannen und Schüsseln. Und das alles für nur eine kleine Portion Rühreier.
„Mein Gott, was hast du angerichtet. Das nächste mal Koche ich besser selber.“
Verlegen lächelt er mich an und streicht sich die Haare aus dem Gesicht.
Gequält grinsend setze ich mich an den Tisch und esse schweigend. Es schmeckt nicht mal schlecht, aber er hat ein wenig zu viel Salz rein getan. Und das sage ich ihm auch. Nachdem ich ihm geholfen habe, alles abzuwaschen setzen wir uns schliesslich ins Auto und fahren mit Alyssa los.


Schwanger!




Schwanger?

Alec parkt direkt vor der Praxis meines Arztes und wir steigen aus.
Alyssa tritt an den Tresen um mich anzumelden, während ich bei Alec bleibe, der seine Arme um mich gelegt hat.
Schon bald komme ich dran und bitte aber Alyssa und Alec mitzukommen.
Als erstes soll ich erzählen was passiert ist, was mir unglaublich schwer fällt, da die Erinnerungen wieder aufgefrischt werden.
Dann werde ich untersucht… Schliesslich wird Alec aber raus geschickt und sie beginnen mit der Gynäkologischen Untersuchung.
„Sie sind schwanger. In der 10ten Woche“, teilt mir der Arzt schliesslich mit und deutet auf den Monitor, wo man ein kleines, sich bewegendes Würmchen erkennen kann. Das kann aber gar nicht sein. Die Vergewaltigung war doch erst gestern. Aus irgendeinem Grund ist das Ding unglaublich schnell gewachsen. Doch auch Alyssa scheint ratlos zu sein, denn sie zuckt bloss mit den Schultern, als sie meinen Blick sieht.
„Aber das ist unmöglich. Das kann doch gar nicht wahr sein.“
„Doch, ist es. Was wollen sie jetzt tun?“, fragt der Arzt mich ernst.
„Ich will es nicht. Machen sie es weg“, fordere ich äusserlich ganz ruhig, während in meinem Inneren ein Aufruhr herrscht.
„Sind sie ganz sicher? Wollen sie das nicht mit ihrem Freund besprechen?“
„Das Ding ist nicht von ihm. Also machen sie es weg.“
„Schon gut, schon gut. Am besten beginnen wir gleich morgen damit“, schlägt er vor und sieht uns an.
„Wir machen es bei uns zu Hause. Meine Schwägerin und mein Mann haben medizinische Abschlüsse und genügend Erfahrung. Ausserdem wird es zu Hause für sie auch leichter sein. Sie brauchen uns nur die Medikamente mitzugeben“, erklärt Alyssa und der Arzt stimmt nach längeren Unterredungen endlich zu. Mit den Medikamenten und einer genauen Anweisung schickt er uns wieder nach Hause.
Den Rest des Tages verbringe ich mit Alec im Bett, der sich liebevoll um mich kümmert.
„Wie kannst du mich überhaupt noch ansehen? Nachdem das passiert ist. Ich muss dir doch wie der letzte Dreck vorkommen.“
„Hör auf so was zu sagen. Ich liebe dich mehr als alles. Das weisst du doch. Was die dir angetan haben ist sowieso meine Schuld“, redet er sich in rage und ich bringe ihm mit einem sanften Kuss zum schweigen, was mir jedoch sehr schwer fällt. Alles was mit nähe zu tun hat, macht mir Angst und trotzdem will ich nicht, dass Alec davon was erfährt.
„So ein Blödsinn. Es ist meine Schuld, weil ich Jason so wütend gemacht habe.“
„Okay, weder du noch ich haben Schuld daran. Werwölfe sind einfach Tiere, die nicht nachdenken“, wirft er schliesslich ein und ich kuschle mich wieder an ihn.
„Ich hoffe einfach, dass die Sache mit den Medikamenten funktioniert“, murmle ich leise und mir wird schon wieder schlecht, als ich das unangenehme kribbeln in meinem Unterleib spüre.
Ängstlich presse ich meine Hände darauf, in der Hoffnung, dass es so aufhört. Zärtlich streichelt mir Alec übers Haar und küsst mich auf die Stirn
„Keine Sorge, alles wird wieder gut.“
Für den Moment glaube ich ihm einfach und lasse mich nur noch von ihm festhalten.
Nach etwa zwei Stunden knurrt mein Magen wieder und Alec begleitet mich nach unten in die Küche, wo ich mir Abendbrot mache.
Muss ja einen lustigen Anblick abgeben, wie ich nur in meinem Höschen und einem von Alecs Shirts vor dem Herd stehe und mir eine Portion Nudeln mit Sauce koche.
Während ich esse, kümmert sich Alec um den Abwasch, was mich schmunzeln lässt. Er versinkt bis zu den Oberarmen in dichtem, weissem Schaum.
Schliesslich gebe ich ihm auch noch meinen leeren Teller und das Besteck, ehe ich nach dem Handtuch greife um abzutrocknen.
Dann setzen wir uns noch eine Weile zu den anderen, die ein Spiel spielen.
„Mensch ärger dich nicht? Ist das euer Ernst?“, frage ich lachend.
„Ja, warum nicht?“, will Kyle wissen.
„Vampire die MENSCH ärger dich nicht spielen.“
„Oh, ich wusste doch, dass wir was vergessen haben. Wir haben die Regeln wohl nicht genau genug gelesen“, scherzt Ian und alle fangen an zu lachen.
Da die anderen schon zu viert sind, sehen Alec und ich ihnen einfach zu, während er mich weiter in seinen Armen hält.
Schon bald bin ich wieder furchtbar müde und meine Augen fallen mir langsam zu.

Nach einer weiteren Albtraumgeplagten Nacht liege ich neben Alec im Bett, der mich gestern wohl hier hoch getragen haben muss.
„Morgen Liebste. Lass dir Zeit. Ich mach dir schon mal Frühstück“, mit diesen Worten steht er auf und ich rufe ihm noch nach, er solle nicht wieder so ein Chaos machen.
Träge erhebe ich mich und schlurfe ins Bad. Unter der Dusche kann ich mich wenigstens ein wenig entspannen, jedenfalls so lange, bis mir wieder schlecht wird. Würgend beuge ich mich übers Waschbecken und putze mir danach die Zähne und dusche fertig. Wieder nur in seinem Shirt und einem Höschen setze ich mich unten an den Tisch und esse.
Etwa eine Stunde nach dem Frühstück taucht Alyssa auf um mir drei Tabletten zu geben, die ich einnehmen muss.
Da mir der ganze Ablauf bereits genau erklärt wurde, weiss ich ungefähr, wie das alles ablaufen soll. Natürlich habe ich mir Sorgen gemacht, weil ich nicht zur Schule kann, aber Ian und Kyle haben das schon für uns geregelt. Und Alyssa und Hailey haben auch mit Mum geredet und ihr so viel wie möglich erklärt.
Heute kommt sie auch noch vorbei und bring mir Klamotten und ein paar Bücher mit.
Deshalb verschanzen wir uns heute nicht in Alecs Zimmer sondern bleiben im Wohnzimmer.
Am späten Nachmittag kommt sie dann endlich vorbei und fällt mir sofort um den Hals.
„Ach Schätzchen. Wie geht es dir?“, besorgt sieht sie mir in die Augen und ich breche in Tränen aus.
Schniefend und Schluchzend erzähle ich ihr alles, während Alec die ganze Zeit schützend seine Arme um mich gelegt hat um mich zu trösten.
„Ich bin so froh dass du trotz allem zu ihr hältst. Dafür möchte ich dir danken.“
„Miss Seabright…“
„Sophia. Nenn mich Sophia“, unterbricht sie.
„Sophia, ich liebe ihre Tochter mehr als alles andere. Natürlich halte ich zu ihr. Wie könnte ich das nicht?“
Erleichtert lächelt sie ihn an, woraufhin er zurück lächelt und ihr einen Platz anbietet.
„Was werdet ihr denn jetzt machen?“
„Na ja. Alyssa wollte mir nicht sagen, wie sie vorgehen werden und auch Ashley will mir nichts verraten. Sie sagt bloss immer, dass ich das nicht zu wissen brauche“, erklärt er und sieht mich dabei wieder so vorwurfsvoll an.
„Ja, ich will auch nicht, dass du das siehst. Ich hoffe es funktioniert nur mit den Medikamenten.“
„Was soll das heissen?“, hakt Mum alarmiert nach.
„Gestern hab ich drei Pillen bekommen, die alles da drin ablösen sollen. Am Dienstag krieg ich dann Wehen auslösende Medikamente. Das sollte dann eine Fehlgeburt auslösen. Wenn das nicht funktioniert muss ich ins Krankenhaus, wo alles abgesaugt wird“, erkläre ich vage und sowohl Mum als auch Alec wirken schockiert.
„Du sprichst darüber so als würde dir das nichts ausmachen“, wirft Mum ein und ich ziehe eine gequälte Grimasse.
„Natürlich macht es mir was aus, dass das überhaupt nötig ist. Glaub mir. Ich bin froh wenn das ganze vorbei ist. Und ich will bestimmt nicht ins Krankenhaus deswegen.“
Unauffällig mustere ich Alec, der so aussieht, als währe ihm furchtbar schlecht. Irgendwie sieht er gequält aus, was auch Mum zu bemerken scheint.
„Worüber denkst du nach?“, mein eindringlicher Blick sollte Forderung genug sein.
„Mir graut davor, was auf dich zukommt.“
„Na das heitert mich ja unglaublich auf. Anstatt mir zu sagen, dass alles gut wird, fürchtest du dich selber davor. Ich wusste ich hätte nichts sagen sollen.“
Frustriert und zutiefst verängstigt springe ich auf und haste die Treppe hoch.
Oben erwartet mich schon Alyssa, die mich mit in ihr Zimmer zieht.
„Ach Süsse. Hab keine Angst. Dir wird nichts passieren. Wir werden die ganze Zeit da sein und auf dich aufpassen.“
Ich nehme zwar wahr, was sie mir sagt, doch es hilft nur wenig. Die Tränen fliessen trotzdem und meine Angst steigert sich ins unermessliche, bis Alec das Zimmer betritt, sich vor uns kniet und seinen Kopf auf meinen Schoss legt. Gleichzeitig verschränkt er seine Hände hinter meinem Rücken und so bleibt er bi mir. Mum ist ihm gefolgt und kuschelt sich jetzt an meinen Rücken.
Nach und nach kommt die ganze Familie zusammen und alle umringen mich.
Irgendwann schaffe ich es dann endlich, mich wieder soweit zu beruhigen, dass ich nicht mehr weine. Dass sie alle hier sind gibt mir zusätzlich Kraft das alles durchzuhalten.
Bald lösen wir uns aber wieder voneinander und setzen uns verstreut aufs Bett. Nur Alec hält mich immer noch fest in seiner Umarmung und hat mich auf seinen Schoss platziert.
Fragend sehe ich zu Mum, als sie leise aufzustehen versucht.
„Ich muss nach Hause liebes. Morgen geht die Arbeit wieder los. Es ist schon nach neun Uhr“, erklärt sie und ich umarme sie zum Abschied noch mal.
Nachdem Alec die Tür hinter ihr geschlossen hat, gehen wir nach oben in sein Zimmer wo ich mich ins Bett lege.
„Du brauchst nicht bei mir zu schlafen. Du hast bestimmt wichtigeres zu tun.“
„Nichts ist für mich wichtiger, als bei dir zu sein“, erwidert er schlicht und legt sich zu mir, nachdem er seine Jeans aufs Sofa geworfen hat.
„Schlaf gut mein Engel.“
Ich spüre noch seine kühlen, seidig weichen Lippen auf meiner Stirn, ehe ich auch schon eingeschlafen bin.

Am Montag hat Cloe mich besorgt angerufen und ist nach der Schule sofort hergekommen um nach mir zu sehen. Wie auch meine Mutter vor ihr, hat sie vorgeschlagen, am Dienstag dabei zu sein. Doch das will ich nicht. Ich werde das schon schaffen.
Auch sie geht bald wieder, weil Morgen ja Schule ist.
Nachdem wir uns alle zusammen noch einen Film angesehen haben und Alec uns eine Weile auf dem Klavier vorgespielt hat, gehe ich wieder schlafen.

‚Heute ist es soweit’, schiesst es mir als erstes durch den Kopf, als ich die Augen aufschlage.
Neben mir liegt Alec, der mich mit seinen quecksilbernen Augen beobachtet.
„Morgen Liebste. Worauf hast du heute Lust?“
„Dasselbe wie gestern. Nicht dass das Chaos noch grösser wird. Langsam hast du ja ein wenig Übung“, scherze ich und setze mich auf.
Schon wieder wird mir übel und ich stürze ins Bad.
„Bin ich froh, dass das bald aufhört“, seufze ich nachdem ich mir die Zähne geputzt habe. Schnell stelle ich mich unter die Dusche und schlüpfe dann, wie auch an den beiden anderen Tagen nur in ein Höschen und eins seiner Shirts. Ich trage sie einfach zu gerne. Sie sind immer so schön weich und riechen nach ihm.
Hellwach und zittrig vor Angst begebe ich mich schliesslich in die Küche, wo mein Frühstück bereits auf dem Tisch steht. Die anderen Medikamente soll ich gleich schon einnehmen. Alyssa und Hailey haben bereits ein Zimmer für mich vorbereitet und umfunktioniert.
Deshalb werde ich wohl auch den ganzen Tag auf dem Sofa rumliegen. Alec will, dass ich mich so wenig wie nötig bewege. Deshalb gehe ich gleich jetzt noch auf die Toilette, damit ich eine Weile ruhe habe.
Es ist schon nach ein Uhr und noch immer hat sich nichts getan. Ich will schon aufstehen um mir was zu trinken zu holen, doch Alec hält mich zurück und steht selber auf. Doch da klingelt es an der Tür. Mit einem Seufzen sieht er zwischen der Tür und der Küche hin und her, bis Alyssa aufsteht und für ihn zur Küche geht, während Alec die Tür aufmacht.
„Was willst du denn hier du Hund!“, knurrt Alec plötzlich los und ich rapple mich hoch und gehe zur Tür.
„Jason? Was willst du hier?“, verwirrt sehe ich ihn an, während ich mich gleichzeitig an Alec schmiege.
„Ist dir klar dass dein kleiner Vampirfreund drei meiner Rudelmitglieder umgebracht hat?“, fragt dieser mich stinksauer.
„Ja, aber ist dir klar, dass diese Rudelmitglieder mich vergewaltigt haben?“, stelle ich die Gegenfrage und sehe ihn dabei ebenso sauer und auch enttäuscht an.
„Was? Nein! Das ist unmöglich!“
„Denkst du etwa ich hätte mir diese Verletzungen selber zugefügt?“, motze ich ihn an und zeige an mir runter.
„Ist es wahr?“, fragt Jason nun an Alec gewandt. Missmutig nickt er und mustert ihn dann abwartend.
„Hätte ich das gewusst. Mein Gott es tut mir so Leid.“
„Schon okay. War nicht deine Schuld“, presse ich angestrengt hervor und presse meine Hände auf den Bauch.
„Komm rein“, fordert Alec knapp und weist Jason an, sich auf die Couch zu setzen. Währenddessen kommt Alyssa gerade mit einem Glas Eistee aus der Küche und ich mache mich ebenfalls auf den Weg zurück zum Sofa, nachdem ich die Tür zugemacht habe.
Sie will mir gerade das Glas geben, da hält sie wie erstarrt mitten in der Bewegung inne.
„Was ist denn los?“, ihr merkwürdiger Blick macht mir Angst.
„Du. Deine Beine. Blut“, stammelt sie und sofort ist Alec an meiner Seite.
„Man Lyss, jetzt reiss dich zusammen. Du hast keine Zeit hysterisch zu werden“, hastig scheuert Hailey ihr eine und die beiden folgen Alec, der mich in ein Zimmer trägt und auf einer Art Bett absetzt.
„Sicher dass ich nicht bleiben soll?“
„Nein, ganz und gar nicht, aber du sollst das nicht sehen.“
„Ich bleibe bei dir, Liebste. Keine Sorge.“
Schweigend setzt er sich neben mich und legt seinen Kopf neben meinen, sodass wir uns ansehen können. Die ganze Zeit während Alyssa und Hailey mich und das Bett vorbereiten, hält Alec meine Hand.
„Was ist da drin los?“, höre ich vor der Tür Jasons aufgeregte Stimme.
Kurz lässt Alec meine Hand los und verlässt das Zimmer.
„Du solltest jetzt gehen.“
„Erst wenn ich weiss was mit ihr los ist. Es scheint dir nicht zu passen, aber sie ist mir wirklich wichtig“, zischt er böse.
„Sie ist Schwanger. Oder besser gesagt war schwanger. Da drin läuft nämlich gerade eine Abtreibung ab. Und jetzt muss ich zu ihr zurück. Und wenn ich wieder rauskomme bist du verschwunden. Verstanden“, seine Stimme klingt ruhig und ernst, aber ich bin mir sicher, dass er innerlich brodelt.
„Abtreibung? Es ist doch aber nicht von mir, oder?“
„Keine Ahnung. Möglich währe es. Das einzige was sie mir gesagt hat ist, dass sie es nur behalten hätte wenn es meins gewesen währe.“
Mit diesen Worten endet das Gespräch, denn er kommt wieder ins Zimmer zurück und setzt sich Wortlos neben mich und greift nach meiner Hand.
Sofort klammere ich mich daran fest und drücke noch fester zu, als sich in meinem Unterleib wieder alles zusammenzieht.
„Ich wünschte wirklich…. Aber es wird wohl nie möglich sein“, traurig sehe ich von meinem Bauch zu Alec und wieder zurück, als dieser sich erneut zusammenzieht.
„Ich wünschte ich währe ein Mensch, wie du. Dann währe für dich alles so viel einfacher.“
„Ich liebe dich aber so wie du bist. Ich habe mir nicht einmal gewünscht, dass du anders wärst. Dann wärst du nicht mehr der, der du jetzt bist“, rattere ich zwischen einer kleinen Verschnaufpause runter ehe sich mein Bauch schon wieder zusammenzieht und ich mich mit ihm krümme. Wann ist das bloss vorbei?
„Süsse, es geht los. Nicht mehr Lange, dann hast du es geschafft.“
Nach einer Ewigkeit ist es endlich vorbei und ich will einfach nur noch weg.
„Sieh einfach nicht hin.“
Na super Alec. Gutes Timing. Ich habe bereits alles gesehen.
„Hat es funktioniert?“, frage ich, das Gesicht an Alecs Brust vergraben.
Als Alec schaudert, kann ich nicht widerstehen und drehe mich um.
„Ja. Hat es“, bestätigt Alyssa, nachdem sie mit einer Pinzette alles auseinander gezupft hat. Jetzt verstehe ich, das Alec geschaudert hat. Ich bin nahe dran mich zu übergeben. Das war wirklich in mir? Zwischen dem ganzen Blut glaube ich etwas zu erkennen das wie eine Hand aussieht. Schnell drehe ich mich wieder weg.
„Schaft das alles hier raus, bitte.“
Mit diesen Worten trägt Alec mich nach oben ins Bad, wo er die riesige Wanne bis obenhin mit duftendem Schaumbad füllt.
„Hast du schmerzen?“
„Nein. Es geht mir gut“, antworte ich schnell.
„Wieso weinst du dann?“
„Weiss nicht.“
Erschöpft streife ich das Shirt ab und lasse mich ins Wasser sinken.
„Aber ich denke dass ich es weiss. Du glaubst vielleicht das Richtige getan zu haben, doch du fühlst dich trotzdem Schuldig“, vermutet er.
„Ich habe es getötet, oder?“, schluchze ich und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen.
„Nein. Es hatte noch nicht mal einen Herzschlag. So früh ist das unmöglich. Und es war auch nicht mal annähernd Menschlich“, tröstet er mich und küsst mich auf den Scheitel ehe er sich abwendet und gehen will.
„Warte. Komm zu mir rein. Bitte lass mich jetzt nicht allein.“
„Ist dir das denn nicht unangenehm. Ich meine nachdem. Du weisst schon“, hakt er vorsichtig nach.
„Nein. Du bist es doch. Und ich liebe dich und wünsche mir, dass du bei mir bist.“ Solange er nichts ‚falsches’ machte, würde es für mich kein Problem sein.
Langsam dreht er sich wieder zu mir um und zieht als erstes sein Shirt aus. Dann seine Hose und auch seine Shorts folgen.
Das ist das erste Mal, dass ich ihn nackt sehe. Peinlich berührt wende ich den Blick ab und rutsche stattdessen ein wenig nach vorne, damit er sich hinter mich setzen kann.
Unsicher lehne ich mich mit dem Rücken gegen seine Brust und lasse es zu, dass er seine Arme um mich legt.
„Wollen wir es noch mal mit dem Blut probieren?“, wagt er sich zu fragen.
„Ja, aber musst du dann nicht auch trinken? Wegen dem Blutverlust?“
„Nein, du merkst es zwar nicht, aber so viel trinkst du gar nicht, dass es mir was ausmachen könnte.“
Dann beisst er sich wieder an derselben Stelle in den Arm und hält ihn mir zum trinken hin. Dieses Mal ohne zu zögern presse ich meinen Mund darauf und fange sofort an zu saugen, bis die Wunde von selbst verheilt.
Energie und wärme durchströmt mich und ich nehme nebenbei wahr, wie mein Auge abschwillt und ich wieder normal sehen kann.
„Es hat geklappt“, erstaunt sehe ich an mir runter.
„Das Wolfsgen muss das Blut wohl abgestossen haben“, vermutet er, doch das interessiert mich im Moment nicht im Geringsten.
Lieber drehe ich mich ein wenig in seinen Armen und lege meine Wange gegen seine Brust. Dann schliesse ich die Augen und lausche nur noch seinen Atemzügen.
Ich entspanne mich immer mehr und Alec ebenso, der sachte mit seinen Händen über meinen Körper streichelt.
Es ist nicht unangenehm, sondern es beruhigt mich noch mehr und zeigt mir, dass er für mich da ist.
Nach und nach wird das Wasser immer kälter und ich werde von Alec aus dem Wasser gehoben und auf den Boden gestellt. Dann rubbelt er mich von oben bis unten trocken und wickelt mich dann in ein Handtuch, ehe er sich selbst eins umlegt.
„Willst du noch zu den anderen?“, fragt Alec nachdem ich mich angezogen habe.
„Weiss nicht. Ich sollte vielleicht mal mit Alyssa reden. Vielleicht kennt sie irgendeine Möglichkeit, damit ich mich nicht mehr so Schuldig fühle.“
„Du brauchst dich wegen nichts Schuldig zu fühlen“, versichert er mir, doch das sagt sich für ihn so leicht.
„Ich hab gehört, wie du mit Jason gesprochen hast. Und was er vermutet hat.“
„Das hat nichts zu Bedeuten.“
„Für Jason schon. Aber lassen wir das doch einfach“, beende ich das Thema und verlasse das Zimmer, um zu Alyssa zu gelangen.
Diese scheint mich bereits erwartet zu haben, denn sie zieht mich direkt in ihr Zimmer, wo sie sich mit mir aufs Bett setzt.
„Wie geht’s dir Kleines?“, fragt sie fürsorglich.
„Geht so“, weiche ich unsicher aus.
„Schmerzen?“, vermutet sie, doch ich schüttle nur den Kopf.
„Eins möchte ich dir Sagen. Du brauchst dich nicht Schuldig zu fühlen. Das Ding hat noch gar nicht gelebt und hatte nichts Menschliches. Da war kein Herzschlag. Nichts.“
„Das hat Alec mir auch gesagt. Aber was denkst du? Hab ich das richtige getan?“, unsicher sehe ich zu ihr rüber.
„Ja Süsse. Ich denke das hast du. An deiner Stelle hätte ich dasselbe getan.“
„Danke. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich das gebraucht habe. Aber was, wenn mich in der Schule jemand drauf anspricht?“
„Keiner ausser Jason weiss davon. Offiziell haben Alec und du dieselbe Grippe. Ihr habt euch gegenseitig angesteckt“, erklärt sie mit einem teuflischen Grinsen im Gesicht.
„Na dann hoffe ich einfach, dass Jason nichts ausplaudert.“
„Ich denke nicht, dass er so dumm währe.“
„Okay. Ähm… Dann gehe ich wohl wieder zu Alec zurück. Und noch mal danke.“
„Schon okay. Wenn du wieder mal jemanden zum Reden brauchst. Ich bin da.“
Mit einem nicken rutsche ich schliesslich vom Bett und tapse aus dem Zimmer. Davor wartet Alec schon auf mich. Lächelnd zieht er mich in seine Arme und küsst mich sanft, aber bestimmt.
„Morgen muss ich wieder in die Schule. Ich sollte meine Hausaufgaben machen“, unterbreche ich schliesslich und er grinst.
„Wir sind noch die ganze Woche Krank geschrieben. Und deine Hausaufgaben hab ich schon für dich gemacht.“
„Oh, aber das kann ich doch nicht machen. Mir geht es doch schon wieder gut. Also wieso sollte ich nicht wieder zur Schule?“
„Weil du dich ausruhen solltest“, antwortet Alec schlicht und ich nicke schliesslich. Kann ja nichts schaden, wenn ich den Rest der Woche noch bei Alec bleibe.
Klar wird Mum mich vermissen, aber wahrscheinlich wir auch eher Alec die Zeit bei uns verbringen, als ich bei ihm, oder wir wechseln einfach immer hin und her. Mal sehen wie wir das machen. Jetzt rufe ich sie jedenfalls erst mal an um ihr zu sagen, dass alles nach Plan gelaufen ist, soweit das möglich war. Und danach werde ich mich auch noch bei Cloe melden, die sich bestimmt auch schon Sorgen macht.
Etwa zwei Stunden später habe ich beide Anrufe erledigt und alle sind wieder beruhigt.
„Liebste. Hast du gerade Zeit?“
„Ja. Für dich doch immer.“
„Alissa und Hailey warten in meinem Zimmer auf dich. Frag einfach nicht nach und lass dich überraschen, ja?“, bittet er und dann ist er auch schon verschwunden.
Ein wenig verwirrt gehe ich also wieder in sein Zimmer.
„Hei kleines. Zieh das an und setz dich dann“, fordern sie und deuten auf ein süsses, schwarz weisses Kleidchen, dass ich schnell überstreife.

Dann setze ich mich und lasse mir von den beiden mein Haar hochstecken und mich Schminken, obwohl ich keine Ahnung habe, wofür das gut sein soll.
Als ich schliesslich fertig bin, schicken sie mich nach unten ins Esszimmer.
Dort wartet Alec in einem lässigen, leicht aufgeknöpften Hemd und einer Jeans auf mich. Hinter ihm steht ein kleiner, runder Tisch mit zwei gepolsterten Stühlen und Kerzen überall.
„Alec? Was hat das zu bedeuten?“
„Na ja, da ich quasi deinen 17 Geburtstag verpasst habe, will ich das nachholen. Sieh es einfach als ein Date. Kyle ist heute unser Kellner und Ian hat mithilfe eines fünf Sterne Koches für uns ein Menü zubereitet. Oder besser gesagt für dich, weil ich ja nichts esse“, etwas verlegen lächelt er mich an und kommt dann auf mich zu.
Auf dem Weg holt er ein kleines Samtschächtelchen aus einer Schublade.
‚Oh Gott! Er wird doch nicht?’
Aber nein. Hat er nicht. Darin war natürlich kein Ring. Es ist eine Halskette. Ein silbernes Herz mit goldenen Flügeln und Glitzersteinchen.

Wie viel das wert war frage ich besser nicht. Das würde ich nicht verkraften.
Stattdessen lasse ich es mir einfach von ihm um den Hals legen. Dann falle ich ihm erst mal in die Arme und küsse ihn. Danke ihm tausendmal und werde schliesslich von ihm auf meinen Platz geleitet.
Ganz der Gentleman rückt er mir den Stuhl zurecht und setzt sich dann mir gegenüber. Er schnippt nur einmal kurz und schon taucht Kyle auf, der mich fragt, was ich denn gerne trinken möchte. Ich entscheide mich für eine Cola und er verschwindet nach einem kurzen nicken.
Kurz darauf kommt er auch schon mit einer Cola für mich und Blut für Alec zurück.
„Der erste Gang wird in wenigen Minuten da sein“, teilt er mir mit und ich muss mir ein Lachen verkneifen, weil er so gestelzt redet.
Inzwischen habe ich noch ein wenig Zeit, Alec noch mehr auszufragen. Als erstes wollte ich natürlich von ihm wissen, woher er überhaupt wusste, wann mein Geburtstag ist. Der war übrigens am 9. September. Das hat er von Cloe erfahren.
Ich wollte gerade noch weiter reden, als die Tür aufgeht und Kyle mit einem Teller rein kommt.
Ein super leckerer gemischter Salat mit gegrillten Shrimps. Kurz sehe ich Alec über den Tisch hinweg an und bemerke grinsend, wie er kurz schnuppert und dann angewidert das Gesicht verzieht.
Ich jedoch mache mich sofort über den ersten Gang her. Ich geniesse jeden einzelnen bissen, und frage mich dabei, wie Ian das hingekriegt hat. Wohl wirklich mit Hilfe eines Gourmetkoches.
Das tut meinem Genuss aber keinen Abbruch. So habe ich den Salat auch in Windeseile verputzt und Kyle holt gleich meinen Teller ab. Nachdem er mir mitgeteilt hat, dass es zum nächsten Gang noch 10 Minuten dauert, verschwindet er lautlos und ich habe wieder Zeit, Alec auszufragen. Doch auch er hat diverse Fragen an mich. Lieblingsfarbe, Lieblingsessen, eben alles was er noch nicht weiss.
Ich verspreche ihm, sie alle zu beantworten. Und zwar zwischen Hauptgang und Dessert. Grinsend stimmt er zu und ich frage weiter. Tatsächlich kommt Kyle nach genau 10 Minuten mit einem Teller wieder.
Eine wundervoll geschichtete, köstlich duftende Lasagne wartet bereits auf mich. Wie ich erfahre hat es noch ein ganzes Blech voll. Und alles gehört mir! Nur mir!!!
Echt fantastisch, einen Vampir als Freund zu haben. Niemand isst mir meine Leibspeisen weg. Na ja, wie auch immer. Die Portion ist bereits verspeist und der Teller weggeräumt.
Alec scheint wirklich total daran interessiert. Er sieht mich auch die ganze Zeit so gespannt an. Dabei sind es ganz normale Fragen, die man sich meistens zu beginn einer Freundschaft stellt.
Ihm scheint das aber gar nicht aufzufallen. Und mich stört es auch nicht im Geringsten. Je mehr Ablenkung, desto besser.
Schon bald kommt aber das Dessert. Lecker Tiramisu. Mit Orangen und Erdbeeren. Genau so wie ich es mag. Und für Alec hat er sogar noch mal ein Glas Blut mitgebracht.
Nachdem ich das Tiramisu gegessen habe, küsst Alec mich wie schon, als ich beim Shoppingtrip das Eis gegessen habe.
„Komisch. Wenn ich dich küsse schmeckt einfach alles gut.“
Ein wenig verwirrt sieht er mich an, grinst dann aber.
„Das muss wohl an dir liegen.“
Jetzt lächle auch ich ihn verlegen an. Gerade will er mich noch mal küssen, als Kyle reinkommt, um den Tisch abzuräumen. Und da er schon mal da ist, bitte ich ihn auch gleich um Nachschlag für Alec und mich. Denn mir ist da gerade eine Idee gekommen.
Vorsichtig trenne ich ein Stück Tiramisu ab und träufle dann mit meinem Löffel Blut darüber. Das durchtränkte Stück reiche ich dann vorsichtig Alec, den ich auffordere, den Mund aufzumachen.
Unsicher tut er was ich sage und isst, was ich ihm da zusammengebastelt habe.
„Und?“, frage ich erwartungsvoll.
„Es ist unglaublich lecker. Wieso sind wir nie selber auf die Idee gekommen?“, fragt er sich grinsend und ich präpariere das ganze Tiramisu auf diese Weise. Dann erst schiebe ich ihm den Teller rüber und verlange, dass er alles aufisst.
Dabei beobachte ich ihn genau so, wie er es vorher bei mir getan hat.
„Das funktioniert wirklich. Mal sehen ob es anhält.“
Während wir auf eine Reaktion warten, unterhalten wir uns weiter und Alec fragt mich über alles aus, was ihm gerade einfällt. Als nach einer Stunde immer noch nichts passiert ist, beschliessen wir, nach nebenan zu gehen und uns noch einen Film anzusehen.
Doch das wird mir schnell langweilig und ich bitte ihn um Erlaubnis, ein wenig alleine durchs Haus zu streifen.
Lächelnd reicht er mir einen Schlüsselbund und ein kleines Büchlein, das er aus einem versteckten Safe an der Wand geholt hat.
„Damit kommst du überall rein wo du willst. Sieh dich ruhig ein wenig um.“
Mit diesen Worten setzt er sich wieder und ich mache mich auf den Weg in den Keller. Doch es ist kein gewöhnlicher miefiger Keller. Im einen Raum findet sich ein riesiger Pool und gleich daneben, im nächsten Zimmer eine Wellnessliege und ein Stuhl, wie man ihn in Kosmetikstudios findet. In den Wänden sind Schränke eingelassen. Neugierig wie ich bin schaue ich in alle rein.
Darin sind lauter Kosmetikartikel. Keine Ahnung wofür sie das alles brauchen. Sie sind alle absolut perfekt. Aber was kümmert es mich schon.
Interessiert sehe ich mich auch in den anderen Räumen um. Ein Weinkeller und ein leerer Kellerraum mit einer Massiven Stahltür. Daneben eine Tastatur, in die man ein Passwort eingeben muss.
Schnell suche ich das Heft durch und habe sogleich das passende Codewort gefunden. Dieses gebe ich ein und höre kurz darauf ein Klicken. Langsam drücke ich gegen die Tür und sie schwingt auf. Darin befinden sich nur einige Kühltruhen. Zögerlich hebe ich einen der Deckel und sehe rein. Sie ist bis oben hin mit Blutbeuteln gefüllt. Gruselig, aber verständlich, dass sie das so stark schützen. Jeder Vampir währe Scharf auf so viel Blut.
Deshalb verlasse ich den Raum auch schnell wieder und gehe noch mal zum Pool rüber. Ohne gross nachzudenken lege ich Heft und Schlüsselbund an den Rand und schlüpfe aus meiner Kleidung. Dann springe ich einfach nackt wie ich bin ins Wasser. Ich bin gerade aufgetaucht und habe die Haare zurückgeworfen, als ich Alec am Beckenrand stehen sehe.
„Du solltest dich doch ausruhen“, tadelnd blickt er mich an.
„Du darfst gerne auf mich aufpassen. Komm doch rein“, fordere ich stattdessen und lächle zuckersüss und unschuldig zu ihm hoch. Ich sollte ihm nicht immer was vorspielen. Irgendwann wird er merken, dass mit mir etwas nicht stimmt. Doch bis jetzt scheint er nichts zu merken.
Schnell entledigt er sich seiner Kleidung und springt ins Wasser.
Nur einen Wimpernschlag später ist er auch schon neben mir. Ich treibe jedoch einfach auf der Oberfläche und atme ruhig und tief ein und aus.
„Sag mal, willst du mich eigentlich noch? Irgendwann?“
„Wie soll ich die Frage denn verstehen?“, verwirrt mustert er mich. Seine Stimme dringt nur gedämpft zu mir durch. Meine Ohren sind ja unter Wasser.
„Willst du noch Sex mit mir haben, nachdem was passiert ist?“
„Was ist denn das für eine Frage.“
„Beantworte sie einfach. Bitte. Ich muss es wissen.“
„Natürlich will ich Sex mit dir. Aber nicht sofort. Erst mal wirst du dich erholen. Und ausserdem will ich, dass du es auch willst und dich nicht dazu gezwungen fühlst“, versucht er zu erklären. Ich weiss worauf er hinaus will, aber man kann es auch falsch verstehen.
„Tu es jetzt mit mir“, fordere ich. Ich hoffe dass, wenn ich es mit Alec mache, das dann die Erinnerungen irgendwie überdeckt, oder sogar auslöscht.
„Nein. Du hast dich noch nicht von all dem erholt.“
„Mir geht es fantastisch. Ich spüre immer noch dein Blut in meinem Kreislauf.“ Das stimmte. Ich fühlte, was er fühlte, was irgendwie beängstigend war, aber wenigstens entsprach alles was ich sagte im Bezug auf meine physische Gesundheit der Wahrheit.
„Das macht für mich aber keinen Unterschied. Ich werde jetzt nicht mit dir Sex haben. Und vor allem nicht hier. Und jetzt wirst du aus dem Pool steigen, dich unter die Dusche stellen und dann mit mir nach oben ins Bett gehen. Das Haus kannst du dir auch morgen noch ansehen.“
„Ja, Dad“, murre ich ihn und schwimme auf den Beckenrand zu. Vorsichtig folgt er mir und kommt sogar mit mir unter die Dusche.
Ich sehe ihm genau an, dass er mich will, was nicht zuletzt an seiner Erektion liegt. Ich sehe es auch in seinen Augen.
Langsam greife ich an ihm vorbei nach dem Duschgel und fange an ihn einzuseifen und danach mit der Brause abzuduschen.
Dann knie ich mich vor ihn hin und greife unsicher nach seiner Erektion und umfasse sie. Langsam lasse ich meine Hand auf und ab wandern und erkenne, wie er stöhnend den Kopf zurücklegt und sich gegen die Wand sinken lässt.
Einerseits ist es faszinierend, andererseits macht es mir auch Angst und ich frage mich augenblicklich, ob sie auch so reagiert hätten. Trotzig mache ich aber weiter. Als ich auch meinen Mund einsetze schlägt er seine Arme in die Wände und krallt sich an den Metallverstrebungen fest, was ich an dem Knirschen und ächzen erkenne.
Halb knurrend, halb stöhnend drängt er seine Hüften mir entgegen. Ich ringe innerlich mit mir, schaffe es aber schliesslich, nicht zurückzuweichen.
„Ashley. Oh ja.“
Nur um ihn ein bisschen hinzuhalten gleite ich mit meiner Zunge die ganze Unterseite seines Schaftes entlang und umkreise dann seine Eichel neckisch mit meiner Zungenspitze, bevor ich sie wieder ganz in den Mund nehme und umspiele. Gleichzeitig mit meinem Mund bewege ich auch meine Hand auf und ab.
Schon nach weniger als einer Minute spüre ich in meinem Mund ein leichtes Zucken und Alec stöhnt noch mal laut meinen Namen, bevor er entspannt und mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht wieder gegen die Wand sinkt. Zittrig und um Fassung ringend lehne ich mich an ihn und versuche mein panisch klopfendes Herz zu beruhigen.
Ein wenig geschockt sieht er auf die zerstörten Seitenwände und beugt sich dann zu einem der Löcher rüber, während ich mir das andere ansehe.
Genau da, wo er sich an dem Metallträger festgehalten hat, sieht man deutlich seine Fingerabdrücke.
„Ich wusste ja, dass du stark bist, aber damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet.“
Schnell dusche ich zu Ende und schlüpfe dann in einen flauschigen weissen Bademantel. Den zweiten reiche ich Alec, der ihn schüchtern lächelnd entgegen nimmt.
„Na die Dusche hab ich wohl zerstört.“
„Die kann man reparieren lassen. Und dann darfst du sie aufs Neue kaputt machen“, necke ich ihn und er knurrt leise.
Hastig schnappe ich mir alle meine Sachen und Alec holt sich seine. Dann erst gehen wir nach oben in sein Zimmer, wo ich mein Pyjama, also ein Höschen und eins seiner Shirts überziehe, während er sich in Boxershorts neben mich ins Bett legt.
Seufzend kuschle ich mich an ihn und denke noch eine Weile nach. Ob ich wohl alles richtig gemacht habe vorhin? Hat er bemerkt, dass ich Angst hatte?
„Worüber denkst du nach, Liebste?“
„Ich frage mich, ob ich alles richtig gemacht habe. Also in der Dusche meine ich. Ob es dir gefallen hat.“
„Oh, ja. Glaub mir. Das hat es absolut.“
„Was denkst du sonst noch?“, bohrt er weiter.
„Nichts sonst“, ich konnte ihm ja nicht sagen, dass ich Angst vor ihm hatte. Na ja, Angst davor, mit ihm zu schlafen, weil ich fürchtete, es könnte so sein wie mit ihnen.
Eine weile summte er noch mein Lied und streichelte mir übers Haar, bis ich eingeschlafen war.

Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist Alec verschwunden, doch gerade als ich mich noch mal umdrehen und weiterschlafen will, geht die Tür auf und er kommt mit einem Tablett rein.
„Morgen, mein Engel“, begrüsst er mich lächelnd und ich setze mich hastig auf. Vorsichtig stellt er das Tablett über meinen Beinen aufs Bett und setzt sich dann neben mich.
„Ich wusste nicht, was du willst, also habe ich einfach von allem etwas gemacht“, erklärt er schüchtern und ich bedanke mich bei ihm. Mein Magen knurrt schon erwartungsvoll und ich greife mach dem Cappuccino.
„Hast du den selber gemacht?“
„Wieso? Ist er nicht gut?“, fragt er panisch.
„Na ja, er ist wirklich nicht gut….“
„Ich mach dir sofort einen neuen“, schon will er nach der Tasse greifen, aber ich schlage ihm auf die Finger.
„Er ist fantastisch.“
„Würdest du bitte aufhören, mich so zu schocken. Und das schon am frühen Morgen“, lacht er und küsst mich auf die Stirn. Wie ich sehe habe ich die Auswahl zwischen Rühreiern mit Speck. Omelett. Croissants mit Butter und Marmelade und frischen Früchten.
Als erstes esse ich alles, was warm besser schmeckt, dann folgen Croissant und die Früchte.
Alles verputze ich restlos, während ich immer mal wieder einen Schluck Cappuccino und später den Orangensaft trinke.
„Das war total lecker.“
„Das freut mich. Ich hab mir wirklich mühe gegeben.“
„Und wie sieht die Küche jetzt aus?“
Unsicher wendet er den Blick ab und fährt sich verlegen durchs Haar.
„Oh je. Ich ahne schreckliches.“
Lächelnd necke ich ihn ein wenig, doch wie ich bemerke ist er nicht kitzlig. Ich dafür umso mehr. Vor lauter Lachen kriege ich bald keine Luft mehr und wir müssen eine Pause einlegen. Erschöpft keuchend liege ich ausgestreckt auf dem Bett, während Alec auf mich hinab sieht.
„Geht’s wieder“, fragt er und ich erkenne einen Hauch Soge in seinem Blick.
„Ja, mach dir nicht immer solche Sorgen um mich. Ich wird schon nicht gleich tot umfallen, nur weil du mich mal gekitzelt hast.“
Eine Weile bleibe ich noch Liegen, während Alec das Geschirr wegräumt.
Kurz bevor er zurück kommt, verschwinde ich im Bad und ziehe mich um. Dann mache ich mich auf die Suche nach der Bibliothek. Die hab ich zum Glück schnell gefunden. Langsam gehe ich Regal für Regal die Titel der Bücher durch, bis ich auf einige sehr ungewöhnliche Bücher stosse.
Mit einem der Bücher in der Hand setze ich mich erst mal auf die Fensterbank und lese eine Weile.
„Was dagegen wenn ich mich zu dir setze, Liebste?“
„Nein, aber lach nicht, wenn du siehst was ich lese“, bitte ich und rutsche ein wenig nach vorne, sodass er sich hinter mich setzen kann.
„Die perfekte Liebhaberin?“, ein wenig verwirrt blickt er auf den Titel des Buches, das ich rasch zugeschlagen habe, als er rein gekommen ist.
„Und? Ist es interessant?“
„Ja, schon. Vor allem ist es sehr anschaulich“, gebe ich zu und lese ungerührt weiter.
Immer wieder muss ich das Buch weglegen, weil Alec mich küssen will.
„Okay, den Rest will ich alleine Lesen. Aber nimm dir doch auch ein Buch mit.“
„Aber wieso? Ich will bei dir bleiben“, wie ein kleines Kind klammert er sich an mir fest und ich lächle.
„Wenn du dir das ansiehst, dann kann ich dich doch nicht mehr damit überraschen“, begründe ich und er erhebt sich schliesslich, geht zum Regal und greift sich doch tatsächlich ein Kamasutra.
Mir ein grinsen verkneifend schlage ich das Buch wieder auf und lese weiter. Immer mal wieder probiere ich die verschiedenen Handbewegungen aus, bis ich sie kann.
Ob ich sie mir aber alle merken kann ist die zweite Frage. Besonders wenn ich auch noch mit meinen Ängsten Kämpfen muss. Das wird sich noch zeigen. Hoffentlich aber nicht all zu früh.


Neuanfang?




Neuanfang?

Eine Woche später versuchte ich, wieder ganz normal zur Schule zu gehen und mich normal zu benehmen. Normale Dinge zu tun. Eben einfach, normal zu sein.
Na ja, so ganz klappte das nicht. Jason versuchte irgendwie immer, mir alles recht zu machen, mich zu beschützen. Auch Cloe schien ihren Beschützerinstinkt noch etwas erweitert zu haben und warf auch ab und zu ihren Blick auf mich. Doch hauptsächlich war ich in Alecs nähe und dort fühlte ich mich auch wohl und vor allem sicher. Jeden Tag holte er mich zu Hause ab und brachte mich auch wieder da hin.
So auch heute. Gerade hatte er das Auto gekonnt geparkt und hält mir jetzt die Tür auf. Vorsichtig steige ich aus und wir gehen nebeneinander her die Treppe rauf und betreten den Lift.
Heute waren die Sportlektionen ausgefallen und wir konnten das Wochenende früher beginnen.
Überraschenderweise ist die Tür offen, was ich erst merke, als ich die Schlüssel im Schloss drehen will.
„Mum muss wohl schon da sein“, vermute ich und sehe dabei zu Alec hoch, der eine Reisetasche über der Schulter trägt. Wir haben letztes Wochenende abgemacht, dass er bei mir übernachten wird.
Wie immer betrete ich die Wohnung und ziehe als erstes Jacke und Schuhe aus, ehe ich die Küche anpeile um mir was zu trinken zu holen. Alec frage ich nicht mal mehr, ob er auch was will. Ich weiss ja bereits, dass es nicht so ist.
Ich will mir gerade eine Dose Cola rausholen, als ich gedämpfte Stimmen vernehme.
Sofort folge ich den Geräuschen bis ins Wohnzimmer und erstarre noch in der Tür zu einer Salzsäule.
„Ähm… Ich wusste nicht, dass wir Besuch haben“, stammle ich verlegen, beim Anblick des Mannes, der meiner Mum gegenüber sitzt.
‚Woher kennt Mum so einen gutaussehenden Typen?’, frage ich mich gleich als ich ihn sehe.
„Wieso bist du schon so früh zu Hause?“
„Der Sportunterricht ist ausgefallen“, antworte ich ein wenig verwirrt, den Blick auf den Fremden gerichtet. Dieser fixiert mit funkelnden Augen einen Punkt direkt hinter mir. Und als sich muskulöse Arme um mich legen, weiss ich, dass er Alec beobachtet hat.
„Mum? Willst du mich nicht vorstellen?“
„Ich kenne deinen Namen bereits“, antwortet der Fremde an Stelle meiner Mutter.
„Woher weiss er das bloss?“, wispere ich Alec leise zu, drehe mich aber nicht zu ihm um.
„Ich weiss es nicht. Ich kann seine Gedanken nicht lesen. Aber er ist kein Mensch. Er ist wie Cloe. Das weiss ich mit Sicherheit. Und er hat dieselbe Augenfarbe wie du“, raunt er mir leise zu und ich erstarre schon wieder.
„Dieselbe Augenfarbe? Bist du sicher?“
„Ja, absolut. Als währen sie in dein Gesicht kopiert worden“, bestätigt Alec und presst mich etwas fester an sich.
‚Ich glaub mir wird schlecht.’
„Wer sind sie?“, frage ich hastig und die Panik in meiner Stimme ist nicht zu überhören.
„Das weisst du bereits.“
‚Na bravo. Das hilft mir ja wirklich weiter.’
„Sagen sie mir einfach, wer sie sind“, fordere ich mit verschränkten Armen.
„Ich bin dein Vater“, mit ernstem Gesicht wartet er auf meine Reaktion.
„Dein leiblicher Vater“, fügt er hinzu, als ich nicht reagiere. Ich bin einfach zu geschockt um irgendwas zu machen.
„Es ist wahr“, bestätigt Alec mir, was mein ‚Vater’ gesagt hatte.
„Du bist kein Mensch. Aber du behauptest, mein Vater zu sein. Nehmen wir mal an, dass das wahr ist. Was bin ich dann?“
„Du bist eine Halbelfe. Aber mit 18 wird dein menschlicher Teil verschwinden und du wirst so wie wir. Unsterblich“, erklärt er und ich weiss nicht was ich sagen, geschweige denn, wie ich reagieren soll.
Deshalb klammere ich mich einfach verzweifelt an Alec fest, der über meinen Kopf hinweg meinen, hm, ich nenne ihn wohl am besten meinen Erzeuger, genau beobachtet.
„Wieso hast du mir nichts davon gesagt? Wie lange dachtest du, dass du mich anlügen könntest?“, wende ich mich vor Wut brodelnd an meine Mutter, die langsam immer kleiner wird unter meinem Blick.
„Ich wollte es dir kurz vor deinem 18ten Geburtstag sagen“, versucht sie sich zu verteidigen.
„Sie durfte es dir nicht sagen. Sie musste es bei ihrem Leben schwören“, mischte sich nun auch mein Vater ein.
„Ach halt dich da raus! Ich kenne dich kaum! Du warst ja auch nie da!“, fauche ich ihn zornig an, doch davon lässt er sich nicht beeindrucken.
„Ich durfte nicht. Es ist den Elfen auf Todesstrafe verboten, sich mit Menschen zu verbinden. Und hätten sie es rausgefunden, hätten sie euch getötet. Das Gesetz wurde erst gestern aufgehoben. Ich konnte nicht früher kommen und das tut mir Leid, aber ich wollte euch nur beschützen. Es war schon sehr riskant, dass deine Mutter mir Briefe geschrieben und Fotos geschickt hat. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich euch vermisst habe“, erklärt er und ich merke nicht mal, dass ich weine, bis Mum mir die Kleenex Schachtel rüber schiebt und gequält lächelt.
Schnell nehme ich mir ein paar Taschentücher und wische mir die Tränen weg. Dann setze ich mich mit Alec neben meine Mum und sehe meinen Erzeuger über den Tisch hinweg an.
„Wie soll ich dich eigentlich nennen?“, frage ich nach einer Weile, in der wir uns nur schweigend angesehen haben.
„Nun, du kannst mich Jasper nennen, oder wenn du willst auch einfach nur Dad“, antwortet er gelassen, seinen Blick jetzt auf Alec gerichtet. Immer wieder sieht er von Alec zu mir und vor allem auf meinen Hals.
„Ist das dein Freund?“, mit einem Wink seiner Hand deutet er auf Alec, der seinen Arm um mich gelegt hat.
Meine Antwort besteht nur aus einem Nicken, während Mum ihm seinen Namen nennt.
„Wie ist dein voller Name“, richtet er sich nun direkt an Alec.
„Alexander Victor William Anthony Masen“, antwortet er gelassen.
„Aha. Das dachte ich mir. Weiss sie es?“, fragte er weiter.
„Ja, natürlich. Sie hat es ziemlich schnell rausgefunden.“
„Und Sophia?“, bohrte er weiter?“
„Nein. Sie hat keine Ahnung“, erwidert er.
„Wovon hab ich keine Ahnung?“, mischt nun auch Mum mit.
„Deine Tochter hat wohl auch eine Neigung zu übernatürlichen Wesen.“
„Ach, dann bist du auch ein Elf?“, vermutet Mum.
„Nein. Keineswegs“, grinst Alec und ich muss mir ein Lachen verkneifen.
„Das verstehe ich nicht.“
„Am besten du zeigst es ihr“, schlage ich vor und sofort verkrampft er sich neben mir.
„Nein. Es reicht, dass du mich so gesehen hast. Ich will nicht, dass deine Mutter Angst vor mir hat.“
„Früher oder später wird sie es bestimmt sehen. Es ist also besser, wenn sie es jetzt sieht, wo wir zu Hause sind“, begründe ich und er stimmt nach längerem überlegen zu.
„Was soll ich sehen?“, verwirrt huscht ihr Blick zwischen uns beiden hin und her.
„Warte einfach. Du siehst es gleich“, antworte ich, während Alec auf den Boden starrt.
Aus dem Augenwinkel erkenne ich, wie sich seine Eckzähne verlängern und seine Augen sich zu verändern beginnen. Als die Verwandlung abgeschlossen ist, hebt er den Blick und sieht erst mich an und dann meine Mutter, die keuchend nach Luft schnappt und etwas zu sagen versucht.
„Mum. Beruhige dich erst mal.“
Bestimmt fünf Minuten sass meine Mum jetzt schon hier und sah Alecs Gesicht bei der Rückverwandlung zu.
„Geht’s wieder?“, besorgt sehe ich sie an und auch mein Erzeuger scheint ernsthaft besorgt zu sein.
„Was bist du?“, wendet sie sich direkt an Alec, dessen sanfter Blick auf mir geruht hat und sich jetzt ihr zuwendet.
„Ich bin ein Vampir.“
„Aber die Sonne scheint und es ist Tag“, wirft sie ein.
„Ja, das ist richtig. Aber auf mich treffen diese Mythen nicht zu. Ich bin der erste Vampir. Sozusagen der König der Vampire“, erklärt er gelassen.
„Und du wusstest es?“
„Ja. Schon sehr lange sogar“, gestehe ich.
„Und du bist nie auf die Idee gekommen, es mir zu sagen?“
Wie selbstverständlich schüttle ich den Kopf. Ich hätte nie Alecs Geheimnis verraten. Nicht wenn er es mir nicht erlaubt hätte.
„Du hast mir ja auch nie gesagt, dass der Mann, den ich für meinen Vater gehalten habe, gar nicht mein Vater ist“, kontere ich und wir beide grinsen nur noch.
„Dann gibt es ausser Elfen noch mehr übernatürliche Wesen?“
„Also ich selbst weiss nur noch von Werwölfen“, nur schon beim Gedanken an sie, schaudert es mir und ich kriege eine Gänsehaut.
Meinem Erzeuger scheint meine Reaktion nicht entgangen zu sein.
„Du hast Bekanntschaft mit ihnen gemacht?“
„Ja, in menschlicher Gestalt jedenfalls. Na ja, ich kenne ein netten Werwolf und die restlichen die ich gezwungenermassen viel zu gut kennenlernen musste sind tot“, erzähle ich und mich schaudert schon wieder.
„Wieso denn tot?“, mischte sich nun auch Mum ein.
„Du weisst noch, was mit mir passiert ist? Weshalb ich nicht zur Schule konnte und bei Alec blieb? Das waren einige Werwölfe von Jasons Rudel. Du weisst schon, der der in mich verliebt ist. Na ja und ich hab mich ja für Alec entschieden. Deshalb wollten sie es mir heimzahlen, wovon Jason keine Ahnung hatte. Als Alec mich dann fand, hat er sie wohl alle getötet.“
Zustimmend nickte Alec und liess mich los, damit ich zu meiner Mutter konnte, die mich schluchzend und die Tränen wegwischend ansah.
„Ich hatte ja keine Ahnung.“
Mit zittrigen Armen ziehe ich sie zu mir und kuschle mich an sie.
„Was ist mit dir geschehen?“, wendete sich Jasper direkt an mich.
Unsicher sehe ich zu Alec, der meinen Blick erwidert. Er muss wohl erkannt haben, dass ich nicht darüber reden kann, weshalb er alles erzählt. In der Zwischenzeit bemühe ich mich, nicht hinzuhören, bis mein Vater was sagt.
„Ich könnte dir die genauen Erinnerungen daran nehmen. Sie quasi einsperren. Du würdest noch wissen, dass das passiert ist, aber nicht mehr, was genau alles geschehen ist“, schlägt er vor und in mir keimt Hoffnung auf.
„Wieso bist du nicht schon vorher auf die Idee gekommen?“
„Sind wir schon, aber wir können deine Gedanken nicht beeinflussen, sie noch nicht mal hören. Keiner von uns“, gesteht er und lächelt verlegen.
„Nun, dann werde ich es mal versuchen. Als ihr Vater werde ich die Barriere vielleicht irgendwie umgehen können. Sieh mir einfach nur tief in die Augen und denk an gar nichts“, fordert er und setzt sich direkt neben mich auf die Couch. Behutsam nimmt er meine Hände in seine und drückt sie kurz, ehe er sie einfach locker festhält.
Unverwandt blickt er mir dabei in die Augen und das mindestens fünf Minuten lang.
„Und?“, neugierig switcht Mums Blick zwischen uns hin und her und auch Alec kann sich kaum auf dem Sofa halten.
„Ich komm nicht rein. Versuch dich mir zu öffnen. Vertrau mir. Ich will dir nichts Böses.“
„Dass weiss ich, aber es geht nicht. Ich versuche ja schon die ganze Zeit, meine Gedanken zu öffnen und alles.“
„Versuch es wie Bella mit ihrem Schutzschild. Das Gummiband. Erinnere dich. Versuch es“, flüstert Alec mir ins Ohr und ich lächle ihn an. Ich bin wirklich stolz auf ihn, dass er das noch weiss.
Und so halte ich noch mal die Hände meines Erzeugers und sehe ihm in die Augen. Dabei versuche ich die Barriere in meinem Kopf rauszuschieben und um ihn zu hüllen.
Plötzlich tauchen die ganzen Bilder noch mal im Schnelldurchlauf in meinem Kopf auf, bevor sie in einem schwarzen Loch verschwinden.
„Versuch dich an etwas zu erinnern“, fordert Alec und alle sehen mich abwartend an.
„Ich glaube es hat funktioniert. Da ist nichts mehr. Sobald ich mich an etwas zu erinnern versuche, wird alles schwarz.“
„Aber ist das jetzt besser für dich?“, Mum ist wie immer total besorgt.
„Ja, sehr viel besser. So habe ich wenigstens keine Angst mehr, jemandem nahe zu sein.“
„Hattest du auch vor mir Angst?“, erkundigt sich Alec sofort.
„Später. Okay?“, mit einem Nicken deute ich auf Mum und meinen Vater, die uns genau beobachten.
„Oh, verstehe.“
„Also können wir gehen, oder ist noch was?“
„Nein, geht ihr nur. Alles okay“, antwortet Mum lächelnd und scheucht uns beinahe weg.
Grinsend wirft Alec mich auf seinen Rücken und klettert mit mir von der Dachterrasse aus aufs grosse Flachdach.
Dort setzt er mich langsam ab und lässt sich neben mir nieder.
„Hattest du Angst vor mir? Als wir zusammen in der Dusche waren?“
„Du weisst, dass ich dich liebe. Und deshalb wollte ich nicht, dass du merkst, dass ich Angst davor habe, dir nahe zu sein, weil ich es ja eigentlich will, die Erinnerungen mich aber irgendwie blockiert haben“, erkläre ich in einem Atemzug.
„Das wollte ich nicht. Ich wollte dich doch nicht zwingen, etwas zu tun, wozu du nicht bereit warst. Ich weiss doch, dass du mich liebst.“
„Aber ich wusste nicht, wie ich es dir sonst hätte zeigen können“, begründe ich und sehe ihn danach schweigend an.
„Ich weiss auch so, dass du mich liebst. Du brauchst mir das nicht auf diese Weise zu beweisen.“
„Tja, jetzt haben wir ja keine Probleme mehr damit. Meine Erinnerungen sind eingeschlossen. Das einzige, was ich jetzt will, ist normal sein. Normale Dinge tun. Wie jedes andere Mädchen auch“, kläre ich ihn mit so sanfter Stimme wie möglich auf.
„Okay. Normal. Dazu gehöre ich wohl nicht. Ich bin nicht normal. Schliesslich bin ich ein Vampir.“
„Ja, schon, aber ich bin ja auch nicht normal. Ausserdem meine ich damit nicht uns beide, sondern die Dinge die wir vielleicht unternehmen. Ich will einfach mal wieder mit den Mädels bummeln gehen, oder eine Übernachtungsparty schmeissen. Mich von meiner Mutter zum Wandern mitschleppen lassen. Eben so was“, erläutere ich lächelnd und er erwidert es.
„Na dann. Das lässt sich einrichten. Wenn du eine Übernachtungsparty machen willst, kannst du unser Haus benutzen. Das wird kein Problem sein, dann werden wir uns einfach in den Club zurückziehen.“
„Echt? Das währe cool. Aber Alyssa und Hailey können ruhig auch mitmachen. Das wäre noch viel besser. Ich dachte aber nur an Mädchen. Da können wir uns mal wieder dem ganzen Mädelskram widmen. Gesichtsmasken, Nägel machen und tratschen bis zum abwinken. Vielleicht auch noch ein paar Fotos machen und Filme gucken“, begeistert plapperte ich ohne Punkt und Komma, bis er das Handy rausholte und kurz eine SMS tippte.
„Hab Alyssa und Hailey nur von deiner Idee berichtet“, beantwort er die unausgesprochene Frage.
Schweigend nicke ich und lehne mich an ihn, nachdem er sein Handy weggelegt hat. Eine Weile sitzen wir einfach nur da und sehen auf die Strasse runter, bis Mum auf der Dachterrasse auftaucht und uns anscheinend sucht.
„Hm… Keine Ahnung wo sie sind“, höre ich sie die Frage meines Vaters beantworten.
„Was gibt’s Mum?“
„Ach, da oben seid ihr. Ich wollte nur sagen, dass das Essen fertig ist.“
Lässig hebt Alec mich auf seine Arme und landet sicher mit mir neben Mum.
Hand in Hand folgen wir ihr in die Küche, wo sie für vier Personen gedeckt hat.
„Ich wusste nicht ob…“, verlegen sieht sie zu Alec und zeigt mit der Hand auf den Tisch.
„Ich esse nichts. Tut mir Leid.“
Ebenfalls ein wenig verlegen hilft er mir dabei, Teller und Besteck, das für ihn gedacht war, wieder wegzuräumen.
„Soll ich…“, Alec deutet zur Tür.
„Nein. Ich esse nur schnell. Dann können wir noch ein wenig nach draussen. Hast du eigentlich durst?“
„Ja, schon, aber ich halte es locker bis morgen aus“, beschwichtigt er mich, aber ich lasse mich nicht täuschen.
Da es sowieso noch etwas dauern wird, strecke ich Alec schweigend meinen Arm hin, nachdem ich mich ein wenig abgewandt habe.
„Das ist aber auch nicht normal“, wirft Alec leise ein.
„Wir fangen morgen damit an“, erwidere ich ruhig und warte seelenruhig darauf, dass er zubeisst. Doch anstatt mich in den Arm zu beissen, zieht er mich in seine Arme, lehnt sich mit mir gegen eine Wand und vergräbt sein Gesicht in meinem Haar. Ich ahne schon, dass er es eher auf meinen Hals abgesehen hat, weshalb ich meinen Kopf in den Nacken lege.
Ruhig atmend geniesse ich, wie er meine Haare zur Seite streicht und mich erst küsst, bevor er seine Zähne in mein Fleisch gräbt. Ohne es zu wollen entwischt mir ein leises Seufzen, was Alec zum lächeln bringt. Natürlich sehe ich das nicht, aber ich merke es an seinen Lippen auf meiner Haut.
„Ähm… Okay. Knutschen könnt ihr auch später noch. Das essen ist fertig. Und, du Ashley, bist sowieso schon extrem dünn“, spricht Mum uns verlegen an.
„Alle Elfen sind so dünn. Das ist genetisch bedingt“, wirft mein Vater ein und hilft Mum danach die Sachen ins Esszimmer zu tragen.
„Du könntest wirklich auch beim Tragen helfen“, rügt Mum als sie zurück kommt. Grinsend löst Alec sich von meinem Hals und wischt sich kurz das Blut von den Lippen, ehe er sich noch kurz die Hände wäscht.
Währenddessen schnappe ich mir Topflappen und eine der heissen Platten und trage sie ins Wohnzimmer. Auch Alec hatte sich inzwischen noch die letzten beiden Platten gegriffen. Ihm scheint es nicht das geringste auszumachen, dass sie kochend heiss sind. Er stellt sie einfach ab und grinst mich breit an, als ich ihn nur anstarre. Seine Hände waren nur ein wenig gerötet und schon wieder verheilt, als ich sie in meine nehme.
„Alles okay?“, frage ich trotzdem besorgt und sehe zu ihm auf.
„Ja Liebste. Eigentlich sollte ich mich um dich Sorgen, nicht du dich um mich.“
„Ich liebe dich nun mal. Da sorgt man sich eben.“
Mehr bringe ich nicht mehr raus, denn Alec hat meine Lippen bereits sanft mit seinen verschlossen. Seufzend schmiege ich mich enger an ihn und erwidere seinen Kuss. Ah, ich liebe es wenn er mich so küsst. Davon kann ich einfach nicht genug kriegen. Nur blöd dass ich atmen muss, sonst könnte ich das Stundenlang machen.
Jetzt jedoch muss ich mich von ihm lösen, denn mein Herz setzt schon wieder zwischendurch aus und ich bin nahe daran, zu hyperventilieren.
Irgendwie reagiere ich immer so auf ihn. Mein Herz schlägt sowieso schon immer doppelt so schnell wenn ich ihn nur ansehe.
„Wir sollten vorsichtig sein. Nicht dass dein Herz aus versehen noch stehenbleibt, weil es einfach nicht mehr mitkommt“, scherzt Alec und ich muss automatisch lächeln.
„Ganz sicher, dass du meine Gedanken nicht lesen kannst?“, frage ich leise, als ich Mum und Jasper wieder reinkommen höre.
„Ja, ich höre wirklich gar nichts. Aber ich fühle jedes Mal dein Herz schlagen und das sorgt mich ein wenig. Ich habe wirklich immer Angst, dass dir was passieren könnte. Das ich dir weh tue, weil ich nicht vorsichtig genug bin“, wispert er mir eben so leise ins Ohr, während er vorsichtig seine Arme um mich legt und wir uns aneinander kuscheln.
„Mir passiert schon nichts. Schliesslich bin ich nicht aus Glas. So schnell kriegst auch du mich nicht kaputt“, versuche ich ihn aufzumuntern.
„Ich unterbreche euch ja nur ungern, aber wir sollten essen, bevor alles kalt wird.“
„Oh, klar. Ich komme schon.“
Jetzt erst merke ich, dass ich hungrig bin. Mein Magen knurrt auch gleich zur Bestätigung, kaum dass ich mich gesetzt habe. Wie immer, wenn ich was esse, setzt sich Alec zu mir. Während wir essen fallen mir immer wieder die Haare ins Gesicht. Schnell entschuldige ich mich um mir kurz ein Haargummi zu holen. Dann flitze ich wieder zurück und setze mich, bevor ich meine Haare zu einem Zopf zusammenfasse.
Scharf zieht Mum die Luft ein und mir fallen wieder die Bissmale an meinem Hals ein. Das hatte ich schon wieder vergessen.
Ungerührt esse ich fertig und warte aufgeregt darauf, dass die anderen auch endlich fertig sind, damit Alec und ich uns verziehen können.
Schnell hole ich noch ein Halstuch und binde es um, bevor ich in eine Jacke schlüpfe.
Grinsend hält Alec mich auf, als ich zur Tür raus will, und führt mich stattdessen auf die Terrasse. Mit einem nicken bedeutet er mir, auf seinen Rücken zu klettern. Ich weiss schon, was er vor hat, weshalb ich zögere. Es ist nicht so, dass ich Angst habe, fallen gelassen zu werden. Aber aus dem neunten Stockwerk zu springen und dann sicher zu landen ist schon eine Herausforderung. Trotzdem tue ich es schliesslich und schliesse die Augen. Erst als er mir sagt, dass wir unten währen, schlage ich sie wieder auf. Ich habe kaum was gemerkt. Nur ein leichter Luftzug als wir gefallen sind und das Abfedern des Sprunges am Boden.
„Und jetzt? Wohin gehen wir?“, will Alec von mir wissen.
„Keine Ahnung. Meine alte Schule ist leider zu weit weg, sonst könnten wir da rumhängen“, überlege ich.
„Vampirgeschwindigkeit“, ist alles, was er darauf erwidert.
„Echt? Das könntest du?“
„Natürlich. Schon vergessen? Ich bin der König der Vampire“, gespielt schockiert blickt er mir in die Augen.
„Ach ja, stimmt ja. Das hatte ich wirklich vergessen“, necke ich ihn und springe wieder auf seinen Rücken.
„Na dann. Wo hin müssen wir?“
Schnell nenne ich ihm den Ort, und dann geht es auch schon los. Dieses Mal lasse ich die Augen offen, was mir bei dieser Geschwindigkeit die Tränen in die Augen treibt. Jedes Mal wenn ich versuche, etwas zu fixieren, entgleitet es mir gleich wieder. Eigentlich besteht alles nur aus farbigen Schemen. Wie sieht das alles wohl für Alec aus. Am besten ich frage ihn nachher mal.
Weniger als eine Minute später, ich habe nämlich auf die Uhr geschaut, sind wir auch schon da. Sogar mit dem Auto hätte man noch mindestens 5 Minuten gebraucht. So jedoch sitze ich jetzt schon auf einer Schaukel auf dem alten Spielplatz meiner Schule und beobachte Alec, der neben mir sitzt.
„Sag mal, wie sieht das eigentlich für dich aus, wenn du so schnell rennst? Siehst du dann auch alles nur verschwommen? Ich meine, ich habe gar nichts erkannt. Nur verschwommene Farben.“
„Also ich sehe alles gestochen scharf. Wenn ich mich konzentriere, dann kann ich sogar jedes einzelne Molekül eines Blattes an einem Baum sehen. Sogar nachts“, versucht er zu erklären, so gut er kann.
„Können das alle Vampire?“
„Ja, obwohl bei normalen Vampiren die Sehkraft nicht ganz so stark ausgeprägt ist. Wir können unsere Augen auch ans Tageslicht anpassen. Sie jedoch nicht. Na ja, es bringt ihnen auch nichts. Sie können ja sowieso nicht raus. Und wenn, dann halt nur mit Sonnenbrillen.“
„Cool. Habt ihr ausser der Tageslichtsache noch andere Vorteile?“, bohre ich, neugierig wie ich bin, nach.
„Na ja. Schon. Unsere Fähigkeiten sind alle viel besser als die der normalen Vampire. Ausserdem sind wir schwieriger zu töten.“
„Hm… Okay. Klingt irgendwie so, als gäbe es nur Vorteile, ein königlicher Vampir zu werden“, fasse ich alles noch mal zusammen.
„Ausser dem Blut trinken meinst du.“
„Also dir scheint es Spass zu machen, dann kann es so schlimm nicht sein“, werfe ich ein und er knurrt mich an.
„Den Opfern gefällt es aber nicht.“
„Du meinst wohl, nicht immer. Oder hab ich mich bei dir beschwert?“
Seufzend muss er zugeben, dass ich recht habe. Zufrieden lächelnd schwinge ich ein wenig vor und zurück, schaukle immer höher und springe schliesslich ab.
„Was sollte das denn?“
„Das hab ich als Kind immer gemacht. Das fühlt sich an als würde man fliegen. Na ja, jedenfalls so lange, bis man auf dem Boden aufkommt. Auf die eine oder andere Art.“
Locker schlendere ich zu einer grossen Schaukel rüber. Vogelnest haben wir sie als Kinder immer genannt. Ich will gerade meine Jacke ausziehen und sie ausbreiten, als Alec seine auch schon hingelegt hat, mit der Begründung, er würde nicht frieren, ich aber schon. Entspannt lege ich mich auf eine Seite, damit Alec neben mir auch noch Platz hat.
Ohne die Schaukel gross zu bewegen, legt er sich neben mich und ich schmiege mich in seine Umarmung.
Ich weiss nicht, wie lange wir schon hier liegen, als Alec mir mitteilt, dass jemand kommt. Es ist bereits dunkel geworden und ich kann nichts erkennen, aber Alec beruhigt mich. Es sind nur ein paar Schüler, die sich hier noch ein wenig rumtreiben wollen.
„Lass uns verschwinden. Es ist schon dunkel. Und ich werde irgendwie auch langsam müde“, schlage ich gähnend vor und krieche langsam von der Schaukel runter.
Noch bevor die Kids uns überhaupt erreicht haben, bin ich schon auf Alecs Rücken geklettert. In Vampirgeschwindigkeit geht es nach Hause und direkt durchs Fenster in mein Zimmer. Im Eiltempo ziehe ich mich um, während Alec sich einfach seiner Klamotten entledigt. In Boxershorts legt er sich schon mal unter die Decke und ich kuschle mich wenige Minuten später auch schon an ihn. Leise summt er eins der Lieder, die er für mich geschrieben hat, bis ich eingeschlafen bin.

Ein fast normaler Tag




Ein fast normaler Tag

Faul wie ich nun mal bin, wache ich erst etwa gegen zehn Uhr auf. Ich hätte echt nicht gedacht, dass Alec das durchhält, aber als ich die Augen aufschlage, liegt er neben mir und blickt mir direkt in die Augen.
Gähnend stehe ich auf und gehe erst mal ins Bad, wo ich mir die Zähne putze, dusche, und mich anziehe.
In der Zwischenzeit hat Alec schon das Bett gemacht und wartet bereits auf mich. Er gesteht mir, dass er wirklich mal aufgestanden ist und ebenfalls kurz geduscht und sich die Zähne geputzt hat.
Einigermassen wach schlüpfe ich einfach in ein Shirt und eine Jogginghose. In der Küche höre ich Mum schon werkeln und frage sie auch gleich, ob ich noch was helfen kann.
Die Frage hätte ich mir aber auch einfach sparen können. Denn kurz darauf stellt sie auch schon die Pfannkuchen in den Ofen, dass sie nicht kalt werden, bevor sie den Tisch deckt und mir der Reihe nach alles abnimmt, was ich ihr aus dem Kühlschrank reiche. Alec holt als letztes dann noch die Pfannkuchen und den Ahornsirup raus und stellt sie in die Mitte des Tisches.
„Hei Kleines. Gut Geschlafen?“, fragt mein Vater, der in ganz normalen Jeans und einem T-Shirt in die Küche kommt. Ziemlich merkwürdig, wo er doch gestern noch in seinen wehenden Elfenklamotten rumgelaufen ist.
„Ja, sehr gut sogar. Jetzt wo ich keine Alpträume mehr habe ist es viel besser geworden.“
„Da bin ich aber froh“, lächelnd will er mir über den Kopf streicheln, aber ich ducke mich, bevor seine Hand mich erreichen kann.
Langsam geht er um uns herum an seinen Platz und setzt sich. Schweigend essen wir unser Frühstück, na ja, alle bis auf Alec. Kaum dass ich fertig gegessen habe, bitte ich auch schon darum, wieder aufstehen zu dürfen.
Mum erteilt mir zum Glück die Erlaubnis und Alec und ich verschwinden wieder in meinem Zimmer.
Es ist zwar eisig kalt draussen, aber ich reisse trotzdem beide Fenster auf um mal richtig durch lüften zu können.
„Ich hohle nur noch schnell eine Flasche zu trinken. Dann bin ich gleich wieder da.“
Schliddernd husche ich in die Küche und lande schliesslich vor dem Kühlschrank.
Die anderen scheinen mich nicht bemerkt zu haben.
Worüber sie sich wohl unterhalten?
„Was hab ich bloss falsch gemacht? Sie lässt mich einfach nicht an sich ran“, seufzt mein Vater niedergeschlagen.
„Ach Liebling. Versuch sie doch zu verstehen. Sie hat sich schon vor langer Zeit damit abgefunden, dass sie keinen Vater haben wird und jetzt tauchst du auf einmal auf und sagst ihr, dass du eigentlich ihr Vater bist. Sie dachte ihr Vater währe jemand anderes, den sie nie zu Gesicht bekommen hat. Ich kann mir nicht mal im Entferntesten vorstellen, wie das für sie sein muss, jetzt auf einmal einen Vater zu haben.“
„Deswegen muss sie aber nicht gleich so abweisend sein“, setzt er dagegen. Ich kann mir das einfach nicht mehr länger anhören. Schnell greife ich mir mein Getränk und flitze wieder zurück in mein Zimmer.
„Alec?“, beginne ich zögerlich.
„Ja, Liebste?“
„Bin ich abweisend zu meinem Vater?“
„Na ja. Ja und nein. Es ist gerechtfertigt. Du hattest nie einen Vater und jetzt auf einmal ist er da.“
„Aber ich bin Abweisend“, hake ich noch mal nach.
„Nur ein bisschen. Aber das war ja zu erwarten. Damit muss man rechnen, wenn man nach so langer Zeit wieder auftaucht.“
„Oh Mann, jetzt fühle ich mich irgendwie mies. Ich meine, er ist total niedergeschlagen deswegen.“
„Liebste, du reagierst ganz normal. Das alles ist bestimmt nicht deine Schuld.“
„Okay. Lass uns jetzt irgendwas machen. Hier ist es so erdrückend Still.“
„Was hältst du davon, wenn wir uns DVD’s ansehen und am Nachmittag fahren wir dann alle zusammen in die Eishalle.“
„Wie, alle zusammen? Mein Vater etwa auch?“, frage ich misstrauisch. Inzwischen habe ich ihm den Rücken zugedreht und suche gerade eine DVD raus.
„Wie währ’s mit Avatar?“, schlage ich vor.
„Gute Idee. Und, ja, dein Vater würde auch mitkommen. Gib dir doch auch ein wenig mühe um ihn kennen zu lernen. Er gibt sich nämlich auch mühe.“
„Na gut. Dann halt alle zusammen. Wenn’s denn sein muss“, missmutig werfe ich mich aufs Bett zu Alec und starte den Film. Wahren ich so zusehe, frage ich mich, wie es wohl wäre, so ein Na’vi zu sein. In dieser wunderschönen leuchtenden Welt zu leben.
Der Film ist gerade fertig, als Mum uns ins Wohnzimmer ruft.
„Was gibt’s?“, frage ich ungeduldig, als ich sehe, dass mein Vater neben ihr sitzt.
„Wollt ihr den ganzen Tag in deinem Zimmer sitzen und Fern sehen?“
„Vielleicht“, antworte ich trotzig, während Alec erzählt, dass wir in die Eishalle wollten.
„Hättet ihr was dagegen, wenn Jasper und ich auch mitkommen?“
„Ja“, murre ich, ehe Alec Nein sagt.
„Jetzt sei doch nicht so, Schätzchen. Was ist denn los?“, will Mum von mir erfahren.
„Na was glaubst du wohl. Versuch du doch mal, damit klar zu kommen, plötzlich einen Vater zu haben. Alles wird sich ändern. Ach und eins schon mal vorweg. Versuch nicht mal, mir zu sagen, was ich zu tun hab“, herrsche ich erst Mum an und wende mich dann an meinen Dad. Abschätzend sieht Alec mich an, nicht sicher, ob er mich nun umarmen soll oder nicht. Schliesslich entscheidet er sich dazu, es nicht zu tun und stellt sich einfach dicht neben mich.
„Ihr haltet mich jetzt bestimmt alle für total egoistisch, gefühllos, oder einfach nur verrückt. Aber versucht ihr Mal mit all dem klarzukommen, was mir passiert ist. Kaum läuft mal was normal, geschieht wieder was, dass mein Leben vollkommen aus der Bahn wirft. Da sich das meiste davon aber nicht ändern lässt, oder ich es nicht ändern will, muss ich mich wohl damit abfinden. Also lasst uns heut Nachmittag in die Eishalle fahren und einen auf Normal machen.“
Danach verschwinde ich wortlos in meinem Zimmer und packe meine Eislaufschuhe und ein paar Handschuhe ein. Da ich nicht im Jogging Anzug in die Eishalle kann, schlüpfe ich stattdessen in eine enge schwarze Jeans und einen violetten Strickpulli.
Dann kann’s auch schon losgehen. Im Flur schlüpfe ich in meine schwarzen Ugg Boots und meinen schwarzen Wollmantel.
Die anderen warten schon alle auf mich. Alec hat sich ja in Vampirgeschwindigkeit umgezogen und Mum und Jasper waren schon fertig.
Irgendwie finde ich es ja total süss, dass Alec so ein Gentleman ist. Er trägt mir sogar die Tasche zum Wagen.
Wir fahren ja alle gemeinsam in Alecs Auto und ausgerechnet ich muss mit meinem Vater hinten rein, weil Mum sich weigert, hinten zu sitzen. Wie sie selbst sagt, ist sie sich als die normalerweise Fahrende gewohnt, vorne zu sitzen.
Genervt gebe ich schliesslich nach und setze mich neben meinen Vater. Die Tasche mit den Eislaufschuhen stelle ich extra zwischen uns.
Die fahrt dauert nicht lange und ich gehe sofort rein. Schnell regle ich alles mit dem Besitzer, sodass wir umsonst rein kommen. Das würde ich ja sowieso, aber die anderen müssten den Eintritt bezahlen und noch die Eislaufschuhe mieten. So bekommen sie aber alles umsonst. Auf der Bank vor der Eisbahn schlüpfe ich aus meinen Ugg’s und ziehe mein Eislaufschuhe an. Dann noch die Handschuhe und los geht’s. Alec gesellt sich zu mir, noch bevor ich eine Runde beenden konnte. Mein Vater hilft inzwischen meiner Mutter, die im Gegensatz zu mir gar keine Begabung zum Eislaufen hat. Mitleidig halte ich neben meiner Mutter an und greife sie an den Händen. Rückwärts fahrend ziehe ich sie vorsichtig mit.
„Nicht so schnell“, bittet sie immer wieder, dabei kommen wir doch kaum vorwärts. Ebenso oft höre ich von ihr auch, dass ich sie bloss nicht loslassen soll.
Doch genau das tue ich nach etwa 10 Minuten, die sie mir nun schon gefolgt ist.
„Komm schon Mum. Du kannst das“, sporne ich sie an und gleite dabei immer ein wenig aus ihrer Reichweite, sobald sie mir näher kommt. Sie wird immer schneller, bis sie mich schliesslich eingeholt hat.
„Du weisst aber schon, dass du gerade ohne Hilfe die Bahn durchquert hast?“, frage ich grinsend. Erstaunt dreht sie sich um und staunt über sich selbst.
„Also ich geh dann mal zu Alec. Ich denke du kommst gut ohne mich klar.“
Mit Schwung gleite ich los und schlängle mich zwischen den vielen Personen hindurch. Ich habe ihn schon beinahe erreicht, als mein Vater mich aufhält.
„Komm, lass uns einige Runden zusammen laufen“, schlägt er vor und zieht mich einfach mit.
„Na dann versuch mal mitzuhalten“, ärgere ich ihn und sause ihm rückwärts davon, immer gleichzeitig darauf achtend, dass er mich nicht einholen kann und dass ich mit niemandem zusammenstossen kann. Plötzlich fühle ich zwei Hände an meiner Hüfte. Elegant hebt Alec mich hoch, dreht sich mit mir und wir fahren alle drei nebeneinander weiter. Eingekeilt zwischen meinem Vater und meinem Freund.
Langsam fange ich an, kalt zu bekommen.
„Ich hole mir nur kurz einen Tee“, gebe ich bescheid und fahre auf den Ausgang zu. Inzwischen ist Alec bei meiner Mum und hilft ihr geduldig dabei, rückwärts fahren zu lernen.
Er wird aber noch abgelöst, bevor ich auch nur die Schnürsenkel aufgeknobelt habe. Lässig gleitet er auf mich zu und zieht ebenfalls seine Schlittschuhe aus und die normalen Schuhe an.
Dann begleitet er mich nach oben, wo ich mir einen heissen Früchtetee hole und mich damit an einen Tisch setze. Von oben herab beobachte ich Mum und Dad auf dem Eis. Immer wieder umkreist Dad Mum lachend und stösst sie sanft nach vorne.
Nachdem wir den ganzen Nachmittag in der Eishalle waren, fahren wir jetzt endlich wieder nach Hause. Dieses Mal sitzt Mum mit Dad hinten und ich bei Alec vorne.
Zu Hause angekommen lasse ich als erstes die Badewanne mit heissem Wasser vollaufen und schütte eine Menge Schaumbad rein.
„Kommst du?“, frage ich unsicher, als die Wanne endlich voll ist.
Schweigend folgt er mir und ich warte, bis er in der Badewanne sitzt, bevor ich mich vor ihm ins Wasser sinken lasse. Da ich nichts Besseres zu tun habe, fange ich an, mit dem Schaum zu spielen, während ich mich an Alec gelehnt Entspanne.
Immer wieder puste ich kleine Schaumwölkchen weg, bis eins davon auf meiner Nase landet. Lächelnd wische ich den Schaum weg und schmiege mich dann noch enger an Alec, der mich fest in seiner Umarmung hält.
Erst als das Wasser eiskalt ist steige ich aus der Wanne und wickle mich in ein grosses Handtuch. Vorsichtig rubbelt Alec mich trocken und trug mich ins Zimmer. Dort legte er mich einfach auf dem Bett ab. Flink flechte ich mir die bereits trockenen Haare, während Alec sich auch abtrocknet und in seine Shorts schlüpft. Müde ziehe ich mein Pyjama an und flitze gefolgt von Alec, der nun vollständig bekleidet ist, in die Küche und setze mich an den Küchentisch. Mum hat extra einen Salat gemacht und für uns alle drei je ein Stück Hühnchen gebraten. Schnell vertilge ich meinen Anteil und putze mir danach sofort die Zähne. Irgendwie ist es mir total unangenehm überhaupt was zu essen, während Alec da ist, aber ich kann auch nicht einfach nichts essen. Dann würde ich allmählich verhungern. Also bleibt mir nur zu hoffen, dass meine Methode funktioniert.
Sofort nach dem Essen entschuldige ich mich und verbarrikadiere mich mit Alec in meinem Zimmer.
Auf dem Bett aneinandergekuschelt sehen wir uns im Fernsehen Das Supertalent an.
Kurz vor Ende der Show bin ich eingeschlafen.

Am nächsten Morgen liege ich eng an Alec gekuschelt im Bett. In freudiger Erwartung schlage ich die Augen auf.
„Heute ist es soweit. Freust du dich schon?“, fragt Alec sanft lächelnd und küsst mich erst mal auf die Stirn, so wie er es so gerne macht. Liegt wohl daran, dass diese wenn ich vor ihm stehe immer in Reichweite ist.
„Ja, total. Darauf warte ich jetzt schon seit eineinhalb Jahren.“
„Na dann, ab mit dir unter die Dusche. Ich mach inzwischen das Bett“, bietet er an.
„Komm doch einfach mit“, schlage ich unsicher vor.
„Die Idee gefällt mir.“
Schelmisch grinsend folgt er mir ins Bad und zieht sich aus. Irgendwie ist das jedes Mal wieder faszinierend ihm dabei zuzusehen, wie er sich entkleidet. Und mir ist es unangenehm, wenn er mir dabei zusieht. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und ich merke, wie ich rot anlaufe. Irgendwie ist es mir peinlicher mit ihm zu duschen, als in der Badewanne zu sitzen. Denn so sieht er mich viel besser, als wenn ich vor ihm im Schaumbedeckten Wasser sitze.
Unsicher und auf wackeligen Beinen trete ich zu ihm und schnappe mir schnell mein Duschgel. Die Haare hab ich gestern erst gewaschen, deshalb hab ich sie einfach noch zum Zopf geflochten eingedreht und festgesteckt.
Ohne zu zögern nimmt Alec mir die Flasche ab und fängt an meiner Statt an, mich einzuseifen. Sanft gleiten seine Hände über meine Brüste, den Bauch und schliesslich an meine Intimste Stelle. Mit einem laut, halb stöhnen, halb seufzen schmiege ich mich an ihn. Mit einem Arm ziehe ich ihn noch näher zu mir, während ich mich mit der anderen an der Wand abstützen muss, um nicht zusammen zuklappen.
„Alec, bitte“, keuche ich vollkommen ausser Puste. Schwer atmend drehe ich mich zu ihm um, als er mir endlich eine Pause gewährt.
„Atme einfach“, neckt er mich und zieht mich in seine Arme. Während ich so dastehe, seift er auch gleich noch meinen Rücken ein und hält mich dann so lange fest, bis ich wieder normal atme und mein Herzschlag sich wenigstens ein bisschen verlangsamt hat.
Über meinen Kopf hinweg greift Alec zur Duschbrause und duscht uns beide damit ab. Nachdem ich mich abgetrocknet habe, ziehe ich einfach eine Jogginghose und ein T-Shirt an, genau wie Alec auch.
Mum hat schon mitgekriegt, dass ich im Bad war und hat mit dem Frühstück angefangen.
„Alec ist zwar bestimmt noch im Bad, aber wir können ja schon mal anfangen“, vermutet mein Vater.
„Ach was. Der war mit mir unter der Dusche“, antworte ich ohne nachzudenken.
Fassungslos starren mich meine Eltern an, während ich mich gelassen an den Tisch setze.
„Was? Wollt ihr mir etwa erzählen, dass ihr nie so was gemacht habt?“, fordere ich sie heraus.
Etwas erstaunt schütteln sie den Kopf und setzen sich ebenfalls an den Tisch.
„Nun, wir können nicht sagen, dass so was nie vorgekommen ist, aber deine Mutter war bestimmt nicht so jung wie du, als sie das erste Mal mit mir geschlafen hat“, setzt mein Vater dagegen.
„Wer sagt denn, dass wir Sex haben?“, fragt nun Alec mit hochgezogener Augenbraue nach.
„Niemand. Wir dachten nur… Na ja…“
„Schon okay. War wohl nur ein Missverständnis“, forschend erwidert Mum meinen Blick, aber ich konzentriere mich ganz auf das Frühstück, während mein Vater Alec böse ansieht.
„Wie währ’s wenn wir uns alle zusammen einen Film ansehen?“, fragt Mum nach einer Weile.
„An was hast du gedacht?“, will ich natürlich wissen.
„Prince of Persia.“
„Klingt gut. Von mir aus“, stimme ich schliesslich zu.
Nachdem wir fertig sind helfe ich Mum beim einräumen der Spülmaschine. Ich habe zwar noch keine Ahnung, wie wir alle auf das Sofa passen sollen, aber uns fällt bestimmt was ein.
Inzwischen hat mein Vater mit Hilfe von Alec den Fernseher und den DVD Player in Gang gebracht und sie warten nur noch auf uns.
Strahlend lächelnd setzt sich Mum neben meinen Vater und kuschelt sich an ihn, während ich mich meine Beine Quer über Mum und Dad lege und mich an Alec anlehne, der seinen Arm um mich gelegt hat. So kann es auch schon los gehen.
Nach etwa einer halben Stunde machen wir einen Wechsel, weil sonst allen ausser Alec die Beine eingeschlafen währen.
Jetzt sitze ich auf Alecs Schoss, an ihn gelehnt, während Mum ihre Beine hochgelegt hat. Und ich habe wiederum meine Beine über ihren.
So sehen wir uns den Film zu Ende an. Dann verschwinde ich mit Mum in der Küche um ihr beim Kochen zu helfen.
Schon eine halbe Stunde später können wir essen. Danach machen Alec und ich uns fürs Kino fertig. Darauf freue ich mich schon seit Tagen. Wir wollen uns endlich die erste Hälfte von Breaking Dawn ansehen.
Kurz nach Eins machen wir uns auf den Weg. In Alecs Auto fahren wir über die Autobahn bis hinaus ins grösste Kino der Stadt. Die Karten haben wir zum Glück schon, sodass ich mir nur noch Popcorn und was zu trinken holen muss.
Da wir noch zu früh dran sind, setzen wir uns auf eins der grossen schwarzen Ledersofas und unterhalten uns noch eine Weile. Ich bemerke nicht mal, wie wir angestarrt werden, denn ich kann mich auf nichts anderes als den Film konzentrieren. Alec scheint das aber nicht im Geringsten zu stören, denn auch er scheint neugierig darauf zu sein, wie das wohl alles ausgehen wird. Ich hoffe einfach, es wird so gut wie in der Vorschau.
Schon bald ist es soweit und Alec folgt mir, im Gegensatz zu mir total gelassen, die Treppen nach oben. Lässig zückt er die Kinokarten und zeigt sie vor. Noch fünf Minuten, bevor der Film beginnt. Gerade genug Zeit, meine Jacke auszuziehen und meine Snacks auf dem kleinen Tischchen abzustellen. Noch ein Grund, weshalb ich Topclasssitze so liebe. Man hat immer genug Platz. Hibbelig wie eh und je lasse ich mich auf den Sitz sinken und rutsche unruhig hin und her. Als jedoch endlich die Werbung losgeht kralle ich mir mein Popcorn und fange an zu essen. Das beruhigt mich so weit, dass ich mich auf den Film konzentrieren kann.
Aufgeregt verfolge ich die Hochzeit und auch die Flitterwochen. Ich musste mir ein Lachen verkneifen, als Edward durch das ganze Haus geflitzt ist um aufzuräumen, nachdem er erfahren hat, dass Bella schwanger ist. Natürlich war das der totale Schock für ihn, aber dass er das Baby einfach loswerden wollte, fand ich furchtbar von ihm. Ein Glück, dass Bella so entschlossen war und Rosalie um Hilfe gebeten hat. Wenn ich in ihrer Lage gewesen währe, hätte ich wohl dasselbe gemacht. Ich hätte das Baby auch unbedingt bekommen wollen.
Krass fand ich aber die Geburt und die Verwandlung.
Irgendwie hat mir das ziemliche Angst gemacht. Na ja, ich glaube die ganze Abtreibungsgeschichte und die Schmerzen dabei haben mich auch ziemlich abgeschreckt. Das währe wohl der einzige Grund, weshalb ich nie Kinder wollen würde.
Letztendlich wird sie aber gerettet und verwandelt. Ich bin erstaunt, wie schön sie wird. Das ganze mit der Verwandlung haben sie sowieso total gut gemacht. Im Buch war das ja eigentlich total anders, aber das macht mir überhaupt nichts aus.
Die ganze Zeit nach dem Kino schwärme ich für den Film und rege mich auf, weil es noch so lange dauern wird, bis er auf DVD raus kommt.
„Du liebst diese Filme wirklich“, stellt Alec gelassen fest.
„Ja, natürlich. Das ganze ist total romantisch und anscheinend auch ein kleines bisschen realistisch, wie es wirklich laufen könnte und so. Also im grossen Ganzen ist der Film fast genau so gut wie das Buch.“
„Na dann wird es dich ja freuen, dass ich eine Kopie des Filmes ergattern konnte, die wir uns im Homekino bei mir zu Hause immer wieder ansehen können“, überlegen grinst er mich an und wartet auf eine Reaktion.
Erst bin ich total überrascht und weiss nicht, was ich sagen soll. Aber kurz darauf falle ich ihm kreischend wie einer dieser durchgeknallten Fans an den Hals und küsse ihn, bis mir fast schwarz vor Augen wird.
„Oh danke, danke, danke“, flüstere ich immer wieder, total ausser Atem.
„Es war mir ein Vergnügen. Es brauchte nicht mal viel Überredungskunst. Das ist der Vorteil, wenn man ein Vampir ist.“
„Sag nicht, du hast sie beeinflusst.“
Grinsend zuckt Alec die Schultern und wir machen uns auf den Weg nach unten zum Auto.
Noch lange unterhalte ich mich mit Alec über den Film und frage ihn etwas, was mich schon lange interessiert. Wie wird man zu einem Vampir. Ich meine, ich weiss inzwischen, dass man das Blut eines Vampirs im Kreislauf haben muss. Und der Vampir muss auch von dem zu Verwandelnden getrunken haben. An sich ja alles total unkompliziert. Alec erklärt mir, dass die Person danach sterben muss. Und je nach Schwere der Verletzungen, Krankheiten und so, dauert es Stunden, oder sogar Wochen. Ein ziemlicher Vorteil im Gegensatz zu der Twilight Verwandlung. Denn so wäre es absolut sicher gewesen, dass Bella überlebt hätte, da es ja sogar wichtig gewesen währe, dass sie stirbt.
„Wochen?“, frage ich trotzdem verängstigt nach.
„Nur bei wirklich schweren Verletzungen. Da geht es länger, bis alles Verheilt und quasi Umgewandelt ist“, versucht er mich zu beruhigen.
„Und tut das alles weh?“
„Ich weiss es nicht. Ich wurde so erschaffen wie ich bin. Da müsstest du die anderen fragen. Mir haben sie darüber nie was gesagt.“
„Na gut. Dann frage ich sie das nächste Mal wenn ich sie sehe“, stimme ich zu.
Dann sind wir auch schon bei mir zu Hause angekommen, wo Mum und Dad schon auf uns warten.
Mum will natürlich sofort wissen, wie der Film war und ich erzähle ihr alles bis ins kleinste Detail.
„Den muss ich mir wohl doch auch noch ansehen.“
„Kein Problem. Ich hab eine Kopie davon. Die können wir bei mir zu Hause ansehen“, erklärt Alec grinsend und wedelt mit einer Filmrolle rum, die ich bis vor kurzem noch gar nicht gesehen habe. Woher auch immer er sie gerade hervorgezaubert hat. Ich bin überglücklich, dass er sie überhaupt besitzt.
„Wann sehen wir ihn uns an?“, fragen Mum und ich gleichzeitig.
„Dienstag oder Mittwoch Nachmittag“, schlägt Alec vor und wir nicken begeistert.
„Na dann. Habt ihr schon Hunger?“, wendet sich Mum an Dad und mich.
„Also ich noch nicht“, antworte ich und auch mein Vater scheint noch keinen Hunger zu haben. Also verkrümeln Alec und ich uns wieder in mein Zimmer. Irgendwie scheint das hier bei mir zu Hause unser Lieblingsplatz zu sein. Na ja, an einem Sonntag kann man auch nicht viel machen. Da es aber eigentlich noch früh ist, schlage ich vor, dass wir noch ein wenig raus gehen. Immer drin sitzen ist ja nicht sehr interessant. Deshalb ziehe ich mir schnell eine warme Jacke und meine Ugg’s über und wir schlendern in Richtung Wald davon. Eine Weile müssen wir noch durch die Stadt laufen, doch Alec trägt mich in Vampirgeschwindigkeit bis zum Waldrand. Von da aus gehen wir auf einem breiten weg durch den Wald. Immer wieder sehe ich nach Oben und bewundere die vielen farbigen Blättern, die von der Sonne beschienen werden. Immer wieder muss Alec mich festhalten, da ich einfach nicht darauf achte, wo ich hingehe und dann stolpere.
„Komm. Steig auf meinen Rücken. Und halt dich gut fest“, fordert Alec lächelnd und dreht sich um.
Mit einem kleinen Anlauf springe ich auf seinen Rücken und er fängt mich auf. Lässig schlinge ich meine Arme und Beine um seinen Körper. Dabei erwürge ich ihn wohl fast, aber er merkt es nicht mal. Im Moment scheint er auch gar nicht zu atmen. Mit einem riesigen Satz springt er in die Höhe und hält sich am Baumstamm fest. Das fühlt sich an, hätte ich meinen Magen dort zurückgelassen, wo wir abgesprungen sind und er holt mich erst jetzt wieder ein. In Vampirgeschwindigkeit klettert er den Stamm nach oben bis zu einem Ast hoch oben über den anderen Bäumen. Dort setzt er mich vorsichtig ab und hält mich fest, damit ich nicht aus versehen runter falle. Staunend sehe ich mich um. Mein Blick reicht sogar bis zum grossen See an der Grenze, der Kilometer weit entfernt ist.
„Wow! Das ist einfach wundervoll. Und du kannst das, wann immer du willst. Ich beneide dich wirklich.“
„Da gibt’s nichts zu beneiden. Alleine macht das irgendwann keinen Spass mehr.“
„Ach jetzt sei doch nicht so. Die Aussicht muss fantastisch sein. Besonders wenn man besser sieht als jeder Mensch“, muntere ich ihn auf und lächle ihn an.
„Ich würde dir ja gerne zeigen, wie ich sehe, aber, na ja…“
„Ich versteh schon. Kein Problem. Was dagegen, wenn wir noch ein wenig hier bleiben?“
„Von mir aus für immer. Aber nur mit dir“, stimmt er zu und küsst mich kurz.
Kurz sehe ich ihn verliebt an und schmiege lehne mich an seine Brust.
Mit einer Hand hält er sich am Baumstamm fest, den anderen legt er um meine Taille, damit ich nicht aus versehen runter falle, wenn mal ein starker Windstoss die Wipfel durchrüttelt.
Genau das ist jetzt auch der Fall. Der stürmische Wind peitscht mir die Haare ins Gesicht und mir kommt es so vor, als würden tausende Blätter in einem endlosen Tanz um mich herum schweben.
„Was denkst du gerade?“, fragt Alec, während ich meine Umgebung ansehe.
„An nichts. Ich sehe mich einfach nur um“, antworte ich gelassen.
Vorsichtig drehe ich mich nach einer Weile zu ihm um und lächle ihn an.
„Lass uns wieder nach Hause gehen. Mir wird langsam kalt“, bitte ich und er springt mit mir auf seinen Armen mit einem grossen Satz direkt auf den Weg zurück. Gemächlich schlendern wir Hand in Hand weiter, bis wir wieder aus dem Wald raus sind. In der Zwischenzeit habe ich angefangen zu zittern. Deshalb trägt Alec mich den Rest des Weges in Vampirgeschwindigkeit bis wir wieder vor dem Haus stehen.
Schlotternd folge ich ihm ins Innere, von wo aus mir ein Schwall warmer Luft entgegen kommt. Erst als wir oben ankommen, hat das Zittern ein wenig nachgelassen. Erleichtert schlüpfe ich aus meiner Jacke und hänge sie an den Haken. Dann ziehe ich meine Schuhe aus und verkrümle mich sofort in mein Zimmer. Natürlich mit Alec.
Kurz darauf sause ich aber in die Küche um mir einen Krug Tee zu machen. Die Mischung aus getrockneten Kräutern und Früchten hab ich mal auf dem Jahrmarkt entdeckt. Seitdem trinke ich immer nur diesen Tee. Ich weiss nicht woran es liegt, aber ich fahre echt total darauf ab.
Mit dem Krug auf einem Rechaud und einer Tasse für mich, tappe ich Barfuss wieder zurück. Dort stelle ich alles auf den Nachttisch auf meiner Seite und fülle gleich mal eine Tasse mit dem dampfend heissen Gebräu. Der Duft der Früchte erfüllt sofort den ganzen Raum.
„Riecht das für dich eigentlich auch so lecker?“, frage ich, nachdem ich einen Schluck getrunken habe.
„Ja, die Düfte selber riechen eigentlich immer gut. Nur von dem Geschmack bin ich nicht so angetan, wenn das alles nicht mit Blut gemischt wurde.“
„Interessant. Was riechst du denn alles?“, hake ich nach.
„Zuerst mal eine Menge Zucker“, grinst er und ich erröte. Na ja, ich brauche eben für über einen Liter 10 Würfel Zucker. Aber so viel ist das nicht. Früher war es mehr.
„Und dann noch Orange, Apfel, Zimt, Holunderblüten, Rosenblüten und Ringelblumenblüten. Natürlich gibt es da noch mehr, aber das alles aufzuzählen würde zu lange dauern“, erstaunt sehe ich ihn an, woraufhin er nur grinst und mir einen Kuss gibt.
Gelassen trinke ich weiter und höre Alec zu, der mir aus Stolz und Vorurteil vorliest. Ich bin immer aufs Neue überrascht, denn er trifft den Tonfall und die Aussprache jedes Charakters perfekt.
Nach dem vierten Kapitel in Folge habe ich den Tee fertig und muss auch gleich das erste Mal auf Toilette. Das kann ja noch eine Nacht werden. Schnell flitze ich ins Bad und stelle dann kurz Krug, Rechaud und Tasse in die Küche.
Danach lege ich mich wieder zu Alec und höre ihm noch weiter zu, bis ich das erste Mal gähnen muss.
„Das Kapitel ist gleich fertig“, gibt Alec sanft lächelnd bescheid und streicht mir mit einer Hand übers Haar. Er liest mir noch die letzte Seite vor und klappt das Buch zu. Müde klettere ich aus dem Bett und ins Bad, wo ich noch mal pinkeln muss und mir die Zähne putze. Dann lege ich mich zu Alec unter die Decke, der das Licht ja schon gelöscht hat.
Vorsichtig legt er seinen Arm um mich und deckt mich so gleich zu. Mein Gesicht dem seinen zugewandt rutsche ich so nahe, dass ich ihn endlich küssen kann. Zuerst sind wir beide zurückhaltend, doch schon bald wandert seine Hand über meine Hüfte bis über meinen Oberschenkel, bevor er mein Bein nimmt und mich an sich zieht. Stöhnend gebe ich nach und schmiege mich eng an ihn. Meine Hand in seinem Nacken küsse ich ihn stürmisch und würde am liebsten gar nicht mehr aufhören. Aber langsam sollte ich wirklich schlafen. Schliesslich habe ich morgen Schule. Also löse ich mich langsam von ihm und kuschle mich einfach nur an ihn.
„Woran liegt es eigentlich, dass du dieses Mal nicht, na ja… du weisst schon…“, druckse ich herum.
„Lach jetzt nicht, aber Ian und Kyle hatten damals das gleiche Problem. Deshalb haben sie mir erklärt, wie ich es kontrollieren kann.“
„Oh, ach so… praktisch“, was Besseres fällt mir dazu gerade nicht ein. Ausserdem bin ich wirklich müde. Die Augen geschlossen liege ich da und lausche Alecs gleichmässiger Atmung, bis ich eingeschlafen bin.

Mitten in der Nacht wache ich auf. Scheiss Tee. Ich hätte doch nicht so viel trinken sollen.
„Hast du schlecht geträumt?“, besorgt blickt Alec mich in der Dunkelheit an.
„Nein. Der Tee ist schuld. Ich geh nur rasch auf Toilette“, entschuldige ich mich und stehe auf. Kurz darauf bin ich auch schon wieder zurück und schlafe gleich weiter.

Schon das zweite Mal, dass ich diese Nacht aufwache. Total erschöpft schlurfe ich ins Bad, pinkle und schlurfe wieder zurück. Ich sage nichts als Alec mich skeptisch ansieht und schlafe einfach weiter. Vermutlich werde ich morgen ziemlich schlechte Laune haben. Ist immer so, wenn ich nicht genug geschlafen habe. Vielleicht hole ich es ja auch einfach im Unterricht auf.

Und es war wirklich so. Ich hatte am nächsten Morgen die mieseste Laune seit langem. Irgendwie tat mir Alec leid, denn ich liess einfach alles an ihm aus. Ihm schien das aber nichts auszumachen. Als ich ihn zweit Tage später danach fragte, ob es sehr schlimm gewesen war, antwortete er nur: „PMS.“
Verständnislos sah ich ihn an und er erklärte mir, dass er Hailey und Alyssa schon als Menschen gekannt hatte, woraufhin ich mir ein Lachen verkneifen musste. Anscheinend war ich nicht halb so schlimm gewesen, wie die beiden.
Da die letzten beiden Wochen nichts interessantes mehr passierte, schlug Alec vor, dass wir doch am Samstag den 10. Dezember die Übernachtungsparty machen könnten. Ich war sofort hellauf begeistert und Hailey half mir bei der Organisation. Es sollten ja nur sie, Cloe und Natalie, sowie ich kommen. Alyssa musste ja arbeiten. Und Alec hatte mir versprochen, dass die Jungs sich vom Haus fernhalten würden. Also hatten wir alles für uns.

Eine wilde Nacht




Eine wilde Nacht

Grinsend helfe ich Hailey gerade bei der Vorbereitung. Das Microwellenpopcorn ist schon startbereit. Das Sofa haben wir schon lange vorbereitet. Im Kühlschrank sind selber zusammen gemischte Gesichtsmasken. Das ganze Nagelpflegeset liegt auch schon bereit. Ebenso Haarbürsten ohne Ende und Make Up. Der Fotoapparat steht schon auf dem Tisch neben Cola und Red Bull, sowie drei Sorten Chips. Die Pizza ist schon so weit vorbereitet, dass wir nur noch drauf tun müssen, was wir gern haben und dann ab damit in den Ofen. Welchen Film wir sehen haben wir aber noch nicht abgemacht.
Hailey und ich haben uns auch schon für Natalie eine Ausrede ausgedacht, weshalb sie nichts isst. Und wenn die nicht funktioniert haben wir noch eine zweite. Wir sind also vorbereitet.
„Noch drei Minuten“, gibt Hailey bescheid. Alec muss sie gerade kontaktiert haben. Er holt nämlich die Mädels ab und geht dann wieder.
Und wirklich. Nach drei Minuten höre ich die Tür aufgehen. Sofort flitze ich aus der Küche in den Flur und umarme erst meine beiden Freundinnen, bevor ich in Alecs Arme springe, der mich hochhebt.
„Wo schlaft ihr denn eigentlich“, will Natalie von Alec wissen.
„Also ich werde vermutlich so gegen 4 oder 5 Uhr morgens nach Hause kommen und die Jungs bleiben wahrscheinlich im Club“, antwortet er, während er mich immer noch im Arm hält.
„Oh. Na dann wissen wir wenigstens, wo wir Ashley morgen früh finden“, scherzt Cloe und alle fangen an zu lachen. Auch Alec muss grinsen, während ich nur verlegen auf den Boden starre.
„So, ich lass euch Mädels dann mal alleine.“ Sanft küsst er mich, bevor er zur Tür raus verschwindet und mit seinem Auto davon fährt. Sehnsüchtig sehe ich ihm nach, schliesse aber dann die Tür und reisse mich zusammen. Gemeinsam richten wir das Sofa soweit ein, dass wir es alle bequem haben. Die Kissen werfen Cloe und Natalie einfach auf Haileys Bett. Dann machen wir uns daran, die Pizza zu belegen. Inzwischen schaltet Hailey den Backofen ein und streut am Schluss den Käse über das ganze, nachdem wir auch noch ein wenig Pizzagewürz drüber getan haben.
„Dann kümmern wir uns mal um die Filmauswahl. Dazu müssen wir aber in Alecs Zimmer.“
Begeistert sehen sich Natalie und Cloe an. Ich weiss schon was sie denken. Sie könnten ja was finden womit sie ihn ärgern könnten. Zum Glück haben die Jungs noch daran gedacht, das ganze Blut aus dem Kühlschrank nach unten zu bringen. Jetzt befindet sich nur noch im mit einem Code gesicherten Kühlschrank direkt unter der Spüle ein kleiner Vorrat.
In Alecs Zimmer angekommen staune ich nicht schlecht, als ich die fast deckenhohen Stapel kleiner, ziemlich abgegriffener Büchlein sehe. Daneben stehen riesige Truhen. Eine davon ist geöffnet und als ich da rein Spähe, sehe ich nur Schriftrollen. Wirklich alte Schriftrollen.
Fragend sehe ich Hailey an, doch die Schüttelt nur den Kopf.
„So. Gleich hier sind die DVD’s. Sucht euch jeder einen aus.“
Inzwischen erklärt Hailey mir, dass die kleinen Bücher und die Schriftrollen Alecs Tagebücher sind. Er hat vor, sie alle einzutippen und dann die Schriften einem Museum zu spenden. Wie ich erfahre begann er nämlich alles aufzuschreiben, als er Ian und Kyle kennenlernte und verwandelte. Seither machte er es anscheinend immer.
Nachdem die anderen alle einen Film ausgesucht haben, gehe auch ich zum Regal und schnappe mir einen Vampir Film. Wir sind die Nacht. Den mag ich total. Ich denke mir einfach immer, dass am Ende alles gut ausgeht.
Zusammen gehen wir wieder nach unten und legen die DVD’s auf den Couchtisch. Dann ziehen wir uns alle schon mal um. Im Pyjama ist das Fernsehen doch viel bequemer.
„Ich glaube die Pizza ist fertig. Ich hol sie mal schnell.“
Während Hailey sich also um die Pizza kümmert schalte ich den riesigen Flachbildfernseher ein und lege den ersten Film ein. Natalie hat sich Red Riding Hood ausgesucht. Den hab ich noch nie gesehen. Aber ich muss sagen, er fängt schon gut an. Nach etwa 10 Minuten kommt Hailey mit den ersten Pizzastücken für uns zurück. Dann setzt sie sich neben mich und schaut sich auch den Film an.
Mit den Tellern verschwinde ich kurz in die Küche und mache das Popcorn. Snacks knabbernd und Coke trinkend sehen wir uns auch noch Insidious an, den Cloe ausgesucht hat und dann noch meinen Film. Inzwischen habe ich mich an Hailey gelehnt, die ihren Arm um mich gelegt hat. Der Film beginnt schon total blutig und schon bald ballt Hailey ihre Hände zu Fäusten und versteift sich neben mir immer mehr.
Vorsichtig setze ich mich auf und sehe sie an. Ihre Augen glühen leicht rötlich und ihre Reisszähne sind auch ausgefahren.
So unauffällig wie möglich ziehe ich sie in die Küche.
„Wann hast du zuletzt getrunken?“, frage ich, während ich den Code eingebe, der den Kühlschrank entriegelt.
„Vor etwa einer Woche. Ich hatte so viel zu organisieren in letzter Zeit. Für Weihnachten muss ich auch noch alles vorbereiten.“
„Dann trink wenigstens jetzt was. Ich füll es dir in ein Glas.“
Schnell nehme ich den Verschluss vom Schlauch und drücke vorsichtig.
„Oh mein Gott! Was zur Hölle macht ihr da!?!“
Fauchend fährt Hailey herum und auch ich drehe mich mit dem Glas in der einen und dem Beutel in der anderen Hand um.
„Natalie, es ist nicht so wie es aussieht“, na bravo, was Besseres fällt mir natürlich nicht ein. Denn eigentlich ist es genau das, wonach es aussieht.
Hinter ihr taucht Cloe in der Tür auf und zuckt bloss mit den Schultern.
„Tut mir Leid. Ich hab mich in der Decke verheddert“, entschuldigt sich Cloe.
„Sag mal, findest du es gar nicht eklig, dass Ashley gerade ein Glas mit Blut füllt?“, fragt Natalie schockiert und Cloe schüttelt nur den Kopf.
„Ich weiss, dass Hailey ein Vampir ist. Genau so wie die ganze Familie.“
„Was? Bin ich etwa die einzige, die nie was mitkriegt? Und sowieso. Wieso wisst ihr davon?“, wütend sieht sie Cloe und auch mich an.
„Also ich weiss davon, weil ich zuständig für diese Stadt bin. Ich muss alle Vampire überprüfen, die hier wohnen wollen.“
„Bist du etwa auch eine von denen?“
„Nein, ich bin eine Elfe. Ich komme nicht aus dieser Welt.“
„Und wie lange wusstest du es schon?“, wendet Natalie sich jetzt an mich.
„Schon seit dem Samstag, 21. August, als ich bei Alec war. Ich bin mit meinen Flyjumper hingefallen und Hailey sollte mich verarzten. Da sind ihre Zähne rausgekommen. Ich hab’s dann ziemlich schnell kapiert.“
Während ich erkläre, hat Hailey schon angefangen, das Glas zu leeren. Ungeduldig tigert sie hinter mir auf und ab. Um sie abzulenken, fülle ich ihr einfach noch ein Glas, das sie dieses Mal langsamer trinkt.
„Ist das etwa…“
„Menschenblut. Ja. Aber es ist geklontes Blut, das nur für uns Vampire zur Verfügung steht. Wir haben es noch nicht geschafft, dass menschliche Körper das geklonte Blut akzeptieren. Es scheint eine Komponente zu fehlen, die wir noch nicht gefunden haben. Aber für uns und auch für die Menschen ist es ein Vorteil, denn so wird nicht mehr Gejagt, da wir das geklonte Blut ausschenken. Wir können also aus einem Tropfen tausende von Litern Blut Klonen.“
„Das heisst ihr trinkt gar nicht mehr von Menschen?“, bohrt Natalie ein wenig erleichterter nach.
„Nein, wir jedenfalls nicht. Und wenn, dann nur von denen, die es uns anbieten.“
„Uähh… Wer würde das denn schon wollen. Ist ja ekelhaft. Und tut bestimmt auch höllisch weh.“
„Geht so. Ist nur am Anfang kurz wie ein Stich bei einer Spritze. Danach ist es der absolute Hammer“, antworte ich ohne gross zu überlegen.
„Alec trinkt von dir?“, fragen Cloe und Natalie gleichzeitig.
„Jepp. Aber nur selten. Ich will ja nicht an Blutarmut sterben. Aber lassen wir das jetzt. Wirst du es jemandem sagen?“, wende ich mich nun an Natalie.
„Nein. Das habe ich ehrlich gesagt nicht vor. Ich mag euch. Und meine Familie ist auch nicht ganz normal. Meine Oma und meine Mama sind beide Hexen. Na ja, nicht so richtige wie in den Filmen, aber so mit Heilsalben und Kräutergärten und den ganzen Traditionen und so.“
„Oh, das ist gut. Na dann sehen wir uns doch einfach den Film weiter an“, lockert Cloe die Situation auf und wir setzen uns wieder aufs Sofa.
Nachdem der Film fertig ist flitzt Hailey in die Küche und holt aus dem Kühlschrank die Gesichtsmasken. Währenddessen flechtet Cloe schon mal Natalies Haare und Hailey fängt bei mir an. In der gleichen Zeit in der Cloe Natalie zwei Zöpfe gemacht hat, ist meine Frisur bestehend aus lauter kleinen Zöpfchen bereits fertig. Sie hat für jedes davon nur etwa 3 Sekunden gebraucht. Vampirgeschwindigkeit ist echt eine super Sache. Mit einem Stirnband, das Hailey mir reicht, sieht die Frisur echt klasse aus. Rastas stehen mir, wie ich auf dem Foto sehen kann, dass Hailey von uns allen vieren gemacht hat.
Nachdem auch Haileys Haare geflochten sind, pinseln wir uns gegenseitig mit der eiskalten Mischung ein. Davon machen wir gleich noch ein Foto.
Der reihe nach setzen wir uns an den Tisch Hailey gegenüber, die uns die Nägel in Wunschfarbe lackiert.
Dann waschen wir die verkrustete Maske runter und cremen uns ein.
„Seit ihr schon müde?“
„Nein. Du etwa?“, grinse ich.
„Ich schlafe nie. Das weisst du doch“, lacht Hailey.
„Was?“
„Frag nicht“, wehren wir alle drei gleichzeitig ab.
„Also?“
„Nö“, wieder Natalie, Cloe und ich gleichzeitig.
„Na dann, was wollt ihr noch machen?“
„Wahrheit oder Pflicht“, langsam wurde diese Einstimmigkeit gruselig.
„Ich hole dann mal eine Flasche.“
Im Kreis setzen wir uns auf den Boden und Natalie dreht das erste Mal die Flasche.
„War ja klar“, murre ich, als sie direkt auf mich zeigt.
„Wahrheit.“
Grinsend reiben sich alle die Hände und beraten, was sie mich fragen wollen.
„Hast du Alec schon mal einen geblasen?“
„Ach, wir fangen gleich mit den schmutzigen Details an? Hmm… Na gut… Ja. Ein Mal“, grinse ich verlegen und versetze der Flasche einen Dreh. Als sie wieder anhält zeigt sie auf Hailey.
„Wann hast du Ian kennengelernt?“
„Das war 1789 in Paris.“
„Paris, wie romantisch.“
„Ja, aber ich bin Froh, dass ich jetzt zu einer Zeit lebe, in der es fliessendes Wasser gibt.“
„Oh Mann, ich will mir gar nicht vorstellen, wie es währe, ohne fliessendes Wasser leben zu müssen.“
„Als Vampir ist das kein Problem. Ich schwitze ja selbst nicht und produziere selbst keinen Gestank, weder durch Mundgeruch, noch durch sonst was. Ich musste also nur ab und zu die fremden Gerüche und den Schmutz aus der Umwelt abwaschen. Aber soll ich jetzt weiter erzählen, oder wollt ihr weiter machen.“
„Eindeutig weitermachen“, antworte ich und sie dreht.
Es trifft Cloe.
„Ich nehme Pflicht.“
Schnell spreche ich mich mit den Mädels ab. Ich hab da nämlich so ne Idee.
„Okay, also du muss in einen 24h Shop, dort eine Packung Kondome kaufen. Vor dem Laden sollst du dir dann eins davon über den Kopf bis über die Nase ziehen und dann so lange aufblasen, bis es platzt.“
„Und wie kommen wir da hin.“
„Ich fahre“, grinst Hailey und steht mit ihrem Autoschlüssel vor uns.
„Aber wir sind noch nicht mal richtig angezogen“, wirft Natalie ein.
„Egal“, setze ich dagegen und schnappe mir die Flasche. Dann schlüpfe ich in einen warmen Pelzmantel, den Natalie mir reicht und in warme Fellstiefel. Ebenso die anderen.
Über die Treppe erreichen wir die Garage, in der die ganze Autosammlung steht. Hailey steuert direkt auf einen saphirblauen Porsche 911 Turbo zu.
„So, alles einsteigen. Wir fahren.“
In der Dunkelheit kann ich trotz der Scheinwerfer kaum was erkennen, aber Hailey scheint alles sehen zu können, trotz dem Schnee der ununterbrochen vom Himmel fällt.
Vor einem voll besetzten Tankstellenshop halten wir schliesslich an. Hailey schliesst den Wagen ab und reicht Cloe grinsend einen Zwanziger.
Diese stolziert ohne zu zögern an den gaffenden Leuten vorbei und in den Laden. Wir stehen inzwischen in einiger Entfernung und beobachteten sie durch die Glastür.
Grinsend lehnen wir uns an die Wand kurz bevor sie wieder raus kommt. Das Grinsen wird automatisch zu haltlosem Gelächter, als sie mit der Aufgabe beginnt. Nun ist ihr sämtliche Aufmerksamkeit gewiss, doch sie scheint das nicht zu stören. Sie beendet die Aufgabe und verlangt dann die Flasche von mir.
„Du bist mir jetzt aber nicht böse, oder?“, frage ich unsicher.
„Nö, so ist das Spiel.“
Mit Schwung gibt sie der Flasche einen Schubs.
„Ach ne, nicht schon wieder ich. Dann nehme ich Pflicht“, wähle ich selbstbewusst.
„Na gut, da wir schon bei den perversen Dingen sind. Du sollst einer Person deiner Wahl einen 1 Minute langen Zungenkuss geben.“
„Meiner Wahl?“
„Ja“, bestätigen die Mädels.
„Okay, dann auf in den Club. Alec ist doch da, oder?“
„Aber Alec gilt nicht. Das ist unfair“, meckert Natalie.
„Was gesprochen wurde, gilt. Und ihr habt gesagt ich dürfe wählen“, widerlege ich und verschränke die Arme.
„Sie hat recht. Dann lasst uns gehen.“
Gelassen steigen wir ein und düsen direkt zum Club. Vor dem Eingang halten wir schliesslich an und steigen aus.
Lächelnd winke ich dem Türsteher zu und gehe an ihm vorbei rein, gefolgt von den anderen.
Hinter uns protestieren die wartenden Gäste, weil wir rein dürfen und die nicht.
„Die gehören zur Familie, ihr nicht, also Schnauze halten, sonst kommt heute keiner mehr rein“, höre ich ihn noch brüllen, bevor die Tür hinter uns zufällt.
„Wollt ihr den Mantel abgeben?“
„Ja, gute Idee, ich habe nämlich durst und würde gerne noch kurz was trinken“, stimme ich zu.
„Na das sieht bestimmt zum schiessen aus. Wir alle nur in Boxershorts und Tops. Dazu puschlige Fellstiefel“, lacht Natalie, als sie den Mantel abgibt.
„Na und. Wir sind Jung. Na jedenfalls die Hälfte von uns, die andere Hälfte sieht nur so aus, aber fühlt sich vielleicht so“, lache ich und alle lachen mit. Schliesslich fangen wir uns aber wieder.
Jetzt sind wir es, die Hailey folgen. Sie führt uns durch die dicht tanzende Menge direkt in den VIP Bereich.
Die Hände in die Hüfte gestemmt sehe ich mich um. Ich entdecke Alec noch bevor er mich sieht. Schnell stiefle ich auf ihn zu und setze mich auf seinen Schoss.
„Bitte mach einfach eine Minute lang mit“, begrüsse ich ihn, bevor ich ihn ohne zu zögern küsse. Nach über einer Minute lasse ich von ihm ab und stehe auf.
„Was sollte das denn jetzt?“, verwirrt sieht er mich an, aber ich schüttle nur den Kopf und verlange die Flasche zurück. Schnell stellen wir uns auf und ich gebe ihr einen schubs. Dieses Mal stoppt sie bei Natalie.
„Na gut ich nehme auch Pflicht.“
„Du musst einen zehner Karton rohe Eier essen“, verlangt Hailey.
Also machen wir uns nach einer kurzen Erklärung und einem Drink für jede von uns wieder auf den Weg zurück zum Tankstellenshop. Dort holt Natalie sich den Karton mit den Eiern und würgt sie eins nach dem anderen runter. Die schalen und den Karton wirft sie in den Mülleimer.
Die nächste Runde geht an Hailey. Sie kriegt von uns die Aufgabe, barfuss und nur im Pyjama einmal durch den Schnee die Strasse rauf und runter zu rennen. Leider friert sie nicht mal, weshalb die Aufgabe sie nicht sonderlich fordert. Als sie wieder bei uns ankommt, schlüpft sie wieder in Mantel und Stiefel und wir fahren nach Hause. Es ist schon echt spät geworden und wir wollen ja noch Haileys Geschichte erfahren.
Zu Hause angekommen setzen wir uns aufs Sofa und warten darauf, dass sie anfängt zu erzählen.

Paris 1789




Paris 1789

„Also, es war am 5. Mai 1789, bei der Versammlung der Generalstände in Versailles, als ich Ian das erste Mal sah, aber am besten fange ich von vorne an…
Aufgrund der Versammlung durfte ich mit meinen Eltern nach Versailles reisen. Meine jüngeren Geschwister verbrachten die Zeit bei meinen Grosseltern auf dem Land. Natürlich nahmen sie das Kindermädchen mit.
Da meine Eltern von Adel waren, hatte ich meine eigene Zofe und sehr viele Schöne Kleider, die natürlich alle auch dabei sein mussten. Die Zofe reiste mit uns, denn schliesslich war sie dafür zuständig, dass ich gut aussah. Schliesslich sollte es prächtige Bälle geben und ich wollte perfekt aussehen. Ich war auch froh dass ich so lange Haare hatte. Den meisten Leuten waren wegen der Perücken die Haare ausgefallen, aber da wir ausserhalb der grossen Städte lebten, trug ich nie welche. Ich besass auch gar keine.
Während der fahrt machte ich mir noch Sorgen, ob ich die Leute auch richtig begrüssen würde. Wie mein Zimmer sein würde. Eben solche naiven Dinge.
In Paris angekommen wurden wir nach dem Bezug des Hotels als erstes Louis XVI und Marie-Antoinette vorgestellt.
Also ich muss sagen, ich mochte sie, und sie mich anscheinend auch, denn sie lud mich gleich zum ersten Ball ein, der schon in einer Woche stattfinden würde.
Die ganze Woche war ich damit beschäftigt mir noch mehr neue Kleider zu kaufen und mir die Sehenswürdigkeiten ansehen.
An dem Tag als es soweit war, wies ich meine Zofe an, so viel sauberes Wasser wie möglich aufzutreiben. Es reichte sogar für ein Bad und um mir die Zähne putzen zu können und ich hatte auch mein Kleid waschen lassen. Ich würde also sauber und gut duftend zum Ball gehen können. Weil meine Haare so dicht waren, musste ich ziemlich lang warten, bis sie soweit getrocknet waren, dass man sie kämmen konnte. Meine Zofe brauchte nach dem Mittagessen noch drei Stunden um mir die Haare zu flechten und Hochzustecken.
Dann half sie mir in mein prächtiges saphirblaues und silbernes Seidenbrokatkleid. Das Korsett zog sie dabei so eng, das ich kaum noch atmen konnte. Auch wurde es schwierig aus dem Hotel und in die Kutsche zu kommen, da die Röcke gelinde gesagt ziemlich ausladend waren.
Letztendlich schaffte ich es aber doch noch zum Ball, wenn auch ohne Begleitung.
Deswegen wurde ich auch von allen angeschaut als ob ich der letzte Dreck währe. Jedenfalls so lange, bis Marie mich fand und sich ein wenig mit mir unterhielt. Wir machten Scherze, tanzten, spielten Karten und tranken bis ich kaum noch gehen konnte. Sie hatte mehr getrunken als ich und ihr ging es noch gut, während ich mich natürlich nicht daran gewöhnt war, Alkohol zu trinken.
Schon bald wollte ich den Ball wieder verlassen und machte mich auf den Weg zurück zu meiner Kutsche. Auf der Treppe rutschte ich aus einem meiner Schuhe und währe fast runtergefallen, hätte mich nicht jemand im letzten Moment aufgefangen.
Ein wenig überrascht und vor allem erleichtert blickte ich zu meinem Retter auf und direkt in die sanftesten blauen Augen, die ich je gesehen hatte.
Es war Ian, der mich aufgefangen hatte.
Ich merkte schier, wie ich rot anlief und dankte ihm schüchtern.
Lässig wie er schon damals war, fragte er mich, wo denn meine Begleitung sei und ich gestand ihm ohne zu zögern, dass ich keine hatte.
„Es ist aber ziemlich gefährlich hier in Paris. Eine so wunderschöne Frau, sollte besser auf sich aufpassen.“
Natürlich wurde ich schon wieder rot und brachte kein Wort mehr raus.
„Ich ähm… muss meinen Schuh holen“, stammelte ich. Von dem ganzen Alkohol spürte ich nichts mehr.
Schneller als ich schauen konnte, holte er meinen Schuh und half mir rein.
Ein wenig zögerlich fragte er mich, ob ich denn schon gehen wollte.
„Ja, eigentlich schon. Marie-Antoinette hat wohl nur versucht, mich abzufüllen“, grämte ich mich und er kicherte.
„Das macht sie bei jedem Ball mit irgendjemandem“, grinste er charmant und reichte mir seinen Arm.
„Wollt ihr nicht noch ein wenig mit mir rein kommen und tanzen? Ich werde auch dafür sorgen, dass ihr nicht noch weiter abgefüllt werdet, wie ihr es so schön sagt.“
„Mit vergnügen, aber ich muss gestehen, dass ich nicht die beste Tänzerin bin“, stimmte ich ihm zu und hakte mich bei ihm unter.
Gemeinsam gingen wir also zurück zum grossen Ballsaal und tanzten bis wir mir die Füsse weh taten.
„Wir werden beobachtet“, raunte ich Ian zu, der nur lächelte und mir erklärte, dass das seine Cousins seien. Ganz der Gentleman führte er mich zu ihnen und stellte mich ihnen vor.
Etwa zwei Wochen lang holte Ian mir jeden Tag ab um mir Paris zu zeigen und mit mir Zeit zu verbringen.
An einem Abend an dem mal kein Ball war, führte er mich zum Abendessen aus. Ich sah ihm an, dass es ihm nicht schmeckte, obwohl er dasselbe ass wie ich und ich es ausgezeichnet fand. Trotzdem würgte er während unseren Unterhaltungen immer wieder mal einen Bissen runter. Erst als es bereits dunkel war, verliessen wir das Restaurant und folgten zu Fuss den Strassen bis zu meinem Hotel. Dabei unterhielten wir uns die ganze Zeit, wobei er aber ziemlich abwesend schien und sich immer wieder umblickte.
Als wir gerade in einer kleineren Nebenstrasse waren, kamen uns zwei Gestalten entgegen und als ich mich umwandte, waren hinter uns weitere Zwei.
Sofort drängte Ian mich gegen die Wand und stellte sich schützend vor mich.
In der Zwischenzeit hatten die Gangster ihre Waffen gezogen und auf uns gerichtet.
„Gebt uns all euer Geld und den Schmuck den die Kleine da trägt! Sofort!“, drohte uns einer der Männer, während die anderen mit den Waffen fuchtelten.
„Meine Herren, ich rate ihnen, sofort zu verschwinden. Es würde für sie nicht sehr gut ausgehen, wenn sie sich dazu entschliessen würden zu bleiben, und mich und die Dame an meiner Seite weiter zu belästigen“, warnte er sie, doch sie lachten nur und schossen ihn nieder. Oder besser gesagt, sie versuchten es, denn die Kugeln trafen ihn zwar, schienen ihm jedoch nicht gross Schaden zuzufügen.
Das fiel auch den Dieben auf und sie flohen, als Ian zu knurren begann.
Erst als die Diebe schon weit weg sein mussten, versuchte ich endlich, Ian zu mir umzudrehen, woraufhin er mich warnte, dass ich ihn nicht ansehen und ihm einfach folgen solle.
Und das tat ich dann auch, doch anstatt mich zu meinem Hotel zu bringen, brachte er mich mithilfe einer Kutsche, die er einfach gestohlen hat, zu einer Villa, ausserhalb der Stadt.
Ich stieg aus, bevor die Kutsche ganz angehalten hatte und sah zu Ian hoch, der beinahe auf mich gefallen währe.
Würgend hastete er zum nächsten Busch und übergab sich, während ich ihn stützte.
Als er sich aufrichtete und ich meine Hände von ihm nahm, waren sie voll von seinem Blut.
Ohne zu zögern nahm ich seinen Arm und zog ihn in Richtung des Eingangs, an den ich wie Wild dagegen hämmerte bis endlich jemand öffnete.
Entgeistert erkannte ich Alexander vor mir, der sich damals noch für Ians Cousin ausgegeben hatte.
„Ian! Was ist mit dir passiert?“
„Wir währen beinahe überfallen worden. Und er hat sich geweigert ihnen das Geld zu geben, da haben sie einfach auf ihn geschossen. Es grenzt an ein Wunder, dass er überhaupt noch steht.“
„Ach was. Sobald ich die Kugeln entfernt habe, geht es ihm wieder gut. Kommt doch herein und setzt euch, während ihr wartet. Wir werden in wenigen Momenten wieder da sein“, bot er an, doch ich liess mich nicht überzeugen und weigerte mich, von Ians Seite zu weichen. Er warnte mich, dass ich Dinge sehen würde, die mir nicht gefallen würden, doch das nahm ich alles mit Freuden in Kauf um weiter bei ihm bleiben zu können.
Mit Herzklopfen bis zum Hals folgte ich ihnen und wartete, was geschehen würde.
Das erste, was Alexander tat, war Ian von seiner Kleidung zu befreien, wobei ich beschämt meinen Blick abwandte.
„Wenn ihr schon dabei sein wollt, könnt ihr euch auch nützlich machen.“
Mit diesem Grinsen, das er heute noch hat, drückte er mir ein silbernes Tablett mit Operationsbesteck in die Hand und wies mich an, mich neben der Liege, auf der Ian bereits lag, auf den Stuhl zu setzen.
Dann begann Alexander damit, die Kugeln der Reihe nach zu entfernen. Erstaunt erkannte ich, wie jede Wunde sofort verheilte, nachdem die Kugel draussen war.
„Das… das ist… unmöglich. Wie?“
„Ich erklär es dir nachher, aber bitte, versprich mir, mich anzuhören“, bat Ian, als Alexander ihm eine kurze Pause gönnte.
Ich wollte gerade antworten, als ich das erste Mal Ians Gesicht ansah, seit wir beinahe ausgeraubt worden wären. Na ja, ihr wisst ja, wie wir aussehen.
Mit ausgefahrenen Reisszähnen und roten Augen sah er mich an. Klar hatte ich ein wenig Angst als ich das sah, doch ich nickte und griff nach seiner Hand, die ich solange hielt, bis Alexander fertig war.
„Dann werde ich euch jetzt alleine lassen.“ Schnell deckte Alexander Ian noch zu, dann verliess er den Raum und schloss die Tür hinter uns.
„Ihr könnt mich alles fragen, was ihr wollt.“
Wieder nickte ich und bat ihn, mich doch Helene zu nennen. Das war damals mein Name. Jetzt habe ich ihn einfach geändert, weil Helene zu sehr auffällt.
Daraufhin bat er mich natürlich auch, ihn doch auch zu duzen.
„Nun denn. Was bist du?“, fragte ich, gebannt auf unsere immer noch verschränkten Hände starrend.
„Ich weiss nicht, ob du schon mal von Vampiren gehört hast, aber das bin ich nun mal.“
„Ich habe nicht viel darüber erfahren, aber was ich gehört und gelesen habe, trinken Vampire Blut, sie können nur Nachts raus, sind sehr blass und fürchten Knoblauch, Weihwasser und Kruzifixe“, zählte ich auf und er lachte Bloss.
„Das einzige was wohl auf mich zutrifft ist, dass ich Blut trinke und das ich blass bin.“
Natürlich war ich schockiert, vor allem wegen dem Blut trinken, aber ich akzeptierte es, weil ich ihn nun mal liebte. Und ich denke das wusste er auch. Wie von selbst begann er, mir alles über sich zu erzählen, jedes Detail von seinem Leben und ich hörte ihm die ganze Nacht zu, ohne ein Wort zu sagen.
Als er dann nichts mehr zu sagen wusste, sah er mich einfach nur an und ich ihn.
„Bitte sag etwas“, flehte er mich an und ich lächelte ihn sanft an.
„Mach dir keine Sorgen, ich habe weder Angst noch finde ich dich auf irgendeine Weise abstossend. Dir mag es vielleicht nicht aufgefallen sein, aber ich mag dich sehr. Sonst hätte ich auch bestimmt nicht so viel Zeit mit dir verbracht.“
„Wirklich? Aber stört es dich denn gar nicht?“, bohrte er noch mal nach und ich schüttelte bloss den Kopf.


„Oh, in fünf Minuten ist Alec da. Ich erzähl noch schnell fertig."
Nun, ab da traf ich mich immer öfter mit Ian und verbrachte ganze Wochen mit ihm. Er gestand mir seine Liebe und ich ihm meine. Wie es sich gehörte, schlief ich immer in meinem Hotelzimmer, wartete jedoch jede Nacht darauf, dass er mich besuchen kam.
Im Jahr 1790 machte er mir schliesslich, nachdem er meinen Vater um seinen Segen gebeten hatte, einen Heiratsantrag. Dann ging es nur noch darum, meinen Tod vorzutäuschen. Wir legten ein Feuer in dem kleinen Gasthof in dem wir halt machen wollten auf der Reise zurück zu meinem zu Hause um meine Eltern zu besuchen. Natürlich haben wir vorher dafür gesorgt, dass nichts Schlimmes passieren konnte und alle überlebten, ausser uns beiden.
Die Nachricht erreichte meine Eltern ein paar Tage später. Ich beobachtete noch, wie sie die das alles Verkrafteten, danach sah ich sie nie wieder. Drei Tage später wurde ich schliesslich von Alexander verwandelt und wir reisten nach Amerika, wo Alexander einige Villen besass.


„Und ich besitze sie immer noch. Die meisten müssen nur erst wieder renoviert werden“, erklingt Alecs Stimme hinter uns und Natalie zuckt zusammen.
„Schatz. Hi“, freudig springe ich Alec in die Arme, der mich hochhebt und festhält, wobei es ihm zu gefallen scheint, dass seine Hände dabei auf meinem Hintern liegen.
„Seit wann nennst du mich den Schatz und nicht mehr bei meinem Namen?“
„Na ja, ich dachte ich teste mal. Aber wenn es dir nicht gefällt, dann…“, weiter spreche ich nicht, denn er versteht mich schon.
„Nein, mein Engel. Ich finde es gut. Besser als irgendwelche peinlichen Namen.“
„Ach Schatzipupsi, das find ich gut, das du das magst“, necke ich ihn und alle lachen, als er das Gesicht verzieht.
„War bloss ein Scherz. So würde ich dich nie nennen. Du bist einfach kein Schatzipupsi. Wohl eher ein Adonis.“
„Jetzt übertreibst du aber“, wehrt er ab und lässt mich wieder runter.
Natalie, Cloe und ich sehen uns nur an und raten ihm dann alle Gleichzeitig, mal in den Spiegel zu sehen.
„Nun, dann lasse ich euch noch ein wenig reden. Falls was ist, ich bin in meinem Zimmer. Sonst sehen wir uns spätestens Morgen zum Frühstück.“
Enttäuscht sehe ich die Treppe an, wo Alec raufgegangen ist, nachdem er mich geküsst und uns allen eine gute Nacht gewünscht hat.
„Husch, husch. Wir sehen uns morgen. Ist sowieso Schlafenszeit“, scheucht Cloe mich rauf und ich umarme sie alle noch mal, bevor ich Alec schnell folge.

Die Entscheidung




Die Entscheidung

Leise schleiche ich mich in Alecs Zimmer und höre im Bad auch das Wasser rauschen. So schnell ich kann pirsche ich mich an die Tür ran, schlüpfe durch den kleinen offenen Spalt und ziehe schnell und leise meine Klamotten aus. Dann tapse ich Barfuss zur Duschkabine und schiebe die Tür auf.
„Was dagegen wenn ich dazu komme?“, frage ich und habe mich dabei sexy an die Wand gelehnt.
Langsam dreht Alec sich um und erstarrt quasi, als er mich da so sieht.
„Nur zu.“
Abwartend streckt er seine Arme aus und ich schmiege mich an ihn. Sanft küsst er mich und streichelt mir dabei über den Rücken, wobei ich eine Gänsehaut bekomme.
Dann duschen wir beide erst mal und ich trockne mich danach in Ruhe ab und föhne mir die Haare.
Alec scheint in der Zwischenzeit auf mich gewartet zu haben, denn er liegt, immer noch nackt, auf dem Bett, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, nur spärlich bedeckt und starrt an die Decke.
Verführerisch lächelnd sieht er mich an, als ich neben ihn trete. In seinen Augen erkenne ich Erregung, während er mich mustert.
Abwartend ziehe ich eine Augenbraue hoch, weil er einfach nichts anderes tut, als mich anzusehen, wie ich so vor ihm stehe.
Schliesslich streckt er mir aber doch noch eine Hand entgegen und zieht mich auf sein grosses rundes Bett.
„Sei mir nicht böse, ja, aber ich bin total müde, sonst würde ich…“, weiter kann ich nicht sprechen, denn Alec küsst mich sanft und zieht mich noch näher an sich.
„Schlaf einfach mein Engel.“
Leise beginnt er mein Lied zu summen und schon bald bin ich eingeschlafen.

Als ich am nächsten Morgen aufwache bin ich alleine und ich trage aus irgendeinem Grund auf einmal ein Höschen und eins von Alecs T-Shirts. Neben mir auf dem Nachttischchen liegt ein Zettel, auf dem steht dass Alec unten ist, um Frühstück zu machen.
Also haste ich so schnell ich so früh am Morgen im Stande bin die Treppen runter und in die Küche. Dort sitzen schon Natalie und Cloe, die Alec dabei zusehen, wie er uns Frühstück macht.
„Morgen mein Engel. Gut geschlafen?“
„Oh, ja. Sehr gut. Kann ich dir bei was helfen?“
„Nein, alles okay. Setz dich einfach, ich bin gleich fertig.“
In Vampirgeschwindigkeit schnippelt er die frischen Früchte fertig und mischt alles mit Joghurt, Müsli und einer meiner Lieblingssorten, Kellog’s Smacks.
„Was möchtest du trinken, Liebste?“
„Wenn ihr eine Kaffeemaschine habt, dann nehme ich einen Latte Macchiato und sonst einen O-Saft. Und ihr Mädels?“, frage ich die beiden neben mir.
„Dasselbe“, erwidern sie beide gleichzeitig und fangen sofort an zu essen, als Alec ihnen eine Schale voll mit dem Müsli hinstellt. Meins krieg ich gleich danach mit einem Kuss dazu, was sowohl mich, als auch Alec zum lächeln bringt. Kurz darauf bringt er uns allen einen Latte Macchiato und setzt sich dann neben mich.
„Wann müsst ihr zu Hause sein?“
„Also ich hab gesagt, dass ich so gegen halb elf da sein werde. Meine Tante kommt noch zum Mittagessen vorbei“, erklärt Natalie als erste.
„Dann gehe ich zur selben Zeit“, fügt Cloe hinzu und sie beide essen fertig.
Da es aber erst neun Uhr ist, haben wir noch genug Zeit um uns ein wenig hübsch zu machen und uns anzuziehen.
Ich fahre direkt mit Alec und den Mädels mit und verabschiede mich erst, als sie aussteigen.
Danach gehen wir wieder zurück zu Hailey. Als wir das Haus betreten, warten schon alle vier im Wohnzimmer auf uns.
„Wir müssen mit dir reden Alec“, beginnt Ian und deutet auf das Sofa, ihnen gegenüber.
„Allein“, fügt Kyle hinzu, als ich mich neben Alec setzen will.
„Was immer ihr mir sagen wollt, geht auch Ashley etwas an. Nun sagt, was immer ihr zu sagen habt.“
„Seit du mit ihr zusammen bist, ist unser Geheimnis in Gefahr.“
„Aber Leute. Ihr vergesst, dass wir in 15 bis 20 Jahren sowieso mit der Wahrheit an die Öffentlichkeit wollen“, wirft Hailey ein und grinst dabei zufrieden.
„Davon hast du mir ja noch gar nichts gesagt“, wende ich mich etwas verwirrt an Alec.
„Na ja, ja, wir müssen das auch erst mal alles mit den ganzen Clanführern regeln. Und du bist sowieso das wichtigste für mich. Alles andere kann warten.“
„Das ist aber nicht sehr schlau. Sie ist nicht das einzige auf der Welt, das zählt“, redet nun auch Alyssa mit.
„Sie hat recht Alec. Ich würde es schon verkraften, wenn du dich auch um die Geschäfte kümmern würdest. Ich meine, schliesslich bist du der König der Vampire. Klar ist es schön, wenn du bei mir bist, aber wegen mir kannst du nicht alle Anderen vernachlässigen“, stimme ich Alyssa zu und alle, inklusive Alec sehen mich an. Ihre Mienen reichen von Zufrieden und stolz, bis hin zu überrascht oder gar schockiert und verletzt, so wie Alec mich jetzt gerade ansieht.
„Du sagst also, dass du auch ohne mich…?“
„Alec, jetzt sei doch nicht gleich so... Ich liebe dich. Und das weisst du auch ganz genau. Deshalb will ich ja auch, dass alles klappt. Schliesslich habe ich keine Lust, von Vampiren belästigt zu werden, nur weil du wegen mir keine Zeit hattest, mit ihnen zu sprechen“, begründe ich und küsse ihn kurz.
„Das ist ja schön und gut, stellt sich nur die Frage, ob er das auch durchziehen kann. Und ob du das kannst“, wirft Ian ein und verschränkt dabei die Arme.
Daraufhin schlage ich vor, dass sie auch mir sagen, wann Termine anstehen, damit ich Alec wenn nötig auch zwingen kann zu gehen, um an den Besprechungen teilzunehmen.
„Jetzt ist nur noch das Problem, dass jetzt schon so viele über uns bescheid wissen.“
„Also bitte. Mum und Dad werden niemandem was sagen, schliesslich hat mir Mum auch nie gesagt, das mein Dad kein Mensch ist. Natalie wird auch nichts sagen und Cloe schon gar nicht“, stur verschränke ich meine Arme vor der Brust, um meine Entschlossenheit zu untermalen.
„Na gut, aber die Erinnerungen aller Anderen die noch davon erfahren könnten, werden sofort gelöscht“, bestimmt Kyle und ich nicke schliesslich widerstrebend, in der Hoffnung, dass Alle früher oder später davon erfahren werden. Schliesslich hiess es noch, dass sie damit irgendwann an die Öffentlichkeit wollen. Mal sehen, wie sich das entwickelt.
„Hätten wir das dann jetzt geklärt?“, genervt lehnt sich Alec zurück und starrt an die Decke.
„Fast. Heute Nacht haben wir nämlich ein Treffen der Vampiroberhäupter geplant. Sie sind bereits gestern Nacht hier angekommen. Sie werden heute Abend nach Einbruch der Dämmerung hier her kommen.“
„Und das sagt ihr mir jetzt erst!“, brüllt er sie an und wir zucken zusammen.
So wütend habe ich ihn noch nie gesehen. Sofort springe ich auf und stelle mich vor ihn.
„Reiss dich zusammen, Alec. Da du deine Pflichten vernachlässigt hast, mussten sie sich eben darum kümmern. Also sei ihnen nicht böse. Wenn du willst, kann ich auch hier bleiben. Ich hab sowieso alle meine Sachen da. Wir müssten nur morgen früh meine Schulsachen kurz abholen“, halte ich ihn zurück und setze mich auf seinen Schoss, sodass er gezwungen ist, sich wieder richtig hinzusetzen.
„Nein, das ist viel zu gefährlich. Du wirst nach Hause gebracht.“
„Irgendwann werde ich auch mal andere Vampire kennenlernen. Also besser jetzt, wo ihr alle da seid, als irgendwann, wenn ich alleine bin.“
Da es bis zum Abend noch eine Weile hin ist, gehe ich nach oben und nehme ein gemütliches Bad in Alecs riesiger Badewanne, wo ich noch ein wenig in einem Buch lese.
Als ich mich gerade so richtig eingelesen habe, platzen Alyssa und Hailey rein, die mit mir über meine Abendgarderobe sprechen wollen.
Sie wollen schon mit den Vorschlägen anfangen, als ich sie bitte, mir doch einfach was zusammenzustellen, da sie das sowieso so gerne machen. Ich würde sie eh noch um Hilfe bitten, denn irgendwie kriegte ich es schon früher nie selber hin, mir die Haare mit dem Glätteisen zu Locken zu drehen.
So gegen fünf Uhr steige ich dann endlich aus der Wanne. Das Buch habe ich schon zur Hälfte durch und lege es weg. Direkt nachdem ich das Bad verlassen habe, flitzt Alec rein und holt sich ein paar Sachen, bevor er auch schon wieder verschwunden ist.
Etwas verwirrt blicke ich ihm nach und frage mich, was wohl mit ihm los ist. Ich tippe darauf, dass er sauer ist, weil ich mich durchgesetzt habe. Aber eigentlich hätte er das ja wissen müssen, schliesslich weiss er ganz genau, dass ich stur bin.
Na ja, erst sollte ich mich aber vorbereiten. Also trockne ich mir die Haare und ziehe dann die Klamotten an, die die Mädels mir aufs Bett gelegt haben.
„Das ist doch nicht ihr Ernst.“
Begeistert drehe ich mich vor dem grossen Spiegel im Bad und bewundere mich. Ziemlich eitel, aber man trägt ja auch nicht jeden Tag ein Versace Lederkleid und Philipp Plein Schuhe.
„Hailey? Alyssa? Hat eine von euch kurz Zeit, um mir bei den Haaren zu helfen? Alleine schaffe ich das nicht. Und bald dämmert es“, spreche ich in das leere Zimmer hinein. Kurz darauf taucht Alyssa neben mir auf, die eine Anzughose, ein schlichtes Blaues Top und die passende Blazerjacke trägt.
„Wieso darf ich nicht auch so was tragen? Dann würde ich wenigstens dazugehören“, bemerke ich, als ich ihr Outfit sehe.
„Du bist jetzt quasi die Königin. Das heisst, du kleidest dich deinem Stand entsprechend. Schliesslich sollst du auffallen.“
„Okay, wenn du das so sagst. Denkst du, du kriegst meine Haare irgendwie gelockt?“, ändere ich das Thema. Zugegeben, ich bin ein wenig überrascht. Ich sehe mich irgendwie nicht als Königin oder so was. Ich bin schliesslich nur ein siebzehn jähriges Mädchen das versucht, vernünftig zu sein.
Da ich aber scheinbar Kopf voran in diese Rolle geworfen werde, tue ich eben mein Bestes, um alles richtig zu machen. Nachdem ich fertig vorbereitet und geschminkt bin folge ich Alyssa nach unten. Als wir bei der letzten Treppe ankommen, spähe ich erst mal schüchtern um die Ecke, denn von unten herauf dringen viele verschiedene Stimmen zu uns.
Überall stehen Leute in kleineren Grüppchen zusammen und unterhalten sich.
„Muss ich da wirklich runter?“, zögernd weiche ich noch einige Schritte zurück.
„Willst du etwa kneifen? Alec wird dich damit nie wieder in Ruhe lassen“, neckt sie mich grinsend und ich weiss, dass sie recht hat. Alec würde mir nie wieder die Chance geben, an einem Treffen teilzunehmen, wenn ich es jetzt nicht durchziehe.
„Na los. Lass uns runter gehen“, mit erhobenem Haupt gehe ich ihr voraus langsam die Treppe nach unten und bin mir dabei durchaus bewusst, dass ich von sämtlichen Vampiren im Raum angestarrt werde.
Als ich mich umsehe, entdecke ich weder Alec, noch Ian oder Kyle. Nur Hailey steht neben der Treppe und lächelt mich an.
Unten angekommen geselle ich mich direkt zu ihr und sie bedeutet mir, ihr zu folgen. In der Küche ist Alyssa schon dabei, Blut aus Beuteln in Gläser umzufüllen und auf ein Tablett zu stellen. Sie muss wohl in Vampirgeschwindigkeit an mir vorbei geflitzt sein, was ich nicht mal bemerkt habe.
Plötzlich legen sich zwei starke Arme um mich.
„Du siehst zum anbeissen aus“, knurrt Alec mir verführerisch ins Ohr und mich überläuft ein Schaudern der Erregung.
Lässig drehe ich mich einmal vor ihm im Kreis, ehe ich ihn auch mustere. In seiner schwarzen Anzughose und dem kurzärmligen roten Seidensatinhemd sieht er unglaublich gut aus.
„Du siehst aber auch unglaublich gut aus, Schatz.“
Bei dem Wort muss er lächeln und küsst mich auf die Stirn, wobei er leise, mein Engel, vor sich hin murmelt.
„Wollen wir rein? Die anderen warten schon im Konferenzraum.“
Zögernd nicke ich und folge ihm, meine Hand dabei fest in seiner.
Kurz bevor wir nach Hailey und Alyssa das Zimmer betreten, lasse ich seine Hand los und bedeute ihm, als erster rein zu gehen.
Langsam folge ich ihm und lasse mich auf dem Stuhl rechts neben ihm nieder, auf den er mit einem Nicken gedeutet hat.
„Was macht ein Mensch hier drin?“, motzt gleich einer der Vampire und ich lächle ihn zuckersüss an.
„Halbelfe, wenn ich bitten darf.“
„Genau. Und sie ist meine Freundin, weshalb sie das Recht hat, hier zu sein“, fügt Alec locker hinzu und lächelt mich an.
„Aber…“, will ein anderer protestieren, doch Alec schneidet ihm direkt das Wort ab und sagt, er wolle nicht mehr darüber diskutieren.
Dann fangen die Oberhäupter an Bericht zu erstatten und Ian schreibt alles mit. Auch wenn sie deutsch sprechen, verstehe ich nur die Hälfte, weil sie Begriffe benutzen, von denen ich noch nie gehört habe. Trotzdem höre ich aufmerksam zu und gebe mir Mühe, mir so viel wie möglich davon zu merken.
Nach etwa sechs Stunden kommen sie endlich auf das Thema zu sprechen, das mich wirklich interessiert. Ob die Vampire endlich an die Öffentlichkeit sollen.
„Also in den USA wird das kein Problem sein. Diese ganze Twilight Sache hat die Vampire auf der ganzen Welt sehr viel sympathischer gemacht“, beginnt der für die USA zuständige Vampir. Ein gerade mal 25 jähriger blonder Schönling mit meerblauen Augen. Na ja, 25 äusserlich. Das wahre Alter sieht man ihm leider nicht an. Würde mich aber interessieren. Einfach fragen gehört sich aber auch nicht.
„171.“
„Was?“, erwidert Alec.
„Deine Freundin hat sich gefragt, wie alt ich wohl in Wirklichkeit bin. Ich bin 171 Vampirjahre alt.“
„Oh, ähm… Danke“, errötend lächle ich ihn an.
„War mir ein vergnügen, Milady.“
„Nun denn, weiter im Text. Wie sieht es in Asien aus?“
„Könnte ganz gut laufen. Ich denke wir würden keine grossen Probleme haben, uns zu integrieren, wenn die Menschen erst mal bescheid wüssten. In Tokio ist sowieso die ganze Nacht was los.“
„Der Vatikan wird nicht sehr begeistert sein, aber sie müssen sich wohl damit abfinden, dass ihre Bibel hinten und vorne nicht der Wahrheit entspricht.“, meldet sich eine ziemlich blasse Italienerin zu Wort.
„Okay, dann wird das wohl einfach mal richtig gestellt werden“, antwortet Alec schlicht und hat ein überlegenes Lächeln auf dem Gesicht.
Na hoffentlich wird er mir das auch noch erklären. Vielleicht findet die Welt dann auch endlich raus, ob die Menschen nun durch die Revolution entstanden, oder von einer höheren Macht erschaffen wurden. Bis jetzt weiss das ja keiner so genau. Die Kirche sagt das eine, die Wissenschaftler belegen das andere.
„Beides ist wahr. Die Menschen wurden erschaffen und haben sich dann durch Revolution weiterentwickelt.“
Verwirrt blicke ich die Italienerin an, die mir freundlich zulächelt.
„Interessant. Das hätte ich Alec ja schon lange fragen können.“
„Ihr hattet bestimmt besseres zu tun“, grinst sie und ich werde rot.
Woah ist das lästig ein Mensch zu sein. Immer dieses ständige rot werden.
„Sei froh, dass du ein Mensch bist. Du kannst an die Sonne ohne zu verbrennen. Du kannst essen und trinken. Und du kannst mit Menschen reden, ohne dauernd das Verlangen zu haben, sie auszusaugen.“
„Wenn ihr das so sagt, klingt es wirklich gut, aber ihr vergesst die Nachteile. Die Verletzlichkeit, immer schlafen zu müssen, essen zu müssen, damit man nicht verhungert. Und ihr habt die ganzen coolen Fähigkeiten, die wir nicht haben, wie zum Beispiel die Schnelligkeit, oder das ihr so gut seht. Na ja eben alles, was wir nicht haben“, widerspreche ich und der blonde Schönling grinst mich an.
„Ich verwandle dich sofort, wenn du willst.“
„Lieber nicht, das überlasse ich Alec. Ich möchte auch Tagsüber raus in die Sonne gehen, und wenn du das machst, dann geht das nicht mehr… Aber danke für das Angebot. Und da wir gerade bei menschlich sind, ich bin am verhungern. Ich hol mir jetzt kurz was zu Essen. Bin gleich wieder da.“
Lässig stehe ich auf und stöckle auf den ziemlich hohen Schuhen aus dem Konferenzzimmer in die Küche. Neugierig durchsuche ich den Kühlschrank und finde sogar ein Joghurt. Zusammen mit einem Glas voll Blut für Alec, nehme ich alles wieder mit. Und natürlich zwei Löffel. Falls er auch was davon probieren will.
Gähnend setze ich mich wieder auf meinen Platz und fange an zu essen, während sämtliche Vampire im Raum mich dabei beobachten.
„Keine Ahnung wie ihr Menschen das Zeug runter kriegt“, angeekelt verzieht die Italienerin das Gesicht.
„Ich bin mir sicher, dass es gar nicht so übel schmeckt“, tritt Alec für mich ein und greift sich den zweiten Löffel. Zögerlich nimmt er sich ein bisschen von dem Joghurt und trinkt dazu einen Schluck Blut.
„Mhmm. Wirklich nicht schlecht.“
„Du meinst, bis es wieder raus muss“, bemerkt die Italienerin sarkastisch.
„Oh, nein, das geht gut so. Solange die menschliche Nahrung mit Blut gemischt wird, wird sie restlos abgebaut, ohne das man alles wieder auswürgen muss“, erklärt Alec kurz, woraufhin ihn alle ansehen.
„Wir sind darauf gekommen, als ich gerade Tiramisu gegessen habe“, füge ich schüchtern hinzu.
„Okay. Jetzt sollten wir aber endlich abstimmen. Sollen wir mit der Organisation beginnen, damit wir mit der Wahrheit an die Öffentlichkeit können, oder wollen wir damit noch etwa hundert Jahre warten?“
„Wer ist für warten?“, frage ich lässig und die Hälfte der Hände hebt sich.
„Und wer dagegen?“
Fragend sehe ich Alec an der sofort nickt. Zufrieden lächelnd strecke ich beide Hände in die Luft.
„Dann währe das abgemacht. Ich werde mich in den nächsten Wochen oder Monaten mit meinen engsten Vertrauten beraten und ihnen allen dann bei einem weiteren Treffen die Lösung bekannt geben.“
Freundlich wünsche ich allen noch eine angenehme Nacht und verabschiede sie alle persönlich, wobei sie mir noch mal ihre Namen nennen müssen. Das scheint sie aber nicht im Geringsten zu stören. Vermutlich glauben sie einfach, dass Menschen sich sowieso nichts länger als ein paar Minuten merken können.
Trotzdem versuche ich die Namen zu erraten und manchmal liege ich sogar richtig.
Nachdem wir uns schliesslich von allen verabschiedet haben, kann ich endlich schlafen gehen.
Todmüde falle ich noch in den Kleidern von der Besprechung ins Bett und kicke nur noch kurz die Schuhe von den Füssen, bevor ich mich auf der Decke zusammenrolle und sofort eingeschlafen bin.

Am nächsten Morgen weckt mich mein grummelnder Magen wegen dem Duft von frischen Brötchen, der langsam das Zimmer erfüllt. Immer noch erschöpft öffne ich die Augen und setze mich schliesslich auf. Als ich geschlafen habe, hat sich das Kleid um mich herum zusammengeknautscht, weshalb ich es als erstes ausziehe und vorsichtig wieder auf einem Stuhl ausbreite.
Dann verspeise ich unter Alecs interessierten Blicken das Frühstück und bin überrascht von der warmen duftenden Wolke die mir entgegen kommt, als ich eins der Brötchen aufbreche.
Genüsslich bestreiche ich es mit Butter und Marmelade und beisse dann sofort rein.
Fruchtig süss breitet sich der Geschmack in meinem Mund aus und ich bin wirklich froh, dass ich noch essen kann, sonst hätte ich das vielleicht verpasst. Zusammen mit einem frischen Fruchtsmothie ist alles perfekt und ich bin wirklich froh, dass Alec sich immer so lieb um mich kümmert, obwohl das doch normalerweise anders ist. Die Frau kocht und kümmert sich um die Kinder und der Mann arbeitet. Jedenfalls ist das so weit verbreitet. Aber unsere Beziehung war ja noch nie normal.
Schweigend breite ich meine Arme aus, nachdem ich fertig gegessen hab.
Schneller als ich schauen kann ist Alec bei mir.
„Danke…“
„Das mache ich doch gern, mein Engel. Schliesslich will ich nicht, das du verhungerst, wenn du bei mir zu Hause bist.“
„Ich meinte nicht nur das Frühstück… Danke dass du da bist. Danke dass du mir deine Zeit schenkst. Na ja, eben danke für alles“, stammle ich verlegen und breche beinahe in Tränen aus. Es scheint mir einfach so unwahrscheinlich, dass er mich lieben kann, nach allem was bereits in so kurzer Zeit passiert ist. Er sagt es mir zwar immer wieder, aber es ist schwer, das auch zu glauben, wo ich doch die ganze Zeit nur von einer Misere in die nächste stolpere.
„Für dich würde ich alles tun und alles sein was du willst, wenn ich es nur könnte, mein Engel.“
Ich muss mich zusammenreissen, dass mir nicht die Tränen kommen, als er das sagt, denn ich habe ihn gar nicht verdient und auch seine Liebe nicht.
Schweigend stehe ich auf und schlurfe ins Bad. Dort dusche ich und ziehe mich um. Nachdem ich mich geschminkt habe schlüpfe ich noch in Jacke und Schuhe und folge Alec dann immer noch kein Wort sprechend zu seinem Wagen.
Wir haben eben erst die Garage verlassen, als ich es nicht mehr aushalte, nichts zu sagen.
„Eigentlich habe ich das gar nicht verdient“, platzt es aus mir raus, ehe ich darüber nachdenken kann.
„Was?“
„Na dich… alles…“, besser kann ich es nicht sagen. Es ist einfach so. Ich habe das alles auch nicht erst jetzt rausgefunden. Das weiss ich schon lange. Länger als dass ich Alec kenne. Ich dachte nie, dass mich das mal so an mir stören würde, aber jetzt ist es viel schlimmer als damals. Ich wusste schon früher nie, was ich wollte, aber das war nicht so schlimm. Am schlimmsten ist für mich aber, dass ich Alec und Jason damit weh getan habe. Sie haben es mich zwar nie merken lassen, aber es ist so. Das weiss ich genau. Trotzdem haben sie beide mir, aus mir absolut unerfindlichen Gründen verziehen. Und jetzt ist Alec mit mir zusammen und Jason ist mein bester Freund. Inzwischen hat er sich nämlich damit abgefunden, dass ich Alec mehr als alles anderen Liebe. Aber ich denke schon wieder zu viel nach.
„So ein Unsinn. Du bist wohl der wundervollste Mensch den ich kenne“, widerspricht Alec, was ich beinahe nicht mitgekriegt hätte.
„Das sagst du nur weil du mich liebst. Eigentlich bin ich schrecklich. Ich tue den Leuten um mich herum nur weh. Das war schon immer so.“
„Nein, ich sage das nicht nur so. Es ist die Wahrheit. Du bist so viel besser als viele andere Menschen die ich im Laufe der Jahrtausende kennen gelernt habe.“
„Hmm… Wenn du das sagst…“
Vorsichtig steige ich aus und schliddere zum Haus, um meine Schulsachen zu holen. Dann fahren wir direkt weiter. Nur weil Alec mich kurzerhand auf seine Arme hebt schaffen wir es noch rechtzeitig in den Englischunterricht und ich kann endlich den dicken Daunenmantel ausziehen.
Wieder einigermassen besser gelaunt unterhalte ich mich mit Cloe, Natalie und Jason, obwohl wir eigentlich Unterricht hätten. Aber dank der Nachhilfe, die ich von Alec und seiner gesamten Familie bekomme, sind meine Noten noch besser Geworden. Deshalb ist es den Lehrern so ziemlich egal, was ich mache, solange meine Noten gut bleiben. Das einzige was sie mich andauernd fragen ist, ob ich denn nun endlich wisse, was ich nach der Schule machen will.
Meistens reagiere ich auf diese Frage genervt, weil es mir einfach Angst macht, nicht zu wissen wie es weiter gehen soll.
So, als Schülerin, wo ich mich um nichts kümmern muss ausser um meine Noten, ist das Leben so einfach. Ich habe keine Verantwortung und kann so auch kaum was falsch machen. Ausserdem sehe ich Alec jeden Tag, was natürlich auch noch zu den Vorteilen gehört.
Nun, jedenfalls ist die Englischstunde endlich vorbei und wir machen uns auf den Weg zu den Umkleiden. Fertig umgezogen betrete ich die Halle gemeinsam mit Alec, Jason und den Mädels, die extra auf mich gewartet haben.
Nach Sport lasse ich auch noch Geschichte und Physik über mich ergehen. Uns so ziehen auch die nächsten beiden Wochen vorüber, bis endlich Weihnachten vor der Tür steht.

Vampirische Weihnachten



Vampirische Weihnachten

Den ganzen Freitagabend und Samstagmorgen verbrachte ich mit Alec bei mir zu Hause, bis er mir mitteilte, dass er nun nach Hause musste, um den anderen beim dekorieren und kochen zu helfen. Er würde uns dann so gegen sieben Uhr abholen. Bis dahin wollte ja auch mein Dad bei uns sein.
Und wirklich. So gegen drei Uhr nachmittags taucht Dad hier auf, mit zwei Tüten bepackt. Eine davon für meine Mum und eine für mich. In meiner befinden sich ein wunderschönes von Elfen handgemachtes Kleid und passende Schuhe und in Mums ist eine hübsche Bluse und eine passende elegante Hose.
„Dad, das Kleid ist so schön! Danke, danke, danke!“, quietsche ich total happy los und falle ihm um den Hals.
„Schon okay, meine Kleine. Geh lieber ins Bad und mach dich fertig, damit wir nachher los können“, lächelnd scheucht er mich weg und ich suche schnell in meinem Schrank meine hübschesten Dessous raus und schliesse mich dann im Bad ein.
Fertig geduscht und angezogen, sowie geschminkt und frisiert schaffe ich es nach drei Stunden endlich aus dem Bad. Hecktisch suche ich im Flurschrank nach einem Mantel, den ich zu dem Kleid anziehen kann, finde aber einfach nichts, was elegant genug aussieht.
„Nimm den. Der passt bestimmt perfekt dazu“, grinsend streckt mir Mum einen wunderschönen Mantel mit Fellbesätzen entgegen.
„Ich dachte mir schon, dass du irgendwann mal so was brauchst. Und na ja, ich hab den im Schlussverkauf gesehen und wusste, denn muss ich einfach nehmen. Probier ihn mal an, ob er passt.“
Vorsichtig schlüpfe ich rein und schliesse vorne die Knöpfe.
„Er ist einfach perfekt Mum. Du bist die Beste.“
„Ich weiss“, antwortet sie grinsend und wir beide müssen Lachen.
Da ich noch eine Stunde habe ziehe ich den Mantel aber noch mal aus und fange an, nervös durch die Wohnung zu tigern.
Schon eine Viertelstunde zu früh ziehe ich die Schuhe an und gehe dann kurz ins Bad um noch mal nachzuprüfen, ob auch wirklich noch alles so ist, wie es sein soll. Die letzten Korrekturen dauern noch mal etwa zehn Minuten.
Ich habe gerade das Bad verlassen, als es an der Tür klingelt. Kurz bevor Mum die Tür aufmacht, kann ich mir gerade noch den Mantel überstreifen und ihn zumachen. Das Kleid soll Alec erst sehen, wenn wir bei ihm sind. Aus einer Schublade greife ich mir noch ein paar elegante Lederhandschuhe.
Dann machen wir uns auch gleich auf den Weg. Vor der Treppe zögere ich aber, wegen der hohen Schuhe. Ausserdem hat es auch noch geschneit und überall ist noch viel mehr Schnee, als gestern. Furchtbar. Bis auf Alec hat heute noch niemand das Haus verlassen. Noch nicht mal den Schnee von der Treppe gewischt.
Inzwischen sitzen Mum und Dad schon auf dem Rücksitz, während ich immer noch vor der Tür stehe.
Grinsend hebt Alec mich hoch und setzt mich erst auf dem Beifahrersitz wieder ab.
Bei ihm können wir zum Glück direkt in die Tiefgarage fahren und dann über die Treppe nach oben gehen. Merkwürdigerweise ist vor dem Wohnzimmer ein Raumtrenner aufgestellt, weshalb ich nichts erkennen kann. Stattdessen landen wir im Esszimmer, das wirklich wunderschön Geschmückt ist. Vor der Fensterfront in der Ecke steht ein etwas ungewöhnlicher Weihnachtsbaum aus silbergoldenem verschnörkeltem und in Form gebogenem Metall, verziert mit Silberfäden, Kugeln und Kristallgrilanden, wie sie auch an Kronleuchtern hängen. Der Tisch ist in weiss, pastellgrün und silbern gedeckt. Und darüber hängt eine mit Spitzen und Tüllbändern verzierte Lampe, mit künstlich vereisten Zweigen. Mum und ich stehen beide wie erstarrt da und sehen uns alles an. Da sind so viele Details, dass einem immer wieder was Neues auffällt.
Ganz der Gentleman bittet Alec uns, ihm doch unsere Mäntel zu geben. Lässig lege ich ihn im über den Arm und warte darauf, dass er etwas sagt, doch er stiert mich nur an, bis ihm einfällt, dass ja Mum und Dad auch noch da sind. Nachdem er unsere Sachen weggelegt hat, setzt er sich zu uns, bis aus der Küche Rufe ertönen.
„Oh, natürlich. Wie unhöflich. Darf ich euch was zu trinken anbieten. Wir haben glaube ich an alles Gedacht. Wie wär’s zum Beispiel mit einem Glas Wein, oder einem Champagner? Wir haben auch dieses Alkoholfreie Getränk. Rimus heisst es glaube ich. Oder ich könnte Drinks mixen“, schlägt er lächelnd vor. Er ist ein echt guter Gastgeber, das muss man ihm schon lassen, auch wenn er manchmal an das ein oder andere erinnert werden muss.
„Ein Gläschen Champagner währe doch ganz toll“, entscheidet Mum schliesslich und er flitzt nach einem kurzen nicken ab in die Küche.
Zwei Sekunden später steht er auch schon mit drei Gläsern und einer grossen Flasche vor uns.
„Das ist ein Champagner aus dem Hause Perrier-Jouet. Ich hoffe wirklich, er ist so gut, wie es immer heisst.“
Dankend nehmen Mum, Dad und ich je ein Glas entgegen und stossen damit an.
„Eine wirklich gute Wahl. Du hast nicht zu viel versprochen.“
„Krieg ich noch ein Glas?“, grinsend strecke ich es Alec entgegen, der es mir lächelnd nachfüllt.
Mit einem Kuss bedanke ich mich und warte darauf, dass er den Kuss erwidert, aber er scheint zu lauschen, was in der Küche los ist.
„Ich sollte kurz helfen gehen. Sonst gibt es ein Unglück.“
„Okay. Mach lieber schnell. Bevor sie die Küche in die Luft jagen“, scherze ich und setze mich dann so elegant wie möglich auf das kleine Sofa in der Ecke.
Dort warte ich mit Mum redend darauf, dass Alec zurück kommt.
„In zehn Minuten ist die Vorspeise fertig!“, ruft Alec aus der Küche. Kurz darauf höre ich es scheppern und Alyssa laut fluchen.
Unsicher steckt Dad seinen Kopf durch die Tür, und das wortwörtlich, um nachzusehen, ob alles in Ordnung ist.
„Die Küche können sie danach neu streichen, aber sonst geht es glaube ich allen gut“, teilt er uns mit und wir setzen uns auf unsere Plätze am Tisch.
Und wirklich. Weitere fünf Minuten später kommt Alec gefolgt von Alyssa, Hailey, Ian und Kyle aus der Küche. Jeder von ihnen beladen mit verschiedensten Dingen, die sie gekonnt auf dem Tisch abstellen.
„So, ihr habt die Auswahl aus Birnen-Rucola-Salat mit Nüssen und Manchegokäse, Joghurt-Terrine mit Crevetten und verschiedenen Salaten oder Kürbissuppe mit Paprika und Chilifäden“, zählt Ian auf und wartet auf unsere Entscheidung.
„Also ich würde gerne von allem probieren, wenn das geht“, bitte ich schüchtern. Schneller als ich schauen kann düst Ian ab in die Küche und kommt dann mit kleinen Tellerchen und Schüsselchen zurück.
Dann beginnt er, mir von allem eine Portion aufzutun und vor mir aufzureihen. Bei Mum und Dad macht er dann dasselbe.
„Wie viele Gänge hat das Menu eigentlich?“, fragt Mum mit besorgtem Blick auf die Vielen Sachen vor ihr.
„Wir haben drei Menus gekocht, mit je drei Gängen. Vor-, Haupt-, und Nachspeise“, zählt Hailey auf.
„Aber euch ist doch hoffentlich klar, dass wir das niemals alles essen können“, werfe ich zwischen zwei Bissen ein.
„Schon klar, aber wir wollten einfach wissen, ob wir das so hinkriegen, dass es am Schluss auch schmeckt.“
„Also bis jetzt ist es einfach umwerfend lecker“, fügt nun auch Dad hinzu und isst dann, genau wie Mum und ich auch, schweigend weiter.
Nachdem wir von allem genug probiert haben, bringen sie sofort die Hauptspeisen.
Backpflaumen-Pistazien-Gänsebraten, Flugente mit Orangenlikör und Truthahn aus dem Ofen, dazu Vanilleäpfel, Rotkohl mit Zimt, Portweinkastanien, Thymian-Kartoffelplätzchen, Karamellisierte Möhren, Süßkartoffelpüree und Cranberry-Apfel-Relish.
„Mein Gott. Jetzt habt ihr aber wirklich ein wenig übertrieben.“
„Mom, sie sind Vampire. Das liegt in ihrer Natur“, scherze ich, und alle fangen an zu lachen.
Schliesslich fangen wir uns aber wieder und Alec versucht umständlich, mit dem Messer hauchdünne Tranchen aus der Gans, der Ente und dem Truthahn zu schneiden, aber er zerfleddert nur alles. Schliesslich nimmt Dad das selber in die Hand und bringt direkt allen die perfekte Technik bei. Nach ein paar Mal üben kriegen sie alle das auch super hin und machen sich direkt daran, alles was wir nicht schaffen in kleine Portionen abzufüllen, zu beschriften und im Tiefkühler zu verstauen. Das zwar noch während wir essen, aber da sie es in Vampirgeschwindigkeit machen, sind sie schon zehn Minuten später fertig.
Wir machen uns aber bestimmt noch eine Sunde lang über den Hauptgang her. Und das was wir essen ist nur das, was wir uns zum Probieren aufgetan haben.
Zuletzt kommt dann endlich noch das Dessert. Am liebsten hätte ich das ja gleich als erstes gegessen, aber ich kann anstandshalber auch warten. Wie für Vampire üblich, haben sie natürlich auch bei der Nachspeise total übertrieben. Wir kriegen nicht nur eine, sondern gleich drei verschiedene Sachen zur Auswahl. Lebkuchenmousse auf Karamellsoße, Vanilleeis-Baiser-Berge und Schokoladencreme mit Zimtsplittern. Keine Ahnung was diese Vanilleeis-Baiser-Berge sind, aber sie schmecken bestimmt genauso gut wie sie aussehen.
Und das taten sie dann auch wirklich. Von allem liess ich mir gleich noch eine zweite Portion geben, nachdem ich die erste restlos verputzt hatte.
Nachdem wir alle mitgeholfen haben, den Tisch abzuräumen, müssen Mum, Dad und ich noch mal zum Auto, um die Geschenke rausholen zu können.
Dann geht’s ab ins Wohnzimmer, wo uns eine noch grössere Überraschung erwartet.
Ein riesiger, reich mit goldenen und silbernen Glitzerkugeln und Girlanden verzierter Tannenbaum füllt einen Viertel des Zimmers aus. Direkt an der rechten Wand ist der Kamin, in dem man das Knistern und Knacken des Holzes hört und davor stehen alle Sofas und Sessel in einem schönen Halbkreis zusammen. Der Duft von Lebkuchen, Harz, Tannennadeln und ein wenig Rauch erfüllt die Luft um uns herum.
Neben dem Baum liegen bereits Berge von Geschenken, fein säuberlich eingepackt und gestapelt.
„Wem ist welcher der Berge?“, fragt Mum staunend und weiss genau wie ich nicht, was sie als erstes bestaunen soll. Schliesslich fängt Alec aber an zu erklären und ich kann direkt auf jeden Stapel noch ein Geschenk rauflegen.
Mum legt ihre gleich neben meine, wobei sie nur mir und Dad was schenkt, weil wir das Geschenk für meine Vampirfamilie zusammen finanziert und vorbereitet haben. Dad hat scheinbar nichts grosses, denn er legt bei jedem Stapel nur ein Couvert hin, ausser bei meinem.
Und dann geht es auch schon ans auspacken. Wie ein kleines Kind setze ich mich auf den Boden und nehme mir ehrerbietig ein Geschenk nach dem anderen vor. Im ersten Packet, dem kleinsten von allen, finde ich zu meinem erstaunen eine Gucci Sonnenbrille, die ich natürlich sofort anprobiere.
Überglücklich will ich aufspringen, werde jedoch von Alec aufgehalten.
„Du kannst dich bei allen zusammen bedanken, wenn du fertig bist mit auspacken“, flüstert er mir lächelnd ins Ohr und Alyssa grinst mich nur an und nickt.
„Okay“, stimme ich zu und schnappe mir gleich das nächste Geschenk.
„Das kann doch nicht sein. Ich dachte ihr könnt meine Gedanken nicht lesen.“
„Können wir auch nicht, aber Alec hat eine hervorragende Beobachtungsgabe“, antwortet Hailey lachend und bedeutet mir, einfach weiter zu machen. Langsam stehe ich auf und stelle mich mit der Sonnenbrille auf dem Gesicht und meiner brandneuen babyblauen Louis Vuitton Tasche vor den Spiegel im Flur, vor dem ich mich zufrieden einmal um mich selbst drehe.
„Wow. Das kann ja nicht mehr besser werden. Oder doch?“, frage ich zögernd, als Alec nur lacht.
„Pack einfach weiter aus, Liebste“, schlägt er grinsend vor und ich setze mich wieder auf den Boden. Da liegen noch elf weitere Geschenke für mich. Eins davon hat eine Karte dran und diese schnappe ich mir und lese erst mal.
„Hmm…“, murmle ich vor mich hin, als ich den Namen sehe. Dario. Das kommt mir bekannt vor.
„Der junge amerikanische Vampir, den du so interessant gefunden hast“, erklärt Alec, als er über meine Schulter hinweg gelesen hat.
Aufgeregt packe ich aus und fördere ein orange weisses Kleid zu Tage. Als ich das Etikett sehe, erstarre ich. Da steht draufgestickt D&G.
„Oh, ich sollte ihn sofort anrufen und ihm danken. Schnell sehe ich noch mal die Karte an, aber da steht nur ein Weihnachtsgruss, doch keine Telefonnummer.“
Schweigend reicht Hailey mir ihr Handy und tippt schnell noch eine Nummer ein. Dann brauche ich nur noch den grünen Hörer zu drücken und darauf zu warten, dass auf der anderen Seite jemand rangeht.
Nach dem fünften Klingeln meldet sich endlich jemand auf Englisch auf der anderen Seite.
„Hallo? Dario? Hier ist Ashley. Alexanders Freundin.“
„Hallo Milady. Wie geht es euch da drüben in Europa?“, erkundigt er sich höflich.
„Uns geht es super hier. Und dir?“
„Es würde mir besser gehen, mit jemandem wie dir an meiner Seite“, schmeichelt er mir und ich muss automatisch lächeln.
„Okay. Na ja, eigentlich rufe ich ja an, um mich bei dir für das Geschenk zu bedanken. Das Kleid ist echt absolut cool. Danke, tausendmal danke.“
„Keine Ursache Prinzessin. Schick mir irgendwann mal ein Foto, wenn du es an hast. Ich will sehen, ob ich auch die richtige Grösse erwischt habe“, bittet er und ich bin mir sicher, dass er gerade lächelt. Das erkenne ich an seiner Stimme. Nachdem wir uns noch ein wenig unterhalten haben, lege ich endlich auf und packe weiter meine Geschenke aus.
Danach folgt ein wunderschönes Sommerkleid, dem nächsten und ich kann nicht bestimmen, welches der Acht mir am besten gefällt. Da ist zum Beispiel das von DKNY in schönem pinkrosa, oder das royalblaue Minikleid von Elie Saab. Das schwarzweisse Häkelkleid von L.A.M.B. Das an manchen Stellen durchscheinende knallblaue Kleid von Missoni. Oder die leicht fallenden und verdrehten Kleider von Rodarte in gelb, eisblau und natürlich noch das mit dem schönen Blumendruck drauf. Zuletzt dann noch das eisblausilberne kurze Etuikleid von Versace. Alle sind sie so wunderschön und ich will sie am liebsten alle gleichzeitig anziehen, doch ich packe lieber weiter aus.
Denn jetzt sind nur noch die Geschenke von Mum und Dad übrig, aber gerade habe ich mitbekommen, wie sich Alec das Geschenk von mir und Mum gegriffen hat.
Neugierig setze ich mich neben ihn und warte darauf, dass er es auspackt. Ich will unbedingt seine Reaktion sehen, wenn er sieht, was es ist.
„Ähm… Liebling, du schenkst mir eine Schachtel Pralinen?“
„Jepp… Ich schlage vor du probierst sie einfach. Oder Mum? Die müssten wir doch eigentlich ganz gut hingekriegt haben.“
„Ja, wirklich. Probier mal. Die selbstgemachten sind immer am besten. Aber nimm sie ganz in den Mund. Der Kern ist teilweise Flüssig“, warnt Mum noch, während ich ungeduldig mit dem Fuss tippend darauf warte, dass Alec endlich auf die Praline beisst, die er sich soeben in den Mund gesteckt hat.
Erst reisst er überrascht die Augen auf, als er zubeisst, ehe er genüsslich kaut und schliesslich schluckt.
„Wow“, ist das einzige was er zustande kriegt.
„Scheint als währe er glücklich über das Geschenk“, bemerke ich grinsend und Mum nickt zufrieden.
„Aber was habt ihr ihm denn nun geschenkt“, will Hailey von uns wissen.
„Dasselbe wie euch. Macht einfach eure Geschenke auf“, schlägt Mum vor und packt dann weiter aus, genau wie ich.
Ich will gerade bei dem Geschenk meiner Mum anfangen, als Alec mich zu sich umdreht und leidenschaftlich küsst.
„Danke. Das war echt unglaublich“, flüstert er mir verführerisch ins Ohr. Dann bedankt er sich auch bei Mum und küsst mich dann noch mal.
Erst danach komme ich endlich auch noch dazu die letzen beiden Geschenke auszupacken. Mum hat mir ein Paar Louboutin Schuhe geschenkt. Christian Louboutin Schuhe!!! Glücklich falle ich ihr um den Hals und schlüpfe dann direkt mal rein um zu sehen, wie sie passen und ob sie an mir gut aussehen.
Und das tun sie. Dazu könnte ich sie auch noch zu den Kleidern anziehen, die ich geschenkt bekommen habe.
„Habt ihr das irgendwie abgesprochen, oder was?“
„Nein…. Wie kommst du denn darauf“, wehrt Mum etwas zu auffällig ab und schielt dabei immer zu Alyssa und Hailey rüber.
„Aha. Wusste ich’s doch. Ihr seid echt die besten. Danke“, begeistert falle ich allen der Reihe nach um den Hals und bedanke mich für die Geschenke. Zuletzt bleibt nur noch Dad übrig, der mir sein schön in weiss, silber und blau verpacktes Geschenk entgegenstreckt.
„Jetzt ist wohl nur noch meines übrig. Ich hoffe es gefällt dir.“
Vorsichtig ziehe ich an der Schleife und hebe den Deckel der Schachtel an.
Nachdem ich auch das Seidenpapier zur Seite gefaltet habe, blicke ich auf ein weiss, silber und nachtblaues hauchdünnes, halb durchscheinendes Kleid. Sachte streiche ich darüber. Es ist noch zarter, glänzender und feiner als Seide und angenehm kühl.
„Wow. Es ist wunderschön. Und hat fast kein Gewicht“, stelle ich fest, als ich es rausnehme und es mir vor halte.
„Freut mich, dass es dir gefällt. Das ist Mondseide. Sie kann nur von Elfen gewonnen und verarbeitet werden und ist auch ungemein selten. Es hat beinahe 18 Jahre gedauert, um genug Seide für dieses Kleid zu sammeln“, erklärt er und lächelt mich dabei an.
„Dann hast du damit angefangen als sie geboren wurde, nehme ich an.“
„Ja, Alexander. Da liegst du ganz richtig. Es ist dafür gemacht, dass sie es trägt, sobald sie ihren 18ten Geburtstag gefeiert hat. Dann wird sie vollständig eine Elfe sein.“
„Wieso schenkst du es mir dann nicht auf meinen Geburtstag?“, frage ich ein wenig verwirrt.
„Weil ich sehen wollte, was du davon hältst. Hätte es dir nicht gefallen, hätte ich ein anderes anfertigen lassen können, das deinen Wünschen entspricht“, erklärt er nervös die Hände ringend.
„Oh. Nein es ist so wunderschön. Glaub bitte nicht, dass es mir nicht gefällt. Ich werde mich vermutlich gar nicht trauen, es zu tragen. Dafür ist es viel zu schön und fein und zart und ich habe nur Angst es irgendwie Kaputt zu machen“, werfe ich ein und greife nach seinen Händen.
„Also kaputt kriegen wirst du das Kleid bestimmt nicht. Nach allem was ich weiss, wird Mondseide für die königliche Familie und deren Leibgarde genutzt“, fügt nun Alec noch hinzu.
„Genau. Mondseide ist absolut unzerstörbar und egal was passiert. Das Kleid wird immer perfekt sein und bleiben“, bestätigt Dad lächelnd und ich bin sofort erleichtert. Ich glaube ich habe ein neues Lieblingskleid.
Lächelnd umarme ich meinen Dad bestimmt eine Minute lang.
Dann setzen wir uns aufs Sofa und warten darauf, dass auch die anderen ihre Geschenke auspacken. Doch scheinbar schenken sich die Vampire untereinander nichts.
Als ich Alec leise Frage, wieso das so ist, erklärt er mir, dass sie alle nach so vielen Jahren nicht mehr wissen, was sie sich gegenseitig schenken sollen. Deshalb machen sie es einfach so, dass sie mal alle gemeinsam shopen gehen oder so, und sich dann die Sachen gegenseitig bezahlen. Kommt aber eigentlich auch nicht drauf an. Sie haben ja alle Geld wie Heu, wie man so schön sagt. Da ist es egal, wer was bezahlt. Das alles ist eher symbolisch.
Nachdem sich also alle bei allen bedankt haben, machen wir es uns vor dem Kamin bequem und Mum, Dad und ich knabbern noch ein wenig an Plätzchen, Lebkuchen und an selber gerösteten Marsmallows.
Es ist schon nach Mitternacht und ich bin noch immer kein bisschen Müde. Ganz im Gegensatz zu meinen Eltern, die beinahe auf dem Sofa einschlafen.
„Was haltet ihr davon, wenn ich euch nach Hause fahre?“, fragt Ian nach einer Weile.
„Gute Idee, aber ich bleibe hier“, stimme ich zu und rutsche auf Alecs Schoss, der mich lächelnd umarmt.
„Ich geh schon mal voraus nach Oben. Lass dir ruhig Zeit“, rufe ich noch und haste dann so schnell ich kann die Treppen hoch in Alecs Zimmer. Dabei nehme ich natürlich meine grosse Handtasche mit. Schliesslich habe ich einen Plan.

Ein besonderes Weihnachtsgeschenk



Ein besonderes Weihnachtsgeschenk

Schnell stelle ich überall Kerzen auf und zünde sie an und schalte dann das Licht aus. Im Halbdunkel gehe ich zum Bett und schüttle die Kissen auf.
Unterwäsche, oder nackt, oder doch im Kleid? Immer weiter überlege ich, doch dann höre ich das Auto wegfahren und ziehe mich so schnell ich kann ganz aus und werfe die Kleider in die hinterste Ecke. Mir bleibt nicht mal Zeit, mich irgendwie zu schämen oder angst zu haben. Jetzt muss ich mich erst mal sexy aufs Bett legen, gerade soweit mit dem Seidenlacken bedeckt, dass man meine intimsten Stellen nicht sehen kann. Und so warte ich darauf, dass Alec endlich kommt. Aber je länger ich warte, desto besorgter werde ich. Hätte ich das Kleid vielleicht doch an lassen sollen? Oder sind die Kerzen zu viel? Die Zweifel nagen nur so an mir.
Ich habe mich gerade dazu entschlossen, alles hinzuschmeissen, als die Tür aufgeht. Das heisst dann wohl, dass ich meinen Plan durchziehen muss.
Zuerst bemerkt Alec mich noch gar nicht. Bis er die Tür geschlossen hat und sich endlich umdreht.
Schweigend warte ich auf eine Reaktion von ihm, doch er wendet sich einfach ab und geht zur grossen Kommode an der Wand. Nachdem er eine Weile darin gekramt hat, wirft er mir ein paar Klamotten aufs Bett, öffnet die Zimmertür und verschwindet selbst im Bad.
Ich weiss genau, was das zu bedeuten hat, aber ich lasse mich nicht länger abweisen, nur weil er immer an seiner Selbstbeherrschung zweifelt. Stur schmeisse ich die Klamotten die er mir gegeben, oder besser gesagt an den Kopf geworfen hat, auf den Boden zu den anderen Sachen. Dann lege ich mich bequemer hin und verschränke die Hände hinter meinem Kopf. So warte ich weiter und starre auf den Schnee, der langsam und stetig auf das Deckenfenster fällt und dort sofort schmilzt und abperlt.
„Wo sind die Kleider die ich dir gegeben habe?“, fragt Alec ernst, als er endlich aus dem Bad kommt.
Gelangweilt wedle ich in Richtung der Ecke, wo auch meine Kleider liegen.
„Wieso hast du dich dann nicht angezogen?“
„Weil ich ganz einfach keine Lust mehr habe, auf dich zu warten. Im Gegensatz zu dir werde ich nämlich mit jedem Tag älter. Und ich will nicht warten, bis ich alt und verschrumpelt bin. Ich weiss nämlich, dass du mich genauso willst, wie ich dich. Na ja vielleicht nicht ganz genau so.“
„Ach meine Liebste. Natürlich begehre ich dich. Ich bin ein Mann. Aber ich bin eben auch ein Vampir und viel Stärker als ein normaler Mensch. Ich würde dir bloss weh tun.“
„Da bin ich anderer Ansicht. Aber komm doch lieber her.“
Langsam setze ich mich auf und breite meine Arme aus, wobei mir die Decke runter rutscht, aber das ist mir inzwischen herzlich egal.
Viel lieber warte ich aufgeregt darauf, ob Alec nun zu mir kommt, oder nicht.
„Wieso fragst du nicht Jason, ob er noch mal mit dir schläft?“, fragt er stattdessen mit vor der Brust verschränkten Armen.
„Das ist nicht fair! Du weisst ganz genau, dass ich nur dich liebe! Wieso machst du so was?!?!“
„Habe ich etwa nicht Recht?“, herausfordernd funkelt er mich aus seinen quecksilbernen Augen an.
„Nein! Auch wenn es dir vielleicht nicht passt! Einmal in deinem unsterblichen Leben hast du nicht recht!“, brülle ich ihn ein schluchzen unterdrückend an. Wütend, verletzt und mir mit einer Hand die Tränen wegwischend raffe ich die Decke um mich und stolpere an ihm vorbei aus dem Zimmer, wobei ich ignoriere, dass er mich flehend meinen Namen sagend aufhalten will.
Erst als ich unten im Wohnzimmer angekommen bin, setze ich mich mit einem der Plätzchenteller aufs Sofa und sehe dem Schnee zu, wie er langsam zu Boden rieselt.
„Liebste… Ich… Es… Tut mir Leid. Bitte komm wieder hoch. Du solltest jetzt schlafen.“
Sanft will Alec mich küssen und streicht mir dabei über den Arm, doch ich schüttle ihn ab.
„Ach Liebste. Sei doch nicht so. Ich wollte dir nicht weh tun. Ich liebe dich doch“, versucht er sich zu entschuldigen und streicht mir dabei stetig über den Arm.
„Ne, ist klar. Ich liebe dich ja auch. Aber das heisst nicht lange nicht, dass du mich nur ein wenig zu küssen brauchst, damit ich dir verzeihe.“
„Sag bloss, es klappt nicht“, selbstgefällig grinsend küsst er mich erst auf die Wange und wandert dann langsam zu meinem Mund.
„Wer behauptet denn, dass es nicht funktioniert?“, frage ich zwischen zwei Küssen.
Inzwischen kniet Alec über mir und streichelt mit seiner Hand über meinen Oberschenkel. Sein Handtuch das er um die Hüfte hatte, habe ich schon längst unauffällig entfernt. Ebenso die Decke, die nun nicht mehr um mich gewickelt ist, sondern unter mir liegt.
Schwer atmend klammere ich mich an ihn, als er plötzlich zurückweichen will.
„Alec? Was ist los?“
Zischend atmet er einmal tief ein und aus, ehe er mich ansieht. Seine Reisszähne sind zur vollen Länge angewachsen und seien roten Augen glühen richtig in der Dunkelheit, während sein Blick sich in meinen bohrt.
„Es ist keine gute Idee. Sag ich doch.“
Behutsam will er sich von mir lösen, aber ich lasse ihn nicht.
„Oh nein. Du gehst jetzt nicht weg. Wir versuchen es. Und wenn es mich umbringt“, wehre ich mich entschlossen und halte ihn fest.
„Nein, bitte versteh doch. Ich will dir nicht weh tun.“
„Wirst du auch nicht. Komm schon. Gehen wir nach Oben. Hier unten ist nicht der rechte Ort dazu“, fordere ich, doch anstatt mich rauszulassen und mit mir hoch zu kommen, hebt er mich einfach hoch und flitzt in Vampirgeschwindigkeit die Treppen rauf.
Mich in den Armen haltend fallen wir uns noch immer küssend eng umschlungen aufs Bett.
Triumphierend grinsend sitze ich auf ihm, bis er sich mit mir umdreht, sodass ich nun unter ihm bin.
Sanft küsst Alec sich vom Hals an abwärts, wobei er extra vorsichtig ist, wegen seiner Zähne, die er scheinbar nicht mehr unter Kontrolle hat.
Als er an meiner intimsten Stelle ankommt, zucke ich automatisch kurz zusammen.
„Oh mein Gott! Hab ich dir weh getan?“, aufgeregt wuselt er mit den Händen an mir herum und sucht nach einer blutenden Wunde.
„Nein, alles okay. Das würdest du merken. Ich war nur etwas überrascht“, beruhige ich ihn sofort.
„Na wenn das so ist“, erwidert er grinsend und verschwindet wieder aus meinem Blickfeld. Kurz darauf spüre ich seine Lippen auf meinem Oberschenkel, die sich langsam in die Mitte küssen, wobei ich scharf die Luft einziehe und sich meine Finger ins Kissen krallen. Mein Atem geht nur noch Stossweise und mein Herz schlägt viel zu schnell. Schneller als ich es verkraften kann.
„Ah… Alec… Bitte… Du treibst… mich in den Wahnsinn“, keuche ich mehr, als dass ich es sage und muss dabei darauf Acht geben, dass mir mein Herz nicht aus der Brust springt und sich verabschiedet
„Ja, dein Herz braucht wohl dringend eine Pause“, stimmt Alec mit seiner vor Erregung tieferen Stimme zu und legt sich neben mich.
Unsicher setze ich mich auf und betrachte ihn eingehend. Von seinen dichten schwarzen Haaren, über seine quecksilbernen Augen und die vollen Lippen, bis zu seiner Muskulösen Brust und den muskelbepackten Armen.
Dann weiter hinunter zu seinem Sixpack und seinen sexy Hüftknochen, die mir wie ein Pfeil den Weg zu seiner Erektion weisen.
Am liebsten würde ich mit meinen Händen seinen ganzen Körper streicheln, aber irgendwie traue ich mich das nicht bei ihm. Das alles ist so viel Leichter, wenn man der Person nicht so nahe ist. Für Jason habe ich ja nie so eine tiefe Liebe empfunden, wie für Alec, bei dem mir wohl schon auf den ersten Blick klar war, dass ich ihn lieben würde. Und das für immer, woran er mit seiner anfangs abweisenden Art auch nichts ändern konnte, denn ich werde ihn immer lieben, egal was er auch tut.
„Worüber denkst du gerade nach?“, fragt er mich, dabei zu mir rüber schielend.
„Ich habe nur darüber sinniert, wie sehr ich dich doch liebe“, antworte ich errötend und beuge mich etwas über ihn, um ihm in die Augen sehen zu können.
„Da ist aber noch was, oder?“
Als ich ihm nicht antworte kitzelt er mich so lange, bis ich ohne zu überlegen damit rausplatze.
„Ach, wenn das so ist, bleibe ich jetzt hier liegen und du machst mit mir was du willst, solange es dir beliebt.“
Etwas verlege nicke ich und küsse ihn erst kurz und sanft und dann immer länger und drängender, wobei ich gleichzeitig meine Hände durch seine Haare wuschle. Bedächtig jeden Zentimeter seiner Haut küssend, reisen meine Lippen und Hände nach unten, bis ich bei seiner Erektion angekommen bin.
Etwas unsicher umgreife ich seinen Steifen, was ihn zum stöhnen bringt. Immer weiter probiere ich alles durch, was mir einfällt, nur um an seinen Reaktionen zu sehen, was im besser, und was ihm weniger gefällt.
Inzwischen sitze ich auf seinen Beinen und befriedige ihn jetzt auch mit dem Mund, was ihm offenbar sehr zu gefallen scheint. Und ich bin mir sicher, hätte er einen Herzschlag würde ich ihn bestimmt wahrnehmen. Genau so wie die anderen vermutlich uns durchs ganze Haus hören können.
Jetzt aber gibt es nur uns zwei. Alec und mich. Gerade will ich meine Position verändern, weil mir langsam die Knie weh tun, da greift sich Alec meine Taille und hebt mir einfach hoch. Mit mir dreht er sich um, sodass ich auf dem Rücken liege. Den Kopf auf dem Kissen, die Handgelenke von einer seiner grossen Hände zusammengehalten, liege ich mit gespreizten Beinen da, Alec in meiner Mitte, seine Erektion an meinem Eingang spürend.
Er will gerade wieder nach unten abtauchen, als ich ihn festhalte.
„Warte. Nein, noch besser. Warte nicht. Ich will dich jetzt. Bitte“, wispere ich so verführerisch ich kann und ziehe ihn zu mir, um ihn zu küssen. Gleichzeitig dringt er in mich ein und füllt mich plötzlich aus. Ein unbeschreiblich gutes Gefühl.
„Sag, oder zeig mir sofort, wenn ich dir weh tue“, bittet er mich und wartet hartnäckig darauf, dass ich nicke, ehe er sich mir endlich ganz widmet und ich mich ihm hingeben kann.
Stöhnend und keuchend heisse ich seine Stösse willkommen und geniesse es jedes Mal, wenn meine Haut die seine Streift, wenn ich mich unter ihm winde.
„Lässt du bitte…. meine Hände los…. Das ist gemein…. Ah… wenn du mich… aber ich dich…. Hahh…. nicht berühren kann….“, keuche ich, mich windend, um meine Arme frei zu bekommen.
Beinahe sofort lässt er mich los und ich nutze die Chance, um uns beide umzudrehen, sodass ich nun auf ihm sitze.
Mit einer, wie ich hoffe ziemlich sexy Kopfbewegung werfe ich meine Haare nach hinten und lächle ihn zuckersüss an.
Behutsam beginne ich, nur meine Hüften vor und zurück und dabei nur ganz wenig auf und ab zu bewegen. So wie ich das mal gelesen hab, werde ich dadurch enger, und so fühlt es sich für mich auch an. Hoffentlich für ihn auch, aber ich kann jetzt nicht fragen. Ich kann mich kaum darauf konzentrieren was ich mache, denn seine Hände sind unentwegt dabei, über meine Brüste oder meinen Hintern zu streicheln.
Immer weiter zieht er mich zu sich runter, bis ich fast schon auf ihm liege. Während er mich mit einem Arm bei sich unten hält, streicht er mir mit der anderen die Haare zurück um an meinen Hals ran kommen zu können. Gleichzeitig bewegt er sich unter und in mir, was sich einfach unglaublich gut anfühlt.
Wie selbstverständlich nehme ich seinen Rhythmus an und bewege mich mit ihm.
„Liebste, du fühlst dich so unglaublich gut an.“
Darauf kann ich noch nicht mal was erwidern denn das einzige was aus meinem Mund kommt ist ein Stöhnen und Keuchen, jedes mal wenn er wieder in mich stösst. Doch das scheint Alec nicht zu kümmern, denn sein Blick ist nur noch auf meinen Hals fixiert.
„Beiss… ruhig… zu.“
Das lässt er sich natürlich nicht zweimal sagen, sondern versenkt sofort seine Reisszähne in meiner pochenden Halsschlagader.
Noch während er dabei ist zu trinken, bahnt sich bei mir ein Orgasmus an und auch Alec scheint es nicht anders zu gehen. Denn schon bald löst er seinen Mund von meinem Hals und stösst immer schneller zu, sodass ich mich nur noch an ihm festhalten kann.
Blind vor Lust klammere ich mich an ihn und vergrabe mein Gesicht an seinem Hals, als ich komme. Und das ist auch besser so, denn ich bin nicht gerade leise. Genauso wenig wie Alec leise ist, als er gleichzeitig mit mir kommt. Ganz kurz drückt er mich etwas zu fest an sich, aber nicht so fest, dass es mir wirklich was getan hätte. Kurz ächze ich unter dem Druck seiner Arme auf, als er mir alle Luft aus den Lungen drückt. Sofort lässt er mich los und fragt mich, ob ich okay bin, woraufhin ich erst mal nach Luft japse.
Erstens, wegen dem Orgasmus, der mich immer noch wellenartig überrollt und zweitens, weil ich nach Luft ringen muss.
Vorsichtig hebt Alec mich von sich runter und legt mich, auf den Rücken, neben sich aufs Bett.
Ich merke genau, wie er auf meinen Herzschlag und meine Atmung lauscht, die gerade wieder den Betreib aufnimmt. Dann fragt er noch mal ob es mir gut geht und ich kann nur den Daumen hoch strecken. Zu mehr bin ich gerade nicht im Stande, denn ich bin noch zu überwältigt von dem Hammer Orgasmus den wir gerade hatten.
Würde er sich nicht so um mich sorgen, hätten wir beide diesen Moment noch länger geniessen können.
„Schatz? Tust du mir einen riesigen Gefallen?“, bezirze ich ihn so sexy wie möglich.
„Alles was du willst, Liebste“, stimmt er sofort zu, und ich kann nur lachen.
„Hör auf dich um mich zu sorgen“, bitte ich ihn lächelnd und küsse ihn so liebevoll ich kann.
„Als ob ich das jemals hinkriegen würde“, scherzt er, küsst mich dann aber trotzdem zurück.
„Na gut. Aber wenigstens ist es jetzt bewiesen, dass du mir nicht weh tust.“
„Ich tu dir nicht weh? So ein Blödsinn. Das musst du doch merken“, ernst zeigt er auf meine Arme und Beine und meinen Körper. Eben auf alles.
Im halbdunkel mustere ich mich aufmerksam, erkenne jedoch nichts ausser ein paar dunkleren Schatten auf meiner Haut. Einen an meinem rechten Oberschenkel, zwei jeweils bei meinen Waden und den Hüften und meine Handgelenke sind auch etwas dunkler, aber ansonsten sehe ich nichts.
Vorsichtshalber drücke ich auf einen der Flecke drauf, doch das tut erst weh, als mein Daumen schon einen weissen Abdruck hinterlassen hat.
Auch meine Handgelenke lasse ich ein wenig kreisen, doch ausser dem altbekannten knacken das ich schon kenne ist da nichts.
„Alles okay, Schatz. Mir geht’s wirklich gut. Keine Sorge.“
Erst sieht er mich noch ein wenig skeptisch an, entschliesst sich aber scheinbar, mir einfach mal zu glauben und mustert mich stattdessen noch mal von oben bis unten.
„Nur zu. Mach was dir beliebt.“
Lässig verschränke ich die Hände wieder hinterm Kopf und strecke mich einmal durch, bis meine Rückenwirbel knacken, was Alec gleich wieder ein wenig aufregt, weil er glaubt, dass auch das seine Schuld ist.
Nachdem ich ihn aber beruhigt habe, räkle ich mich wieder auf dem Bett, bis ich es bequem habe.
Langsam fange ich aber echt an zu frieren und kriege immer wieder mal eine Gänsehaut, was auch Alec zu bemerken scheint, denn der steht sofort auf und flitzt aus dem Zimmer. Wenige Sekunden später kommt er mit der Decke zurück, die er sofort über mir ausbreitet.
„Besser?“
„Ja, danke.“
Etwas müde kuschle ich mich an Alec, der die Decke um uns beide zieht und lege meinen Kopf auf seine Brust. Unter der Decke streichelt er immer wieder mal über meine Taille und die Hüfte, während er zufrieden eine Melodie vor sich hin summt.
So zufrieden und entspannt habe ich Alec noch nie erlebt. In letzter Zeit war er recht angespannt. Vermutlich wegen der ganzen Planung, was die Offenbarung angeht. Also nicht die Biblische, sondern dass die Vampire sich outen. Natürlich kommt dann die Sprache auch auf die Bibel, aber alles können sie den Menschen nicht erzählen. Das würde die bekannte Weltordnung auf den Kopf stellen. Jedenfalls war er deswegen ziemlich gestresst, weil sie auch Wege finden wollten, das geklonte Blut praktischer zu vermarkten, sodass es lange haltbar ist und nicht immer in Beutelform rumgetragen werden muss.
Doch jetzt liegt er vollkommen entspannt unter mir und ich lausche seinem Atem, und der Melodie, die er immer noch summt.
„Ist das eine neue Komposition von dir?“, frage ich leise.
„Ja, das ist mir eben eingefallen.“
„Das ist echt gut. Spielst du das morgen mal für mich?“
„Natürlich mein Engel. Wenn du dir das wünschst.“
Glücklich lächle ich ihn an und nähere mich ihm noch mal, worauf er aber nicht weiter eingeht.
„Liebste, wir haben dafür auch morgen, oder übermorgen oder nächste Woche noch Zeit“, wehrt er mich sanft ab und küsst mich auf die Stirn.
„Gut, dann stehen die Termine“, necke ich ihn, woraufhin er ein wenig schockiert wirkt.
„Schatz, auch wenn es dir nicht passt, aber manchmal bin ich ein wenig Sexsüchtig. Besonders wenn es den Sex mit dir betrifft, was ich eben erst erkannt habe.“
Mit einem verrucht verführerischen Grinsen stehe ich auf und tapse Barfuss und nackt, wie ich bin ins Bad um kurz auf die Toilette zu gehen und mir die Zähne zu putzen.
Nachdem ich dann alles gemacht habe, lege ich mich wieder neben Alec, der seufzend sein Gesicht in meinen Haaren vergräbt.
So bin ich auch schon bald eingeschlafen.

Impressum

Texte: Die Rechte aller Personen, die in diesem Buch vorkommen, liegen bei mir.Jegliche ähnlichkeit mit Personen im realen Leben ist zufällig und war nicht beabsichtigt.Das Cover ist von deviantart.com von Sakimichan.
Bildmaterialien: Für die Bilder besitze ich kein Copyright.
Tag der Veröffentlichung: 28.07.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch allen meinen Fans und auch meiner Mutter, die schon sehnsüchtig darauf wartet, dass ich es endlich fertig schaffe.

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