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2. Komplikationen
Als dieser leer war schmiss ich ihn völlig entsetzt beiseite. Der Gedanke an das, was ich gerade getan hatte bereitete mir Übelkeit und Entsetzen. Mein Kopf fühlte sich so an als wäre gerade ein Wirbelsturm durchgefegt und hätte alles von seinem ehemaligen Platz gerissen, neu angeordnet und die Wege dorthin verschüttet. Ich fühlte mich zwar schon immer zu dem Übersinnlichen hingezogen, aber als ich dies plötzlich am eigenen Leib erfuhr, ohne darauf vorbereitet worden zu sein oder irgendwelche Vorwarnungen bemerkt zu haben, war mein Geist sichtlich überfordert. Dieser hatte sich mit jahrelanger Übung Schritt für Schritt Gedanken - und Glaubensmuster zugelegt die sich an eher greifbaren und realistischen Dingen orientierten. Gut, dies klappte natürlich nicht immer, aber das behielt ich lieber für mich. Da ich es satt hatte ständig belächelt zu werden, ließ ich den Hang zum Übernatürlichen nur dann heraus wenn ich Fantasiebücher las oder ebensolche Filme sah. So konnte ich mir selbst, als auch meiner Umwelt eine gewisse Normalität vorgaukeln. Doch nun war dem so ganz plötzlich ein Ende gesetzt worden. Das musste ich erst einmal verdauen.
Wie ich später herausfand spürte Edward die Verwirrung meines Geistes und konnte keinen meiner Gedanken lesen noch zum positiven beeinflussen, da er hierfür einen klaren Ansatzpunkt brauchte. Er fühlte sich doch etwas hilflos, da die meisten die sich in der Wandlung befanden nach dieser Information, die einen Skeptiker in einen überzeugten gläubigen verwandelte, erst einmal in einen Schlaf fielen in dem das Unterbewusstsein die Rolle des Ordnungsdienstes übernahm. Aber ich saß mit aufgerissen Augen, einer unregelmäßigen Atmung und einer Körperspannung, die beim Betrachter Schmerzen im ganzen Körper hervorrief, da. Ich wirkte völlig benommen und er hätte mir am liebsten eine übergebraten damit er sich dieses Elend nicht mehr mit ansehen müsste. Aber dies brachte er nicht über sich, schließlich war und ist er ja ein friedliebender Mann.
Unruhig lief er in meiner kleinen Wohnung herum ohne mich aus den Augen zu lassen. Er war sich sicher, dass ich meine Ruhe brauchte und sprach mich nicht an. Dies war nicht ganz so uneigennützig wie es vielleicht wirken mochte, nein, er hatte auch einen gewissen Respekt vor der ihm drohenden Reaktion von dieser verwirrten jungen Frau, die ich für ihn darstellte. Einer Person die sich ihm als eher launenhaft offenbart hatte. Beim herum Stiefeln sah er in seinem Blickwinkel das die Katzen schlauer waren und tief und fest schliefen. Naja, wenigstens hatte er so nur mit einer Durchgeknallten zu tun und nicht noch mit zwei verrückten Katzen.
Da er sonst nichts tun konnte stöberte er in dem überfüllten Bücherregal und freute sich über die bunte Mischung aus Krimis, Psychothrillern und der noch größeren Auswahl an Fantasiebüchern. Nach einiger Zeit fand er etwas was er schon immer mal lesen wollte, deshalb schnappte er sich den über 1000 Seiten schweren Wälzer und setzte sich in den Lesesessel der direkt neben dem Regal stand. Von hieraus konnte er sowohl mich als auch die Katzen im Auge behalten. So verging eine Stunde bis er eine Veränderung an mir feststellen konnte. Ich war eingeschlafen!
Blitzschnell, jedoch ohne irgendein Geräusch zu produzieren sprang er auf, ging zu mir rüber und legte mich vorsichtig auf das Sofa und deckte mich mit einer schön flauschigen Decke zu. Er war erleichtert und dachte, dass ich den Schreck so mit Sicherheit besser verarbeiten konnte. In dieser Ruhe vergingen zwei Tage und Nächte. Die Sonne ging gerade unter und Edward hatte das Buch gerade geschafft, als ich mich regte.
Ich schüttelte den Kopf, um meine Gedanken zu verscheuchen und betrachtete den schönen Mann der auf meinem Sessel saß und mich mit Fragezeichen in den Augen ebenfalls beobachtete. Plötzlich kam aus meinem Mund ein Geräusch das einem hysterischen Kichern glich und sich im Verlauf zu einem Schrei entwickelte. Dann schaute ich mich etwas benommen im Zimmer um und kreischte: „Ich hab es immer gewusst und jeder dachte ich hätte den Verstand verloren. Dabei waren die diejenigen die einfach zu rational und zweiflerisch veranlagt waren. Ha, jahrelang hab ich nach dem Unglaublichen gesucht und jetzt als ich es aufgegeben habe sucht es mich Heim!!!!“
Nach diesem verbalen Ausbruch, saß ich erst einmal für ein paar Minuten Gedankenverloren da. Ja, ich war ganz schön verwirrt! Einerseits erfreut und andererseits völlig schockiert über diese Ereignisse die mir wiederfahren waren. Ich spürte so eine Art klopfenden Druck in meinem Kopf, so als würde sich etwas was sich die ganze Zeit meiner Aufmerksamkeit entzogen hatte, mit brachialer Gewalt in mein Bewusstsein hämmern. Und so war es auch!!!
„Francis, wo ist Francis? Geht es ihm gut? Was hast du mit ihm gemacht? Sag es mir endlich du arroganter Mistkerl!“, schrie ich ohne Vorwarnung auf den armen Edward ein. Gut, in dem Moment als dies aus mir heraus gesprudelt kam, tat es mir kein bisschen leid! Warum auch!!! Hatte er mir in irgendeiner Weise einen Grund gegeben, dass er eine nette Behandlung von mir verdient hätte? Immerhin hatte er mir bis jetzt noch keinen einzigen Hinweis auf das Verbleiben meines geliebten Freundes gegeben!! Ok, er hat sich ganz rührend um mich gekümmert, aber trotzdem!
Edward räusperte sich um meine ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Als er diese bekam, fing er an mir die längst fällige Antwort zu geben.
„Dein Freund befindet sich gemeinsam mit Alexis, du weißt schon meine Schwester, im Untergeschoss dieser Wohnung!....“, ohne weiteres abzuwarten sprang ich auf und zerrte an der Tür die mich vom Treppenbereich welcher nach unten führte trennte. Ich stolperte mehr als das ich die Treppen hinabstieg, dicht gefolgt von meinem Schöpfer. Billy und Ally hatten mehr Glück als ich, denn ihnen war ein längerer und erholsamerer Schlaf gegönnt als mir.
Unten angekommen platzte ich zu der einzigen Tür hinein, die in einen Raum dieses Gebäudes und nicht nach draußen führte. Drinnen angekommen blieb ich auch schon wie angewurzelt stehen. Mein Gesicht vor Schreck, Angst und noch weitaus schlimmeren Gefühlen völlig zu einer Maske verzerrt, die sich wahrscheinlich nicht einmal zu Halloween gut verkauft hätte, da jeder der sie sah angewidert und doch peinlich berührt gewesen wäre. Der Anblick der wohl schönsten Frau die ich jemals gesehen hatte, in einer sehr widerwärtigen, ja erschreckenden Position. Sie war über meinen Francis gebeugt, während ihr Blut von ihrem grazilen Handgelenk in seinen geöffneten Mund tropfte und er unersättlich schluckte. Zwar bemerkte ich dass er nicht wirklich bei Bewusstsein war und trotzdem erfüllte mich eine unsägliche Eifersucht. Diese blöde, billige Schlampe, steckte in einem phantastischen Outfit. Einer hellblauen, wirklich enganliegenden Jens - welche ihr hoffentlich alle Innereien vom Blutkreislauf abschnitt - und einem bezaubernd und raffiniert geschnittenem türkisen Top, dieses schmeichelte ihrer Vampir-Blässe sehr. … Was fällt der ein sich so lasziv über meinen benebelten Freund zu beugen.

, war der Gedanke, der zu meinen Augen passte, die man wohlwollend, höchstens als Schlitze bezeichnen konnte.
Würde er jetzt die Augen öffnen, hätte er die beste, sich ihm bietende Aussicht auf den perfektesten Busen den er je zu Gesicht bekommen hatte. Wutentbrannt stapfte ich zu der irritiert blickenden Alexis hinüber. Sie saß da, mit ihrem wallend schönem dunklem Haar und ihren unergründlichen, tiefen, blauen Augen, in dem perfekt symmetrischen Gesicht und verpasste ihr eine mit der flachen Hand in eben dieses. Genau in dem Moment nahm sie den noch blutenden Arm von dem Mund meines Freundes, stand auf und packte mich an meinem Hals. Ihre fließenden Bewegungen waren so schnell, dass ich sie mit meinen Augen kaum erfassen konnte. Ihr Blick versprühte Funken der Wut, des Hasses und Rachegelüsten.
„Was fällt diesem Miststück ein mich anzugreifen? Hast du irgendwas dazu zu sagen Bruderherz?“
Mir war in dem Moment alles egal, Hauptsache sie hatte sich von Francis abgewandt.
„Lass sie los!“, sagte Edward in einem vor Autorität strotzendem Ton.
„Sie ist verwirrt! Überleg doch mal wie dieses Bild, was sich ihr hier geboten hat, vor vielen Jahren auf dich gewirkt hätte!“
Der Griff um meinen Hals lockerte sich. Finster schaute sie mir in meine mit Tränen gefüllten Augen. Ich bin eine verdammte Heulsuse, hatte ich das schon erwähnt? Nein. Jetzt wissen sie ja Bescheid.
„Tu das nie wieder. Einen Vampir reizen, der gerade dabei ist einem deiner Lieben das Leben zu retten, denn das kann ganz schön nach hinten losgehen. Hast du das verstanden du Neugeborene Idiotin?“
Ich nickte und dachte aber gleichzeitig, dass der Versuch ihn durch den Anblick ihrer riesigen, aufgepumpten Brüste zu retten, wohl Erfolgreicher gewesen wäre wenn er sie auch hätte sehen können. Schließlich stoppte ich den Auswurf gedanklicher Nettigkeiten, indem ich mich darauf besann, dass es im Moment wichtigeres gab.
„Was ist los mit ihm? Wieso musst du ihm das Leben retten, beziehungsweise warum ist es überhaupt in Gefahr?“, ja das war viel wichtiger als meine Gedanken an diese Ziege zu vergeuden!
Alexis und Edward wechselten einen vielsagenden Blick und entschieden sich einstimmig, dass es wohl besser wäre wenn er Antworten würde. Was er dann auch tat. „Das wollte ich dir eigentlich gerade erklären als du wie von der Tarantel gestochen aufgesprungen und nach unten gerannt bist!“
Ja, es wäre auch zu schön gewesen eine Antwort zu erhalten ohne dabei einen Vorwurf in meine Richtung geworfen zu bekommen. In seinen Augen konnte ich sehen dass er meine Gedanken gelesen hatte, in dem Moment, als ich dies begriff lief ich rot an, dass heißt, wenn ich das überhaupt noch konnte. „Tut mir Leid, ich wollte dich nicht verletzen! .... Francis verträgt die Wandlung nicht so gut wie du! Ähm, wie soll ich das erklären? … Sein Körper zeigt im Moment starke Abwehrzeichen, so als hätte er einen sehr starken Infekt! Er hat hohes Fieber und verliert ständig das Bewusstsein! Wenn er aufhört sich dagegen zu wehren, wird er es schaffen. Alexis gibt ihm Stündlich eine Ration ihres Blutes, um seine Widerstandsfähigkeit zu erhöhen!“
Mir wurde bei dieser Erklärung ganz übel. „Hast du nicht vorhin etwas davon erzählt das manche die Wandlung nicht überleben?“, welches dämliche Wort hatte er noch mal benutzt? Ach ja. „Heißt das, dass er nicht Kompatibel ist? … Wenn er stirbt will ich auch nicht mehr leben!“, den letzten Satz schrie ich mit aller Kraft aus meiner Kehle heraus, während heiße und dicke Sorgentränen über mein Gesicht rollten.
In dem Moment schloss Edward mich in seine Arme. Leise und behutsam sprach er nun weiter zu mir. „Wir glauben, dass er es schafft! Nach unserer Erfahrung und von alledem was wir gehört haben wäre er gar nicht so weit gekommen, wenn er Inkompatibel wäre. Ich glaube diese Abwehr kommt aus seinem Inneren, welches große Probleme hat mit dem Glauben an das was gerade passiert. Er kann das nicht mit seinem rational denkenden Verstand vereinbaren! Hast du schon mal was von Psychosomatik gehört?“
„Ja! Damit meint man körperliche Leiden, die auf einen seelischen Ursprung zurückgeführt werden können. Eine organische Ursache liegt hierbei nicht vor. … Mein armer Schatz… ich … dann hoffe ich mal das du recht hast!“, immer noch weinend drückte ich mein Gesicht an seine sehr schöne und feste Brust. Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte, setzte ich mich neben Francis, der auf einem alten, nicht wirklich schönen und ziemlich unbequemen Sofa lag. Sein schönes Gesicht fühlte sich so heiß an, dass ich Angst hatte meine Hände zu lange auf ihm ruhen zu lassen. Nicht das zum Schluss noch meine Haut an ihm kleben bleib!! Gut, mein Hirn neigt dazu übertriebene und teilweise unrealistische Ängste und Bilder zu produzieren, aber so war und bin ich eben!
Als ich ihn streichelte und mein Geist Unsinn vor meinem inneren Auge abspielte öffnete Francis seine Augen. Trotz des vom Fieber glasig gefärbten Blicks, erfüllten mich seine wunderschönen blaugrünen Augen mit einem Gefühl der Wärme.
„Francis kannst du mich hören?“, na toll, hoffentlich gibt er mir nicht die gleiche dämliche Antwort die ich Edward entgegnet hatte.
„Fee,….“, so nannte er mich schon seit Ewigkeiten.
„Ja, ich bin es mein Engel! Hast du Schmerzen? Brauchst du irgendwas?“
Sein Kopf bewegte sich schleppend von links nach rechts, was wohl nein heißen sollte. In Francis Gesicht zeichnete sich nun eine Mimik ab, die eindeutig entspannter war als die vorherige. Mein Kopf neigte sich zu ihm hinab und meine Lippen suchten die seinen. Als ich an seinem sinnlichen Mund angekommen war und sich unsere Lippen berührten, war er schon wieder in die Welt der Träume hinab getaucht.
In meinen Augen sammelten sich, schon wieder, eine Menge Tränen, die gleich mehrere ausgetrocknete Seen wieder gefüllt hätten. Wie in den meisten hoffnungslosen Situationen meines Lebens, kam nun der Punkt an dem ich mich Zwang positiv zu denken. Und so malte ich mir in fein säuberlichen Bildern aus wie Francis sein Schicksal annahm und langsam aber sicher wieder auf die Beine kam. So versuchte ich mich immer zu beruhigen und vor dem drohenden Wahnsinn zu bewahren, der wenn ich dies nicht täte unweigerlich über mich hinwegfegen würde. Edward und seine blöde Schwester beobachteten mich und wussten anscheinend nicht wie sie reagieren sollten. Wenn ich so zurückdenke taten sie genau das richtige, nämlich nichts!
Ich weiß nicht wie lange ich so dasaß und weinte, mir eine Zukunft herbeisehnte die für Francis und mich gut ausging, während mein Kopf auf seiner Brust lag und meine linke Hand sein Gesicht streichelte und die andere seine Schulter umklammert hielt.
„Du bist eine Heilerin!“, sagte Edward und in seiner Stimme klang erstaunen sowie eine Spur Neugierde mit. Langsam begann mein Hirn das Gehörte zu entschlüsseln und ich stellte fest, dass er mit mir sprach.
„Was?“, etwas besseres fiel mir nicht ein, was ich ihm hätte entgegnen können.
Mein Kopf hatte sich inzwischen von der Brust meines Freundes gelöst und ich starrte entgeistert in die Augen meines Schöpfers.
„Außer der Telepathie habe ich die Fähigkeit zu erkennen welche Talente in den Personen die mir begegnen verborgen liegen! … Gerade eben habe ich gespürt wie diese Fähigkeit in dir zum Leben erwacht ist! Und dein lieber Francis hat dir wie es aussieht dabei geholfen!“, er schwieg für eine Weile und ich machte mir Gedanken um sein Seelenheil. Denn jetzt übertrieb er! Erstens bin ich jetzt ein Vampir und keine Heilerin und zweitens liegt Francis bewusstlos, beziehungsweise schlafend neben mir, wie soll er mir da in irgendeiner weise behilflich sein?

, dachte ich so für mich. Ok, dass ich das nur so für mich dachte war ein riesengroßer Irrtum, denn unser lieber Eddie hatte sich schon wieder in meine Gedanken eingehackt, das konnte ich spüren! Aber wieso? Vorhin konnte ich das nicht. Oder?
„Wie du ja schon mitbekommen hast haben wir alle besondere Begabungen, wie ich zum Beispiel die Telepathie, hat Alexis die Fähigkeit Visionen zu empfangen! Du kannst Heilen und Francis kann die Fähigkeiten von anderen durch Berührung verstärken!“, wie immer erzählte er dies in dem gewohnt ruhigen Ton.
„Ja, er ist schon was besonders unser Edward und wie es aussieht du auch.“, entgegnete Alexis schnippisch und verließ uns, indem sie durch die Haustür nach draußen schlich, anders konnte man ihren leisen und trotzdem schnellen Gang nicht beschreiben.
„Was ist den mit der los?“, murmelte ich.
Edward wirke genauso verwirrt wie ich, hob und senkte fast unmerklich die Schultern, um seiner Unsicherheit mehr Ausdruck zu verleihen. „Das ich ihr beigebracht habe ihre Gedanken vor mir zu verschließen hat nicht immer nur Vorteile!“, sagte er.
Zu meinem Erstaunen spürte ich das Francis Körpertemperatur unter meinen Händen zu sinken begann. Wow, das ist ja irre! Hat er vielleicht recht und ich kann wirklich Heilen? Dem Himmel sei dank das ich zwischen den Informationen von gestern und den jetzigen schon mal geschlafen hatte, den ansonsten hätte jeder der telepathisch begabt war in meinem Hirn nur noch „System Error“ lesen können, da meine synaptischen Schaltkreise schon wieder beinahe am durchbrennen waren. Kein Wunder dass Francis, dessen Glaubenssystem immer wissenschaftlich belegbar sein musste, solche Schwierigkeiten hatte.
„Durch den Bluttausch erhält der Neugeborene auch immer eine der Fähigkeiten seines Schöpfers. Wie ich, kannst du die Gedanken von anderen lesen, deshalb hast du gerade gespürt, dass ich in deinem Kopf war! Langsam aber sicher wirst du von den Hirnströmen der dich umgebenden Personen überflutet! Ich werde dir helfen und beibringen deine Fähigkeit zu Kontrollieren. So, dass du lernst dich von den Gedanken der andern abzuschotten und du deine Gabe gezielt einsetzen kannst. Es gibt auch eine Möglichkeit sich vor anderen Telepathen zu schützen, so dass sie nicht in deinen Gedanken rumstöbern können! Aber das erkläre ich dir noch genauer wenn es soweit ist! “, schloss er.
„Und was hat Francis von deiner Schwester geerbt?“, ein besseres Wort fiel mir beim besten Willen für diesen Vorgang nicht ein!
„Francis wird genau wie Alexis Visionen haben.“
Wow, diese Begabung würde mir auch gut gefallen! Blöde Alexis!!!
„Seid ihr beiden eigentlich richtige Geschwister oder nur durch den selben Schöpfer Verwandte geworden?“, diese Frage wehte nun schon länger in meinem Kopf herum, auch hätte ich gerne gefragt wie alt die beiden waren aber diese persönliche Frage stellte ich lieber noch hinten an.
„Beides!“, mehr wollte er anscheinend nicht dazu sagen!
„Es geht ihm schon viel besser!“, so wechselte er galant das Thema. Mein Blick ruhte nun wieder auf meinem schlafenden Freund.
„Du bist erschöpft! Felicitas, du solltest aufhören und deine Kräfte aufsparen, er schafft es auch ohne deine Hilfe.“
Verwundert hob ich meinen Kopf und veränderte meinen Blickwinkel, so das sich Edward nun wieder in diesem befand.
„Ich mach doch gar nichts! Darf ich denn nicht bei ihm sitzen und ihn meine Anwesenheit spüren lassen?“
Daraufhin warf er mir ein Lächeln zu das beinahe mitleidig wirkte. „Dadurch, dass du dir so viele Sorgen machst und du ihn die ganze Zeit berührst, schickt die Heilerin in dir, die ganze Zeit Energien zu ihm, die ihn schneller heilen lassen, aber dich selbst ziemlich aufzehren. Heilen kostet dich schließlich auch Kraft. Also las nun ab von ihm und ruh dich aus! Alexis kümmert sich weiterhin um ihn, mach dir keine Sorgen und denk auch mal an dich!“, dies sagte er mit einem Ton der keinen Wiederspruch dulden lies.
Unsere Ausreißerin betrat das Haus in genau dem Moment, als Edward ihren Namen und ihre bevorstehende Aufgabe nannte. Verrückt, hatte er in seinen ganzen Ausführungen auch erwähnt, dass er Hellsehen kann? Jedenfalls hab ich davon wohl nichts mitbekommen!
„Nein das hab ich nicht, da ich diese Fähigkeit auch nicht besitze! Als Alexis näher kam hab ich ihren Geist wahrgenommen! Und jetzt steh auf, ich bring dich ins Bett!“
Bei dem Versuch aufzustehen merkte ich, dass er recht hatte. Meine Beine zitterten vor Erschöpfung und wenn Edward mich nicht gestützt hätte, wäre ich wohl einfach umgefallen.
Oben in meinem Wohnbereich angekommen bemerkte ich, dass sich Billy und Ally je einen neuen Blutbeutel geschnappt und ausgeschlürft hatten und erneut in einen tiefen Schlaf gefallen waren. Durch den geöffneten Beutel gelang der Duft des Blutes in meine Nase und rief eine mir noch sehr befremdliche körperliche Reaktion hervor. Meine Eckzähne fuhren sich aus und mich überkam ein unbändiger Durst. Edward hielt mir auch schon einen mit Blut gefüllten Beutel hin und sprach: „Trink diesen erst mal aus, danach bekommst du noch etwas von meinem Blut!“
Ach du grüne Neune, ich hatte ja ganz vergessen das ich von ihm trinken musste und das über Jahre.
Wie dieser Vorgang wohl aussehen mochte konnte ich mir nicht so richtig vorstellen. Sollte ich ihn beißen? Oder fügte er sich die Wunde selbst zu und lies dann das Blut in meinen Mund laufen? Was gibt es noch für Möglichkeiten?
„Das bleibt deiner als auch meiner Fantasie oder unseren Vorlieben überlassen!“ Na hoppla, in seinen Worten, als auch in seinem Blick schwang etwas mit was ich an dieser Stelle lieber nicht deuten mochte.
Nachdem meine anfängliche Verstörtheit etwas abgeklungen war, machte ich mich daran das Blut zu mir zu nehmen. Bis auf den letzten Tropfen trank ich den Beutel aus.
Nervös blickte ich in seine leuchtenden Augen. „Mir macht der Gedanke daran von dir zu trinken Angst! Ich glaube nicht das ich dich beißen kann!“
„Bitte hab keine Angst! Glaub mir wenn ich dir sage, dass das gegenseitige Beißen zu den großen Annehmlichkeiten des Vampir-Daseins gehört! Ich habe noch keinen unserer Art getroffen, dem das keine Freude bereitet hätte! Aber wenn du es wünschst, werde ich mir etwas Blut abzapfen und dir in einem Glas reichen!“
Freude? Bei diesem Gedanken erklomm sich ein hysterischer Anfall den schon geebneten Weg aus meinen Tiefen an die Oberfläche heran.
„Warum sollte es irgendjemandem Freude bereiten wenn er seinem Gegenüber in den Hals beißt und das Blut aus den Adern saugt? Auch glaube ich nicht, dass es sehr angenehm ist, wenn sich die scharfen und langen Vampirzähne durch jede einzelne Schicht deiner Haut bohren um an deine Adern zu gelangen.“ Das stellte ich mir wie Blutabnehmen vor, dieser ziehende und drückende Schmerz konnte doch keinem Lebewesen Freude bereiten! In diesem Moment hätte ich wohl keinen Schönheitswettbewerb gewinnen können, da sich mein Gesicht durch meine vom Ekel gezeichnete Mimik verzerrte. „Ich nehme das Glas! … Danke für das Angebot!“ Wie ich es bereits gewohnt war, setzte Edward in Augenblicken wie diesen, sein unwiderstehlich schönes Lächeln auf, nicht ohne dabei den spöttischen Anteil zu unterschlagen. Warum sollte er das auch tun? Hm! Meine Reaktion ist ja auch sehr abwegig! Man der muss ja schon Uralt sein, wenn er das so empfindet!! Pff, abgebrühter Vampir - Blödmann!

, während ich mich meinem gedanklichen Anfall von Wut widmete, erklang ein langes Seufzen aus Edwards Rachen.
„Ich bin 286 Jahre alt! Und deine Reaktion ist nicht widernatürlich!“, und damit verschwand er in der Küche. Zurück kam er mit meinem schönsten und größten Weinkelch und zwei kleinen Schüsseln. Den Kelch konnte ich, bei der Vorstellung an das nun folgende Vorhaben, bildlich einfügen, aber die Schüsseln ergaben für mich keinen Sinn! Welchen Zweck sollten diese wohl erfüllen? Wie immer kannte Edward die Antwort auf meine Gedanken.
„Ich bin hier nicht der einzige, der ein bisschen Blut spenden muss! Da du die Schöpferin von den zwei Vampcats bist müssen wir dich wohl auch anzapfen!“ Ach, herrjemine, Ally und Billy brauchten mein Blut, daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Mm, wie sollte ich das hier alles nur überstehen, ohne dabei dem Wahnsinn zu verfallen? „Ich weiß nicht wie ich das anstellen soll! Ich trau mich nicht! Ich kann mir doch nicht einfach ins Fleisch schneiden!“, als die Worte aus meinem Mund kamen, lag Verzweiflung in meinem Gesicht.
„Jetzt reiß dich mal zusammen Felicitas! Ich bin doch hier und steh dir bei!“, nach dieser kurzen Strenge, bekam seine Stimme wieder die gewohnt sanfte Tonlage. „Mach die Augen zu, wenn ich dir Helfe wirst du keinerlei Schmerzen spüren! Und wenn doch, darfst du dich gerne an mir rächen!“
Wieso hatte ich nur das Gefühl das er gefallen an der Rache gefunden hätte. Trotz dieser Ahnung fügte ich mich seinen Worten und schloss meine Augen. Ja, manchmal ist es gar nicht so übel wenn jemand mal Klartext mit dir redet!

, gestand ich mir ein.
Denn dies hatte eine vorteilhafte Wirkung auf meinen Gemütszustand, statt Panik herrschte nun eine innere >Na wart nur, dir werd ich es zeigenIch muss es ja sowieso trinken, und es war merkwürdigerweise wirklich köstlich! Was macht es für einen Unterschied wenn ich es gleich aus seinen Adern sauge, oder er es erst von diesen abzapft und in ein Glas tropfen lässt?


„Tut es weh, wenn du dir deinen Arm aufritzt?“
„Nicht sehr! Aber die andere Variante ist eindeutig angenehmer!“ Als er dies sagte und auch schon davor, wirkte er als hätte er sich von der Situation deutlich distanziert. Warum?
„Ich möchte dich nicht weiterhin durch mein Verhalten zu irgendetwas drängen was du nicht willst!“ sagte er in seinem sachlich, knappen Ton.
Plötzlich durchfuhr mich ein mächtiger Anstieg meines Adrenalinspiegels. Mein Herz raste und mein ganzer Körper spürte eine freudige Aufregung und ich konnte nur noch denken jetzt oder nie!
Kaum hatte ich diesen Gedanken zu Ende gedacht, riss Edward sich in einem Tempo, dem man kaum mit dem Auge folgen konnte die Kleider vom Leib, so als hätte er Angst, dass ich mir es anders überlegen würde, wenn er nur einen Augenblick gewartet hätte. Ok, wenn ich das schon tun musste, warum sollte ich dann dabei keinen Spaß haben? Ja, jetzt dreh ich den Spieß mal um und zeig ihm, dass ich das genauso gut kann wie er! Also setzte ich ein sinnliches Lächeln aufs Gesicht, konzentrierte mich auf das Blut in seinen Adern und öffnete meinen Mund einen kleinen Spalt. So konnte er ganz genau dabei zusehen, wie meine Zähne sich langsam aber sicher bis zu ihrer neugewonnen Größe ausfuhren. An seinem Gesicht und der dazugekommenen Körperspannung, konnte ich sehen dass ihm gefiel wie ich mit ihm spielte, genauso wie er es vorhin mit mir getan hatte! Seine Arme, seine Brust und sein Bauch waren genauso ausgeprägt wie man es sich bei einem schönen und sexy Mann vorstellt. Nicht zu viel und nicht zu wenig Muskelmasse, kein Gramm Fett wo man es nicht gebrauchen konnte. Oh Mann er war einfach perfekt! „Wo hättest du es denn gern?“, fragte ich, in dem sinnlichsten und herausforderndsten Ton den ich zustande brachte. Dieser führte dazu, dass sein Gesicht vor Überraschung für einige Sekunden festgefroren blieb. Seine Augenbrauen hatten sich erhoben, so dass sie fast ein auf dem Kopf stehendes „V“ bildeten. Seine Augen hatten sich vor Erstaunen geweitet und sein Mund stand offen. Nachdem er seine Fassung wiedererlangt hatte sagte er, dass ich es mir aussuchen sollte. Langsam trat ich näher, mit einem meiner neuen Sinne sah und spürte ich das Blut in seiner Halsschlagader pulsieren. Mich durchfuhr eine Gier, die ich noch nie in meinem Leben gespürt hatte, lag das an meinem Spiel oder war dieser Hunger normal? So offen wie noch nie in meinem Leben, sagte ich Edward wie ich diese Tat bezwingen wollte.
„Dreh deinen Kopf, so dass ich dich in die linke Seite deines Halses beißen kann! Und halt still!“, auf das Gesprochene folgte ein von leichtem Stolz geprägter Gedanke: Oh man, ich kann ja richtig dominant sein, wenn ich will.

Hoffentlich drückte mein Gesicht dieselbe Entschlossenheit aus, wie meine Stimme und deren Worte sie verklingen lies. Er positionierte gerade seinen Kopf, als ich langsam immer näher an ihn trat. Ich bemerkte gleich, dass er ein paar Zentimeter größer als Francis war. Wohl bedacht führte ich meine Bewegungen aus, stellte mich leicht auf meine Zehenspitzen um besser an seinen schönen, schlanken und doch sehr männlichen Hals zu gelangen. Mein Herz raste so schnell, dass man meinen Herzschlag auf dem schwarzen Shirt das ich trug beobachten konnte. Um mir Mut zu machen holte ich tief Luft und dachte: Jetzt bist du schon so weit gegangen, da kannst du es auch zu Ende führen!

Auf seinen Schultern legte ich meine bebenden Hände ab. Seinem Hals war ich schon so nahe gekommen, dass ich die Gänsehaut, die ich durch meinen Atem auf seiner reinen und geschmeidigen Haut ausgelöst hatte, gut sehen konnte. Ich wollte schon anfangen die feinen Härchen zu zählen, als ich mich auf meine Aufgabe zurück besann. Wenn einem der Mut abhanden kommt, neigt man dazu die verrücktesten Dinge tun zu wollen nur um die Sache, die einen verschreckt, noch etwas heraus zögern zu können. Aber das bringt natürlich nichts!

, sagte der intelligente Teil meines Geistes.
So wie er es vorhin bei mir getan hatte, leckte ich über die Stelle auf seiner Haut, unter der sein Blut am stärksten pulsierte. Meine Zunge spürte die Vibration auf seiner Haut, die durch sein Blut darunter ausgelöst wurde. Durch die Feuchtigkeit die ich auf seinem Hals hinterließ, standen seine Haare nur noch mehr zu Berge als zuvor. „Ist es besser wenn ich langsam oder wenn ich schnell zubeiße?“ Dies hauchte ich, in einem flüsternden und nicht mehr ganz so sichern Ton, wie vorhin, in sein linkes Ohr. Dabei lief ihm ein Schauer über den Rücken. „Langsam!“, war das Einzige was er mir voller Vorfreude entgegnen konnte.
Und so tat ich das Unvermeidliche. Meine Zähne spürten einen Wiederstand den es zu überwinden galt, immer weiter drückte ich sie in sein warmes Fleisch. In dem einen Moment glaubte ich noch das ich die Barriere nie überwinden könnte und im nächsten spürte ich schon das warme und frische Blut meine Kehle hinunterlaufen. Ein süßes und metallisch schmeckendes Rinnsal. Ach du liebe Güte, dieser Geschmack war phantastisch, viel besser als das abgepackte Blut in Beuteln. Dem Lauf seines Blutes folgte eine angenehme Hitze, welche meinen gesamten Leib entspannte. Jede Zelle meines Körpers wurde von seinem Blut zu neuem Leben erweckt. Während sich die Wärme in meinem gesamten Organismus ausbreitete, wurde ich von einer unsagbaren Energie durchströmt. Einer Energie die ich noch nie in meinem Leben gespürt hatte. Ich fühlte mich lebendiger als jemals zuvor. Wie konnte dieser Mann mir so etwas wundervolles Schenken? So stark, so gesund und so vital, wie ich mich in diesem Moment fühlte, so wollte ich mich für immer fühlen! Ich wollte mehr davon, mich an dieser Energie bis zum Schluss ergötzen. Koste es was es wolle. Je mehr ich von ihm trank, desto mehr fühlte ich mich zu ihm hingezogen, wollte mehr von ihm, ihn berühren, ihm über den ganzen Körper streicheln. Ja ich wollte mich im Einklang mit ihm bewegen, jeden Zentimeter seiner Haut küssen. Ich wollte dieses Geschöpf, welches mir so viel gegeben hatte, mit Haut und Haaren besitzen.

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Texte: Der Text, die Geschichte, die Personen und die nicht Existierenden Orte sind mein geistiger Eigentum. ;)
Tag der Veröffentlichung: 25.04.2010

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