Kapitel 1
Alles war voller Blut. Egal, wo ich auch hinschaute, überall war das Rot des Blutes zu sehen. Ich lag auf den Rücken und schaute in Richtung Himmel, der von einer schwarzen Wolke überfallen wurde. Selbst die Sonne verschwand hinter ihnen. Langsam drehte ich meinen Kopf nach rechts und sah meine Mutter. Ihr Kopf war in meine Richtung gedreht und ihre langen roten Haare umspielte ihr Gesicht. Sie schien wie immer. Ihr Gesichtsausdruck war so lieblich, man konnte glaube sie sei ein Engel. Doch etwas war anders. Ihre sonst so freundlichen und lachenden Augen waren leer. Sie sah zu mir hinüber und mich überkam sofort eine Gänsehaut. Doch noch etwas anderes war viel schlimmer.
Vor mir stand unser Auto und brannte jämmerlich ab. Das alleine wäre nicht so schlimm, doch in diesem Auto saß mein Vater gefangen und kam nicht mehr hinaus. Als die Flammen an seinen Sachen nach oben züngelten fing er an zu schreien. Doch niemand kam und rettete ihn aus diesem Gott verdammten Auto. Er war alleine da drinnen und verbrannte jämmerlich und qualvoll.
Ich merkte wie ich anfing zu weinen und zu schreien. Jemand solle meinen Vater zu Hilfe eilen und meine Mutter retten.
Schweißgebadet wachte ich auf und sah mich gehetzt um. Ich war nicht mehr auf der Straße, bei dem Autounfall, sondern saß, an einen Stein gelehnt, an meinem Lieblingsplatz. Rechts von mir war nicht meine Mutter zu sehen, dafür aber dichter Wald, der zwar finster aussah, es aber nicht annähernd war. Viele hatten Angst durch diesen Wald zu gehen, da Gerüchte umgingen das dort drinnen Böses im Gange war. Doch ich tat diese Gerüchte mit einem Kopfschütteln ab. Wer glaubt schon an diesen Humbug? Also ich ganz sicher nicht. Mir gab dieser geheimnisvolle Wald sogar Kraft. Ich liebte ihn einfach und wusste selber nicht warum.Ich drehte meinen Kopf wieder, sodass ich jetzt nach vorne schauen konnte.
Vor mir stand nicht das Auto meiner Eltern mit meinem Vater drinnen. Nein, vor mir sah ich das blaue und weite Meer, dass sich, in einiger Entfernung, mit dem Himmel verband. Früher, als wir noch mit unserer Oma hier gelebt hatten, war ich gern hierhergekommen, weil ich dachte an diesem wundersamen Ort gäbe es eine Verbindung zum Himmel und meine Eltern würden wiederkommen, mich in die Arme nehmen und mir zuflüstern, dass alles gut werden würde.
Doch heute wusste ich das dem nicht so ist und auch niemals war. Heute kam ich hier hierhin um mich zu entspannen und nachzudenken und vor allem, um vor den Dorfbewohnern zu flüchten.
Ich wollte gerade mein Buch wieder in die Hand nehmen, welches achtlos auf meinem Schoß lag, als sich ein Schatten aus den Bäumen, rechts von mir, löste.
„Soleida! Du hast mal wieder von unseren Eltern geträumt oder? Wann wirst du mir endlich erzählen was damals passiert ist?“ Aus den Augenwinkel sah ich, wie Senira näher zu mir herankam. Ich schlug mein Buch zu und sah zu ihr hinauf, als sie direkt vor mir stand.
Meine Schwester, war gerade erst 16 geworden und schon jetzt der Mittelpunkt in der Männerwelt. Ihre braunen, langen Haare fielen ihr offen über die Schulter und wurden nun vom Wind umweht. Es sah aus als würde der Wind mit ihnen spielen wollen.
Sie war von zierlicher Natur. Ihr Körperbau betonte sie heute durch ein schlichtes weißes Kleid mit Spaghettiträgern. Sie sah wirklich süß aus und vor allem ihre Augen waren ein Blickfang. Sie hatte große, braune Augen, die ein immer sofort gefangen hielten, wenn man in ihnen schaute. So wie ich es jetzt tat.
„Senira du weißt das ich dir nichts weiter sagen werde außer das es ein Autounfall war. Ich werde dir nicht erklären wie sie gestorben sind, denn das würde nur Alpträume heraufbeschwören. Ist doch schlimm genug, dass ich mich damit herum plagen muss. So musst du die nicht auch noch bekommen.“ Ich sah in ihren Augen Zorn aufblitzen. Jedes mal war es dasselbe. Sie fragte mich nach unseren Eltern, ich weigerte mich ihr zu erzählen und sie wurde wütend. Ihre braunen Augen verengten sich und sie sah mich hasserfüllt, wieder immer, an.
„Wenn du mir nichts sagen wird, dann ruf ich eben Oma an. Sie wird es mir sicher mit Freuden erzählen!“ Ich sprang auf. Mit diesem Satz hatte sie einen wunden Punkt in mir erwischt. Normalerweise denkt man Omas sind lieb und nett und man kann mit ihnen singen und spielen, aber nicht so unsere Oma. Sie drängt mich, seitdem ich 14 bin, dazu Senira zu erzählen was damals passiert war, aber ich hatte mich geweigert. Deswegen gab es oft Stress bei uns und das war auch der Grund warum wir, sobald ich 16 wurde, in ein anderes Dorf gezogen waren.Aber jetzt mal ehrlich. Wer würde einem 12-jährigem Mädchen erklären wie ihre Eltern gestorben sind? Wenn ich es noch nicht mal jetzt schaffte ihr zu erklären, wie hätte ich es damals machen sollten? Nie hätte ich es übers Herz gebracht ihr diese schrecklichen Sachen zu erklären nur um dann zu sehen wie sie sich jeden Abend mit Alpträumen plagen würde.
Nun war ich an der Reihe sie hasserfüllt anzuschauen, denn sie wusste was ich für einen Hass auf meine angebliche Oma hatte. Als ich sprach war meine Stimme höher normal, was bei mir ein sicheres Anzeichen von Wut war.
„Mit FREUDEN?? Sie wird es dir mit Freuden erklären?! Sag mal was stimmt bei euch nicht. Unsere Eltern sind tot Senira. Sie sind grausam gestorben und ich will dir nicht erklären wie und das weißt du! Wieso musst du auch jedes mal davon anfangen? Na schön geht halt zu Oma, aber wenn du das machst kannst du glich dableiben, denn ich will nicht sehen wie du über den Tod unserer Eltern lachst!“ Oh das war ein Schlag unter die Gürtellinie, das wusste ich nur zu gut, aber ich war verdammt sauer und vor allem was sollte das mit 'Sie wird es mir mit Freuden erzählen'. Das war doch wirklich nicht mehr normal.
Ich sah wie die Wut aus ihren Zügen wich und einem neuem Gefühl Platz machte, nämlich Traurigkeit. In ihren Augen sammelten sich kleine Tränen, die langsam ihren Weg über Senira's Wangen fanden.
„Ja klar da ich auch darüber lachen würde. Was denkst du eigentlich von mir Schwesterherz?“ Und mit diesem Satz drehte sie sich um und rannte in den Wald hinein. Ich seufzte und lies mich wieder auf den Boden fallen. Abermals lehnte ich mich an den Stein und schloss die Augen. Ich wusste das ich sie jetzt nicht im Wald zu suchen brauchte, denn ich würde sie 1. sowieso nicht finden und 2. würde Senira zu Hause sein und im Bett liegen, wie immer. Sie würde weinen und ich würde sie trösten und danach würde alles wieder gut werden.
Ich öffnete meine Augen wieder und stand auf. Langsam wagte ich mich bis vor an die Klippe und sah dann in das tosende Gewässer unter mir. Die Wellen brachen sich an dem Berg, erst ganz leicht, aber dann immer heftiger. Schnell sah ich hoch in den Himmel.
„Scheint als kommt ein Wind auf!“ Sagte ich zu mir selbst und ging dann eilig zu meinem Platz zurück, um mein Buch aufzuheben. Sachte wischte ich den Dreck vom Buchrücken, drückte es an mich und ging dann los.
Als ich heute durch den Wald ging wurde es mir dann aber doch schon recht mulmig, denn alles war ruhig. Viel zu ruhig! Kein Wind wehte, die Tiere waren alle verschwunden. Normalerweise wimmelte es hier nur so von kleinen Hasen und Rehe. Schon lange hatten sich die Tiere an meine Anwesenheit gewöhnt und fürchteten sich nicht mehr vor mir, aber heute schien es anderes zu sein. Nochmal nicht mal Insekten waren zu sehen.
Naja ob sie jetzt genau mich fürchteten weiß ich nicht. Vielleicht spürten sie einfach das ein Sturm aufkommt und wollten deswegen so schnell wie möglich in ihrem Bau sein. Auch ich lief etwas schneller, aber wie ich mir selber eingestehen musste,war es nicht wegen dem Wetter, sondern weil es mir in diesem Wald zu gruselig war. Zumindest heute.
Ich seufzte als ich aus dem Wald war und die ersten Häuser meines Dorfes war. Es war für mich nicht wirklich ein zu Hause, da mich keiner der Bewohner zu verstehen schien. Meistens hatten sie sogar Angst vor mir, was ich mir absolut nicht erklären konnte. Okay, vielleicht konnte ich es doch, denn während meine Schwester wunderschön und absolut mädchenhaft war, war ich hübsch(ich will mich ja selber nicht als hässlich bezeichnen) und sehr jungenhaft. Ich konnte besser klettern als alle Jungen im Dorf und besser mit dem Messer umgehen al sonst jemand. Natürlich widersprach dies den Ansichten der Dorfbewohner.
„Ein Mädchen sollte nicht klettern können. Es sollte vor dem Herd stehen und kochen und sich um die Kinder kümmern!“ Tagtäglich bekam ich so was von den Bewohnern, vor allem den Frauen und Mädchen, zu hören. So kommt es auch das ich keinen einzigen Freund hier habe und um ehrlich zu sein, blieb ich nur noch hier weil es Senira so sehr gefällt und sie nun mal ein Dach über dem Kopf braucht. Auch mein Aussehen war anders als die der anderen und auch Senira's.
Während sie lange und braune Haare hatte, die sie eindeutig von ihrem Vater geerbt hatte, hatte ich kurze rote Haare, wie ein Junge. Nun gut, sie waren schon etwas länger, aber würde ich mir noch mehr abschneiden, hätte ich ganz sicher die Haarlänge eines Jungen. Viel fehlte jedenfalls nicht mehr.
Auch vom Kleidungsstil her waren Senira und ich total unterschiedlich. Während sie nur Kleider trug die ihre Figur mehr als betonten, manchmal sogar etwas zu viel, hatte ich eher sportliche Klamotten an. Stets hatte ich eine grüne Hose an, wie Jungs sie auch trugen und ein rotes Top, welches bauchfrei war mit sehr dünnen Trägern.Nur eines hatten ich und Senira gleich und das war unsere Augenfarbe. Wir beide hatten große, braune Augen. Nur waren ihre liebreizender als meiner.
Trotzdem verkörperte ich alles das, was von der Dorfgemeinschaft als schlecht empfunden wurde, aber mir machte das mittlerweile nicht mehr so viel aus. Ich hatte mich daran gewöhnt und ignorierte meistens die Gerüchte oder das Getuschel über mich. Meistens war ich einfach nur froh das dies nicht auf Senira überging und die Leute sie in Ruhe ließen.
Eines war jedoch sehr sonderbar, das empfand sogar ich so und es machte mir auch leicht Angst, denn ich kann, wenn ich wirklich sehr sauer werde, ein Feuer heraufbeschwören aus dem nichts. Das war wohl das Ding was mich völlig von den anderen unterschied, so was konnte immer nicht jeder. Manchmal wenn ich Sachen aus Holz oder Stroh berühre züngelt plötzlich ein Feuer daran empor. Ich wusste nicht wie ich das machte und schon gar nicht woher ich das konnte. Manche im Dorf bezeichnet mich als sehr mächtig, andere hielten mich für eine Art Gottheit, was meiner Ansicht nach totaler Stuss ist. Andere aber glaubten ich sei die Tochter des Teufels und ich würde die Hölle auf die Erde bringen, weil es der Teufel so befohlen hatte. Auch dies tat ich als Schwachsinn aber, wäre ich die Tochter des Teufels, würde ich das ja wohl wissen oder nicht? Ich mein okay, die Leute hatten Recht das zu behaupten, denn sie kennen meine Eltern nun mal nicht und diese Fähigkeit mit dem Feuer konnte einen schon an den Teufel und die Hölle erinnern, aber trotzdem war es absoluter Schwachsinn, solche Gerüchte über mich in die Welt zu setzen. Es war einfach nicht fair.
Seufzend sah ich auf, da ich die ganze Zeit während ich überlegte auf den Boden gestarrt hatte, und bemerkte mit einiger Überraschung das ich das erste Haus vom Dorf Atlacais erreicht hatte. An sich war das Dorf ja recht bequeme. Es war übersichtlich und jeden Monat war einmal ein Markttag, wo wir uns mit dem Wichtigsten Sachen, wie Obst oder manchmal auch etwas teures Fleisch, eindeckten. Nur wie schon gesagt, waren die Menschen das Schlimme hier dran.
Kurzerhand überlegte ich mir eine Abkürzung zu nehmen und huschte so, anstatt die Straße weiter geradeaus, in die Gasse vor dem ersten Haus. Ich drückte mein Buch enger an mich und ging dann die Gasse entlang.
Auch hier war es wieder verdammt gruselig. Kein Licht brannte in den Häusern und nur manchmal wurde der Weg vom Mond und den Sternen erhellt. Meine Schritten hallten gespensterhaft wieder und alle paar Minuten blieb ich stehen und drehte mich um, nur um mich zu vergewissern das mir auch keiner folgte.
Leider, sah ich zu viel nach hinten und so bemerkte ich nicht, das vor mir jemand war. Erst zu spät sah ich den Mann der auf mich zu torkelte,so dass ich keine Chance mehr hatte, mich in einem dunklem Häusereingang zu verstecken und zu warten bis er vorüber war. Ich drückte mir mein Buch enger an mich und sah auf den Boden. Vielleicht hatte ich ja viel Glück und er übersah mich einfach, sicher hatte er viel getrunken. Doch als ich neben ihn stand blieb er stehen und besah mich von oben bis unten und wieder rauf. Ich wollte gerade weitergehen als der Typ mich festhielt.
„Na Baby wo wollen wir denn hin? Ich bin sicher wir könnten sehr viel Spaß haben!“ Der Typ sah mich breit grinsend. Ich verdrehte die Augen und versuchte mir meine Angst nicht ansehen zu lassen. Denn die hatte ich und wie.
Mittlerweile drückte mich der Typ an die Wand und starrte mich mit seinen Augen, die die Farbe von Nacht hatten, durchdringend an. Ich bekam immer mehr Angst. Was wenn ich hier nicht mehr raus kommen würde? Es war mitten in der Nacht und Hilfe konnte ich in dieser dunklen Gasse nicht erwarten, denn hier liefen sowieso nur zwiespältige Gestalten herum. Der Mann drückte mich immer fester gegen die Wand, was mehr als weh tat. Ich musste hier wegkommen. Mich irgendwie befreien nur wie??
Suchend sah ich mich um. Konnte hier nicht irgendetwas rum liegen was ich als Waffe benutzen könnte? Verdammt Mist, ich deckte verdammt tief in der Scheiße und würde hier nie wieder raus kommen.Innerlich verabschiedete ich mich schon von meinem Leben und betete das es meiner Schwester gut gehen würde, auch ohne mich.
„Hey Süße wehrst dich ja gar nicht mehr? Hast dich wohl abgefunden oder willst es doch genauso sehr wie ich??“ Sein Mundgeruch verschlug mir abermals den Atem. Wie konnte man nur so viel trinken? Hatte der keine Familie auf die er Acht geben musste? Wahrscheinlich nicht, so wie der sich Frauen gegenüber benahm, wollte ihn sicher keine!
Er hielt meine Arme über meinen Kopf mit einer Hand fest. Mit der anderen hatte er bisher noch nichts gemacht, doch das änderte sich. Er hob sie hoch und legte sie einfach so auf meine Brüste. Ich schrie auf. Nein. NEIN das wollte ich nicht. Ich war keine Puppe mit der man alles tun konnte.
Langsam kochte die Wut in mir auf. Was bildete der sich eigentlich ein, mich einfach so anzufassen?? Mittlerweile knetete er meine Brüste leicht. Ich schrie weiter, wollte das jemand auf mich aufmerksam wurde, aber das wurde keiner. Was ja schon klar war.
Die Wut in mir wurde immer schlimmer. Mit wie vielen anderen Mädchen er das wohl schon abgezogen hatte? Ich konnte es mir nur vorstellen und jedes Einzelne tat mir mehr als Leid. Ich musste es ihm heimzahlen. Ihm zeigen das er das nicht einfach so machen konnte.
Ich war so tief in meinen Gedanken versunken gewesen, dass ich nicht mitbekommen hatte, wie sich vor mir alles Rot-orange färbte und es flackerte. Erst als ich den Schrei eines Mannes hörte konnte ich mich von meinen Gedanken losreißen und was ich dann sah, konnte ich nur mit einen triumphalen Lächeln hinnehmen. Meine Wut war so weit mit mir durchgegangen das ich meine Kräfte eingesetzt hatte, die ich ja unerklärlicherweise hatte.
Der Mann hatte mich losgelassen und schrie wie am Spieß, mehr als ich es vorhin getan hatte. Vor mir hatte sich eine Wand mit Feuer hochgezogen, die um den Perversen, eine Art Kreis gebildet hatte, so dass er nicht entkommen konnte.
„Lass mich gehen du Hexe. Du verbrennst mich noch bei lebendigen Leibe!“ Ja es war wahrscheinlich unerträglich heiß in den Feuerkreis und für Menschen musste es sich anfühlen als ob sie verbrennen, doch was sie nicht wussten, dass Feuer konnte ihnen eigentlich nichts antun. Ich wusste nicht wieso es so war, nur das es so war und eigentlich war ich darüber auch immer ziemlich froh gewesen, nur heute war ich es nicht. Ich wollte das dieser Mistkerl verbrennt, wollte ihn unerträgliche Schmerzen spüren lassen, doch das konnte ich nicht.
Sauer sah ich ihn an. Wenigstens würde er mich jetzt nicht weiter belästigen, aber vielleicht sollte ich noch irgendetwas sagen, was ihn auch davon abhielt andere Mädchen auf diese Weise zu belästigen.
„Hör gut zu Freundchen. Heute werde ich dich noch gehen lassen ohne dir irgendetwas anzutun, aber wenn ich mitkriege das du nochmal eine Frau oder ein Mädchen sexuell belästigst, dann jage ich dich und bringe dich um, kapiert?“ Durch die Feuerwand, konnte ich sein verängstigendes Gesicht sehen. Gut so er war eingeschüchtert, mehr wollte ich gar nicht. Ich wartete darauf das er nickte und mir somit schwor nie wieder etwas zu tun, bevor ich einfach an ihm vorbei und weiter durch die Gasse lief. Die Feuerwand lies ich sicherheitshalber noch um ihn. Nachher würde ihn noch einfallen mich hinterrücks zu überfallen das brauchte ich nun gar nicht.
Seine Schreie begleiteten mich bis ans Ende der Gasse. Erst da lies ich von ihm ab und rannte so schnell es geht Richtung zu Hause. Ich wollte nicht länger draußen sein. Zu groß war die Panik, entweder von ihm verfolgt zu werden oder noch einmal so etwas durchmachen zu müssen.
Nach ein paar Sekunden, die ich atemlos gerannt war, kam ich dann auch endlich beim Haus an und sah das Licht im Zimmer meiner Schwester. Gott sei Dank sie war zu Hause. Kaum auszumalen was passiert wäre, wenn sie jetzt noch draußen wäre und den perversen Mann treffen würde. Schnell schüttelte ich meinen Kopf um die Gedanken zu verdrängen, denn, obwohl es mir nicht bewusst gewesen war, hatte ich den ganzen Weg darüber nachgedacht. Hatte mir immer wieder was wäre, wenn Fragen gestellt und war ein innerliches Wrack gewesen, aber jetzt wo ich wusste das sie zu Hause war und es ihr gut ging, war ich mehr als erleichtert.
Langsam ging ich durch unseren Vorgarten und sah mich um. Hier war alles sehr idyllisch und friedlich. In diesem Garten fühlte ich mich immer wohl und total geborgen und vor allem mit den Tieren verstand ich mich am besten. Was ebenso gruselig war wie das mit dem Feuer.
Gerade als ich die Tür aufschließen wollte, stieß ich mit meinen Fuß gegen etwas, was auf der Treppe vor der Tür lag. Ich sah nach unten und erkannte nur etwas großes, weißes und quadratisches. Mhm es sah aus wie ein Brief, doch.....wer würde uns schreiben? Wir hatten noch nie einen Brief bekommen, außer zu Geburtstagen und Weihnachten von unserer Oma. Stirn runzelnd bückte ich mich, hob ihn auf und drehte mich daraufhin sofort um. Irgendwie kam ich mir beobachtet vor, aber ich sah keinen der mich beobachten könnte. War ich jetzt schon paranoid oder wie? Das konnte doch einfach nicht sein. Augen verdrehend, drehte ich mich wieder zur Tür und ging hinein.
Langsam lies ich die Tür ins Schloss fallen und schmiss den Brief mit meinem Schlüssel auf die Kommode. Darum konnte ich mich auch noch später kümmern, erst mal musste ich zu Senira und sie trösten. Eilig lief ich die Treppen hinauf und ging sofort in das rechts angrenzende Zimmer. Ohne anzuklopfen, ging ich hinein und sah wie sie weinend über das Bett lag.
Das hatte ich wirklich super hinbekommen, mal wieder. Seufzend ging ich zu ihr und setzte mich neben sie.
„Senira, Engel...es tut mir Leid! Ich hätte das nicht sagen sollen, aber versteh doch das ich dich noch schützen will. Das alles ist einfach zu schrecklich und ich möchte nicht das du Alpträume bekommst. Verstehst du mich?“ Während ich ihr das erzählte, strich immer wieder beruhigend über ihr braunes Haar. Ich hoffte sehr das sie mich verstand, immerhin wollte ich meine Schwester doch nicht auch noch verlieren.
Die Kleine sah mich aus verweinten Augen an, nickte und kuschelte sich an mich. Sofort nahm ich sie in den Arm und wiegte sie hin und her. Sie mochte es wenn ich das tat und ich ehrlich gesagt auch, denn dann fühlte ich mich mehr als verbunden zu ihr. Ich strich ihr immer noch durch das Haar und während sie noch immer weinte, summte ich ein Lied, welches ich aus meiner Zeit kannte, die ich noch mit meinen Eltern verbracht hatte. Mutter hatte es mir immer vorgesungen, wenn es mir schlecht ging und es hatte mich stets beruhigt. Ich hoffte, dass das Lied auch bei Senira zeigen würde.
Nach einer halben Stunde des Summen und Weinen, schlief sie dann endlich, an meiner Schulter gelehnt, ein. Kurz betrachtete ich ihr friedliches Gesicht, bevor ich ihre Arme, die um meinen Körper geschlungen waren, sanft löste und sie in ihr Bett legte. Senira regte sich währenddessen kein bisschen. Sie war anscheinend wirklich fertig. Sanft deckte ich sie zu, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und schlich mich dann leise aus ihrem Zimmer raus.
Sobald ich wieder unten war, schnappte ich mir den Brief und ging in die Küche, um mir währenddessen einen Tee zu machen. Dann nahm ich mir meinen Brieföffner, der glücklicherweise auf den Tresen lag und öffnete damit den Kuvert. Ich zog das dicke Pergament raus und öffnete es und was ich dann las, war wie ein Schock für mich.
Sehr geehrte Frau Soleida Persch,
hiermit teile ich Ihnen mit, das sie an der Academy of the Fairy aufgenommen wurden. Da ich annehme das Sie keine Ahnung von der Academy haben, da niemand Sie darüber aufklären konnte oder durfte, erkläre ich es Ihnen mit Freuden.
Also die Academy ist etwas für Elfen ganz besonderer Art,nämlich nur für diejenigen, die eines der 4 Elemente unter Kontrolle habe. Sie besitzen die Gabe des Feuers, wie mir bekannt ist. Wir versuchen Ihnen diese Gabe näher zu bringen und unter Kontrolle zu halten. Außerdem gibt es noch speziellen Unterricht, wo die 2. Gabe eines jeden solchen Elf behandelt wird oder zum Vorschein gebracht wird. Sie werden Ihre hier auf der Schule erfahren.
Da sie auch keine Ahnung haben wie sie zur Schule gelangen, werden sie morgen Abend um Punkt Mitternacht von zu Hause abgeholt. Erschrecken Sie bitte nicht bei der Ankunft, des Kriegers.
Alles weitere werden Sie dann hier sehen bzw. wird Ihnen hier erklärt.
Wir wünschen Ihnen noch einen schönen Abend und morgen eine gute Reise.
Mit freundlichen Grüßen
Direktor Demian
Mit großen Augen starrte ich auf das Papier. Eine Elfenschule? Wieso sollte ich denn auf so eine Elfenschule? Ich mein, ich bin doch kein Elf oder? Okay, das mit dem Feuer war schon zutreffend, auch das ich noch eine Gabe besitze, aber trotzdem....ein Elf? Das war doch eigentlich unmöglich. So was kann es doch nicht geben!
Viel wahrscheinlicher war, das die Dorfleute sich nur wieder einen Scherz erlaubt hatten, mehr aber auch nicht. Als ob wir in einer Fantasywelt leben würden. Einfach lächerlich. Seufzend legte ich den Brief auf den Umschlag und nahm meine Tasse Tee. Nachdenklich schlenderte ich ins Wohnzimmer und setzte mich auf die Couch.
Und wenn das nun doch kein Scherz war? Ich mein, der „Direktor“ von der „Elfenschule“ wusste von meinen Gaben und zwar von beiden und das konnte keiner aus dem Dorf wissen. Die meisten Bewohner wussten nur, das ich das Feuer beherrsche, mehr aber auch nicht. Sie hat keine Ahnung von meiner Gabe, dass ich mit Tieren reden kann. Davon wusste ja noch nicht mal meine kleine Schwester und ihr verheimlichte ich nun wirklich nichts, außer eben dieses kleine Geheimnis.
Ich trank einen kleinen Schluck von meinem Himbeer-Bananen Tee und starrte auf ein Bild von Senira und mir. Was sollte ich nur tun? Wenn es diese Schule wirklich gab, dann müsste ich Senira zurücklassen, aber konnte ich das? Könnte ich Senira einfach so hierlassen oder bei Oma? Ich mein, sie hat nun schon ihre Eltern verloren, auch wenn sie sich nicht daran erinnerte und dann auch noch mich, indem ich zu so einer komischen Schule ging? Das konnte ich ihr doch nicht antun!
Aber eigentlich wäre es auch möglich. Ich mein ich würde ja nicht für immer verschwinden. Senira bleibt bei Oma- auch wenn ich dafür riskiere, das sie ihr von dem Unfall erzählen wird- und ich kann ihr immer noch Briefe schreibe und sie auch hin und wieder besuchen.Genauso würde ich es dann machen, falls es den Ort wirklich gibt. Jetzt müsste ich es nur noch ihr erklären.
Texte: Ich bitte darum das diese Idee niemand klaut. Das Copyright der Idee liegt bei mir, Anni.
Copyright Cover: Anne, danke vielmals für das tolle Bild :D
Tag der Veröffentlichung: 02.05.2011
Alle Rechte vorbehalten