Cover

Kapitel 1

Rasend vor Wut durchschritt ich mit weit ausholenden Schritten unser Schultheater. Es war dunkel und nur ein Scheinwerfer war auf einen Jungen in einer grünen Strumpfhose gerichtet. 

Was fällt diesem riesigen Idiot ein? Das bedeutet Krieg, Kumpel!

Auf der Bühne angelangt schubste ich die kleine Schwuchtel, die gerade irgendetwas von "sein oder nicht sein", sprach zur Seite und stellte mich inmitten des Scheinwerferlichts. Obwohl die Zuschauerplätze eigentlich, in der alle Schüler saßen, schwarz hätten sein müssen, konnte ich alles deutlich erkennen. Ich suchte die Plätze nach einem ganz bestimmten Arschloch ab.

"Twyla Tace! Du kleiner, mieser...Wie kannst du es wagen meinen Wagen so zu verunstalten? Das bedeutet Krieg!" Ich sah ihm unverwandt ins Gesicht. Er sah eigentlich richtig gut aus mit seinen schwarzen Haaren und den dunkelbraunen Augen, wenn ich ihn nur nicht so hassen würde. Schade. Das Scheinwerferlicht flackerte.

Verflucht, das passiert aber auch jedes Mal. Am Ende stellt sich noch raus, dass ich irgendein verrückter Freak bin!

"Verdammt, Dylan! Kannst du nicht mal den Scheinwerfer richtig halten?", rief ich. Ich sah wie er rot wurde.

"Hey", beschwerte sich der Junge, den ich vorhin zur Seite geschubst hatte.

"Was?", zischte ich und warf meine langen blonden Haare zurück.

"Du hast mich in meiner Show unterbrochen", meinte er theatralisch.

"Oh, ich bitte dich du kleine Schwuchtel. Du hüpfst hier in Strumpfhosen durch die Gegend und gibst irgendeinen Geschwollenen Scheiß von dir. So wirst du nie eine Freundin finden, Kumpel!"

Er schnaubte abfällig. Ich verdrehte die Augen und machte mich wieder auf den Rückweg, aber vorher hatte ich noch etwas zu erledigen. "Ach, übrigens Twyla! Ich hoffe es macht dir nichts aus, das der Abschleppdienst ein paar Kratzer in deinen schönen Wagen gemacht hat! Aber der Gute hat leider keinen guten Platz für die Stahlhaken gefunden!" Ich lächelte ihn zuckersüß an und sah wie ihm das breite Grinsen verging. Ich stieg die Stufen wieder runter und ging zu Josefine rüber, die mir wie immer einen Platz frei gehalten hatte.

"Ms Stevenson, wir sehen uns nach der Aufführung in meinem Büro", hörte ich meinen Direktor, Mr Barneby, von unten rufen.

"Geht klar, Chef", rief ich zurück. Obwohl noch immer alles dunkel war sah ich, dass Mr Barneby grinsen musste.

"Sie auch, Mr Tace!"

"Ja, Mr Barneby", rief Twyla und ich spürte seinen Blick auf mir liegen und verdrehte die Augen. Soll mich das jetzt einschüchtern? Ich wandte ihm mein Gesicht zu und sah ihm direkt in die Augen. Ich merkte, dass auch er mein Gesicht, trotz der Dunkelheit erkennen konnte. Vielleicht ist es ja nicht so dunkel hier? Ich schüttelte fragend meinen Kopf und zog eine Augenbraue in die Höhe.

 

"Eliana, Twyla. Ich weiß, dass ihr zwei eine besondere Beziehung zueinander habt, aber könntet ihr diese bitte außerhalb der Schule ausleben?"

"Mr Barneby. Wenn Twyla nicht so ein riesengroßer Arsch, pardon, wäre, dann gäbe es überhaupt kein Problem."

Twyla ist erst seit drei Wochen auf unserer Schule und in der Zeit ist er schon zu einem "King", oder wie die Jugend es von heutzutage nennt, geworden. Die Jungs wollen so sein wie er und die Mädchen wollen von ihm beachtet werden. Alle. Alle, außer mir. Ich hasse den Typen. Wieso? Am ersten Tag hat der mich so dämlich angemacht von wegen er ist der größte und hat mir vorher auch noch meinen Parkplatz weggenommen. Ja, kein Grund jemanden zu hassen, aber der Spast hat’s nicht anders verdient.

„Ah, Schatz. Nur, weil wir Beziehungsprobleme haben, müssen wir die doch nicht in der Schule ausdiskutieren oder?“, fragte er mich und grinste dabei dämlich.

Vertrau mir, Idiot! Ich würde lieber was ganz anderes machen, als mich hier mit dir über unsere „Beziehungsprobleme“ auszutauschen.

„Tja. Du kannst mich mal, Schatz!“, sagte ich an Twyla gewandt. „Mr Barneby, es wird nicht wieder vorkommen. Kann ich jetzt gehen?“, fragte ich an meinen Rektor gewandt.

„Noch nicht. Vorher musst du mir noch sagen, wieso du so wütend warst.“

„Der Idiot“, sagte ich und zeigte auf Twyla. „Hat mein Auto runiert!“

„Was hat er denn getan?“

„Mein Wagen ist jetzt…pink. PINK! Mein Auto sieht aus, wie das innere einer Vagina, verdammt nochmal!“ Mr Barneby wurde rot und Twyla stand immer noch grinsend neben mir. „Grins nicht so blöd“, zischte ich.

„Und was hast du danach gemacht?“

„Ich hab den Abschleppdienst angerufen“, sagte ich und zuckte mit den Schultern. Das ich den Typen dort erzählte habe, dass Twylas Auto ein fremdes war und nicht eines von den Schülern, muss ich jetzt aber nicht erwähnen oder? Ne. Das mit den Einzelheiten wird sowieso überbewertet.

„Du hast was?“, schrie Twyla.

„Das hab ich dir schon vor einer halben Stunde erzählt“, sagte ich ruhig.

„Ich hätte gedacht, das wäre ein Scherz gewesen!“

„Pff. Ich bitte dich! Wegen dir sieht mein Wagen aus wie Barbies Kotze! Sei doch froh, dass ich nur den Abschleppdienst gerufen habe und nicht deinen Wagen in Ms Piggy höchstpersönlich verwandelt habe!“

„Kinder! Ruhe! Du“, sagte er und zeigte auf Twyla. „Wirst dafür sorgen, dass ihr Auto so aussieht wie es voher ausgesehen hat. Und du“, sagte er und zeigte dieses Mal auf mich. „Wirst ihn zwei Wochen lang mit deinem Auto abholen und in die Schule fahren und von dort wieder zurück. Nicht mehr und nicht weniger.“

„Aber…“, wollten wir beide protestieren, doch unser Rektor unterbrach uns.

„Seid froh, dass ich nur das gemacht habe. Normalerweise hätte ich euch Nachsitzen lassen sollen oder euch sogar der Schule verweisen“, drohte er uns mit erhobenem Zeigefinger.

„Schon gut“, murmelten wir. Gut, dass der alte Mann vergessen hat, dass wir ab morgen Ferien haben.

 

„Ich hasse dich“, murmelte ich, als Twyla und ich das Büro des Rektors verließen.

„Dito, süße“, sagte er zuckersüß.

„Nenn mich nicht süße, du kleiner, schwuler Troll! Ich bin nicht eines deiner Betthäschen!“

„Wenn du wüsstest, wie ein Troll aussieht, dann würdest du mich nicht als einen bezeichnen. Und es sind nicht meine Betthäschen. Wenn sie mir gehören würden, dann wären sie keine Betthäschen“, sagte er ruhig und zuckte mit den Schultern.

„Weißt du“, sagte ich und blieb stehen. „Ich hätte nicht gedacht, dass es möglich ist, dich mehr zu hassen, als ich es bis jetzt schon getan habe, aber ich habe mich geirrt. Es ist möglich.“

„Autsch.“ Er fasste sich mit der flachen Hand ans Herz. „Jetzt hast du mich aber gekränkt.“

Ich verpasste ihm einen Schlag gegen seinen Muskulösen Oberarm und biss mir auf die Unterlippe um mir ein Grinsen zu verkneifen. „Ist das etwa ein Lächeln?“, hörte ich Twyla fragen, der sich zu mir hinunter gebeugt hatte.

Ich sah weg und verkniff mir ein Grinsen so gut es ging. „Ich weiß, dass du lächeln musst. Ich kann deine Grübchen sehn“, sagte er und Griff mir unters Kinn um mein Gesicht seinem zuzuwenden.

Ich sah in seine dunkelbraunen Augen und sagte, „Was du alles weißt“ und lächelte gespielt zuckersüß.

Er grinste mich an. Sein Mega-Watt lächeln. Was erhofft der Idiot sich davon? Das ich ihn anspringe und ihm die Klamotten vom Leib ziehe?

Ich hob nur fragend eine Augenbraue. Er zog kurz verwirrt die Augenbrauen zusammen und sah mir danach intensiv in die Augen. Versucht der mich zu hypnotisieren?

„Was machst du da?“, fragte ich und schlug seine Hand, die immer noch unter meinem Kinn lag, weg.

Er räusperte sich und sagte, „nichts.“

Ich verdrehte meine Augen und ging weiter. Ich hörte Schritte und sah aus den Augenwinkeln, dass Twyla mir gefolgt war. „Wann willst du mein Baby in Ordnung bringen?“, fragte ich ohne ihn anzusehen.

„Schatz, ich hab deinen Wagen innerhalb einer Stunde in Tinkerbells Vagina verwandelt. Ich schaffe es ihn in einer halben Stunde es wieder in den original Zustand zu bringen“, sagte er und versuchte mir einen Arm um die Schultern zu schlingen, doch ich wich geschickt aus.

„Dann beeil dich Mal, Idiot. Ich werde in dem Auto sicher nicht nach Hause fahren.“

„Schon gut, Kätzchen. Aber ich brauche deinen Schlüssel.“

Ich blieb wieder stehen und hob eine Augenbraue. „Wirklich? Du hast es doch vorhin auch schon ohne geschafft“, sagte ich und schlug ihm einmal brüderlich gegen den Oberarm.

 

„Nun meine Lieben. Ihr bekommt ausnahmsweise keine Hausübung, da die Ferien morgen beginnen. Viel Spaß noch, aber nicht zu viel“, sagte der Lehrer nachdem die Glocke uns erlöst hatte.

Endlich! Und was ist das Beste an den Ferien? Richtig. Ich werde Twyla zwei Wochen lang nicht sehen!

Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen durchquerte ich den Schulhof und ging auf den Parkplatz zu. Ich sah schon von weiten Twyla, der sich an mein Auto angelehnt hatte. Wieso nur? Es hätte vollkommen gereicht, wenn der Spaßt es in Ordnung gebracht hätte und ich jetzt genüsslich in die Ferien starten könnte!

„Was willst du?“, fragte ich, als ich angekommen war.

Sein Grinsen wurde noch breiter. „Hab ich dir schon gesagt, dass es mich total anmacht, wenn du so zickig wirst?“ Ich blitzte ihn aus wütenden Augen an. „Wie auch immer. Hast du etwa vergessen, was Mr Barneby heute in seinem Büro gesagt hat?“

„Nein, habe ich nicht“, presste ich hervor. „Aber ich dachte, wir wären uns einig, dass wir uns aus dem Weg gehen.“

„Aus dem Weg gehen? Niemals, Schatz“, sagte er und kam auf mich zu. „Fährst du oder soll ich?“, fragte er und legte mir einen Arm um die Schultern. Ich schnaubte.

„Du? Niemals. Nur ich darf mein Baby fahren!“

Grinsend schlenderte er zur Beifahrerseite und stieg ein.

Kapitel 2

„Wo wohnst du?“, fragte ich, nachdem ich vom Parkplatz gefahren war.

„Du weißt nicht wo ich wohne?“, fragte er überrascht. Seh‘ ich aus wie ´ne Hellseherin?

„Woher soll ich das denn wissen?“

Er räusperte sich. "Äh, ja, genau. Milfordstreet 3."

Verdammt, das liegt ja nur ein paar Meter von meinem Haus entfernt. Wieso habe ich das denn noch nicht bemerkt? "Okay, ich weiß wo das liegt."

"Natürlich weißt du das. Wir sind ja beinahe Nachbarn", sagte er und zwinkerte mir zu. Mist.

"Kann sein."

"Und du hast das wirklich nicht gewusst?", fragte er misstrauisch. Worauf will er hinaus?

"Es dreht sich nicht alles um dich Twyla, auch wenn du das denkst", gab ich zurück.

"Ruhig Blut, Sweety."

"Ah, halt doch die Klappe. Ich will das hier nur schnell hinter mich bringen, damit ich meine Ferien genießen kann. Weit weg von DIR!"

"Tut mir leid, dass ich dir das sagen muss, babe, aber wir wohnen nur ein paar Meter außeinander."

"Wir haben es bis jetzt geschafft uns nicht in die Quere zu kommen. Dann sollte das doch auch jetzt kein Problem sein oder?"

"Wenn du meinst", murmelte er. Der Rest, der Fahrt verlief still und ich eiferte der Sekunde, in der Twyla aus meinem Auto steigen werden würde, entgegen.

„Bye“, murmelten wir beide, nachdem wir ausgestiegen waren. Jetzt schnell nach Hause und dann ein heißes Schaumbad.

 

„Mom? Dad? Ich bin zu Hause“, rief ich nachdem ich die Haustür geschlossen hatte. Ich seufzte. Wieder Mal keiner zu Hause.

Ich ging in die Küche um mir etwas zu essen zu zubereiten. Am Kühlschrank hing eine Kurznachricht.

Hey Baby,

Dad und ich mussten heute leider nach Milano.

Wir werden so schnell wie möglich zurückkommen.

Pass auf dich auf.

xx Mommy

Ich seufzte wieder. Es war nichts ungewöhnliches, das meine Eltern von heute auf morgen auf Geschäftsreise mussten. Ich hatte mich damit abgefunden, auch wenn ich es blöd fand, dass ich fast keine Zeit mit meinen Eltern verbringen konnte. Aber meistens waren sie nach zwei bis drei Tagen wieder zu Hause und brachten mir immer ein tolles „Entschuldigungsgeschenk“ mit.

 

Es war fast Mitternacht, als ich mich ins Bett legte und versuchte einzuschlafen. Ich wälzte mich schon seit einer halben Stunde im Bett herum, doch es half nichts. Ich wollte gerade runter in die Küche um mir ein Glas Wasser zu holen, als ich ein Klirren von unten vernahm. Ich schlich aus meinem Zimmer und schnappte mir eine Vase, die im Flur auf einem kleinen Tisch stand und schlich ganz langsam die Treppe runter. Das ganze Haus war dunkel und es herrschte eine Totenstille, bis auf das Geräusch, das aus der Küche kam. Ich ging so langsam, wie nur möglich durch den Flur um in die Küche zu kommen. Ich hielt die Vase mit beiden Händen fest und ging langsam in die Küche. In der Küche entdeckte ich eine Silhouette, die großgewachsen war und breite Schultern hatte. Keine Panik, Eliana. DU hast eine Porzellanvase in den Händen. Und was hat der? Wahrscheinlich ´ne Waffe! Ah, verdammt! Immer positiv denken, Eliana!

Ich hob die Vase hoch, als sie die Person umdrehte und ich einen spitzen Schrei raus ließ. „Twyla?“, fragte ich unglaubwürdig.

„Ja. Was hast du mit der Vase vor?“, fragte er und zog die Augenbrauen hoch.

„Naja, putzen wollte ich sie nicht. Verdammt, was machst du hier? Ich hätte die fast die Lieblingsvase meiner Mutter über den Schädel gezogen!“

„Du musst mitkommen!“

„Was? Ich muss gar nichts du Idiot!“

„Doch, du musst“, sagte er und versuchte mich am Arm raus zu ziehen.

„Twyla, verdammt. Lass meinen Arm los und erkläre mir was du hier zu suchen hast!“, zischte ich.

„Ich werde es dir erklären, versprochen, aber du musst zuerst mitkommen!“ Er sah mich flehentlich an.

„Nein. Bist du blöd? Ich will das du gehst!“ Ein Klirren ertönte aus meinem Zimmer und ich zuckte zusammen.

„Eliana, du musst mit jetzt vertrauen. Bitte“, sagte er und sah mich eindringlich an. Ich wusste nicht woran es lag, aber ich konnte nicht anders als zu nicken. Er nahm meine Hand und lief mit mir zur Haustüre.

„Warte“, flüsterte ich.

„Wir können nicht warten.“

„Ich muss mir nur kurz Schuhe mitnehmen. Ich kann nicht Barfuß raus“, zischte ich.

„Beeil dich.“

„Jaja“, murmelte ich.

„Ich weiß was JAJA bedeutet und nein ich will dich nicht am Arsch lecken.“

„Los“, sagte ich nachdem ich meine weißen Chucks geschnappt hatte. Er zog mich an der Hand aus dem Haus und stürzte raus zu meinem Wagen.

 

„Twyla, was hast du in meinem Haus zu suchen gehabt und wie bist du da überhaupt rein gekommen?“, fragte ich, nach 10 Minuten in denen wir still im Auto saßen und Twyla gefahren war.

Er seufzte und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Ich werde es dir erklären, aber nicht jetzt, okay?“, sagte er und sah mich kurz an.

„Ausnahmsweise“, murmelte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Nach einiger Zeit bemerkte ich wie müde ich eigentlich war und schloss die Augen um ein wenig zu schlafen.

 

Als ich wieder aufwachte lag ich in einem großen, weichen Bett. Ich wusste nicht wie ich hier her gekommen war, geschweige denn wo ich mich überhaupt befand, doch ich war mir ziemlich sicher, dass Twyla etwas damit zu tun hatte.

Wer soll’s denn sonst gewesen sein?

Ich versuchte mich aufzusetzen, doch etwas hinderte mich daran. Etwas, das sich sehr warm und sehr muskulös um meinen Bauch geschlungen hatte. Etwas, das sich verdächtig nach einem Arm anfühlte. Ich sah zur Seite und ich behielt Recht. Es war nicht irgendein Arm, der sich stahlhart um mich geschlungen hatte und mich nun nicht los ließ. Es war Twylas Arm, der mich so zu sagen im Würgegriff hielt.

„Twyla“, versuchte ich ihn Aufzuwecken. Null Reaktion. „Twyla“, versuchte ich es erneut. Ich rüttelte an seinem Arm, doch er blieb wie versteinert. Wenn ich seinen leisen Atem nicht hören würde, dann würde ich denken, dass er Tod wäre. Du hast es nicht anders gewollt, sweety.

Als ich erneut nach Twyla rief, hörte es sich schon fast nach einem Kreischen an. Im halbwach-halbtot Modus schmiss sich Twyla auf mich und versuchte mich – vor was auch immer – zu beschützen.

„Was ist los? Bist du verletzt? Tut dir was weh?“, fragte er und sah mich besorgt an.

„Natürlich, tut mir was weh! Immerhin liegst du hier mit deinen 3 Tonnen auf mir und schnürst mir die Luft ab“, zischte ich und er atmete erleichtert aus.

Das könnte ich jetzt auch machen, wenn du endlich von mir runter gehen würdest du zu groß geratener Hohlkopf!

„Könntest du jetzt bitte von mir runter gehen?“

Es sah so aus, als ob er wirklich darüber nachdenken würde. „Nö.“

„Wie nö?“

„Mir gefällt‘s so. Ich werde vielleicht nie wieder in so eine Situation kommen, dich unter mir liegend, in einem Bett, mit nicht mehr als ein paar lächerlich kurzen Shorts und einem knappen Shirt mit einem fabelhaften Ausschnitt, am Körper und wir haben alle Zeit der Welt. Keine Schule, keine Freunde, keine Verwandten und keine Eltern. Nur du und ich.“

„Klingt verlockend, aber nein danke“, sagte ich und schubste ihn zur Seite.

Er seufzte frustriert auf, bevor auch er sich erhob. „Spielverderberin“, murmelte er.

„Wo sind wir hier überhaupt?“, fragte ich als ich mich im Zimmer umsah. Es war sehr hübsch und modern eingerichtet, aber es sah nicht so aus, als ob es oft benutzt wurde.

„Wir sind im Ferienhaus meiner Eltern.“

„Wo?“

„Aspen.“ Oh, scheiße. „Ich seh‘ schon, das gefällt dir alles nicht. Glaub mir, mir auch nicht. Lass uns zuerst was essen und dann werde ich dir alles in Ruhe erklären, okay?“ Ich nickte nur, denn ich merkte, dass ich wirklich Hunger bekommen hatte.

 

„Ich hätte nicht gedacht, dass du überhaupt weißt, wie man das Wort kochen buchstabiert und dann zauberst du einfach so Pancakes her“, sagte ich nachdem ich mich im Sessel zurück gelehnt hatte.

„Du weißt sehr vieles nicht von mir“, sagte er und sah mich mit einem undefinierbaren Blick an.

„Stimmt, aber wir sind nicht hier um uns näher kennen zu lernen und dann ABFFs zu werden. Du wolltest mir erklären was du in meinem Haus zu suchen hattest und wir du reingekommen bist.“

„Richtig. Wie fängt man so was an?“, fragte er eher sich selbst und fuhr sich mit den Händen durchs Haar.

„Rück einfach raus mit der Sprache, Tace“, meinte ich gereizt.

„Das ist nicht so einfach! Wie soll ich jemandem erklären, dass er ein Naturgeist ist und in naher Zukunft über mythische Wesen regieren soll, von dessen Existenz es nicht einmal zu träumen gewagt hatte?“

„Gar nicht.“

„Das dachte ich mir.“ Er seufzte wieder und sah mir dann in die Augen. „Hör mir zu, Eliana. Es ist aber so. Du bist ein Naturgeist und somit leider dazu bestimmt über das Mystische zu regieren. Ich wünschte wirklich, dass du das nicht machen müsstest, aber du hast leider keine andere Wahl“, sagte er und sah mich irgendwie traurig an.

„Hörst du dir überhaupt selbst zu, Twlya? Merkst du denn nicht wie absurd das alles klingt?“

„Natürlich tut es das. Absurd, verrückt und total unglaubwürdig! Glaubst du, dass wüsste ich nicht? Vertrau mir, ich würde jetzt auch viel lieber etwas anderes machen, als dich in deine zukünftigen Pflichten als Naturgeist einzuweihen. Aber du musst mir glauben“, sagte er und sah mich dabei intensiv an.

Vielleicht lag es an dem Höhenunterschied, an meiner Verwirrtheit oder an meiner Blödheit, aber ich glaubte dem Idioten jedes Wort. Es gab so viele andere Dinge auf der Welt, die für unmöglich gehalten wurden, bis irgendjemand einfach den ersten Schritt machte und das unmögliche möglich machte.

Wieso nicht einfach den Müll mit dem Naturgeistern glauben? Ich hab grad eh nichts vor.

„Angenommen es ist die Wahrheit.“

„Es ist die Wahrheit“, unterbrach er mich.

„Unterbrich mich nicht. Wenn es wahr ist, über wen oder was soll ich denn regieren oder herrschen und wieso ich? Ich bin doch sicher nicht der einzige Naturgeist auf dieser verdammten Welt! Es Leben 7 Milliarden Menschen auf dieser Welt, es muss doch irgendeinen Freak geben, der das machen kann!“

„Wie schon gesagt, über mystische Wesen. So wie Vampire, Werwölfe, Dämonen und so ´n´ Kram. Wir wissen nicht ob es noch andere Naturgeister gibt, man spekuliert damit, dass es sie gibt, sie aber nichts von ihren Gaben wissen. Und auch wenn es noch welche gäbe, sie entstammen nicht der Königsfamilie. Du bist der verloren geglaubte Spross einer Königsfamilie, die für ausgestorben gilt. Deine Eltern, sind nicht wirklich deine Eltern, sondern nur zwei Wächter, die deine leibliche Mutter, bevor sie umgebracht wurde, beauftragt hat. Damals hat man geglaubt, dass du bei dem Feuer, bei dem alle ums Leben gekommen sind, auch dabei warst. Aber dem war nicht so. Deine Mutter hat es irgendwie geschafft, dich zu retten.“

Okaaay. Wisst ihr noch, als ich gesagt habe, dass ich dem Idioten alles glaube? Vergesst das. Das ist absoluter Schwachsinn! Aber man soll immer nett zu Psychos sein oder?

„Okay“, gab ich deshalb nur von mir.

„Okay? Heißt das du glaubst mir?“, fragte er und sah mich hoffnungsvoll an. Alles was du willst, Kumpel.

„Natürlich. Das klingt doch alles ganz logisch“, sagte ich und erhob mich vorsichtig. „Ich seh‘ meinen jetzigen Eltern oder Beschützern ja nicht mal ähnlich, aber ich hab immer gedacht, dass ich adoptiert wäre.“ Ich ging langsam rückwärts. Schnell weg hier! Nachdem ich den Türstock passiert hatte drehte ich mich um und rannte los, als ich nah nicht einmal einem halben Schritt gegen etwas Hartes prallte. Besser gesagt gegen jemanden hartes, als ich Twylas Arme um meine Taille spürte. Wie ist der so schnell? Der war doch grad da, dachte ich und sah in die Küche, in der sich nun kein Twyla mehr befand.

„Du glaubst mir nicht“, stellte er fest, als ich ihn wieder ansah. No shit, Sherlock?!

„Ich bitte dich! Wer soll dir so einen Müll glauben, mein guter? Das kannst du deiner Oma erzählen, aber nicht mir! Wieso sollte…“, Twlya unterbrach mich indem er mir seine flache Hand auf den Mund legte. Das ist aber sehr unhöflich, Dummbass!

Er schüttelte den Kopf, als ich protestierend schreien wollte und zeigte mit der anderen Hand nach oben. Ich hörte komische Geräusche, die von oben kamen. Sie hörten sich fast so wie in meinem Haus an. Twyla legte sich einen Finger über die Lippen und nahm danach seine Hand weg um sich danach meine zu schnappen und mit mir aus dem Haus zu rennen.

Wenn das so weiter geht, dann treib ich bald mehr Sport in zwei Tagen, als in einem ganzen Jahr im Sportunterricht.

 

Kapitel 3

Twyla’s Sicht:

 

„Wieso zur Hölle müssen wir andauernd weg laufen?“, fragte mich Eliana als wir im Auto saßen und ich mit ihr davon brauste. Ich sah kurz zu ihr rüber und merkte wie genervt sie war und ich konnte sie gut verstehen.

„Ich hab dir doch von der Sache mit dem Naturgeist und deiner ausgestorbenen Familie erzählt.“ Ich sah sie wieder an und sie nickte doch ihr Blick blieb misstrauisch.

„Es gibt immer…Wesen, die gegen etwas oder jemanden sind. Das ist so, war so und wird leider auch immer so bleiben. Als deine Familie noch am Leben war, hatten sie Feinde. Unter anderem die Stynx.“

„Was sind Stynx?“, fiel Eliana mir ins Wort.

„Stynx sind eklige, graue Wesen, die süchtig nach…nach glänzenden Dingen sind.“

„Aber ich bin kein glänzendes Ding!“

„Wenn du mich aussprechen lassen würdest, dann könnte ich dir auch erklären, was ich damit eigentlich meine. Für Stynx gibt es nichts glänzenderes, als Macht. Desto mehr Macht, desto glänzender und umso mehr wollen sie es. Irgendwie haben sie rausgefunden, dass es dich gibt. Und aus diesem Grund bin ich auch auf deine Schule gekommen. Mein Auftrag lautete aber, dass ich dich erst mitnehmen muss, wenn du in Gefahr bist, weil sie dich nicht aus deinem Umfeld reißen wollten.“

„Na das hat ja toll geklappt“, hörte ich sie murmeln und ich musste schmunzeln. „Sag mal, gehörte es auch zu deinem Auftrag mich zu hassen oder zu nerven?“, fragte sie und ich spürte ihren Blick auf mir. Ich hasste sie eigentlich nicht, es machte mir einfach nur Spaß sie zu ärgern. Es war immer das Highlight meines Tages. Der Moment, wenn sie wütend wird und ihre grauen Augen sich in einen dunklen Sturm verwandeln, sie ihre vollen Lippen zu einem dünnen Strich zusammen presst und sich ihre süße, kleine Nase kräuselt.

„Zu hassen? Nein. Dich zu nerven? Nein, aber es macht Spaß“, sagte ich grinsend.

Sie schnaubte. „Spaß? Wegen dir werde ich wahrscheinlich Falten kriegen und graue Haare und das mit 18!“

„Schatz. Du wirst so schnell keine Falten bekommen, versprochen.“

„Was meinst du denn damit?“

„Du alterst, nach der Zeremonie, sehr, sehr langsam. Ein Jahr werden zu einem Jahrzehnt und ein Jahrzehnt zu einem Jahrhundert“, versuchte ich es ihr zu erklären.

„Okay“, sagte sie und zog das Wort lang. „Welche Zeremonie?“

Ich schmunzelte. „Die, bei der du zur Reine, also Königin, gekrönt wirst.“

Sie fing lauthals an zu lachen. „Was gibt’s denn da zu lachen?“, fragte ich.

„Lustig. Ich dachte du hättest gerade gesagt, dass ich zur Königin gekrönt werde.“

„Das hab ich auch gesagt.“

„Hör mal, Twlya, ich find das überhaupt nicht lustig. Ich will wieder nach Hause! Ich will nichts mit diesem ganzen Naturgeisterquatsch zu tun haben! Ich will einfach nur nach Hause und mein altes Leben wieder haben“, schrie sie am Ende.

„Eliana“, seufzte ich.

„Nein“, fauchte sie. „Wo bringst du mich jetzt eigentlich schon wieder hin?“

„Wir fahren jetzt zum Rat.“

„Und wo befindet sich dieser Rat ?“ Ich sah sie von der Seite an mit einem Blick, der so viel sagen sollte wie: Sorry!

„Nicht dein Ernst! Machst du jetzt einen auf Bond, James?“

„Na klar! Ich hab einen heißen Schlitten, einen Feind, den ich eliminieren muss und eine wunderschöne Frau an meiner Seite, die ich beschützen muss.“ Ich sah zu ihr rüber und erhoffte mir – obwohl ich es nicht glaubte – eine rot gewordene Eliana vorzufinden, doch diese warf mir nur einen Blick á la dein Ernst? zu.

„Erwartest du jetzt von mir, dass ich dich anspringe und dir die Kleider vom Leib reiße?“, fragte sie mit hochgezogener Augenbraue.

„Nicht gleich anspringen, aber ein laszives Lächeln wäre schon noch drinnen oder?“

„Tut mir leid, dass ich dich enttäuschen muss 007, aber ist nicht drinnen.“

„War mir irgendwie klar. Das mit der Rolle der Bond-Frau müssen wir noch üben, Schatz“, sagte ich und seufzte.

„Nenn mich nicht Schatz du Atomspast!“ Ich liebe unsere Schlagabtausche. Die sind so erfrischend und abwechslungsreich!

„Grade eben war ich noch James Bond! Überzeugt dich mein Charme denn gar nicht?“

„Nein, tut er nicht, Prinz Charming!“, sagte sie und ich sah das sie ein Grinsen unterdrücken musste.

 

„Wo fahren wir jetzt hin?“, fragte sie eine halbe Stunde später.

„Wir fahren jetzt zu einem Freund von mir.“

„Und wer ist dieser Freund?“

„Schatz, kannst du bitte einmal nicht so neugierig sein?“

„Willst du mich verarschen? Du hast mich entführt, da werde ich ja wohl wissen dürfen wohin es geht!“, rief sie aufgebracht.

„Ich habe dich nicht entführt! Ich habe dich gerettet. Du weißt doch 007 und so.“

„Natürlich“, sagte sie mit deutlichem Sarkasmus.

„Wir sind gleich da“, sagte ich und fuhr die Einfahrt zu Ty’s Haus hoch.

„Wird aber auch langsam Zeit. Mein Arsch fängt nämlich an weh zu tun“, beschwerte sie sich schmollend.

„Deinem Arsch wird’s gleich besser gehen“, sagte ich grinsend und tätschelte mit meiner rechten Hand ihr Knie.

„Und ich werde dir gleich in deinen treten“, hörte ich sie murmeln.

„Hast du deine Tage?“

„Was?“

„Na, weil du so gereizt bist“, sagte ich schulterzuckend.

„Nein, das liegt nur an dir“, warf sie mir vor.

„Wie meinst du das?“

„Ich werde nur zum weiblichen Arschloch, wenn du in der Nähe bist. Sorry, liegt wahrscheinlich an deinem Gesicht“, sagte sie während sie ausstieg.

„Mein Gesicht bringt dich dazu zum weiblichen Arschloch zu werden?“, fragte ich ungläubig. „Normalerweise bringt es die Frauen dazu die Höschen fallen zu lassen…“

„Ja, ja und die Beine zu spreizen. Hab’s verstanden, du bist unwiderstehlich“, unterbrach sie mich genervt.

„Natürlich bin ich das!“

„Dein Ego kennt keine Grenzen oder?“

„Nö“, sagte sich und zog schob sie zur Haustür. Ich klingelte und ein mit Boxershorts bekleideter, verschlafen aussehender Ty öffnete uns die Tür.

„Siehst du! So ein Gesicht bringt die Mädchen dazu die Höschen fallen zu lassen und die Beine zu spreizen. Deines bringt sie nur dazu wegzulaufen“, hörte ich Eliana sagen, während sie sich an einem grinsenden Ty durch die Tür vorbei schob.

„Ich mag sie jetzt schon“, sagte er grinsend. Natürlich tut er das.

„Halt die Klappe“, knurrte ich. Lachend ging er ins Haus und ich folgte ihm.

 

„Weißt du Twyla. Ich kenne ihn erst seit dreißig Sekunden, wenn überhaupt und trotzdem mag ich ihn jetzt schon mehr als dich“, sagte sie grinsend und setzte sich aufs Sofa.

„Oh ja, ich mag sie wirklich“, war Ty’s Kommentar.

„Du kennst sie nicht.“

„Aber sie kennt mich gut genug um mich mehr als dich zu mögen.“

„Das ist nicht schwer. Sie hasst mich“, erklärte ich.

„Ja“, sagte Eliana und nickte lächelnd. „Ich mag alles und jeden mehr als ihn. Sogar verschimmeltes Obst“, sagte sie und zuckte mit den Schultern.

„Aber verschimmeltes Obst hätte dir nicht deinen süßen Hintern retten können.“

„Retten? Das ich nicht lache! Du Arsch hast mich mitten in der Nacht aus meinem wohlverdienten Schlaf gerissen, verdammt noch mal! Das einzige, dass du retten könntest wäre ein Kondom vorm Verfallsdatum“, schnaubte sie und Ty lachte.

„Da hat dich wohl wer unter der Fuchtel, Kumpel“, lachte er.

„Ha ha. Ich lach mich schlapp, Kumpel.“ Ich sah Eliana an. „Außerdem. Ich bin nicht so ein großer Arsch wie du denkst!“

„Stimmt“, sie schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. „Du bist ein noch viel größerer Arsch!“

„Da hat sich ja jemand lieb“, betonte Ty unnötigerweise, als Eliana in die Küche stampft. „Lass ihr mal Zeit, Alter. Das war sicher alles zu viel auf einmal“, sagte er und klopfte mir auf die Schulter.

„Du hast Recht.“

„Natürlich hab ich das“, sagte er breit grinsend. „Jetzt aber mal zum ernst des Lebens. Du hast gesagt, dass sie die neue Reine ist oder?“

„Ja. Es gibt keinen Zweifel. Aber sie hat noch nicht ihre Kräfte verwendet, also habe ich keine Ahnung, welche Kräfte des Naturgeistes sie übernommen hat.“

„Es kann sein, dass sich ihr Geist erst zeigt, wenn er es für nötig hält.“

„Meinst du, dass er sich erst zeigen wird, wenn es vielleicht schon zu spät ist?“, fragte ich alarmiert.

„Nein, Kumpel. Ich meine, dass er sich vielleicht erst dann zeigt, wenn ihr Körper alleine zu schwach ist. Der Geist würde sie niemals sterben lassen, aber er würde auch nicht umsonst Energie verschwenden, bis die Zeremonie nicht vollzogen wurde und sie nicht auf ihrem rechtmäßigen Thron sitzt. Bis dahin müssen wir warten.“

Er hatte Recht. Wir konnten nichts anderes machen, als abwarten, obwohl mir das ganz und gar nicht gefällt.

„Ich werde versuchen Eliana ein bisschen zu beruhigen.“

„Tu das.“

 

„Na, sie sind nur einmal ausgerastet“, hörte ich Eliana sagen und Brody und Quenton sahen sie begeistert an.

„Wann? Als du das Auto kaputt gemacht hast?“, fragte Bruce.

„Nein, da war ich erst zehn und wollte ein bisschen GTA spielen, aber Mom hat mir meinen Computer und meine PlayStation weggenommen.“

„Weil du deiner Cousine die Haare blau gefärbt hast“, fügte Quenton grinsend hinzu.

„Ja, das hat die Gute mir bis heute nicht verziehen.“

„Wann sind sie denn richtig ausgerastet?“„Ich wollte unbedingt Wackelpudding. Meine Eltern waren auf Geschäftsreise und meine Nanny mit den Nerven am Ende. Ich war neun, da bin ich in den nahegelegenen Supermarkt gegangen und hab ein paar Kilo Wackelpuddingpulver gekauft. Das habe ich dann in unseren Pool geschmissen und bin drinnen geschwommen bis das die Konsistenz von dem wackeligen Zeug hatte und ich nicht mehr aus dem Pool gekommen bin. Ich bin drei Stunden im Pool gegessen und hab schon Bauchschmerzen von dem ganzen Zeug gehabt bis meine Eltern gekommen sind und meine Nanny schlussendlich doch umgekippt ist, weil sie nicht mehr konnte“, sagte sie und zuckte mit den Schultern. „Aber eins sag ich euch. Es ist nicht so toll, wie ihr denkt.“

„Wirklich?“, fragten beide ein wenig enttäuscht.

„Es ist sogar BESSER! Ich meine, Leute, es ist ein Pool voller WACKELPUDDING! Was gibt’s besseres?“

Ich schnalzte mit der Zunge. „Meine kleine Rebellin. Ich wusste, dass du schon immer so warst. Schon als du mich das erste Mal angezickt und mir gegens Schienenbein getreten hast.“

Sie seufzte träumerisch. „Das war ein schöner Tag.“ Der schönste in meinem Leben obwohl der Tritt echt scheiße wehgetan hat. „ Meine ganze Wut war dann einfach…weg! Wie weggeblasen, herrlich.“

 

Kapitel 4

Elianas Sicht:

 

„Eliana, komm. Wir müssen los“, hörte ich eine sanfte Stimme.

„Verschwinde, Twy!“, sagte ich und kuschelte mich wieder ins Bett.

„Eliana. Wir müssen los“, versuchte er es wieder.

„Nein, du musst los und zwar mir einen Kaffee und Frühstück machen.“

„Unten steht Kaffee, aber wir müssen jetzt wirklich los, wenn wir heute Abend beim Rat sein wollen.“ Ich seufzte und schlug die Decke zur Seite.

„Dafür ist mir dieser scheiß Rat echt was schuldig!“

 

„Duuu, mieser Verräter“, schimpfte ich, als wir unten in der Küche standen und kein Kaffee da war. „Das verzeihe ich dir niemals.“

„Und ob du das wirst du kleine Zicke, weil ich dir nämlich eine Thermoskanne voller brauner Brühe vorbereitet habe“, sagte er und hielt besagte Kanne hoch.

„Du bist mein Held“, sagte ich und riss sie ihm förmlich aus den Händen. „Na, komm, mein Schatz. Bring mir Energie, die mir der böse, böse Twyler immer rauben will“, sagte ich zur Kanne und ging los zum Auto.

„Böser, böser Twyla. Ich bin nicht böse. Immerhin hab ich ihr diese Kanne Kaffee gemacht. Nicht mal für meine One-Night-Stands hab ich das gemacht“, hörte ich ihn noch murmeln.

„Bäh! Twyla! Ich will kein Wort über deine One-Night-Stands hören!“, keifte ich wie eine frigide Kuh. Aber wer wollte denn schon am frühen Morgen etwas über das Sexleben einer anderen Person erfahren?

„Ich bitte dich, als ob du noch nie Sex gehabt hättest“, schnaubte er.

„Ich hatte noch nie Sex“, sagte ich so langsam als ob ich es einem dreijährigen erklären müsste.

Er sah mich mit riesengroßen Augen an. Vielleicht sollte ich eine Hand raushalten, um sie aufzufangen, falls sie ihm rausfallen. „Was? Du siehst mich an, als ob ich ein Staatsverbrechen begangen hätte. Ich bin eine Jungfrau und kein UFO. Als ob das so schlimm wäre“, sagte ich genervt und stieg ins Auto.

„Aber wie? Wieso? Wann? Ich meine warum?“

„Wieso nicht? Jungs in meinem Alter sind Schweine. Wieso sich nicht für jemand besonderes aufheben? Ich hätte und würde es bereuen, wenn ich mein erstes Mal mit jemandem verbringen würde, der es nicht wertschätzen würde.“

„Aber Brad hat in der Umkleide erzählt, dass ihr…na, du weißt schon.“„Brad ist ein Idiot und jede Frau, die mit ihm geschlafen hat, hat den Respekt vor sich selbst verloren. Und ganz im Ernst. Ich glaub sogar, dass er selbst noch Jungfrau ist.“

„Glaubst du?“

„Hast du ihn je mit einem Mädchen eine Party verschwinden sehen? Ja, er knutscht mit ein paar herum, aber sobald er weiter gehen will schüttet ihm eine einen Drink ins Gesicht, verpasst ihm ´ne Schelle oder dreht sich um und geht.“ Ich zuckte mit den Schultern und sah wie auch Ty und die anderen Beiden aus dem Haus kamen. „Fahren sie mit uns?“

„Ja, aber in separaten Autos“, erklärte Twyla.

„Aha.“

 

„Wir sind gleich da.“ Ich nickte nur und sah weiterhin aus dem Fenster. Was würde nun auf mich zukommen? Vielleicht bringt Twyla mich jetzt zu so einer Sekte und ich muss mir die Haare abrasieren und muss so eine komische Sprache lernen…wie hieß die nochmal? Ah, ja, Latein! O Gott, oder wenn ich irgendeinen alten Fettsack heiraten muss!

„Was ist los, Eliana?“, hörte ich Twyla besorgt fragen.

„Hä?“

„Was ist los? Du hast gerade so panisch ausgesehen.“

„Nichts, nichts. Ich hab nur gerade daran gedacht, wie du mich zu so einer Sekte schleppst…“

„Bei der du dir deine Haare abrasieren musst oder vielleicht so einen Fettsack heiraten muss, stimmt‘s?“

„Hab ich das laut gesagt?“

Er schüttelte leise lachend den Kopf. „Nein, aber ich kenne dich nun schon ziemlich gut und weiß was in deinem hübschen Kopf vor sich geht.“

Ich verdrehte meine Augen. „Klar.“

 

Eine halbe Stunde später standen wir in einem riesen großen, wunderschönen Saal und warteten auf einen gewissen Yinx. „Twyla. Bist du dir sicher, dass ich ein Naturgeist bin?“, fragte ich leise. Mir war diese ganze Sache nicht geheuer und ich hatte das blöde Gefühl, dass bald etwas Schlimmes passieren würde.

„Klar. Wieso fragst du?“, fragte er leise und kam näher.

„Ich weiß nicht, aber ich hab so ein doofes Gefühl im Magen, aber vielleicht liegt‘s auch nur an der Aufregung“, versuchte ich die Situation runter zu spielen.

„Er ist bestimmt nur die Aufregung“, sagte er und legte einen Arm um meine Schultern. Ich fühlte mich wohl und geborgen, obwohl ich das nicht wollte, jedenfalls wollte ich diese Gefühle nicht bei Twyla verspüren.

Wir hörten wie die schweren Türen geöffnet wurden und drehten uns zum Eingang. Es kam gegen meine Erwartung ein kleiner, schmächtiger, braunhaariger Mann in den Saal. Ist das Yinx? Deshalb der ganze Aufwand?

„Da seid ihr ja“, er klatschte überschwänglich in die Hände.

„Es ist ja nicht so als ob du auf uns gewartet hättest, es war eher anders rum“, sagte Twyla und ging auf den Mann zu um ihm die Hand zu schütteln, dafür musste er den Arm von meinen Schultern nehmen und mir wurde kalt.

„Nun ja, was soll ich sagen? Als Angehöriger des Rates habe ich sehr viel zu tun, aber das wird sich ja ändern, da wir unsere Königin gefunden haben“, mit diesen Worten blickte er mich mit seinen schwarzen Augen an. Irgendetwas brachte mich dazu diesen Mann nicht zu mögen. Vielleicht lag es an seinen emotionslosen schwarzen Augen oder an seinem Blick, den er mir zuwarf. Es steckte eine Warnung mit drinnen, aber ich verstand nicht wen er vor was warnen wollte. Wollte er mich warnen? Aber vor was?

Woah, Eliana! Beruhig dich, du denkst zu viel nach. Das liegt wahrscheinlich am Schlafmangel an dem nur Twyla – der Arsch – schuld ist! Idiot.

„Du bist also die Zukunft des Mystischen?“ Ne, ich bin Forrest Gump und will dir meine Geschichte erzählen.

„Eliana“, sagte ich und ließ ihn nicht aus den Augen. Irgendetwas sagte mir, dass wenn ich diesem Mann meinen Rücken zuwende, er nicht eine Sekunde zögern würde mir ein Messer in den Rücke zu rammen.

„Sie ist etwas kratzbürstig, wenn du verstehst was ich meine, Yinx“, sagte Twyla und legte mir einen Arm um die Schultern.

„Ich verstehe“, sagte er und blickte mich weiterhin an. Mein Körper versteifte sich, als sein Blick nach weiter unten ging und er meinen Körper musterte. Twyla merkte was der Mann tat und ein Knurren entkam seiner Kehle und er schob mich hinter sich.

„Ich glaube du hast dir nun ein Bild von ihr gemacht. Es ist nicht nötig sie mit Blicken auszuziehen“, presste er durch zusammengepresste Zähne hindurch.

Yinx schenkte ihm ein leichtes Grinsen. „Ist sie deine Freundin?“

Ich machte meinen Mund auf um ihn zu informieren, doch Twyla war schneller, „Ja.“

„Dann tut es mir leid, mein Freund, aber deine Freundin ist nun einmal wunderschön. Du solltest dich lieber an die Blicke gewöhnen.“

„Nicht wenn ich es verhindern kann“, sagte Twyla und schob mich noch weiter hinter sich. Was meint der Idiot denn jetzt?

„Wie auch immer. Wir sind nicht hier um mehr über deine Beziehung zu diesem Mädchen zu dir zu erfahren sondern sie zur neuen Herrscherin zu machen. Der Rest des Rates wird morgen in der Früh ankommen. Ihr müsst sehr müde von der langen Fahrt sein, also werde ich Charles bitten euch eure Zimmer zu zeigen. Wir treffen uns in einer Stunde zum Abendessen.“

„Eliana und ich teilen uns ein Zimmer“, sagte Twyla, bevor der Mann sich umdrehte. „Natürlich“, sagte dieser grinsend.

Ich wollte protestieren, doch Twyla warf mir einen Blick zu, der so viel heißen sollte wie: Halt die Klappe, ich erkläre es dir später!

Ich hoffte für ihn, dass er eine gute Erklärung für das hatte, denn ich hatte nicht vor eine Nacht im gleichen Bett wie er zu verbringen. Obwohl es eine Stimme in meinem Inneren gab, die das genaue Gegenteil behauptete. Verdammte innere Stimme. Kannst du nicht einmal auf meiner Seite sein?

Kapitel 5

 "Erklärst du mir jetzt was hier los ist", zischte ich, als Twyla und ich alleine in unserem Zimmer waren.

"Ich weiß nicht so genau", fing er an und fuhr sich durch seine schwarzen Haare. "Aber irgendetwas beunruhigt mich zutiefst an diesem Mann. Ich fühle mich, als-"

"Als ob er dir ein Messer in den Rücken rammen würde, sobald du dich zur Seite drehst?"

"Ja! Du hast das auch gefühlt?", fragte er.

"Ich bin ja nicht dämlich, das hätte jeder Idiot gemerkt. Der Typ ist gruselig, so wie er einen mit diesen leblosen Augen ansieht", meinte ich und schüttelte mich vor Grauen.

"Ich weiß nicht so recht was ich von der ganzen Sache halten soll.

""Wie meinst du das denn jetzt wieder?", fragte ich allmählich genervt vom ganzen Stress und der Geheimniskrämerei.

"Ich weiß nicht ob es die...naja...richtige Entscheidung war dich hier her zu bringen", gestand er.

"Möchtest du mir gerade erklären, dass wir völlig umsonst so früh losgefahren sind? Und überhaupt den ganzen Stress hatten?" Ich bemühte mich wirklich nicht an die Decke zu gehen und Twyla so heftig eine zu scheuern, dass ihm der Schwanz abfiel und er zu einer Frau wurde. Einer hässlichen Frau.

"Nein, das nicht. Wir sind schon am richtigen Ort, aber ich habe kein recht gutes Gefühl bei der Sache."

"Was du nicht sagst..."

"Hör mal, Eliana. Wahrscheinlich bilde ich mir das nur ein oder ich bin ein bisschen verrückt geworden in der Zeit mit dir", sagte er grinsend.

"Das ist heute aber wieder wer lustig."

"Du bist doch müde, oder?"

"Ja."

"Gut, dann legen wir uns jetzt schlafen und morgen in der Früh sehen wir weiter. Einverstanden?"

"Nur, wenn du in der Badewanne schläfst."

"Wieso das denn?"

"Weil du nicht in einem Bett mit mir schlafen wirst!"

"Wieso denn nicht? Wäre ja nicht das erste Mal."

"Es wird sich nicht wiederholen."

"Aber..."

"Nein sagte ich. Und damit basta."

"Das ist doch lächerlich", murmelte er.

"Halt die Klappe. Ich muss siebzehn Stunden Schlaf nachholen."

"Geniß' deinen Schlaf, denn morgen fangen wir mit dem Training an. Gute Nacht."

"Hey, warte! Von welchem Training sprechen wir? Meinst du die japanische Kampfkunstart Sch-la-fen? Wenn ja, dann bin ich dabei, ansonsten kannst du mich an meinem tollen Arsch lecken."

"Einen tollen Arsch hast du wirklich", hörte ich seine gedämpfte Stimme aus dem Badezimmer.

Vielleicht hatte ich ja Glück er erstickt dort drinnen oder rutsch aus und bricht sich das Genick. Wenn ich die Wahl hätte, wie ich Twyla Tace umbringen könnte, dann würde ich wahrscheinlich Enthauptung wählen. Es wäre ein langsamer, scherzhafter Tot, der meine sadistische Seite immens befriedigen würde.

 

Leider stand mir dieses Glück nicht zu und so musste ich mich am nächsten morgen um sieben Uhr in der FRÜH von ihm wecken lassen. Natürlich kassierte er dafür eine Ohrfeige, weil meine Hand aus Versehen ausgerutscht ist. Das hatte er jetzt davon. Hoffentlich würde ihm das eine Lehre sein. Aber so wie ich Twyla kannte war der Typ nicht im Stande dazu auch nur irgendetwas zu lernen.

Wie zum Beispiel mich anzureden in der Früh. Vor elf Uhr ging bei mir gar nichts. Leider war das auch in der Schule so. Manche Lehrer waren so nett und ließen mich zufrieden während es andere gab, die mich geradezu herausfordern wollten.

Nörgelnd saß ich gerade in einem großen gepolsterten Sessel und schenkte Twyla einen vernichtenden Blick nach dem anderen. "Was willst du?"

"Dich", antwortete er mit einer anzüglichen Stimme. Schwer seufzend zog ich eine Augenbraue hoch und sah ihn wartend an. "Na gut, dich und wir müssen einen Plan ausarbeiten."

"Du gehst mir gewaltig auf die Eierstöcke."

"Auf die Eierstöcke?"

"Ja, ich habe ja keinen du weißt schon was."

"Kannst du etwa nicht Penis sagen?", fragte er amüsiert.

"Schwanz. PENIS. Fleischpeitsche. Fortpflanzungsorgan. Seminator. Pimmel. Schwengel. Schniedelwutz. Willi. Anakonda. Zauberstab. Drittes Bein, bei dir eher weniger. Primäres Geschlechtsorgan. Such's dir aus."

Er sah mich für ein paar lange Sekunden verdutzt an, bevor er mich mit einem Ausdruck in den Augen ansah, der mir gar nicht gefiel. Er erinnerte mich an Verliebtheit. Verdammte Scheiße. "Könntest du jetzt bitte die Güte besitzen und mir sagen, wieso zur Hölle du mich so früh geweckt hast? Schon wieder."

"Ich-Ich ähm, also, ja..."

"Was? Schockiert, dass ich solche Wörter in den Mund genommen habe?", wollte ich amüsiert von ihm wissen. Wortspiel nicht beabsichtigt.

"Ähm, ja. Ich, muss-"

"Ich weiß, dass dein kleines Gehirn länger braucht um das zu verarbeiten, aber ich möchte wieder schlafen gern, also beeil dich und fang' an zu erklären, Twyla!"

"Okay, wo war ich stehen geblieben?"

"Beim Anfang."

"Ich glaube nicht, dass wir hier länger als unbedingt nötig bleiben sollten.""

Willst du mich auf den Arm nehmen? Darum ging es doch in unserer Reise oder etwa nicht?"

"Doch schon, aber nicht, bevor wir hier angekommen sind. Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht."

"Das haben wir gestern am Abend schon festgestellt."

"Das schon, aber...wir sollten von hier verschwinden."

"Schon wieder?", wollte ich mit einer weinerlichen Stimme wissen.

"Ja, wenn du überleben willst, dann müssen wir weg von hier."

"Jetzt sofort?"

"Eliana", warnte mich Twyla.

"Schon gut, reg' dich ab. Wie sagen die jungen Menschen von heute? Chill mal dein Leben, Alter", grinste ich. "Sobald wir weg von hier sind werde ich mein Leben 'chillen', versprochen", meinte er Augen verdrehend.

"Ja, ja, dann los."

Allmählich genervt von der ganzen fliehen und in Sicherheit bleiben Sache versuchte ich mich auf normale Dinge zu freuen. Wie zum Beispiel Kaffee, Schokolade, Henry Cavill, die geile Sau! Und schon wieder vom Thema abgekommen. Es war ja nicht so als ob Twyla oder ich unsere Sachen hätten packen müssen, denn wir hatten ja keine mit.

An wem das wohl lag? Ah ja, Twyla. Alles seine Schuld. Wenn die Welt morgen untergehen sollte, dann wäre es mit größter Wahrscheinlichkeit Twylas Schuld.

"Wollt ihr beide uns denn schon verlassen", erklang eine kalte Stimme, die mir eine Gänsehaut bescherte.

"Ähm, ja. Eliana und ich müssen wieder zurück zu Tyler, wir haben dort etwas sehr wichtiges vergessen", sagte Twyla und drehte sich zur Tür in der Yinx stand. Zwei große dunkle Gestalten standen jeweils an einer Seite.

Ich war mir sicher, dass sie nicht da waren um Tee mit uns zu trinken. 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 29.03.2014

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /