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Mein Bruder, der Idiot

Ich liebte meinen Bruder. Meistens jedenfalls.

Aber in diesem Moment könnte ich ihm seinen Kopf abreißen. Ich war siebzehn Jahre alt und in einer Woche wäre mein achtzehnter Geburtstag, deshalb wollte ich mit meinen Freundinnen ausgehen. Ein wenig feiern, weil ich zu meinem eigentlichen Geburtstag nicht da sein würde, sondern in Paris.

Deshalb hatten wir beschlossen meinen Geburtstag vorzufeiern.

Wieso ich meinem Bruder aber den Kopf abreißen wollte war, dass er wieder den großen Bruder raushängen ließ.

Der Typ war nur zwei Minuten älter als ich. ZWEI MINUTEN! Das waren einhundertzwanzig Sekunden. Keine zwei Jahre.

Der kleine Mistkerl war der Ansicht, dass er wegen dieser zwei Minuten und den zehn Zentimetern Höhenunterschied Befehlte erteilen oder wie gerade eben ein Verbot aussprechen durfte. Da lag er aber falsch.

Mein Bruder und ich würden in einer Woche, genauso wie unsere Eltern und der Rest der Familie, Vampire werden. Am Valentienstag um genau zu sein. Und zufälligerweise fand an unserem Geburtstag auch der Amour-Ball statt. Früher hatte der immer in unserem Schloß stattgefunden, aber seit dem es nun auch gemischte Gefährten gab wurde der Ball nach Paris verlagert.

Stadt der Liebe und so.

Bexton stand vor mir in voller Größe aufegebaut und sagte, "Nein. Du kannst nicht in diesen Club gehen."

Ich stieß ein humorloses Lachen aus. "Du kannst mir nichts verbieten, Bexton."

"Bexton, lass deine kleine Schwester in Ruhe", hörte ich meine Mutter sagen. Ein Geschenk des Himmels. Ich konnte schon immer auf meine Mutter zählen.

Die schwarzen Haare, die mein Bruder von ihr geerbte hatte waren zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden und ließen ihr wunderschönes Gesicht frei. Dei weißen Augen, die ich von ihr hatte waren auf meinen Bruder fixiert.

"Mom, Gott sei Dank. Bitte erklär' dieser Speckschwarte, dass er mir nicht verbieten kann meinen Geburtstag mit meinen Freundinnen zu feiern."

"Speckschwarte?", fragte mein Bruder geschockt. "Ich bin nicht fett." Das war er nicht, aber es schadete nicht ihn ein wenig zu verarschen.

"Er kann es nicht, aber ich schon", sagte mein Vater. Ich rollte mit den Augen. Nicht das schon wieder.

"Ihr müsst mich schon ein wenig leben lassen, solange ich noch ein Mensch bin. Ich will nur einmal Spaß haben und aus gehen ohne, dass ich von allen Seiten beobachtet werden", sagte ich. War es so schwer ein normaler Teenager zu sein? Nur für eine Nacht lang.

"Du wirst ein Vampir und lebst mindestens das zehnfache von einem normalen Menschen!"

"Aber das ist nicht das Gleiche!", schrie ich zurück. Ich würde Bextons Kopf gerne so oft gegen die nächste Wand schlagen, so dass sein kleines Hirn zu Matsch wurde.

"Lasst ihr doch ihren Willen. Es ist nur eine Nacht und wir haben sie gut erzogen, ich vertraue ihr", sagte Mom und schenkte mir ein breites Grinsen. Ich hätte jetzt am liebsten mit ihr eingeschlagen, aber das würd' wahrscheinlich nicht so gut kommen.

"Und sie ist um Mitternacht zu Hause", sagte mein Vater mit ernster Stimme.

Ich verdrehte die Augen und murmelte, "wie scheiß Cinderella."

"Passt doch, vielleicht verlierst du auch einen Schuh."

Ich hätte meinem Bruder jetzt gerne den Mittelfinger gezeigt, aber das würde meine Lage nur verschlechtern. "Und den anderen schieb ich dir in den Arsch", grummelte ich. Mir war klar, dass meine Eltern das gehört hatten, aber ich konnte es einfach nicht unterdrücken. Meine Mutter war wahrscheinlich stolz auf mich, weil ich ganz nach ihr kam und mein Vater war amüsiert, weil er das von meiner Mutter schon gewohnt war.

"Mooom! Hast du das gehört?! Das war eine Drohung, dafür sollte es eigentlich Hausarrest geben!", meckerte Bexton.

"Oh Mann, du bist fast wie Jamie. Was habe ich nur falsch gemacht?"

"Du hast Onkel Jamie zu oft auf uns aufpassen lassen", meinte ich nur schulterzuckend. "Und Bexton ist schon als Idiot geboren worden, alsoo..."

"War's vorauszusehen", beendete meine Mutter.

"Dad, wieso sind die beiden so beleidigend."

"Komm damit klar, Sohn. Ich muss es auch", meinte mein Vater.

"Ist doch kacke", murmelte Bexton.

"Genauso wie du."

"Mooom!"

 

...I'M THE MAN!...I'M THE MAN!...I'M THE MAN!...

 

Mein Bruder saß mit den Armen verschränkt und einem grimmigen Gesichtsausdruck auf meinem Bett während ich nach dem perfekten Outfit suchte. Meine Freundin Suzan schickte mir eine Nachricht mit folgendem Inhalt: "WEHE DU ZIEHST DAS LEOPARDENKLEID, DAS ICH DIR GESCHENKT HABE NICHT AN! ICH ZIEH' DICH AN DEN HAAREN ZURÜCK UND ZIEH'S DIR ÜBER DEN KOPF! HAB DICH LIEB. X"

Sah wohl so aus, als ob ich das Leopardending anziehen musste. Ich fand das es nuttig aussah, aber ich würde mich nicht mit Suzan anlegen. Die Frau hatte Kraft in ihren Händen, die mir eine Heidenangst einjagte.

Meine Haare waren von Natur aus lockig also musste ich mit ihnen nichts anstellen, aber meine Lippen musste ich einfach rot anmalen. Einfach, weil ich wusste, dass es meinen Bruder zur Weißglut treiben würde.

Mit einem Luftkuss in Bextons Richtung und einem Mantel, den ich mir im gehen überzog, verschwand ich aus dem Zimmer.

Manchmal konnte das Leben echt toll sein.

 

...I'M THE MAN!...I'M THE MAN!...I'M THE MAN!...

 

Und manchmal konnte es einem den Arsch "rapen". Erst Recht wenn man im Feburar in einem kurzen Kleid und von Schnee umgeben draußen warten musste. In einer langen, seeehr langen Schlange, die wenig Hoffnung übrig ließ.

 Eigentlich hätte ich die Macht meines Vaters ausnutzen können, weil ich wusste, dass der Türsteher ein Werwolf war, aber ich tat es nicht. Ich wollte heute Nacht ein ganz gewöhnlocher Teenager sein. Wieso ich wusste, dass das der Türsteher Werwolf war? Ganz einfach. Meine Eltern kamen hier manchmal her und mein Dad wusste ganz genau wo welches Wesen für wen arbeitete.

Mein Vater war zwar der König der Vampire und nicht der der Wölfe, aber einer seiner besten Freunde war es.

Suzan hatte keine Ahnung von den mystischen Wesen, so wie der Rest der normalen Menschen. Sie wusste ja nicht einmal wo ich wohnte. Und das war auch gut so. Denn sein wir mal ehrlich, ich würde auch nicht mit einem Blutsauger befreundet sein wollen.

Ich war immernoch ein Mensch, deshalb froren mir gerade meine Gliedmaßen ab. "Komm mal mit." Ich schnappte mir Suzans Hand und zog sie hinter mir her an den Anfang der Schlange. Der Türsteher kannte meinen Vater, also würde er mich auch ohne Probleme reinlassen. Der große Mann mit der Glatze hatte mich höchstwahrscheinlich an meinen Augen erkannt, denn sobald wir zwei Schritte von ihm entfernt waren hob er die rote Kordel aus dem Hänger und ließ uns durch.

Geht doch.

Der spanische Sexgott

 Hätte mir mal jemand gesagt wie scheiße es eigentlich in so einem Club ist, dann wäre ich wahrscheinlich zu Hause geblieben, hätte mir American Horror Story angesehen und Kekse in mich hinein gestopft. Dabei wie ein Schwein ausgesehen, aber mich verdammt wohl gefühlt.

Ja scheiß doch die Wand an, aber ich steh' echt nicht drauf Leuten beim Trockensex zu zusehen.

Eigentlich war es traurig. Für die weibliche Spezies im Allgemeinen. Ich sah hier Mädchen in viel zu kurzen und viel zu engen Kleidchen herum laufen. Aufgeklebte Wimpern, verschmierter Lippenstift und ich war mir verdammt sicher, dass die Hälfte kein Höschen trug.

Die Bar war umzingelt von Leuten. Nicht einmal richtig betrunken werden konnte ich.

Suzan hatte ich schon auf den Weg in den Schuppen verloren. Die Nacht wurde immer beschissener.

Ich war so in meinen Gedanken gefangen, dass ich vor Schreck zusammen zuckte mich umdrehte und demjenigen, der meine Schulter berührt hatte, eine klatschte. Mein Augen wurden groß, als ich aufsah und ein großer, verdammt gutaussehender Typ mit schwarzen Haaren vor mir stand. Er war wahrscheinlich ein Werwolf, denn seine Augen hatten diesen goldenen Glanz, den nur Werwölfe hatten. Schokoladenbraun mit goldenen Sprenkeln.

Schokolade...was würde ich jetzt für ein Stück davon geben.

Hätte mich gewundert, wenn ich heute nicht auf ein übernatürliches Wesen gestoßen wäre. Er dachte wahrscheinilch, dass ich ein Vampir war, weil ich schon so kurz vor der Verwandlung stand und mein Duft dadurch immer mehr einen Eigenen anham. Damit meinte ich, dass ich viellecicht nur noch Kokos oder Vanille oder so roch und kein Parfume der Welt konnte diesen Duft überdecken.

Eigentlich scheiße, wenn man darüber nachdenkt. Was ist wenn man nach Erdbeeren richt, aber man Erdbeeren nicht ausstehen kann? Was red' ich da für 'nen Scheiß?! Wer kann Erdbeeren nicht leiden?

Um wieder auf den heißen Typen zurück zu kommen. Der starrte mich gerade an und ich fand es irgendwie extrem gruselig, aber irgendwie auch heiß.

Vielleicht liegt's an der stickigen Luft, aber ich glaub ich hab einen an der Klatsche. Wie kann ich es heiß finden, wenn mich ein Freak anstarrt. Ein heißer- NEIN! Falscher Gedankengang.

Ich versuchte überall hinzusehen nur nicht den Typen anzustarren, was mir aber verdammt schwer fiel, denn wie dämlich ich auch gerade war, musste ich zugeben, dass er verdammt gut aussah. Das weiche Haar, die geraden und gleichmäßigen Gesichtszüge, zu den feurigen Augen und dem verdammt muskulösen Körper.

Ich würde am liebsten Tequila aus seinem Bauchnabel trinken.

Kopfschüttelnd versuchte ich wieder zu mir selbst zu kommen. Ich war doch sonst nicht so, wenn ich auf einen gutaussehenden Typen traf.

Außer...

Ich spürte förmlich wie mir das Blut aus dem Gesicht wich.

Nein, nein, nein, nein, nein! NEIN!

Der gutaussehende Unbekannte schenkte mir ein wölfisches Grinsen. Wie passend.

Wieso musste das ausgerechnet mir passieren? Ich wusste, dass ich hätte Zuhause bleiben sollen. Verdammt nochmal.

"Deinem Blick nach zu urteilen hast du schon eins und eins zusammen gezählt", gurrte der Mistkerl mit einem arroganten Grinsen.

"Ich weiß nicht was du meinst, aber ich würde es vorziehen, wenn du Abstand hälst." Er stand genau vor mir, nicht einmal dreißg Zentimeter waren zwischen uns. Kennt der keinen Sicherheitsabstand?

"Sei nicht albern, mi amor. Wir wissen beide was hier los ist."

"Ich weiß ja nicht was du nimmst, aber an deiner Stelle würd' ich damit aufhören, Alter."

"Nenn' mich doch Jago, tesoro."

"Okay, hör mal, Jago. Ich weiß nicht was du von mir willst, aber was auch immer es ist geh' und such dir 'ne andere dafür. Ich will heute Nacht Spaß haben und irgendwie habe ich das Gefühl, dass mir das mit dir im Schlepptau nicht wirklich gelingen wird", sagte ich und trat einen Schrit zurück.

Ein Knurren entrang sich seiner Kehle und die Schlampe in mir wollte ihn bespringen und ihm die Klamotten vom Leib reißen.

Zügle deine Hormone, innere Schlampe.

Seine Arme waren so schnell um mich, dass ich gar nicht mitkam bis seine Lippen an meinem Ohr waren und knurrten, "Ich suche mir keine andere, mi amor. Schließlich gehörst du mir."

Was für 'n' Arsch.

"Hör mal, ich gehöre dir nicht. Ich bin kein Ding, das man einfach besitzen kann. Ich bin ein menschliches Wesen", gut in einer Woche nicht mehr, "und gehöre niemandem außer mir slebst."

"Da irrst du dich, mi amor. Da irrst du dich ganz gewaltig."

"Am liebsten würd' ich dir eine klatschen."

"Versuch es. Du wirst ja sehen was du davon hast", meinte er arrogant. Schon wieder dieses scheiß Grinsen.

"Was dann? Willst du mir meinen Hintern versolen?", fragte ich mit einem spöttischen Grinsen.

"Genau das hab' ich vor."

Und da war sie wieder. Meine innere Schlampe. So ein Biest.

Es passierte alles so schnell. Eine Kettenreaktion. Irgendein Typ pöbelte einen Betrunkenen an, dieser holte zum Schlag aus und stieß damit das Tablett voller Drinks, das eine vorbeigehende Kellnerin trug, um, diese bückte sich um die großen Scherben aufzuheben und der Betrunkene von vorhin stolpert und flog über sie direkt auf Jago. Dieser hatte seine ganze Aufmerksamkeit mir geschenkt und verlor deshalb das Gleichgewicht, um mich aber nicht mitzuziehen ließ er mich los und landete direkt auf seinem hübschen Gesicht.

Mein Hirn konnte gar nicht regestrieren wie schnell sich meine Beine in Richtung Ausgang bewegten

Für Suzan hatte ich gerade keine Zeit, aber die war wahrscheinlich in guten Händen und wenn nicht dann könnte sie sich wehren. Wie schon gesagt, sie hatte Kraft in ihrem Armen. Einmal hat sie sogar Bexton beim Armdücken geschlagen. Sein Gesicht. Unbezahlbar war der ungläubige Ausdruck in seinem Gesicht gewesen.

Ich hatte mich so sehr auf das dumme Gesicht meines Bruders konzentriert, dass ich gar nicht bemerkt hatte, dass mir jemand gefolgt war, als sich plötzlich zwei Arme um meine Taille schlangen.

"Hab dich", flüsterte mir eine bekannte Stimme ins Ohr.

Verdammte Kacke.

Männer und ihre Macken

 Was sollte ich jetzt tun?

Der Spanier hatte seine Arme um meinen Körper und es sah nicht so aus als ob er in naher Zukunft los lassen würde. Ich war gearscht.

"Wie spät ist es?", fragte ich.

Er musste wohl sehr überrascht sein, denn ich hörte für ein paar lange Sekunden nichts bevor er antwortete. "Halb zwölf."

"Oh, zu schade aber auch. War echt nett mit dir, Kumpel, aber ich muss jetzt leider nach Hause. Schlafenszeit und so."

Die Vibrations seines Brustkörpers brachte mich völlig durcheinander. "Schlafenszeit? Du bist doch schon ein großes Mädchen."

"Nein, so groß nun auch wieder nicht. Ich steh' noch unter der Vormundschaft meiner Eltern und Daddy hat gesagt, dass ich um zwölf zu Hause sein muss und wenn ich das Tageslicht jemals wieder zu Gesicht bekommen möchte, dann mach' ich lieber was mein Vater sagt."

Ein Knurren war zu hören und ich verdrehte meine Augen. "Behandelt dich dein Vater nicht gut?"

"Bist du wahnsinnig. Natürlich behandelt er mich gut, aber ich hab' eine Ausgangszeit für heute, okay? Ich will mich echt nicht mit ihm anlegen. Immerhin ist in einer Woche mein Geburtstag und nur so nebenbei. Vielen Dank!"

"Das erklärt einiges", murmelte er leise. "Bitte."

"Das war Sarkasmus. Du hast meine Geburtstagsfeier ruiniert."

"Dein Geburtstag ist doch erst in einer Woche."

"Ja, aber ich wollte heute mit meinen Freunden feiern."

"Ich hoff, dass diese Freunde weiblich sind, ansonsten kannst du sie gleich vergessen."

"Woah, was soll das denn heißen? Du kannst mir nicht befehlen mit wem ich- Wieso besprechen wir das überhaupt? Wir werden uns nach heute Abend sowieso nie wieder sehen!"

Und schon wieder ein Knurren. Der Typ hatte echt ein Problem. "Das glaube ich nicht, mi amor."

Ich seufzte schwer. "Kannst du mich bitte los lassen?"

"Nein, mir gefällt es so, aber danke."

Ich drückte seine Arme von mir weg und ich wusste, dass mir das nur gelungen war, weil er mich gelassen hatte. Wie gütig von ihm, dachte ich augenverdrehend. "Ich muss jetzt nach Hause, also dann AUF NIMMER WIEDERSEHEN!"

Mit diesen tollen Worten wollte ich mich auf den Weg machen in mein Auto zu steigen und nach Hause zu düsen. Wäre da nicht so ein penetranter Spanier, der mir gewaltig auf die Nerven geht, obwohl ich ihn noch nicht einmal eine halbe Stunde lang kante.

Bevor ich auch nur zwei Schritte machen konnte lagen schon wieder diese muskulösen, gebräunten- STOP! Nur Arme. Es lagen schon wieder seine Arme um mich und zogen mich an seine Brust. "Soll ich es vielleicht auf spanisch sagen, damit du es auch verstehst?"

"Ich würde dich gerne spanisch reden hören."

"Adiós, amigo!"

Seine Arme gaben aber dieses Mal leider nicht nach. Er schnalzte missbilligend mit der Zunge und vergrub seine Nase in meinem Haar. Was tat er da?

Sch-Schnüffelt der gerade an mir?! Wie so ein scheiß Hund.

"Was tust du da?"

"Weißt du, dass dein Geruch einfach himmlisch ist, vampiro."

"Noch bin ich kein Vampir, Wolfi, also lass den Scheiß."

"Stimmt. Es kostet mich gerade meine ganze Selbstbeherrschung dich nicht einfach über meine Schulter zu werfen und mit nach Spanien zu nehmen."

"Wie großzügig von dir!", bemerkte ich sarkastisch.

"Nicht war? Wie wäre es wenn du mir dafür einen Kuss gibst, mi amor?"

"Wie wäre es, wenn ich dir in deine Kronjuwelen trete."

"Nicht sehr schön. Aber das ist auch gar nicht nötig. Ich werde dich gehen lassen, weil ich weiß, dass wir uns schon bald wieder sehen werden."

Mein Gesicht musste wohl so leuchten wie die Schweinwerfer um den Club herum. "Aber..."

"Natürlich gibt es ein Aber."

"Nur wenn ich dich vorher küssen kann."

Hat der 'ne Macke? Ich gebe doch nicht meinen ersten Kuss an den Vollhorst her!

"Das glaub ich nicht."

"Bist du sicher?", flüsterte er in mein Ohr und küsste mich an der sensiblen Stelle unter meinem Ohr.

"G-Ganz sicher." Ich räusperte mich und verfluchte mich innerlich für mein anfängliches Stottern. Sonst glaubt der noch, dass ich auf ihn steh'!

Ein raues Lachen war zu hören. "Es gefällt mir welchen Einfluss ich auf dich habe."

Ich verdrehte meine Augen. Na gut, er sieht gut aus und mich hat noch nie jemand geküsst, verklag mich!

"Du bist ja so selbstverliebt."

"Selbstsicher oder von mir selbst überzeugt, ja."

Ich schüttelte seufzend meinen Kopf. Wenn ich Glück hab' seh' ich ihn wirklich nie wieder, vorausgesetzt er kommt nicht nach Paris und sieht mich dort. Verdammte Kacke. Natürlich kommt der nach Paris.

"Is' okay, Casanova. Kann ich jetzt bitte nach Hause gehen? Dieses dämliche Gespräch mit dir hat mich müde gemacht."

"Na gut", knurrt er. "Ich fahre dich nach Hause und dabei kannst du mir schon mal meine Schwiegereltern vorstellen."

"Leck mich", zischte ich.

"Aber gerne doch, mi amor", gurrte er.

Ich stieß ein genervtes Stöhnen aus. Dieser arrogante, blöde, verdammte, gutaussehende, heiße- NEIN! Schon wieder.

Ich war so sehr in meinen Gedanken damit beschäftigt ihn zu beleidigen, das ich gar nicht bemerkt hatte, dass er uns in eine dunkle Gasse gebracht hatte wo es fast stockdunkel war. Will der mich vergewaltigen?!

"So, meine Schöne. Lass uns doch zu deinem Angebot zurück kommen", sagte er dreckig grinsend.

"Das war kein Angebot, Arschgesicht! Das wird mir hier langsam zu dumm! Hör mal, Wolfi-"

"Jago."

"Jago", seufzte ich. "Ich will jetzt nur nach Hause um ein heißes Bad zu nehmen und diese Nacht zu vergessen, okay?"

"Nicht okay."

"Was?!"

"Nicht okay. Wieso solltest du diese Nacht vergessen wollen?", fragte er. War er beleidigt. Natürlich war er das!

"Okay. Tut mir leid. Kannst du mich nicht einfach nach Hause fahren lassen? Du lernste meine Eltern doch sowieso in einer Woche kennen."

Ein paar Minuten lang schien er mit sich selbst zu kämpfen. "Mein Wolf, Angelo, findet das überhaupt nicht gut, aber wenn wir dich damit glücklich machen können, okay", seufzte er.

Sein Wolf? Der hat doch wirklich 'ne Macke. Wieso müssen die guten immer verrückt, schwul oder vergeben sein?

Angelo, der Wolf

 

"Okay? Dann sag Angelo doch danke von mir, ja?" Ich wusste das meine Stimme gerade viel zu hoch klang und ich hätte mich dafür am liebsten selbst geschlagen, aber das würde mir auch nicht helfen.

"Das kannst du auch gerne selber machen."

"Ähm, klar. Das würde ich gerne verdammt gerne machen, aber ich muss jetzt los, ja? Man sieht sich", sagte ich und machte mich auf den schnellsten Weg zu meinem Auto. Ich war verdammt überrascht und froh, dass ich es sogar zu meinem Wagen schaffte.

Ich saß in meinem Auto und steckte den Schlüssel in das Zündschloss, als es an meiner Fensterscheibe klopft. Das war auch zu schön um wahr zu sein!

"Willst du etwa ohne mich hier weg, Schlampe?", fragte Suzan.

Ein breitest Grinsen breitete sich auf meinen Lippen aus, das in sich zusammen fiel, sobald Suzan zu Boden gerissen wurde und ein wütender Jago über ihr türmte und sie anknurrte.

"Was zur Hölle tust du da, Jago?!", schrie ich.

"Sie hat dich beleidigt", knurrte er.

"Bist du behindert! Geh da weg und hör auf zu knurren, du Idiot!", fauchte ich. Dieser Abend war ja sowas von nicht normal.

Was habe ich dem lieben Gott getan um mich so zu bestrafen? Zugegeben, ich war noch nie in einer Kirche und betete auch nie, außer wenn es wirklich nötig war, aber ich hatte noch nie jemandem etwas getan.

Außer Bexton.

Und Shyla. Dem Mädchen aus dem Kindergarten, aber das war doch schon sooo verdammt lang her! Das zählt doch gar nicht mehr!

Suzan saß mit vor Schreck geweiteten Augen auf dem Boden und starrte Jago an. Er türmte immer noch über ihr und fletschte seine Zähne.

"So wird das nie was", murmelte ich. "Jago, willst du nicht mit mir nach Hause um meine Eltern kennen zu lernen?", fragte ich seufzend. Das würde ihn wenigstens ablenken.

"Erst nachdem ich sie eliminiert habe."

"Wir sind doch hier nicht beim Terminator, verdammt nochmal. Lass das Mädchen in Ruhe, sie ist meine beste Freundin."

"Sie hat dich aber als Schlampe beleidigt", knurrte er.

"Sowas macht man unter Freunden", schrie ich schon fast. Ich war gerade verdammt verzweifelt.

Murrend stampfte ich mit dem Fuß auf den Boden wie ein kleines Kind, als mir klar wurde, dass ich keine andere Chance hatte um ihn von Suzan abzulenken, als ihn zu küssen. Ich ging auf ihn zu und schlang meine Arme um seinen Nacken, zog ihn zu mir runter und küsste ihn auf den Mund. Ein paar Sekunden lang blieb sein Körper angespannt, aber er beruhigte sich bald und schlang seine Arme um mich.

Ich gab Suzan mit einer Hand zu verstehen, dass sie verschwinden sollte. Und zwar schnell.

Erst nachdem das Klicken ihrer Absätze in der Ferne verschwunden war ließ ich von Jago ab. Seine Augen waren komplett schwarz und er schien nicht damit einverstanden zu sein, dass ich von ihm abgelassen hatte.

Augenverdrehenden fragte ich ihn, "Kommst du jetzt oder nicht?"

Dieser Abend lief nicht gerade so wie ich mir das vorgestellt hatte. 

Er nickte mit einem nicht mehr so grimmigen Gesichtsausdruck und stieg ein.

I'M THE MAN...I'M THE MAN...I'M THE MANN...

"Du bist die Tochter des Vampirkönigs?", fragte Jago überrascht.

"Jap."

"Wieso hast du nichts gesagt?"

"Hätte das einen Unterschied gemacht? Außerdem bin ich nicht wirklich dazu gekommen."

Schulterzuckend sagte er, "Eigentlich nicht. Mir ist es egal wer du bist oder woher du kommst, du bist meine Gefährtin. Ich liebe dich trotzdem."

Ich wäre fast an meiner eignene Spucke erstickt. Liebe? Ich kannte den Typen seit zwei Stunden und er ging mir jetzt schon gewaltig auf die Nerven. Von Liebe war hier noch lange nicht die Rede.

 "Wow, ähm, okay...immer langsam mit den Pferden. Lass uns doch alles langsam angehen, okay? Wie wäre es wenn wir uns mal richtig kennen lernen? Ich weiß ja nicht einmal wie alt du bist!"

"Ich bin zwanzig Jahre alt, in Menschenjahren", sagte er.

"In Menschenjahren?", fragte ich verwirrt.

"Mein Wolf ist über zweihundert Jahre alt."

"Wie zur Hölle funktioniert das denn?"

"Ich habe früher in Wolfform gelebt, bis meine 'Menschenseite' geboren wurde. Aber als Mensch lebe ich auch schon seit zweihundert Jahren, weil wir Werwölfe genauso wie ihr Vampire altern."

"O-okay." Ich versuchte wirklich verdammt hart ihn nicht so anzusehen, als ob er ein Freak war, aber das war echt verflucht schwer. So verflucht schwer. "Wollen wir nicht rein gehen?"

"Du glaubst mir nicht", stellte er fest. Klang er etwa überrascht?

"Das ist aber auch verdammt schwer zu glauben."

"Wieso? Deine Eltern sind Vampire und du auch in kurzer Zeit."

Das war ein Argument. "Schon, aber ich bin gerade ein Mensch und denke deshalb auch nur wie ein Mesch. Deshalb ist es verdammt schwer sowas zu glauben."

"Gut, dann werde ich dir das alles nochmal nächste Woche erzählen", sagte er grinsend und griff nach meiner Hand, als wir uns auf den Weg zur Eingangstür machten.

 Bevor ich regestrieren konnte was der Idiot da eigentlich tat standen wir im Wohnzimmer vor meinen Eltern.

"Jago?", fragte mein Vater überrascht. Das war irgendwie eklig. Mein Vater war vielleicht mit meinem Gefährten befreundet. Na gut, sie sahen nicht so alt aus und waren es auch nicht, aber wenn man wie ein Mensch dachte, dann...ich schüttelte mich vor Ekel.

beste Feinde?

 

"Tristan?", fragte auch Jago überrascht.

Mein Bruder hielt das wohl für einen guten Zeitpunkt meine Mutter etwas zu fragen, denn diese schüttelte wütend den Kopf und sagte, "Nein. Zum x-ten Mal, nein, du darfst dein Auto nicht mit nach Frankreich nehmen. Schlimm genug, das der Ball in der wohl schwulsten Stadt, der Welt statt findet. Die Verschiffung von deinem Auto dauert zu lange und wir sind schon wieder weg, bis der angekommen ist."

"Müsstest du nicht schon längst drüber hinweg sein, das der Ball in Paris statt findet?", fragte Bexton. Dieser Idiot. Wir wussten alle, das meine Mutter Frankreich und die Sprache und eigentlich alles, was mit dem Land zu tun hatte, hasste.

"Ich werde erst wieder drüber hinweg sein, wenn der Ball nicht mehr im Froschfresserland gehalten wird."

"Und ich habe dir gesagt, das der Ball erst wieder wo anders gehalten wird, wenn wir ein drittes Kind kriegen", sagte mein Vater.

Meine Mutter schenkte ihm einen wütenden Blick und sagte, "Das wird erst in hundert Jahren passieren."

"Is' mir auch recht, aber dann müssen wir auch hundert Jahre lang, jedes Jahr, nach Frankreich fahren", sagte er grinsend.

Ich räusperte mich, weil ich wusste, dass Jago immer noch hier war und dee musste unsere Auseinandersetzungen wirklich nicht mitbekommen.

"Was machst du hier?", fragte mein Vater, der wieder voll im King-Modus zu sein schien.

"Ich bin hier um die Eltern meiner Gefährtin kennen zu lernen", sagte er und zwinkerte mir zu.

Das kann ja nur heiter werden.

"Meine Tochter ist deine Gefährtin?", fragte mein Vater perplex.

"Nein, Bexton ist sein Gefährte", warf ich augenrollend ein.

"Ich kann es nicht fassen", sagte er eher zu sich selbst, als zu jemand anderem und lies sich auf das Sofa fallen. "Die Gefährtin meines Erzfeinds."

"Erzfeind?", fragte ich mit einer hochgezogenen Augenbraue. 

"Das ist schon zwei Jahrhunderte her", sagte Jago augenrollend. "Ich hatte mich zum ersten Mal verwandelt und habe was über die mystische Welt der Werwölfe, Vampire und so weiter erfahren. Ich war jung und dumm und fand es extrem lustig."

"Dieses Blut war grässlich und hat mich für drei ganze Tage geschwächt! Ich musste die nächste Stadt fast gänzlich aussaugen."

"Ich wusste doch nicht, das Schweineblut so einen Einfluss auf euch Vampire hat!"

"Du hast schon mal Schweineblut getrunken? Kein Wunder, das du damals nicht die Rippchen essen wolltest, die ich mitgenommen habe", sagte meine Mutter.

"Ich kann seit dem kein Schwein mehr ansehen."

"Das ist total eklig, Dad", meinte der Typ mit dem niedrigsten Inteligentsquotienten in der Familie. 

"Und du bist der Gefährte meiner Tochter?", fragte meine Mutter und sah Jago streng an. Sie war jünger als er und wenn ich es so recht betrachtete, dann war auch das total eklig. 

"Ja. Freut mich Sie kennen zu lernen, Majestät", sagte er und schenkte ihr ein unschuldiges Lächeln, das jeden Menschen getäuscht hätte. Zu dumm, dass meine Mutte kein Mensch war. 

Sie verdrehte lediglich ihre Augen und sagte, "Ich weiß noch nicht ob ich dich leiden kann, Spanier. Aber, dass du kein Franzose bist, ist schon mal ein Pluspunkt."

 "Danke?" Jago sah meine Mutter vorsichtig an. Sie war zwar jünger als er und sah auch schwächer und zierlicher aus als er, aber sie konnte ihm dennoch eine Heidenangst einjagen und ich war verdammt stolz auf meine Mom. 

"Weißt du was", flüsterte ich zu Jago.

"Was?", fragte er. 

"Stell' dich schon mal auf dämliche Hundewitze ein, denn von denne wirst du 'ne Menge zu hören bekommen"; sagte ich grinsend. 

"Bitte, keine Hundewitze."

"Warum ist ein Iglu rund?", fragte ich ihn. Er sah mich verwirrt an und lachend antwortete ich, "damit die Huskys nicht in die Ecke scheißen." Der Witz war eigentlich gar nicht so lustig. Ich lachte, weil Jago genervt aussah und das gefiel mir. Ich hatte meine neue Freizeitbeschäftigung gefunden. Wenigstens war er zu etwas nützlich. 

"Wieso lachst du so?", fragte Bexton. 

"Ich hab' Jago einen schmutzigen Hunde-Witz erzählt", sagte ich und lachte wieder von vorne los. Schmutzig wegen in die Ecke scheißen und so? Ne? Naja, egal. 

"Was bekommt man, wenn man eine Blondine mit einem Husky kreuzt?" Totenstille. "Entweder einen total blöden Hund oder 'ne winterfeste Nutte!"

Bexton kugelte sich vor lachen und ich sah ihn böse an. Nur ich durfte hier dämliche Hunde-Witze bringen. 

 "Du dummer Hund", schimpfte ich. "Außerdem war meiner besser."

"Nein, war er nicht!", bestritt Bexton. 

"Bexy, halt die Klappe."

"Ja, leck mich doch am Arsch, aber mein Sohn hat den Namen eines Hundes", sagte meine Mutter und schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. 

Lachend fragte ich, "Wieso dreht sich hier eigentlich alles um Hunde?"

"Na, weil einer anwesend ist", sagte mein Vater und Jago knurrte. 

"Das war echt nicht nett."

"Dad hat Recht. Schnuffi ist da", sagte Jamie und wie aufs Stichwort kam der schwule Chihuahua um die Ecke gelaufen. Ich hasste diese kleine Thöle. 

"Was macht der denn hier?"

"Dein lieber Onkel Jamie fliegt mit seiner Frau und eurem Cousin schon vorzeitig nach Paris, weil er die Zeit genießen will oder so 'n' Scheiß und kam auf die tolle Idee Schnuffi hier zu lassen."

"Ich hasse Schnuffi", sagte ich und im nächsten Moment baute sich der zwanzig Zentimeter Hund vor mir auf und knurrte mich an. 

"Das ist doch kein Hund", sagte Jago. "Das ist ein Stofftier."

Lachend nickte ich. "Jetzt machst du auch schon Hunde-Witze!"

"Das war kein Witz, das war die Wahrheit", sagte er augenverdrehend. 

"Is' doch egal, aber was sollen wir jetzt mit dem Ding machen?", fragte ich und sah auf den Hund runter, der nun seine Zeit damit verbrachte sich seine Eier zu lecken. Traurig, dass das der beste Freund des Menschen war. Wirklich traurig. 

 "Was sollen wir schon machen", sagte meine Mutter schulterzuckend. "Die Teufelsbrut bekommt was zu essen, zu trinken und wir lassen sie ein paar Mal am Tag raus."

"Klingt wie eine Idee", stimmte ich ihr zu. 

"So ein Tier muss man mit Liebe handhaben", sagte Bexy. 

"Dann handhabe du es doch mit deiner Liebe."

"Bist du bescheuert?", fragte Bexton. Niemand in unserer Familie konnte etwas mit Hunden anfangen. 'Ne scheiß Ironie, dass mein Gefährte ein Werwolf war. 

"Willst du dich nicht um deinen Cousin kümmern?", fragte meine Mutter Jago mit einem ernsten Gesichtsausdruck. 

Der starrte sie mit großen Augen an und sagte, "Cousin? Ich bin ein Wolf und kein Hund."

"Das ist doch alles das gleiche. Ich bin sicher, dass ihr verwandt seit, um zwölf Ecken oder so, aber Familie ist doch Familie oder nicht?"

Ich biss mir so fest auf die Lippe, das sie sicher schon blutig war, aber man es war so verdammt schwer nicht laut zu lachen. 

Meine Mutter holte Schnuffis Leine und die schwarzen kleinen Müllsackerl. "Hier."

Das war ja ein tolles Kennenlernen. 

Schnuffis schönster Tag!

 

Meine Mutter war schuld, das ich mir gerade den Arsch in dem Nuttenkleid abfror und mich mit Jago unterhalten musste. Schnuffi war gerade dabei ein Häufchen zu legen als Jago fragte, "Hat deine Mutter was gegen mich?"

"Ne, wieso? Ich glaub' sie mag dich sogar. Vielleicht aber auch nicht, ist immer schwer zu sagen." 

"Wenn siie mich mag, dann hat sie aber eine verdrehte Art das zu zeigen." 

 "Sie war noch nie gut mit Gefühlen", sagte ich schulterzuckend. 

"Ich hasse dieses kleine Vieh", murmelte er, während er sich bückte um den kleinen Haufen, den Schnuffi hinterlassen hat, aufzuheben. 

"Du bist nicht der einzige. Aidon hasst ihn auch."

"Wer ist Aidon?", knurrte er. 

"Hör auf mit dem geknurre. Heb' den Haufen Scheiße auf und danach den braunen daneben, damit wir endlich gehen können. Ich frier' mir hier schon seit einer Stunde den Arsch ab, weil dieser kleine Bastard das doppelte von seinem Gewicht wieder raus bringen kann."

"Weißt du, menschliche Nähe soll da helfen."

"Zu dumm, dass du kein Mensch bist, nicht wahr?"

"Du weiß was ich meine, chicka", gurrte er. 

"Weißt du was mir gerade auffällt?"

"Was denn?"

"Ich glaube, dass Schnuffi ein Mädchen ist. Oder ist das kleine Ding da hinten sein Pimmel? Wenn ja, dann tut mir der Köter richtig leid", sagte ich und schüttelte meinen Kopf mitleidig.

"Über so was machst du dir Gedanken?", fragte er. 

"Und nenn' mich nicht chicka, Wolfi."

"Mir gefällt mi amor sowieso besser." 

"Ich glaube das du schon über Schlafenszeit bist."

"Stimmt, du solltest umbedingt mitgehen. Nur um sicher zu gehen, das ich auch wirklich schlafen gehe."

"Du bist schon ein großer Junge. Im Gegensatz zu Schnuffi."

"Lass uns rein gehen, ich habe vor dich morgen zu entführen."

"Entführunungen kündigt man aber nicht an."

Er verdrehte die Augen und hob Schnuffi hoch damit wir endlich gehen konnten. 

"Wieso glaubst du, hat mein Onkel sich 'nen schwulen Chihuahua mit einem kleinen Pimmel geholt?"

"Ich habe keine Ahnung."

 

I'M THE MAN...I'M THE MAN...I'M THE MAN...

 

 "Guten Morgen, Sonnenschein!"

Jetzt ist es offiziel. Ich hasse Jago. "Wieso hat dich jemand ins Haus gelassen? Oder bist du durch die Hundeklappe gekommen?"

"Ha ha, ich hab' deinen Humor letzte Nachte in meinem Bett vermisst."

"Wirklich?", fragte ich gespielt aufgeregt. 

"Ja", gurrte er. 

"Pech."

"Komm schon. Raus aus den Federn, wir haben viel zu tun!"

"Tut mir leid, aber das geht nicht."

"Wieso?"

"Ich hab' so viele wichtige Sachen zu tun, die kann ich nicht einfach verschieben."

"Welche denn?"

"Schlafen, essen, Musik hören, Serien ansehen. So viele Sachen auf einmal!"

 "Komm schon, mi amor. Du wolltest doch, dass wir uns kennen lernen."

"Ja, aber ich dachte eher daran, das wir uns in...ich weiß nicht....fünfzehn Jahren kennen lernen?"

"Als ob ich fünfzehn Jahre darauf warten würde", schnaubte er. 

"Wie wäre es mit zwanzig?", fragte ich grinsend. 

 "Wie wäre es mit zehn Minuten in denen du deine Ruhe hast."

"Wie wäre es, wenn du mich am Arsch leckst?"

"Ich denke da an eine Stelle, die dir besser gefallen würde", sagte er und zwinkerte mir zu. 

"Raus! Ich bin in zehn Minuten fertig. Desto schneller ich fertig bin, desto schneller bringen wir das hinter uns."

 

I'M THE MAN!...I'M THE MAN!...I'M THE MAN!...

 

"Vergesst nicht die Ausgeburt der Hölle nicht", sagte meine Mutter während sie Schnuffi aus zusammengekniffenen Augen anstarrte. Gott sei Dank hatte sie einen Kaffee in den Händen und konnte den Hund deshalb nicht erwürgen. So viel ich die Thöle auch hasste, hatte ich es nicht nötig schon so früh am Morgen mit dem Tot konfrontiert zu werden. 

 "Ich hatte ihn schon gestern, soll ihn doch Bexy nehmen!"

"Geht nicht. Dein Bruder hat über Nacht eine Allergie gegen Hunde entwickelt", sagte meine Mutter augenverdrehend und nahm einen kräftigen Schluck von ihrem Kaffee. 

"Den Scheiß glaubst du ihm doch nicht, oder?"

"Ich bin doch nicht bescheuert, aber ihr werdet eucht streiten und am Ende muss noch ich den Tag mit dem Ding verbringen. Da mach' ich doch vorher lieber einen auf Diktator uns bestimmte wo es lang geht."

"Aber, Mom!"

"Nichts aber. Du hast den Hund und basta. Du hast doch sowieso 'nen Hundeflüsterer bei dir", sagte sie grinsend. 

"Ich weiß wirklich nicht wieso ich mir das antue", murmelte Jago. 

"Du hast Recht. Du hast viel besseres verdient, vielleicht sollten wir uns in nächster Zeit nicht mehr sehen; oder nie wieder."

"Jetzt weiß ich es wieder", grinste er und drückte mir einen schmatzenden Kuss auf die Lippen. 

Graffiti & Ich

 

"Glaubst du es würde auffallen, wenn wir ihn einfach hier lassen?", fragte ich Jago, als wir an einer roten Ampel standen.

"Könnte gut sein. Normalerweise sind die aber nicht so haarig wie der Kleine da", sagte Jago und warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel. Schnuffi war in seiner Box, die sich auf dem Rücksitz befand.

"Kein Scheiß. Im Kindergarten sind keine kleinen haarigen Kinder? Vielleicht sind die ja so wie du..."

"Du weiß schon, dass du gerade deine zukünftigen Kinder beleidigt hast?", fragte er amüsiert.

"Wieso das denn?"

"Unsere Kinder werden entweder Werwölfe oder Vampire sein."

"Wer sagt, dass wir Kinder bekommen, Schwachkopf?"

"Natürlich bekommen wir Kinder, mi amor."

"Diskutieren hat doch sowieso keinen Sinn mit dir. Sag' mal, was machen wir heute eigentlich?"

"Es ist eine Überraschung."

"Weiß du was? Ich will es gar nicht wissen!" Aber natürlich wollte ich wissen wo wir hin gingen, zugeben würde ich es trotzdem nicht. Ich konnte Überraschungen noch nie leiden.

"Gut, ich werde es dir auch nicht verraten."

"Hast du mir eben nicht zugehört? Ich sagte, dass es mir egal ist."

"Das ist es nicht", grinste er.

"Woher willst du das wissen?"

"Weil dein rechtes Auge anfängt zu zucken, wenn du lügst."

"Woher weißt du das denn?"

"Ich bin ein sehr aufmerksamer Mensch."

"Du meinst wohl Werwolf oder?"

"Angelo ist das auch aufgefallen, aber es war mein menschliches ich, das ich gemeint habe."

"Wie auch immer. Aber was sollen wir jetzt mit dem da machen?", fragte ich und zeigte auf den zwei Kilogramm schweren Hund.

"Wir nehmen ihn einfach mit", meinte Jago Schulter zuckend.

"Meinetwegen."

 

I'M THE MAN!...I'M THE MAN!...I'M THE MAN!...

 

"Okay, okay, okay. Scheiße, scheiße, scheiße."

Ich wusste nicht wie es dazu gekommen ist, aber Jago und ich waren gerade dabei von der Polizei davonzulaufen.

Vielleicht lag es daran, dass Jagos Überraschung verdammt cool gewesen ist. Anstatt irgendwo essen zu gehen oder einen Spaziergang zu machen, hat er mich an einen Ort gebracht an dem sich Graffiti-Künstler trafen.

Schnuffi hatten wir einfach mitgenommen und er hatte nicht so sehr gestört wie ich es angenommen hatte.

Und ich habe raus gefunden, dass Jago verdammt gut mit der Sprühdose umgehen konnte. Nachdem wir ein bisschen auf alten Wagons 'rum gekritzelt' hatten, machten wir uns auf den Weg, um in der Stadt herum zu laufen und unsere Kunst mit anderen zu teilen.

Wäre da nur nicht das Gesetzt, in dem irgendwie, vielleicht, wohl möglich festgelegt ist, dass man so etwas nicht machen darf.

Jago, Schnuffi und ich waren gerade auf der Flucht. Die anderen hatten wir schon vor zehn Minuten verloren und ich konnte nur hoffen, dass sie nicht geschnappt worden sind.

"Schnell, hier rein!"

Wie in einem schlechten Film, krochen wir durch ein großes Loch in der Wand, das durch ein Stück Pappe verdeckt wurde. Ich hatte zwar 'Vampirgene' in mir, aber krank werden konnte ich in meiner Menschenzeit dennoch werden.

Vor zwei Jahren hatte mich die Grippe erwischt und ich bin halbtot eine Woche lang im Bett gelegen und meine Mutter hat eine Woche lang kein Schimpfwort durch die Lippen und nicht einen Tropfen Kaffee in den Mund genommen. Unglaublich aber war. Es war eine...schwere Woche, für alle von uns.

"Und was jetzt?", flüsterte ich in die Dunkelheit hinein.

"Abwarten", flüsterte Jago zurück.

"Das ist mal ein Date, an das ich mich erinnern werde."

"Ist es die Art von Erinnerung, die man seinen Enkeln erzählt?"

"Nein, es ist mehr die Art von Erinnerung, die man ein wenig aufpeppt und dann den Freunden erzählt, weil man cool wirken will."

"Gut zu wissen."

Schnuffi schien eingeschlafen zu sein, denn er Atmete gleichmäßig und gab keine verdächtigen Geräusche von sich.

"Hey, querida?"

"Ja?"

"Soll ich dir eine Geschichte erzählen?"

Das es nicht so wirkte, als ob wir in nächster Zeit von hier wegkommen würden, beantwortete ich seine Frage mit einem Ja.

"Als einmal war ich mit so einer heißen Schnecke und einem großen Dobermann beim Graffiti sprühen, als uns plötzlich die Bullen-"

Lachend unterbrach ich ihn, "Es ist noch zu früh dafür."

"Gut, ich hebe mir die Geschichte noch ein wenig auf. Ich wollte mich heute Abend eigentlich entschuldigen."

"Ah ja?"

"Ja, ich war am Anfang ein richtiger Arsch, aber das liegt nur daran, dass ich zweihundert Jahre lang auf dich gewartet habe und du davon gesprochen hast mich zu verlassen, als ob du über einen Spaziergang sprechen würdest. Das hat...weh getan."

Na toll, jetzt war ich traurig und fühlte mich schuldig.

Sorry, not sorry

 

"Ich würde ja gerne sagen, dass es mir leid tut, wie ich dich behandelt habe, aber du hast dich wie ein dummer Idiot benommen. Wir sind quitt würde ich mal sagen, findest du nicht?", flüsterte ich in die Nacht hinein.

"Wenn du so etwas sagst, bin ich mir nicht sicher, ob ich mich besser fühlen soll oder nicht."

"Vergiss es einfach, Jago. Das Date heute Abend hat Spaß gemacht, auch wenn wir jetzt von der Polizei verfolgt werden", lachte ich leise.

"Die müssten jetzt sowieso weg sein. Es waren nur ein paar Sprayer und keine Bankräuber."

Recht hatte er. Leider.

"Kannst du nicht deine Werwolf -Superkräfte benutzen, um nach ihnen zu riechen oder so?"

"Werwolf-Superkräfte?"

"Was? Heißt das etwa anders? Werwolf-Magie?", fragte ich nachdenklich.

"Nein", lachte er. "Weder noch, aber wenn du möchtest können wir es so nennen. Aber ich kann mal meine Lauscher aufsperren und hören, ob sie noch immer nach uns suchen."

"Tu das."

Ein paar Sekunden herrschte eine Totenstille, abgesehen von den Großstadtgeräuschen, die mich müde machten.

"Und wie sieht es aus?"

"Alles sauber, wir können gehen."

"Gott sei Dank, ich hab' nämlich das Gefühl, dass es hier bald anfängt nach Pisse oder sonst was zu riechen."

"Los, schnell weg hier!"

 

I'M THE MAN!...I'M THE MAN!...I'M THE MAN!...

 

"Jetzt übertreibt er aber", murmelte ich zu Schnuffi, während Jago auf dem Boden kniete und den leeren Parkplatz anstarrte. Eigentlich sollte da sein teurer Sportwagen stehen, aber der ist irgendwie...naja...verschwunden! Pufff! Und weg war er...

Genau aus diesem Grund saß der möchtegern Picasso seit geschlagenen zehn Minuten auf dem Boden und fuhr sich immer wieder mit seinen Händen durch die Haare.

"Nein! Ich übertreibe nicht!", schrie er. Was für 'n' Sensibelchen. Aber was hatte er denn bitte in so einer Gegend erwartet? Das ihm jemand eine gratis Autowäsche verpasst?

Schnuffi gab einen Laut von sich, der sich verdächtig nach einem abfälligen Grunzen anhörte und schmiegte sich an meine Brust. Irgendwie fing ich an diesen schwulen Hund zu mögen. Wahrscheinlich lag es daran, dass Jago im Vergleich zum Hund einfach eine Niete war und Schnuffi mir deshalb plötzlich so sympatisch vorkam.

"Es ist nur ein Auto", versuchte ich ihn zu beruhigen. Falscher Schritt.

"Es ist nicht nur ein Auto", fing er aufgeregt an. "Es ist ein Statment, okay? Du verstehst das nicht!"

"Du hast recht, ich verstehe das nicht und ich will es ehrlich gesagt auch nicht. Aber in der Zeit, in der du hier gesessen bist und herum geheult hast, hätten wir die Polizei mindestens sieben Mal rufen können und Zuhause wäre ich auch schon."

"Diese menschlichen Polizisten sind so unfähig. Ich werde das selbst in die Hand nehmen!"

"Mach doch, aber Schnuffi und ich verschwinden jetzt."

"Ich bringe euch noch Nachhause und danach werde ich mein Baby suchen gehen." Das Auto war wirklich Konkurrenz.

"Wenn du dich nur halb so viel sorgst, wenn ich mal spurlos verschwinde, dann kann ich mich ja glücklich schätzen."

"Glück gehabt, was?"

 

I'M THE MAN!...I'M THE MAN!...I'M THE MAN!...

 

Eigentlich war ich gerade dabei von einem richtig heißen Typen, der verdammt viel Ähnlichkeit mit Jago hatte, zu träumen. Der bessere Jago, also der richtig heiße Spanier, der mir jeden Wunsch den Lippen ablas und mich fütterte, wäre sicher nicht verschwunden, um sein dummes Auto zu suchen. Ich wollte es nicht zugeben, aber ich war traurig, dass Jago mich so schnell verlassen hatte, wegen eines Wagens. Er hatte sich nicht einmal richtig von mir verabschiedet!

Vielleicht sollte ich ihm ein bisschen von seiner eigenen Medizin verpassen. Das nächste mal, wenn wir uns trafen, dann würde ich einfach verschwinden, weil mein Schuh verschwunden ist. Der war mindestens genauso viel Wert wie seine Schrottkarre.

Und er sollte gefälligst auf Knien angekrochen kommen und um Verzeihung bitten. Immerhin hatte er mich schon an unserem ersten Date fast sitzen lassen. Was hieß da fast? Er hatte mich verdammt noch mal sitzen gelassen.

Ich war bereit ihm eine Chance zu geben. Uns eine Chance zu geben, aber wenn ihm ein Auto wichtiger war, als ich, dann konnte er sich diese aber abschminken. Sollte er sich doch eine andere suchen. Auch wenn mich nur der Gedanke daran, dass Jago eine Andere haben könnte, rasend vor Eifersucht werden ließ.

Morgen. Da würde ich ihm einen Schlag verpassen. Theoretisch - vielleicht aber auch praktisch.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 24.12.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
für euch!

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