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Kapitel 1

Der blonder junge spazierte einen gewundenen Waldweg entlang. Das Grün, war vom heißen Sommer ausgetrocknet und braun geworden. Laub und viele Äste zierten den Boden. So das bei jedem Schritt den er tat der Boden unter ihm knackte. Die Luft war trocken und warm und lastete schwer auf dem jungen Körper.
Von dem zuvor erlebten Spott seiner Klassenkameraden war er tief in seinen traurigen Gedanken gefangen und bemerkte seine Umgebung nicht. Zum Glück kannte er den Weg in und auswendig, da es sein täglicher Heimweg von der Schule war.
Er hieß Sam und war ein 13 Jahre alter Werkater. Seine erste Wandlung in sein zweites Ich stand ihm noch bevor, denn frühestens beim ersten Vollmond nach seinem sechzehnten Geburtstag würde er den Kater in sich kennenlernen, oder vielleicht sogar die Kater. Da es in seiner Ahnenreihe zu einer Vermischung der verschiedenen Felidae Rassen kam, konnte keiner wissen welche von ihnen bei ihm durchkommen würde oder wie viele davon. Sein Vater verwandelte sich nur in einen Löwen, aber seine Mutter verband gleich drei Katzengestalten in sich.
Er hoffte darauf ein großer schwarzer Panter zu werden oder ein Gepard, dann wäre er sehr schnell und könnte den Spötteleien der anderen ganz
flott entfliehen. Aber bei seinem Glück würde er doch nur eine Hauskatze werden, wenigstens könnte er sich dann sehr gut verstecken.
Sam hoffte nur das er in seiner Katzengestalt nicht auch Stottern würde. Er glaubte gute Chancen zu haben, denn von einer stotternden Katze hatte schließlich noch niemand etwas gehört.
Heiße Tränen rannen ihm übers Gesicht, als die vielen vom Hohn verzehrten Gesichter in seinen Gedanken aufblitzten. Weshalb er wiedereinmal froh war das dieser Weg so verlassen war und nur er allein ihn nutzte. Ein leichter Wind verfing sich in seinen schulterlangen blonden Haaren und einige der Strähnen wischten ihm die Tränen von den Wangen. Wenigstens der Wind versuchte ihn zu trösten, dachte er und eine leichte wärme breitete sich um sein zugeschnürtes Herz aus.
Ja, Sams Herz hatte in seinem kurzen Leben schon einige Verletzungen ertragen müssen. Kinder konnten schon ganz schön gemein sein. Es gab nicht viele die ihn ansehen konnten ohne sein Stottern in den Vordergrund zu stellen. Aber diejenigen die es taten, die ihn sahen und nicht seinen von Unterbrechungen gekennzeichneten Redefluss, erkannten in ihm einen herzensguten jungen Mann.
Umso näher Sam dem Haus in dem er lebte kam, desto stärker nahm der Geruch von Katzenminze zu. Der Duft hatte eine Berauschende Wirkung auf alle seiner Art. Er verhalf ihnen zum Abbau von Stress, ließ den Schmerz in den Hintergrund wandern und hinterließ ein Gefühl von Zufriedenheit. Für Sam bedeutete er aber auch Zusammengehörigkeit, denn sobald der Geruch seine Nasenflügel erreichte wusste er, hier bin ich erwünscht.
Er und seine Familie lebten in einem abgelegen aber doch typisch Spanischen Landhaus. Gekennzeichnet durch Bogengänge präsentierte sich der Eingangsbereich, des weißen Hauses mit terrakotta farbenem Flachdach.
Er ging durch den mittleren Bogen und erreichte so auf direktem Weg die hölzerne Haustür. Bevor er an dem Knauf drehen konnte öffnete seine Mutter die Tür.
„Hallo mein Schatz, schön das du da bist!!“, sagte die rothaarige Schönheit.
„Ich hoffe du hast noch keinen allzu großen Hunger. Dein Vater empfängt in ein paar Minuten einen Klienten, das wird bestimmt nicht lange dauern und wenn der Herr fort ist gibt es dein Lieblingsessen!“, sagte sie lächelnd.
„K..k..kein Problem Ma. Im..m M..m..moment würde ich sowieso nichts runter bek..k..kommen!“, sagte Sam mit belegter Stimme.
„Haben sie dich wieder geärgert?“, ihre Stimme klang traurig und auch verärgert, über das was ihrem Sohn ständig angetan wurde. Auf ihr rundliches Gesicht legte sich eine vom Schmerz gekennzeichnete Mimik. Die Nasenflügel ihrer mittelgroßen Nase bebten bei dem Gedanken an die Seelenqualen ihres Sohnes und ihre golden gebräunte Haut bekam einen rötlichen touch, im Bereich ihrer wenig ausgeprägten Wangenknochen. Ihre eisblauen Augen ruhten auf ihrem Sohn.
Sam schaute sie nur an, er brauchte nichts zu sagen denn seine Mutter kannte jeden seiner Blicke auswendig. Sie nahm ihn in den Arm und spendete ihm den Trost den er brauchte. Aber wie immer hielt er diese Nähe nicht lange aus und befreite sich aus der Umarmung.
„Ich geh mich mal umziehen und komme dann wieder runter, Ok?“
Die Sicherheit, die er aus der Berührung von seiner Mutter schöpfte, wirkte sich sofort auf seine Stimme aus.
Ein lächeln huschte über beide Gesichter.
„Natürlich mein Schatz, lass dir ruhig Zeit.“
Während Sam die geflieste Treppen nach oben stieg, ging seine Mutter in die Küche um noch weitere Vorbereitungen für den gleich eintreffenden Klienten zu erledigen. Sie war schon ganz gespannt darauf, zu erfahren wen sie diesmal suchen sollten. Wahrscheinlich würde ihr Mann Ebiro den Fall allein übernehmen müssen, schließlich kam der Klient aus Irland.
Es war keineswegs ungewöhnlich, dass sie Anfragen aus anderen Ländern bekamen. Die meisten die ihre Hilfe brauchten nahmen den weiten Weg nach Spanien gerne auf sich, schließlich waren sie und ihr Mann die besten Detektive in ganz Europa. Es gab noch keinen Fall den sie nicht gelöst hätten.
Sams Mutter war froh um jeden Klienten der aus der Nähe kam. So mussten sie nicht so lange von Ebiro getrennt sein. Und das Beste war das sie dann auch ihre Spürnase einsetzen konnte, sie liebte es.
Auch wenn Sam Ferien hatte, vermieden sie gemeinsame Arbeitsreisen. Es war viel zu gefährlich und auch teilweise grausam. Nein, sie wollten ihn nicht mit den Fällen konfrontieren, man wusste ja vorher nie so genau wie das ganze endete. Zum Schutz ihres Sohnes verzichtete sie weitestgehend auf solche Aufträge.

Bei jedem Schritt, den Sam hier in seinem Zuhause ging, rückten die Verletzungen weiter ins Abseits. Sie rumorten zwar noch in seinem Innern, aber sie verloren an Wichtigkeit.
In seinem Zimmer angekommen bemerkte er das er schon sehnsüchtig erwartet wurde. Seine rabenschwarze Katze Molly saß auf seinem Bett und warf im selben Moment als sie ihn sah ihren schnurrenden Motor an. Zufrieden lief sie auf ihn zu, stupste ihm mit ihrer leicht feuchten Nase an die Hand und umkreiste seine Beine.
Molly fühlte sich nur in seiner Gegenwart wohl, die anderen Bewohner des Hauses rochen ihr zu sehr nach großen Raubkatzen, dies machte ihr eine riesen Angst.
Glücklich über diese Begrüßung, nahm Sam sie auf den Arm und kraulte sie an ihrer Lieblingsstelle, unter dem Kinn. Genüsslich schloss Molly ihre grünen Augen und drückte sich gegen die Hand die sie Streichelte.
Doch die Harmonie des Augenblicks währte nicht lange, denn sie wurde vom Leuten an der Tür zerstört.
Ein seltsames Unwohlsein ergriff die beiden Freunde. Die Kätzin legte die Ohren an, knurrte und fauchte als Edmira, Sams Mutter, die Tür öffnete.
Offensichtlich war ihr der eintreffende Herr nicht geheuer.
Mit beruhigenden Worten die er an Molly richtete setzte Sam sie sachte auf sein Bett.
„Keine Angst Süße, uns passiert schon nichts!“
Molly wollte ihn drängen sich mit ihr zu verstecken, doch Sam schenkte ihrem Versuch keine Beachtung. Sie legte sich auf den blauen Teppichboden neben dem Bett, welches an der rechten Wand stand. Die vielen Bücherstapel auf dem Boden dienten ihr als Versteck. Sie grummelte und wollte das er mit ihr gemeinsam unter das Bett kroch.
Stattdessen ging er zu seinem mittelbraunen Kleiderschrank und angelte sich frische Kleider heraus. Er entledigte sich seiner Schulkleidung, warf sie wie immer in eine Ecke seines Zimmers und zog sich die weitaus bequemeren schwarzen Jeans und ein blaues T-Shirt über.
„Ach Molly, du bist heute ja sehr schreckhaft! Komm ich geb dir erstmal was zum futtern, vielleicht beruhigst du dich dann wieder!“, mit diesen Worten verließ er sein Zimmer und ging auf die Treppe zu die ihn ins Erdgeschoss brachte.
Doch die Kätzin blieb wo sie war und jammerte was das Zeug hielt. Verunsichert schaute Sam zu ihr zurück, zuckte mit den Schultern und begann den Abstieg. Dann bring ich ihr das Futter halt nach oben.

, dachte er.
Als er die Hälfte der Treppen bezwungen hatte, hörte er die Stimme seines Vaters. Sie klang ungewohnt streng und abwertend.
„...Sie es wagen? Auf keinen Fall werde ich ihnen helfen diese Elfe zu finden!“
„Ich zahle ihnen so viel sie wollen wenn sie diesen Auftrag annehmen!! Mein Partner und ich sind auf ihre Hilfe angewiesen, immerhin sind sie der Beste in diesem Job!“, bettelte eine unbekannte Stimme.
Sam blieb abrupt stehen. Eigentlich neigte er nicht zum Lauschen, aber seine Beine wollten ihn nicht von der Stelle bewegen. Er war vor Angst wie gelähmt. Jetzt spürte er was seine Katze ihm schon die ganze Zeit mitteilen wollte.
„Ich sagte NEIN. Sie führen irgendetwas schlimmes im Schilde, dass kann ich riechen! Wir wollen nichts mit solch bösartigen Plänen zu tun haben! Und wenn ich mich nicht täusche, sind sie nicht ganz unschuldig an den vielen verschwunden Elfen in ganz Europa. Also verlassen sie nun mein Haus, bevor ich mich vergesse!“
Schritte näherten sich der Haustüre. Doch bevor der Verursacher diese erreichte, breitete sich im ganzen Untergeschoss eine Welle magischer Energie aus.
Schmerzensschreie drangen an Sams Ohren und noch bevor er erkennen konnte das diese von seinen Eltern stammten wurde sein Körper von beängstigenden Zuckungen heimgesucht.
Verwirrt spürte er wie sich sein Knochenbau veränderte. Seine Arme und Beine wurden kürzer, ja alles an ihm wurde kleiner. Er fiel in den Vierfüßlerstand und verlor fast den Halt auf den Stufen. Auch spürte Sam eine Veränderung seiner Augen, er sah plötzlich alles viel schärfer und genauer als sonst. Seine Ohren wurden lang und spitz, überall an seinem Körper sprossen Haare heraus. Und ehe er richtig begreifen konnte was mit ihm geschah, peitschte er aufgeregt mit seinem Schwanz und aus seiner Kehle entsprang ein fauchen und jaulen welches seinem Seelenleid entsprach.
Seiner Furcht trotzend rannte er die noch übrig gebliebenen Stufen runter.
Dort herrschte eine ungewohnte Finsternis und das am helligten Tag. Er spähte ins Arbeitszimmer seiner Eltern und sah ihre zuckenden Leiber am Boden liegen. Das weiße Haar seines Vaters war blutüberströmt. Seine blauen Augen waren blicklos auf die Tür gerichtet.
Ein grausiges Lachen untermalte die grausame Szene. Schmerz und Todesangst nahmen Sam ein.
„Ah, wen haben wir denn da?“, fragte die fremde Stimme aus den Schatten heraus.
Edmira blickte zu ihrem Sohn auf. „Ich liebe Dich mein kleiner Schatz … und jetzt lauf … und schau nicht zurück!“ Die Worte presste sie mit letzter Kraft aus ihrem schmallippigen Munde. Und in dem Moment als ihre Stimme verhallte, wich alles leben aus ihren großen blauen Augen. Sams Vater hatte die Bewusstlosigkeit schon früher ereilt, deshalb konnte er sich nicht mehr von seinem Sohn verabschieden.
Die neugewonnenen Pfoten trugen ihn über die Fließen, wo sollte er hin? Alle Fenster und Türen im Erdgeschoss waren geschlossen also rannte er dorthin wo er hergekommen war. „Molly wir müssen fliehen.“ brüllte er als er sein Zimmer erreichte. Er wusste das sie ihn in seiner neuen Gestalt verstehen konnte.
Die schwarze Kätzin kam unter dem Bett hervor und sprang augenblicklich auf das Fensterbrett. Von dort aus Sprang sie auf den Baum, der hilfreich wie er nun mal war, seine Äste direkt an Sams Zimmerfenster hielt. Der kleine rot-und-cremefarbene Kater folgte ihr auf dem Fuße.
Der Mörder groß und schwer konnte den Beiden auf diesem Weg nicht folgen. Er rannte die Treppen runter und nahm die Verfolgung durch die Hintertür auf.
Sam und Molly rannten was das Zeug hielt. Sie hatten den Vorteil den Wald zu kennen. Doch ihr Verfolger schaffte es auf wundersame Weise ihnen auf der Spur zu bleiben.
Die Beiden schauten sich nicht um, aus Angst das seine Nähe sie lähmen könnte.
Doch der Hexer tat genau dies, er warf mit seiner Magie um sich und Sams Schritte wurden langsamer und träger. Molly interessierte ihn wohl nicht. Ängstlich aber entschlossen versuchte sie Sam zu helfen. Aber sie wusste nicht so recht wie sie das anstellen sollte. „Vorsicht!! Der Brunnen!“, brüllte sie ihm entgegen. Gerade noch rechtzeitig schaffte er es nach oben zu springen. Doch der Zauber der ihn schwächte, ließ seine Bewegungen ungenau werden und so landete Sam in dem Brunnen. Sobald er das Wasser berührte ließ der Zauber der auf ihm gelastet hatte nach. Doch das half ihm nicht wirklich. Er fand einfach keinen Halt an dem rauen Stein, der ihn im Wasser gefangen hielt.
„Du machst es mir einfach..“, das eigene böses lachen unterbrach den Redefluss des Hexers. „..ich wünsch dir ein qualvolles ertrinken du mieses Werwesen!“
Nachdem der Hexer die Wut über die eben erlittene Abfuhr an Sam ausgelassen hatte, verschwand er. Er spürt kein Mitleid, nur Blinde Wut über sein Versagen. Sein Partner würde nicht begeistert sein. Nein. Selbstmitleid umspülte seine Gedanken, denn vermutlich würde er der Nächste sein der den Zorn eines anderen zu spüren bekam. Doch trotz dieser Aussicht begab er sich nun auf dem schnellsten Wege wieder dahin zurück, woher er gekommen war.

Molly hüpfte auf den Rand des Brunnens. „Halte durch ich hole Hilfe“ und so verließ auch sie ihn.
Sam kämpfte darum nicht unterzugehen. Verzweifelt wollte er in seine menschliche Gestalt zurück, aber er wusste nicht wie.
Erst jetzt wurde ihm so richtig bewusst was mit ihm geschehen war. Er hatte sich drei Jahre vor seiner Zeit Verwandelt. Wie konnte das sein???
Doch eine viel schlimmere Wahrheit drängte sich in den Vordergrund. Bilder von seinen Eltern wie sie so leblos am Boden lagen. Der Schmerz des Verlustes, stach mit tausend Messern auf sein junges Herz ein.
Nie wieder könnten sie ihn in die Arme nehmen, ihm tröstende Worte oder gar wohlverdiente rügen erteilen können. Ungeahnt weinten seine blaugrünen Katzenaugen, während sich im Hintergrund Bilder aus glücklichen Zeiten abspielten. Eigentlich wäre die erste Wandlung ein Grund zum Feiern gewesen, zumal er so vom eigentlichen Muster abwich. Aber wie konnte er sich freuen, bei dem was die Wandlung mit sich gebracht hatte. Einsamkeit! Schon sein ganzes Leben fühlte er sich ausgeschlossen, als Außenseiter. Der Stotterer über den man sich lustig machte, hatte von einem Augenblick zum Anderen seine sichere Zuflucht, die einzigen die ihn liebten verloren.
Warum sollte er ums Überleben kämpfen?
Was hielt ihn noch am Leben?
Ein Teil von ihm, derjenige der Freude empfinden konnte war mit seinen Eltern gegangen und ließ eine verletzliche Hülle zurück.
Die Zeit verging und er wurde immer schwächer, gerade als er dabei war das Bewusstsein zu verlieren, hörte er drei aufgeregte Stimmen näher kommen.
„Na kommt schon Mädels.“, sagte Molly etwas undeutlich, da sie eine Stoffpuppe im Maul hatte. Dann sprang sie auf den Brunnenrand und schaute zu Sam hinab.
„Ich glaub sie will uns etwas Zeigen!“, sagte eines der beiden dunkelhaarigen Mädchen die ihr folgten.
„Ach Quatsch! Die Katze ist einfach nur eine diebische Elster!“ erwiderte das Mädchen mit den kürzeren Haaren.
Als sie an den Brunnen traten und in seine Tiefe blickten waren sie geschockt über den Anblick des dahintreibenden Katzenkörpers.
Die beiden Mädchen ließen den Eimer, den sie normalerweise zum Wasser holen nutzen, an dem dazugehörigen Seil nach unten gleiten.
Mit einem lauten Platschen kam dieser auf dem Wasser zum Stillstand.
Das dadurch entstandene Geräusch und die vielen Wasserspritzer befreiten Sam aus seiner Bewusstlosigkeit.
Mit allerletzter Kraft kletterte er in den Eimer und fiel dort drinnen in einen tiefen Schlaf.

Als er die Augen öffnete wusste er nicht wie lange er weggetreten war. Das bläuliche Licht des Himmels blendete ihn. Der Versuch sich zu bewegen offenbarte ihm, dass er noch immer in dem Katzenkörper gefangen war. Vielleicht war das auch gut so. Ohne seine Eltern wollte und konnte er nicht mehr der Junge sein der er einmal war.
„Er ist wach!“ Sam erkannte die Stimme die er hörte. Er brauchte nicht hinzusehen um zu wissen das es Juanita war. Ihre Stimme würde er immer erkennen. Sie und ihre Schwester Ava gingen nicht nur mit ihm in eine Klasse, nein sie wohnten auch im etwas entfernten Nachbarshaus. Die beiden waren eineiige Zwillinge. Juanita trug ihre schwarze Haarpracht bis zu den Hüften, Ava hatte ihre vor einem Monat zu einem Bob abschneiden lassen. Sam mochte Juanita, aber das würde er ihr niemals sagen.
Die Schwestern gehörten zu den wenigen in seiner Schule die ihn nicht verspotteten. Sie waren nett zu ihm, aber auch distanziert. Aus Angst den Hohn der anderen auch auf sich zu ziehen.
Plötzlich griff Ava um Sams erschöpften Körper und hob ihn an ihre Brust.
„Na du süßer kleiner Fratz! Da hast du aber großes Glück gehabt das wir dich gefunden haben!“, sagte sie mit einer Stimme die Frauen gerne benutzten wenn sie mit Babys oder Tieren sprachen. Sam kicherte innerlich, wenn Ava wüsste wen sie sich auf den Arm genommen hatte, würde sie wohl nicht so mit ihm reden.
„Du meinst wohl eher das er froh sein kann so eine gute Freundin zu haben!“, während Juanita sprach Nickte sie in Richtung Molly. Die Kätzin beobachtete alles mit einem skeptischen Blick, wirkte aber erleichtert.
Die Mädchen stibitzten aus dem Kühlschrank ihrer Eltern Wurst und Fleisch, für ihre neu gewonnenen Schützlinge. Dann schnappten sie sich noch einen großen Karton in den sie ein flauschiges Handtuch legten. Darin Betteten sie den noch immer erschöpften Sam und stellten ihm das Futter direkt unter die Nase. Molly bekam ihre eigene Ration die sie binnen kürzester Zeit verschlang. Dann legte sie sich zu ihrem Freund und putzte ihm das Fell.
So verbrachten sie einige Tage. Das ganze Geschehen blieb den Eltern der beiden Schwestern verborgen, da sie das Krankenlager in einiger Entfernung vom Haus aufgebaut hatten. Umringt von Sträuchern und anderen Pflanzen fühlten sich die Katzen sicher und blieben unentdeckt.
Am dritten Tag kamen die fröhlich Mädchen angerannt. Überschwänglich verkündeten sie das sie nun Ferien hätten. Die Freude ließ die beiden etwas dümmlich auftreten, denn sie wiederholten die Botschaft so oft das Molly fast die Geduld verlor. Sie wollte sich schon in den Schlaf flüchten, als eine wichtige Nachricht sich durch ihre Gehörgänge bahnte.
„Morgen fahren wir nach Cadiz!“ sangen Ava und Juanita im Chor.

Als Sam erwachte erzählte Molly ihm von der Neuigkeit. Mit trägen Gedanken stellte der Werkater fest, dass er mit den Mädchen in den Urlaub fahren wollte. Weg von dem Ort der einmal sein Zuhause war. Nichts hielt ihn mehr hier, denn alles was ihm Geborgenheit vermittelt hatte war weg. Die Erinnerungen waren hier zu präsent, alles hier gehörte zu ihm und seiner Familie, doch diese war nicht mehr da.
Molly war jetzt sein Familie. Sie würde ihn begleiten, sie würde ihm helfen den Schmerz hinter sich zu lassen. Gemeinsam würden sie ein neues Leben beginnen, weit weg von den grausamen Erinnerungen. Denn er konnte den Ort des Geschehens nicht mehr betreten. Nie mehr. Er erzählte der Kätzin was in ihm vorging und fragte sie was sie von der Reise hielt. Ihr gefiel der Gedanke die Welt zu erkunden, gemeinsam mit ihrem Freund. Die Beiden beschlossen sich in das Auto zu schmuggeln. Doch als die Zwillinge wieder bei ihnen auftauchten merkten sie das sie Verbündete hatten.
„Wir nehmen euch mit in den Urlaub.“, sagte Juanita bestimmend. „Du kleiner Schnuffel bist noch viel zu schwach um hier allein zu bleiben.“
Ava stellte eine Reisetasche auf den Boden. Diese war wieder mit Handtüchern ausstaffiert um es den beiden Katzen bequem zu machen. Die langhaarige Schwester schnappte sich Sam und steckte ihn in die Tasche. „Ja. Das könnte gehen. Da werden die zwei genügend Platz drinnen haben.“, bestätigte Ava ihr Vorhaben mit stolzem Gesicht.
„Dann besorgen wir jetzt noch etwas Trockenfutter, das können wir ihnen in die Tasche legen.“, verkündete Juanita freudestrahlend, dann hob sie Sam wieder aus der Tasche raus und legte ihn in sein Lager zurück.
„Wir kommen heute Nacht zurück um euch zu holen.“, sagten die Schwestern und verließen ihre zwei Schützlinge. Nicht ohne ihnen dabei zum Abschied zu winken. Lachend rannten sie auf ihr Elternhaus zu. Zwischendurch hüpften und sprangen sie um ihrer Freude Ausdruck zu verleihen.
Mittlerweile putzte Molly ihrem kleinen Freund genüsslich das Fell. Sie machte sich große Sorgen um sein Seelenheil, aber auch ihr machten die vergangenen Ereignisse zu schaffen. Sie hatte Sams Eltern zwar nie so getraut wie ihm, aber es waren gute „Herrchen“ gewesen. Die immer bemüht waren ihr das Beste zukommen zu lassen.
Sie wollte eigentlich nochmal zurück ins Haus gehen, schauen was dort los war. Doch sie konnte Sam nicht allein lassen, ihn mitzunehmen kam aber auch nicht in frage. Und so blieb sie wo sie war. Sie legte sich schnurrend um den Körper ihres Freundes, sie hoffte ihm so ein wenig Trost zu spenden. Sie spürte das sein Körper die Strapazen des beinahe Ertrinkens schon lange überwunden hatte. Das was ihn jetzt so niederschmetterte war der Verlust, die Trauer und das Gefühl seine Eltern verraten zu haben. Er fühlte sich schlecht, weil er nicht bei ihnen geblieben war.
Molly hoffte sehr, dass die Reise helfen würde seine zerbrochene Seele wieder zusammenzusetzen. Dass die Abenteuer die sie erleben würden, die Stücke seiner Selbst wieder miteinander verband und nur kleine Narben zurück bleiben würden. Ihre Überlegungen wurden von dem Geruch eines Nagetiers verdrängt. „Eine Maus.“, hauchte sie voller Vorfreude. Langsam löste sie sich von ihrem Freund, hüpfte sachte aus dem Karton und legte sich in Lauerstellung. Freudig sprang ihr Unterkiefer hoch und runter, dabei löste sich ein leises Geräusch in ihrer Kehle. Ihr Schwanz peitschte vor Aufregung. „Molly. Nicht. Wir bekommen doch von den Mädchen was zum Essen. Lass die Maus bitte am Leben.“, flehte der cremefarbene Kater. Die Kätzin konnte ihre innere Anspannung, die der Jagdtrieb in ihr ausgelöst hatte nicht mehr bannen. Sie musste etwas tun, bevor die Energie aus ihr herausplatzte.
Fauchend blickte sie zu dem Spielverderber. „Na schön. Aber ärgern werd ich sie wohl noch dürfen!“, spukte sie ihm entgegen. Dann wandte sie sich wieder dem Nager zu und sprintete ohne Vorwarnung los. Die kleine graue Maus fiepte um ihr Leben, rannte auf ihren sicheren Bau zu und erreichte ihn kurz bevor Molly ihr einen Pfotenhieb verpassen konnte. Knurrend buddelte die Katze an dem Eingang herrum. Die ganzen Ereignisse schienen sich nun von ihr lösen zu wollen. Sie gab die ganze Trauer und den Frust in ihre Pfoten, die unerbittlich auf die Erde einschlugen. Sie roch die Angst die aus dem Bau strömte. Und ohne es zu wollen verstärkte dies ihren Jagdtrieb.
„Molly, bitte komm zu mir.“, Sams Stimme klang kraftlos und doch lag etwas bestimmendes in ihr.
Widerwillig ließ die schwarze Katze von dem Erdloch ab und rannte wie eine gestörte auf den nächsten Baum zu. Dort wetzte sie ihre Krallen, dann kletterte sie nach oben und sprang zum nächsten Baum. Das Laub raschelte, und viele trockene Blätter rieselten dem Erdboden entgegen. Sie kletterte von Ast zu Ast. Hoch und wieder runter.
Wenn sie die Maus schon nicht bekommen durfte, musste sie wenigstens die aufgestaute Energie loswerden. Sam verstand sie nur zu gut. Er spürte den inneren Trieb. Nur konnte er ihn besser kontrollieren, als seine kätzische Freundin. Nach einigen Minuten hatte sich Molly wieder beruhigt und legte sich wieder zu ihm in die Pappschachtel.
Erleichtert fiel Sam wieder in seinen heilsamen Schlaf. Er hatte einfach nicht die Kraft noch länger wach zu bleiben. Schmollend flüsterte Molly: „Und du willst ein Kater sein?“ Sie schämte sich sofort nachdem die Worte über ihre Lippen geflutscht waren.
Ihre Augen fixierten den kleinen Werkater, der eigentlich noch ein kleiner Junge sein sollte. Molly fragte sich warum er sich schon jetzt verwandelt hatte. Auch sein Verhaften in seiner Gestalt stimmte sie Nachdenklich. Die einzige Erklärung die sich ihr bot, war der Schock. Die Angst, glaubte sie, hatte die Wandlung ausgelöst und der Schock über den Verlust hielt ihn in seinem neuen Wesen gefangen. Ja. So musste es sein. Auch Molly fiel nun in einen Unruhigen Schlaf, der sie auf die gemeinsame Reise vorbereiten sollte.
Das die Beiden lieber hier bleiben sollten, wussten sie nicht. Auch das die Reise, weder heilend noch schön werden sollte behielt Fortuna lieber für sich. Denn die Göttin des Schicksals hatte gerade eine Aufgabe zu erledigen, so dass ihr das Schicksal des Werkaters entging.


2.Kapitel
Die beiden Mädchen hielten ihr Wort. Sie holten die beiden Katzen pünktlich um Mitternacht ab. Sam und Molly waren nervös, ließen sich aber ohne zu murren in die schwarz-blaue Reisetasche stecken.
Sam fühlte sich wie betäubt, leer und auseinander gerissen. Doch das Reisefieber
war im Begriff seine Trauer in den Hintergrund zu schieben, diese Abwehr klappte zwar nicht so gut wie sonst, aber sie half. Zuhause arbeitete sein Unterbewusstsein besser, vermutlich entlastete die Liebe seiner Eltern den jungen Geist. Aber ab jetzt musste er ohne sie zurechtkommen. Dieser Gedanke hinterließ einen fahlen Geschmack im Mund des Jungen. Dennoch klappte es, die Aufregung verdrängte die Trauer des Werkaters für einen Augenblick.
Im Inneren ihres neuen Verstecks roch es intensiv und lecker nach Geflügelhäppchen. Da hatten die Schwestern, ein goldenes Händchen für Leckerein bewiesen.
Für die beiden Jugendlichen war die Tasche eindeutig zu groß und schwer, so dass sie diese zu zweit tragen mussten. Mehr schlecht als recht stolperten die Mädchen in Richtung Auto. Im Inneren der Reisetasche schlugen die Katzenkörper bei jedem Schritt der Geschwister aneinander. Inzwischen waren sich die beiden Insassen nicht mehr sicher, ob sie eine richtige Entscheidung getroffen hatten.
Je näher sie dem Elternhaus ihrer Verbündeten kamen, desto falscher fühlte sich das ganze Unterfangen an. Was war wenn sie von den Eltern entdeckt wurden? Und was würden diese mit ihnen machen?

, beide Fragen stellte sich Sam viel zu spät, da es nun kein Entkommen mehr gab. Zur Beruhigung schnurrten Molly, ihre Versuche ihm über das angespannte Gesicht zu lecken wurden jedoch vom Geschaukel der Tasche vereitelt. Die beiden Körper zitterten vom Adrenalinrausch in ihren Adern.
In ihrem Versteck herrschte völlige Finsternis, welche ihre Lage auch nicht besser machte. Katzen konnten zwar im Dunkeln sehr gut sehen, doch dafür brauchten sie trotzdem ein Minimum an Licht, welches sich in ihren Augen brechen konnte. Das fehlte ihnen total, da Ava die Tasche, gedankenlos völlig geschlossen hatte. Durch den Mangel an optischen Stimmuli waren die Schwankungen kaum auszuhalten. Schwindel und Übelkeit ergriffen den kleinen Werkater. So dass er langsam panisch wurde. Ohne wirklich zu wissen was er tat kratzte er am Reißverschluss herum.
„Oh. Ich glaub ich habe die Tasche ganz zu gemacht. Meinst du deswegen kratzen die Katzen an dem Ding?“, fragte das Mädchen mit den kürzeren Haaren. Sie blieben stehen und schauten sich in die großen Augen.
„Ach du lieber Himmel! Ja, vermutlich bekommen sie zu wenig Luft.“, stieß Juanita aus. Dann fummelte sie mit ihrer freien Hand nachdem Reißverschluss, um ihn ein kleines Stück zu öffnen. Das Kratzen hörte Augenblicklich auf. Sam stecke seine Nase an die kleine Öffnung und atmete die frische Luft ein. In der Tasche stank es nämlich mittlerweile erbärmlich nach Angst. Viel sachter als zuvor nahmen die beiden Helferinnen ihren Transport wieder auf. Das und der Einfall des Lichtes half den Katzen die Reize besser zu verkraften. Aneinander gekuschelt hofften sie das Auto schnell zu erreichen.
Zum Glück verlief die Abreise weniger dramatisch als es zu befürchten gewesen war. Während Juanita das geheime Gepäckstück sicher verstaute, lenkte Ava ihre Eltern im Haus ab. Diese stürmten nun in großer Hektik auf ihr Fahrzeug zu.
„Komm jetzt endlich Ava, wir wollen auch irgendwann mal ankommen.“, schrie ihre genervte Mutter. Wenn man sie so betrachtete, konnte man ihre Verwandtschaft nicht von der Hand wischen. Als die Trödlerin von ihrem Vater angetrieben auf ihre Familie zu kam, huschte ihre Schwester gerade auf den Rücksitz. Während Ava sich anschickte die Autotür zu öffnen, fing sie ein funkeln ihrer Mutter auf. Ja, scheinbar hatte sie es mit ihrem Ablenkmanöver übertrieben. Die leicht gereizten Eltern gesellten sich zu ihren Kindern in den Wagen. Als alle Türen geschlossen waren, verging der leicht kühle Zug und hinterließ eine noch viel zu warme Luft. Diese wirkte drückend auf alle Insassen. Als Juanita das Fenster einen Spalt öffnen wollte, protestierte ihre Mutter lautstark. Sie sagte irgendetwas davon das sie einen steifen Nacken davon bekommen würde und das sie keinen Widerspruch dulden würde. Die Mädchen blickten sich an und verdrehten die Augen, gaben aber auf. Dann schnappte sich jede von ihnen ein Kissen und platzierten es zwischen Fensterscheibe und Kopf. Es war erstaunlich wie synchron sie dies taten. Erleichterung machte sich unter den Verbündeten breit als der Vater den Motor anließ und das Gefährt zu rollen begann. Teil Eins des Planes hatte funktioniert.
Langsam aber sicher normalisierten sich Sams Körperfunktionen, so dass sein Herz nun wieder in einem gesunden Rhythmus schlug und das Zittern nachließ. Molly knabberte indessen ein paar der Trockenfutterbrocken. Sie schmeckten gut, doch der vorherige Stress schnürte ihren Magen zu, weshalb sie sich lieber an ihren kleinen Freund kuschelte. Ihre Fürsorge entspannte Sam gleich noch mehr.
Der Gedanke an ihr Ziel verdrängte weiterhin einen kleinen Teil seines Schmerzes. Am liebsten hätte er jetzt mit Molly ein bisschen geplaudert doch er durfte sie ja nicht verraten. Denn was würden die Erwachsenen auf den Vordersitzen denken, wenn es im Kofferraum miaute? Deshalb schloss er seine von den Ereignissen getrübten Augen und versuchte in schönere Zeiten zu fliehen.
Im Wagen blieb es ruhig, schließlich war es mitten in der Nacht. Schon nach einer viertel Stunde schliefen die Zwillinge Seelenruhig mit den Köpfen am Fenster.
Auch die Blindenpassagiere suchte die Erschöpfung heim. Und so dösten sie nun im hinteren Teil des Autos.

Mittlerweile fuhr der rote Kombi schon mehr als sieben Stunden auf der A4 in Richtung Cadiz. Das Verkehrsaufkommen war größer gewesen als gedacht, weshalb sich ihre Reise etwas langsamer gestaltet hatte als geplant. Seit ungefähr zwei Stunden ging die Sonne schon wieder auf und im Wagen wurden es immer heller. Die vier Verbündeten schliefen noch immer. Was die Eltern auf den Vordersitzen sehr beruhigte. Gut von zweien der Schlummernden hatten sie keine Ahnung, aber sie waren froh das ihre Töchter keine Zeit zum Quengeln gehabt hatten. Nur noch wenige Kilometer lagen zwischen ihnen und ihrem Zielort.
Gerade als sie das Ortsschild eines kleinen Dorfes erreicht hatten, erwachte Sam mit einem herzzerreißenden Fauchen aus seinem Alptraum. Der arme Werkater war von seinem Unterbewusstsein dazu gedrängt worden den Zeitpunkt seines größten Verlustes noch einmal zu erleben. Der Ausdruck seines Schmerzes hatte alle erreicht. So dass nun auch Molly und die beiden Geschwister hellwach auf ihren Plätzen saßen.
„Was war das denn?“, fragte die Frau auf dem Beifahrersitz, dabei drehte sie sich anklagend zu ihren Töchtern um. Diese waren noch völlig verschlafen und wussten nicht so recht was sie ihrer Mutter erwidern sollten.
„Pedro halte den Wagen an!“, bluffte sie ihren Mann an, ohne dabei die Augen von ihren schuldbewusst blickenden Kindern zu nehmen.
Ok. Allen vier Verbündeten wurde klar das es keinen Weg aus dieser Misere gab.
„Sobald die Tasche geöffnet wird springen wir heraus und rennen nach rechts. Ok?“, Mollys Stimme klang besorgt. Der junge Werkater wusste nicht was er sagen sollte und nickte nur. Mist, er hatte sie alle verraten. Vor Anspannung zitternd saßen die beiden in ihrem unsicher gewordenen Versteck und warteten darauf loszurennen.
„Mom. Lass uns weiter fahren … das Geräusch kam von draußen.“, versuchte Juanita die Situation zu retten.
„Lüg. Mich. Nicht. An. Junges. Fräulein.“
„Marta, jetzt beruhige dich doch wieder!“, Pedros Worte klangen gelassen. Für den Geschmack seiner Frau leider viel zu gelassen.
„Musst du mir immer in den Rücken fallen?“, funkelte sie ihren Mann an. „Du weißt genau das ich allergisch auf diese Viecher reagiere!“
Nun rieb sie sich ihre geröteten Augen, die schon seit Beginn der Fahrt juckten. Ihr Mann zuckte mit den Schultern und suchte einen Ort an dem er den Wagen parken konnte.
„Ja, ich glaube wir müssen rennen! Und das möglichst schnell.“, flüsterte Sam seiner schwarzen Freundin entgegen. „Es tut mir Leid das ich uns verraten habe!“
„Hey, ist schon ok Sam!“
Die Pupillen der beiden Katzen waren bis aufs äußerste geweitet und dies lag nicht nur an dem Mangel an genügend Licht.
Marta, zeterte in einem Stück, während ein schlechte Gewissen das Denken ihrer beiden Töchter heimsuchte.
Schließlich wurde das Auto immer langsamer und hielt an einem Straßengraben an. Das laute Krachen der Türen signalisierte den beiden Flüchtlingen das sie sich bereithalten mussten. Ihre beiden Herzen rasten um die Wette und die zum zerreißen gespannten Muskeln zitterten, in der Hoffnung auf baldige Entlastung. Der Schlüssel klatschte an die Verkleidung des Wagen und nur einen Sekundenbruchteil später öffnete sich der Kofferraum. Ein warmer Luftzug folgte den tastenden Händen der Eltern. Die Mädchen saßen mit tränennassen Augen noch immer auf der Rückbank. Der Versuch ihren Eltern zu folgen war von einer unmissverständlichen Geste ihrer Mutter unterbunden worden.
Pedros Augen waren von traurigem Ärger verzogen, als er sich die Reisetasche schnappte und auf den von Kieselsteinen gepflasterten Weg stellte. Er mochte Tiere, doch gegen seine Frau kam er in dieser Situation nicht an.
„Da! Die Tasche bewegt sich!“, fauchte Marta und ging auf Abstand.
Die Katzen hielten sich bereit, warteten darauf dass der Reißverschluss sich bewegte und ihnen den Weg in die Freiheit offenbarte.
„Was wollt ihr mit ihnen machen?“, schrie Ava von der Rückbank. Ihrer Schwester liefen mittlerweile viele Tränen über die geröteten Wangen.
Mit zu Schlitzen zusammengekniffenen Augen, drehte sich die wütende Frau zu ihrer Tochter.
„Wir bringen sie ins Tierheim!“, entgegnete sie Ava mit rauer Stimme. Die Protestversuche ihrer Töchter, unterband sie mit unmissverständlicher Mimik und Gestik.
Oh nein, an diesem Ort wollten die beiden Katzen bestimmt nicht landen, nein, denn dort würde der sichere Tot auf sie lauern. Pedro fasste einen Entschluss, während er die Tasche öffnete, hockte er sich so daneben, dass die Katzen eine freie Bahn zur sicheren Flucht hatten.
In dem Moment, als er die zwei so unterschiedlichen Katzen erblickte, sprangen sie auch schon aus der Tasche und rannten als wäre der Teufel persönlich hinter ihnen her. Während ihre Pfoten immer wieder auf den heißen Asphalt schlugen, wurde Martas Geifern immer leiser. Sam hatte Mitleid mit seinen Klassenkameradinnen, doch die Erleichterung ihrer geglückten Flucht überwog dies.
Sie rannten durch menschenleere Gassen, bis sie schließlich einen großen verwildert wirkenden Garten vor sich sahen.
Dort suchten sie sich einen sicheren Ort, zwischen mehreren verdorrten Büschen.
Langsam kamen sie wieder zu Atem und beruhigten sich.
„Meinst du die Mädchen bekommen großen Ärger?“, fragte Sam traurig.
„Hm, ich weiß nicht … ich denke ihr Vater wird das ganze Theater etwas abschwächen!“, meinte Molly weise.
„Ja, da könntest du Recht haben! … Er war wirklich nett.“
Sam wurde bei jedem Wort das er sprach in eine andere Erinnerung hineingezogen.
„Du, Molly?“, begann er und suchte ihren Blick. „Ja.“, sie hob den Kopf.
„Ich hatte vorhin nochmal alles in meinem Traum miterleben müssen.“, Trauer legte sich in seine Züge. „Jedenfalls ist mir etwas aufgefallen.“, er stockte, und blickte sich nervös um.
„Ja, sprich weiter.“, munterte sie ihren Freund auf.
Er schloss die Augen, fasste sich Mut und versuchte das, was er dachte, in Worte zu fassen.
„Nun, irgendetwas ist komisch an diesem Hexer gewesen. … Seine Magie … war nicht die, die Hexen normal nutzen können … es war eher Elfenmagie!“
„Das kann ich nicht beurteilen, denn damit kenne ich mich zu wenig aus.“, begann Molly nachdenklich. „Wie kommst du darauf?“
„Naja, meine … meine M ... Mom hat mir das mal erklärt! Hexen zaubern eher mit Symbolen, Amuletten und Tränken … und Elfen können sich an den Elementen bedienen! Jedenfalls hatte dieser ...“, ihm fehlten die Worte um diesen grausamen Hexer zu beschreiben. „ ... er hatte mit Energie um sich geworfen als er meine ...“ Tränen überschwemmten seine leidgeplagten Augen.
„Schsch, ist gut Sam ich weiß was du sagen willst!“ Molly leckte ihm übers Gesicht, versuchte es zu trocknen, doch es gelang ihr nicht. „Ich weiß nicht einmal mehr wie er ausgesehen hat!“, schrie der Werkater seinen Frust hinaus.
„Hm, dass ist merkwürdig, denn ich kann mich auch nicht erinnern. An rein gar nichts was den Hexer betrifft.“ Die schwarze Katze war verwirrt, denn normalerweise hatte sie ein gutes visuelles Gedächtnis.
Plötzlich tauchten zwei Frauen im Garten auf, die vom vorangegangenem Miauen angelockt worden waren. Suchend blickten sie sich im Garten um.
„Ich bin mir sicher das ich Katzen gehört habe!“, sagte die blonde Frau mit deutschem Akzent. Sie war klein und schmal. Ein leichtes blau-weißes Sommerkleid fiel locker um ihren Körper.
„Vielleicht sollten wir was zum Essen für sie herstellen? Hier in der Gegend ist man ja nicht so Tierlieb, nicht dass die Miezen am verhungern sind!“, auch die dunkelhaarige Frau sprach mit Akzent. Sie war größer als ihre blonde Freundin, trug aber ein ähnliches Kleid wie diese.
Die beiden Katzen entschieden sich lieber dafür in ihrem Versteck zu bleiben.
Auch die Frauen schienen eine stumme Vereinbarung getroffen zu haben und kehrten ins Haus zurück.

Ganze drei Monate verbrachten die Beiden größten teils, auf dem Grundstück der deutschen Frauen. Sie waren nett, gaben ihnen Futter und Wasser ohne sich den Katzen aufdrängen zu wollen. Sam schlief noch immer viel, er schaffte es einfach nicht seine Trauer zu bewältigen und in einen normalen Trott überzugehen. Mit viel Überredungskunst schaffte es Molly ihn zu einem täglichen Spaziergang zu motivieren. In dieser Gegend war nicht viel los, und wenn man es aus Katzensicht betrachtete herrschte hier tote Hose. In der ganzen Zeit die sie hier waren, sind ihnen keine anderen Katzen begegnet. Dieser Zustand hieß nichts gutes. Und wenn man diesen, mit der Aussage der dunkelhaarigen Frau verwob, ließ dies nur einen einzigen Schluss zu, hier wurde aufgeräumt.
Ja, die Straßen wurden von Streunern reingewaschen. Also mussten sie besonders auf sich Acht geben. Jedes mal, wenn sie einem Menschen begegneten, rannten sie und suchten sich schnellstmöglich ein Versteck.
Der Umkreis in dem sie umherliefen, war Verwinkelt, mit vielen kleinen Gassen bis zu dem Bereich wo das Haus der Frauen stand. Hier gab es ein paar Gärten, alle frei von Tieren die größer waren als eine Maus.
Gerade streiften sie durch eine Gasse, in der es lecker nach Gebäck duftete, als ein großer breit gebauter Mann ihnen den Weg versperrte. In den Händen trug er einen großen Sack der aus einem festen Material zu sein schien. Sein Körper steckte in einem kratzfesten Anzug. Mit siegreichen, kalten Augen beobachtete er die Katzen, versuchte sie in die Enge zu treiben. Doch Molly und Sam waren mittlerweile ans wegrennen gewohnt. Und so schossen sie ohne sich absprechen zu müssen in die gleiche Richtung davon. Am Ende der nächsten Gasse gab es einen Zaun, welcher im unteren Bereich ein Katzen großes Loch aufwies. Durch dieses waren sie nun schon mehrfach geflohen. Mit rasenden Herzen bewältigten sie die Hetzjagd. Es war erschreckend wie oft sie in letzter Zeit fliehen mussten. Aber langsam gewöhnten sie sich daran. Der Adrenalinkick half Sam über den Schmerz hinweg, immer dann wenn sie davon liefen fühlte er sich lebendig. Leider suchte ihn auch jedes mal wenn sein Körper das Stresshormon abgebaut hatte, die Pein seines schlechten Gewissens heim. Nein, er gestattete es sich nicht. Er durfte sich nicht so fühlen. Das Wort lebendig, wollte er aus seinem Wortschatz streichen, genauso wie das dazugehörige Gefühl.
Aber im Moment regierte das Leben in ihm, der Überlebenstrieb peitschte seine Pfoten zu einem immer schnelleren Lauf an. Die kleinen Steine auf dem Boden piesackten seine seidenen Pfotenballen, aber dass konnte er ignorieren. Molly lief nur ein kleines Stück vor ihm und hatte den rettenden Zaun schon fast erreicht. Mit dem zunehmenden Gefühl der Sicherheit riskierte Sam einen Blick nach hinten und sah das ihr Verfolger ihnen viel zu nahe auf den Fersen war.
Schnell widmete er sich wieder dem Geschehen vor sich zu, da steckte seine Freundin auch schon ihren Kopf durch das Loch.
Bevor ihr ganzer Körper hindurch geschlüpft war erkannte sie das sie in eine Falle getappt waren. Hinter dem Loch war die Freiheit durch einen stählernen Käfig ersetzt worden. Schnell wollte sie sich wieder zurück schieben, doch der drängende Körper ihres Freundes hinderte sie daran. „Falle.“, hauchte sie verzweifelt, und das schieben von Sams Körper lies nach.
Fauchend wand sich der junge Werkater in den brutalen Händen des Fängers, doch es nützte ihm nichts. Die Hände und Arme des Mannes, waren mit langen Lederhandschuhen ausgestattet, weshalb ihm die Bisse und Pfotenhiebe nichts ausmachten. Unsanft schmiss er Sam in den Sack, hielt diesen oben zu und griff nach der vom Schock versteinerten Molly.
Im Dunkeln des Sacks waren die verängstigten Freunde wieder vereint. Sie fragten sich wie es dazu kommen konnte und was dieser Fänger mit ihnen vorhatte. Sicher war nur eines, als liebe Schoßtiere wollte er sie nicht. Nein, sonst würde er sie nicht so grob transportieren. Immer wieder, blieb der Grobian mit dem Sack irgendwo hängen, doch dass war ihm egal.
Das Geräusch einer Autoschiebetür drang den Gefangenen in die Ohren. Einen Augenblick später wurden sie auch schon mit Schwung ins Innere des Wagens geworfen.
Die Brutalität des Fängers hatte Erfolg, denn die Beiden Freunde wurden vom Aufprall auf dem Boden schachmatt gelegt. Bewusstlos lagen sie in dem schäbigen Sack und fuhren dem Geldgeber des in Schutzkleidung gepackten Mannes entgegen.


3.Kapitel
Sam wachte total verängstigt neben seiner noch immer bewusstlosen Freundin auf. Das Erste was er wahrnahm war der unheimliche Gestank nach panischer Angst und Tod. Dieser löste unweigerlich die gleichen Gefühle in ihm aus und brachte sein verletztes Herz zum Rasen.
Ein stechender Schmerz zog sich durch seinen ganzen Schädel und er fühlte, dass er am Hinterkopf eine blutende Wunde haben musste. Das wusste er, da er beim Bewegen des Kopfes ein unangenehmes ziehen an den verkrusteten Stellen spürte.
Er wusste nicht wo er war, sah auch nicht viel, da er seine Umgebung nur verschwommen wahrnahm. Etwas abseits von ihm erkannte er einen schwarzen Fleck, den er als Molly identifizierte, zumindest hoffte er das. Mit schmerzenden Pfoten robbte er zu ihr hinüber. Langsam näherte er sich dem Teil von dem er annahm, dass es der Kopf sein musste.
Nach längeren Versuchen sein Sehen scharf zu stellen, erkannte er eine pechschwarze Katze neben sich. Schockiert, musste er feststellen das er nicht sagen konnte ob dies seine Freundin war oder nicht. Denn das Gesicht der Katze war so zugeschwollen, dass ein Erkennen unmöglich war.
Auch der bestialische Geruch der an diesem Ort Einzug gehalten hatte, half ihm nicht dabei, die Katze zu demaskieren. Mühevoll drückte der seine Nase in das Fell der Schwarzen, in der Hoffnung, dass er die anderen Eindrücke auf diese Weise ausschalten würde.
Da, da war er. Der unverkennbare Geruch seiner Begleiterin, drang in kleinen aber feinen Dosen zu ihm durch. Einerseits freute er sich, dass er sie gefunden hatte, doch andererseits überkam ihn Panik, in Anbetracht ihres Zustands. Instinktiv begann er zu schnurren, denn schnurren wirkte beruhigend und heilend. Dann drückte er sich etwas ungelenk an den Körper seiner Freundin.
„Hab keine Angst. Es wird alles gut!“, wisperte er Molly ins Ohr.
Er wollte ihr das Fell putzen, doch diese Bewegung führte zu blitzartigen Schmerzen in seinem gesamten Kopf. Also legte er sich nur zu ihr und fragte sich wie sie nur in eine so brisante Lage hatten hinein stolpern können.
Langsam fiel er in einen von der Erschöpfung hervorgerufenen Schlaf. Sam hatte vorher gar nicht bemerkt wie schwach er eigentlich war.
Auch hatte er die vierunddreißig anderen Katzen, die in diesem kleinen Außengehege gefangen waren nicht registriert. Völlig ausgemergelt, lungerten diese am anderen Ende das Verlieses. Ja, sie wussten, je weiter der Eingang entfernt war, desto sicherer waren sie vor den grausamen Menschen. Die meisten unter ihnen konnten sich nicht wirklich leiden und doch schweißte sie die gefahren beladene Situation zusammen. Niemand von ihnen wusste wer der Nächste war, wer derjenige war, der am Leiden einer Krankheit dahin siechte, wer von ihnen als erstes Verhungerte oder wer von den Schlägern geholt wurde. Keine dieser Aussichten war rosig, nein, sie konnten nicht mal sagen welcher Tod der Beste wäre. Denn alle waren beängstigend. Alle würden mit unglaublichen Qualen einhergehen.
Das wussten sie.
Denn alle drei Arten das Sterbens hatten sie mit eigenen Augen gesehen.
Freunde und Nervensegen kamen und gingen. Manche von denen die schon länger nicht mehr unter ihnen verweilten, lagen noch genauso da, wie sie gegangen waren. Wobei, genauso traf es nicht wirklich, denn der Verfall holte noch jeden Körper ein. Deshalb roch es hier auch immer so fürchterlich.
Manchmal kam eine völlig erschöpft wirkende Frau zu ihnen. Sie meinte es gut mit den Tieren, nahm unter Tränen die Dahingegangenen mit, und putzte so weit es ging den Zwinger. Ja, sie brachte ihnen sogar Futter und Medikamente vorbei.
Medikamente, welche die Parasiten auf und in ihren Körpern bekämpfen sollten. Auch nahm sie den Dreck aus der Toilettenkiste und befüllte diese mit frischem Sand.
Das taten die Schläger nie.
Doch so sehr sich die Einzelkämpferin auch bemühte, sie kämpfte gegen Windmühlen. Sie konnte nicht alle retten, und doch gab sie nicht auf. Sie suchte Familien für diese armen Geschöpfe, suchte Orte an denen sie Erwünscht waren, an denen sie es gut hatten. Doch im Moment lief es schlecht für sie. Denn für jedes gerettete Tier, kamen fünf weitere in dieser Perrera an.
Das Problem war, umso mehr Tiere kamen, desto mehr wurde getötet.
Nach Außen hin hieß es, dass die Tiere eine Todesspritze gesetzt bekamen.
Das sie auf „humane“ Weise aus dem Leben schieden.
Doch die Realität war bissiger.
Das Gift kostete Geld.
Geld, dass die meisten eher für sich selbst gebrauchen konnten.
Wieso sollten sie es nicht sparen, wenn es andere Möglichkeiten gab dieses Ungeziefer loszuwerden?
Feste Schuhe, oder Schlagwerkzeuge reichten doch!
Natürlich sahen es nicht alle so.
Natürlich gab es ausnahmen, welche vor so einer Grausamkeit zurückschreckten.
Aber die Meisten hier, hielten die Tiere für wertlos.
Tiere waren keine Menschen, würden es nie sein.
Mensch sein, hieß mächtig sein.
Nur der Homo sapiens, hatte Gefühle, war klug und besaß ein Recht auf Würde und Leben.
Und nach diesen Glaubenssätzen lebten und handelten sie.

Molly und Sam befanden sich noch immer in einem traumlosen Schlaf, als eine Schildpatt Katze langsam auf sie zu kam. Unter den Gefangen wurde sie Schildy genannt. Sie war der mütterliche Typ und versuchte immer allen zu helfen.
Ihre eigenen kleinen Kitten hatten keine Chance auf ein Überleben gehabt. Die Winzlinge, konnten schon in ihrem Körper nicht richtig heranwachsen, da Schildy nie genügend Futter bekommen hatte. Mangelerscheinungen waren der Grund für die Behinderungen der fünf Kitten, waren der Grund warum sie nach nur sieben Tagen außerhalb des Schoßes ihrer Mutter starben.
Der Verlust hatte sie schwer getroffen, doch sie war stark, und lebte ihre mütterlichen Instinkte an ihren Mithäftlingen aus.
Kaum hatte sie Sam erreicht, spürte sie dass er anders war. Irgendwie roch er wilder, größer und auch menschlicher. Schildy wusste nicht was dies bedeuten könnte , kam aber zu dem Schluss das von ihm keine Gefahr ausging und deshalb beachtete diese Abweichung nicht weiter. Stattdessen begutachtete sie die Wunden der Freunde und kam zu dem Schluss das Molly ihre Hilfe nötiger hatte. Mit akribischer Präzisionsarbeit begann sie die Wunden zu putzen. Leckte den Dreck aus den aufgeplatzten Stellen, die das Gesicht der schwarzen zierten.
Als sie die schwarze Katze von all dem Krankheit verursachenden Schmutz reingewaschen hatte, machte sie sich über Sams Kopfwunde her. Schnell hatte sie die Kruste von seinem cremefarbenen Fell beseitigt, doch die Ursache für seinen Blutverlust konnte sie nicht finden.
Es schien fast so als wäre das Blut von jemand anderem gewesen, doch ihre Geschmacksrezeptoren sagten etwas anderes. Verwundert betrachtete sie den Kater, der ohne eine Wunde Bluten konnte. Sie war sich sicher, dass es sein eigenes Blut war, verstand nur nicht wie er so schnell heilen konnte.
Als Molly sich regte, entfernte sie sich ein paar Schritte von ihren Patienten. Schicherheitsabstand um der Erwachenden nicht noch mehr Angst zu machen als sie eh schon verspürte.
Mollys Augen öffneten sich, erhoben sich langsam, nur um auf halber Strecke zu bemerken das es nicht weiter ging. Die Schwellung drückte dagegen und verursachte stechende und drückende Schmerzen. Es fühlte sich fast so an, als wollten ihre Augen platzen. Um dem Gefühl Luft zu machen, stöhnte sie leise. Das und die Bewegung von ihrem Körper holten Sam in die Realität zurück.
„Molly?“, hauchte er hoffnungsvoll, und richtete sich auf.
„Hmm!“, Antwortete sie schwach.
„Ich glaube wir sind in so einer schrecklichen Perrera gelandet!“, während Sam sprach fixierten seine Augen die Schildpatt Kätzin.
Seine schwarze Gefährtin betrachtete sie ebenfalls. Ihr Schwanz zuckte hin und her,
sie konnte diese Instinktive Bewegung nicht abschalten, obwohl sie sich dabei selbst peinigte
„Ja. Ich denke du hast recht.“, Trauer und Angst belegten ihre Stimme.
Schildy zwinkerte den Neuen zu, zeigte ihnen das sie friedliche Absichten hegte.
„Hallo, mein Name ist Schildy. Seid willkommen in der Todesstation! Wir haben hier alle nicht viel zu lachen, aber wir haben uns.“, sagte sie mit fester Stimme und näherte sich langsam.
Sam erhob sich und ging ein paar Schritte auf die Sprecherin zu.
„Hallo, dass ist meine Freundin Molly ...“ , begann er erstaunlich flüssig, und wies mit einem Kopfnicken auf die benannte. Erleichtert stellte er fest, dass er keinerlei Schmerzen mehr hatte. „ … und mein Name ist Sam.“ Erleichtert stellte er fest, dass kein einziges Wort stotternd über seine Lippen kam.
Als Molly aufstand um Schildy zu beschnüffeln, bemerkte sie das mit ihrer rechten Hinterpfote etwas nicht stimmte. Dick geschwollen, pochte und stach sie bei jedem Bewegungsversuch, oder beim Kontakt mit dem steinigen Boden. Vermutlich war sie gebrochen.
Trotzdem kämpfte sich Molly auf die Beine, hob das verletzte an und ging auf den anderen dreien ein Stückchen vorwärts.
Sam hielt sie auf. Schimpfte sie solle sitzen bleiben, und da Molly ihm insgeheim beipflichtete, stoppte sie ihren humpelnden Marsch.
Die Drei begrüßten sich so wie es unter Katzen üblich war. Näschen hier, Näschen da und schnuppern was das Zeug hielt.
Als sie sich für ungefährlich eingestuft hatten, setzten sie sich zusammen und redeten.
Aus dem hinteren Bereich des höchstens fünfzehn Quadratmeter großen Zwingers, kamen langsam aber sicher die anderen Katzen und gesellten sich zu ihnen. Sie erzählten, wie es hier so ablief, sagten ihnen dass sie sich schnell zurückziehen mussten wenn die Menschen kamen. Chico ein großer roter Kater erzählte ein bisschen zu ausführlich wie die Menschen hier mit ihnen umsprangen. Er war ein begabter Redner und mit einem bezaubernden Charisma gesegnet. Mit manchen seiner Worte schaffte er es sogar in diese Hölle ein bisschen Hoffnung zu tragen. Jede weibliche Katze hing an seinen Lippen, egal welch entsetzliche Wahrheit er auch manchmal berichtete, sie liebten ihn.
Schildy erzählte den beiden unter Tränen, vom Schicksal ihrer Kitten und davon was geschah wenn jemand von einem Schläger geholt wurde.
Sam und seine schwarze Freundin waren schockiert, sie hatten ja schon vorher gewusst, dass das hier für die meisten eine Endstation war, doch wie schlimm es hier wirklich zuging war ihnen nicht bewusst gewesen.
Lange saßen sie alle zusammen und redeten. Dem Werkater fiel auf, das es hier alle Arten von Kleinkatzen gab, sie waren ein bunter Haufen. Es gab auch eine Menge Rassekatzen wie Siamesen, Perser, Snowshoe und Waldkatzen. Ob Kurzhaar oder Langhaar keiner wurde verschont.
Doch so verschieden sie auch waren, konnte man einige Gemeinsamkeiten erkennen, sie alle waren Abgemagert, sahen krank aus und alle hatten Angst vor dem nahenden Tod. Die Unwissenheit wie es passieren würde machte sie alle nervös. Das sie sehen und hören mussten, wie das Schicksal mit ihren Mitgefangene umsprang, gab ihrer Hoffnungslosigkeit immer wieder neues Futter. Beim Betrachten seiner neuen Freunde zersprang sein Herz in tausend Einzelteile und blutete das Leid in seinen kleinen Körper. Die Meisten unter ihnen hatten offene oder verkrustet Stellen überall am Körper. Sie litten unter den damit verbundenen Qualen, ob es der Juckreiz war, oder Schmerzen, egal beides war unerträglich. Aber für fast alle hier waren die Seelischen Qualen noch deutlich schlimmer.
All die Geschichten die Sam hörte machten ihn wütend, traurig und lösten eine tief in ihm verwurzelte Angst aus. Er glaubte hier schon in kürzester Zeit aus dem Leben treten zu müssen.
Wie er erfahren hatte, blieb allen Neuankömmlingen eine Schonfrist von drei Wochen.
Doch waren schon drei Wochen?
Eigentlich hatte Sam sich ja schon aufgegeben, die letzten drei Monate hatte er sich verhalten als wäre er schon tot, als hätten seine Eltern ihn mitgenommen.
Doch jetzt wurden ihm die Augen geöffnet.
Er wollte noch nicht sterben.
Er wollte Leben.
Er wollte raus hier.
Wollte alles in seiner Macht stehende tun um den Grausamkeiten die hier geschahen Einhalt zu gebieten.

Am nächsten Morgen kam die Einzelkämpferin um zwei der Gefangenen zu befreien. Sie hatten ein Zuhause gefunden. Es handelte sich um den total verängstigten Blacky und seinen besten Freund Tigger.
Der schwarze Halblanghaar Kater krallte sich mit eingezogenem Schwanz an den Gitterstäben des Zwingers fest. Aus seinen gelben Augen sprach die pure Panik. Er hatte vor allen Menschen Angst, auch vor den Guten. Sein Schicksal hatte ihm jegliche Fähigkeit zu Vertrauen gestohlen. Mit der Geduld eines Engels sprach die Kämpferin auf ihn ein. Erzählte ihm das er jetzt nach hause kam, dass eine nette Familie in den Schweizer Bergen auf ihn wartete. Mitleid huschte über das Gesicht des Engels, es tat ihr im Herzen weh, Blacky so leiden zu sehen, aber auch der Anblick seines geschundenen Schwanzes war schuld an ihrem Gefühl. Fünfzehn Zentimeter des Schwanzes waren kahl, blutig und entzündet. Er musste furchtbare Schmerzen haben.
Irgendwann resignierte der arme Kerl, der sein Glück nicht glauben konnte. Es schien fast als hätte er sein Leben aufgegeben, schlaff ließ er sich in den den Transportkorb setzen. Bei Tigger, einem braunen Tigerkater mit kahlem Bauch, gestaltete sich die Befreiungsaktion weniger dramatisch.
Und so verließen die Beiden die Hölle, um den Himmel zu finden und hinterließen ein wenig Hoffnung in der Tötungsstation.

Vier Tage war es her, als die beiden Glückspilze abgeholt wurden.
Sam und Molly hatten sich mittlerweile mit dem Gestank und dem Mangel an genügend Essen abgefunden, als einer der Schläger den Zwinger betrat.
Mit verachtenden Augen suchte er sich sein Opfer. Der Mann freute sich jeden Mittwoch, wie ein Kind auf ein heiß geliebtes Spielzeug, darauf seine Macht ausleben zu können. Die einzigen Momente in seinem Leben, in denen er das Gefühl hat ein Gott zu sein.
Der Herrscher über Leben und Tod.
An den Viechern konnte er seine Frustration ausleben ohne dafür irgendeine Bestrafung zu bekommen.
Heute suchte er sich den roten Chico aus.
Sam konnte gar nicht sagen wie der Mann es geschafft hatte und zu schnappen. Er sah nur wie er ihn nach draußen trug. Aus Chicos Gesicht war jegliche Hoffnung fort gewischt, und hatte reine Panik hinterlassen.
Jeder im Zwinger weinte, manche schrien dem wunderschönen roten Kater liebevolle Worte nach. Sagten ihm das sie ihn liebten und ihn vermissen.
Der Tierquäler spürte das Leid der Insassen, spürte das er jemanden ausgesucht hatte der ihnen am Herzen lag. Deshalb entschloss er sich dazu, sie alle am Leid des Roten teilhaben zu lassen.
Sam schämte sich dafür, dass er es nicht geschafft hatte, seinem neuen Freund beizustehen indem er ihm Trost und Mut gespendet hatte wie die anderen. Doch er konnte ihn nicht ansehen, während der Mann sich an seinem hängenden Körper verging. In dem Moment als die grausame Szenerie begann, schloss er seine Augen und vergrub sein tränennasses Gesicht in seinen Pfoten.
Als es endlich vorbei war, fühlten sich alle leer und trostlos. Jeder litt für sich, rollte sich zu einer Kugel zusammen und gab sich seinem Seelenschmerz hin. Die darauf folgenden Tage vergingen trostlos. Alle anwesenden hatten sich in sich selbst zurückgezogen.

Eine Woche verging ereignislos. Dann war es wieder soweit, der Tag des Mordens stand vor der Tür. Doch sie hatten Glück, denn an diesem Mittwoch wurde das Morden ausgesetzt. Da die Tierschützer einige weitere Tiere befreien konnten, war die Perrera „leer“ genug, um den Insassen eine Gnadenfrist zu geben.
Die Gefangenen atmeten auf, als sie merkten das Heute niemand kam um sich ein Opfer zu suchen.
Das erhaltene Geschenk spornte sie alle zu Unterhaltungen an.
Nur Sam und Molly blieben im Abseits, der kleine Werkater konnte das ganze Geschehen einfach nicht verkraften. Erst seine Eltern und nun seine Freunde.
Seine Gefährtin hatte versucht ihn mit Fluchtplänen abzulenken, doch schnell bemerkten beide, dass man von hier nicht fliehen konnte. Es gab keinen Weg hinaus. Außer man wurde befreit oder man starb.
Das Alles, nagte an Sam, brachte ihn dazu in seine Träume zu fliehen. Molly glaubte, dass er in einer tiefen Depression feststeckte. So fest, dass sie ihn nicht befreien konnte. Langsam begann auch sie die Hoffnung zu verlieren.
Doch dann passierte etwas unvorstellbares.
Carmen, eine Freundin von Sams Eltern und eine Hexe, stand vor dem Außengehege und blickte sich unter den Insassen um.
Sam wusste das sie und ihre Partnerin Mai viel für den Tierschutz machten. Doch er hätte nie zu hoffen gewagt das sie ihn finden würden.
Die beiden rannten zu den Gitterstäben. Das heißt Sam rannte und Molly humpelte dreibeinig hinter ihm her.
Die Hexe beobachtete die auf sie zustürzenden Katzen. Bei der schwarzen Katze, huschten ihre Augen über den Körper und bohrten sich an den Augen fest.
„Molly?“, wisperte Carmen.
Um zu Antworten rieb sie sich an den Stäben die sie voneinander trennten.
„Was machst du denn hier? … Und wer ist denn dein kleiner Freund?“, fragte sie irritiert. Sie war diejenige gewesen die Sams bewusstlose Eltern gefunden und den Notarzt informiert hatte. Gemeinsam mit ihrer Exfreundin Mai, hatte sie nach Sam gesucht, doch bisher leider noch nicht gefunden. Nachdem sie keine Spur von dem Jungen finden konnten, glaubten sie das der Angreifer ihn entführt hatte.
Beim Betrachten des cremefarbenen Kater bemerkte sie, die Energie, die um den kleinen Körper herum waberte. Ein deutliches Zeichen dafür das es sich um ein Werwesen handelte.
„Sam!“, jauchzte sie.
Er nickte.
„Oh mein Gott! Ich hab dich überall gesucht. Deine Eltern liegen im Koma. Aber sie leben!“
„Was!“, schrie Sam. „Aber … aber ich dachte sie sind tot!“
Die Hexe verstand ihn zwar nicht, spürte aber das Leid des kleinen.
„Passt auf, ich gehe jetzt zu dem Chef dieser Perrera und Kaufe euch sofort frei!“, sie lächelte ihnen nochmal kurz zu bevor sie davon trabte.
Freude machte sich in den beiden Freunden breit.
„Sie leben.“, sagte Sam immer wieder, der ihr Glück nicht fassen konnte.
Schnurrend rieb sich Molly an ihm.
„Hey, ihr seid ja richtige Glückspilze. Ich glaube es gab noch niemanden der so schnell aus diesem Drecksloch rausgeholt wurde.“, Schildys Stimme klang liebevoll.
In dem Moment als sie zu sprechen begann, verpuffte ein Teil der positiven Gefühle in Sam. Er drehte sich zu ihr.
„Ich tue alles dafür um euch hier herauszuholen!“, versprach der junge Werkater und rieb sich an der Schildpatt Katze.
„Danke! Es ist lieb, dass du das sagst!“, erwiderte Schildy.
Und so verabschiedeten sich die Beiden geretteten, von ihren einunddreißig übrig gebliebenen Freunden. Sie alle freuten sich für sie und dennoch schwang in jedem von ihnen ein hauch Melancholie mit. Alle, der hier anwesenden hätte es verdient, ein Leben in Freiheit und Würde zu leben. Doch im Moment blieb der tägliche Kampf ums überleben ihr Begleiter.
Schnurrend beteuerten Molly und der Werkater, dass sie keinen von ihnen vergessen würden und das sie einen Weg suchen und finden würden, um ihnen zu helfen.
Als die Hexe kam und die Verabschiedungszerremonie sah, wurde ihr Beschluss all diese Tiere zu retten weiter bestärkt.
Nachdem sich die beiden Katzen an all ihren neu gewonnen Freunden gerieben hatten, ließen sie sich von Carmen in einen Transportkorb setzen.
„Ich wünsch euch allen viel Glück!“, rief der kleine Werkater als sie das Außengehege verließen. Auf dem Weg in die Freiheit sah er noch mindestens zehn andere solcher Gehege und ein großes Haus an dessen Fenster ebenfalls Gitterstäbe angebracht waren. Es roch nach hunderten von Katzen und Hunden, die alle Pheromone der Angst versprühten. An dieser Stelle bemerkte er wie schwierig es werden würde sie ALLE in Sicherheit zu bringen. Dieses Wissen trübte seine Freude auf das Wiedersehen seiner todgeglaubten Eltern. Selbst wenn er alle Tiere die sich hier befanden befreien würde, wo sollten sie hin? Wenn sie auf der Straße herumstreunern würden, wären sie schneller wieder in dieser Hölle, als dass er bis drei zählen konnte.
Ihm wurde schlecht und er fühlte sich jetzt schon als ein Verräter an seinen Freunden. Problematisch war auch das er in seiner Katzengestalt fest saß. Wie sollte er in diesem Körper irgendetwas in diese Richtung bewerkstelligen können. Fragen über Fragen, die einer dringenden Klärung bedurften. Doch diese wurde von Carmens Stimme unterbrochen.
„Sam ich weiß was dir durch den Kopf geht, und ich kann dich etwas beruhigen. Ich habe mit ein paar Freunden einen Ort gefunden an dem wir leben werden und wir werden so viele Tiere wie möglich aufnehmen. Es werden nicht alle sein können aber viele! Und wenn es klappt wie wir wollen wird es kein sinnloses Morden mehr in dieser Perrera geben.“, während sie sprach suchte sie seinen Blick hinter den Gitterstäben.
Er fand den ihren und zwinkerte ihr freudig zu. All das, was sie sagte hörte sich doch schon mal gut an. Klar würde es die Welt nicht verändern, aber es war ein Anfang in eine gute Richtung. Denn jedes Leben was sie so retten würden, hätte es verdient und jeder gerettete würde seine Dankbarkeit auf alle erdenkliche Weise zeigen.
„Ich werde euch jetzt nach Irland zu deinem Onkel Aiden bringen. Deine Eltern sind auch schon dort und werden von einigen Heilern betreut, du wirst sie morgen also schon wiedersehen können!“, beim Beenden ihres Monologs, hatten sie auch schon ihren alten und kleinen roten Fiat erreicht. Carmen stellte die Transportbox auf den Sitz und öffnete sie.
„So Sam, ich denke nun kannst du dich zurück wandeln.“ Prüfend blickte sie sich noch einmal um, und nickte dann zur Bestätigung ihrem Schützling zu.
Etwas Peinlich berührt schüttelte er seinen Kopf, denn er wusste noch immer nicht wie er in seinen menschlichen Körper zurückkehren sollte.
„Willst du nicht?“, fragte sie skeptisch und runzelte hierbei die Stirn.
Er schüttelte wieder den Kopf.
„Oder kannst du nicht?“
Nun, nickte er und Carmen begann zu verstehen. Erst jetzt fiel ihr auf das er noch viel zu jung war, und sie fragte sich was das wohl zu bedeuten hatte.
„Hm, wenn das so ist, vielleicht kann dir ja dein Onkel behilflich sein!“
Dann packte sie sich eine Dose Katzenfutter, gab den Inhalt auf einen Plastikteller und stellte ihn den zwei Freunden vor die Nase. Sie hatte für die armen Tiere in der Perrera einiges an Futter mitgebracht und dem Perrera Leiter gegeben, bis auf diese eine Dose, die ihre beiden Freunde nun hinunter schlangen.
Nach etlichen Tagen des Hungers, waren sie endlich wieder gesättigt. Nun legten sich Sam und seine treue Freundin zu einem Ying und Yang zusammen. Mollys rechte Hinterpfote schmerzte noch immer, und so versuchte Sam sie mit seinem wohlig klingenden Schnurren zu lindern.
Die Reise der drei verlief Reibungslos.
Und so kam der glücklicher junger Werkater zurück zu seiner Familie.
Eine Woche später nahmen Carmen und ihre Freunde, alle einunddreißig Katzenkameraden von Sam und Molly und noch zehn weitere Katzen, die sich in einem schlechten Zustand befanden, zu sich auf den großen Landsitz auf.
Schildy und die anderen lebten dort glücklich und zufrieden, bis an ihr Lebensende.


ENDE


Nachwort:
Mir lag sehr viel daran diese Kurzgeschichte zu schreiben. Leider ist nicht alles was ihr gelesen habt meiner Fantasie entsprungen.
Leider gibt es solche Tötungsstationen wirklich. Ich war noch nie dort, aber ich habe Bilder gesehen, die die dortigen Umstände zeigten. Bilder, die zu Tode gequälte Tiere zeigten. Das waren Bilder die mich nicht mehr losgelassen haben.
Auch habe ich von Schicksalen erfahren die mir Buchstäblich das Herz zerrissen haben. Ich denke mit dieser Geschichte versuche ich einen Teil davon zu verarbeiten. Aber ich möchte auch, dass diese Geschichte gelesen wird, um andere darauf aufmerksam zu machen, was tagtäglich in unserer Welt geschieht.
Ihr glaubt gar nicht wie schwer mir vor allem das letzte Kapitel gefallen ist, wie schwer es war diese Zeilen zu schreiben.
All das was den armen Tieren dort geschieht, ist einfach entsetzlich, und ich weiß nicht ob ich all das so rüberbringen konnte wie ich wollte. Es trifft mich zu sehr, weshalb ich auch nicht alles so schreiben konnte wie ich wollte. Aber naja, um mich geht es ja hier nicht. :)

Der Junge Sam heißt im wahren Leben Konrad und ist ein wirklich super lieber Kerl der es durch sein Stottern nicht einfach in seinem Leben hatte. Aber keine Angst seinen Eltern geht es gut und sein Stottern hat er erfolgreich bekämpft.
Auch Sams Katzengestalt hat ein Vorbild aus dem realen Leben. Ihr konntet den süßen auch schon auf dem Cover betrachten. Sein Name ist Sandro. Er wurde von ein paar Kindern vorm ertrinken gerettet und in Albacete auf einer Pflegestelle wieder aufgepäppelt. Mittlerweile lebt er in Deutschland und ist hoffentlich glücklich und zufrieden.

Auch das Schicksal von Blacky und Tigger ist eine wahre Begebenheit. Leider ist Blacky nach vier Monaten in seinem schönen Zuhause, einer Krankheit erlegen, die schon sehr lange in ihm geschlummert hatte. Aber auch dies war es wert, denn aus dem ängstlichen und verschüchterten Kater wurde ein kleiner Schmuser. Alle Bilder die ich von ihm sehen durfte zeigten, wie glücklich er war. Auch wenn das ganze wirklich erschütternd und traurig für alle beteiligten (auch für den armen Tigger) war, so bin ich doch froh, dass Blacky wenigstens in den vier letzten Monaten seines Lebens erfahren durfte was es heißt geliebt zu werden. Tigger hat sich vom Verlust seines besten Freundes mittlerweile wieder erholt. Er ist ein ganz schlauer Kerl und er hält den ganzen Weiberhaufen um sich herum auf Trab.

Ich danke euch sehr, dass ihr diese Geschichte gelesen habt und ich hoffe sie hat euch zumindest ein bisschen gefallen. … Wobei „ gefallen“ in Anbetracht der Tatsachen nicht das richtige Wort ist …

Tschüssy
eure Mel

Impressum

Texte: Alle Rechte liegen bei mir :)
Tag der Veröffentlichung: 01.06.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch widme ich allen Tieren die durch menschliche Hand Qualen erleiden mussten. Und möchte ihnen hiermit sagen, dass es mir von Herzen leid tut was ihnen widerfahren ist oder gerade eben widerfährt.

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