Ein Bild von Dir!
Nun steh ich hier und halte dein Foto in der Hand, ein Polaroid von dir, an einem sonnigen Tag in Los Angeles. Doch wenn ich es betrachte werde ich traurig, denn diese wunderschöne Frau von dem Bild, habe ich seit der High-School nie wieder gesehen. Es ist Mitternacht und ich muss an sie denken, die Sterne leuchten und der Mond lacht mich aus; „Dieser Idiot, ist schon wieder aufgewacht und hat von ihr geträumt. Er ist 30 Jahre alt und die High-School ist doch schon ewig her.“ Ich merke wie der kühle Nachtwind durchs Fenster weht und beginne zu frieren. Schnell suche ich meine dicke Wolldecke und setzte mich in meinen Schaukelstuhl auf die Veranda, versunken in neue Träume von ihr. Ob sie wohl auch an mich denkt? Ob sie mich schon vergessen hat? Ob sie immer noch an unseren ersten Kuss denkt, wie sich unsere Lippen langsam näher gekommen sind, Lippen auf Lippen und dann wow. Ich starre fragend in den Nachthimmel und erhoffe mir ein Antwort, ein Zeichen, irgendwas. Doch ich sehe wieder nur dein Gesicht, dein Lachen, deine Augen. Ich bete für dich, mein Engel Mir wird innen ganz warm ums Herz und ich merke wie langsam einschlafe.
Der Wecker läutet einen neuen Morgen ein und ich schäle mich langsam aus Decke und Pyjama und trotte ins Bad. Schnelle Dusche und als ich aus der Dusche steige und den Spiegel von dem Dampf befreie sehe ich den Schmerz in meinem Gesicht. Als wäre ich schon ausgezogen, aus meinem Körper, nur leere Augen. Ich drehe das Radio nun voll auf um die Leere zu vertreiben und dann los zur Arbeit. Der Weg ist kurz, nur 5 Minuten zu Fuß, durch den Park. Einen Moment in dem man abschalten kann und fremde Menschen joggen an mir vorüber, laufen, skaten oder fahren. Doch heute begegne ich fast nur Frauen, die so aussehen wie du, manche reden wie du, doch sie sind nicht du. Manche drehen sich nach mir um, doch es interessiert mich nicht. Wer hatte denn gesagt, dass New York so wunderschön ist. Ich sehe nur Grau und höre Autos und rieche Abgase und betrachte Menschen die, wie Roboter durch die Straßen wandern. Stopp, jetzt reicht’s, noch heute werde ich mir ein Ticket für L.A. besorgen.
Noch nie ging mein Tag in der Arbeit so langsam vorbei, wie heute. Alle klagten mir ihr Leid und fragten mich nach meiner Strategie in ihrem Fall, doch heute interessierte es den Anwalt des Jahres nicht. Vor mir saß eine junge Frau, die von ihrem Ehemann halb tot geprügelt wurde und normalerweise packt mich bei Fällen, wie diesen eine Mischung aus Wut und Traurigkeit, aber heute war ich wie in Stück Stahl. Kalt, gefühllos und starr. Ich gab Standardantworten und schob die Fälle auf meine Kollegen ab. Ich war weit, weit weg mit meinen Gedanken. Sie waren wirr und laut und alles drehte sich. Mein kleiner „Aussetzer“ wurde vom Klopfen an der Tür beendet, neuer Mandant, neue Trostlosigkeit. Erneutes warten auf die erlösende Uhrzeit. Drei, zwei, eins und endlich ist es 17:00! Ich renne wie von einer Hornisse gestochen durch die Flure, so das sich alle umdrehen und mit dem Kopf schütteln. Sie dachten bestimmt ich bin verrückt, naja. Am Airport angekommen, berät mich ein, ich möchte mal sagen, sehr femininer Airline Angestellter, welcher Flug denn der beste für mich wäre. Also morgen um 07:00.
Doch vor dem Morgen steht die Nacht! Vor dem Schlafengehen, schaue ich auf die Lichter der Straße vor meinem Haus, sie erinnern mich an das Leuchten in deinen Augen. Meine Finger rutschen an der Scheibe herunter und ich sehe meine Fingerabdrücke auf dem Glas und muss unwillkürlich lächeln. Sie rufen mir unsere Nacht in meinen alten Pontiac ins Gedächtnis zurück. Es war so wunderschön. Ich ziehe die Vorhänge zu und schon ist sie wieder da, diese Leere und ich fühle mich so falsch an meinen Platz. Ich fühle ich müsste woanders sein. Mein Bett ist kalt als ich hinein steige und ich merke es ist wirklich an der Zeit, etwas zu verändern. Die Dunkelheit blendet mich mit ihren Versprechen, nach Geborgenheit. Ich bete zu Gott und schaue dabei zu den Sternen in der Hoffnung eine Sternschnuppe zu sehen, die Wünsche Wirklichkeit werden lassen. Könnte sie doch nur hier sein und mir eine gute Nacht wünschen.
Sieben Uhr, es ist der Tag der Veränderung und ich sitze in einem Flugzeug, auf dem Weg zu ihr. Ach, wäre ich schon dort. Warum dreht sich mein Herz im Kreis. Ich fühle mich, wie der Regen in der Wüste. Nur ein paar Minuten, dann habe ich es geschafft. Aber bin ich dabei das Richtige zu tun, ist es vielleicht nur ein Tropfen im weiten Meer, der lautlos verschwindet? Ich werde es herausfinden.
Los Angeles sah immer noch so aus wie früher, als ich L.A. den Rücken gekehrt hatte. Ich hole dein Bild aus meiner Tasche und schau in die vertrauten Augen. Die mich immer so tief berührt hatten. Jetzt stehe ich hier und habe Angst dorthin zugehen, wo du bist. Ich schaue in den Himmel die Sonne scheint, würde sie immer noch scheinen, wenn ich zu dir gehe? Ich werde es nie erfahren, denn nun gehe ich dahin wo auch du bist, in den Himmel, zu dir mein Engel. Es scheint alles perfekt, alles stumm. Ich springe von der Brücke, von der auch sie damals gesprungen ist und ich kann sie mich rufen hören, wie in den vielen Nächten zuvor. Sie liebt mich immer noch, sie hat mich schon immer geliebt. Sie hat auf mich gewartet.
Mein Engel.
Es war einer dieser Tag an dem nichts zu funktionieren schien. Heute Morgen war ihr der Kaffee über ihr neues sexy Top gelaufen und sie musste sich durch ihren Schrank wühlen um ein anderes passendes Top zu ihrem heuten Look zu finden. Das kostete Mary Zeit und Nerven. Und beides hatte sie nicht. Wenn sie noch einmal zu spät kam würde man sie bestimmt rauswerfen und sie brauchte doch diesen Job, er wurde sehr gut bezahlt und wo konnte man besser gut aussehende und intelligente Männer kennenlernen, als in einer Anwaltskanzlei. Die Idee kam ihr als sie ihren Bruder besuchte, der in einer renommierten Kanzlei arbeitet und mein Gott was für „Sahneschnitten“ liefen da herum. Jetzt war also ihr Sekretärinnen Dasein kurz vorm Ende? Also nix wie los, als sie gerade zur Tür stürmte, fiel sie auch schon einen sehr muskulösen Officer in die Arme. War sie wirklich wach? „Entschuldigung sind sie Mrs. Hannie? Wir sind vom Morddezernat! Mein Name ist Duncan und das ist Officer de Sol.“ Marys Gehirn begann zu spinnen, sie ging im Kopf ihren gestrigen Rückweg durch. Sie war gerast ja, aber hatte sie jemanden überfahren, getötet? Sie fühlte den kalten Schweiß auf der Stirn und wie ihr Herz so laut zu klopfen schien, das es die Officer mit Sicherheit schon sehen konnten. „Ja, ich bin Mary Hannie! Wie kann ich ihnen weiterhelfen?“ Officer Duncan kam einen Schritt auf sie zu und schaute ihr direkt in die Augen. Oh nein, schau weg, schau einfach weg. „Können wir nicht herein kommen und uns setzen, bitte?“ Mist, jetzt werde ich verhört, verhaftet und wegesperrt. Für immer. „ Bitte kommen sie doch herein“ Mary zeigte ihnen den Weg ins Wohnzimmer und deutete auf die 2 Sessel, wo die Officer dann mit dieser versteinerten Miene platznahmen. „ Miss Hanni, David Flicks ist doch ihr Bruder oder?“ - „Ja, David ist mein Bruder, brauche ich einen Anwalt, was habe ich denn getan, habe ich jemanden getötet/ überfahren? Sagen Sie mir was los ist“ Mary war kurz vor einer Herzexplosion. „Miss Hanni, es geht um ihren Bruder. Wir gehen davon aus, das er sich gestern das Leben von genommen hat. Er ist von einer Brücke gesprungen. Wir konnten ihn bis jetzt noch nicht finden, aber auf Grund der Überwachungskamera konnten wir ihn als ihren Bruder identifizieren“ Jetzt war Marys Herz von 100 auf fast 0 gestockt und alles um sie herum wurde dunkel, das einzige was sie sich noch sagen hörte war „ Sie müssen sich irren, bitte…“
Ihre Ohnmacht dauerte nicht lange, denn dank ihrem Nachbarn Dr. Briks und etwas Riechsalz war sie schnell wieder da. Man half ihr langsam auf die Beine „Fühlen sie sich wieder etwas besser? Wir können später nochmal wieder kommen und weiter mit ihnen sprechen?“ – „Danke Officer Duncan, es geht schon wieder. Können sie mich bitte zu der Brücke bringen?“ Marys große Augen waren mit Tränen gefüllt und eigentlich sagte ihr Körper, bleib hier, aber ihr Herz war lauter und stärker. „Sind sie sich sicher Miss Hannie?“ Officer de Sol sah etwas beunruhigt aus. Und als Mary sich im Wohnzimmer in ihrem Spiegel sah, konnte sie es ihm nicht verdenken. Sie sah fürchterlich aus, wie eine Woche Party, ohne Schlaf. „Bitte bringen sie mich zu der Brücke, ich schaff das schon, bitte!“ Dann stand Mary auf, alles drehte sich etwas, doch sie ließ es sich nicht anmerken. Du musst jetzt stark sein. Die irren sich doch alle. Du fährst dahin und lachst sie dann aus, weil sie der Kerl auf dem Video gar nicht dein Bruder sein kann. Nicht im Entferntesten. Aber was, wenn sie sich irrte??? Die Officer parkten direkt in der Einfahrt , als sie zum Wagen ging, merkte sie das es regnete und ihr Haar nass wurde,sie hoffte das er den Schmerz von ihr wegspülte, doch das tat er nicht. Während sie durch die Straßen fuhr sah sie alles wie von einer 2. Person. Das Leben da draußen war bunt, lustig und schön, die Sonne schien auch wieder. Doch ihre Welt begann gerade immer dunkler zu werden. Bitte lass sie sich irren! Nach 20min, die längsten Minuten ihres Lebens, waren sie angekommen. Bitte lieber Gott, hilf mir das durch zu stehen, bitte lass es jemand anderes sein. Sie wurde zur Brücke geführt. Niemand sprach ein Wort und dann sah sie etwas, was ihr das Blut in den Adern stocken ließ. Officer Duncan konnte in ihren Gesicht lesen, da es ihr Bruder war. Er nahm sie in den Arm und sagte ihr:“Alles was man von ihm fand, ist seine Jacke, in der sich ein Bild befindet, ein Polaroid von einem Mädchen an einem sonnigen Tag in Los Angeles. Das ist alles, was von ihrem Bruder übergeblieben ist, an dem Tag, wo er sein Leben ein Ende setzte. Ich wünschte ich könnte ihnen mehr sagen, warum hier und warum von dieser Brücke? Ich weiß es nicht vielleicht, können sie uns da helfen, Miss“ Aber Mary stellte sich die gleichen Fragen, warum hier und wer war das Mädchen auf dem Foto.
Tag der Veröffentlichung: 08.12.2009
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