Cover

Prolog

Ben. Oh mein Gott es war tatsächlich Ben der da vor mir stand, aber wie konnte das möglich sein? Er…er war doch gestorben.  Vor genau einem Monat, stand ich hier an der selben Stelle um seiner Beerdigung beizuwohnen und nun stand er einfach so vor mir. Nein, das konnte nicht wahr sein. Das ist einfach unmöglich.
Ich rannte weg. Weg von dieser schrecklichen Stelle und weg von ihn. Was war los? War er ein Geist? Aber nein, so was gibt es nicht. Das sind doch alles nur Märchen.
Ich rannte, rannte als ginge es um mein Leben. Mir war egal was oder wen ich um schubste, Hauptsache war das ich hier herauskam. Das Tor kam immer mehr in Sicht und ich wusste das ich einfach nur dadurch gehen musste um ihn zu entkommen. Ich musste es einfach schaffen.
Kurz vor dem Tor machte sich Hoffnung in mir breit. Ich hatte es geschafft und ich hatte auch nicht gehört das er mich verfolgt hätte, worüber ich sehr erleichtert war.
Nur noch ein Schritt und dann hätte ich es geschafft. Doch plötzlich legte sich eine Hand auf meine Schulter und ich erstarrte. Er war es. Ich spürte es schon an seinen Atem. Er hatte mich tatsächlich eingeholt, doch wie hatte er es geschafft? Ich hatte ihn nicht gehört. Kein Knirschen wenn man auf den Steinen rannte, wie bei mir.
Ängstlich drehte ich mich um und sah ihm in die Augen. Sie waren groß und rot und durchbohrten mich mit einen wissenden aber auch leicht ängstlichen Blick.
“Du wirst mir nie entkommen! Wir gehören zusammen. Das kann niemand zerstören!” Seine Stimme war wie Samt und ich merkte wie ich allein davon schon eine Gänsehaut bekam. Ich schüttelte leicht den Kopf.
“Nein, nein, nein du bist tot. Das ist nicht möglich. Das darf nicht sein!” Ich schrie ihn an. Schrie mir mein Seele aus dem Leib, doch es beeindruckte ihn nicht. Er zog mich näher an sich und hielt mich eisern fest,
“Lass mich los!” Wütend schreite ich weiter auf ihn und fing an ihn mit Schlägen zu bombardieren. Doch ihm machte es anscheinend  nichts aus, denn er sah mich nur dumm und leicht arrogant an. Oh, wie ich diesen Blick hasste. Denn hatte ich schon immer an ihn gehasst.
“LASS MICH SOFORT LOS!” Ich betonte jedes einzelne Wort langsam und bedrohlich, doch es wirkte wieder nicht auf ihn.
“Nein, ich werde dich nicht loslassen, denn ab jetzt bist du mein!” Er hielt weiter meine Hände und ging los. Mich zerrte er natürlich mit. Ich fragte mich wohin er mich bringen würde. Ich versuchte mich noch immer zu befreien, doch es gelang mir nicht und plötzlich ahnte ich wo er mich hinbringen wollte.
“Nein, lass mich los. Nein, ich will nicht in dieses Grab. Ich will nicht sterben.” Doch nichts half. Er würde mich in dieses Grab mitnehmen und ich würde sterben.  Ich schrie die Leute an, das sie mir doch bitte helfen sollten, doch als sie mich ansahen, hatten sie nur einen traurigen Blick auf den Gesicht und plötzlich wurden auch ihre Augen rot.
Ich schrie. Schrie wie am Spieß, doch es war zu spät. Wir waren bereits beim Grab und er würde mich reinziehen. Ich würde sterben. Nie wieder das Licht der Sonne sehen. Aber warum zog er mich in den Grab? Ich wusste keine Antwort auf diese Frage. Ich wusste nur eins, dieser Ben hier war nicht der Ben den ich kannte und er machte mir eine scheiß Angst.


1.Kapitel

Ich stand an einer Autobahn, doch warum wusste ich nicht. Ich stand einfach da und beobachtete die Autos die an mir vorbeifuhren. Langsam wollte ich schon weitergehen, als ich ein ohrenbetäubendes Quietschen vernahm. Blitzschnell drehte ich mich zur Geräuschquelle um und sah wie ein Auto von der Straße abkam und sich überschlug. Ich fing an zu schreien, rannte zum Unfall hin um irgendwie zu helfen. Doch ab da an, sah ich alles nur noch verschwommen. Ich sah nicht ob ich ihm überhaupt half oder nicht. Dann wird plötzlich alles schwarz und ich sehe nur noch wie ein rotes Augenpaar mich anstarrt. Ich war vor Angst festgefroren konnte nichts machen und im Hintergrund hörte ich nur ein monotones Klingeln. Was war das wohl? Ich wollte näher, doch plötzlich griff mich das Monster mit den roten Augen an.
Schweißgebadet schreckte ich aus meinen Schlaf hoch. Es war ein Traum, ein Traum den ich schon seit Monaten hatte. Ich starrte an die noch dunkle Zimmerdecke und dachte mal wieder darüber nach. Irgendetwas zeigte mir dieser Traum bestimmt, aber was es auch war, ich kam einfach nicht drauf. Immer noch hörte ich ein monotones Klingeln und ich dachte schon ich schliefe schon wieder, bis ich merkte das es einfach nur mein Wecker war. Langsam drehte ich mich auf die Seite und schlug regelrecht auf ihn ein, damit er ausging.
Die Wecker anzeige zeigte 6 Uhr früh an, doch obwohl ich eigentlich hätte aufstehen müssen, hatte ich doch noch nicht die Kraft dazu. Der Schock vom Traum saß immer noch tief in meinen Gliedern und so lag ich erstmal noch eine Viertelstunde im Bett, immer noch nachdenkend warum ich diesen Traum immer hatte. Am Anfang hatte ich gedacht, es hänge mit den Autounfall von meinen Freund vor ungefähr 1 ½ Monaten zusammen, was ja auch typisch wäre, aber diese roten Augen konnte ich mir nie erklären.
Als es dann endlich wieder soweit war das ich meine Beine bewegen konnte, war noch mal 10 Minuten vergangen. Ich stemmte mich also aus mein Bett und lief langsam ins Bad nebenan. Dort entkleidete ich mich erstmal meiner verschwitzten Schlafsachen, wie jeden Morgen und schmiss sie in die Wäschemaschine. Nachdem ich sie angeschaltet hatte, ging ich sofort duschen. Ich wollte nicht sehen wie ich jetzt wieder aussah, wenn ich noch nicht geduscht hatte. Kurz überlegte ich kalt zu duschen, schmiss den Gedanken aber sofort wieder beiseite. Mit warmen Wasser konnte ich mich einfach viel mehr entspannen.
Sobald das Wasser über mein Körper floss, entspannten sich meine Muskeln und Glieder und ich vergaß langsam diesen Albtraum. Nachdem ich fertig war, was ebenfalls erst nach einer Viertelstunde war oder besser gesagt nach dem kein warmes Wasser mehr da war, zog ich mir meinen bequemen Frotteebademantel an und sah jetzt das erste mal in Spiegel.
Meine langen blonden Haare, wellten sich, durch das Waschen jetzt, leicht über meinen Rücken und meine großen grünen Augen schaut mich freudig erwartend an, auch wenn noch etwas vom Albtraum hängen geblieben ist. Doch ich wollte mir den Tag deswegen nicht versauen lassen, denn heute würde der Tag aller Tag werden. Mein Studium sollte heute anfangen. Für meine 21 Jahre war ich zwar schon etwas alt, ob noch zu studieren, aber ich brauchte einfach Ablenkung und etwas Neues in meinem Leben. Außerdem war ich so etwas weiter entfernt von allem was mich an Ben erinnerte.
Ich wickelte meine Haare in ein schön weiches Handtuch ein und ging dann nur mit Bademantel angezogen, runter in die Küche um mir ein kleines Frühstück zu machen. Meine Küche ist super modern eingerichtet und man findet alles was ein Kochherz höher schlagen lässt. Ich kann damit nicht sehr viel anfangen, aber Ben hatte gerne gekocht und sich das alles zusammengekauft und bei mir gelagert. Es war schön gewesen, wie er mich manchmal nach einen anstrengenden Tag bekocht hatte. Wieder fühlte ich wie ein Stich durch mein Herz ging. Am besten ich hörte auf an Ben zu denken, sonst würde ich noch irgendwann daran zugrunde gehen.
Naja, auf jedenfalls war das Einzige was ich betätigen konnte, die Kaffeemaschine. Für manche war Kaffee ja einfach nur ein Getränk, das einen wach hielt, aber für mich war es wie eine Droge. Ich brauchte Kaffee wie die Luft zum atmen. Ich war so was von süchtig danach. Wenn ich mal ein Tag kein Kaffee trinken würde, würde ich austicken. Man, ich wäre regelrecht auf Entzug. Ich weiß, ihr werdet jetzt denken: “Oh mein Gott wie kann man nur so ein Kaffee-Junkie sein?” Und ich könnte nur drauf antworten: “Keine Ahnung. Es ist einfach so!”
Na gut, jetzt aber weg von mein Kaffeeproblem und weiter im Programm. Während ich auf mein Kaffee wartete, ging ich hoch in mein Schlafzimmer und krabbelte über mein Bett um zu meinem Kleiderschrank zu kommen. Schnell riskierte ich einen Blick auf meine Uhr und sah das es bereits 7 Uhr war. Oh mein Gott jetzt aber schnell um 8 Uhr sollten wir uns alle auf dem Campusgelände einfinden und ich musste ja auch noch hingehen.
Schnell kramte ich mir eine enge Jeans und ein schickes braunes T-Shirt mit goldenen Sternen drauf raus und zog mich um. Dann eilte ich wieder ins Bad um meine Haare noch zu föhnen und mich ein klein wenig zu schminken. Allerdings nicht zu viel, denn ich liebe es eher wenn man natürlich rüberkommt.
Nachdem ich fertig war, waren 20 Minuten vergangen. Nun gut blieb noch Zeit für meinen Kaffee, was zum Essen müsste ich mir dann wohl da holen. In der Küche angekommen, goss ich den fertigen Kaffee in meine Lieblingstasse und setzte mich an eine Art Bar. Ich zog meine Voyage-Zeitschrift zu mir ran und blätterte gemütlich durch, während ich meinen Kaffee trank. Nichts geht über ein bisschen Entspannung vor der Arbeit.
Doch sobald ich meinen Kaffee ausgetrunken hatte, wurde es wieder hektischer, denn ich hatte nur noch 20 Minuten um zur Uni zu kommen und zu Fuß würde ich es nie schaffen. Ich rannte regelrecht in den Flur und packte mir meine Tasche, die mit vielen nützlichen Dingen gepackt war, wie z.B. mein neustes Buch “P.S. Ich liebe dich”. Ich machte die Tür auf, zog sie laut hinter mir wieder zu und schloss schnell ab. Dann rannte ich raus, wobei ich beinahe eine alte Dame umgerannt hätte und gegen einen jungen Mann lief.
“Tschuldige!” Sagte ich schnell und wollte schon weiter, als mich besagter junger Mann festhielt. Erstaunt sah ich auf.
“Wohin denn so eilig junge Dame?!” Er sah mich mit einen freundlichen Lächeln im Gesicht an und ich konnte nicht anders als zurück zulächeln. Eine schnelle Musterung ergab, das er ungefähr 1.80m groß sein musste. Er hatte braunes, kurzes Haar und seine Augen waren stechend blau. Als ich dann wieder in sein Gesicht schaute, merkte ich das er immer noch auf eine Antwort meinerseits wartete. Ich wurde leicht rot und schaute auf den Boden.
“Ich muss in 20 Minuten bei der Uni sein, aber ich schaffe es nie. Deswegen die Eile!” Ich sah ihn wieder an. Er lächelte immer noch. Nein, er grinste eher.
“Ich kann sie mitnehmen wenn sie möchten. Ich muss auch zur Uni!” Oh nicht nur nett und hilfsbereit, sondern auch noch schlau. So eine Kombination gab es nicht oft.
Als mir bewusst wurde, was ich da gerade gesagt hatte, schallte ich mich innerlich selber. Hallo?!? Ben war noch nicht einmal 2 Monate weg und ich denke schon wieder so was. Das kommt mir vor wie ein törichter Verrat. Was bin ich nur für eine schreckliche Freundin?
“Soll ich Sie nun mitnehmen?” Die Stimme des unbekannten Mannes riss mich aus meinen Gedanken und ich nickte einfach nur.
“Ja gerne, aber sagen sie Kaytlynn. Sie hört sich zu förmlich an!” Wir gingen zu seinem Wagen, ein schicken Audi r8. Das war schon immer mein Lieblingsauto gewesen. Ich weiß nicht wirklich warum, aber eins wusste ich, sobald ich genug Geld haben würde, würde ich ihn mir kaufen. Das konnte aber wahrscheinlich noch Jahre dauern, denn der Audi r8 war ein verdammt teures Auto, da dieser gerade erst auf den Markt kam. Woher dieser Typ soviel Geld um sich so was zu bezahlen war mir, ehrlich gesagt, schleierhaft. Aber nun gut. Am besten keine Fragen stellen, nachher versucht er noch richtig anzugeben.
“Okay alles klar, dann sage aber auch Patrick zu mir!” Er lächelte und hielt mir die Autotür auf. Dankend stieg ich ein und schnallte mich an.
Meistens überkam mich immer Panik, wenn ich bloß in einem Auto saß, aber irgendwie sagte mir das Gefühl diesmal das nichts passieren würde. Das ich hier gut aufgehoben wäre. Während ich wartete bis er einstieg, hing ich noch etwas meinen Gedanken nach und sie blieben beim Albtraum hängen.
Wieso sah ich eigentlich immer diese roten Augen? Ich kannte keine Person die rote Augen hätte, aber auch wenn dann würden sie mich sicher nicht so hasserfüllt und fies anschauen, wie die in meinem Traum.
Plötzlich knallte eine Autotür zu und ich schreckte hoch. Schnell schaute ich zur Quelle von der das Geräusch kam, aber es war noch Patrick der eingestiegen war. Er schnallte sich ebenfalls an und fuhr dann los. Da mir nicht nach reden war, saßen wir die ganze Fahrt über schweigend nebeneinander. Eigentlich hätte ich mehr über meinen Taxifahrer rauskriegen sollen, wenn ich schlau genug gewesen wäre, aber mir reichte es vollkommen erstmal seinen Name zu wissen. Ich schaute die Fahrt über aus dem Fenster und hing meinen Gedanken weiter nach. Allerdings merkte ich auch wie er mir hin und wieder ein Seitenblick zuwarf, aber er unterbrach meine Gedanken nicht, weshalb ich ihm sehr dankbar war.
Nach 10 Minuten, und ebenfalls pünktlich, kamen wir dann bei der Uni an. Erst da versuchte ich ein Gespräch anzufangen.
“Fängst du auch gerade erst an?!” Ich sah ihn fragend an, während ich aus dem Auto stieg.
“Ja, es ist mein erstes Jahr. Nach deiner Frage zu schließen, fängst auch du erst an?” Er stieg ebenfalls aus und wir traten durch das große Eisentor und gingen den Weg bis zur Uni hinauf.
“Ja ich fange auch erst an. Na dann was studierst du denn?” Eigentlich wollte ich nur eine kleine Konversation anfangen um mich abzulenken, aber ich musste zugeben das ich auch ein klein wenig neugierig war.
“Medizin und du?”
“Journalismus.” Da ich nicht wusste, was ich sonst weiter sagen sollte, schwieg ich einfach wieder. Auch er wusste anscheinend nichts weiter zu sagen, denn er schwieg ebenfalls.
Als wir am Haupttor ankamen, sahen wir eine Gruppe die nervös rumstand und sich erstmal nur misstrauisch beäugten. Anscheinend um raus zu finden, mit wem man sich am besten nicht anlegen sollte. Patrick und ich sahen uns kurz an und seufzten.
“Scheint so als wäre das unsere Truppe!” Ich nickte nur und ging mit ihm weiter auf die Gruppe zu. Als wir dort ankamen, stellten wir uns etwas abseits hin, weil, zumindest ich, keine Lust hatte mich angaffen zu lassen. Ich merkte wie die Blicke der anderen uns regelrecht taxierten doch ich tat nichts dergleichen, stand einfach nur da und wartete auf unsere Führerin. Plötzlich hörte ich eine glockenhelle Stimme rufen:
“Erstsemester hierher!” Wieder seufzte ich, aber diesmal nur innerlich und lies die anderen nach vorne gehen und schloss mich ihnen dann an. So könnte ich den Blicken für den Anfang jedenfalls auch entgehen.

2.Kapitel

Natürlich merkte Patrick nach einiger Zeit das ich ganz hinten und alleine lief. Er verlangsamte sein Tempo und wartete bis ich endlich bei ihm war.
„Hey du brauchst doch nicht zu warten! Hier hinten ist es sicher schrecklich langweilig!” Ich schaute ihn an und in meinem Blick war purer Ernst zu sehen. Wenn man so darüber nachdenkt, war ich wirklich immer selber Schuld, das ich so alleine war, denn ich war immer ruhig sobald andere dabei waren und gab nie bzw. kaum was über meine Vergangenheit preis.
„Ach Quatsch. So langweilig wird es schon nicht sein. Außerdem mag ich die Stille und wenn man sich alles in Ruhe anschauen kann. Da vorne konnte man kaum sein eigenes Wort verstehen.“ Er zeigte mit den Zeigefinger zu der Gruppe und verdrehte die Augen. Ich musste unweigerlich lächeln und sagte nichts weiter zu diesem Thema. Stattdessen schaute ich mich etwas um, immerhin sollte ich jetzt ganze 3 Jahre hier auskommen.
Die Universität war, für eine Kleinstadt typisch, nicht sehr groß, aber trotzdem hatte sie etwas Mystisches an sich. Ich nahm mir vor mal das Gebäude später näher zu betrachten, denn ich erkannte keine richtige Kunstrichtung raus und das wunderte mich sehr, da ich damit richtig gut vertraut war.
Es sah ein bisschen nach Gotik aus, aber es hatte auch noch ein kleines bisschen Renaissance drin. Es war wirklich sehr schwer zu definieren. Naja, mal abgesehen von der Architektur-die kein Mensch weiß-war das Gebäude sehr alt und schön. Ich hätte nie gedacht das mir so was gefallen könnte.
„Na träumst du etwa?“ Patricks Stimme riss mich aus meiner Versunkenheit und ich schaute ihn fragend an.
„Wie kommst du denn darauf?“ Ich neigte meinen Kopf etwas zur Seite, sah ihn kurz an, bevor mein Blick wieder zum Gebäude wanderte. Ich konnte mich an dieser Schönheit der Architektur einfach nicht satt sehen.
„Mhm....du starrst so ins Leere hinein und hast nicht bemerkt das die Gruppe reingegangen ist. Ich bin extra wieder raus um dich zu holen, aber bis jetzt wird sie sicher schon weg sein. Da ich dir über dem ganzen Campus gefolgt bin!“
Okay, das war sicher eine Übertreibung. Ich bin doch nicht über dem ganzen Campus... Ich sah mich um und stellte fest, das Patrick verdammt nochmal Recht hatte. Ich war so tief in Gedanken versunken gewesen, das ich nicht mitbekommen hatte, das ich die Gruppe schon lange hinter mir gelassen hatte.
„Oh das tut mir Leid.“ Er tat es mit einem Achselzucken ab und sah mich dafür neugierig an.
„An was hast du denn gedacht, dass du das nicht mitbekommen hattest?“ Ich lächelte ihn auf diese Frage einfach nur geheimnisvoll zu und sagte, dass es mein Geheimnis sei. Dies brachte ihn anscheinend durcheinander, denn es dauerte etwas bis er antwortete.
„Okay na dann komm jetzt mit. Suchen wir die anderen!“ Ich nickte und wir machten uns auf den Weg.
Doch sobald ich die Uni betrat, blieb ich mit offenen Mund stehen. Zwar war auch hier alles sehr alt, womit ich allerdings nur die Wände, Decken und Böden meinte, doch der Rest war total modern ausgestattet. An einer Seite war ein richtiges Computerkabinett errichtet wurden, von wo aus die Studenten Kontakt zu ihren Familien und Freunden halten könnten. Bestimmt waren sie aber auch dafür gedacht mit ihnen im Internet recherchieren zu können und zu arbeiten.
„Und schon wieder träumst du!“ Wieder rissen mich Patricks Gedanken aus meiner Versunkenheit. Blinzelnd schaute ich zu ihm und klappte erstmal den Mund zu, da der mir immer noch offenstand.
„Na und?!?! Lass mich doch träumen!“ Ich merkte selbst, dass das etwas zickig rüberkam, aber ich konnte nichts dagegen tun. Er nervte mich gerade gewaltig. Anscheinend hatte er es auch so aufgefasst, denn er entschuldigte sich bei mir und ging etwas vor, um mir Zeit zu lassen das alles zu studieren.
Mit langsamen Schritten ging ich durch die große Halle und hatte ihn schon bald eingeholt.
„Tut mir Leid, ich wollte nicht so zickig rüberkommen, aber ich hasse es nun mal wenn mich jemand drängt, auch wenn es nur indirekt ist.“ Er nickte leicht und schaute mich an.
„Ist schon okay. Ich konnte dich ja verstehen.“ Er lächelte mich freundlich an und ging dann weiter. Ich ging ihm nach, doch immer noch langsam, denn ich wollte das alles genau in mir aufnehmen. Immerhin war das hier mein erster Tag.
Nachdem Patrick und ich die Universität auf eigener Faust erkunden haben-denn die Gruppe hatten wir nicht wiedergefunden-gingen wir einen langen Gang entlang, von dem wir glaubten das er nach draußen führte. Wir kamen an haufenweise geschlossenen Türen vorbei und einmal blieben wir stehen und lauschten heimlich an einer, da wir wissen wollten was hinter diesen Türen war und wir waren uns zu 100% sicher gewesen das es die Unterrichtsräume seien.
Leise schaute ich mich und begutachtete die aufwendige Malerei an der Decke, als ich plötzlich eine Professorenstimme hörte. Ich schaute wieder vor mir und sah wie rechts von mir eine Tür aufstand. Schleichend ging ich auf die Tür zu und lugte durch den kleinen Spalt. Der Hörsaal war proppenvoll und ich sah sogar das einige schon auf den Treppen saßen und versuchten sich alles aufzuschreiben, was der Lehrer vorne sagte.
„Möchtest du rein?“ Die Stimme hinter mir lies mich kurz aufschrecken, bevor ich mich umdrehte und ihn auf die Brust haute, allerdings nicht doll. „Wofür war das?“ Er sah mich fragend an und zog eine Augenbraue dabei hoch.
„Dafür das du mich dauernd erschreckst!“ Das schien eher zu belustigen als sonst irgendetwas. „Das ist nicht lustig Patrick!“  Er sah zu mir und grinste.
„Natürlich ist es das. Immerhin war das, das erste Mal das ich dich erschreckt hatte.“ Ich sah ihn und hätte am liebsten gleich nochmal zugehauen, aber ich traute mich nicht mehr. Weiß der Geier warum.
„Also was ist nun? Möchtest du rein ja oder nein?“ Kurz sah ich zur Tür und dann wieder zu ihm zurück, bevor ich zögernd nickte. Ich war kaum fertig mit den Nicken, da nahm er schon meine Hand und führte mich einfach in den Hörsaal rein.
„Das können wir doch nicht machen!“ Ich flüsterte es ihm zu und sah mich schüchtern im Raum um. Meine Aussage ignorierend, ging Patrick einfach bis zu einer freien Stufe weiter. Nachdem wir uns gesetzt hatten, schaute ich ihn fragend an. Doch entweder bekam er es wirklich nicht mit oder er ignorierte mich weiter gekonnt.
Naja jedenfalls war das auch nicht weiter relevant, denn jetzt zog mich der Vortrag de Professors in den Bann. Er brachte den Studenten den Stoff richtig gut rüber und erklärte vieles an Beispielen, die im echten Leben auftreten können. Ich hing gebannt an seinen Lippen-die ganze Vorlesung über. Erst als mich so ein Typ anrempelte, um an mir vorbeizukommen, erwachte ich aus dieser Trance und fand mich in der Realität wieder.
Der Vortrag war zu Ende und Patrick und ich standen auf. Langsam mussten wir uns beeilen. Der Tag neigte sich bestimmt schon dem Ende zu und wir brauchten noch den  Raumplan und die Liste mit der Pflichtlektüre. Als wir aus den Saal in den Gang traten, sah ich mich erstmal um,bevor wir uns dann in Richtung Sekretariat gingen. Dort angekommen klopften wir kurz, worauf wir sofort hineingebeten wurden.
Die Frau fragte nach unseren Anliegen und wir erklärten kurz, dass wir neu hier waren und wir unsere Gruppen verloren hatte und fragten auch gleich, ob sie uns nicht unsere Sachen aushändigen könnte? Sie konnte und nach wenigen Minuten waren wir schon wieder aus diesem Raum raus. Die Frau hatte uns erklärt, dass wir an einer Art schwarzen Brett, die verschiedenen Uhrzeiten der Lesungen vorfinden würden und tatsächlich kamen wir an einer vorbei. Schnell studierten wir ihn und stellten dann im Nachhinein fest, das wir ein paar Lesungen zusammenhatten, aber eben nur ein paar. Bei dem Rest war ich auf mich alleine gestellt.
Nachdem wir auch das in Erfahrung gebracht hatten, gingen wir raus und ich bemerkte das es tatsächlich schon recht spät war. Die Sonne stand schon sehr tief am Horizont, wenn ich noch im hellen ankommen wollte, müsste ich sofort los.
„Na dann sehen wir uns morgen bestimmt wieder oder?“ Fragend drehte ich mich zu ihm um und begegnete einen überraschten Gesichtsausdruck. „Was denn nun schon wieder?“
„Ähm...hast du jetzt etwa vor alleine nach Hause zu gehen? In dieser Gegend?“ Immer noch überrascht schaute er mich an, doch dies wechselte schnell zur puren Entrüstung als ich nickte. „Vergiss es. Ich Fahr dich nach Hause!“
Nun grinste er breit und führte mich zu seinem todschicken Auto. Da ich wusste,das es nichts bringen würde wenn ich jetzt irgendetwas dagegen sagen würde, lies ich mich einfach führen und als er mir die Tür aufhielt, stieg ich auch ein.
Nach einer 10-minütigen Fahrt, waren wir dann auch schon bei mir angekommen.
„Danke fürs nach Hause bringen. Wir sehen uns morgen wieder oder?“ Ich schnallte mich ab, während ich das sagte und sah erst auf, als mir seine Antwort ausblieb. Was hatte er denn? Warum antwortete er mir nicht?Überrascht sah ich ihn an. Sein Blick war nach draußen gerichtet und er schaute sich aufmerksam um.
„Ist irgendetwas?“ Auch ich schaute mich draußen um,aber ich erkannte nichts, außer das mein Haus und die Straße in orange-rot gefärbt waren.Als ich in den Himmel schaute, bemerkte ich das die Sonne gerade unterging und es war wunderschön.
Meine Frage, ob irgendetwas sei, hatte ihn womöglich aus den Gedanken gerissen, denn als ich wieder zu ihm sah, schaute er mich lächelnd an.
„Aber nein alles okay. Bis morgen dann. Bye!“ Er lächelte mich noch einmal kurz an und ich stieg aus. Sobald ich die Tür zugeschlagen hatte, startete er wieder den Motor und fuhr mit quietschenden Reifen davon. Kurz schaute ich ihm nach, bis ich mich dazu entschied, das meine Wohnung sehr viel wärmer, als die Luft hier draußen war. Außerdem würde ich dann endlich meinen Kaffee bekommen.
Sobald ich drinnen war, zog ich meine Jacke aus und ging schnurstracks in die Küche. Dort setzte ich mir erstmal einen neuen Kaffee an. Während der Kaffee kochte, ging ich mir schnell alte Sachen anziehen, die viel bequemer waren, als die ollen Jeans und ging in mein Wohnzimmer. Dort stellte ich den Computer an. Dann kramte ich meine Liste mit den Pflichtlektüren für die Uni heraus und öffnete mein Internet. Schnell bestellte ich mir jegliche Bücher und stellte dabei fest, das ich ganz dringend einen Job brauchte. Durch diese ganzen Bücher, war mein halbes Budget nämlich schon fast leer. Anscheinend war es wirklich richtig teuer wenn man studieren wollte. Ich seufzte. Irgendwann würde ich noch arm auf der Straße landen wenn das so weitergeht.
Ich nahm mir vor, noch heute Abend einen Job im Internet zu suchen, jedoch nicht eher, bevor ich nicht meinen Kaffee intus hatte. Schnell ging ich in die Küche und füllte meine Lieblingstasse mit den schwarzen Getränk auf. Dann ging ich zurück ins Wohnzimmer und setzte mich wieder an den Computer. Mhm....mal sehen, welche Arbeit würde ich denn am liebsten machen wollen. Nun ja, eigentlich war das ja klar: Journalistin. Doch ob sie hier so eine Stelle frei hatten, wagte ich leicht zu bezweifeln. Immerhin war das hier eine kleine Stadt, also hatten die sicher nicht allzu viel zu tun, als wie es bei einer großen Redaktion der Fall gewesen wäre. Trotzdem konnte ich ja nichts verlieren, wenn ich mal nachschaute. Schnell tippte ich bei Google den Suchbegriff „Journalistin“-mit meiner jetzigen Heimatstadt Cever-an.
Da die Homepage der Zeitung ganz oben stand,klickte ich sie an und begann mich durch die Fülle der Informationen zu klicke. Es schien ein sehr seriöser Betrieb zu sein und ein pflichtbewusster noch dazu, denn die ließen die Mitarbeiter auch mal gerne nachts arbeiten,vor allem am Tag vor dem Druck der neuen Zeitung.
Ich las mir den Text über den Betrieb komplett durch und konnte dann kaum glauben, was im letzten Abschnitt stand. Sie suchten Tatsache noch eine Journalistin. Ob ich mich da bewerben sollte? Würden sie denn eine Studentin annehmen? Auch hier kam mir-nach langem Überlegen-das ich nichts zu verlieren hatte und somit, schrieb ich mir die Adresse der Zeitung auf. Ich wollte sofort losgehen und mich dort bewerben. Nicht das mir ein anderer zuvorkam. Denn das wollte ich gar nicht. Wenn ich schon meinen Traumjob ergattern kann, dann will ich ihn auch unbedingt haben. Was Besseres kann es doch gar nicht geben oder?
Ich sprintete ins Schlafzimmer und zog mir etwas seriöseres an, dann ging ich schnell ins Bad und überprüfte nochmal meine Haare und mein Make-up. Alles passte perfekt. Ich würde nicht zu sexy rüberkommen, aber auch nicht zu streberhaft. Die perfekte Kombination, meines Erachtens nach, hoffentlich sahen es die bei der Zeitung auch.
Als ich mit allem komplett fertig war, trank ich noch schnell meinen letzten Schluck Kaffee aus, bevor ich mir wieder meine Jacke über schmiss und mich auf den Weg nach draußen und zum Betrieb machte. Oh hoffentlich würden sie mich annehmen. Ich wollte schon immer mal mit eigenen Augen sehen, wie das alles genau ablief, denn eine Chance dazu hatte ich bisher noch nie und wenn ich damit dann auch noch Geld verdiente, war es umso besser.
So machte ich mich auf den Weg in die vor mir liegende Stadt ohne zu wissen was alles auf mich zukommen könnte, wenn ich allein durch die Straßen ging.

3.Kapitel

Da mein Haus etwas abseits von der Stadt lag, musste ich einige Minuten gehen bevor ich am Anfang von Cever stand, denn dass war ja der Name der Stadt. Ja schon okay ich muss auch zugeben, dass sich der Name irgendwie mystisch anhört, aber na ja darüber machte ich mir eigentlich weniger Gedanken. Denn auf unerklärlicherweise gefiel mit der Name sehr gut, sowie die Mystik die sich dahinter verborgen hielt. Als ich noch in meiner Heimatstadt war, hatte ich ein bisschen im Internet recherchiert und herausgefunden, das angeblich lauter Hexen diese Stadt gegründet hatten.
Alle hatten die Macht der weißen Magie in sich und sie bauten die Stadt auf Wundersamer weise friedlich auf und so lebten dann auch die Menschen in der Stadt. Bis plötzlich eine Hexe nach der anderen starb. Die Zeit war identisch mit der in denen die Hexenverbrennungen stattfanden, aber nach der Sage, waren dunkle Mächte über die Stadt gekommen untote Menschen. Die Vampire, wie sie genannt werden, haben die ganze Stadt vernichtend und sich dann da angesiedelt, aber nach einiger Zeit töteten sie sich gegenseitig und nur der stärkste Clan überlebte und das war der Clan der Kirona.  
Diese lockten wieder Menschen an und lebten dann zufrieden mit ihnen in der Stadt. Sie waren die “Beschützer” der Stadt, so nannten sie sich jedenfalls, aber ich glaubte es nicht wirklich. Es waren immerhin Vampire gewesen und außerdem waren es nur Legenden. Legenden waren erfundene Geschichten und diese hörte sich stark danach an als wollten sie bloß Touristen anziehen.
Während ich in Gedanken gewesen war, war ich anscheinend weiter in die Stadt gelaufen. Nach einer kurzen Orientierung war mir klar, dass ich im Stadtkern gelandet sein musste. Denn es reihten sich Geschäfte an Geschäfte, vereinzelt unterbrochen durch kleine Cafés oder Restaurants. Hier war es wirklich wunderschön und authentisch, dieses Gefühl hatte ich schon lange nicht mehr in irgendeiner Stadt. Ich fühlte das ich hier immer wohnen wollte. Woher wusste ich nicht, aber es war einfach so.
Ich merkte das es langsam dunkler wurde und wenn ich noch zu dieser Zeitung wollte musste ich mich beeilen und es schnell finden. Sonst würde ich nachher noch vor verschlossenen Türen stehen und darauf hatte ich nun absolut keine Lust. Ich wollte einfach nur so schnell wie möglich einen Job haben und Geld für die Universität und meinen privaten Leben verdienen.
Ich nahm mir den Zettel, wo ich mir zu Hause noch die Adresse rauf geschrieben hatte, und schaute kurz rauf. Ah okay, also zur Hablinerstrasse 4. Nur wo genau ist diese Straße? Ich drehte mich einmal im Kreis herum, aber eine Ahnung hatte ich danach immer noch nicht! Ich seufzte tief und setzte mich auf eine Bank. Starrend schaute ich auf den Zettel, als könnte er mich jetzt irgendwie auf wundersame Weise helfen können, aber das war ja unmöglich. Leider!
Ich seufzte abermals und stand wieder auf. Seit wann war ich denn so hoffnungslos? Seit wann lies ich mich denn so hängen? Das geht doch gar nicht.
“Hallo hübsche Dame, kann man dir irgendwie helfen?” Die Stimme war direkt hinter mir, weshalb ich mich umdrehen musste um der Person in die Augen zuschauen. Es war ein junger Mann, wahrscheinlich so Anfang 25. Er hatte schwarzes und etwas längeres Haar, was ihm fast bis auf die Schulter fielen, doch das Erstaunlichste an seinem Aussehen waren die eisblauen Augen und aus ihnen strahlte Wärme und Freundlichkeit. Der Unbekannte lächelte mich freundlich an, wobei niedliche Grübchen entstanden.
Sein Lachen war ansteckend, denn ich merkte das sich auch auf mein Gesicht ein Lächeln zauberte. Ich nickte und hielt ihm mein Blatt unter die Nase, eigentlich war das ja sehr unhöflich, aber mir war es egal, denn ich wollte so schnell wie möglich zu dieser Zeitungsagentur. Um nicht ganz so unhöflich zu wirken setzte ich hinzu:
“Könnten Sie mir bitte sagen wie es zur Hablinerstrasse 4 geht?” Erwartungsvoll sah ich in seine eisblauen Augen, die konnten einen wirklich den Atem raubten. Als er dann auch nickte war ich im 7. Himmel. Klar, nicht wegen ihm, wobei das auch nicht so unwahrscheinlich wäre, sondern eher wegen meinen Ziel. Ich könnte jetzt bald in meinen Traumjob hineinschnuppern und das war doch so was von cool und aufregend.
Seine samtene und tiefe Stimme riss mich dann aus meinen Gedanken und zwang mich ihm zuhören, da er ja gerade den Weg erklärte. Es dauerte nicht lange und dann war ich schon auf dem Weg dahin, natürlich nicht ohne ihm vorher meinem Dank auszusprechen. Ich ging genau den mir beschriebenen Weg entlang und war in weniger als 10 Minuten da.
Hätte ich nicht gewusst das es hier gewesen wäre, wäre ich glatt dran vorbei gelaufen, denn die Redaktion passte sich hervorragend an die angrenzenden Häuser an. Alles war sehr schlicht gehalten, nur ein kleines Schild wies daraufhin das hier die Zeitung sei.
Mit zitternden Knien, natürlich nur vor Aufregung, ging ich zu dem Haus hin und klingelte. Nach einer Weile wurde mir die Tür geöffnet und langsam ging ich die Treppen hoch. Oh man ich war doch sonst noch nie so aufgeregt? Was war denn nur los mit mir?
Im zweiten Stock angekommen stand ich dann wieder vor einer Tür. Nachdem ich noch einmal tief Luft geholt hatte, drückte ich die Tür auf und ging sofort zur Rezeption. Auf dem halben Weg musste ich dann allerdings doch noch mal anhalten, denn erst jetzt sah ich das die ganze Redaktion, oder zumindest das was ich überblicken konnte, total edel eingerichtet war.  Es raubte mir noch mehr der Atem, als der Mann vorhin auf der Straße.
Hier wollte ich mich bewerben? Da hatte ich doch von Anfang an keine Chance so wie ich aussah. Sicher wäre das alles Zeitverschwendung, aber trotzdem. Ich wollte später mal als Journalistin arbeiten, also musste ich das jetzt auch durchziehen. Vielleicht würde ich ja ein gutes Zeugnis von diesem Praktikum bekommen und das war doch alles was ich mir erhoffte. Immerhin könnte ich mich dann überall bewerben und alle würden sehen, wie gut ich bin. Das war es doch von dem jeder Journalist oder jede Journalistin träumte richtig? Na gut, ich kann nicht für jeden sprechen, aber ich träumte schon davon.  
Als ich dann wieder atmen und laufen konnte, ging ich zur Rezeption und räusperte mich, damit die Frau dahinter auf mich aufmerksam wurde. Als diese dann ihren Kopf anhob, glaubte ich fast umzufallen. Sie war wirklich wunderschön. Sie sah aus wie irgendein Model von einem Magazin. Ihre dunkelbraunen Haare waren offen und fielen ihr über die Schulter und fast über dem ganzen Rücken. Sie hatte schwarze Augen, die dicht umrandet waren von Wimpern und ihr Lächeln war genauso freundlich wie das, des Mannes von vorhin.
“Wie kann ich ihnen helfen?” Ihre helle Stimme holte mich aus meiner Erstarrtheit raus. Okay, jetzt musste ich was sagen, am besten ich stottere nicht herum oder sonst was. Einfach präzise Antworten geben, das war immer das Beste.
“ich..ähm...wollte...mich bewerben für...für den Praktikumsplatz!” Na toll, das mit den nicht stottern hatte ja prächtig funktioniert. Innerlich schalte ich mich. Wie konnte mir das nur passieren? Verdammt, ich wollte diesen Platz doch unbedingt. Jetzt wäre ich ganz sicher unten durch. Gleich wird sie mich wegschicken. Ich sah es schon richtig kommen. Die Frau öffnete ihren Mund und ich machte mich schon mal auf eine Abfuhr bereit, aber heraus kamen nicht die Worte dich ich dachte die herauskomme würden.
“Warten Sie einen Moment. Ich muss nur mal eben zum Chef und fragen ob er Zeit habe. Sie können sich solange da drüben hinsetzen.” Sie zeigte wohl auf ein paar Stühle hinter mir und ich nickte nur, zu sprachlos um jetzt noch etwas zu sagen. Ich drehte mich um, während sie schon an mir vorbeiging und wohl zum Büro des Chefs am Ende des Ganges. Mit langsamen Schritten ging ich zu den Stühlen, okay es waren keine Stühle, es waren schöne bequeme Sessel und setzte mich hin. Nervös spielte ich mit meinen Fingern und schaute mich um.
Ich war immer noch total angetan von der Schönheit dieser Redaktion, dass hätte man vom äußerlichen Bau des Hauses absolut nicht vermutet, aber wie heißt es so schön: “Aufs innerliche kommt es an!” In diesem Fall stimmte ich absolut damit überein. Es kam immer aufs Innerliche an, vor allem hier.
Als ich meinen Blick dann wieder nach vorne richtete, sah ich das die Frau gerade aus dem Büro kam und lächelnd auf mich zu.
“Er kann dich empfangen!” Ich nickte und sie ging wieder zu ihrem Platz hinter dem Tresen. Noch mal, das zweite Mal an diesem Tag, atmete ich tief ein, bevor ich dann aufstand und in die Richtung ging, von der die Frau gekommen war. Vor der Tür hielt ich dann noch einmal an und klopfte zaghaft. Nach ungefähr ne Minute hörte ich dann auch ein “Herein!”.
Ich drückte die Klinge runter und öffnete dann die Tür. Mit wenigen Schritten ging ich dann in den Raum rein und schloss hinter mir wieder die Tür. Mein Blick huschte kurz durch das Büro. Es war schlichter eingerichtet als draußen der Flur, aber trotzdem wirkte es noch immer elegant. Dann fiel mein Blick auf den Schreibtisch und die Person die da hinter saß und bei ihm bleib mir wirklich die Spucke weg. Ich weiß nicht was es war, aber er schien mich richtig anzuziehen. Seine grünen  Augen waren unverwandt auf mich gerichtet und sein Blick strahlte noch mehr Wärme aus, als die von dem Mann. Ich spürte das ich leicht rot wurde.
Oh mein Gott was war bloß heute mit mir los? Wieso wurde ich wegen ihm rot? Das geht doch nicht. Das darf nicht sein. Ben war gerade mal vor ein Monat gestorben und ich mach mich schon an den nächsten ran? Das war doch gerade zu lächerlich. Schnell verbannte ich lediglich Gedanken an dem Typen vor mir aus dem Kopf und ging zum Schreibtisch. Dort ließ ich mich auf dem Stuhl sinken und er sah mich, immer noch lächelnd an.
“Also Sie möchten sich um den freien Praktikumsplatz hier bei uns bewerben richtig?” Während er redete lehnte er sich zurück und beobachtete mich. Da ich nicht reden konnte, nickte ich einfach nur.
“Können Sie nicht reden?” Er grinste mich frech an und ich wurde nur noch röter. Ähm Hallo? Kayt? Seit wann bist du denn so? Rede doch, sage irgendetwas. Der Typ denkt sonst du bist komplett blöd und du willst doch einen guten Eindruck machen oder nicht?
Klar, wollte ich das, dass konnte ich sofort selber beantworten, aber konnte ich reden ohne peinliche Sachen zu sagen? Das war das Problem vor dem ich stand. Ich schaute wieder auf und plötzlich gaben mir seine grüne Augen Mut.
“Ja, doch ich kann reden und ja ich würde mich sehr gerne um den Praktikumsplatz bewerben!” So jetzt hatte ich was gesagt und ich war zufrieden mit mir. Ich hatte ganze Sätze zustande gebracht, was mir vorhin ja nicht so gelungen war.
“Okay und wieso glaubst du wärst du dafür geschaffen?” Er schaute mich forschend an, aber diesmal schüchterte sein Blick mich nicht ein.
“Mhm ich wollte dieses Praktikum nutzen um mal in den Job hineinzuschnuppern, weil ich Journalismus hier an der Universität studieren werde und ich dachte das würde sich anbieten. Außerdem interessiert es mich wirklich wie so ein Betrieb funktioniert!” Ich schaute ihn lächelnd an, doch er hatte sich mittlerweile von mir weggedreht und schaute aus dem Fenster, hinter ihm. Was er wohl dachte? Ob er mich nehmen würde als Praktikantin? Ich hoffte es wirklich sehr, denn ich brauchte auch das Geld, sonst würde ich hier nicht lange überleben und wenn ich dann auch noch als Journalistin Geld verdienen konnte, dann wäre es praktisch.
Ich sah weiterhin zu dem Stuhl und als er sich dann plötzlich wieder umdrehte, klopfte mein Herz so laut, dass ich dachte er würde es hören. Ob ich jetzt wohl angenommen wurde? Ich hoffte es.

4.Kapitel

Sein Blick ruhte gelassen auf mir und ich spürte, wie ich innerlich immer ungeduldiger wurde. Wieso sagte er nichts mehr? Hatte ich irgendetwas falsch gesagt, so dass er sich nun dagegen entscheiden würde mit hier als Praktikantin aufzunehmen??
„Also ich habe mcih entschieden sie hier aufzunehmen. Allerdings müssen sie erstmal eine gewisse Frist bestehen, bevor ich mich richtig fest dazuentscheide,denn man kann nie wissen wie die Person wirklich arbeitet.“ Ich nickte. Das klang vernünftig für mich. Ich glaube wäre ich der Boss gewesen, hätte ich es ganz genauso gemacht. Erstmal schauen wie hart die Person arbeitet und dann entscheiden ob oder ob nicht.
„Aber bevor ich dir nun dn Vertrag hinlege, möchte ich mich erstmal vorstellen. Ich bin Raphael Sagitarius. Ich weiß ziemlich ungewöhnlicher Name, aber meine Eltern hatten einen Draht zum Mittelalter!“
Ich lächelte. Ja, der Name war wirklich ungewöhnlich, zumindest für dieses Jahrhundert, aber man konnte sich Namen eben nie aussuchen. War bei mir ja nicht anders. Ich möchte echt gerne mal wissen, was meine Eltern dazu gebracht haben mich Kaytlynn Cressadya Cyphrien zu nennen? Sie behaupteten immer dieser Name war dadurch entstanden, weil sie sich nie auf einen einigen konnten. Ich denke ja es lag an den Übermut, den die beiden schon immer hatten, und daran das Cressadya ein Name war, den meine Mum mal in einen Buch entdeckt hatte und wunderschön fand. So komisch meine Theorie auch klingt, desto wahrscheinlicher ist es, dass es wirklich so war. Denn meine Mutter las viele Bücher aus früherer Zeit und da war sie sicher mal auf so einen Namen gestoßen.
Naja wie dem auch sei, zurück in die Gegenwart. Da sich nun mein zukünftiger Boss vorgestellt hatte, musste ich nun meinerseits ebenfalls meinen Namen preisgeben, wobei das ja eigentlich nicht so schlimm sein konnte, da mein Name ja genauso ungewöhnlich war wie seiner.
„Okay ich bin Kaytlynn Cressadya Cyphrien. Klingt genauso ungewöhnlich wie ihr Name, ich weiß, aber naja was soll man dagegen schon machen? Eltern denken sich nun mal komische Namen aus.“
Er grinste und nickte zur Zustimmung. „Okay ist es dann recht wenn ich dich nur Kaytlynn nenne? Sonst ist das nämlich ein bisschen zu lang und eine Ewigkeit würde vergehen, bevor ich deinen Namen ausgesprochen und du zu mir kommen würdest.“
„Klar ist das in Ordnung, so nennt mich sowieso jeder!“ Ich lächelte. Rahphael war währenddessen aufgestanden und kramte in einem Schrank rum. Nach einer Ewigkeit, ich wollte schon fragen ob ich helfen könnte, kam er dann mit einem Blatt Papier in der Hand zurück.
Er legte es vor mir hin und hielt mir dann einen Kugelschreiber vor die Nase. Ich nahm ihn und las mir den Vertrag sorgfältig durch.
„Also der Vertrag besagt das ich Sie bei unzulässiger Arbeit feuern kann, denn wir sind hier eine Redaktion die hart arbeitet und wirklich alles sehr gut machen will. Dann steht das mit der Frist am Anfang auch drin. Ich würde denken 1 Monat sollte genügen. Ja und ansonsten nur anderweitige Verpflichtungen, wie an Wochenenden und Feiertagen ebenfalls zu arbeiten, wenn man sie braucht, aber das kennen Sie sicher schon!“
Ich nickte und als ich fertig war mit lesen, setzte ich meine Unterschrift rechts unten hin. Sie sah, für meine Verhältnisse recht elegant aus, aber als ich dann sah wie Raphael seine Unterschrift druntersetzte, zuvor hatte er sich natürlich den Vertrag und den Kugelschreiber wieder zurückgeholt, wäre ich beinahe vor Verlegenheit im Boden versunken. Seine Schrift war total elegant und total fein. Wie konnte man als Mann nur so eine Handschrift haben? Alle die ich bisher kennengelernt habe, hatten eine kraklige Schrift die man kaum entziffern konnte.
Er merkte wohl das ich etwas verlegen war, denn er räusperte sich kurz und legte dann den Vertrag wieder zurück. Danach stand er sofort auf und reichte mir seine Hand. Ich stand daraufhin ebenfalls auf und nahm seine Hand entgegen.
„Willkommen in der Redaktion und auf eine gute Zusammenarbeit!“ Er lächelte mich an und ich musste wieder, ohne jeden Grund, zurücklächeln. Was war nur los? Wieso hatte er so eine Auswirkung auf mich? Das geht doch gar nicht. Niemand konnte so eine Auswirkung auf jemand anders haben, oder etwa doch? Na gut Ben hatte sie auch auf mich gehabt, allerdings war es nicht annähernd so stark gewesen.
Bei Ben wusste ich einfach das ich mich auf ihn verlassen könnte und das er immer für mich da sein würde. Von Anfang an hatte ich geahnt das unsere Beziehung etwas ganz Besonderes werden würde, aber der Unfall hatte ja dann alles kaputt gemacht. Diese Beziehung existierte nun nicht mehr, obwohl er in meinem Herz weiterlebte.
„Danke Mr. Sagitarius, Ich bin sicher wir werden super zusammenarbeiten und alles schaffen was wir vorhaben!“ Ich lächelte ncoh einmal, bevor ich dann seine Hand losließ und mich wieder auf den Weg nach draussen machte.
Als ich an der Tür angekommen war, fiel mir plötzlich noch etwas ein. Nocheinmal drehte ich mich zu ihm um und bemerkte das er nun wieder mit dem Rücken zur Tür und aus dem Fenter starrend dasteht.
„Ähm...ich hätte da noch eine Frage...Wann genau soll ich morgen hier anfangen?“ Er zuckte kaum merklich zusammen als ich ihn ansprach. Anscheinend war er doch schon ziemlich in Gedanken gewesen.
„Mhm sagen wir gegen 16 Uhr, da Sie ja noch zur Uni müssen und alles!“ Er hatte sich nicht umgedreht während er mir geantwortet hatte, weshalb ich mich etwas anstrengen musste ihn zu verstehen, da er nun sehr leise sprach.
„Okay dann bis morgen 16 Uhr!“ Er nickte kurz, während ich die Tür öffnete und hinausging. Leise machte ich sie dann wieder hinter mir zu und sah zum Empfang. Die Frau die vorhin da gesessen hatte, war nun weg un an ihrer Stelle saß eine andere und mürrischer aussehende Frau da.
„Auf Wiedersehen!“ Sagte ich höflich als ich am Empfang vorbeiging, doch von ihr kam nur eine Art brummen. Mhm was ihr wohl über die Leber gelaufen ist? Vielleicht hatte ja ihr Freund Schluss gemacht, das könnte zumindest einerseits ihre schlechte Laune erklären.
Als ich dann endlich wieder auf der Strasse stand, atmete ich erstmal tief ein. Hier draussen war es einfacher wieder einen klaren Gedanken fassen zu können, das war ja in der Anwesenheit von diesem Raphael überhaupt nicht möglich gewesen.
Während meiner Zeit in seinem Büro hatte ich nicht mitbekommen das angefangen hatte zu regnen und auch die Sonne war nun endgültig hinter den Bergen, in der Ferne, verschwunden. Ich lies meine Hände in meine Jackentaschen gleiten und ging dann schnellen Schrittes Richtung zu Hause.
Whua, war das ein Scheißwetter. Der Regen wurde immer stärker und mein Haar klebte, schon nach einigen Metern, an meiner Haut fest.
Ich achtete nicht mehr sonderlich nach vorne, da ich keine Lust hatte den Regen in meine Augen zu bekommen. Deshalb merkte ich erst zu spät das ich in eine Gasse gelaufen war, die total dunkel war. Nur einige Fenster dienten als Lichtquelle. Zitternd, wobei es mehr vom Regen, als vor Angst war, ging ich weiter in der Hoffnung, bald wieder auf eine etwas größerer und beleuchterter Strasse anzukommen.
Doch dem war leider nicht so. Als ich an einer Mauer ankam wusste ich das ich in einer Sackgasse war. Seufzend drehte ich mich um und wollte schon zurückgehen,doch plötzlich stand ein Mann mit ungeheuerlicher Größe vor mir. Ich hatte ihn nicht gehört. Um genau zu sein hatte ich gar nicht gehört, dass mir überhaupt irgendjemand gefolgt war.
Kein Geräusch, nichts hatte darauf hingwiesen. Doch nun stand mir jemand zweifellos gegenüber und er sah nicht gerade so aus, als wollte er nur ein Schwätzchen mit mir halten wollen. Ich wusste das es gefährlich werden würde, jetzt noch in die Stadt zu gehen, aber was blieb mir schon anderes übrig?? Irgendwie musste ich mir das Praktikum ja unter die Nägel krallen und das Risiko eingehen, dass jemand schneller als ich sein könnte, wollte ich nicht.
„Na hast du dich verlaufen, Süße??“ Der Typ, der nun so vor mir stand, dass ich keinen Fluchtweg mehr hatte, sah mich mit einen fetten Grinsen im Gesicht an.
„Nein, ich weiß genau wo ich lang muss. Danke!“ Ich reckte mein Kinn nach vorn, um wenigstens etwas selbstbewusster rüberzukommen, aber ich glaube es gelang mir nicht richtig, da er mich nur noch mehr angrinste und einen weiteren Schritt auf mich zukam, ohne überhaupt auf meine Antwort zu warten.
Hastig zog ich mich weiter zurück um daraufhin zu merken, dass ich nun an der Mauer stand. Jetzt war alles vorbei. Ich würde hier nie wieder rauskommen. Es gab kein ausweg gar nicht und um gegen ihn zu kämpfen war ich sicherlich zu schwach. Ich hatte zwar mal kurz Selbstverteidigung gelernt und wusste auch was ich tun könnte, aber der Typ war viel massiger als ich und auch um Köpfen größer. Ich könnte, auch wenn ich mich wehrte, wahrscheinlich eh nicht viel ausmachen. Aber mich einfah so ergeben wollte ich auch nicht. Ich hatte keine Lust, mich ihm auszuliefern, denn so ein Mädchen war ich einfach nicht.
Als der Typ mir noch näher kam, bekam ich sein Geruch in die Nase und ich musste feststellen, dass es nicht das war was ich erwartet hatte. Eigentlich war der Typ mir so vorgekommen als hätte er etwas getrunken, aber sein Atem roch absolut nicht nach irgendetwas alkoholischem. Es roch eher süß und leicht herb.
Plötzlich schoss seine Hand auf mich zu und umfasste mein Handgelenk. Ich hatte nicht bemerkt das er noch näher kam und nun keine 2 Schritte mehr von mir entfernt stand. Panisch sah ich ihn an, doch der grinste einfach nur, wie er es vorher auch schon getan hatte.
Sein Mund näherte sich meinem gefährlich nach und ich trampelte und boxte, mit meiner freien Hand, nur so um mich herum um ihn abzuwehren. Doch er war erheblich stärker als wie cih vermutet hatte. Problemlos hielt er meine andere hand auch ncoh fest und drängte sich näher an mich heran, sodass sein Körper mich an die Wand drückte und ich mich nicht mehr bewegen konnte.
Langsam bekam ich immer mehr Angst. Er würde es tun und ich konnte nichts machen. Das Wehren zwecklos war, hatte ich jetzt gerade bei lebendigen Leibe bemerkt und was sollte ich sonst tun. Schreien? Es würde ebenso zwecklos sein, da mich in dieser Gasse niemand hören würde. Der Typ hatte wirklich an alle Möglichkeiten einer Flucht gedacht und mich so eingesperrt, zwischen ihm und der Wand.
Abermals kam er meinen Mund näher, aber ich drehte den Kopf zur Seite, sodass er stattdessen meinen Hals traf.
„Oh das war ein Fehler Süße. Jetzt kann ich wirklich nicht mehr widerstehen!“ Was...? Oh mann wieso machte ich alles nur umso schlimmer? Wieder versuchte ich mich zu wehren, doch wie zuvor half das nichts, außer das er sich nur noch fester an mich presste.
Es war eine verzweifelte Situation und ich wollte hier weg. Ich wollte nach Hause, in mein Zimmer und da einfach nur im Bett liegen und schlafen, wie es jeder normale Student und Mensch tat. Plötzlich spürte ich etwas Nasses meine Wange hinunterlaufen. Ich blinzelte. Was war das? Ich weinte doch nicht oder? War ich jetzt wirklich so verzweifelt, dass ich schon anfing zu weinen. Ich wollte nicht weinen. Das zeigte das ich aufgab und aufgeben gegen ihn zu kämpfen wollte ich nicht. Ich wollte keins seiner hilflosen Opfer werden.
Ein Schmerz an meinen Hals riss mich unsanft aus meinen Gedanken und ich fing an zu schreien. Was war das jetzt wieder? Wieso tat mein Hals weh? Ich versuchte meinen Kopf zu bewegen, doch ich schaffte es nicht, der Typ hielt mich so, dass ich nur auf die Gasse, die hinter ihm lag, gucken konnte.
Nochmals wehrte ich mich und wieder schaffte ich es nicht. Doch diesmal lag es nicht daran das er mich zu feste hielt, sondern das ich schwächer wurde. Was....wieso wurde ich schwächer? Und wieso fängt plötzlich an sich alles zu drehen? Langsam wurde alles schwarz um mich herum und kurz bevor ich ohnmächtig wurde, hörte ich nur noch jemanden etwas rufen, aber es war für mich zu unverständlich und zu weit weg, als das ich irgendetwas verstand.

5.Kapitel

Mit brummenden Kopf wachte ich auf und sah mich erstaunt im Raum. Wo war ich? Das hier war nicht mein Schlafzimmer und auch sonst konnte ich mich nicht an so ein Zimmer erinnern. Vorsichtig drehte ich meinen Kopf von links nach rechts, doch nichts schien mir auch nur annähernd vertraut. Wieso lag ich in einem fremden Zimmer? Und überhaupt, was war gestern passiert?? Ich versuchte mich daran zu erinnern, aber immer wenn ich es versuchte, brummte meine Schädel ungehalten.
Seufzend lies ich mich zurück in die Kissen fallen und sah mich weiter um. Vielleicht würde ich ja irgendwo ein Anzeichen finden von wem das Zimmer war, vorrausgesetzt ich kannte den Inhaber überhaupt.
Soweit ich überblicken konnte stand das Bett in der Mitte des Zimmers. Rechts von mir stand ein riesiger Schrank, der sehr gut mit Büchern bestückt war, aber ansonsten nichts was auf dem Inhaber schließen würde. Ich drehte mein Kopf nach links um mich da umzusehen und Tatsache fand ich, auf dem ersten Blick, etwas. Es war zwar nur ein Kleidungsstück, aber an das konnte ich mich noch genau erinnern, da ich es gestern den ganzen Tag gesehen hatte.
Über einem Stuhl, der vor einem riesigen Schreibtisch stand, hing eine dunkelgrüne Jacke und diese gehörte Patrick. Da war ich mir ganz sicher. Diesmal staunend, sah ich mich nochmal in dem Zimmer um. Dann muss das wohl oder übel sein Schlafzimmer sein, aber wieso war ich hier? Und wie war ich hier hergekommen?
Langsam stand ich auf und stellte mit Freuden fest, dass sich nichts drehte oder es mir sonst schlecht ging. In einem plötzlichen Anflug von Panik sah ich an mir herunter. Erleichtert atmete ich aus, als ich merkte das ich noch komplett angezogen war. Puh, also war nichts unschickliches passiert. Gott sei Dank. Auch wenn ich Patrick als einen einstufte, der soetwas nicht machen würde, musste ich alles in Betracht ziehen. Immerhin konnte ich mich an nichts erinnern, da taten sich nun mal Fragen auf. Vor allem die Frage, wie ich hierhingekommen war.
Ich ging langsamen Schrittes zur Tür. Auch wenn ich gerade stand und sich nichts drehte, konnte keiner mir sagen ob das auch so blieb oder ich es wirklich schaffte sicheren Schrittes zur Tür zu kommen.
Kurz bevor ich an der Tür angekommen war, um draussen nach ihm zu suchen, wurde die Türklinge runtergedrückt und im Türrahmen stand Patrick mit einem besorgten Gesichtsausdruck.
„Kaytlynn du solltest noch nicht aufstehen. Bleib noch eine Weile liegen!“ Er stellte das Tablett, was er in der Hand gehabt hatte, auf einen Nachttischschrank und kam dann zu mir, um mich sanft, aber auch bestimmt wieder ins Bett zu führen.
Da ich wusste das ich dagegen eh keine Chance haben würde, lies ich mich wieder ins Bett bringen und setzte mich dann, an die Wand gelehnt, hin.
„Was ist gestern passiert? Und wieso bin ich hier? Was ist passiert, Patrick?“ Ich wusste, dass ich mich wiederholte, aber es war mir egal. Ich wollte nur endlich Klarheit haben und die konnte mir gerade nur einer geben. Patrick.  Doch dieser sah mich immer noch besorgt an und nahm erstmal das Tablett vom Nachttisch, um es jetzt vor mir zu stellen.
„Iss erstmal was, dann erklär ich es dir.“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn finster an.
„Ich möchte aber erst meine Erklärung. Ich will endlich die Wahrheit darüber wissen, was gestern passiert ist und vor allem auch darüber, warum ich heute in deinem Bett aufgewacht bin und nicht in meinem!“ Weiterhin finster sah ihn an und war so stur wie schon lange nicht mehr.
Er merkte wohl das er keine Chance hatte mich zu überreden, erst zu essen, denn er gab seufzend auf.
„Okay alles klar, aber nachdem ich es dir erzählt habe, wirst du was essen und keine Widerrede. Ich hab keine Lust das du mir hier umfällst.“ Nun wechselte das Mienenspiel, während er finster und entschlossen schaute, gab ich seufzend nach und nickte. Nachdem er eine Ewigkeit geschwiegen hatte, gut es waren eigentlich nur ein paar Minuten, aber für mich kam es wie die Ewigkeit vor, setzte er sich auf die Bettkante und fing an zu erzählen.
„Also ich war gestern Abend in einer Bar, weil mich ein Kumpel zu einer Feier eingeladen hatte. Allerdings war diese ziemlich langweilig und so entschloss ich mich zeitiger loszugehen, was sich als Glückstreffer erwiesen hatte, denn ich musste an einer Gasse vorbei aus der Rufe einer Frau kamen. Ich folgte der Spur bzw. der leisen Stimme der Frau, da die Rufe zunehmst leiser wurden, und sah einen etwas massigen Mann, anscheinend vor einer Frau stehend. Zu spät merkte ich das du das warst.“ Dabei sah er mir in die Augen, bevor er seufzend weitererzählte. „Ich schaute mich um und fand etwas womit ich ihn, zumindest, ohnmächtig schlagen konnte. Als er es dann auch war, merkte ich das du bereits ohnmächtig warst. Kurzerhand entschloss ich dich dann zu mir mitzunehmen, da ich näher wohnte und du sofort Hilfe brauchtest, denn du hattest auch eine Wunde am Hals, woraus das Blut nur so floss!“
Unwillkürlich schoss meine Hand zu meinem Hals und tastete ihn ab, doch ich konnte nichts erfühlen. Fragend sah ich ihn an.
„Ich hab sie bereits behandelt und sie ist schnell wieder weggegangen!“ Er zuckte mit den Schultern und sah dann auf mein Tablett, was immer noch so unberührt da stand wie vorher. „So das war die Geschichte, jetzt esse was, bitte!“
Ich nickte zwar, aber ich machte keine Anstalten, den Löffel in meine Hand zu nehmen um die Suppe zu essen, denn ich war viel zu verwirrt. Wenn das alles wirklich so abgelaufen war, dann hatte er mich gerettet. Mich vor dem Tod gerettet, denn ansonsten wäre ich, anscheinenderweiße, verblutet. Ich wurde leicht rot, als ich daran dachte, was ich vorhin in meinen Gedanken hatte, und das ich ihm kurze Zeit die Schuld in die Schuhe geschoben hatte, aber es dann doch nicht so war.
„Danke das du mich gerettet hast Patrick!“ Er tat es mit einer Handbewegung ab und sagte nur, dass das sicher jeder getan hätte. Doch da war ich mir nicht so sicher!!
Ungeduldig sah er mich an und zu meinen Tablett. Ich verdrehte bloß die Augen und nickte.
„Jaja ich ess ja schon!“ Ich nahm den Löffel, der neben dem Teller Suppe lag, und aß langsam und vorsichtig. Am Geschmack erkannte ich das es italienische Tomatensuppe war. Ich lächelte, denn dies war neben meinem Kaffee, dass absolut Liebste was ich aß. Apropos Kaffee, wo war meiner?? Ohne würde ich nicht ich sein.
„Das ist meine Lieblingssuppe, danke, aber eins hast du vergessen!“ Tadelnd sah ich ihn an und er zog nur eine Augenbraue hoch, was mir sagen sollte, dass ich nur weitersprechen sollte. Lächelnd schüttelte ich den Kopf. „Meinem Kaffee du Dummerchen!“
Nun grinste auch er und stand sofort auf. „Ich werde ihn sofort bringen. Einen Moment Geduld bitte!“ Und schon war er aus dem Zimmer raus und ich wieder alleine.
Während ich jetzt alleine in seinem Zimmer saß und die Suppe löffelte, dachte ich nochmal über alles nach. Nachdem er mir die Geschichte erzählt hatte, kam mein Erinnerungsvermögen langsam wieder und bruchstückenhaft erinnerte ich mich wieder daran, was passiert war, aber ich bekam das Gefühl nicht los, dass er irgendetwas verheimlicht hatte.
Angestrengt versuchte ich darauf zu kommen, aber, wieder mal, gelang es mir nicht. Nach ein paar Minuten gab ich seufzend auf und stellte das Tablett, mit dem nun leeren Teller, wieder auf dem Nachttisch und keine Minute später kam Patrick schon mit einem heißersehnten Kaffeebecher wieder rein. Lächelnd übergab er ihn mir.
„Ich hoffe er ist zu deiner Zufriedenheit.“ Ich nippte leicht an der Tasse und nickte dann.
„Ja alles super!“ Ich nahm einen lange Schluck und schloss dann meine Augen um ihn voll und ganz zu geniessen. Als ich meine Augen wieder geöffnet hatte, starrte Patrick mich stirnrunzelnd an. „Was ist denn los??“
„Mhm ich hab mich gefragt wo du gestern so spät eigentlich noch warst?“ Fragend legte er seinen Kopf schief und sah mich, immer noch stirnrunzelnd, an. Ach ja, dass hätte ich beinahe vergessen. Ich hatte ja jetzt einen Job, wenn auch auf Probezeit, aber besser als nichts.
„Ähm ich war gestern bei der Zeitung, um mich als Praktikantin zu bewerben!“ Ihm klappte der Mund auf als ich ihm davon berichtete, sagte aber sonst nichts weiter dazu aus „Hm“
„Du kannst dich ruhig freuen!“Mit zusammengekniffenen Augen sah ich ihn an. Was war denn mit ihm los? Wieso freute er sich nicht für mich das ich die Stelle bekommen hatte?!?! Okay, er wusste ja noch nicht das ich sie wirklich hatte, nur das ich mich dafür beworben hatte.
„Ich wurde angenommen und hab jetzt erstmal eine Probezeit vor mir und wenn ich mich gut anstelle, dann hab ich die Stelle sicher!“ Freudestrahlend sah ich ihn an, aber er sagte immer noch nichts dazu. Komisch, eigentlich müssten sich Freunde doch freuen, wenn sowas passiert oder? Vielleicht dachte er ja nicht das wir Freunde waren.
Wortlos stand er auf und nahm das Tablett. Mit offenen Mund starrte ich ihn an. Was war nur mit dem?
„Ähm Patrick was hast du?!?“ Fragend schaute ich zu ihm, doch dieser wurde nur mit einem kalten Blick seinerseits, erwidert.
„Du meinst das nicht Ernst oder?? Du willst nicht wirklich bei dieser Zeitung arbeiten, richtig? Hast du eigentlich eine Ahnung was das für Typen sind?!?!“ Wütend sah er mich an und ging dann aus meinem, quatsch seinem, Zimmer raus, vermutlich um sich abzureagieren, doch den Spaß würde ich ihn nicht lassen, denn auch ich war jetzt wütend.
Was fällt dem eigentlich ein mich so anzufahren?!?! Und wieso freute er sich, verdammt nochmal, nicht für mich und das ich jetzt einen Job hatte? Ein bisschen zu schnell stand ich auf und musste kurz stehen bleiben, damit das Schwindelgefühl verschwand. Nachdem es dann endlich weg war ging ich schnurstracks aus dem Zimmer und die Treppe hinuter, da ich unten seine Küche vermutete.
Anscheinend hatte ich richtig gedacht, denn als ich unten am Treppenende ankam, stand er, links von mir und der Treppe, an einer Anrichte und versuchte sich, wirklich zu beruhigen. Doch das war mir scheißegal. Er hatte mich angefahren also würde ich das Gleiche jetzt auch mit ihm tun, denn ich war verletzt. Verletzt darüber das er sich nicht für mich freute und das er mich wie ein kleines Kind behandelte, was sich nicht zu helfen wüsste und alles falsch macht
„Jetzt pass mal auf!“ Wütend ging ich in die Küche und er drehte sich zu mir um.
„Kayt du sollst doch.....!“ Aber ich lies ihn nicht aussprechen. Was bildete der sich ein?? Mich erst anfahren und dann bemuttern in der Hoffnung das ich meine Wut verlieren würde?? Nicht mit mir.
„Jetzt hältst du die Klappe Patrick. Ich bin dran und ich sag dir mal was. Ich bin verdammt dankbar darüber das du mich gerettet hast, aber ich lass mich nicht so von dir behandeln. Ich bin mächtig froh diesen Job zu haben und was sagst du dazu nichts und dann redest du so mit mir als wäre ich ein dummes Kind, dass nicht von Gefahr und nicht Gefahr unterscheiden könnte. Ich weiß das ich da nicht reinpasse, dass die alle viel zu reich da sind, aber trotzdem brauche ich diese Arbeit. Es ist mir scheiß egal, ob es dir passt oder nicht, denn ich werde diesen Job durchziehen, aber ich hatte wenigstens etwas Freude darüber erwartet, vor allem von einem Freund. Denn das, dachte ich, wären wir bereits, aber wie es aussieht hab ich mich geirrt und ich will jetzt nach Hause!!!!“
Sauer drehte ich mich um, sodass mein Haar richtig flog, und wollte einen dramatischen Abgang machen, doch sofort drehte sich alles wieder. Anscheinend war das etwas zu viel Schwung gewesen. Ich stützte mich mit einer Hand am Türrahmen ab, doch es wollte einfach nicht aufhören. Plötzlich spürte ich wie mich ein Arm um die Mitte packte.
„Beruhig dich. Ich bring dich nach Hause. Alleine würdest du es nicht schaffen!“ Ich hörte an seiner Stimme, dass es ihm anscheinend verdammt leid tat, was er zu mir gesagt hatte, aber ich konnte nichts dazu sagen, denn meine Wut war noch immer nicht ganz verebbt. Deshalb nickte ich einfach nur und lies mich von ihm aus seiner Wohnung und zu sein Auto bringen.
Vorsichtig half er mir beim einsteigen und kurz darauf fuhren wir schon zu mir. Er sagte die ganze Autofahrt über nichts und auch ich unterbrach das Schweigen nicht einmal. Erst als wir bei mir ankamen wurde die Stille von ihm unterbrochen.
„Es tut mir Leid was ich gesagt hatte. Es war nicht fair von mir dich so anzufahren. Natürlich freu ich mich für dich. Ich wollte nur nicht das du in Gefahr kommst. Dein Unglück, von gestern, saß mir noch so in den Gliedern, dass ich dich beschützt wissen wollte und du würdest, wenn du da arbeitest, öfters erst spät abends da rauskommen.“ Die ganze Zeit während er gesprochen hatte, hatte er nicht einmal zu mir geschaut, sondern immer nur geradeaus und auf die Straße vor uns. Jetzt drehte er allerdings seinen Kopf zu mir und sah mich an.
„Ich lasse dich nur ungern alleine, wegen deinem Kopf, aber da du allein sein möchtest respektiere ich das. Doch ich muss dir das versprechen abnehmen, dass du mich sofort anrufst falls irgendetwas passieren sollte!“ Ich nickte und sah ihn leicht lächelnd an.
„Ich verspreche es dir und ich vergebe dir auch das du so reagiert hast. Es ist eigentlich nur verständlich und entschuldige das ich dich so angeschrien habe.“ Er schüttelte den Kopf.
„Das war nichts weiter. Bin schon schlimmeres gewohnt.“ Lachend sah er mich und stieg dann aus dem Auto. „Wenigstens zur Tür begleite ich dich noch!“ Er öffnete mir die Tür und half mit dann zu meiner Wohnung.
„Tschau Patrick. Bis bald!“ Ich lächelte, während ich die Tür aufschloss und er bereits wieder zu sein Auto ging.
„Ich werde morgen vorbeikommen und schauen wie es dir geht. Bis dahin einen erholsamen Tag!“
Er lächelte, stieg in sein Auto und fuhr davon. Kurz schaute ich ihm nach bevor ich ganz in meine Wohnung ging und hinter mir die Tür ins Schloss fiel.


6.Kapitel

Erleichtert endlich zu Hause sein zu können machte ich das Licht an. Patrick war wirklich süß zu mir gewesen, wie er sich um mich gekümmert hat. Doch es war schon etwas zu viel. Hier hatte ich ja Gott sei Dank meine Ruhe und niemand würde mich nerven. Dachte ich zumindest, doch dazu erst später.
Mein erster Gang, durch meine Wohnung, führte natürlich in die Küche und zu meiner Kaffeemaschine. Ich brauchte ganz dringend welchen, den der bei Patrick war absolut nicht stark gewesen, aber ohne den würde ich nicht fit werden und ich hatte noch eine Menge zu tun heute Abend.
Als erstes müsste ich anfangen ein paar Referats zu schreiben, die wir jetzt schon auf bekommen hatten, dann sollte ich nachschauen ob ich eine E-mail von Amazon bekommen habe, indem sie mir mitteilen das meine bestellten Bücher auf den Weg hierher sind. Und danach sollte ich mich in mein Bett legen und schlafen, damit ich morgen schön ausgeruht in einen neuen Tag und meine neue Beruf starten könnte.
Während meine Kaffeemaschine lief, ging ich zu mein Telefon. Wusste ich es doch. Jemand hatte mich versucht zu erreichen und das hunderttausend mal. Bin mal gespannt wer das sein könnte. Nun ja eigentlich konnten es nur meine Eltern sein. Wer sonst hatte meine Nummer? Patrick wäre noch eine Option gewesen, aber er war ja die ganze Zeit bei mir gewesen bzw. ich bei ihm, also wäre es ja total unlogisch wenn er mich anrufen würde, richtig?
Ich schaltete auf den Kopf, mit dem ich meine Nachrichten abhören konnte, an und tatsächlich war die erste Nachricht von meiner Mutter.
>>Hey Kleines. Wir hoffen du bist gut angekommen. Wie gefällt es dir in der kleinen Stadt? Sind alle nett zu dir? Hast du schon Freunde gefunden? Schade das ich dich verpasst habe. Ruf zurück, sobald du die Nachricht hörst okay? Haben dich lieb<<
Leise lächelnd ging ich in die Küche. Ja das war meine Mutter. Bei der Verabschiedung vor einer Woche, war sie total traurig gewesen und wollte mich am liebsten bei ihr behalten und jetzt war sie nur noch aufgeregt und hoffte das alles gut ging und ich mein neues Leben liebte. Klar, war sie immer noch traurig, aber es war nicht mehr so schlimm wie vorher.
Die zweite Nachricht kam, was mich sehr erstaunte, von meiner neuen Arbeit. Raphael persönlich hatte versucht mich zu erreichen, um mir zu sagen wann ich anfangen soll und das ich eine Art Prüfung ablegen muss. Ich soll einen Artikel schreiben über ein mir ausgewähltes Thema, damit er raus finden könnte, ob ich eine gute Schreibtechnik habe und es ihm genügt.
Als die dritte Nachricht gerade losging goss ich mir meinen Kaffee ein. Die Nummer kannte ich nicht und ich fragte mich wer es wohl war.
>>Hey meine süße Kaytlynn. Na wie geht’s dir? Du hast dir wirklich ein schickes neues Leben aufgebaut. Ich hoffe wir werden uns bald wiedersehen. B.<<
Als ich die ersten Worte gehört hatte, hatte ich meine Kaffeetasse fallen gelassen und die ganze schwarze Suppe ergoss sich nun über die schönen Fliesen. Doch ich konnte mich nicht dazu überwinden ein Wischlappen zu holen, denn ich konnte mich kein bisschen bewegen. Wie...Wie ging das? Warum rief mein toter Freund bei mir an? Das war doch unmöglich. Er ist doch...tot, da kann er mich doch nicht anrufen. Das ist doch verrückt, aberwitzig.
Nach einigen Sekunden totaler Starre, konnte ich mich wieder etwas bewegen und vor allem nachdenken. Also das konnte nur eine Einbildung gewesen sein. Ben konnte nicht anrufen. Tot ist tot! Ich schüttelte etwas den Kopf und kam zu der Erkenntnis das er es nicht wahr, sondern nur irgendein Typ der zufälligerweise die gleiche Stimme hatte wie er und eine Freundin hatte, die wie ich hieß. Wahrscheinlich hatte er sich nur verwählt.
Mit kurzen Schritten ging ich rüber zum Telefon und löschte schnell die Nachricht. Nachher würde ich deswegen noch paranoid werden und das wäre wirklich nicht hilfreich, dann würden mir nämlich mehr Alpträume folgen und das wollte ich ja absolut gar nicht. Der Jetzige war schon schlimm genug, da bräuchte ich nicht noch einen wo mein toter Freund mich weiter verfolgte und nicht mehr wegging oder so was in der Art.
Seufzend sah ich auf die Schweinerei auf den Boden. Na super, das war mal wieder ein Beweis dafür wie sehr ich mich aus der Ruhe bringen lies. Das ging doch nicht das mein toter Freund, der, wie ich glaubte, nicht er war sondern ein anderer, mich anrief und dann so aus der Fassung brachte. Wie leicht war ich denn zu erschrecken? Okay, es war schon gruselig, aber ich hätte mir gleich denken können, das nicht er es war.
Voller Gedanken nahm ich mir einen Lappen und wischte das schwarze Getränk von den Fließen ab. Nach ungefähr 10 Minuten sah es dann wie vorher aus und ich konnte dann endlich meinen Kaffee genießen. Schlürfend trank ich das schwarze Gebräu und nahm mir vor danach gleich meine Mutter anzurufen. Nicht das ich nachher noch panische Anrufe bekommen würde, weil sie dachte ich wäre verschollen oder etwas ähnliches.
Ich legte mir schon zurecht was ich ihr sagen wollte, als mein Telefon klingelte. Sicher würde das Mutter sein, die total Panik schiebt, da ich sie noch nicht angerufen hatte. Schnell griff ich nach den Hörer und nahm ab, ohne auf die Nummer zu achten. Doch kurz darauf verfluchte ich mich deswegen. Hätte ich rauf geschaut,dann wäre das alles nicht passiert.
„Mum?!“ Lächelnd lehnte ich mich wieder zurück.
„Nein. Ich bin es meine kleine Kaytlynn. Ben.“ Fast wäre mir der Telefonhörer aus der Hand gerutscht, aber nur fast. Nein, er war es nicht. Das hatte ich doch gerade hinter mich gebracht. Es ist nicht mein toter Freund Ben, sondern einfach irgendein anderer Ben. Lass dich nicht aus der Ruhe bringen Kayt. Nicht schon wieder.
„Entschuldigen Sie, aber ich glaube Sie müssen sich verwählt haben.“ Ich sprach es so selbstbewusst wie nur möglich aus. Doch ich glaube nicht, das es auch so rüberkam.
„Nein Süße das hab ich ganz und gar nicht. Ich weiß das du es bist Kayt.“ Kurz sagte er nichts und lachte leise, bevor er fortsetzte. „Und ich weiß das wir beide zusammen waren. Ich wollte dir nur eins sagen. Du gehörst mir Kaytlynn und niemand anders wird mich dich wegnehmen verstanden? Und wenn doch dann werde ich die anderen töten!“
Ein lautloser Schrei glitt über meine Lippen. Nein, das konnte nicht Ben sein. Mein Ben war nett und einfühlsam und würde einer Mücke nichts zu leide tun, aber dieser Ben am Telefon würde sofort jemanden umbringen und das Schlimme war, dass ich es ihm sofort und ohne Zögern abkaufte.
„Nein das ist unmöglich. Der Ben der ich kenne ist vor 2 Monaten gestorben. Das geht nicht.“ Überzeugt davon, dass er nun nichts mehr sagen würde wollte ich mich schon verabschieden und auflegen, doch gerade als ich zum Bye ansetzte sprach er.
„Kayt, glaub mir ich bin es Ben und ich werde dich finden. Ich weiß deine Nummer ja sowieso schon.“ Mit diesen Worten legte er einfach auf. Sprachlos starrte ich auf das Telefon in meiner Hand. Nein, das konnte doch nicht sein. Ben konnte nicht leben, das war doch schwachsinnig und total verrückt.
War das vielleicht alles nur ein Traum? Ja sicher, würde das wieder so ein dämlicher Alptraum sein und ich würde gleich aufwachen. Sicher war das so. Anders konnte es gar nicht sein, das war das Einzig mögliche. Andererseits war es aber auch unmöglich. Ich konnte keinen Alptraum haben, da ich nicht schlief.
Schweigend legte ich mein Telefon wieder zurück. Meine Mutter jetzt noch anzurufen würde ich nicht schaffe, dafür ging mir zu viel im Kopf herum. Was hatte er gesagt? Er würde schon noch herausfinden wo ich wohne und dann zu mir kommen. Außerdem würde er jeden töten der mich auch nur an flirtete. Langsam ging ich diese beiden Sachen nochmal in meinen Kopf durch und das immer und immer wieder.
Plötzlich schoss ich blitzartig auf. Oh nein, das bedeutete ich war hier nicht mehr sicher und Patrick war in großer Gefahr. Er flirtete zwar nicht mit mir, aber doch standen wir uns als Freunde nahe. Ben würde ihn sicher als Konkurrenten ansehen. Ich musste Patrick schnell warnen und mich gleichzeitig schützen.
Während ich zur Tür stürzte, nahm ich das Telefon in die Hand und wählte Patricks Nummer. An der Tür schloss ich erstmal ab und danach verriegelte ich alle Fenster. Als ich fertig war nahm dann auch endlich Patrick ab. Seine tiefe Stimme meldete sich missmutig zu Wort. Oh Shit hatte ich ihn jetzt geweckt??? Wie spät war es eigentlich? Ich war so in Panik gewesen, das ich vergessen hatte, das andere bereits um die zeit schliefen, nämlich 3 Uhr früh.
„Patrick....hör zu...!“ Doch er lies mich gar nicht ausreden, sondern schnitt mir sofort das Wort ab.
„Was ist los Kayt? Ist irgendetwas passiert? Geht es dir nicht gut??“ Noch während er sprach beruhigte ich mich so weit wieder, das ich nachdenken konnte. Was wollte ich Patrick eigentlich erzählen. Ich konnte ja schlecht sagen: „Hör zu mein toter Freund ist irgendwie aufgestanden und er hat mich angerufen. Er hat damit gedroht jeden umzubringen der mir zu nahe kommt! Es wäre wohl am besten für dich wenn du dich von mir fernhältst!“
Nein das ging absolut nicht. Patrick würde mich doch für verrückt erklären und dann einliefern lassen und in die Klapse wollte ich nun mal ganz und gar nicht, vor allem nicht jetzt, wo mein neues Leben gerade begonnen hatte.
„Kayt? KAYT?!?! Hörst du mir überhaupt zu? Was ist passiert??“ Zögernd dachte ich nach. Sollte ich es ihm sagen?? Auch auf die Gefahr hin, dass er dann nicht mehr mit mir reden würde? Schnell hatte ich mir die Frage selber beantwortet. Nein, er dürfte davon nichts erfahren. Es war so schon schräg genug und Patrick war nun mal ein wirklich guter Freund. Irgendwie würde ich mich schon selber beschützen können und auf Patrick aufpassen. So schwer konnte es nicht sein.
„Ähm schon okay... Ich hatte nur gedacht das ein Fremder um mein Haus schleicht, aber war falscher Alarm. Entschuldige das ich dich geweckt habe!“
An der anderen Seite des Telefons vernahm ich ein Brummen. „Okay alles klar. Da wird nichts sein Kayt. Leg dich hin und schlafe ja?“
„Ja okay! Gute Nacht!“ Schnell legte ich auf und schmiss das Telefon auf das Sofa. Verdammt, wie sollte ich das machen?? Ich musste Ben aufhalten, aber warte...wie sollte ich ihn aufhalten wenn er doch gar nicht lebte???
Seufzend lies ich mich wieder auf die Couch fallen und grübelte angestrengt darüber nach. Er war nicht lebendig, aber tot ja auch nicht, wenn er bei mir anrufen konnte. Mit einem fragenden und ängstlichen Gesichtsausdruck lehnte ich mich zurück und schloss meine Augen. Sofort sah ich Ben's Gesicht. Einmal wie ich ihn kannte als er noch lebte und einmal wie er in meinen Träumen aussah. Verdammt, da musste es doch irgendetwas geben nur was???
Wahrscheinlich musste ich während meiner Grübelei eingeschlafen sein, denn ich schreckte am späten Nachmittag Schweiß durchnässt auf. Was war das? Panisch schaute ich mich um. Da war doch ein Geräusch gewesen, welches mich gerade aufschrecken lies. Langsam stand ich von der Couch auf und sah mich um. Nichts war da. Alles war dunkel. Doch dieses Geräusch verschwand einfach nicht. Es hörte sich wie ein Scharen auf Holz an. Schnell fand ich raus, das dies nur an meiner Haustüre sein konnte. Leise schlich ich mich zu ihr und lauschte auf der sicheren Seite und Tatsache von dort kam das Geräusch.
„Wer ist da??“ Ich rief es gerade so laut, das mich die Person vor der Tür hören konnte, doch ich bekam nicht sofort eine Antwort, stattdessen aber ein leichtes Lachen.
Als ich das Lachen vernahm, blieb ich erstarrt stehen. Das Lachen würde ich überall wiedererkennen und unter tausenden von Menschen. Es war etwas was ich nur zu gut kannte und nie vergessen würde. Ben. Er war Tatsache hier und hatte mich gefunden. Auch wenn ich mich noch immer fragte wie das sein konnte, denn immerhin war er ja gestorben, musste ich mir eingestehen das das die bittere Realität war. Mein Kopf allerdings wollte es nicht als solche wahrnehmen. Wie auch? Ich hatte gesehen wie er gestorben war und das er nun wirklich hinter dieser Tür stand und lachte war wirklich abnormal.
Immer noch stand ich an der Tür und sah mich panisch um. Ich hatte Angst, große Angst und brauchte etwas um mich zu beruhigen. Schnell wurde ich fündig und schon hatte ich einen Baseballschläger, welcher ironischerweise Ben gehört hatte, in der Hand. Ich wusste zwar, das das nicht viel bringen würde, immerhin hatte er auch irgendwie den Tod überlistet, aber sicherer fühlte ich mich damit allemal.
„Wer ist da?“ Nochmal wiederholte ich die Frage von vorhin. Vielleicht ist da draußen ja doch nicht Ben und ich bildete mir etwas ein. Vielleicht war es ja Patrick, der sich nur ein Scherz erlaubte. Aber, so gern ich auch daran glauben wollte, wusste ich das, das nicht Patrick war. Er hätte mir nie solche Angst gemacht, da er wusste was gerade erst mit mit passiert war.
„Süße, tu nicht so als wüsstest du nicht wer da ist. Du kennst mich doch und du willst mich, das wolltest du schon immer!“ Die Stimme, die von der anderen Seite der Tür kam, lies mich erschaudern. Ja, meine Vermutung war richtig. Dieser Typ, auf der anderen Seite von der Tür, war unverkennbar Ben. Seine Stimme genauso wie sein Lachen, haben sich in mein Gehirn gebrannt. Nie würde ich beides vergessen können.
Zu geschockt um irgendetwas zu sagen, stand ich vor der verschlossenen Tür und hielt den Schläger bereit. Wenn die Tür sich auch nur einen Zentimeter bewegen sollte, würde ich zuschlagen und das so fest ich konnte.
„Na Kayt, jetzt bist du sprachlos was? Ja, wäre ich auch an deiner Stelle gewesen. Dein toter Freund sucht dich Heim. Gruselige Vorstellung nicht? Aber soll ich dir was sagen? Ich bin gar nicht wirklich tot. Seit 2 Monaten bin ich es nicht. War übrigens spannend dich aus weiter Entfernung zu verfolgen und beobachten, aber jetzt war es einfach mal Zeit das du siehst was mit mir ist. Du willst es doch wissen nicht?“
Seine melodiöse Stimme, die ich so von ihm nie gewohnt war, hatte mich irgendwie in sein Bann gezogen. Ich wusste nicht warum, aber plötzlich wollte ich die Tür öffnen und ihn sehen. Ich wollte wissen wer oder besser gesagt was er war. Den Baseballschläger hatte ich schon vor geraumer Zeit losgelassen und meine Hand streckte sich wie automatisch nach der Klinke aus, damit ich die Tür öffnen konnte. Ich war wie hypnotisiert, nur tief in mir drinnen spürte ich wie sich irgendetwas dagegen sträubte diese Tür zu öffnen.
„Ja meine Süße lass mich rein und ich verspreche.....!“ Abrupt brach er ab und so wie seine Stimme verschwunden, verschwand auch das Hypnotisierende. Verschwommen sah ich mich um und schüttelte kurz mit den Kopf,damit ich wieder klar denken könnte. Was war gerade passiert? Und wieso lag neben mir ein Baseballschläger?
Irritiert sah ich mich in meiner Wohnung um, fand aber kein Hinweis darauf was gerade passiert war. Ich wusste nur noch das Ben hier war, aber ob er hier drinnen war oder nur draußen konnte ich bei meinem besten Willen, nicht sagen. Benommen torkelte ich in die Küche und blieb wie erstarrt stehen, denn alles was gerade passiert war, goss sich wie eiskaltes Wasser über mich.
Ben, mein lebender toter Freund, war gerade hier gewesen und irgendetwas hatte er angestellt, damit ich mich jetzt wie besoffen fühlte, nur was? So was hatte er früher definitiv nie geschafft. Seine Stimme war aber auch nie so melodiös gewesen, sondern immer angenehm tief, so wie ich es bei Männern liebte.
Seufzend lehnte ich mich gegen die Wand und lies mich nach unten gleiten. Was war nur los? War ich vielleicht verrückt und hatte Wahnvorstellungen wenn nicht so gar Paranoia? Vielleicht sollte ich einen Psychologen aufsuchen, aber was sollte ich denen sagen? „Entschuldige ich glaube ich bin verrückt, weil mein toter Freund, der nicht wirklich tot ist, war letztens bei mir!“ Würde sicher nicht so gut ankommen.
Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und weinte stumm Tränen. Das alles kann keine Wirklichkeit sein, das muss einfach eine Einbildung sein, aber wieso hatte es sich dann so echt angefühlt? Dieses Schwindelgefühl konnte keine bloße Einbildung sein und auch das Knurren was ich gehört hatte, nachdem Ben nicht gesprochen hatte, hörte sich verdammt echt und verdammt nah an.
Seufzend schloss ich meine Augen. Was für ein scheiß Tag es doch heute war. Erst wache ich im falschen Haus und vor allem falschen Bett auf, dann musste ich erfahren, das ich beinahe gestorben wäre, hätte Patrick mir nicht geholfen und dann bekam ich diese beängstigende Anrufe von Ben und zu aller Letzt das hier mit der Tür. Schlimmer konnte es doch nicht mehr werden oder?
Plötzlich, so ganz ohne Vorwarnung fing mein Telefon anzuklingeln und ich schrie auf. Meine Gedanken waren jäh unterbrochen und mein Herz pulsierte bis zum Anschlag. Mein Gott hatte ich jetzt schon so viel Angst vor einem Telefon? Langsam stand ich auf und ging ins Wohnzimmer. Ich schnappte mir mein Telefon und setzte mich auf die Couch. Vermutlich war es Patrick der einfach nur wissen wollte, wie es mir ging.
„Ja Cyphrien hier?“ Ich zwang meiner Stimme einen ungezwungenen Ton auf, denn es reichte schon, das mein Herz fast zersprang vor Angst. Verdammt, seit wann war ich denn so ängstlich? Das passte wirklich absolut nicht zu mir. Weiter kam ich nicht in meinen Gedanken denn Patricks Stimme unterbrach mich jäh.
„Kayt? Ist alles okay bei dir? Geht es dir gut oder soll ich lieber doch zu dir herkommen?“
„Mir geht’s gut Patrick. Du brauchst dir keine Sorgen zumachen!“ Mensch, war der Junge aufgeregt. Hier war doch nichts passiert, na gut außer das mit Ben, aber die Geschichte würde ich ihm sicher nicht auf die Nase binden.
„Oh du bist so tapfer und ich dachte schon du würdest richtige Angst haben. Immerhin läuft ein Hund mit Tollwut bei dir da herum! Bitte versprich mir nicht mehr rauszugehen ja?“ Häh, von was redete Patrick eigentlich da? Hund mit Tollwut? Hier bei mir? Davon hatte ich ja noch gar nichts mitbekommen. Komisch.
Nachdem ich Patrick eine Viertelstunde versichert hatte, dass es mir gut ginge und das ich auch nicht aus den Haus gehen werde legte ich endlich auf. Puh, der war ja noch anstrengender als so manches Klatschweib. Lächelnd stand ich auf und ging wieder in die Küche. Das Telefonat hatte mich etwas aufgemuntert und meine Angst war verschwunden, denn mittlerweile hatte ich eine ganz logische Erklärung für das was passiert war.
Das Knurren war eindeutig das eines Tieres gewesen und da es hier in der Nähe war, vermutete ich, ich hatte nur das Knurren des Hundes mit Tollwut gehört. Der Schwindelanfall der mich so plötzlich gepackt hatte, kam noch von dem Überfall, denn von den hatte ich mich auf jedenfall noch nicht erholt und die Stimme von Ben und die Geräusche war einfach nur so eine Art Tagtraum gewesen. Immerhin vermisste ich Ben ja wirklich sehr und bei so was konnte es schon mal passieren, dass man sich etwas einbildete, richtig? Richtig!
In der Küche angekommen machte ich mir schnell einen Tee und etwas zu essen, denn nach all der Aufregung hatte ich großen Hunger, der erstmal gestillt werden wollte. Zum Essen verzog ich mich dann ins Wohnzimmer, wo ich es mir auf der Couch schön bequem machte und meine Lieblingsserie „Gossip Girl“ schaute.
Nach dieser einen Stunde Serie, wobei es war eher eine Dreiviertelstunde, wenn man die Pausen wegließ, und dem Essen, es gab übrigens Lasagne, mein Leibgericht, machte ich mich fertig für das Bett. Nach den Aufregungen des Tages war ich wirklich verdammt müde und morgen müsste ich sowieso wieder sehr früh raus, wegen Uni und dann musste ich ja meinen neuen Job bei der Zeitung antreten. Hoffentlich war dieser Hund dann bis morgen weg, aber ich glaube schon, was sollte er hier auch so lange?
Als ich mein schönes und vor allem kuscheliges Nachthemd an hatte krabbelte ich unter meine Decke und zog sie hoch bis zu meinen Kinn. Ich schloss meine Augen und kuschelte mich noch tiefer in meinen Kissen. Ich hoffte wirklich inständig das dieser Hund bis morgen verschwunden war. Wie sollte ich sonst hier wegkommen?
Meine Gedanken lösten sich langsam auf und schon bald konnte ich vor Müdigkeit keinen normalen Satz mehr denken. Langsam glitt ich in einen ruhigen und traumlosen Schlaf. Obwohl es war nicht ganz ruhig, denn das Letzte was ich noch an diesem Tag vernahm, war das Knurren eines Hundes, dass mich bis in den Traum hinein verfolgte und nicht mehr los lies.


Kapitel 7

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, sah ich mich verschlafen in mein Zimmer um. Es sah etwas chaotisch aus, da ich es gestern einfach nicht geschafft hatte weiter aufzuräumen, aber es war immer noch besser als in einem fremden Zimmer aufzuwachen, wie gestern. Okay, jetzt war es nicht mehr fremd, weil ich wusste das das Zimmer Patrick gehörte, aber trotzdem war es mir fremd gewesen. Seufzend schwang ich meine Bettdecke zurück und setzte mich auf. Ich gähnte einmal herzhaft, bevor ich mich hinstellte und meine Sachen zusammensuchte, um dann sofort im Bad zu verschwinden.
Schnell entledigte ich mir meine Sachen und stieg unter die Dusche, damit das schöne warme Wasser über meine Hand prasseln konnte und ich mich so entspannte. Als ich so in unter der Dusche stand, kam mir plötzlich ein Gedanke: Ich hatte heute keinen Alptraum gehabt. Ich hatte nicht mehr von dem schrecklichen Unfall geträumt von mein toter Freund, der irgendwie noch lebte, bei einem Autounfall starb.Ob es was damit zu tun hatte, dass er gestern bei mir war und ich so absolut wusste das er nicht unter der Erde lag??
Naja eigentlich war er ja nicht wirklich bei mir gewesen, nur draußen vor meiner Tür, aber das war schon beängstigend genug gewesen. Wie konnte er eigentlich noch leben, das war doch schier unmöglich. So was gab es einfach nicht. Hatte ich das womöglich auch nur geträumt? Konnte ja sein, denn immerhin konnte es ein neuer Alptraum sein, wo mich mein Freund heimsuchte. Es wird ganz sicher nur ein Traum gewesen sein, wie sollte ich mir sonst erklären können, das er noch lebte???
Als ich dann langsam merkte das das Wasser kälter wurde, schaltete ich es aus und stieg, mit einem Handtuch umwickelt aus der Dusche heraus. Kurz betrachtete ich mich im Spiegel. Ich sah nicht verschwitzt aus oder so. Also waren keine Andeutungen eines Alptraumes vorhanden. Gedankenverloren rieb ich mir meine Haut mit dem Handtuch trocken und zog mich dann an.
Ich stolperte die Treppen, in die Küche hinunter und setzte mir einen Kaffee an. Doch noch immer hatte ich die Begegnung mit Ben gestern im Kopf. Es war einfach zu unheimlich gewesen um sie zu vergessen und dann noch das Hundegeheule zum Schluss. Einfach der Horror! Was wohl passiert war? Und wo jetzt mein toter lebender Freund war??
Ich schüttelte den Kopf um diese Gedanken loszuwerden, die mir schon wieder eine Gänsehaut über den Rücken jagten. Ich musste es einfach vergessen und weitermachen. Es war ja nichts passiert und mittlerweile war ich mir wirklich sicher das es ein Ausgeburt meiner Fantasie war. Immerhin lag Ben tot unter der Erde. Ich hatte ja gesehen was passiert war. So was konnte niemand überleben, da war ich mir ziemlich sicher.
5 Minuten später saß ich dann schon, mit einer Kaffeetasse in der Hand, an dem Küchentisch und las mir eine Zeitschrift durch. Sobald ich fertig war müsste ich zur Uni und daraufhin sollte ich mal bei der Zeitung vorbeischauen und fragen ob sie Arbeit für mich hätten. Raphael, ich musste mich noch immer bei den Namen weg hauen vor Lachen, hatte zwar gesagt das sie mich anrufen würden, aber wenn ich jetzt selbstständig dahinging und nachfragen würde, würde es von Interesse zeugen und das kam immer sehr gut an. Das wusste ich genau.
Ein Klingeln an der Tür unterbrach meine Gedankengängen. Verwundert stand ich auf und schielte auf die Uhr an der Küchenwand. Es war 7 Uhr früh! Wer könnte den das jetzt sein? Vor allem zu so einer frühen Morgenstunde. Stirnrunzelnd ging ich zur Tür und schaute durch den Spion. So was hatte ich früher noch nie gemacht, aber früher wurde ich ja auch nicht von komischen Menschen verfolgt, die sich als mein Freund ausgaben. Sicherheit ging jetzt bei mir nun mal vor und die paar Minuten konnte ich mir ruhig Zeit lassen um nachzuschauen bei wem sich, um meinen Besuch, wohl handelte.
Mein Stirnrunzeln vertiefte sich, als ich niemanden auf der anderen Seite entdeckte. Mhm, hatte ich mir das Klingeln eingebildet. Wohl eher nicht. Immerhin war dies laut und deutlich zu hören gewesen. Noch einmal schaute ich durch den Spion doch noch immer entdeckte ich niemanden. Langsam und vorsichtig öffnete ich die Tür um hinaus zuspähen, doch vor der Tür stand niemand. Es war menschenleer. Nun schwang ich die Tür schon etwas selbstbewusster auf und ging einen Schritt nach vorne, womit ich gegen etwas trat. Was war denn das jetzt??
Fragend schaute ich nach unten und bemerkte das ich gegen ein kleines, rosanes Päckchen getreten war. Jemand musste es dahin gelegt haben und dann abgehauen sein. Anders war das jedenfalls nicht zu erklären. Langsam bückte ich mich und hob das Päckchen hoch. Ich erkannte sofort das es sich um Pralinen handelte und zwar um meine Lieblingspralinen.
Ich schaute mich noch einmal um, sah aber noch immer niemanden, der mir das Päckchen dahin gelegt haben könnte und so zog ich meine Schultern hoch und ging wieder zurück ins Haus. Natürlich war ich gespannt wer sie mir wohl geschenkt hatte, vor allem da niemand außer Ben damals wusste, was meine Liebelingspralinensorte war. Als ich daran dachte zog sich mein Magen unliebsam zusammen und Schweiß trat mir aus den Poren. Ben. Gestern. Knurren. Was war Wirklichkeit und was Fantasie?? Warum konnte mir das keiner erklären??
Mit Bedacht stellte ich die Schachtel Praline auf den Tisch und lies mich selber wieder auf den Stuhl sinken, um gleich darauf einen Schluck lauwarmen Kaffee zu trinken. Es schmeckte lange nicht So gut wie warmer Kaffee, aber es war trotzdem noch erträglich.
Lange starrte ich die Verpackung vor mir, einfach nur an, aber es passierte nichts. Gut was sollte auch passieren? Sollte sie wie durch ein Wunder plötzlich verschwinden? Oder eine plötzlich eine Karte dran hängen?? Nach weiteren 5 Minuten nahm ich dann endlich meinen Mut zusammen und machte die Schachtel auf und was ich zu sehen bekam, lies alles an mir erstarrten.
Da drin waren keine Pralinen, wie es normalerweise der Fall gewesen wäre, es befand sich eine Maus in der Schachtel. Prinzipiell hatte ich ja nichts gegen Mäuse. Sie waren sogar verdammt süß, aber die hier lies mir eine Gänsehaut aufkommen. Denn diese Maus war tot. Aus glasigen Augen sah sie mich an und die Blutspur war auch noch zu sehen.
Angewidert schob ich die Schachtel von mir weh und stand blitzschnell auf um einen gewissen Abstand zu der toten Maus zu bekommen. Was war hier bloß?? Wieso schickte mir jemand ein tote Maus? Das war doch echt nicht normal. Immer noch angewidert schüttelte ich den Kopf, um das grausige Bild jetzt aus meinem Kopf zu bekommen, aber wie üblich war das unmöglich.
Mit langsamen Schritten ging ich wieder zum Tisch. Auch wenn ich den Anblick nicht ertragen konnte, wollte ich schon wissen wer es mir geschickt hatte. Nach einigen Minuten absuchen ohne etwas zu berühren, sah ich dann auch einen Zettel. Er lag unter der Maus und war rosa. Oh wie eklig war da denn.
Ich drehte meinen Kopf zur Seite und kniff meine Augen fest zusammen. Wenn ich erfahren wollte wer es mir geschickt hatte, musste ich wohl oder übel den Zettel unter der Maus hervorholen. Kurz sah ich wieder zur Maus hin und entschied mich dazu das Blatt zwar irgendwie rauszuholen, aber ohne die Maus zu berühren.
Nachdem ich einige Minuten nachgedacht hatte, holte ich eine Pinzette aus dem Bad. Nur gut das Frauen so was wirklich immer zu Hause hatten. Ansonsten hätte ich wohl nie erfahren wer mir das geschickt hatte. Heute wünschte ich mir das ich nicht nachgeschaut hatte. Vielleicht wäre dann alles normaler geworden, aber vielleicht hätten diese Sachen auch so nie aufgehört. Ich weiß es nicht.
Naja jedenfalls hatte ich dann nach einer gefühlten Ewigkeit endlich den Zettel unter der Maus hervorgezogen, nur um daraufhin entsetzt festzustellen, dass das Blatt keine rosane Farbe hatte, sondern mit dem Blut der Maus getränkt war. Angewidert schüttelte ich mich und legte den Zettel auf die Anrichte neben den Tisch.
Vorsichtig klappte ich den Zettel auseinander und dann konnte ich endlich lesen wer es geschickt hatte.
>>Hey Kaytlynn. Ich hoffe mein kleines Präsent hat dir gefallen. (: Es wird nur eins von vielen sein. Also freue dich schon mal jetzt auf ein nächstes Geschenk, das wird aber viel größer ausfallen. Ich komme bald wieder zu dir zurück. Freue mich schon auf dich meine Liebste Kaytlynn.
Dein Ben<<
Erstarrt hielt ich in der Bewegung inne und starrte auf den Brief. Das....das war doch unmöglich. Ben lebte also tatsächlich noch, auch wenn ich es mir schon gedacht hatte, war es was ganz anderes jetzt den Beweis in den Händen zu halten.
Ich lies mich schlaff auf den Stuhl fallen und starrte vor mich hin. Ben....Ben war wieder da und er benahm sich irgendwie anders. Okay, eigentlich war er ja tot, aber anscheinend ist er irgendwie wieder zum Leben gekommen...untot nannte man so was glaub ich. Ich war kein Meister auf dem Gebiet, aber das konnte sich wohl jeder denken. Was machst du jetzt bloß Kayt? Anscheinend war ein Untoter Zombie oder was auch immer hinter dir her und will dich in Angst und Schrecken versetzen.
Ich starrte immer noch vor mir hin, als es plötzlich an der Tür klingelte. Ruckartig fuhr ich zusammen. Ob das wohl schon Ben war? Er hatte ja geschrieben das er wiederkommen würde und gestern war er immerhin auch hier gewesen. Wie in Trance stand ich auf und ging zur Haustür. Dort griff ich wieder nach meinen Baseballschläger und stand eine Weile unschlüssig vor der Tür. Wenn es wirklich Ben war, würde er sich sicher nicht von meinen Schläger in Angst versetzen lassen. Immerhin war er vom Tod wieder auferstanden.
Noch einmal hörte ich es klopfen. So langsam konnte ich wieder klarer denken und ich hielt es für sicherer die Tür erstmal zu zulassen. Wer weiß wer das war! Auch wenn es nicht Ben war, liefen hier genug Verrückte herum, bestes Beispiel dafür war wohl die Nacht als ich fast vergewaltigt geworden wäre, wäre Patrick nicht zu meiner Hilfe geeilt.
Wieder klopfte es an der Tür, diesmal schon etwas energischer. Es war genauso unheimlich wie gestern Abend, auch wenn es jetzt am Tag war.
„Verdammt Kayt. Mach endlich diese Tür auf, sonst geh ich davon aus du bist zu schwach und ich breche sie auf!“ Als ich die Stimme vor der Tür erkannte atmete ich erleichtert aus und senkte den Schläger, hielt ihn aber weiter in den Händen. Ich öffnete die Tür und stand dann sofort einem besorgten Patrick gegenüber.
„Mir geht’s gut Patrick. Es ist alles okay. Ich hatte....hatte nur leichte Panik, wegen der Sache du weißt schon.“ Natürlich wusste Patrick sofort was ich meinte und nahm mich in den Arm.
„Keine Sorge Kayt. Es wird dir nie wieder passieren, dafür sorge ich.“ Er lächelte mich an und sah mich kurz genauer an. Ja, ich musste wahrscheinlich schrecklich aussehen. Ich merkte selber das ich total blass war, von der Nachricht die ich bekommen hatte und ich fühlte mich außerdem hundeelend. Kopfschmerzen breiteten sich langsam aus und ein leichtes Übelkeitsgefühl kam auch auf. Als sein Blick allerdings den Schläger bemerkte, sah er mich mit hochgezogenen Brauen an.
„Wen wolltest du denn erschlagen??“
Ich schaute runter auf meine Hand und bemerkte jetzt erst selber, das ich ihn noch immer in der Hand hielt.
„Oh naja ich dachte, da wäre ein Einbrecher oder so!“ Ich zuckte mit den Schulter und stellte ihn beiseite. Patrick fing an zu lachen. Fragend schaute ich zu ihm rauf. „Was gibt es denn da zu lachen??“ Ich beobachtete ihn aufmerksam und sah wie er sich versuchte das Lachen zu verkneifen, aber ohne viel Erfolg. Während er also noch um Fassung rang, ging ich mir meine Jacke und meine Stiefel anziehen, auf die ich mega stolz war. Immerhin waren sie auch mega teuer gewesen. Das Einzige Paar Schuhe was mal über 50 Euro gekostet hatte.Als ich fertig war, sah ich auffordernd zu ihm hinauf.
„Können wir dann los oder musst du so sehr lachen, dass du noch nicht mal mehr zum Auto laufen kannst??“ Eine Augenbraue hochziehend, und die Arme vor der Brust verschränkend, sah ich zu ihm hinauf. Er hatte sich mittlerweile schon wieder soweit unter Kontrolle, dass er ein paar Wörter raus brachte, was sich lustig anhörte. Ich verbot mir allerdings zu lachen, dann das würde meine Autorität wohl doch etwas untergraben.
„Tschuldige...wollte...nicht...verärgern!“ Ich drehte mich von ihm weg, damit er mein Schmunzeln nicht sah und ging dann vor raus, um die Strecke von meiner Veranda zum Auto zurückzulegen. Ich hörte wie meine Tür ins Schloss fiel und schon stand Patrick neben mir.
„Wha du bist echt verdammt schnell und schon okay. Ich weiß das du es nicht so meintest und es kein böses auslachen war!“ Lächelnd sah ich ihn an und er nickte nur. Gut, dann hatten wir das ja jetzt auch geklärt und wir könnten endlich zur Uni fahren und danach musste ich arbeiten gehen.
Ich setzte mich in sein Auto, schnallte mich an und kuschelte mich dann in den Sitz. Als wir losfuhren sah ich aus dem Fenster und die ganze Fahrt über fragte ich mich, was wohl als nichts passieren würde und wie schrecklich es noch werden könnte.


Kapitel 8

Die Tag an der Uni verlief, im Gegensatz zu heute früh, vollkommen normal und ruhig. Es passierte nichts außergewöhnliches, was mich wirklich sehr beruhigte. Den Schock vom Morgen hatte ich nun auch schon, mehr oder weniger, verdaut. Patrick war so nett und ist den ganzen Tag nicht von meiner Seite gewichen. Er hat sich richtig süß um mich gekümmert. Manchmal hatte ich sogar den Anschein er würde was wissen was mir passiert war. Aber das war ja schier unmöglich. Woher sollte er bitte schön ahnen, das Ben, mein anscheinender weise untoter Freund, mich terrorisierte? Erzählen würde ich es ihm sicher nicht. Der würde mich danach sicher auslachen und in die Klapse schicken. Vampire? So was gab es nur in Fantasy Filmen!!
Nachdem ich ein paar Stunde Literaturwisschenschaften und diverse andere Kurse hinter mir hatte war ich wieder fast die Alte und scherzte ein wenig mit Patrick rum. Aber auch wenn es von außen so aussah als wäre heute nichts passiert, blieb im Hinterkopf immer noch diese tote Maus und der beunruhigende Brief. Noch mehr Geschenke?! Hoffentlich nicht noch mehr tote Tiere, dass könnte ich nun gar nicht ertragen.
„Kayt??? Lebst du noch? Wandelst du noch auf dieser Erde??“ Patrick wedelte mit der Hand vor meinen Gesicht rum und ich schüttelte meinen Kopf um die düsteren Gedanken zu vertreiben. Oh Mann hoffentlich würde er jetzt nicht nachfragen was mit mir los sei.
„Ja, ja alles okay. Ich war nur in kurz in Gedanken versunken gewesen!“ Ich sah zu ihm und lächelte ihn leicht an. Er schien aber trotzdem noch besorgt zu sein.
„Das scheinst du heute öfters zu sein! Was ist denn los?“ Fragend sah er mich an. Na toll, jetzt hatte er doch gefragt und ich musste mich entscheiden was ich ihm sagen wollte. Wieso musste die Welt so grausam sein? Also entweder Lüge oder die Wahrheit, mit dem Gedanken im Hinterkopf danach sofort in die Klapse zu kommen! Seufzend dachte ich....mal wieder nach. Konnte ich ihn nicht irgendwie vom Thema ablenken??? Nachdenklich sah ich auf die Uhr an meinem Handgelenk. Oh verdammt, schon so spät?? Ich wollte doch noch in die Redaktion.
„Hey Patrick, keine Zeit für Antworten. Kannst du mich schnell zur Redaktion vorbeifahren? Ich wollte noch kurz vorbeischauen, bevor ich nach Hause gehe und meinen Aufsatz für Deutsch anfangen wollte.“ Wha zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Super Kaytlynn. Patrick würde jetzt sicher nicht mehr auf die Antwort bestehen oder hatte es sogar vergessen und wenn er dich fährt bist du sicher in null Komma nix bei der Redaktion und kannst etwas Gutes tun, wenn sie denn was zu tun hätten.
„Ja okay na dann mal rein ins Auto und ab geht die Post!“ Grinsend sah er mich über die Schulter hinweg an und ging, mit mir im Schlepptau, zu seinem Auto hin. Er schloss das Auto auf und in weniger als paar Sekunden war ich schon in Richtung Stadtkern unterwegs, wo die Zeitung nun mal lag. Mhm wie würde ich dann nachher wohl wieder zurückkommen? Ob ich Patrick bitten sollte zu warten bis ich wiederkam? Kurz spielte ich mit den Gedanken verwarf ihn aber sofort wieder. Quatsch, der hatte sicher besseres zu tun als hier auf mich zu warten und zumal könnte es eine Ewigkeit dauern, wer weiß schon was ich für eine Aufgabe bekommen würde?
Ich schaute aus dem Fenster und merkte staunend das wir schon längst da waren. War ich mal wieder so tief in meinen Gedanken versunken gewesen? Mensch, irgendwann könnte mir das noch zum Verhängnis werden. Ich schnallte mich ab und sah zu Patrick, der mich mal wieder oder immer noch besorgt musterte.
„Alles okay. Wirklich. Danke das du mich hergefahren hast. Du bist echt ein verdammt guter Freund!“ Ich lächelte ich leicht an und merkte wie er sich leicht entspannte. Gut, zumindest würde er mich jetzt nicht mehr beobachte können und somit auch nicht sehen wann ich mal wieder zu tief in Gedanken war.
„Soll ich warten oder dich dann nachher wieder abholen kommen!“ Wie aufmerksam er doch war. Wahrscheinlich wollte er einfach nicht das so was wie vorgestern noch mal passierte, aber so süß das auch war, brauchte ich keinen der dauernd auf mich aufpasste. Also verneinte ich dankend mit dem Argument das ich mir dann nachher ein Taxi holen werde, was ich aber insgeheim gar nicht vorhatte.
Taxis waren dafür berühmt zu teuer sein, vor allem in einer mehr ländlichen Gegend, weil hier konnte man den Menschen ja das Geld abzocken, dass dachten zumindest die meisten. Ich für mein Teil, wollte das Geld ja aber sparen für mein Studium, also konnte ich mir so was nicht leisten.
Noch einmal dankend stieg ich aus Patricks Auto aus und verabschiedete mich von ihn, bevor ich reinging.
Kraftvoll stieß ich die Tür und ging freudestrahlend rein. Hier fühlte ich mich wirklich total wohl. Ich weiß nicht warum, aber ich fühlte mich in Redaktionen immer wie zu Hause. Es hatte etwas Sicheres an sich. Schnell zog ich meine Jacke aus und staunte wie schön warm e hier drin war, im Gegensatz zu draußen. Abends konnte es wirklich sehr kalt werden.
„Hallo?“ Ich ging noch mehr hinein, besser gesagt zu der Rezeption bei der ich auch gestern war, aber unerklärlicherweise war da heute niemand. Ob sie wohl Feierabend hatte? Aber müsste dann nicht normalerweise eine andere einspringen? Verwirrt und fragend sah ich mich um. Wieso war hier kein Mensch? Sollten die Angestellten nicht fleißig arbeiten um eine Zeitung raus zubringen? Um mich zu vergewissern, dass hier wirklich keiner war, ging ich in jedem Zimmer nachschauen, außer in dem Büro des Chefs. Da wagte ich mich nun wirklich nicht hinein. Immerhin war es das Zimmer des Boss. Man sah ja oft genug in Filme, wie sauer sie waren, wenn man in die Büros der Chefs ging und dann erwischt wurde als wäre man ein elender Verbrecher und der war ich nun mal ganz und gar nicht.
Seufzend machte ich mich wieder auf um zur Rezeption zu kommen. Anscheinend war wirklich noch niemand hier oder sie waren schon hier und sind wieder gegangen weil nichts passiert ist. Konnte ja genauso gut möglich sein.
Ich war gerade dabei meine Jacke wieder drüber zuziehen, als mich ein quietschendes Geräusch zusammenzucken lies. Was war denn das?? Ich dachte, nein ich wusste, das hier keiner war, also warum quietschte dann eine Tür? Gab es hier etwa so was wie......Geister?? Ja,ja ich weiß so was wie Geister gab es nicht wirklich, eigentlich, aber nachdem Ding mit der Maus und meinen lebenden toten Freund, fand ich, war nichts mehr unmöglich.
„Hey Kaytlynn. Was machen Sie denn hier? Ich hatte nicht erwartet Sie heute schon anzutreffen!“ Erleichtert ausatmend drehte ich mich und.....bekam meinen nächsten Herzinfarkt. Oh mein Gott, war der Typ den wahnsinnig?? Wieso stellte der sich so dicht hinter mir?? Echt, das war doch verdammt nochmal nicht nett mich so zu erschrecken, wenigstens warnen hätte er mich schon können. „Entschuldigung. Ich wollte Sie nicht erschrecken.“ Er schmunzelte leicht und sah mich dann genauer an. „Geht es Ihnen gut? Sie sehen ziemlich blass aus!“
Boah, jetzt ging die Fragerei schon wieder los. Wieso sah mir jeder an, dass was passiert ist? War ich wirklich so leicht durchschaubar. Ich entschloss mich einfach nicht auf seine Frage einzugehen und sah ihm ernst in die Augen.
„Warum arbeitet hier keiner? Müsste es nicht eigentlich so vor Journalisten strotzen?“ Um meine Fragen zu unterstützen zeigte ich einfach mal in den Raum hinein, denn ganz offensichtlich war ja hier keiner. Amüsiert beobachtete er mich. Was war denn daran jetzt bitte schön lustig?? Augen verdrehend verschränkte ich meine Arme vor der Brust und schaute ihn abwartend an. Er seufzte und schien endlich bereit mir eine Antwort zu geben, aber was er dann sagte traf mich völlig unerwartet.
„Die meisten von ihnen sind auf einer Art Weiterbildung, wo ich sie persönlich hingeschickt habe und andere sind unterwegs um ein paar aufregende Storys für uns zu besorgen. Und apropos Story du bist sicher hier um dir deinen ersten Auftrag anzuhören oder? Ich wollte dich nämlich gerade deswegen anrufen!“ Grinsend sah er mich nun wieder an und ging dann in sein Büro zurück. Ich folgte ihm brav, denn ich wollte unbedingt wissen was er mir für einen Auftrag geben würde.
In seinem Büro angekommen, schloss ich kurz meine Augen. Es war wirklich keine bloße Vorstellung gewesen, Raphael war wirklich ziemlich anziehend gewesen. Das hatte ich in den ganzen Stress verdrängt und als mein Wunschdenken ausgegeben.
Seufzend öffnete ich meine Augen wieder und sah wie er mich interessiert musterte, mit diesen blauen Augen, die einen fast um den Verstand brachten, aber nur fast. Ich holte einmal tief Luft und ging dann zu dem Stuhl der vor dem Schreibtisch stand. Langsam lies ich mich auf den Stuhl gleiten und sah ihn abwartend an. Mal wieder.
Es war wirklich komisch. In seiner Gegenwart fühlte ich mich wirklich sicher und vor allem war ich ruhiger. In der ganzen Zeit in der ich hier war, habe ich nicht einmal an Ben denken müssen. Es war eine schöne Abwechslung, vor allem weil ich wusste das die Erinnerungen nachher, wenn ich wieder alleine war, mich einholen würden.
„Also gut Kayt, da Sie hier sind um ihren ersten Auftrag zu erfahren, werde ich es Ihnen mal verraten.“ Kurz stand er auf, ging zu einem Aktenschrank, zog was raus und setzte sich daraufhin. Das alles ging so schnell, das ich dem kaum folgen konnte. Man, der war echt gut. Sportlich und gut aussehend, was wollte man eigentlich mehr?? Erschrocken schaute ich auf. Was waren denn das für Gedanken? Ich sollte das ganz schnell wieder verdrängen und vor allem ihn. Schnell schüttelte ich meinen Kopf und sah wieder zu ihm rüber. Er schien von dem allen nichts mitbekommen zu haben, denn er starrte auf die Akte und lies sie sich anscheinend sorgsam durch.
„Also gut, was ist das nun für eine Art Auftrag? Ich hoffe doch mal, dass ich schreiben darf oder?“ Fragend schaute ich zu ihm rüber, denn so was konnte man nie wissen. Manche Redakteure gaben einen nicht sofort was zum schreiben, sondern sie mussten erstmal Kaffee machen oder so was. Oh bitte lieber Gott lass es was zum schreiben sein, damit ich mein Talent unter Beweis stellen kann! Ich hoffte es aus ganzem Herzen.
Als er nickte schien mein Herz zu zerspringen. „Ja sie dürfen schreiben. Ihr erster Artikel wird über den sehr bekannten Club hier sein. Er heißt „Gothik-Scene“ und wie der Name schon sagt ist es eine Art Gothik Club. Heute Abend soll da eine Art Event stattfinden und du wirst dahingehen um darüber mehr in Erfahrung zu bringen. Dann wirst du einen Artikel dazu verfassen und ihn mir mhm am Mittwoch geben okay?“ Ich sah zu ihm auf. Ich sollte in einen Club um darüber zu schreiben? Verdammt wann war ich überhaupt das letzte Mal in einem gewesen? Es schien eine Ewigkeit her gewesen zu sein. Ob ich überhaupt Klamotten dafür hatte?
Naja wenigstens das Letzte konnte nicht so schwer sein, denn immerhin war es ein Gothik Club das hieß ich bräuchte größtenteils nur schwarze Sachen. Das würde ich sicher irgendwie hinbekommen und außerdem es war mein erster Job. Wenn ich denn ablehnen würde, würden sie mich sicher gleich feuern.
Ich merkte wie Raphaels Blick auf mir ruhte und sah deshalb auf, was ein Fehler war, denn somit sah ich wieder in seine blauen Augen. Verdammt, reiß dich von ihm los Kayt, du hast deinen Freund erst vor kurzem verloren, da kannst du nicht schon wieder jemand anderen attraktiv finden.
„Ja okay ich werde diesen Auftrag machen.“ Entschlossen sah ich ihm in die Augen und er lächelte. „Was anderes hätte ich kaum erwartet!“ Grinsend gab er mir die Akte, worin sich auch noch ein Ausweis befand, welches mich als Journalistin auswies. Ich lächelte. Jetzt gehörte ich endlich dazu.
Dankend stand ich auf und ging zur Tür. Noch einmal sah ich zu ihm zurück.
„Ich danke Ihnen, dass sie mein Talent sehen wollen. Nicht jeder hätte das so gemacht!“ und mit einem letzten Blick auf seine Augen und sein Schmunzeln schloss ich die Tür und ging hinaus in die frische Abendluft. Natürlich hatte ich mir meine Jacke wieder angezogen und da es doch schon ziemlich spät war, entschied ich mich, wider meiner Gedanken und meinen Gewissen und rief Patrick an.
Ich erklärte ihm das ich gerade erst in der Redaktion fertig war und fragte ihn ob er mich abholen kommen könnte. Er bejahte sofort und sagte das er sich sofort auf den Weg machen würde. Lächelnd legte ich auf und wartete, an der Mauer gelehnt, auf ihn. Keine 2 Minuten später stand er dann auch schon vor mir und grinste mich an.
„Schnell was?“ Ich lachte.
„Verdammt schnell, aber bitte bring mich sicher nach Hause ja?!“ Ich grinste während ich einstieg und bevor ich mich noch richtig angeschnallt hatte, fuhr er auch schon los und in die Richtung in der mein Haus lag. Derweilen schaute ich aus dem Fenster. Mein erster richtiger Auftrag. Endlich hielt ich ihn in den Händen, doch ich konnte es noch immer kaum glauben. Wie es wohl werden würde in dem Club? Und was mich für ein Event erwartete?
Total gespannt auf das was kommen wird, lehnte ich mich in den Sitz zurück und dachte an Raphael. Er war wirklich süß, aber sicher schon vergeben. Immerhin war er gut aussehend und ich war außerdem noch lange nicht dazu bereit, wieder mit einem Mann zu flirten, geschweige denn mit einem zusammen zu kommen.


Kapitel 9

Ich sah auf die Uhr. Vor genau 10 Minuten hatte Patrick mich zu Hause abgesetzt und in genau einer halben Stunde musste ich zu diesem Club. Kein Problem werdet ihr jetzt sicher denken! Ja theoretisch war das auch so, nur gab es da doch ein kleines Problemchen: Ich wusste nicht was ich anziehen sollte.
Nervös ging ich vom Bad ins Schlafzimmer und wieder zurück. Verdammt, was sollte ich anziehen? Es wäre vielleicht einfacher gewesen wenn ich gewusst hätte, was für ein Event das war, aber das hatte Raphael mir nicht gesagt. Seufzend setzte ich mich auf mein Bett und starrte auf den Kleiderschrank mir gegenüber. Denk nach Kayt...was hatte Raphael alles gesagt? Mhm wir war gleich der Name des Clubs?? Oh ja „Gothik-Scene“!
Mhm das war doch wohl ziemlich eindeutig. Wenn es ein Gothik Club war, dann sollte ich mir wohl was schwarzes anziehen. Doch da waren wir schon beim nächsten Problem: Hatte ich überhaupt irgendetwas schwarzes?? Eigentlich sollte ich was haben, aber vielleicht hatte ich es auch entsorgt, als ich nach Bens Tod aufgeräumt hatte. Damals hatte ich alles weggeschmissen was mich auch nur annähernd an ihn erinnert hatte.
Schnell stand ich auf und ging zum Kleiderschrank hinüber. Mal sehen was ich noch so alles in schwarz hatte. Etwa 5 Minuten später stand ich dann vor meinen Bett, worauf die ganzen Sachen verteilt waren, und stellte missmutig fest das ich echt zu wenig schwarze Sachen hatte. Die Ausbeute war wirklich sehr gering gewesen. Wir hatten da einen schwarze Pullover, der sich wirklich vorteilhaft an meine Figur schmiegte, eine schwarzes Shirt, was ein paar Nummern zu groß war und ich deshalb sofort verbannte, dass musste ich nun wirklich nicht anziehen. Dann war da noch eine schwarze Jeans und ein schwarzer Rock. Das beides konnte ich auch vergessen, denn die Hose und der Rock waren ein paar Nummern zu klein. Da würde ich nie im Leben mehr reinpassen.
Super also hatte ich nur noch den Pullover zu Verfügung.
Seufzend lies ich mich auf den Boden sinken und starrte an die Decke. Was sollte ich denn jetzt machen? Ich kann doch nicht zu meinen Chef gehen und sagen: „Entschuldige konnte den Job leider nicht entgegen nehmen, weil ich nichts zum Anziehen hatte!“ Der würde mich sicher dafür feuern. Nein erst würde er mich auslachen und dann würde er mich feuern.
Ich schloss die Augen. Warum konnte ich nicht einfach ein Gott verdammtes schwarzes Kleid haben. So was hatte doch eigentlich jede Frau im Kleiderschrank. Naja gut nicht jede, alle außer mir. Was sollte ich jetzt bloß tun?
Ich weiß nicht wie lange ich dort auf dem Boden lag, aber als ich plötzlich ein Klingeln an der Tür vernahm, zuckte ich komplett zusammen. Schnell öffnete ich meine Augen und starrte angsterfüllt raus. Es war dunkel. Oh nein, es würde doch nicht wieder Ben sein oder? Bitte, bitte das von gestern soll sich nicht nochmal wiederholen. Ich bekam die komplette Panik, aber als es dann noch einmal klingelte gab ich mir einen Ruck. Wer weiß wer das war? Nachher war es Patrick oder sonst irgendjemand der mir helfen wollte.
Also, meinen inneren Schweinehund überwindet, stand ich auf und ging die Treppen hinunter in meinen Flur. Mhm, zumindest war dieses komische Kratzen von gestern nicht mehr zu hören. Das war schon mal ein gutes Zeichen. Nach noch einem Klingeln stand ich vor der Tür und vernahm durch die Tür die leise Stimme meines Besuchs.
„Kayt ich bin es Raphael mach auf!“ Mit verdatterten Gesicht öffnete ich die Tür. Warum war Raphael denn hier? Wollte er mir etwa- sprichwörtlich- Feuer unterm Hinter machen, weil ich nicht sofort bei meinen Auftrag war? So gemein konnte doch nicht er sein oder?
„Willst du was zu trinken haben?“ Mittlerweile standen wir schon in meinen Wohnzimmer oder besser gesagt er saß auf meiner Couch während ich in der Tür stand.
„Nein danke. Ich habe mir nur gedacht ich hole dich zu deinem ersten Auftrag ab und bringe dir...“ er griff nach dem Paket, welches er wohl schon die ganze Zeit mitgeschleppt hatte. „...das hier vorbei und wie ich sehe, brauchst du es wirklich dringend.“ Schelmisch grinsend begutachtete er meinen Bademantel, den ich während meiner Suche nach passenden Sachen an hatte. Er hielt mir das Päckchen hin was ich dankend annahm.
„Mhm was ist denn da drin??“ Neugierig sah ich ihn an. Eigentlich konnte es ja nur was zum anziehen sein. Immerhin war es ja für heute Abend gedacht.
„Mach auf dann wirst du es schon sehen!“ Grinsend sah er mich an und schaute mich lange an. ZU lange, wenn ihr mich fragt. Verlegen sah ich auf den Boden und ging dann, samt den Paket, hoch in mein Schlafzimmer. Schon leicht nervös legte ich das Paket auf den Bett und öffnete es mit unverhohlener Neugier.
Als ich dann allerdings den Deckel hochhob und das Geschenk in dem Paket sah, lies ich den Deckel sofort wieder runter fallen. Das konnte doch nicht wahr sein. Er....er hatte mir doch nicht wirklich....oder doch? Verdammt,warum hatte er das denn gemacht?!?!
„Hast du ein Problem mit dem Geschenk?“ Er kam zu mir rüber, nahm den Deckel aus meiner Hand, öffnete das Paket und nahm das Kleid raus und das alles mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung, wo ich nur staunen konnte. „Ich dachte es würde dir stehen. Als ich es gesehen hatte, schrie es praktisch nach dir!“ Er hielt das Kleid vor mir und betrachtete mich eingehend. „Ja wie ich dachte es passt hervorragend zu dir!“
Verlegen sah ich ihn an. Ich begutachtete das schwarze Kleid genauer welches Raphael vor mich hielt. Es sah schick aus, keine Frage. Es war trägerlos und war relativ kurz. Ich schätze das es mir gerade so bis unters Knie gehen wird. Oben war es eine Art Corsage und fiel nach unten weiter aus.
„Meinst du echt das es zu mir passt? Es ist relativ kurz!“ Ich sah ihn fragend an.
„Ja klar es passt perfekt und ach Quatsch kurz. Es ist wunderschön und wird sich sicher perfekt an deinen Körper schmiegen!“ Er lächelte mich gewinnend an und Augen verdrehend nahm ich das Kleid entgegen. „Geh anprobieren. Los! Immerhin haben wir noch einen Job zu erledigen!“ Auf halbem Weg zum Bad blieb ich stehen, die Hand schon auf der Klinke und drehte mich verblüffend um.
„Wir? Warum wir? Ich dachte das wäre mein Auftrag!“ Gespannt sah ich ihn an. Ich hatte absolut gar nichts gegen ein Wir einzuwenden, aber mit dem Chef meinen Auftrag zu erfüllen, kam mir schon komisch vor. Es war immerhin MEIN Auftrag und wenn er mitkam, würde er mir sicher eine Menge Tipps geben, was ich machen sollte und was nicht, aber das wollte ich nicht. Auch wenn es gut war, aber so was wollte ich nun gar nicht.
„Keine Angst Kayt, ich komme nur mit und mache nichts. Ich werde mich nicht einmischen, egal wie du es machst. Es ist dein Auftrag und nur deiner, aber hast du wirklich geglaubt ich würde dich mitten in der Nacht alleine durch die Stadt schicken? Das kann ich nicht verantworten!“
Verblüffend aber auch lächelnd sah ich ihn an. Ein Chef der sich um die Praktikanten sorgte? Das fand man nicht alle Tage. Vor allem weil die Chefs noch was viel gemütlicheres machen könnten z.B. auf der Couch rum lungern und TV schauen.
„Oh ähm danke das du mitkommst. Das finde ich sehr....aufmerksam.“ Lächelnd sah er mich an und deutete mir an, dass es für ihn kein Problem wäre.
„Ich wollte da eh noch hin und so kann ich das gleich verbinden und dich mitnehmen. Das ist doch für uns beide am besten!“ Grinsend sah ich ihn an. Ja, das stimmte wir beiden hatten was davon, wenn ich auch mehr davon hatte, denn so musste ich wirklich nicht im Dunkeln durch die Stadt laufen und nach dem Ereignis letztens, wollte ich wirklich nicht mehr alleine durch die Stadt laufen. Das war einfach zu gruselig.
„Naja trotzdem danke und jetzt entschuldige mich. Ich muss mich für meinen ersten Auftrag in Schale werfen!“ Lachend ging ich in das Bad und schloss die Tür hinter mir. Wow, wieso war er so nett vor mir? Ob er das bei jeder machen würde? Aber wenn er jeder Praktikantin ein Kleid schenken würde, dann würde er sicher pleite werden, denn auch wenn er Chef der Zeitung war, soviel konnte er nun auch nicht verdienen. Da war ich mir hundertprozentig sicher.
Während meine Gedanken immer wieder darum schwirrten, zog ich mir das Kleid an und schminkte mich dem Thema passend, nämlich Smokey Eyes und schöne rote Lippen dazu. Nachdem ich fertig war, sah ich mein Spiegelbild an und erschrak zutiefst. War das wirklich ich? So aufgestylt und eigentlich wunderschön? So sah ich noch nie aus. Das konnte ich doch nicht sein, oder etwa doch? Verlegen ging ich aus dem Bad und stellte mich Raphael, was er wohl sagen wird? Ob es ihm gefällt? Halt....Stopp....warum mach ich mir so viele Gedanken darum wie es Raphael gefallen wird?? Das war doch echt nicht mehr normal oder etwa doch?
„Wow....du siehst wunderschön aus Kaytlynn. Das Kleid steht dir wirklich ausgezeichnet und dann deine Haare und die Schminke dazu...einwandfrei.“ Mit roten Wangen schaute ich zu ihm rauf. Meinte er das jetzt ernst? Fand er mich wirklich so schön? Während er mich musterte beobachtete ich ihn und sah wie er ehrlich lächelte und auch seine Augen einen gewissen fröhlichen Glanz hatten.
„Na dann sollten wir wohl langsam los. Sonst verpassen wir noch was und dann kann ich nicht meinen Artikel schreiben, wäre doch schade drum!“ Leicht lächelnd sah ich ihn an und versuchte meine Verlegenheit zu überspielen, denn es gefiel mir schon das er mich schön fand. Lachend sah er mich an.
„Glaub mir das Event ist so schnell nicht vorbei. So was dauert, bei uns, immer eine ganze Weile bis es zu Ende ist!“ Verschmitzt grinsend sah er mich an und mich überkam das Gefühl, dass er ganz genau wusste wie verlegen er mich machte, aber, Gott sei Dank, ging er nicht weiter drauf ein , sondern ging mir vor raus die Treppe hinunter und auf die Eingangstür zu.
„Na dann auf in den Club!“ Lachend sah er mich noch mal an, dann drehte er sich zur Tür und ging hinaus. Grinsend schüttelte ich den Kopf und ging ihm nach. So einen Chef hatte ich echt noch nie gesehen, ach was Chef. So ein Mann hatte ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen!


Kapitel 10

Mittlerweile standen wir nun schon vor dem Club und während er schon draußen war und etwas mit dem Türsteher sprach oder wohl eher diskutierte, saß ich noch immer im Auto. Ich traute mich einfach nicht rauszugehen, was mehrere, wirklich gute, Gründe hatte.
1. War es draußen schweine kalt und ich hatte nur dieses Hauch von....Etwas an. Klar, das Kleid gefiel mir super toll, aber ich fror total darin, wenn ich jetzt rausgehen würde, würde ich ein Eiszapfen werden und das war keine so schöne Vorstellung und
2. Hatte ich ein bisschen Angst darein zu gehen. Wann war ich das letzte mal in einen Club? Das muss Ewigkeiten her sein und sicher würde ich mich da bloß blamieren. Ich hatte doch überhaupt gar keine Ahnung von dem Event, was da lief.
Während ich weiter meinen Gedanken nachhing und mich selber eigentlich ziemlich fertig machte, was heißt das ich zum Schluss zu dem Ergebnis gekommen bin eine Krankheit vorzutäuschen, damit ich wieder nach Hause konnte oder so etwas in der Art, hatte ich nicht bemerkt das Raphael schon längst wieder da war und an die Fensterscheibe klopfte. Ich denke nach dem bestimmt hundertsten Mal hatte ich das dann gehört.
Ich sag durch das Fenster und in seine wunderbaren Augen. Schon wieder hielten sie mich gefangen. Nachdem ich dann aber meinen Blick, nach unendlich langen Minuten, losgerissen hatte und ihn betrachtete, merkte ich das er fror.
Schnell machte ich die Tür auf und stieg aus. Erst als ich bereits neben ihn stand und er seinen Arm anbietet, fiel mir wieder ein was ich eigentlich vorhatte. Verdammt, jetzt eine Krankheit vorzutäuschen wäre sicher nicht ideal, dass würde er bestimmt bemerken, also das es nicht echt ist.
Innerlich seufzend ergab ich mich meinen Schicksal und lies mich von ihm zum Club führen. Okay, ich muss zugeben, von außen sah das noch nicht mal so schlecht aus und auch die Musik, die bis nach draußen schallte war völlig normal und okay.
„Du siehst aus als hättest du was anderes erwartet!“ Ich nickte, auch wenn es keine Frage war. Es stimmte ich hatte mir etwas komplett anderes vorgestellt. Leute, die wie Vampire aussehen zum Beispiel. Ihr wisst schon die Möchtegern Vampire mit Plastikzähnen oder so.
„Darf ich fragen was deine Vorstellung genau war?“ Auf diese Frage war ich zwar vorbereitet gewesen, aber leider hatte ich überhaupt gar keine Ahnung was ich darauf antworten sollte. Ich konnte doch nicht das sagen, was ich wirklich gedacht hatte, dass war viel zu peinlich und er würde mich dann gewiss auslachen. Fieberhaft suchte ich deshalb nach einer anderen Ausreden, aber mir wollte partout keine Einfallen.
„Ich also...ähm...Ich...ich hatte gedacht, dass....das schlimmer ist!“ Haha ich hatte es geschafft. Es war nicht zu peinlich und auch nicht so weit entfernt von der Wahrheit, dass das als Lüge durchgehen würde. Es war ein perfekter Mittelweg, den er mir allerdings mit der nächsten Frage sofort zerstörte.
„Was genau ist schlimmer?“ Amüsiert sah er mich an. Wahrscheinlich lachte er innerlich über mich das er mir meinen perfekten Mittelweg kaputt gemacht hatte. Dieser Mann war wirklich verdammt hartnäckig und ich war mir sicher, dass er erst aufhören würde zu fragen, wenn ich ihm sagen würde was ich am Anfang für eine Vorstellung von dem Ganzen hatte. Das würde so schrecklich peinlich für mich werden, aber da musste ich jetzt durch, sonst würde er den ganzen Abend nerven und darauf hatte ich wirklich sehr sehr sehr wenig Lust.
„Na gut, aber wehe du lachst darüber!“ Du? Warum duze ich eigentlich mein Chef? Oh nein das ist ihm jetzt sicher aufgefallen und weil ich so unhöflich zu meinem CHEF war, konnte ich sicher gleich gehen, aber das wollte ich doch nicht. Ich wollte diesen Job, auch wenn ich jetzt durch so was musste.
„Ich lache nicht, versprochen!“ Häh? Hatte er etwa nicht bemerkt das ich ihn gerade geduzt hatte? Oder war es ihm egal?? Zögernd sah ich ihn an, doch er lächelte mich nur an und blieb dann stehen, als wir vor dem Türsteher standen. „Nun an was hast du gedacht?“
Peinlich berührt sah ich auf dem Boden. Jetzt gab es keinen Ausweg mehr. Jetzt musste ich es ihm sagen.
„Also mhm ich hab gedacht, dass die Leute wie....naja...typische Vampire herumlaufen und das auch die Musik noch düsterer wäre, aber das ist ja so nicht.“ Kurz sah ich zu ihm auf und bemerkte wie seine Mundwinkel nach oben zuckten. „Du machst dich doch über mich lustig!“
Wieder starrte ich auf den Boden. Wie konnte er nur über mich lachen? Immerhin war die Vorstellung nun nicht so abwegig oder?? Was sollte man sonst bei so einem Clubnamen denken? Das sie alle quietschgelbe Sachen anhaben und zu Hippie Musik tanzen oder was?
Mal wieder war ich so tief in meinen Gedanken versunken gewesen, dass ich nicht bemerkt hatte wie Raphael durch die Tür gegangen war. Erst als ich ein „Hey Kayt willst du nicht mitkommen?“ vernahm bemerkte ich das er nicht mehr neben mir stand. Oh man, wenn das so weitergeht, werde ich irgendwann ein Unfall machen. Ich sollte definitiv mehr aufpassen.
Langsam ging ich ihm nach und als ich dann drinnen und neben ihn stand, hörte ich wie er leise ein „Na endlich“ murmelte. Huch was war denn nun los? Hatte ich ihn irgendwie verärgert oder was? Ich dachte nochmal zurück, aber mir fiel nichts auf, was ihn hätte sauer werden lassen können.
Naja, das war ja jetzt eigentlich auch egal. Immerhin wollte er mich freiwillig begleiten, da brauchte ich mir doch keine Gedanken um seine Stimmung. Also ich würde mir sicher nichts verderben lassen.
Jetzt aber wieder zurück in die Gegenwart und weg von meinen Gedanken. Wir standen jetzt also im Club und ich konnte nicht anders als alles anzustarren. Das war ja echt der hammer. So geil hatte ich mir das gar nicht vorgestellt. Es gab eine riesige Tanzfläche, auf denen verdammt viele Paare tanzten. Weiter hinten konnte ich eine Bar entdecken, die auch vollkommen überfüllt war. Anscheinend war das hier ein echt beliebter Club. Grinsend sah ich mich um. Für mein ersten Clubbesuch seit langer langer Zeit, wird es sicher der Coolste werden. Dessen war ich mir jetzt absolut sicher.
„Komm mit. Wir gehen darüber. Da ist noch was frei!“ Raphael nahm meinen Arm und zog mich in die Richtung in die er gedeutet hatte. Ich konnte es erst richtig erkennen als wir davor standen und was ich sah lies mich glatt stolpern. So etwas gab es in den Clubs meiner Heimatstadt absolut nicht.
In der Ecke waren kleine Sitzgelegenheiten. Immer eine Couch und zwei Sessels zusammen. Das sah wirklich ziemlich gemütlich aus und Raphael hatte Recht. Eins war wirklich nur frei.
Ich frage mich wie er das auf der Entfernung sehen konnte, weil ich hatte ja noch nicht mal die Ecke mit den Sofas entdeckt.
Während ich mich setzte dachte ich darüber nach, doch es gab keine plausible Erklärung dafür, außer das er vielleicht sooft hierherkam, das es sein Stammplatz ist. Mhm das wird es sicher sein. Denn warum sonst hätte er das so genau wissen können?? Die Augen eines Menschen waren nie so gut das man das durch den ganzen Nebel und auf der Entfernung sehen konnte. Ah ja, den Nebel hatte ich vorhin vergessen zu erwähnen. Also über der Tanzfläche hing ein dichter Nebel, selbstverständlich war das nur Show, aber es sah trotzdem geil aus.
„Was möchtest du denn trinken Kaytlynn?“ Ich löste mein Blick von der Tanzfläche und sah in Raphaels lächelndes Gesicht. Puh, also war er mir doch nicht sauer. Was für ein Glück und ich dachte schon ich hätte den ganzen Abend versaut. Ich erwiderte sein Lächeln und überlegte kurz. Was sollte ich trinken? Oder besser gesagt was bieten sie hier an?? Nach langem Überlegungen, von ganzen 2 Minuten entschied ich mich für eine Bloddy Mary. Das würde hier sicher nicht so auffallen und außerdem war ja das Thema mehr oder weniger Gothik, also müsste es ja wohl dabei sein.
Raphael schaute erst etwas verwundert, ging aber nicht weiter drauf ein. Wofür ich dankbar bin, sonst hätte ich mich nachher noch umentschieden, weil mein vernünftiger Teil in den Vordergrund gekommen wäre und dann wäre es vorbei mit Spaß haben, wie ich es mir eigentlich vorgenommen hatte.
Während er an der Bar stand und unsere Getränke bestellte, sah ich mich nochmal um. Es war wirklich toll hier. Ehrlich gesagt hätte ich das nie gedacht, aber ich fühlte mich total wohl hier und das kam nicht oft vor. Auch wenn ich zugeben muss, dass Raphael deswegen wohl am meisten Schuld trägt.
Lächelnd lehnte ich mich zurück und lies erst mal die Musik auf mich wirken. Diese war auch nicht so schlimm wie ich gedacht hatte. Alles in einem war es einfach super hier.
Plötzlich fiel mir ein, dass ich eigentlich wegen einen Job hier war. Schnell griff ich in meine Tasche, nur um gleich darauf meine Hand zurückziehen. Mist! Ich hatte doch tatsächlich meinen Notizblock liegen lassen. Wie sollte ich denn jetzt Stichpunkte notieren?? Ich konnte mir doch nicht alles merken. Doch das musste ich jetzt wohl oder übel machen. Egal ob es mir gefiel oder nicht.
Seufzend sah ich mich um und bemerkte wie Raphael bereits wieder auf mich zukam und die beiden Drinks in der Hand hatte. Er lächelte mich an und ich konnte nicht anders als ihn anzustarren. Raphael war mit Abstand der schönste Mann im ganzen Club. Sein schwarzes Shirt und die Hose standen ihn super gut und vor allem das Shirt schmiegte sich so an ihn, dass man seine Muskeln sehen konnte. Seine Haare waren ein gestyltes Durcheinander, doch es sah klasse an ihn aus.
Während er auf mich zukam, umspielte das ab gedämpfte Licht seinen Körper. Er sah wirklich fantastisch aus und mit so jemanden durfte ich ausgehen, dass war wirklich unglaublich. Es war so unglaublich, dass ich fast Ben vergessen hätte. Als mir das auffiel schüttelte ich schnell den Kopf. Halt nein, ich durfte doch ihn nicht vergessen, das war doch unmöglich, aber obwohl.....Ben war ja auch nicht mehr der, für den ich ihn hielt. Er war jetzt irgendein untotes Ding, welches mir Angst machte.
Oh man, das alles müsste ich erst mal in meinen Kopf kriegen. Offenbar stand ich auf meinen Chef, welcher auch noch ziemlich gut aussah und gleichzeitig wurde ich von meinem toten Freund heimgesucht, der jeden töten wollte, der mir zu nah kam. Was sollte ich jetzt tun? In was bin ich da hineingeschlittert?
Ja, in was ist sie hineingeschlittert? Wenn Kaytlynn wüsste, das Raphael nicht der ist für den sie ihn hält und Ben, noch schlimmer ist als wie sie denkt, hätte sie sich ganz schnell in Sicherheit gebracht und wäre nie wieder in dieser Stadt aufgetaucht, die das Böse beherbergt.

*

Ich setzte mich wieder hin, stellte ihr Getränk, vor sie auf den Tisch, während ich mein Glas weiterhin in der Hand hielt und mich setzte. Konzentriert starrte ich den Inhalt des Glases an und versuchte nicht daran zu denken, wie sie mich angeschaut hatte. Mit was für einen Blick.
Ich war mir sicher, dass sie nicht wusste wie sie geschaut hatte und das sie es auch gar nicht wissen wollte. Ihr Blick hatte soviel Verlangen gezeigt, dass es sie sicher sehr verwirrte. Immerhin war ihr Freund ja gerade erst gestorben. Ja, ich wusste davon, auch wenn sie es mir nicht persönlich gesagt hatte, aber in der ganzen Stadt waren nun mal meine Spitzel gewesen und hatten sie beobachtet, auf meinen Befehl.
Aus diesem Grund wusste ich auch viel aus ihrem Leben. Sie war von zu Hause weggegangen um ein neues Leben aufzubauen. Sie wollte nicht mehr da sein, wo sie alles an ihren Exfreund Ben erinnerte.
Ihre Wahl war auf diese Stadt gefallen, weil es hier eine Uni gab und die Wohnungen in ihrer Preisklasse lagen. Ihr Haus lag fast am Ende der Stadt und der einzigen Hauptstraße die es hier gab. Ich wusste auch, dass sie ein kleiner Kaffee-Junkie war und ohne überhaupt nicht auskommen würde.
Das Einzige was mir Angst machte, war dieser Patrick. Ich hatte immer ein schlechtes Gefühl, wenn er bei ihr war, dabei wusste ich genau das er ihr nichts antun würde. Er mag sie, dass hatte ich mittlerweile schon bemerkt und sie ihn auch, aber ich war mir sicher das, das nur freundschafts-
mäßig war, denn sie trauerte immer noch Ben nach, eigentlich.
Kaum merklich schüttelte ich meinen Kopf. Hör auf darüber nachzudenken, dass bringt doch nichts. Natürlich trauert sie ihren Freund nach, weshalb sie ja auch noch nichts Neues suchte. Egal, wie anziehend ich auf sie wirkte, es würde nie die gewünschte Wirkung haben. Sie würde mich sicher immer wieder abblocken, aber das würde mich nicht davon abhalten immer wieder ihre Nähe zu suchen.
Ich mochte Kayt, schon seitdem sie das erste Mal in meinem Büro aufgetaucht war, um nach einen Job zu fragen.Doch schon damals wusste ich, das ich mich aus zweierlei Gründen von ihr fernhalten musste.
1. Sie war noch nicht für eine neue Beziehung, dass hatte ich ihr gleich angesehen, als sie meinen Raum betreten hatte. Ihre Augen hatten Bände gesprochen, so auch wie gerade eben. Nachdem ihr bewusst geworden war, dass sie mich angestarrt hatte, wurde sie rot und ich hab den Kampf in ihren Augen gesehen. Sie mochte mich und sie fand mich anziehend, aber sie war noch nicht über Ben weg und jetzt wusste sie nicht was sie machen sollte.
Aber ich schweife schon wieder ab. Der zweite Grund, war noch viel wichtiger zu beachten, als der Erste, aber auch der dieser hielt mich, leider, nicht von ihr fern.
Denn 2. Ich war ein Vampir und damit zu gefährlich für sie. Ich sollte mich nicht in ihrer Nähe aufhalten, aber ich konnte mich doch nicht von ihr fernhalten, weshalb ich meine Grundsätze über den Haufen geworfen hatte und sie zu diesem Event eingeladen hatte.
Seufzend lehnte ich mich nach vorne und trank mein Glas in einen Zug leer. Ich wollte aufhören o viel über diese Sachen nachzudenken. Es war einfach nicht richtig. Denn je mehr Gedanken ich mir machen würde, desto mehr würde ich wieder auf die Idee kommen, mich von ihr fernzuhalten und das hatte ich nicht vor. Ich wollte in ihrer Nähe sein, egal wie weh es tat, da ich genau wusste das, das zwischen uns nie mehr werden könnte als jetzt war.
Kurz schielte ich zu ihr rüber und sah wie sie sich umschaute. Also etwas Zeit für mich um sie zu betrachten. Ob sie überhaupt wusste wie wunderschön sie war? Ob Kayt ihre Wirkung auf Männer überhaupt bewusst war?
Gerade flossen ihre langen, blonden Haare ihren Rücken hinunter und ein paar vorwitzige Strähnen fielen ihr ins Gesicht. Gedankenverloren strich sie diese Strähnen sanft hinter ihr Ohr und sah sich weiter um.
In ihren grasgrünen Augen, war ein Ausdruck reinster Konzentration. Wahrscheinlich wollte sie alles in sich aufnehmen, um nachher darüber schreiben zu können. Immerhin war das ja ihre sagen wir mal „Bewerbung“, damit ich sah wie gut sie war, aber ich wusste schon jetzt das dieser Artikel klasse werden würde. Warum? Na ja ich schätzte sie sehr selbstkritisch ein und sie würde sicher erst dann aufhören zu schreiben, wenn es in ihren Augen gut sein würde und schon jetzt war ich mir sicher, dass es mir gefallen wird, was sie schreibt.
Ich war so sehr in Gedanken vertieft gewesen, dass ich erst gar nicht bemerkt hatte das sie mich nun musterte. Als es mir klar wurde, lächelte ich sie an und sie erwiderte es leicht. Dabei schimmerten ihre Wangen leicht rot und ich konnte nicht anders als noch mehr zu lächeln. Sie sah wirklich süß aus.
„Möchtest du denn nichts aufschreiben über dieses Event? Ich mein du musst immerhin darüber schreiben und ich bin mir nicht sicher ob du dir die ganze Informationsflut merken kann!“ Lächelnd sah ich sie und stellte mein leeres Glas auf den Tisch. Ich bemerkte das ihre Wangen noch roter wurden, aber nicht nur das. Ich konnte auch das Rauschen ihres Blutes hören, aber ich überhörte es gekonnt, so wie schon immer.
„Na ja...ich....ich muss mir das alles merken. Ich hab mein Notizbuch auf meinem Bett liegen lassen!“ Kleinlaut sah sie auf den Boden, was war denn los? Hatte sie etwa Angst das ich sie deswegen rügen würde? Wie Absurd.
Immer noch lächelnd sah ich zu der tanzenden Menge und mir kam eine hervorragende Idee, wie ich es schaffen könnte, ihr noch näher zu sein. Sie hatte ihr Notizblock vergessen, also konnte sie sich doch alles viel besser einprägen, wenn sie mitten im Geschehen wäre oder? Noch mehr als jetzt.
Grinsend stand ich auf und stellte mich vor ihr hin. Erstaunt schaute sie auf und zu mir hoch. Jetzt wo ich direkt vor ihr stand, konnte ich sehen wie zerbrechlich Kayt war, aber ich würde ihr nicht wehtun, das würde ich gar nicht können.
„Möchtest du tanzen?“ Grinsend beobachtete ich wie ihre Wangen wieder einmal erröteten, nachdem sie gerade wieder normal geworden waren.
„Na ja ich weiß nicht. Sollte ich nicht lieber hier sitzen und das alles beobachten, um dann nachher darüber zu schreiben? Ich mein nachher verpasse ich noch etwas Wichtiges!“ Lächelnd sah sie mich, ihre Blutzirkulationen hatte sie mittlerweile wieder unter Kontrolle. „Aber trotzdem danke!“
Ich sah wie sie sich abwandte und wieder umschaute. Seufzend sah ich sie an, würde sie wirklich den ganzen Abend da sitzen bleiben wollen? Im Gedanken konnte ich meine Frage selbst beantworten. Ja, das würde sie.
Aber warum war sie nur so verklemmt und ernst? Wieso konnte sie nicht einmal locker drauf sein und Spaß haben!Ah, aber ich hatte ja noch mein Argument um sie zu überreden und das würde ganz sicher klappen, dessen war ich mir mehr als sicher.
„Aber Kayt, du kannst doch viel besser darüber schreiben, wenn du es auch wirklich miterlebst. Das ist doch dann viel besser und vor allem näher. Glaub mir, ich spreche da aus Erfahrungen. Immerhin versuche ich mich immer so nah wie möglich am Geschehen zu sein und die Gefühle zu spüren!“ Lächelnd hielt ich ihr eine Hand hin und sah sie aufmunternd an. Erst begutachtete sie meine Hand argwöhnisch und so als würde sie, sie zum ersten Mal sehen, aber dann ergriff sie die meine und stand auf.
„Na schön, aber nur ein Tanz!“ Lächelnd sah sie mich an und ich konnte Vorfreude in ihren Augen schimmern sehen. Sie wollte tanzen, mehr als alles andere, das konnte man ihr ansehen. Aber warum hatte sie dann erst abgelehnt? Ich verstand sie immer weniger und das machte das Ganze irgendwie noch interessanter. Ich wollte sie unbedingt kennen lernen, koste es was es wolle. Sie war einfach hübsch, schlau und wirklich geheimnisvoll. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte würde ich sagen sie war ein Vampir, aber da ich es besser wusste, konnte ich mit Gewissheit sagen, dass sie keiner war, sondern einfach nur ein Mensch, der mehr als zerbrechlich war.
Wir tanzten den einen Tanz zusammen, doch dabei blieb es nicht. Es machte uns so viel Spaß das wir jedes Lied durch tanzten und nur hin und wieder aufhörten um uns etwas zu erfrischen. Kayt konnte wirklich gut tanzen und ich war erstaunt wie viele Tänze sie drauf hatte. Was wohl noch in ihr steckte?
Bis um drei Uhr früh tanzten wir zusammen und verloren uns immer mehr. Erst nachdem sie dann doch langsam müde wurde, holte ich ein Taxi. Ich nahm ihre Hand und hielt mit meiner freien Hand die Tür auf.
„Madame, wollen sie einsteigen?“ Lächelnd sah ich sie an und sie grinste mich ihrerseits breit an.
„Aber gerne doch der Herr!“ Lachend stieg sie ein und ich machte es ihr nach. Die Fahrt über lehnte sie an mich, da sie ihre Augen, vor Müdigkeit, kaum noch offen halten konnte.
Geistesabwesend strich ich über ihr Haar und hörte wie sie an meiner Schulter einschlief. Lächelnd und seufzend sah ich sie an. Na super, was sollte ich jetzt machen? Ich wollte sie nicht wecken, aber sie einfach ins Haus zu bringen, geht auch nicht. Immerhin hatte ich ja keinen Schlüssel und das würde im Nachhinein sicher Fragen auslösen.
Schweren Herzens entschloss ich mich dazu sie zu wecken. Es war schwierig sie wirklich wach zu kriegen, aber nach ein paar Minuten sah sie mich total klar an und umarmte mich, um mir ihr Gute Nacht zu wünsche.
Ich erwiderte die Umarmung und sah ihr dann nach. Mit langsamen Schritten ging sie zur Tür und öffnete diese. Kurz bevor sie die Tür schloss sah sie nochmal zum Taxi und winkte mir zu. Ich winkte zurück und gab den Taxifahrer dann ein Signal das er weiterfahren könnte.
Diese Nacht würde ich sicher nie so schnell vergessen und ich hoffte das auch Kaytlynn ihn nie vergessen würde. Es war immerhin total traumhaft und schön gewesen, auch wenn der Ort nicht so romantisch gewesen war, aber solange sie bei mir war, ging es mir gut. Solange ich in ihrer Nähe war, war alles romantisch und traumhaft schön.


Kapitel 11

Stöhnend setzte ich mich auf einen Stuhl in der Küche, natürlich, mit einer Tasse Kaffee in der Hand. Seit heute morgen, oder besser gesagt seit 6 Uhr, war ich auf den Beinen, weshalb ich jetzt auch total übermüdet bin.
Ich hatte versucht weiterzuschlafen, aber nach dem Alptraum war es einfach unmöglich und mein Kopf schmerzte auch zu sehr, als das ich es hätte ignorieren können.
Na ja, vielleicht war es auch besser so, dass ich so früh wach war, dann konnte ich mich gleich an den Artikel über den Club setzen. Das würde sicher ein fantastischer Artikel werden, dessen war ich mir sicher.
Ich trank einen Schluck Kaffee und ging zu meinem Schreibtisch, um den Computer anzuschalten. Gott sei Dank, hatte er sich heute mal schnell hochgeladen, sodass ich nicht weiter über den Traum nachdenken musste.
Er war schrecklich gewesen. Dies roten Augen, hatte ich noch immer vor mir, sobald ich meine schloss. Es hatte auf mich eingeredet, ich weiß nicht mehr genau was er gesagt hatte, nur eins wusste ich noch: Raphaels Name, war dauernd aufgetaucht.
Seufzend setzte ich mich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch und wartete darauf das er mein Netzwerk endlich erkennen würde. Damit hatte er irgendwie immer seine Schwierigkeiten.
Froh, das er es endlich gefunden hatte, öffnete ich eine Schreibprogramm und das Internet. Mal sehen, was ich so noch alles über den Club herausfinden konnte. Vielleicht gab es ja noch ein paar interessante Sachen, die ich mit in den Artikel einbauen konnte.
Nach einer geschlagenen Stunde, gab ich allerdings mit der Suche auf. Ich fand nichts, was ich nicht schon wusste. Niedergeschlagen schloss ich die Internetseite und starrte auf die Leere Seite meines Schreibprogrammes. Mhm, wie fing ich am besten an?!? Uh ja ich habe es.
„Gestern war in dem Club „Gothik-Scene“, welches sehr berühmt ist, ein Event. Es handelt sich hierbei, natürlich, um ein Gothikevent, mit den besten Sängern, Sängerinnen und Bands dieser Szene.“
So die ersten beiden Sätze waren geschafft. Jetzt müsste ich noch genauer darauf eingehen, was mir eigentlich nicht so schwer fallen sollte, da ich ja hautnah dabei gewesen war. Eigentlich sollten meine Finger nur so über die Tastatur fliegen.
Eigentlich, aber in der Realität sah es anders aus, denn ich konnte mich an so gut wie nichts erinnern. Es waren immer nur Gedankenstücke, aber ich konnte sie nie zusammenhalten.
Was war nur los mit mir? War das normal nach so einer Nacht? Ich glaubte eher nicht.
Mhm, vielleicht hatte ich aber auch zu viel getrunken und konnte mich deshalb nicht mehr an alles erinnern. Ah, es war einfach zum verrückt werden. Wie sollte ich denn jetzt einen Artikel schreiben, wenn ich mich an nichts mehr erinnern konnte?? Ich würde versagen, jämmerlich versagen.
Frustriert griff ich meine Kaffeetasse, nur um dann zu realisieren, dass diese bereits leer war. Na super, noch nicht mal mehr Kaffee hatte ich.
Wütend stieß ich den Stuhl zurück und stapfte in die Küche. Was sollte ich jetzt tun? Ich konnte doch nicht zu meinem Chef gehen und sagen: „Entschuldigen Sie, aber leider konnte ich den Artikel nicht schreiben, da ich zu viel getrunken habe und nun einen Schleier von nichts in meinem Kopf habe!“ Das ging doch mal gar nichts.
Während ich jetzt darauf wartete das mein Kaffee fertig wurde, lehnte ich mich an die Theke und versuchte mich zu beruhigen. Es würde mir nichts bringen, wenn ich jetzt auch noch sauer wurde, dann könnte ich mich erst Recht nicht daran erinnern.
Tatsächlich half es auch, einfach mal an nichts zu denken und mich zu entspannen. Meine Wut löste sich in nichts auf und meine Gedanken....nun die waren immer noch nicht da.
Gerade als ich meine Tasse, befüllt mit Kaffee, nahm und wieder ins Wohnzimmer zurückgehen wollte, hörte ich ein Klopfen an der Tür. Wer das wohl war? Hoffentlich nicht Raphael, der wissen wollten, wie mein Artikel so lief.
„Wer ist denn da?“ Rief ich durch die Tür, als ich direkt davor stand. Es war, seit der Nacht mit dem Ungeheuer, eine Angewohnheit geworden, immer zu fragen wer da war. Man konnte ja nie wissen, ob nicht doch ein Monster hier auftauchen konnte und damit meine ich nicht Monster, die in der Fantasy und in Märchen vorkamen, sondern menschliche Monster, meistens Männer, die zu viel getrunken hatten.
„Ich bin es Patrick. Mach auf Kayt!“ Uh okay, es war kein Monster, sondern nur Patrick. Gut, vielleicht würde er mir ja erklären können, was es mit dem Nebel in meinem Gedanken auf sich hatte.
Schnell lies ich ihn rein und begrüßte ihn mit einer Umarmung, die er seinerseits erwiderte.
„Na bist du schon wach?? Warst du gestern nicht in diesem Club? Erzähl wie war es da!“
Grinsend sah er mich an und ich konnte nicht anders als zurück zulächeln. Sobald Patrick in meiner Nähe war, ging es mir augenscheinlich besser und ich konnte mein Problem, für einen kurzen Moment, wirklich vergessen. Aber nur für einen kurzen!
„Komm erst mal ins Wohnzimmer. Möchtest du vielleicht Kaffee?“ Fragend sah ich ihn an. Er nickte und folgte mir, nein nicht ins Wohnzimmer, sondern in die Küche.
„Patrick hatte ich nicht gesagt du sollst ins Wohnzimmer gehen? Da ist es doch viel gemütlicher!“ Lächelnd sah ich ihn an und er nickte abermals, aber diesmal so als wäre er mir ergeben, mit einer kleinen Verbeugung.
„Ihr Wunsch sei mir Befehl!“ Lachend warf ich ein Handtuch, was rein zufällig bei mir in der Nähe lag, nach ihm. Doch leider traf es ihn nicht mehr, da er viel zu schnell aus der Küche raus war.
Kopfschüttelnd machte ich noch für ihn eine Tasse Kaffee und sobald diese fertig war, ging ich zurück ins Wohnzimmer. Ich sah sofort das Patrick es sich nicht auf der Couch gemütlich gemacht hatte, sondern an meinem Schreibtisch saß und sich die ersten beiden Sätze meines Artikels durchlas.
„Mehr hast du noch nicht geschafft? Ich bin enttäuscht von dir!“ Feixend sah er mich an und ich boxte ihm in die Seite. Natürlich hatte ich vorher die beiden Tassen auf den Tisch abgestellt.
„Hey, erstens runter von meinem Stuhl und zweitens hab ich gerade erst angefangen und ein kleines Problem.....chen.“
Sich die Seite haltend, was er allerdings nur tat um mich zu ärgern, da er genau wusste das ich nie zu hart zu schlagen würde, stand er auf und setzte sich auf den Sessel, welcher ganz in der Nähe stand.
„Was ist denn das für ein Problem?“ Fragend sah er mich an und ich konnte nicht anders als ihm alles zu erzählen.
Ich erzählte ihm, das ich mich noch gerade daran erinnern konnte, dass ich gestern mit Raphael in diesem Club war und das ich mich amüsiert hatte. Getanzt und gelacht, aber an mehr konnte ich mich nicht erinnern. Außerdem wusste ich auch nur noch das Raphael mich hingebracht und wieder nach Hause gebracht hatte, aber ob er bei der Party dabei war, wusste ich einfach nicht mehr.
Als ich schließlich geendet hatte, sah ich Patrick an und schreckte zurück. Sein Gesicht war eine wutverzerrende Maske und hatte nichts mehr mit dem Patrick zu tun, der hier angekommen war. Was war los mit ihm? Wusste er etwa was mir passiert war?
„Patrick weißt du irgendetwas darüber?“ Fragend sah ich ihn, doch er senkte nur seinen Kopf und schien zu überlegen. Was?! Wollte er mir jetzt etwa nicht sagen was mir passiert war? Abwartend sah ich ihn an.
„Patrick wenn du irgendetwas weißt, dann sag es mir bitte!“
Ich wusste das ich verzweifelt klang, aber das war mir egal. Mein einziges Problem was ich gerade hatte, war dieser Schleier in meinen Gedanken und sonst nichts.
Als Patrick wieder aufsah, stand in seinen Augen nicht länger Wut, sondern Neutralität. Er versuchte etwas vor mir zu verstecken. Ich wusste nur noch nicht was es war.
„Tut mir Leid, aber ich muss los. Ich hab noch einen Termin. Bis morgen dann!“ Schnell stand er auf, umarmte mich flüchtig und verließ dann fluchtartig mein Haus. Was war nur mit ihm los? Und warum sagte er mir nicht die Wahrheit?
Seufzend und fragend sah ich ihm nach. Was sollte ich nur tun? Wenn Patrick mir nicht erzählen würde was mit mir los war, könnte ich das nie bekämpfen und somit auch nie den Artikel zu enden schreiben.
Ich trank einen Schluck Kaffee und dachte nach. Diesen Ausdruck, den Patrick hatte, als ich ihm von dem Nebel in meinem Gedanken erzählt hatte, würde ich nicht so schnell vergessen und es hatte etwas zu bedeuten. Nur was? Was genau war es was er mir hier verheimlichte.

*

Ich war wütend und zwar total. Wie konnte dieser Idiot es wagen, ihre Gedanken zu manipulieren?! Ich hatte ihn hier akzeptiert, weil er gesagt hat das er sich benehmen könnte. Das er nie jemanden etwas antun würde aber das schien anscheinend doch nicht so sein.
Ruckartig bremste ich mein Auto und stieg wutentbrannt aus. Nun, stand ich vor dem Club „Gotik-Scene“. Wenn dieser Raphael keine vernünftige Ausrede hat, dann bring ich ihn um. Sofort. Das kann er aber wissen.
Ich stampfte in das Lokal und ging, ohne auf die Menschen zu achten, zur Treppe, die in die oberen Wohnungen führte.
Ich wusste, das ich einen kleinen Vorteil haben würde, da ich meine Gedanken vor dieser Bestie abschirmen konnte und Raphael so nicht mitkriegen würde, wenn ich kommen würde.
Ich war immer noch total sauer auf ihn. Wie konnte er es wagen Kaytlynn zu manipulieren, vor allem da sie nichts getan hatte, was auch nur annähernd darauf schließen könnte, das sie hinter sein Geheimnis gekommen wäre.
Ich stürmte den Flur entlang und stand dann am Ende des langen Korridors vor der Tür, die rechts von mir war.
Ohne anzuklopfen, schlug ich die Tür auf, so dass sie gegen die Wand schlug und war nach 2 Schritten bei Raphael. Er schien tatsächlich überrascht. So, jetzt hatte ich meinen Vorteil ausgespielt.
Mit funkelnden Augen, hob ich ihn hoch und drückte ihn gegen die Wand. Mein Pflock hatte ich währenddessen aus meinen Stiefel gezogen und drückte ihn nun gefährlich nah, an seinen Herzen.
Ich sah dem Vampir vor mir, direkt in die Augen und konnte nicht glauben, was ich da sah. Dieser Typ sah tatsächlich belustigt zu mir runter, obwohl er mir gerade unterlegen war.
„Was ist denn mit dir los, Patrick? Ist dir ein Vampir über die Leber gekrochen?“ Grinsend sah er mich an. Anscheinend verstand er noch nicht den Ernst der ganzen Sachen. Ich drückte, zur Untermalung meiner Wut, den Pflock noch stärker gegen seine Brust. Daraufhin verschwand sein Lächeln leicht, aber er schien noch immer belustigt von dem Ganzen.
„Nein, das nicht, aber du weißt genau warum ich hier bin. Du brauchst nicht so auf unschuldig tun, Vampir!“ Mit kalten Blick sah ich ihn und er schien ernsthaft zu überlegen, was mein Grund für den Besuch sein könnte.
„Nein tut mir Leid, Patrick, aber ich hab keine Ahnung warum du da bist. Ist einer meiner Vampire aufsässig geworden? Soll ich ihn bestrafen?“ Mit fragenden Blick sah er mich an.Okay, das war jetzt schon etwas komisch.
„Ja, du solltest dich selber bestrafen. Du hast Kayts Gedanken manipuliert oder ihr Drogen in ihr Getränk geschüttet!“ Nun sah er mich wieder belustigt an.
„Wieso sollte ich so etwas tun?“ Lächelnd sah er mich an. „Immerhin ist sie meine Seelengefährtin!“ Öhm, alles klar, das war mir ja vollkommen neu, aber egal, darauf würde ich ihn später ansprechen, jetzt gab es erst mal wichtigere Dinge zu besprechen!
„Und warum erinnert sie sich dann nicht mehr an gestern? Sie weiß nur noch das sie mit dir hier war, aber der Rest ist, wie hat sie es genannt??? Ach ja, der Rest ist wie eine Art Nebel und das deutet auf Gedankenmanipulation hin, findest du nicht? Und du warst der Letzte mit dem sie zusammen war, der zumindest ein Vampir war. Also musst du es doch gewesen sein!“
Nun,sah er nicht mehr belustigt aus. Na endlich, aber okay dafür beunruhigte mich sein Gesichtsausdruck jetzt noch mehr. Er war überrascht, aber auch Sorge konnte man in seinen Zügen lesen.
„Also was ist nun? Gib doch zu, das du das warst!“ Immer noch sauer sah ich ihn an, obwohl ich tief in mir schon zu zweifeln anfing. Er schien es wirklich nicht gewesen zu sein, sonst wäre er jetzt nicht so besorgt, aber andererseits Vampire waren super Schauspieler.
„Also, Patrick, ich kann dir nur versichern das ich das nicht war. Ich hätte keinen Grund meine Seelengefährtin so zu manipulieren, vor allem an einem so schönen Abend, den wir zusammen verbracht haben.“ Ernst sah er mich an und ich wusste nicht warum, aber ich glaubte ihn. Er hatte ja Recht, warum sollte er sie manipulieren, wenn es eine Erinnerung an ihn war. „Hättest du jetzt die Güte mich wieder runter zulassen?“ Ich nickte und lies ihn los, blieb aber wo ich war, den Pflock noch immer kampfbereit.
Okay, er war es nicht, aber wer war es dann?? Es musste jemand sein, der was mit Kayt zu tun hat oder hatte und der jetzt wusste wo sie wohnte bzw. in ihr Haus eindringen konnte ohne entdeckt zu werden.
Diese Punkte sprachen alle dafür, dass es ein Vampir war, aber wer, wenn nicht Raphael konnte das gewesen sein? Mhm, dann musste es einer von seinen Leuten gewesen sein. Vielleicht eine eifersüchtige Vampirin? Ich wusste das Raphael meinen Gedanken folgte und sah ihn deswegen fragend an, doch er schüttelte nur den Kopf.
Ich war jedoch nicht ganz überzeugt und zeigte es ihm auch, indem ich eine Augenbraue hochzog.
Wie kannst du dir da so sicher sein?
Lächelnd sah er mich an.
„Ich hab sie nach Hause gebracht und als ich wieder hier war, waren sie alle bereits schon in ihren Betten oder haben noch gefeiert. Bevor ich dann in mein Zimmer gegangen bin, hab ich allen befohlen, hierzubleiben und nichts anzustellen und du weißt, das sie auf meinen Befehl hören müssen, sonst droht ihnen der Tod!“
Ich nickte. Ja, das hatte ich vergessen. Er war ja so was wie der Obermacker bei den Vampiren. Auf meinen Gedanken, verdrehte er nur die Augen.
„Also muss das ein anderer Vampir gewesen sein, wenn es keiner von deinen Leute war.“ Raphael nickte.
„Ja das wird so sein, aber wer wäre, vor allem, an Kayt interessiert? Warum sie? Ich mein es gibt haufenweise Mädchen und Frauen in dieser Stadt, warum Kayt?“ Ich zuckte die Schulter auf seine ganzen Fragen.
„Ich hab keine Ahnung, aber wir werden es herausfinden. Am besten wir gehen mal zu ihr, damit wir genau wissen, ob es jemand anders war!“
Raphael stimmte meinen Vorschlag zu und schon kurze Zeit später saßen wir im Auto und fuhren zu Kayt. Es behagte mir nicht mit einem Vampir in einem Auto zu sitzen, aber was tat man nicht alles um eine Person zu schützen, die einen etwas bedeutete?
„Ich hab genauso wenig Lust darauf, wie du, mit dir zusammenzuarbeiten, aber Kayt geht mich was an und ich will sie mit meinen Leben beschützen!“
Er sah mich ernst an, während ich mein Auto auf einem Waldweg parkte, der nicht weit von Kaytlynns Haus entfernt war. Sie durfte nicht mitbekommen,dass wir hier waren, da diese „Mission“ und Vampire geheim bleiben müssen und kein Mensch davon erfahren durfte, außer die Vampirjäger, wie ich einer war.
Wir stiegen aus und sofort versteifte sich Raphaels Körper. Okay, hier schien wirklich etwas faul zu laufen. Nur was?
„Was ist los? Riechst du etwas?“ Fragend sah ich ihn an und war sofort neben ihm. Ja ja, auch ich war schnell, aber das musste man als ein Jäger von Vampiren auch sein.
Besorgt sah er sich um und nickte, wohl als Antwort auf meine Fragen.
„Hier war ein anderer Vampir. Ich kenne ihn nicht, aber der Geruch ist unverkennbar!“ Er starrte noch ein paar Minuten angestrengt in die Dunkelheit, bevor er mich ansah. „Er ist schon weg, aber er ich bin mir sicher das er es war. Der Geruch hängt noch zu stark in der Luft und das lässt vermuten, dass er gestern Abend oder besser gesagt heute Nacht hier gewesen sein musste!“
Schockiert sah ich ihn an. Na super, also trieb sich ein anderer Vampir in der Nähe rum. Moment, da fiel mir doch glatt dieser Vampir von letztens ein.
„Raphael, vor ein paar Nächten, war schon mal ein Vampir bei ihr gewesen und hatte sie geärgert oder besser gesagt vollkommen erschreckt. Ich hatte ihn noch weggejagt, aber könnte es vielleicht sein, das es der Gleich war, wie jetzt?“
Ernst sah er wieder in die Dunkelheit und nickte. „Das könnte gut möglich sein, aber genau wissen wir es noch nicht, deshalb ziehen wir am besten keine vorschnellen Urteile. Ich werde ein paar Wachen aufstellen, aber so dass sie sie nicht sieht und während der Studienzeit bist du zwar bei ihr, aber ich werde noch ein paar einschleusen. Ist das okay?“
Fragend sah er mich an und ich bemerkte sofort an seinen Blick, das er keine Widerworte erlauben würde, da er sie um jeden Preis beschützen wollte. Ergeben nickte ich.
„Okay, aber wenn deine Vampire zu aufdringlich werden, werde ich nicht zögern und sie töten verstanden? Am besten du sagst ihnen klipp und klar den Befehl!“
Kurz lächelnd sah er mich an, bevor sein Gesicht wieder ernst wurde. „Natürlich, ich werde es ihnen ausrichten. Am besten ist wenn wir uns das „Aufpassen“ teilen!“ Ich nickte.
„Damit gehe ich mit und ich fange an, da ich ja jetzt eh schon hier bin.“ Raphael sah mich an und ergänzte. „Aber ich schicke noch ein paar Vampire, weil du alleine reichst nicht. Das Gebiet ist einfach zu groß.“
Widerwillig nickte ich. Er hatte ja einerseits Recht. Ich konnte nicht das ganze Gebiet überblicken und in der Hinsicht würden die Vampire echt behilflich sein.
„Okay, also dann. Schick mir deine Monster her!“ Ich sah ihn kurz vernichtend und sauer an, damit er merkte das es mir komplett gegen den Strich ging, bevor ich dann meinen Streifzug durch den dunklen Wald begann. Der Pflock kampfbereit in meiner rechten Hand.


Kapitel 12


So endlich fertig. Zufrieden starrte ich auf meinen Computer. Jetzt nur noch drucken und dann könnte ich den fertigen Artikel zu meinem Boss bringen. Hoffentlich gefällt es ihm und ich werde angenommen, denn ich konnte das Geld wirklich sehr gut gebrauchen.
Ich schnappte mir meine Tasse, wo bis vor kurzem noch etwas Kaffee drin war und ging in die Küche. Dort stellte ich die Tasse in den Geschirrspüler und setzten diesen dann auch noch an, sonst hätte ich nämlich bald keine Tassen und Teller mehr und das wäre sehr unkomfortabel, finde ich zumindest.
Als ich in den Flur ging, hörte ich das der Drucker gerade fertig damit war, ein weißes Blatt Papier mit meinen Artikel zu bedrucken. Lächelnd ging ich ins Wohnzimmer, schaute mir den Artikel nochmal prüfend an, bevor ich dann die Treppen hoch in mein Schlafzimmer lief, um mich dort fertig zu machen, denn ich hatte noch immer eine Jogginghose und ein Shirt an und so wollte ich ganz sicher nicht vor meinen Chef treten.
Schnell suchte ich mir eine Jeans und ein lilanes T-Shirt mit der Aufschrift „Rocking in the heaven!“ heraus. Sobald ich das an hatte, kämmte ich mir noch schnell meine Haare und machte sie zu einem Zopf zusammen. Ein kurzer Blick in mein Spiegel reichte um mir zu bestätigen, dass ich so rausgehen könnte.
Lächelnd ging ich in den Flur und schnappte mir meine Tasche, in welche ich meinen Text und meine Schlüssel verstaute. Schlussendlich zog ich mir dann auch noch meine Schuhe an. Es waren zwar nur ein paar einfache Sneakers, aber sie passten einfach ausgezeichnet zu der Jeans, die ich jetzt an hatte.
Voller Tatendrang machte ich meine Tür auf und schritt hinaus in die pralle Sonntagssonne. Hoffentlich würde jemand bei der Zeitung sein. Nicht das ich nachher ankommen würde und keiner mehr da ist. Das wäre dann auch blöd, aber andererseits....das war eine Zeitung und die Journalisten und auch manchmal der Boss mussten am Wochenende arbeiten, damit die Zeitung fertig werden würde. Also müsste da sicher jemand sein.
Voller Gedanken ging ich meine Straße entlang in Richtung Zentrum. Mittlerweile konnte ich den Weg schon im Schlaf, auch wenn ich noch nicht sehr oft da war, so machte sich bei solchen Sachen doch mein fotografisches Gedächtnis bewährt.
Ich war noch nicht sehr weit gekommen, als ich mich beobachtet fühlte. Keine Ahnung woher das kam, aber plötzlich war es da und ich bin ja sonst nicht paranoid oder so, aber diesmal ging dieses Gefühl überhaupt nicht weg. Auch nicht als ich ein paar weitere Schritte in Richtung Zentrum ging.
Um mein Gewissen zu beruhigen und mir selbst zu zeigen, das es einfach lächerlich war paranoid zu sein, vor allem am helllichten Tag, drehte ich mich um. Am Anfang war nichts zu sehen und ich beruhigte mich so langsam wieder, doch als ich in den Wald sah, starrten mich direkt zwei rote Augen an.
Ich spürte wie mein Herz schneller raste und wie auch meine Atmung immer schneller wurde. Abrupt drehte ich mich und versuchte beides wieder unter Kontrolle zu kriegen. Das war doch nicht möglich. Ich mein, rote Augen starrte mich aus einem dunklen Wald an, da konnte meine Fantasie doch nur einen Streich mit mir spielen oder?
Um mich zu überzeugen, dass das was ich gerade gesehen hatte nicht echt war drehte ich mich noch einmal um und sah......nichts. Keine Augen die mich anstarrten. Puh, war also doch nur ein Ausgeburt meiner Fantasie gewesen. Na Gott sei Dank.
Über mich selber schallend, dass ich so ängstlich reagiert hatte, drehte ich mich wieder um, nur um zu merken, das jemand vor mir stand. Ich schrie leise auf, da ich nun doch dachte das es der Typ oder was auch immer, aus dem Wald auf. Man, das war ja wie in einem Horrorfilm hier. Jetzt werde ich gleich umgebracht. Ganz bestimmt.
Einige Sekunden später, lebte ich immer noch. Verwundert darüber sah ich mir den Typ vor mir genauer an und erkannte ihn sofort. Patrick. Er hatte ein schwarzes Shirt an und eine dunkelblaue Jeans. Seine Haare waren leicht verwuschelt und er schaute mich besorgt aus seinen- Gott sei Dank nicht roten- Augen an.
„Hey was ist denn los? Warum hast du geschrien?“ Patrick sah mich weiterhin besorgt, aber diesmal auch fragend an. Sollte ich es ihm erzählen? Ich mein nachher denkt er noch ich wäre vollkommen verrückt oder so und das wollte ich nun auch nicht.
Noch ein letztes Mal schaute ich mich um, da ich aber nichts sah entschied ich mich dazu ihm nichts zu sagen. Anscheinend war es wirklich nur meine Fantasie gewesen, die meinen Streich gespielt hatte. Kein Wunder, immerhin war ich die ganze letzte Nacht auf gewesen um den Artikel zu Ende zu schreiben.
„Nichts.... es ist nichts!“ Lächelnd sah ich wieder zu Patrick, doch dieser schien mir nicht so recht zu glauben und wollte schon den Mund aufmachen um etwas zu fragen, doch ich kam ihm zuvor.
„Du, ich muss zu Raphael, meinen Boss, um den Artikel ab zu geben.“ Verwundert sah er mich an.
“Deinen Artikel? Ich dachte, du konntest dich an nichts mehr erinnern? Ging es wieder?“ Grinsend sah ich ihn an.
„Ja, ganz plötzlich war nach einem Nickerchen alles wieder da gewesen und ich hab die ganze Nacht dran gesessen und den Artikel geschrieben und das Beste war ja, das ich mich an jedes noch so kleinste Detail erinnern konnte. Ich glaub der Artikel ist verdammt gut geworden.“
Leicht lächelnd sah mich Patrick an und ich konnte Erleichterung und auch etwas Stolz drin sehen. Beides zu sehen, machte mich irgendwie total glücklich und so umarmte ich ihn ganz plötzlich.
„Bis morgen Patrick. Immerhin haben wir dann wieder eine Vorlesung zusammen.“ Grinsend lies ich ihn los und erwiderte meinen Abschiedsgruß, bevor ich dann meinen Weg, in Richtung Redaktion fortsetzte.
Nach wenigen Minuten hatte ich es dann endlich geschafft und die Redaktion von Raphael erreicht. Was er wohl von meinen Artikel halten wird? Ich hoffte doch mal, das es ihm gut gefallen wird und mich dann wirklich da einstellt. Erstens brauchte ich diesen Job wirklich dringend und eine andere Zeitung in der Umgebung gab es nun mal nicht und zweitens waren sie hier wirklich alle sehr nett, vor allem der Chef und ich war mir sicher das es mir hier gefallen würde zu arbeiten.
Pfeifend ging ich die Treppen zu den Reaktionen hinauf und öffnete die Tür. Die nette Empfangsdame, die schon damals bei meinen ersten Besuch hier war grüßte mich freundlich und teilte mir gleich, ohne das ich fragen musste, mit das der Chef in seinem Büro wäre und er schon auf mich warten würde.
Oh je, hoffentlich war er nicht böse, weil ich den Artikel erst jetzt fertig hatte. Ob er mir wohl glauben würde, wenn ich ihm von dem Nebel in meinen Gedanken erzählen würde? Bestimmt nicht und irgendwie war ich mir sicher das er mich dann auch nicht mehr einstellen würde, sondern die netten Heeren von der Klapse rufen würde, damit ich mit denen mitgehen konnte.
Langsam und nun doch etwas nervös ging ich zu der Tür, hinter der, das Büro meines hoffentlich bald Chefs war. Bevor ich anklopfte atmete ich noch einmal tief durch. Kurz nachdem ich geklopft hatte, hörte ich seine Stimme und sofort war ich wieder hinweg. Wie schaffte der es nur, das ich einfach nur durch die Stimme, schon wieder so komisch drauf war? Das ist doch komplett unmöglich.
Schnell schüttelte ich meine Gedanken ab, immerhin ging es hier um meinen Chef und ich war ja jetzt nicht hier um mit ihm zu flirten oder so, sondern um ihm meinen Artikel zu geben, damit er beurteilen konnte, ob ich gut genug war, hier arbeiten zu können.
Langsam öffnete ich die Tür und betrat zum zweiten Mal sein Büro. Lächelnd sah er mich an.
„Ah Kaytlynn. Schön das Sie da sind. Ich denke, Sie bringen den Artikel vorbei oder?“ Sein Lächeln steckte mal wieder schnell an und so konnte ich gar nicht anders als zurück zulächeln und auf ihn zu zugehen, um den Artikel auf den Tisch zu legen.
„Ja, hier ist mein Artikel. Ich hoffe er ist zu Eurer Zufriedenheit!“ Als ich den Artikel hingelegt hatte, ging ich ein paar Schritte zurück und musterte ihn kurz, bevor ich meinen Blick losriss um nicht unanständige Gedanken zu bekommen, den er sah heute wieder wirklich gut aus.
„Okay, danke. Ich werde ihn mir nachher durchlesen. Am Besten Sie kommen morgen vorbei und dann werde ich Ihnen meine Entscheidung mitteilen. Ist das okay?“
Na klar, ich war leicht enttäuscht, dass er es nicht sofort las, aber natürlich musste er als Chef auch noch andere Sachen machen und so war ich nicht wirklich sauer. Ich nickte als Antwort auf seine Frage und verabschiedete mich von ihm, damit er seinen Verpflichtungen nachgehen konnte.
Schnell verließ ich das Büro und machte die Tür hinter mir leise zu, nachdem auch er sich verabschiedet hatte. Seufzend lehnte ich mich kurz gegen die massive Holztür. Nicht sauer sein, Kayt. Er muss nun mal arbeiten, da kannst du nichts dagegen machen, wenn er sich gerade nicht um dein Artikel kümmern kann und morgen wird er dir ja schon Bescheid sagen. Solange ist das nun auch nicht.
Nach meinem kleinen, inneren Selbstgespräch ging es mir schon viel besser und ich stützte mich von der Tür ab, damit ich wieder nach Hause gehen konnte. Doch gerade als ich den ersten Schritt tat, wurde mir plötzlich schwindlig und total schwarz vor Augen.
Das Einzige was ich noch mitbekam war, dass ich zusammenbrach und das jemand meinen Namen rief. Ich vermutete das es Raphael war aber sicher war ich mir da nicht wirklich. Immerhin war ich benebelt und konnte nicht wirklich mehr denken.


Kapitel 13

Kaytlynns Sicht

Als ich langsam wieder zu mir kam, war das Erste was ich bemerkte meine Kopfschmerzen, die sich anfühlten als hätte da jemand stundenlang drauf rum gehämmert und es wurde auch nicht wirklich besser.
Ich bewegte kurz meine Beine und bemerkte plötzlich, dass das nicht mein Bett war. Es fühlte sich ungewöhnlich an und so wie Seide und ich wusste ganz genau das ich keine Seidenbettwäsche hatte und das ein Krankenhaus so was auch nicht besitzt.
Langsam schlug ich meine Augen auf und blinzelte etwas, um meinen Blick zu schärfen und etwas von meiner Umgebung wahrnehmen zu können.
Als ich dann endlich einen klaren Blick hatte und meine Umgebung sah, wurde ich panisch. Wo war ich hier? Dieses Zimmer hatte ich noch nie gesehen und ich konnte mir auch nicht denken wo ich war.
Da ich Angst hatte, dass mich vielleicht ein Irrer hier festhielt, stand ich schnell auf. Was sollte ich tun? Wurde ich vielleicht wirklich entführt? Immerhin konnte ich mich an nichts mehr erinnern, nachdem ich den Artikel abgegeben hatte.
„Na, wo möchtest du denn hin? Ich würde an deiner Stelle lieber noch liegen bleiben. Du musst schlimme Kopfschmerzen haben und da ist es nicht gut wenn du so schnell aufstehst!“ Die Stimme, die von der Zimmertür herkam, war mir nur allzu bekannt.
Langsam drehte ich mich um und sah Raphael, der sich an den Türrahmen anlehnte und mich beobachtete und das mit so einem intensiven Blick, dass meine Knie weich wurden und ich mich wirklich wieder hinsetzen musste, damit ich nicht umfiel.
Nachdem es mir wieder einigermaßen besser ging, denn meine Kopfschmerzen waren tatsächlich auch etwas doller geworden, sah ich wieder zu ihn.
„Wo bin ich hier?“ Okay, eigentlich war die Frage sinnlos, denn ich konnte mir schon denken wo wir waren. Ich war bei...
„ Bei mir!“ IHM. Ich war tatsächlich in seinem Zimmer. Blieb nur noch die Frage wie ich hierher gekommen war. Anscheinend musste man mir die Frage angesehen haben, denn er beantwortete sie mir sofort.
„Du warst umgekippt, direkt vor meiner Tür in der Redaktion und da ich nicht wusste wie schwer du verletzt bist, hab ich dich erst mal zu mir gebracht, was näher dran war!“
Wow, eigentlich war das ja total nett und ich hatte mich noch nicht mal annähernd bei ihm bedankt. Wie unhöflich ich doch war.
„Danke sehr. Das war wirklich sehr freundlich von Ihnen!“ Duzen konnte ich ihn doch noch nicht, immerhin war er mein Boss.
Gerade als ich meine Sitzposition ändern wollte, fing mein Magen an zu knurren. Na toll, wie peinlich war das denn bitte schön? Ich merkte wie ich langsam etwas rot wurde. Oh verdammt, wieso musste ich gerade jetzt so aussehen wie eine Tomate? Hatte Gott mich nicht mehr lieb, dass er mich in diese Situation gebracht hatte. Der denkt doch jetzt, ich bin total verrückt!!
Doch seine Reaktion fiel etwas anders aus, als wie ich gedacht hatte. Anstatt mich nach Hause zu schicken oder etwas zu belächeln, reagierte er sofort, indem er sagte, und ich zitiere wortwörtlich:
„Warte kurz hier. Ich mach dir was zu essen und bring es dann hoch!“ Staunend sah ich ihm nach. Wollte er mir jetzt tatsächlich etwas zu Essen machen?? Das war wirklich sehr....aufmerksam von ihm. Ich konnte mich echt glücklich schätzen so einen Boss zu haben.
Jetzt, nachdem es mir wieder besser ging und ich wieder alleine in seinem Zimmer war, konnte ich mich auch mal in Ruhe umschauen, dass hatte ich vorher ja vollkommen vernachlässigt. Ich mein, wie oft würde ich schon in das Zimmer des heißesten Typs kommen? Ganz sicher nicht sehr oft, also musste ich diese Chance richtig nutzen.
Das Zimmer war in den beiden Farben rot und schwarz gestrichen und zwar so raffiniert das es ein perfektes Farbenspiel ergab und auch sehr elegant aussah. Das Bett stand, soweit ich das überblicken konnte in der Mitte des Zimmers, welches, wie ich vorhin schon vermutet hatte vollkommen aus Seidenbettwäsche bestand und daher sehr gemütlich war.
Der Teppich, auf dem das Bett stand, war ebenfalls in rot gehalten und harmonierte perfekt mit der Wandfarbe, auch wenn er ein paar Töne heller war, aber das machte, in meinen Augen zumindest, die Harmonie aus.
An der Wand hingen nicht gerade wenige Bilder, aber es wirkte auch nicht überfüllt. Raphael schien den perfekten Mittelweg gefunden zu haben, auch wenn die Bilder eigentlich alle das Gleiche zeigten, nämlich die Skyline von New York bei Nacht oder auch von Chicago. Und obwohl eine gewisse Monotonie drin war, war es doch wunderschön, zumindest fand ich es so. Auf andere hatte das vielleicht eine andere Wirkung.
Links vom Bett stand ein kleiner Nachtschrank mit einer Leselampe drauf. Ah, anscheinend mochte er es abends noch ein Buch zu lesen, bevor er schlafen ging, genau wie ich und schon gleich war er mir noch sympathischer als er überhaupt schon war.
Rechts neben den Bett war eine Tür. Wo die wohl hinging? Neugierig stand ich auf und ging um das Bett rum, auf die Tür zu. Kurz davor blieb ich stehen, da mich schon ein leicht schlechtes Gewissen beschlich. War das nicht ein Eindringen in die Privatsphäre?
Einerseits eindeutig ein JA, aber anderseits war ich viel zu neugierig und was konnte schon passieren? Ich mein, er war doch gerade eh nicht da und würde sicher noch etwas beschäftigt mit dem Essen sein.
Gesagt, getan. Leise drückte ich die Klinge runter und fand mich in einem- und jetzt haltet euch fest- begehbarem Kleiderschrank wieder. Völlig erstaunt sah ich mich um. Wow, so einen riesigen Kleiderschrank hatte ich noch nie gesehen und ich hatte schon eine Menge schräger Dinge gesehen.
Langsam betrat ich es und drehte mich einmal um meine Achse, als ich in der Mitte stand. Der ganze Schrank schien beleuchtet zu sein, was das Ganze noch eindrucksvoller machte und anscheinend hatte ich es mit einem Ordnungsfanatiker gesehen, der sortierte alles nach Farbe und Kleidungsstück.
So hatten die Hosen hinten die eine Hälfte und die Shirts die andere. Pullover und Jacken waren vorne gelagert und ebenfalls sortiert nach Farbe. Es ging meistens von der helleren Farbe in die dunklere über.
Da ich noch näher bei den Jacken war, schaute ich mir erst mal diese interessiert an, vor allem weil dazwischen Jacken waren, die noch nicht mal ich kannte, wie z:B. eine Jacke aus dem Krieg. Wo er die wohl her hatte?
Ich wollte mich schon umdrehen und wieder aus dem Schrank verschwinden, als ich plötzlich etwas hinter den Jacken, blitzen sah. Da ich auch hier meine Neugier nicht unterdrücken konnte, ging ich näher ran und bemerkte das es eine goldene Ecke von einem Bilderrahmen war.
Gespannt was das wohl für ein Bild war, welches er hinter seinen Jacken versteckte, machte ich sie zur Seite und blieb wie erstarrte in meiner Bewegung als ich es sah.
Ich merkte wie sich meine Augen weiteten und ihr wollt jetzt sicher auch erfahren weshalb oder? Also ich war deshalb so geschockt von diesem Bild, weil es mir total glich. Es war ein Portrait von mir und das war verdammt gruselig.
Wieso hatte er ein Bild von mir in seinen Schrank? Wer hatte das gezeichnet und vor allem WARUM VERDAMMT WAR ES HIER???
Eine Weile noch starrte ich dieses Bild an, doch ich konnte meine Fragen natürlich nicht beantworten. Ich wusste nur, das es gruselig war und als ich dann auch endlich aus meiner Starre erwacht war, konnte ich nicht schnell genug von hier weg.
Wie von der Tarantel gestochen rannte ich aus dem Schrank und in Richtung Tür, die nach draußen führte. Doch es sollte nicht so einfach sein, denn noch im Türrahmen stieß ich mit Raphael zusammen, der mich natürlich fragend ansah, als er meine Hektik bemerkte.
„Ich muss los!“ Schnell schlängelte ich mich an ihm vorbei und rannte durch den Flur zur Haustür. Meine Gedanken kreisten immer noch um das Bild. Warum war da zur Hölle ein Bild von mir? War er ein Fanatiker oder so was? Oder vielleicht doch ein Irrer?
Mittlerweile war ich schon draußen und wollte meinen Schritt gerade etwas verlangsamen, als ich jemanden meinen Namen rufen hörte.
„Kaytlynn. Bleib stehen bitte! Du solltest dich noch nicht so sehr anstrengen und ich kann es dir sicher irgendwie erklären, wenn du mich lässt!“
Nein, ich wollte nichts hören. Ich wollte nur nach Hause, mich in ein Bett legen und in Ruhe darüber nachdenken. Damit er mich nicht einholen konnte, rannte ich nun doch wieder die Straße hinunter. Gott sei Dank, wusste ich mittlerweile wo ich war und war mir deshalb auch bewusst, dass es nicht mehr weit nach Hause war.
Ich gab alles was ich konnte und auch wenn ich hin und wieder dachte, er hätte mich beinahe eingeholt, kam ich doch vor ihn bei meinem Haus an. Schnell schloss ich auf und trat ein. Sobald ich die Tür ins Schloss fallen lies, atmete ich erst mal tief aus und ging in die Küche um mir einen Kaffee und etwas zu Essen zu machen.


Kapitel 14



Kaytlynns Sicht



Am Morgen wachte ich zeitig auf, geweckt durch ein paar Vögel die draußen ihre Lieder sangen, und setzte mich in meinem Bett auf. Ich versuchte nicht an das zu denken, was gestern bei Raphael passiert war. Viel eher richtete ich mein Blick auf das bevorstehende..mhm man kann sagen Abenteuer.
Gestern Abend, während ich meinen Kaffee getrunken hatte, hatte ich mir vorgenommen heute in meine Heimatstadt zu fahren und das Grab meines toten Freundes zu besuchen. Okay, ob er wirklich so tot war, wusste ich nicht und das war auch der Grund für diese Reise. Ich wollte wissen was los ist.
Eigentlich hatte ich vor etwas später am Tag zu gehen, aber da ich eh schon mal wach war, konnte ich mich auch genauso gut fertig machen und schon jetzt zum Bahnhof gehen. Gesagt, getan. Ich ging also rüber zu meinem Schrank, öffnete diesen und nahm mir eine schwarze Jeans, sowie einen grauen Pullover mit einer Kapuze und zog mir beides an. Ich hatte keine Lust mich heute groß zu schminken,also verdeckte ich mit meinem Make-up nur das Nötigste und machte mir einen komfortablen Pferdeschwanz. Kurz bevor ich runterging, schaute ich nochmal in den Spiegel. Na ja , ich sah nicht wirklich gut aus, aber wen wollte ich heute schon beeindrucken? Ich ging zum Grab von meinem totem Freund, da musste ich mich ja nicht feierlich anziehen, oder?
Seufzend ging ich runter, machte mir noch schnell einen Kaffee, ohne den würde ich sonst den Tag, sicher nicht überleben und ging ins Wohnzimmer, um mir schnell den Wetterbericht für heute Nachmittag ansagen zu lassen.

„Das Wetter heute Nachmittag wird kalt und nass. Es wird die meiste Zeit über regnen und nicht einmal kann die Sonne durch die dicke Wolkenfront durchbrechen. Man rechnet mit Temperaturen um die 15 Grad Celsius. Was ziemlich kalt für diese Jahreszeit ist!“



Seufzend stellte ich den Fernseher wieder aus und brachte die, nun, leere Tasse in die Küche. Na toll, da hatte ich mir einen super Tag ausgesucht um auf einen Friedhof zugehen. Aber ich konnte es auch nicht verschieben, da ich wusste, dass ich es sonst immer weiter vor mich hin schieben würde und ihr kennt das ja. Wenn man eine Sache oder Tätigkeit immer weiter vor sich hin schiebt, dann vergisst man es irgendwann und macht es doch nicht und diese Sache war zu wichtig.
Seufzend ging ich also nach oben und holte meinen Regenschirm aus dem Schrank. Sicher, war sicher. Schnell packte ich ihn in ein Rucksack, zusammen mit meinem Handy und etwas Geld und ging dann wieder runter.
Ich schlüpfte in meine besten Turnschuhe, nahm meinen Hausschlüssel von der Kommode und ging raus. Die Tür hinter mir flog ins Schloss und ich ging, die Luft tief einatmend, in die Richtung, in die der Bahnhof lag. Während den 10 Minuten Gehzeit, dachte ich immer wieder an die unerklärlichen Geräusche, die eines nachts vor meinem Haus waren oder diesen Geschenke, die mir zeigten, dass nur Ben das sein könnte, aber das war doch an sich unmöglich. Er war tot! Er konnte mir keine Pralinenschachtel mit einer toten Maus darin, vor die Tür legen, das war unmöglich. Ich wusste nicht mehr was ich denken sollte und deshalb hatte ich mir vorgenommen auf den Friedhof zugehen. Ich musste sehen ob noch alles so war wie früher und mich überzeugen, das nicht er das war, der mir diese gruseligen Sachen schickte.
Und wenn er es doch war? Mit dieser Frage wollte ich mich gar nicht erst rum schlagen. Was sollte ich tun, wenn ich rauskriegen würde das er es doch war? Das er wahrscheinlich am Leben oder besser gesagt das er untot war, denn anders war es nicht zu erklären. So ein Unfall hätte er nie überleben können und ich mein,spätestens im Sarg hätte er ersticken müssen, theoretisch. Also konnte er nicht so lebendig sein, wie ich es war.
Als ich dann endlich auf dem Bahnhof war, stellte ich die Überlegungen ein. Ich wollte jetzt noch nicht so intensiv darüber nachdenken. Ich wollte mich erst dann damit beschäftigen, wenn ich es sehen würde bzw. die Wahrheit erfahren würde.
Da ich noch 5 Minuten auf den Zug warten musste- nein, ich weiß es nicht aus dem Kopf. Ich hatte unmittelbar davor auf einen Plan geschaut und bin so zur Erkenntnis gekommen.- setzte ich mich auf eine Bank und starrte auf den Boden. Nicht daran denken. Nicht daran denken! Ich sagte mir den Satz immer und immer wieder und langsam half es. Ich vergaß die Gedanken, die ich kurz zuvor noch hatte und dachte lieber über meine Arbeit nach.
Mein Artikel lag bei der Redaktion und jemand las sie sich bestimmt genau in dem Moment durch. Ob er oder sie es gut finden würde? Oder besser gesagt, ob sie es so gut finden würden und mich als Journalistin behalten wollten?? Ich hätte liebend gern eine Antwort auf diese Fragen, aber da musste ich wohl warten, bis ich einen Anruf bekam oder eine E-Mail. Ich hoffte sie würden sich für mich entscheiden, denn ich wollte meine Fähigkeiten gern noch ausbauen und verbessern.
Der Zug traf, wie immer, mit einem lautem Gequietsche ein. Es war unerträglich und ich musste den Drang unterdrücken mir die Ohren zu zuhalten. Wie ihr euch vorstellen könnt, war ich dann endlich froh, als der Zug hielt. Ich schnappte mir meinen Rucksack, ging ins Wageninnere und suchte einen freien Platz. Okay, was hieß suchen? So viele fuhren nicht mit dem Zug in dieser Gegend und schon gar nicht so früh am Morgen, also war es mehr als leicht einen Platz zu finden. Ich setzte mich ans Fenster und lehnte meine Stirn gegen das kühle Glas. Ich genoss es und es half mir noch mehr die Gedanken nicht wieder zum Thema Ben zurückschwenken zu lassen.
Als der Zug dann langsam aus dem Bahnhof rollte, schloss ich die Augen und hörte auf, auf meine Umgebung zu achten. Stattdessen hörte ich lieber auf die Geräusche, die der Zug machte oder das kleine Kind, dass mit seiner Mutter, ebenfalls gerade eingestiegen war.
Eine ganze dreiviertel Stunde dauerte die Zugfahrt und als ich auf den Bahnsteig hinaustrat, war ich froh endlich mal wieder in meiner alten Stadt sein zu können. Ob ich mal bei meinen Eltern vorbeischauen sollte? Ich entschied mich schnell dagegen, denn ich hatte Angst das sie mich fragen würden, weshalb ich hier war und das wollte ich denen nun nicht wirklich erklären. Ihr denkt euch jetzt sicher, warum sagt sie nicht einfach das ich sie besuchen wollte, richtig? Nun, ganz einfach. Meine Eltern sind immer noch meine Eltern, ist ja klar, und sie erkannten sofort wenn ich log. Vielleicht würde ich nachdem Friedhofsbesuch nach sie schauen, aber wirklich nur vielleicht, immerhin könnten sie mich auch mal in meiner neuen Wohnung besuchen kommen.
Seufzend stand ich nun an der Hauptstraße, die genauso leergefegt war, wie eine Nebenstraße irgendwo im Nirgendwo. Ja, das war meine Stadt. Klein und leise. So früh am Morgen würde keinen Einfall auch nur ansatzweise nach draußen zugehen. Ich wusste nicht, warum es so war, aber es störte mich auch nicht weiter. So hatte ich zumindest Ruhe, um mir Kraft für das, was vor mir legt, einzureden.
Es wird nichts passieren. Du weißt dahin kommen und alles so vorfinden, wie du es vor Monaten verlassen hast. Dein toter Freund ist ganz sicher nicht zu einem Untoten mutiert, vor allem da es so was ja nicht gibt. Es wird dir nichts passieren.


In Wahrheit hatte ich allerdings schon auf dem Bahnhof Panik bekommen und gedacht, das es besser wäre wieder umzudrehen beziehungsweise auf den nächsten Zug nach Hause zu warten. Jetzt frage ich mich, warum ich damals nicht einfach auf meine innere Stimme hätte hören können, dann wäre das alles wahrscheinlich niemals passiert. Doch wie hieß es so schön: 'Hinterher ist man immer klüger!'
Ich hatte nämlich nicht auf diese Stimme gehört und bin schnurstracks zum Friedhof gelaufen. Eigentlich wusste ich nicht, auf was ich genau beim Grab achten musste, um zu wissen ob er immer noch da unten lag und...nun ja....tot war. Aber wie hätte ich das auch wissen sollen? Mit Ammenmärchen hatte ich mich nie befasst. Mittlerweile schien mir mein Vorhaben total für die Katz zu sein. Ich hatte kein Plan, nach was ich suchen sollte und was genau ich überhaupt hoffte an zu finden. Deshalb blieb ich am Tor zum Friedhof stehen und starrte geradeaus.
Sollte ich nicht vielleicht doch wieder umkehren und nach Hause gehen?

Entschieden schüttelte ich den Kopf. Nein, ich will das Grab von meinem Ben sehen und hoffen das alles normal ist. Wenn nichts zu sehen ist,kann ich ja immer noch gehen, aber jetzt bin ich einmal hier, also kann ich auch zum Grab gehen!


Der Weg zu seinem Grab kannte ich noch immer auswendig. Es war, als wäre ich schon tausend mal hier lang gegangen. Die Bäume, die Hecken, alles war wie damals, als wir ihn hier begraben hatten. Langsam kam ich dem Grab immer näher und mein Herz schlug immer lauter. Ich war mir sicher, das jeder es hören könnte, wenn er in meine Nähe kam und dann stand ich endlich davor.
Der Grabstein sah schon leicht angeschlagen aus, aber das war ja normal, wenn es solange den natürlichen Kraft ausgesetzt war, was mich allerdings verwunderte, war das keine Blumen auf dem Grab selber waren. Es war nur blanke Erde. Kamen seine Eltern nicht her und kümmerten sich darum? Oder andere Verwandte und Freunde? Leicht schüttelte ich den Kopf. Das hätte ich wirklich nie erwartet. Das sie ihn hier liegen lassen und sich nicht ums Grab kümmerten. Was war das für eine Familie? Am liebsten hätte ich sofort Blumen gepflanzt, aber leider hatte ich keine mitgenommen, immerhin dachte ich, es wäre alles voll mit Blumen und genug Geld um mir welche im Geschäft zu kaufen, hatte ich auch nicht dabei.
Seufzend hockte ich mich hin und starrte auf die Innenschrift des Grabs.

Hier ruht in Frieden Ben Miller

* 24.6.1988
† 2.10. 2010



Ich war froh darüber, das, abgesehen vom schmucklosen Grab, nichts Auffälliges zu sehen war, was mir sagte, das Ben ein Untoter war. Doch gleichzeitig machte es mich auch unheimlich traurig hier zu sein. Ich vermisste ihn wirklich sehr, auch wenn ich meistens versuchte dieses Gefühl loszuwerden, aber heute überkam es mich. Klar, immerhin stand ich an seinem Grab. Leicht streckte ich meine Hand aus und zeichnete damit die Innenschrift nach. Erstaunlicherweise beruhigte es mich langsam.
Ich weiß nicht wie lange ich noch dahockte und einfach auf das Grab starrte, aber als es plötzlich zu regnen anfing, stand ich auf.
„Machs gut Ben. Ich komme dich ganz bald wieder besuchen!“ Ich lächelte leicht, wischte mir meine Tränen fort und drehte mich um, als mich plötzlich etwas am Fuß packte. Ich reagierte sofort und trat um mich, doch es half nicht viel, denn er packte mich nur noch fester und zog, so dass ich in den Matsch fiel. Mich packte die Angst, was war hier los? Ich trat nochmal um mich und diesmal traf ich wirklich etwas. Schnell machte ich mich frei, da der Druck der Hand leicht nachgegeben hatte und rannte einige Schritte weit weg, bevor ich mich umdrehte und endlich denjenigen sah der mich gepackt hatte.
Ben. Oh mein Gott es war tatsächlich Ben der da vor mir stand, aber wie konnte das möglich sein? Er…er war doch gestorben. Vor genau einem Monat, stand ich hier an der selben Stelle um seiner Beerdigung beizuwohnen und nun stand er einfach so vor mir. Nein, das konnte nicht wahr sein. Das ist einfach unmöglich.
Ich rannte weg. Weg von dieser schrecklichen Stelle und weg von ihn. Was war los? War er ein Geist? Aber nein, so was gibt es nicht. Das sind doch alles nur Märchen.
Ich rannte, rannte als ginge es um mein Leben. Mir war egal was oder wen ich um schubste, Hauptsache war das ich hier herauskam. Das Tor kam immer mehr in Sicht und ich wusste das ich einfach nur dadurch gehen musste um ihn zu entkommen. Ich musste es einfach schaffen.
Kurz vor dem Tor machte sich Hoffnung in mir breit. Ich hatte es geschafft und ich hatte auch nicht gehört das er mich verfolgt hätte, worüber ich sehr erleichtert war.
Nur noch ein Schritt und dann hätte ich es geschafft. Doch plötzlich legte sich eine Hand auf meine Schulter und ich erstarrte. Er war es. Ich spürte es schon an seinen Atem. Er hatte mich tatsächlich eingeholt, doch wie hatte er es geschafft? Ich hatte ihn nicht gehört. Kein Knirschen wenn man auf den Steinen rannte, wie bei mir.
Ängstlich drehte ich mich um und sah ihm in die Augen. Sie waren groß und rot und durchbohrten mich mit einen wissenden aber auch leicht ängstlichen Blick.
“Du wirst mir nie entkommen! Wir gehören zusammen. Das kann niemand zerstören!” Seine Stimme war wie Samt und ich merkte wie ich allein davon schon eine Gänsehaut bekam. Ich schüttelte leicht den Kopf.
“Nein, nein, nein du bist tot. Das ist nicht möglich. Das darf nicht sein!” Ich schrie ihn an. Schrie mir mein Seele aus dem Leib, doch es beeindruckte ihn nicht. Er zog mich näher an sich und hielt mich eisern fest,
“Lass mich los!” Wütend schreite ich weiter auf ihn und fing an ihn mit Schlägen zu bombardieren. Doch ihm machte es anscheinend nichts aus, denn er sah mich nur dumm und leicht arrogant an. Oh, wie ich diesen Blick hasste. Denn hatte ich schon immer an ihn gehasst.
“LASS MICH SOFORT LOS!” Ich betonte jedes einzelne Wort langsam und bedrohlich, doch es wirkte wieder nicht auf ihn.
“Nein, ich werde dich nicht loslassen, denn ab jetzt bist du mein!” Er hielt weiter meine Hände und ging los. Mich zerrte er natürlich mit. Ich fragte mich wohin er mich bringen würde. Ich versuchte mich noch immer zu befreien, doch es gelang mir nicht und plötzlich ahnte ich wo er mich hinbringen wollte.
“Nein, lass mich los. Nein, ich will nicht in dieses Grab. Ich will nicht sterben.” Doch nichts half. Er würde mich in dieses Grab mitnehmen und ich würde sterben. Ich schrie die Leute an, das sie mir doch bitte helfen sollten, doch als sie mich ansahen, hatten sie nur einen traurigen Blick auf den Gesicht und plötzlich wurden auch ihre Augen rot.
Ich schrie. Schrie wie am Spieß, doch es war zu spät. Wir waren bereits beim Grab und er würde mich reinziehen. Ich würde sterben. Nie wieder das Licht der Sonne sehen. Aber warum zog er mich in den Grab? Ich wusste keine Antwort auf diese Frage. Ich wusste nur eins, dieser Ben hier war nicht der Ben den ich kannte und er machte mir eine scheiß Angst.
Was war er? Ein Zombie oder ein Vampir? Oder vielleicht noch irgendetwas anderes, an was ich gerade nicht dachte? Mist, wieso dachte ich eigentlich an so was? Bald würde ich nicht mehr leben und ich machte mir Sorgen darum was er sein könnte. Bin ich eigentlich bescheuert?
Plötzlich spürte ich wie der Druck an meinen Händen verschwand, da ich die ganze Zeit überall hingeguckt hatte nur nicht zu Ben, wusste ich natürlich nicht warum, aber das war mir auch erst mal egal. Denn in meinem Zustand wäre es ein Wunder gewesen, wenn ich überhaupt irgendetwas mitbekommen hätte.
Ich merkte wie langsam alles schwarz wurde. Anscheinend eine verspätete Reaktion auf meine Panik und das letzte was ich fühlte war, wie ich auf dem Boden aufkam.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 27.04.2011

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