"Ich.Hasse.Dich", presste ich zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor.
"Sag' doch sowas nicht, Babe", sagte Tyler und grinste mich dabei breit an.
"Nenn.Mich.Nicht.So."
"Wie denn?"
"Babe", zischte ich.
"Aber du bist doch mein Babe." Sein Grinsen wurde noch breiter und mein größtes Sehnen in diesem Moment war ihm meine Faust ins Gesicht zu schlagen. So fest ich nur konnte.
"Hör.Auf.Mich.So.Zu.Nennen."
"Wieso ist dein Kiefer so angespannt?", fragte er und fuhr mit seinem dummen Finger meinen Kiefer entlang.
Ich schlug seine Hand fest und ignorierte die dämlichen Funken, als ich schrie, "Weil ich versuche meine Wut zu kontrollieren, Arschloch!" Ich atmete schwer und erinnerte mich daran wieso Tyler und ich dieses Mal zu streiten angefangen hatten.
Tylers und meine Geschichte ging viel weiter zurück. Um genau zu sein seit dem wir zehn Jahre alt waren. Es war als ob es erst gestern gewesen ist, als ich mit meiner besten Freundin auf der Schaukel gessesen habe und Tyler aufgetaucht ist. Er hat mich einfach von der Schaukel geschubst und hat sich statt mir drauf gesetzt. Danach habe ich ihn runter geschubst und seit dem haben wir uns fasten jeden Tag in den Haaren. Hauptsächlich deswegen, weil Tyler ein blöder Arsch ist und mich jeden Tag aufs Neue nerven musste. Nicht einmal aus dem Weg gehen konnte ich ihm. Ich hab's versucht.
Zurück zu Heute und wieso wir uns jetzt schon wieder streiten. Überall auf meinem Auto stand 'Tyler's Babe' und wer soll das sonst gewesen sein als Tyler selbst?
"Wisch' den Scheiß von meinem Auto!"
"Welchen Scheiß?"
"Diese Farbe!"
"Das sind Tatsachen und keine Farbe."
"Wenn du nicht in den nächsten fünf Sekunden anfängst mein Auto zu putzten werde ich dich umbringen." Er grinste mich nur breit an und verschränkte die Arme vor seiner doofen muskulösen Brust. "Fünf...vier...drei", zählte ich runter und sah ihn warnend an.
Tyler sah auf seine Uhr und sagte, "Bleiben noch zwei Sekunden um zu leben."
"Zwei...eins!" Ich stürzte mich auf ihn und wir rollte auf dem Boden herrum. Ich holte aus und kratzte ihn mit meinen Nägeln über die Wange.
"Hey!" Er rollte uns so herrum, dass ich unter ihm lag und sein beschießenes Gesicht mir in der Sonne war.
"Geh runter von mir, Fettwanz!"
"Ich bin nicht fett. Das ist pure Muskelmaße, babe", grinste er, rollte aber dennoch seinen schweren Körper von mir und legte sich neben mich ins Gras.
"Zufrieden?"
"Nein. Geh weg."
"Das meinst du nicht so."
"Stimmt. Du machst vorher meinen Wagen sauber und dann gehst du weg."
"Du bist dumm."
"Sagte der Idiot", schoss ich zurück. So sah es fast jeden Tag zwischen Tyler und mir aus. Er würde irgendetwas dummes sagen oder mir einen Streich spielen um mich wütend zu machen. Ich war nicht so dumm und spielte ihm einen zürck oder ging auf irgendetwas ein, wenn er etwas tat. Ich hatte gehofft, dass es ihn langweilen würde, weil ich ihn ignorierte, aber nein. Der Miskerl wurde nur penetranter und aufdringlicher. Die Streiche immer größer und die Beleidigungen immer dümmer.
"Ich fand meine Idee mit dem Auto eigentlich ganz witzig, findest du nicht?", hörte ich ihn fragen.
"Nein. Ich finde sie dumm. Genauso wie dich, aber du stehst ja auf dumme Sachen, also passt's ja!"
"Stimmt. Ich steh auf dumme Sachen, nicht wahr? Ich liebe sie sogar."
"Freut mich für dich. Ich hoffe du erstickst vor Liebe."
"Vorher würde mich diese Liebe im Pool ihres Nachbarn ersaufen." Ich hörte sein dämliches Grinsen beinahe raus.
"Ich hoffe sie lässt dich vorher noch ein paar Mal auftauchen nur um dich zu quälen!"
Er kicherte rau und sagte, "Das würde sie wohl sehr gerne tun."
"Wer würde das nicht gerne tun?"
Ich hörte ein Seufzen und etwas, dass sich verdächtig nach einem "jetzt oder nie" anhörte. "Ich liebe dich."
Mein Kopf schnappte nach links und ich sah wie Tyler mit den Händen hinter dem Kopf verschrenkt auf dem Gras lag und hoch in den Himmel sah. "Bist du auf Crack? Hast du Halluzinationen? Siehst du Megan Fox? Hast du Fieber?", fragte ich ihn, nachdem ich mich aufgesetzt hatte.
Ein Grinsen schlich sich auf sein Gesicht. "Nein, ich bin nicht auf Crack. Ich hab keine Halluzinationen und ich seh' auch keine Megan Fox. Und ich habe auch kein Fieber. Ich seh' was viel besseres. Ich sehe Adelaide Morgan. Das schönste Mädchen, das auf Erden wandelt und in das ich schon seit fast neun Jahren verliebt bin. Das mit den Streichen und so hat schon seinen Grund gehabt. Du weiß schon, der Junge steht auf das Mädchen, also ärgert er sie. Auch wenn wir fast achtzehn sind. Ich hab' keinen anderen Weg gefunden um deine Aufmerksamkeit zu erregen."
Ich starrte ihn an. Unfähig auch nur ein Wort zu sagen. "Ich liebe dich auch." Die Worte kamen aus meinem Mund gesprudelt bevor mir überhaupt klar war was ich da von mit gegeben hatte schlug ich eine Hand über meinen Mund.
"Sag das nochmal." Tyler setzte sich auf und ging auf die Knie um mein Gesicht mit seinen Händen zu umfassen.
"I-Ich...Ich liebe dich-" Bevor ich den Satz fertig bringen konnte stürzten Tylers Lippen auf meine und küssten mich sanft. Seine Lippen waren weich und warm und fühlten sich so gut an, dass ich ein kleines Stöhnen nicht zurück halten konnte. Unsere Lippen bewegten sich im Einklang und ich schlang meine Arme um seinen Nacken. Tylers Hände wanderten von meinen Wangen zu meinen Oberschenkeln die er um seine Taille schlang um sich mit mir zu erheben. Ich spürte wie er ein paar Schritte mit mir ging bevor er mich auf einer Oberfläche drauf setzte, aber seine Hände blieben wo sie waren. Seine Zunge strich über meine und mir schien, als ob mein Herz einen Satz gemacht hatte.
"Ich liebe dich auch, babe", murmelte er an meinen Lippen. "Es tut mir leid."
Ich sah ihn fragend an. Was tat ihm leid?
"Das was ich dir die ganzen Jahre über angetan habe und das mit dem Auto - obwohl das mit dem Auto tut mir nicht leid."
"Schon okay", seufzte ich. "Du kannst ja nichts dafür, dass du ein Junge bist und deswegen von Natur aus dümmer bist."
Er grinste mich breit an. "Jetzt wo das geklärt ist, bist du jetzt endlich mein babe."
Ich verdrehte die Augen. "Ja. Ich bin Tyler's babe."
"Gut", sagte er grinsend und seine Augen glänzten vor Freude. "Jetzt da es offiziell ist", sagte er grinsend und sah über meine Schulter. Ich merkte, dass ich auf der Motorhaube meines eigenschmirten Wagens saß. "JUNGS!"
Ich sah über mein Schulter und sah wie Tylers Footballteam auftache und die Jungs ihre Shirts hochzogen. Auf ihren mehr oder weniger trainirten Bäuchen waren jeweils ein Buchstabe aufgemalt. Wenn man sie zusammengsetzt laß stand dort 'Tyler's babe'. Ich sah zu Tyler, der immer noch über mir aufgebaut war und ich flüsterte nur ein Wort. "Lauf."
Seine Gesichtszüge entglitten ihm für einen kurzen Augenblick bevor er mit einem breiten Grinsen davon sprintete. "Ich hasse dich!", rief ich ihm hinterher.
"Lieb' dich auch, babe", rief er über seine Schulter hinweg.
Ich atmete tief durch bevor ich an die schwere Mahagoni Tür zu meinem Elternhaus klingelte. Ich war mit meinem Noch-Ehemann wie jedes Wochenende zum Mittagessen bei meinen Eltern. Ich hatte ein enges schwarzes, bis über die Knie gehendes, Kleid ohne Ausschnitt und mit langen Ärmeln angezogen, mit der Hoffnung, das es meine bereits angeschwollenen Brüste ein wenig eindrückte. Ich wollte niemandem von der Schwangerschaft bescheid geben und ich hatte Glück, das ich erst im ersten Monat war und man noch nichts bemerken konnte. Das einzige das mich störte waren meine Brüste, die schmerzten und angeschwollen waren.
"Darling, da seit ihr ja endlich", begrüßte uns meine Mutter überschwenglich nachdem uns von einem Hausmädchen die Tür geöffnet wurde und wir ins Wohnzimmer eintraten.
"Wie geht es dir, Mutter?" Ich wurde von ihr mit einer Umarmung begrüßt, bevor sie Jared ein Küsschen auf die Wange gab. Meine Mutter sah wie immer fein und herausgeputzt aus, genau wie mein Vater, der wie immer einen seiner Anzüge trug.
"Freut mich dich wieder zu sehen, Elsa", begrüßte Jared sie.
"Wie geht es dir, Daring? Wie läuft es in der Firma?"
"Fantastisch. Wir machen mehr Umsatz den je."
Ich hatte Jared gebeten meinen Eltern nichts von der Scheidung zu erzählen, da ich mir keine Vorwürfe darüber anhören wollte, dass ich eine schlechte Ehefrau gewesen bin, weil ich nicht kochen konnte. Jared hatte noch nie etwas dagegen gehabt. Eigentlich hatte er sich darüber immer amüsiert und mich manchmal auf den Arm genommen bevor er zur Tat geschritten ist und etwas gekocht hat oder ich etwas vom Lieferservice bestellte.
"Folgt mir doch ins Esszimmer. Jennifer und Harold sind auch schon da."
Nachdem wir meine Schwester und ihren Ehemann begrüßt hatten. "Oh, ich will nur ein Glas Wasser, bitte", sagte ich schnell, als das Hausmädchen mir Rotwein einschenken wollte.
"Natürlich."
"Danke."
"Wieso trinkst du denn keinen Wein? Es ist dein Lieblingswein", fragte meine Mutter, ihre kleine Stirn in Falten gelegt.
"Mir ist heute nicht nach Wein zu mute."
"Oh mein Gott! Du bist schwanger!", schrie Jennifer und sprang aus dem Stuhl bevor sie auf mich zu eilte und mich in eine starke Umarmung zog. "Ich hab' doch bemerkt, dass deine Brüste größer geworden sind!"
"Du bist schwanger?!"
"Wann wolltest du mir das erzählen? Vor oder nach der lächerlichen Scheidung, die du von mir verlangst?"
Ich schluckte schwer und spürte wie alles Blut aus meinem Gesicht wich. "Ich...ich...", stotterte ich.
"Ihr lasst euch scheiden?", schrie meine Mutter.
"Ja. Ich verstehe es auch nicht. Nicht einmal einen Grund hat sie mit genannt bevor sie mir die Scheidungspapiere vor die Nase geknallt hat", knurrte Jared.
"Bitte? Keinen Grund?! Du hast mich betrogen!" So jetzt war es raus.
"Du hast sie betrogen?! Weshalb hast du dann das Haus gekauft? Als Wiedergutmachung oder um dei Gewissen zu erleichtern?!", schrie Jennifer empört.
"Was?! Nein. Ich habe sie nie betrogen, wieso sollte ich auch?! Ich liebe meine Frau. Ich habe das Haus gekauft, weil ich eine Familie gründen wollte und nicht um mein "Gewissen zu erleichtern". Wie kommst du auf die absurde Idee, dass ich dich betrügen würde?!"
"Du bist spät Nachts nach Hause gekommen. Hast meine Anrufe ignoriert und hast immer nach Frauenparfüm gerochen", schoß ich wütend zurück.
"Baby, ich habe uns ein neues Haus gekauft. Ich wollte ein Baby mit dir bekommen. Ich hab' Tag und Nacht daran gearbeitet es perfekt zu machen. Ich wollte uns ein zu Hause schenken. Jennifer, Sally und Harold haben mir dabei geholfen. Ich bin nicht ans Handy gegangen, weil ich es ausgeschlatet habe, damit mich niemand von der Arbeit stören konnte. Und beantworte mir noch eine Frage. Hast du mich jemals gesehen, das ich dich betrogen habe?"
Ich war sprachlos. Nein, das hatte ich nicht.
"Baby, seit dem ich dich kenne, habe ich nicht einmal in die Richtung einer anderen Frau geblinkt, geschweige denn dich mit einer betrogen."
Ich wollte etwas sagen, als mir ein ekliger Geruch in die Nase stieg. Braten. Ich verzog das Gesicht und sprang schnell auf, bevor ich ins Badezimmer lief und mich über die Kloschüssel kniete. "Elisa, was ist los?", hörte ich meine Mutter rufen.
"Es wird alles gut werden, Schatz", murmelte Jared und strich mir mit einer Hand beruhigend über den Rücken und mit der anderen hielt er meine Haare fest.
"Geht es dir besser?", fragte Jared nachdem ich aufgehört hatte mich zu übergeben. Er strich mir über den Nacken und küsste mich auf die Stirn. "Ich hab' dich vermisst", flüsterte er.
"Ich auch. Es tut mir leid, dass ich nicht mit dir gesprochen habe, bevor ich dir die Scheidungspapiere vor die Nase geknallt habe."
"Nein, mir tut's leid, dass ich nicht mit dir geredet habe und es dir verschwiegen haben. Was wenn dir das Haus nicht gefällt?"
"Es ist perfekt. Genauso wie du", sagte ich und küsste ihn auf die Wange.
"Keinen Kuss auf den Mund?"
"Ich hab' gerade gekotzt. Ich sollte vielleicht vorher Zähne putzen."
"Beeil dich. Ich will nämlich nach Hause fahren. Ich hab' meine Frau vermisst", sagte er und gab mir einen Kuss auf den Nacken.
Mit einem rasenden Herzen wusch ich schnell meine Zähne damit wir uns verabschieden konnte. Ich hab' meinen Mann in den letzten zwei Wochen nämlich gewaltig vermisst.
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Wir lagen nackt, verschwitzt und befriedigt in unserem Bett, als Jared fragte, "tun sie weh?". Er strich mir zärtlich über meine immer noch angeschwollenen Brüste.
"Wenn du sie jeden Tag so massierst, dann nicht", grinste ich.
"Das ist eine meiner Aufgaben als Ehemann und werdender Vater", grinste er und rollte sich erneut auf mich. Ich bog mich ihm entgegen und schlang meine Beine um seine schmalen Hüften, als er in mich eindrang. "Wenn das bei allen Schwangeren so ist, verstehe ich nicht, wieso Männer ihre Frauen nicht dauernd schwängern. Du kannst defenitiv noch mit mindestens fünf Kindern rechnen."
Er stöhnte als er sich zu bewegen began und ich meine Fingernägel in seine Schultern krallte. "Hab' nicht weniger erwartet", grinste ich und stöhnte im nächsten Augenblick.
"Niemals." Ich verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte verhemmt den Kopf.
"Tja, dann wirst du wohl nachsitzen müssen", sagte Mr West.
"Liebend gern."
"Und in der Cafeteria aushelfen-"
"Vollkommen okay."
"-und die Jungsklo's putzen müssen."
"Was?! Dürfen Sie das überhaupt?"
"Ich darf alles. Ich bin der Direktor dieser Schule, wenn ich sage, dass die Strafe angemessen ist, dann musst du das auch machen."
"Ich werde mich nicht bei ihm entschuldigen", presste ich zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor.
"Das musst du auch gar nicht", hörte ich die nervigste Stimmte dieser Welt hinter mir sagen. "Ich hab' mir was viel besseres ausgedacht." Ich hörte sein dämliches Grinsen schon fast.
"Ah ja. Und was hast du dir denn so tolles überlegt?" Vor mir stand niemand anderer als Tyler Moreno. Ein 1,90 m großer italienischer Macho alias Footballspieler/Mädchenschwarm mit schwarzen Haaren, goldbrauner Haut und braunen Augen, die mich gerade amüsiert ansahen.
"Das wird dir gefallen, honey", sagte er breit grinsend und hoffte wohl darauf, dass ich mich über den "Spitznamen" den er mir gegeben hatte aufregen würde. Da konnte er aber lange drauf warten. Tyler nannte mich schon seit dem ersten Moment an dem wir uns - unglücklicherweise - kennen gelernt hatten so. Als ich ihn einmal gefragt hatte wieso er das tat sagte er nur, dass meine Haare so wie Honig waren. Früher hätte ich mich darüber aufgeregt, heute beachtete ich es nicht einmal.
"Das wage ich zu bezweifeln. Aber sag' mal was deinem Superhirn eingefallen ist." Ich wusste anhand des Grinsens, dass es nicht gut für mich ausgehen würde.
"Du wirst meine Cheerleaderin."
Mein Mund klappte auf und ich sah ihn aus großen Augen an bevor ich hysterisch zu lachen anfing. "Das soll ja wohl ein Witz sein, oder?"
"Nein. Du kannst aufhören zu lachen, denn ich mein' das total ernst."
"Das geht doch gar nicht! Ich bin keine Cheerleaderin! Ich weiß und will auch nicht wissen wie das geht", knurrte ich.
"Und ob du das kannst, aber keine Angst ich werde nicht zulassen, dass ein Haufen pubertierender Jungs dich in einem Cheerleaderkostüm zu Gesicht bekommen."
"Und du schon oder was?", fragte ich spöttisch.
"Natürlich", sagte er und sein Grinsen wurde noch größer. "Du feuerst mich beim Training an. Bei den Spielen sitzt du auf der Bank und feuerst mich von dort aus an."
Ich biss meine Zähne fest zusammen, sodass mir kein Schimpfwort raus rutschen konnte. "Das kann er doch nicht machen?!" Ich drehte mich wieder zu Mr Grey, der mit dem Kopf nickte.
"Entweder das oder Nachsitzen, Cafeteria und Jungs Klo putzen. Such's dir aus."
Ich schloss meine Augen und atmete tief durch bevor ich ein "Na gut" zischte.
"Wir sehen uns heute nach der Schule auf dem Sportplatz, honey!", rief Tyler mir noch hinterher, nachdem ich das Büro schon verlassen hatte.
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"Daran ist nur Joey schuld", murrte ich, als ich mich nach Geschichte auf den Weg zum Sportplatz machte. Mr Grey hatte mich dabei erwischt, als ich Joey Montana, dem Tyrannen der Schule, ein Buch ins Gesicht geklatscht hatte. Das hatte ich aber nur getan, weil er versucht hatte Rick, ein kleiner Junge, der ein Jahr unter uns war und eine Nerdbrille trug, zu schlagen.
Wieso Tyler sich meine Strafe aussuchen durfte? Ganz einfach. Der dumme Mistkerl war der Liebling der Lehrer und Star der Schule.
Auf dem Sportplatz wartete schon ein breit grinsender Tyler mit seinem besten Freund David. "Honey!", rief er und kam die letzten Meter auf mich zu gelaufen.
Ich musste den Kopf in den Nacken legen um ihm in die Augen zu sehen. "Was?", murrte ich.
"Dein Outfit!", grinste er mich an und hielt mir ein blau-weißes Oberteil und einen dazugehörigen Rock entgegen.
"Ich kann nicht fassen, dass ich das hier machen muss", knurrte ich, als ich ihm die "Uniform" aus den Händen riss. "Wo kann ich mich umziehen?"
"Du musst gar nicht so harsch gegenüber mir sein. Du hast dir den Müll selbst eingebrockt. Du hättest Joey nicht schlagen dürfen."
"Ich habe Joey nicht...ist doch jetzt auch egal. Wo kann ich mich umziehen, Moreno?"
"Ich steh' drauf wie du meinen Namen sagst."
Ich presste die Lippen zusammen und atmete tief durch. "Tyler. Zeig mir einfach wo ich mich umziehen kann."
"Du kannst dich auch gerne hier umziehen."
"Leck mich."
"Gerne doch. Jetzt oder nach dem Training."
"Wie kann man...wie kann Mann...nur so..."
"So charmant sein? Das kann ich dir gerne sagen-"
Ich legte ihm meine Hand auf den Mund. "Halt die Klappe. Halt einfach die Klappe. Ich stehe nur ein beschissenes Grinsen von dir weit entfernt einen Migräneanfall zu bekommen, verstanden? Also sei bitte, einmal, nur einmal, normal und sag mir doch bitte wo ich mich umziehen kann. Und wag es ja nicht meine Hand abzuschlecken, sonst wirst du meine Faust zu schmecken bekommen, okay?"
Er nickte und ich zog vorsichtig meine Hand weg. "Komm mit", sagte er. Ich folgte ihm, weil er mir wahrscheinlich zeigen wollte wo ich mich umziehen konnte. Ich hörte wie David einen Pfiff ausstieß also rammte ich ihm beim Vorbeigehen meinen Ellbogen in den Magen, woraufhin er sich keuchend krümmte.
"Das hast du davon, Griffin", sagte der Coach der Mannschaft, als er hinter mir auftaucht. "Ich nehme an, dass du Morenos Cheerleaderin bist?"
"Leider", seufzte ich.
Der Coach grinste mich breit an. "Keine Angst. So schlimm wird's schon nicht werden. Die Jungs müssen sich sowieso auf's Spiel konzentrieren, wenn sie keinen Ball ins Gesicht bekommen wollen."
Ein Hüsteln war hinter mir zu hören, bevor Tyler zu sprechen begann. "Coach, ich würde honey jetzt gerne zeigen wo sie sich umziehen kann."
Ich verdrehte die Augen, als Tyler sich meine Hand schnappte und mich mit sich zog. Ich entzog ihm meine Hand und eilte hinter ihm her. Desto schneller ich das hinter mich brachte, desto schneller konnte ich nach Hause gehen etwas essen und dann schlafen gehen.
Er führte mich vors Mädchenklo und sagte, "Du kannst von Innen zusperren, also kann keiner der Jungs reinkommen und spannen, aber ich würde an deiner Stelle noch einmal die einzelen Kabinen durchsuchen und in den Ecken nach Kameras oder Handys suchen."
Ich nickte und und wandte mich der Tür zu. Kurz bevor ich sie öffnen konnte, legte Tyler seine schwere Hand gegen die Tür. Ich sah auf zu ihm und merkte, dass er mich anstarrte.
"Ich wollte nur sagen, dass ich weiß wieso du Joey eine reingehauen hast. Ich hab's gesehen, aber bevor ich was machen konnte war Mr Grey schon da. Ich hab' ihn dazu überreden können, dass ich mir deine "Strafe" aussuchen darf."
"Ja. Deine Strafe ist ja so viel besser als die von Mr Grey", sagte ich sarkastisch.
"Du würdest also lieber die Jungsklos putzen?"
Ich seufzte und flüsterte, "Nein. Aber wieso hast du's getan?"
"Wirst du schon noch sehen", sagte er ernst.
Er nickte mir zum Abschied zu und machte sich auf den Weg. Er ließ mich verwirrt dort stehen und blieb kurz stehen und sah zurück. Für zwei Sekunden sah er mir in die Augen und hatte ein leichtes Lächeln auf den Lippen - ein echtes Lächeln, bevor er sich wieder auf den Weg machte.
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Ich wollte mich aufregen, ich wollte schreien, ich wollte die Decke hochgehen und vieles mehr, als ich mich im Spiegel erblickte. Das Top war viel kürzer als das eigentliche Cheerleaderoutfit, das die Mädchen unserer Schule trugen. Es ging bis unter meine Brust und hatte einen V-Ausschnitt. Der Rock ging bis unter meinen Bauchnabel und entblößte damit mein Bauchnabelpiercing, versteckte aber mein kleines blaues Schmetterlings Tattoo, das sich auf meinem linken Hüftknochen befand.
Ich schüttelte nur seufzend den Kopf bevor ich mich samt meines Rucksacks, in dem sich meine Klamotten befanden, auf den Weg zum Feld machte. Das einzige, das ich von meiner Kleidung, abgesehen von der Unterwäsche, anbehalten hatte waren meine weißen Chucks.
Auf dem Weg nach draußen band ich meine langen dunkelblonden Haare zusammen und betete, dass der Tag bald vorbei gehen möge.
Ich hörte Pfiffe und ein paar unanständige Bemerkungen zu meinen Brüsten und Beinen, bevor ich Davids Stimme vernahm. "Bexter! Wusste gar nicht, dass du 'n' Piercing hast! Sieht aber geil aus!"
Ohne ihn anzusehen hob ich meinen Mittelfinger in die Richtung aus der seine Stimme kam. "Hoffe, dass dich jemand zu Boden tackelt, Arschloch!", schrie ich zurück.
Ich setzte mich auf die Bank vor der die Jungs ihre Taschen gelassen haben. Nach ein paar Minuten in denen ich die Sonnenstrahlen auf meiner Haut genossen hatte wurde mir das Licht von einer großen Gestalt versperrt. Ich öffnete ein Auge und merkte dass es Tyler war, der mich aus seinen Augen anstarrte. Zum zweiten Mal heute. "Was ist?"
Nach ein paar Sekunden schüttelte er den Kopf und atmete tief durch. "Ich wusste nicht, dass die Uniform so kurz war!", beteuerte er mir. "Du musst sie morgen nicht anziehen, wenn du nicht willst. Bleib einfach hier und sieh' uns beim Training zu. Du kannst mich auch ruhig anfeuern", sagte er mit einem Zwinkern.
"Ich werde nur jubeln, wenn einer von euch getackelt wird. Am lautesten, wenn es Griffin trifft. Blöder Arsch", murrte ich. "Was hast du eigentlich davon, wenn ich hier sitze und zu sehen?"
"Ganz einfach. Ich weiß, dass du nicht hier sein willst, obwohl ich nicht verstehe wieso. Ich meine, hallo, sieh' mich mal an. Du kriegst das alles hier zu sehen wofür andere Mädchen töten würden."
Ich verdrehte meine Augen. "Jetzt übertreib' hier mal nicht und sag mir einfach was du davon hast."
"Du leidest. Desto mehr du leidest, desto glücklicher ist Daddy", grinste er.
"Du bist ein kranker Bastard."
"Aber du stehst drauf."
"Ich hoffe du bekommst 'nen Ball in die Fresse", gurrte ich süßlich. Blöder Arsch.
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In den nächsten zwei Stunden passierte nichts Aufregendes. Ein paar Jungs wurden getackelt, leider war keiner von ihnen Griffin oder Moreno. Ich saß und lag nur gelangweilt da, während die Jungs im Feld herum rannten.
"Ist das Training endlich zu Ende?", fragte ich hoffnungsvoll, als Moreno angelaufen kam.
"Ja. Ich kann dich gerne nach Hause fahren, wenn du willst."
"'Ne danke, lass mal. Ich fahr mit dem Bus."
"In dem Outfit?"
"Ich hatte nicht vor es anzubehalten", klärte ich auf. Was dachte er eigentlich? Dass ich um sechs am Abend mit dem Bus in einem knappen Cheerleaderoutfit einstieg? Ich war zwar blond, aber nicht blöd.
"Ich fahr' dich nach Hause. Ich will nicht, dass du so spät alleine herum läufst."
Ich seufzte und setzte mich gerade auf. "Du hast Glück, dass ich hunger hab' und deshalb unbedingt nach Hause will."
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Tyler wartete vor dem Mädchenklo auf mich, weil er schneller fertig war als ich. Obwohl er geduscht hatte und ich mich nur umziehen musste, aber es war schon ein harter Kampf mit dem Reisverschluss hinten am Rücken.
"Dein Outfit", sagte ich und reichte es ihm.
"Kannst du behalten. Ich hab's aus Ms Bens Schrank geklaut."
"Heißt das, dass sie das schon mal angehabt hat?", fragte ich mit großen Augen und deutlichem Ekel in der Stimme.
Er lachte heißer und schüttelte den Kopf. "Erwähn' das bitte nie wieder! Nein, es war in einer eingeschweißten Verpackung. Es war ein Probeteil von der Firma, die unsere Schule mit den Uniformen beliefert. Es hat Ms Bens wohl schon auf dem Bild nicht so gut gefallen."
Ich schüttelte - unweigerlich - lächelnd den Kopf und festete meinen Blick auf die Straße. "Wo wohnst du?", fragte Tyler nachdem wir ins Auto gestiegen waren.
"Abbylane Rode 3."
Im Hintergrund spielte Cobrastyle von den Teddybears. Mein Lieblingslied, also genoß ich das Schweigen und hörte der Musik zu, während ich aus dem Fenster sah und die Reihenhäuser betrachtete, an denen wir vorbei fuhren.
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Zehn Minuten später bedankte ich mich schnell bei Tyler und stieg aus um schnell nach Hause zu kommen. Dieser Tag war lang genug gewesen und ich hatte Hunger und war müde. Ich hatte große Lust auf einen Burger, aber keine Geduld um zu warten bis einer fertig war oder mir einer geliefert wurde.
Meine Mutter war Krankenschwester und arbeitete zurzeit zwei Schichten, weil ich nächstes Jahr, besser gesagt in 8 Monaten, aufs College gehen würde und sie noch etwas Geld sparen wollte. Nicht um mir das College zu bezahlen. Nein, dafür hatte mein Vater georgt, bevor er vor vier Jahren bei einem Autounfall tragisch ums Leben kam. Das Geld, das er mir vererbt hatte reichte für zwei Jahre im College. Ich hatte in den letzten zwei Jahren im Sommer und an Wochenenden gearbeitet und keinen einzigen Cent ausgegben. Mein verdientes Geld landete sofort auf das Sparbuch, das mein Vater für mich angelegt hatte. Meine Mutter wollte nächstest Jahr Urlaub machen und deshalb schuftete sie jetzt um mehr Geld zu haben und nächstes Jahr zwei Monate lang frei zu bekommen.
Nach meinem Abendessen, einem selbstgemachten Sandwich, trottete ich die Stiegen zum Badezimmer hoch um den Schweiß des heutigen Tages von mir waschen zu können und endlich in mein Bett zu fallen.
Ich lag im Bett, kurz davor einzuschlafen, als mein Handy vibrierte und mir ein paar Nachrichten anzeigte. Alle waren von Ginger, meiner besten Freundin.
Gin: Du hast mir gar nicht gesagt, dass du den heißen Boys beim Training zu sehen durftest, du Luder. Das nächste Mal nimmst du mich mit!
Ich verdrehte meine Augen über die Aussage, die so typisch für meine nymphomanische beste Freundin war.
Gin: Check mal deine Facebookpage!
Gin: Das Foto ist echt der Wahnsinn! Du siehst echt heiß in dem Cheerleaderoutfit aus!
Mein blut gefror zu Eis, als ich daran dachte, dass ein Foto von mir in so einem Teil im Internet herum kursierte. Der Himmel alleine wusste wer dieses Foto zu sehen bekam. Meine Müdigkeit war mit einem Schlag vergessen, als ich mir meinen Laptop schnappte und mich einloggte.
215 Benachrichtigungen. 75 Freundschaftsanfragen. 68 Nachrichten.
David Griffin hat dich und Tyler Moreno auf einem Foto markiert - vor 1 Std. Ich klickte und schulckte schwer.
Es war ein Foto von mir in dem kleinen Outfit, als Tyler und ich uns auf den Weg zu den Kabinen gemacht hatten.
Das neue Dreamteam der Roosevelt High! Sind sie nicht ein heißes Pärchen?!, stand dort als Bildunterschrift.
"David Griffin, du kleiner, mießer", presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und verschluckte mich fast als ich die Anzahl der Likes, die das Bild erziehlt hatte, sah.
314 Likes. Verdammte Scheiße! Das hieß, dass mindestens 314 Leute das Bild gesehen hatten. Es breitete sich aus wie ein Lauffeuer und das gefiel mir ganz und gar nicht.
Ich hab's schon immer gewusst, Diana Heys.
Das war doch klar, dass die Beiden zusammen kommen, Rebecca Whiles.
Sie sind so süß zusammen, Jillian Scott.
Ich würd' die Kleine auch gerne Mal durch nehmen. Gut gemacht, Moreno!,Javid Okas. Sein Kommentar hatte 50 Likes erreicht.
Sie ist so eine Schlampe! Ich hab' sie letztens beim Rumknutschen mit Joey erwischt, Kayla Marbles. Ich schluckte schwer. Jetzt würden die Leute denken, dass ich eine Schlampe wäre, auch wenn es nur ein Gerücht war. Man glaubte gerne das, was man glauben wollte.
@Kayla Marbels du bist doch nur eifersüchtig, weil er dich nicht will!, Lisa Kunis.
Als ich weiter lesen wollte klingelte mein Handy. Ohne hinzusehen wer es war, weil ich annahm, das es sich entweder um meine Mutter oder Ginger handeln musste.
"Hast du es schon gesehen?", hörte ich eine tiefe Stimme fragen.
"Tyler?", fragte ich.
"Ja. 'Tschuldige. Ich hab' deine Nummer von Ashton. Ich wollte dir nur sagen, dass-"
"Das Griffin ein toter Mann ist, wenn ich morgen in die Schule komme", unterbrach ich ihn.
"Also hast du es gesehn, hm?"
"Ja", seufzte ich. "Ich hab's gesehen."
"Ich hab' echt nichts von der Sache gewusst."
"Schon okay. Das ist nur Griffins Schuld."
"Ich hol' dich morgen in der Früh ab, dann können wir zusammen zu ihm gehen."
"Ich finde, dass wir das nicht tun sollten."
"Wieso?"
"Wenn wir zusammen in der Schule auftauchen würden, dann würde es nur den Eindruck verstärken, dass wir zusammen sind."
"Pehobe, es ist mir scheißegal was andere denken! Meinetwegen könnte die ganze Schule denken, dass wir zusammen sind. Ich mach' das nur, weil ich weiß, dass es dir nicht gut damit geht."
Das warf mich aus der Bahn. Ich hatte erwartet, dass er irgendeinen Macho-Spruch raus ließ, aber wenn er so...anders war, dann wusste ich nicht was ich sagen sollte. Und er hatte meinen echten Namen benutzt, also musste er es ernst meinen.
Ich seufzte ein leises "okay".
"Gut. Sei um halb Acht fertig."
"Werd' ich."
"Gute Nacht, honey."
Augenverdrehend murmelte ich ein "Nacht".
Ich machte mir gar nicht die Mühe die Freundschaftsanfragen, Nachrichten und restlichen Benachrichtigungen durchzusehen, bevor ich mich wieder ins Bett legte und in einem traumlosen Schlaf versank.
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Am nächsten Morgen verabschiedete ich mich von meiner Mutter, als ich ein Hupen von außen vernahm und Tylers Range Rover draußen sah. Ich schnappte mir meinen Rucksack und einen Blueberry Muffin, als ich mich auf den Weg machte.
"Guten Morgen, honey!", grüßte mich Tyler breit grinsend, während er an seinem Wagen lehnte und die Arme vor der Brust verschränkte.
"Morgen", grüßte ich vorsichtig. "Wieso grinst du so breit? So früh am Morgen?"
"Darf ich denn nicht?"
"Doch. Schon, aber nicht, wenn ich dabei bin."
"Ist der für mich?", fragte er und deutete auf den Muffin in meinen Händen.
"Ich teile keinen Blueberry Muffin, Moreno."
"Ach, komm schon! Jetzt wo du gesagt hast, dass es ein Blueberry ist muss ich ihn haben."
"Niemals", sagte ich und biss genüsslich rein. Ich konnte mir ein kleines Stöhnen nicht verkneifen, als die süße Köstlichkeit meine Geschmacksknospen zum explodieren brachte. Blueberry Muffins waren schon immer meine Lieblinge. Ich hatte, als ich fünf war, versucht meine Mutter dazu zu überreden mich nur noch von den Dingern zu ernähren. Hat leider nicht so gut geklappt.
Da ich meine Augen geschlossen hatte, während ich genüsslich kaute, merkte ich erst zu spät als Tyler sich runter beugte und mir in die Augen sehend in meinen Muffin biss und fast die Hälfte davon binnen drei Sekunden weg war.
"Tyler!" Ich haute ihm auf den Hinterkopf. "Das ist mein Muffin."
"Schon mal was von Teilen gehört?"
"Ich bin Einzelkind, Arschloch. Ich muss nicht teilen", sagte ich und verdrehte die Augen.
"Dafür hast du ja jetzt mich", sagte er und öffnete mir die Beifahrertür. Ich biss provozierend in den Muffin und stieg ein.
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"Haben die Leute nichts besseres zu tun?", murmelte ich, als Tyler vorfuhr und uns alle anstarrten.
"Wie's aussieht nicht", seufzte er.
"Wie viele Leute haben das Foto gesehn glaubst du?", fragte ich und sah kurz zu ihm rüber.
"Alle. Ich werde ihn umbringen", knurrte er nach einem kurzen Blick auf mich. Ich konnte mir vorstellen wie ich aussah. Wie ein kleines Häufchen Elend, das sich in seinem Zimmer verstecken und nie wieder raus kommen wollte.
"Er ist ein Idiot, aber auf keinen Fall einen Aufenthalt im Knast wert", versuchte ich die Stimmung zu lockern.
"Du siehst mich also nicht gerne in Orange?", fragte er ein leichtes Lächeln auf den Lippen.
"Nicht wirklich deine Farbe, Moreno."
"Ich könnte jemanden dafür bezahlen", wizelte er.
"Joey würde es sicher umsonst machen." Tyler lachte heißer und sah mich danach an.
"Komm schon, Bexter. Lass uns jemanden zusammenstauchen."
Wir entdeckten David bei seinen Freunden, hauptsächlich Footballspielern und ein paar Mädchen, die entweder zu den Spielern gehörten oder es gerne tun würden. Tyler schnappte sich meine Hand und schleifte mich praktisch rüber zu der Gruppe, weil ich mich weigerte. Überraschwenderweiße beruhigte mich Tylers Hand ein wenig.
"Ich wusste doch, dass das mit dem Foto eine gute Idee war", grinste David, als wir auf ihn zukamen. Ich wollte ihm den Hals umdrehen.
"Wie kommst du auf so eine scheiß Idee?", knurrte Tyler und hielt weiterhin meine Hand fest.
"Hat doch funktioniert, oder nicht?", fragte er und deutete auf unsere Hände. Anstatt, dass Tyler meine Hand los ließ hielt er sie noch fester und beabsichtigte wohl auch nicht sie los zu lassen.
"Ich bitte dich, David. Die zwei sind nicht wirklich zusammen. Wir wissen doch, dass Tyler niemanden datet", sagte das schwarzhaarige Mädchen, das bei zwei anderen Mädchen, wie die Anhängsel der Gruppe, da standen.
"Du weißt gar nichts, also red' auch nicht so 'nen Scheiß! Wieso sollte ich Pheobe nicht daten?", fragte Tyler wütend. Das hier wurde mir zuviel. Ich hasste Drama.
Ich zog an Tylers Hand, damit ich rein gehen konnte. Ich musste sowieso noch mit Ginger sprechen. Sie würde mir den Hals umdrehen, weil sie die "Neuigkeiten" von Facebook erfahren musste.
"Ich muss rein."
"Ich komm' mit. Ich muss sowieso noch zu Mr Martns." Ich hoffte, dass er meine Hand los lassen würde, denn diese Geste erweckte ungewünschte Aufmerksamkeit, doch Tyler schien wie gesagt nicht einmal daran zu denken meine Hand zu halten. Einem kleinen Teil von mir gefiel es, dass er mitkommen würde.
"Übrigens, Mann", rief ihm noch einer seiner Teamkollegen hinterher. "Gut gemacht", grinste er und die Anderen hielten ihm einen Daumen nach oben.
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"Ich will, dass du heute mit zu einer Party kommst", sagte Tyler als wir im Schulgebäude waren.
"Welche Party?"
"Hausparty. Davids Hausparty um genau zu sein."
Bevor ich antworten konnte kam Ginger angelaufen. Mit einem Hundert-Watt-Lächeln auf den Lippen.
"Leute! Habt ihr es schon gesehen?"
"Was das Foto, das David der kleine Pisser hochgeladen hat? Ja", antwortete ich grimmig.
"Nein", sagte sie und schüttelte den Kopf, webei ihre braunen Locken hin und her hüpften. "Es gibt ein neues. Hier." Sie hielt mir ihr Handy unter die Nase und zwang mich dazu auf den Bildschirm zu sehen.
Es gab ein weiters Foto von Tyler und mir. Es war von heute Morgen vor meinem Haus, als er in meinen Muffin biss. Das ist erst vor einer halben Stunde passiert, wie konnte das so schnell im Internet sein und welcher Freak schoß so ein Foto von uns.
"Wer hat es gepostet?", fragte ich wütend.
"Na, David."
"Dieser, kleine...wenn ich mit ihm fertig bin wird er nur noch durch 'nen Katheter pinkeln können!"
"Ich hab' eine bessere Idee", fing Tyler an und weihte Ginger und mich in seinenPlan ein.
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Der Plan lautete, dass Tyler und ich zusammen auf die Party gehen würden. Wie ein Paar, damit wir David in Sicherheit wiegen konnten und dann würden wir zum Angriff über gehen. Ich wusste nicht, dass Tyler so denken konnte, aber es gefiel mir.
Tyler hat mir erzählt, dass es ein Mädchen namens Tanja gibt, das extrem auf David abfuhr. Sie war über 1,80 und wog fast das Doppelte von David. Mir gefiel die Idee, also betrachtete ich mich im Spiegel, nachdem ich gerade fertig geworden war mit dem zurecht machen.
Ich hatte einen Lederrock an, der von der Höhe meiner Taille und bis zur Mitte meiner Oberschenkel reichte. Ich hatte ein weißes Shirt in den Rock gesteckt, meine Haare zu einem strengen Pferdeschwanz gebunden, Eyeliner und blutroten Lippenstift aufgetragen. Ich würde keine High Heels tragen. Ich blieb meinen weißen Chucks treu. Ich hatte auf jeglichen Schmuck außer der kleinen Goldkette mit einem kleinen Löwen als Anhänger, die mein Vater mir geschenkt hatte, verzichtet.
Meine Mutter arbeitete heute Nacht wieder in der Klinik, wusste aber von meinen Plänen heute Abend bescheid. Sie hatte mir gesagt vorsichtig und pünktlich um zwölf Uhr zu Hause zu sein.
Ich machte die Tür auf als es klingelt und hätte mich beinahe an meiner eigenen Spucke verschluckt. Tyler stand an den Türrahmen gelehnt, ein echtes Lächeln auf den Lippen und gekleidet in einem schwarzen Hemd, ließ es seine Erscheinung noch dunkler und verführerischer wirken.
"Du siehst wunderschön aus", flüsterte er nachdem er mich von oben bis unten gemustert hatte. Ich fühlte mich aus irgendeinem Grund erleichter, dass ihm gefiel, was ich angezogen hatte.
"Danke. Siehst selbst nicht schlecht aus."
"Das wollte ich hören, nachdem ich eine Stunde für dich im Badezimmer verbraucht hatte."
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Davids Party war eine einfache, voller Betrunkener, amerikanische Highschool Party. Es lagen überall rote Plastikbecher und betrunkene Leute, während laute Musik im Hintergrund spielte.
Tyler hielt wie heute Morgen meine Hand und führte mich durch die Party. "Was willst du trinken?", brüllte er in mein Ohr.
"Egal", brüllte ich zurück. Ich sah auf und merkte wie nah' unsere Gesichter sich waren. Ich spürte Tylers Atem auf meinem Gesicht und die Musik verschwand weiter im Hintergrund, bis sie ganz verschwand.
Ich spürte wie sich eine große Hand in meinen Nacken legte und mich näher an ihn zog. Im nächsten Moment lagen seine warmen Lippen auf meinen und küssten mich sanft. Ein Feuerwerk explodierte in meinem Bauch, als ich spürte wie Tyler seinen freien Arm um meine Taille schlang und meinen Körper noch näher an seinen zog. Ich war frog, dass ich meinen teuren Lippenstift verwendet hatte, der nicht verschmirte. Ich spürte wie seine Zunge über meine Unterlippe fuhr und ich meinen Mund automatisch öffnete.
"LEUTE! BESORGT EUCH EIN ZIMMER!", brüllte David und zerstörte den schönen zweisamen-unzweisamen Moment.
"Verschwinde", brüllte Tyler und attakierte meine Lippen. Nach einem schnellen, heißen Kuss drückte ich ihn weg, als mir bekannt wurde, dass wir mitten im Raum standen und uns wahrscheinlich alle anstarrten. Wir waren hier wegen einer Mission und diese musste erfüllt werden.
Tyler sah mich fragend an, ließ aber nicht von mir ab, sondern hielt mich immer noch an sich gedrückt. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und versuchte einigermaßen leise zu brüllen, wenn das überhaupt möglich war. "Tanja!"
"Ahso!" Er grinste mich breit an und ich konnte nicht anders als zurück zu lächeln. "Komm mal mit, Kumpel!", rief er in Davids Richtung.
"Wieso?!", fragte dieser.
"Ich will dir 'nen Drink ausgeben, weil du uns zusammen gebracht hast!" Es ergab überhaubt keinen Sinn David einen Drink auf einer Hausparty auszugeben. Erst recht, wenn es sich bei dieser Hausparty um seine eigene handelte, doch David schien schon so betrunken zu sein, dass er das gar nicht merkte und enthusiastisch zu stimmte.
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Eine halbe Stunde später...
"Ihr habt Tanja hierher geholt?!", schrie David, als Tyler und ich draußen auf der Hollywood saßen. Tyler hatte mir seine Lederjacke, die er in seinem Auto hatte aufgezwungen, weile s draußen recht frisch geworden war. "Die Tussi ist gruselig und richt immer nach rohem Fleisch! Sie hat versucht mich zu küssen. Mit Zunge!"
"Was soll ich sagen? Du hättest keine Fotos von honey und mir ins Internet stellen dürfen", meinte Tyler ruhig und streichte mit seiner linken Hand, dessen Arm um meine Schultern geschlungen war, über meinen Arm. Trotz des Leders konnte ich die Wärme seiner Hand spüren.
"Okay. Okay. Ich hab's verstanden", sagte er und hielt die Hände abwährend in die Höhe. "Aber es hat doch seinen Zweck erfühlt, oder nicht? Ihr seid zusammen."
"Alter, es hat schon einen Grund gehabt wieso ich wollte, das Pheobe meine Cheerleaderin wird."
Ich runzelte verwirrt die Stirn und hörte weiter zu. "Ja, aber wir lange hätte es gedauert bis zu ihr gestanden hättest, dass du schon seit der Achten in sie verknallt bist?"
Mein Kopf schellte zu Tyler, der David mit grimmigen Blick ansah. "Ups. Viel Glück noch, Mann", sagte David schnell und verschwand auch schon im nächsten Augenblick.
"Honey", seufzte Tyler. "Ich wollte dir das eigentlich anders beibringen. Ich hatte mir vorgstellt, dass wir zuerst ein paar Wochen miteinander ausgehen bevor ich dir meine unsterbliche Liebe gestehe. Dann würden wir zusammen aufs College gehen. Heiraten. 2,5 Kinder bekommen und glücklich bis an unser Lebensende sein."
"2,5 Kinder?", fragte ich lachend.
"Aus der ganzen Sache hast du dir das gemerkt?", fragte er lachend.
Ich sah ihn grinsend an. "Das klingt als ob du einen Plan hättest."
"Mhmm. Gefällt er dir?", fragte er und sah lächelnd auf mich herab.
Ich konnte noch nicken bevor seine Lippen auf meinen lagen. Tyler Moreno war wohl doch kein so großer Macho wie ich dachte.
Ich parkte meinen Acura vor der Cristo Rey High School und betete, dass mein kleiner Bruder nichts allzu schlimmes angestellt hatte. Mein Boss drohte mir schon mit einer Kündigung, weil ich so oft von der Arbeit weg musste, weil mich die Schule meines Bruders so oft am Arbeitsplatz anrief. Weil er eine Prügelei angefangen hatte. Ich hatte schon zwei Jobs, weil ich uns sonst nicht über Wasser halten könnte, ohne auf das Erbe meiner Eltern zurück greifen zu müssen.
Ich hechtete in meinen schwarzen Pumps über den Parkplatz um so schnell wie möglich in das Büro des Rekstors zu kommen. Der Himmel war mit grauen Wolken bedeckt, es ging ein heftiger Strum und ein paar Tropfen hatten sich gelöst und prasselten auf die Erde runter. Ich wusste schon wo genau sich das Büro befand, denn es war der einzige Raum in der Schule, denn ich bis jetzt besucht hatte.
Als ich im Vorzimmer ankam entdeckte ich meinen Bruder, der sich ein paar Tücher unter die - wie ich stark annahm - blutende Nase hielt. Ich schloß kurz meine Augen und atmete tief durch, weil es mir im Herzen weh tat, meinen kleinen Bruder, obwohl er schon siebzehn war, in so einem Zustand zu sehen.
Als ich auf ihn zuging entdeckte ich ihn seinen Augen, dass er sich gewünscht hätte, dass ich ihn so nicht gesehen hätte. "Oh Mann, Blake", seufzte ich, stellte mich neben ihn und fuhr ihm einmal durch's schwarze Haar. "Zeig mal", flüsterte ich und er legte seinen Kopf in den Nacken.
"Was hast du denn dieses Mal angestellt?", fragte ich. Als er den Mund aufmachte und zu antworten ging die Tür zum Büro des Rektors auf und der Rektor kam mit einem Jungen, der im gleichen Alter wie mein Bruder sein musste und ein blaues Auge hatte, raus.
"Ah, Tessa", begrüßte der fünfzig-jährige, übergewichtige Rektor im Anzug mich. "Schon, dass du hier bist. Kommt doch bitte in mein Büro."
Das Roderick Hansen und ich auf Vornamenbasis waren erklärte doch wie oft ich schon hier war. Es war ein Wunder, dass der alte Mann meinen Bruder noch nicht aus der Schule geworfen hatte. Aber es lag vielleicht auch nur daran, dass unsere Eltern letztes Jahr an Weihnachten gestorben waren.
Im Brüo setzten wir uns in die Kunstledersessel und warteten, dass der ältere Herr anfing zu sprechen. "Ich würde gerne warten bis Coach Anderson zu uns kommt."
"Coach Anderson?", fragte ich.
"Ja. Er trainiert unsere Footballmannschaft und hat eine Lösung für unser Problem."
Ich hörte ein Schnauben, dass von links kam. "Blake", zischte ich. "Das hast du dir selbst zuzuschreiben."
"Der Mistkerl hätte keine Witze über unsere toten Eltern machen sollen! Dann wäre auch nichts passiert." Ich schluckte schwer als ich einen Stich im Herzen vernahm und sich ein Kloß in meiner Kehle bildete.
"Du darfst dich nicht immer so leicht provozieren lassen, Blake", flüsterte ich.
"Du weiß ganz genau, dass ich so etwas nicht einfach ignorieren kann."
Ich seufzte. "Ich weiß, aber bitte versuch es wenigstens", sagte ich und versuchte die Traurigkeit darüber, dass Kinder so grausam sein konnten, nicht zu zeigen. Was mir aber wohl nicht so gut gelang, denn Blake sah weg und ich richtete meinen Blick wieder auf Mr Hanson. "Werden die anderen Jungs auch bestraft."
Er nickte, "Natürlich. Sie müssen nachsitzen und die Cafetaria sauber machen. Für zwei Monate."
Ich nickte. Das war ja schon etwas. Ich hoffte, dass die Kinder etwas daraus lernen würden.
"Tut mir leid, dass ich zu spät bin, aber die Jungs mussten noch ein paar Strafrunden laufen, weil sie es für eine ganz tolle Idee hielten Jake Hall in einen Spind zu sperren", ertönte eine tiefe männliche Stimme hinter mir.
"Schon okay, Rick. Das ist Theresa Black", stellte er mich vor und ich stand auf um den Coach begrüßen zu können. "Tessa, das ist Richard Anderson. Der Coach unserer Footballmannschaft."
"Freut mich Sie kennen zu lernen", sagte ich und entdeckte eine große, braungebrante Männerhand, die mir entgegengestreckt war. Ich blickte den Arm entlang und entdeckte Tattoos, die sich von seinem Handgelenk den ganzen Arm, der sichtbar war, hinauf schlängelten.
"Die Freude ist ganz meinerseits", sagte der grünäugige Mann mit einem ehrlichen Lächeln. Sein Gesicht kam mir so schrecklich bekannt vor, aber es wollte mir nicht einfallen woher. Ich ließ seine Hand wieder los und setzte mich wieder. Mr Anderson ging hinter Mr Hansons Tisch und lehnte sich dort an die Wand um Blake und mich beobachten zu können.
"Wie schon gesagt, Tessa, hat Rick einen Vorschlag zu machen. So zu sagen ein Kompromiss für Blake. Schieß los, Rick!"
"Mir ist aufgefallen, das Blake mit seiner Agressivität und dem plötzlichen Tod seiner Eltern zu käpfen hat. Er ist für sein Alter schon sehr groß und hat einen Körper, der darauf hinweisen lässt, das er sobald er ausgewachsen ist, sich eine beachtliche Muskelmenge antrainieren kann. Der perfekte Footballspieler. Er ist groß und wendig, die perfekten Voraussetzungen für einen Quaterback. Unser jetziger hat sich 'nen Bänderriss zugezogen und ist somit draußen. Wenn du mitmachst, dann die Punkte wir Körperverletztung und Sachbeschädigung aus deiner Schulakte draußen. Aber nur, wenn du nicht wieder in eine Schlägerei oder Ähnliches verwickelt wirst und dich ins Team integrierst."
Ich wartete gespannt auf Blakes Antwort. Er würde das hier machen, auch wenn ich ihn dazu zwingen müsste. Er würde nie wieder so eine Chance bekommen und ich wusste, dass er sich in der Zukunft in den Arsch beißen würde, wenn er so ein Angebot nicht annehmen würde.
Ich wusste, dass ihm diese Entscheidung schwer fiel, weil er früher immer mit unsererm Vater Football gespielt hatte. Es würde ihn an Dad erinner und genau das wollte Blake vermeiden.
Blake sah zu mir rüber und ich sah die Qual in seinen Augen. Ich flehte ihn stumm an das Richtige zu tun. "Ich werde es tun", sagte er und sah dabei mich an. Ich spürte wie sich ein kleines Lächeln auf meinen Lippen bildete. Ich hoffte, dass er in meinem Blick erkennen konnte wie stolz ich gerade auf ihn war.
"Gut. Dann sehen wir uns Montag nach der Schule am Sportplatz zu ersten Training. Bring Sportsachen und viel Wasser mit. Du darfst mir dort nicht wie eine trockene Blume eingehen", grinste Richard Anderson.
"Geht klar, Coach", grinste Blake und mir kamen fast die Tränen als ich ihn so glücklich sah. Auch wenn sein Grinsen ein wenig gezwungen wirkte.
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Zwei Wochen war es nun schon her seitdem Blake mit dem Football angefangen hatte und ich merkte, dass er schon etwas glücklicher geworden war. Nicht so wie vor dem Tod unserer Eltern, aber glücklicher als zwei Wochen zuvor. Er begrüßte mich jeden Morgen mit einem Lächeln auf den Lippen, auch wenn es klein war, war es dennoch eine auffallende Verbesserung zu dem Gegrummel, das es vor zwei Wochen noch gab. Er blieb drei Mal die Woche länger in der Schule wegen des Trainings und mein Boss schien mich auch nicht mehr mit Argusausgen zu beobachten und an meiner Arbeit zu nörgeln.
Blake hatte mir heute Morgen bescheid gegeben, dass er nach dem Training zu einer Hausparty gehen würde mit seinen Teamkollegen. Ich hatte ihn gebeten mich anzurufen sobald er nach Hause gehen wollte. Egal wie spät es war. Er hatte sich so sehr auf diese Party gefreut, dass ich sie ihm nicht vorenthalten konnte.
Ich kam am Abend von der Arbeit nach Hause und zog mir erleichtert seufzend meine Pumps aus. Ich löste den strengen Dutt, der mir schon allmählich Kopfschmerzen bereitete und begann meine Kleidung auszuziehen. Ich war über alle Maßen froh, dass morgen mein freier Tag war und ich ausschlafen konnte. Sonntag war ein Geschenk Gottes. Ich riss mir förmilch den Blazer vom Leib und knöpfte meine weiße Bluse auf, während ich in Richtung meines Schlafzimmers ging.
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Ich trocknete meinen feuchten Körper mit einem Handtuch ab und ließ meine feuchten Haare offen über meine Schultern fallen. Im Badezimmer roch es nach Kokos und Vanille.
Ich zog mir meinen schwaren, trägerlosen Spitzen-BH mit dazugehörigem Höschen an. Darüber trug ich einen weiten beigen Strickpullover, der meine Schultern entblöste und eine schwarze Leggings.
Nach fünfminütiger Überlegung griff ich zum Handy und wählte die Nummer meines kleinen Bruders. Er hatte mir versprochen ranzugehen, wenn ich anrief. Es war nicht seine erste und bestimmt nicht seine letzte Party, die er besuchte, aber früher hatte immer meine Eltern das Privileg sich Sorgen um ihn zu machen.
Es klingelte und klingelte bis sie Sprachbox ranging und ich auflegte. Ich wollte auf keine scheiß Sprachbox sprechen. Ich wollte mit meinem Bruder sprechen, der mir versichern konnte, dass es ihm gut ging.
Ich versuchte es noch fünf weitere Male. Nichts.
Fünfzehn Minuten später versuchte ich es bei Rick. Letzte Woche hatte er mir seine Nummer gegeben, zur Sicherheit, falls Blake wieder etwas zustoßen sollte. "Hallo?", hörte ich seine tiefe Stimme durch den Höhrer fragen.
"Hi. Ich bin's Tessa", sagte ich mit sanfter Stimme, doch man konnte die Besorgnis raus hören.
"Tessa. Ist etwas passiert? Geht es dir oder Blake nicht gut?", fragte er besorgt.
"Ja. Nein. Mir geht's gut, aber ich mache mir Sorgen um Blake. Es ist schon drei Uhr und er geht nicht an sein Handy ran. Außerdem habe ich keine Ahnung wer dort ist oder wo diese Party überhaupt statt findet. Deshalb wollte ich dich fragen ob du nicht vielleicht weißt wo diese Hausparty ist?"
"So viel ich weiß in Downtown bei Mason. Ich kann dich dort hin bringen um nach ihm zu checken, wenn du willst?"
"Nein. Das ist nicht nötig, aber danke. Ich hab' dich schon um diese Uhrzeit gestört. Es würde mir schon reichen, wenn du mir die Adresse nennen könntest, damit ich dort Mal vorbei schaun kann."
"Schon okay. Ich hab' nicht wirklich geschlafen, du hast mich bei gar nichts gestört und du weißt doch, dass ich dir gesagt habe, dass du mich um jede Zeit anrufen kannst."
Ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. "Tut mir trotzdem leid. Es würde wirklich reichen, wenn du mit nur die Adresse nennen könntest", beteuerte ich.
"Hör auf mit mir zu diskutieren, Tess. Am Ende kommt es sowieso darauf hinaus, das ich dich fahre. Anders würde ich es auch gar nicht wollen. Außerdem hätte ich dir meine Fahrdienste nicht angeboten, wenn ich es nicht so gemeint hätte."
"Okay. Danke. Ich wohne in der 23. Ecke Richtung Oak in Brooklyn."
"Bin in einer halben Stunde da."
Ich blickte mich kurz im Spiegel an bevor ich die Tür aufschloß. Ich hatte meine Haare offen trocknen lassen, sodass sie mir in langen dichten blonden Wellen über den Rücken lagen. Ich trug kein Make-up, meine blauen Augen sahen besorgt aus und meine Wangen waren noch leicht rosa. Wasser sei Dank hatte ich eine reine Haut. Vor der Tür stand Rick, der den Rahmen fast völlig ausfüllte. Er hatte verwuschelte Haare, ein einfaches weißes T-Shirt und eine graue Jogginghose an.
Er sah wie immer verdammt gut aus, aber das sollte nicht meine Sorge sein. Ich machte mir viel mehr Sorgen um meinen kleinen Bruder, der sich irgendwo in Downtown rumtrieb. Ich würde ihm den Hals umdrehen, wenn ich ihn in die Finger kriegen würde.
"Hey. Danke, dass du gekommen bist", sagte ich lächelnd.
"Kein Problem. Hast du alles bei dir?"
Ich nickte und sperrte die Tür hinter mir zu. Als ich mich umdrehte wäre ich fast in Ricks breite Brust geknallt. Er hatte sich nicht einen Milimeter bewegt, also war ich an die Tür gedrückt und sein steinharter Körper gegenüber von mir. Ich legte meinen Kopf in den Nacken um ihm ins Gesicht sehen zu können und merkte wie er meine Lippen anstarrte.
Im nächsten Moment lagen seine weichen Lippen auf meinem Mund und küssten mich sanft. Seine rechte Hand legte sich in meinen Nacken und seine Linke auf meine Hüfte. Meine Haut prickelte, mein Herz raste und zwischen meinen Beinen wurde es verdächtig warm. Ich bog meinen Rücken durch um ihm noch näher zu sein und ein Stöhnen entkam seiner Kehle. Ich hatte ganz vergessen wieso er eigentlich hier war und was wir vor hatten, aber es war auch komplett egal. Solange er nicht aufhören würde mich zu küssen und anzufassen.
Seine Zunge fuhr zwischen meine Lippen und streichelte meine. Ich war noch nie ein großer Freund von Speichelaustausch gewesen, aber mit Rick war es so gut. Ich konnte einfach nicht genug davon bekommen und so konnte ich auch mein Stöhnen nicht mehr unterdrücken.
Sein Mund verließ meinen und ich keuchte schwer, als seine Lippen über meinen Kiefer zu meinem Nacken wanderten. "Du richst so verdammt gut", knurrte er und biss mir kurz in den Nacken. Ich schrie leise auf. Vergessen waren meine Nachbaren, die mich vielleicht hören konnten und vergessen waren auch meine Gehirnzellen. "Ich frage mich wie du wohl schmeckst." Ich spürte etwas großes hartes an meinem Bauch, das mich schwer schlucken ließ.
Er hob seinen Kopf und sah mir lusttrunken in die Augen. "Ich wollte das schon seit dem ersten Moment an dem ich dich gesehen habe tun", flüsterte er. Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn und legte seine großen Hände auf meine Wangen. "Lass uns deinen Bruder suchen, bevor ich hier noch komplett durchdreh' und dich wie ein Höhlenmensch über meine Schulter werfe und dich in deine Wohnung direkt in dein Schlafzimmer trage, um dort weiter zu machen wo wir hier aufgehört haben."
Ich nickte und ließ mich von ihm zu seinem Auto führen. Die ganze Fahrt über lag Rick's Hand entweder auf meinem Oberschenkel, in meinem Nacken oder verschlungen mit meiner Hand. Egal wann er die Chance dazu kriegen würde, würde er mich berühren. Mir gefielt es. Mehr sogar. Ich liebte es.
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Wir waren inmitten einer College Party. Keine High-School Party. Dieses kleine Detail hatte Blake wohl vergessen zu erwähnen. "Ich werde ihn umbringen", murmelte ich.
Ich wurde von Rick an der Hand mitgezogen, als ich an verschiede Arten wie ich meinen Bruder umbringen konnte dachte. "Parker! Wo ist Black?", hörte ich Rick brüllen.
"COACH!", brüllte der Junge überschwenglich. "Black is' oben mit so 'nem Mädel, das er klar gemacht hat. Der ist echt cool drauf, der Junge! Schnappt sich einfach ein College-Häschen, das älter als er ist."
Ich verdrehte die Augen bei dieser Ausrede. Na toll, also ist mein Bruder nicht an sein Handy gegangen, weil er gerade mit einem "College-Häschen" zu gange war. Ich würde Blake morgen gehörig die Leviten lesen.
"Soll ich dich wieder nach Hause fahren?", fragte Rick, nachdem wir endlich aus der stickigen Wohnung kamen.
Ich erinnerte mich daran das morgen, eigentlich heute, frei hatte und Rick und ich vorhin etwas angefangen haben, das ich nur allzu gerne zu Ende bringen würde. "Nur, wenn du mich wie versproch über deine Schulter wirfst und mich in mein Schlafzimmer trägst und dort weiter machst wo wir im Treppenhaus aufgehört haben", gurrte ich förmlich.
"Ich hatte gehofft, dass du so etwas sagen würdest, Engel", sagte er und drückte aufs Gas, während er das Lenkrad so fest umspannte, dass seine Knöchel weiß hervor standen. Mein Bruder könnte noch bis morgen warten. Heute waren Rick und ich dran. Und wenn man Ricks Gesichtsausdruck richtig deutete, dann nicht nur heute sondern für immer. Dieser Gedanke gefiel mir. Mehr als das. Ich liebte ihn.
Ich rannte so schnell ich konnte. Immer schneller.
Wohin ich rannte? Zu Colbin Barones Haus.
Wieso? Weil ich klar machen musste, dass ich nicht schuld war, dass er mit meiner Stiefschwester Helga zum Frühlingsball dieses Jahr gehen musste.
Ich war froh, dass dort immer jemand zu Hause war und die Tür deshalb immer offen stand.
Ich kam im Wohnzimmer vor den vier Barone Brüdern zum stehen und atmete schwer. Ich bin immerhin fast drei Kilometer in vier Minuten gerannt. Dylan Barone war der Älteste der Jungs. Er war schon achtundzwanzig, seit vier Jahren mit seiner Frau Susan verheiratet und erwartete demnächst sein zweites Kind - ein Mädchen. Er hatte wie auch die anderen drei wunderschöne tiefgrüne Augen.
Derek Barone war der zweitälteste. Er war einunzwanzig und somit zwei Jahre älter als ich. Er ging auf das gleiche College wie Colbin und ich und war genau wie wir nur wegen der Winterferien zu Hause. Er hatte schwarze Haare, war 1,99 m groß und gebaut wie 'ne Wand. Deshalb hielt man ihn manchmal auch für älter als er war. Er hatte ein paar Tattoos auf den Armen und der Brust, die ich schon ein paar Mal im Sommer sehen durfte.
Colbin war genau so alt wie ich - 19 und schon seit zehn Jahren mein bester Freund. Er hatte dunkelbraune Haare und war sehnig muskulös, nicht so wie Dylan und Derek.
Jake war der Jüngste und kleinste der Barone-Bande. Er war erst vier und eine wilkommene Überraschung im Barone-Clan gewesen. Er hatte die blonden Haare seines Vaters und die wunderschönen grünen Augen seiner Mutter geerbt.
"Was ist denn mit dir los, Dilay? Durchatmen, süße", versuchte Dylan mit zu beruhigen.
Ich atmete tief druch. "Es ist nicht meine Schuld. Ich schwöre bei Gott, dass ich nichts damit zu tun habe!", erklärte ich und sah Colbin an.
"Wovon redest du, Di?", fragte er verwirrt.
"Hat deine Mom noch nicht angerufen?"
"Nein. Wieso sollte sie auch? Sie ist doch nur kurz rüber gegangen um mit deiner Mutter Kaffee zu trinken."
"Stimmt", sagte ich enthusiastisch. "Na dann, war schön mit euch Jungs! Grüß Susan von mir, Dylan!" Mit diesen Worten versuchte ich schnell aus dem Haus zu verschwinden. Ich wollte nämlich nicht anwesend sein, wenn ihm seine Mutter die freudige Nachricht überbrachte.
"Waaarte", kam es von Colbin. "Was hast du angestellt?"
"Weißt du", fing ich nervös kichernd an. "Es kann gut möglich sein, dass deine Mom und meine Mom über den Frühlingsball, der dieses Jahr stattfinden soll, gesprochen haben." Colbin sah schon ein wenig nervös aus, während Dylan breit grinste, Derek irgendwie wütend wirkte und der kleine Jake hatte keine Ahnung worum es eigentlich ging und schaute seelenruhig weiter fern.
"Dora, hm?", fragte ich grinsend und versuchte somit das Thema zu wechseln.
"Lenk nicht ab, Di! Sag mir einfach was du dieses Mal verbockt hast."
"KannseindasmirrausgerutschtistdassHelgaufdichstehthnddeineMomwilldassdumitihrdorthingehst", sagte ich in einem Atemzug.
"Was?", fragten die drei verwirrt.
"Ich-", fing ich an, doch wurde von Tammy Barone, die durch die Tür kam, unterbrochen.
"Oh, Dilay! Hast du Colbin schon von der tollen Nachricht erzählt?", fragte sie breit grinsend.
"Sie hat's versucht", grinste Dylan.
"Welche tolle Nachricht?", fragte Colbin vorsichtig. Der Junge hatte ein gutes Gespür, wenn es darum ging in Schwierigkeiten zu stecken.
Ich spürte Dereks Blick auf mir, also drehte ich meinen Kopf in seine Richtung und schenkte ihm ein Lächeln. Sein Blick wurde weich und er schenkte mir ein breites Lächeln. Kein Grinsen. Nein, ein echtes Lächeln. Ich war schon immer ein wenig in Derek verliebt. Wie konnte man auch nicht? Er sah mehr als nur gut aus und war warmherzig, nett, lustig, intelligent und vieles mehr. Er sah in mir mehr eine kleine Schwester, als eine junge Frau. Aber ich konnte es ihm nicht übel nehmen. Wieso auch? Es war ja nicht seine Schuld, dass er in mir immer noch das kleine neunjährige Mädchen sah.
"Sie hat was gemacht?!", schrie Colbin und holte mich zurück in die Gegenwart. In der nächsten Sekunde stand Derek beschützerisch vor mir und währte Colbin ab, der mich wahrscheinlich erwürgen wollte. Schon von klein auf hat er mich beschützt. Er war sogar mit mir zum Abschlussball der High School gegenagen. Wahrscheinlich, weil Colbin ihn darum gebeten hat.
"Komm, Jake. Lass uns ein Eis essen", sagte Dylan und nahm ihn mit in Richtung Küche.
"Es ist nicht ihre Schuld!", schrie Derek. "Jetzt reg' dich wieder ab!"
"Nein! Ich rege mich erst wieder ab, wenn ich den kleinen Hals meiner besten Freundin in den Händen habe und schön zudrücken kann!"
Ui, der war aber richtig angepisst.
"Wenn du dich nicht sofort wieder einkriegst, dann werde ich dich vernüftig schlagen", drohte Derek.
"Schon okay, Derek. Du warst doch schon immer ihr großer Beschützer. Du hast damals sogar Steve Martins geschlagen, weil er mit Di ausgehen wollte. Und er war nicht der Einzige."
Ich stand geschockt da und lies die Jnformationen in meinem Hirn ankommen jnd verarbeiten. "Du hast was getan?!"
"Engel. Es ist nich-", fing Derek an, doch ich lies ihn gar nicht aussprechen sondern stürmte aus dem Haus und knallte die Tür hinter mir zu.
Ich rannte wieder so schnell ich konnte. Steigerte meine Tempo.
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Ich war so wütend auf Derek. Ich habe mich seitdem Jungs interessant geworden waren gefragt was mit mir nicht stimmte. Wieso niemand mit mir ausgehen wollte. Ich hatte ja nicht einmal ein Date für den Ball. Hätte mich Derek nicht begleitet wäre ich alleine gegangen, während alle um mich herum auf die süßesten und kreativsten Arten von ihren Freunden gefragt wurden. Es war traurig. Obwohl ich mich mit dem Gedanken abgefunden hatte alleine als alte Jungfer zu sterben. Es tat dennoch weh.
Ich lag auf meinem Bett und dachte darüber nach wieso Derek so etwas tun würde. Ja, okay. Er sah ihn mir so etwas wie eine kleine Schwester, aber er musste doch damit nicht so sehr übertreiben.
"Verschwinde, Derek!", rief ich, als ein Klopfen an der Tür zu hören war. Icb warf mein Kissen nach der Tür, was nicht sehr viel brachte. Egal ob die Tür nun geöffnet oder verschlossen war. Na toll, jetzt war ich traurig und hatte kein Kissen in das ich heulen konnte.
"Nicht bevor wir uns unterhalten haben", kam es gedämpft von der anderen Seite.
"Ich will nicht mir dir sprechen, Barone!"
"Mach die Tür auf, Engel!"
"Nein!"
"Wenn du sie nicht aufmachsf, dann werde ich die Tür eintreten", warnte er. Ich wusste, dass er es tun würde. Er hat es schon einmal getan. Damals war ich vierzähn und er sechzehn. Lucy McDo hat damals meinen BH nach dem Sportunterricht geklaut und ihn wie eine Fahne vor der Schule aufgehängt. Ich habe mich drei Tage lang in mein Zimmer gesperrt, weil die ganze Aktion so peinlich war. Ihr hat es nicht gepasst, dass Derek so beschützerisch war, wenn es im mich ging. Im Klartext - sie war eifersüchtig.
"Is' mir doch egal!", schrie ich zurück.
"Ah, wirklich? Wir können es auch ein wenig lustiger machen. Ich hol' die Axt aus der Garage und zerhack' deine Tür ganz einfach. Na, wie gefällt dir das?!"
"Ach, willst du sie nicht vielleicht vorher verprügeln?!"
"Komm schon, Engel. Lass es mich erklären", sagte er leise.
Ich seufzte. Ich konnte damit umgehen, wenn er rumschrie, aber wenn er so leise und nett war. Ich konnte nicht anders, als mich aufzurappeln und dem zu groß geratenen Idioten die Tür zu öffnen.
Ich legte mich auf mein Bett und spürte wie er sich zu mir setzte und das Bett einen protestierenden Laut von sich gab. "Du bist zu fett für mein Bett", murmelte ich, als Derek anfing beruhigend durch mein Haar zu streichen.
"Muskeln sind schwerer als Fett, weißt du?", flüsterte er und legte sich zu mir und zog mich auf sich. Ich war weder Derek, noch einem anderen Jungen, so nah gekommen. Es fühlte sich ungewohnt an, aber gut.
"Das sind alles nur Ausreden, Barone", murmelte ich. Ich spürte wie meine Lieder schwerer wurden und sich mein Herzschlag verlangsamte. In einem stetem Rhytmus schlug. "Wieso hast du es getan?", fragte ich leise.
Er seufzte unter mir. "Es fing alles damit an, als du neun Jahre alt warst.-"
"Du sollst mir nicht von deiner Kindheit erzählen sondern -"
"Halt die Klappe und hör mir zu", unterbrach er mich sanft. "Wie schon gesagt, es fing alles an als du neun warst und ich elf. Du warst so hübsch mit deinen langen Haaren und den glänzenden Augen. Deine Lippen waren schon immer so rot, so voll und so wunderschön."
Meine Atmung beschleunigte sich und ich traute mich nicht aufzusehen, weil ich wusste, dass ich gerade rot geworden war.
"Ich liebe es, wenn du rot wirst", murmelte er und ich spürte wie er mir einen Kuss auf's Haar drückte. Ich vergrub mein Gesicht weiter in seiner Brust und spürte wie er lachte. "Ich hab' dich vom ersten Moment an gemocht. Du warst so lieb, so süß, so unschuldig und immer fröhlich. Ich erinnere mich noch wie du Colbin und mich und sogar Dylan, der damals schon achtzehn war, dazu gebracht hast eine Teeparty mit dir zu feiern." Ich grinste an die Erinnerung, als ich die drei Barone-Brüder an meinem kleinen rosa Tisch zusammen gesetzt haben um mit mir Tee zu trinken und Kekse zu essen.
"Dylan war doch nur wegen den Keksen da", meinte ich.
"Engel, ich will deine Gefühle ja nicht verletzten, aber die Dinger haben wie angebrannte Schuhsohlen geschmeckt."
"Hey", protestierte ich. "Du hast immerhin vier davon gegessen. Jedes Mal."
"Stimmt. Ich wollte deine Augen zum strahlen bringen. Das wollte jeder von uns. Dylan hat in dir immer eine kleine Schwester gesehen. Colbin eine beste Freundin. Und ich die Eine. Ich wusste schon damals, dass du das Mädchen sein würdest, dass ich heiraten würde. Genauso wie mein Dad meine Mom geheiratet hat. Desto älter ich wurde, desto stäker wurden meine Gefühle für dich. Sie wurden immer realer. Immer mehr Bestandteil meiner Welt. Mir wurde immer mehr klar, dass es sich dabei nicht um Kinderliebe sondern um echte, eifersüchtige, beschützerische, possesive Liebe handelte. Ich bin so wütend geworden, als ich rausgefunden habe, dass Steve Martins mit dir ausgehen wollte, wäre ich fast die Wand hoch gegangen. Ich wollte ihn nur warnen und nicht auf ihn einschlagen. Aber nachdem ich sein dämliches Grinsen und seinen Spruch von wegen, dass du viel zu hübsch seist um die Chance zu verpassen, ist irgendwas mit mir durch gegangen. Irgendeine Synapse ist in meinem Hirn durchgebrannt und ich konnte auf einmal nicht aufhören."
Ich habe mir Derek noch nie als Schlägertypen vorgestellt. Obwohl er so aussah.
"Ab da konnte ich nicht anders, als jeden Typen, der dir zu nahe kommen wollte zu vertreiben." Sein Griff wurde stärker. "Ich-Ich..."
Es blieb still. "Was? Du kannst es mir sagen", flüsterte ich und sah hoch von seinem breiten Brustkasten. Er beobachtete die Decke, doch ich wusste, dass er meinen Blick auf sich spüren konnte.
"Ich wollte nicht, dass du jemanden findest, der dich mir weg nehmen kann. Jemanden, der besser ist als ich", flüsterte er. Ich zog meine Augenbrauen zusammen und sah ihn verwirrt an.
"Wie meinst du das? Besser als du?", fragte ich.
"Jemanden, der dich verdient, Engel."
"Sollte das nicht immer noch ich entscheiden?", fragte ich und stemmte meine Arme neben seinen Kopf um mich ein wenig aufzusetzen.
Er sah mir in die Augen und seine Hand wanderte von meiner Taille zu meiner Wange. Sein Daumen fuhr meine Unterlippe nach und sein Blick wanderte zu meinen Lippen.
"Würdest du mich wegstoßen, wenn ich dich jetzt küssen würde?", fragte er leise.
Ich biss mir auf die Unterlippe und lächelte. "Wieso findest du es nicht raus?", flüsterte ich. Seine große Hand legte sich um meinen Nacken und zog mich runter zu ihm.
Seine weichen Lippen lagen auf meinen und es war besser, als jeder Traum den ich von ihm und mir hatte. Es gab kein Feuerwerk und es sprühten auch keine Funken. Es war einfach schön. Wunderschön. Und ich wusste, dass es richtig war. Das er der Richtige war.
"Wieso hast du mich nucht weggestoßen?", fragte er, nachdem er seine Lippen von meinen gelöst hatte.
"Hätte ich denn sollen?", fragte ich.
"N-Nein. Ja. Ich weiß nicht. Ich will nicht, dass du mich von dir stößt, aber ich weiß, dass du es tun solltest."
"Warum?", fragte ich sichtlich verwirrt.
"Weil ich dir die Chance weggenommen haben mit Jungs auszugehen. Richtig zum Abschlussball gefragt zu werden. Ich-"
"Du hast mich davor beschützt, dass mir das Herz gebrochen wird. Du hast mich davor bewahrt jemanden beim Tanzen auf die Füße zu steigen und mit ihm in peinlichem Schweigen verbringen zu müssen", unterbrach ich ihn. Ich musste lächeln, als ich an meinen Abschlussball dachte.
Klar, ich hatte mir gewünscht von meinem festen Freund, den ich zu der Zeit schon haben sollte, gefragt zu werden, aber das hieß nicht, dass es nicht der bis jetzt schönste Abend in meinem ganzen Leben gewesen ist. Ich hatte das heißeste Date, das mich mit einer Limosine abgeholt hat und mir ein Anstecksträußchen in zartrosa - passend zu meinem Kleid - gekauft hatte und beim Tanzen hat mich Derek auf seinen Füßen stehen lassen.
"Ich werde dir zeigen, dass ich jemand sein kann, denn du verdienst."
Ich schüttelte verärgert den Kopf. Wieso dachte er, dass er es nicht wert war? "Derek-"
"Nichts was du sagst, wird was an meiner Entscheidung ändern. Ich werd' es wieder gut machen", unterbrach er mich.
Ich schüttelte seufzend den Kopf. Es hatte sowieso keinen Sinn sich mit ihm zu streiten. Er würde es sowieso durchziehen. Mit oder ohne meiner Zustimmung. Und irgendwie wollte ich unbedingt wissen an was er dachte, wenn er meinte, dass er es wieder gut machen wollte.
"Danke", flüsterte er, nachdem mein Kopf wieder auf seiner Brust lag.
"Wofür?", murmelte ich, zu müde um mich aufzustetzen.
"Für die Chance, die du mir gibst."
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Am nächsten Morgen wachte ich ohne Derek auf. Ich war enttäuscht ihn nicht mehr vorzufinden. Es ist zwar gestern nichts mehr passiert außer ein paar Küssen, aber ich hatte gehofft am Morgen in seine wunderschönen grünen Augen sehen zu können. Ich vergrub mein Gesicht in seinem Kissen und atmete seinen atemberaubenden Duft ein.
Als ich aufsah entdeckte ich einen kleinen Zettel, der auf meinem Nachttisch lag.
Ich hohle dich um 19 Uhr ab. Du siehst wunderschön aus, wenn du schläfst, Engel. xx
Ein Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus. Er war nicht gegangen, weil er es sich anders überlegt hatte sondern, weil er etwas für heute Abend vorbereiten musste. Mein Herz machte einen Satz und ein warmes Gefühl breitete sich in meiner Magengegend aus, wenn ich an heute Abend dachte.
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Ich prüfte ein letztes Mal mein Aussehen im Spiegel. Ich trug ein blau-grünes Sommerkleid, das mir bis zu den Knien reichte und der Rückenausschnitt war mit blauer Spitze bedeckt. Meine Haare waren gewellt, meine Augen leicht geschminkt mit Eyeliner und Mascara und meine Lippen sahen frisch und rosa aus.
"Diana! Derek ist hier!", rief meine Mutter von unten und mein Herz fing vor Aufregung an zu rasen.
Ich atmete tier durch, schnappte mir meine braune Ledertasche, die zu meinen braunen Sandalen mit Keilabsatz passte.
Derek stand in einem weißen Hemd und einer hellen Jeans da und sah aus wie ein griechischer Gott. Er lächelte mich mit strahlenden Augen an und ich fühlte wie mein Herz flatterte.
"Du siehst wunderschön aus", hauchte er, nachdem er einen Arm um meine Taille geschlungen hatte und mich zur Tür führte. Als wir aus der Tür raus waren glaubte ich noch meine Mutter ein "sind sie nicht zuckersüß" quieken zu hören.
Derek öffnete mir die Tür und drückte mir einen kurzen Kuss auf die Lippen, bevor er mich los lies. Nachdem Derek im Auto saß und angeschnallt war nahm er meine Hand in seine und drückte einen zarten Kuss auf jeden meiner Fingerknochen und meinen Handrücken.
Mein Herz drohte zu zerspringen. Der Junge wollte wohl, dass ich an einem Herzinfarkt mein jehes Ende fand.
Derek drehte das Radio leise auf und John Legend - All of me spielte im Hintergrund, während wir in angenehmen Schweigen fuhren.
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Zehn Minuten später blieb Derek am Straßenrand stehen und drehte sich zu mir. Ich sah ihn fragend an. "Du musst diese Augenbinde um machen. Ich will, dass der Ort ein Geheimnis bleibt bis wir dort sind", erklärte er.
Weil ich es sehr süß fand tat ich ihm den Gefallen und lies ihn die Augenbinde umbinden. Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn und sagte, "Gut und jetzt zurücklehnen und die restliche Fahrt genießen."
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"Okay. Vorsicht..."
Ich hielt mich an Dereks Hand fest um nicht zu stolpern und mich vor ihm zu blamieren. "Wir haben es gleich geschafft."
Nach drei weiteren Schritten hielt er mich an den Schultern fest und brachte mich damit zum Stehen. Zum ersten Mal heute Abend nahm ich die Geräusche um mich herum wahr. Ich hörte das Meer. Das Rauschen und das Klatschen der Wellen. Ich hörte Grillen zirpen.
Das erste, dass ich sah, nachdem Derek mir die Augenbinde abnahm waren seine grünen Augen, die mir förmlich entgegen leuchteten. "Ich hoffe, dass es dir gefällt", sagte er und stellte sich auf meine Seite um mir den Blick frei zu machen.
Der kleine Pier neben dem normalerweiße ein paar kleine Fischerboote geparkt waren war mit sehr vielen Lichterketten erleuchtet. In der Mitte war ein kleiner gedeckter Tisch mit einer weißen Kerze in der Mitte und zwei Stühlen, die sich gegenüber standen. Es sah wunderschön aus. Weiß und leuchtend.
"Es-Es...Wow", hauchte ich.
"Setzt dich." Er führte mich zum Tisch und schob den Stuhl für mich zurecht.
"Ich hoffe du hast Hunger?"
"Klar."
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"Oh mein Gott, dass ist das beste, das ich jemals gegessen habe", stöhnte ich schon zum zehnten Mal heute Abend.
Derek kicherte rau und sagte, "Das hast du schon gesagt", sagte er grinsend.
"Wer auch immer das hier gemacht hat, ich werde ihn, sie oder es heiraten", sagte ich und schob mir noch ein Stück vom köstlichen Tiramisu in den Mund.
"Da bin ich aber froh, dass du mich heiraten willst. Anders würde ich es auch gar nicht haben wollen", sagte er breit grinsend und ich hörte sofort mit dem Kauen auf.
"DU hast das gemacht? Das Alles?", fragte ich unglaubwürdig.
Er nickte. "Ich hab' gar nicht gewusst, dass du so kochen kannst."
"Du hast ja nie gefragt."
"Ab jetzt wirst du immer für mich kochen, Kumpel!"
Er grinste mich mit blitzenden Augen an. "Ich freu' mich schon drauf."
"Ich wäre enttäuscht, wenn nicht."
Er stand auf und hiel mir die Hand hin. Ich runzelte verwirrt die Stirn, legte meine Hand aber trotzdem in die seine und erhob mich. Er sah ein wenig nervös aus und ich wurde noch verwirrter. Er führte mich zum Ende des Stegs und hielt dann dort an. Ich sah ihn verwirrt an, doch Derek blickte nur geradeaus. Ich wendete meinen Kopf und blickte auf's Wasser, bevor ich keuchte.
Willst du meine Freundin sein? A.) Ja. B.) A. C.) B.
Wie er das mit Kerzen hingebracht hat, war mir ein Rätsel. Ich grinste breit und sah zu Derek, der mich anstarrte. "Und?", fragte er.
"A, B und C", sagte ich, bevor ich mich auf die Zehenspitzen stellte, meine Arme um seinen Nacken schlang und ihn auf seine wundervollen Lippen küsste. Derek reagierte nach ein paar Sekunden und legte einen Arm um meine Taille um mich näher an seinen Körper zu ziehen und eine Hand auf meinen Hinterkopf um unseren Kuss zu intensivieren.
Wir lösten uns nach ein paar Minuten schwer atmend. Derek schlang seine Arme um meine Schultern und drückte mir einen Kuss auf's Haar, bevor er mich an sich zog. "Ich hab' noch etwas für dich", murmelte er.
Ich trat einen Schritt zurück und sah zu ihm auf. "Du musst nich-"
"Ich will aber", unterbrach er mich.
Er zog mich an der Hand zurück zum Tisch, bückte sich und holte eine weiße Schachtel hervor. "Es hat mich an deine Augen erinnert", sagte er, bevor er mir die Schachtel in die Hände drückte.
Ich hatte keine Ahnung wieso, aber ich wurde schon wieder rot. Dummes Blut. "Danke", flüsterte ich.
Ich öffnete den Deckel und ein weißes Kärtchen kam zum vorschein.
Winterball?
Ich sah auf und nickte mit einem leichten Lächeln, überwältigt von den Gefühlen die in mir herrschten.
"Deck das Papier auf."
Hinter dem Seidenpapier kam ein schimmernder silberner Stoff zum Vorschein. Es war ein Kleid. Ein wunderschönes, bodenlanges Kleid kam zum Vorschein, nachdem ich es aus dem Paket genommen hatte. "Es ist wunderschön. Danke", hauchte ich und sah ihn sein lächelndes Gesicht.
"Ich hatte gehofft, dass es dir gefällt."
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"Also, jetzt wo wir offiziel ein Paar sind darf ich Typen wie Steve Martins eine reinhauen, wenn er sich an mein Mädchen ran macht."
Ich schüttelte lachend meinen Kopf. "Nur weil du es bist. Hab' aber ein bisschen Mitleid mit ihm."
"Das habe ich. Er hat dich nicht. Ich bin der glücklichste Mann auf dieser Erde, Engel und ich liebe dich dafür noch mehr als ich es ohnehin schon tue."
"Ich liebe dich auch", sagte ich und schlang meine Arme um seine Taille. Ich spürte wie er mir einen Kuss auf die Haare drückte und mich näher an ihn zog.
Ich war zuvor zwar enttäuscht und traurig gewesen, weil mich noch kein Junge ausgefragt hatte, aber im Moment war ich glücklich, dass es niemand getan hatte. Ich war froh, dass Derek mein Erster war. IN ALLEM.
Ich saß in einem Raum voller reicher Menschen, in einem viel zu teueren Kleid, perfektem Make-Up und Haaren und hatte Schmuck um meinen Hals, der das amerikanische Gesundheitssystem finanzieren könnte, wenn es eines gäbe. Ich saß auf einem Sofa auf dem wahrscheinlich schon einer der ersten Präsidenten gesessen war und viele andere Politiker auch.
Wieso? Ganz einfach. Ich war mit meinem Chef hier, aber nicht als seine persönliche Assistentin. Nein. Ich war seine verlobte. Nicht seine Echte. Nur eine auf Zeit, bis seine Großmutter verstorben war und er mich nicht mehr brauchte.
Wieso ich das tat? Ganz einfach. Der Sohn meiner besten Freundin, Lindsay, leidete an Nierenversagen und benötigte eine Operation, die ihm das Leben retten würde, die sich meine beste Freundin, als Krankenschwester, aber nicht leisten konnte.
Mein Chef, Ruxin Wales, hatte irgendwie davon erfahren und mir ein Angebot unterbreitet, das ich nicht ablehnen konnte. Der Mann besaß mehr Gebäude ihn New York als Donald Trump und war auch dementsprechend reich. Er versprach mir, mir aus der Misere zu helfen, wenn ich vorgab seine Verlobte zu sein.
Er hatte zwar nicht gesagt für wie lange, aber ich nahm an, dass es sich dabei bis zum Tot seiner Großmutter handelte. Diese Frau war davon bessesen Ruxin in einer glücklichen, stabilen und ganz besonders langanhaltenden Beziehung zu sehen, bevor sie abtrat. Ruxin Wales arbeitete 120 Stunden in der Woche und war Tag und Nacht hinter einem Papierstapel versteckt. Er liebte die alte Dame, wie jeder andere, der in ihren Bann gezogen wurde, also kam ihm die Gelegenheit entgegen.
Wie schaffte er es bloß so fit zu bleiben? Es lag wahrscheinlich an seinem Kraftraum, den er im Büro hatte. Dort befand sich noch ein Schlafzimmer und ein Badezimmer. Der Mann wohnte förmlich in seinem Büro.
Ich unterhielt mich gerade mit einer Freundin der Familie. Obwohl unterhalten wäre zu viel gesagt. Sie sprach über ihre 'verkorkste' Kindheit, in der sich ihre Eltern scheiden ließen und sie mit Liebe, Zuneigung und Geschenken überhäuft hatten und ich versuchte nicht die Decke hochzugehen. Wie konnte man nur so ignorant und unglaublich selbstsüchtig sein? Sie beschwerte sich, dass ihr ihre Eltern zu viel Aufmerksamkeit schenkten. Andere Kinder hatte keine Eltern. Sie beschwerte sich darüber, dass sie zwei Mal im Jahr Weihnachten, Ostern und ihren Geburtstag feiern musste und nicht zu vergessen zwei Luxusurlaube machen musste. In der Schweiz, in Frankreich oder Spanien. Andere Kinder feierten überhaupt kein Weihnachten oder ihren Geburtstag.
"Es war so schrecklich", sagte sie seufzend. "Sie haben immer um meine Aufmerksamkeit gestritten. Wer schenkt mir den teuersten Schmuck, wer den neuesten Wagen, wer die neueste Kleidung. Einfach schrecklich. Dabei wollte ich doch nur alleine mit meinen Freundin etwas machen. Ich wollte selber shoppen gehen und alleine in den Urlaub fahren."
Wenn sie nicht bald aufhören würde zu sprechen, dann könnte ich für nichts garantieren.
"Entschuldigen Sie, Julia, aber ich muss meine Verlobte entführen", vernahm ich eine tiefe Bassstimmme hinter mir und spürte eine Hand auf meiner entblößten Schulter.
"Natürlich, Ruxin", kicherte sie. Ich wiederstand dem drängenden Bedürfniss genervt die Augen zu verdrehen und dankte dem lieben Gott, dass Ruxin mich gerettet hatte.
Julia zwinkerte mir zu und Ruxin nahm meine Hand in seine nachdem ich aufgestanden war. "Beruhig dich. Du sahst aus, als ob du sie gleich angesprungen hättest", raunte er amüsiert in mein Ohr und legte einen Arm um meine Taille.
"Das hätte ich wahrscheinlich auch getan", antwortete ich und versuchte die kleinen elektrischen Stöße, die durch meinen Körper gingen wo auch immer er mich berührte, zu ignorieren.
"Bis jetzt hatte ich ja keine Ahnung wie selbstsüchtig, von sich eingenommen und ignorant reiche Menschen sein können."
"Nicht alle sind so, aber es ist ein Nebeneffekt, wenn man reich und gelangweilt ist", sagte er breit grinsend.
Ich verdrehte die Augen. "Bin ich froh, dass ich nicht dein Leben habe."
"Nur du könntest so etwas sagen und es auch so meinen", lachte er.
"Es gibt sehr viele Menschen, die meiner Meinung sind", sagte ich leicht irritiert von der Tatsache, das er sich lustig über mich machte.
"Ich meinte das nicht böse, Emery", fing er an und ich glaubte ihm. "Ich wollte damit nur sagen, dass es wirklich ausergewöhnlich ist, wenn jemand so eine Einstellung zum Reichtum hat. Es gefällt mir."
"Da bekommst du wenigstens etwas für dein Geld geboten", meinte ich und versuchte mich nicht zu sehr von seinen Worten einlullen zu lassen.
Er blieb stehen und ich wäre fast auf mein Gesicht gefallen, wenn er mich nicht festgehalten hätte. "Emery. Ich möchte nicht, dass du heute Abend über das Geld oder unsere Vereinbarung nachdenkst, okay?"
Ich war verwirrt. Aus diesem Grund war ich doch hier. Um dieses Geld und diese Vereinbarung ging es doch. "Ich möchte, dass du den Abend genießt. So gut es eben unter den Reichen und Gelangweilten geht", fügte er hinzu als er mein Gesichtsausdruck bemerkte.
Ich seufzte. "Ich werde es versuchen."
"Dankeschön. Mehr wollte ich auch gar nicht", sagte er sanft.
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"Okay, Ruxin", fing ich an und legte seinen schweren Arm um meine Schultern. "Du hast auf jeden Fall zu viel getrunken."
"Isch mag's wenn du mich sooo nennst", lallte Ruxin.
"Wie denn?"
"Na Rusin."
"Du meinst Ruxin?"
"Das hab isch doch gsagt."
Ich seufzte und verdrehte meine Augen, während ich darauf achtete, dass wir Schritt für Schritt weiter voran kamen. "Das ist dein Name, Dummerchen. Wie soll ich dich denn sonst nennen?"
"Weisss ich nich. Aber isch mag deinen Namen auch. Emerrrrryyy", lallte er wieder und kicherte danach. Es klang so komisch meinen Boss kichern zu hören. Aber Alkohl machte vieles mit Menschen.
"Hier wären wir", meinte ich triumphierend, als ich es schaffte die Tür zu meiner Wohnung zu öffnen. Ich vergaß, dass Ruxin auf meine Stütze angewesen war, also hörte ich ein gedämpftes Geräusch nachdem er zu Boden fiel.
"Upsii", meinte Ruxin kichernd.
"Du bist so ein Mädchen, wenn du betrunken bist", meinte ich augenverdrehen und bückte mich um ihm aufzuhelfen.
"Bin isch gar nischt! Aber weißd du was isch bin?", fragte er und sah mich mit großen Augen an. Ich buxierte ihn zu auf mein Sofa und fragte, "Was?"
"Sag's keinem weider, aber isch bin...ver-ver...verliebbbdd", flüsterte er.
Ich fühlte einen ungewöhnlichen Stich im Herzen, als er das sagte. Als ob mir die Tatsache, dass Ruxin in eine andere Frau verliebt war, weh tat. "Ach ja?", fragte ich.
Er nickte eifrig. "Jaaa. Soll isch dir sagn in wennn?"
"Nicht nötig", sagte ich und fing an seine Schuhe auszuziehen.
"Dochh! Du musst doch wissen, dass isch in disch verliebt bin, Emerrryyyy!", kicherte er.
Ich stockte in meiner Bewegung und sah zu ihm auf. Er sah mich mit strahlenden Augen an und grinste breit. "Du hast echt einen zuviel gehabt", meinte ich nur und fing an sein Sakko auszuziehen.
"Ui, willscht du misch etwa naggig machn?" Er kicherte schon wieder. Eine Gehaltserhöhung wäre doch drinnen, wenn ich davon ein Viedo machen und es ihm zeigen würde, oder?
"Nein. Ich will dich nur ins Bett bringen."
"Ohooo, Emerrryyy! Du bis aba 'n' versaudes Ding!"
Ich seufzte schwer bevor ich mich an seinem Gürtel zu schaffen machte.
"So", meinte ich, nachdem ich ihn zugedeckt hatte und mich auf den Weg in meine Zimmer machte.
"Jetss haste mich gans scharf gemacht und dann gehste wieder", hörte ich Ruxin murmeln und in meinem Bauch herrschte gerade ein Schmetterlingsmasaker.
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Die ganze Nacht über hatte ich mich in meinem Bett gewälzt, weil mir Ruxins Worte nicht aus dem Kopf gehen wollten. Er konnte nicht in mich verliebt sein, aber es hieß doch - Kinder und Betrunkene sagen immer die Wahrheit. Aber ich wollte mich nicht an etwas festhalten, dass vielleicht nur seiner betrunkenen Fantasie entsprang.
Ich stöhnte bevor ich mich streckte und auf die andere Seite meines Bettes rollen wollte, als ich auf etwas hartes stieß. Ich runzelte die Stirn und öffnete die Augen. Ich starrte direkt auf eine muskulöse und äußerst nackte Brust. Ich setzte mich mit großen Augen auf und merkte, dass Ruxin schlafend auf meinem Bett lag.
Erst jetzt spürte ich etwas schweres auf meinem Schoss und sah hinunter. Es war Ruxins Arm, der vorhin wohl um meine Taille geschlungen sein musste. Ich versuchte vorsichtig seinen Arm von mir zu lösen. Wie war er überhaupt in mein Bett gekommen? Ich hatte ihn doch auf meine Couch gelegt.
Sobald ich seinen Arm ein wenig wegschieben konnte murmelte er etwas unverständliches und zog mich noch näher an sich ran.
Ich keuchte erschrocken auf und wusste nicht was ich in diesem Moment tun sollte. "Ruxin", flüsterte ich. Er bewegte sich nicht, also schüttelte ich ihn ein wenig. "Ruxin", zischte ich.
"Schlaf weiter, baby", murmelte er und zog mich auf seinen Körper. Mein Mund stand offen und mein Herz pochte so schnell wie noch nie. Ich versuchte mich aus seinem Griff zu lösen und spürte etwas hartes an meiner Scham, das mich erneut aufkeuchen lies.
Diese Position konnte ihn doch kaum anmachen, oder? "Verdammt", zischte ich leise und versuchte mich aufzusetzen.
"Ruxin, verdammt!"
"Ich sagte doch, dass du weiter schlafen sollst", waren seine Antwort, als er kurz seine Augen öffnete.
"Willst du mich-Ahh!"
Mitten im Satz wirbelte er uns herum, sodass ich auf meinem Rücken lag und er zwischen meinen Beinen. Er stämmte seine Arme neben meinen Kopf und sah mich mit stechend grünen Augen an. "Weißt du was ich am liebsten machen würde?", fragte er.
Ich keuchte auf, als er sein hartes Glied gegen meine - Höschen bedeckte - Scham stieß. Feuchtigkeit bildete sich in dort und ich spürte eine Ziehen in der unteren Magengegend. Seine heißen Lippen senkten sich auf meinen Hals. Er knabberte und küsste sich den Weg von meinem Hals zu meinem Schlüsselbein. Ich konnte mir ein kleines Stöhnen nicht verkneifen. Es fühlte sich zu gut an. Meine Haut prickelte, das Blut rauschte in meinen Ohren und mein Herz pochte wie verrückt.
"Ich will dich am liebsten vernaschen. Ganz aufessen", sagte er nachdem er sein Gesicht hob und mir in die Augen sah. Mein Mund wurde trocken und ich wusste nicht was ich tun sollte. Ich starrte ihn weiter an und überlegte was ich sagen sollte, falls ich überhaupt etwas sagen sollte.
Ich wusste, dass ich ihn auch wollte, aber was würde danach passieren? Was wäre, wenn ich mit ihm schlafen würde? Müsste ich mir dann einen neuen Job suchen? Ich wollte keinen anderen Job. Und es würde mir das Herz brechen, wenn ich Ruxin mal in einer Zeitschrift mit irgendeinem Model sehen müsste.
Bevor ich zu Ende denken konnte lagen Ruxins heiße Lippen auf den meinen und küssten mich. Ich war wie berauscht. Meine Hände wanderten zu seinen Schultern um mich dort festzuhalten. Ich krallte meine Nägel in seine Haut und Ruxin stöhnte an meinem Mund. Sein Arm wanderte um meine Taille, als er sich aufsetzte und mich auf seinen Schoß zog.
"Das muss weg", murmelte er an meinen Lippen und lies seine Hände zum Saum meines langen Shirts wandern und zog es über meinen Kopf. Ich keuchte, legte meinen Kopf in den Nacken und streckte ihm meinen Körper entgegen, als er anfing meinen Po zu massieren und mit seinem heißen Mund einen Nippel zu umfangen. Er leckte und knabberte, während seine großen Hände meinen Po massierten.
Ich stöhnte und keuchte. Meine Hände waren in seinen Haaren vergraben und eine seiner Hände wanderte von meinem Po zum meiner anderen Brust, die er umfing. "Perfekt. Sie passt perfekt in meine Hand, Liebling", murmelte er und sein Mund wanderte wieder weiter nach oben und mir entkam ein Wimmern, als sein unwiderstehlicher Mund von meinem Nippel abließ.
Ich wollte mehr. So viel mehr. Egal was im Nachhinein passieren würde. Meine Nägel kratzten über seinen Rücken, als ich sie zu seinem Po wandern lies. Ich zog am Bund seiner Calvin Klein Unterhose und hörte wie er scharf die Luft einatmete und sein Gesicht in meinem Nacken vergrub. Nachdem ich es geschafft hatte seine Unterhose auszuziehen lag ich im nächsten Moment wieder meinem Rücken.
"Sieh' mich an, Liebling", sagte er heißer und legte eine Hand in meinen Nacken. Seine andere Hand schob mein Höschen von meinen Beinen, bevor sich seine Hand um meine Scham legte.
"Bitte", stöhnte ich.
"Es gibt kein zurück mehr, Liebling", erinnerte er mich. "Niemals wieder."
Ich zog ihn an seinem Nacken zu mir hinunter und küsste ihn stürmisch. Ruxin umfasste meine Handgelenke und hielt meine Arme mit einer Hand über meinem Kopf fest. Seine freie Hand wanderte zu meinem Po, den er anhob um leichter in mich einzudringen.
Es fühlte sich einfach wundervoll an. So perfekt. So heiß. So befridigend. Unsere Körper bewegten sich im Einklang, tanzten den ältesten Tanz, der so alt wie die Menschheit war. Seine Lippen flüsterten leidenschaftliche und liebevolle Worte in mein Ohr.
Der Höhepunkt, das berauschendeste das ich je zuvor in meinem Leben gespürt hatte.
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Schwer atmend und verschwitzt lage wir in meinem Bett. Ruxins Arm um mich geschlungen und sein Gesicht in meinem Haar vergraben während ich mein Gesicht in seiner Schulter vergraben hatte und seinen herrlichen Geruch einatmete.
"Ich meine das ernst, was ich gesagt habe", sagte Ruxin.
Ich sah ihn verwirrt an. Er hatte heute Morgen viel gesagt.
"Das es kein Zurück mehr gibt. Nie mehr. Und es ist die Wahrheit als ich die gestern gesagt habe, dass ich verliebt in die bin. Das bin ich nämlich. Schon seit einiger Zeit", sagte er und sah mir dabei fest in die Augen.
"Ich auch in dich", flüsterte ich leise.
"Gut. Sonst hätten wir nämlich ein ganz schön großes Problem gehabt", grinste er und ich lachte.
"Was hälst du davon, wenn du den Ring weiterhin trägst, aber als meine echte Verlobte?"
"Fragst du mich etwa ob ich dich heiraten soll?"
"Ich weiß, dass es nicht gerade der Antrag ist, denn du dir vielleicht vorgestellt hast, aber ich werde es wieder gut machen. Ich verspreche es."
"Wenn das so ist, dann JA!"
"Ich liebe dich, Emery."
"Ich liebe dich auch, Ruxin."
Und er hatte es getan. Er hatte es wieder gut gemacht - bis zum Ende unseres Lebens. Und mit jedem Tag liebten wir uns mehr und mehr. Uns und unsere vier Kinder, die folgten.
"Wo warst du denn so lange?", fragte mein Freund, als ich am Schalter neben ihm ankam. "Du hast gesagt, dass du schnell auf die Toilette gehst. Du warst zwanzig Minuten weg."
"Ich war auch auf dem Klo und dann bin ich an einem Kiosk vorbei gegangen und dann hab ich diesen verdammt interessanten Artikel in der Times gesehen und konnte nicht anders als mir das ganze Ding durchzulesen."
"Ah ja? Und wo ist diese interessante Ausgabe der Times?", fragte er mit einer hochgezogenen Augenbraue. Das war das schlechte an Vincent. Er war wie ein Lügendetektor. Vielleicht hätte ich mir auch etwas anderes als Ausrede suchen sollen, als eine Zeitung. Oder irgendetwas zu lesen. Dafür kannte er mich zu gut. Das einzige, das ich lesen würde musste sehr viele bunte Bilder haben um meine Aufmerksamkeit für mehr als zehn Sekunden zu beanspruchen.
Traurig aber wahr.
"Na gut. Ich bin bei einem Spielzeugladen vorbei gegangen und hab' fünfzehn Minuten lang versucht so 'nen dämlichen Zauberwürfel zu lösen", gab ich grinsend zu.
"Hast du's wenigstens geschafft?", fragte er mit einem amüsierten Glitzern in den Augen.
"Nein!"
"Schade."
"Deshalb hab' ich das Drecksding auch gekauft", sagte ich und holte den Würfel aus meiner Westentasche.
"Aber wie-"
"Oh und danke für deine Brieftasche." Ich holte seine Brieftasche, die ich mir vorher geliehen hatte aus der anderen Westentasche und gab sie ihm, bevor ich mir ran machte um den Würfel der schwarzen Magie zu entschlüsseln und die Menschheit vor der Versklavung zu retten.
Na gut. Vielleicht versuchte ich auch nur das kleine beschissene gelbe Quadrat aus dem großen blauen Quadrat zu schieben. Wie konnte das kleien Drecksding auch in die Mitte kommen?
*DER VERZAUBERTE ZAUBERWÜRFEL*DER VERZAUBERTE ZAUBERWÜRFEL*DER VERZAUBERTE ZAUBERWÜRFEL*
Als wir im Flugzeug saßen war es als ob ich mit Drachen kämpfte um mein Leben zu retten und dem Bösen den Gar auszumachen und die Menschheit zu retten. Es war ein harter Kampf, der mich viel Kraft und Nerven gekostet hatte und hatte sich einen Scheiß ausgezahlt.
Ich hatte nach weiteren fünf Minuten aufgegeben. Der Würfel war einfach verflucht.
"Bist du nervös?", fragte mich Vincent als die Maschine abhob.
"Ich fliege nicht zum ersten Mal, weißt du? Ich kann mich noch erinnern, als ich dreizehn war und wir nach Thailand geflogen sind, man war das schlimm. Der Flieger wäre fast abgestürzt. Drei Mal. Ich weiß ja nicht wo der Pilot seinen Schein gemacht hat, aber nach Thailand flieg' ich nicht mehr."
"Ich meinte eigentlich die Tatsache, dass du meine Eltern kennen lernst."
"Ah das! Ja, das hatte ich eigentlich ganz gut verdrängt, danke das du mich daran erinnert hast."
"Ich liebe dich auch", grinste er.
Ich war nicht nervös. Ich hatte eher eine Scheiß-Angst davor Vincents Eltern kennen zu lernen. Es war das erste Mal, dass ich die Eltern von einem Jungen mit dem ich ausging kennen lernte.
*DER VERAZUBERTE ZAUBERWÜRFEL*DER VERZAUBERTE ZAUBERWÜRFEL*DER VERZAUBERTE ZAUBERWÜRFEL*
Vincents Familie war ganz anders als ich es mir vorgestellt hatte. Es war laut, es wurde viel gelacht, geredet und gefeiert. Das Haus war voller Leben.
Vincent war halb italienner und seine Mutter liebte es zu kochen. Sein Vater liebte es Nachkommen zu zeugen, denn Vincent hatte fünf Brüder. Keine einzige Schwester. Ich hoffte nur, dass Vincent nicht so war, denn das konnte er sofort vergessen. Als ob ich acht Kinder kriegen würde und dann nur Jungs.
Wir saßen gerade beim Abendessen, als Vince fragte, "Was habt Giovanni, Alejandro und du heute gemacht?" Nachdem ich Vincents Familie kennen gelernt hatte, hatten mich Alejandro und Giovanni entführt. Ich mochte die zwei. Sie waren wie die Brüder, die ich meine Eltern immer angefleht hatte zu haben.
Wir sahen uns gegenseitig an bevor Giovanni antwortete, "Wir haben ein Buch gelesen."
Wie konnte mein Freund so klug und sein Bruder so dämlich sein. Wir haben ein Buch gelesen?
Ich sah wie Alejandro seine Hand auf die Stirn schlug und ihm einen Blick zuwarf, der so viel sagen sollte wie: Du bist so dumm wie ein Stück Toastbrot. Verschimmeltes Toastbrot.
"Angie hasst Bücher", sagte Vince und lehnte sich zurück.
"Wir waren Pokern", sagte Alejandro. Klang schon glaubwürdiger. Vince glaubte ihm immer noch nicht. "Na gut. Es war Roulette."
Maria, Vince' Mutter, sah immer geschockter aus, während Mario, Vince' Vater, sich auf die Lippe biss um nicht zu lachen. Ich verstand nicht was an der Situation so komisch war.
"Angie?" Ich spürte Vince' Blick auf mir.
Seufzend griff ich in meine Westentasche und holte den verdammten Zauberwürfel raus. "Wir haben versucht ihn zu lösen."
"Aber er ist nicht-"
"Das sehe ich! Nicht einmal so ein kleiner Chinese hat den lösen können", sagte ich und sah den Würfel in meinen Händen an, als ob er verantwortlich für den Hunger und den Krieg auf der Welt war. Ich hasse diesen dämlichen Würfel.
"Schon okay, baby. Ich als dein Prinz in schimmernder Rüstung werde den Bösewicht besiegen und den Würfel-"
"Mach einfach, Vince", grummelte ich und lies den Würfel nicht aus den Augen. Ich wünschte er würde einfach explodieren. Vince nahm den Würfel in seine große Hand und er verschwand aus meinem Blickfeld.
"Ich hab's!"
Ich sah mit großen Augen auf. "Was? Wie? Aber-" Ich sah schockiert auf den Würfel.
Vincent war mein Prinz in schimmernder Rüstung. Das Gute gegen das Böse. Mein-
"Verdammt noch Mal das gelbe Ding ist immer noch da!"
"Hey, Loser!"
Neben mir setzte sich jemand hin. Ich wusste wer es war und das war der Grund wieso ich in Ruhe weiter aß obwohl meine Freunde den Neuankömling neugirig musterten. Sie kannten Bob nicht. Wenn ich ehrlich war dann musste man Bob auch nicht kennen lernen.
Bob war ein Idiot.
"Hast du keinen Unterricht?", fragte ich bevor ich einen Bissen nahm und genüßlich auf meinem Sandwich kaute.
"Ich hab am Mittwoch immer nur drei Stunden Unterricht", sagte er.
"Heute ist Freitag", erinnerte ich ihn.
"Heilige! Was hab ich dann gestern gemacht?"
Ich atmete tief durch bevor ich mich zu ihm drehte. Ich sah ihn mit großen Augen und offenem Mund an.
"Was hast du mit deinen Haaren gemacht?" Ich fuhr durch seine jetzt lilanen Haare, die vorher blond waren.
"Hab 'ne Wette verloren", sagte er schulterzuckend.
"Ist er einfach nur dämlich oder high?", hörte ich May fragen.
"Ich weiß es nicht, aber wahrscheilich beides", sagte ich.
"Ich sitzte neben dir, Kayla!"
"Ich weiß Bob, aber das geht mir am Arsch vorbei!"
"Wieso nochmal sind wir Freunde?"
"Ich weiß es nicht, sag' du es mir", seufzte ich.
"Weil wir miteinander aufgewachsen sind, stimmt!"
"Leider", murmelte ich. "Willst du jetzt nicht eigentlich in deine Schule gehen?"
"Nö. Ich hätte jetzt sowieso Geschichte. Wozu brauch ich das? Das ist doch schon alles in der Vergangenheit?"
"Weil...ah, ist doch egal....wieso bist du hier Bob?"
"Mir war langweilig."
"Wie wäre es, wenn du mal in der Schule aufpasst?"
"Ne, die Lehrer sagen immer das gleiche. << Uh, Bob geh vom Tisch runter. Bob, hör auf Jams Haare mit dem Feuerzeug wegzubrennen. Booob, hör auf dir Stifte in die Nase zu schieben und schreib den Test! >>"
Ich wusste, dass sich meine Freunde schwer das Lachen verkneifen konnte. Ich würde auch lachen, wenn ich nicht wüsste, dass er es ernst meinte.
"Guck mal, Kayla! Ich bin eine Giraffe", sagte er.
Er hatte sich zwei Strohhalme in die Nase gesteckt. "Muuhh."
Vielleicht sollte ich ihn daraufhinweißen, dass eine Kuh muhte und eine Giraffe keine zwei Hörner hatte. Oder was auch immer diese Strohhalme darstellen sollten.
Weil ich wusste, dass es sowieso keinen Sinn mehr machte hier zu bleiben und dafür zu sorgen, dass meine normalen Freunde mich für bescheurt hielten, weil ich mich mit so einem Idioten abgab. Sie sahen zwar jetzt so aus, als ob sie vor Lachen platzen würden, das war aber nur so, weil sie dachten er würde Spaß machen.
Bob meinte das ernst. Wie schon gesagt, er ist ein Idiot.
*~*~*MYIDIOTFRIEND*~*~*
"Ich würde sagen, dass er als Baby oft auf den Kopf gefallen ist, aber das wäre eine Lüge", seufzte ich und versuchte dem netten Officer zu erklären wieso mein guter Freund ihm einen Donut unter die Nase gehalten hat und geschrien hat <<Na, komm! Komm schon!>> als ob er mit einem Hund reden würde. Mit viel Glück würde er nur Bob einsperren, aber ich hatte so ein dummes Gefühl, dass meine Eltern mich dafür verantwortlich machen würden.
"Beamtenbeleidigung sag' ich da nur", meinte der übergewichtige Mann mit der Halbglatze.
"Ich würde Ihnen jetzt sagen, dass er unter Einfluss von Drogen steht oder psychisch krank ist, aber auch das wäre eine Lüge. Er ist einfach nur dämlich", sagte ich und zeigte auf Bob, der gerade eine Wespe jagte. Keine Ahnung warum. "Sehen Sie?!"
"Das kann ja sein, aber das entschuldigt sein Verhalten noch lange nicht."
"Doch, vertrauen Sie mir. Das tut es. Er ist nur so, weil...naja...seine Mutter hat...naja..." Ich machte eine Geste, die ihm zu verstehen geben sollte, dass Bobs Mutter getrunken hatte. Das war zwar eine Lüge, aber in diesem Fall musste ich alle Register ziehen.
Der Mann seufzte schwer. "Verschwindet einfach und kommt mir nicht mehr unter die A-"
"AAHHHH!" Bob wurde von der Wespe gestochen. Das hatte er davon.
"Das Kind ist ein wahrlicher Dummkopf."
"Das haben Sie ja nett ausgedrückt."
"Ich gebe mein bestes."
*~*~*MYIDIOTFRIEND*~*~*
2 Jahre später...
Literatur war wirklich kein Zuckerschlecken gewesen heute. Der Brite, der uns unterrichtete war ein strenges Arschloch und ich hatte nicht wirklich die Zeit oder Lust dazu ein Exposé über Ghoetes FAUST I zu verfassen.
Mein Schädel brummte ohnehin schon vom Koffeinentzug und den fünf Stunden Schlaf, die ich kriegen konnte.
Das College war echt 'ne Bitch, die es zu besiegen galt.
"Wenn das nicht meine Freundin Kayla ist", hörte ich eine bekannte Stimme in mein Ohr sagen, als ich gerade dabei war mir einen Kaffee vom Automaten runterzudrücken.
"Bob, wenn du nur hier bist um mir am Arsch zu gehen, dann verschwinde wieder, weil ich dafür wirklich keine Zeit habe."
Ich war einfach viel zu erschöpft dafür. Ich liebte Bob, aber gerade jetzt konnte ich seine Anwesenheit nicht gebrauchen.
"Wer hat meiner kleinen Ky was angetan?", fragte er.
"Mein Literaturprofessor ist ein Arsch. Ich muss bis morgen ein Exposé über FAUST I schreiben. Ich hab' das Buch ja nicht einmal gelesen."
"Keine Angst, ich, dein Retter in schwerer Not, werde dir zur Seite stehen und dich retten."
"Wie willst du das machen?"
"Wir gehen jetzt erst einmal schlafen."
"Bob, ich kann nicht. Ich muss-"
"Ein Exposé schreiben, bla, bla, bla...Ich weiß. Keine Angst, wenn du wieder aufwachst ist dein Exposé fertig und so gut, dass der Engländer die Schnauze hält und dir nie wieder etwas aufgeben wird", sagte er grinsend.
"Willst etwa du mein Exposé schreiben?"
"Willst du mich beleidigen? Ich mach doch nicht mal meine eigenen Aufgaben. Ich kenn da jemanden, der jemanden kennt, der 'nen Cousin oder so hat und der macht das dann", sagte er schulterzuckend.
Ah, leuchtet ein. Oder auch nicht.
"Okay", sagte ich. Ich hatte keine Lust darauf mit ihm zu diskutieren und ich musste zugeben, dass sich sein Vorschlag verdammt gut anfühlte.
"Geht doch, Ky. Keine Angst, du wirst es nicht bereuen!"
*~*~*MYIDIOTFRIEND*~*~*
Ich ließ mich auf mein Bett fallen nachdem ich mir meine Schuhe auszog. Endlich.
Es wäre so schön gewesen, wenn sich da nicht eine schwere Person hätte auf mich fallen lassen. "Runter von mir, Fettklops!"
"Das hast du letzte Nacht aber nicht gesagt", hörte ich Bob grinsend sagen. Hatte ich vergessen, dass Bob und ich seit fast zwei Jahren ein Paar waren. Komisch, aber ich hatte mich in den Typen verliebt.
Vielleicht lag es daran, dass er ein romantischer Idiot war.
Nachdem Bob damals von der Wespe gestochen wurde und wir ins Krankenhaus fahren mussten, weil der Idiot vergessen hatte, dass er alergisch gegen Wespen war, gestand er mir seine Liebe und fragte nach einem Date.
Sein Gesicht war angeschwollen gewesen und er konnte kaum atmen, aber er hatte noch genug Kraft gehabt um mir das zu sagen. In dem Moment wusste ich nicht ob ich lachen, weinen oder ihm einfach seinen Hals umdrehen sollte.
"Du bist ein Idiot, Bob."
"Aber dein Idiot", sagte er und drückte mir einen wundervollen Kuss auf die Lippen, der mich die Welt um uns herum vergessen ließ.
"Last Christmas I gave you my heart!", sang meine große Schwester Kate und nahm schluchzend einen Schluck von Dads Gin. Ich seufzte schwer und überlegte wie ich meine Schwester aus ihrer trübseligen Blase bringen konnte. Es war Weihnachten und sie weinte, weil ihr Freund - jetzt Ex-Freund - sie betrogen hatte.
Ich hatte Wiliam noch nie gemocht. Er war so hochnäsig und arrogant, ich wusste nicht was meine Schwester an ihm fand. Meine Eltern hatten ihn für den perfekten Schwiegersohn gehalten und Kate und Wiliam war das perfekte Paar gewesen. Beide groß, blond, schlank, große blaue Augen und Studenten der Harvard University.
"But the very next day you gave it away. This year, to save me from tears-", schluchzend nahm sie noch einen großen Schluck. Ich würde nicht zulassen, dass meine Schwester an Weihnachten in Gin, Selbsmittleid und Liedern von Wham! versank.
"Kate. Es ist Weihnachten."
"Ich weiß, das Fest der L-Liebe! Was soll ich machen, Erin? Meine Liebe ist tod! Ich werde einsam und verlassen sterben!"
"Jetzt reicht's." Mit diesen Worten rieß ich ihr die Flasche aus der Hand öffnete alle Fenster, bevor ich die Schokolade vom Tisch räumte und mich auf den Weg zur Küche machte. Ich schmieß die Sachen in den Mülleimer und machte mich mit dem Sack in meinen Händen auf den Weg nach draußen.
Wütend und in Hausschuhen stampfte ich durch den Schnee in den Garten und warf den Sack in unseren Außenkamin. Der Gin würde sicher gut brennen. Als ich zur Streichholzschachtel, die immer in einem Behälter neben dem Grill waren, blickte ich über meine Schulter rauf und sah, das meine Schwester mich mit großen Augen beobachtete.
Ohne sie aus den Augen zu lassen zündete ich ein Streichholz an und warf es in den Grill, der noch Kohle und Papier drinenn hatte. Wenn sie nicht ihr Leben in die Hände nahm, dann würde ich es eben tun. Ich stampfte wieder zurück rauf in das Zimmer meiner Schwester. Ich würde diesen Menschen, der sie nie verdient hatte, aus ihrem Leben löschen. Als ob er nie existiert hatte.
Ich wusste, dass sie unter ihrem Bett eine Schachtel mit Fotos von den Beiden aufbewahrt hatte, einen Teddy auf ihrem Bett, den er ihr vor einem halben Jahr geschenkt hatte und einen Pullover in ihrem Schrank, den er bei ihr vergessen hatte. Jedes einzelne dieser Stücke schnappte ich mir und meine Schwester lies es geschehen. Dieser höchnäsige Typ hatte sie gar nicht verdient und das würde ich ihr auch beweisen.
Mit den Sachen des Teufels in meiner Hand machte ich mich wieder auf den Weg in unseren Garten.
Es roch schrecklich nach verbranntem Plastik und Alkohl, aber das war es wert. Eines nach dem anderen warf ich zuerst den Bären, dann seinen Pullover und zu guter Letzt machte ich die Schachtel in der sich die Fotos befanden auf. Ich wollte jedes einzeln verbrennen.
"Männer sind Schweine", schluchzte Kate, die neben mir zum Stehen kam.
"Das sind sie alle, nur musst du einen finden, der für dich zu einem Prinzen wird. Wenn er das nicht tut, dann ist er es nicht wert", meinte ich und ward Foto für Foto ins Feuer. "Da siehst du hübsch aus", sagte ich und zeriss das Foto von ihrem Abschlussball in der Mitte.
Der Dreckssack hatte ihre Tränen nicht verdient und ihr Gesicht war viel zu schön, als das sie es zu so einer Fratze verziehen sollte.
"Möchtest du weiter machen?", fragte ich und reichte ihr das nächste Foto.
Kate atmete tief durch bevor sie das Foto aus meiner Hand nahm und es sich ein letztes Mal ansah und es ins Feuer warf. "Weißt du. Ich dachte wirklich, dass Wiliam nicht so ein Typ ist. Ich dachte wirklich, dass er mich liebt. Aber ich hatte schon immer ein Problem mit seinem kleinen Penis."
Ich verschluckte mich an meinem eigenen Lachen. Das übertraf echt alles. Das war genial.
"Jetzt ist das ja nicht mehr dein Problem." Sie sah kurz wieder traurig aus und ich hätte mich dafür am liebsten selber geschlagen, aber als sie anfing zu lachen atmete ich erleichtert aus.
"Da hast du recht. Irgendwie hat es nie richtig klick mit uns gemacht. Es war nett mit ihm, aber es fühlte sich nie so richtig gut an", sagte sie. "Ich bin auf einer Seite froh, dass wir nicht mehr zusammen bin, aber ich bin traurig, dass er nicht ein richtiger Mann sein und schluss machen konnte, bevor er mit einer anderen schläft."
"Sieh's doch mal positiv."
"Wie denn?"
"Ich werde sein Gesicht brechen", sagte ich grinsend. Meine Schwester fang wieder an zu lachen.
"Du warst damals zwölf, Erin", sagte sie kopfschüttelnd.
"Und ich hab's damals schon verdammt ernst gemeint."
"Wie willst du ihm denn bitte das Gesicht brechen? Du bist viel zu zierlich dafür."
Ich verengte meine Augen zu Schlitzen und sah sie böse an. "Danke für deinen Glauben an mich."
"Also willst du ihm sein Gesicht brechen?"
"Nein, natürlich nicht. Ich mach mir doch meine Hände nicht wegen dem Schwein schmutzig, das ist er nicht wert, aber ich kenne jemanden der das mit Vergnügen machen wird."
"Du meinst Chance wird das machen?"
"Na klar, wenn er mich liebt dann macht der das auch. Außerdem konnte er Wiliam auch nie ausstehen", erklärte ich schulterzuckend.
"Mach du mal. Ich verbrenn' hier den Rest und leg mich dann auf's Ohr."
Das klang schon mehr nach meiner Schwester. "Okay, bis später."
---This Christmas---
"Hey, Baby", grüßte Chance mich als er die Tür öffnete.
"Hey." Ich drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen bevor ich an ihm vorbei ging.
"Wie komme ich zu der Ehre?", fragte er und ich konnte sein Grinsen förmlich hören.
"Du musst mir einen Gefallen tun."
"Welchen?"
"Du musst Wiliam das Gesicht brechen."
"Ich warte schon seit zwei Jahren darauf, aber wieso jetzt? Ist deine Schwester endlich zu sich gekommen und hat mit ihm Schluss gemacht."
"Ja, nachdem sie ihm in flagranti erwischt hat."
Er stieß zischend Luft aus. "Wie geht's ihr?"
"Inzwischen gut. Ich hab' ihr gezeigt wie sie darüber hinweg kommt."
"Wie?"
"Ich hab seine Sachen im Grill verbrannt", sagte ich grinsend.
"Das ist mein Mädchen."
---This Christmas---
Ich wusste wo wir Wiliam finden konnte. Er war immer in einem dieser dummen Schnösel-Clubs. Mein Vater ging dort manchmal hin um mit seinen Geschäftspartnern zu trinken. Dort gab es den teuersten Bourbon den es zu kaufen gab.
Den ließ sich der Bastard bestimmt gerade schmecken.
Dort saß er mit seinen dummen Schnösel-Freunden und lachte herzlich.
Das Lachen würde ihm bald vergehen.
"Hey, Wiliam", grüßte ich ihn nachdem ich hinter ihm zum Stehen gekommen war.
Seine Schultern versteiften sich ein wenig bevor er sich umdrehte und mir ein arrogantes Lächeln schenkte. Er konnte Chance nicht sehen, weil sie der auf die andere Seite gestellt hatte.
"Wie geht's dir, Erin? Wie geht's Kate?"
Ich schenkte ihr ein zuckersüßes Lächeln. "Wundbar. So frei und erleichtert hab' ich sie schon seit langem nicht gesehen." Ich war eine hervorragende Lügnerin.
Sein Lächeln fiel kurz in sich zusammen. Er hatte wohl etwas anderes erwartet.
"Sag mal, kannst du dich noch an mein Verpsprechen von vor sechs Jahren erinnern?", fragte ich ihn. Ich hoffe du stirbst, Dreckskerl.
"Welches Versprechen? Ich erinnere mich ja nicht einmal mehr daran mit welcher Kellnerin ich hier geschlafen habe und mit welcher nicht."
Das hätte mich wohl wütend machen sollen, aber ich fand es nur eklig. Ich wusste doch, dass ich schon immer einen Grund hatte den Mistkerl zu hassen.
"Na dass ich dir dein Gesicht brechen werde, sobald du es auch nur wagst das Herz meiner Schwester zu brechen. Na gut, du hast Kates Herz nicht gebrochen, aber ich hasse dich einfach und werd' es deshalb trotzdem machen."
Er lachte und seine kleinen dummen Freunde lachten mit ihm während ich meine Augen verdrehte. Sein Lachen erstarb als ich Chance zunickte und er Wiliams Kopf mit voller Wucht gegen den Tisch knallte. Ich schnitt eine Grimasse als ich ein ungesundes Knacksen hörte, das nicht vom Tisch kam.
Als Wiliam hochsah und mich mit einem dämlichen Gesichtsausdruck ansah holte ich schnell mein Handy raus und schoß ein Foto von ihm. "Mom hat gesagt, dass wir noch kein Motiv für unsere Weihnachtskarte haben, aber danke, dass du uns ausgeholfen hast."
Ich machte mich mit Chance auf den Weg nach draußen. Kurz vorm Ausgang drehte ich mich um und rief, "Ich soll dir von Kate ausrichten, dass ihr dein kleiner Schwanz schon immer Probleme gemacht hat. Fohe Weihnachten und ich hoffe du rutscht aus!"
---This Christmas---
"Sie ist wunderschön", sagte ich als ich die Weihnachtskarte mit Wiliams Gescht betrachtete.
Kate und Chance lachten sich tot während Dad seinen Kopf grinsend schüttelte. Meine Mom war ein kleiner Grisgram und sah uns nur mit verschränkten Armen und einer mürrischen Miene zu. "Was denn? Ich finde, dass das wirklich das perfekte Motiv für dieses Jahr ist!"
"Ich wollte aber ein Familienfoto haben! Was wird deine Grandma wohl sagen, hm? Die arme Frau wird einen Schlaganfall erleiden. An Weihnachten!"
"Sei keine Drama Queen, Sylvia", meinte mein Vater grinsend.
"So müssen wir wenigstens keine hässlichen, kratzigen Pullover anziehen."
"Gib mal her." Kate nahm mir die Karte aus den Händen und drückte ihre Erdbeerroten Lippen drauf. Ein Kussmund, nicht schlecht.
"Katarina!"
Ich zuckte zusammen, als ich die mir nur allzu bekannte Stimme hörte.
"Du, Elisa, ich erinnere mich wieder wieso ich nicht hier her wollte", sagte ich mit einem entschuldigenden Lächeln. Wir waren gerade in der Schule ihres Freundes, Dallas, damit Elisa ein bisschen mit ihm rumknutschen konnte. Ich hatte keine Ahnung wieso wir das taten, denn es war nicht so als ob der Typ hunderte von Kilometern weit weg wohnte.
Er ging einfach nur auf's College.
"Liegt es vielleicht an dem verdammt gut aussehendem Typen, der gerade auf uns, besser gesagt auf dich zukommt?"
"Babe, du sollst doch niemanden außer mich gutaussehenden finden", sagte Dallas und schlang seine Arme um Elisas Taille. Die zwei waren wirklich süß, aber ich hatte gerade ein riesen großes Problem.
Ich legte meine Handflächen zusammen und fing an zu beten. "Bitte, lieber Gott, lass das nur 'ne Fatamorgana sein."
"Katarina." Da war er wieder. Der italienische Akzent.
"Riccardo, mein bester! Wie geht's dir?", fragte ich mit einem nevösen Grinsen. Ich hatte ihn das letzte Mal bei der Hochzeit meiner großen Schwester in Italien gesehn. Vor fünf Monaten also.
"Meine kleine Katarina. Wie geht es dir, vita mia?"
Riccardo und ich hatten eine komische Beziehung. Es fing alles damit an, als der Arsch mir meinen BH aufgemacht hat und ich in der Kirche mit offenem BH sitzen musste und hörte schlussendlich damit auf, dass seine Haare für eine kurze Zeit blau waren.
"Jetzt wo ich dich gesehen habe, scheiße. Mit blauen Haaren hast du mir besser gefallen, Ric."
"Wirklich? Gefallen dir meine schwarzen Haare nicht, principessa?"
"Die sind doch viel zu gewöhnlich für so einen außergewöhnlichen Dummkopf wie dich", meinte ich grinsend. "Müsstest du nicht in Sizilien, Rom öder der Hölle sein?"
"Hat dir den niemand gesagt, dass ich dort erst wieder zurück gehe wenn du mitkommst?"
Ich hörte Elisa neben mir einen verliebten Seufzer ausstoßen. Wieso fand sie das süß? Ich fand das nur krank. Das zeigte doch nur, dass er psychisch gestört war, oder?
"Wer sind den deine Freunde, principessa?", fragte er.
"Das sind Elisa und ihr Freund Dallas."
"Freut mich", sagte er und kam näher auf mich zu. "Du hast mich damals in Italien wirklich mit einer Überraschung zurück gelassen", murmelte er.
"Hat sie dir gefallen?", fragte ich grinsend.
"Der Trick war einfach, aber effektiv. Das muss ich dir lassen. Ich hab' drei Tage lang wie eine Discokugel gelitzert."
Mein Grinsen wurde noch breiter, als ich es mir bildlich vorstellte. Der große, böse Riccardo glitzernt wie ein Einhorn. Oder in dem Fall wie eine Discokugel.
"Das gefällt dir, nicht wahr?"
Ich zuckte mit den Schultern. "Ich find's nur schade, dass ich es nicht mehr mit ansehen konnte."
"Keine Angst. Dafür bekommst du mich doch jetzt öfter zu Gesicht." Er drückte mir noch einen Kuss auf die Stirn bevor er mit einem "Ciao" verschwand.
Das klang fast so, als ob er weiter machen wollte wo wir in Italien stehen geblieben waren.
||| Italian Family ||| Italian Family |||
Ich erkannte Rirccardos Freunde sofort. Es waren die gleichen Typen, die auch in Italien mit ihm abhingen. Es saßen auch ein paar Mädchen mit ihnen und ich wusste, dass außer Diavolo und Angelo niemand von denen eine Freundin hatte.
Es war genau ein Platz zwischen zwei Mädchen frei und ich nahm stark an, dass es sich dabei um Riccardos Platz handelte. Perfekt.
Als ich mich auf den freien Platz setzte sahen mich die Mädchen mit einem nicht so freundlichen Blick an. Es war eher ein Blick, der sagte: Verpiss dich.
Ich ignorierte die Blicke und begrüßte die Jungs und dessen Freundinnen. "Wer bist du?", fragte ein Mädchen mit roten Haare.
"Ich bin Katarina. Riccardos Ex."
Das musste die Mädchen wohl ziemlich aus der Bahn geworfen haben, denn die sahen mehr als nur geschockt aus.
"Was willst du hier?", zickte mich eine Blondine von der Seite an.
"Ich wollte fragen wie es ihn nach der OP geht", sagte ich gespielt mitleidig.
"Welche OP?"
"Na, ihr wisst schon...", sagte ich und versuchte diskret zu klingen.
"Nein, stimmt was nicht mir Ricci?", fragte ein Mädchen mit braunen Haaren.
"Herr Gott, hat er es euch denn noch nicht gesagt?", fragte ich gespielt geschockt.
Sie schüttelten ihre Köpfe. "Ich dachte wirklich, dass er kein Problem mehr hat darüber zu sprechen. Aber...ihr wisst doch, dass Männer mit ein paar Teilen ihr Ego aufwerten, nicht wahr? Wie zum Beispiel ihr Auto, das Auftreten, das alles halt." Sie nickten verständlich. "Naja, Riccardo musste nun mal seine Größe aufwerten."
"Welche Größe?", fragte die Rothaarige.
"Na...seine Penisgröße", flüsterte ich. "Riccardo hat leider schon immer 'nen kleinen Schniedel gehabt. Den wollte er sich eigentlich operieren lassen. Ihr wisst schon. Eine Penisvergrößerung." Die Mädels sahen sichtlich geschockt aus, aber Riccardos Freunde sahen kurz vorm Platzen aus und ich musste ehrlich zugeben, dass es richtig schwer war nicht laut aufzulachen.
"Principessa. Was für eine Überraschung", hörte ich Riccardos Stimme gurren.
"Kommt Mädels, lasst uns von hier verschwinden", sagte die Blonde. "Tut mir leid, Riccardo, wir wären echt damit klar gekommen, wenn du nicht mit uns hättest schlafen wollen, aus welchem Grund auch immer, aber das geht gar nicht."
Ich war ziemlich erstaunt. Wie konnte man nur so viel Kacke von sich geben?
"Vielen Dank, principessa."
"Wofür?", fragte ich mit gerunzelter Stirn, während er mich mit leuchtenden Augen ansah. "Ich wollte sie schon siet Monaten los werden!"
"Willst du etwa sagen, dass ich dir ge-geholfen habe?", fragte ich ungläubig.
Er nickte breit grinsend.
"Oh Gott! Mädels! Hey, wartet! Das war doch nur Spaß! Riccar-Ricci braucht doch keine Penisvergrößerung! Der ist von Gott mit 'nem riesen Ding beschenkt worden", rief ich ihnen hinterher. Aber es schien keinen Sinn zu machen, den die hatten sich schon das nächste Opfer gekrallt.
"Ganz toll", grummelte ich, während sich die Italiener auf meine Kosten amüsierten. "So ein scheiß Tag. Ich verschwinde lieber bevor ich noch etwas dummes mache und dir damit helfe."
"Ciao, principessa."
Schimpfend machte ich mich auf den Weg zu meinem Auto.
||| Italian Family ||| Italian Family |||
Am nächsten Tag saß ich grummelnd beim Mittagessen. Es stand 12:11 für mich. Das gefiel mir gar nicht. Der Stand gestern hatte mich einen wertvollen Punkt gekostet. Riccardo konnte locker aufholen.
Und mir fiel überhaupt nichts ein womit ich ihm sein Leben schwerer machen konnte. Mein Kopf war wie leer gefegt.
"Denkst du wieder an Riccardo?", fragte Elisa.
"Ich denke daran wie ich ihm einen Streich spielen kann", sagte ich und spießte eine Gurkenscheibe mit meiner Gabel auf bevor ich sie mir in den Mund steckte.
"Dann denk mal lieber schnell nach, denn der italienische Gott ist schon auf dem Weg hier her", flüsterte Elisa.
Ich verschluckte mich fast an der Gurke als ich aufsah und tatsächlich Riccardo erkannte, der sich einen Weg durch die Schüler bahnte. Ein breites Grinsen auf seinen Lippen.
Die weiblichen Geschöpfe sahen so aus, als ob sie gleich vor ihm niederknien würden. Traurig.
Was mich aber schockte war die Tatsache, das er gerade auf den Tisch an dem ich saß kletterte und ein "Ruhe" schrie. Ich war am Arsch. Wieso Gott? Wieso?
"Katarina, mia rosa! Te amo! Mia vita, du bist der Grund wieso ich jeden Morgen aufstehe und mich durch diese graue, triste Welt schlage. Du bist die einzige Farbe, die für mich existiert."
Der hatte doch nicht mehr alle Tassen im Schrank. Ich war wütend auf ihn, weil er wusste, dass ich die Aufmerksamkeit hasste und das mir das hier verdammt peinlich war, aber ich war auch wütend auf mich. Auf mein viel zu schnell schlagendes Herz. Und auf Elisa, diese verräterische Kuh.
Ich stand auf und wollte gehen, als ich hörte, dass er weiter sprechen wollte. Eine Hand schloss sich um mein Handgelenk und hinderte mich daran von dem Ort des Geschehens zu verschwinden.
Heute war einfach nicht mein Tag. Vielleicht hätte ich aber auch einfach öfter in die Kirche gehen sollen.
Im nächsten Moment wurde ich an einen harten Körper gepresst und volle, weiche Lippen pressten sich auf meine.
Vielleicht war heute auch nicht mein schlechter Tag.
"12:12 - Gleichstand."
Streich das.
||| Italian Family ||| Italian Family |||
5 Jahre später...
"Ich werde ihn verdammt nochmal umbringen", zischte ich. Meine Schwiegermutter Tiajanna schüttelte seufzend ihren Kopf während sie meinen drei Monate alten Sohn an sich drückte und ihm einen Kuss auf den schwarzen Schopf, den er von seinem Vater geerbt hat, drückte.
Riccardo, der blöde Arsch, hat Mehl in meinen Fohn getan, so dass meine Haare jetzt weiß waren.
"Eigentlich müsste man meinen, dass ihr jetzt erwachsen seit. Immerhin habt ihr jetzt einen Sohn."
"Und es wird unser einziges Kind bleiben, wenn ich mit ihm fertig bin."
"Du wirst es nicht einfach haben mit ihnen, principino", sagte Tijanna zu dem kleinen Baby, das mich gerade mit einem zahnlosen Grinsen beglückte.
Ich spürte wie sich ein warmes Lächeln auf meinen Lippen ausbreitete bevor ich mich runter beugte und einen Kuss auf sein kleines, wohlduftendes Köpfchen drückte. Ein erfreutes Quicken ließ sich hören, als er seine Hand durch meine Haare laufen ließ.
"Unserem Sohn gefallen deine neuen Haare", hörte ich Riccardo amüsiert sagen.
"DU! Lauf um dein Leben, wenn du willst, dass unser Sohn weiterhin einen Vater hat", zischte ich. Er wusste, dass es mir ernst war. Deshalb rannte er auch so schnell wie möglich auf den Strand raus aus unserem Ferienhaus in Sizilien.
Ich erwischte ihn erst, als wir beide im Wasser waren. Er bis zur Hüfte und ich bis zur Taille. Ich sprang auf ihn und klammerte mich an ihm fest. Ich wusste, dass der perverse Idiot nur an das eine denken konnte und deshalb fest meinen Po packte.
Wenn ich mit ihm fertig bin!
Ich wusste nicht genau wie, aber ich schaffte es seinen Kopf unter Wasser zu drücken.
"Leute kommt schon! Wir wollen zu Mittag essen", schrie eine sehr hungrige und sehr schwangere Elisa während Dallas ihren zwei Jährigen Sohn mit Sonnencreme einrieb.
"Das ist noch lange nicht vorbei", sagte ich bevor ich mich umdrehte und durch das Wasser wartete.
Im nächsten Moment wurde ich schwungvoll aufgehoben und im Brautstyle durch das Wasser getragen. "Kann's kaum erwarten, aber lass deine Wut doch im Schlafzimmer an mir aus, tigre."
Ich spürte wie meine Wangen rot wurden als ich an letzte Nacht dachte. Vielleicht hätte ich seinen Rücken nicht so sehr zerkratzen sollen.
"Ich hasse dich", grumelte ich.
"Te amo, principessa."
Es stand 23:23. Schon wieder Gleichstand, aber abfrinden würde ich mich damit nicht. Ich wollte siegen.
Er wird heute Nacht ja sehen was er von seiner Stichelei hat, dachte ich grinsend als er mich zum Tisch trug.
"Verdammte Scheiße", zischte ich leise, als ich mich auf den Weg in den zweiten Stock machte. Ich musste unbedingt mit dem Bruder des Bräutigams sprechen. Besser gesagt mit dem Bruder meines Schwagers, immerhin handelte es sich bei dieser Hochzeit um die meiner großen Schwester Bridget.
Ich könnte mir gerade in die Hose machen vor Nervosität. Die hohen Schuhe, die ich trug machten mir es nicht gerade einfacher.
"Langsam", rief mir David, ein Freund der Familie hinterher, als ich an ihm vorbei raste.
Ich atmete tief durch bevor ich an die Tür klopfte. "Ja?", vernahm ich die Stimme des Bräutigams, Harry.
"Hey." Ich steckte meinen Kopf durch die Tür. Im Zimmer waren Harry, sein bester Freund Dean, sein Bruder Maddox und sein Vater Charles.
"Hey, Kleines. Was gibt's?", fragte Harry grinsend.
Ich lachte nervös. "Weißt du. Es gibt ein klitzekleines Problemchen", fing ich an und zeigte einen minimalen Abstand zwischen Daumen und Zeigefinger.
"Welches Problem, Kind?", fragte Charles.
"Ähm...naja", fing ich mit einer ungewöhnlich hohen Stimme an. Die vier Männer sahen mich an. "Bridget hat kein Kleid. Ihres hat irgendwie...Feuer gefangen."
"Wie konnte das denn passieren?", fragte Harry geschockt.
"Stan wollte uns unbedingt einen Zaubertrick zeigen und da hat sein Anzug irgendwie Feuer gefangen und dann hat Bridgets Kleid Feuer gefangen", versuchte ich zu erklären. "Es ging alles so schnell!"
"Also hat Stan jetzt keinen Anzug?", fragte Dean.
"Wen interessiert schon Stan? Die Braut hat kein Kleid!", schnauzte ich ihn an.
"Wie hat's den ausgesehen?", fragte Dean. "Ich werde Stan umbringen, wenn er Bridget zum weinen gebracht hat", murmelte Harry wütend.
"Du weißt schon. Das große weiße, das die Braut immer trägt?"
"Macht Sinn", bemerkte Dean.
Ich wusste nicht wieso, aber ich bekam jedes Mal schreckliche Kopfschmerzen nachdem ich mit Dean sprach. Ich hatte den leisen Verdacht, dass es daran liegen könnte, dass er ein Idiot war.
Ich atmete tief durch. "Jedenfalls hat sich, das Geschäft in dem sie ihr Kleid gekauft hat dazu bereit erklärt ihr dasselbe zur Verfügung zu stellen, aber nur, wenn wir es jetzt sofort holen."
"Okay, das ist doch gut", meinte Harry.
"Da komme wahrscheinlich ich ins Spiel", meldete sich Maddox zum ersten Mal zu Wort.
"Wieso denn das?", fragte Harry.
"Irgendwer muss mich ja fahren", meinte ich und zuckte mit den Schultern.
"Dann hopp, hopp! Worauf wartet ihr noch, Kinder? Die Braut wartet auf ihr Kleid", huschte Charles.
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"Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?", fragte ich, als Maddox und ich nun schon zum dritten Mal an der Kirche, in der die Trauung stattfinden sollte, vorbei fuhren.
"Ja", grummelte er.
"Bist du dir sicher, denn-"
"Na gut! Ich weiß nicht wohin es geht! Jetzt galt die Klappe und sag mir wo es lang geht."
"Erstens ist das ein Widerspruch in sich, denn ich kann nicht die Klappe halten und dir sagen wohin es geht. Zweitens kann ich dir sowieso nicht sagen wohin es geht, denn so ein Idiot hat die Karte aus dem Fenster geschmießen à la YOLO ist doch nur Spanien, hier spricht sowieso jeder englisch."
"Okay, es tut mir leid", murmelte er. "Ich frag' einfach jemanden."
"Da, frag diese Dame", sagte ich und deutete auf eine freundlich aussehende Frau mit grauen Haaren und Blumenkleid.
"Kannst du Spanisch?", fragte er und sah mich kurz an. Ich schlug meine Hand gegen meine Stirn.
"Ich hatte Französisch in der Schule", sagte ich und fing an hysterisch zu lachen. Schlimmer kann es doch gar nicht werden!
"Scheiße", murmelte Maddox.
"Und was machen wir jetzt?"
"Naja, ich kann ein bisschen Spanglish."
"Kannst du auch die Dame nach dem Weg fragen."
"Naja, ich kann ihr sagen, dass es Mittwoch ist."
"Zu blöd das heute Samstag ist", sagte ich und verdrehte die Augen. Wir steckten in ganz tiefer Scheiße, die Trauung fand in einer halben Stunde statt und die Braut hatte kein Kleid.
"Dann lass du dir doch was einfallen", schmollte er. Ich seufzte schwer. Ich hätte einfach alleine gehen sollen.
"Wie wärs mit GPS?", fragte ich.
"Ja", fing er an und kratzte sich am Hinterkopf. "Das geht nicht."
"Hast du es kaputt gemacht?"
"Was soll ich sagen, es hat einfach Feuer gefangen. Wie Bridgets Kleid."
"Stan?"
"Stan."
"Irgendwer sollte ihm das mit der Zauberei ausreden bevor er noch sicher oder noch mehr andere Menschen verletzt."
"Ja, das sollte wirklich mal jemand machen. War auch 'ne dämliche Idee ihn mit dem Zaubern anfangen zu lassen."
"Weißt du was?", fragte ich ruhig. "Dieses Gespräch hilft uns überhaupt nicht weiter!""Ich hab' eine Idee."
"Wieso hab' ich das Gefühl, dass die Idee kompletter Schwachsinn ist und total in die Hose gehen wird?"
"Weil du eine Pessimistin bist."
"Ich bevorzuge Realisitn, aber spuck's schon aus."
"Wie wäre es, wenn wir einfach ein Kleid von einer anderen Hochzeit klauen?"
"Sag mal, färbt Deans Dummheit jetzt an dir ab? Das ist die dämlichste Idee überhaupt."
"Tut mir leid, aber ich bin gerade am verzweifeln." Nach kurzer Stille fragte er, "Warst du nicht dabei als Bridget ihr Kleid gekauft hat?"
"Ja."
"Weißt du denn nicht mehr wo das Geschäft ist?"
"Ne, ich war zu sehr damit beschäftigt mir M&M's in den Mund zu stopfen, um irgendetwas in meiner Umgebung zu bemerken."
Seufzend schlug er sich die Hand auf die Stirn. "Wie lang haben wir noch?"
"Siebzehn Minuten bis die Trauung anfängt. Bridget ist ganz sicher schon am Durchdrehen", seufzte ich. "Bleib stehen!"
Wäre ich nicht angeschnallt gewesen, wäre ich wahrscheinlich mit dem Gesicht voraus gegen die Windschutzscheibe geknallt.
"Was ist los?!"
Ich antwortete nicht sondern riss meine Tür auf und rannte in den Secondhandshop. Die würden hier doch sicher ein weißes Kleid haben, das wir kaufen konnten.
"¡Buenos días!" Das war wahrscheinlich das einzige das ich auf spanisch sagen konnte.
"¡Buenos días, Señorita!" Ein Mann in der in seinen frühen Sechzigern sein musste grinste mich breit an. "¿En qué puedo ayudarle?"
Ich sah wohl bestimmt wie ein Fisch aus als ich meinen Mund auf und zu machte ohne irgendetwas zu sagen. "¡Buenos días, Señor!", hörte ich Maddox hinter mir sagen. "Buscamos...äh...un vestido?...äh...blanco...sí!
Der Mann schenkte uns ein breites Grinsen und verstand uns denn er nickte und zeigte uns mit einer Handbewegung, dass wir ihm folgen sollten.
Erleichtert aufatmend folgten wir dem Mann. Vielleicht konnte meine Schwester heute ja doch noch in einem weißen Kleid heiraten. Auch wenn es nicht das war, welches sie sich gewünscht hatte.
Das Kleid war...interesant. Besser konnte man es nicht ausdrücken. Es war modisch nicht wirklich auf dem neuesten Stand, eher dem Stand der fünfziger. Es hatte aufgeblasene Ärmel und ich war mir verdammt sicher, das Schulterpolster eingenäht waren. Das konnte ich nicht mitnehmen. Meine Schwester würde mich einen Kopf kürzer machen und ich wollte auch nicht den wichtigesten Tag in ihrem Leben zerstören.
"Un...ähm...o-otro?", fragte Maddox.
"Ah, Sí!" Der Mann suchte hektisch nach einem anderen Teil.
"Wir haben noch 9 Minuten", sagte ich nervös.
"Das schaffen wir schon."
"Ich komm mir vor wie bei Shopping Queen", gab ich zu.
"Wir schaffen das. Kannst du in den Schuhen rennen?", fragte er mit Blick auf die zwölf Zentimeter hohen Pumps mit Spitzenabsatz.
"Ich schaff' das."
"Gut."
Der Mann kam mit einem schlichten, aber dennoch wunderschönen Kleid mit spitzenbesetzten Ärmeln hervor. Das würde meiner Schwester gefallen. "Perfekt!", rief ich grinsend.
Maddox fragte den Mann noch nach dem Preis. Es war verdammt günstig, 50 Euro, aber ich hatte Maddox befohlen dem Mann einen Hunderter zu geben, weil er uns so sehr geholfen hatte.
Mit dein Kleid um meinen Arm gewickelt und meine Hand mit Maddox' ineinander verschlungen rannten wir los. Die Kirche war Gott sei Dank in der Nähe, weil wir nicht weit gekommen sind und so schafften wir es in weniger als fünf Minuten dort zu sein.
Völlig außer Atem und mit brennenden Lungen rannte ich rauf in das Zimmer, in dem sich meine Schwester fertig machte. "Hier...es...ist zwar nicht", atmen nicht vergessen, "das gleiche....aber wir haben das Geschäft nicht gefunden."
Die Augen meiner Schwester waren riesengroß, als ich ihr das Kleid zeigte. Sie fing an wie wild zu kreischen und rannte auf mich zu und zog mich in eine stürmische Umarmung. Ich stand da nur wie ein Stock und tätschelte ihr unbeholfen den Rücken. Hatten wir also doch das richtige Kleid ausgesucht?
"Weißt du was das ist, Jess?", fragte sie mich mit einem breiten Grinsen.
"Ein Kleid?"
"Es ist ein Kleid von Dior aus den neunzigern! So etwas haben früher Filmstars und Prinzessinen getragen."
"Okay? Das heißt, es gefällt dir?"
"Ich liebe es. Danke, danke, danke! Ich liebe dich! Du bist die beste Schwester der Welt!"
"Ich bin deine einzige Schwester!"
"Ja, ja! Und jetzt raus hier, ich muss heiraten!"
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"Und?", fragte Maddox, als ich neben ihm Platz nahm.
"Sie liebt es. Es ist anscheinend irgend so ein Kleid, das früher berühmte Filmstars und so getragen haben", sagte ich schulterzuckend. "Wir sind ein richtig gutes Team", sagte ich, als ich meinen Kopf auf seine Schulter fallen ließ.
"Wird auch Zeit, dass dir das auffällt", sagte er und drückte mir einen Kuss auf den Kopf.
Hochzeiten brachten Menschen wirklich zusammen, dachte ich als ich von unseren ineinandern verschlungenen Fingern rauf zu einem grinsendem Harry sah.
Wenigstens taten meine Beine nicht vom Rennen weh.
Ich saß im Büro meines großen Bruders Dalton, weil mir langweilig, meine einzige und beste Freundin noch im Urlaub war und meine Sommerferien bald zu Ende sein würden.Das Sofa, auf dem ich saß war riesig, zumindest für mich, denn meine Brüder erklärten mir immer wieder Mal gerne, dass es nur daran lag, dass ich so klein war. 1,67 m war gar nicht so klein."Mir ist langweilig", murmelte ich, als ich kopfüber auf dem Sofa saß und meine Beine über dem Kopfteil herum schwangen."Mhmm.""Ich glaub' ich werd' Prostituierte.""Mhmm. Ganz schön", murmelte er ohne von seiner Arbeit auf zusehen."Oder ich zieh' nach Tschernobyl.""Mhmm. Klingt ganz toll.""Aber ich könnte doch auch einfach dein Büro in ein Puff verwandeln. Klingt das nicht toll?!", fragte ich gespielt enthusiastisch.
"Das solltest du unbedingt machen."
"Gibst du mir deine Autoschlüssel?", fragte ich mit so einer süßen Stimme, von der ich Diabetes bekommen könnte.
"Netter Versuch."
"Es war die süße Stimme, die dich hat aufhören lassen, nicht wahr?"
"Jap."
"Also es ist echt unhöflich von dir mich die ganze Zeit so zu ignorieren."
"Es ist unhöflich Menschen, die arbeiten zu stören", gab er zurück. Touché.
Ich verdrehte die Augen. "Was machst du da überhaupt? Du starrst schon seit einer halben Stunde den selben Zettel an."
"Ich würde ja gerne etwas weiterbringen, aber da gibt es so ein kleines Ding, das nervtötende Geräusche von sich gibt", sagte mein Bruder ohne auf zusehen.
"HEY! Du könntest mich wenigstens ansehen, wenn du mich beleidigst", murmelte ich.
"Ich meinte das hier", sagte er und hielt sein Handy hoch.
"Upsi", grinste ich.
"Hallo, Schatz! Ich bin wieder zu Hause!" Aston Jones stand breit grinsend in der Tür. Er war ein Freund meines Bruders und arbeitete im selben Unternehmen. "Wen haben wir denn da?" Er sah mich mit einem breiten Grinsen an und ich verdrehte die Augen.
"Den Weihnachtsmann", meinte ich, bevor ich mich aufsetzte und zu Aston ging. "Komm. Du kaufst mir jetzt was zu essen, weil der da", fing ich an und zeigte auf meinen Bruder, der uns immer noch keine Aufmerksamkeit schenkte. "Arbeitet."
"Schrecklich, manche Menschen", sagte Aston kopfschüttelnd. "Ich liebe es, wenn du so herrisch wirst", grinste Aston und schlang einen Arm um meine Taille und versuchte mir einen Kuss auf die Wange zu drücken. Ich duckte mich und ging an ihm vorbei aus dem Büro.
Aston war wie ein Moskito. Ein verdammt nevtötendes Ding.
"Bye, Bruderherz. Komm schon, Aston. Ich hab' nicht den ganzen Tag Zeit." Eigentlich hatte ich das schon, aber das musste niemand wissen. Besonders nicht er.
Im nächsten Moment hatte er mich schon eingeholt und ging viel zu nah' neben mir her. Das tat er jedes Mal und deshalb wusste ich auch, dass es nichts nützen würden, wenn ich ihm nett - wie ich einmal bin - sagen würde, dass er seinen Arsch zwei Meter weiter weg bewegen sollte.
"Was gibt's heute zu essen?", fragte ich.
Er zuckte mit den Schulter. "Irgendwas veganes, glaube ich. Also gehen wir raus um zu essen."
"Gott sei Dank! Ich dachte schon, dass ich den Fraß essen muss."
"So herzlos bin ich nun auch wieder nicht."
"Man weiß ja nie", sagte ich schulterzuckend und folgte ihm in den Aufzug.
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"Wenn man Wissenschaftlern glauben schenken darf, dann sind Tomaten Früchte und kein Gemüse", erklärte ich Aston. "Sie werden aber von allen als Gemüse bezeichnet, weil sie nicht die typischen Merkmale einer Frucht besitzen. Sie sind nicht süß oder fruchtig und man isst sie meistens als Beilage in einem Salat, der gesalzen ist. Aber wissenschaftlich gesehen sind es Früchte. Oder was es anders rum?"
Es war zehn Uhr in der Nacht und ich saß mit Aston immer noch im Restaurant, aber ich hatte schon so viel Wein intus, das ich nicht wusste ob ich gerade etwas sinnvolles gesagt hatte oder die Tatsachen völlig vertauscht hatte.
"Wir schließen in zehn Minuten. Ich müsste euch bitte das Lokal nun zu verlassen", sagte die Synchronsprecherin von Minnie Mouse. Na gut, sie war unsere Kellnerin, aber sie hatte eine so verdammt nervige, hohe Stimme. Ich glaube, dass sie mich nicht wirklich leiden konnte, weil Aston sie nicht ansah obwohl sie ihre Bluse extra aufgeknöpft hat.
"Aschton", flüsterte ich nicht gerade leise. "Isch gaub' sie mag misch nisch."
"Das ist gar nicht möglich", versicherte er mir mit einem breiten Grinsen.
"Das has' du aber schön gsagt." Ich grinste ihn breit an und nahm noch einen Schluck von meinem Wein.
"Bist du eigentlich alt genug um Alkohol zu trinken?", fragte die blonde Minnie Mouse.
"Ja! Isch bin schon", ich zählte mit meinen Fingern nach, "einunswansisch!"
"Meine Verlobte ist alt genug um Alkohol zu trinken. Vielen Dank für die Nachfrage, aber wir würden jetzt gerne zahlen."
Ich wollte gerade klar stellen, dass Aston und ich nicht verlobt waren, aber im nächsten Moment lag etwas warmes, weiches auf meinem Mund. Als ich realisierte das es sich dabei um Astons Lippen handelte tat ich nicht das rationalste und zog mich zurück um ihm danach eine zu verpassen. Nein. Ich küsste ihn zurück.
Astons Hand legte sich in meinen Nacken und seine Zunge fuhr über meine Unterlippe. Gerade als ich meine Lippen öffnen wollte wurden wir von einem Räuspern unterbrochen. Ich zuckte zusammen und Aston knurrte ein "Was?" in die Richtung des Unterbrechers.
"Die Rechnung, Sir." Minnie Mouse war wieder da.
Vor einigen Momenten war ich noch total betrunken, aber jetzt war ich wieder komplett nüchtern.
"Hier." Aston legte ein paar Scheine auf den Tisch und kam auf mich zu. Er blieb vor mir stehen und hielt mir seine Hand entgegen.
Ich legte meine Hand in seine und erhob mich. Seine Augen waren dunkel und bevor es mir bewusst wurde war ich in Astons Armen und er trug mich aus dem Restaurant.
"Weißt du, Libbs, wie wäre es wenn wir uns mal über diese Verlobungssache unterhalten?"
"Welche Verlobungssache?"
"Na unsere."
"Unsere? Wir sind ja nicht einmal ein Paar."
"Dann wird's aber auch langsam Zeit, das wir eines werden, nicht wahr?", fragte er mit einem breiten Grinsen.
Tag der Veröffentlichung: 05.08.2014
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
An alle, die geduldig darauf warten, dass es mit meinen anderen Geschichten weiter geht. Vielen dank für eure Geduld, ich hoffe, dass euch diese Kurzgeschichten die Wartezeit verkürzen oder wenigstens versüßen. :D
Ihr seid die BESTEN!
xoxo e.d.a.