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Prolog

112te Ratssitzung am 01.03. ; 209 Jahre seit dem Beginn der Neuzeit und dem Ende des Jahrtausend währenden Krieges; Rom/ItalienGrund der Tagung: Gerücht eines neugeborenen Gesegneten Kindes

 

Zum Begriff Gesegnete Kinder: Ein Gesegnetes Kind/Jugendlicher ist daran zu erkennen, dass es vampirirsche Eltern hat und mit einem Mal auf die Welt kommt.

Wie diese Male entstehen und verteilt werden ist noch unklar.

Es kann jede Art von Form haben, die anfangs noch nicht identifiziert werden kann und sich erst komplett entfaltet zum Punkt der Verwandlung.

Vor ihrer Verwandlung besitzen sie bereits geschwächte Vampir Symptome, also Eigenschaften wie das gute Hören, Sehen, Riechen, die Stärke, die eingegrenzte Verwundbarkeit oder das schnelle Rennen.

Außerdem zeigen sich schon einige der Fähigkeiten der Gesegneten vor der Verwandlung die auch schon Hinweise auf die zukünftige Gabe geben.

 Verwandelt wird ein Gesegneter wenn Vampirblut eines Elternteils direkt in das Mal, welches man sich als einen weitern Organismus des Körpers vorstellen muss, injiziert wird.

Wann die Verwandlung vollzogen wird hängt von dem Malträger selber ab, denn dies sollte erst Geschehen, wenn das Seelische Gleichgewicht des betroffen im reinen liegt und er uneingeschränkt auf seine Energie, die einen Hauptteil seiner Macht ausmacht, im Körper zu Greifen kann. Nur so kann eine sichere Verwandlung gewährleistet werden.

 

 Beim injizieren von normalen Vampirblut kann ein Gesegnetes Kind die kompletten Symptome eines Vampirs annehmen, allerdings ist noch kein Fall in der Geschichte der Vampir aufgetreten bei dem eines dieser Kind überleb hat.

Sollte wider erwarten das Kind überlebem ist es trotzdem nach dem Gesetz kein vollwertiger Vampir und genießt daher auch nicht das Recht eines Untertans der Regierung.  Der Alterungsprozess wird durch die Verwandlung oder das erlangen der kompletten vampirischen Fähigkeiten eingestellt. 

 

Verfahren: Da, wie in der Beschreibung zu lesen ist, Gesegnete Kinder kaum Chancen haben die Verwandlung zu überstehen und so auch keinen Zugriff auf ihre Gabe bekommen, wird nicht von einer akuten Gefahr ausgegangen die den Frieden beschädigen könnte. 

Sollte es zum Ausarten eines noch nicht verwandelten Kindes kommen,wird dieses sofort eliminiert.

 Sollte es zum Ausarten eines verwandelten Kindes kommen, wird dieses sofort eliminiert. 

 

Beschluss: Gesegnete Kinder sind aufgrund ihres andern Organismus keine natürlichen Vampire und stehen daher auch nicht unter den Bereich des Rates bzw. unter den Schutz der Regierung. Beim Verstoß gegen die vampirirschen Gesetze haben sie allerdings mit ihrer Eliminierung zu rechnen.

 

PHASE |

 

• Alles ist ein Rätsel und der Schlüssel zu diesem Rätsel ist ein weiteres Rätsel•

 

 (Ralph Waldo Emerson) 

 

Kapitel 1

 

Akira Zoe Contarini 

 

Don`t trust words

trust actions.

 (unknown)

 

Ich rannte. Meine Konturen verschwammen. Ein Geruch stieg mir in die Nase. Ich folgte ihm und rannte weiter, getrieben vom Durst.

So durstig.

Hinter einem Baum blieb ich abrupt stehen und sah an dem Stamm vorbei auf eine Wiese.

Ich erblickte ein Rehherde die friedliche graste. Die Gräser waren von einem satten Grün und Blumen wucherten überall in den unterschiedlichsten Farben.

Auf den Blättern glitzerte noch der frische Morgentau und die ersten Sonnenstrahlen fielen auf die Lichtung. 

Doch hatte ich kein Auge für diese wunderschöne friedliche Szene.

Meine Kehle brannte wie Feuer.

Ich kletterte den Baumstamm hoch und erblickte ein Reh abseits der Herde welches an der anderen Seite des Baum stand. Friedlich suchte es auf dem Boden nach Nahrung ohne zu ahnen, dass es selber gleich als diese dienen würde. 

Ohne zu zögern sprang ich, lautlos wie eine Feder, von meinem Ast ab, breitete meine Armen aus und umschlang den Körper des Tiers. Dieses zuckte zusammen und versuchte sich vergeblich aus meinem Griff zu befreien.

Gekonnt fand mein Mund seinen Weg zum wild pulsierenden Hals des Tieres und biss zu. 

 

Nach zwei weiteren Rehen war ich endlich gesättigt. 

Ich blickte an mir hinunter. Kein einziger Blutstropfen war zu erkennen und keinerlei Spuren von Dreck. Perfekt. 

Die Jagd, dass einzige was ich wohl besonders gut konnte.

 

 

 

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„Akira, was war es heute? Hatte die Straßenbahn wieder Verspätung, eine Oma einen Herzinfarkt oder war dein Wecker noch in der Winterzeit eingestellt?“ spöttisch lächelte mir mein Mathelehrer Mr Connor entgegen. „Tatsächlich war es letztes Sir.“ erwiderte ich kess und machte mich auf zu meinem Platz in der mittleren Reihe an der Fensterbank. Auf dem Platz neben mir saß bereits  mein bester Freund Luc. Nein er war nicht schwul sondern absolut hetero, was ziemlich eindeutig war wenn man mal einen Blick in sein rotes Buch,was unter seinem Bett lag, warf. 

Er quittierte mein Kommen nur mit einem Grinsen und widmete sich dann wieder dem Unterricht bzw. dem Schlaf nachholen.

Die kompletten zwei Stunden saß ich gelangweilt auf meinem Stuhl und wippte hin und her.

„Akira,“ ertönte die freundliche Stimme meines Lehrers, „wären sie bitte so gütig und lösen sie diese Gleichung?“ unerschrocken blickte ich vom Fenster auf, in sein Gesicht. Jeder in der Klasse kannte das Prozedere. Einmal in der Stunde überprüfte mich der Lehrer ob ich den Stoff bereits konnte und jedes mal kam er zum gleichen Ergebnis. 

Ich sprang also auf und ging zur Tafel, die Blicke meiner Mitschüler geflissentlich ignorierend.

Schnell löste ich die Rechnung und ging zurück auf meinen Platz. Ich blickte wieder raus auf den Garten und mein Lieblingslehrer führte seinen Unterricht fort.

Mr Connor war erst vor einem halben Jahr an die Schule gekommen, doch war er aufgrund seiner netten Art sehr schnell zum besten Lehrer dieser Schule gekürt worden, was ehrlich gesagt nicht viel hieß wenn man die restlichen Lehrer ansah.  Der Schulgarten, auf den ich blickte, sah heruntergekommen aus und die vor Ewigkeiten gepflanzten Blumen vegetierten vor sich hin. 

Von meinem Standpunkt aus konnte ich in den Klassenraum auf der anderen Seite des Schulgartens blicken.

Als ich ihn an der Wand lehnend im anderen Klassenraum erblickte wusste ich bereits, dass ich verloren hatte.

Seine Augen waren schwarz und seine Mundwinkel zu einem hämischen Grinsen verzogen.

Abrupt stand ich auf, mein Stuhl fiel dabei krachend nach hinten. Neben mir schreckte Luc aus seinem Halbschlaf auf.

Zum dritten mal diese Stunde sprach mein Lehrer mich an „Akira, geht es ihnen nicht gut? Sie sind so blass um die Nase?“ 

„Nein entschuldigen sie Sir aber mir geht es tatsächlich nicht gut. Könnten sie mich bitte entschuldigen?“ von einigen Seiten spürte ich verwunderte Blicke. Das Verhalten das ich an den Tag legte war höchst untypisch für mich. Abwechselnd lief es mir heiß und kalt über meinen Rücken und ich spürte wie sich Schweißperlen auf meiner Stirn bildeten. 

„Soll sie jemand nach Hause begleiten? Brauchen sie Hilfe?“ kurz blickte ich zu Luc, der sofort aufstand. „Ich werde sie begleiten.“

Ich blickte noch einmal aus dem Fenster, in den anderen Raum hinein. Der Mann war verschwunden. Verdammt.

Gemeinsam verließen wir schnell den Raum. Sobald die Tür hinter uns geschlossen war, packte mich Luc und drehte mich zu ihm um „Was ist los Kira?“ „Sie sind da.“ antwortete ich ihm panisch. Er nahm dies ausdruckslos zur Kenntnis. 

„Ich kennen einen Weg wie du hier rauskommst ohne von ihm aufgespürt zu werden.“ Auffordernd blickte er mich an. 

„Na dann los, worauf wartest du?“ In seinen braunen Augen sah ich irgendwas aufblitzen, als würde er eben nicht wollen, dass ich seiner Aufforderung nachkomme. 

„Wenn du meinst.“ plötzlich spürte ich Unsicherheit in seinem Blick, die aber genauso schnell wie sie kam auch wieder verschwand und grimmige Entschlossenheit platz machte.

Schnell packte er mich an den Armen und zog mich durch die Korridore der Schule, bis wir zu der Feuertreppe kamen, die außen an dem Gebäude entlang ging und von der man direkt auf den Parkplatz der Schule kam. Die Treppe aus Stahl machte bei jedem unserer Schritte laute Geräusche, bei denen ich sicher war, dass sie nicht unbemerkt bleiben würden. 

In meiner blinden Panik ließ ich mich von Luc den ganzen Weg hinter her zerren. Ein ungutes Gefühl breitete sich in meinem Bauch aus. „Luc ich kann ihn hören, wir können nicht zum Parkplatz! Luc!“ ohne auf meine Worte zu achten zog er mich weiter, mittlerweile waren wir nur noch wenige Treppenstufen vom Betreten des Parkplatzes entfernt. Panisch schrie ich ihn an „Luc verdammt verstehst du nicht was ich sage?“ abrupt ließ er mich los und ich fiel die letzten Stufen hinunter. Bei dem Aufprall mit dem Schotter schloss ich meine Augen und zuckte zusammen bei dem harten Aufprall meines Kopfes mit dem Gestein. Autsch, ich spürte eine warme Flüssigkeit an meinem Kopf hinunterfließen und öffnete benommen meine Augen. Leicht verschwommen sah ich in das Gesicht meines besten Freundes und sah bedauern in seinem Blick. Ich hörte Schritte auf mich zukommen und setzte mich sofort angespannt auf.  „Meine Kollegen haben maßlos mit deinen Fähigkeiten übertrieben. Es war nun wirklich nicht schwer dich zu fangen.“ Mein Kopf surrte herum. Autsch das war ein Fehler, mein Kopf brummte als hätte ich eine Nacht durchgefeiert, nicht dass ich dies schon mal getan hätte. Ich erschrak. Das Gesicht des Mannes aus dem Klassenraum war keine zehn Zentimeter von meinem schmerzenden Kopf entfernt. 

Ehe ich reagieren konnte packte er mich an meiner Schulter, drehte mich mit dem Rücken zu ihm und schmiss mich gegen die Autohaube. Ich stöhnte erneut auf, das würden einige blaue Flecke geben. Mit geübten Griffen band er mir Handschellen in form von Silberfesseln,was vollkommen unnötig war da ich kein vollwertiger Vampir war, um meine Hände. Seit dem ich in das Gesicht des Mannes geblickt hatte und ich mich der Situation in der ich mich befand bewusst geworden war, waren jegliche Emotionen aus meinem Gesicht gewichen. Mein einziger Freund hatte mich verraten. Sie hatten mich. 

 

 Tja, dass war mein wunderschöner Morgen gewesen, den ich wohl so schnell nicht wieder vergessen würde. Ich saß nun schon seit einer ganzen Weile auf der Rückbank eines großen schwarzen Geländewagens und lehnte meinen schmerzenden Kopf an die kühle Fensterscheibe. Müde schloss ich die Augen. Der Verband, vor dem mich mein Eltern dringlichst gewarnt hatte, hatte mich gefunden und geschnappt. Trotz meiner Vorbereitung und dem ständigen Wechseln meines Standorts war ich gefangen worden da ich von der einzigen Person der ich je vertraut hatte nach dem Tod meiner Eltern ,verraten worden war.

Diese Person saß nun vorne neben dem Fahrer und würdigte mich keines Blickes. 

Die Umgebung wurde immer felsiger und wilder. Anscheinend hatten sie ihre Lager im feuchten Bereich im Norden Italiens errichtet stellte ich ernüchtert fest .

Nachdem ich meine aufkommende Panik über meine missliche Lage und meiner ungewissen Zukunft verdrängt hatte, ließ ich es zu, dass meine Augen mir immer mehr zu fielen und ich in einen unruhigen Halbschlaf fiel. Die Angst dich ich so verzweifelt zu unterdrücken versuchte, breitet sich in meinem Körper wie ein langsam lähmendes Gift aus. Die furchtbare Angst vor dem Verband, der ein Zusammenschluss von Vampiren war, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte Gesegnete aufzuspüren, zu eliminieren oder gefangen zu nehmen und für eigene Forschungszwecke zu missbrauchen hatte mich gefasst. Vor 15 Jahren wurde dieser Verband erst offiziell gegründet, doch kam er schon bald an die Anzahl der Anhänger des Sicherheitsdienstes der Vampir Regierung heran. Nicht das dieser Maßstab wirklich aussagekräftig war, da sich die Regierung eh nicht für den Verbleib der Gesegneten Kinder  zu interessieren schien und es eher den Anschein erweckte , dass das Auslöschen der Gesegneten in ihrem Interessen läge.  Wir waren Einzelgänger, da ein Zusammenschluss nur gefährlich war , da er aufsehen erregen würde und man uns so einfacher finden könnte. Die Eltern von Malträgern verschwanden entweder aus Angst  vor dem Verband oder starben beim Beschützen der eigenen Kinder, so wie es bei mir der Fall gewesen war.

   Plötzlich krachte es laut und der Wagen geriet ins Schlingern. Erschrocken ruckte ich auf. Von hinten erkannte ich nur, dass der Fahrer seinen Kopf in einem unnatürlichen Winkel verdreht hatte und Luc verzweifelt versuchte von der Beifahrerseite aus das Auto zu lenken und währenddessen das Bein von dem Fahrer vom Gas zu bekommen. Ich blickte aus dem Fenster und erkannte, dass links und rechts von uns steile Abhänge in einen Wald führen. 

Ein weiterer Schuss ertönte und das Auto gerät erneut ins Schlingern. „Verdammt!“ ertönte die mir all zu bekannte Stimme von Luc „Ich wusste dieser Auftrag ist Mist.“ Zwei weiterer Schüsse und das Auto kam zum stillstehen. Anscheinend hatte, wer auch immer, die Reifen erfolgreich getroffen. 

Plötzlich wieder Herrin meiner Sinne beugte ich mich rüber zum Fahrersitz und entriegelte die hinteren Türen mit meinen immer noch zusammen geketteten Händen. So schnell wie ich konnte sprang ich aus dem Wagen, hörte noch das Fluchen von Luc und rannte nach rechts runter von der Straße auf den Abhang zu. Die Schreie von mir fremden Leuten ignorierte ich geflissentlich und sprang. In Embryo Haltung kugelte ich den Abgang hinunter und landete an einem Waldrand. Meine Glieder schmerzten verdammt nochmal sehr, mein ganzer Körper musste mittlerweile übersät sein mit blauen Flecken. Ohne zu zögern rannte ich in den dichten Kiefernwald und kletterte mühsam auf einen der Bäume. Oben auf der obersten Krone angekommen versuchte ich einen ungefähren Lageplan zu bekommen. Rechts von mir sah ich, wenn ich meinen Blick hob die Straße von der ich gerade gekommen war und Personen die wild fuchtelnd am Abhang standen und offensichtlich überlegten was sie machen sollen. 

Links von mir erstreckte sich fünf kilometerweit ein dichter Kiefernwald und von weitem konnte ich die Lichter einer Stadt ausmachen. Mittlerweile war es spät geworden und die letzten Sonnenscheine des Tages erleuchteten nur noch die Umgebung . 

Tief atmete ich ein und schloss meine Augen. Der Geruch von Wald und feuchter Erde umgab mich. Ach Freiheit du bist so schön.

 

 

 

Müde ließ ich mich auf das Bett in meinem heutigen Nachtlager fallen. Ich hatte Glück als mich ein Mädchen was ca. in meinem Alter, war vielleicht ein Jahr älter,  auf dem Feldweg, Richtung Stadt fand und ziemlich geschockt war aufgrund meines Aufzuges. Schnell ging ich in die arme verunsicherte Haltung eines Mädchen über, was nicht sonderlich schwer war aufgrund meiner Kleidung und meiner unzähligen blauen Flecke und sie lud mich zu sich nach Hause ein. Gott sei Danke hatte ich mich von den Silberfesseln befreien können, sonst hätte sie vermutlich noch gedacht ich wär entführt worden. Wie abwegig. Ich erzählte ihr, dass ich mich mit meinen Eltern gestritten hatte und dann von zu Hause weggelaufen war, es mittlerweile aber bereute. Sie stelle sich mir als Liv vor und meinte ich könnte ihr Festnetztelefon benutzen um meine Eltern anzurufen.

 Bei dem fiktiven Gespräch mit meinen Eltern stellte sich heraus, dass ich ein Lager für die Nacht brauchte und mir Liv sofort anbot hier, auf ihrem Bauernhof zu übernachten. Ihre eigenen Eltern waren nicht anwesend und ihr älterer Bruder war vor einem Jahr bereits ausgezogen. Offensichtlich war sie ziemlich froh nicht alleine in diesem riesigen Hause sein zu müssen und ich konnte ihr dies auch absolut nicht verübeln. Natürlich vollkommen überrascht von ihrem netten Angebot willigte ich ein und nun saß ich hier.

Frisch geduscht und mit frischen Sachen bekleidet, die ich von Liv bekommen hatte, lag ich nun im Bett, mich in Sicherheit wiegend. Hier konnte mir nichts passieren. Die Angreifer, bzw. meine unbewussten Befreier hatten ihren Auftrag offenbar erledigt und wussten dabei wahrscheinlich gar nicht, dass ich mich auch in dem Auto befanden hatte. Ich musste leicht Lächeln als ich das Schnarchen von Liv aus einem der Räume neben an hörte. Wenn sie wüsste wer ich wirklich war. Beruhigt konnte ich also einschlafen.  

 

Kratzen. Ein knarren. Frische Luft die mir entgegen blies. Dunkelheit. Wieder ein knarren. Irgendetwas quietschte. Die Luft war kalt, ich fröstelte. Meine Bettdecke wurde weggezogen. Mir war verdammt kalt. 

Moment. Erschrocken machte ich meine Augen auf. „Grrrr wo ist meine Bettdecke?!“ wütend setzte ich mich auf und starrte in die Dunkelheit. Mit einem Schlag war ich wach, als ich das Rauschen des Blutes einer anderen Person im Raum hörte. Panik erfüllte meinen Körper und ich klammerte mich in mein Kissen. Ich fühlte mich zurück gesetzt in die Zeit, wo ich noch ein Kind war und in der Dunkelheit immer Monster in form von den Umrissen meines Kleiderschrankes oder meines Schreibtischstuhl sah. Nur dass ich dieses mal wusste, dass es Monster wirklich gab.

Meine Augen gewöhnten sich schnell an die Sicht und ich erkannte mein offenes Fenster. Die Gardinen wehten im Wind und schlugen gegen die Wand. 

Dann nur noch die pure Dunkelheit. Schwärze umgab mich und auch meine guten Augen vermochten mir nicht zu helfen. Mein Körper wurde immer müder. So müde.

 

Langsam erwachte ich. Ohne meine Augen öffnen zu müssen wusste ich, dass ich nicht alleine war sondern noch jemand in meiner unmittelbaren Nähe war. Nein zwei Personen. Etwas knirschte, ein Papier wurde zerrissen. Unverständliches Murmeln war zu vernehmen. Mein Körper lag auf etwas warmen, weichem. Ein plötzlicher Ruck ließ mich zusammen fahren. Langsam öffnete ich meine Augen und blinzelte mehrmals um die Situation zu realisieren in der ich mich befand. 

Vor mir saßen zwei Personen auf Autositzen, die eine, eine schwarzhaarige Frau drehte sich zu mir um. „Alles ist gut, wir sind gleich da.“ Ich blinzelte erneut, mir war so müde. „Wo bin ich?“ meine Stimme klang rau und trocken. „In Sicherheit.“ ertönte eine mir aus irgendeinem Grund bekannte  dunkle Männerstimme von der Fahrerseite aus. Ich rappelte mich aus meine liegenden Position auf und setzte mich nun hin. „Was soll das heißen  „in Sicherheit“?“ „Das wirst du schon sehen, aber bitte glaube mir wenn ich dir sage, dass wir dich an einen sicheren Ort bringen?“ „WOLLT IHR MICH EIGENTLICH KOMPLETT AUF DEN ARM NEHMEN? GUCKT IHR KEINE KRIMIE FILME ODER SO? GLAUBT IHR ICH WEIß NICHT WAS DER SICHERE ORT BEDEUTET?“ aus kritischen braunen Augen wurde ich nun betrachtet. „Ruh dich aus wir sind gleich da.“ 

Plötzlich überkam mich wieder eine extreme Müdigkeit und mir fielen meine Augen zu.

 

 

 

 

 

„Mama, Mama guck was ich gefunden habe!“ Mom streckte ihre Arme aus „Zoe mein Schatz komm in meine Arme und zeige es mir.“ ein breites lächeln zierte ihr Gesicht. Ich warf mich in ihre Arme und zog behutsam unter meinem Kleid die Blume heraus die ich für sie gepflügt hatte. 

„Sie ist wunderschön mein Engel. Danke.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Irgendwas rüttelte sanft an meine Schulter. 

„Akira wach auf.“ eine mir sehr bekannte Stimme rief meinen Namen. „Noch nicht Mr Connor, lassen sie mich noch ein bisschen schlafen.“ Ich drehte mich in die entgegengesetzte Richtung und kuschelte mich in weiches Leder. 

Momentmal was machte Mr Connor in meinem Schlafzimmer und seit wann besaß ich ein ledernes Bett? 

Erschrocken machte ich die Augen auf und bekam den nächsten Schrecken. Ich saß noch immer in einem Auto und drehte mich nun ruckartig um. Ein lächelnder Mr Connor reichte mir seine Hand entgegen um mir aus dem Auto zu helfen. Ich blinzelte kurz um mir die Geschehnisse der letzten Tage in Erinnerung zu rufen und 

ergriff dann zögerlich seine Hand. Es durchzuckte mich wie ein Blitz. Vampir meldeten mir meine Sinne. Als hätte ich mich verbrannt ließ ich seine Hand los und stolperte nun aus dem Auto heraus ,an ihm vorbei um einigen Abstand zwischen dem mir nun fremden Mann zu bringen. 

„Wer sind sie?“ der Mann, mit den schwarzen Haare und dunkelbraunen Augen mir gegenüber hob beschwichtigend seine Arme. „Ich bin Lyon Connor, Vampir und arbeite für den Rat.“ Der Rat? Was war denn hier los? „Ich bin schon lange darauf angesetzt dich zu beschützen und dich darauf vorzubereiten mit mir zu kommen.“ „Mit ihnen zu kommen?“ stotterte ich. „Ja Akira schau mal um dich, wir sind nun angekommen. Dies ist die Akademie für gesegnete Kinder, dein sicherer Ort.“  Ich ließ meinen Blick schweifen und sog verblüfft die Luft ein. Ich stand vor einem riesigen weiß/grauen Backstein Gebäude mit roten Zinntürmen, welches eher einem Schloss glich als einer Akademie.

Wäre ich nicht gerade super Angepisst auf die Welt würde ich es wahrscheinlich schön finden, doch war ich nun leider angepisst und mein Gegenüber ein verlogener möchtegern Lehrer, was mich dazu brachte ihn nur spöttisch anzublicken und mich in eisernes Schweigen zu hüllen.

Das gesamte Geländer war Grün und Kieswege führten von dem riesigen Gebäude in alle Himmelsrichtungen. Ein Wald grenzte das Gebiet Westlich etwas ab, allerdings konnte ich wenn ich mich konzentrierte das Rauschen des Meeres hören. Entweder ich war auf dem Festland nahe am Meer oder auf einer Inselgelandet, was ich allerdings bezweifelte.  Der Anblick war schier überwältigen aber was sollte ich hier? 

 

 

"Wir begrüßen Sie herzlich in unserer Akademie Miss Contarini." Emotionslos blickte ich in die Augen des vor mir sitzenden Mannes. Er hatte sich mir

mit dem Namen Mrs. Black vorgestellt und saß nun vor mir, hinter einem großen Schreibtisch und lächelte mich freundlich an.

"Erstmal muss ich sie beglückwünschen, dass sie es geschafft haben so lange vom

Radar zu verschwinden und dem

Verband zu entkommen." Anerkennung blitzte in seinen Augen auf. 

"Wir sind eine Akademie, die nach einem

Beschluss des Rates vor einigen Jahren errichtet worden ist und zur Förderung Gesegneter Jugendlicher dient." Spöttisch blickte ich den Mann vor mir an 

"Sie wollen mir sagen, dass der Rat  begriffen hat, gesegnete Kinder nicht weiter zu unterdrücken? Sie lügen!" 

Beschwichtigend blickte er mich an „Erstmal hat der Rat Kinder wie dich nie unterdrückt sondern viel mehr ignoriert beziehungsweise nicht zur Kenntnis genommen und dem Verband überlassen. Ich weiß, dieses Verhalten ist unentschuldbar, doch hat der Rat vor sechs Jahren nun endlich eingesehen, dass man solche Talente nicht weiter verschwenden sollte. Durch diese Akademie lernt ihr, eure Kraft zu bändigen und werdet auf eure Verwandlung vorbereitet. Außerdem seid ihr hier sicher vor dem Verband.“  

"Warum sollte ich ihren Worten Glauben schenken? Immerhin wurde ich heute zweimal entführt, einmal von dem Verband und dann von euch.“ 

"Miss ich kann verstehen, dass sie Angst haben und mir nicht vertrauen können, aber glauben sie mir wenn ich Ihnen sage, dass dies eine einmalige Chance ist, die sie nutzen sollten. Wir könnten sie kontrolliert Wandeln und ihre Gabe die sich nach ihrer Wandlung zeigen wird, fördern." "Und dann? Werde ich dann gezwungen, nach meinem Abschluss mich in die Dienste des Rates zu stellen? Wo ist der Sinn des ganzen.“ "Nein niemand wird zu irgendwas gezwungen, doch entscheiden sich viele von selbst dort eine Karriere zu beginnen. In den vergangen Jahren gaben es einen Anstieg der Geburtenraten von gesegneten Kindern, sodass der Rat reagieren musste.“ Ich war vollkommen überrumpelt von den vielen Informationen. Die unterschiedlichsten Gedanken schossen durch meinen Kopf. Mein Vater hatte solange von so einer Einrichtung für mich geträumt, doch woher sollte ich wissen, dass ich diesem Mann vor mir trauen konnte?  Ich hatte eigentlich nie vorgehabt mich zu verwandeln, da es sehr riskant war und ich auf Grund meiner ständig wechselnden Standorte nie in der Lage war mich dem Training meiner Fähigkeiten zu widmen geschweige denn meinen Körper so zur Ruhe bringen konnte, dass ich Zugriff auf meine Energie im Körper bekam.  Beides waren Aspekte die dringend trainiert werden mussten, sonst würde ich die Verwandlung nicht überleben. 

Bei seinen Worten schwieg ich. Er lügt schrie meine innere Stimme. Seit zehn Jahren war ich auf der Flucht und nun stand ich vor der Lösung all meiner Probleme, dass konnte nicht sein.

"Wie habt ihr mich gefunden?"  

"Wir haben Spione im Verband die uns über ihre Opfer informieren. So konnten wir schon einige gesegnete Kinder retten, bevor sie von dem Verband geschnappt wurden. Wir wussten allerdings nichts von Lucs Doppelter Identität  weswegen es zu einigen Komplikationen kam." Offensichtlich spielte er auf meine Befreiung auf der Straße an. "Wir mussten erst die Anwesenden Agenten des Verbands  eliminieren  bevor wir dir hinterher jagen konnten."

Bei seinem Äußeren konnte man wirklich denken der

Direktor wäre noch im Offenen Dienst, weswegen die „wir“ Form die er benutzte durch aus angemessen war. Jetzt erst Begriff ich was er gerade gesagt hatte. Sie hatten Luc eliminiert. Irgendetwas in mir brach was ich schon längst für Verloren geglaubt hatte. Eine weitere Person die ich geliebt hatte war gestorben. Brüchig fragte ich ihn

"Und was kommt jetzt ? Ihr habt mich und ich werde anscheinend Schülerin an eurer Akademie, aber was bedeutet das?"

Aus freundlichen Bronzefarbenen Augen blickte er mich an "Du wirst hier weiterhin regulären Unterricht haben und zusätzlich mit anderen auf deine Verwandlung vorbereitet, außerdem bekommst du Unterricht im Kampf und in der Jagd." Nun Blitze etwas in seine Augen auf was ich nicht deuten konnte. Er raufte sich einmal durch seine kinnlangen braunen Haare. "Allerdings denke ich, könntest du in ein paar Punkten deinen Mitschülern bereits voraus sein. Die Schüler werden in vier Gruppen eingeteilt. Es gibt zwei Stufen vor der Verwandlung und weitere zwei nach der Verwandlung. Die Schüler auf diesem

Internat sind nicht so wie du aufgewachsen Akira aber ähnlich. Zwar lebten die meisten abseits vom

Radar mit ihrer Familie doch teilt ihr alle das gleiche Schicksal als Gesegnete. Ich bin mir sicher du wirst hier Freunde finden.“  Solche Worte aus dem Mund eines Vampirs waren hart und klangen falsch. Der Wunsch ihm seine makellose weiße Haut vom Leibe zu reißen wuchs in mir mit jedem seiner Worte.  Das erste mal realisierte ich, dass ich bisher nur Vampire gesehen hatte. „Ich habe bisher nur Vampire als Personal gesehen.“ „Ich weiß und das wird auch erstmal so bleiben. Es ist uns zur Zeit kein lebender verwandelter Gesegnete auf der Welt bekannt.“ Ich schluckte. „Aber ich dachte diese Einrichtung existiert schon seit sechs Jahren? Müssten dann nicht mittlerweile Ergebnisse zu vermelden sein?“ fragte ich schnippisch „Ja die Sterberate von Gesegneten ist deutlich zurückgegangen genauso wie die Anzahl der Gefangennahmen des Verbandes.“ Ich merkte, dass ich meinen Gegenüber zunehmend reizte und entschied ab jetzt lieber zu schweigen. Als hätte er meine Gedanken gehört räusperte er sich nach einer kurzen Zeit und erhob erneut seine weiche Stimme „Wir kommen hier nicht weiter, du misstraust meiner Wenigkeit noch zu sehr.“ momentmal hörte ich da gerade  bedauern in seiner Stimme? „Auf dieser Schule sind mittlerweile 42 Jugendliche vermerkt, an einen dieser wirst du dich hoffentlich wenden können. Erfahrungsgemäß bringen Erfahrungsberichte mehr als jedes Wort , dass ich sagen könnte. “ 42 Jugendliche waren eine ganze Menge mit mir nun also 43.   Die vielen Informationen schwirrten mir durch den Kopf. Der Tag war lang und verwirrend gewesen und mein Körper tat mir noch immer sehr weh. Ich entschied, dass ich diesem Mann vor mir gar nicht trauen musste aber dieser Akademie eine Chance geben würde. Wenn Mr Black die Wahrheit sagte, würde ein längst vergessener Traum in Erfüllung gehen.  

Es klopfte an der Tür " Ah Leila komm rein!" Zögerlich wurde die Tür geöffnet und ein blondes zierliches Mädchen mit braunen Augen trat nun ein. 

„Guten Tag, ich soll die neue Schülerin mitnehmen.“

 

 

 

 

Kapitel 2

 

 

 

 

Phoebe Chione de Civrac (Chione wird Kione ausgesprochen)

 

 

Wave after wave

I'm slowly drifting

drifting away

and it feels like I'm drowning

pulling against the stream

(Mr Probz;Waves)

 

Gelangweilt blickte ich von meinem Buch hoch auf mein vibrierendes Handy. „Phoebe tust du mir bitte den Gefallen und kommst endlich, wir warten schon seit Ewigkeiten auf dich.“ ertönte die genervte Stimme von  Jove. „Ich komme ja.“ ich legte auf. Ich hatte die zwei nicht vergessen ,doch hatte ich einfach gar keine Lust mich mit ihnen zu treffen. Ausserdem hatten sie wahrscheinlich eh vergessen zu meditieren und mussten gleich wieder los. Erneut klingelte mein Handy „Phoebe beweg deinen Hintern aus deiner Einsiedlerhöhle hier runter und geh mit uns raus.“ forderte mich nun Basir auf. Er kannte mich eindeutig zu gut. Grummelnd stieg ich aus meinem wunderschönen Himmelbett und ging zu meinem Kleiderschrank um mich anzuziehen. Ich schlüpfte in eine blaue Jeans die meine Beine zwar sehr betonte aber eher schlabbrig wirkte auf den ersten Blick und in meine weißen Sneakers. Mein weißes T-Shirt, unter dem  sich mein Bikini, den ich mir zuvor angezogen hatte,  abzeichnete, behielt ich einfach an und wuschelte mir noch einmal kurz durch die Haare. Schnell schloss ich die Tür zu meinen Zimmern und ging nach unten an der Küche des Hauses vorbei, in das Wohnzimmer, wo meine zwei Freunde schon auf mich warteten. 

Die anderen Mädchen in dem Raum ignorierte ich gekonnt und blickte nun zu Basir der mich aus seinen schwarzen Augen musterte. Ich liebte seine Augen, sie waren zwar schwarz doch glichen sie eher einem Nachthimmel aufgrund der weißen Punkte die sich um seiner Iris befanden. Manchmal konnte man dabei zu sehen wie sie sich bewegten doch hielt der schwarzhaarige Junge meist seine Augen nicht lang genug auf einen gerichtet um dieses Phänomen beobachten zu können. „Da bist du ja endlich.“ schnaubte Jove. Ich drehte mich zu ihm um und reichte ihm meinen Arm um ihm beim aufstehen zu helfen. Er war zwar ein Muskelpaket und würde es locker alleine schaffen doch zählte alleine die Geste, welches ein stilles Friedensangebot war. Seine Schwarzen Haare, die einen blauen Schimmer besaßen, waren verwuschelt und blaue Augen beäugten mich Kritisch.  Nach einer kurzen Verzögerung ergriff er meine Hand und zog sich hoch. „Na los lass uns gehen.“ Gemeinsam verließen wir den Wohnbereich. Bald hatte ich wieder ein Test wo mein Leistungsstand überprüft wurde und meine Fähigkeiten neu getestet wurden und wenn ich Glück hatte wurde ich hochgestuft sodass ich in das Haus der Elite einziehen durfte, weg von diesen nervigen Mädchen. Die Zwei Jungs die mich begleiteten lebten dort schon. Das Haus war das einzige was Unisex war abgesehen von dem Haus der verwandelten Elite aber die gab es ja bisher noch nicht.  Kaum waren wir nach draußen getreten kam mir schon die kühle Luft entgegen.

Vor mir erstreckte sich ein Kiesweg der zum Hauptgebäude der Akademie führte und auch einige Abzweigungen besaß zum Wald, See oder zu den anderen Häusern. Drum herum waren normalerweise Blumenbeete angepflanzt und Grüne Gräser doch waren die nun bedeckt von einer Frostschicht. Der Frühling ließ dieses Jahr lange auch sich warten was mir aber sehr entgegenkam. Die Kälte war mein Zuhause.

 

„Das du keine Jacke brauchst ist ein Geschenk der Götter.“ brummte Jove missmutig und zog seine dicke Jacke enger um sich. „Ja das ist es wortwörtlich.“ grinste ich. „Lass uns zum See gehen und schauen ob er noch zugefroren ist.“ schlug ich den zwei Jungs nun vor. 

„Ich dachte du hast keine Lust etwas mit uns zu unternehmen?“ spöttisches blickten mich zwei blaue Augen an. „Ach Jove nimm doch nicht immer alles so persönlich.“ lachte ich und knuffte ihm spielerisch in die Seiten. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg Richtung See „Man ich kenne kein Mädchen mit schlimmeren Stimmungsschwankungen.“ seufzte Jove „Das könnte daran liegen, dass du dir auch sonst nicht die Zeit nimmst ein anderes Mädchen kennen zu lernen und sie das einzige Mädchen ist, mit dem du dich bereits länger beschäftigt hast.“ schaltete sich nun Basir grinsend ein. „Du bist doch nicht gerade besser.“ „Das stimmt nicht ich bin wenigstens nett zu meinen Mitmenschen während ihr zwei geradezu arrogant wirkt.“ bei diesen Worten suchte ich den Blick von Jove nur um dann zeitgleich mit ihm los  zu lachen. „Basir mein alter Freund-“ ich klopfte ihm lachend auf die Schultern „-wir reden wenigstens ab und zu mal mit den anderen, auch wenn es vielleicht nicht gerade nette Worte sind aber wenigstens nehmen wir sie zur Kenntnis.“ „Wo sie recht hat, hat sie recht.“ stimmte Jove mir grinsend zu. 

Basir grummelte vor sich hin und ging weiter zum See. 

Ich liebte diesen ruhigen Ort. Niemand auf dieser Academy teilte meine Liebe zur Kälte und einzig meinen mich liebenden Freunden, davon ging ich jetzt einfach aus, war es zu verdanken, dass ich nicht ständig alleine draußen rumhing, auch wenn ich deswegen die ein oder anderen bösen Kommentare von dem blauhaarigen einstecken musste. 

Der sonst türkise, nun aber gefrorener See glänzte im Mittagslicht und die umliegenden Bäume waren noch vom Frost überzogen. Vorsichtig überprüfte ich die Dichte des Eises. „Man könnte wahrscheinlich darauf Schlittschuhlaufen.“ stellte ich mürrisch fest. Als ich mich umdrehte schlug sich sich Jove gerade gegen den Kopf,. Wusste ich es doch.

„Oh verdammt ich habe das Meditieren schon wieder vergessen, Basir kommst du mit mir oder hast du deine tägliche Stunde schon hinter dir gebracht?“ rief Jove panisch, er hatte schon oft ärger bekommen aufgrund seiner zahlreichen Versäumnisse und das nächste mal würde die Mercer es nicht bei einer Verwarnung belassen. Der Angesprochene raufte sich nun genervt durch die Haare, „Nein das habe ich nicht.“ „Na dann würde ich mich an deiner Stelle mal schleunigst beeilen Jove, Basir du kannst ihn gerne begleiten. Ich komme zu Recht.“ lächle ich meine Freunde an. Diese gucken mich entschuldigend an und rannten dann, den weg den wir gekommen waren, zurück Richtung Haupthaus zu den Meditationsräumen.  Mir kam das nur gelegen.

Mit den Zwei in meinem Nacken hätte ich niemals mein Vorhaben durchführen können ohne dumme Kommentar einstecken zu müssen. Aus meiner Hosentasche zog ich mein Taschenmesser und ging dann hinter einen der hohen Steine um mich meinen Schuhen,meiner Hose und meinem T-Shirt zu entledigen. Drunter trug ich meinen schwarzen Bikini und ging dann mit dem gezückten Messer vorsichtig auf die Eisfläche.Ich musste einen höchst seltsamen Anblick bieten und war zu dem Zeitpunkt sehr dankbar, dass dieser Ort so abgelegen war . Außen war die Eisschicht bekanntlich am dünnsten und so machte ich mich zu eben dieser Stelle auf und ging solange am Rand des Sees entlang bis ich eine einigermaßen brüchige Stelle gefunden hatte. Es war eine ziemlich rutschige Angelegenheit doch wusste ich, sie würde sich lohnen. Ich blickte mich noch einmal um, um sicher zu gehen, dass mich niemand beobachtete und ging dann in die Knie um mit dem Messer ein Loch in das Eis zu reißen. Plötzlich brach die komplette Fläche auf der ich mich befand, des Eises ein und ich, die erschrocken auf keuchte, mit ihm. Kaltes Wasser umhüllte meinen Körper und zog mich immer tiefer.

 Meine Haare glitten um mein Gesicht herum und versperrten mir die Sicht. Die Kälte konnte mir nichts anhaben doch brauchte auch ich Luft zum Atmen. Um Ruhe bemühte fing ich an mit meinen Händen meine Haare zu bändigen und band ein Zopfgummi um sie. Ein echtes Kunststück unter Wasser. Nun hatte ich auch wieder freie Sicht auf die wunderschöne Unterwasserwelt, die still vor mir, bzw. unter mir lag. Ich liebte dieses befreiende friedliche Gefühl unter Wasser und schwamm nun weiter runter auf den etwa vier Meter tiefen Grund des Boden um mich hinzusetzten. Es war der perfekte Ort zu meditieren die kein noch so schön eingerichteter Meditationsraum nachahmen konnte. Im Schneidersitz hielt ich mich an Algen fest die mich an Ort und Stelle hielten. Auf keinen Fall wollte ich die Stelle an der das Loch war aus den Augen verlieren. Anfangs konnte ich nur 15 Minuten unter Wasser überleben ohne zu atmen, dann wurde es kritisch,doch trainierte ich schon seit einer weile meine Lunge und schaffte es nun schon 20 Minuten. Ich schloss meine Augen und ließ mich von den sanften Sogen unter Wasser hin und her schaukeln. Meine Gedanken schweiften ab und mein Körper wurde frei von allen Empfindungen. Während die Jungs es hassten zu Meditieren, liebte ich es.  Es war wichtig für unsere Ausbildung und für unser seelisches Gleichgewicht, denn erst wenn wir dieses Gleichgewicht erlangt hatten konnten wir ungehindert und kontrolliert auf unsere entstehenden Kräfte nach unserer Verwandlung zugreifen. 

Gesegnete Kinder waren Kinder bzw. Jungendliche, deren Eltern Vampire waren aber bei ihrer Geburt ein Mal auf ihrem Körper hatten was sich nach und nach entwickelte. 

Meines hatte einem Stern geglichen. Nun befand sich andere Stelle in meinem Nacken nur noch eine weiße Narbe aber das war eine andere Geschichte. Kinder von Vampiren hatten ihr ganzes Leben bis zu ihrem 21 Lebensjahr schon vampirische Kräfte und wurden aber erst bei einer Zeremonie zu ihrem 21 Geburtstag zu vollwertigen Vampiren, da sie da langsam aufhörten zu altern. 

Bei gesegneten Kindern war es anders. Bei jedem dieser Kinder waren die Symptome die sie auf eine vampirische Herkunft deuten ließen anders, manche hatten die blasse Haut eines Vampirs, manche die Schnelligkeit oder die guten Augen allerdings waren sie prinzipiell schwächer als normale Vampir Kinder.  Das Problem war, dass wir zwar  rein theoretisch nach unserer Verwandlung ,die nicht vom Alter sondern von der Reife abhing, stärker als normale Vampire waren, doch waren wir bis zu unserer Verwandlung schwächer, weswegen es nicht gerade schwer war uns zu fangen. Bevor diese Institution errichtet worden war, mussten Eltern ihre Gesegneten Kinder selber beschützen, da der Rat sich nicht für sie verantwortlich hielt. Wir waren quasi eine eigene Art die zu niemandem gehörte. Wie es zum Umdenken kam, lag offiziell an der steigenden Geburtenrate der Gesegneten Kinder, was allerdings vollkommener Blödsinn war. Doch  war auch mir der echte Grund nicht ganz bekannt. 

Jeder Gesegnete besaß schon vor seiner Verwandlung irgendeine Fähigkeit ,die durch das injizieren von vampirischen Blut in das jeweilige Mal sich entfachte, und die Gabe die man am ende hatte meist ähnlich war.  Natürlich gab es stärkere und schwächere Gaben, weswegen man nach und auch in abgeschwächte Form vor der Verwandlung in zwei Gruppen eingeteilt wurde. Der Elite und der Grundstufe. Ich selbst zum Beispiel war schon immer kälteunempfindlich weswegen viele meinten meine Fähigkeit würde daran anknöpfen. Hinter vorgehaltenen Händen tratschten aber auch einige Schüler , meine Fähigkeit würde nur meine Gefühle widerspiegeln, da ich offenbar als absolut arrogant und Gefühlskalt galt. Von solchen Kommentaren ließ ich mich nicht beeinflussen, niemand von den Schülern an dieser Schule kannte mich wirklich.

Langsam bemerkte ich wie sich meine Lunge nach Luft sehnte weswegen ich beschloss wieder aufzutauchen. Auf Anhieb fand ich das Loch vor dem allerdings ein paar Eisscholen lagen die ich wegschob. Als ich aus dem Wasser auftauchte suchte ich nach einer Stelle die dick genug war, damit ich mich an ihr hochziehen konnte und erblickte Moosgrüne Augen die mich beobachten. Der Junge war ca. 1,90 Groß und hatte dunkelorange kinnlange Haare, die vom Wind hin und her geweht wurden. Vorsichtig zog ich mich hoch und hörte wie der Junge erstaunt die Luft einsog. Offenbar hatte er nicht damit gerechnet mich im Bikini anzutreffen. „Brauchst du Hilfe? Bist du verletzt?“ durchbrach seine tiefe samtige Stimme die Stille. Als Antwort zog ich nur eine Augenbraue hoch „Sehe ich etwas so aus?“ „Naja du bist in der Mitte von einem eigentlich zugefroren See, der allerdings eingebrochen ist. Also ja du siehst so aus .“ „Tja Hilfe brauche ich aber trotzdem nicht.“ bei den Worten rutschte ich wieder ab und landete im Wasser. „Bist du dir sicher?“ lachte der Junge.

Ich antwortete ihm mit einem grimmigen Blick. Beim zweiten Anlauf gelang es mir mich aus dem Wasser zu ziehen. Schnur stracks ging ich auf den Felsen zu ,hinter dem meine Sachen lagen und an dem auch der Junge lehnte, der wie ich nun sah eine gut sitzende schwarze Jeans , dazu schwarze Springerstiefel kombiniert zu einem dicken mit Fell gefütterten  Winterparker trug .Er pfiff durch seine Zähne und musterte mich eingehend beim Näherkommen. Ein heißes Prickeln fuhr über meinen Körper.

„Genug gestarrt?“ „Ach lass mich doch, man sieht selten ein Mädchen im Bikini zu dieser Jahreszeit.“ grinste er mich frech an. „Könnte ich bitte an dir vorbei? Meine Sachen liegen hinter dem Stein.“ unbewusst war ich wieder in meine arrogante Haltung geschlüpft. Mein Gegenüber zog nun eine Braue hoch, machte aber einen Schritt zur Seite. Schnell schlüpfte ich an ihm vorbei „Jove hatte mich bereits vor deiner Art gewarnt.“ Bei dem erwähnen des Namen meines Freundes zuckte ich zusammen „Woher kennst du ihn?“ „Erzähl ich dir später, hast du was zum Abtrocknen dabei?“ fragte er mich nun und blickte erneut an mir hinunter.“Verdammt.“Natürlich hatte ich nicht an ein Handtuch gedacht. Ich war zwar Kälte unempfindlich doch hasste ich es in klammer Kleidung herumzulaufen. Kurz schien mein Gegenüber zu zögern griff dann aber nach meiner Hand. „Was soll das?“ „Halt einfach kurz still.“ Meine Hand kribbelte bei seiner Berührung und ein warmer Schauer überkam meinen Körper. „Ich weiß nicht ob es funktioniert. Atme jetzt bitte regelmäßig ein uns aus.“ unbewusst regulierte ich meine Atmung und spürte wie eine Hitzewelle über meine Haut waberte. Ich wollte mich gerade aus seinem Griff entziehen als er diesen noch mehr verstärkte. „Halt still.“ Ich gehorchte und wartete. Er hatte seine Augen konzentriert geschlossen und nun nahm ich das erste mal seinen Geruch war. Er hatte wenige herb-männliche Noten und war eher süßlich. Ich glaubte, etwas wie Kokosmilch darin wahrzunehmen. Meine Fingerspitzen kribbelten und mein Herz schlug plötzlich wie wild. Ich blickte auf seine dichten Wimpern und die vollen Lippen. Vom Nahen erkannte ich eine blasse Narbe an seiner rechten Schläfe, die auf seiner eher braunen Haut hervorstach. „Ich bin fertig.“ sein Augen öffneten sich und erwischten mich beim starren.

Ich ignorierte dies und sein überhebliches Grinsen gekonnt, spürte aber wie sich eine leichte Röte auf meinem Gesicht breit machte. „Was hast du gemacht?“ „Dich getrocknet. Deine vielen Haare waren mir aber zu anstrengend.“ grinste er. „Oh..“ verdutzt stand ich vor ihm. „Ich ziehe mich dann mal um, geh nicht weg!“ befahl ich ihm unnötigerweise und schlüpfte schnell in meine Anziehsachen und machte mir mit meinen nassen Haaren einen Dutt. 

„Keine Sorge ich haue schon nicht ab.“ Als ich wieder zu ihm stieß begrüßte er mich mit den Worten „Komm lass uns zurück zur Academy gehen.“ gemeinsam machten wir uns auf den Weg „Wie heißt du überhaupt und seit wann bist du hier?“ „Ich heiße Antolius. Die Frage ist eher seit wann bist du hier, ich habe die Schule vor zwei Jahren verlassen um an einer Aussenstelle meine Ausbildung weiterzuführen.“ Ich wusste er sagte mir damit nur die halbe Wahrheit doch wusste ich auch, er würde mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht mehr erzählen und all zu neugierig wollte ich auch nicht wirken. „Ich bin vor einem Jahr mit Basir hier her gekommen.“ erwiderte ich kurz angebunden und fragte dann forsch weiter „Woher kennst du Jove und warum warst du am See?“

„Jove ist ein alter Freund von mir und hat mich zu dir geschickt, da er meditieren gehen musste. Ich bin vor einer halben Stunde erst angekommen und Basir und er meinten ich solle mal nach einem blonden Mädchen Ausschau halten am See, das mich nicht mögen wird.“ bei seinen Worten warf er mir ein grinsen zu. „Aber dann habe ich nur das eingebrochene Eis gesehen und habe schon Panik bekommen, als ich dann aber die Klamotten erblickte entspannte ich mich und wartete.“ Ich hatte nicht vor auf das gesagte einzugehen und kam direkt zu meiner nächsten Frage „Bist du ein Feuerbändiger?“ 

„Ich werde erst in einer Woche verwandelt, allerdings kann ich bereits die Temperatur erhöhen und Wärme über meine Hände übertragen.“  „Wieso wirst du schon so bald verwandelt?“  „Ok das reicht jetzt bin ich dran.“ Phoebe zuckte zusammen „Dort ist schon die Schule und ich muss mich noch für das Abendessen fertig machen. Tut mir leid.“ „Verrat mir wenigstens deinen Namen.“ „Phoebe.“ „Ok Phoebe, beim nächsten mal bin ich dran mit Fragen stellen.“ „Mal sehen, wir sehen uns beim Abendessen.“ antwortete ich distanzierter als ich eigentlich vor hatte und ging dann in die entgegengesetzte Richtung zu dem Mädchenhaus der zweiten Grundstufe( Zweite Stufe, vor der Verwandlung). Als ich eintrat erblickte ich ein braunhaariges Mädchen, welches ziemlich erschöpft aussah und offenbar neu sein musste. Sie hatte keinerlei Gepäck bei sich und wurde anscheinend gerade von Leila, einer kleinen zierlichen Person die hier eigentlich nichts zu suchen hatte,da sie zur ersten Grundstufe gehörte, herumgeführt. Als sich unsere Blicke kreuzten blickte ich in grüne Augen. Ohne ein Wort an die Zwei zu wenden ging ich an ihnen vorbei die Treppe hoch zu meinem Zimmer und ließ mich auf mein großes Bett fallen.

Ich genoss es sehr ein Zimmer füt mich alleine zu haben und war der Schulleitung sehr verbunden, dass sie meinen Wunsch nach Privatsphäre respektiert hatten. Natürlich war ich deswegen oft alleine und die leerstehende Seite sah auch nicht sonderlich toll aus, aber genoss ich diese Tatsache eigentlich sehr.  Schnell sprang ich auf und ging unter die Dusche um mir den Dreck abzuwaschen. Als ich nur mit einem Handtuch bekleidet aus dem Bad schlüpfte um in meinem Kleiderschrank nach etwas zu anziehen suchte ,vernahm ich ein leises klopfen an meiner Tür.. Verwundert hob ich den Kopf „Herein?“ 

 

Kapitel 3

 

Akira Zoe Contarini 

 

Die Einsamkeit eines Menschen ist die Unantastbarkeit seiner selbst.

Denn er fürchtet die Zweisamkeit aus Angst wieder einsam zu sein.

 

 

Entschlossen betrat ich den Raum. „Hey..“ mein Atem stockte als ich das blonde Mädchen sah, was mich noch eben im Wohnraum erblickt und mich eiskalt ignoriert hatte. 

Mein Lächeln gefror als ich weiter sprach und sie mit einem Blick kritisch musterte „Ich bin deine neue Mitbewohnerin bis die Lehrer wissen wo sie mich einzustufen haben.“ Sie kam offenbar gerade aus der Dusche und war dabei sich fertig zu machen. 

Stille herrschte nach meinen Worten bis sie sich achselzuckend wieder ihrem Kleiderschrank zu wandte „Ich bin Phoebe. Du hast das Bett auf der anderen Seite.“

Nun blickte ich mich das erste mal um. Der Raum war riesig und beinhaltete zwei große Himmelbetten die jeweils gegenüber an der Wand standen.

Rechts und links waren jeweils kleine Nachtische hingestellt worden. Auf jeder Seite stand ein Kleiderschrank, auf Phoebes Seite war noch ein weitere kleiner Schrank angebracht worden nur für ihre Schuhe und für ihre Jacken und Kleider. 

Die Hauswand war komplett verglast und bot einen wunderschönen Blick in den Wald, vor dieser verglasten Fläche standen nebeneinander zwei wunderschöne Schreibtische aus Ebenholz.

Auf der linken Seite war dieser bereits über und über mit Büchern und Heften bedeckt. Die Wandfarbe war weiß mit einem dünnen blauen Strich der sich durch das ganze Zimmer zog und auch der Teppich der auf dem Boden lag war in einem hellen Blau. Eine Tür links neben meinem Bett ging offenbar zum Bad. 

Ich wusste nicht was ich von meiner neuen Mitbewohnerin halten sollte, doch war ich mir eh ihm klaren, dass ich hier wohl keine Freunde fürs Leben finden würde.

Leila war zwar nett aber sehr schüchtern und ich wusste von mir selber, dass ich fremden gegenüber oft sehr abgeneigt war und generell durch mein Temperament sehr schnell aneckte.

Das  zu dem Thema „Erfahrungsberichte bewirken meist mehr.“ Weder Leila noch meine neue Zimmernachbarin waren besonders Wortgewandt auch wenn ich in dem Punkt in der letzten halben Stunde auch nicht gerade viel besser gewesen war.

Ehrlich gesagt hatte ich die gesamte Führung durch die Akademie nichts gesagt nur ein paar mal genickt und stumm gelächelt. Aber was erwarteten die auch von mir, dass ich mir nichts dir nichts glaube all meine Träume würden in Erfüllung gehen?

Erschöpft ließ ich mich auf das große kuschlige Bett fallen. Mein Körper hatte bei jedem Schritt schmerzend protestiert. Leila hatte gesagt ich würde in meinem Kleiderschrank , Kleidung und Waschsachen finden. Anscheinend hatten sich die Leute hier auf solche Situationen vorbereitet. Mürrisch erhob ich mich und öffnete den Schrank.

„In der obersten Schublade.“ ertönte die klare Stimme von Phoebe. Ich schaute nach oben und erkannte im obersten Fach die bereitgelegten Sachen. 

„Danke.“ keine Antwort. Ok.

Ich wandte mich ab und schmiss die Sachen aufs Bett um zu sehen was sie alles beinhalteten. Ich fand eine kurze Jogginghose, drei weiße T-Shirts, ein schwarzes Langarmshirt, eine Jeans ,Unterwäsche,Socken und einen Schlafanzug.

Sehr bald würde ich in die Stadt müssen um mir neue Sachen zu besorgen das war mal klar. Ich schnappte mir die Badesachen, frische Unterwäsche, Socken, eines der weißen T-Shirts und die kurze Jogginghose und machte mich auf zum Bad.

Kurz warf ich noch ein Blick auf die Blonde Schönheit mit der ich mir ein Zimmer teilte. Sie hatte sich gerade eine zerrissene locker sitzende lange Hose angezogen und zog über ihren weißen BH ein weißes Langarm an.

Sie stand komplett ungeschminkt vor dem Spiegel über dem Schminktisch der die Grenze zu meiner und ihrer Hälfte bildete und kämmte sich ihre langen seidig galten Haare. Sie war wohl eine von den Personen die man als Naturschönheit bezeichnete. 

„Wenn du mit zum Essen möchtest, hast du keine Zeit mehr zum duschen.“ Sie wandte ihren Blick ab von ihrem Spiegelbild und Ich schaute ihr das erste mal an diesem Tag direkt in ihre silbernen Augen. Sie waren dicht von schwarzen Wimpern umrandete und strahlten.

„Ich denke nicht, dass ich hingehe.“ antwortete ich zögerlich.

„Wenn du meinst.“ Ich beobachtete sie, wie sie in weiße Sneakers schlüpfte und sich eine hell blaue, bereits leicht abgewetzte Lederjacke überwarf.

„Bis später.“ Sie warf mir noch einen letzten Blick zu und verschwand dann.

Ich setzte meinen Weg zur Dusche fort und staunte nicht schlecht über das wunderschöne Bad. Es hatte sowohl eine Badewanne als auch eine Regendusche. Weiß goldene Fliesen prägten das prunkvolle Gesamtbild und passten wie die Faust aufs Auge zum restlichen Akademie Gebäude.

Es gab ein lang gezogenes Waschbecken an dem locker drei Personen Platz finden konnten und ein großer Spiegel hang darüber an der Wand. 

Die anderen Gemäuer der Akademie von denen ich die meisten Funktionen bereits wieder  vergessen hatte, waren aus grau-weißem Backstein und hatten ein rotes Dach, bzw. rote Zinntürme und glichen so dem Haupthaus.  Auch die Inneneinrichtung war sehr prunkvoll, zwar dezent aber dennoch war es offensichtlich, dass dies dem Rat wohl eine Menge Geld gekostet haben musste.

Zwischen all dem Prunk fühlte ich mich fehl am Platz.

Schnell entledigte ich mich meiner schwitzigen Kleidungen, die immer noch die von Liv war, und löste meinen Zopf. Unter der warmen Regendusche entspannten sich meine Muskeln das erste mal seit langem. Als ich an meinem Körper hinunterblickte sah ich unzählige blaue Flecken sowohl an meinen Armen als auch an meinen Beinen.

Ich besaß zwar die Schnelligkeit, die Augen und das Gehör eines Vampirs, jedoch nicht die exzellenten Heilungskräfte. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der meine Füße und Zehen schon leicht schrumpelig geworden waren, stieg ich wieder aus der Dusche,trocknete mich vorsichtig ab und zog meine rausgelegten Sachen an.

Um meinen Kopf machte ich mir schnell ein Handtuch und ging dann zu meinem Schreibtisch. Leila meinte, dass wenn ich noch keinen Laptop in meinem Zimmer hatte, ich mir einen aus einem der Räume im Erdgeschoss holen sollte. Leise tappte ich also hinaus auf den Gang und lauschte. Kein Laut war zu hören, offensichtlich waren alle zum Essen gegangen.

Das Gefühl eine Aussätzige zu sein verschlimmerte sich. Schnell machte ich mich auf die Suche nach dem Computerraum und fand ihn neben dem Wohnzimmer.

Eigentlich war es viel mehr ein Kino, mit einer riesigen Leinwand und ca. zehn Stühlen, wo an einer Wand ein offener Schrank war auf dem einige Laptops lagen die man offensichtlich einfach mit nach oben nehmen konnte. Ich schnappte mir schnell einen und beeilte mich nach oben zu kommen,bevor die anderen wieder zurück kamen, als ich ein Klopfen an der Haustür hörte. Mein Handtuch um meine Haare war mir mittlerweile auf meine Schultern gerutscht weswegen man einen super Blick auf meine zerzausten Haare hatte. Zögerlich öffnete ich die Tür.

 

„Entschuldigung aber ist Chia noch hier?“ ertönte eine dunkle Bassstimme.

 

„Chia?“ „Ich meine Phoebe das blonde Mädchen, die in diesem Haus wohnt.“antwortete mein gegenüber ungeduldig. Ich blickte hoch in das Gesicht eines schwarzhaarigen Jungen mit dunklen Augen wenn ich das richtig erkannte in der Dunkelheit.

„Nein sie ist bereits vor etwa einer halben Stunde zum Essen gegangen.“

Ich bewunderte mich selbst für meine feste stimme denn vor mir stand unverkennbar ein Krieger, der wohl schon seit einiger Zeit an seinen nicht gerade unansehnlichen Muskeln trainierte.

„Achso dann ist sie wohl schon mit Jove und Antolius mitgegangen.“ murmelte er mehr zu sich selbst als zu mir. „Ähm ja kann sein Tschüss.“ ich wollte gerade eine Tür in das Schloss stellen als ein Fuß hineingestellt wurde.

Gerade zu schüchtern ertönte erneut die Stimme von dem Jungen, den ich schon im Hauptgebäude mit einem anderen gesehen hatte.

„Hast du denn schon was gegessen?“

„Nein ich hatte nicht vor in die Mensa zu gehen.“ „Achso die typischen Ängste eines neu Ankömmling.“ empört riss ich die Tür erneut ganz auf. „Ich habe keine Angst nur keine Lust.“ stellte ich klar.

Mein Gegenüber fuhr sich einmal durch seine Haare. Er schien zu überlegen. „Wenn du Hunger hast kannst du auch im Kühlschrank mal nach gucken, auch wenn ich glaube, dass es in einem Mädchenhaushalt nichts wirkliches zu essen geben wird.“

„Ja, danke.“ antwortete ich kurz angebunden und wollte erneut die Tür schließen.

„Hast du mir nicht zugehört du wirst da nichts finden.“ Ich blickte in die gerade zu schwarzen Augen des Jungen. Noch immer stand er vor der Tür und schien mit sich selbst zu hadern. 

„Wenn du willst können wir gemeinsam noch mal in das Jungen Haus gehen, dort müsste es Nudeln geben, die allerdings nie benutzt werden, da niemand Lust hat zu kochen.“ Diese Worte auszusprechen musste ihm einiges abverlangt haben.

Ich wollte ihn mit meiner abweisenden Art nicht vor den Kopf stoßen, er schien zwar etwas distanziert aber nett, doch hatte ich heute keine Lust mehr auf gezwungene Konversationen und hatte auch keinen wirklichen Hunger. Ich sah wie er mich das erste mal komplett musterte und offenbar die vielen blauen Flecke sah die teilweise schon grün geworden waren.

Hörbar zog er die Luft ein. „Danke für das Angebot, aber ich bin heute erst angekommen und bin sehr müde. Viel Spaß beim Essen mit deinen Freunden.“ hörte ich mich leise sagen und machte dann endgültig die Tür zu.

 

  Ich wusste noch nicht mal wie er hieß, doch war er ein Freund von Phoebe was ich nun wirklich nicht verstehen konnte. Das Mädchen war kühl, distanziert und offenbar überhaupt nicht kontaktfreudig. Leila hatte mir erzählt, dass sie Kälteunempfindlich war und deswegen alle erwarteten, sie hätte nach der Verwandlung die Fähigkeit ihre Gefühle abzustellen und evtl. sogar auch die der anderen.

Auch die Stärke deiner Fähigkeiten wurde hier eingestuft, was bedeutete, dass vor der Verwandlung diejenigen die auf eine starke Gabe hindeuten anderen Unterricht bekamen und auch nach der Verwandlung wurden nochmal innerhalb der zwei Stufen in Elite- und Grundgaben aufgeteilt. Momentan gab es niemanden im Haus der Elite allerdings wurde mir erzählt, dass schon bald die ersten Bewohner erwartet wurden.

  Als der Direktor mich gefragt hatte ,kurz bevor ich sein Büro verlassen konnte, was meine Vampir Symptome waren und was für Fähigkeiten ich jetzt schon hatte, bekam ich keinen Ton heraus.

Nicht nur weil ich ihm nicht vertraute sondern auch weil ich nicht wusste wie ich es am besten in Worte fassen konnte. Wie sollte man auch sagen, dass man das Gehör ,die Schnelligkeit und auch die guten Augen eines Vampirs hatte und ich nicht in dem Sinne Fähigkeiten besaß sondern mein Körper einfach nur  regelmäßig nach Tierblut gierte.

 

Sollten die Schüler davon mitbekommen würde ich bald als Monster abgestempelt werden. Ich hatte noch nie von jemandem gehört der solche „Fähigkeiten“ hatte wie ich.

Vampir Kinder und Vampire brauchten ab und zu Menschenblut, bei Gesegneten ob verwandelt oder nicht spielte dabei keine Rolle war es nur nötig im Falle einer Verletzung oder Krankheit…  Und ich brauche kein Menschenblut sondern Tierblut.

Mit meinem Laptop setzte ich mich seufzend aufs Bett und google die Akademie. Keinen Treffer, wie erwartet. Offenbar hatte der Direktor recht behalten, niemand wusste etwas über den Standort oder die Aufgaben der Akademie, was auch dringend zu unserem Schutz notwendig war.

Mein Gehirn ratterte schon den ganzen Tag.

Ich war entführt worden von den „Bösen“ dann wieder entkommen aufgrund der Hilfe von den „Guten“ nur um dann von diesen wieder entführt zu werden. Mein müder Körper sagte mir, ich war in Sicherheit doch wollte mein  Kopf dies einfach nicht verstehen. 

        

 

  Ich legte den Laptop auf meinen Schreibtisch und ging in das Bad um mir meinen Schlafanzug anzuziehen und mich Bett fertig zu machen.

Als ich wieder aus dem Bad kam und mich in meine Bett legte kam Phoebe gerade rein. Sie blickte kurz zu mir und warf dann etwas schwarzes rundes zu mir. Gekonnt fing ich den Apfel auf. 

„Basir sagte mir, du wolltest nichts essen.“ Ah Basir hieß der Junge also.

„Danke für den Apfel.“ antwortete ich nur, legte ihn unberührt auf meinen Nachtschrank, und drehe mich in meinem Bett um zur Fensterwand.

Ich hörte wie sich Phoebe fertig machte  und dann in meine Richtung trat und irgendwas auf meinem Nachtschrank abstellte. Ohne ein Wort an mich zu wechseln schlüpfte sie in ihr Bett und machte das Licht aus. Ich blickte hoch und erkannte, dass sie mir Heilsalbe auf den Nachtisch gelegt hatte. „Danke.“  „Bedank dich bei Gelegenheit bei Basir.“

Schnell cremte ich mich ein und legte mich dann zurück ins Bett. Nach einer langen Zeit wo Stille herrschte aber kein gleichmäßiges Atmen zu hören war ,platzte es aus mir heraus. „Bin ich hier in Sicherheit?“ erst kam gar nichts und ich dachte schon sie wäre eingeschlafen als ihre Stimme weich vom anderen Ende des Zimmers ertönte „Ja das bist du.“ Mit diesen Worten im Kopf gelang es mir endlich einzuschlafen. 

 Mein Blutdurst weckte mich um 4:00 Uhr.

Er kam unregelmäßig, mal täglich, mal wöchentlich aber jedes mal brannte es wie Höhle. Na super. Meine Kehle brannte und mein Gaumen war wie ausgetrocknet. Leise zog ich mich an und versucht so wenige Geräusche wie möglich zu machen.  Hastig band ich meine ungekämmten Haare in einem Zopf zusammen und schlüpfte leise in meine Schuhe. Das blonde Mädchen auf der anderen Zimmerseite schien noch zu schlafen, was auch vollkommen normal war um diese Uhrzeit. So leise wie möglich schloss ich hinter mir die Tür und verließ das Haus. Ich machte mich auf den Weg Richtung Wald und hoffte sehr, schnell ein großes Tier zu finden. 

 

Ich blickte an mir herunter, mal wieder alles sauber geblieben. Heute hatte sich mein Körper ,Gott sei dank, mit nur einem Reh zufriedengestellt. Leise schlüpfte ich wieder in das Haus und lauschte. Es war noch niemand auf den Gängen zu hören. Schnell huschte ich nach oben in mein Zimmer und blickte auf dem Weg dorthin auf die Uhr .5:30 Uhr. Ich hatte sehr lange gebraucht um die Fährte eine Rehherde auszumachen und musste verhältnismäßig weit laufen. Als ich die Tür öffnete atmete ich einmal tief durch. Sie schlief noch. Schnell machte ich mich mit Duschsachen auf den Weg um den Dreck und den Geruch der vergangenen Jagd abzuwaschen. 

 

 

Kapitel 4

Phoebe Chione de Civrac 

 

me:

(pron.)

i think i might be the saddest happy person

and the meanest nice person to ever exist.

 

Als ich das Rauschen der Dusche hörte , setzte ich mich auf. Natürlich hatte ich mitbekommen wie meine neuen Mitbewohnerin in Herr Gotts frühe das Haus verlassen hatte.

Der Apfel, den ich ihr gestern Abend mitgebracht hatte, lag nach wie vor unangerührt auf ihrem Nachtschrank. Hunger konnte es also nicht gewesen sein mutmaßte ich. Was auch immer. Beim Abendessen hatte ich gehört unter welchen Umständen sie zur Akademie gekommen war und hatte einen leichten Anflug von Mitleid bekommen. Es musste sehr verwirrend für sie gewesen sein, nach einer Entführung hier her geschleppt zu werden , wo man ihr dann sagte sie wäre in Sicherheit. Auch ihr Körper war ziemlich geschunden, doch war ich mir sicher sie würde schon klar kommen. Mürrisch stand ich nun auf um mich für das Essen fertig zu machen.

 

Ich holte aus meinem Kleiderschrank meine Schuluniform und schlüpfte in meine Satin Strumpfhose. Ich kramte weiter und fand endlich die weiße Bluse die ich erste anziehen würde um dann leichter meinen Rock überziehen zu können. Es war ein dunkelblauer Faltenrock der bei mir über der Hüfte saß und bis knapp über die Mitte meiner Oberschenkel reichte. Darüber zog ich mir die Schulweste an, die einer Anzugsweste glich, allerdings dunkel blau  und mit dem Schullogo versehen war, fünf ineinander führende Striche in einem Kreis, dünn war und perfekter weise nur bis zum Rock Anfang ging.

Ich setzte mich an meinen Schminktisch und blickte in den Spiegel. Meine silbernen Augen blitzten mir entgegen und wie jeden morgen überlegte ich ob ich Lust hatte mich zu schminken oder ob ich es nicht einfach lassen konnte. Meine Augen benötigten keiner weiteren Betonung, meine Augenbrauen sahen noch gut gezupft aus und meine Haut war auch rein.

Also nein. Ich stand auf und ging zum Schreibtisch um in meine schwarze Ledertasche die Schulsachen reinzustopfen. Heute hatte ich nur Geschichte und Strategie. Danach wie jeden Tag Sport Unterricht ,in dem ich abwechselnd das Kämpfen oder meine Ausdauer trainierte und dann Meditieren.

Ich liebte Donnerstage.

Ich hörte wie die Dusche ausgestellt wurde und ging zu dem Kleiderschrank von Akira um zu schauen ob eine Schuluniform darin lag. Ich fand keine. Na super. In meinem eigenen Kleiderschrank kramte ich erneut und fand meinen zweiten falten Rock und eine weiter weiße Bluse, diese besaß ich in Massen. Schnell griff ich noch nach einer Strumpfhose und einem Schulblazer und legte sie Akira auf ihre Bett.

Diese trat soeben aus dem Badezimmer und blickte mich abschätzend an. „Man hat vergessen dir die Schulkleidung zu geben, du musst dich daher heute mit meiner Begnügen.“ hörte ich mich kalt sagen. „Danke Phoebe.“ Ihr war offenbar klar, dass ich dies nicht tun musste und ich auch nicht weiter darüber reden wollte. Ich verstand ja selber nicht warum ich plötzlich so nett war.

Auffordernd schaute ich sie an. „Gedenkst du heute zu essen? Dieses mal gibt es auch Frühstück in den jeweiligen Häusern.“ „Basir meinte es gäbe kaum Essen in der Küche.“

„Ja aber das Frühstück wird jeden morgen zu den Häusern geliefert und auch wieder abgeholt.“ erklärte ich ungeduldig. „Ok, dann komme ich mit. Wartest du noch kurz bis ich mich angezogen habe und meine Haare geföhnte habe?“ „Das essen wird eh erst um 7:15 Uhr geliefert und ich muss noch meine Zähneputzen.“ erwiderte ich nur kurz angebunden. Sie musterte mich aus ihren grünen Augen „Ok.“ Ich machte mich auf ins Bad und putzte mir die Zähne. Akira trat neben mich fertig angezogen und begann ihre dunkelbraunen/fast schwarzen welligen Haare zu föhnen. Die Schuluniform stand ihr sehr gut wie ich zu geben musste. Sie hatte ca. die gleichen Maße wie ich, beide waren wir schlank und sportlich gebaut auch waren wir beide etwa 1,75 m groß.

Ihre Haare waren deutlich kürzer als meine und gingen ihr nur bis zu den Schultern. Der Schnitt war sehr praktisch und stand ihr sehr gut. Ich beobachtete wie sie ihre Augen noch mit Mascara tuschte und spuckte dann die Zahnpasta aus und wusch mir noch einmal über mein Gesicht.  Mit einem Blick auf die Uhr sagte ich „Komm lass uns gehen.“ Vor meinem Schuhschrank machte ich noch einmal kurz halt und schlüpfte in meine blau silbernen Ballerina. Ich schaute kurz zu Akira die offenbar überlegte welche Schuhe sie anziehen sollte. „Welche Größe hast du?“ brummte ich. „39 1/2.“ kam es von der anderen Seite des Raumes. „Hier.“ ich warf  ihr dasselbe Modell in schwarz zu.  Ich hörte sie leise „Danke.“ murmeln. Gemeinsam gingen wir nach unten in die Küche wo sich schon einige Mädels versammelt hatten um sich einen Toast zu schmieren oder Müsli zu essen. Kristina, eine schwarzhaarige Diva machte sich gerade daran die Cornflakes zu plündern. Als ich den Raum betrat wurden alle sofort still und machten mir Platz. Kristina blickte nun auf und trat sofort einige Schritte zurück.

Ich schnappte mir schnell eine Schale und ein Löffel und machte mir Cornflakes mit Milch. Ich setzte mich auf einen der Stühle an der Theke und aß in Ruhe auf. Mich nervte das Verhalten meiner Mitschüler, sie waren alle samt Klatschtanten die nichts besseres zu tun hatten als die wildesten Gerüchte in die Welt zu setzten. „Ah du bist also die Neue? Du hast keinerlei Fähigkeiten, was tust du dann in diesem Haus? “ hörte ich die schnippische Stimme von Kristina. Sofort blickte ich auf und erkannte, das Kristina sich Akira offenbar in den Weg gestellte hatte „Ist nicht dein Problem.“ höre ich Akira zischen. Uh da war wohl jemand sehr Temperamentvoll.  „Ich habe nichts übrig für Schwächlinge, geh und verzieh dich in das Loch wo du hergekommen bist.“

„Ich habe nichts übrig für Wichtigtuer, könntest du mir also einfach aus dem Weg gehen und mich meinen Toast essen lassen?“ Kristina schien dies allerdings vollkommen zu ignorieren. „Du hast es ja noch nicht mal geschafft dem Verband zu entkommen ohne die Hilfe meines Bruders, sag du mir also nicht was ich zu tun habe.“ Einige Sekunden herrschte geschocktes Schweigen „Wie du gerade selber gesagt hast, hat dein Bruder mir geholfen, nicht du.  Und..“ „Schwächling.“ Das reicht mir nun aber wirklich.

„Kristina, wie war das nochmal bei dir? Was war nochmal der Grund wieso du in diesem Haus bist?“ Ich hatte aufgehört auf meinen Cornflakes herum zu kauen und legte meinen Löffel weg. Die angesprochene zuckte bei meinen Worten zusammen. „Phoebe..“ „Sei leise und trete zurück dein Verhalten ekelt mich an.“ Ohne zu zögern tat diese wie geheißen und Akira ging an ihr vorbei, stellte ihren ungerührten Teller mit den zwei Toasts auf die weiße Theke und wollte schon nach oben gehen als ich sie zurück rief.

„Hast du keinen Hunger mehr?“

„Nein Phoebe mir ist der Appetit bei all der Falschheit in in diesem Raum vergangen.“ wütend funkelte Akira mich an. Ich zuckte meine Achseln und stand auch auf. Gemeinsam gingen wir nach oben, das Getuschel im Raum ignorierend. Im Zimmer angekommen drehte sich Akira wütend um. „Hör mir zu Phoebe.Ich brauche deine Hilfe nicht und auch nicht deine gezwungene Freundlichkeit. Ich bin eine sehr lange Zeit alleine klar genommen, woher nimmst du dir das Recht  dich in meinen Streit einzumischen?“  Ich wusste selber nicht was über mich gekommen war. Ich kannte Kristinas Vorgehen, sie bekam aus den unterschiedlichsten Quellen Informationen über Neuankömmlinge und benutzte sie dann als Druckmittel gegen sie oder um sie fertig zu machen.

„Du hattest Glück, dass sie nicht mehr über dich wusste.“

„Achso du denkst also die Tatsache, dass ich keinerlei Fähigkeiten habe die auf eine Gabe hindeuten ist nicht schlimm?“„Besser als wenn sie sie wissen und sich den größten Mist über deine zukünftige Gabe  zusammen reimen.“

  „Das du Menschen ihre Gefühle nehmen können wirst?“ Akira fing an zu grinsen. „Ja zum Beispiel.“ Ihr Lachen war schön und ansteckend. Ich wusste selber nicht woher der plötzliche Stimmungswechsel kam doch genoss ich die gelöste Atmosphäre.  Akira setzte sich nun auf ihr Bett und schien mich zu versuchen einzuschätzen. „Allerdings hatte diese Kristina recht, ich habe keinerlei Fähigkeiten.“ Auch ich setzte mich nun auf  mein Bett, welches gegenüber von ihr stand, und blickte in ihre Augen. „Aber anscheinend hast du irgendetwas besonderes an dir. Ausserdem glaube ich das nicht, du hast sehr ausgeprägte Vampir Symptome.“ „Ich..Also ich bin schon irgendwie anders aber..“ Sie druckste herum.

„Hat es was damit zu tun, dass du heute Nacht um vier das Zimmer verlassen hast?“ Sie blickte mich erstaunt aus ihren großen grünen Augen an „Naja.. Ja schon,  aber ich will nicht darüber reden wenn es ok ist.“ „Ja ist schon ok, ich kann das verstehen. Allerdings wirst du es irgendwann erzählen müssen, damit man dich auf deine Verwandlung vorbereiten kann sonst wirst du wohl für immer hier bleiben.“

scherzte ich. Ernst erwiderte mein Gegenüber „Naja eigentlich hatte ich vor niemals verwandelt zu werden, aber daraus wird ja anscheinend nichts.“ „Ah ok, macht sinn.“ meine Stimme triefte nur so vor Ironie. 

Stille breitete sich zwischen aus. „Woher kommst du eigentlich Phoebe?“  „Aus Frankreich. Und du?“ „Ich komme von hier, Italien, allerdings etwas weiter nördlich.“ Erneut breitete sich stille zwischen uns aus die keiner von uns beiden so richtig zu füllen wusste. „Danke nochmal für die Klamotten aber ich würde gerne so schnell wie möglich meine eigenen kaufen. Kann man hier in der Nähe einkaufen?“ Durchbrach sie die Stille. Ich lachte auf

„Wir sind hier auf Capri einer kleinen Insel nähe des Festland hier gibt es nichts außer die Akademie.“ „Das ist nicht dein ernst.“ Ungläubig schaute mich Akira an. „Doch, aber man kann mit der Fähre rüber nach Neapel. Dort kann man ganz wunderbar einkaufen gehen.“ „Ich habe gar nichts von einer Fähre auf dem Weg hierher bemerkt.“ murmelte sie. „Dann musst du wohl ziemlich tief geschlafen haben.“ mutmaßte ich. „Ja das stimmt. Ist Mr Connor der Bruder von Kristina?“ „Ja das ist er. Leider belauscht ihn seine Schwester sehr oft, sodass sie Informationen sammelt um ihre Mitschüler fertig zu machen. Ich will nicht Neugierig sein aber wurdest du echt von dem Verband geschnappt?“ Akira zuckte zusammen bei meinen Worten. „Ähm.. Ja..“ Ihr blickte schweifte durch das Zimmer und blieb an der Uhr hängen, ich folgte ihrem Blick, 8:12 Uhr.

 

„Verdammt! Los Akira auf! Wir kommen zu spät zur Kirche!“ Schnell schnappte ich mir meine Sachen und auch sie griff nach ihrer bepackten Tasche. „Der Gottesdienst beginnt um 8:15 Uhr wer zu spät kommt, bekommt  verdammt Ärger!“ Schnell wie der Blitz stürzte ich aus dem Haus, den Kiesweg lang Richtung Kirche. Akira zog an mir vorbei, sie war durch ihre stark ausgeprägten Vampir Symptome um einiges Schneller auf ihren Beinen als ich. „Los komm auf meinen Rücken.“ rief sie mir zu. Oh man das war so erniedrigend. Kurz zögerte ich sprang dann aber doch im laufen auf ihren Rücken. Gott sei dank waren bereits alle in der Kirche und konnten uns so nicht sehen. Das wunderschöne Gebäude kam in Sichtweite und ich blickte panisch auf meine Armbanduhr 8:14 Uhr.   Vor der Tür blieb Akira abrupt stehen und ich sprang von ihrem Rücken. „Danke.“ „Schon ok“ keuchte sie. Gemeinsam betraten wir leise die Kirche. Hinter uns wurden die Tür geschlossen. Wir waren die letzten na toll. Wir standen im Vorraum und ich wandte mich zu der Neuen um.

Ihr Augen blitzten nervös und ihre Körperhaltung verriet wie angespannt sie war. „Die Kirche ist länglich aufgebaut, ein langer Gang geht durch die Mitte und endet am Altar, die Sitzreihen sind auf den mittigen Gang gerichtet am Rand. Jedes Haus hat einen zugeteilten Platz unserer ist links direkt vor dem Altar. Also mir hinterher.“ Dankbar für meine kurze Anweisung blickte sie mich an und ging mir dann hinter her. Wie zu erwarten saßen bereits alle 41 Schüler und Lehrer auf ihren Plätzen und beobachteten wie wir hineinkamen. 

Gott war das peinlich. Distanziert, ohne jegliche Gefühlsregungen stolzierte ich durch den Gang und ging bis kurz vor den Altar, bog dann aber in die erste Sitzreihe ein wo ich soweit durchrutschte, dass auch Akira neben mir Platz fand.Die spöttischen Blicke von Kristina und ihrem Gefolge ,die eine Reihe über uns saßen, ignorierten wir gekonnt. Sobald wir saßen begann die Orgel zu spielen und der Direktor Mr Black und in einigem Abstand die Vize Direktorin Mrs Mercer schritten durch den langen Gang auf die Empore zu. Entspannt ließ ich mich zurück sinken. Wir hatten es geschafft.

„Wer ist das?“ Flüsterte mir Akira ins Ohr und blickte in die Richtung der Vize Direktorin, eine kurze blondhaarige Frau mit einer großen Nase und weit auseinander stehenden braunen Augen. Sie ließ ihren Blick streng über die Reihen der Schüler gleiten und zuckte kurz mit ihren Augenbrauen als sie Akira erblickte.  „Mrs Mercer, Vize Direktorin und verdammt streng. Sie selbst ist eine Gesegnete und kann über Hautkontakt deine Emotionen erkenn und deine Gedanken lesen. Allerdings ist sie nicht verwandelte sondern hat nur Vampirblut injiziert bekommen weswegen sie aufgehört hat zu altern. Sie ist die einzige Gesegnete Lehrkraft an dieser Schule. Wie du dir sicher vorstellen kannst wird auch über sie viel spekuliert.“  Als der Direktor an das Mikro trat, verstummten augenblicklich sämtliche Gespräche und mit kurzen Sätzen begrüßte er uns alle. Zu zweit setzten sie sich in die ersten Reihe wo das gesamte Lehrerkollegium saß und der Gottesdienst begann. „Wir haben jeden Donnerstag Gottesdienst und jeden Montag zur Beginn der Woche hält Mr Black hier eine Rede, und informiert uns über die neusten Ereignisse. Mrs Mercer sagt meist auch noch ein paar Worte und dann gehen wir alle zum Unterricht.“ flüsterte ich meine Sitznachbarin zu. Diese nickte nur kurz und lauschte dann den Worten des Heiligen Priesters der nach vorne getreten war. Meine Gedanken schweiften ab und ich überlegte wann ich begonnen hatte Akira nicht mehr nicht zu beachten.  Es lag 100% an der Tatsache, dass sie meine Zimmernachbarin war, bei den anderen Schülern hatte ich damit ja auch  sonst keine Probleme mit ,sie auf längerer Zeit hin, zu ignorieren. Ausserdem mochte ich ihr Temperament und die Art und Weise wie sie mit mir umging. Sie war eine sehr interessante Person die ich gerne kennen lernen würde. Ich wusste aber selber, dass ich mir selbst dabei wohl am ehesten im Weg stehen würde.

Menschen zu vertrauen und in mein Leben zu lassen viel mir sehr schwer, Basir kannte ich seit meiner Kindheit und über ihn lernte ich auch schon sehr früh Jove kennen. Momente wie solche heute morgen in der Küche kamen selten vor, wo ich mal etwas gegen all diese Mädchen sagte und gegen sie offen meine Meinung vertrat. Klar ich war wirklich sehr arrogant ihnen gegenüber und hatte eine sehr einschüchterne Wirkung auf sie aber so hielt ich sie mir vom Leibe. Auch die Stellung meines Vater und meine Fähigkeiten spielten hier eine große Rolle doch wollte ich darüber gar nicht mehr weiter nachdenken.

  Ich spürte den Blick von einer Person auf mir und schaute auf, in die Richtung. Ich erkannte Basir und Antolius auf der gegenüberliegenden Bank die mich beide zu beobachten schienen. Obwohl genauer betrachtet blickte Basir auf meine Sitznachbarin und dann wieder zu mir und zog dann eine Augenbraue hoch. Er musste sich gewundert haben, dass ich nicht wie immer vor seinem Haus auf ihn gewartet hatte , dafür aber mit der Neuen spät aufgekreuzt war. Allerdings konnte er nichts dagegen sagen immerhin war er teilweise selber daran schuld. Beim Abendessen gestern hatte er mich auf sie angesprochen und gestutzt als ich meinte sie wäre meine Zimmernachbarin. Aufgebracht hatte er gefragt warum ich sie dann nicht mit zum Essen genommen hatte, denn seiner Meinung nach war es klar, dass man sich um einen Neuankömmling ,der sich mit einem das Zimmer teilte ,kümmerte.

Es geschah selten, dass Basir aufgebracht oder gar wütend wurde, doch hatte es dafür immer einen guten Grund. Auch Antolius, der zusammen mit Jove sich zu uns gesetzt hatte, hatte nur die Augenbraue hochgezogen. Nur Jove hatte gegrinst. Er hätte genauso reagiert, da war ich mir sicher. Ausserdem hatte ich auch nicht verstanden warum alle so betroffen waren, ich war der Meinung gewesen ich wär e ihr nichts schuldig. Heute Morgen in der Küche war irgendetwas mit mir durchgebrannt und plötzlich hatte ich mich selber angegriffen gefühlt, als Kristina begann Akira fertig zu machen. 

 

Nach der Kirche gingen Akira und ich gemeinsam raus und warteten neben der Kirchentür auf die Jungs. „Was hast du jetzt Akira?“ „Ähm..“ sie blickte auf drei Zettel. „Mathe und danach Strategie.“ verwundert blickte ich sie an „Warum hast du denn Mathe gewählt?“ „Nun ja ehrlich gesagt habe ich nur wahllos Kästchen angestrichen, ich dachte nicht, dass ich hier lange sein würde.“ gestand sie mir klein laut. „Außerdem kann ich Mathe ziemlich gut.“ fügte sie mit einem Grinsen hinzu. „Oh man wenn du meinst. Ich habe mich super gefreut, als ich es hier abwählen konnte. Strategie haben wir übrigens zusammen, wenn du willst kann ich dich von deinem Klassenraum abholen.“ fragte ich zögerlich. Ich wusste nicht wie sie auf meine Frage reagieren würde, immer hin war sie gestern noch ziemlich kratzbürstig gewesen und hatte teilweise ziemlich unvorhersehbar reagiert. Sie schien kurz zu zögern „Ja wenn es für dich kein Problem ist gerne.“ „Was ist kein Problem?“ ertönte eine tiefe Stimme hinter mir. „Ich habe zwei Räum neben an von Akira Geschichte, weswegen ich sie nach dem Unterricht dort abhole um gemeinsam mit ihr zu Strategie zu gehen Basir.“ Ich wirbelte herum und blickte ihm lächelnd in die Augen „Ah gut das du gute Laune hast, denn ich muss dir leider sagen, dass Mr Black heute den Sportunterricht von uns übernimmt.“ „Oh man.“ seufzte ich. Wir standen etwas abseits von der Tür und immer mehr Schüler strömten aus der Kirche und gingen zu ihrem Unterricht der um 9:00 Uhr begann. „Hier hat sich ja anscheinend nichts geändert.“ lachte Antolius. Bei dem Klang fuhr mir eine Gänsehaut über den Rücken und ich erschauerte. Freundlich stellte sich Antolius Akira vor und hielt meiner Meinung nach etwas zu lange ihre Hand fest. „Hey da seid ihr ja! Hat mich die Mercer aufgerufen?“ die hektisch keuchende Stimme von Jove riss mich aus meinen Gedanken. Unbemerkt hatte ich mich komplett aus dem Gespräch der drei herausgehalten und blickte nun auf meine Uhr „Wow es ist 8:50 Jove, dass ist ein neuer Rekord.“ ich hielt ihm meine Hand hoch zum einschlagen. 

Er gab mir ein High five und lachte dann. „Trotzdem habe ich noch nicht deinen persönlichen Rekord geknackt.“ „Tja das wirst du wohl auch nie.“ 

„Wenn sie deine Abwesenheit bemerkt hat, dann hat sie es nicht gesagt.“ meinte nun Antolius. „Lasst uns auf den Weg machen ich habe keine Lust mich beeilen zu müssen.“ fügte er noch hinzu. Akira grinste mich bei seinen Worten an und erwiderte es leicht. Jove und Antolius hatten beide Handwerk und nur Basir, Akira und ich mussten zu den normalen Klassenräumen die im Hauptgebäude waren. 

Gemeinsam machten wir uns also auf, den Kies Weg der zu jedem Gebäude dieser Schule irgendwie führte entlang, zu dem riesigen Hauptgebäude. Beim Eintreten des Haupteingangs verschlug es  mir jedes mal den Atem. Der große dicke rote Teppich, die golden weißen Möbel und Sessel und der Goldene Kronleuchter in der Mitte waren einfach wunderschön .

Die Treppe nach oben führte zu den Klassenräumen zu den wir auf den Weg waren. Basir hatte mit mir Geschichte und nachdem wir Akira bei ihrem Raum abgesetzt hatten gingen wir auch zu unsere Klasse. Die Tische in den Räumen waren aus Ebenholz  genauso wie die Stühle und die Wände waren ockerfarben Gestrichen. Es waren nur 10 Plätze in der Klasse, denn mehr Schüler waren auch in keinem der Kurse vorhanden. Einzig die Tafel und die Laptops zeigten auf was für einem hohen Innovativen Stand die Schule war.

Mit der Tafel konnte man über einen Anschluss an seinen Computer direkt ins Internet und machten den Unterricht um einiges Interessanter. Generell gefiel mir der Geschichtsunterricht sehr gut auch wenn er von der Mercer unterrichtet wurde. Basir und ich setzten uns in die rechte Ecke des Raumes an die Fensterwand des Raumes, nebeneinander. „Hast du jetzt also doch vor dich um deine neue Mitbewohnerin zu kümmern?“ erklang die mir so bekannte Stimme von Basir. „Ja irgendwie schon. Aber ich weiß nicht ob wir wirkliche Freunde werden können, sie ist selber super verschlossen und eigentlich habe ich keine Lust auf neue Leute.“ „Deinem Blick auf Antolius in der Kirche zu Folge gilt das nicht für alle Neuankömmlinge.“ neckte er mich „So wie ich das verstanden habe, ist er nicht neu.“ erstaunt hob Basir die Augenbrauen „Du streitest es also nicht ab?“ „Doch natürlich, ich wollte dich nur richtig stellen.“ Grinste ich ihn an. 

„Klasse,  Konzentration bitte der Unterricht beginnt.“

Mrs Mercer klatschte in ihre Hände. Super.

 

Kapitel 5

 

Akira Zoe Contarini 

 

Wahre Freunde sind nicht die 

die dich gleich wieder hochziehen wollen wenn du am Boden bist. 

Wahre Freunde setzten sich erstmal neben dich.

(unknown)

 

Die Klassenräume waren wunderschön und sehr edel. Mir gefiel die geringe Anzahl an Schülern sehr, was auch daran liegen könnte, dass ich hoffte so erstmal keine weiteren dummen Geschichten über mich zu hören. Ich ließ mich auf einen Platz in der zweiten Reihe nieder, die auch die letzte Reihe war und blickte aus dem Fenster in den Innenhof der Schule. Einzelne Schüler rannten noch zu ihren Klassen und der Platz lehrte sich immer mehr.

Um mich herum saßen nun all meine Mitschüler, es waren genau fünf, mich selbst mit eingerechnet. Punkt 9:00 Uhr betrat Mr Connor die Klasse. Ich zuckte zusammen, ich dachte er war ein Agent des Rats?! Kurz ließ er seinen Blick über die Klasse schweifen und blieb an mir hängen. Fast unmerklich nickte er mir zu und fing dann an zu sprechen. „Guten Morgen Klasse, wir wahrscheinlich schon gesehen habt, haben wir ein neues Gesicht in unserer Klasse. Stell dich doch bitte vor.“ Ohne zu zögern stand ich auf, es war als hätte ich meine alte Selbstsicherheit wiedergefunden und fing an

„Hallo ich bin Akira Zoe Contarini und bin gestern angekommen, wie ihr wahrscheinlich schon gehört habt.“ letztes konnte ich mir nicht verkneifen. Böse blitzte ich meinen Lehrer an und setzte mich. Ich ließ mein Blick über meine Klasse schweifen. Alles Jungs super.  Ein Klopfen ertönte und genervt rief Mr Connor „Herein.“ Ich musste grinsen bei der Szene die sich mir bot. Ein großer Junge, min 1,95 m groß trat in die Klassen ein und lächelte seinem Lehrer entgegen. Seine Augen blitzten dabei vergnügt auf und er strich sich einmal durch seine knapp Schulterlangen Blonden Haare die sich aus seinem Zopf gelöst hatten. „Mr Lewis haben sie einen besondern Grund mit einer derartigen Verspätung zu kommen, obwohl heute Gottesdienst war?“ „Es ist auch schön sie wieder zu sehen nach all der langen Zeit Mr Connor.“ „Setzten Leo. Wir reden darüber später.“ Der blonde Bühne blickte sich in der Klasse um und sein Blick traf mich. Ich erschauderte, was nicht unbemerkt blieb. Er grinste mich frech an und setzte sich, obwohl noch ca 4 andere Plätze frei waren, neben mich. „Hey ich bin Leo und du bist?“ „Du bist gleich dem Unterricht verwiesen wenn du nicht aufhörst meine Schülern voll zu plappern.“ schrie Mr Connor nun. Huch der musste wohl eindeutig mit dem falschen Bein heute morgen aufgestanden sein. Kurz blickte er mich an und wandte sich dann aber um sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Ich tat es ihm gleich und war erstaunt wie viel besser und schwerer der Mathe Unterricht war als auf meine alten Schule, hatte allerdings keinerlei Probleme mitzukommen.

 

Nach dem die Schulglocke um 11:30 Uhr klingelte und ich gerade aus dem Klassenraum stürzen wollte, rief mich Mr Connor zurück. „Akira und Leo kommt bitte noch einmal zurück.“ Abwartend stand ich vor dem Lehrer und auch Leo tat so als wüsste er nicht warum er zurückgerufen worden war. „Leo wenn du vor hast dein zu spät kommen, jetzt wo ich wieder da bin, fortzusetzen wirst du noch mit ernsthaften Konsequenten zu rechnen haben. Geh jetzt bitte.“ „Sie können sich sicher sein, dass mein zu spät  kommen nichts mit ihnen persönlich zu tun hat.“ antwortete er nur augenzwinkernd und verabschiedete sich mit einem Handwinken von uns beiden und lächelte mir noch kurz zu. Als die Tür hinter ihm zu knallte blickte Mr Connor auf in meine Augen und setzte an etwas zu sagen, brach dann aber ab und schwieg wieder. Unsicher lächelte er mich an „Wie geht es dir Akira? Hast du dich schon ein bisschen einfinden können?“

„Sie meinen ob ich mittlerweile die Situation begreife in der ich mich befinde? Nein nicht wirklich aber ich gebe mein bestes. Wenn das alles wäre würde ich nun gerne gehen, ich werde erwartet.“ Bei meinen Worten begann mein Lehrer zu grinsen

„Dann möchte ich dich natürlich nicht weiter aufhalten.“ Ich wollte mich gerade umdrehen als er nochmal begann zu sprechen. „Es freut mich, dass du langsam wieder in deine als Form kommst. Zu spät kommen werde ich hier aber nicht dulden.“ Auf meinem Gesicht bildete sich ein wohlgemerkt zaghaftes lächeln und ich nickte.

 

Eilig verließ ich nun den Raum und wäre beinahe mit Basir auf dem Flur zusammen geknallt. Mittlerweile hatte es draußen angefangen heftig zu regnen „Nicht so stürmisch Tiger. Was wollte Mr Connor von dir?“ „Ach er hat sich nur nach meinem befinden Erkundigt.“ „Achso, ich dachte schon du hättest in deiner ersten Stunde hier bereits Scheiße gebaut,“ grinst mir der schwarzhaarige Junge an. „Phoebe wurde auch von der Mercer zum Bleiben gezwungen, sie meinte wir zwei sollen uns schon mal mit den anderen beiden unten in dem Haupteingang treffen, sie würde so schnell wie es geht nachkommen.“ Ich nickte und gemeinsam gingen wir die breite Treppe nach unten wo schon Jove und Antolius standen. Anscheinend waren hier alle Jungen an dieser Schule ziemlich heftige Athleten was an dem täglichen Training, das jeder absolvieren musste, liegen könnte. Joves Haare waren im Licht des Kronleuchters Blau und glänzten. Fasziniert betrachte ich das Farbenspiel und wurde erst unterbrochen als mich jemand am Arm rüttelte. „Erde an Akira. Bist du noch da?“ Basir hatte mich am Arm geschüttelt „Ja alles gut. Ist euch mal aufgefallen was für coole Haare Jove hat?“ fragte ich völlig eingenommen von dem Anblick die Gruppe „Nein weißt du, wir sehen ihn zum ersten mal.“ antwortete Basir spöttisch. „Ich wollte es ja nur gesagt haben.“

„Danke Süße, ich nehme das mal als Kompliment.“ grinste Jove.  Ich wollte gerade Antolius ansprechen warum er noch kein dummes Kommentar abgegeben hatte , als ich in sein Gesicht blickte und seine Augen aufblitzten. Ich folgte seinem Blick und erkannte Phoebe die die breite Treppe hinunter schritt auf uns zu. Ihr Rock schwang bei jedem ihrer Schritte mit und betonte ihren langen dünnen Beine sehr. Auch ihre Haare wippten bei jedem Schritt mit doch ,war ihre Miene kühl und distanziert und machte das Bild von der fröhlichen offenen Schönheit, die sie sein könnte, kaputt.  „Ah das ist sie endlich.“ Basir der genau wie ich erst Phoebe und dann mich anschaute und meinen Blick offenbar richtig gedeutet hatte meinte „Lass dich von ihrer kühlen Art nicht abschrecken sie ist nicht immer so.“ „Habe ich auch schon gemerkt aber habe ich noch nicht begriffen wann dem so ist.“  Antwortete ich nur kurz angebunden. Mittlerweile war sie bei unserer Truppe angekommen und funkelte nun Jove aus ihren silbernen Augen böse an. „Wie kann es sein, dass du den kompletten Gottesdienst verschläfst und die doofe Mercer nicht ein Ton sagt aber wenn ich knapp zu spät komme, sie mir direkt eine Rede hält von wegen schlechten Einfluss auf Neue und so. Ich würde sie am liebsten umbringen!“ Draußen wurde der Regen zu einem Schneesturm. „Wie kann diese Frau es überhaupt wagen mich zu kritisieren? Sie hat doch wirklich vor diesen Vorfall in meine Akte zu schreiben“ Ich konnte erkennen wie Jove am liebsten loslachen wollte, es aber unterdrückte um seine Freundin nicht weiter zu strapazieren. Ich verstand warum sie aufgebracht war, denn offensichtlich hatte die Vize Direktorin vollkommen überreagiert, doch erkannte ich nicht den springende Punkte der Phoebe dazu brachte sich wie eine Furie zu benehmen. 

>> Sämtlicher normaler Schulunterricht fällte heute Vormittag aus auf Grund von dem Ausfall von Heizungen in den Klassenräumen<<  ertönte eine Durchsage.  Jubelnd klatschten sich die Jungs ab. Auch ich grinste Fröhlich und wollte mich gerade zu Phoebe drehen als ich sah wie sie gerade das Hauptgebäude verließ. „Wohin geht sie?“ „Keine Ahnung die zieht sich öfters mal zurück wenn sie Stress hat.“ „Aber was ist denn bitte so schlimm daran einen Eintrag in die Akten zu bekommen?“ Jove und Basir schauten sich beide an und schienen zu zögern ob sie weiter sprechen sollten. „Nun ja, die Eltern werden benachrichtigt.  Ich denke Phoebe sollte es dir am besten selber erzählen ich glaube ihr könntet gute Freundinnen werden .“ sprach Basir leise. „Wenn du meinst..“ In wie fern ich dies Möglich hielt spiegelte wohl meine Stimmlage wieder , denn auch Jove nickte nun zur Bestätigung. „Ich glaube sie brauch ne Mädchen Freundin mit der sie über so ein paar Sachen sprechen kann.“ „Mal sehen.“ Ich hatte auch gemerkt wie Antolius gezögert hatte bei dem Verschwinden von Phoebe und ihr noch lange hinterher gestarrt hatte „Na los Freunde wer kommt mit in den Trainingssaal?“ fragte Antolius und schlug mir auf meine Schultern. Ich merkte noch wie ich mitgezogen wurde doch bekam ich davon nicht viel mit sondern halte die ganze Zeit nur ein Wort in meinem Kopf wieder „Freunde.“ 

 

 

Mit den Jungs zu trainieren war…interessant.  Ich war zwar die schnellste von uns vieren, doch waren die Jungs um einiges stärker. Mir fiel zu dem Zeitpunkt auf, dass ich noch nichts über sie wusste weder welche Fähigkeiten sie hatten noch was für Symptome eines Vampirs. Als ich sie darauf ansprach meinte Jove, dass er ca. 3/4 der Schnelligkeit und der Stärke eines Vampirs hatte und mit einem fetten Grinsen im Gesicht, dass ich seine Fähigkeiten noch früh genug spüren würde. Basir zuckte nur mit den Schultern  und meinte, dass er nur die guten Augen eines Vampirs hatte und etwa halb so schnell und stark war wie ein Vampir. Auch Nachfrage sagt er, er hätte ab und zu Visionen, nicht nur von der Zukunft sondern auch aus der Vergangenheit von fremden Menschen und er deswegen sehr viel Unterricht beim trainieren seiner  geistigen Fähigkeiten bekam, weswegen er nur die Grundausbildung zum Krieger erhält. Antolius konnte die Gefühle anderer lesen, wärme durch seine Hand übertragen und kann jetzt schon die Temperatur in seiner Umgebung beeinflussen, er hatte dieselben Symptome wie Jove. Ich war ziemlich beeindruckt und mir war klar, dass dieser drei und wahrscheinlich Phoebe auch mal in das Haus der Elite einziehen würden nach ihrer Verwandlung. 

Jove forderte mich als erstes auf gegen ihn zu kämpfen. „Na los zeig mal was du drauf hast.“ und zog mich auf eine der Trainingsmatten. Der Trainingssaal war der Wahnsinn. Es gab einen innen und einen außen Bereich, der momentan allerdings nicht nutzbar war aufgrund des Wetters. Drinnen war der Boden aus grauem Beton und es gab die unterschiedlichsten Stationen an denen man Trainieren konnte. Da gab es einmal die Schießstation , die mehrere abgeteilte Räume hatte, wo man mit den unterschiedlichsten Waffen einen fiktiven Kampf gegen herannahende Projektionen von Kriegern austrug , dann weiter vorne einige Matten, auf dehnen man den Nahkampf übte und wir auch gerade standen.  Dies ging sowohl mit Partner als auch ohne Partner und gegen Projektionen. Auch hier hatte man die Auswahl von den unterschiedlichsten Waffen. Die Matten konnte man bei bedarf fiktiv in die unterschiedlichsten Bodenarten ändern, da Rotatoren unter den Matten einem das Gefühl geben konnten an einem Flussbett oder auch in einem Sumpfgebiet zu kämpfen. An  den Wänden waren Kletterwände und weiterer rechts standen noch  3 Parcours wovon auch einige Komponente an der Decke hangen. 

Da Jove mich auf eine der Kampfmatten gezogen hatte  wollte er anscheinend einen Nahkampf austragen ohne Waffen. „Keine Sorge, ich werde mich zurückhalten.“ fügte er schnell hinzu nach dem er einige missbilligende Blicke von Antolius und Basir einstecken musste. Ich zuckte nur die Achseln, ehrlich gesagt war ich ziemlich gespannt wie er wohl kämpfen würde. Er begann mich zu umkreisen und hoffte wohl, dass ich so dumm war mich mitzubewegen, doch blieb ich einfach locker stehen und beobachtete ihn. Er schien keinerlei Schwachstellen Körperlich zu haben , vielleicht seine Immense Größe und die Tatsache, dass er denkt ich würde mich nicht gegen ihn wehren können, könnten zu seinem Verhängnis werden. Er begann mit einem frontalen sehr schnellen Schlag in meine Richtung welchen ich gekonnt abwehrte. Jove hatte damit nicht gerechnet und geriet leicht ins Taumeln. Nun fing ich an ihn mit gezielten sehr schnellen Tritten ein zu heizen und wich seinen zwar sehr schnellen und starken Hieben aus, die nicht sehr präzise waren und zu langsam wieder zurück gezogen wurden. Ich wusste ja selber, dass ich gemein war. Während ich die Symptome von meinem Gegner kannte, hatte dieser keine Ahnung gehabt von meiner enormen Schnelligkeit. Mein gutes Hörvermögen half mir hier nicht gerade weiter. Nach einer Weile wo er nach einigen Schlagabtauschen immer mehr einzustecken hatten, schien bei ihm ein Geduldsfaden zu reißen. In einer Sekunde wo ich unachtsam war parierte er meinen Schlag und hielt meine Hand kurz fest. Darauf folgte nur noch Schwärze und Dunkelheit. 

 

„Ich glaube das einfach nicht wie konntest du nur so unfair sein?“ ertönte eine Aufgebrachte Stimme weiter rechts von mir „Antolius sie hat genauso wie ich mit unfairen Mitten gekämpft.“ „Was ist daran unfair nicht gleich ihre Symptome herauszuschreien? Du hättest sie ja auch einfach fragen können?“ erwiderte dieser nur aufgebracht. „Ich konnte ja nicht ahnen, dass sie gleich ohnmächtig wird, normaler weise werden die Gegner dadurch nur eine kurze Zeit Paralysiert.“ antwortete die dunkle Stimme aufgebracht. Vorsichtig öffnete ich meine Augen, mir tat wortwörtlich alles weh. Mein Kopf brummte und meine Hände zitterten. Langsam versuchte ich mich aufzurichten und wurde auch sofort von einer großen warmen Hand unterstützt. „Wie geht es dir?“ ertönte die weiche Stimme von Basir. „Mein Kopf brummt.“ erwiderte ich mit einer rauen Stimme. Weiter rechts von uns stritten die zwei immer noch. „Was ist passiert?“ „Jove hat dir eine Kostprobe seiner Fähigkeiten gegeben, auf die du etwas extrem reagiert hast. Du warst 10 Minuten weg.“ Basir blickte mich aus warmen Augen an „Denkst du, du kannst aufstehen?“ „Ja ich glaube schon.“ Vorsichtig half er mir auf.

Ich hörte mein Magen grummeln und augenblicklich wurde ich rot. Basir lachte auf „Gut ,du hast endlich Hunger, wird ja auch langsam mal Zeit.“ Er ließ seinen Arm als Stütze um meine Taille geschlungen und ich hatte das Gefühl, dass ich  diese Berührung viel zu sehr genoss.  „Jove, Antolius wir gehen zur Mensa kommt wer mit?“ Beide hörten abrupt auf streiten und drehte sich zu uns um. „Akira geht es dir besser?“ fragte Antolius. „Den Umständen entsprechend.“ wütend funkelte ich Jove an „Das nächste mal wenn wir kämpfen sag einfach vorher bescheid, dass du nicht verlieren kannst und dann zu unfairen Mitteln greifst, dann tue ich es dir nach.“ Auch Jove hatte erst besorgt zu mir geschaut, war nach diesen Worten allerdings ziemlich angepisst „Ist das dein ernst? Du hättest auch einfach sagen können dass du die Schnelligkeit eines Vampir hast.“ „Du weist selber, dass dies eigentlich unmöglich ist oder?“ konterte ich. Nun verstummte er und folgte uns murrend  zu Mensa. Nur Antolius schien etwas draußen im Außenbereich des Kampfsaals zu sehen und blieb erstaunt stehen. Ich folgte seinem Blick und sah erst einen riesigen wilden Parcour der aufgrund des heftigen Schneefalls komplett zugeschneit war. Nach einem Blinzeln erkannte ich auch einen Blonden Schatten der von Baum zu Baum spring, sich abwechselnd duckte oder zur Seite schmiss. Projektionen tanzten im Licht, ein Wunder, dass sie überhaupt bei den Wetter umständen funktionierten. Phoebe war einzig mit dem Dolch bewaffnet und schlug sich verdammt gut.  „Wow sie ist echt ziemlich gut.“ Murmelte ich. „Ja der Dolch ist ihre Waffe, auch hat sie wie ihr sehen könnt einen Gürtel voller Messer die sie präzise ,wie niemand anderes an dieser Akademie, schmeißen kann.“ Begann Jove fachmännisch zu erklären „Das hätte ich nicht von ihr erwartet.“ gab ich zu. „Tja sie is gefährlicher als sie aussieht.“ zuckte der blauhaarige nur wieder mit seinen Achseln. Bei ihrem Anblick wollte ich mir am liebsten gegen den Kopf schlagen. Ihr Gesicht verriet keinerlei Emotionen und doch wusste ich auch ohne ein Blick auf Antolius zu werfen, der offenbar ihre Gefühle lesen konnte,dass es ihr sehr schlecht gehen musste. „Wisst ihr was, geht schon mal vor ich bleibe hier und warte auf sie.“ meinte ich nun. „Das wäre  sicher eine  gute Idee.“ Stimmte Antolius mir zu. Bei schauten wir uns wissend an. „Wenn du meinst Suizid begehen zu wollen, meinet wegen.“ scherzte Jove. Basir ließ mich nun los und meinte „Geht es dir denn schon besser?“ prüfend musterte er mich. Schnell verschloss ich meine Hände miteinander um das zittern zu unterdrücken „Ja alles gut, wir kommen gleich nach.“  Die Drei verließen den Trainingscenter und ich konnte nicht verhindern, dass ich die warme Berührung an meiner Taille bereits vermisste. Ich machte mich auf zu dem Kontrollzimmer wo man die Projektionen an und ausschalten konnte.

Mir war bewusst, dass Phoebe wohl ziemlich sauer sein würde, doch konnte ich sie nicht so zurück lassen. Mit einem Klicken legte ich den Schalter um und ging nach draußen in den Parcour. Trotz der Kälte begann ich einen der Bäume raufzuklettern und machte mich auf die Suche nach Phoebe.

Ich hatte gehört wie sie laut fluchte, als ich den Schalter umgelegt hatte und folgte nun ihrer Stimmte. Ich fand sie auf eine der Brücken, die teilweise von Baum zu Baum aufgebaut worden waren, sitzen. Sie blickte erst auf, als ich mich neben sie fallen ließ . „Was willst du hier?“ fragte sie mich kalt. Trotz der kalten Temperaturen fröstelte ich mehr aufgrund ihrer schneidenden Stimme. „Nichts.“ Schweigen breitete sich zwischen uns aus. Gemeinsam blickten wir von unserer erhöhen Postion aus durch die beleuchteten Fenster der Schule und beobachteten die Schüler. Ich spürte, dass sie sich etwas entspannte mit der Zeit die wir dort oben saßen und nichts sagten. „Ich will nicht drüber reden.“ „Das war mir klar.“ schmunzelte ich. „Warum bist du dann hier?“ „Weil ich weiß, dass man manchmal obwohl man denkt man wäre gerne alleine mit seinem Kummer, auch gerne jemanden dabei hätte beim allein sein.“ „Du weißt schon wie widersprüchlich das klingt oder?“ lachte Phoebe nun los. „Aber..“ sie wurde wieder ernster „irgendwie hast du recht.“  Ich fröstelte. „Komm lass uns gehen, die schwarze Trainingsuniform steht dir zwar, aber ist sie anscheinend nicht gerade wärmend.“ lächelte sie mir zu. Sie erhob sich und hielt mir ihre Hand hin die ich dankbar ergriff. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zum Speisesaal. „Müssten deine Hände nicht langsam aufhören zu zittern?“ fragte mich meine blonde Begleitung als wir die Gänge hinter liefen und schon kurz vor dem Speisesaal waren . „Ähm ja, ich zittere auch nicht aufgrund der Kälte sondern viel mehr wegen Jove.“ erkennen blitzte in ihren Augen auf. „Ahh ich fühle mit dir.“ grinste sie mich an

„Rate mal wer früher immer sein Versuchsobjekt war.“ Ich schaute sie fragend an „Was ist genau seine Fähigkeit? und wie  lange kennst du denn die drei Jungs schon?“ „Er kann Elektrizität erzeugen und so deinen kompletten Körper einmal schocken. Er ist ein geborener Krieger und seine Fähigkeiten sind äußerst nützlich im Kampf. Basir  kenne ich mein ganzes Leben lange, mit sechs kam dann Jove dazu, den Basir damals bei irgendeinem Trainingslager kennen gelernt hatte. Antolius kenne ich erst seit gestern.“ „Also seid ihr hier gemeinsam hingegangen?“ Ih Blick wurde wieder verschlossener. „Ja.“ „Oh man ich kann es manchmal echt nicht glauben wie sehr ein Tag dein ganzes Leben verändern kann.“ murmelte ich. Sie blicke mich wissen an „Ich weiß was du meinst.“ gemeinsam betraten wir den Speisesaal , der von der Tapete her der Eingangshalle glich und mindestens genauso prunkvoll war. Phoebe steuerte direkt auf einen der aneinandergereihten Tische hin, der in der hintersten Ecke rechts stand und an dem bereits drei große Gestalten saßen. Es war nun Mittagszeit und die meisten der Schüler hatten sich bereits Essen genommen, sodass wir kaum noch eine Schlange vor uns hatten bei der Essensausgabe. Als wir an dem Tisch ankamen  mitsamt dem Essen wurden wir herzlichst Begrüßt. „Komm setzt euch zu uns.“ einladend schlug Jove auf den Stuhl neben sich und grinste mich an. „Niemals in tausend Jahren du blauer Teufel.“ erwiderte ich nur bissig und setzte mich neben Basir auf die andere Seite des Tisches. Phoebe lachte nur herzlich bei unseren Worten und setzte sich neben mich auf den Platz gegenüber von Antolius.

Schweigend aß ich und lauschte nur mit halbem Ohr den angeregten Gesprächen am Tisch. „Akira wollen wir Samstag nach Neapel fahren um für dich neue Kleidung zu kaufen?“ fragte mich Jove, dann ganz unverbindlich. Überrascht blickte ich auf in die abwartenden Gesichter. „Ähm ja klar gerne.“ „Cool, Ich und Akira kommen auch mit, nur Basir hat mal wieder extra Unterricht.“ grinste Antolius. Basir stöhnte auf, „Ihr habt ja keine Ahnung wie nervig das ist. Ich kann mich einfach nicht auf dieses verdammte Meditieren einlassen, weswegen mein Trainer das totale Drama schiebt.“ „Die Probleme eines starken gesegneten Kindes.“ neckte Phoebe ihn.  „Kann ja nicht jeder unter Wasser meditieren.“ meinte nun Antolius.  „Woher wusstest du das?“ fragte sie erstaunt „Ok jetzt mal ehrlich für wie blöd hältst du mich? Ich erkenne wenn  jemand gerade Meditiert hat und seine Augen leuchten und du bist mir im Bikini im kältesten Frühling seit langen entgegengelaufen.“ Bei diesen Worten verschluckte sich Jove. „Wie bitte?“ „Wusste ich es doch.“ grinste Basir. „Tja ihr seid ja weggegangen, deswegen konnte ich es machen.“ trotzig streckte sie den zwei die Zunge heraus. „Allerdings habe ich mein Taschenmessern dabei verloren.“ sagte Phoebe bedrückt „Ach du meinst das hier?“ Antolius hielt ein schwarzes eingeklapptes Taschenmesser hoch. „Ja. Gib das her es ist meins.“ rief sie aufgebracht. Sofort blickte die gesamte Mensa zu unserem Tisch. „Was bekomme ich dafür?“ „Wenn du Glück hast keine gescheuert, immerhin hättest du es ihr ja nicht gegeben hätte sie nicht nachgefragt.“ schaltete ich mich nun ein. Wortlos überreicht Antolius ihr das Messer und Phoebe bedankte sich mit einem Nicken. „Anto bist du es?“ Der Typ aus Mathe war an unseren Tisch getreten, Leo glaube ich und strahlte den orangehaarigen Jungen an. Dieser war aufgesprungen und hatte seinen Freund mit einem Handschlag begrüßt „Leo wie gehts dir? Schön dich zu sehen.“ Verwundert blickte ich von einem zum anderen. Ach ja, Antolius hatte ja erwähnt dass er bereits vor zwei Jahren auf die Schule gegangen war. „Setz dich doch zu uns.“ Leo winkte lächeln ab. „Ich muss jetzt los zu meinem Sportunterricht aber heute Abend können wir gerne zusammen essen. Du hast ja anscheinend nicht mehr vor was mit deinen alten Freunden freiwillig zu machen.“ Er deutet auf einen Tisch weiter links von uns wo 3 Jungs sich angeregt unterhielten. Der Angesprochenen ignorierte die letzten Worte geflissentlich „Klar komm dann einfach dazu.“ grinste Antolius und verabschiedete sich von seinem Freund. „Bye Leute, Akira.“ Er zwinkerte mir zu und verschwand dann. „Wieso hat er denn jetzt schon Sport?“ „Er hat Fähigkeiten die daraufhin deuten, dass er bei seiner Verwandlung zu einem Gestaltenwandler wird, weswegen er schon jetzt extra gefördert wird.“ erklärte mir Antolius, dann blickte er mich fragend an „Woher kanntest du ihn?“ „Aus Mathe.“ antwortete ich „Außerdem mussten wir beide nach der Stunde noch bleiben, weil er mal wieder zu spät gekommen ist und Mr Connor noch mit mir sprechen musste.“ grinste ich. „Er hatte schon immer einen Tick die Lehrer zu provozieren mit seinem Verhalten.“ antwortete Antolius drauf. Nachdem ich aufgegessen hatte sprang Phoebe auf. „Können wir in Zimmer gehen und uns umziehen? Ich hasse nasse Kleidung.“ Sie deutete an sich herunter und dann an mir hinunter. „Klar können wir machen, bye Jungs.“ Wir verabschiedeten uns von den Jungs und machten uns auf den Weg in unserem Zimmer. Mittlerweile war das Wetter wieder milder geworden und es hatte aufgehört zu schneien. Gemeinsam schlenderten wir den zugeschneiten Kiesweg entlang.  „Gab es schon mal einen Gestaltenwandler auf dieser Schule vor Leo?“ fragte ich aus reiner Neugier. „Nein er ist der erste. Er hat eine besondere Affinität zur Luft weswegen alle vermuten, dass sein Tier ein Vogel sein muss. Wieso fragst du?“ „Ach nur so.“  „Ach ja und er kann die Gefühle von Vögeln lesen, was auch darauf hinweist.“ „Oh man das muss schräg.“  sein murmelte ich. Nickend stimmte sie mir zu. „Mein Vater hat mich damals angeschrien, als ich bei einer Reise in die Arktis ins Wasser gefallen bin und nicht wieder raus wollte.“ Ich lachte „Er muss sich bestimmt mega erschrocken haben, dass du nicht gefroren hast oder?“ „Nein er wollte es einfach nur nicht wahrhaben.“ erwiderte sie nüchtern. Ein frischer Wind war aufgekommen.

„Oh man also war einer von der Sorte „Mein Kind ist nicht Gesegnet, hört auf sie zu bedrängen“?“ „Nein eher „Hör auf dich zu benehmen wie eine Gesegnete, du darfst keine sein und du bist auch keine.“ „Autsch. Das muss echt schwierig für dich gewesen sein.“ Kurz sah ich in ihren Augen etwas aufblitzen, was aber auch schnell wieder verschwand und Kälte platz machte. „Nein es war ok. Ich hatte es sehr gut in meiner Kindheit.“ Ja ganz bestimmt dachte ich ironisch. 

 

Kapitel 6

 

 

Phoebe Chione de Civrac 

 

 

I'm a flame

You're a fire

I'm the dark in need of light

When we touch, you inspire

Feel the change in me tonight

So take me up, take me higher

There's a world not far from here

We can dance in desire

Or we can burn in love tonight

 

(Kygo;Firestone)

 

 

 

 

„Phobe warte!“ Erschrocken drehten sich Akira und ich um. „Ach Antolius du bist es. Was machst du hier?“ fragte Akira forsch. „Kann ich kurz mit dir reden Phoebe?“ Ich blickte sie fragend an. „Ich gehe schon mal vor ins Zimmer.“ „Ok ich komme dann nach!“ rief ich ihr hinterher. Ich wusste nicht ob sie mich gehört hatte, da sie schon in einer immensen Geschwindigkeit losgerannt war. Mit seinen grünen Augen sah mich Antolius warm an und ein kleiner Schauer rieselte über meinen Rücken. „Es tut mir leid, ich hatte natürlich vor dir dein Messer wiederzugeben nur habe ich es schlicht und ergreifend vergessen.“ Mir stockte der Atem als er meine Hand festhielt und sie drückte um seinen Worten Nachdruck zu verleihen „Schon ok. Ich bin froh, dass du es gefunden hast.“ „Aber du hast dich ziemlich aufgeregt.“ nervös wuschelte er einmal durch seine Haare.

„Ja aber auch nur weil ich erstaunt war, dass es nicht auf ewig verschollen ist. Akira war diejenige die dir gedroht hat.“ grinste ich ihn an. „Und ich bin mir sicher, dass es keine leere Drohung war.“ verschmitzt lächelte mich mein Gegenüber an. „Hättest du vielleicht mal Lust was gemeinsam zu Unternehmen?“ Seine Frage überraschte mich. Ich wusste nicht genau wie ich darauf reagieren sollte, ob ich zustimmen oder nicht. Distanziert erwiderte ich „Klar wir hatten ja eh vor am Wochenende in die Stadt zu gehen, dass wird bestimmt lustig.“ Ich lächelte ihn an, obwohl ich wusste, dass es nicht meine Augen erreichen würde. Ebenso lächelte auch Antolius zurück, offenbar unzufrieden mit meiner Antwort„Naja ich muss jetzt los. Bis später!“ ich drehte mich um und lief Akira hinterher.

 

Als ich die Tür zu meinem Zimmer öffnete, erblickte ich Akira die bereits ihre lockigen braunen Haare in einen hohen, etwas zotteligen, Zopf gebunden hatte und eine frische Trainingsuniform trug.

Sie saß auf ihrem Bett und blickte gedankenverloren aus dem Fenster ins dichte Grün des Waldes. Ich blieb in der Eingangstür stehen und musterte sie. Sie war schon seltsam.

Ihr Körper war immer noch übersät von den nun grünen Flecken und auch wenn sie niemand darauf ansprach bemerkten es alle. Ich glaubte fest daran, dass sie nicht von Natur aus überheblich und unnahbar war sondern das ihr Verhalten sich erst im Laufe der Zeit durch ihre Erfahrungen in die Richtung entwickelt hat.

Durch ihre Kommentare schien sie eine Mauer zu errichten, die sie von ihren Mitmenschen abschirmte. Aber mit solchen Mutmaßungen war ich nicht besser als der Rest der Schule.

 

„Wie lange hast du noch vor da zu stehen?“ fragte sie, löste aber ihren blick nicht vom Fenster. Ich erwiderte darauf nichts und setzte mich in Bewegung Richtung Kleiderschrank um mir auch eine neue Trainingsuniform rauszusuchen. Schnell huschte ich ins Bad wo ich mir meine Haare kämmte und mich Umzog. Als ich wieder hinaus trat, bot sich mir dasselbe Bild wie zu vor und nur zögerlich ging ich auf ihr Bett zu und ließ mich neben sie plumpsen.  „Was ist los?“ fragte ich nach einer Zeit des Schweigens. Als sie nach weiteren Minuten nicht antwortete wollte ich schon wieder aufstehen als sie begann zu murmeln „Ich weiß nicht.. Es ist so schwer zu verstehen.“

„Du meinst das Akademie leben?“

„Ja und nicht nur das. Es sind hier so verdammt viele Gesegnete auf einem Haufen und keiner von uns schwebt in akuter Gefahr. Es fühlt sich an wie ein Wunder.“ Schweigen breitete sich erneut zwischen uns aus. Was hätte ich darauf auch antworten sollen? Ich konnte ihre ihre Ängste nicht nehmen, allein schon auf Grund der Tatsache, dass wir nun mal keine Freunde waren und sie mir eh nicht vertraute.

Mit einem Blick auf die Uhr stand ich auf und zog sie mit hoch. „Wir müssen los.“ 

 

Auf dem Weg zum Trainingscenter hingen wir beide unseren Gedanken nach und trafen Basir und Jove die auch gerade zum Unterricht gingen. Der blauhaarige gesellte sich zu Akira und Basir legte mir einen Arm um die Schulter und drückte mich kurz an sich.

Wir fielen ein bisschen zurück und redeten über dies und das.

Als das Gebäude in Sichtweite kam hielt er mich kurz an und blickte mir eindringlich in die Augen. „Halt dich beim Training etwas zurück du hast schon viel Energie verloren als du heute Mittag draußen trainiert hast.“

Ich nickte nur und er zog mich in eine feste Umarmung. „Pass bitte auf dich auf.“ Er küsste mich auf meinen Kopf und zog mich dann weiter in den Trainingsraum wo schon einige Schüler versammelt waren. Nur Basir war es erlaubt mich so zu behandeln und das war auch nur der Tatsache geschuldete,dass er und ich wie Geschwister aufgewachsen sind.  Wir gesellten uns zu Jove und Akira die etwas abseits der Gruppe standen. Mr Black klatschte in seine Hände. „Guten Tag liebe Schüler heute werden wir euch wieder in unterschiedliche Gruppen einteilen.“ kurz schwieg er und sein Blick glitt über uns Schüler.

„Gut ihr steht schon einigermaßen richtig. Der komplette rechte Teil bis einschließlich Jove trainiert heute Nahkampf im Sumpfgebiet ohne Waffen und ohne das einsetzten von Fähigkeiten.“ Bei diesen Worten blickte er Jove eindringlich an.

Es waren insgesamt sechs Schüler die sich nun aufmachten zu einem der Coaches um in Zweier Gruppen aufgeteilt zu werden.  Übrig waren nur noch Basir Akira , zwei andere Schüler und ich.  „Akira wird heute zu mir kommen damit ich ihren Leistungsstand überprüfen kann. Der Rest holt sich bitte eines der Ausdauerbänder und läuft 15 Kilometer.“ Ohne Murren machte ich mich auf um mir eines der Bänder zu holen als Mr Black auf mich zu kam. „Ich möchte, dass du bitte langsam läufst und dich nicht überanstrengst. Wenn Basir möchte kann er sich gerne deinem Tempo anpassen, ich denke euer hoher Freundschaftsstand verhindert dass du denkst du müsstest ihn Beeindrucken durch Schnelligkeit.“ Bevor ich etwas antworten konnte schaltete sich schon mein bester Freund ein. „Natürlich, das hatte ich eh vor.“ „Gut. Lauft nun los solange es noch gutes Wetter ist.“

 

 

Als wir den Strand nach gut 8 Kilometern durch den Wald erreichten machten wir eine kurze Pause. Müde setzte ich mich in den weißen Sand und blickte auf das türkise Meer. Basir ließ sich neben mich fallen. 

Der Himmel verfärbte sich bereits Orange und am Horizont war zu erkennen, dass die Sonne wohl in wenigen Stunden untergegangen sein würde.

„Weißt du noch als meine Bruder mit uns heimlich Klippen springen war? Das Meer sah dort genauso aus.“

Ich lächelte bei der Erinnerung.

„Ja, er meinte wenn wir jemals so cool sein wollte wie er müssten wir es auch tun.“

„Da waren wir 8 Jahre alt und meine Eltern dachten ernsthaft noch ich wäre normal .“ lachte Basir.

„Ich weiß, dass war der einzige Grund warum ich etwas mit euch machen durfte alleine, weil mein Vater hoffte ihr würdet auf mich abfärben oder so.“ auch ich musste bei der Erinnerung grinsen. „Da habe ich das erste mal dein drittes Auge gesehen.“

„Du hast kein Auge gesehen sondern einen runden Kreis der auf meine Oberarm Innenseite war.“ „Kann schon sein aber als wir mit deinen Eltern abends am Tisch saßen meinte ich du hast ein drittes Auge.“ Bei den Erinnerungen schmunzelte ich. „Sie haben mich für verrückt erklärt nachdem sie ihren Hustenanfall wieder kontrolliert hatten.“

„Bis meine Mom beim dich Bettfertig machen die selbe Beobachtung gemacht hat wie ich.“ „Ich bewundere sie jetzt noch für ihr gefasste Reaktion.“

Basir legte seinen Arm um meine Schultern und ich lehnte meinen Kopf bei ihm an. Schweigen breitet sich aus in dem jeder seinen Gedanken nachhing. Mein Vater war durchgedreht aufgrund meines  seltsamen Verhaltens. Seit meinem 3 Lebensjahr war ich und meine wahre Identität als Gesegnete unterdrückt worden und dieser Zustand hielt auch an nachdem Basir offiziell von seiner Familie als ein Gesegneter anerkannt worden war.

Basirs Mutter, eine beeindruckende Frau, war auch diejenige gewesen die entschied als meine Mutter krank wurde und mein Vater nach Rom umziehen wollte, dass ich zu ihnen ziehen würde und so in Frankreich/Bordeaux  bleiben konnte bei meiner Mom. Damals war als ich 13 Jahre alt war gewesen. Mit 16 erfuhren meine Ersatz Eltern von der Akademie und entschieden für mich und Basir, dass wir die Chance nutzen sollten um das beste aus unserem Schicksal zu machen. Mit meinem Vater der offiziell noch mein Vormund und leider auch die erste Kontaktperson war wurde das ganze  abgesprochen und besiegelt. Meine Mutter war zu dem Zeitpunkt nicht mehr ansprechbar.

Wir waren jetzt mittlerweile seit einem Jahr hier und irgendwie war ich froh darüber.  „Komm lass uns langsam wieder zurück laufen, Mr Black macht sich bestimmt schon Sorgen.“ Er erhob sich und hielt mir seinen Arm hin um mir hoch zu helfen. „Ok.“

 

Als wir die Trainingshalle erreichten sah ich gerade Akira wie sie durch einen schwierigen Parcour innerhalb der Halle kletterte. Wie sie so von einer Ebene zu nächsten sprang ließ sie wild und animalisch wirken. Mr Black beobachtete sie fasziniert und auch die anderen Schüler die bereits fertig waren mit ihrem Unterricht bannte der Anblick.

Braune lockige Haarsträhnen hatten sich mittlerweile aus ihre Zopf gelöst und einzelne Strähnen fielen in ihr Gesicht. Nach einigen Minuten wo ich neben Basir stand und sie beobachtete entschied ich nun genug gestarrt zu haben und machte mich auf zu dem Schießstand.

Schnell schnappte ich mir zehn Messer ,machte die Animationen an und schritt in die Mitte eines schwarzen Raumes. Sofort fielen einige Projektionen von der Decke hinab auf den Boden und rannten auf mich zu. Ohne  zu zögern warf ich gezielt um mich immer direkt in das Herz der fiktiven Feinde. Meine Gedanken drifteten ab und ich befand mich wie in einem Rausch.

Nachdem meine Messer aus waren zog ich meinen Dolch und ging in den Nahkampf über bis der abgedunkelte Raum plötzlich erhellt wurde und die Projektionen in sich zusammen fielen. Wütend drehte ich mich um und erblickte Antolius.

„Warum hast du das gemacht?“ Ungerührt stand er in der Tür und blickte mich arrogant an

„Konnte ich ja nicht wissen, dass du hier drinnen trainierst.“ „Was willst du?“ Ich blinzelte und plötzlich stand er so nahe vor mir, dass sich unsere Nasen fast berührten. „Willst du das wirkliche wissen?“ Ich konnte sein frischen  Kokosnuss Geruch einatmen und ein Schauer lief über meinen Rücken. „Ja. möchte ich.“  Meine Stimme klang fest was mich selber erstaunte angesichts der Situation in der ich mich befand. „Geh mit mir aus.“ „Nein.“ „Nenn mir einen guten Grund warum nicht.“ 

„Phoebe kommst du mit ins Zim-…“ Akira hatte die Tür geöffnet und war verdutzt stehen geblieben bei unserem Anblick. „Oh Entschuldigung, ich wollte nicht stören.“ „Nein, Nein alles in Ordnung. Ich wollte eh gerade gehen.“ rief ich ihr schnell zu und ging zu ihr. Erst blickte sie mich verwirrt an und verabschiedete sich von dem immer noch in der Mitte des Raum stehenden Antolius. Auch ich blickte noch einmal zu ihm und musste zugeben, dass ihm die Trainingsuniform echt verdammt gut stand. „Das Thema ist noch nicht beendet.“ rief er mir noch hinterher. 

„Welches Thema denn?“ Akira stieß mir auf dem Weg zu unserem Zimmer in die Seite. „Ach nicht so wichtig.“ winkte ich schnell ab. 

 

Nachdem wir beide frisch geduscht und angezogen waren, machten wir uns an unsere Hausaufgaben. Gott sei Dank hatten wir nur eine Stunde gehabt und so nur wenig zu tun. Als wir beide fertig waren und noch eine Stunde Zeit hatten bis zum Abendessen legte ich mich aufs Bett und suchte nach einer Serie die ich schauen könnte auf meinem Laptop. Akira schien dasselbe zu tun, als sie plötzlich aufstöhnte und ihren Laptop zu klappte. „Wie kann es sein, dass dieser Mist jetzt schon kaputt ist.“ Entrüstet saß sie in ihrem Bett und blickte mich ,die auf der anderen Seite des Raumes gegenüber von ihr saß in der selben Postion, an. „Was ist denn los?“ „Er stürzt ständig ab wie soll ich dann the Originals weiter gucken.“ Genervt stöhnte ich auf. „Dann nimm halt meinen.“ „Wenn du willst kannst du mit gucken.“ „Ach was danke aber auch, dass ich auf meinem Laptop mit gucken darf.“ antwortete ich bissig „Entschuldigung Mrs Oberzicke.“ „Ich brauche ihn dir auch gar nicht zu geben.“ keifte ich sie nun an. „Meinetwegen! Das würde auch zu dir passen!“ Schrie sie zurück. „Was weißt du schon was zu  mir passt du kennst mich vielleicht 2 Tage!!“ „Länger brauchte ich nicht um zu wissen, dass die Meinungen über dich wahr sind du bist Arrogant und so Kaltherzig, dass man sich den Kälte Tod holen könnte!“ Geschockt blickte ich sie an, doch kontrollierte ich mich schnell wieder und emotionslos blickte ich sie an. 

„Schön! Aber ganz ehrlich Schätzchen du bist nicht anders. Du bist so verkorkst und nervig, dass glaubst du gar nicht. Basir hatte so viel Mitleid mit dir, dass er meinte ich sollte mir mehr Mühe mit dir geben, aber ganz ehrlich, dass ist eine Verschwendung meiner Zeit.“ Ich brachte meinen Körper in eine liege Postion und drehte mich zur Fensterwand „Schön!“ brüllte sie zurück. Was erlaubte sie sich? Jetzt war ich einmal den ganzen Tag nett zu ihr gewesen und jetzt? Sie schrie mich einfach total unbeherrscht an und so ein Verhalten würde ich mir ganz sicher nicht gefallen lassen. Wieso war ich auch so dumm und dachte wir könnten Freunde werden, es war doch immer dasselbe mit solchen falschen Personen. Ich hatte es nicht verhindern könne, dass ihre Worte mich verletzten. Ich wusste selber, wie die anderen auf der Schule mich sahen doch hatte ich wohl irgendwie gehofft, dass mit einer neuen Zimmermitbewohnerin, eine neue Person in meinem Leben kommt die mich vielleicht besser kennen lernt. 

Nun ärgerte es mich, dass ich eine verdammt Mitbewohnerin hatte und wohl nie mehr  meine Privatsphäre haben würde. Als Basirs Mutter Erin mich anrief war ich in einen leichten Halbschlaf gefallen und schreckte durch das Klingeln meines Handy auf. Wir telefonierten kurz und mit jedem Wort das sie sprach brach etwas in mir was ich nicht definieren konnte. Wenn ich dachte Akira Beleidigungen taten weh, so wahr ich jetzt endgültig eines besseren belehrt. Ohne ein Wort mit Akira zu wechseln zog ich mir eine enge Jeans und ein weißes Top an und schlüpfte schnell in weiße Ballerinas. Meine Haare fielen mir noch leicht feucht über meine Schultern bis zur Mitte meines Rückens. 

 

 

Ich lief so schnell wie ich konnte durch Gestrüpp und dichtes Geäst und erreichte nach nur 5 Minuten den See. Als ich sah, dass er noch immer zugefrorenen war schrie ich entnervt auf und machte mich auf Richtung Westen zum Meer. Als ich da letzte Gestrüpp durchbrach und der erdige Boden sandiger wurde atmete ich langsam tief ein. Mittlerweile konnte ich bereits das Rauschen des Meeres hören. Dieses Mal war ich an einen anderen Strand gekommen, der weniger weit weg von der Akademie war. Noch nie hatte ich ein solches Bedürfnis gehabt  ins Wasser zu gehen, die Tiefe und die Unendlichkeit zu spüren. Ohne zu zögern streifte ich meine Schuhe aus und ging Richtung Brandung. Türkise Wellen umspielten meine Knöchel und luden meine Füße gerade zu ein noch weiter zu gehen. 

Die Jeans klebte an meinen Oberschenkeln. Mittlerweile ging mir das nasse blau bis zu den Hüften doch stoppte ich nicht. Mich trieb es immer weiter, immer tiefer, immer kälter. Mittlerweile hatte mich das Meer komplett verschluckt und ich begann weiter Richtung Horizont zu schwimmen. Normale Leute würden sich alleine im großen Ozean einsam und klein fühlen doch war gerade hier mein Zuhause. Das Wasser wurde zu nehmend tiefer, als ich nach unten blickte schätzte ich die Tiefe auf 60 Meter. Ich hörte auf mich zu bewegen und wurde von dem Unterwassersog immer weiter nach unten gezogen. Zufrieden schloss ich meine Augen. Stille.

 

Die Sonne war mittlerweile untergegangen als ich aus dem Meer  stapfte. Salzwasser klebte an mir genauso wie meine Hose und das Top. Ich roch Feuer und erblickte ein Lagerfeuer, allerdings keine Person. Langsam ging ich darauf zu und hörte beim Näherkommen immer mehr das knarzen und knacken von brennendem Holz. Da ich niemanden erblickte zog ich mir meine Hose aus und legte sie auf einen der Steine nahe des Feuers um sie zu trocknen. Ich hatte ne Shorts von Clavin Klein darunter,  weswegen es zwar unangenehm aber nicht weiter schlimm war sollte der „Inhaber“ des Lagerfeuer kommen. Nur mein Top ließ ich lieber an, denn vollkommen entblößen wollte ich mich nun auch nicht. Ich genoss die Ruhe. Das Gespräch hatte mich aufgewühlt  doch hatte es nach dem Streit mit Akira stattgefunden, weswegen ich darauf nicht die Schuld an meiner Überreaktion schieben konnte. Gedankenverloren blickte ich in das Feuer. Flammen züngelten am Holz entlang und schienen einen Wettkampf unter sich auszumachen wer am höchsten steigen und wer am hellsten leuchten konnte. Ich hatte seit dem ich denken konnte Basir mit seinen wunderschönen Augen an meiner Seite und musste mich nie um Freunde wirklich bemühen. Ich hatte nie das Bedürfnis neue Leute kennen zu lernen aber als dann Jove dazu kam hatte ich auch kein Problem damit. Seit dem ich 6 war hatte ich niemanden mehr neu kennen gelernt der auch zu einem Freund wurde. Jove meinte immer, es läge daran dass wir so schrecklich faul wären, doch war Erin der festen Überzeugung ich hätte ein Problem damit Leuten zu vertrauen. Ich fragte mich wie man überhaupt von jemandem verlangen konnte jemandem bind zu vertrauen. 

Ich kannte zwei, Erin und Basir mit Jove vielleicht drei, Personen auf der Welt denen ich mein Leben anvertrauen würde aber niemanden sonst. Ich wusste dass mich dieser Personen in und auswendig kannten und mich so liebten wie ich war. Etwas das ich sehr zu schätzen wusste und auch erwiderte.

Aber wie konnte man eine Person wirklich bedingungslos lieben und das nicht auf freundschaftlicher oder mütterlicher Ebene? Sich fallen lassen und einer Person sein Herz anvertrauen und so die Macht geben einen mit einem Wort zu zerstören? Wie und wieso sollte man so etwas tun? 

„Ich denke deine Hose ist mittlerweile trocken.“ die samtig weiche Stimme von Antolius erklang und durchbrach so die währende Stille.  Erschrocken zuckte ich zusammen und blickte hoch in die grünen Augen. Schnell fasste ich mich wider und befühlte die Jeans. Er hatte recht. Schnell zog ich sie über und zog mein Top wieder etwas hinunter, dass hochgerutscht war. 

Der große Athlet ging auf mich zu und steckte mir eine Hand entgegen die ich dankend annahm.  „Woher wusstest du das ich hier bin?“ fragte ich ihn herausfordernd „Keine Sorge ich stalke dich nicht aber Akira hatte beim Abendessen erwähnt was vorgefallen war und so machte ich mich auf zum See, weil ich vermutete dich dort an zu treffen. Als ich dich dort nicht erblickte ging ich weiter zum Strand, da ich mir bereits dachte, dass es dich ins Meer gezogen hat, machte ein Feuer und wartete. Du warst so in Gedanken versunken, dass du gar nicht meine Anwesenheit gemerkt hast.“ er grinste mich nun an. Er ergriff meine Hand und zog mich Richtung Wald. „Komm lass uns zurück gehen du musst Hunger haben.“ 

Er merkte anscheinend, dass ich nicht wirklich zum Reden aufgelegt war und erzählte mir daher mit leuchtenden Augen von sich und seiner Kindheit. Er war auf einer Farm aufgewachsen und hatte dort mit Kühen, Schweinen und Schafen gelebt. Seine Eltern waren Bauern wie sie um Buche standen und er hatte sie oft verflucht gehabt für die abgelegene Lage, doch war diese der Grund weswegen sie nie Stress mit dem Verband hatten und weitestgehend unentdeckt blieben. Ab und zu musste ich lachen wenn er von einem seiner Missgeschicke erzählte das am Ende für ihn im Stall neben Kuhfladen endete. Manchmal fragte ich auch interessiert nach, denn tatsächlich hörte ich ihm gerne zu. Seine zu dem Zeitpunkt offene Art war erfrischend und erinnerte mich teilweise an die von Jove. Kein Wunder, dass sie Freund waren. Antolius brachte mich bis zum Haus obwohl ich mehrmals beteuerte, dass dies nicht nötig war.  Unbeholfen blickte ich ihn an und wusste nicht so recht was  ich sagen sollte. Nach einer kurzen Zeit des in der unangenehmes Schweigen herrschte entschied ich mich es zu durchbrechen. Ich blickte auf in wunderschöne satte grüne Augen und mein Atem, genau wie mein Herz stockte nur um dann doppelt so schnell weiter zuschlagen. Noch immer hielt er meine Hand fest und meine Haut kribbelte wo er sie berührte. „Vielen Danke.“ hauchte ich. „Nicht dafür.“ lächelte er zurück und zog mich an sich in eine feste Umarmung. Ich fühlte mich… geborgen. Als ich bemerkte, dass ich seine Nähe viel zu sehr genoss entzog ich mich seiner Umarmung und brachte schnell einen Schritt zwischen uns. Eine zarte Röte breitete sich auf meinem Gesicht aus. „Gute Nacht.“ „Schlaf gut meine Schöne.“ blitzschnell überbrückte er den Abstand erneut zwischen uns und hauchte mir einen Kuss auf meine Wange. Ehe ich mich versah war er verschwunden.

 

 

Im Zimmer merkte ich dass Akira trotz der späten Uhrzeit nicht da war und so machte  ich mich schnell bettfertig, duschte mich ein weiteres Mal heute und stieg dann ins Bett. Meine Gedanken kreisten noch eine weile wild umher, um meine momentane Situation, Akira, meine Mutter und Antolius. Das letzte was ich sah bevor ich weg dämmerte waren grüne Augen die mich lüstern Anblickten.

 

 

 

 

Der Freitag zog dahin und ehe ich mich versah, saß ich Samstags am Frühstückstisch und hörte Jove und Antolius dabei zu wie sie den Ausflug nach Neapel planten und schon besprachen was sie alles zu besorgen hatten. Ich tat so als würde ich zu hören doch hatte ich in Wirklichkeit kein wirkliche Lust auf den Trip. Natürlich war es immer sehr schön mal die Insel zu verlassen doch war es auch unglaublich zeit aufwendig da wir sobald wir das Festland erreichten sehr vorsichtig sein mussten und uns zuvor äußerlich verändern mussten. 

Fragend blickte Jove mich aus seinen tief blauen Augen aus an. Ich hatte wohl seine Frage verpasst. „Phoebe hörst du überhaupt zu? Wohin willst du? Lass mich raten in das Stadtviertel Chiaia?“  Grinste er mich an. Ich nickte „Ich würde gerne einmal durch die Altstadt Richtung Chiaia. Ich brauche noch ein Kleid für den Frühlingsball.“ Unweigerlich fiel mein Blick auf Akira, mit der ich seit Donnerstagabend nicht mehr geredet hatte. Sie blickte, wie schon die ganze Zeit, auf ihren noch umangerührten Teller und hatte sich noch nicht an der Diskussion mit beteiligt. Jove blickte mich erwartungsvoll an doch brachte ich kein Wort an sie über die Lippen. Genervt  stöhnte er auf. „Und du Akira? Du brauchst einen kompletten Kleiderschrank oder?“ bei seinen Worten hob sie den Kopf und blickte ihn aus ihren Hell Grünen Augen an. „Ja, aber ich kann das alleine machen, es wird sehr lange dauern.“  

 

 

Als die Fähre das andere Ufer erreichte war es bereits 11:00 Uhr. Ich blickte einmal in die umliegenden Gesichter und musste Grinsen. Das verkleiden hatte schon etwas. Jove mit seiner Mütze und angeklebten Schnurrbart schien einen Franzosen nachahmen zu wollen mit seinem Kleidungsstil, Antolius sah mit seinem Cowboy Hut und Lederhose verdammt scharf aus und auch Akira die ihre Haare unter einem grünen Tuch verhüllte hatte und so durch ihren eher dunkleren Teint einer Arabischen Prinzessin glich stand ihr neues Outfit ausgezeichnet. Wir hatten uns  darauf geeinigt, dass jeder einem anderen die Verkleidung vorgeben durfte sodass Jove und Antolius einstimmig entschieden mich in ein Malibu Girl zu verkleiden. Nun trug ich eine verdammt enge dunkelblaue Jeans, ein pinkes bauchfreies Top und meine Haare waren offen und fiel mir in seichten Wellen über die Schulter. Eine große Sonnenbrille zierte mein Gesicht und eine weiße LV Tasche baumelte um meinen Arm. Als ich mich in den Spiegel erblickte, hätte ich am liebsten laut losgeschrien doch hatten wir diesen dummen Deal gemacht und ich fügte mich meinem Schicksal.  Die Wächter die uns auf unserem Tripp begleiteten zu unserem Schutz, mussten denken ich wäre eine verzogene Göre, deren Daddy zu viel Geld hatte. 

Anfangs war die Stimmung noch ziemlich angespannt, da Akira und ich uns weigerten mit einander zu sprechen. Doch mit zunehmender Zeit die wir auf der Fähre nebeneinander gesessen hatten kam mir  unser Verhalten alberner vor. 

Als wir dann zum Stadtzentrum gebummelt waren teilten sich die Gruppen. Akira wollte schon mal alleine los um die Basics zu kaufen, Antolius wollte durch den Markt in der Altstadt schlendern und Jove wollte jetzt schon mal seine Besorgung für Basir im Kunstmuseum erledigen. Ich fragte mich warum Basir mich nicht gefragt hatte doch verwarf ich diesen Gedanken schnell. Ich entschloss mich Antolius zu begleiten und gemeinsam schlenderten wir über den Markt. 

 

 

Ich bekam einen heftigen Stoß von der Seite, eine Frau versuchte mit ihrem Kind an der Hand durch die Menge zu laufen. Ein weitere Händler der mir seine Ware anbieten wollte winkte mich zu sich. Genervt fuhr sich Antolius ,der neben mir stand, durch die Haare. „Wenn wir die anderen noch pünktlich erreichen wollen müssen wir wohl den einen oder anderen Stand auslassen Phoebe.“ Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn gebildet. “Wenn du keine Menschenmengen magst, warum bist du dann nicht einfach mit Jove ins Kunstmuseum gegangen um Sachen für Basir zu holen?“  fragte ich ihn aus zusammengekniffenen Augen. Mürrisch zog er seinen Cowboy Hut noch tiefer in sein Gesicht. „Das frage ich mich auch die ganze Zeit.“ „Und bist du zu einer Antwort gekommen?“ ich schob mir die Sonnenbrille von der Nase und setzte sie mir ins Haar. „Es ist seltsam dich mit braunen Augen zu sehen, Silber steht dir besser.“ Ignorierte mein Gegenüber meine Frage und spielte auf meine Kontaktlinsen an. Als Tarnung mussten wir diese tragen, da es auch ein paar Vampire in Neapel gab, die mich leicht erkennen würden mit silbernen Augen.   Ich drehte mich einmal um meine eigene Achse und erblickte einen der Wächter die uns dezent begleiteten. Wut blitzt in seinen Augen auf und irritiert erwiderte ich den Blick. Unser Blickkontakt wurde unterbrochen als Antolius sich meine Hand schnappte und mich weiter zog. „Wir kommen wirklich zu spät Blondie und du willst ja Akira nicht warten lassen.“ neckisch zwinkerte er mir zu. Er wusste genau, ,dass wir zwei seit Donnerstagabend nicht mehr geredet hatten und mittlerweile war es Samstag! Der Stadtbummel war bisher sehr schön gewesen. Wir hatten uns für den Vormittag aufgeteilt und wollten uns nun zur Mittagszeit in der Lieblingspizzeria von Jove treffen um dann gemeinsam weiter shoppen zu gehen. 

Ich liebte Neapel. Ab und zu konnte man durch die Gassen hindurch auf den Vesuv blicken und jedes mal aufs neue stockte mir der Atmen. 

 

Als wir die Pizzeria erreichten saßen Jove und Akira bereits an einem Tisch etwas weiter abseits. Angeregt unterhielten sich die zwei, verstummten aber als sie uns erblickten. Auf Akiras Gesicht hatte sich eine leichte Röte breit gemacht und aufgebracht blickte sie in die Augen von Jove. Dieser saß vollkommen entspannt auf seinem Stuhl und begrüßte uns herzlich. 

Nach dem wir uns die Bäuche vollgeschlagen hatten machten wir uns gemeinsam auf in das berühmte noble Stadtviertel Chiaia. Egal wie sehr ich meinen Vater hasste und seine Macht, liebte ich edle Klamotten. Nicht diese klassischen Dinger sondern die normalen Lieblingsteile die man in jeder Kollektion eines Designers erstmal suchen musste. Mit einem Blick auf  Akira merke ich wie sie sich zunehmend unwohler fühlte, doch war ich in dem Sinne zu egoistisch um für sie umzudrehen. Als wir das erste Geschäft betraten, begrüßte mich sofort eine der Verkäuferin. Ich schilderte ihr ungefähr was ich haben wollte, eine neues Frühlings/Sommerkleid, eine neue Jeans und evtl ein schönes Oberteil dazu. Sofort begann sie mir die unterschiedlichsten Teile herauszusuchen, als Jove auf mich zukam und mir ein hellblaues Kleid hinhielt. Als ich es in der Umkleide überzog merkte ich wie verdammt kurz es war. Es ging mir gerade mal bis zu der Mitte meines Oberschenkels doch mit einem Blick in den Spiegel war ich verliebt. Es hatte Spagettiträger und war an der Brust eng geschnitten, fiel dann aber mehr schichtig in fließenden Wellen bis Saum des Kleides, wo einzelne Rosen bestickt waren. Um den Ausschnitt herum waren Silberne Verzierungen die meine Oberwie betonte, was auch wirklich nötig war. Als Jove ohne zu fragen die Vorhänge öffnete zuckte ich zusammen. „Verdammt Jove wann lernst du es endlich, dass ich nicht dein Kumpel bin und du nicht einfach in meine Umkleide kannst!“ Süsssanft lächelte er mich an „Hier die passenden Schuhe mein Schatz.“ Er reichte mir zwei Schuhpaare einmal ein Sneakerpaar, dass silbern war und ohne Schnürre und einmal die selbe Farbe nur als Pumps. Mit der Wahl meine Schuhe konnte ich entscheiden ob ich es als Abendkleid oder als Alltagskleid benutzten konnte. Perfekt! 

Nachdem ich mir zusätzlich  noch eine dunkelblau Jeans mit weißen Mustern und eine transparente Bluse  ausgesucht hatte ging ich zur Kasse. Akira hatte ich seit einer Weile schon nicht mehr gesehen und Jove meinte er würde auf mich vor dem Laden warten. 

Höchst zufrieden küsste ich ihn auf die Wange als ich aus dem Geschäft mit meinen Tüten trat und harkte mich dann bei ihm unter. Nach der nächsten Ecke stießen auch Antolius und Akira wieder zu uns, weiß der Geier was die schon wieder getan hatten. Ich ignorierte beide mit einem kühlen Blick und zog Jove in das nächste Abendmoden Geschäft. 

„Jove was stellst du dir bei einem Frühlingsball für ein Kleid vor?“

„Hm..“ Er überlegte und schritt derweilen durch die Reihen an Kleider. „Ich weiß nicht, möchtest du eher ein langes oder ein kurzes tragen?“ dämlich grinste er mich über eine Stange hinweg an. „Du weißt genau, dass ein langes Kleid Pflicht ist.“ „Wie wärs mit dem?“ Er hob ein dunkel blaues Kleid hoch. „Ne das ist zu dunkel.“  Und so ging es noch eine weile weiter bis Antolius der bisher auf einem der Tisch gesessen hatte, nach draußen blickte und entnervt aufstand um zur Angestellten zu gehen. „Könnten sie mal bitte das Kleid aus dem Schaufenster  dort , meiner blonden Freundin dort drüben bringen?“ Erstaunt blickte ich ihn an und folgte mit den Augen der Frau die sich mühselig daran machte die Schaufensterpuppe auszuziehen. Das Kleid was sie mir entgegen reichte war ein Traum. Hellblaue Seide schmiegte sich um meinen Körper und lief in leichten Wellen hinab bis zu meinen Füßen. Der Ausschnitt war züchtig und ging mir bis zum Hals. Von dort gingen die Träger, die mit silbernen Diamanten bestickt waren, bis zu meinem Nacken wie ein Neckholder nur um dann meinen kompletten Rücken frei zu lassen. Ich würde in diesem Kleid keine unter Wäsche tragen können, da das Kleid erst knapp über meinem Hintern sich wieder schloss. Als ich aus der Umkleide schritt atmete Antolius hörbar ein. Ich spürte seinen lüsternen Blick auf mir und leichte Schauer liefen über meinen Rücken. Ja das würde ich nehmen.

 

 

Als wir später vollbeladen, Akira hatte mehr als 15 Tüten bei sich, die Fähre erreichten setzten wir uns alle an einen der Tische und zögerlich erhob ich das Wort. „Da ich es Basir bereits erzählt habe, ist das glaube ich der richtige Zeitpunkt um euch zu erzählen, dass ich nächsten Montag nach Frankreich reisen werde. Es geht um meine Mutter.“

Kapitel 7

 

 

 

 

Akira Zoe Contarini

 

 

If you want anything to last, 

you have to trust

and you need to be willing to work hard for it.

(unknown)

 

Dunkelheit umgab mich. Müde saß ich auf einem der Äste an einen breiten Baustamm gelehnt und wartete bis die Sonne langsam aufging. Ich war satt von der Jagd doch fühlte ich mich selbst wie ein nicht zu füllendes Loch.  Es war Donnerstag morgen und Phoebe war mittlerweile seit 4 Tagen weg. Wann sie wiederkommen sollte wusste ich nicht und fürchtete ich mich auch vor dem Tag. In dieser Zeit war ich wieder in meine alten Verhaltensmuster gerutscht. Kalt, Selbstbewusst und Gemein. Mit meinen Kommentaren zu allen Seiten hin, stieß ich jedem der sich mir nähern wollte von mir.  Antolius hatte sich daher mittlerweile wieder zu seinen alten Freunden gesellt, sehr zu dem Missfallen von Jove, was dieser aber niemals sagen würde. Vieles wurde nicht gesagt. Wenn Phoebe wiederkam würde weiterhin geschwiegen werden, da eine Wand bestehend aus all der Angst, den Geheimnissen und dem Misstrauen es einem unmöglich machte miteinander zu kommunizieren. 

 Jedes mal wenn mich zwei schwarze Augen mit weißen Sprenkeln angeblickt hatten, war mir ein warmer Schauer über meinen Rücken gelaufen. Jetzt nahm ich das alles nicht mehr war. Mein körperliches Empfinden war abgestellt.Der blauhaarige blieb einzig wegen Basir bei mir sitzen Mittags, da dieser mich nach wie vor zum Essen mit zerrte und sich anscheinend nicht dafür interessierte wie ich ihn behandelte.  Ich konnte es mir ja selber nicht erklären. Es war als wäre mein Körper anwesend, doch war er nur eine leere Hülle von meiner selbst. Ich hatte gedacht, die Beständigkeit die mir die Akademie gab würde gut für mich sein, doch vermisste ich das Reisen. Ich vermisste es wenn mir etwas nicht passte einfach die Stadt verlassen zu können und nie das Probleme mit Freunden zu haben oder so. Luc war damals eine Ausnahme gewesen, da er mein Mal von selbst entdeckt hatte durch Zufall.  Es war eine lange Linie die sich von meinem linken Schulterblatt bis zu meinem rechten zog und in leichten Schnörkeln verlief. Es hatte mir gut getan jemand zum Reden zu haben. Jemandem dem ich vertraute. Wohin das geführt hatte war ja bekannt. Ich wünschte ich könnte mich hier so fallen lassen wie ich es damals tat ,als ich ihm alles beichtete. Nur meine Fähigkeiten ließ ich aus und meine ausgeprägten Vampirsymptome schwächte ich ab. Sein Verrat tat weh. Mehr als man mir je physisch Wehtun könnte. Ich wollte das alles nicht mehr. Wie konnte man uns nur als Gesegnetes bezeichnen? Es war ein verdammter Fluch der über uns lastete.  Wir wurden aufgezogen damit, niemandem zu vertrauen und uns zu verstecken. Phoebe war ein wunderschönes Mädchen und gewiss besaß sie auch innere Schönheit allerdings so tief vergraben hinter all dem Misstrauen und der Angst verraten zu werden und war es bei mir nicht anders. Bedrückt ließ ich meinen Blick schweifen. Die ersten Sonnenstrahlen waren noch nicht zu erahnen aber im Gestrüpp begann es zu rascheln. Die ersten Tiere erwachten. Ich wollte auch erwachen aus meiner Starre, ich wollte so gerne wieder bewusst Leben und Leute an mich heran lassen. Ich wollte auf dieses System vertrauen und verstehen, dass ich nicht mehr in unmittelbarer Gefahr schwebte. Vielleicht sollte ich mal mit Mr Black darüber sprechen, er war ein sehr netter Lehrer der mich mochte und mir momentan Sport/Kampf/Jagd einzel Unterricht gab. Mit dem Entschluss gefasst ihn noch heute aufzusuchen rannte ich zurück in mein Zimmer und machte mich fertig für den heutigen Tag. 

 

„Herein.“  zögerlich betrat ich das Büro von dem Direktor. „Guten Tag Mr Black haben sie kurz Zeit? Ich hätte da eine Frage.“ Als ich das erstaunen in seinen Bronzefarbenen Augen sah senkte ich beschämt den Kopf. Niemand von den Leuten hier ob Schüler oder Lehrer glaubte an mich. „Aber natürlich. Setz dich doch bitte.“ Er zeigte auf den Stuhl gegenüber von seinem Schreibtisch. Als ich so vor ihm saß, mit meinen Händen auf meinem Schoß verschränkt verfluchte ich mich selber für diesen dummen Einfall. Eilig schob ich den Stuhl erneut nach hinten ,entschuldigte mich bei ihm für mein Benehmen und verließ den Raum. Na super. Als ich Mr Connor über den Weg lief, hielt dieser sofort an und zog mich mit dem Arm in einen der Seitengänge. Ohne irgendwas zu sagen blickte er mich einfach nur auffordernd an. Plötzlich schoss seine Hand hervor und streichelte mir über meine Wange. Seine Finger glitzerten Nass. Erst jetzt merkte ich, dass ich weinte. „Los komm, ich befreie dich heute vom Unterricht und du kommst mit mir mit.“ Ohne auf meine Antwort zu warten, ging er mit mir im Schlepptau zurück in Mr Black Büro und bat um Erlaubnis mich heute einzeln zu Unterrichten. Dieser willigte ohne zu zögern ein. Ich selbst stand nur an der Tür und bekam das Gespräch der zwei Vampire nur am Rande mit. Als Mr Connor erneut auf mich zukam, griff er erneut nach meinem Arn und ich ließ ihn gewähren mich durch die Schule zu ziehen bis zu seinem Auto. 

 

Wir fuhren nun schon seit einer Weile. Ob Minuten oder Stunden wusste ich nicht allerdings waren wir noch auf der Insel.  Es hatte heftig angefangen zu regnen. Der Wagen ruckelte. Ich erkannte, dass wir auf einem Waldweg waren der immer tiefer in den Wald führte. Ich kannte die Gegend flüchtig, da ich sie oft durchstreifte wenn ich auf der Jagd war. „Pass auf beim Aussteigen, hier sind überall Pfützen.“ Er hatte nahe an einem Steg gehalten auf den er nun zu steuerte. „Worauf wartest du komm mit!“ seine schwarzen Haare waren vollkommen durchnässt genauso wie sein Hemd, welches nun an seinem durchtrainierten Oberkörper klebte und so seine Muskeln betonte. Ich wusste, dass er wahrscheinlich deutlich älter war als er aussah, da er sowohl Agent im aktiven Dienst gewesen war aber anscheinend auch das Privileg besaß an der Akademie zu arbeiten und doch konnte ich nicht verhindern den äußerlich vielleicht 24 Jährigem Vampir attraktiv zu finden. 

Als wir auf dem kleinem roten Motorboot platz fanden und er uns durch den hohen Wellengang steuerte, überlegte ich zum ersten mal heute wo es überhaupt hin gehen sollte. Da aber der Motor laut knatterte und der Wind pfiff war es sinnlos ihn darauf anzusprechen. Mir blieb nicht anderes übrig als zu warten. Ich fröstelte fürchterlich in der durchnässten Schuluniform. Mittlerweile konnte ich von weitem Land ausmachen. Da wir nicht Richtung Osten gefahren waren, von wo man zum Festland kam, tippte ich auf eine weitere Insel und behielt mit der Vermutung auch recht.  Als wir nur noch knapp 15 Meter vom Strand entfernt waren schaltete er den Motor aus und ließ eine Art Anker hinunter. Mit  hochgezogenen Augenbrauen blickte ich ihn an „Und jetzt? Soll ich etwas Schwimmen?“  „Nun ja, eigentlich hatte ich mit gutem Wetter gerechnet und dachte schwimmen wäre kein Probl…“ „Es ist aber ein Problem.“ unterbrach ich ihn. Mittlerweile nieselte es nur noch leicht und die Wellen hatten sich auch beruhigt. „Na dann.“ Er ging auf mich zu, an mir vorbei und machte sich daran vom Boot zu springen ins Wasser. „Das ist doch nicht ihr Ernst oder? Mr Connor?“ erschrocken rief ich ihm hinterher. Ich hasste Wasser. Ich war ein äußerst Natur bezogener Mensch aber Wasser? Nein Danke. Genervt raufte sich mein Lehrer durch die Haare ,drehte sich um und ehe ich mich versah hatte er mich auf seine Arme gehoben und kletterte die Leiter vom Bott hinab ins Wasser.

Zu meiner Verwunderung ging es ihm gerade mal bis zum Bauch, sodass ich nicht mit dem Meer in Berührung kam. Als ich tief einatmete  sog ich seinen Duft ein und roch einen wundervollen herben Geruch nach Wald und, wunder oh wunder, Meer.  Ich schlotterte mittlerweile richtig und merkte wie ich meine Hände zunehmend weniger spürte. Als wir am Strand ankamen blickte er mich mit ernsthafter Besorgnis an. „Wieso haben sie auch dieses Uniform an.“ tadelte er mich. Das war der Moment wo bei mir wohl mein letzter Geduldsfaden riss. "Wollen sie mich eigenlich auf den Arm nehmen ? Weder haben sie mir gesagt wohin es geht, noch was ich für Kleidungen mitnehmen soll.  Das ist absolut nicht meine Schuld! Und jetzt lassen sie mich endlich runter.“ Ich begann mit meinen Beinen zu strampeln und schlug ihm gegen seine Brust. Ehe ich mich versah plumpste ich in den nassen Sand. „Das haben sie jetzt nicht wirklich gemacht oder?!! Sie sind mein Lehrer wie konnten sie nur!“

Der Mann der mir nun genervt entgegenblickte war nicht der nette Lehrer den ich aus der Schule kannte und auch nicht der freundliche Agent der mich beruhigt hatte und zur Akademie gefahren hatte. Nein vor mir stand ein wütender, sehr sehr eindrucksvoller Krieger den ich anscheinend ziemlich angepisst hatte. „Ok falls du es noch nicht gemerkt hast aber nein ich bin nicht dein Lehrer sondern ein Special Agent der dazu auserwählt wurde dein Mentor  zu sein. Halt also jetzt bitte deine Klappe und folg mir.“ Wie jetzt Mentor? Bevor ich ihn allerdings weiter fragen konnte war er schon weiter den Strand entlang Richtung Osten gegangen. Eilig stand ich auf, klopfte mir den Sand von der Kleidung und rannte ihm hinter her. Es ärgerte mich zutiefst, dass ich weder eine Ahnung hatte wohin es ging noch was auf mich zu kam. Es war nicht so, dass ich ein Kontrollfreak war oder so aber die Grundinfos wären halt schon ganz nett. Ich sprintete so schnell wie ich konnte ihm hinter und befand mich schnell mit ihm im Gleichschritt. Gerade als ich zu einer Frage ansetzten wollte zog der Vampir weiter an und fluchend bemühte ich mich noch schneller zu rennen. Vollkommen darauf fixiert ihm hinterherzurennen bemerkte ich nicht, wie die Landschaft sich veränderte. Als er abrupt stehen blieb, knallte ich mit so einer Geschwindigkeit gegen ihn, das er umfiel und ich mit. „Ist das dein ernst?“ Aufgebracht stand er auf und blickte auf mich hinab, die ich immer noch auf dem Boden lag und eine ziemlich schmerzende Nase hatte. Er raufte sich durch die Haare und verwuschelte die ohnehin schon nass abstehenden Haare um so mehr. „Mist du blutest.“ In einer Millisekunde war er neben mir und half mir langsam auf. „Autsch.“ „Warum guckst du auch nicht nach vorne wenn du läufst.“ grummelte er leise und riss sich einen Teil seines Ärmels ab um das Nasenbluten zu stoppen. „Ist das ihr Ernst? Hätten sie auch nur einmal mir erzählt was sie vorhaben hätte ich auf reagieren können aber ich werde ja die gesamte Zeit im dunklen gelassen.“ Seine anfangs angestrengt Mimik wechselte in Kummer und Müdigkeit. „Ich weiß.“ seufzte er. „Na los komm, ich helfe dir hoch wir schon da.“ Zum ersten mal blickte ich mich um. Dem Strand waren Klippen gewichen. Ein kleines Holzhaus stand 20 Meter weiter entfernt am Waldrand. Es sah von außen sehr gemütlich aus, doch schien es mir ein wenig morsch. Da mir noch ein wenig schummrig war, stützte mich Mr Connor etwas und gemeinsam gingen wir auf das Haus zu. Er öffnete die große Holztür mit einem lauten knarren und hielt sie mir offen.  Schnell schloss er die Tür hinter mir und half mir aus meinem Blazer raus. Währenddessen blickte ich mich neugierig um. Ich befand mich in eine Art Wohnzimmer, wo ein großer Kamin aus Stein in der Mitte des Raumes stand und drum herum Pelze und Leder Sofas standen. Auch an der Wand hangen Felle und abwechselnde uralt wirkende Gemälde. Es roch etwas muffig und doch fühlte ich mich sofort heimisch. Weiter Rechts war nur durch eine Art Zaun abgetrennt die Küche zu sehen die auch aus dem letzten Jahrhundert stammen könnte. Rechts von mir ging eine Treppe hoch und man konnte von meinem Standpunkt aus in den Raum vom nächsten Geschoss sehen, da die Fläche kleiner war als die des Erdgeschosses und zur Mitte des Raumes hin keine Wand hatte. „Es ist doch später geworden als ich gedacht hatte. Hast du Hunger?“ Ich schüttelte den Kopf und erhob das Wort  bevor er mir wieder den Mund verbieten konnte „Was tun wir hier? Und wessen Hütte ist das?“ „Ich habe das mit Mr Black besprochen. Das Umfeld in der Akademie hat nicht die Gewünschte Wirkung auf dich gehabt sodass wir dazu gezwungen waren zu handeln. Wir bleiben hier länger, wahrscheinlich ein paar Tage vielleicht auch ne Woche. Bevor du jetzt weiter fragst, deine Sachen sind oben in einem der Zimmer die ich dir gleich zeigen werde. Meins ist hier unten hinter dem Wohnzimmer du brauchst dir also keine Sorgen machen, dass wir es uns teilen müssen.“ spöttisch zwinkerte er mir zu. „Weitere Informationen erhältst du morgen. Ich werde dich zeitig wecken."

 

 Stumm nickte ich. Es war klar was er mit seinem ersten Satz gemeint hatte. Ich war sozial inkompatibel und hatte es nicht geschafft die Erwartungen von Mr Black und ihm zu erfüllen, sodass sie reagieren mussten.

Zu tiefste betrübt machte ich mich auf, die Treppe hoch und erblickte bereits einen weiteren Raum, der einer Bibliothek ähnelte.Ich hatte schon von unten die Sessel und Sofas sehen können die mit Fellen belegt worden waren.  Nun sah ich auch die von Bücherregalen bedeckten Wände die nur Platz für nur eine Tür ließen hinter der ich mein Schlafzimmer vermutete. Ich behielt recht. Es war einfach und rustikal eingerichtet wie auch der Rest des Hauses und doch besaß es seinen ganz eigenen Charme den ich liebte. Es war ein kleines Bett an der Wand, dass bereits mit grüner Bettwäsche bezogen worden war. Es stand noch ein Schreibtisch aus Ebenholz im Raum, worauf ein paar Zetteln und Stifte gelegt worden waren und eine weitere Tür war zu sehen die zum Bad führte wo bereits alle nötigen Hygieneartikel vorhanden waren. Als ich den Kleiderschrank  öffnete staunte ich nicht schlecht. Trainingsuniform folgte auf Trainingsuniform. Das wird bestimmt kein Erholungsurlaub. Einzig eine Jogginghose, ein Schlafanzug und die Unterwäsche weichte vom Schema ab. Schnell wusch ich mich und zog mir den Schlafanzug an, bestehend aus einem großen Langarmshirt und einer langen weichen Stoffhose. Als ich 10 Minuten später im Bett lag, schwirrte mir der Kopf.

Mr Connor war ganz anders als ich ihn kennen gelernt hatte. Er war viel gröber und distanzierter geworden, obwohl was hieß geworden, vielleicht hatte ich auch einfach nie sein richtiges Ich kennen gelernt. Mich fröstelte es trotz der langen Kleidung und der dicken Bettdecke. Leise huschte ich aus dem Bett in die Bibliothek und holte mir eines der Felle. Von hier aus konnte ich in das Wohnzimmer im Erdgeschoss schauen und erblickte Mr Connor der in Jogginghose und weitem T-Shirt auf einem der Sessel saß vor dem Kamin und ein Buch las. Leise flüsterte ich „Gute Nacht.“ im wissen, dass er dies hören musste mit seinem ausgezeichnetem Gehör. Obwohl ich sehr müde war, konnte ich eine lange Zeit nicht einschlafen,  viel zu sehr war ich aufgeregt auf den morgigen Tag.

 

 

 

Das knistern des Feuers lullte mich ein und müde gähnte ich. Obwohl ich fröstelte konnte ich mich nicht dazu durchringen, mich zu erheben und mir einer der rumliegenden Felle zu schnappen. Meine Knochen schmerzten bei jeder Bewegung und meine Muskeln streikten bei jedem weiteren Schritt. „Das ist aber einer Müde.“ Ertönte hinter mir die tiefe Stimme meines Mentors. Es waren bereits zwei Tage vergangen in dehnen wir nicht viel geredet hatten sondern nur meinen Körper vollkommen überstrapaziert. „Ich wollte mich gerade auf machen in mein Zimmer Mr Connor.“ Dieser schnappt sich nun eine Felldecke und warf sie auf mich. „Nein du bleibst jetzt sitzen Akira, du kannst nicht die ganze Zeit vor mir weglaufen.“ Empört blicke ich ihn an „Das tue ich doch gar nicht.“ Müde schüttelte mein Gegenüber seinen Kopf und setzte sich mir Gegenüber auf einen der Sessel. „Vielleicht machst du es auch gar nicht bewusst aber du tust es.“ „Was wollen sie denn von mir?“ herausfordernd blickte ich ihn an. „Ich wünsche sie würden sich mir öffnen.“ Seine hell braunen Augen suchten meinen Blick „Sie verlangen von mir, dass ich ihnen vertraue und doch haben sie mir nicht eine meiner Frage beantwortete die ich ihnen im Laufe der letzten Tage gestellt habe. Wieso bin ich wirklich hier? Warum sind sie mein Mentor und benehmen sich so komisch mir gegenüber und erzählen Mr Black alles haargenau was hier geschieht? Glauben sie ernsthaft ich höre es nicht wenn sie abends mit ihm telefonieren?“  „Genau aus dem Grund bist du hier. Du bist anders, hast komplett ausgeprägte Vampirsymptome, zum mindestens dein Gehör und deine Schnelligkeit.  Ich vermute, dass deine Augen auch so gut sind aber du redest mit niemandem. Niemandem vertraust du dich an.“ „Vielleicht hätte sie mich mit der Oberzicke auf ein Zimmer tuen sollen.“ „Es geht nicht nur um Phoebe auch Basir hat sich versucht dir anzunähern.“ „Aber wo ist das Problem? Nur weil ich nicht gerade der sozialste Mensch bin muss ich noch lange nicht auf eine einsame Insel verschleppt werden!“  „Verdammt Akira, es ist nicht nur das du anders bist, du bist anders von den anderen! Gesegnete Kinder sind immer noch ein unerfahrenes Gebiet für uns und die Angst vor einem Kontrollverlust ist groß! Die Regierung hat den Beschluss nur knapp durchgesetzt und hat dadurch das Volk der Vampire sehr verärgert. Dieses ganze System ist noch in der Anfangsphase, wir haben wie du mitbekommen hast noch niemanden verwandelt, da wir erstmal austesten mussten wie das Zusammenleben auf der Akademie klappt. Das war Phase 1, Phase 2 ist die Umstellung des Schulsystems.“ Bei seinen Worten wurde ich immer geschockter. „Wieso sagen sie mir das alles?“ Gefasster sprach Mr Connor nun weiter. „Sinn der Phase 1 ist die Schüler kennen zu lernen, ihr Körperlichen wie auch ihre Geistlichen Fähigkeiten. Viele der Schüler wiegen sich nun in Sicherheit und das ist auch gut so, doch wird sich beim einleiten der Phase 2 einiges verändern. Akira, dass was ich dir sage weiß bisher noch keiner der Schüler.“ Warnend blickte er mich an. „Was soll ich denn bitte machen mit den Informationen? Ich bin in einem Holzhaus auf irgendeiner Insel mitten im Meer.“ Er seufzte. „Was beinhaltet Phase 2?“ „Das weiß ich selber nicht so genau.“ Auf seine Worte folgte schweigen. Ich kuschelte mich tiefer in meine Decke und verlor mich in dem Anblick der lodernden Flammen. „Im Klartext, in Phase 1 werden die Schüler beobachtetet und eingeschätzt. Aber..Was passiert mit den die euch nicht gefallen, Gesegneten wie mir.“ Ein Schaudern lief mir über mein Rücken. Vielleicht war das ja der Grund mich auf die einsame Insel zu bringen. Mr Connor stand nun auf und setzte mich neben sich. „Ich habe dich bereits ein halbes Jahr auf der Schule kennen gelernt. Du warst zwar verschlossen aber oberflächlich ein witziges, vielleicht etwas vorlautes junges Mädchen, die ihren besten Freund hatte und sich ihm bedingungslos anvertraut hatte. Ich hatte Hoffnung, dass dies kein all zu schwerer Fall werden würde, doch hatte ich immer noch keine Ahnung was genau deine Fähigkeiten waren, deswegen wartete ich noch etwas ab.“ Ein düstere Schatten huschte über sein Gesicht. „Ich habe des verbockt.  Das Luc ein Verräter bzw. Agent des Verbandes war hatte ich nicht geahnt. Die Blicke die er dir zuwarf ließen darauf schließen, dass er dich mehr als nur Freundschaftlich mochte und so machte ich mir eher sorgen, dass es zu einem Problem kommen könnte dich von ihm zu trennen. Doch dann wurdest du verraten von eben dieser dir sehr nahestehenden Person und entführt. Alles lief aus dem Ruder und ich ahnte was das für folgen auf dich haben würde. Aber Akira, ich habe niemals an die gezweifelt, dass musst du mir glauben! Bitte fang an mit mir zu sprechen, sag mir bitte was du denkst nur so kann ich dir helfen! Du bist eine Gesegnete, dass heißt eine göttliche Macht hat dich mit Fähigkeiten versehen, die du auch benutzten solltest. Nimm dein Schicksal an und öffne dich uns!“  "Es fühlt sich nicht an wie ein Segen, eher wie ein Fluch der über uns allen lastet. Mr Black hat recht, alle Schüler an dieser Akademie teilen ein Schicksal. Ein echt beschissenes Schicksal." Wie betäubt saß ich neben ihm und starrte in die Flammen.  Langsam erhob ich mich und ging ohne ein weiteres Wort an meinen Mentor zu richten nach oben in mein Bad. Aufgewühlt blickte ich in den Spiegel und stützte mich mit meinen beiden Armen am Waschbecken ab.  Vor mir sah ich ein Mädchen mit grünen Augen und braunen zotteligen Haaren. Dunkle Schatten lagen unter ihren Augen und die Wangen waren eingefallen. Ihre sonst so eher dunkler Teint wirkte im grellen Licht der Lampe eher kränklich. Konnte Luc sich tatsächlich in sie verliebt haben? Was war Phase 2 und wie viele Phasen gab es überhaupt? War sie bedroht? Wer war Mr Connor wirklich?  War die Akademie am Ende doch nicht der sichere Ort von dem er gesprochen hatte? Diese Gedanken huschten mir auch noch im Bett durch den Kopf, bis ich irgendwann in einen unruhigen Halbschlaf fiel.

 

 

 

Ich erwachte in dieser Nacht mit dem Gefühl in meinem Hals, als würde mir ein heißes Bügeleisen im Rachen stecken. Es war qualvoll und erinnerte mich daran, was ich eigentlich war. Dadurch, dass meine Fähigkeiten nicht wirklich sichtbar waren vergaß ich sie manchmal für kurze Zeit und gab mich der Illusion hin ein ganz normaler Vampir zu sein. Schnell streifte ich mir meine   Kleidung über und sprang lautlos aus dem Fenster über meinem Bett auf den Rasen vor der Hütte. Ich hörte die Wellen gegen die Klippen klatschen, die so die Stille der Nacht durchbrachen. Tief atmete ich ein um so bereits die erste Fährte eines Tieres aufzunehmen. Völlig in meinem Blutrausch, nahm ich nur noch den Geruch von einem Mufflons, eine Schaaf ähnlichem Tier, war. So schnell wie ich konnte sprintete ich nach Nordwesten immer dem Geruch hinterher. Es graste alleine auf einer riesigen Lichtung auf die der Mond schien. Ohne zu zögern pirschte ich mich an das Tier an und Sprang auf seinen Rücken. Es war gerade zu unspektakulär und einfach. Das Blut des Tieres roch so verführerisch und schmeckte so gut , dass ich hoffte noch ein weiteres zu finden, doch war mein Durst schon nach einem gestillt. Plötzlich nahm ich die Atmung eines anderen Lebewesen war. Der Herzschlag war unregelmäßig, als wäre es nervös und die stockende Atmung verstärkte den Eindruck. Mit einem Ruck drehte ich mich um und sprang mit einem Satz auf einen der Bäume. Als ich den Boden von meiner erhöhten Position aus beobachtete, entdeckte ich niemandem doch hörte ich noch immer die Atmung. Kurz blickte ich auf meine Finger die zitterten noch von dem Adrenalinstoß durch die Jagd und dann nach vorne. Fast wäre ich vom Baum gefallen bei seinem Anblick. „Was tust du hier?“ 

 

 

„Sind wir also mittlerweile beim Du angekommen?“ neckisch grinste mich mein Mentor an, versucht die unangenehme Situation zu überspielen. „Hör auf abzulenken, was hast du gesehen?“ panisch kreischte ich ihn schon fast an, dass schlimmste Ahnend. Beschwichtigend hob er beiden Arme. Ich nutzte die Chance und reagierte. Blitzschnell, warf ich ihn von seinem Ast und sprang in die entgegengesetzte Richtung auf den Boden. So hatte ich wengígstens einen kleinen Vorsprung.  Ich lief und lief und lief. Ich bremste ab nahe der Klippen. Außer an der Nordseite der Insel gab es keinen Strand nur metertiefe Felswände an der die Wellen zerschellten. Ich wusste nicht wie lange ich dort stand, in der Dunkelheit und die Wellen beobachtete, bis ich einen Arm auf meine Schulter spürte. „Akira, es ist ok.“ „Sie haben es also tatsächlich gesehen.“ stelle ich müde fest. Mit einem Ruck drehte er mich zu ihm um. „Ich dachte wir wären bereits beim Du? Nenn mich doch bitte Lyon.“ Schüchtern nickte ich, unwissend wie er nun auf meine „Fähigkeit“ reagieren würde. „Ich bin froh, dass ich es nun weiß. Komm mit wir gehen ins Haus und setzten uns ans Feuer, die Nacht ist kalt.“ 

 

„Nun..“ Lyon hatte neben mir Platz genommen auf einem der Sofas und legte mir eine der Pelze über die Schultern. „Meine Vermutung bestätigen sich. Lange habe ich überlegt wie es sein kann, dass du so ausgeprägte Vampir Symptome hast, also deine wahnsinnige Schnelligkeit und das ausgezeichnete Hör und Sehvermögen. Ich denke Akira, auch in Hinblick auf dein Bedürfnis Tierblut zu trinken, dass es keine Vampirsymptome sind.“ erstaunt musterte ich ihn. „Ich denke du bist eine Gestaltenwandlerin.“

 

Kapitel 8

 

 

 

Phoebe Chione de Civrac 

 

 

And in the end,

we were all just humans,

drunk on the idea that love,

only love,

could heal our brokenness.

( F. Scott Fitzgerald, The Great Gatsby)

 

 

Als ich in Neapel landete, nieselte es. Mittlerweile war es anfangs März und man könnte erwarten, dass der Frühling langsam kommen würde. Ich war eineinhalb Wochen in Bordeaux gewesen. Da mein Aufenthalt dort doch länger gewesen war als geplant, hatte ich leider Gottes es nicht mehr geschafft meinen Vater in Rom zu besuchen. Ich hatte schon genug Schule verpasst und wollte nicht zurückfallen. Es war Donnerstag Morgen 8:30 Uhr. Geschichte würde ich verpassen aber Strategie könnte ich noch schaffen. 

Auf dem Weg zu meinem Zimmer traf ich Jove und Basir die auf dem Weg waren zum Unterricht. Von beiden wurde ich in eine herzhafte Umarmung gezogen. Prüfend blickte mir Basir in die Augen. „Es ist ok.“ flüsterte ich kaum hörbar. „Wir reden heute nach dem Unterricht, wir kommen zu dir.“ „Wollen wir uns nicht lieber woanders treffen? Akira geht das Ganze nichts an.“ Bei meinen Worten runzelte Jove die Stirn  „Keine Sorge sie ist bereits seit einer Woche mit Mr Connor auf irgendeinem Lehrtrip oder so.“ Als ich verwundert meine Augenbrauen hochzog zuckte dieser nur mit den Achseln „Sie wurde immer seltsamer und abweisender, anscheinen hat die Leitung bemerkt, dass sie Hilfe braucht.“ Es verwunderte mich sehr, noch nie hatte ich gehört, dass jemand auf einen Einzelnen Trip mit einem Lehrer gegangen war. „Nun ja wir müssen los, bis später Phoebe.“ Ich winkte den beiden zu und machte mich auf zu meinem Zimmer. 

 

„Schön das du uns heute auch noch beehrst.“ begrüßte Mrs Mercer mich, die nicht nur Geschichte sondern auch Strategie unterrichtete. Mit gesenktem Kopf gingen ich an ihr vorbei und setzten mich auf einen der Plätze. Ich fühlte mich wie in einem Raumschiff. Die Plätze waren allesamt mit Glaskuppeln einzeln überzogen und sobald man sich hinsetzte leuchtete die Glaswand auf. Links und rechte waren an den Armlehnen Knüppel befestigt die ich automatisch ergriff. „Heute werden wir ein Szenario erproben, wo ihr als Passagier in einem Flugzeug sitzt. Weiter Informationen bekommt ihr von mir während der Simulation. Auf gehts.“ Verwirrt blickte ich sie an. Was war das denn für eine seltsame Aufgabe? Und inwiefern würde ich jemals diese Situation durchleben? Augenblicklich wurde meine Glaswand dunkel ,ich sah nichts mehr und auch jegliche Geräusche erstarben um mich herum. Plötzlich flimmerte auf der Glaswand die Innenkabine eines Flugzeuges auf. Ich erkannte, dass ich in einer Zweierreihe saß und dass neben mir eine Schwarzhaarige Businessfrau ihren Platz hatte, die hastig etwas auf ihrem Computer tippte. Mit der rechten Hand bewegte ich den Knüppel nach rechts und sah wie sich auch die rechte Hand auf dem Monitor bewegte. Es war ein verdammt echte Simulation, die einem das Gefühl gab wirklich die Person zu sein aus deren Sicht man gerade „lebte“. Ein Ruckeln erschütterte das Flugzeug und auch ich wurde einmal durchgeschüttelt. Die Stimme von Mrs Mercer erklang von weiter ferne. „Ihr Flugzeug hat einen technischen Defekt, es sind mit ihnen 120 Leute an Board alles normale Menschen , allerdings gibt es nur 40 Fallschirme. Ihr seid diejenigen mit dem Schlüssel zur Notfallschublade wo diese Aufbewahrt werden und müsst die Fallschirme den Passagieren zu teilen. Auf gehts.“ Ehe ich mich versah hörte ich ein Rauschen und das aufgebrachte Schreien von Passagieren, unter anderem Kinder. Die Frau neben mir hatte sich mit ihren Händen an der Armlehne festgekrallt und schaute panisch durch das Fenster nach draußen. Mit dem linken Knüppel stand ich auf und blickte mich im Gang um. Die Elektronik schien komplett zu versagen und einige Passagiere waren bereits aufgebracht aufgestanden und schrieen sich gegenseitig voller Panik an. „Ihr müsst Ruhe bewahren, setzt euch wieder hin, packt eure Taschen unter den Sitz, schnallt euch an und lehnt euch nach vorne.“ rief ich die Kommandos durch das Flugzeug. Augenblicklich gehorchten mir alle, anscheinend froh jemanden zu haben der ihnen Anweisungen gab. Zielstrebig ging ich zu den Räumen der Stewardessen um nach dieser Notfallschublade zu suchen. Sie war einfach zu erkennen , da sie mit einem roten Kreuz versehen war, allerdings hatte ich keinen Blassen Schimmer wo der Schlüssel sein sollte. Einer Eingebung nach kramte ich in der Tasche meine Jacke und fühle etwas kaltes metallisches. Schnell öffnete ich den Schrank und stellte ernüchtert fest, das es tatsächlich nur 40 Fallschirme gab. Schnell eilte ich zurück auf den Gang um die Menge zu überblicken. Es waren deutlich über 80. Na super. Erneut durchfuhr ein Ruckeln meinen Körper was ein erneutes Aufschreien zu Folge hatte. Mist.

 

Ich hatte 38 Retten können, zwei der Fallschirme hatten sich nicht richtig geöffnet, keines der Kinder. Es war grausam gewesen. Völlig mit den Nerven am Ende ging ich nachdem der Unterricht beendet war, raus aus dem Raum, auf den Hof und atmete einmal tief die frische Luft ein. Ich wusste, dass es nur eine Simulation war und es keine echten Opfer gab allerdings war alles so real gewesen. Von 120 Passagieren hatte ich 82 nicht retten können und  auch wenn es nur fiktiv war, ihrem Schicksal überlassen. 

Mrs Mercer hatte uns nach dem Ende der Simulation aus dem Unterricht entlassen und meinte wir würden Montag die Ergebnisse bekommen wenn wir Psychologie bei ihr hatten. Na danke auch. Ich verstand den gesamten Sinn dahinter nicht. Normalerweise lernten wir in Strategie wie man einen Gegner einschätzte und auf seine Schwächen eingehen konnte. Manchmal waren es Kriegsszenarien, öfters auch normale Kampfsituationen wo in Slowmotion gezeigt wurde wie ein Vampir kämpfen konnte und selten Befreiungssimulationen wo wir Gefangene aus einem Kerker holen sollten. Die meisten Jungs liebten dieses Fach, da es sie an eines der unzähligen Videospiele erinnerte.

 

Beim Mittagessen kam uns ein vollkommen aufgebrachter Jove mitsamt seines  Essens entgegen. Basir und ich hatten bereits an unserem Stammtisch platz genommen und bereits angefangen mit dem Essen, bestehend aus leckerem Fleisch,  Kartoffeln und Grünkohl. Mit einem lauten Knall ließ er das Tablett neben das von Basir fallen und Ich zuckte bei dem lauten Geräusch zusammen. Wut tränkte seine Augen und ließen auch mich zusammen zucken „Was ist nur schief gelaufen bei unseren Lehrern? Mr Gordon, mein  wohlgemerkt Handwerkslehrer, hat uns heute für einen Test allesamt einzeln in einen schwarzen Raum gesperrt und dann unterschiedliche Szenarios ausgetestet. Das ganze hat erst geendet, bis jeder einmal vor Angst laut aufgeschrien hatte und kurz davor war durchzudrehen. Eine aus meinem Kurs hatte sogar einen psychischen Zusammenbruch!“ Basir runzelte bei seinen Worten die Stirn. „Seltsam so etwas ähnliches hatten wir auch heute in Geschichte. Ein Junge ist daraufhin Zusammengeklappt und war nicht mehr ansprechbar.“ Mit einem Blick auf mich  berichtete ich nun auch von Strategie „Bei uns wurde unser Verhalten in Stresssituationen getestet.Es war ein Horrorszenario!“ Mit kurzen Worten erzählte ich von dem Flugzeug und den 40 Fallschirme. „Es war unheimlich echt. Danach habe ich mich gefühlt als hätte ich all diese Menschen ermordet!“ Jove, der sich mittlerweile beruhigt hatte, schien nachzudenken. „Irgendwas läuft hier gehörig schief.“ Auch Basir nickte ihm zu „Ich muss dir recht geben, normalerweise war der Unterricht zwar anspruchsvoll aber entspannt und war darauf aus unsere Wissen zu erweitern. Irgendwas ist komisch.“

 

Nach der Schule kamen Basir und Jove vorbei. Der Blauhaarige schmiss sich auf Akiras Bett,Basir setzte sich neben mich auf meins und lehnte sich an die Wand an. Beide schauten sie mich erwartungsvoll an. 

Zögerlich begann ich. „Ich hatte euch ja erzählt , dass Basir Mutter mich anrief. Sie erzählte mir, dass mein Vater endlich die Einverständniserklärung unterschrieben hatte, die Geräte die meine Ma am leben hielten, auszustellen.Ich machte mich so schnell es ging auf und war dabei, als die Ärzte einfach auf einen Knopf drückten und das Herz meiner Mutter aufhörte zu schlagen und das Blut stoppte zu zirkulieren.“ Basir drückte meine Hand fest. „Wieso hast du nichts gesagt? Wir wären mitgekommen!“ Fragte er leise. „Du musst durch so etwas doch nicht alleine durch!“ schaltete sich auch Jove ein. „Ich wollte alleine mit meiner Mutter sein, ein letztes mal, ausserdem war Erin die meiste Zeit bei mir und hat mir geholfen mit den Sachen meiner Mutter und den ganzen restlichen Aufgaben die angefallen waren.“ „Ist dein Vater auch da gewesen?“ „Nein.“ Innerlich breitete sich eine Kälte aus, durch die ich mich zwar hohl fühlte aber keine Gefühlte spüren konnte. Mein Vater war nicht dort gewesen, als seine Gefährtin endgültig starb. Er hatte einen wichtigen Termin gehabt den er nicht aufschieben konnte. Erneut drückte Basir mitfühlend meine Hand. Ich ertrug die Atmosphäre in diesem Raum nicht länger. Mit einem Blick auf die Uhr sah ich, dass es bereit Zeit war sich aufzumachen zum Training. „Jungs es ist ok. Ich war schon lange darauf vorbereitet. Das meine Mama an der seltensten Nervenkrankheit die Vampire überhaupt befallen können sterben würde, hatten wir alle schon früh gewusst es war also keine Überraschung und ich hatte eindeutig genügend Zeit um mich damit abzufinden. Los lasst uns zum Training gehen, ich habe mich viel zu lange nicht mehr richtig bewegt.“ 

 

Beim Abendessen erblickte ich Antolius bei seinen alten Freunden sitzen. Als sich unsere Blicke war es als würde die Zeit stehen bleiben. Die gesamte Zeit in Frankreich hatte ich nicht über ihn nachgedacht und sein merkwürdiges Verhalten, was mir noch nie zuvor ein Junge an Tag gelegt hatte. Natürlich war es irgendwie schmeicheln aber auch ziemlich seltsam und ich wusste nicht ob ich die Art von Beziehung mit eine Jungen haben wollte.  Er unterbrach den Blickkontakt nicht und eine zarte Röte bildete sich über meine Wangen.  „Wieso sitzt er nicht mehr bei uns?“ fragte ich an Jove gerichtet. Dieser verzog missmutig das Gesicht „Lag an Akira. Sie hat für ziemlich schlechte Stimmung gesorgt.“ „Sie war  einfach nur fertig mit den Nerven.“ verteidigte Basir sie sofort. Erstaunt hob ich eine Augenbraue „Basir, magst  du Akira?“ Dieser schien nicht im mindesten überrascht über meine Frage. „Phoebe, ich dachte wir hätten die selbe Erziehung genossen.“ Er wirkte gerade zu enttäuscht. „Ich kann ja nachvollziehen wenn du zu den anderen Schülern nicht nett bist beziehungsweise sie nicht wirklich beachtest, weil du weißt wie sehr sie auf Tratsch aus sind und in die nur das Mädchen sehen wessen Vater einer der Drei im Rat ist aber Akira ist anders und das weißt du auch! Sie kommt aus den ärmsten Umständen und hat sich immer nur knapp über Wasser halten können. Hast du nicht gemerkt wie fehl am Platz sie sich gefühlt hat beim shoppen in den teuren Läden? 

Sie braucht hier Leute die sich um sie kümmern und sie hat nun mal niemanden. Ich wurde so erzogen,dass ich mich um solche Personen kümmere wenn ich ihnen helfen kann. Das heißt nicht, dass ich sie nur mag aus Mitleid sondern weil sie wirklich witzig ist und echt kein Blatt vor den Mund nimmt.“ „Wenn du so begeistert von ihr bist, setz dich doch das nächste mal wenn sie da ist zu ihr.“ Mit diesen Worten erhob ich mich, ließ mein unangerührtes Essen auf dem Platz stehen und stolzierte aus dem Saal. Auf halber Strecke wurde ich von Antonius an seinen Tisch gewunken. Galant machte er Platz neben sich.  „Das sind Dallas und Tyson. Letztere ist gestern erst an die Akademie gekommen“ er zeigte erst auf einen etwas dünneren braunhaarigen Jungen der seine Haare sehr kurz trug und dann auf den Jungen rechts neben ihm. Er hatte Karamellfarbene Haut und schwarze Haare. Das helle Grün seiner Augen war wunderschön und fesselte mich kurzzeitig, bis ich bemerkte wie Arrogant er mich anblickte. Ich wusste nicht woher ich ihn kannte, doch kam er mir ungemein bekannt vor. Mit einem Grinsen zu Dallas hin zog mich Antolius näher an seinen Körper. Augenblicklich versteifte ich mich „Ich habe dich vermisst meine Schöne.“ warm lächelte er mich an. Verwundert über diese Worte rang ich mir ein lächeln ab. „Komm doch morgen Abend mit, wir treffen uns am alten Bootssteg mit ein paar Freunden.“ Ich runzelte die Stirn. Der alte Bootssteg war der typische Treff für die älteren Jungs auf der Schule wo sie sich volllaufen ließen. „Wer kommt denn alles?“ „Naja wir, Leo der heute schon wieder verdammten Gestaltenwandler Unterricht hat und sonst nur noch zwei Freunde von Dallas.“ „Kann ich Jove mitbringen?“ „Klar, den hatte ich eh vor zu fragen aber nicht mehr.“ Er warf mir einen warnenden Blick zu.  „Na dann.“ ich zuckte mit meinen Schultern und stand auf. „Ich überlege es mir.“ Eilig ging ich aus der Halle hinaus. Die gesamte Zeit verfolgte mich der brennende Blick zweier hell grüner Augen. 

 

 

Es war Freitag Abend und ich saß auf einer der Bänke vor dem Haus und genoss die Sonne. Ich spürte wie sich jemand neben mich setzte. „Du wirst heute nicht zum Bootssteg kommen.“ eine harte Stimme ertönte neben meinem Ohr. Verblüfft schlug ich die Augen auf und blickte neben mich. Doch da war nichts . Verwundert blickte ich mich um. Ich hatte eh nicht vorgehabt dort hinzugehen, doch nun musste ich. Andernfalls würde es den Eindruck vermitteln ich würde mich herumkommandieren lassen von einer dunklen  geheimnisvollen Stimme. Ich schrieb kurz Jove eine Nachreicht und fragte ihn ob er so gegen 22:00 Uhr zu mir ins Zimmer kommen wollte. Keine Sekunde später kam seine Zusage und ich machte mich auf nach oben um mich zu duschen und anzuziehen. 

Als ich nur mit dem Bademantel bekleidete aus dem Bad ging erschrak ich kurz als ich  einen blauhaarigen Haarschopf erblickte. „Jove wie oft noch ich bin ein Mädchen. Ein ganz normales Mädchen, du musst endlich aufhören mich so zu behandeln wie einen Kumpel und einfach unaufgefordert in mein Zimmer zu kommen, ich hätte nackt sein können!“ „Entspann dich Chia. Wieso bist du noch nicht angezogen Antolius erwartet uns um halb elf?!“ „Woher wusstest du, was ich vorhabe? Und hör auf mich mit meinem Spitznamen zu nennen am Ende übernimmt den noch irgendwer.“ tadelnd blickte er mich an. „Ich bin nicht doof und nun sag warum du noch nicht angezogen bist!“ unschuldig lächelte ich ihn an, sodass er aufstöhnte. „Wann hörst endlich auf mich als deinen Styleberater zu betrachten.“ Jove erhob sich und ging auf meinen Kleiderschrank zu. „Wenn du beginnst mich wie ein Lebewesen des weiblichen Geschlechts zu behandeln.“ grinste ich und warf mich auf mein Bett. Nach fünf Minuten hatte er mir einen Stapel von Klamotten hingeworfen den ich mir schnell schnappte und im Bad verschwand. Es war echt witzig mit Jove. Auf den ersten Blick dachte man immer sofort er wäre der harte Kämpfer und benahm er sich auch so vor fremden beziehungsweise Bekannten. Wenn man ihn aber richtig kennen lernte, wusste man wie lieb und loyal er wirklich war. Seine Freundschaft bedeutete mir genauso viel wie Basirs. Wir waren immer die drei Musketiere gewesen und hatten viel Spaß in unsere Kindheit miteinander gehabt. Basir war immer der Ruhepol gewesen an dem wir uns orientiert hatten, Jove der etwas vorlaute aber sehr starke Krieger, ich diejenige die normalerweise eher verschlossen war und durch die zwei sehr profitiert hatte. Bei ihnen konnte ich immer ich selbst sein auch wenn das oft zu Streitereien zwischen mir und Jove geführt hatte. Wir waren beide Dickköpfe die ihre Meinung durchsetzten mussten. 

Schnell schlüpfte ich in eine schwarze enge Jeans mit Löchern am Knie und zog mir ein T-Shirt in der selben Farbe über, mit Ärmeln die mir bis zur Mitte meines Oberarms gingen und hoch geschnitten aber Bauchfrei war. Dazu noch meine Schwarz/silbernen kurzen Boots und matt glänzende Lederjacke.  Jove selber trug eine tiefsitzende Jeans und einen dunklen langarm Pulli zu braunen Boots. Ich verstand warum die Mädchen ihn auf einen Platz unter den Top drei der heißesten Jungs dieser Schule gewählt hatten. Mit seiner Größe, seinen Muskeln, seinem markanten Gesicht und seinem Kleidungsstil hinterließ er oft einen bleibenden Eindruck bei den Leuten.  

Gemeinsam machten wir uns auf Richtung des alten Bootssteg. Da es ein ziemlich weiter Weg war hob er mich auf seinen Rücken und sprintet los. Ich selbst hätte diese Strecke niemals komplett rennen können, dafür war ich eindeutig noch zu schwach. 

Nach zehn Minuten waren wir schon fast da und Jove blieb stehen um mich abspringen zu lassen. Genauso wie damals mit Akira war es einfach nur demütigend so getragen zu werden. Wenn ich an meine Mitbewohnerin dachte nagte irgendwas an mir, was sich sehr nach Schuldgefühlen anfühlte doch verdrängte ich es schnell wieder. 

Als wir auf die Gruppe von Jungs zu gingen, wehte mir schon der beißende Geruch von hartem Alkohol entgegen. Sechs Jungs hatten ein Lagerfeuer entzündet und saßen drum herum, alle samt nuckelten sie abwechseln an ihren Flaschen und unterhielten sich lachend. Als wir näher kamen legte Jove aus Reflex einen Arm um meine Schulter. Offenbar ein Beschützerinstinkt der auch gut nachvollziehbar war, immerhin war ich hier das einzige Mädchen. Wir wurden lautstark begrüßt und sofort war Antolius an meiner Seite der mich neben sich zog. Jove gesellte sich zu einem mir bekannten  Jungen, dessen Namen ich aber nicht kannte, wahrscheinlich einer der Freunde von Dallas. „Möchtest du etwas trinken?“ fragte mich Antolius, wartete aber meine Antwort nicht ab und drückte mir einfach ein Becher mit irgendeiner Karamellfarbenen Flüssigkeit in die Hand. Apropos Karamellfarben. Seit dem ich auf die Lichtung getreten war gemeinsam mit Basir, starten mich grüne Augen an. Ob er wohl der jenige war, der mir die Wahnung zu geflüstert hatte? Er saß gegenüber von mir auf der anderen Seite des Lagerfeuers und seinem Blick nach schien er mich am liebsten Auffressen zu wollen. Nicht im erotischen Sinne sondern im wörtlichen.

Ein Schauer lief mir über meinen Rücken und ohne Nachzudenken nahm ich einen kräftigen Schluck des Gemisches in meiner Hand. Die süßliche Flüssigkeit rann mir den Rachen hinunter und hinterließ einen Wunsch nach mehr.  Ohne den Blick von den Flammen zu wenden trank ich den Becher leer. Antolius Hand lag mittlerweile auf meinem Oberschenkel und meine Körper kribbelte an der Stelle. Ehe ich mich versah war mein Becher wieder voll und nach nicht all zu kurzer Zeit auch schon wieder leer. Ich hörte das lachen der anderen, wie sie Späße machten und Anekdoten erzählten. Auch ich wurde zunehmender gelöster und ließ mich auch nicht durch die immer weiter horchrutschenden Hand Antolius stören. Irgendwann waren noch drei weitere Mädchen dazu gekommen und hatten sich auf die Schöße von Jungs gesetzt. Jove hatte offenbar nicht so Lust und schob die eine direkt weiter auf Dallas Schoß der sich direkt über sie hermachte und auch Tyson war vor einer Weile mit einer Schwarzhaarigen Schönheit verschwunden. Ich musste kichern bei dem Gedanken was sie wohl gerade taten. Offenbar hatte das Getränk trotz des stark süßlichen Geschmacks viel Alkohol enthalten. „Wieso lachst du meine Schöne?“ Antolius Stimme war nahe meines Ohrs und kitzelte ungemein. Ein Kribbeln durchfuhr meinen Körper. Ganz nah lehnte ich mich an ihn und flüsterte ihm genauso nahe zu „Nur so.“ und kicherte erneut. Von der Seite wurde ich leicht angerempelt und fiel fast auf den dunkel orangehaarigen Jungen neben mir. Antolius nutzte die Chance und setzte mich rittlings auf seinen Schoß und so fühlte ich  die Wölbung in seinem Schritt. „Nur so?“ seine Stimme war rau und seine Augen blickten mich mit so einer Intensität an, dass ich drohte in ihnen zu versinken. Ich brauchte ganz schnell einen weiteren Schluck von der Flüssigkeit. Über seinen Rücken hinweg sah ich meinen Becher und streckte meinen Arm über seine Schulter aus um sie ergreifen zu können. Ruppig wurde ich von Antolius wieder zurück gezogen. Wütend knurrte er in mein Ohr „Weißt du eigentlich was du mit mir machst?  Hör sofort auf so rumzurutschen wenn du nicht gleich mit mir um die Ecke gehen möchtest.“ Mittlerweile hatte ich das Gefühl alles nur noch schummrig wahrzunehmen. Ich wollte einen weiteren Schluck. Ich wollte dieses unbeschreibliche Gefühl nicht verlieren. Diese Sorglosigkeit die mich erfüllte  nie wieder missen. Erneut versuchte ich an den Becher zu kommen. Ehe ich mich versah stand Antolius so wie wir gerade wahren auf und aus dem Reflex heraus schlang ich meine Beine fester um ihn.  Die Jungs begannen zu grölen und schlugen ihm auf die Schultern während er an ihnen vorbei schritt Richtung Wald. Würde er mich nun Küssen? Was war gerade passiert? Ich war nicht mehr in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen. So sollte mein erster Kuss nicht sein. Nicht so. Wo war der Becher ich hatte solchen Durst. Plötzlich wurde ich harte gegen einen Baum gedrückt und spürte warme Lippen auf meinen. Erschrocken schnappte ich nach Luft und öffnete so meinen Mund. Sofort spürte ich irgendwas raues in meinem Mund. Geschockt öffnete ich meine Augen und sah die geschlossen Lider von Antolius ganz nahe an meinen. Wars geschah hier gerade? Beinahe rutschte ich hinab und krallte mich daher fester an seine Schultern. Müde schloss ich meine Augen und versuchte das Gefühl der Zunge von Antolius in meinem Mund zu genießen. Plötzlich verschwand der Druck auf meinem Mund und ich atmete einmal tief ein.

 

 

„Phoebe du bist nicht bei der Sache.“ ertönte eine raue Stimme irgendwo im Hintergrund. 

 

 

„Phoebe? Hey bist du noch wach?“ 

 

 

Nein. 

 

 

„Phoebe wir sollten jetzt gehen.“ 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wohin denn gehen?

 

 

 

Jove? Was machte der denn hier? 

 

 

 

„Was hast du mit ihr gemacht?“ 

 

 

Ge- was? 

 

 

Kapitel 9

Akira Zoe Contarini

 

 thantophobia :

(n.) the fear of losing someone you love

 

 

„Du kannst noch schneller sein als ich. Versuch mich zu überholen!“ rief mir mein Mentor zu. Gemeinsam hatten wir bereits gestern unser Training fortgesetzt ohne nochmal auf das Thema „Gestaltenwandler“ zurück zu kommen. 

Sofort kam ich seiner Meinung und sprintete ihm hinterher. Wir waren an der nördlichen Seite der Insel und unter mir knirschte der nasse Sand. Ich zog immer weiter an, bis ich neben ihm rannte. Mit einem Blick auf sein angestrengtes Gesicht wusste ich, dass er sein Geschwindigkeitslimit erreicht hatte. Belustigt grinste ich ihn an und sprang von der Seite aus auf ihn. Gemeinsam kugelten wir über den Strand Richtung Wasser. Über ich ihm blieb ich sitzen und betrachtete wie die Wellen kamen ,leicht seine Haare umspielten und dann wieder zurück ins Meer gezogen wurden. Mittlerweile waren wir so etwas wie Freunde geworden, er war zwar nicht mehr mein cooler Mathelehrer dafür aber ein um so anspruchsvoller aber netter Mentor. In Momenten wie diesen, wenn ich ihn mit seinen verwuschelten Haaren sah und seinen leuchtenden hellbraunen Augen spürte ich auch ein Kribbeln in meinem Bauch, doch schob ich es  jedes mal auf den Adrenalinschub der mich durchfuhr wenn ich rannte, jagte oder kämpfte. „Die Rede war von Überholen, nicht von auf mich schmeißen.“ knurrte der junge Mann unter mir und drehte mich blitzartig um sodass ich nun unter ihm lag und meine Haare abwechselnd von seichten Wellen umspielt wurden. „Komm es ist  Zeit für Mittag.“ sagte er und unterbrach so unseren Blickkontakt. Langsam rappelte er sich hoch und zog auch mich mit. Erschöpft ließ ich mich neben ihm, im wieder trockenen Bereich des Sandes fallen und nahm das Sandwich entgegen was er mir hinhielt. „Was weißt du über Gestaltenwandler Akira?“ Ahhh endlich kamen wir auch mal auf das wesentliche zu sprechen. „Naja sie haben Fähigkeiten die daraufhin schließen, dass sie nach ihrer Verwandlung ihre Gestalt verändern können in die Art von Tier die ihnen zur Verfügung steht.“ „Ok, dass waren die groben Eigenschaften die auf jeden Gesegneten zu treffen und seine Gabe. Du meintest, dass sie sich  „in die Art von Tier die ihnen zur Verfügung steht“ verwandeln können. Weißt du wie sich diese Art definiert?“ „Nein. Obwohl.. Leo hat ja anscheinend eine gewisse Affinität zur Luft, und alle gehen davon aus, dass er sich nach seiner Verwandlung zu einem Vogel verwandeln kann oder so.“ „Gestaltenwandler unterteilen sich prinzipiell in zwei Arten. Die eine kann sich nur in eine bestimme Tier Art verwandeln und kann auch darüber hinaus keine anderen Gestalten annehmen. Leo wird wie du schon richtig gesagt hat, sich eines Tages ,wenn es dazu kommt, in ein Vogel, sei es  zum Beispiel Taube, Möwe oder auch Adler verwandeln können.  Die andere Art kann sich in die Art von Tier verwandeln dessen Auren sie bereits kennen gelernt haben.“ „Auren?“ fragend blickte ich ihn an. „Hast du eigentlich noch gar nichts gelernt?“ spielerisch zwickte er mir in die Seite.

„Ich hatte ja kaum Zeit beziehungsweise Unterricht.“ antwortete ich bissig. „Ist ja ok. Also jedes Lebewesen besitzt eine unsichtbare Aura, die aussagt was für eine Art von Lebewesen es ist. Es gibt auch Aurenseher und Aurenfresser aber dazu kommen wir später.  Als du mich angefasst hast, beim Aussteigen aus dem Auto nach deiner „Entführung“ hast du das erste mal meine Vampir Aure bemerkt, da ich sie zu vor dir verheimlicht habe. In Büchern ist überliefert, dass Gestaltenwandler  die zur letzteren Art gehören, die Auren von Tieren sehen und sie in sich aufnehmen können. Über dieses Auren die sie quasi abspeichern können sie dann jeder Zeit zurück greifen und sich in das jeweilige Tier verwandeln.“ 

„Das hört sich ziemlich cool an.“ „Ja das ist es tatsächlich, allerdings ist es auch ein Grund warum sie nochmal Gefährlicher sind als die Gestaltenwandler die zur ersten Art gehören, da man deren Können einschätzen kann.“ Stumm nickte ich.

„Wieso haben die Vampire nur so Angst vor uns. Wir sind doch auch nur normale Lebewesen die nicht scharf sind auf Krieg sondern einfach nur Leben wollen.“ Gedankenverloren blickte ich auf das Meer. Es war keine ernst gemeinte Frage und doch antwortete Lyon mir.

„Obwohl Vampire eigentlich unsterblich sind überleben kaum welche 500 Jahre. Das liegt daran, dass wir uns schnell gegenseitig umbringen und uns viel zu leichtsinnig verhalten. Es gibt aber auch so alte Vampire die schon Jahrtausende erlebt haben und so viele Erfahrungen gesammelt haben. Erfahrungen die sie vorsichtig und misstrauisch haben werden lassen, man könnte sogar schon von Verbitterung reden. Da sie nicht altern sehen sie aus wie ich und doch strahlen sie eine solche Macht aus, die gerade zu furchteinflössend ist. Drei von ihnen sitzen im Rat, der Rest arbeitet in der Regierung und verwaltet das Land.“ leise atmetet er aus. „Du hast bestimmt von den Jahrtausend währenden Krieg gehört.“ „Ja, die Vampire aus der dunklen Unterwelt sind gekommen und wollten auch die Lichtwelt beziehungsweise, wie die Menschen sie nennen, die Erde beherrschen.“ „Es waren nicht nur Vampire sondern auch Augenfresser unter ihnen. Es brach ein grausames Gemetzel aus, dass beinahe die gesamte Vampir Bevölkerung auslöschte. Der Krieg endete plötzlich, ohne das irgendwas besonderes Vorgekommen war. Von einem auf den anderen Tag waren die Feinde verschwunden und ließen eine vollkommen zerstörte Erde zurück. Um für Ruhe und Ordnung zu sorgen, bildetet sich eine Regierung der Vampire die einen Rat wählten. Von diesem Tag an wurden harte Gesetzte beschlossen die den Frieden sichern sollten und unter dehnen sich die Lebewesen dieser Erde wieder erholen konnten.  Mittlerweile ist der Krieg bei den jungen Generationen in Vergessenheit geraten, nicht so aber bei den alten.“ Er stockte und blickte mich abwartend an.

„Kannst du nun verstehen, warum sie sich so vor Gesegneten fürchten? Früher hieß es sogar ihr würdet aus der Unterwelt kommen und so das böse auf die Erde bringen. Noch heute ist ungeklärt wie unsere Feinde zu uns gelangen konnten.“ 

„Aber ich verstehe nicht warum ihr uns dann als Gesegnete bezeichnet!! Wenn ihr der Meinung seid wir wären eine Ausgeburt des Bösen wie könnt ihr unsere Fähigkeiten dann als Segen bezeichnen?“ Aufgebracht war ich aufgestanden. Mitfühlend blickte mich mein Mentor an „Alles zu seine Zeit Akira. Ich habe einen Freund von mir benachrichtigt der zur Akademie kommen wollte. Ich denke du solltest ihn kenne lernen.“ „Heißt das wir verlassen die Insel wieder?“ sie konnte sich einen enttäuschten Unterton nicht verkneifen. Schmunzelnd antwortete der immer noch sitzende Mann „Ja aber nicht nur deswegen. Akira, Phoebe wurde vor gestern Abend mit einer Alkoholvergiftung auf die Krankenstation gebracht. Ich denke du könntest vielleicht etwas für sie da sein.“ Ich wollte gerade den Mund öffnen für Widerworte als er erneut sprach „Keine Widerworte morgen früh geht es los und jetzt trainieren wir noch ein bisschen.“ Ergeben senkte ich den Kopf. Na super. 

 

Als ich Abends unter Dusche stand war ich zum ersten mal wieder wirklich entspannt. Die Tage auf der Insel gemeinsam mit Lyon hatten mir geholfen einen klaren Kopf zu bekommen und ich hatte mich auch was mein Training betraf weiterentwickelt. Die Tatsache, dass ich ein Gestaltenwandler war, beunruhigte mich zwar doch war es auch irgendwo gut, da ich nun endlich Gewissheit hatte. Mit Lyon hatte ich jemanden gefunden dem ich mich öffnen konnte und dessen Nähe ich genoss da sie ohne irgendwelchen Geheimnissen eingeschränkt wurde. 

Mühselig versuchte ich den Sand von meinem Körper zu waschen, was sich allerdings als ziemlich schwierig herausstellte.Als es an der Tür klopfte versuchte ich gerade meine Kopfhaut von den Körnern zu befreien  „Akira beeil dich ich habe gekocht!“ „Bin gleich da. Bekomme nur diesen verdammten Sand nicht von meinem Körper.“ Ein aufstöhnen war von der anderen Seite der Tür zu vernehmen. „Beeil dich einfach.“ Und das tat ich auch was allerdings daran lag, dass plötzlich das Licht der Badelampe ausging und der komplette Raum stockdunkel war. Auch in meinem Zimmer funktionierte der Strom nicht, sodass ich mich auf meine guten Augen verlassen musste.  Als ich mir meine kurze Jogginghose überzog und eine großen Pulli, den mir Lyon geliehen hatte, roch ich bereits den leckern Duft von Spagetti und Roter Soße. Als ich herunter ging sah ich meinen Mentor wie er Basilikum über die zwei Teller träufelte und sie auf einen kleinen Tisch abstellte, an dem bereits Besteck lag und zwei Gläser Rotwein standen . Nur ein paar Kerzen erhellten den sonst dunklen Raum. „Stromausfall auf Grunde des Wetters.“ er lächelte mich zaghaft an.

Das Abendessen war ungemein gemütlich. Wir plauderten eine Weile über sinnloses Zeug. Lyon erzählte mir von seinen Karriereschritten und erklärte warum er unbedingt mit beim Aufbau der Akademie helfen wollte. „Ich war früher genauso wie die anderen Vampire. Mein Vater war Pfarrer und predigte fast jeden Tag, dass ihr Geschöpfe wider der Natur seid. Alles änderte sich aber als ich vor als 30  Jahren sie kennen lernte. Sie hieß Filis und war meine Nachbarin. Wie bei dir waren ihre Fähigkeiten nicht wirklich sichtbar sodass ich anfangs gar nicht wusste, dass sie eine Gesegnete war. Ich war zu dem Zeitpunkte bereits mit meiner Ausbildung zum Krieger fertig und wollte nun Agent werden.Wir verliebten uns und waren gerade 5 Jahre zusammen, als der Verband eines Abends in unsere Wohnung kam und sie mitnahm. Ich war zu dem Zeitpunkt bei der Arbeit und bekam nichts mit. Es war ein Schock den ich nur schwer überwand. Ab dem Zeitpunkt war mir allerdings klar, dass mein Vater im Unrecht war und so bewarb ich mich bei der Regierung als Agent um darauf zu warten, bis der Beschluss für den Bau der Akademie durchkam.  Sofort erklärte ich mich bereit, mit zu helfen und blieb dann hier.“ Bei dem erzählen über seine Geliebte bekam ich einen Stich in der Brust. Ich wünschte er wäre aus Mitleid doch war ich viel mehr Eifersüchtig. Lyon war MEIN Mentor und sollte mir Zuneigung schenken. Diese Art von Geborgenheit hatte ich solange nicht mehr Gespürt und es war mir egal wie lange er schon lebte, ich wollte sie nie wieder missen. 

Auch ich erzählte ihm von den Ländern in den ich bereits war und er war beeindruckt von den ganzen Sprachen die ich sprechen konnte. 

„Wie hast du es eigentlich geschafft solange vor dem Verband zu fliehen? Du warst doch sooo Jung.“ Leicht angetrunken kicherte ich „Das ist ein Geheimnis.“ und stand auf mit einem neuen Glaswein in der Hand und setzte mich aufs Sofa. Keine Sekunde später saß er neben mir und zog mich an sich. „Sag es mir.“ flüsterte er in mein Ohr. Eine starke Alkoholfahne wehte mir entgegen. Ich schüttelte nur den Kopf und stellte mein Glas ab.  Kokett lächelte ich ihn an und strich mir eine Strähne hinters Ohr die sich aber sofort wieder löste. Ich sah in sein Gesicht und wusste wie er innerlich mit sich rang. „Du bist meine Schülerin.“ „Jep.“ langsam beugte ich mich vor und küsste seinen Hals. „Ich bin deine Schülerin.“ In meinem Unterbewusst sein wusste ich, dass er mindestens angetrunken und das was ich gerade tat gemein war, doch konnte ich nicht anders. Nach seiner Erzählung über Filis hatte ich aus irgendeinem Grund eine ungemeine Angst bekommen ihn zu verlieren.  Ich küsste mich weiter bis zu seinem Ohr und flüsterte erneut „Ich bin..“ weiter kam ich nicht denn schon waren seine Lippen auf meinen. Ich war nicht unerfahren auf dem Gebiet. Mit Luc war ich ständig auf irgendwelchen Party gewesen und hatte mit Jungs bedeutungslos rumgeknutscht. Ab und zu war auch mehr gewesen doch hatte ich nie irgendwas gefühlt. Dieses Mal war es anderes. Lyon bedeutet mir etwas. Ich setzte mich auf seinen Schoß und vergrub meine Hände in seinen Haaren. Auch seine gingen langsam auf Wanderschaft. Als es mir zu bunt wurde zog ich meinen Pulli aus und zog ihn mit mir auf den Boden, sodass er auf mir lag. Neben uns knisterte der Kamin, der dem Raum als einzige Lichtquelle diente. Die Kerzen waren schon vor einer Stunde abgebrannt. Ich genoss seine Berührungen und seine Küsse sehr doch merkte ich wie er sich zurückhielt. Ein weiteres mal küsste ich ihn leidenschaftlich, knabberte an seinen Lippen und versuchte ihn dazu zu bringen weiter zu gehen. Lyon ließ kurz von mir ab, strich eine Haarsträhne hinter mein Ohr und blickte mich aus seinen warmen braunen Augen an. „Was tuen wir hier?“

 

 

Als ich am nächsten Morgen aufwachte spürte ich etwas schweres auf meinem Bauch. Vorsichtig blinzelte ich und blickte in das noch schlafende Gesicht von meinem Mentor. Gestern Abend war nichts weiter zwischen uns passiert. Er hatte gesagt wir können nicht weitergehen, dass ich seine Schülerin wäre und er so gegen Gesetze verstoßen würde. Blablabla. Beleidigt hatte mich zur Seite gedreht ,in der Erwartung er würde in sein Zimmer gehen und war eingeschlafen. Ich hätte nicht gedacht, dass er neben mir liegen bleiben würde nach seiner Abfuhr. Vorsichtig blickte ich an mir hinab. Eine der Pelzedecken lag über mir und wärmte so meinen sonst nackten Oberkörper. Vorsichtig stand ich auf und schob seine Hand von meinem Bauch. Obwohl der Pulli auf dem Sofa lag , schlang ich nur die Decke über meinen Oberkörper sodass man immer noch einen guten Blick auf mein Décolleté werfen konnte und rüttelte sanft an der Schulter von meinem Mentor. „Ich dachte sie wollten in der Frühe losfahren?“ fragte ich ihn neckisch und siezte ihn absichtlich. „Oh man Akira.“ Müde rieb er sich über seine Augen. „Könntest du dir bitte etwas vernünftiges überziehen?“ Seine Stimme war kratzig und er war etwas blass um die Nase. „Gestern hatten sie auch noch kein Problem damit mich nackt zu sehen.“ schnappte ich wütend und ging nach oben um mich zu duschen und anzuziehen. Durch die Fenster schien mittlerweile das Tageslicht. 

 

Als wir beide schweigend zum Boot liefen spürte ich den Blick von Lyon auf mir. „Akira was sollte das gestern?“ gerade zu wütend blickte er mich an. „Was das gestern sollte? Das könnte ich sie fragen?“ Ruckartig hielt er mich fest sodass ich notgedrungen stehen bleiben musste. „Ich  habe nie irgendwelche Annäherungsversuche gemacht und sollte es doch so sein, so tut es mir leid denn sie geschahen nicht in meiner Absicht.“ Meine Unterlippe begann zu zittern. „Aber was wollten sie dann? Sie waren doch nicht ohne Grund so nett zu mir, nicht ohne Grund gaben sie mir das Gefühl von Geborgenheit, nicht ohne Grund war es ihnen so wichtig, dass ich mich ihnen öffne.“ Erkenntnis blitzte in seinen Augen auf. „Akira, du musst dich daran gewöhnen, dass Leute dich gerne haben ohne einen Hintergedanken zu hegen. Ich habe dich lieb gewonnen als wärst du meine Schwester, niemals wäre ich auf die Idee gekommen, dass du mir irgendwas körperlich zurück zahlen musst!“ „Aber dann holen sie es sich von jemandem anderen und verlassen mich wieder. Außerdem mag ich sie.“ Leise rutschten mir die Worte einfach so heraus und sobald sie ausgesprochen waren verfluchte ich mich.  Beschämt blickte ich auf den Boden und ging weiter. „Akira warte!“ erneut wurde ich festgehalten und nach hinten gezogen. Mit seiner weichen Hand hob er ein Kinn an und blickte mir aus warmen Augen entgegen„Ich werde solange bei dir bleiben bis du mich nicht mehr brauchst ,dass verspreche ich dir. Und Akira ich freue mich, dass du mich magst und freue mich sehr, dass du dich bei mir Geborgen fühlst doch verwechsle Liebe nicht Geborgenheit.“ Er schloss mich in eine feste Umarmung. Überwältig von dem gesagten brachte ich nichts heraus. Auch den weg zu Akademie schwieg ich die meiste Zeit und sah nur zu wie die Wellen gegen das Boot schlugen.

 

Als wir dann aus dem Auto stiegen, vor dem Hauptgebäude der Akademie, konnte ich nicht anders und zog ihn erneut in eine zaghafte Umarmung. „Vielen Danke für alles. Könnte das bitte unter uns bleiben?“ Lyon nickte und ein Stein fiel mir vom Herzen. Er hatte recht gehabt. Ich liebte ihn nicht wie einen Liebhaber sondern wie einen großen Bruder den ich nie hatte. Jemanden der mich kannte und dem ich alles erzählen konnte ohne zu Zögern.  „Denk jetzt aber bloß nicht dein Training würde deswegen weniger hart werden.“ er zwinkerte mir zu und brachte mich noch zu meinem Haus. „ Morgen früh ist Dienstag, dass heißt du hast Geschichte und Fähigkeiten. Letzteres hast du bei mir. Ich werde dir alles weitere dann erzählen und du wirst meinen Freund kennen lernen. Später hast du dann Sport, auch das wirst du bei mir haben, da ich dein Mentor bin und genau für die Zwei Dinge verantwortlich bin.“ „Also fällt in deinen Aufgaben Bereich keinen kurz Urlaub auf einer einsamen und verlassenen Insel?“ fragte ich ihn kess. „Wenn mein Schützling das braucht, dann natürlich.“ lachte er. „Nun geh aber hoch. Phoebe wurde meines Wissens heute entlassen und ist bestimmt im Zimmer.“  

„Na super.“ erwiderte ich ironisch ging aber seiner Aufforderung nach. 

 

 

Zaghaft klopfte ich und hörte die kalte Stimme von Phoebe rufen „Herein.“ Es war wie ein Déjà vu. Phoebe stand im Handtuch an ihrem Kleiderschrank und blickte mich herablassend an. „Na schön erholt?“ fragte sie mich giftig. „Ja findest du nicht auch, dass meine Haut wieder viel straffer geworden ist?“ fragte ich sie sarkastisch und ließ mich müde auf mein Bett sinken. Ausdruckslos blickte sie mich an. „Du hast recht. Sieht beinahe normal aus.“ 

„Der Urlaub in Frankreich scheint aber nicht so entspannend gewesen zu sein.“ es war eine klare Anspielung auf ihre dunklen Augenringe. Ich sah wie sie zusammen zuckte. Augenblicklich tat mir das gesagte leid. Sie sah furchtbar müde aus und war noch dünner geworden. Ohne ein weiteres Wort ging sie ins Bad. Ich atmete einmal tief ein. Ich würde mir nicht von ihr meine gute Laune kaputt machen lassen. Ich würde hier neu anfangen und  mich bei Basir und Jove entschuldigen. Lyon hatte aus mir mein bestes Charakterlich rausgeholt und ich hatte nicht vor wieder in meine alte Verhaltensmuster zu schlüpfen. 

Ich las gerade eines der Bücher aus der Bibliothek von der Insel ,  in der Geschichten die von Gestaltenwandler standen, als Phoebe erneut ins Zimmer trat. Sie schwankte leicht und hielt sich an dem Türrahmen fest. Erschrocken blickte ich sie an. Ihr Gesicht war nochmal ein stück bleicher geworden und ihr Köper zitterte. Sofort sprang ich auf ,war in weniger als einer Sekunde neben ihr und stützte sie. Spätestens als sich nicht rebellierte merkte ich wie beschissen es ihr wirklich ging.  Ohne ein Wort zu sagen half ich ihr zum Bett zu kommen ,hob sie hoch und legte sie auf ihre Matratze. Es war erschreckend wie leicht sie war. „Du siehst beschissen aus.“ Kraftlos zuckte sie mit ihren Schultern. „Hab mein Limit ein wenig überschritten.“ Ich lehnte mich mit dem Rücken an einen der Pfosten ihres Bettes und blickte sie aus zusammen gekniffenen Augen an. „Was ist passiert?“  „Ich war mit ein paar Freunden von Antolius was trinken am alten Bootssteg und habe es übertrieben. Bin zusammengebrochen und wurde auf die Krankenstation gebracht.“ Sie versuchte gleichgütig zu klingen, doch war da noch mehr in ihrer Stimmte.

„Was ist passiert?“ fragte ich erneut und berührte sie leicht mit meiner Hand an ihrem Bein. Traurig blickte sie mich aus ihren Silbernen Augen an. „Es war so schön Akira, ich habe nichts gespürt und doch so viel. Noch nie in meinem Leben war ich so gelöst.“ Bedrückt blickte sie auf ihre Finger. „Antolius hat mich geküsst und dann ist alles schwarz.“

 

Erneut hob sie den Blick und sah direkt in meine Augen. „Ich weiß nicht warum ich das sage, es interessiert dich ja eh nicht.“ Eine Träne kullerte über ihr Gesicht. „Es tut mir leid was ich damals gesagt habe, es stimmte nicht. Du warst in den ersten Tagen so nett zu mir und hast mir dadurch gezeigt, dass die Meinungen über dich nicht stimmen. Ich habe mich vollkommen fehl verhalten und überreagiert. Natürlich interessierst du mich, du bist meine Mitbewohnerin und zu dem meine einzige Freundin an dieser Schule.“ Mit großen Augen blickte sie mich an. Von der starken Persönlichkeit war nichts mehr übrig ,vor mir saß ein Gebrochenes Mädchen. „Basir hat so gut von dir Gesprochen, dass ich Eifersüchtig wurde. Du hast es in wenigen Tagen geschafft uns alle von dir zu überzeugen, einschließlich mir. Die plötzliche Nähe zu einer eigentlich Fremden hat mich unsicher gemacht.Ich weiß nichts über dich.“ 

„Ich weiß.“ Gedankenverloren blickte ich nach draußen, durch das Fenster in den Wald. „Ich gehe runter ,hole Snacks und wir setzten uns aufs Bett und spielen das Frage-Antwort Spiel ok?“ überrascht über meinen Vorschlag guckte mich Phoebe an. „Können wir das auch nach draußen verschieben? Ich war solange nicht mehr am Meer.“ betrübt blickte sie mich an. „Einigen wir uns auf den See? Der ist nicht so weit weg.“

„Wann warst du denn da?“

 Zögerlich antwortete ich „Mit Basir einmal als wir uns gerade gestritten hatten und du nicht zum Essen gegangen bist.“ Sie nickte nur Stumm. Schüttelte dann aber den Kopf, als wollte sie einen Gedanken aus dem Kopf bekommen.

 „Ok das hört sich gut an.“ Wackelig erhob sie sich. „Bist du sicher, dass es ne gute  Idee ist?“ „Ja. Notfall nimmst du mich halt wieder Huckepack.“ Ich musste lachen bei der Erinnerung. 

 

Wir nahmen auf einem der von der Sonne gewärmten Steine platz und schoben uns beide ein Stück Schokolade in den Mund.  Es war ein wirklich wunderschöner Ort, der etwas magisches an sich hatte. „Wie kommt es dass du mit Mr Connor zusammen weggefahren bist?“ begann sie mit ihrer erster Frage. Erstaunt hob ich eine Augenbraue. Ich hatte mehr so mit etwas: Woher kommst du? Weißt du mittlerweile was deine Gabe ist und was hast du so in der Zeit gemacht vor der Akademie?  „Er war mein Mathelehrer in meiner alten Schule und der Agent der mich zur Akademie bringen sollte. Nun ist er mein Mentor und hatte entschieden, dass ich hier mal raus musste, da er mit meiner Entwicklung nicht zufrieden war. Tatsächlich hat mir die Auszeit sehr gut getan.“ Ich atmete einmal tief durch.

„Das sehe ich.“ unergründlich blickte sie mich an und schob sich ein weiteres Stück  Schokolade in den Mund.

Kapitel 10

 

Phoebe Chione de Civrac 

 

The past can hurt.

But the way i see it, 

you can either run from it

or learn from it.

(The Lion King)

 

Langsam lutschte ich die Schokolade und genoss den süßen Geschmack auf meiner Zunge. Die letzten Tage hatte ich kaum etwas bei mir behalten können und nun saß ich hier vor meiner ehemals eher verschlossenen Mitbewohnerin und betrachtete sie.  

Akira wirkte wie ausgewechselt. Ihr grünen Augen sprühten vor Lebensfreude und ihre Haltung war viel offener. „Na los frag schon.“ forderte ich sie auf. „Was hast du in Frankreich gemacht?“ War ja klar, dass sie gleich eines der unangenehmsten Fragen stellen musste, doch so war das Spiel. „Musste zu meiner Mutter.“ nuschelte ich und schnappte mir schnell das nächste Stück. Missbilligend betrachte sie mich. „So funktioniert das nicht. Nur weil du dich mit Schokolade vollstopfst heißt es nicht, dass du nicht vernünftig antworten musst.“ Ihre Mundwinkel zuckten als müsste sie sich bei meinem Anblick ein Lächeln verkneifen. Ich schluckte einmal kräftig und stöhnte auf. „Sie war Krank. Mit einer der seltensten Nervenkrankheit die für vollwertige Vampire überhaupt tödlich und nicht geheilte werden konnte. Letzte Woche wurden bei ihr die Maschinen abgestellte die sie seit knapp  1 1/2 Jahren am leben hielten.“

„Das tut mir leid Phoebe.“ Ich blickte von meinen Händen auf und erwidert ihren Blick.Da ich nicht weiter darauf eingehen wollte, stellte ich einfach die nächste Frage.

„Was hast du in dem letzten Jahr gemacht, bevor du auf die Akademie gekommen bist?“ Sie musste grinsen und erzählte von ihrer Reise nach Japan wo sie zwei Monate lebte, dann aber nach Frankreich kam für weitere drei Monate und es sie dann zurück nach Italien schlug, wo sie für knapp 6 Monate blieb. „Wieso bist du dort so lange geblieben?“ fragte ich neugierig nach.

„Ich fühlte mich irgendwie heimisch und war das ständige rumreisen satt. Ausserdem lernte ich auch einen Jungen Namens Luc kennen der zufälliger Weise mein Mal am Rücken sah. Ich vertraute mich ihm an ,was ich ihm Nachhinein aber bitter bereue.“

Ihr Blick wurde hart. „Er war ein Mitglied des Verbands und darauf aus so viele Informationen wie möglich aus mir herauszubekommen, bevor sie mich schnappen wollten.“ Mitleidig schaute ich sie an. Der Verrat von ihrem Freund musste sehr schwer für sie gewesen sein.

„Aber weißt du. Irgendwie bin ich ihm auch dankbar. Er hat mich gelehrt darauf acht zu geben wem ich mein Vertrauen schenke und die Entführung war der Auslöser mich in die Akademie zu bringen. Lyon hätte gewiss noch Jahre gebraucht, bis er meine Fähigkeit entdeckt.“ Sie grinste bei der Erwähnung seines Namens. Mir lag schon die nächste Frage auf der Zunge als sie mich bremste.

„Jetzt bin ich erstmal wieder dran.“ Ich stöhnte auf und ließ mich nach hinten fallen so dass ich nun auf dem Rücken lag und zum blauen Himmel empor blickte. „Schieß los.“ „Wo bist du aufgewachsen?“ „Frankreich.“ nach längerem zögern erzählte ich ihr, dass ich ab meinem 13 Lebensjahr bei Erin und Basir gelebt habe. Ich erklärte ihr auch wieso und dass ich Basirs Mutter mehr als nur dankbar war dafür. „Phoebe wer ist dein Vater?“ ernst blickte sie mich an. „Julius Alejandro de Civrac. Auch bekannt als der Löwe. Er ist einer der drei im Rat und so Alt, dass er auch mein UrUrgroßvater sein könnte ohne das Leute sich wundern würden.“ ich blickte in ihre hell grünen Augen und suchte nach der typischen Reaktion. Doch da war keine Distanz zu vernehmen und auch kein erregtes über die neue mächtige Freundin erfreutes Glitzern. Denn das Blut von solch alten Linien wie die meines Vaters war äußerst mächtig und wurde auf seine Nachfahren weitergegeben. Daran konnte auch die Tatsache nichts ändern, dass ich eine Gesegnete und so eigentlich kein vollwertiger Vampir war. Außerdem hatten mich in der Vergangenheit auch viele Leute versucht zu benutzen um so an meinen Vater zu kommen. Es war eine der Gründe warum ich es vorzog bei Basir und Jove zu bleiben. Bei ihnen konnte ich sicher sein, dass sie mich nicht ausnutzten sondern wirklich mich mochten und nicht weil sie machthungrige waren einen nutzen aus unsere Freundschaft ziehen wollten. 

 „Pscht.“ erschrocken erhob ich meinen Körper und blickte zu Akira die angestrengt in den Wald blickte, Richtung Akademie. „Da kommt wer.“ 

 

„Phooooebe!!! Wo steckst du? Die Krankenschwester haben dir doch gesagt du sollst nicht ohne Begleitung nach draußen gehen!“ ertönte von weitem die Stimme von Jove. Weniges Sekunden später betrat er die Lichtung. Durch das strahlende Sonnenlicht wirkten seine Haare noch blauer als sonst und ließen sie leicht schimmern. „ Ich bin doch gar nicht alleine.“ sagte ich und streckte ihm die Zunge raus. Erschrocken fuhr sein Kopf herum in unsere Richtung, „Hey blauer Teufel.“ grinste Akira ihn an  und hob ihre Hand zum Gruß. „Na kleine Kriegerin,von deiner einsamen Insel heimgekehrt? Gib es doch zu, du hast mich vermisst.“ Lachte er und kam auf uns zu und gesellte sich neben uns. „Phoebe würdest du einen miesen und unfair kämpfenden blauen Teufel vermissen?“ „Kommt darauf an.“ lachte ich und schob mir ein weiteres Stück Schokolade in Mund. „Aber ich glaube eher nicht.“ fügte ich mit einem Luftkuss zu Jove hinzu. 

Dieser Begann nun zu schmollen. „Man hat dich hier auch nicht vermisst.“ Ich bemerkte wie die dunkelbraunhaarige neben mir zusammenzuckte sich aber schnell wieder faste. Lächelnd blickte sie ihn an, doch sah man auch, dass sie beschämt war und sich unwohl fühlte. „Mein Verhalten  insbesondere dir und Basir gegenüber tut mir wirklich leid. Ich weiß nicht was mit mir los war, normalerweise bin ich nicht so.“ sie lachte kurz auf. „Ok das stimmt nicht, normalerweise war ich immer so doch möchte ich mich wirklich ändern!“ beteuerte sie und blickte mit aufrichtigen Augen und gerade Haltung Jove an. Dieser schien noch einige Sekunden sie mürrisch zu betrachten, doch war mir von Anfang an klar wie er reagieren würde.

„Der Tatsache halbe, dass ich meinen ultraschnellen Trainingspartner nicht verlieren möchte, nehme ich deine Entschuldigung an.“ Der Schalk blitzte in seinen Augen auf und ehe Akira sich versah landete sie im Wasser. Der See war mittlerweile aufgetaut und das Wetter milder geworden. Ich musste schalend anfangen zu lachen. „War das wirklich nötig Jove?“ Dieser grinste nur und schob sich eines der Schokoladen Stückchen in Mund. Empört riss ich die Tafel an mich. „Das sind meine Jove, hol dir doch selber was.“ Bei seinem Anblick konnte ich nicht anders als laut hals loszulachen. Damit er nicht gleich wieder zu schmollen begann ,steckte ich ihm schnell ein weiteres Stücken in den Mund und beobachtete dann Akira, wie sie triefend aus dem Wasser kam und innerhalb weniger Millisekunden wütend vor ihm stand . Jove, der eben noch neben mir saß war aufgesprungen und stellte sich in Kampfhaltung. „Du bist sowas von Tod!“ Schrie sie und sprang auf ihn. Spielerisch kämpften sie, bis sie beide wieder ins Wasser fielen und dort lachend weiter rangen. Ich beobachtete die zwei nur lächelnd. Ich selbst war noch zu schwach um mich wirklich sportlich zu betätigen, doch sollte ich mich morgen, laut dem Arzt ,schon besser fühlen und schon am Sportunterricht wieder teilnehmen können. Als Gesegnete vertrugen wir im Gegensatz zu Vampiren sehr wenig Alkohol und konnten ernsthaft krank werden , also eine sogenannte Alkoholvergiftung erleiden. Ich hätte niemals gedacht, dass in meiner Mische so starker Alkohol enthalten war, da man ihn kaum hatte schmecken können, sodass kein Wunder war, wie heftig ich reagiert hatte.

Neben mir ließ sich jemand auf den warmen Stein fallen. Es war Basir der einen Arm um mich legte und mich näher an ihn zog. Prüfend blickte er mir in die Augen, sodass ich die sich bewegende weißen Punkte in ihnen ausmachen konnte. „Wie geht es dir?“ „Besser.“ „Gut so.“ Schweigend beobachteten wir Akira und Jove die noch immer kämpften und sich nun gegenseitig abwechselnd unter Wasser drückten. Basir und ich hatten uns schnell wieder vertragen. Wir konnten nie lange ohne einander und spätestens als ich neben ihm auf der Krankenstation wach wurde und er mich sorgenvoll angeblickt hatte, hatte ich ihm wieder verziehen. „Du hast Vision von ihrer Vergangenheit gesehen oder? Das war der Grund warum du von Anfang an so nett zu ihr warst.“

Ich hatte lange darüber gegrübelt und das war der einzige plausible Grund der mir eingefallen war für sein Verhalten ihr Gegenüber  „Ja. So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen. Es waren grausame Ausschnitte aus ihrer Vergangenheit. Ich sah den Moment wie sie ihre Eltern verlor, als sie das erste mal mit achte Jahren von einer Horde Vampire gejagt wurde oder auch wie sie aus der Geldnot heraus mit zwölf begann ihren Körper zu verkaufen. Sie hat so viel Leid erfahren in ihrem jungen Leben.“  „Offenbar hat Mr Connor wirklich was in ihr bewirkt mit dem Ausflug auf die Insel.“ Ich beobachtete wie sein Gesicht sich dabei leicht verzog. „Ja da musst du recht haben. Ich meine schau sie dir an. Es ist als wäre sie die Person die sein könnte ohne all diesen schrecklichen Erfahrungen. Als hätte sie damit auf irgendeine Art und Weise abschließen können.“ kurz schwieg er, sprach dann aber weiter.

„Andere Frage. Hat dein Vater dir tatsächlich eine Einladung zum Frühlingsball geschickt?“  Basir hob skeptisch seine linke Augenbraue.

„Ja das hat er. Das ist sogar schon relativ lange her,  als wir in der Stadt waren, hatte ich gerade ein Kleid dafür gekauft.“ „Na super also bin ich mal wieder der letzte der es erfährt.“ grummelt er. Ich stupste ihn an „Was ist denn los? Bist du etwa derjenige der mit seinem Vater auf den alljährlichen Frühlingsball gehen muss, mit einer Horde von Vampiren die dich allesamt als Abschaum sehen? Er hat mir sogar verboten mit einer Begleitung dorthin zu gehen. Offenbar möchte er  mich an seiner Seite wissen um das fröhliche Vater-Tochter Bild zu zeigen.“ 

Seine Augenbraune zogen sich zusammen, offenbar gab er mir nicht recht „Ich finde seine Aktion ziemlich mutig. Du solltest dich freuen, dass er endlich mal einen Schritt auf dich zu macht und dich zu einer bedeutenden Veranstaltung einlädt. Er will wahrscheinlich damit ein Zeichen setzten, dass wir nun offiziell in die Gesellschaft gehören und nicht weiter  „Abschaum“ sind. Außerdem sei froh du kommst hier raus. Ich muss jeden Tag trainieren und generell dürfen Schüler nicht mehr ohne strengster Überwachung die Insel verlassen.“ 

„Ich hasse es, dass du recht hast.“ 

 

Eine klitschnasse Akira kam auch mich zu gerannt und schmiss sich auf mich. „Ahhhhh.“ kreischte ich auf und versuchte sie verzweifelt von mir zu werfen. Es gelang mir auch ohne großen Kraftaufwand, offenbar wollte sie mich nicht überstrapazieren doch blieb ihre gewünschte Wirkung nicht aus. Ich war klitschnass. „Du bist so ein Biest.“ „Kein Biest. Gestaltenwandler.“ korrigierte sie mich. Erstaunt blickte ich sie an. Auch Jove schien überrascht, fasste sich allerdings schneller als ich. „Ah das erklärt warum du so übertrieben auf meinen Schock reagiert hast.“ er nickte wissend und grinste sie an. „Dann kannst du dich ja Leos hartem Training anschließen, ich gebe dir maximal eine Woche danach wirst du dich nicht mehr bewegen können.“

„Phoebe hör auf mich so anzuschauen, dass macht mir angst.“ vorwurfsvoll blickte sie mich an. „Wie bist du zu der Annahme gekommen?“ fragte ich sie und blickte sie prüfend an. Ein Gestaltenwandler zu sein war eine äußerst mächtige Gabe, wenn man es so sah und ziemlich selten. Die meisten der Fähigkeiten waren eher psychisch, wie zum Beispiel Telekinese ,Telepathie oder Gedankenkontrolle. Es gab sie in stärkere oder schwächere Form.  Auch konnte manche ein wenig die Elemente beherrschen allerdings hatten nur wenige auf dieser Akademie wirklich mächtige Fähigkeiten. Bei mir würde hoffentlich bald die Leistungsüberprüfung stattfinden die eigentlich schon vor einem knappen Monat angesetzt worden war. 

„Gehört die Frage noch zu unserem Spiel?“ zögerlich blickte mich Akira an. Ich musste lächeln „Wenn du es so siehst, ja.“ „Ok aber ihr müsst mir alle drei versprechen es niemandem zu sagen.“ Prüfend blickte sie in jedes einzelne Gesicht und blieb kurz an Basirs hängen. Sie beide hatten sich noch nicht begrüßt und schien auch eine gewisse Spannung zwischen ihnen zu herrschen. Einstimmig versprachen wir es ihr und sie erzählte, dass sie nicht nur diese äußerst ausgeprägten Vampirsymptome hatte die sogar noch über das können von Vampiren kam, sondern auch das Blut von Tieren brauchte zum Überleben. „Ahhh also warst du immer auf der Jagd bei deinen nächtlichen Ausflügen.“ bemerkte ich. Beschämt blickte sie zu Boden. Einzig Basir schien nicht überrascht zu sein. Offenbar musste er auch das schon gewusst haben. Seine Gabe war tatsächlich äußerst nützlich, allerdings auch äußerst grausam. Ich konnte mich noch daran erinnern wie er immer Nachts neben mir aufgewacht war von einem „Albtraum“ was in Wirklichkeit eine Erinnerung von einem ihm fremden Menschen war. Mit der Zeit hatte er es geschafft seine Visionen sogar  gezielt einzusetzen und mir Geschichten von meiner Mama zu erzählen. Es war tröstend gewesen, so hatte ich das Gefühl meine Mutter besser kennen zu lernen als es mir in der kurzen Zeit die wir gemeinsam hatten tatsächlich vergönnt war. Ich war für ihn da gewesen wenn er Nachts schweißnass aufgewacht war, panisch und angsterfüllt, genauso wie er für mich da war als  die Diagnose meiner Mutter kam und mein Vater sich zunehmend von mir distanzierte. Meine Mama war die einzige Person die uns verband nach meiner Enthüllung, dass ich ein Gesegnete war und als sie zunehmend kranker wurde, wurde auch meine schon zuvor kaum vorhandene Beziehung zu ihm immer schlechter. 

„Ziehst du jetzt bei Basir und mir ins Haus der Elite ein?“ fragte Jove neugierig. Sie lachte dabei auf. „Wisst ihr als ich meinen ersten Tag hier hatte und Leila mir von der Elite erzählt hatte, wusste ich sofort als ich euch sah auf dem Campus, dass ihr dazu gehört. Ihr wart so furchtbar arrogant und unnahbar. Als du  Basir dann vor meiner Tür standest und mich dazu überreden wolltest zu essen und so nett warst, dachte ich, ich hör nicht richtig.“ „Wann hast du uns denn gesehen an dem Tag?“  Jove schien sichtlich verwirrt „Ich weiß nicht ihr ward zu zweit unterwegs und hattet es ziemlich eilig. Alle haben euch Platz gemacht und ihr habt die anderen noch nicht mal beachtet. Naja und über Phoebes Ruf an dieser Schule muss ich ja nicht reden.. Ich hätte niemals gedacht, dass ich mal zu euch gehören würde und dass ihr so… nett seid.“ ehrlich lächelte sie uns an. Jove kratzte sich verlegen am Kopf und ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Man Jove dir muss doch klar sein, wie du auf Leute wirkst.“ spielerisch pikte ich ihm in die Seiten „Ganz ehrlich ihr übertreibt maßlos, unsere Mitschüler sind einfach selber schuld wenn sie nicht mit uns reden.“ Ich stöhnte auf bei seinen Worten. „Ganz ehrlich ich finde ihr solltet euch ändern und ni..“ weiter kam ich nicht. „Ist das dein ernst Phoebe?  Wieso genau zählst du dich nicht dazu?“ 

„Bei mir liegt es nicht daran, dass ich zur Elite gehöre, dass mich die Schüler meiden. Ausserdem gehöre ich nun mal nicht dazu.“ „NOCH nicht.“ korrigierte mich Basir sofort. „Du hast doch bald diesen Test.“ Ich sah wie mich Akira verwundert anblickte. Offenbar dachte sie, dass aufgrund des mächtigen Blutes, dass in mir floss, ich eh zur Elite gehören würde. Allerdings war es bei mir nie zu dem Test gekommen, der meine Fähigkeiten wirklich einstufte, da irgendetwas immer dazwischen gekommen war.

„Also ziehst du nun bei den zwei ein oder nicht?“ brachte ich die Sache auf den Punkt. „Ehrlich gesagt weiß ich davon gar nichts. Lyon.. Ich meine Mr Connor wollte erstmal mit Mr Black sprechen, bevor irgendwelche voreiligen Entscheidungen getroffen werden.“ Ich nickte nur stumm und blickte auf den See. „Ich gehe zurück ins Haus um mich zu waschen und trockene Kleidung anzuziehen, kommst du mit Phoebe?“ Grinsend blickte sie mich an. Ihre nassen Haare waren verwuschelt und ihr Kleidung klebte an ihrem Körper. Auch ich war aufgrund ihrer Aktion ziemlich nass geworden so dass ich ihr murrend zu stimmte. „Jove, Basir kommt ihr mit?“ fragend blickte ich die zwei Jungs an. „Klaro was soll ich auch mit dem schwarzhaarigen alleine machen.“ gespielt pikiert zeigte Jove auf Basir. Dieser grinste nur und erwiderte 

„Scheiße, wie die Fensterläden des Zimmers der Mercer mit Insekten anlockenden Gräsern beziehungsweise Gerüchen versehen?“ 

 Akira und ich blickten uns an und musste herzlich anfangen zu lachen. „Das ist nicht euer ernst. Also ward ihr der Grund warum sie mit lauter Mückenstichen in den Unterricht kam ?“ fragend blickte ich Akira an. „Ach ja das war zwei Tage nach deiner Abreise.“ Gespielt empört blickte ich die zwei an. „Ernsthaft nach zwei Tagen schon langweilt ihr euch so sehr, dass ihr so selten dämliches Zeug macht? Ich hatte euch was besseres zugetraut Jungs, ihr rostet ein.“ „Uns hat halt unsere Anführerin gefehlt.“ zuckte Jove nur gleichgültig mit seinen Schultern und schmiss  mich mit einem Ruck auf seinen nassen Rücken. „Ahhh hör auf.“ Doch er war bereits losgerannt und ehe ich mich versah war ich vor unserem Haus. „Wir sehen uns später.“ ich winkte ihm noch kurz zum Abschied und ging dann hoch in mein Zimmer. Ich wusste selber, dass das ne lüge war. Ich vermied es zur Mensa zu gehen soweit es ging. Auf gar keinen Fall wollte ich Antolius über den Weg laufen, was sich als reichlich schwer erwies, da wir nun mal auf einer Insel lebten, in ein und der selben Akademie. Seit dem „Kuss“ hatten wir nicht mehr geredet. Die Krankenschwestern hatten zwar erzählt, dass sich ein Junge mit der Beschreibung von Antolius Aussehen nach mir erkundigt hätte, aber nicht mich stören wolle. Haha.

 

Oben in meinem Zimmer öffnete ich das Fenster, was Richtung Tür zeigte. Ich erblickte Basir und Akira die in einer intensiven Unterhaltung verstrickt waren. Ungewollt bekam ich ein paar Fetzten mit. Meine Mitbewohnerin bedankte sich bei ihm für seine Hilfe, die sie nicht wirklich gewürdigt hatte und entschuldigte sich für ihr Verhalten. Basir, typisch wie er war, nahm eine distanzierte Körperhaltung ein und schüttelte nur mit dem Kopf. Ohne eine Wort an sie zu richten, drehte er sich um und ging davon. 

Als ich sah wie sich Akira umdrehte trat ich schnell einige Schritte vom Fenster weg und begann mit der Suche in meinem Kleiderschrank nach Kleidung. Ich zog schnell die nassen Klamotten aus und zog mir ein weißes Frühlingskleid über. Es war sehr luftig und  endete kurz über meinen Knien. Im Bad bürstete ich meine Haare einmal durch und setzte mich dann aufs Bett mit meinem Laptop und wartete auf Akira. Diese kam erst nach 10 Minuten ins Zimmer. „Wieso kommst du erst so spät?“

 „Musste noch kurz mit Basir sprechen und habe noch kurz mit Kristina gequatscht die ich untern im Gemeinschaftsraum getroffen habe.“ Sie grinse, offenbar musste das Gespräch zu ihren Gunsten verlaufen sein. „Die ist ja so Stroh doof.“ Grinste sie und begann damit sich trockene Klamotten zusammen zu suchen. „Jep, man kann gar nicht nachvollziehen wie sie mit Mr Connor verwandte sein kann.“ fügte ich noch hinzu. „Man Phoebe wieso spielst du eigentlich die ganze Zeit auf ihn an?“ leicht eingeschnappt blickte sie mich an. „Tue ich doch gar nicht, seltsam dass es dir so vorkommt.“ antwortete ich engelsgleich und widmete mich wieder der Recherche für den Frühlingsball, der in 2 Wochen statt finden würde, da aufgrund des Wetters der Termin nach hinten verschoben musste. Ziemlich viele mächtige Vampire würden dort zusammen kommen, auch waren teilweise Menschen dort vertreten. Was mich wunderte war, dass in den Regeln stand, dass die magischen Wesen der Nacht nicht unter den Rassen sich bekämpfen, beschimpfen oder sonstig unsittlich auffallen dürfen. Aber was waren das für andere magische Wesen? Gab es nicht nur Vampire und Menschen? Manchmal hatte ich das Gefühl, dass man uns einige Informationen vor enthielt und uns absichtlich aus der Aussenwelt abschottete. Ich nahm mir fest vor diese Veranstaltung zu nutzen um mehr darüber zu erfahren und neue Kontakte zu knüpfen. 

Leide würde weder Basir noch Jove mitkommen. Basirs Vater und Erin würden gewiss auch da sein. Basir konnte nicht mit, da er keinen Unterricht verpassen durfte. Seine mächtige Fähigkeit, die sehr viel Unterricht und Training verlangte,  schränkte ihn sehr ein. Bei Jove war ich mir nicht sicher. Er war der letzte seiner Familie und hatte keine Verwandtschaft außer einer Tante zweiten Grades zu der er nach Bordeaux zog. So lernten wir uns auch in einem süßen alter  von sechs Jahren kennen. Auch er entstammte eine äußerst alten und mächtigen Blutlinie und müsste eigentlich auch zu diesem Ball gehen. Bei Gelegenheit würde ich ihn darauf ansprechen. 

Über die Drohung, die mir Freitagnachmittag ausgesprochen wurde, hatte ich lange nicht mehr nachgedacht, doch war auch dies äußerst komisch. Warum wollte jemand nicht, dass ich zu diesem Treffen am alten Bootssteg ging?

Hatte dieser jemand eventuell gewusst was geschehen würde? Allerdings war dies nicht möglich, da der einzige Zukunftsseher an dieser Schule Basir war und dieser hätte es mir einfach gesagt ohne großes Tamtam. Müde legte ich meinen Laptop weg und streckte mich auf meinem Bett aus. Mittlerweile war die Sonne fast Untergegangen und das Abendessen stand vor der Tür.

 

„Phoebe kommst du mit essen?“

 Keine Reaktion meinerseits.

Meiner Mitbewohnerin entwich ein stöhnen 

„Tu nicht so als würdest du schlafen. Ich weiß dass du wach bist, deine Atmung ist unregelmäßig.“ Genervt schlug ich die Augen auf. „Ich habe keinen Hunger.“ „Du meinst du hast keine Lust einem gewissen orangehaarigen Jungen über den Weg zu laufen.“ 

„Ich dachte du wärst Gestaltenwandler und keine Gedankenleserin?“ mürrisch drehte ich mich zur Seite und verdeckte mein Gesicht im Kopfkissen. „Du kannst dich nicht ewig vor ihm verstecken, entweder ihr redet darüber oder es wird einfach ignoriert, mir egal Hauptsache du isst wieder ein bisschen mehr.“

 „Lass mich in Ruhe.“ grummelte ich ins Kissen hinein. „Nein das werde ich nicht.“

 das Kopfkissen wurde unter meinem Kopf weggezogen, doch ließ ich mich davon nicht stören sondern blieb einfach auf der Matratze liegen als wäre nichts geschehen. „Los steh jetzt auf!“ begleitet wurden dieses Worte mit einem regelmäßigen auf mein Körper einschlagen mit dem Kissen. Komplett entnervt richtete ich mich ruckartig auf und funkelte Akira an. „Lass mich verdammt noch mal in Frieden ich werde nicht dahin gehen!“ Diese ließ das Kissen nun vor sich auf den Bodenfallen und stemmte ihr Hände in die Hüften. „Oh doch das wirst du. Dein Verhalten ist das eines Schwächlings. Mein Gott der Typ hat dich geküsst und mein Gott du hast eine Alkoholvergiftung erlitten. Das ist nicht die Wellt Schätzchen. Außerdem weiß kaum einer was davon. Kristina denkt du hättest einen Rückfall gehabt und wenn sie das denkt, tut es auch der Rest der Schule. Was du für einen Rückfall gehabt hast wirst du mir später erklären, jetzt wirst du erstmal aufstehen und deinen hübschen Hintern mit mir zum Essen bewegen, denn ich habe wirklich extremen Hunger.“ wie zur Zustimmung grummelte ihr Magen. Ergeben stand ich auf und wollte mich auf den Weg machen als ich zurückgehalten wurde. „Was ist denn?“ motzte ich sie an. Mit einem abschätzenden Blick auf mich gerichtet entschied sie „So nicht, setzt dich kurz hin auf den Schminkstuhl.“ 

Akira hatte mir meine Haare einmal durchgekämmt und meine dunklen Schatten unter meinen Augen kaschiert. Als ich mich im Spiegel prüfend anblickte, sah ich deutlich frischer und vitaler aus als ich mich eigentlich fühlte. Schnell schlüpfte ich in meine hellblauen Halbschuhe und warf mir meine Jeansjacke über das Kleid. 

„So kannst du aus dem Haus gehen.“ ermutigte mich Akira. „Ich hätte nie gedacht, dass du so ein aufs äußeres bedachtes Mädchen bist.“ meinte ich nur tonlos und musterte auch sie von Kopf bis Fuß. „Ist das meine Hose und meine Jacke und ..“ ich blickte auf ihr Top „Nein das ist deins.“ Mein Gegenüber schien sich keinesfalls schuldig zu fühlen. „Du ziehst die Sachen doch eh nicht an oder?“ fragte sie unschuldig. 

 Aus zusammen gekniffenen Augen blickte ich sie an. „Ok meinetwegen, dass nächste mal fragst du mich aber.“ Sie trug meine dunkelblaue Hose, ein Tanktop mit der Aufschrift „Beiß mich.“ ,meine schwarze Lederjacke und dazu schwarze silbrig glänzende Boots. Momentmal. „DU HAST DIR MEINE LIEBLINGSSCHUHE GENOMMEN?!?“ Schulbewusst blickte sie auf  ihre Hände und dann flehend in meine Augen. „Für wen das ganze Theater Akira?“ Eine leichte Röte zierte ihr Gesicht. 

„Ist auch egal, ich will es nicht wissen.“ winkte ich ab und machte mich zusammen mit ihr auf zur Speisehalle.

 

Vor der großen Tür blieb ich allerdings stehen und atmete einmal tief durch. „Könntest du mir den Gefallen tun und nachsehen ob Antolius da ist? Ich weiß es ist affig aber bitte tu es für mich.“ Sie stöhnte auf und willigte ein. 

Nachdem sie verschwunden war blicke ich mich um und nahm eine seltsame Bewegung im Schatten war. Ohne zu zögern ging ich um die Ecke und erschrak als ich von hinten mit dem Gesicht zur Wand gedrückt wurde. Ich spürte wie etwas weiches meine nackten Waden entlang strich und drehte mich ruckartig um sobald der Druck auf meinen Armen verschwunden war. Es war ein starker Griff gewesen der meine Arme an die Wand gedrückt und es verhindert hatte, dass ich mich umdrehen konnte. Vor meinen Füßen lag ein zusammengefalteter schwarzer Zettel  „Deine Freunde können dich nicht immer beschützen.“ stand in hellgrüner Computerschrift darauf. Schnell fasste ich mich wieder und steckte den Zettel ohne zu zögern in meine Jackentasche. Als Akira wieder kam stand ich wie sie mich auch verlassen hatte, vor der Tür, äußerlich vollkommen entspannt und versuchte  das Geschehene für den Abend zu verdrängen. Auf keinen Fall wollte ich Akira da mit reinziehen und sie unnötig mit meinen Problemen belasten. 

 

Die Speisehalle war voll, fast jeder Tisch war besetzt und auch die Lehrer hatten an ihrem Tisch der  auf einer kleinen Anhöhe am Endes des Saals stand platz genommen. 

Auch Mr Black und Mrs Mercer waren unter ihnen. Dies kam selten vor, da sie es eigentlich vorzogen alleine zu Essen in einem ihrer Räume. Was mich erstaunte war die Gestalt die neben Mr Connor Platz genommen hatte. Es war Tyson der mich aus zusammen gekniffenen hell grünen Augen beobachtete.  Wir hatten an unserem Stammtisch platz genommen, der als einziger noch frei war und an den sich auch niemand so schnell setzten würde ohne unser Einverständnis. Von der Seite wurde ich von Akira angestupst die sich zu mir beugte. Schon seit einer Weile beobachtete ich sie , wie sie in ihrem Salat rumstocherte. „Weißt du wer der junge Mann neben Mr Connor ist?“  „Ja ein gewisser Tyson. Eigentlich saß er immer bei Antolius und er war auch beim alten Bootssteg mit dabei.“ informierte ich sie knapp und blickte dann wieder auf mein Steak. Ich hatte nur die Kartoffeln essen können, zu mehr war ich einfach noch nicht in der Lage.  Antolius war Gott sei Dank auch nicht anwesend, dass ich nur ein hellgrünes Augenpaar auf mir ruhen hatte, das mich furchtbar nervös machte. „Ich dachte du hättest Hunger Akira?“ Sie stöhnte und raufte sich einmal durch ihre Haare. Sie ignorierte meine Frage und blickte mich mit einer krausen Augenbrauen an. „Weißt du ob die zwei Jungs noch kommen?“ 

Ah da wehte also der Wind. „Keine Ahnung.“ ich zuckte nur mit den Schultern. „Die kommen öfters mal zu spät.“ Sie kamen gar nicht. Nach zehn minuten in dehnen wir einfach nur in unserem Essen rumstocherten und über belangloses Zeug  redeten standen wir auf und brachten unsere Tabletten weg. Ich wollte gerade aus dem Saal treten als Akira mich festhielt. „Mr Black möchte,dass wir an seinen Tisch kommen.“ erstaunt blickte ich sie an. „Woher weißt du das?“ Sie zeigte auf ihre Ohren. „Hat mir Mr Connor gesagt.“

 „Wow du musst echt ein verdammt gutes Gehör haben.“ sagte ich nur beeindruckt und drehte dann um und ging einmal den kompletten Gang entlang, an den Tischen vorbei an dehnen noch die letzten Schüler aßen, zum Lehrertisch. Freundlich grüßten wir und warteten dann ab. Als Mr Black das Wort erhob schien es, als würde der ganze Saal zuhören, da augenblicklich alle Gespräche verstummten.

 

Kapitel 11

 

Akira Zoe Contarini

 

Never lie to someone who trusts you 

Never trust someone who lies to you

(unknown)

  

„Nun erstmal zu dir Akira.“ aus bronzefarbenen Augen blickte er mich freundlich an. „Ich bin sehr erfreut dich so froh und munter zu sehen, es scheint als hätte dir der Besuch auf der Insel gut getan.“ Ich nickte nur lächelnd. „Ich habe von deiner Gabe gehört.

Da du bereits deinen Mentor zu geteilt bekommen hast, wirst du mit ihm trainieren. Die anderen bekommen erst im Laufe der Zeit einen zugeteilt, aber davon hast du bestimmt schon gehört.“ Erneut nickte ich stumm.

Offenbar spielte er auf dieses Phasen Ding an und sein Blick wurde kurzzeitig warnender. Mir war sofort klar, dass, obwohl es mir Mr Connor verboten hatte und offenbar auch Mr Black dagegen war, ich es Phoebe erzählen würde sollte sie mich danach fragen. Keine Geheimnisse mehr lautete die Visite.

„Phoebe.“ er wandte sich nun zu meiner blonden Mitbewohnerin. „Auch bin froh dich wieder gesund aufzutreffen. Ich hoffe dein Gesundheitsstand verschlechtert sich nicht wieder.“ Etwas seltsames blitzte in seinen Augen kurzzeitig auf und ließ mich frösteln. Offenbar wusste er über die Alkoholvergiftung bescheid, wollte es aber nicht öffentlich machen. Ich hätte gerne kurz ihre Hand gedrückt doch wusste ich nicht in wie fern ich dass nun schon durfte.

„Morgen Abend wir dein Test stattfinden. Wir haben das System etwas erneuert, du wirst alles weitere dann erfahren.“ Erstaunt blickte ich zu meiner Vizedirektorin die soeben gesprochen hatte  und suchte dann weiter mit meinen Augen nach den von Lyon. Er erwiderte meinen Blick und zuckte nur ratlos mit den Schultern.

Morgen schon? Das war ziemlich früh für jemanden der noch gestern im Krankenhaus lag. Phoebe nahm es allerdings ziemlich gelassen hin und fragte nur. „Wo soll ich hinkommen?“

 

Vor der Mensa hielt ich sie an ihrem Arm fest um sie zum stehen bleiben zu bringen. „Warum hast du das mit dir machen lassen?“  Ich verstand es wirklich nicht. 

„Das ist ganz einfach. Mein Vater hat mich durch einen Vertrag mit dem Direktor abgesichert, dass alles dumme was mir passiert beziehungsweise alle Vergehen die ich begehe und meinem Ruf schädigen könnten untern den Tisch gekehrt werden und die Bestrafung in der Hand meines Vater liegt. Das sie den Test morgen ansetzten ist ihre inoffizielle Strafe an mich und ganz ehrlich so schlimm finde ich es nicht, dann habe ich es wenigstens hinter mir.“  Das machte Sinn. 

Nachdem wir langsam schweigend nebeneinander hergelaufen waren Richtung Haus, durch brach ich die Stille erneut. Grinsend blickte ich sie an.

„Dieser Tyson hat dich die ganze Zeit angestarrt als würde er dich am liebsten umbringen. Was hast du bitte mit ihm gemacht?“ Auch Phoebe  musste lachen. „Wenn ich das nur wüsste. Er wird schon damit rausrücken ansonsten soll er mich einfach in Ruhe lassen.“ 

 

Vor unserem Haus sah ich eine Schemenhafte Gestalt auf der Bank sitzen dich ich als Basir identifizierte. Er sah ziemlich fertig aus, stand aber auf als er uns erblickte. „Kann ich kurz mit dir sprechen Akira?“ „Ich geh schon mal hoch.“ meinte nur Phoebe.

„Jove wartete auf dich im Fernsehzimmer.“

„Ok.“ als sich die Eingangstür hinter ihr schloss blickte ich in Basirs Gesicht. Seine Augen waren nun so schwarz wie die Dunkelheit die uns umgab und er sah gerade zu bedrohlich aus. „Ich mache es kurz. Ich nehme deine Entschuldigung an. Ist damit jetzt alles geklärt?“ mit einer hochgezogenen Augenbraue blickte er mich an. „Das hört sich nicht so an als wären wir wieder Freunde.“ stellte ich nur trocken fest.

„Davon hast du auch nichts gesagt. Du meintest du irgendwas mit : „Ich habe deine Nettigkeit mit Füßen getreten und habe sie nicht zu Wertschätzen gewusst.“ Das stimmt und ich habe es dir verziehen, ist ja auch kein großes Ding.“ lässig zuckte er mit den Schulter. Sein Verhalten tat mir mehr weh als ich dachte. Er war für mich in den ersten Tagen da gewesen auch als Phoebe in Frankreich gewesen war, haben wir sehr viel Zeit miteinander verbracht, ohne vielleicht viel zu reden, aber ich hatte mich an seine Anwesenheit gewöhnt. „Was ist da noch Basir was dich so stört? Ich meine, ich stehe nun vor dir rehabilitiert und offen für neues. Mir geht es wirklich gut zum ersten mal in meinem Leben Dank Mr Connor und ich wäre nun in der Lage dir eine wirklich gute Freundin zu sein. Wieso als möchtest du das nicht?“ ich konnte nicht anders meine Stimme war brüchig und ich wusste genau, dass ich große Augen bekommen hatte. „Genau das ist es Akira. Mr Connor hier, Mr Connor da. Was hat er denn so fantastisches getan. Warum konntest du nicht bei mir so auftauen. Was habe ich DIR getan, dass du mich nicht als deinen Freund gesehen hast?“ Perplex blickte ich ihn an. Ich wollte zu einer Antwort ansetzten, schloss meinen Mund dann aber wieder. Ich hatte keine Antwort darauf. Ohne ein weiteres Worte an mich zu wenden, drehte er sich um und ging davon.

 

Ich blickte kurz in den Fernsehraum, wo Jove und Phoebe saßen und sich irgendeinen Schwarzweiß Film anguckten. Sofort wurde ich von ihm mit Popcorn beworfen und aufgefordert sich neben ihn zu setzten. Ich winkte ab „Ich mag schwarzweiß Filme nicht so. Ich bin schon mal oben und mache mich Bettfertig.“ 

 

Ich saß auf dem Badewannenrand und blickte in den Spiegel. Die Worte von Basir schwirrten mir in dem Kopf herum und ich verstand es nicht. Ich hätte eher gedacht,dass er mir verzieh als Jove. Offenbar lag ich falsch und seine unbeantworteten Fragen schwirrten mir noch im Kopf herum. 

 

Dieses mal überkam mich der Blutdurst auf dem Weg zum Unterricht. Phoebe ging neben mir. Hinter uns schlenderten Jove und Basir. Ich nahm alles nur noch verzerrt war. Es war so wie immer ,meine Sinne übernahmen das Denken für mich. „Phoebe.“ japste ich. Auf gar keinen Fall wollte ich mitten auf dem Hof die Kontrolle verlieren. „Durst.“ um meine Kräfte zu bündeln ging ich in die Hocke und stützte meine Hände auf den Knien ab. Sie verstand sofort und brachte mich abseits der Wege auf den Weg Richtung Wald. So gebot sie mir Schutz vor den Blicken der Schüler, sehr klug meine Freundin. Die zwei Jungs hatten ihre Hilfe angeboten, die Phoebe aber eilig abschlug als ich ihr gegen ihr Bein haute. „War das wirklich nötig gewesen?“ zischte sie mir zu und ließ mich los als wir am Waldrand ankamen. Ich hörte nicht mehr was sie sagte und zog nur den unverkennbaren Geruch nach Wald und viel wichtiger Wild ein. Ich rannte so schnell wie ich konnte los. Bäumen und dichtem Gestrüpp wich ich geschickt aus oder sprang drüber.  Ich nahm einen Fuchs nördlich von mir war. Mir war unbewusst klar, dass diesen zu jagen ziemlich schwer sein und gewiss nicht reichen würde, doch hörte ich nur auf eine Stimme in meinem Kopf, die mich anschrie das brennen im Hals zu löschen. 

 

Vor der Tür in der mein Geschichtsunterricht statt finden würde, strich ich mir noch einmal meinen Rock glatt und putzte etwas an den Schuhen. „Glaubst du ernsthaft, dass würde es verheimlichen.“

Überrascht ruckte ich herum und blickte in hell grüne Augen beziehungsweise erst auf ein weißes Hemd, dass ein herrliche Kontrast zu karamellfarbener Haut gab , um dann meinen Kopf zu heben und den ca. 1,90 großen Jungen anzustarren. Verdammt war der groß und gut gebaut. „Es achtete eh niemand darauf, du solltest lieber langsam mal in Unterricht gehen. Ein gutes Wissen über Geschichte zu haben ist wichtig!“ fügte er noch seltsam Ironisch hinzu ,schob mich dann sprachlos in Klassenraum und rief zu einem mir unbekannten Lehrer, dass ich entschuldigt sei. Ehe ich mich versah, war die Tür auch wieder geschlossen und Tyson war verschwunden. Seltsamer Typ. 

Ich wurde auf einen Platz in der ersten Reihe gewiesen neben Leila. Ich lächelte ihr kurz zu und lauschte dann dem Unterricht. Es war der Geschichtskurs für Anfänger, da ich zuvor noch nie Vampir Geschichte als Fach gehabt hatte. Phoebe war dagegen schon im Fortgeschrittenen Kurs. 

Er handelte von der Entstehung der Regierung. Am Ende bekamen wir auf in zweier Gruppen ein Referat über einen der Ratsmitglieder zu halten. Sofort schnellte meine Hand in die Höhe als es um Julius Alejandro de Civrac ging. Ich wollte die Chance nutzen um mehr über Phoebes Vater herauszufinden und eventuell würde sie mir ja auch helfen können. Von der Seite wurde ich angestupst. “Machen wir zusammen?“ 

fragte mich meine  blonde Sitznachbarin zögerlich. „Klar können wir machen.“ antwortete ich fröhlich und war froh eine so nette Partnerin zu haben mit der ich auch hoffentlich klar komme würde.

 

Als ich Mr Connor an dem vereinbarten Treffpunkt sah, musste ich lächeln. Wie er dort stand umgeben von Bäumen und ungeduldig auf die Uhr blickte erinnerte mich an die Anfangszeit auf der Insel zurück.

„Wollte dein wichtiger Freund nicht auch kommen?“ überging ich die Begrüßung. „Dir auch einen schönen Tag. Er kommt erst in einer halben Stunde, davor muss ich noch kurz mit dir reden. Komm mit.“ Wie er so vor mir her ging, wurde ich erneut unweigerlich daran erinnert, wie wir zu zweit eine Wanderung gemacht haben auf den Berg der mitten auf der Insel 1500 Meter in die Höhe ragte. Es war verdammt anstrengend gewesen und so hatte ich ihn den gesamten Weg über in den Ohren gehangen, wann wir denn wieder zu Hause sein würde und wie lange wir noch brauchten. Mein Mentor war daraufhin komplett ausgerastet und hatte gemeint, dass wir ja ein Wettrennen veranstalten könnten. Was ich aber nicht wusste war, dass es das beschriebene Ziel gar nicht gab und ich einen Tag lang alleine im Wald herum irren würde. Ich hatte ihn dafür verflucht, konnte es ihm aber ihm nach hinein nicht verübeln. Ich konnte echt furchtbar anstrengend werden, wenn ich nur wollte. Außerdem hatte ich es ihm auch übel heimgezahlt. Bei der Erinnerung stahl sich ein grinsen auf mein Gesicht.

 

Wir blieben vor einer Höhle stehen, die mir zuvor nie aufgefallen war. Als wir sie betraten war ich kurzzeitig überwältigt von der Dunkelheit, fasste mich aber relativ schnell wieder und gewöhnte meine Augen daran. „Was tuen wir hier?“ „Setz dich erstmal.“ er wies auf einen der Steine. Ich kam seiner Aufforderung nach und wiederholte meine Frage erneut. „Dies ist der einzige Ort auf diesem Gelände an dem man von niemandem gehört oder aufgespürt werden kann.“ Misstrauisch blickte ich ihn an „Werde ich jetzt doch umgebracht?“ Er lachte auf. „Dazu hatte ich schon besser Möglichkeiten. Also Nein ich muss nur mit dir sprechen.“

Auch er setzte sich und schwieg einen Augenblick.

„Ich bin nicht in alles hier eingeweiht. Das einzige was ich weiß über Phase zwei ist, dass jeder aus der Elite ein Mentor zugeteilt werden soll und dass das Training verschärft werden wird. Es soll eine Auswahlverfahren durchgeführt werden wo entschieden wird, wer verwandelt werden darf und wer nicht.“ Ich sog erstaunt die Luft ein.

„Das ist nicht euer ernst oder?“ „Bitte sag deren Ernst, ich gehöre nicht dazu. Allerdings sagen auch Stimmen, dass ein wundervoll bringendes Mittel erschaffen wurde, dass ein Zusammenleben ermöglichen soll.“ Seine Augenbraunen zogen sich sorgenvoll zusammen. „Ich weiß auch darüber nichts näheres, doch versuche ich mehr herauszubekommen. Ich habe Tyson gebeten her zu kommen, da ich wahrscheinlich nicht die Zeit finden werde dich jeden Tag zu unterrichten und weiter zu forschen was die nächsten Schritte der Regierung sind, er ist meiner Bitte offensichtlich nach gekommen. Er weiß einiges über Gesegnete und ich hoffe du wirst mit ihm klar kommen. Ich bitte dich ihm zu vertrauen.“ prüfend musterte er mich.

Widerwillig nickte ich „Ich werde mir Mühe geben, mehr kann ich dir nicht versprechen.“ „Was du mir aber versprechen musst ist, dass diese Informationen die ich dir gebe auf gar keinen Fall an andere weitergegeben werden darf!“ Wie ich ihn für diese Aussage hasste. „Lyon ich habe gerade so etwas wie Freundschaft mit Phoebe geschlossen , wenn sie mich danach fragt werde ich ihr antworten. Sie hat mich bereits gestern Abend im Bett darüber informiert, dass der Unterricht komisch geworden ist und seltsame Tests eingeschoben wurden. Was hat es mit diesen auf sich?“ Mein Gegenüber raufte sich einmal durch die Haare.

„Das dürfte ich dir eigentlich gar nicht erzählen Akira.“ „Tu es bitte.“ Flehend blickte ich ihn an. „Die Sachen die du mir sagst werden innerhalb meines kleinen Freundeskreis bleiben, das verspreche ich dir aber ich muss es wissen. Nicht nur wegen Phoebe, sondern weil ich beginne das gesamte System der Akademie zu hinterfragen.“ „Sie testen eure Strapazierfähigkeiten. Es ist quasi die Test Phase ob ihr schon bereit seid für Phase 2. Ich sage dir das nur weil mir euer Wohlergehen am Herzen liegt nicht weil ich Verrat oder dergleichen begehen möchte. Hast du das verstanden Akira?“ Ich nickte nur stumm. „Du scheinst der Regierung nicht zu vertrauen.“ sprach ich das aus, was ich schon die ganze Zeit dachte. „Ich blicke halt nicht durch eine rosa rote Brille, sondern versuche die Beweggründe hinter dem ganzen zu verstehen. Ich habe wie du weißt lange darauf gewartet, dass die Regierung sich näher mit Gesegneten befasst, dass sie es so plötzlich und so allumfassend tuen würden hätte ich nicht erwartet und stimmt mich misstrauisch.“ Unbewusst hatte sich eine Gänsehaut über ihren Körper gezogen. Auch mein Mentor schien dies zu bemerken. Sanft streichelte er über meine Arme. „Vielleicht täusche ich mich ja auch. Wie auch immer denk immer daran, ich werde immer für dich da sein.“ 

 

 

Das Treffen mit Tyson war komisch. Ich wusste nichts von meinem Gegenüber. Er schien kein Vampir zu sein, doch was war er dann? Die verbliebenen 60 Minuten verbrachten er damit, mir zu versuchen beizubringen die Auren von Lebewesen war zunehmen.

 Ich wusste nicht wie er darauf kam, dass ich schon in der Lage war sie zu sehen, doch gab ich mein bestes und versuchte sein Vorhaben als nicht komplett unsinnig abzustempeln. 

Ich setzte mich also wie Tyson es von mir verlangte im Schneidersitz auf eine Lichtdurchflutete Wiese und konzentrierte mich nur auf mich selbst. 

Immer mehr versuchte ich all die äußeren Einflüsse wie das Schnattern der Vögel, das rascheln von Nagetieren im Gestrüpp und die Anwesenheit von den zwei durchaus gut aussehenden Männern zu verdrängen. Nach gefühlten Stunde riss mein Geduldsfaden „Ich bekomme das nicht hin.“ schrie ich entnervt auf und riss mit meinen Händen ein Grasbüschel heraus, woran ich mich noch eben wie eine ertrinkende geklammert hatte. „Dann erfährst du wohl nie wer ich bin.“ zuckte Tyson nur  mit seinen Schultern und wendete sich mit einem letzten abfälligen Blick in meine Richtung ab. Das war doch nicht wahr oder?!? Wütend stand ich auf. „Meine Instinkte und meine ausgezeichnete Wahrnehmung für die Umwelt war seither der Grund warum ich es geschafft habe zu überleben. Es einfach mal so abzuschalten ist einfach nicht möglich.“ Bei meinen Worten hatte er sich wieder umgedreht und musterte mich nun kritisch als würde er nachdenken. „Akira du musst lernen auf deinen Körper zu vertrauen, dass er dir signalisiert wenn du in Schwierigkeiten bist. Deine Sinne sind immer noch in deinem Unterbewusst sein wach. Was mich aber interessieren würde Akira, wo fühlt sich jemand wie dich sicher? Oder soll ich lieber fragen bei wem?“ sein Blick huschte kurz zu Lyon der die Szene die sich ihm bot  aus einigem Abstand beobachtete. „Ist auch egal, nächstes mal probieren wir es einfach nochmal mit ein paar Zusätzen.“ Ich stöhnte nur auf und ließ mich, begleitet von einem tiefen lachen, entnervt ins Gras fallen. Ich war einfach nur Tod müde und echt hungrig.

 Obwohl mein Magen die gesamte Zeit über gegrummelt hatte und ich wirklich gerne zum essen gegangen wären, verpassten wir es da keiner von den beiden, weder Lyon noch Tyson, den Unterricht für beendet erklärte und mich entließ. Zu fragen traute ich mich nicht und  so hoffte ich wenigstens heute Abend vor Phoebes Leistungsüberprüfung noch schnell etwas zu mir zu nehmen können. 

 

 

Als dann endlich Lyon den Fähigkeiten Unterricht für beendet erklärt hatte, war es schon Nachmittag und  Zeit für den Sport beziehungsweise Kampf  Unterricht.

Auf dem Weg zur Trainingshalle ging ich kurz auf die Toilette.

 Als ich so durch die Gänge der Akademie lief auf dem Weg zur letzten Stunde dieses Tages, bemerkte ich einen Schatten hinter mir, der mich schon die gesamte Zeit, seit dem ich die Mädchentoilette verlassen hatte, zu verfolgen schien. Ich beschleunigte meine Schritte , bog dann scharf rechts ab und drückte mich an die Wand.  Ich erwartete, dass  die Person hinterherkommen würde doch kam niemand. Auch als ich aus dem Gang heraus trat und den Flur hinab blickt sah ich niemanden. Innerlich schalte ich mich selbst für meine Angst. Ich wurde ja schon Paranoid.

 

Als es dann Zeit wurde für meinen Sportunterricht bekam ich das erste mal richtiges Kampf Training mit Waffen.

In der Trainingshalle überreichte mir Tyson mit den Worten, dass so auch die aus dem Verband kämpften, eine kurzes, biegsames aber auch messerscharfes Schwert. 

Nach dem Unterricht war ich schweiß überströmt und hatte einige Schnittwunden zu vermelden. Jedes mal wenn Tyson mich eigentlich tödlich getroffen hätte hatte er mir einen kleinen Schnitt versetzt, der zwar nicht schmerzhaft war, dafür aber umso demütigender und mich dazu anstachelte immer weiter zu machen und besser zu werden. Als ich dann auch endlich einen kleinen Treffer landete und aus seiner karamellfarbenen Haut Blut floss, stieß ich einen kleinen Freuden laut aus.  Es war das erste mal, dass ich eine solche Freude spürte beim Anblick von vergossenem Blut. 

Mein Gegner mustere mich nur spöttisch und ging gleich in einen Gegenangriff über. 

 

Lyon hatte sich seit unserem Gespräch in der Höhle und seit dem Tyson zu uns gestoßen war zurückgehalten. Es schien als würde er wollen, dass ich Tyson kennen lernte, doch verstand ich nicht wieso. Phoebe meinte er hätte bei Antolius und seinen Freunden gesessen müsste er dann nicht eigentlich ein Schüler sein? 

Aber jedes mal wenn ich eine Frage stellen wollte in die Richtung, kam die selbe Antwort. „Benutz deine Fähigkeit um herauszufinden wer ich bin.“ Ich hätte am liebsten meine ganze Frustration hinausgeschrien. Ich war eine Gestaltenwandlerin, offenbar hieß das ich müsste auch , da ich keine gewissen Affinität zu irgendwas hatte wie Leo, Auren wahrnehmen und sehen können. Aber wie kann man bitte etwas unsichtbares sichtbar werden lassen? Könnte mir das mal bitte jemand sagen?

Ich nahm mir fest vor bei Gelegenheit mal mit Leo zu sprechen. Ich hatte ihn in letzter Zeit kaum  zu Gesicht bekommen und wusste auch gar nicht ob er bescheid wusste über die neue Erkenntnis, dass ich in gewisser weise das selbe Schicksal teilte wie er. 

 

Als ich auf die Uhr an meinem Armgelenk blickte erschrak ich. „Ich muss los tut mir leid. Vielen Dank fürs Training Tyson, Lyon.“ ich nickte beiden kurz zu, ohne ihnen eine Chance zu geben den Unterricht noch weiter zu verlängern und rannte in einer unsagbaren Geschwindigkeit zu einer großen Halle die weiter abseits stand von dem Hauptgebäude und die mir Leila bereits gezeigt hatte bei ihrem Rundgang. Damals war der Boden der Halle wie eine Wüstenlandschaft hergerichtet worden, denn genau das war der Nutzen dieser Halle. Man konnte die unterschiedlichsten Lebensräume erstellen, die zu der Vorstellung der Fähigkeiten nötig war. Natürlich war dieses besondere herrichten manchmal gar nicht nötig, manchmal allerdings schon und ich war schon gespannt was Phoebe verlangt hatte. Jeder Prüfling hatte nämlich das recht seinen Lebensraum beziehungsweise seine Requisiten auszuwählen und die Umsetzung dem dazugehörigen Personal zu übergeben. Dementsprechend war es aber auch wichtig, dass dieser Termin wahrgenommen wurde, da es ein großer Aufwand war und auch die vier Lehrer unter anderem der Direktor und die Vizedirektorin verfügbar sein mussten. 

Insgeheim war ich froh so einen Test nicht machen zu müssen, da durch Mr Connors ausführlichem Bericht über unseren Aufenthalt auf der Insel an Mr Black, diesem genügend Informationen über mich geliefert wurden.

Es war so ziemlich jedem Schüler erlaubt bei einem Test mit zu zuschauen und ich wollte mir auf gar keinen Fall Phoebes Präsentation ihrer Fähigkeiten verpassen!

Ich hatte von Jove gehört, wie lange sie schon darauf wartete ihn zu machen und sich auch dementsprechend vorbereitet hatte. Sollte sie gut abschneiden, was ich nicht eine Sekunde bezweifelte, würde sie in das Haus der Elite einziehen und erst dann würde ich Mr Connor fragen ob ich nicht auch dazu gehören würde, denn ohne Phoebe wollte ich auf gar keinen Fall in diesen Jungenhaushalt ziehen!

 

Die Halle sah von außen aus  wie jedes andere Gebäude der Akademie, doch war sie kumpelförmig und sogar etwas größer als das Hauptgebäude.

 Als ich sie über einen der Tribüneneingänge betrat suchte ich mit meinen guten Augen nach Basir und Jove. Zusätzlich erblickte ich auch Mr Connor und Tyson und fragte mich automatisch wie sie es geschafft haben konnten vor mir da zusein.  In einen der hintersten Reihen sah ich auch Antolius der aus zusammen gekniffenen Augen Jove und Basir anstarrte. Oh man was war dem denn über die Leber gelaufen. In weniger als einer Sekunde stand ich neben Jove und begrüßte die zwei mit einem nicken. „Boah Akira du stinkst.“ kam es auch sofort vom blauen Teufel. Ich zuckte nur mit den Schulter und musste lachen. „Ich glaube du riechst eher deinen Angstschweiß.“

 „Wieso sollte ich denn Angst haben vor dir, immerhin hast du anscheinend heute ziemlich viel einstecken müssen beim Training.“ Er spielte offenbar auf meine Zahlreichen kleinen Wunden an.

 Ein leises Lachen ertönte aus der Richtung von Lyon und Tyson. Ich erwiderte darauf nichts und ließ mich nur grummelnd auf den Platz neben Jove fallen.  Kurz blickte ich nach hinten und sah wie Tyson leise mit meinem Mentor tuschelte und sich dann erhob. Ich seufzte und versuchte es mir auf diesen harten Stühlen irgendwie bequem zu machen. Ich war tot müde und anstatt mich nun zu entspannen und in ruhe die Prüfung zu beobachten, hatte ich zu einem meinen Mentor im Nacken und zum anderen einen schwarzhaarigen Jungen der zwei Stühle weiter saß und mich geflissentlich ignorierte.

Basir hatte ich eh vorgehabt erstmal geflissentlich aus dem Weg zu gehen, ehe ich nicht genau wusste, was ich auf seine Frage antworten konnte um die Situation zu entschärfen, doch verletzte mich sein Verhalten trotzdem. Diese Kalte Art kannte ich nicht von ihm und vermisste ich ihn auch irgendwie. 

Erneut ließ ich meinen Blick schweifen. Noch konnte man die Fläche innerhalb der Halle nicht sehen, da sie verdeckt wurde durch irgendeine Art von Vorhang. Von dieser Seite aus erkannte ich auch, dass noch andere Schüler unter den Zuschauern waren unteranderem Kristina und ihre Clique. Natürlich ließen sie keine Gelegenheit aus um top informiert zu werden über die neusten Ereignisse.

 

Ein leiser Gong ertönte. 

 

Mr Black der einer der vier Lehrer war die am Ende des Saals auf einer erhöhten Positionen saßen, erhob sich und sprach nun durch ein Mikrofon.

 

>>Willkommen zur Leistungsüberprüfung von Phoebe Chione de Civrac, ich bitte die Zuschauer um Stille um auch eine optimale Umgebung für die Teilnehmerin zu gewährleisten. Die gewünschte Umgebung wurde fertiggestellt. Die Prüfung kann beginnen. Ich bitte die Teilnehmerin nun ihren Platz in der Mitte einzunehmen und das Personal den Vorhang fallen zu lassen.<<

Als der Vorhang fiel ging ein Raunen durch die Menge und zeitgleich sprangen meine Freunde und ich auf.  Die Ebene war mit einer 5 mm hohen Wasserschicht überzogen aber das war nicht was uns so in Aufregung versetzte.

Ich blickte nach hinten um zu sehen ob Lyon noch da waren, doch war auch er  verschwunden genauso wie Phoebe die nicht anwesend zu sein schien. 

 

>>Sollte die Teilnehmerin innerhalb fünf Minuten nicht auftauchen wird die Leistungsüberprüfung beendet und sie muss mit ernsthaften Konsequenten rechnen.<<

ertönte erneut Mr Blacks ungeduldige Stimme. 

Von den Plätzen weiter vor, hörte ich das Gekicher von Kristina und ihren nervigen Freundinnen.

 

„Wo halten sich normalerweise die Teilnehmer auf?“ aufgeregt blickte ich Jove an. Dieser schien geistig abwesend zu sein, sodass ich Basir notgedrungen erneut fragen musste. „Es gibt einen Hintereingang, ich bringe dich hin.“ erwiderte er auch sichtlich verwirrt „Nein das ist nicht nötig ich bin tausendmal schneller als du.“ herrschte ich ihn an und sprintete los aus der Halle heraus und umrundetet sie einmal. Als ich den Hintereingang erreichte sah ich nur wie Tyson Phoebes Oberarm fest umklammert hatte und ihr eindringlich zuredete. Sie standen vor der Tür und sie schien sich sichtlich unwohl zu fühlen.  Als ich auftauchte verschwand er mit einem letzten prüfenden Blick zu Phoebe. „Was genau ist hier los Phoebe? Was wollte dieser Kerl von dir?“ gerade als sie zur Antwort ansetzten wollte kam Antolius wie aus dem nichts auf uns zu. Er schien besorgt und fragte sie nach ihrem Wohlergehen. Sie errötete und stotterte „Mir geht es nicht so gut ich glaube es wäre besser wenn die Prüfung abgesagt wird.“ Auffordernd blickte mich der orangehaarige Junge an. Entnervt stöhnte ich auf, es behagte mir zwar nicht die zwei alleine zu lassen doch musste jemand den Lehrern bescheid sagen und Antolius hatte offenbar nicht vor von Phoebes Seite zu weichen. 

 „Ich sage den Lehrern bescheid, ist das ok wenn ich euch alleine lasse?“  fragend blickte ich meine blondhaarige Mitbewohnerin an ,die ziemlich durch den Wind zu sein schien. Sie nickte nur kurz und wendete sich dann wieder Antolius zu.

 „Was genau willst du von mir?“ Sie klang nicht schnippisch viel mehr ehrlich verwirrt. 

 

Das würde mich auch interessieren dachte ich mir nur, musste allerdings auf die Antwort warten die hoffentlich in dem Bericht über das  Gespräche war, den mir Phoebe heute Abend mündlich geben würde, da erstmal wichtigere Dinge zu erledigen waren wie zum Beispiel ihren hübschen Arsch bei den Lehren retten. 

Auch musste ich von ihr Wissen was ihr Rückfall gewesen war auf den ich sie vergessen hatte anzusprechen und was Tyson ihr gesagt hatte.

Ich haderte mit mir, einerseits vertraute ich Mr Connor anderseits, würde ich es wirklich komplett tuen hätte ich nicht so ein komisches Gefühl gegenüber Tyson. 

Zusätzlich zu all den seltsamen Dingen die geschahen, musste ich auch noch hoffen, dass mein Mentor schnell mit neuen Informationen über die zweite Phase herausrückte. Bei dem Gedanken an das Mittel von dem er mir erzählt hatte bekam ich, anstelle eines freudigen Gefühls über die angebliche neue Chance für ein friedliches zusammenkommen, eine Gänsehaut.

Kapitel 12

 Phoebe Chione de Civrac 

 

Krieg ist ewig zwischen List und Argwohn; 

nur zwischen Glauben und Vertrauen ist Friede. 

(Friedrich Schiller)

 

 

Antolius war furchtbar liebevoll und ehrlich besorgt gewesen. Er entschuldigte sich für sein Verhalten mir gegenüber und schob es auf seine Unerfahrenheit was Liebe betraf. 

Er beteuerte, dass er  von nun an für mich da sein würde und die gesamte Zeit über blickte ich in seine warmen dunkel grünen Augen und suchte nach der Wahrheit.  Von dem Selbstsicheren Jungen den ich am See kennen gelernt hatte, war nicht viel übrig. Auch fügte er hinzu, könnte ich ihm alles sagen und ihm jedes noch so kleine Problem anvertrauen.

 Schweißperlen standen auf seiner Stirn und er schien gerade zu verzweifelt.

 Sein Verhalten war schon süß und war es auch das was ich mir insgeheim erhofft hatte. Das Problem war ich  glaubte ihm einfach nicht. 

Ich war nicht so leichtgläubig um zu denken er würde kein Hintergedanken hegen und ich war mich sicher, dass er mein Unwillen spürte.

Ich war nicht weiter auf auf seine Aussagen eingegangen und hatte ihm ein Friedensangebot gemacht in Form einer Einladung zu unserem Stammtisch im Speisesaal. Er hatte es höflich abgelehnt und war dann ins Schweigen verfallen, dass bis zu diesem Zeitpunkt anhielt. Wir waren mittlerweile in Sichtweite von dem Mädchenhaus. Zögerlich hielt er mich fest an meinem Arm, ließ ihn aber sofort wieder los als ich stehen blieb, als hätte er sich verbrannt.

„Basir und Jove werden dir bestimmt einigen Mist erzählt haben und ich meine es Ernst wenn ich sage es tut mir leid. Ich gebe zu, dass ich dich ausgenutzt habe als du betrunken warst und dass ich eine Wette mit Dallas und den Jungs am laufen hatte aber bitte verzeih mir Phoebe. Ich habe noch nie jemanden kennen gelernt wie dich und bitte dich inständig mir noch eine Chance zu geben, lass mich dein Vertrauter sein.“ 

Meine erste Reaktion war Wut. 

Wut auf mich selber, da ich nicht so reagieren konnte wie Akira die ihm eine verpasst hätte für seine Worte. 

Wut auf mich selber, da ich es nicht hab kommen sehen und es noch nicht mal in Erwägung gezogen hatte. Wie Naiv ich doch gewesen war zu  glauben, dass es an mir persönlich lag das er mich mied. Das ich irgendein Fehler begangen hatte oder er mich einfach nicht so sehr mochte wie er angenommen hatte. 

Aber sein ganzen Annäherungsversuche mir gegenüber hatten nie was wirklich mit meiner Persönlichkeit zu tun ,sondern war sein ganzes Verhalten basierend  auf einer dämlichen Wette gewesen.

 Nicht nur das mein erster Kuss alkoholgeschwängert war, nein er war auch noch ein absoluter Reinfall, da absolut keine echten Gefühle mit dabei waren. 

Wut auf meine zwei besten Freunde die es  mir verschwiegen hatten.

Augenblicklich überlegte ich auch ob es Akira gewusst hatte, doch schob ich den Gedanken beiseite. Woher sollte sie es denn bitte gewusst haben?

Fassungslos stand ich vor ihm und meine Gedanken überschlugen sich. Erst als es begann heftig zu Hageln wachte ich aus meiner Trance auf. Ich beobachtete mein Gegenüber der schmerzhaft zusammen zuckte aufgrund der steinharten Körner und beschämt auf den Boden blickte.

Ich selber spürte nichts und blickte ihn nur ausdruckslos an.

 „Du wusstest es nicht.“ stellte er fest und betrachtete dabei eingehend seine Schuhe. 

„Ich denke es ist Zeit für dich zu gehen.“ 

 Ohne nochmal seinen Kopf zu heben, drehte er sich um und ging davon. 

 

„Verdammt Phoebe was habe ich dir gesagt?“ ertönte die schneidende Stimme von Tyson. 

„Was denn? Ich bin doch nicht angetreten, genau wie du es mir befohlen hast.“ bluffte ich ihn wütend an. Mit einem kräftigen Ruck zog er mich Richtung Wohnheim, blieb aber unter dem Vordach stehen. „Ich habe dir gesagt, du darfst ihnen nicht deine Macht beweisen, dass heißt du solltest es auch nicht ausserhalb der Prüfung tuen.“ Er deutete auf mich und dann auf den Himmel. Verwirrt folgte ich seinem Blick und sah, dass ich nicht unter dem Vordach stand und trotzdem keinen der Hagelkörner abbekam. „Du musst dich deutlich besser unter Kontrolle haben Schätzchen, sonst bist du schneller Tod als du eine Alkoholvergiftung erleidest und wie du weist braucht es dafür ja nicht viel.“ zischte er mir noch ins Ohr und verschwand dann hinterm Haus. 

Mir schwirrte der Kopf. 

Ich musste mit jemandem reden.

 Dringend. 

Als ich hoch in mein Zimmer stolperte saßen bereits Akira, Jove und Basir auf meinem Bett. Offenbar waren sie gerade in einem angeregtem Gespräch vertieft doch blickte sie auf als sie das zu knallen der Tür hörten.

„Ihr zwei.“ ich deutete auf die zwei Jungs. „Raus aus meinem Zimmer. SOFORT! Wir reden später.“ Anscheinend wussten sie weshalb ich sauer war. Beschämt blickten Jove und auch Basir schien betrübt. Er wollte gerade etwas ansetzten zu sagen  als ich ihn auch schon unterbrach. „Spar es dir, ich will es nicht hören.“ 

Als die zwei das Zimmer verlassen hatten, sprang Akira auf und umarmte mich. „Er ist ein Mistkerl.“ „Von wem sprichst du jetzt? Von Jove, Basir , Tyson oder Antolius?“ Sie musste grinsen. „Von allen vier.“ 

„Ich brauche deine Hilfe Akira.“ Sofort entließ sie mich aus ihrer Umarmung und blickte mich prüfend an. „Erstmal musst du mir einige Fragen beantworten Süße.“ 

„Das klärt sich währenddessen denke ich.“ 

 

Ich hatte ein DinA2 Poster aus dem Gemeinschaftsraum geholt und an die Wand gehängt über meinem Bett. Gemeinsam saßen wir nun ,jeder mit einem Stift bewaffnet, an dem Ende meines Bettes gelehnt und starrten das noch leere Stück Papier an.  „Ok also wir haben die unterschiedlichsten Rätsel zu lösen und Sachen zu besprechen. Erstmal die Akademie und ihre seltsamen Tests. Was weißt du darüber?“ Ich wollte gerade ansetzten es als ersten Punkt auf das Plakat schreiben als Akira mich festhielt. „Das was ich dir jetzt erzähle, darfst du erstmal niemandem anderes erzählen ok?“ Ich nickte nur und setzte mich wieder. Akira begann zu erzählen über die sogenannte Phase eins die gerade statt fand und Phase zwei die langsam eingeleitet wurde. Auch erzählte sie mir von dem Gespräch mit ihrem Mentor heute Mittag und mit jedem Wort das sie sprach wuchs mein Unbehagen mehr.  In den zwei Minuten die ich brauchte um ihre Worte zu verdauen begann sie mit dem aufschreiben. 

Ein Oberpunkt war die Akademie. Darunter schrieb sie in Stichpunkten einmal Phase eins dann Übergang zur Phase zwei, dazu noch die Erfindung von dem Mittel mit einem Fragezeichen dahinter und das Auswahlverfahren, dass stattfinden sollte angeblich. Ein Pfeil ging noch zur Regierung über, da uns beide bewusst war, dass hinter alles was geschah diese stand. 

Die Mentoren Sache ließen wir erst einmal aus, da es relevantere Dinge gab wie zum Beispiel die Drohungen die ich erhalten hatte. Akira wollte mir kaum glauben, als ich ihr berichtete von der Drohung  die gegen mich ausgesprochen worden war als ich auf der Bank saß und dann auch noch der Zettel den ich erhalten hatte. 

„Denkst du nicht, dass Tyson etwas damit zu tun haben könnte? Ich meine seit dem er auf die Akademie gekommen ist, hat die ganze Sache erst begonnen. Auch die Tatsache, dass er verhindern wollte das ich der Akademie meine Macht demonstriere ist seltsam…“ grübelte ich laut nach. „Ich weiß nicht..“ Akira schien zu zögern. „Es ist nur..Ich vertraue Mr Connor blind und der meinte ich kann Tyson trauen. Es gibt keinen Grund an dem Wort meines Mentors zu zweifeln oder? Ich meine klar Tyson scheint wirklich sehr verdächtig zu sein aber wir haben keine Beweise und beim Training war er zwar streng und auch abweisend aber keines Falls böse oder so.“ 

Gemeinsam lehnten wir uns wieder zurück und betrachteten das Poster auf dem nun ein weitere Punkt mit Drohung stand und der schwarze Zettel klebte.

„Überlegen wir doch mal wer nicht beim Essen war an dem Tag wo du die Drohung per Zettel erhalten hast.“ 

Sie hatte recht, wir mussten überlegter Vorgehen. 

„Basir und Jove waren nicht da, genauso wie..“  „Antolius.“ sagte wir beide gleichzeitig und blickten uns an. Sofort legte meine Mitbewohnerin ihre Stirn in falten. „Glaubst du echt er würde sowas tun? Ich weiß was er die angetan hat ist absolut eklig und ich stelle auch nicht in Frage, dass er ein Arschloch ist aber warum sollte er so etwas tun?“ 

„Woher wusstest du davon und seit wann?“ wütend funkelte ich sie an. 

„Basir und Jove haben mir gerade davon erzählt. Basir hatte eine Vision erhalten in der Antolius dir alles beichtete, deswegen ist er sofort mit Jove im Schlepptau hergekommen und hat es mir erzählt.  Sie meinten auch, dass sie ihn an dem Abend kurz vor dem Essen abgefangen und zur Rede gestellt hatten.

 Das könnte gemeint gewesen sein mit der Botschaft auf dem Zettel „Deine Freunde können dich nicht immer beschützen.“ Oder? Außerdem warum bitte diese seltsamen Farben? Hellgrüne Farbe auf schwarzem Papier.. Denkst du es bedeutet etwas Phoebe?“ Verzweifelt ließ ich mich mit dem Kopf voran auf meine Matratze fallen. 

„Es soll nichts bedeuten. Es darf nichts bedeuten. Mir sind das zu viel Deutungen, potentielle Bedeutungen und ungeklärtes Zeug.“ Akira überging mein kleines Tief einfach.

„Ich schreibe noch Antolius und Tyson auf mit ihrem seltsamen Verhalten ok?“ fragte sie mich zögerlich. Ich grummelte nur zur Zustimmung.

 Da unser Zimmer von niemandem sonst betreten wurde außer von der Putzfrau einmal in der Woche und uns konnten wir das nun beschriebene Poster erstmal hängen lassen. „Haben wir irgendwas vergessen?“ fragte ich meine Mitbewohnerin als ich es ein weiteres mal betrachtete. „Ja. Erstmal möchte ich wissen warum du nach Tysons Aufforderung deinen schon lang ersehnten Test ohne zu zögern ausfallen hast lassen.“ Ich stöhnte auf und rieb mir einmal über meine Augen.   „Als dieser Tyson auf mich zu kam und meinte „Tu das nicht, zeig ihnen nicht wie stark du geworden bist. Vertrau mir bitte.“ habe ich nicht lange gezögert. Nicht nur wegen seinem drängenden Tonfall oder weil mein Arm  unter seinem Griff schon begann zu schmerzen. Weißt du dein Mr Connor hat nicht ganz Unrecht. Es IST seltsam, dass die Regierung so plötzlich für den Bau der Akademie und für die Förderung von Gesegneten war. Ich habe nicht viel davon mitbekommen zu der Zeit als der Beschluss durch den Rat ging, doch war mein Vater zunehmend gestresster gewesen und hat immer was von „aufrüsten“ gefaselt wenn er sich unbeobachtet fühlte. Eine ziemliche witzige Angewohnheit von ihm ist das Laut denken. Obwohl er schon so furchtbar alt ist, konnte er es noch nie ganz abstellen.“ ich grinste bei der Erinnerung.

„Ich habe übrigens was vergessen. Schreib mal auf „Unterschiedliche Rassen der magischen Wesen der Nacht“ oder so. Ich bin über den Begriff bei den Regeln für den Frühlingsball gestolpert. Seltsam oder?“ Akira nickte nur und schrieb eifrig auf. „Wenn wir gerade dabei sind. Tyson hat mich auch aufgezogen wegen unserem Geschichtsunterricht. Glaubst du da ist irgendwie mehr dran?“ Ich zuckte nur mit den Schultern. „Keine Ahnung aber schreib es lieber bei ihm mit auf, nicht das wir irgendwas übersehen.“ Sobald man anfing eine Sache zu hinterfragen fing man auch an andere Dinge für seltsam zu erachten, sodass man begann mit einem Vorkommnis und endete mit gefühlt tausend anderen. 

Das Ergebnis mit all den offenstehenden Fragen ließ sich sehen und bereitete mir ungemeine Kopfschmerzen. Auch Akira stöhnte auf. „Dieser Anblick ist verdammt deprimierend, ausserdem habe ich Hunger weil ich weder Mittag noch Abendessen konnte. Wie sieht es bei dir aus?“

„Es gibt kaum richtiges Essen unten in der Küche und ich weiß nicht ob ich schon bereit bin Basir und Jove zu verzeihen.“  Überging ich ihre letzte Frage einfach um klar zu stellen, dass Essen machen unweigerlich mit einer Versöhnung mit den zwei Jungs zu tun hatte.Es war auch Akira bekannt, dass eigentlich nur bei ihnen etwas richtiges zu Essen im Schrank stand. „Ach komm schon bitte.“ flehend waren ihre großen grünen Augen auf mich gerichtet. „Du wirst ihnen es früher oder später eh verzeihen.“

„Warum warst du denn heute nicht beim Mittagessen?“ tatsächlich hatte ich das erste mal wieder alleine mit Jove gegessen, da Basir eine extra Stunde gehabt hatte. „Überstunden mit Tyson und Lyon geschoben.“ grummelte sie. „Dusch dich erstmal, du hast immer noch deine Trainingsklamotten an und stinkst.“ forderte ich sie auf. 

Während ich das rauschen der Dusche hörte tippte ich Jove schnell eine Nachricht in der ich schrieb, dass ich ihnen bereit war zu verzeihen wenn sie uns ihre Küche plus Inhalt heute Abend zur Verfügung stellten. Er sagte mir sofort zu und schrieb noch mal wie leid es ihnen beide tat. Ich ignorierte dies und zog mich schnell um. Duschen musste ich nicht, da ich mich aufgrund der Vorbereitungen für meine Überprüfung vom Sport Unterricht abgemeldet hatte und mich heute morgen schon gewaschen hatte. 

Als Akira mit einem Turban auf dem Kopf in form eines Handtuchs aus dem Zimmer lugte und mich fragen anblickte grinste ich nur und freudestrahlend fiel sie mir um den Hals. „Danke, Danke, Danke, dass du mich nicht verhungern lässt.“  „Los zieh dir noch was über deine Unterwäsche. Das Föhnen kannst du dir doch sparen oder?“ bat ich sie. 

„Ach warum denn die Eile?“ neckisch hob sie eine Augenbraue. „Kann es sein, dass da jemand auch Hunger hat?“ fragte sie lachend und begann mir in den Bauch zu piksen. „Oder sehnst du dich so sehr nach den zwei, dass du keine Sekunde mehr ohne sie kannst?“ 

Ich stöhnte nur auf und schubste sie in die Richtung von ihrem Kleiderschrank. Überrascht kippte sie zur Seite und fiel gegen einen ihrer Bettpfosten. „Autsch.“ Sie rieb sich ihre Hüfte und funkelte mich dann spielerisch an „Das zahl ich dir heim.“ und wollte schon auf mich springen.  „Oh nein!“ demonstrativ schob ich meine Jeanshose  bis zu meinem Knie hoch und präsentierte ihr mein dunkelblaues Schienbein. „Weist du noch, als du plötzlich Durst bekommen hast gestern und ich dich, weil ich so eine verdammt nette Freundin bin, zum Waldrand gebracht habe?! Du hast mir als Zeichen, dass Basir und Jove nicht mitkommen sollen gegen mein Bein geschlagen  mit voller Wucht! Weißt du eigentlich wie das weh tat?! Ich habe so scheiß Entwickelte Vampirsymptome, da brauche ich so etwas nicht auch noch als Handicap  du Biest! “ gespielt empört blickte ich sie an und musste schmunzeln, als ich sah wie sie mit sich rang. „Ist ja ok, es tut mir leid und wir sind quitt. Vielen Dank übrigens nochmal für deine Hilfe. Es ist echt beschissen wenn deine Instinkte beginnen die Kontrolle über dich zu gewinnen.“ 

 „Habe ich gemerkt.“ Es schauderte mich bei der Erinnerung ihrer wild glänzenden Augen. Wäre zu dem Zeitpunkt ein Kaninchen über den Weg gehopst, hätte sie es ohne zu zögern mit ihre Zähnen zerfleischt. Ekelige Vorstellung. 

 

 

„Ah da seit ihr ja. Schön euch zu sehen, tretet doch ein.“ Jove, ganz der Gentleman, hatte uns die Tür geöffnet und Basir stand schon bereit um uns unsere Jacken abzunehmen. Schleimer.

 „Was habt ihr denn da mitgebracht?“ fragte dieser und deutete auf das eingerollte Plakat in meiner Hand. „Wir, eher gesagt ich, muss euch während wir beziehungsweise Akira kocht einiges erzählen und bevor ihr wieder anfangt euch zu entschuldigen : Ich will zum Thema Antolius nichts mehr hören verstanden? Das nächste mal rückt ihr sofort mit solchen Informationen heraus!“

 

Es wurde ein richtig lustiger Abend. Nachdem Akira sich mit der Rolle als Köchin abgefunden hatte, da Jove vor gehabt hatte keine Geschichte auszulassen in der ich in der Vergangenheit bewiesen hatte wie untalentiert ich in dem Bereich doch war, begann sie mit der wohl leckersten selbstgemachte Tomatensuppe die ich je in meinem Leben gegessen hatte. Ich breitete währenddessen das Plakat aus auf dem großen Esstisch und erklärte es den zwei Jungs kurz und knackig. Ab und zu unterbrach mich Akira wenn ich irgendwas wichtiges vergessen hatte zu erwähnen oder wenn sie meinte mich zusätzlich noch bestärken zu müssen. Die Reaktion der Jungs war heftig. Naja zum mindestens die von Jove, der die ganze zeit das Plakat anstarrte und nicht glauben konnte was er da hörte, während man bei Basir schon wieder das Gefühl hatte er wusste mehr als er zu gab. 

„Ich hatte eine Vision vor drei Tagen.“ begann er zu erzählen. „Erst dachte ich es wär eine Erinnerung von einem  Vampire der früher wo noch offene Jagd auf uns Gesegnete erlaubt wurde mit ihnen experimentiert hatte. Er  injizierte ihnen eine Flüssigkeit, wodurch dieses, festgekettet an ihre Betten, sofort begannen zu krampfen. Ich konnte das Gesicht nicht sehen von dem .. wie soll ich es nennen..Patienten?Versuchsobjekt? Nun mache ich mir eher Sorgen, dass es eine Zukunftsversion ist, wenn nicht sogar eine aus der Gegenwart.“ 

Neugierig hielt Akira inne beim hacken der Tomaten. „Du hast echt eine besondere Gabe Basir. Hast du auch schon mal was von meiner Zukunft gesehen?“ Dieser mied ihren Blick antwortete aber „Nein. Dafür aber aus deiner Vergangenheit oder Gegenwart ich weiß es nicht.“ „Oh.“ Ohne darauf weiter einzugehen setzte sie das schneiden der Tomaten in kleinste Scheiben fort. Die bedrückte Stille wurde von Leo unterbrochen, der völlig kaputt in die Küche schlurfte. Erstaunt blieb er stehen und musterte uns. 

„Was tut ihr denn hier um die Uhrzeit? Und wisst ihr wo sich Antolius aufhält?“ kurz schwieg er und kratzte sich nachdenklich am Kopf. „Ah und Phoebe stimmt es, dass du nicht deine Leistungsüberprüfung wahrnehmen konntest? Ich glaube die Lehrer sind ziemlich wütend insbesondere die Mercer.“ Fragend blickte ich zu Akira. 

Diese hob nur abwehrend die Hand „Ich habe ihnen gesagt du fühlst dich nicht gut und kannst nicht an der Prüfung teilnehmen. Mrs Mercer hat mich dann mit ihrer Hand berührt, was echt furchtbar unangenehm gewesen war müsst ihr wissen, nur um dann zu nicken. Offenbar musste ich so besorgt gewesen sein, dass sie es mir abgekauft hat. Ich weiß nicht ob es überzeugender gewesen wäre wenn du selber hingegangen wärst.“  Beschwichtigend hob ich meine Hand. „Ist schon gut ich bin dir sehr dankbar. Aber ja Leo es ist, wie du gehört hast, wahr. Mir ging es nicht besonders gut.

Achso und wegen deiner restlichen Fragen: Basir und Jove haben sie uns aus Pflichtgefühl überlassen, da Akira nicht in der Lage gewesen war heute was zu essen und wo Antolius sich aufhält habe ich keine Ahnung und würde ich mir auch wünschen du erwähnst den Namen erstmal nicht wenn ich in der Nähe bin.“ übertrieben freundlich lächelte ich ihn an. Der blonde Gestaltenwandler war offenbar überfordert mit der Situation, setzte sich auf einen der Hocker an der Theke und ließ erstmal meine Worte sacken . „Ah stimmt Akira muss ja jetzt auch das Monster Training ertragen. Warte nur bis sie dich um fünf Uhr morgens aus dem Bett zerren um mit dir laufen zu gehen.“ Wenn er der wüsste, dachte ich mir nur und musste mir ein schmunzeln verkneifen. Akira blickte mich warnend an, noch immer wollte sie, dass so wenig Leute wie möglich von ihren morgendlichen Aktivitäten ,also das Stillen ihres Blutdurstes, erfuhren. „Du hast recht, heute zum Beispiel hatte ich keine Pause zwischen den einzelnen Stunden weil meine Lehrer nicht zufrieden mit mir waren.“ Sie ächzte bei der Erinnerung und alle, auch Basir, begannen zu lachen. 

Um mich ein wenig zu reizen begann Jove zu prallen wie toll doch ihr eigenes Haus wäre. Tatsächlich war es wunderschön und momentan nur von Antolius, Leo, Jove und Basir bewohnt. Das Erdgeschoss in dem wir uns momentan befanden, war komplett verglast und beinhaltet eine Küche, ein großes Esszimmer, ein noch gemütlicheres Gemeinschaftsraum mit Sofas , Schreibtischen und Sesseln und ein kleines Kino. Oben war noch ein richtiger Computerraum und eine kleine Bibliothek eingerichtet und die Doppelzimmer. Der ganze Stolz des Hauses war allerdings der Pool der im „Garten“ gebaut worden war, aus welchem Grund auch immer. 

Durch das ganze Haus zog sich allerdings das Chaos. Mittlerweile hatten sich sogar die Haushaltskräfte geweigert hier sauber zu machen, sehr zum Leidwesen der Jungs.  Kein Raum war wirklich aufgeräumt, was einer der Gründe war warum wir nie auf die Idee kamen uns bei ihnen im Zimmer zu treffen. „Hör auf mir unter die Nase zu reiben, dass ich meine Chance hier einzuziehen wohl erstmal verpasst habe Jove.“ ich sah wie Basir schmunzelte und haute ihm in die Rippen. Er sah das als Einladung einen Arm um meinen Hals zu nehmen, meinen Kopf nach unten zu drücken und mit der freien Hand einmal durch meine Haare zu rubbeln. „Och sei doch nicht traurig Liebling, deine Zeit wird auch noch kommen.“ Wie ich ihn doch hasste.

 

Während des Essens schwiegen wir und kauten genüsslich auf den vorzüglichen Spagetti herum. 

Die Jungs hatten es sich nicht nehmen lassen sich ein zweites Abendessen zu genehmigen, sodass am Ende nichts übrig blieb.

Zu meiner großen Freude verstanden sich Akira und Basir ,zum mindestens unbewusst, auch wieder besser.  

Als wir zwei uns dann gegen Mitternacht aufmachen wollten in unser Zimmer hatte ich das erste mal Angst auf dem Gelände in der Dunkelheit. Auch Basir schien sich unbehaglich zu fühlen sodass er sich bereit erklärte uns zum Haus zu begleiten. Jove ließ sich den kleinen Spaziergang natürlich auch nicht nehmen und so wurden wir zu unserem Mädchenhaus von meinen zwei besten Freunden eskortiert. Ich war irgendwie froh, dass sich das zwischen uns so schnell wieder geklärt hatte. Wenn ich ehrlich war konnte ich es ihnen auch nicht wirklich verübeln. Sie wollten mir einfach nur nicht noch mehr Kummer bereiten und sich selbst um die Angelegenheit kümmern. Es war bestimmt kein Zufall gewesen, dass Antolius nicht im Haus gewesen war. 

 

 

Der nächste morgen kam viel zu früh. Ein Wecker war absolut unnötig zu stellen, da dass Sonnenlicht in unser Zimmer so penetrant schien,dass man nur wach werden konnte. 

Als ich langsam meinen Körper erhob sah ich,dass Akira noch tief schlummerte. Das zum Thema man konnte nicht anders als wach werden. Offenbar machte ihr die Sonne nichts aus. Ich unterdrückte den Wunsch ihr mein Kopfkissen ins Gesicht zu schlagen, damit sie mein grausames Schicksal teilte und schlurfte in die Küche, da es bereits 7:20 Uhr war. 

Die Blicke die man mir zuwarf waren Goldwert. Ich nahm mir fest vor nun öfters in kurzer Schlafanzughose, Top und wirren Haaren nach unten zu gehen, nur um zu sehen wer dieses mal einen Herzinfarkt bekam. 

Ich aß seelenruhig meine Cornflakes und machte dann noch zwei Toasts mit Honig die ich mit nach oben nahm. 

Akira schlief IMMER NOCH. Leise ging ich ins Bad und füllte kaltes Wasser in einen der Becher, die normalerweise als Zahnbürstenhalter fungierten. 

Auf Zehenspitzen schlich ich zu ihr und beobachtete sie erst einmal. Übern Kopf zu  gießen war zu langweilig, ausserdem müsste sie dann bestimmt duschen und das wollte ich erstmal machen. Daher entschied ich es in ihren Ausschnitt zu kippen was natürlich viel weniger hinderliche Auswirkungen haben würde. Zum mindestens für mich. Hähä.

Ihre Reaktion war… Aufbrausend? Ok eher wie das eines brodelnden Vulkans. Ehe ich mich versah hatte ich ein Kopfkissen im Gesicht und wurde auf den Boden gedrückt. Wütend blitzten ihr Augen „Bist du völlig von Sinnen?“ kreischte sie und wollte erneut mit dem Kopfkissen auf mich einschlagen als ich übertrieben freundlich begann zu lächeln. „Frühstück?“ Ein letztes mal bekam ich einen Schlag ins Gesicht und hatte dann erstmal wieder Ruhe, während meine Mitbewohnerin ihre zwei Toasts auf ihrem Bett verschlang. Auf ihrem Hellblauen Top konnte man ideal die dunkle Linie verfolgen, die von ihrem Ausschnitt sich nach unten zog. Ich hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. Bevor sie irgendwie weiter Rache an mir nehmen konnte verschwand ich im Bad mit meiner Schuluniform. 

 

Da heute Mittwoch war, hatte ich Schauspiel zusammen mit meiner Mitbewohnerin und Anatomie.

Als ich Akira nach ihrem Stunden fragte, sagte sie dass sie Schauspiel und  Physik hatte. Dieses Mädchen hatte eindeutig einen narren an Zahlen gefressen.

Nachdem Akira sich endlich dazu bewegen ließ sich anzuziehen kamen wir auch fast pünktlich zum Unterricht. Mr Belle, ein gutherziger und freundlicher Lehrer der auch Literatur unterrichtete, lächelte uns nur freundlich aus blauen Augen an und bat uns doch zu ihm in die erste Reihe zu kommen. Stöhn.

„Basir bitte präsentier doch der Klasse einen Inneren Monolog aus einem dir bekannten Drama, damit sie verstehen was ich von Ihnen verlange und wonach ich die Rollenverteilungen abhängig mache. Wie wärs mit Hamlets „Sein oder nicht sein?“ Dieser ging seiner Bitte nach und stellte sich vor uns auf die Bühne.

 

„Sein oder Nichtsein; das ist hier die Frage: 

Obs edler im Gemüt, die Pfeil und Schleudern 

Des wütenden Geschicks erdulden oder, 

Sich waffnend gegen eine See von Plagen, 

Durch Widerstand sie enden? Sterben - schlafen - 

Nichts weiter! Und zu wissen, daß ein Schlaf 

Das Herzweh und die tausend Stöße endet, 

Die unsers Fleisches Erbteil, 's ist ein Ziel, 

Aufs innigste zu wünschen. Sterben - schlafen - 

Schlafen! Vielleicht auch träumen! Ja, da liegts: 

Was in dem Schlaf für Träume kommen mögen, 

Wenn wir die irdische Verstrickung lösten, 

Das zwingt uns stillzustehn. Das ist die Rücksicht, 

Die Elend läßt zu hohen Jahren kommen. 

Denn wer ertrüg der Zeiten Spott und Geißel, 

Des Mächtigen Druck, des Stolzen Mißhandlungen, 

Verschmähter Liebe Pein, des Rechtes Aufschub, 

Den Übermut der Ämter und die Schmach, 

Die Unwert schweigendem Verdienst erweist, 

Wenn er sich selbst in Ruhstand setzen könnte 

Mit einer Nadel bloß? Wer trüge Lasten 

Und stöhnt' und schwitzte unter Lebensmüh? 

Nur daß die Furcht vor etwas nach dem Tod, 

Das unentdeckte Land, von des Bezirk 

Kein Wandrer wiederkehrt, den Willen irrt, 

Daß wir die Übel, die wir haben, lieber 

Ertragen als zu unbekannten fliehn. 

So macht Bewußtsein Feige aus uns allen; 

Der angebornen Farbe der Entschließung 

Wird des Gedankens Blässe angekränkelt; 

Und Unternehmen, hochgezielt und wertvoll, 

Durch diese Rücksicht aus der Bahn gelenkt, 

Verlieren so der Handlung Namen. - Still! 

Die reizende Ophelia! - Nymphe, schließ 

In dein Gebet all meine Sünden ein!“

 

Ich kannte Basirs Talent bereits doch hörte ich neben mir Akira beeindruckt die Luft einziehen.

Er war wirklich verdammt gut. Seine ganze Körperhaltung ändert sich sobald er auf der Bühne stand und auch seine Stimmlage wurde immer einen Ton tiefer. 

Es kam einem gerade zu so vor, als würde er sich wirklich mit Leben und Tod auseinandersetzten und auch der Konflikt im ersten Satz, ob man sein Schicksal annehmen soll oder nicht, präsentierte er mit einer solchen Glaubwürdigkeit und Willenskraft, dass man gar nicht anders konnte und vollkommen von dem Jungen auf der Bühne eingenommen wurde.

Nach dem das letzte Wort verklungen war begonnen alle Anwesenden tosend zu Applaudieren. Es war gerade zu komisch wie die Mädchen begannen zu sabbern sobald Basir auch nur das Wort erhob. 

 

„Wer möchte sonst noch etwas vorstellen?“ fragte Mr Belle nachdem Basir wieder Platz genommen hatte. Sofort erhob sich Kristinas Arm aus den hinteren Reihen. Innerlich stöhnte ich auf. 

„Was möchtest du vorstellen?“ „Ophelias inneren Monolog den sie in der selben Szene spricht.“ „Na dann, die Bühne gehört dir.“

Kristina hatte auch eine unglaubliche Bühnen Präsenz, weil sie genau wusste mit welcher Körperhaltung und welcher Ausstrahlung man Aufmerksamkeit bekam.

   Sie räusperte sich noch einmal kurz, schlug leicht auf ihre Lunge um noch einmal ihre Titten zum Wackeln zu bringen und begann dann.

 

„O welch ein edler Geist ist hier zerstört! 

Des Hofmanns Auge, des Gelehrten Zunge, 

Des Kriegers Arm, des Staates Blum und Hoffnung, 

Der Sitte Spiegel und der Bildung Muster, 

Das Merkziel der Betrachter: ganz, ganz hin! 

Und ich, der Fraun elendeste und ärmste, 

Die seiner Schwüre Honig sog, ich sehe 

Die edle, hochgebietende Vernunft 

Mißtönend wie verstimmte Glocken jetzt, 

Dies hohe Bild, die Züge blühnder Jugend, 

Durch Überschwang zerrüttet: Weh mir, wehe, 

Daß ich sah, was ich sah, und sehe, was ich sehe.“

 

Neben mir begann Akira hinter vorgehaltener Hand zu kichern. Ich stieß sie an und warf ihr einen warnenden Blick zu, der allerdings seine Wirkung verlor als meine Züge um meinen Mund begannen verdächtig zu zucken. „Oh welch eine näselnde Stimme doch unser Gehör zerstört!“ raunte ich in ihr Ohr und das war der Moment wo sie sich nicht mehr halten konnte. Lachend, den Tränen nahe sackte sie neben mir im Stuhl zusammen. Dies blieb natürlich keines Falls unbemerkt. Nachdem auch die letzten Worte endlich gesprochen waren, stemmte unsere reizende Ophelia ihre Hände in die Hüfte und blickte auf uns pikiert hinab. Akira war ganz klar die jenige die schlechten Einfluss auf mich verübte, nicht andersrum, dass musste ich der Mercer bei Gelegenheit mal klar machen. Die Gefühle, die sie über meine Hand dann lesen würde wären so ehrlich und überzeugend, dass sie nicht anders könnte als mir zu glauben. 

 

„Miss Contarini, haben sie irgendwas zu sagen?“ auch unser Lehrer schien nun langsam die Geduld zu verlieren mit der mittlerweile weinenden Akira. 

Diese versucht zu etwas anzusetzen, verschluckte sich dann aber und begann zu husten. Von hinten wurde ihr auf den Rücken geklopft von einer großen Hand die Basirs sehr ähnelte. Ach wie süß ihr Prinz rettete sie. 

„Wie wärs du versuchst es einfach auch einmal?“ schlug dieser nun laut vor. Das war gemein und schickte sich überhaupt nicht für einen Prinzen.

Mr Belle schien von der Idee angetan und auch Kristina restlos begeistert. Sie sah die Chance Akira vor den, immer hin zwölf Schülern, der Schauspielkurs war einer der größten, bloßzustellen. „Ich bitte aber wenigstens um zehn Minuten Vorbereitungszeit im Namen von Akira.“ schaltete ich mich ein um das Schlimmste zu verhindern. „Nicht nötig.“ japste diese und stand langsam auf. Auf dem Weg zur Bühne wischte sie etwas um ihre Augen herum, was das ganze allerdings eher verschlimmerte als verbesserte.

Kurz blickte ich in das schadenfrohe Gesicht von Basir und warf ihm einen tödlichen Blick zu. Nein sein Verhalten schickte sich wirklich überhaupt nicht für einen Prinzen. 

 

Akira war eine unglaubliche Ophelia. In den wenigen Sätzen die dieser Monolog beinhaltet vermittelte sie all die Verzweiflung und Trauer die sie verspürte aufgrund des Verlustes ihres Liebhabers, in so einer authentischen Art und Weise, ihr verwischtes Make-up half dabei natürlich auch, dass das schadenfrohe Grinsen von Kristinas und Basirs Gesicht nach dem ersten Satz schon weggewischt war. Während Basir nach dem letzten Satz allerdings begann zu applaudieren, verzog Kristina nur ihr Gesicht und versank beleidigt in ihrem Stuhl. „Wow, ich denke es ist klar wer in unserem diesjährigen Stück Luise und Ferdinand spielt.“ vergnügt klatschte Mr Belle in die Hände. Ein aufgeregtes Murmeln ging durch die Menge. „Genau richtig geraten. Wir werden „Kabale und Liebe“ vorführen, ein bürgerliches Trauerspiel verfasst von Friedrich Schiller. Wir konnten diesen übrigens überreden auch zu Vorführung zu kommen.“ allgemeiner Applaus brach nun aus. Friedrich Schiller war ein steinalter Vampir, dessen Leben einzig aus dem Verfassen von neuen Werken bestand  und seine alten auf den Bühnen aller Welt zu präsentieren. 

Nachdem der Unterricht beendet war und wir noch schnell unsere Sachen einpackten rief uns Mr Belle nochmal zurück. „Dieses Stück soll zweimal aufgeführt werden, einmal schon in 2 Wochen in Rom und einmal an unserem sieben jährigen Jahrestag, wo wir zur Feier des Tages einriesiges Fest veranstalten werden. Ihr seht also wir haben einen straffen Zeitplan. Da ihr ja alle eine gute Note und der Akademie alle Ehre machen wollt, werden wir von nun an in der Mittagspause zusätzlich zu den Unterrichtsstunden üben. In eurer Freizeit werdet ihr die Rollen auswendig lernen damit nicht auch noch das in der eh schon wenigen Unterrichtszeit getan werden muss. Die Musik Phoebe brauche ich von dir in spätestens nächsten Mittwoch und an das Bühnenteam : auch die Kostüme und die Bühnenbilder sollten bis dahin fertig sein.“ Prüfend blickte er in jedes unserer Gesichter. Murrend nickten wir und machten uns dann auf den Weg zur nächsten Stunde. „Du kümmerst dich also um die Auswahl der Bühnenmusik? Entspannt.“ mit einer hochgezogenen Augenbraue musterte mich Akira. Meine Antwort wurde mir von Basir abgenommen „Sie trifft nicht die Auswahl Luise ,sie komponiert die Musik.“ „Als ob Ferdinand.“ „Frag sie doch selbst warum sie, obwohl sie komplett talentfrei auf dem Schauspielerischem Gebiet ist, diesen Kurs belegt hat?“ „Ernsthaft Phoebe?“ unsere zukünftige Luise blickte mich bewundernd an. Ich zuckte nur mit den Schultern und verabschiedete mich mit einem „Ich will nicht zu spät zu Anatomie kommen!“Ich beeilte mich wirklich, da ich keine Sekunde von  meinem Lieblingsfach verpassen wollte. 

 

Ich wusste mittlerweile alles über den Körper von Vampiren. Jeder Knochen und jede noch so kleine Blutbahn kannte ich bei Namen . Meine Lehrerin Mrs Flair, gab mir meist extra Unterricht während die anderen Stillarbeit zu tun hatten.

Natürlich ging der Unterricht auch um die Unterschiede von Menschen und Vampiren und war oft sehr theoretisch, doch war er manchmal eben auch praktisch veranlagt, was mir noch mehr Spaß machte als jedes Gerede von meiner Lehrerin. 

Letztes Semester lernten unteranderem auch noch inwiefern die Hautbeschaffenheit vollwertiger Vampire damit zu tun hatte, dass sie bei Tageslicht nicht ihre ganzen Kräfte ausschöpfen konnten.

Dieses Semester würden wir mit dem Unterricht über Gesegnete endlich beginnen. Vor allem interessierte es mich sehr, wie die Verwandlung von statten ging und was für Reaktionen in unserem Körper hervorgerufen werden die unsere Kräfte entfachten. Außerdem wollte ich auch erfahren wieso diese Injektion von dem Blut unserer Eltern so gefährlich und die Vorbereitungszeit so endlos lange war. Man könnte meinen die Schüler an dieser Akademie wussten darüber bescheid, doch bekamen wir alle dasselbe gesagt : physisch und psychisch mussten wir uns im Gleichgewicht befinden, da wir sonst die Verwandlung nicht überleben würden. 

Seit dem meine Mutter krank geworden war, wollte ich nicht gleich Medizinerin werden, sondern erstmal lernen wie die Anatomie von Vampiren war. Meine Therapeutin, die ich zu Beginn meiner Zeit auf der Akademie aufsuchen musste, legte mir daraufhin dieses Unterrichtsfach nahe, da sie meinte ich könnte es so vielleicht besser verstehen oder den Verlust besser kompensieren. Völliger Schwachsinn aber meinetwegen. So konnte ich ihr wenigstens meinen guten psychischen Zustand und die Therapiesitzungen begründet für unnötig erklären.

 Viele der Schüler mussten zur Therapie, da ihr seelischer Zustand oft durch grausame Geschehen in der Vergangenheit, wie der Verlust von Eltern auf Grund des Verbandes, sehr angeschlagen war und die Akademieleitung sicher gehen wollte, dass es uns auch gut ging. 

 

 

Die Woche plätscherte so dahin ohne weitere Vorkommnisse.

 Basir und Akira näherten sich weiter unbewusst ein wenig an, da sie aufgrund des Schauspielkurs viel Zeit miteinander verbringen mussten. 

Mr Belle eröffnete uns, dass das Stück bereits nächstes Wochenende aufgeführt werden sollte, was die zwei dazu brachte noch mehr Zeit neben all dem Training und dem Unterricht gemeinsam zu verbringen um das Stück zu proben. Mittlerweile kam ich damit absolut klar das die zwei sich eigentlich so gut verstanden, denn ich wusste Akira würde ihn mir nicht wegnehmen, zum einen weil sie es gar nicht wollte und zum anderen weil sie es gar nicht konnte. 

Mit Jove war es wie immer verdammt komisch. Die meiste Zeit nervte er die zwei tragisch Verliebten und forderte Akira immer wieder dazu auf gegen ihn zu kämpfen in ihrer wenigen Freizeit.  Der Typ stand anscheinend einfach auf Niederlagen.

Als dann das Wochenende kam, spannten alle ein wenig aus. Nur ich kam nicht zur Ruhe, da ich  noch nicht ein Lied fertig hatte. Es war zum verzweifeln. Jedes mal wenn ich mich in den Musiksaal setzte überkam mich in eine innere Unruhe und das Gefühl beobachtet zu werden.  Ich würde das Wochenende zum Komponieren nutzen müssen, auch wenn das hieße ich müsste nach Neapel um ein Klaviersaal dort zu mieten nur um ansatzweise produktiv zu sein. 

Als auch der Samstag, den ich im Musiksaal der Akademie verbrachte, von dannen ging , ohne dass ich irgendwas geschafft hatte, machte ich mich frustriert auf ins Zimmer. Meine Freunde waren mir den ganzen Tag geflissentlich aus dem Weg gegangen, da sie wussten wie gereizt ich war und ich sie gebeten hatte mich nicht beim komponieren zu stören.

Als es leise klopfte war ich bereits fast weg gedämmert obwohl es erst 18:00 Uhr war. 

„Hey Phoebe kommst du mit zum Bootssteg? Lyon meinte, dass er uns gerne mitnimmt auf sein Segelboot bei dem die Reperaturen gestern abgeschlossen wurden.“

Ohne lange zu zögern stimmte ich zu. Diese Ruhe in dem Zimmer machte mich krank und fürs Schlafen war es noch eindeutig zu früh.

 

Gemeinsam schlenderte ich mit Akira zum Haupteingang, wo wir uns alle treffen wollten. Ich beobachtete meine Mitbewohnerin und musste lächeln bei ihrem Anblick. Sie hatte sich meinen kurzen Jeansrock angezogen, dazu trug sie schwarze Boots und ein einfaches graues Langarmshirt.  Ihr Haut war mittlerweile noch brauner geworden aufgrund der ganzen Zeit die sie draußen verbracht hatte und ihre einst tief braunes ,fast schwarzes welliges Haar war heller und länger geworden .Doch das war es das gar nicht was mich so fröhlich stimmte. Es war das Lächeln was ihr volle Lippen zierte und das glitzern in ihren grünen Augen, das von Lebensfreude zeugte.

Kapitel 13

 

 Akira Zoe Contarini

 

Jealousy

jalousie/jealousy

"A sentiment which is born in love and which is produced by the fear that the loved person prefers someone else "(Littré).

 

Schon von weitem konnte ich hören wie Tyson und Lyon zu diskutieren schienen. Auch Phoebe schien es nach kurzer Zeit zu bemerken und so blieben wir beide zeitgleich am Waldrand stehen, im Schatten der Bäume und beobachteten die Szene die sich uns 30 Meter weiter bot. 

Das Segelboot von Lyon war aus hellem Holz mit weißen, natürlich noch nicht gehissten, Segeln. Es stand in einer kleinen Bucht an demselben Steg von dem Lyon und ich auch aus mit dem kleinen Motorboot zur Insel gefahren waren.

Tyson der mit dem klarmachen des Bootes beschäftigt gewesen war stand nun mit den Armen verschränkt vor meinem Mentor und schien innerlich zu brodeln. Ich vergewisserte  mich mit einem Blick zu Phoebe hin, dass sie trotz ihrer schlechteren Seh und Hör Fähigkeiten die Szene verfolgen konnte. „Du hast sie eingeladen mitzukommen? Bist du irgendwie bescheuert oder? Woher willst du wissen, dass sie nicht bescheid weiß und uns an der Nase herumführt?“ 

„Ich werde mich nicht vor dir rechtfertigen Tyson! Reiß dich bitte einfach verdammt nochmal zusammen!“ Auch Lyon schien nun sichtlich genervt von dem Verhalten seines Freundes. Ohne ein weiteres Wort an ihn zu wenden drehte er sich um und erblickte uns. Ertappt senkte ich meinen Blick und ging auf das Boot zu. Kurz drückte ich die Hand von meiner Mitbewohnerin um ihr zu signalisieren dass wir später darüber reden würden.

„Ahoi Matrosen!“ begrüßte ich Lyon gespielt fröhlich und hoffte dass er einfach darauf eingehen würde. Als hätten wir uns seit Jahren nicht mehr gesehen schloss er mich in eine feste Umarmung. 

 Mir war klar, dass wir nun da wir wieder auf der Akademie waren öffentlich uns nicht wie Freunde verhalten durften, da er nun mal eigentlich mein Lehrer war aber privat würde er für immer mein Freund sein der sogar die Stellung meines nicht vorhandenem Bruder eingenommen hatte. 

Auch begrüßte er Phoebe freundlich und half uns dann aufs Schiff zu kommen. 

Das Heck war ziemlich groß und bot genug platz. Man hätte sogar noch min. drei weitere Personen mitnehmen können, also wäre für Basir und Jove sicher noch Platz wenn sie mal mitkommen durften. 

 Lyon gab uns eine kurze Führung die auch unter das Deck führte und gemütliche Räumlichkeiten vorwies. Es gab einen Raum mit Esstisch und Theke, ein winziges Schlafzimmer wo gerade mal ein Doppelbett hinein passte und eine kleine Toilette die uns mein Mentor aber Augenzwinkernd abriet zu benutzen. 

 

„Wer von euch beiden ist denn schon mal Gesegelt?“ Sofort schoss mein Arm in die Höhe. „Lass mir raten du hast sogar kurzzeitig auf einem gelebt.“ fragte Phoebe trocken. Gespielt empört stemmte ich meine Arme in die Seite „Woher weißt du das denn schon wieder?“ „Also hat sie recht?“ fragte mein Mentor erstaunt. „Ja.“ nickte ich. Es war auf Fuerteventura gewesen als ich auf einem Segelschiff angeheuert hatte um mein Lebensunterhalt bezahlen zu können. Eine dumme Idee im Nachhinein betrachtet. Ich war das einzige Mädchen an Board und sollte auch dementsprechend „genutzt“ werden. Ein Schauer lief mir bei den Erinnerungen über den Rücken. 

 

„Ok und hast du denn schon mal ein Segeln gesetzt Phoebe?“ 

diese schüttelte nur mit dem Kopf. „Basir und ich waren früher oft mit dem kleinen Segelboot seines Vater unterwegs aber hat er immer alles gemacht.“ grinste sie unschuldig. „Na dann setz dich irgendwohin während wir drei das Boot klar machen. Ich erkläre es dir gerne ein andere mal aber möchte ich noch mindestens eine Stunde auf dem Wasser sein und es wird langsam dunkel.“ sagte er und deutet auf den sich langsam orange färbenden Horizont. „Ok.“ antwortete diese nur Schulterzuckend und ging nach vorne zum Bug um von der Reling aus uns beobachten zu können.

 

Nachdem Tyson sich auch wieder dazu gesellte arbeiteten wir Seite an Seite und waren schnell fertig. Als Lyon dann das Zeichen zum Ablegen gab, ließ Tyson die Seile los und mein Mentor begann uns aus der kleinen Bucht zu lenken. 

Zufrieden setzte ich mich neben Tyson aufs Heck und genoss die frische Luft. Da wir die Fockschot festgebunden hatten genauso wie das Großsegel konnten wir uns entspannt zurück lehnen.

Als ich Phoebe erblickte wie sie mit wehendem Kleid und Haar an der Reling stand und dem Sonnenuntergang entgegenblickte fühlte ich mich wie in einem Kitsch Film. 

Sie war so schön, dass wenn ich nicht mit ihr befreundet gewesen wäre, sie gewiss hassen würde.

„Möchtest du was zu trinken haben Akira?“ hell Grüne Augen blickten mich fragend an. Misstrauisch nickte ich.

 „Na Prinzessin, Lust mit uns anzustoßen?“ schrie Tyson  nun auch Phoebe zu. Offenbar hörte sie ihn trotz des Windes. Wütend funkelte sie ihn aus silbernen Augen an. „Nein danke. Hör auf mich so zu nennen.“ War ja klar, dass dies der einzige Grund war für Tyson mich nach was zu trinken zu fragen. Er wollte die Chance nutzen um die blonde Schönheit zu ärgern.

Ehe ich mich versah war Tyson aufgestanden und stand in einem Bruchteil von einer Sekunde neben meiner Mitbewohnerin und raunte ihr irgendwas ins Ohr was ich nicht vermochte zu hören, da meine Aufmerksamkeit anderweitig abgelenkt wurde. „Müsstest du nicht ein Boot lenken?“ erstaunt blickte ich in Lyons Gesicht. „Nö das steuert sich erstmal von selbst. Kommst du mit nach hinten zur Pinne? Dann kannst du es mal selber versuchen.“

„Wenn es sich von selber steuert ist das doch komplett unnötig.“ erwiderte ich nur und blickte dann wieder zu Phoebe die Tyson, der immer noch neben ihr stand, böse Blicke zuwarf. Ich befürchtete, dass er sie jede Sekunde über Bord werfe würde und wenn er es nicht tat würde sie es 100 prozentig bald versuchen. 

„Lass sie einfach.“ raunte mir Lyon zu und zog mich mit zum Heck des Schiffes.

Die Pinne war ziemlich schwer zu bewegen, da der Wind ziemlich stark war doch war es ein wunderbar befreiendes Gefühl. Da es ein sehr milder Abend war, einigten wir uns darauf, dass Bott an einer schönen Stelle im Meer in Wind zu stellen und die Segel einzuholen. Ich fand Phoebe am Buck an, wo sie die Füße im Wasser baumeln zu ließ. 

„Was wollte Tyson von dir?“ „Mich nerven. Er spielt die ganze Zeit auf den Abend mit Antolius an und auf die Tatsache, dass ich verdammt wenig Alkohol vertrage.“

„Wenn es nur das ist.“Misstrauisch blickte ich sie an und überlegte ob sie mir auch alles sagte. „Sag du mir lieber wie es mit unserem Ferdinand läuft.“ spielerisch knuffte sie mir in die Seite. Sofort verfinsterte sich mein Gesicht. „Jedes mal wenn wir proben oder mit dir oder Jove unterwegs sind ist er vollkommen normal zu mir und nett. Aber jedes mal sobald wir alleine sind, distanziert er sich sofort von mir, ist dann entweder komplett in sein Skript vertieft oder verabschiedet sich einfach von mir. Es ist zum verzweifeln.“ 

„Du magst ihn oder?“ Das leichte lächeln das Phoebes Lippen umspielte, sagte mir eigentlich schon, dass sie die Antwort kannte.

 „Ich weiß es nicht. Das einzige was ich weiß ist, dass ich vermisse wie eng wir mal miteinander waren. Wir konnten alleine nebeneinander auf dem Sand oder auf irgendeiner Wiese liegen und über Gott und die Welt sprechen ohne das uns der Gesprächsstoff  ausging. Aber wir konnten auch einfach nur Schweigen und die Geräusche der Natur genießen ohne das es unangenehm wurde. Eine Zeit lang war nichts beruhigender für mich als die bewegenden Punkte in seinen Augen zu beobachten. Seine Nähe war alles das ich brauchte aber ich war nicht in der Lage es ihm zu sagen oder zu zeigen. Ich wusste es ja selber zu dem Zeitpunkt nicht.  Ich habe ihn zeitweise weggestoßen und er ist trotzdem immer wieder gekommen und hat sich um mich gekümmert. Ich hatte ihn wirklich nicht verdient und habe es immer noch nicht. Das zeigt er mir mit seinem Verhalten nur zu deutlich. Ich dachte nachdem ich von meinem Kurzurlaub wieder komme würde sich alles zum besseren wenden aber ich habe ihn aus irgendeinem Grund verloren der sich mir einfach nicht eröffnen will. Du hast selber mitbekommen wie sehr ich mich verändert habe, ich frage mich nur warum er es nicht einfach so annehmen kann.“ Ich war immer weiter zusammen gesackt und überlegte krampfhaft wo die starke Akira geblieben war die sich nicht so einfach wegen einem Jungen hat aus der Bahn werfen lassen.

 

 „Sag es ihm. Denk nicht nur weil du ein Mädchen bist müsstest du warten bis er auf dich zugeht. Sag ihm einfach wie sehr du die Zeit mit ihm genossen hast und wie sehr du ihn vermisst. Am besten noch heute Abend dann hast du es hinter dir. Er wird dir gewiss zuhören und es wird sich alles zum guten Wenden. Ich denke es hat ihn einfach nur sehr gekränkt, dass er anscheinend nicht gereicht hat um dich aus deinem Tief zu holen.“ 

Schweigen breitete sich zwischen aus und gemeinsam beobachteten wir wie die Sonne unterging. Plötzlich fiel mir wieder ein was ich Phoebe schon die ganze Zeit fragen wollte. 

„Was meinten die Lehrer mit Rückfall?“ Nachdem mehrere Minuten vergangen waren und sie mir noch nicht geantwortet hatte wollte ich gerade aufstehen als sie mich zurückhielt.

 „Die Krankheit meine Mutter ist erblich veranlagt.“ 

Mehr Worte brauchte sie nicht, damit ich mir den Rest zusammenreimen konnte. Ich schlang einen Arm um ihre Mitte und lehnte mich an ihre Schulter. „Scheiße.“

 

 

„Vielen Dank für den Ausflug Lyon! Tschüss Tyson!“ lächelnd verabschiedeten wir uns von den zwei. Der Freund meines Mentor war zwar sehr schweigsam gewesen und nachdem Disput mit Phoebe hatte er auch nicht mehr mit ihr geredete aber alles in allem war es ein netter Ausflug gewesen. Ich freute mich schon auf morgen früh, da mein Mentor vorgeschlagen hatte eine etwas größere Runde zu drehen. Dieses mal würden wir auch Jove und Basir mitnehmen können. Fröhlich hatten ich mit einem Blick auf Phoebe zugestimmt. Diese meinte zwar sie müsste am Klavier sitzen morgen und komponieren, aber nachdem Lyon ihr angeboten hatte sie einfach in Neapel auszusetzen und ihr ein Termin in einem der Klavierhäuser zu machen hatte sie erstaunt eingewilligt. Nun ging sie fröhlich pfeifend neben mir her. 

„Ich hatte selber mal daran gedacht, dass ich vielleicht einfach mal andere Räumlichkeiten bräuchte um mich konzentrieren zu können und Neapel war auch auf meiner Wunschliste aber hätte ich es mir niemals erträumen lassen, dass es wirklich klappen könnte.“ Schwärmte sie. Als ich nichts erwiderte blieb sie mit einem Seitenblick auf mich abrupt stehen. „Ich hätte es dir nicht sagen sollen. Jetzt siehst du mich so an als würde ich jeden Moment sterben aber das tue ich nicht! Ab und zu habe ich Krampfanfälle aber das ist nicht weiter Schlimm. Die Ärzte geben mir mindestens noch 50 Jahre und die reichen mir wirklich komplett! Diese 50 Jahre möchte ich mit den richtigen Leuten verbringen und tolle Sachen erleben. Das ist aber nicht möglich wenn mich diese Leute die ganze zeit bemitleidend ansehen verstanden ?“ prüfend blickte sie mich an. Ich nickte nur stumm und nutzte die Gelegenheit um sie auf den Rücken zu werfen und los zu sprinten. „Du bist echt verdammt langsam Prinzessin.“ benutzte ich absichtlich den Spitznamen den ihr Tyson gegeben hatte. „Nicht du auch noch Akira!“

 

 

 

Ich fühlte mich grauenvoll. Meine Hände schwitzten und mein Herz flatterte nervös.

Ich wusste Phoebe hatte recht. Ich musste ihn ansprechen und den erste Schritt machen,da Basir es nie machen würde. Ihr ausschweifende Rede über das Thema „Selbst ist die Frau“ hallte zwar noch in meinem Kopf nach aber mit jedem Schritt den ich in seine Richtung tat schwand mein Mut..

Als ich bei dem Haus der Jungs ankam waren die Lichter erloschen. Ich spitze meine Ohren und konnte auch keinen Herzschlag in einem der Räume ausmachen. Ich trat ein wenig näher zu der Tür und fand einen Zettel. „Sind am alten Bootssteg. J.“

Verdammt. Das könnte unglaublich unangenehm werden wenn ich da aufkreuzte und um ein Gespräch mit Basir bat. Schnell tippte ich eine Nachricht an Phone in der ich ihr die Sachlage beschrieb. Ihr Antwort kam in wenigen Sekunden zurück.

 >>Ich hasse dich. Komm zurück zum Mädchenhaus.<<

Ich sprintete los und war in wenigen Sekunden an der Haustür die ich gerade öffnen wollte, als Phoebe angezogen hinaustrat. Fragend zog ich eine Augenbraue hoch. „Guck nicht so. Ich komme mit.“ bluffte sie. „Ich dachte eher..“ 

„Was? Das du jetzt deinen nicht vorhandenen Schwanz einziehst und dich ins Bett legst? Nein du könntest eh nicht schlafen.“

 „Aber Antolius könn..“ erneut unterbrach sie mich. 

„Könnte da sein? Na und? Bevor du wieder eine schlaflose Nacht verbringst und mich ständig ansprichst, verbringe ich lieber einen Abend mit diesem Arschloch.“ „Danke.“ betreten senkte ich den Kopf.  Ich wollte gerade los gehen als Phoebe mich erneut anschnauzte „Könntest du mich jetzt bitte auf den Rücken nehmen? Ich habe nicht vor drei Stunden zu brauchen alleine um zum Bootsstege zu kommen.“ 

Auf ihrem Gesicht bildete sich ein grinsen. Ihr schlechte Laune Phase war also beendet. Gott sei Dank. Ehe sie noch was sagen konnte landete sie schon auf meinem Rücken und ich sprintete los. 

 

Am Waldrand blieben wir stehen und erfassten erstmal die Szene. Leo, Dallas, Basir und Jove saßen um das Lagerfeuer herum und tranken aus ihren Flaschen wahrscheinlich Bier. Da Bier nicht mehr als vier Prozent Alkohol normalerweise enthielt konnten wir davon auch mehr trinken ohne Angst haben zu müssen schnell betrunken zu werden.

Auch Kristina war mit einer Freundin anwesend und was ich sah ließ mir das Blut in meinen Adern zu Eis gefrieren. Ihr langes matt schwarzes Haar reflektierte das Feuer und verdeckte momentan Basirs Arm, da sie eng umschlungen nebeneinander saßen. Bevor ich mich allerdings umdrehen konnte um hier ganz schnell wegzukommen hatte mich Phoebe schon am Arm gepackt. „So ist er nicht ich verspreche es dir. Normalerweise würde er sie niemals anfassen, da er sich so vor ihr ekelt.“ „Und was ist das - “ ich zeigte in die ungefähre Richtung wo die zwei saßen „dann da deiner Meinung nach?“ Da „da“ sprach ich mit einer extra Portion ekel aus. Sie seufzte „Ich weiß es nicht aber ich bin mir sicher es wird sich klären. Lass uns jetzt einfach hingehen und uns dazu setzten.“

Ich ließ mich von ihr hinterher schleifen, riss mich aber los als wir in unmittelbarer Sichtweite von den anderen waren.

Phoebe begrüßte alle mit einem freundlichen „Hey Leute!“ und ich stand einfach nur neben ihr und hob einmal unschlüssig meine Hand zum Gruß. 

Meine Mitbewohnerin ließ sich die Blicke die Dallas ihr zuwarf gar nicht anmerken  und setzte sich neben Jove. 

„Hey Akira, komm zu mir!“ rief mich Leo zu sich. Da ich nicht weiter dumm rumstehen wollte ließ ich mich neben ihm nieder. „Alles klar bei dir?“ Ich nickte nur und blickte dann auf die Flammen. „Soll ich dir was zu trinken bringen?“ „Ja das wäre toll.“ lächelte ich ihn an. Wenn ich aufs Feuer blickte konnte ich dahinter Basir und Kristina erblicken, da diese genau gegenüber von mir  saßen. Sie versuchte ihn die ganze Zeit zu bezirzen und er ließ sie gewähren. Müde blickte er ins Feuer und seine Augen fanden meine. 

Ich schaffte es nicht den Blickkontakt zu unterbrechen, dafür fesselten seine Augen zu sehr meine. Das Feuer knisterte aber ich hatte das Gefühl es kam durch die Spannung die sich eindeutig zwischen uns befand.

„Hier dein Bier.“ ich schreckte hoch als Leo mir eine kalte Flasche in die Hand drückte. Schnell blickte ich hoch und lächelte ihn freundlich an. 

„Danke. Ist auch alles gut bei dir?“ fragte ich ihn um auf andere Gedanken zu kommen. 

Als hätte er schon den ganzen Abend auf diese Frage gewartete stöhnte er auf und begann zu erzählen von seinem Training und seiner inneren Unruhe weil Antolius verschwunden war. Momentmal. „Antolius ist verschwunden?“ erstaunt blickte ich ihn an. „Hast du denn überhaupt nichts mitbekommen in den letzten Tagen?“ ich schüttelte den Kopf. „War die ganze Woche mit Proben und Training beschäftigt.“ 

„Ah ja du gehörst ja zum Theaterkurs der unsere Akademie nächste Woche in Rom repräsentiert.“ Er wollte gerade damit beginnen die Vor und Nachteile abzuwägen die dieser Trip bieten würde als ich ihn entnervt unterbrach. „Leo du schweifst ab. Was ist jetzt mit Antolius?“ Ein Schatten huschte über sein Gesicht.

 „Er ist seit letztem Montag nicht mehr aufzufinden. Anfangs dachte man er bräuchte einfach nur eine kurze Auszeit nachdem öffentlich wurde, dass Phoebe ihm eine Abfuhr erteilt hat, aber mittlerweile ist schon knapp eine Woche vergangen und niemand hat ihn bisher irgendwo sichten können.“ „Weiß man ob der Verband ihn geschnappt hat?“ „Nein man kann sicher sagen, dass der Verband ihn auch noch nicht in seinen Fängen hat.“ Meine Gedanken überschlugen sich. „Hat er dir irgendwas gesagt was ein Hinweis auf seinen momentanen Standort geben könnte?“ Betrübt schüttelte Leo seine Kopf. „Ich weiß nicht was in der Zeit seiner Abwesenheit geschehen ist aber er hat sich verändert. Früher hätte er nie so eine Scheiße wie mit Phoebe abgezogen.“ ich folgte seinem Blick der auf meine Mitbewohnerin gedankenverloren ruhte. „Er war das erste Mitglied der Elite und auch dem entsprechend arrogant aber nie, wirklich nie böse. Als ich dann dazu kam war es als hätten wir uns nicht gesucht aber gefunden. Er wurde zu meinem besten Freund.“ Seltsam an irgendwen erinnerte mich diese Geschichte.

Sein Blick war voller Trauer. Mitfühlend  tätschelte ich seine Schulter. „Es wird schon alles gut werden.“  Meine Worten erreichten sichtlich nicht die erwünschte Wirkung doch bedankte er sich trotzdem bei mir.

Mittlerweile was es eine Phrase geworden an die ich selber nicht mehr glaubte.

 

Phoebe schien trotz Dallas Anwesenheit die Zeit sehr zu genießen. Ihr langes glattes blondes Haar wehte leicht im Abendwind und ließ sie in ihrem hellblauen Kleidchen aussehen wie ein Engel. Da sie eh keine Kälte spürte konnte sie rumlaufen wie sie wollte ohne Gefahr zu laufen zu frieren. Um diese Fähigkeit beneidete ich sie echt. Viel mehr würde mich aber interessieren, was sie vorgehabt hatte bei ihrem Leistungstest zu präsentieren. Ich hatte Phoebe noch nie ihr Kräfte benutzen sehen, glaubte ich zum mindestens. 

 

„Ah Akira, was machst du denn hier?“ fragte mich eine näselnde Stimme die nun direkt vor mir stand. Auch das noch. „Kristina geh und such dir Freunde.“ Meine Stimme war eiskalt. Anscheinend hatte  Phoebe da ein bisschen auf mich abgefärbt. 

 „Du bist doch nur eifersüchtig, weil Basir mir seine Aufmerksamkeit schenkt.“ Wollte  dieses Mädchen irgendwie Streit? „Naja offenbar hat er dich ja nicht all zu lange ertragen können, sonst würdest du jetzt nicht vor mir stehen. Außerdem sah dass eher so aus als würdest du ihm deine Anwesenheit voll und ganz aufdrängen.“

Herausfordernd blickte ich in ihre Augen die mich hasserfüllt anblitzten. „Man kann den Neid den du mir gegenüber empfindest gerade zu riechen Schatz.“ Innerlich bedankte ich mich bei irgendeinem Gott für die Vorlage, die sie mir gerade gegeben hatte um meinen ganzen Frust abzuladen.

„Du meinst ich bin neidisch auf deine näselnde Stimme? Neidisch auf dein Talent dir absolut falsche Freundinnen anzulachen die dich sofort hintergehen werden sollte es in ihrem Vorteil sein? Neidisch, dass du Typen nur rum bekommst wenn du leise bist und deine Titten sprechen lässt? Ach mein aller liebster Schatz.“ Die letzten Worte betonte ich mit so eine Ironie, dass ich das leise kichern Phoebs von der anderen Seite des Feuers hören konnte. Mittlerweile war ich aufgestanden und hatte mich vor ihr aufgebaut. „Glaub mir das einzige auf das ich neidisch sein könnte ist das du den besten großen Bruder der Welt hast. Aber weißt du was? Das muss ich gar nicht da ich eher seine Schwester bin als du.“ Ich sah wie es in ihren Augen  begann verräterisch zu Glitzern. Das war jetzt nicht ihr ernst. Sie würde doch jetzt nicht vor allen Anwesenden zu heulen anfangen?! „Akira das reicht!“ Es war Basirs Stimme die mich ins hier und jetzt zurück beförderte. 

Sofort schnellte ich zu ihm herum und blickte in sein Wut verzerrtes Gesicht. Die Tatsache, dass er mir in den Rücken fiel fühlte sich an wie ein schlag in die Magengrube.

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren schnappte ich mir ein weiteres Bier und verließ die Feuerstelle. 

Ohne ein gewisses Ziel zu verfolgen lief ich durch den Wald. Als ich spürte, dass ich verfolgt wurde sprang ich auf einen der Bäume und wartete.

„Akira ich weiß das du hier bist komm her.“ Basirs Stimme war vollkommen emotionslos. Er stand auf einer Lichtung 20 Meter entfernt von mir. In wenigen Millisekunden saß ich auf einem Ast der Bäume die um die Lichtung herum standen.  „Was willst du?“ Sein Kopf schnellte herum und sein Blick fand meinen.

Bevor er das Wort erheben konnte war ich aus seinem Blickfeld verschwunden und lehnt an einem Baumstamm zehn Meter weiter rechts von ihm. Ausdruckslos beobachtete ich wie er sich genervt umdrehte und die Lichtung nach mir absuchte. „Wieso musstest du gerade so gemein sein zu Kristina? Sie hat dir nichts getan Akira gar nichts. Du hast sie grundlos fertig gemacht und die Aussage über ihren Bruder war mehr als nur unangebracht.“

 „Ach ja war es das?“ 

Ich war hinter ihn geflitzt sodass ich zufrieden beobachtete wie er zusammen zuckte. Blitzschnell drehte er sich um und wollte mich festhalten doch ich war schon wieder zehn Meter von ihm entfernt. 

„Könntest du bitte damit aufhören? Wieso tust du das Akira?“ Obwohl es eine Frage war  erklang seine Stimme gerade zu Gleichgültig. 

Obwohl ich es war die körperliche Distanz zwischen uns gebracht hatte distanzierte er sich immer weiter seelisch von mir. „Hör auf damit bitte Basir. Es ist dein Verhalten mir gegenüber was ich nicht ertrage.“ 

„Was erträgst du denn bitte nicht?“ Fassungslos blickte ich ihn an. „Du bist so weit weg.“ flüsterte ich und hob zur Verdeutlichung meinen Arm der ihn nicht zu erreichen vermochte. Es fühlte sich an als wäre ich in Trance und das alles nur ein schrecklicher Albtraum „Akira du warst diejenige die mich abgeschoben und ausgewechselt hat, nicht ich!“ Ein heftiger Wind war aufgekommen und die Blätter der Bäume raschelten im Wind. 

„Und jetzt möchte ich es gerne wieder rückgängig machen! Wenn die anderen da sind oder wir für das Stück proben bist du doch auch anders!“ 

„Gib es doch einfach zu! Du erträgst es nicht ,dass ich auch etwas mit jemanden aus der Connor Familie habe.“ „Wie bitte?“ 

„Du hast mich schon richtig gehört. Du bist eifersüchtig auf Kristina.“ 

„Und was ist wenn du recht hast?“ „Da es so ist und ich weiß, dass ich recht habe muss ich dir sagen Akira, dass du keinerlei Recht dazu hast eifersüchtig zu sein und Kristina fertig zu machen.“

Offenbar musste er irgendwas in meinen Augen gesehen haben, denn er ging auf mich zu und hielt direkt vor mir an. „Aber wenn du willst können wir wieder Freunde sein.“ um seinen Worten Nachdruck zu verleihen hielt er mir seine Hand hin die ich auch sofort ergriff. „Ok Freunde.“

Gott sei Dank war es keinem sterblichen oder unsterblichen Lebewesen der Welt möglich ein Herz brechen zu hören.

Kapitel 14

 Phoebe Chione de Civrac 

 

 

 

"Surround yourself with people who make you happy. People who make you laugh, who help you when you're in need. People who genuinely care. They are the ones worth keeping in your life. Everyone else is just passing through."

(Karl Marx) 

 

Akira war seltsam schweigsam als wir uns gemeinsam am nächsten Morgen aufmachten zum Bootssteg. 

Wir hatten nicht weiter geredet gestern Abend, da ich als sie ins Zimmer kam schon schlief. Allerdings war das Plakat, dass wir wieder über mein Bett gehängt hatten, um einige Punkte reicher. Einmal stand das Verschwinden von Antolius drauf, von dem ich noch nichts wusste und dann bei Tyson mit einem Fragezeichen von was einer von uns bescheid wissen sollte. 

Da es heute zum ersten mal diesen Frühling über 24 Grad werden sollte, hatten wir uns beide unter unseren kurzen Hosen ein Bikini angezogen. 

Auch Tyson und Lyon die wir auf dem Weg zum Boot trafen hatten beide Knielange Hosen an, bequeme Segelschuhe und Kapuzenpullis übergezogen. Man hätte sie vom Kleidungsstil her für Zwillinge halten können wäre da nicht der deutliche Unterschied zwischen den Hautfarben. 

Von Lyon wurden wir wie immer freundlich begrüßt während Tyson nur ein „Guten Morgen.“ grummelte. Die Sonne war gerade erst aufgegangen und es war noch etwas frischer. Schnell begannen die drei das Boot klar zu machen während ich unter Deck ging ging,  mich an den Esstisch setzte und begann die Brötchen zu schmieren die ich mitgebracht hatte. 

Von draußen hörte ich wie Jove und Basir gerade noch rechtzeitig dazu kamen. War ja mal wieder typisch, dass sie nicht pünktlich kommen würden. 

Als mich ein Rucken durchfuhr blickte ich nach draußen durch eines der kleinen Fenster und konnte beobachten wie wir ausliefen. Von einem anderen Fenster aus konnte ich auf das Deck blicken und sah wie Tyson eilig ein Seil abband und wo anders wieder dran bannte. Er hatte seinen Pulli mittlerweile ausgezogen und trug darunter nur ein weißes enganliegende Tshirt, welches einen wunderbaren Blick auf seine gewaltigen Muskeln bot. Die Farbe des T-Shirts stand im herrlichen Kontrast zu seiner dunklen Hautfarbe. Schweißperlen rannten seinem Oberkörper hinab und.. „Hör auf zu sabbern, dass ist ja widerwärtig.“ ertappt fuhr ich zusammen. Jove hatte sich grinsend neben mich gesetzt und begann eines der Käsebrötchen zu essen. „Drei Sachen Jove.“ Wütend blitzte ich ihn an und drückte meinen Zeigefinger in seine Brust. „Erstens erschreck mich nie wieder so! Zweitens ich sabbere nicht ich beobachte und dass nur weil der Typ mir ein absolutes Rätsel ist. Und zu guter letzt Drittens. HÖR AUF MIT DEM ESSEN!“ und riss ihm das angebaute Brötchen aus der Hand. 

„Entspann dich Chia ich hab nun mal Hunger.“

 „Schon ok.“ winkte ich ab. Mein Pulsschlag hatte sich wieder etwas normalisiert und ich atmete einmal tief durch.

 „Wir essen alle gemeinsam sobald wir Kurs auf Neapel haben.“ „Ok. Kommst du solange mit nach oben? An der Reling spritzt das Wasser wie verrückt!“  begeistert wie ein kleines Kind, wartete er meine Antwort gar nicht ab sondern riss mich einfach mit.

 

Der Wind zerrte an meinen Haaren, welche ich vergessen hatte zu einem Zopf zusammen zu binden. Die Gischt spritzte mir entgegen und ließ meine Lippen nach Salzwasser schmecken. Dunkelblaue Wellen krachten immer mal wieder gegen den Rumpf und brachten das Boot zum Schwanken. „Kommt ihr?“ Tyson stand an den Hauptmast gelehnt und schien uns schon eine Weile zu beobachten. „Der Typ behagt mir nicht.“ flüsterte mir Jove ins Ohr und half mir dann zum Bug rüber wo es nach unten ging. Um den Esstisch herum saßen bereits Akira, Lyon und Basir. Dieser musste auflachen als er mich erblickte und auch die anderen fielen mit ein. „Was ist denn?“ „Deine Haare sehen aus wie ein Heuhaufen.“ raunte mir Tyson ins Ohr.  Ich seufzte und ging ins Bad um mir den Schaden genauer anzusehen. Tatsächlich sahen meine Haare aus als wären sie Opfer einer Naturkatastrophe geworden. Schnell band ich sie mir in einen groben Dutt zusammen und wusch noch schnell meine Hände und trocknete sie ab.

Das Wasser was mir über meine Hände rann blieb allerdings wo es war. Erneut riebe ich was da Zeug hält mit dem Handtuch über meine Hände, doch blieb die dünne Wasserschicht wo sie war. Da ich nicht wusste wie mir geschah schrie ich -typisch Mädchen- erstmal los. Der erste der  zur Tür kam war, wer auch sonst, Tyson. „Was ist los?!“ „Guck!“ ich hielt ihm meine Hände hin. Auch der Rest versuchte einen Blick über die breiten Schultern von Tyson zu erhaschen. Vorsichtig nahm er meine Hände in seine und begutachtete die zähe Wasserschicht. Meine Haut kribbelte an den Stellen wo er sie berührte und die Situation war mir höchst unangenehm. „Kannst du das auch mit Alkohol?“gespielt interessiert blickte er von meinen Händen hoch.  Anstelle einer Antwort klatsche meine Hand in sein Gesicht und Wasser spritzte. 

Momentmal. Wasser spritzte?! Entgeistert blickte ich auf meine rechte Hand. Das Wasser war verschwunden, dafür war Tyson linke Gesichtshälfte nicht nur rot sondern auch nass. Mit einem Blick auf sein entgeistertes Gesicht kam meine Wut wieder hoch. Ohne ein Wort an irgendwen zu richten bahnte ich mir einen Weg durch meine Freunde und rannte nach oben ans Deck. Tyson war ein verdammter Dreckskerl. Die ganze Zeit schon machte er Anspielungen auf den Abend, an den ich mich nicht mehr wirklich erinnern konnte und auf mein angebliches Prinzessinnenleben. 

Mein Zopf hatte sich erneu gelöst und meine Haare flatterten im Wind. „Ich denke du brauchst ein neues Haargummi.“ trocken ertönte SEINE Stimme. „Du kannst dir deine dämlichen Kommentare sparen.“ zischte ich ohne in seine Richtung zu blicken. Sein Arrogantes Lachen ertönte. „Weißt du Prinzesschen d..“ 

„Hast du mich nicht verstanden? Du sollst verdammt nochmal leise sein.“ 

Ich spürte wie er näher zu mir herantrat und sich direkt neben mir an die Reling stellte.

Seine plötzliche Nähe beunruhigte mich und ließ mein Puls nervös flattern wie ein Schmetterling. 

Genervt drehe ich mich nun halb um ihm in die Augen gucken zu können.

„Wieso kannst du dich nicht einfach von mir fern halten?“ „Bist du dir denn sicher, dass du das willst?“ Ich nahm nun seinen herben Geruch war, der mich augenblicklich begann einzulullen. Gefasst blickte ich ihn an „Ich war mir noch nie über etwas mehr im klaren.“

Ohne ein weiteres Wort an ihn zu wenden drehte ich mich wieder dem Wasser zu.

„Phoebe alles ok?“ misstrauisch erklang Basirs Stimme. Schön das meine Freunde auch irgendwann mal auftauchten. Ich spürte seine warme Berührung auf meiner Schulter und sah dabei zu wie Tyson sich schweigend von mir ab wand  und davon ging. Basir blickte ihm stirnrunzelnd hinterher. „Was zum Teufel möchte dieser Typ ständig von dir?“ „Ich habe keine Ahnung.“ erwiderte ich nur ebenso ratlos. „Er versucht mich schon die ganze Zeit mit seinen doofen Kommentaren fertig zu machen, allerdings verstehe ich einfach nicht wieso.“ „Ist auch egal, sag mir lieber was da gerade im Bad passiert ist!“ „Ich wünschte ich hätte darauf eine Antwort aber ich habe leider Gottes keine Ahnung.“ 

„Das Wasser war wie eine zweite Schicht um dir herum und du hast es auch nicht wegbekommen.“ „So weit war ich auch schon Basir.“ erwidere ich trocken. „Hast du zufällig irgendwas davon in deinen Visionen gesehen?“ Mein Gegenüber schien zu grübeln. Seine Schwarzen Haare standen ihm aufgrund des starken Windes wirr von seinem Kopf ab. Es fühlte sich an wie früher, wenn wir Ritter und Prinzessin gespielt hatten und er mich immer aus den Fängen eines Wasserdrachen mit seinem Segelboot, beziehungsweise das von seinem Vater, befreit hatte. Er war schon immer der geborene Segler gewesen, während ich mich liebend gerne einfach ins Wasser fallen ließ, egal bei welchem Wetter um auf meine Rettung zu warten. 

Ich vermisste die Zeiten. Es war noch vor allem gewesen, vor der Diagnose meiner Mutter die automatisch auch mein Schicksal bestimmte und bevor mein Vater sich von uns komplett ab wand. 

 

„Phoebe komm ich bringe dich kurz zum Geschäft.“ freundlich lächelnd reichte mit Lyon seine Hand hin die ich dankbar ergriff. Die gesamte Zeit hatte ich meine Beine über der Reling baumeln und meine Gedanken schweifen lassen. Wir hatten mittlerweile an dem Hafen Neapels angelegt und nun war es Zeit für mich meine Sachen zusammen zu packen um die Zeit dir Lyon den Klaviersaal gebucht hatte auch zu nutzen. 

Die anderen hatten entschieden aufgrund des Wettumschwungs mit mir von board zu gehen und in eines der zahlreichen Museen zu gehen. Später würden wir uns dann in unserem Lieblingscafe treffen und uns auf den Heimweg machen. 

Zu sechst liefen wir also durch die Straßen Neaepels, an zahlreichen Ständen vorbei und drängten uns durch die Menschenmengen. Einmal konnten wir einen wunderbaren blick auf den Vesuv erhaschen und lachend fragte Lyon Akira ob sie Lust hätte auf ein Wettrennen. Diese verzog nur missmutig das Gesicht fiel dann aber in das Lachen ihres Mentors mit ein. Wir anderen sollten anscheinend auch bald einen zugeteilt bekommen, wann wusste ich nicht. Fragend blickte ich Akira ab die aber nur lachend abwinkte. „Lange und unnötige Geschichte, die damit endet, dass mein über alles geliebter Mentor mich verarscht hat.“ Natürlich wollte Jove sofort wissen was Sache war und ließ sich das Geschehene von Lyon detailliert beschreiben.

Tyson hatte sich irgendwann abgekapselt und als ich mich das nächste mal nach den anderen umblickte, sah ich ih nicht mehr.  Es war absolute unheimlich jemanden bei sich zu haben über den man wirklich nichts wusste. Ich entschied im stillen, dass ich diese  Tatsache nicht länger tolerieren würden und so bald ich wieder in der Akademie gründliche Nachforschungen anstellen würde. 

Als wir vor einem riesigen Musikgeschäft stehen blieben, das komplett verglast war und so einen super blick auf die prachtvollen ausgestellten Flügel bot, atmete ich hörbar ein.  

„Und es geht los.“ hörte ich Basir leise murmeln. 

Schweigend betrat ich das Geschäft und hörte im Hintergrund wie die anderen mir folgten. Verträumt ging ich an den unterschiedlichsten Klavieren und Flügeln vorbei und ließ meine Finger sachte über das Holz streichen. Ab und zu blieb ich stehen und drückte auf das A um einen ungefähre Übersicht über die  Tonlage des jeweiligen Instruments zu bekommen. Es war vollkommen still, niemand sagte ein Wort und außer uns konnte ich auch niemanden sonst erblicken. Als ich um eine Ecke bot sah ich es. Es war dunkelbraunem fast schwarzen Ebenholz und stand alleine in einem komplett weißen Raum. Als einzige Lichtquelle diente die Fensterwand, die einem einen wunderschönen Blick über die Dächer Neapels bot. Wie gebannt ließ ich meine Tasche fallen und ging auf das wunderschöne Instrument zu. Behutsam ließ ich meine Finger über das Holz gleiten und öffnete die Klappe des Flügels.

Ehrfürchtig ließ ich mich auf den Hocker gleiten und hob meine Hände. Sie waren ziemlich groß für die einer Frau und lang. Ich spielte eines meiner ersten eigenen Kompositionen, ein Schlaflied, dass ich damals für Basir spielte, wenn er mal wieder nicht einschlafen konnte. Zu dem Zeitpunkt war Jove in unser Leben getreten und hatte Basir anfangs dafür ausgelacht. Nachdem er mich aber hat hören spielen war er eifersüchtig auf Basir, dieser hatte die Situation allerdings sichtlich genossen. 

In einem fliegenden Wechsel ging ich über in das Stück , welches ich damals heimlich für Jove verfasst hatte. Es waren drei unterschiedliche Teile mit dehnen ich versuchte die unterschiedlichen Charakterzüge von Jove zu beschreiben. 

Schon früher war er unglaublich Arrogant zu Fremden und ließ den starken selbstbewussten Krieger raushängen. Er war schon immer überdurchschnittlich Sportlich  aber auch wendig gewesen. Dann kam der Part wo er den Beschützer raushingen ließ für seine Lieben. Der Part knüpfte an die Stärke und Unberechenbarkeit an bekam aber eine ruhige liebevolle Note dazu. Der letzte Teil sollte die Liebe übermitteln die ich für ihn empfand und die er seinen Freunden schenkt. Ab und zu ließ ich auch einen Hauch Melancholie hinein fließen um die verdecke Trauer die er empfand aufgrund des frühen Verlustes seiner Familie. Der Refrain der sich regelmäßig wiederholte war allerdings spielerisch und fröhlich um die Stimmung widerzuspiegeln die wir meist hatten wenn wir gemeinsam Zeit verbrachten. Ich ließ mich durch die große Hand die sich auf meiner Schulter gelegt hatte nicht beirren und spielte das Stück bis zum Schluss. Als die letzten Töne verklungen waren hörte ich klatschen und drehte mich um. Jove stand neben mir und blickte mich gerührt an. Auch Basir schien seltsam befangen und blickte mich aus schimmernden Augen an. „Kein Wunder, dass man dich für die Bühnenmusik ausgesucht hat.“ staunte Akira nur mit großen Augen. „Das war echt Wahnsinn.“ meinte nun auch Lyon und stellte lächelnd meine Tasche neben mich. Ich erinnerte mich sie im Eifer des Gefechts fallen gelassen zu haben.  

„Vielen Dank Lyon, dass ich hier sein kann.“ „Keine Ursache Phoebe. Wir lassen dich auch jetzt in Ruhe. Viel Spaß und bis später.“ Der Rest verabschiedete sich mit einem Abschiedsgruß von mir bis nur noch Jove mit mir im Zimmer war. 

Er küsste mich sachte auf den Haaransatz und verließ dann hinter den anderen den Raum. 

In solchen Momenten erfüllte mich ein Glück, dass unbeschreiblich war und gerade zu weh tat. Für nichts auf der Welt würde ich diese Freunde austauschen sie waren unbezahlbar und wertvoller als alles was ich jemals besitzen könnte. Schmunzelnd bemerkete ich wie ich Akira mittlerweile auch zu meinem engen Freundeskreis dazu zählte. Meine Mutter hatte mir mit den Tränen in den Augen immer wieder gesagt, wie wichtig es doch sei sich mit den richtigen Leuten zu umgeben, vor allem wenn einem nur so wenig Zeit auf der Erde vergönnt war wie mir. Ein dicker Kloß hatte sich in meinem Hals gebildet der sich nur schwer hinunterschlucken ließ.  Langsam drehte ich mich wieder um und hob erneut meine Händen an. Mittwoch war Deadline und ich hatte noch kein Ergebnis vorzuweisen, dass musste sich ganz schnell ändern. 

 

 

„Wusstest du schon..“ so ging es die gesamte Zeit nachdem mich Akira aus meiner Trance gerissen hatte in die ich immer verfiel wenn ich am Klavier saß. Sie hatte mich vorsorglich abgeholte, da die anderen der Meinungen gewesen waren ich wäre sonst nicht pünktlich gekommen ,womit sich auch recht hatten. Nun musste ich mir den ganzen Weg über, während wir uns an Leuten vorbei quetschten und versuchen so schnell wie möglich zu unseren Freunden zu kommen, mir unnötige Fakten anhören die Akira in einem Museum auf geschnappt hatte. Es waren so circa die unnötigste die man sich nur vorstellen konnte. Gespielt interessiert lauschte ich ihren Erzählungen, überlegte aber die ganze Zeit wie ich an Informationen über Tyson herankommen könnte.

„Phoebe du hörst mir nicht zu.“ empört blieb Akira stehen und stemmte ihre Hände in ihre Hüfte. „Das Stimmt doch gar nicht.“ erwiderte ich nur beschwichtigend. „Oh doch sonst hättest du etwas auf meine Behauptung du hättest einen wilden Dreier mit Tyson und der Mercer gehabt nicht genickt.“ Nun musste ich grinsen. „Wie kommst du nur darauf, dass dies nicht der Wahrheit entspricht? Vielleicht habe ich es ja getan in einem früheren Leben.“ zwinkerte ich ihr grinsend zu und registrierte amüsiert wie sie sofern ihr möglich bleicher wurde. „Was getan?“ mit einem Aufschrei sprang ich zur Seite und krachte in einen vorbeilaufenden Opa, dessen Tüte voller Äpfel sich natürlich sofort auf dem Boden verteilten. Bevor ich Tyson anmotzen konnte entschuldigte ich mich tausend mal bei dem alten weißhaarigen Mann und hob schnell mit der Hilfe von Akira die Äpfel auf. Aus einem Augenwinkel erkannte ich wie Tyson mich nur spöttisch und mit einer erhobenen Augenbraue  beobachtete. Nun war ich es deren Hautfarbe in ein zartes Rot wechselte. „Ich hoffe für dich er steht da nicht schon länger.“ grinste Akira mich an während sie den letzten Apfel in den Beutel des Mannes stecke. Meine Wangen brannten mittlerweile, als ich mir der peinlichen Situation bewusst wurde. Dieser bedankte sich lächelnd  bei mir und meinte beschwichtigend, dass alles gut sein und ich mir nicht so einen Kopf machen sollte.

 

Wütend drehte ich mich nun um und funkelte Tyson an. „Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du dich von mir fern halten sollst? Auf deine Anwesenheit kann ich wirklich verzichten!“ „Ich weiß nun mal gerne was über mich geredet wird.“ 

„Viel kann man ja nicht über dich sagen, du bist ein wandelndes Rätsel.“

„Gleichfalls.“ erwiderte Tyson nur emotionslos. Doch seine Augen die auf eine unbestimmte Art und Weise funkelten strafte seiner Stimmalge lügen und ließ mich erschaudern. 

Akira die uns die gesamte Zeit nur schweigend beobachtete blickte nun auf ihr Uhr und zog mich die letzten Meter zum Café mit. „Wir sind schon spät dran Leute, könnten ihr also bitte euere Kabbeleien auf wann anders verschieben und mit kommen?“ Als wir endlich ankamen steckte sich Jove gerade seinen letzten Löffel Eis in den Mund und streichelte sich seinen „runden“ Bauch. Auch Basir saß vor einer leeren Kaffeetasse und Lyon blickte uns empört entgegen. „Was hat denn solange gebraucht.“ beschwichtigen legte Basir unserem Lehrer eine Hand auf die Schulter. „Währen sie nicht zu spät gekommen hätte ich mir mehr sorgen gemacht.“ Der Schalk blitzte in seinen Augen auf. „Und was ist deine Entschuldigung Tyson?“ nun wendete sich Lyon mit seiner Lehrerstimme zu diesem und blickte ihn anklagend an. Dieser zog seine Augenbrauen kraus „Bin ich dir eine Rechenschaft schuldig? Ich denke eher nicht.“ Beantwortete er selber seine eindeutig ironische Frage.  Bevor das Gespräch zwischen den beiden noch ausarten konnte, schaltete sich Akira zögerlich ein. „Können wir bitte zurück gehen? Mir ist ziemlich kalt geworden und ich habe gestern nicht wirklich schlaf bekommen.“ Bei den letzten Worten blitzte etwas undefinierbares in ihren Grünen Augen auf und schnell senkte sie den Blick. Auch Basir schien es aufgefallen zu sein und musterte sie mit einem misstrauischen Gesichtsausdruck. Als er allerdings beobachtete, wie Lyon aufstand und ihr ein Arm um die Schulter legte, blickte er schnell weg. „Ich gehe schnell bezahlen und dann können wir los.“ meinte Jove, der mit einem Blick auf das mit Essen vollbeladene Tablett einer vorbeilaufenden Kellnerin aber deutlich zeigte,dass er kein Problem damit hätte sich noch den ein oder anderen Bissen zu genehmigen. „Wir gehen schon mal vor.“ teilte Lyon uns mit und zog Akira mit sich. Sie nickte bei seinen Worten und gab so ihre Zustimmung. Ich hörte noch wie er sie leise fragte was los sei, dann waren sie auch schon aus meinem zugegeben verhältnismäßig kleinen Wahrnehmungsbereich verschwunden. 

 

Tyson so wir Basir schienen nicht gerade glücklich über die Entwicklung und ich war mir sicher, dass die Gründe sich gar nicht so sehr unterschieden. 

 

 

Nachdem Jove bezahlt hatte nutzte ich die Gelegenheit um mit Basir etwas zurück zu fallen. Von hinten beobachtete ich Tyson und Jove wie sie sich angeregt über irgendeinen neuen Kampfsport unterhielten. Wahnsinnig interessant. Das Bild von den zwei war seltsam und ich konnte nicht verhindern, dass ich mir sofort sorgen machte um meinen blauhaarigen Freund. 

Auch Basir beobachtete die beiden misstrauisch. „Was weißt du über ihn?“ fragte ich. Ohne einen Namen zu nennen wusste Basir natürlich sofort bescheid von wem ich sprach. 

„Nichts. Er erzählt niemandem etwas über sich. Nichts über seine Vergangenheit, auf Nachfrage stellt er immer irgendeine dumme Gegenfrage. Das einzige was wir wissen ist dass er mit Lyon Connor befreundete ist. Selbst Kristina weiß nichts über ihn obwohl sie sonst die erste ist mit Informationen über den mysteriösen Fremden.“ „Daran müssen wir etwas ändern.“ 

„Ich weiß.“

„Basir“? 

„Ja Phoebe?“ „Was ist das zwischen dir und Akira?“ Sein Blick distanzierte sich etwas und er rückte etwas von mir ab. 

 „Ich weiß nicht inwiefern ich dir das noch sagen kann ohne dass Akira selbst was davon mitbekommt..“ Sprachlos blickte ich ihn an. 

„Dann lass es halt wenn du mir nicht vertraust.“ schnappt ich ungehalten nach ihm und     lief schneller weiter. „Phoebe jetzt warte doch, so war dass nicht gemeint!“ rief er mir hinterher, doch ich ignorierte ihn einfach und lief weiter. 

 

Es war früher Abend als wir in die Akademie zurück kamen.

Akira und ich saßen auf meinem Bett, aßen Schokolade und erzählten uns alte Geschichten, als es an der Tür klopfte. „Herein!“ riefen wir beide gleichzeitig.  „Kann ich rein kommen?“ vorsichtig lugte Basir ins Zimmer hinein. Akira lächelte ihn strahlend an „Natürlich, komm setz dich zu uns.“ Sie schlug mit der Hand neben sich. Na super, sie hatte nicht mitbekommen wie ich mich mit ihm gestritten hatte und generell wurde er seit unserem Gespräch gestern Abend nicht mehr als Thema angesprochen. „Ich würde gerne mit Phoebe sprechen wenn das in Ordnung ist.“ Als keiner Reaktion unserseits kam, da wir warteten bis er Anfing zu sprechen verdeutlichte er seinen Standpunkt Augen rollend erneut . „Ich meine damit alleine und vier Augen.“ Ich spürte wie Akira neben mir zusammen zuckt bei seinen Worten. Was war dem Typen denn über die Leber gelaufen?  Ihm musste doch klar sein, dass er sie  verletzte wenn er sie so offensichtlich ausschloss.

 „Ich hatte eh vor zu gehen.“ 

Mit einem lauten knall ließ meine Mitbewohnerin die Tür hinter sich zu fallen. Vorwurfsvoll blickte ich Basir an. „War das wirklich nötig? Ernsthaft?“ „Du hast keine Ahnung Phoebe, können wir das Thema Akira bitte fallen lassen und später aufgreifen? Es gibt wichtigeres zu tun.“ „Was ist wichtiger als zu klären wie mein bester Freund zu meiner Mitbewohnerin steht und wieso er mir nicht mehr vertraut?!“ 

„Dein Vater ist hier Phoebe.“ 

Geschockt schwieg ich. „Was macht er hier?“ „Ich weiß es nicht er redet momentan mit Mr Black.“ „Woher weißt du das?“ „Hab es gesehen.“ „Bist du dir sicher, dass es nicht in der Vergangenheit war oder in der Zukunft? Warum muss es gerade heute sein?“ Er hätte mir bestimmt bescheid gesagt.“ bedauernd blickt mich Basir aus seinen schwarzen Augen an und setzte sich neben mich.

„Oder?“ harkte ich unscher nach.

„Ich weiß es nicht Phoebe. Deswegen bin ich aber auch nicht hier, sondern weil sich uns jetzt die Möglichkeit bietet mehr Informationen über Tyson herauszufinden. Er muss bestimmt eine Akte im Schulsystem haben.“

Müde rieb ich mir über meine Augen und raufte mir einmal durch meine langen Haare. „Das heißt wir müssen in Mr Blacks Büro. Hast du schon einen Plan?“ Basirs Haare fielen ihm ins Gesicht als er nickte.

„Es ist zwar gewagt aber müsste klappen. Komm ich erkläre es dir auf dem Weg zur Trainingshalle, wir brauchen Jove.“ „Na dann.“ schnell rappelte ich mich auf und warf mir noch meine Lederjacke über. Meine Haare band ich in einen wirren Knoten und hetzte Basir hinterher der bereits vorgelaufen war. Sobald ich ihn eingeholt hatte begann er. „Dein Vater hat eine solche Aura, dass sie unsere für Mr Black überdecken wird sollten wir uns nicht in unmittelbarer Nähe befinden. Das heißt wenn er weiter weggelockt wird wie zum Beispiel zum Strand oder auch die Trainingshalle, können wir uns gefahrlos in sein Büro schleichen. Seine Sekretärin sitzt wie immer in ihrem Büro vor das unseres Direktors, wir werden also an ihr vorbei müssen. Ich habe in ihrer Vergangenheit nachgeforscht und herausgefunden, dass sie halb Mensch halb Vampir ist. Da ihre Wahrnehmung daher deutlich schlechter ist als die eines vollwertigen Vampirs, was sie übrigens vorgibt zu sein,  wird sie unsere unmittelbare Anwesenheit nicht wahrnehmen.“ beeindruckt blickte ich ihn an. „Du hast deine Hausaufgaben gemacht.“

 

„Tja es gibt auch wichtigeres zu tun als mit seiner neuen Freundin im Bett Schokolade essend über Gott und die Welt zu reden.“ ich hörte den Spott in seiner Stimme und ärgerte mich sofort über den anerkennenden Blick den ich ihm zugeworfen hatte.

Trocken erwiderte ich „Du wirst  mir nach der ganzen Aktion erklären müssen was zwischen euch vorgefallen ist und ich dulde keine Widerrede. Nun aber zurück zum Thema. Wie hast du vor Mr Black und meinen Vater aus dem Hauptgebäude zu kommen?“

Wir waren mittlerweile bei der Trainingshalle angekommen und ich erblickte Jove der in seiner schwarz blau goldenen Trainingsuniform gerade einen Parcour durchlief. Geschmeidig wie eine Raubkatze, was bei seiner Größe und Muskelmaße echt beachtlich war, glitt er über die Hindernisse, sprang über Metallstacheln und hangelte sich an Stäben hoch. Ab und zu wurden Pfeil Animationen abgeschossen den er ausweichen musste. Als er atemlos am Ziel ankam stützte er seine Hände auf die Knie und atmete schwer. Als er uns erblickte wischte er sich die Schweißtropfen von der Stirn und marschierte selbstsicher auf uns zu. Seine Haare waren frisch geschnitten und wieder etwas kürzer an den Seiten. Kurz bevor er bei uns ankam streckte ich eine Hand in die Höhe um ihm ein High Five zu geben. Mit seiner riesigen Hand schlug ein. „Klasse Durchlauf!“ „Ich weiß.“ antwortet er selbstsicher und ich streckte ihm die Zunge heraus „Was macht ihr hier?“ fragte er nun etwas verärgert aber auch leicht beunruhigt . Er wusste, dass wir wussten, dass er Sonntagabend ein extra Training hatte in dem er speziell gefördert wurde und das ihm sehr am Herzen lag. Hilflos zuckte ich mit meinen Schultern  „Ich habe auch keine Ahnung.“ Basir trat nun vor und blickte mich an„Mit ihm werden wir es schaffen. Dein Vater hat aus irgendeinem Grund einen Narren an ihm gefressen, soweit er das tuen kann an einem Gesegneten. Er wird für uns Lockvogel spielen.“ „Klingt Plausibel nicke ich und mustere Jove noch einmal der uns ziemlich ratlos anblickte „Dein Vater Phoebe? Lockvogel? Was ist hier los?“

 

Auf dem Weg zum Büro klärte uns Basir über seinen Pan vollkommen auf. Jove würde bei Mr Black klopfen und fragen ob er kurz für ihn Zeit hätte um irgendwas zu tun was Jove sich bis dahin bitte ausdenken sollte.

Mein Vater würde dann hoffentlich die Chance nutzen um die Akademie ein wenig kennen zu lernen sodass Basir und ich genügend Zeit hätten um in den Bürotrakt zu gelangen. Mein bester Freund würde dann die Sekretärin solange ablenken, dass ich in Mr Blacks Büro kann und einmal seinen Rechner nach Tyson zu durchforsten. Ich wusste selber  wie unglaublich wage der Plan war und wie viel schief gehen könnte doch mussten wir es versuchen. Mr Black war ein sehr vorsichtige Vampir der sich immer auf seine Umwelt konzentrierte und jede noch so kleine Veränderung wahrnahm. Die Tatsache, dass mein Vater da war, war die Ideale Gelegenheit um seine reduzierte Wahrnehmung ausnutzen. „Warum konntest du eigentlich nicht mit Hilfe deiner Fähigkeit mehr über ihn herausfinden?“ fragte Jove als wir vor dem Hauptgebäude standen. „Ich habe versucht aber es war wie.. gegen eine Wand prallen als ich meine Augen schloss und mich auf ihn konzentrierte.“ sein Gesicht verzog sich als er weiter darüber nachgrübelte. „Ich denke ich werde mal mit meinem Lehrer sprechen, bei dem ich immer extra Unterricht habe. Vielleicht hat der ja ne Ahnung was das war.“

Ich nahm dies nur nickend zur Kenntnis. Als wir in die riesige Eingangshalle traten blieb ich abprupt stehen. Die Aura meines Dads war überall und furchtbar aufdringlich. Man hatte das Gefühl es würde einem jede einzelne Pore zugeklebt werden. Wundervoll wenn man so aufwächst. „Basir und ich gehen in die Cafeteria und warten bis ihr weg seid. Danach muss alles schnell gehen. Hat jeder sein Handy dabei?“ „Ja aber momentmal Basir. Was passiert wenn mein Vater mich sucht oder bemerkt, dass ich mich im Büro des Direx aufhalte?!“ meine Stimme bekam einen panischen Unterton. Die Angst vor meinem Vater war allgegenwärtig, Wenn ich eine schlechte Note bekam,ich im Training nicht voran kam oder Lehrer ungenügendes Benehmen zu berichten hatten. Zu dritt überlegten wir was zu tun als Akira an uns vorbeilief und mir eine Idee kam. „Akira warte mal.“ Sie blieb stehen und schnell lief ich zu ihr. „Könntest du mir bitte einen Gefallen tun und keine Frage stellen?“ Mir war klar warum Basir es nicht vor ihr erzählt hatte. Sie würde niemals an unserem Vorhaben aktiv teilnehmen, da sie wahrscheinlich ein schlechtes Gewissen gegenüber Mr Connor gehabt hätte. 

Ich musterte sie einmal kurz. Perfekt. „Worum gehts denn?“ „Könntest du dir bitte meine Lederjacke überziehen und dich auf an den Strand machen oder so für zwei knappe Stunden?“ flehend blickte ich sie an. Offenbar bemerkte sie wie dringend das gerade war, da sie einfach sich die Jacke überstülpte die ich ihr hinhielt  und nickte. „Heute Abend erklärst du mir das. Ich warte an der Höhle.“ prüfend erfassten mich ihre Augen und ich blickte beschämt, da ich sie gerade nicht in unser Vorhaben, das auch sie betraf, einweihte. „Ich verspreche es dir.“ Gerade als ich mich umdrehen wollte hielt sie mich nochmal fest „Sei vorsichtig.“ Ihr hellgrünen Augen brannten sich in meine und ich nickte nur stumm.

Als ich bei den Jungs ankam sah Basir ziemlich angefressen aus und Jove hatte seine Arme verschränkt und eine Augenbraue hochgezogen. „Was war das gerade?“ zischte der schwarzhaarige. „Sie trägt meine Klamotten und damit auch meinen Geruch mit sich. Ist zwar nur ein kleines Ablenkungsmanöver aber immer hin etwas oder ist euch was besseres eingefallen?“ rechtfertigte ich mein Handeln „Nein aber denkst du eine Jacke reicht da?“ „Du Idiot.“ schmunzelte ich. „Sie trägt doch auch meine Hose, meine Schuhe und sogar meine SOCKEN. Das euch das nicht auffällt.“belustigt musste ich grinsen. „Ich finde es falsch sie nicht einzuweihen.“ äußerte sich Jove der sofort von Basir zischend unterbrochen wurde „Dafür haben wir jetzt keine Zeit. Los gehts Jove!“ Basir und ich machten uns auf zur Cafeteria von der wir einen guten Blick auf den Innenhof hatten, an dem die drei unweigerlich vorbeigehen mussten. Ob mein Vater weg war konnte man auch fühlen, da seine Aura mit zunehmender Entfernung auch abnahm. 

 

 

Wir warteten nun schon seit mindestens 20 minuten und ich wurde mit zunehmender Zeit immer nervöser. Mein Herz flatterte und ich hatte das Gefühl, obwohl ich nur ein Tshirt trug, gleich aufgrund meines immensen Schweißausbruches an mangelnder Körperfeuchtigkeit zu sterben. 

Plötzlich spürte ich wie die mächtige Aura näher kam und auch die anderen Schüler  die um uns herum saßen begann aufgeregt zu tuscheln. Die Cafeteria war am Sonntagabend ein sehr beliebter Ort um das Wochenende gemütlich ausklingen zu lassen, so wie auch heute. Die letzten Sonnenstrahlen drangen durch die verglaste Wand die auf den Innenhof zeigt in  dem man nun Jove mit Mr Black und meinem Vater im Schlepptau sah.

Schnell drehte ich mich auf meinem Sitz um und schlürfte an meinem Kaffee an dem ich mich auch abrupt verbrannte. Basir blickte an mir vorbei und gab mir das Zeichen zum Aufbruch als die drei verschwunden waren. Um eine ruhige Fassung bemüht hob ich meinen Stuhl leicht an um ihn nach hinten zu schieben um aufzustehen. Meine Beine zitterten und meine Gehirn schien so weich wie Butter zu sein. Basir nahm mich an der Hand und gemeinsam gingen wir schnellen Schritts die Treppe hoch zu dem Bürotrakt.

 

„Wie hast du vor die Sekretärin abzulenken?“ „Lass das mal meine Sorge sein.“ zwinkerte Basir mir zu und zog seine Jacke aus. Ich fühlte mich wie im falschen Film. „Nicht wirklich oder?“ genervt rieb ich an meiner Schläfe und musterte Basir der nur mit einem Tanktop oben rum bekleidet war und sich seine Haare durch wuschelte. „Ich wette mit dir es klappt.“ grinste er selbst sicher. „Ich hoffe für dich, dass du die Wette gewinnst.“ 

Ich blieb an der Tür zum Büro der Sekretärin stehen und wartete. Als weitere Angestellte auf dem Flur an mir vorbei liefen begann ich auf meinem Handy unsinnig umzutippen um etwas zu tun zu haben und mich weniger verdächtig zu fühlen. Aus dem Büro hörte ich wie Basir sie nach einigen Daten zu Schülern fragte und ich schnappt erschrocken nach Luft. Noch direkter ging es ja nicht oder? 

Einige Sekunden in der Stille herrschte vergingen und ich hörte wie eine Tür zu fiel. Vorsichtig blickte ich erst einmal nach links und nach rechts um zu gucken ob wer anderes kam und lugte dann in das Büro hinein. Von den zwei war nichts zu sehen und ich sah, dass die Tür zu den Akten offenbar aufgeschlossen war. Ich hatte keine Ahnung ob ich jetzt eher versuchen sollte auf Mr Blacks Computer nachzuschauen oder in den Aktenräumen und wo die zwei nun abgeblieben waren. Als ich mich erinnerte, dass Tyson erst seit kurzer Zeit auf der Schule war und das Aktensystem seit einem Jahr abgeschafft worden war und nur noch die schon vorhandenen Papiere abgeheftet wurden schlug ich mir innerlich gegen den Kopf. Auf Zehenspitzen huschte ich in Mr Blacks Büro hinein und stellte mich leise hinter seinem Schreibtisch neben den Stuhl und checkte einmal den PC. Mist der Bildschirm war komplett schwarz. Bevor ich allerdings irgendwas berührte, wollte ich mir in meine Jackentasche greifen um meine Handschuhe anzuziehen als ich begriff, dass sie noch bei Akira waren. Am liebsten hätte ich mich gerade umgebracht. Hecktisch suchte ich den Raum nach einer alternative ab und bekam fast einen Nervenzusammenbruch als ich nicht erblickte bis mir die Packung Taschentücher auffiel. Hastig schnappte ich sie mir und zog zwei hinaus um eins auf die Tastatur und eins auf die Maus zu legen. Kurz konzentrierte ich mich auf meine Umwelt um herauszufinden wo mein Vater war um beruhigt aufatmen zu können. Seine Aura war kaum wahrzunehmen also musste er irgendwo weit weg vom Hauptgebäude sein. Leicht ruckelte ich an der Maus um ein weiteres mal mich bei einer höheren Macht für das Glück zu bedanken. Der Computer war nur auf Standby, sodass kein Passwort nötig war. Schnell gab ich beim Schulinternen Programm in die Suchmaschine Tyson ein und drückte auf Enter. 

Was ich erblickte ließ mich ungläubig auf den Sessel des Direktors fallen. 

 

Keine Treffer unter diesesm Namen

 

leuchtete in schwarzer Schrift auf weißem Hintergrund auf.

 

 

Offenbar war er nicht an der Akademie registriert.

In meinem Kopf arbeitete es bereits weiter. Ich wusste, dass Mr Black einen Zugang zu den Daten der Regierung haben musste  also müsste ich mir irgendwie Zugang dazu schaffen und schlussendlich den Verlauf löschen. Ich bedankte mich innerlich bei Erin die mich zu einem Computer Kurs gezwungen hatte. Es hatte mir solch einen Spaß gemacht, dass ich auch an dem erweiterten und an dem Profikurs teilnahm. 

Daher war es kein Probelm für mich die Datei der Regierung zu öffnen nur zu entschlüsseln war schwierig. 

Hastig blickte ich auf die Uhr. Es waren mittlerweile zehn Minuten vergangen seit dem ich versuchte die Wälle zu durchbrechen. Heftig zuckte ich zusammen als ich Schritte an der Tür hörte. „Hast du nicht noch Lust mit mir einen Kaffee zu trinken unten in der Cafeteria?“ Erklang Basirs verführerische Stimme. Igitt. „Nein tut mir leid ich habe noch einiges zu tun.“ nuschelte die piepsige Stimme der Sekretärin. „Ach komm schon, es ist Sonntag wie kannst du denn dann noch arbeiten müssen?“ Du?!?! Ich hörte das leise aufstehen und dann Schritte die sich entfernten. Basirs Charme hatte also mal wieder gesiegt. Was für ein Wunder, die dumme halb Vampirein musste sich wie im Himmel fühlen endlich mal beachtet zu werden. 

Nach weiteren fünf Minuten hatte ich es geschafft. Erneut gab ich in die Suchmaschine Tyson ein und bekam einen Treffer der mich zusammen fahren ließ.

 

  Vermisst:

 

Luíz Tyson don Carlos 

 

und daneben ein Bild von einem jungen Mann mit karamellfarbener Haut, hellgrüne Augen und braunen kurzen Haaren. Seine Gesichtszüge waren zwar weniger markant und auch seine Haare trug er nun anders doch schienen Luíz Tyson don Carlos, unser Tyson zu sein der Freund von Mr Connor . Eilig machte ich ein Foto mit meinem Handy und löschte dann den Verlauf. Hastig schnappte ich die Taschentücher, hoffte sie würden ihren Dienst 

getan haben und steckte sie in meine Hosentasche. Doch was nun ? Als ich in das Büro von der Sekretärin trat hörte ich von draußen Schritte und die Aura meines Vaters schien mich gerade zu erdrücken zu wollen. Hecktisch blickte ich mich um. Verstecken war keine Möglichkeit mein Vater würde mich sofort finden und abhauen durch die Tür schon mal gar nicht. Mir blieb also nichts weiter übrig als auf dem Stuhl gegenüber des Schreibtisches der Sekretärin zu sitzen und abzuwarten. 

Nervös fummelte ich an meinen Hände herum als ich hörte wie sich die Tür öffnete. „Phoebe was tust du hier?“ ertönte die Stimme des Ratsmitglieds der Drei, der Gefährte meiner Mutter, der Mann der sie in ihren dunkelsten Stunden verlassen hatte. 

 

„Hallo Dad.“  

 

Für mich war Basir schon immer mein Held. Mit seinen verwuschelten Haaren und dem leuchten in seinen Augen war er für mich mein rettender Anker der mir zu jeder Zeit immer bei Seite stehen würde. Nur nun mal in diesem Moment nicht.

 

„Nochmal was tust du hier?“ Seine Stimme war rau, und passte eher zu der Stimme eines jahrelangen Rauchers als zu seiner Erscheinung. Er sah aus wie der typische Geschäftsmann. Seine Haare längeren dunkel braunen Haare waren zurück gekämmt, sein durchtrainierter äußerlich Mitte 20 erscheinender Körper steckte in einem perfekt sitzenden Anzug und ein eleganter Kaschmir Schall zierte seinen Hals. Silberne Augen die meinen von der Farbe her exakt ähnelten blitzten mich an und schienen mich bis auf die Nieren zu testen. Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken. Hinter ihm trat Mr Black hervor genauso wie Jove. „Begleite mich doch in mein Büro, dann können wir in ruhe sprechen.“ Schlug mein Direktor vorsichtig vor. Es war gerade zu lächerlich wie schnell hoch gestellte Männer wie Mr Black sich unter meine Vater unter ordneten obwohl er sich momentan in seinem Büro Trakt befand und wir seine Schüler waren. „Ich warte draußen Phoebe.“ Jove steckte kurz seine Hand aus und streichelt mir über meinen Oberarm. 

Ein kribbeln durchzuckte mich und ich musste lächeln. Es war seine Art mir zu zeigen, dass er für mich da war. Früher tat er dies immer um mich von der mächtigen Aura meines  Vater abzulenken , mittlerweile war dies nicht mehr nötig.

 

 

„Also Phoebe, wieso genau saßen sie vor dem leeren Schreibtisch meiner Sekretärin?“Mr Black stand neben seinem Schreibtisch und hatte seine Arme vor dem Körper verschränkt, mein Vater hatte bereits auf dem Schreibtischstuhl Platz genommen, den mein Direktor ihm zurecht gerückt hatte und beobachtete mich schweigend. Unter seinem brennenden Blick fühlte ich mich furchtbar unwohl und rutschte auf dem Stuhl vor dem großen Schreibtisch herum, an dem ich bis vor 10 Minuten noch gesessen hatte und Informationen gelesen habe, die mich ins Gefängnis bringen könnten sollte es raus kommen. 

„Ja Phoebe das würde mich auch sehr interessieren.“ Ich hörte seine Stimme, sie hallte in durch meinen Körper zog meine Organe zusammen und ließ sie erst frei als auch das letzte Wort verklungen war. Dieses Gefühl, die Angst die man durch ihn bekam reizte mich plötzlich und ich wurde wütend.

„Nun..“ ich stockte und sammelte mich. „Ich glaube es ist kein Verbrechen, dass ich in dem Zimmer vor dem Büro meines Direktors sitze, dass normalerweise mit einer Sekretärin versehen ist, die sich um Schüler wie mich kümmert und auf den Termin warte den wir beim Training ausgemacht hatten. Erinnern sie sich noch Mr Black? Wir wollten über meinen versäumten Test reden. Außerdem kann man auch erwarten sie um dieses Uhrzeit hier anzutreffen, ich wüsste daher nicht warum es für mich verboten sein solle mich hier aufzuhalten.“ herausfordernd blickte ich ihn an und ließ meine Augen für mich sprechen. In weniger als einer Minute hatte dieser Mann vor mir meinen Respekt vor mir verloren als er meinen Vater den Hof machte und  ihm sogar seinen Schreibtischstuhl überließ. „Es tut mir leid ich wusste nicht, dass wir heute einen Termin vereinbart hatten.“ Und wieder rutschte meine Achtung ihm gegenüber ins bodenlose. Sich bei einer seiner Schülerin zu entschuldigen war unterste Schublade und ließ ihn gerade zu lächerlich wirken. Seine Hände drückte er nun fester zusammen um das Zittern zu unterdrücken und seine Augen schossen von meinem Vater zu mir und wieder zurück. 

Ziemlich oft trat die Tatsache, dass mein Vater ein Ratsmitglied in den Hintergrund beziehungsweise wurde zu Kenntnis genommen und ich auch in Ruhe gelassen doch vergassen viele was dies eigentlich bedeutete. Er war einer der mächtigsten drei Männer der Regierung der schon länger lebte als alle leben auf dieser Akademie zusammen gerechnet. Meine Verwandtschaft zum ihm war unverkennbar durch meine silbernen Augen die nur in seiner Blutslinie auftrat und bedeutete Macht. Grausame allumfassende Macht. Damals als ich noch ganz klein war, woran ich mich übrigens sehr gut erinnern konnte da Gesegnete und Vampire ein ausgezeichnetes Gedächtnis besaßen, hatte er mich behandelt wie sein ganzer Stolz. Er posaunte in die Welt hinaus, dass er eine wunderschöne Tochter hatte mit den seinigen Augen gesegnet. Nettes Wortspiel oder?Augen wurden nicht umsonst der Spiegel zu Seele genannt. Doch war es noch mehr. Sie zeigen uns wer wir waren und nicht selten auch wer wir einmal sein werden.

 

Mein Vater hüllte sich die gesamte Zeit die ich noch im Büro befand in schweigen. Mr Black entließ mich kurze Zeit später und meinte wir würden in der kommende Woche nochmal sprechen und dass ich mich auf das Theater vorbereiten solle nächstes Wochenende in Rom. Als ich aus der Tür trat hörte ich wie er  nieste. Ich blcikte auf meine von der Taschentücher packumg ausgebeulte Hosentasche und betete er würde nicht danach suchen. Ich beschleunigte meine Schritt und riss Jove mit mir.  Als wir an der Cafeteria vorbeikamen winkte ich eilig Basir zu und zu dritt rannten wir in den Wald. Wie ich es mir schon gedacht hatte saß Akira am Rand der Höhle in der sie schon mit Mr Connor gesprochen hatte. Wir begrüßten uns und gingen in das innere  und setzten uns auf die Steine die in einem Kreis angeordnet waren. Gespannt blickten mich alle an. „Bevor ich euch sage was ich herausgefunden habe möchte ich erst wissen, was du mit meinem Vater und unserem Direktor die ganze Zeit im Bürp getan hast.“ Er verzog  bei meiner Frage seine Stirn und musterte mich missbilligend. „Ernsthaft?“ Akira Basir und Ich nickten einstimmig. „Man ich habe ihn was von einer Studie vorgefaselt in der Athleten nicht genug Beachtung bekamen von ihren Vorbildern und sich daher nicht komplett entfalten konnten. Dein Vater schaute zwar skeptisch doch konnte ich Mr Black anscheinend überzeugen, sodass er mit mir kam. Ne weile war auch dein Vater bei uns doch spaltet er sich schnell mit den Worten „Ich sehe ich mal ne runde um.“ ab und ging. Ich habe Mr Black dann in der Trainingshalle jede einzelne Station vorgeführt und der gute hörte gar nicht mehr auf mit dem Klatschen.“ Er musste grinsen bei dem Gedanken. „Als Mr Black  dann nach einer ganzen Weile zurück ins Büro musste bot ich mich an ihn zu begleiten um noch ein wenig mit ihm zu sprechen und um zu überprüfen, dass er euch nicht in einem ungünstigen Moment erwischt. Als dann aber der „Löwe“ dazu kam hatte ich keine Chance mehr und hoffte nur das beste.“

 

„Ach ja zum „Löwen“. Ein echt seltsamer Mann.“ entschuldigend lächelte mich Akira an. „Wann hast du ihn den kennen gelernt?“ mischte sich Basir ein. „Er kam zu mir als ich am Strand war und ließ sich neben mich in den Sand plumpsen. Er fragte mich warum ich die Kleidung seiner Tochter tragen würde und ich antwortet darauf ehrlich, dass sie meine Freundin und Mitbewohnerin sei. Er lachte darauf und fuhr sich durch die Haare. Er meinte ich solle auf mich aufpassen und ging dann fort. Das gruselige war, dass ich ihn nicht habe kommen hören. Plötzlich war er da und als ich seine Aura war nahm befahlen mir all meine Instinkte zu fliehen. Ich mag ihn nicht. Tut mir leid Phoebe.“

 

Ich zuckte nur mit den Achseln „Kein Ding.“ In Wirklichkeit liebte ich sie für dass was sie gerade gesagt hatte. Niemand hatte dies je zuvor gewagt auszusprechen obwohl es gewiss einige dachten.

 

„Hat sich das „Pass auf dich auf.“ wie eine Drohung angehört Akira?“ Sie überlegte kurz und fummelte an ihren Haaren herum. „Nein eher wie ein gut gemeinter Rat.“ Das war auch wieder typisch. 

„Was hast du eigentlich die ganze Zeit mit der Sekretärin getrieben?“ lachte Jove nun um die Stimmung zu lockern und schlug Basir auf die Schulter. Er hatte ja nicht ahnen können dass er dadurch alles noch viel schlimmer machen würde. Erstaunt blickte Akira ihn mit ihren großen Augen an und ihre vollen Lippen öffneten sich als würde sie zu etwas ansetzen es dann aber lieber doch lassen wollen. „Nicht viel.“ antwortete Jove schnell und fragte mich dann was ich herausgefunden hatte.

„Nun unser geehrter Tyson taucht nicht in den Schulakten auf. Ich musste daher auf die Datei der Regierung zugreife und habe seinen Namen dort nochmal durch die Suchmaschine gejagt. Ratet mal was ich gefunden habe.“ In der Hölle war es mucks Mäuschen still und einzig unserer guten Augen was es zu verdanken, dass wir uns sehen konnten. „Es gibt niemanden mit dem Namen Tyson sondern nur einen Luíz Tyson don Carlos, der ihm sehr ähnelt. Und ratet mal welchen Status dieser Luíz hat.“ „Nun spann uns doch nicht weiter auf die Folter Phoebe spuck es endlich aus.“  zischte Basir und guckte mich angespannt an. „Er wird vermisst.“

Sobald ich dies ausgesprochen hatte hörte ich es hinter mir rascheln.

Ruckartig drehte ich mich Richtung Höhlen Eingang und erlitt einen riesigen Schock als ich Akiras Mentor erblickte der uns unverwandt anstarrte. Still betete ich an eine höhere Machte, dass er doch bitte nichts von unserem Gespräch mitbekommen hatte. Doch das was er sagte ließ mich erneut zusammen fahren. Seine Stimme hallte in der Hölle nach und verklang nach einiger Zeit doch niemand von uns rührte sich. Den das Gesagte war nichts vergängliches. Es brannte sich in unser Gehirn und ließ es arbeiten um zu verstehen was Lyon uns gerade weiß machen wollte. Mit einem Blick auf meine Freunde vergewisserte ich mich, dass sie noch da waren.  Immer und immer wieder spulte ich seine Worte in meinem Gehirn ab welches grausame Vermutungen anstellte, ohne dass ich es daran hindern konnte.

 

„Es wurde eine Leiche gefunden am alten Bootssteg. Kommt bitte mit. Mr Black möchte mit euch reden, genauso wie einer der leitenden Ermittler.“

 

Jemand von uns war Tod.

 

Wahrscheinlich ermordet sonst gäbe es keine Ermittler.

 

Auf dieser Insel, die wohl eine der größten Geheimnisse der Regierung war.

 

Ich wusste dieser Gedanke war egoistisch und doch konnte ich ihn nicht verhindern. 

 

Bitte war es niemand den ich kannte und mochte.

 

Kapitel 15

 

Akira Zoe Contarini

 

The best way to predict your future is to create it. 

 

 

Ich hasste es das Gefühl der Einsamkeit zu vermitteln. Dass Leute das Bild von mir bekamen ich hätte keine Freunde und keine Familie. Es war, als würde man zulassen, dass jemand hinter die Kulisse sah, die man so verzweifelt versuchte aufrecht zu erhalten und meist selber nicht sehen wollte.

Es war wohl die Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet der Gefühlsleser unter uns starb, da niemand seine hatte wahrnehmen und deuten können.

Er war derjenige gewesen, der mich als erster Schüler an der Akademie als seine Freundin gesehen hatte. Er hatte sich um mich Sorgen gemacht, als ich Opfer Joves Kräfte wurde und er war es auch der mich hinter Phoebe herschickte, als sie jemanden gebraucht hatte. Er war vieles, auf keinen Fall nur Gutes, doch er verdiente zu Leben.

 

Nun war er Tod.

 

Nicht, dass ich noch nie eine Leiche gesehen hatte. In meinem Leben gab es tatsächlich schon viele Leichen, doch war mir nie eine wirklich wichtig gewesen bis auf die meiner Eltern. Luc war auch Tod, doch hatte ich ihn nie so gesehen. 

Das was nun vor mir lag unter einer schwarzen Plane, war ein toter Körper eines mir bekannten Jungen, der zu meinem „neuem“ Leben gehörte. Nein er hatte dazu gehört.

 

Nun war er Tod.

 

Es war kein Schockzustand in dem ich mich befand, Phoebe war die Geschockte. Ich war vielmehr dadurch wachgerüttelt worden. Etwas was mir schon die ganze Zeit unbewusst klar gewesen war, wurde mir nun auf dem Silbertablett serviert und ja ich war etwas geschockt. Meine Gedanken schwirrte in meinem Kopf umher und überschlugen sich. 

Das hier war nicht „mein sicherer Ort“. Es war für niemanden eine sicherer Ort.

Doch hatten wir keine Alternativen.

Die Akademie war zwar kein SICHERER Ort, doch war er der einzige, an den wir konnten um von äußerlichen Angriffen beschützt zu werden. 

Doch niemand konnte den inneren Dämon zum schweigen bringen. Der Stimme, die einem sagte so geht das nicht weiter und die einem zum Aufgeben zwingen wollte.

Es wurde offensichtlich an diesem Tag, dass niemand uns vor uns selbst schützen konnte, denn Antolius war Tod.

Ich sah wie Jove Phoebe hielt und sie an sich drückte. Ich sah ihr fassungsloses Gesicht und wie sie in ihrem Kopf alle Szenario abspulte, die sie mit ihm erlebt hatte. Nicht um sie sich nochmal ins Gedächtnis zu rufen um ja nichts von ihm zu vergessen, sondern um nach Anzeichen zu suchen, warum er dies Tat. Warum er entschied seinem Leben ein Ende zu setzten. 

Wir hatten nicht gewusst, dass er Selbstmord begangen hatte, bis einer der Kommissare begonnen hatte Fragen über seinen psychischen Zustand zu stellen und er seinem Partner zugeflüstert hatte, dass anscheinen kein Gewaltverbrechen vorläge.

Wir waren alle befragt worden, doch als Basir selber Fragen stellen wollte, wurde er abgewimmelt. Die Unwissenheit machte uns nervös und verleitete uns zum rätseln. Keine gute Sache in Anbetracht der Theorien, die entstanden und die Szenarien, die ich mir vorstellte.

So stand ich am Strand, einige Meter von der Stelle entfernt, an der Antolius von den Wellen des Meeres angespült worden war, alleine und beobachtete still das Geschehen. 

Jove hielt Phoebe oder andersrum. Ich wusste es nicht. Es waren nur drei Ermittler am arbeiten und zwei die die Leiche untersuchten und mitnehmen würden. Doch da gab es nicht viel zu sehn von dem lebenden Antolius. Das Wasser hatte ihn aufquellen lassen und all seine charismatischen Gesichtszüge verschwinden lassen. 

Immer wieder wiederholte ich die Worte.

Es war kein Gewaltverbrechen gewesen.

Man hatte keine körperlichen Wunden feststellen können ausser die aufgeschlitzten Handgelenke.

 

 

Der Strand war immer der Ort gewesen, wo Phoebe sich hatte zurück gezogen oder ihr dämlicher See. Doch dies war nun ein Ort der Trauer und der Fassungslosigkeit.

Basir kam gerade von seiner Befragung wieder und ließ sich abseits seiner Freunde in den Sand nieder. Kraftlos baumelten seine Arme an ihm herunter und sein Kopf zeigte in Richtung Boden. Meine Füße trugen mich, ohne aktiv darüber nachzudenken, zu ihm und ließen mich neben ihn im Sand plumpsen. Ohne Aufforderung schlang ich meine dünnen Arme um ihn und versuchte ihn zu trösten.

Er ließ sich komplett mit dem Rücken in den Sand fallen und ich mit ihm. So lagen wir neben einander, ich hatte mittlerweile meinen Arm unter seinem Körper hervorgezogen, und streichelte ihm durch sein dunkles, immer leicht zerzaustes, Haar. 

„Mir geht es gut.“

Wir waren nicht mehr am Strand, wir waren mitten im Nirgendwo.

„Bist du dir sicher?“

Seine Augen leuchteten nicht wie sonst und die kleinen weißen Punkte rotierten aber fühlte es sich falsch herum an.

„Ich habe es gesehen.“

Tröstend streichelte ich ihm eine Haarsträhne aus seinem Gesicht. „Erzähl es mir wenn es dir nicht zu sehr weh tut.“ ich spürte wie er sich innerlich sträubte. 

„Ich habe ihn in der Gegenwart gesehen, wie er in seinem Zimmer saß und sich sträubte in den Essensaal zu gehen, um den Gefühlen auszuweichen, die immer wieder über ihn einstürzten, wenn er sich an einem Ort mit vielen Leuten begibt. Er war so..verzweifelt.“ Meine Hand wanderte auf seinem Arm auf und ab. 

„Er hat es nie geschafft Mauern zu errichten, die ihn davor schützten. Aber…“ er stockte. Ich drängte ihn nicht weiter zu sprechen, aber offenbar half es ihm und er fuhr leiser fort. „Ich konnte nicht anders als ihn dafür zu hassen was er Phoebe angetan hatte. Ich bin mir sicher, dass Jove genauso empfand und ich wusste…“ lauter sprach er weiter „Ich wusste, dass er es spürte und doch konnte ich ihm nicht verzeihen und meine Abneigung ihm gegenüber nicht drosseln.“ Schweigen.

 

„Er war eine kurze Zeit unserer Freund. Vor allem auf eine verdrehte Art und Weise IHR Freund.“ er blickte zu Phoebe rüber , in ihr bleiches Gesicht und schüttelte sich einmal, als würde ihm ein kalter Schauer über den Rücken laufen. 

„Du darfst dir keinen Vorwurf machen.“ Ich wusste er tat es. Man konnte die tiefe Schuld, die er empfand in seinen Augen sehen und wenn ich mich nicht täuschte, war sie schon immer ein Teil von ihm.

„Du verstehst das nicht. Ich sehe Dinge. Dinge aus der Vergangenheit von Leuten, deren Gegenwart und eben auch ihrer Zukunft. Ich sehe kleine Babys mit silbernen Augen. Ich sehe Jove blutend mitten im Kampf auf dem Boden liegen. Ich sehe grausige Szenen aus der Vergangenheit von Leuten die ich noch nie kennen gelernt habe und auch von welchen die mir Nahe stehen. Und immer wieder sehe ich ihren Tod. Er verfolgt mich in meinen Träumen und wenn ich aufwache sehe ich ihr lebloses Schmerzverzerrtes Gesicht.“ er begann zu schluchzen und immer wieder zog sich sein Körper zusammen wenn er versuchte den nächsten Schluchzer zu unterdrücken.

Ich hatte nicht vor auf das einzugehen was er mir gerade sagte, da es sicher nicht der richtige Zeitpunkt dafür war, doch speicherte ich die Informationen ab und schwieg mich aus. 

„Ich werde mit Tatsachen konfrontiert die geschehenen sind,gerade geschehen und die einmal geschehen werden und ich kann sie nicht ändern. “ 

„Wie kommst du darauf?“ 

„Glaubst du an das Schicksal Akira?“ antwortete er mit einer Gegenfrage.

„Ja aber..“ „Siehst du, ich nämlich auch.“ 

„Ich denke aber nicht, dass man sein Schicksal nicht selbst in die Hand nehmen kann. Unsere Zukunft steht nicht fest Basir! Dinge verändern sich!“

Er blickte mich aus trüben leblosen Augen an. 

„Ich sehe dich mit ihm.“ fragend zog ich eine Augenbraue hoch. 

„Mr Connor. Deinem Mentor.“ ich zucke zusammen und blicke schuldbewusst auf meine Hände. „Ich sehe wie ihr euch neben einem knisternden Kamin küsst. Wie er die zarte Haut auf deinem Bauch streichelt und dir liebevoll auf die Stirn küsst.“ Da mir die Situation furchtbar unangenehm wurde rappelte ich mich auf und setzte mich hin. 

„Es ist nicht so wie du denkst.“ flüsterte ich leise.

„Das sah aber anders aus.“ meinte er nur abfällig, stand auf und klopfte sich den Sand ab. „Das ist dein Problem Basir, du siehst Dinge, Szenen, die dir nicht die ganze Wahrheit sagen, sondern nur das Bild vermitteln was du in diesen Sekunden siehst.“ schrie ich ihn gerade zu an.

Ich wollte ihm nicht von dem Abend in der Hütte mit Mr Connor erzählen und auch nicht zu welchem Entschluss wir gekommen waren. Er sollte mir glauben und nicht auf die kleinen Ausschnitte meines vergangen oder währenden Leben vertrauen denn sie sagten nun mal nicht die volle Wahrheit aus sondern nur einen minimalen Teil.

„Ich meine das Ernst, die Beziehung zwischen meinem Mentor und mir ist rein freundschaftlich.“ 

„Du musst dich nicht rechtfertigen Akira. Wir sind nur befreundet.“ erwiderte er bitter,blieb aber wo er war als würde er auf etwas warten. 

Ich wollte gerade etwas erwidern als ich aus dem Augenwinkel sah wie Leo aus dem Wald stolperte, gefolgt von einer Frau und auf den Strand zu rannte.

Mit einem entschuldigenden Blick auf Basir sprang ich auf und rannte ihm hinterher. Er durfte seine Leiche auf gar keinen fall zu Gesicht bekommen. Auf Grund meiner immensen Geschwindigkeit gelang es mir, ihn aufzuholen und von der Seite sprang ich auf ihn. Ich stemmte mit all meiner Kraft seine Hände in den Sand und blieb auf seinem Bauch sitzen. 

„Hör auf damit! Lass mich in ruhe!“ sein blondes Haar war zerzaust, auf seine Stirn standen die Schweißperlen und sein Blick war wirr und von Kummer und Fassungslosigkeit getränkt.

Jove kam mir von der Seite zu Hilfe und hielt seine Arme fest.

„Leo du musst mir zu hören. Beruhig dich bitte.“ Sanft ertönte Phoebes Stimme. Sie hockte sich neben ihn in den Sand. 

„Nein, er kann und darf nicht Tod sein. Er hat es mir doch versprochen!“ eine einzelne Träne löste sich aus den braunen Augen des gebrochenen Kriegers. Ich merkte wie er sich unter mir beruhigte und rutschte von ihm hinunter. 

Augenblicklich setzte er sich auf uns schlang seine muskulösen Arme um seine Knie. Mitleid keimte in mir auf und ehe ich mich versah hatte ich schon seine verkrampften Hände in meine genommen und streichelte sie.

„Du hättest nicht tun können. Niemand hätte ihn vor seine „Gabe“ schützen können.“ Seine Augen trafen meine und kurz sah ich Verwunderung über meine Worte unter all dem Kummer und Leid hervor blitzen. 

„Er hatte all das Leiden und die unterschwellige Angst die jeder Schüler dieser Gottverdammten Akademie in sich trug so satt.“ seine Stimme war brüchig. „Er hätte niemals hier herkommen sollen.“ traurig schüttelte er den Kopf. Fragend hob ich eine Augenbraue.

„Er lebte auf einer Farm mit seinen Elter bevor er hierher kam.“ erläuterte Phoebe die sich anscheinend mittlerweile wieder gefangen hatte. „Doch seine Eltern hatte bangten um ihre Sicherheit jede Sekunde und als sie erfuhren, dass die Akademie errichtet wurde entschieden sie alle gemeinsam ihn dorthin zu schicken.“ endete Jove. Erstaunt blickte ich ihn an. Kurzzeitig hatte ich vergessen, dass auch er ein guter Freund von im gewesen war und der Grund warum er sich überhaupt zu uns gesetzt hatte.

„Ich und Mr Black möchten bitte kurz nochmal mit euch allen sprechen. Danach werden ich Sie, Leo, noch einmal verhören, bevor ihr alle zurück zu Akademie könnt.“ der schmierige Kommissar, offenbar einer der Vampire die meinten sie währen nicht nur etwas besseres sondern gleich etwas Gott gleiches, war zu uns getreten und zeigte uns in die Richtung wo Mr Black stand. 

Ohne zu Murren standen wir alle auf und gingen gemeinsam zu ihm. Ohne Umschweif begann Mr Black. „Es tut mir um euren Verlust sehr leid meine lieben Schüler und wir alle trauern um einen starken Krieger der seinem Leben ein Ende gesetzt hat.“ seine Stimme war weich und glaubhaft. „Ich bitte euch dennoch dieses Tragische Ereignis für euch zu behalten.“ 

Hörbar atmete Phoebe neben mir ein.

„Wie bitte?“ schnappte sie auch gleich unseren Direktor an.

„Natürlich wird sein Tod nicht verschwiegen werden doch werden wir dieses tragische Ereignis etwas..Wie soll ich es sagen..“ verlegen kratzte er sich an seinem Kinn. „umdichten?“

Am liebsten hätte ich ihn windelweich geschlagen doch übernahm Phoebe dies schon für mich. „Das ist nicht ihr ernst.“ empört baute sie sich vor Mr Black auf und begann ihn zu beschimpfen was das das Zeug hält. 

Erst als Basir ihr beschwichtigend die Arm auf die Schulter legte und in seine Arme zog beruhigte sie sich und unsere deutlich an größer verlorener Direktor tupfte sich mit seinem Hemd Ärmel den schweiß von der Stirn. 

„Es nützt nichts deine Wut über den Verlust an Antolius an ihm auszulassen“ Murmelte Basir ihr leise ins Ohr. „Denke daran, womöglich ist es besser für die anderen wenn sie nicht wissen dass er Selbstmord begangen hat.“ 

Mit den Worten „Es war kein Selbstmord“ riss sie sich von ihm los und stürmte davon. Entschuldigend blickte Basir Mr Black an. „Es ist sehr schwierig für sie.“ Mit einem Blick auf uns fügte er noch hinzu „Für uns alle. Aber ich denke wir sind uns alle einig, dass noch nicht die wahre Todesursache bekannt werden sollte. Ich werde nochmal mit Phoebe sprechen sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.“

Unser Direktor sah aus als wäre ihm ein Stein vom Herzen gefallen. „Danke für eure Mitarbeit. Alle außer Leo können nun zurück gehen.“ entließ er uns.

„Nein wir warten auf ihn.“ sprach Jove sofort aus was wir alle dachten. Dankbar nickte Leo und ging dann mit dem Kommissar ein Stück weg. 

Auch wir zurückgebliebenen gingen wieder ein Stück weg vom Ort des geschehen und ließen uns in den Sand fallen, um auf Leo zu warten. 

„Wer geht Phoebe hinter her?“ fragte Basier müde und blickte mich an.

„Ich mach das.“ kam es auch sofort von mir. Schnell rappelte ich mich wieder auf und folgte ihrer Spur, die in den Wald führte, auf dem halben Weg zum See aber endete.

„Phoebe? Wo steckst du?“ 

„Pscht!“ zischte sie und zog mich zu ihr hinter einen Busch. 

„Was ist los?“ 

„Mach keinen Mucks.“ 

Nun hörte ich sie auch. Die zwei anderen Polizisten standen etwa 15 Meter weiter entfernt und waren so in ein Gespräch vertieft, dass sie uns gar nicht bemerkten. Ich konzentrierte mich auf ihre Stimmen und lauschte so wie Phoebe ihren Worten.

„Ich habe in meine gesamten langen Karrieren als Ermittler noch nie so etwas gelesen.“ertönte die erste, leicht heisere Stimme.

Fragend hob ich die Augenbraue doch Phoebe winkte nur ab und deutete mir weiter zuhören. „Tatsächlich. Aber was erwartete man auch von „Gesegneten“ .“ 

Er sprach das Wort so abfällig aus, dass sich eine Gänsehaut auf meinem Körper ausbreitete und eine enorme Wut in mir wuchs.

„Trotzdem. Der Brief berichtete von soviel Leid, Kummer und Liebe. Das hätte ich einem solch Jungen Knaben nicht zu getraut. Ein Glück dass wir ihn vor einem Schüler gefunden haben und sofort in seinem Zimmer nachgeschaut haben.“ 

„Ist eigentlich mittlerweile bekannt wo er sich die Pulsadern aufgeschnitten hat und wie er ins Wasser gekommen ist?“ 

„Die Vermutung liegt nahe, dass er sich auf einer Insel ganz in der nähe von hier aufgehalten hat und dort sich von eine der Klippen stürzte nachdem er sich seine Haut aufgeritzt hatte." 

Als sich Phoebes und meine Blicke trafen sah ich auch in ihren Augen den Schock.  Er war auf der Insel gewesen. Meiner Insel und er hatte ein Brief hinterlassen.

„Komm lass uns zurück zu unserem Auto gehen.“ die heiser Stimme ertönte wieder. In den Augen meiner Mitbewohnerin flackerte etwas auf, was nichts gutes bedeutete. 

„Wir folgen ihnen zum Auto. Ich habe gesehen wie sie dort ihr Beweismaterial in den Kofferraum gepackt haben.“ flüsterte sie.

Stumm nickte ich, doch konnte ich nicht verhindern, dass sich ein ungutes Gefühl in mir ausbreitete. 

Leise hefteten wir uns an ihre Fersen und erreichten zeitgleich die Straße die an dem Wanderweg zum Strand grenzte. In sicherem Abstand beobachteten wir die Zwei kräftigen Polizisten wie sie ihre Sachen sortierten und sich offenbar zum Aufbruch bereite machten.

„Wir brauchen diesen Brief.“ raunte mir Phoebe leise zu. Erneut nickte ich nur und machte ich schon darauf gefasst was als nächstes kam, doch von allem hatte ich dies am wenigsten erwartet. „Mach dich bereit.“ flüsterte Phoebe mir zu und gab mir ihr Taschenmesser. Ich ahnte übles. Als die Polizisten sich dann ins Auto setzten und ihren Wagen starteten, richtete sie sich auf, rieb sich kurz über ihre Augen und stolperte dann aus dem Gestrüpp. Heulend brach sie mitten auf der Straße zusammen und der Polizeiwagen stoppte nur knapp vor ihrem Körper.

„Bist du verrückt Mädchen?“ entgeistert ertönte wieder die heisere Stimme die zu einem Muskelbepackten blondhaarigem Mann gehörte, der aus der dem Wagen gestiegen war und sich neben sie gehockt hatte.  Geschockt hatte ich mich noch tiefer geduckt und war einige Meter wieder tiefer in den Wald gerobbt.

„Ich..Ich..“ stammelte Phoebe weinerlich. „Ich verstehe das alles nicht.“ Und ich dachte sie kann nicht schauspielern. Tatsächlich spielte sie die Rolle als verunsichertes und todtraurigem Mädchen erstaunlich gut. Was für ein Wunder, so weit hergeholt war es nun mal auch nicht. Auch der andere Polizist war nun mürrisch ausgestiegen und stemmte seine Hände in die Hüfte.

„Was soll das hier?“

Nun blickte Phoebe das erste mal in seine Augen und offenbar erkannte der Mann wer gerade vor ihm saß. Silberne Augen waren nun mal nur zwei mal vertreten auf dieser Welt. Ich gab selber zu, dass ich bevor ich Phoebe kennen gelernt hatte  noch nie was davon gehört hatte, doch lag dies auch eher daran, dass ich abseits der Regierung gelebt habe und sie nicht als meine „Beschützer“ gesehen hatte. 

Wenn ich so recht überlegte hatten sie dieses Stellung immer noch nicht eingenommen und ich misstraute den Polizisten vor mir. Die Stimme des ersten war nun weicher nachdem er sie erkannt hatte. 

„Kann ich irgendwas für dich tun?“ 

„Ich würde gerne nach Hause.“schniefte sie und schlug ihr Augen nieder. 

„Komm ich helfe dir.“ sagte die raue Stimme freundlich ,hob sie hoch und trug sie in ihren Wagen. Über die Schulter des Polizisten hinweg formte sie mit ihrem Mund in meine Richtung.

„F O L G M I R“ was ich auch tat. Sie wurde von den zwei bis vor den Haupteingang gefahren und der nette von den beiden bot sogar an sie bis zu ihrem Zimmer zu bringen.

Gespielt Dankbar nahm sie das Angebot an und bat auch den zweiten mitzukommen. Sie fühle sich so unsicher auf dem Gelände gestand sie kleinlaut. 

Als ob zwei Polizisten einen vor sich selber retten konnte..

Ich selber tat nun so als würde ich zum Haupteingang schlendern und tippte auf meine Handy in der Hoffnung, dass die zwei mich nicht erkannten. Der zweite Polizist seufzte zwar doch konnte er ihr natürlich keinen Wunsch abschlagen und folgte ihr.

Sicherheitshalber schloss er das Auto aber ab. Ich hatte zwar gehofft, dass ich nicht kriminell aktiv werden musste in meinem zweiten Leben an der Akademie doch war dies nun unvermeidbar. Sobald die drei außer Sichtweite waren, ich sie aber trotzdem noch weiter weg gehen hörte, huschte ich geduckt im licht der Abenddämmerung zu der Autotür und blickte in das innere des Wagens. 

Es war ein Mercedes und offenbar konnte man nicht vom Innenraum zum Kofferraum. Das hieß ich musste die Kofferraumtür öffnen. Gott sei Dank waren um diese Uhrzeit alle beim Essen, sodass ich nicht zu befürchten hatte jemand würde kommen. 

Sollte dies doch geschehen und jemand würde hier her kommen, würde ich es hoffentlich frühzeitig hören.

Schnell machte ich mich daran, den Schraubenschlüssel auszuklappen und schraubte das Kennzeichen ab. Die erste kleine nur drauf geschraubte Metallschicht darunter folgte. Ich brauchte ungefähr fünf Minuten bis die Kofferraum Tür sich öffnete. Die abgeschraubten Einzelteile legte ich sortiert auf den Boden. Ich griff in die Jackentasche von Phoebe und spürte die Handschuhe die noch immer vorhanden waren. Schnell zog ich sie mir über und beäugte das innere. Es waren nicht viele Sachen vorhanden.

Ich erblicket nicht die Tatwaffe mit der Antolius sich die Pulsadern aufgeschnitten hatte, offenbar wurde sie noch nicht gefunden. Allerdings erblickte ich zwischen den Hütchen die für die Absperrung benutzt wurden ein Folie in der ich das Blattpapier vermutete. Zitternd griff ich danach und machte ein Foto von beiden Seiten ohne auf das geschriebene zu achten. Als ich die Hülle einmal drehte fiel ein Zettel auf den Boden den ich wie versteinert aufhob. 

Wieder war er mit grüner Schrift auf schwarzem Hintergrund beschrieben.

 

ES HÄTTE JEDEN VON EUCH TREFFEN KÖNNEN

 

Ohne wirklich zu realisieren was ich gerade gelesen hatte legte ich die hülle in der der Brief war schnell wieder zurück und begann mechanisch wieder den Kofferraum zu schließen und die abmontierten Teilen wieder zu montieren.

Dies könnte der wahre Grund der Anwesenheit der Kommissare sein. Sie befürchteten hinter der Drohung schlimmeres und wollten dem nun auf den Grund gehen. 

Als mich eine Stunde später in unser Zimmer kam, ich hatte eine kurze Auszeit gebraucht um durchzuatmen, sah ich zu meiner Überraschung Jove, Basir, Phoebe und auch Leo auf unseren Betten verteilt sitzen. Bei meinem eintreten sprang letztere sofort auf und eilte zu mir. 

 

„Was war das für ein Brief? Sag es mir Akira! Hast du ihn?“ kräftig hielt er meinen Arm fest gedrückt und ich zuckte vor seiner schmerzhaften Berührung zurück. 

„Du tust ihr weh Leo. Hör auf damit.“ kam mir Basir zur Hilfe. Als hätte er sich verbrannt ließ Leo mich los, setzte sich zurück aufs Bett und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. 

„Es tut mir leid.“ 

„Kein Problem.“ flüsterte ich. 

„Ja es gab einen Brief.“ Eindringlich blickte ich zu Phoebe, um ihr zu signalisieren dass da noch mehr war, ich es ihnen allen jetzt aber nicht erzählen könnte. 

„ Ich habe ihn abfotografiert..“ zögerlich blickt ich in die Runde. 

„Erklärt sich irgendwer bereit ihn vorzulesen?“ Stumm senkten meine Freunde ihren Blick, außer Basir der auf mich zutrat und seine Hand nach meinem Handy ausstreckte.

Wortlos überreichte ich es ihm und er setzte sich zurück auf mein Bett. Ich setzte mich neben Leo und schlang einen Arm um seine Mitte. Als er seinen Kopf auf meine Schulter legte, spürte ich wie diese Nass wurde. 

Zu wissen, dass einer der stärksten Jungs die ich kannte, weinte, löste in mir zusätzlich noch ein Gefühl aus, welches ich nicht einzuordnen vermochte. Es war eine Mischung zwischen tiefer Trauer um den alten Leo, den wir wohl niemals wieder so erleben würden und eine allumfassende Angst, die mir die Kehle zuschnürte. 

Als Basirs raue aber zugleich weiche Stimme erklang schloss ich die Augen und konzernierte mich nur auf die Worte die er sprach.

 

 

Ich weiß nicht wo ich anfangen soll… 

Ich bitte denjenigen, der den Brief gefunden hat in meinem Zimmer, sei es ein Schüler oder Lehrer, ihn Leo zu geben oder Basir um ihn diesen vorzulesen sollte er nicht in der Lage dazu sein

Basir ich denke du weißt warum ich dich auswähle, und ich hoffe und bitte dich in der nächsten Zeit um Leo zu kümmern.

Hey Leo,

wenn du das liest beziehungsweise hörst, werde ich meinem erbärmlichen Leben ein Ende gesetzt haben. Nur deinetwegen habe ich solange ausgehalten. Ich weiß du wirst dir verraten vorkommen, dass ich dich alleine gelassen habe und von dir gegangen bin obwohl wir uns einst geschworen zu haben uns immer beiseite zu stehen.

Versprich mir, nicht aufzugeben. Ich habe es getan und es beschämt mich sehr. Leb für mich weiter. Ich weiß, ich kann das eigentlich nicht von dir verlangen aber bitte bleib stark. Schaff das, wozu ich nicht in der Lage war. 

Ich weiß, dass du es kannst. Ich wusste es in dem Moment als du selber es mir gesagt hast. Es war der Tag an dem ich dich kennen gelernt habe. Mitten in der Menschenmenge stand ich, um mich herum rannten die Lehrer um uns zu erklären wie die nächsten Schritte sein würden und man musste mir wohl angesehen haben wie beschissen ich mich gefühlt habe. In dem Moment wollte ich fliehen aber dann kamst du zu mir. Ich höre noch deine Stimme in meinen Ohren wie du sagtest, dass unser Leben wohl ziemlich beschissen ist. Als du mir dann in die Augen blicktest und mir mit so einer felsenfesten Überzeugung sagtest, es würde aber eines Tages anders sein war ich tief beeindruckt von dir. 

Ich war dir nicht immer der Freund, den du verdient hast und ich wünsche dir, dass du bessere findest, die dieselbe Stärke in sich tragen wie du. Welche, die auch dich aufbauen, so wie du immer mich aufgebaut hast. Ich werde dich vermissen Kumpel. Trauere nicht zu lange, lebe dein Leben und nochmal : Schaffe das wozu ich nicht in der Lage war.

Nun zu einer Sache, die ich wohl hätte klären sollen, wohl aber nicht mehr in der Lage dazu sein werden. 

Phoebe, die Zeit mit dir und deinen Freunden hat mir gut getan und ich denke ich kann euch nun guten Gewissens meinem besten Freund anvertrauen. 

Zusätzlich muss ich noch sagen, dass der Kuss mir etwas bedeutet hat. 

Ich wusste, dass du nicht die gleichen tiefen Gefühle empfandest wie ich oder es nicht zulassen konntest und das kann ich verstehen. Vielleicht wenn wir noch mehr Zeit gehabt hätten aber was weiß ich schon ? Genau. Nichts.

Ich hätte die ganze Sache zwischen uns wahrscheinlich anders aufziehen sollen, aber nichts desto trotz du bist so ein wahnsinnig tolles Mädchen und ich bete und hoffe, dass du dein Schicksal annimmst und nicht wie ich flüchtest. Du bist nicht so kalt und leise wie du auf die Schüler wirkst. Du bist wild und aufbrausend. Sei dies nicht nur vor deinen Freunden. Trau dich, wage den Schritt und trete für deine Meinung ein.

Ich wünschte so sehr dieser Brief würde mich umstimmen aber ich kann nicht mehr. Es tut mir so leid. 

Ich hoffe Leo und du kannst mir eines Tages verzeihen.

 

 

Basirs Stimme brach zum Schluss. Er legte dass Handy neben sich und rieb sich verstohlen einmal über die Augen. 

Tränen überströmt lag Phoebe in den Armen von Jove. Ich spürte das unregelmäßige Zucken in Leos Körper wenn ein weitere Schluchzer durch seinen Körper fuhr. 

So saßen wir eine Weile in dem Zimmer und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach und tröstete sich gegenseitig bis sich Leo erhob.

„Ich möchte jetzt gerne in unser Haus, nach Antolius Sachen gucken und ein wenig meine Ruhe haben. Danke, dass ihr für mich da seid.“ seine Stimme klang hohl und sein Blick war auf den Boden gerichtet. 

„Leo schau mich an.“ zaghaft hob ich sein Kinn an und zwang ihn so meinen Blick zu erwidern. „Wir sind immer für dich da und das nicht nur weil Antolius das gesagt hat. Du bist nicht allein.“

Ohne zu zögern standen auch meine anderen Freunde auf und legten ihm eine Hand auf die Schulter. 

Gerührt blickte Leo einmal in jedes unsere Gesichter.

„Danke.“

 

 

Mittlerweile war das Geschehene zwei Tage her und heute an einem Dienstag sollte die Beisetzung stattfinden im trauten Kreis.

Der Schulunterricht, und auch unsere Theaterproben gingen nahtlos weiter. Doch jeden Abend, wenn wir nicht gerade abgelenkte waren, brach die Erkenntnis über Antolius' Tod wieder über uns ein. 

Phoebe hatte viel Zeit mit Leo verbracht und nicht mehr geweint nach ihrem Zusammenbruch am Sonntag. 

Auch Jove schien nur langsam den Verlust seinen Freundes zu überstehen und verbrachte viel Zeit mit Leo und Phoebe. 

Nur Basir kapselte sich ein wenig ab und ich sah ihn einzig und alleine wenn wir gemeinsam probten. Leila war der helle Stern unsere Truppe geworden. Anfangs war sie nur oft Nachmittags bei uns gewesen um mit mir zusammen an dem Referat zu arbeiten doch blieb sie manchmal auch länger und überzeugt mich und Phoebe zum Essen zu gehen. Eigentlich war sie nur gezwungenermaßen zu uns gestoßen, da sie ein Auge auf ihren Bruder angesichts der Situation in der er sich gerade befand werfen wollte.

Wenn ihr blonder, mittlerweile kurzer Haarschopf durch unser Zimmer wuselte, war nicht mehr viel zu sehen von dem schüchternen kleinen Mädchen. 

Mein Mentor hatte die gesamte Zeit ein Auge auf mich gehab, nur von Tyson war nichts mehr zu sehen. Er reiste noch am Montag morgen ab mit der Begründung er hätte etwas geschäftliches zu regeln. Wie seltsam wir sein verhalten fanden und wie sehr unser Misstrauen ihm gegenüber wuchs muss ich wohl nicht sagen. Phoebe hatte ich noch nichts von der Drohung gesagt. Ich wusste ich würde es tuen müssen in absehbarer Zeit doch wollte ich sie erstmal in Ruhe trauern lassen.

 

 

„Los komm Akira ich möchte nicht zu spät kommen.“ leise ertönte die Stimme meine Mitbewohnerin, die bereits ihre Haare zu einem hohen Zopf zusammengebunden hatte und ein schwarzes knielanges Kleid trug. Ihre schwarzen hohen Schuhe klackten bei jedem Schritt auf dem Boden und füllte die Stille im Raum.

„Ich komme ja.“ tatsächlich saß ich immer noch im Bett und weigerte mich diesen Tag zu leben. Den Tag an dem wir uns von einem von uns verabschieden mussten. 

Bevor ich Phoebe allerdings einen weiteren Grund geben konnte, um sich aufzuregen, sprang ich auf und schnappt mir ihre Bürste. Hastig bürstete ich meine verknoteten Haare durch und band sie mir dann mit einem Haargummi nach hinten.

Phoebe hatte mir bereits meine Klamotten herausgesucht sodass ich diese nur schnell schnappte und im Bad verschwand.

Als ich mich im großen Spiegel musterte bildete sich ein schwerer Klos in meiner Kehle. Meine schwarze Hose saß eng und meine schwarzen Overknees kombiniert zu meinem schwarzen Oberteil und schwarzem Mantel sah ich einfach nur düster aus. Mein mittel langer Zopf viel mir von hinten über meine Schulter.

Entschlossen griff ich nach der Nagelschere die neben dem Spiegel auf einer der Kommoden lag und schnitt mit meinen Zopf bis knapp vor dem Gummi ab. 

Ohne zu zögern löste ich das Haarband, wuschelte mir einmal durch die Haare und ging dann nach draußen zum Schminktisch. Ich hörte Phoebe erstaunt nach Luft schnappen als ich mir gerade roten Lippenstift auflegte, doch sagte sie nichts.

„Mädels kommt ihr?“ ohne anzuklopfen war Leila ins Zimmer getreten, auch vollkommen in schwarz gekleidete, und starrte mich verblüfft an bis sie anfing zu grinsen. „So kannst du das aber nicht lassen Akira.“ ihr Haar wippte auf und ab als sie auf mich zukam und auf den Badewannenrand setzte und sich ohne mich zu fragen daran machte mir die Haare zu schneiden.

Als ich mich nach fünf Minuten in Spiegel anschaute staunte ich nicht schlecht. 

„Danke.“ 

Meine Haare fielen mir nun in leichten Wellen bis knapp unter mein Kinn. 

„Kein Ding, die Putzfrauen werden sich freuen.“ grinste sie mich nun an. Ich nickte nur abwesend, nahm das Handtuch von meinem Schulter, dass meine Kleidung vor den Haaren schützen sollte und warf mir meinen Mantel wieder über den ich fürs schneiden abgelegt hatte. 

„Lass uns los gehen.“

 

Es war gerade zu traurig wie die Akademie Leitung Antolius Tod als Unfall deklariert und auch so der Gottesdienst ablief. Ich fühlt mich schlecht bei dem Gedanken solchen Leuten zu unterstehen die noch nicht mal den Anstand besaßen bei einem Gottesdienst die Wahrheit zu sagen und ihn mit einer Lüge beerdigten. Wir alle hatten gedacht, dass nur ein kleiner Kreis kommen würde, der die wahre Todesursache kannte und wir uns ohne Unwahrheiten von ihm verabschieden konnten.

Es war eine grausame Veranstaltung gewesen für uns alle, da wie dir Wahrheit kannte, aber dazu verpflichtet waren, die Klappe zu halten.

Nachdem die Urne von einem Heiligen nach draußen getragen wurde, war Basir wutentbrannt aufgesprungen und aus der Kapelle gestürmt. Bevor Jove oder Phoebe reagieren konnten war ich ihm schon hinterhergerannt.

Mühelos holte ich ihn auf einer Waldlichtung nahe des Akademiegeländes ein. Sein schwarzes Hemd war aus seiner Hose gerutschte und seine dunkle Jeans ,die ihm unverschämt gut stand, war nass gespritzt von den Pfützen durch die er achtlos gerannt war.

„Basir warte.“ sprach ich leise, im Wissen,dass er mich sehr gut hören konnte.

„Warum sollte ich? Ich kann auf diese fake Veranstaltung nicht zurück. Sie verweigern uns die Möglichkeit, uns richtig von ihm zu verabschieden. Diese abscheulichen Kreaturen, die sich Vampire nennen.“ ich zuckte zusammen bei der Verbitterung, die in seiner Stimme mitklang. Ich überbrückte die zwei Meter Distanz zwischen uns und schlang meine Arme um ihn. 

Ich spürte, wie angespannt er war und ehe ich mich versah, stieß er mich von sich und ich landete mit meinem Hintern voran im Gras. 

Verwirrt blickte ich hoch in sein wütendes Gesicht. 

„Das hilft mich auch nicht.“

Nun waren meine ohnehin schon angespannten Nerve wohl endgültig gerissen.

„Aber schmollen doch auch nicht verdammt!“ wutentbrannt stand ich auf und baute mich vor ihm auf. 

„Wach auf Basir! Die Welt ist größer als deine Visionen! Das Leben geht weiter ob du willst oder nicht und wir können nicht anders als das beste daraus zu machen! Hast du in den letzten Tagen auch nur eine Sekunde auch mal daran gedacht wie es deinen Freunden geht? Dass sie zusätzlich zu ihrer Trauer sich auch noch sorgen um dich machen? Wie es mir geht? Glaubst du für mich ist es einfach dir dabei zuzusehen wie du dir Vorwürfe machst und dich benimmst wie ein Roboter?“ Meine Stimme brach zuletzt.

Bestürzt blickten mich seine schwarzen Augen an und ehe ich mich versah stand er nur noch wenige Zentimeter vor mir. 

„Warum tut es dir so sehr weh Akira? Sag es mir.“ Als ich von meinen Augen aufsah und seinem intensiven Blick begegnete versank ich kurzzeitig in seinen wunderschönen Augen.

„Weil ich mich in dich verliebt habe.“

 sprach ich mit leiser Stimme und senkte erneut meinen Blick auf meine die zu Fäusten geballt waren und die Knöchel die schon weiß hervortraten. Ich spürte wie seine Hand mein Kinn erneut hochschob und mich so dazu zwang ihn anzublicken. 

 

„Und was ist, wenn ich dir sage, dass wir keine Zukunft haben?“ Schneidend durchbrach seine Stimme die Stille die sich nach unserem Geständnis ausgebreitet hatte.

„So ist es mir egal. Für mich zählt alleine das hier und jetzt.“ trotzig reckte ich mein Kinn noch ein wenig höher.

Das was er nun tat überraschte mich so sehr, dass ich fast mein Gleichgewicht verlor als seine wunderbaren weichen Lippen sich auf meine legten.

Wie in einem rausch krallten sich meine Hände in seine Haare und zogen ihn noch weiter zu mir hinunter. Trotz meiner einigermaßen hohen Schuhe überragte er mich noch um einige Zentimeter.

Ich spürte nur seine sinnlichen Lippen und seine Hände die nun fest um meine Taille geschlungen waren und mich hielten. Sein Kuss wurde drängender und fordernd leckte er über meine Lippen um mich um Einlass zu bitten den ich ihm ohne zu zögern gewährte. Wild vollführten unsere Zungen einen Tanz und brachten mich dazu erregt in den Kuss hinein zu stöhnen. Als wir außer Atem von einander abließen, ich lag noch immer in seinen Armen, blitzten seine Augen voller Lust, Zuneigung und Verlangen. 

 

Ein wohliger Schauer rieselte über meinen Rücken. 

„Wie kannst du nur denken wir hätten keine Zukunft?“ leise stellte ich meine Frage und bereute sie sofort. Doch anstelle eines distanzierten Blickes schenkte Basir mir nun ein liebevolles Lächeln.

„Ich weiß es auch nicht.“ Erneut legte er seine Lippen auf meine. Der Kuss war dieses mal zärtlicher als der andere und vermittelte er mehr Gefühle.

„Ich habe mich auch in dich verliebt Akira Zoe Contarini.“ Wie eine dämliche begann ich zu lächeln und drückte mein Gesicht in seinen Pulli. 

Dieser Moment auf der Lichtung, in seinen Armen war alles für mich. Wir hätten überall sein können, denn ich nahm meine Umgebung nicht mehr war sondern nur noch ihn. Sein warmer Körper, der so nahe an meinem stand, dass noch nicht mal ein Blatt zwischen uns passte. In meinem Körper breitete sich ein Gefühl des vollkommenen Glücks aus. Es waren nicht einfach nur Schmetterlinge in meinem Bauch. Sie waren überall und beflügelten meine Hände dazu sie zu heben und mit meinen Fingern ihm liebevoll eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen. Es gab nur ihn und  mich.

„Versprich mir zu sagen, wenn dich irgendwas bedrückt oder du etwas siehst mit dem du nicht klarkommst. Ich verspreche dir immer für dich dazu sein."

Stumm nickte er doch ich sah wie ein Schatten über sein Gesicht huschte. Ich wusste sofort, dass er wieder über das Thema, „Wir haben keine Zukunft nachdachte“ doch entschloss ich mich dazu dem ein und alle mal ein Ende zu setzten ´

" Ich weiß nicht was du gesehen hast, nach deinem Bericht mich Schwanger und mit meinem Mentor zusammen aber hast du auch mal überlegt, dass die Kinder vielleicht von dir sein könnten? Ich will auch gar keine Vermutungen aufstellen, da niemand von uns die tatsächliche“ Das Wort betonte ich besonders „Zukunft kennt. Das einzige was ich weiß, dass meine Liebe zu dir bedingungslos ist und einzig dadurch kaputt gehen könnte wenn du jemanden neuen kennen lernst. Ich gebe zu, dass ich was mit meinem Mentor hatte aber ich tat es aus der Verzweiflung heraus und habe es auch sofort wieder bereut! Wir haben beide festgestellte, dass wir eher eine Bruder-Schwester Beziehung haben.“ beschämt für meine vielen Worte senkte ich den Blick. Ich hatte zwar eigentlich nicht vorgehabt mich vor ihm zu rechtfertigen doch sah ich ein,dass es wohl undvermeidbar gewesen war. 

Seine Stimme erklang weich und erleichternd als wäre eine Tonnen schwere Last von ihm gefallen.

„Es wird niemals jemanden außer dir geben Akira. Ich habe so noch nie gefühlt. Viel zu lange habe ich mich davor gesträubt doch ich kann nicht mehr. Ich bin am Ende. Und nun du. Ich kann mich uns nicht widersetzten alles zieht mich zu dir.“ zärtlich küsste er meine Stirn und streichelte an meine Schläfe hinab, meine Wangen entlang. „Du bist so wunderschön.“ liebevoll küsste er mich erneut und wuschelte durch meine kurzen Haare.

„Wir werden alles schaffen. Gemeinsam.“ er sprach dieser Worte so voller Zuversicht aus, dass ich sie ihm fast geglaubt hätte. Doch Tatsache war, dass niemand von uns wusste wie es weitergehen sollte. Die unbekannt Bedrohung saß uns im Nacken und ließ mich auch jetzt, nachdem ich wieder Aufnahmefähig war für andere Gedanken die nicht vernebelt wurden durch Blairs Anwesenheit, frösteln vor Angst.

 

Kapitel 16

 

 Phoebe Chione de Civrac 

 

Just before sunrise

there is a dark night 

 

Es war Dienstag Abend und Leo, Jove, Leila und ich saßen am Strand und blickten schweigend auf das Meer hinaus. Wir alle waren noch ziemlich fassungslos, wie die Akademie Leitung Antolius Selbstmord vertuscht und sogar seine Beisetzung quasi gefälscht hatte.

Ich beobachtete Jove wie knapp zwei Meter links neben mir lag, mit dem Kopf auf Leilas Schoß und sich durch die Haare streicheln ließ. Leo stand an der Brandung und schien nach etwas zu suchen am Horizont. Von der Statur her sahen sich die Geschwister überhaupt nicht ähnlich.

Leila war um einiges zierlicher und einzig die braunen Augen, die blonden Haare  und ihr vertrauter Umgang ließen darauf schließen, dass sie Bruder und Schwester waren. 

Da ich die traute Zweisamkeit weiter links von mir nicht weiter stören wollte setzte ich mich auf und stapfte durch den Sand zu Leo. Er hatte sich sehr verändert. Vom äußerlichen war er immer noch der große durchtrainierte Blonde Athlet, doch allein sein sonst so bunter Kleidungsstil zeigt wie sehr er trautere und das Braun in seinen Augen das einst von Schalk besessen war , schimmerte nur noch voller Trauer.  Seine schwarze Hose und sein dunkelblaues T-Shirts sah zwar gut aus doch war es einfach nicht er. Wortlos stand ich eine ganze Weile neben ihm und beobachtet wie die Wellen des tosenden Meeres vor uns brachen  und wildschäumend kurz vor unsere Füße floss. 

 

„Weißt du wohin sie seine Urne gebracht haben?“ überrascht blicke ich Leo, der eben gesprochen hatte, an. „Ich weiß es nicht.“ Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag. Traurig senkte der Blonde wieder seinen Kopf und ich  drehte ich mich wieder missmutig um Richtung Meer und überlegt wo man sie wohl hatte hingebracht. 

„Ich werde Akiras Mentor Lyon fragen, vielleicht hat er ja eine Ahnung.“ Leo antwortete darauf nicht doch wusste ich dass  er mich gehört hatte. Da ich die Szene nicht länger ertragen konnte drehte ich mich und und wollte zurück zu Jove und Lea gehen als ich erstaunt feststellte, dass beide nicht mehr da waren.  „Hast du mit deinem Super Gehör mitbekommen wohin Jove und Leila verschwunden sind?“ fragte ich meinen Gegenüber. „Jove meinte er müsse los und nach Basir schauen und Leila hat irgendwas unverständliches gemurmelt und ist in die entgegengesetzte Richtung weggelaufen.“ ich nickte nur um zu signalisieren, dass ich seine Worte zu Kenntnis genommen hatte. 

Manchmal wünschte ich mir auch so gut ausgeprägte Vampirsymptome zu besitzen wie eigentlich all meine anderen Freunde. Ich war immer die schwache obwohl ich eigentlich Erbin einer sehr großen Macht war. 

Als sich wieder bedrücktes Schweigen zwischen uns ausbreitete begann ich meinen Mantel auszuziehen den ich immer noch überflüssigerweise über mein Kleid trug.

Da ich zu faul war den Reisverschluss zu öffnen riss ich das Kleid an der Naht mit voller Kraft auf und stieg aus dem schwarzen Fummel. Erstaunt betrachtete Leo das Spektakel das ich ihm bot und ein anzügliches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Was wird das denn wenn es fertig ist?“ 

„Du brauchst gar nicht so grinsen Leo. Tu es mir nach!“ forderte ich ihn auf. 

„Und warum genau sollte ich das tun?“ amüsiert hob er eine Augenbraue hoch. 

„Damit ich dir zeigen kann, was ich immer tue wenn mir alles zu viel wird.“ Das Lächeln auf dem Gesicht von Leo wuchs nochmal um ein stücken und der Anblick erfreute mich der maßen dass ich mich nicht über die Doppeldeutigkeit meiner Worte kümmerte. 

„Ich mag den  Moment der Ekstase auch sehr gerne.!“

Ok das war zu viel. Ich nutzte den Überraschungsmoment und schubste Leo mit voller Wucht Richtung Wasser. Überrascht geriet er ins Taumeln und stürzte  mit einem lauten Knall auf den Boden. Da das Wasser hier noch seicht war musste der Sturz ziemlich weh getan haben.. Er tat mir wirklich sehr leid..

„Ich denke nun brauchst du dich auch nicht mehr auszuziehen.“ sagte ich lachend mit einem Blick auf seine nasse Klamotten. „Argh das wirst du mir büßen.“ schrie Leo gespielt wütend, was auch ziemlich eindrucksvoll war und hob mich hoch. Laut begann ich zu kreischen und versuchte mich strampelnd aus seinem Griff zu winden. „Hör auf! Mach das nicht! Nein!!“  

Mittlerweile war ich nur noch in Unterwäsche und machte mich schon auf die kalte, wohltuende Nässe bereit die mich bald umgeben würde. 

Mit mir auf dem Arm lief er in das tiefe Wasser hinein und warf mich in einem hohen Bogen hinein. Laut klatschte mein Körper auf die Wasseroberfläche und sank langsam in die Tiefe. 

Sofort öffnete ich meine Augen und beobachtete fasziniert die Spiegelung der Sonnenstrahlen unter Wasser. Als ich sah wie Leo wieder aus dem Wasser gehen wollte tauchte ich eilig zu ihm und hielt ihn an seinen Beinen fest. Ruckartig zog ich ihn mit nach unten und spürte wie er wild mit seinen Armen paddelte, seine Beine aber ließ wo sie waren um mich nicht zu verletzten. 

 

Wir tobten noch eine Weile und als Leo mich gerade ein weiteres mal unter Wasser gedrückt hatte nur um mich dann mit geschlossenen Augen hoch zu heben und soweit wie es ging wegzuwerfen spürte ich wie sich unter Wasser ein Sog ausbreitete und mich immer weiter in die Tief zerrte. Panisch hielt ich Ausschau nach Leos Beinen und erblickte sie 20 Meter von mir entfernt. Innerlich stöhnte ich auf. Wieso musste der Typ mich auch so weit werfen. 

Immer tiefer wurde ich gezogen und meine Umwelt wurde immer Dunkler. Ich strampelte heftig mit meinen Armen und Beinen um irgendwie wieder an die Oberfläche zu kommen. 

Ich wusste zwar, dass ich locker mehr als 20 Minuten durchhalten konnte, doch hatte ich keine Ahnung wie lange dieser Sog mich gefangen halten würde und wollte ich es auch nicht auf die Probe stellen. Minuten vergingen und ich wurde müde.

 

Vor meinen Augen huschten Bilder vorbei, ich zusammen mit Basir wie er mich wieder beim Segeln aus dem Wasser zerrte, meine Eltern wie sie mich in ihrer Mitte an den Händen hielten und durch ein wunderschönes Italienisches Dörfchen schlenderten, Jove 

wie er zum ersten mal Begriff was für coole Fähigkeiten er hatte und wie er mir davon mit leuchtenden Augen erzählte, Akira wie ich sie zum ersten mal traf und dann kam Antolius. 

Erneut spürte ich wie ich mich gefühlt hatte bei unsere ersten Begegnung am See und er mich nur im Bikini sah.

 Das Gefühl der Elektrizität die durch meinem Körper tobte und mich fühlen ließ was es hieß am Leben zu sein. 

Das Gefühl begehrt zu werden als er mich immer wieder kokett bedrängte und mein Herz so zum rasen gebracht hatte. 

Der süße Kokosnuss Geruch der ihn immer umgeben und auf mich so anziehen gewirkt hatte. 

Das Gefühl wie meine Wangen noch zehn Minuten später brannten an der Stelle wo er sie geküsst hatte. 

Mittlerweile hatte ich aufgehört zu strampeln und ließ die unsichtbare Kraft mich nach unten ziehen. 

Das Gefühl wie er mich küsste und ich als ich im Krankenhausbett lag mich verflucht hatte nicht nüchtern gewesen zu sein in dem Moment. 

Es war nicht nur, dass dies mein erster Kuss war sondern hätte ich zu gern gewusst wie es sich angespürt hatte, seine Lippen auf meinen zu fühlen.

 Das Gefühl, dass ich hatte als er sich bei mir entschuldigte und mir indirekt seine Liebe gestand.

Das Gefühl der tiefen Enttäuschung  als herauskam, dass er mich nur wollte auf Grund einer dämlichen Wette. 

Doch keines dieser Gefühle war tiefer und prägender als die Trauer nicht mehr Zeit gehabt zu haben um um die Beziehung und die Gefühle zwischen uns herauszufinden. 

Kraftlos ließ ich meine Hände im Wasser treiben und spürte nur noch wie der Wassersog um meinen Körper spülte. 

 

Ich erwachte erst wieder aus meiner Trance als ich einen festen Griff um meinen Hals spürte. Ruckartig öffnete ich meine Augen und erblickte nichts. Nur Schwärze umgab mich und auch meine Augen die zwar nicht besonders gut waren, mir in der Dunkelheit aber normalerweise den Weg wiesen, halfen mir auch nicht. 

Der Druck auf meinen Hals verschlimmerte sich und panisch begann ich, immer noch unter Wasser, mit meinen Händen um mich zu schlagen. Es mussten mittlerweile über 25 Minuten vergangen sein die ich hier unten im Nirgendwo verbrachte und ich bekam immer mehr Atemnot. 

Irgendwer oder Irgendwas würgte mich gerade so sehr, dass die Angst zu sterben fast mein komplettes Denken übernommen hatte. Ich wollte nicht sterben.  Nicht so. Nicht jetzt. 

Ich sollte auf einer Liege in der Karibik meine letzten Atemzüge bei Bewusstsein genießen, bis  ich schlussendlich meiner unheilbaren Krankheit erliegen würde. 

 

Aus Reflex versuchte ich einmal laut zu schreien, doch kein Ton verließ meine Lippen und das Vorhaben hatte nur zur Folge, dass ich Wasser in den Mund bekam. 

Vor meinen Augen tanzten weiße Punkte,

 

Nun würde es also vorbei sein. 

 

Ob Antolius wohl wo immer er auch ist auf mich wartet?

 

Ob ich meine Mama nach so langer Zeit endlich wiedersehen würde? 

 

Ich hoffte es.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„Sie müsste jeden Moment aufwachen.“

„Danke.“

„Nicht dafür.“

Schritte die sich entfernten.

 

Weit entfernt ertönten die Stimmen erneut.

„Ich bin Schuld.“

„Nein bist du nicht.“

„Doch klar.“

 

Ein Seufzen.

 

„Warten wir bis sie auf wacht, dann kann sie uns alles erzählen und dann kannst du in Schuldgefühlen baden sollten sich deine Vermutung bewahrheiten.“

 

Die Stimmen wurden lauter, kamen näher.

 

„Wie kannst du dir so sicher sein, dass sie aufwacht?“ 

„Also erstmal weil das der Arzt gesagt hat du Trottel und zweitens weil das hier Phoebe ist. Sie  sieht zwar nicht so aus aber sie ist eine echte Überlebenskünstlerin wie Akira.“

 

 

 

„Hast du gesehen was passiert ist?“

„Es war atemberaubend.“

 

Zu den Stimmen gestellte sich ein leises rauschen.

 

„Ich habe nur diese Unmengen an Energie gefühlt die einmal über die ganze Insel wie ein Wind gestoßen ist.“

Es schwoll immer mehr an.

 

„Es sah aus wie eine glühende Wasser Kugel die sich aus dem Meer erhob, platzte und dann vom Wind davon getragen wurde.“

 

Weiße Punkte begannen im schwarzen Nichts zu tanzen.

 

„Es war  pure Energie.“

 

Sie wurden immer größer und überwogen immer mehr das schwarz.

 

„Du sagst es. Ich würde es selber nicht glauben wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte und jetzt auch noch das Aussehen von Phoebe. Etwas hat sich verändert.“

Grell. Alles Grell.

 

„Ich weiß und mache mir ernsthaft sorgen, was dieses Veränderungen für weitere Konsequenzen mit sich ziehen wird.“

Ruckartig öffnete ich meine Augen.

 

Das grelle Weiß wurde abgelöst von einer ockerfarbenen Decke auf die ich starrte. 

Mühsam drehte ich mich zur Seite. Mein Körper fühlte sie so müde und erschöpft an wie lange nicht mehr. Ich nahm den Geruch von Desinfektionsmittel war und eine Gänsehaut über kam meinen Körper. Das Bettlaken was ich reflexartig versuchte über mein Kinn zu ziehen um mich zu schützen war weiß und steril. Das Gefühl der Beklemmung überkam mich immer mehr und übernahm immer mehr die Kontrolle über meinen Körper.

„Ah du bist wach!“  es war Joves Stimme die links neben mir ertönte. Langsam hob ich meinen Kopf etwas an um in seine Augen zu blicken. Er war immer noch in den Klamotten die er auch auf der Beerdigung getragen hatte also war es wohl immer noch Dienstag. 

„Gott sei Dank.“ seufzte Leo der am Fussende stand. Er trug nun ein schwarzes T-Shirt und eine helle ausgewaschene Jeans. Seine blonden Haare waren noch immer feucht. Es konnte also nicht lange her sein, dass er im Meer gewesen war oder sich geduscht hatte. 

„Wie geht es dir?“ erneut drehte mein Kopf zu meinem besten Freund der mich milde anlächelte. 

„Mein Kopf summt.“ Das traf es so ziemlich genau. Nur war es nicht nur mein Kopf sondern all meine Gliedmaßen schienen zu vibrieren. 

„Denkst du du kannst schon mit uns kommen? Ich weiß du bist nicht gerne in Krankenhäusern.“ 

Dankbar wollte ich hastig nicken wurde aber durch meinen sehr erschöpften und müden Körper daran gehindert. 

„Wenn du willst können wir dich auch mit einem Rollstuhl fahren.“ setzte Leo sofort hinzu. Offenbar hatte er schnell begriffen, dass ich tatsächlich so schnell wie möglich aus diesem Bett raus musste. Das Gefühl an den Erinnerungen zu ersticken übermannte mich wieder.

„Bitte.“ krächzte ich nur heiser und ließ meinen Kopf kraftlos zurück aufs Bett sinken. 

Müde schloss ich meine Augen. Ich wollte nur weg von diesem grausamen Ort. 

 

 

 

 

 

„Achtung pass auf mit ihrem Kopf und der Wand.“ Autsch. Erschrocken von dem plötzlichen Schmerz öffnete ich meine müden Augenlider und blickte in tiefe blaue Augen. „Tut mir leid Phoebe war nicht mit Absicht.“ entschuldigend blickte Jove mich an. Ich schlug nur einmal meine Augen zu und auf um zu signalisieren, dass alles ok war. 

„Soll ich sie lieber nehmen?“ Leos Stimme war hinter Joves Schulter, an der ich gerade lehnte, zu hören. Meine Arme waren um seinen Hals geschlungen und wie ein Baby trug er mich offenbar die Treppe in unserem Mädchenhaus hoch und ins Zimmer. 

„Die letzten Meter denke ich schaffe ich auch noch.“ erwiderte der blaue Teufel wie ihn Akira getauft hatte nur schnippisch und setzte seinen Weg fort. 

 

Als ich auf meinem Bett abgelegt wurde, gesellte sich Jove direkt neben mich und Leo setzte sich auf meinen Schreibtischstuhl. 

Nachdem wir zehn Minuten über mein Wohlergehen diskutiert hatten( Warum glaubten sie mir nicht, dass soweit alles ok war?) stürzten Akira, und Basir ins Zimmer. Als meine Mitbewohnerin mich erblickte sog sie erstaunt die Luft ein und lief auf mich zu. 

„Oh mein Gott Phoebe.“ sie schmiss sich mit Anlauf neben mir aus Bett und zerzauste meine Haare. Wie paralysiert fuhr sie immer wieder durch die langen Strähnen hindurch.

„Sie will wohl Jove Konkurrenz machen wer die coolste Haarfarbe hat“ trotz seiner lockeren Worte musterte er mich besorgt und lehnte sich gegen einen der Bettpfosten. Verwirrt blickte ich von einem zum anderen. 

Akira deutete meinen Blick offenbar richtig. „Hast du es etwa noch nicht gesehen?“ 

Irritiert schüttelte ich den Kopf. 

Meine Mitbewohnerin strafte Leo und Jove mit tadelnden Blicken, sprang auf und ging zu meinem Schminktisch um meinen kleinen Handspiegel zu holen. 

Sie kam zurück und setzte sich an mein Fussende sodass ich ihr direkt gegenüber saß/lag. 

Vorsichtig richtete ich mich auf und lehnte mich an das Kissen welches Jove mir eilig hinter meinem Kopf legte. Gespannt wartete ich darauf, dass Akira mir mein Spiegelbild zeigte. 

„Bist du bereit?“ spielerisch wackelte sie mit ihren Augenbrauen. 

„Los jetzt Akira.“ stöhnte ich genervt auf.

 

Als ich mein Spiegelbild erblickte staunte ich nicht schlecht. Meine Augen sahen aus wie flüssiges Silber und glänzten als würden aller Sterne des Universums in ihnen Gefangen sein. Doch das war nicht alles. Meine Haare die sonst immer eher dunkelblond waren, schienen nun weiß/blond und  gingen mir wie auch zuvor bis zu meinem Bauchnabel. 

Völlig baff betrachte ich das junge Mädchen vor mir die zwar exotisch aussah mit ihren Mandelförmigen silbernen Augen die sonst eher Metall Silber gewirkt hatten und ihren geschwungenen Schmollippen aber nicht nicht minder schön war. 

Die dunkeln Wimpern betonten das Strahlen ihrer Augen und ihre Wangen schimmerten rosig auch wenn ihre Gesichtsfarbe sonst eher blasser war. 

Ihre Gesichtszüge wirkten umrahmt von dem hellen Haar zarter und feiner. 

War das wirklich ich?

 

„Genug gestarrt Jungs und Mädels.“ erschrocken hob ich meinen Kopf und erblickte Leila die so eben ins Zimmer getreten war und einen Rucksack über ihrer Schulter trug.

„Was ist darin?“ fragte Jove neugierig und zeigte auf ihren Rucksack. 

„Antolius Urne.“

Allgemeines geschocktes Schweigen folgte. 

„Woher?“ Leo war aufgesprungen und ging auf seine Schwester zu. 

„Ist das nicht erstmal egal großer Bruder? Aber ja es war illegal.“ grinste sie. 

Die Beziehung zwischen den beiden war komisch. Noch vor drei Tagen hatte Leo ihr immer gesagt sie solle sich mehr Leuten öffnen, was sie dann auch ungewollt aufgrund des Todes von dem besten Freund ihres Bruders tat, nur um sich jetzt ständig sorgen um sie zu machen. 

Ich konnte Leila leiden und fand es rührend wie sie sich teilweise um ihren Bruder sorgte und war momentan eine fröhliche und aufmunternden Person auch bitter nötig in unserem Freundeskreis.  Sie war nie mit Antolius befreundet gewesen und fand sie seinen Tod zwar traurig doch trauerte sie nicht in dem Sinne wie wir es taten.

„Wie wärs, es ist mittlerweile halb eins Nachts, lasst uns doch ein Lagerfeuer am Strand errichten und nochmal ein Treffen abhalten zu ehren von Antolius.“ schlug sie vor.

Basir blickte mich fragend an. „Denkst du du schaffst das?“ „Ja.“ erwiderte ich fest merkte aber selber, dass ich log und fügte noch hinzu, dass ich wohl trotzdem den Rollstuhl benötigen würde. 

„Ist ok wir haben ihn unten an der Treppe stehen lassen.“ erwiderte Jove und ging zu meinem Kleiderschrank. „Was tust du da?“fragte ich erstaunt und leicht wütend als ich ihn dabei beobachten musste wie er meine eh schon unordentlichen Sachen durchwühlte. „Ich besorge dir nur warme Kleidung.“ „Ich hole noch kurz was aus meinem Zimmer. Fehlt sonst noch irgendwem was?“ fragte Leo. Da wir nur den Kopf schüttelten machten wir schnell aus uns in einer halben Stunde am Strand zu treffen. 

 

 

Es hatten dann doch etwas mehr als eine Stunde gebracht mich anzuziehen und an den Strand zu bringen. Als Jove und ich als letzte ankamen war schon das Lagerfeuer aufgebaut und angezündet. 

 

Leo hatte sich eine Gitarre mitgebracht und hatte sich wie die anderen auf einen der Stümpfe gesetzt die drum herum lagen. Jove schob mir mühselig durch den Sand neben ihm und gesellte sich zu Leila. Akira saß auf Basirs Schoß und lächelte wie in Trance. 

Als sie uns bemerkte wollte sie gerade von ihm runterrutschen als ich beschwichtigend die Hände hob und nur fragte ob es denn nun endlich offiziell wäre. Erstaunt hoben alle Anwesenden den Kopf, auch Basir, als sie meine Frage hörten. „Ja ist es.“ lächelte sie und küsste ihren Freund. 

„Dann wünsche ich euch zwei nur das Beste.“ lächelte ich und die andern Stimmten mir zu.

 

Wir plauderten, Leo erzählte Geschichten aus Antolius und seine gemeinsamen Vergangenheit und es wurde trotz des traurigen Anlasses viel Gelacht. 

„Kannst du eigentlich richtig spielen?“ fragte ich neugierig den Gestaltenwandler neben mir mit einem Blick auf seine Gitarre.

„Ja Antolius hat es mir beigebracht.“ schmunzelte er. 

„Kannst du von dem Vampir-Superstar Katy Perry „The One that got away“ spielen?“ 

erstaunt hob Basir seinen Kopf. Normalerweise sang ich nicht vor Zuschauern, doch wollte ich mich in dieser Nacht von Antolius verabschieden und das Lied für ihn singen. 

„Ich denke ich kann dich mit ein Paar Akkorden begleiten.“ lächelte Leo und beugte sich hinunter um nach seiner Gitarre zu greifen.

Als er die ersten Töne spielte versank ich im Spiel des Feuers und verpasste meinen ersten Einsatz sodass Leo sich noch mal wiederholte. 

Als ich begann zu singen fühlte es sich an als wäre ich auf irgendeine seltsamen Art mit dem Feuer und Antolius verbunden. Als könnte ich ihm all das sagen in nur einem Lied was mir noch auf dem Herzen lag und auch Leo stimmte mit seiner tiefen Bassstimme in der zweiten Zeile des Refrain mit ein. 

 

In another life I would be your girl

We keep all our promises, be us against the world

And in another life, I would make you stay

So I don't have to say you were the one that got away

The one that got away

 

 

 

Ich merkte erst, dass ich weinte als ich spürte wie eine Hand über meine Wange strich.

Perplex und auch etwas verwundert blickten mich meine Freunde an.

„Das war unglaublich Phoebe.“ sagte Akira und einstimmig stimmten meine Freunde ihr zu. 

 

Mittlerweile färbte sich der Horizont schon leicht orange. 

„Lasst uns zum Meer gehen.“ forderte Leo uns alle auf und schnappt sich die Urne von Antolius. Gerade als Jove sich wieder dran machen wollte mich zu schieben stützte ich mich mit meinen Armen mühsam auf und stellte mich auf wackligen Füßen hin. Bevor ich wieder hinfallen konnte hatte er einen Arm um meine Taille geschlungen und stützte mich. Missbilligend blickte er mich an. „Ich kann dich auch einfach schieben.“ „Nein bitte nicht.“  bat ich ihn „Wenn du meinst aber wenn du nicht mehr kannst trage ich dich.“ gab er mürrisch nach und gemeinsam machten wir uns langsam auf zum seichten Wasser wo alle meine Freunde schon versammelt waren. Da ich zu schwach war um mich zu bücken und meine Hose hochzukrempeln aber auch zu stolz um Jove zu fragen wurde mein Hosenbein ganz nass als wir uns zu zweit neben Leo gesellten.

Langsam ging die Sonne auf und der Gestaltenwandler öffnete die Urne und ging einmal zu jedem von uns, damit jeder etwas von Antolius Staub in der Hand hielt. Das Wasser das um meine Füße strich, hatte trotz meines gruseligen Ereignis gestern Abend eine beruhigende Wirkung auf mich. Wir hatten bisher noch kein Wort darüber verloren doch würde spätestens morgen wenn wir alle wieder fit waren, es zum Gesprächsthema werden.

 Als Leo wieder an seinem Platz neben mir stand erhob er das Wort.

 

„Die Bedeutung deines Namen Anatolius ist  Sonnenaufgang. Du hast den Spitznamen Ana den man dir fürher immer gegeben hat gehasst , sodass du ihn dich hier mit Antolius vorgestellt hast. Ich weiß noch wie geschockt du warst als ich deinen Pass in die Hand bekommen habe und deinen wahren Namen herasuegfunden habe. Ich schwor ihn niemandem zu verraten. Ein weiterer Schwur der gebrochen wurde. 

Nun stehen wir hier alle versammelt um dir Anatolius deine letzte Ehre zu erweisen Angesichtes der rot orangenen Strahlen die einen neuen Tag ankündigen. Bald wir das Leben wieder erwachen, Tiere werden ihren gewohnten Alltag leben, genau wie die Lehrer und Schüler auf der Akademie zu dehnen auch wir gehören. 

Genauso wie einst wir stehen sie auf, waschen sich, essen etwas und gehen dann zum Unterricht. Sie tuen das im Wissen, anders zu sein und auf eine sichere Zukunft hinzuarbeiten. 

Wir taten dies einst auch. Gemeinsam. 

Doch nun bist du fort aber ich kann nicht sagen dass ich alleine bin. Ich bin nur ohne dich. 

Ich habe tolle Freunde gefunden und doch fehlt mein bester Freund und es fühlt sich an als hättest du einen Teil von meines Herzen mit dir in den Tod genommen.“ seine anfangs so bestimmte klare Stimme wurde brüchiger.

„Du warst immer der stärkere von uns beiden und doch warst du derjenige der aufgegeben hat und seinem Schicksal unterlag. Es ist nicht so dass ich sauer bin oder so. Ich würde es nur so gerne verstehen. Du bist oder warst keiner der Versprechen brach. Nein du warst der stärkere und doch bist du nun Tod.“ Stille breitete sich nach seinen Worten aus und ich sah wie Leo um Worte rang. Nach und nach sickerten seine Worte zu mir durch und plötzlich verstand ich wovon er sprach und musste ihm recht geben. Ich hatte es auf die Auswirkungen seiner Gabe geschoben, dass er sich selbst umbrachte doch verstand ich auch Leos Punkt. Er war niemand der einfach so aufgegeben hätte. Etwas oder jemand musste passiert sein. 

 

„Ich verspreche dir, dass ich herausfinden werde woran es lag und ich werde diejenigen zur Strecke bringen die einen so starken Geist wie deinen zum aufgeben gezwungen haben.

Doch nun möchte ich dir gerne den Frieden schenken den du verdient hast. Du bist gestorben im Wasser, verbrannt im Feuer und liegst nun als Staub in meiner Hand und als ewiger Freund hast du deinen Platz in meinem Herzen.“  Leos Stimme brach nun endgültig. 

 

Entschlossen erhob ich meine Stimme als ich bemerkte, dass erstmal keiner weiteren Worte von ihm kommen würden. 

„Auch ich verspreche dir, dass ich deinen Tod rächen werde. Außerdem werde ich alles dafür tun, damit Gesegnete ein besseres Leben bekommen, sodass niemand mehr sich in den Tod flüchten muss.

Du bist gestorben im Wasser, verbannt im Feuer und liegst nun als Asche in meiner Hand und als ewiger Freund hast du deinen Platz in meinem Herzen. Nun lasse ich dich in materieller Hinsicht frei doch niemals aus meinem Herzen.“ Mit diesen Worten öffnete ich meine Hand und die Asche wurde vom Wind Richtung Horizont davon getragen.

Auch meine restlichen Freunde taten es mir gleich, verpflichteten sich dazu mir und Leo zu helfen und sprachen die letzten Worte. 

 

„Wie du siehst bin ich nicht alleine geliebter Freund und so kann ich meinen Freunden es nachtuen und dich in materieller Hinsicht frei lassen doch niemals aus meinem Herzen.“

Kapitel 17

 Akira Zoe Contarini

 

And now we´re flying

 through the stars 

i hope this night will last forever

(Ain´t nobody; Jasmine Thompson)

 

Ich wurde wach durch einen ohrenbetäubenden Schrei. Erschrocken richtete ich mich in meinem Bett auf und starrte geschockt in die Dunkelheit die mich umgab. Mit einem müden Blick auf die Uhr zeigten mir die Ziffern zehn Uhr morgens an. Wir hatten gerade mal vier Stunden geschlafen.  Ich versuchte die Quelle des Lärms zu erblicken und sah Phoebe wie sie sich Schweiß überströmt in ihrem Bett hin und her warf. 

Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf und verhedderte mich im Bettlaken. Mit einem dumpfen Knall landetet ich auf dem Boden. 

Schmerzerfüllt Stöhnte ich auf, fasste mich aber schnell und ging langsam humpelnd auf das Bett von Phoebe zu. 

Besorgt stand ich neben der Bettkante, beugte mich etwas vor und rüttelte

sanft an ihrer Schulter.

„Schhhh Phoebe alles ist gut. Komm wach auf.“ 

Es ging alles ganz schnell. Ihre Hand schoss vor und umgriff meinen Unterarm. Ein eiskaltes Kribbeln gefolgt von einem unsagbaren Schmerz durchzuckte meinen Arm.

„Ahhhh.“ sofort sprang ich erschrocken auf und blickte entgeistert auf meinen mit einer Eisschicht überzogener Arm. 

Entsetzt ging mein Blick von der mittlerweile wachen Phoebe zu meinem Arm und wieder zurück.

„Was ist los Akira?“ müde blinzelte sie mich an. Auf ihrer Stirn standen die Schweißperlen und auch ihr T-shirt war komplett nass. 

Müde folgte sie meinem Blick und erstarrte.  

„Was hast du mit deinem Arm gemacht?“ „Tu doch nicht so Phoebe!“ 

Ehrlich verwirrte blickte sie mich an und richtete sich langsam auf, sodass sie nun an der Wand lehnte. 

Schweigend musterte sie meinen Arm. 

Ich seufzte auf. Offenbar hatte sich auch keine Ahnung.

Schnell rannte ich ins Bad und wickelte mir eines der Handtücher die über die Heizung gelegt waren um meinen Arm. 

Hoffentlich taute er schnell auf. 

Ich konnte noch meine Hand bewegen, also hatte ich keine Gewebe Schäden davon getragen nur der Schmerz war nach wie vor unerträglich und hätte ich mich nicht an diesen bereits gewöhnt wäre meine Reaktion ganz anders gewesen. 

Als ich das Zimmer erneut betrat hörte ich die leise Stimme von Phoebe.

„Ich glaube ich habe schlecht geträumt.“ 

Zustimmend nickte ich, ging zu ihrem Bett und machte mit meinen Händen eine Geste, dass sie doch bitte etwas Rücken sollte. 

Sie kam meiner Bitte sofort nach und müde ließ ich mich neben sie fallen. 

Mit einem Blick auf meinen Arm sah ich, dass die Eisschicht schon begann zu schmelzen. 

„Weißt du wovon du geträumt hast?“

Ich spürte wie sie neben mir den Kopf schüttelte. 

„Ich weiß nur, dass ich Angst hatte. So richtig Angst.“

Oh man sie nur wüsste wie sehr Angst ich in diesem Moment um sie hatte.  

„Was ist gestern Abend passiert?“ 

Es war klar, dass ich über ihren Unfall redete.

„Ich weiß es nicht.“ sie klang erschöpft und ausgelaugt.

Betrübt schüttelte sie noch einmal ihren Kopf um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. 

„Ich habe wirklich keine Ahnung und auch keine Lust darüber zu sprechen.“ „Du musst es aber einmal jemandem sagen. Einmal ausführlich und dann nie wieder versprochen, ausser die fällt nochmal was ein. 

Sie stöhnte auf und wischte sich einmal über ihre Stirn. 

„Wieso ist es eigentlich immer noch so dunkel im Zimmer?“

„Lenk nicht vom Thema ab du weißt ganz genau dass wir gestern die Gardinen davor gezogen haben um heute länger schlafen zu können.“ „Ist ja gut.“ 

murrte sie und fuhr dann ernster fort

„Leo und ich standen am Wasser und ich habe die Situation beziehungsweise die Stimmung nicht mehr ausgehalten , daher entschloss ich mich dazu meine Klamotten auszuziehen und dass zu tun was ich immer tat in solchen Momenten.“ „Du meinst ins Wasser zu springen und dich von jeglicher Sozialisierung auszuschießen?“ 

„Du kennst mich mittlerweile erstaunlich gut Akira Zoe Contarini.“ spöttisch blickte sie mich von der Seite an. 

„Das ist unvermeidbar gewesen, wir schlafen in einem Zimmer.“ erwiderte ich mit einem leichten Grinsen im Gesicht. 

 „Also ich habe mich dann also entkleidetet und dann haben wir angefangen mit einer Wasserschlacht. An mehr kann ich mich nicht erinnern.“

„Das ist tatsächlich nicht viel.“ erwiderte ich nüchtern. „Wann hast du wieder etwas mitbekommen von deiner Umwelt?“ 

„Auf der Krankenstation. Jove und Leo sagten irgendwas mit einer riesigen Energie Kugel die geplatzt ist. Akira was ist passiert?“ sie versuchte ihre Stimme neutral klingen zu lassen doch schwank auch ein Hauch Panik mit den sich nicht schaffte zu unterdrücken. 

 

„Leo war nachdem du einfach verschwunden warst wieder zum Strand zurück geschwommen um zu gucken ob du an ihm vorbei getaucht bist und zurück zur Akademie gehen wolltest. Als er dich nicht erblickte bekam er Panik und rief Jove an. Sie beide begannen nach dir zu suchen und dann geschah es nach knapp 30 Minuten in dehnen du unauffindbar warst. 

 Eine riesige Kugel die glitzerte als wäre sie aus Wasser hob sich aus dem Meer empor etwa 100 Meter vom Strand entfernt und verweilte in der Luft für einige Sekunden. 

Als hätte sie auf einen Befehl gewartete zersprang sie nach wenigen Sekunden und die Jungs bemerkten, dass die Kugel nicht voll Wasser war sondern aus purer Energie die einmal durch ihre Körper rauschte und dann weiter zog.“ 

Er staunte schnappte sie nach Luft. 

„Gibt es eine Erklärung dafür?“ fragte sie zittrig.

„Nein. Aber schau auf deine Haare oder guck in Spiegel und sehr dir selbst in die Augen. Sie sind nicht mehr Silber wie Metall es ist eher so als würde in ihnen der hellste Stern am Himmel strahlen oder der strahlendste Diamant und“ setzte ich mit einem Blick auf meinen Arm hinzu „-Ich denke es ist nicht bei äußeren Veränderungen geblieben.“

Schweigen folgte auf meine Worte.

  "Es tut mir leid mit deinem Arm." 

"Ich weiß alles gut." 

Ich beobachtete Phoebe eingehend. Ihre Haut war sehr blass und sie war noch immer sehr mager. Nach dem Tod ihrer Mutter hatte sie beträchtlich abgenommen und in den letzten Tagen hatte sie auch kaum etwas herunterbekommen. 

Es schien als könnte man die Adern durch die tatsächlich sehr helle Hautschicht hindurch schimmern sehen. 

Ein gruseliger Anblick der mir zuvor noch gar nicht aufgefallen war. 

 „Wie bin ich ins Krankenhaus gekommen?“ 

„Leila hat dich am Strand weiter östlich gefunden.“ 

„Wie bin ich da nur hingekommen.“ murmelte meine Mitbewohnerin und vergrub ihr Gesicht in ihrem Kissen. 

„Lass uns noch ein bisschen schlafen gehen. Ich habe Mr Connor noch heute morgen geschrieben, dass wir erst am Nachmittag zum Unterricht kommen können.“ „Wie kommt es, dass er dir das erlaubt hat?“ nuschelte sie schwer verständlich in ihr Kissen hinein. „ Habe ihm die Wahrheit gesagt. Er konnte es verstehen und meinte aber, dass ich am Sportunterricht teilnehmen müsse. Du bist eh Krank gemeldet.“ 

Ein zustimmendes Murren war zu vernehmen. 

Mit einer fließenden Bewegung schüttelte ich einmal Phoebes Bettdecke, so dass sie über unsere beiden Beine locker fiel und nahm mir eines der Kissen. 

Ruckartig hob das Mädchen neben mir ihren Kopf. „Was tust du da?“ „Ich bleibe hier liegen?“ 

„Wenn du kuscheln willst geh doch zu Basir.“ neckte sie mich. 

„Ne danke nicht heute.“ erwiderte ich kess und zog mir die Bettdecke bis zur Nasenspitze. 

„Wie seid ihr eigentlich zusammen kommen? Ich möchte alles wissen.“ Ich erzählte ihr alles und damit meine ich wirklich alles. 

In diesem Moment fühlte ich mich wie ein normales Mädchen in unserem Alter die mit ihrer besten Freundin über Jungs redetet. 

Phoebe freute sich sehr für uns beide doch ließ sie auch durchsickern, dass sie von Beziehungen nicht wirklich viel hielt. 

Als  ich sie fragte warum sie so dachte blockte sie ab.

"Ich kenne euch beide sehr gut Akira und ich denke ihr passt wirklich sehr gut zusammen. Es wird bestimmt nicht immer einfach sein aber wenn es euch beiden ernst ist und ihr bereit seid zu bekämpfen könnt ihr alles schaffen."

Auf meine Nachfrage hin was sie damit meinen würde antwortete sie nicht mehr und ihre ruhiger Herzschlag und ihre gleichmäßige Atmung zeigte mir, dass sie bereits eingeschlafen war. 

 

Ich wurde erneut wach um 13:40 Uhr. 

Leise um Phoebe nicht zu wecken zog ich mir meine Trainingsklamotten an und schnappte mir eines der Haarbänder um meine kurzen Haare aus meinem Gesicht zu halten. 

Da es Mittagszeit war hoffte ich noch essen in der Mensa zu bekommen.

Ich beeilte mich und kam noch pünktlich. Als ich den riesigen prunkvollen Speisesaal betrat blickte ich automatisch zu unserm Stammtisch und sah Jove, Leo und Basir etwas essen. Als mich der blaue Teufel erblickte winkte er mich zu ihnen. Ich flüsterte, im wissen das Leo es hören würde, dass ich mir erst noch etwas zu essen holen wollte. Jove beharrte aber darauf und so ging ich Schnur stracks zum Tisch, gefolgt von den Blicken meiner Mitschüler und ließ mich wie selbstverständlich neben Basir nieder. 

Schüchtern begrüßte ich einmal die Runde und blickte dann zu Basir. Ich hatte keine Ahnung wie er mich nun begrüßen würde immerhin war er meine erste Beziehung und ich hatte daher noch keinerlei Erfahrung auf dem Gebiet. 

Bevor es unangenehm werden konnte küsste er mich einfach kurz auf den Mund und schob mir dann sein doppelbeladenes Tablett zu. Dankbar lächelte ich ihn an und verschlang das Essen unter dem amüsierten Blick meiner Freunde. 

Basir hatte offenbar schon aufgegessen, und daher seine Hände frei um mir seine rechte auf den Oberschenkel zu legen. Dort wo er meine Haut berührte kribbelte es fürchterlich und als würde er bemerken was er mit meinem Körper machte, warf er mir ein wissend grinsenden Blick zu. 

Das Gespräch bei Tisch war gelöster als die in den Tagen zuvor. Es schien als hätte die gestrige Nacht oder der frühe Morgen uns auf irgendeine Art befreit. Wir hatten Abschied nehmen können wie es sich gebührte und nun uns der Aufklärung seines Todes widmen und der Lösung des Rätsels um die Akademie kümmern. 

Leo und Jove verabschiedeten sich sobald sie aufgegessen hatten und so blieben nur noch mein Freund und ich zurück. Wir plauderten über das bevorstehende Theaterstück am Samstagabend in Rom. Wir würden schon Freitagvormittag die Akademie verlassen und am frühen Abend in Rom ankommen sodass wir noch den Abend für uns hatten. Samstag vormittag würde es dann die Generalprobe geben auf der riesigen Bühne und Abends dann losgehen. Ich war schon fruchtbar aufgeregt, doch wusste ich Basir als Ferdinand an meiner Seite und so wahren meine Sorgen so gut wie weggeblasen. 

„Hast du heute Abend noch nach dem Training zeit? Ich möchte dir etwas zeigen.“ seine schwarzen Augen leuchteten auf und ich hörte mich bereits bejahen. War das nun unser erstes Date?

Ohne zu bemerken was ich tat hob ich meine Hand und ließ sie durch sein schwarzes Haar fahren. Ein 1000 Watt Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus und er ließ seine Hand vom Oberschenkel um meine Hüfte wandern und zog mich enger an sich.  

Ich drohte in den sich rotierenden weißen Punkten seiner Augen zu versinken. Ich versuchte mir diesen Moment mit all seinen Details festzuhalten. 

Seine schwarzen Augen wurden von dunklen Wimpern um rahmt und eine stolze gerade Nase zierte sein Gesicht. 

Seine Lippen hatten eine schöne geschwungene Form, waren aber eher schmaler. Als ich abwesend über seine Wange streichelte spürte ich die leichten Bartstoppeln.

All das gehörte nun mir.  

Die plötzliche Stille die eingetreten war in einem so belebten Raum wie der Speisehalle irritierte mich. 

Widerwillig riss ich meinen Blick los und schaute mich im Raum um.

Es schien als wären sämtliche Blicke auf uns gezogen. Als meine Mitschüler meinen Blick bemerkten wichen die meisten diesem schnell aus und taten so als würden sie gerade mit ihrem Nachbarn reden. Andere versuchten gar nicht erst  ihre Neugier zu verbergen und starrten Basir und mich noch immer an. 

Blitzartig zog ich meine Hand weg und sprang auf.

Ich spürte wie eine leichte Röte mein Gesicht bedeckte und nervös fuhr ich mir einmal durch meine Haare.

„Komm lass uns gehen.“ forderte ich Basir auf und wartete bis er aufstand und unser Tablett genommen hatte. 

Während er es noch kurz wegbrachte ging ich schon mal zur Eingangstür und wartete auf ihn. Als ich einen stechenden Blick in meinem Rücken wahrnahm erkannte ich Kristina die mich mit ihren Augen wohl erdolchen wollte. Ich erwiderte ihn eisern und wurde erst unterbrochen als Basir meine Hand nahm und mich mit sich zog.

„Sie ist es nicht wert Kira.“ Verblüfft spürte ich die kühle Nachmittagsluft und eine Gänsehaut zog sich über meinen Körper. Abrupt blieb ich stehen und sucht den Blick von Basir. „Kira?“ fragte ich verdutzt. „Ja Kira.“ lächelte er etwas schüchtern und zauberte mir dadurch auch ein Grinsen auf mein Lippen. Ohne lange zu zögern stellte ich mich auf die Zehenspitzen umschlang seinen Hals mit meinen Armen und küsste ihn.

„Du siehst süß aus wenn du errötest.“ neckte mich Basir mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht. 

„Haha.“ erwiderte ich trocken und ging los um noch pünktlich zum Training zu kommen.  Basir folgte mir schnell und nahm meine Hand fest in seine.

Das Gefühl neben ihm zu gehen, seine Hand in meiner Hand, und zu wissen, dass dieser so begabte Junge mein fester Freund war erfüllt mich mit so viel Glück ,dass ich dachte ich würde jeden Moment platzen.

Der Kies knirschte unter unseren Füßen, die Sonne strahlte auf uns hinab und auf den  saftig grünen Wiesen an den wir vorbeikamen saßen Schüler und genossen ihre freie Zeit.

Der Frühling war wohl nun endlich da. 

 

 

„Schneller, Schneller Akira. Du bist zu langsam!“ 

Ich duckte mich unter einem Ast hindurch, schwang mich über den nächsten Baumstamm und machte eine Rolle vorwärts um dem nächsten Pfeil auszuweichen. 

In einer fließenden Bewegung rannte ich weiter, sprang über einen großen Stein und wollte mich gerade ducken als sich schon wieder ein dumpfer Schmerz in meiner Schulter spürte. 

„Verdammt!“ fluchte ich.

„Schluss!“ ertönte die harte Stimme von meinem Mentor durch eines der Mikrofone.

Um mich herum verschwanden die Animationen die mich schon seit einer knappen Stunde durch den draußen Parcour im Innenhof scheuchten.

„Akira komm wieder rein.“ 

Müde ging ich seinem Befehl nach und machte mich auf raus aus dem kleinen Wald und wieder in den Trainingscenter zu gehen. 

Er würde sauer sein. Ich war heute nicht bei der Sache gewesen und hatte mehr Pfeile abbekommen als ich ihnen ausgewichen war.

Die Trainingsuniformen waren so ausgestattet, dass wenn eine der Animationen einen traf der Schmerz an der Stelle wie eine Druckwelle durch den ganzen Körper geschossen wurde so dass mein Körper jetzt unheimlich schmerzte.

Lyon Connor erwartete mich schon und seine braunen Augen durchbohrten mich schon vom weiten.

Die anderen Schüler hatten schon längst Schluss machen dürfen während ich hier noch um sieben Uhr Abends trainieren musste und das Abendessen verpasste.

Bevor ich heute mit dem eigentlichen Training hatte beginnen dürfen musste ich erst eine Stunde meditieren was der Start war für einen grausamen Nachmittag. 

Die Meditationsräume hatten so dicke Wände, dass kein Geräusch von außen zu hören war und Teppiche waren auf dem Boden ausgelegt worden um eine gemütliche Atmosphäre zu schaffen. Tatsächlich war genau das Gegenteil der Fall gewesen und ich hatte mich unglaublich Unwohl gefühlt wie auch sonst immer. 

Als mein Mentor mich allerdings gefragt hatte wie ich es fand hatte ich natürlich gelogen und wider zu erwarten merkte er es natürlich sofort und ließ mich noch eine weitere Stunde in diesem Raum hocken. 

Da Mr Connor aber trotzdem wollte, dass ich mein Trainingspensum, was in der letzten Zeit eher gering ausgefallen war, erreichte ließ er mich gnadenlos Überstunden machen.

 

„Was war heute nur mit dir Los Akira?“ Besorgnis wich seinem strengen Blick.

Müde winkte ich ab.

„Ich hatte einfach nur einen schlechten Tag. Könnte ich jetzt bitte endlich gehen?“ flehend blickte ich ihn an. Ich sehnte mich momentan nach nichts mehr als einer heißen Dusche um meine verkrampften und müden Muskeln zu entspannen. 

Er seufzte auf und fuhr sich einmal über sein Gesicht. Irgendwas bedrückte ihn.

„Ja ok.“ sagte er nur und wollte sich gerade umdrehen als ich seine Hand ergriff und ihm zum stehen bellen Zwang. 

„Was ist los Lyon?“  nun war ich es die ihn besorgt musterte.

Ich sah wie etwas in seinen braunen Augen auf blitzte was ich nicht zu deuten vermochte.

„Ich weiß nicht ob du mir die Wahrheit sagen würdest wenn ich dich frage.“ 

„Frag doch einfach.“ forderte ich ihn auf.

„Was ist mit Phoebe passiert?“ 

Mein Körper versteifte sich augenblicklich und ich wurde misstrauisch. 

Ich konnte mich nicht entscheiden was ich ihm nun sagen sollte. 

Ich wollte ihn auf keinen Fall anlügen,doch ich musste mich daran erinnern, dass Lyon Phoebe gesagt hatte, sie solle der Akademie nicht ihre Macht demonstrieren und sie es nicht getan hatte. Meine Mitbewohnerin war also unbewusst der Meinung gewesen die Akademie dürfe nicht erfahren wie mächtig sie war.  Das was gestern Abend geschehen war hat irgendwas mit ihr gemacht, dass ihr Kräfte beeinflusst haben muss und ich war mir sicher sie würde erstmal nicht wollen, dass irgendjemand ausser ihrer Freunde davon erfuhr.

Auch wenn ich wusste, dass Lyon Connor nicht böse war, war er doch ein Teil dieser Einrichtung und nun wusste ich nicht ob ich von Phoebes Wandlung wirklich berichten sollte. 

Mit einem prüfenden Blick in seine braunen Augen entschied ich, dass dies Phoebes Sache war und meine Loyalität in erster Linie ihr gebührte. „Ich weiß es ehrlich gesagt auch nicht. Ich mache mir furchtbar Sorgen,da sie einfach so am Strand zusammen geklappt ist und seitdem so müde und schwach ist, dass sie nicht ihr Zimmer verlassen möchte. Ich denke sie vermisst Antolius sehr.“ 

Erst im Nachhinein erinnerte ich mich an Leos Worte, dass er eigentlich Anatolius hieß.

Er würde wohl für immer Antolius sein für mich. 

Ich wich dem skeptischen Blick meines Mentors aus und bat erneut darum mich nun endlich duschen zu dürfen und er willigte ein.

Den gesamten Weg zu meinem Zimmer hatte ich ein flaues Gefühl in meiner Magengegend und er wurde auch nicht weniger als ich Phoebe nicht erblickte. 

Schnell sprang ich unter die Dusche und genoss die heißen Tropfen auf meinem Rücken.

Ich nahm mir die Zeit und schäumte meine Haar mehrmals ein und benutzte nachdem ich mich abgetrocknet hatte eine Pflegelotion.

Als ich nur mit einem Handtuch bekleidet wieder in mein Zimmer trat bekam ich einen riesigen Schrecken. 

Mein Freund lehnte an der Wand und blickte durch die Fenster nach draußen.

„Basir was tust du hier?“  

„Hast du schon unser Treffen nach deinem Training vergessen?“

fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen.

Mit der flachen Hand schlug ich gegen meine Stirn. 

Entschuldigend blickte ich ihn an. 

„Es tut mir Leid Basir, ich musste länger bleiben.“

Beschwichtigend blickte er mich an und hob mit seiner Hand etwas hoch, was ich zuvor noch gar nicht bemerkt hatte. Es war ein Picknickkorb.

„Los zieh dich schnell an. Ich will dir meinen Lieblingsplatz zeigen.“ Ich nickte nur und zog mir schnell Unterwäsche, meine zerrissene Jeans und ein weißes Langarm Shirt an.  Meine Haare waren mittlerweile schon fast trocken. Kurze Haare hatten eben doch Vorteile.

Eilig schlüpfte ich in meine Sneakers und ging durch die mir von Basir offen gehaltene Zimmertür.

 

 

Zu meinem erstaunen gingen wir zum Hauptgebäude, betraten es aber nicht über den Haupteingang sondern bestiegen die Feuertreppe die östlich am Gebäude angebracht worden ist. 

 Von jedem Geschoss aus konnte man sie betreten und als sie am dritten und letzten noch immer nicht endete staunte ich nicht schlecht. 

„Wohin führt die Treppe?“ „Ein wenig Geduld noch bitte Kira.“ 

Ich seufzte zwar laut auf hielt aber meinen Mund.

Die Stufen endeten vor einer geschlossenen Tür. Na super.

Bevor ich allerdings irgendeinen Kommentar bringen konnte, griff Basir in seine Hosentasche und brachte einen Dietrich ans Tageslicht.

Das zum Thema ich wollte nicht kriminell aktiv werden in meinem neuen Leben.

Er brauchte keine Minute und schon stand die Tür offen die nur eine weitere Treppe offenbarte. 

„Wie hoch geht denn dieses verfluchte Gebäude.“ grummelte ich laut und hörte nur ein ersticktes Lachen von meinem Freund.

„Das hier ist das Observatorium. Ob du es glaubst oder nicht es ist Teil meiner Ausbildung Unterricht im Fach der Astrologie zu bekommen.“

„Entschuldigung Mr Wunderknabe.“ erwiderte ich nur trocken. 

Meine Beine fühlten sich an wie Steine und mein Magen knurrte schon seit dem ich das Training beendet hatte.

„Ich kann nicht mehr.“ nölte ich auf dem Niveau einer Fünfjährigen stapfte aber tapfer weiter dem Jungen vor mir hinterher. 

Unverhohlen beobachtete ich jede seiner Bewegungen.

Seine ausgeprägte Rückenmuskulatur war deutlich erkennbar obwohl er einen Pulli trug und seine tief sitzende Jeans betonte seinen Hintern vorzüglich. 

Bevor ich allerdings weiter meinen Freund bestaunen konnte geriet ich beim besteigen der nächsten Stufe ins straucheln und konnte mich nur mit mühe und Not vor einem Sturz bewahren. 

„Vielleicht solltest du dich mehr auf den Weg vor dir konzentrieren als auf mich.“

Basir hatte sich umgedreht und Grübchen hatten sich um seinen lächelnden Mund gebildet. 

„Idiot.“ schnaufte ich nur und schloss wieder zu ihm auf. 

 

 

„Hier gehts lang.“ Der schwarzhaarige Junge stand vor mir und lächelte mir geheimnisvoll zu. 

Ich trat durch die Tür die er mir aufhielt und war…enttäuscht.

„Ernsthaft ein weiterer dunkler Raum?“ 

„Geh in die Mitte.“

Meine Augen hatten sich schon seit einer Weile an die immer währende Dunkelheit gewöhnt und ich konnte den Raum in dem ich mich empfand gut erkennen. 

Es standen keine Möbel rum sondern war es einzig und allein ein großer leerer Raum. 

Trotzdem ging ich seiner Aufforderung nach und ging gemeinsam mit ihm in die Mitte. 

Basir stellte den Picknickkorb neben sich hin, öffnete ihn , holte eine karierte Decke heraus und breitete sie auf dem Boden aus.  

„Leg dich schon mal hin ich komme gleich.“ Die Decke war nicht gerade bequem allerdings war es ok. Ich war schon schlimmeres Gewöhnt. 

Ich lag auf dem Rücken und starrte auf eine schwarze Decke. Beim genaueren Hinsehen erkannte ich, dass es sich um eine Kuppel handelte. Offenbar waren wir tatsächlich ganz ganz oben im Gebäude unterm Dach. 

Beim genaueren Hinblicken sah ich, dass eine dicke Linie sich genau durch die Mittel der Kuppel zog.

 

Basir legte sich nach wenigen Minuten eng neben mich und beuteten mir meinen Kopf zu heben. 

Ich konnte ihn wieder ablegen als sein Arm ihm als Unterlage diente. Automatisch rückte ich noch etwas näher zu ihm sodass ich schon fast auf seiner Brust lag.

„Was genau tun wir jetzt hier?“ fragte ich neugierig in die Stille hinein.

„Pssscht guck hin.“

Ein Rattern war zu vernehmen und ich wurde Zeuge wie die dicke Linie an der Decke aufbrach und die zwei Teile jeweils nach links und rechts „zurückgezogen“ wurden wie ein Vorhang. 

Überwältig sog ich die Luft ein und kuschelte mich noch näher an den warmen Körper neben mir. 

Ein kalter Luftzug dran durch das neue große Loch in der Decke. 

Mittlerweile war von dieser nichts mehr zu sehen und wir hatten einen perfekten Blick auf den Sternenhimmel. 

„Wow.“ 

Aus dem Augenwinkel sah ich dass Basir nicht den Sternenhimmel anblickte so wie ich sondern mich.

Auch ich drehte nun meinen Kopf in seine Richtung. Unsere Gesichter waren nur wenige Zentimeter entfernt. 

„Du bist wow.“ sagte er nur und kam meinem Gesicht noch etwas näher. 

Ich ersehnte mir schon den Moment her wo seine Lippen endlich meine trafen als mein knurrender Magen die romantische Stimmung durchbrach. 

Gott war mir das peinlich. 

„Da hat wohl jemand Hunger.“ lachte Basir nur.

„Tut mir leid.“ erwiderte ich nur rau und seltsamerweise schüchtern. Das war ja normalerweise so überhaupt nicht meine Art. 

„Keine Sorge ich bin vorbereitete. Du musst mich nur aufstehen lassen.“ er schmunzelte mich an und ich spürte schon wie eine leichte Röte in mein Gesicht aufstieg. Sofort rutschte ich von seiner Brust hinunter, stützte meinen Kopf auf meinen Armen ab und beobachtete Basir wie der den Picknickkorb öffnete und zwei Boxen hinaus holte und eine Thermoskanne.

„Ich wusste nicht wie du deine Sandwiches magst deswegen habe ich mehrere gemacht.“ verlegen blickte er mich an. 

„Mir egal.“ sagte ich nur und öffnete die Box die er mir entgegen reichte. 

Er lachte nur rau und beobachte mich dabei wie ich das Essen inspizierte und mich schließlich für eines mit Thunfisch und Salat entschied. Herzhaft biss ich hinein und blickte kauend wieder auf den Sternenhimmel. 

„Während du isst zeige ich dir was.“ ich nickte nur, da ich mit meinem vollen Mund nicht antworten konnte. Er tippte auf eine Fernbedienung und dort wo eigentlich die Decke gewesen war, erschien nun eine Art flimmernde Bildschirm vor dem Sternenhimmel. 

„Bereit für eine Reise durch die unendlichen Weiten?“ ich nickte nur eilig und entlockte meinem Freund ein weiteres Lächeln. 

Mit einem weiteren Knopfdruck verschwand der Sternenhimmel nicht sondern wurden er eher noch größer als würde man durch ein Vergrößerungsglas schauen.

 

 

Basir erzählte mir während ich aß die Geschichte von einigen Sternen und für was sie standen. Er zoomte dann immer ganz Nah einen der leuchtenden Punkte an und seine Stimme wurde noch etwas tiefer wenn er etwas erzählte ungefähr so wie wenn er Ferdinand spielte. Ich liebte dieses Klang.

Einer war dieser Sterne war der der Krieger und der Sage nach wachte er über sie. 

„Wusstest du dass Akira Kriegerin heißt?“ 

Ich nickte. „Ja meine Eltern meinten immer zu mir, dass dies der Weg sein würde, den ich mal einschlagen würde. Den Weg einer Kriegerin als wäre es mein Schicksal.“ 

Der Gedanke an sie erfüllte mich mit Stolz. Sie waren so unglaublich stark gewesen und hatte mir geschworen ihr Andenken zu ehren.

„Ich denke sie wären sehr Stolz auf dich.“  Seine schwarzen Augen blickten mich so intensiv an als könnte sie auf den Grund meiner Seele sehen.

„Ich hoffe es doch.“ erwiderte ich leise, erwiderte aber den Blick. 

Unbewusst war ich wieder näher zu ihm gerutscht und sein Arm hatte sich eng um meinen Körper geschlungen. 

Mit meiner rechten Hand fuhr ich die Konturen seines Gesichtes nach. 

Tief atmete ich seinen unverwechselbaren Geruch ein und genoss die Wärme die sein Körper ausstrahlte.

„Glaubst du ich kann dich jetzt küssen ohne das dein Bauch den Moment zerstört?“ neckte mich Basir mit einem dreckigen Grinsen im Gesicht.

„Idiot.“ knurrte ich nur und küsste ihn. 

„Dein Idiot.“ nuschelt er nur in den Kuss hinein und intensivierte ihn.

Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus.

Ein Schauer fuhr mir über meinen Rücken und das Gefühl vollkommenen Glücks brachte mich dazu während ich meinen Freund küsste zu lächeln. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 18

 

 

 Phoebe Chione de Civrac

 

- Vertrauen ist ein Zustand zwischen Wissen und Nicht-Wissen:

Jemand, dem alle relevanten Umstände seines Handelns bekannt sind, braucht nicht zu vertrauen, während jemand, der nichts weiß, nicht vertrauen kann.

Vertrauen impliziert eine risikoreiche Wahl, wobei das Risiko darin liegt, bei enttäuschtem Vertrauen persönlich negative Konsequenzen tragen zu müssen. -

 

 

 

 

 

 

 

 

Am Donnerstagmorgen erwachte ich aufgrund der aufgehenden Sonne, die direkt durch die Fensterwand in mein Gesicht schien.  

Mit einem Blick auf Akira die neben mir lag vergewisserte ich mich, dass sie noch schlief. 

Vorsichtig um sie nicht zu wecken rutschte ich an den Bettrand und stand leise auf. 

 

Auf Zehenspitzen und immer noch in meinem Schlafsachen trat ich hinaus auf den Flur, ging die Treppe hinunter in die Küche und machte mir schon einmal Tee.

Das Frühstück würde erst in zehn Minuten geliefert werden. 

Gerade als das Wasser begann zu kochen und ich nach einem Teebeutel in den oberen Schubladen suchte, kam Kristina in die Küche, schon fertig angezogen und top gestylt. 

Sie beobachtete mich eine Weile wie ich versuchte an die Teebeutel zu kommen als sie einfach einen Stuhl heran schob, sich daraufstellte und mir den gewünschten Gegenstand überreichte. 

„Danke.“ sagte ich nur trocken, schüttete das heiße Wasser in zwei Teetassen und tat die Beutel hinein. Da noch etwas übrig war drehte ich mich um und fragt Kristina, die auf einem der Thekenstühle saß, ob sie auch was möchte. 

„Nein Danke.“ erwiderte sie eben so trocken, beobachtete trotzdem jede meiner Bewegungen und schien abzuwägen ob sie etwas sagen sollte oder nicht.

Ich stellte einen der Untertassen auf die Tasse die für Akira war, um ihr den Tee warm zu halten  und blickte Kristina dann abwartend an. 

„Na los. Sag schon was du zu sagen hast.“

 

 

„Warum Akira?“ 

verdutzt schaute ich sie an. 

„Warum habt ihr gerade sie in euren Freundeskreis aufgenommen? 

Ich verstehe dass einfach nicht. Warum sie? Ich will jetzt nicht über sie urteilen oder so aber sie ist absolut durchschnittlich und ihr seid die Elite. Jeder möchte zu euch gehören und doch habt ihr euch für ein Mädchen entschieden, dass absolut unter eurer Würde ist.“ 

 

Ich konnte in Kristinas Gesicht sehen, dass sie das Gesagte absolut ernst meinte.

Da ich zu perplex war um zu antworten fuhr sie einfach fort und strich ihr schwarzes langes Haar mit einer fließenden Bewegung aus ihrem Gesicht. 

 

„Du hast nie etwas ohne Basir und Jove gemacht, ihr drei ward unzertrennlich und plötzlich hängst du auch alleine mit ihr ab. Ihr geht zum Strand, du machst ihr Tee und Frühstück und hast ihr einen Platz in deiner Clique gegeben.“ 

Wild gestikulierte sie mit ihren Händen hin und her und ihre Stimme wurde bei jedem Wort immer höher und lauter. 

 

„Und jetzt hat sie auch noch eine Affäre mit dem Jungen, den ich schon immer haben wollte. Wieso sie Phoebe? Was kann sie dir bitte geben? Was kann sie Basir geben was ich nicht kann?“ Aus großen braunen Augen guckte sie mich an, doch wirkten sie keineswegs warm oder liebevoll. Ich begann sie mit Mr Connor zu vergleichen und konnte nicht verstehen wie Geschwister von ihren Charakterzügen her so unterschiedlich sein konnten. 

Ich hatte in der Tat noch nie in so kalte und aufgebrachte braune Augen gesehen.

„Kristina ich bin mir nicht sicher ob du meine Antwort auf deine Fragen überhaupt verstehen kannst. Du lebst viel zu viel in deiner oberflächlichen Welt die nur aus dem neusten Tratsch und Klatsch besteht, wie jemand aussieht, was er kann und wie die Eltern situiert sind. 

Ich kann dich trösten. Du bist nicht die einzige, sondern auch die Mehrheit der Schüler an der Akademie.“

Die Empörung über meine Worte schien Kristina ins Gesicht geschrieben.

 

 

„ Freundschaft ist kein Tauschgeschäft. Es ist gerade für uns Gesegnete, die meist keine leibliche Familie mehr haben, sehr wichtig, dass wir Freunde haben auf die wir uns verlassen können. Den wir bedingungslos trauen ,die uns Geborgenheit schenken und vor allem ehrlich zu uns sind. Und ich denke es ist nicht anders mit der Liebe.“

 

„Und du willst mir wirklich sagen, dass Akira diese Punkte erfüllt?“ 

gerade zu fassungslos blickte sie mich an. 

 

„Ja das will ich.“

Mit einem Blick auf ihr Gesicht fügte ich noch zischend hinzu.

 

„Ich sehe schon wie es in deinem Kopf rattert, aber du wirst es nicht schaffen Akira schlecht dastehen zu lassen und sie aus meiner Gruppe zu kanten. Verstehst du mich?

Und nur damit du es weißt, dass zwischen Basir und Akira ist nicht einfach nur eine Affäre, die zwei sind richtig zusammen und führen eine Beziehung.“ 

 

Kristina war bei meinen letzten Worten in sich zusammen gesackt,stand nun auf und ging ohne ein weiteres Wort aus der Küche. 

Ich empfand für sie keinerlei Mittleid. Niemand außer ihr konnte etwas für ihren Charakter.

 

Das Frühstück war mittlerweile eingetroffen und ich machte Akira schnell zwei Toasts mit Honig.

Zusammen mit dem Tee ging ich nach oben und stellte die Tasse und den Teller auf ihren Nachtschrank ab. Ich selbst setzte mich mit meiner Tasse auf unser mittlerweile gemeinsames Bett ans Ende und trat mit meinen Füßen gegen ihre. 

 

„Hmm was willst du Phoebe.“ Schläfrig rappelte sie sich auf und rieb sich über ihre Augen.

„Guten Morgen Kätzchen.“ 

„Hm?“  

Bei dem Anblick ihres verwirrten und müdem Gesicht und ihren braunen zotteligen Haaren musste ich anfangen herzhaft anfangen zu lachen. 

„Argh nicht so laut.“ knurrte sie und wollte ihr Gesicht wieder in ihrem Kissen verstecken als sie den Geruch von heißem Tee und Toast war nahm.

Schnell fuhr sie sich einmal durch ihre Haar und griff dann nach dem Teller, den ich ihr hingestellt hatte. 

„Danke.“

„Kein Ding.“  schmunzelte ich nur und stand auf nachdem ich meine Tasse leer getrunken hatte. Sie war ein furchtbarer Morgenmuffel.

„Ich geh schon mal ins Bad.“

 

Unter der Dusche ging mir das Telefonat mit meinem Vater von gestern wieder durch den Kopf. Ich würde nicht an der Theateraufführung teilnehmen können.

Der Frühlingsball war am Samstagabend zur selben Zeit wie die Aufführung.

Ich würde noch heute mit Mr Belle reden müssen um mit ihm gemeinsam nach einer Lösung zu suchen.

 

Als ich aus dem Bad trat, mit einem Turban um meinen Kopf, huschte Akira an mir vorbei und verschloss die Tür hinter sich. 

Da hatte es jemand aber eilig. Ich beeilte mich mit dem Anziehen der Uniform und machte mich dann daran mein Haar zu kämmen. 

Als sie aus dem Bad trat sah meine Mitbewohnerin schon etwas frischer aus.

„Ich glaube ich hatte gestern das beste erste Date meines Lebens.“ grinste sie und kramte nach ihren Anziehsachen.

„Ach ja? Erzähl!“ forderte ich sie lächelnd auf und sie begann mit leuchtenden Augen zu berichten. 

„… und dann hat er aus der anderen Box noch mit Schokoladen übergossenes Obst heraus gezaubert und wir haben uns gegenseitig gefüttert , wie  in einem dieser unzähligen amerikanischen Filmen. Wir haben über unsere bevorstehenden Reise nach Rom geredet  und dann meinte er geheimnisvoll, dass ich mir was schickes für Freitagabend mitnehmen solle. Wohin er mich wohl ausführen wird?“ Ich hatte Akira zwar nicht für eines dieser verrückt verliebten Mädchen gehalten, doch erfreute mich der Anblick.

Er machte sie so glücklich wie wahrscheinlich kein Mann zuvor und für sie war so ziemlich jede romantische Geste die erste. 

Das war auch was ich Basir gesagt hatte, als er mich um Rat fragte wie er die Sache mit Akira angehen sollte. 

Ich hatte zwar gedacht sie wäre vorsichtiger, doch ließ sie sich fallen im sicheren wissen von ihm aufgefangene zu werden.

Verliebt sein war schön, doch konnte ich nicht anders als darüber nachzudenken, was passieren würde wenn das ganze zwischen ihnen in die Brüche ging und einer der beiden den anderen verlieren würde. 

 

Da sie offenbar nicht aufhören wollte zu reden musste ich sie geradezu anziehen, nur um noch einigermaßen pünktlich zum Gottesdienst zu kommen. 

„Akira deine Schuhe!“ 

Sie war bereits zur Tür hinausgerannt, nur um abrupt stehen zu bleiben und zurück zu rennen um sich wohlgemerkt meine Schuhe anzuziehen. Sie hatte noch immer nur sehr wenig Kleidung. 

Wie immer kamen wir gerade so pünktlich zur Kirche und dass auch nur weil meine Mitbewohnerin mich mal wieder Huckepack nehmen musste. 

Als wir zu den Plätzen unseres Hauses kamen spürte ich den eindringlichen Blick von Kristina auf mir, ignorierte ihn aber geflissentlich.

 

Neben mir nahm Akira platz und unbewusst musste ich darüber Nachdenken was Kristina heute in der Küche gesagt hatte. 

Wir beide waren tatsächlich unzertrennbar geworden. Ich konnte und wollte auch gar nicht mehr ohne dem Mädchen neben mir leben. Wir verbrachten sehr viel Zeit miteinander sogar beim gemeinsamen Zähneputzen, teilten uns zur Zeit ein Bett aufgrund meiner Albträume und redeten zwar viel doch glich es oft eher einem Gedankenaustausch da man sich sicher sein konnte, dass der andere einen wegen seiner Gedanken nicht verurteilen und verraten würde. 

Sie war zu meiner besten Freundin geworden und in gewisser Weise war ich abhängig von ihr geworden. 

Aber war es nicht gerade dieses Art der Abhängigkeit die ich bei Beziehungen so verurteilte?

 

Wie konnte man sich nur auf einen Liebespartner voll und ganz Einlassen? 

Es war mir schon immer unerklärlich.

Warum sollte man sich freiwillig in so eine grausame Abhängigkeit zu jemandem anderen geben? Man übergab jemandem die Macht einen mit einem Schlag zu zerstören und hoffte, dass demjenigen unser eigenes Wohlergehen so sehr am Herzen lag, dass er es niemals tun würde. Allerdings überlegte ich das erste Mal ob ich überhaupt in der Lage war darüber zu Urteilen und ob ich nicht schon Beziehungen in der Richtung führte. 

Ich stand in Abhängigkeit zu Basir, Jove und nun auch zu Akira. 

Wie konnte ich also Akira verurteilen die im Begriff war sich voll und ganz Basir hinzugeben und so immer mehr von seine Anwesenheit abhängig wurde?

 

Ich sah wie sie sich über die Reihen hinweg anzügliche Blicke zuwarfen und musste Schmunzeln. Sie waren wirklich süß.

Ich würde aufhören müssen immer alles hinterfragen.

Die zwei würden ihren Weg schon gehen und würde etwas schief gehen wären Jove, Ich und wahrscheinlich auch Leo sofort bei ihnen um zu Helfen und zu trösten. 

 

 

Als der Gottesdienst endlich zu enden war, beeilten Akira und ich uns um so schnell wie möglich aus der Kirche herauszukommen.  

Als wir an der Steinwand einige Meter neben der massiven Tür auf die Jungs warteten, beobachtete ich die Gesichtszüge meine Mitbewohnerin. Sie schien nachdenklich und auch etwas besorgt. 

„Was ist los?“ „Ich habe nichts Schickes zum mitnehmen nach Rom.“ seufzte sie und lehnte sich gegen die Wand. Unweigerlich musste ich schmunzeln.

Drehten sich ihre Gedanken eigentlich auch noch um was anderes?

„Du kannst gerne in meinen Kleiderschrank gucken. Vielleicht findest du ja was passendes.“ Skepsis blitze in ihren grünen Augen auf. 

„Ich bin mir nicht sicher ob wir den gleichen Stil haben.“ 

„Entschuldigung Madame aber wer trägt hier fast täglich meine Klamotten?“

gespielt empört stemmte ich meine Arme in die Hüften.

„Ich beziehe meine Aussage auch gerade auf die Abendgarderobe. Ich bin einfach nicht der rückenfreie und zarte Typ.“ 

Nun war ich es die die aufseufzte. Sie hatte ja recht.

„Dann werde ich wohl meine Beziehungen spielen lassen und mit dir noch heute nach Neapel fahren?“ 

„Nein wenn machen wir es nach meiner Art .“ grinste Akira und zog mich an der Hand mit sich Richtung unseres Hauses. 

Der Anblick beunruhigte mich und zwar nicht gerade unbegründet wie sich herausstellen sollte. 

 

„Wir haben nicht viel Zeit.“ hatte Akira gesagt, mich dann aufs Bett gedrückt und begonnen in solcher Geschwindigkeit Sachen in meine große Reisetasche zu packen, dass ich sie nur noch schemenhaft hatte erkennen können.

 

 

 

„Setz dich hin und halt dich und die Tasche mit unseren Schuluniformen fest.“ grinste Akira mir zu und begann an dem kleinen Motor des roten Motorboots herumzuwerkeln.

Fassungslos blickte ich sie an. Wie war ich nur in diese Situation gekommen? 

Es war gerade mal eine viertel Stunde vergangen seitdem wir beschlossen hatten nach Neapel zu fahren und nun saß ich in einem Boot, was weder mir noch Akira gehörte und war auf dem besten Weg nicht nur unentschuldigt die Schule zu schwänzen sondern auch noch ohne Erlaubnis die Insel zu verlassen. 

Die Regeln der Schule besagten klar, dass man sich nicht ohne Verkleidung und Begleitschutz von der Insel entfernen durfte. 

Als wir mit Mr Connor unterwegs waren hatten wir auf beides verzichten können aufgrund der Genehmigung eines Lehrers ,der noch dazu Agent war, doch nun hatten wir gerade die eben nicht! 

Wenigstens waren wir verkleidet obwohl ich da eigentlich schon das nächste Problem mit hatte. Ich steckte in einem absoluten Rocker-Outfit! Zu einer schwarzen, an den Knien zerrissenen Hose, die sündhaft teuer gewesen war, trug ich ein schwarzes Langarm das nur knapp über meine Brüste ging, dann aber auch schon endete und meinen gesamten Bauch frei ließ. Wenigstens hatte ich dieses mal meine Boots anziehen dürfen. 

Auch wenn ich vielleicht wie das harte, schulschwänzende Mädchen aussah. Mein Charakter blieb derselbe.

„Nein nein nein Akira. Ich werde nicht gegen die Regeln verstoßen. Weißt du was mit mir passiert wenn das meinem Vater gemeldet wird?“ Ich wollte mich gerade aufrappeln als der Motor aufheulte, Akira die Taue losmachte und uns aus der Bucht herausfuhr. 

Der Wind blies mir entgegen und meine ,ohnehin schon aufgrund der blauen Kontaktlinsen juckenden Augen,begannen zu tränen. 

Krampfhaft hielt ich mich an den Griffen rechts und links fest und presste meine Waden gegen die Tasche, damit sie auch ja nicht vom Boot fiel.

„Entspann dich Phoebe. Lass einfach mal los!“ rief Akira mir über den Wind hinweg zu und begann laut zu lachen.

Sie steckte in einer schwarzen Lederhose,trug meine Lieblings Louboutins  und dazu eine weinrote lockere Bluse. 

Mir war überhaupt nicht zum Lachen zumute. 

 

 

Wir fuhren gerade mal zwanzig Minuten( Ich war mich sicher, dass man nach dem Gesetz eindeutig langsamer fahren musste doch Akira wollte davon nichts hören) als wir schon das Festland sahen und auf einen kleinen Hafen zu steuerten. 

Anstatt allerdings langsamer zu werden, gab Akira nochmal Gas vor dem Steg, riss das Steuer um und bremste abrupt ab, sodass eine riesige Welle auf den Steg krachte und alle Anwesenden dazu brachte uns entgeistert anzustarren. Na super. Wie ich die Art von Aufmerksamkeit einfach hasste. 

Um Constance versucht stand ich auf und stieg ohne den Anwesenden Fischern und Bootsleuten eines Blickes zu würdigen vom Boot. Akira schnappte sich noch die Tasche mit unseren Sachen und warf mir die Cap zu die ich tragen sollte. 

Ich fing sie auf uns setze sie mir falsch herum auf. 

„Machen sie das Boot fest, wir kommen in spätestens einer Stunde wieder. Wenn das Boot dann noch fährt zahlen wir das doppelte der anfallenden Gebühren.“ rief Akira den Mann in der kleinen Hütte zu, schnappte sich dann meine Hand und gemeinsam gingen wir durch das Hafengebiet in die Stadt.  

Da es Vormittag war, war Marktzeit und einige Händler standen auf den Straßen und priesen ihre Ware den vorbeilaufenden Passanten an.

 

 

 

„Hast du jetzt die ganze Zeit vor angepisst zu sein?“ fragte mich Akira. 

„Nein.“ grummelte ich, veränderte aber nichts an meiner abweisenden Haltung.

Ruckartig wurde ich von meiner, aufgrund der hohen Schuhe deutlich größeren, Freundin festgehalten und hätte fast Bekanntschaft mit dem Schotter gemacht, hätte sie mich nicht gehalten. 

„Phoebe sei mir bitte nicht böse aber es ist echt mal bitter nötig, dass du aus deiner eigentlich gar nicht so prüden Schale ausbrichst.“ Kein Ton von einer Entschuldigung.

Ich seufzte und spielte desinteressiert mit einer meiner langen Haarsträhnen. 

„Phoebe guck mich an.“ trotzig hob ich den Kopf und erwiderte den festen Blick von Akira. 

„Können wir uns  in der Akademie weiter streiten und jetzt einfach die Zeit genießen? Ärger haben wir dann noch genug.“ unschuldig lächelte sie mich an. 

Seufzend gab ich nach. „Ist ja gut.“ 

„Super.“ Strahlte Akira und harkte sich bei mir ein. 

„In welchen Laden möchtest du denn überhaupt?“ fragte ich sie. 

„Nun ja wenn ich ehrlich bin habe ich keine Ahnung.“ zuckte sie nur mit den Schultern.

„Ich hatte gehofft du hast einen Plan.“ 

Na super. Meine Shopping Route würde ihr gewiss nicht gefallen, da Akira einfach nicht der Boutiquen Typ war. Mich graute es jetzt schon vor der Diskussion als mir meine Rettung einfiel.

„Ok Akira, wir sind auf deine Art hierhergefahren, dafür shoppen wir auf meine und du darfst nicht einmal nörgeln oder ein Ton der Missgunst äußern.“ grinste ich siegessicher. 

Misstrauisch hob dieses eine Augenbraue, nickte aber. 

Zufrieden rieb ich mir innerlich die Hände. Das würde ein Spaß werden.

 

„Oh nein Phoebe!“ „Denk an unseren Deal!“ 

 

Wir standen vor einer Boutique von der ich dachte sie würde am ehesten Akiras Geschmack treffen. „Aber ich kann mir das nicht leisten!“ 

„Auf meine Art shoppen heißt auf meine Art bezahlen.“ 

„Und wie bezahlst du?“ 

„Mit dem Geld meines Vaters?“ unschuldig lächelte ich sie an.

Sie wollte gerade etwas erwidern als ich ihre eine Hand vor den Mund legte. 

„Deal ist Deal.“ 

„Aber wie willst du bitte in dem Aufzug überhaupt reingelassen werden?“ siegessicher stemmte Akira ihre Hände in die Hüfte. 

„Das ist kein Problem.“ Die Leute schauten in erster Linie wie teuer die Kleidung war die man trug bevor sie auf den Stil an sich eingingen. 

Wenn man den Eindruck machte, sich die im Laden ausgestellten Sachen auch leisten zu können ließen sie einen auch herein.

So betraten wir also das Geschäft um Akira etwas schönes zum Ausgehen zu besorgen. 

 

 

„Nein.“ 

Ich saß auf einem Stuhl vor den Umkleidekabinen und ließ Akira ein Kleid nachdem andern anziehen.

Es war mittlerweile das achte und die Verkäuferin neben mir schien zunehmend verzweifelter zu werden. 

Immer wieder kam sie mit einem neuen Kleid an, dass entweder Akira von vornherein schon ablehnte oder ich nachdem ich sie es anhatte.

 

Seufzend stand ich auf. Da wir nicht mehr all zu viel Zeit hatten würde ich wohl selber einmal die Kleiderständer durchgucken.

Die Verkäuferin hatte recht behalten. Es gab kaum noch Kleider die sich auch nur ansatzweise im Bereich des möglichen befanden ,sodass ich entschied mich mal in der Ecke wo die Jumpsuits aufgehängt waren umzuschauen. 

Schnell wurde ich fündig und schnappte mir einen schwarzen aus feiner Seide. 

 

Als Akira damit aus der Umkleid trat, in hohen roten und mit Schnörkel versehenen Schuhen staunte ich nicht schlecht. Der Jumpsuit war Schulterfrei und betonte ihre ohnehin schon gut gebaute Oberweite sehr. 

Lachend drehte sie sich einmal im Kreis, sodass ich einen Blick auf ihren Rücken erhaschen konnte. Geschockt blickte ich schnell zu der Verkäuferin die offenbar dasselbe entdeckt hatte wie ich.

„Wir kaufen das ganze Outfit. Akira zieh dich bitte schnell um.“ eindringlich blickte ich sie an.  Sie ging meiner Bitte nach und nach nur fünf Minuten traten wir mit den Tüten bewaffnet aus dem Laden. 

„Beeil dich.“ zischte ich ihr zu und rannt schon fast durch die Straßen hindurch.

Immer wieder blickte ich mich nach hinten um herauszufinden ob wir verfolgt wurden.

„Was ist denn los? Phoebe du machst mir Angst.“ raunte mir Akira zu.

„Man hatte eine perfekte Sicht auf dein Mal. Wenn wir Glück haben ist die Verkäuferin eine Unwissende, wenn wir Pech haben sind schon in dieser Sekunde irgendwelche irren Vampire hinter uns her die sie benachrichtigt hat.“ erschrocken sog meine Freundin neben mir die Luft ein. 

„Verdammt.“ 

„Das kannst du aber mal laut sagen.“

 

In so ziemlich jeder Stadt der Welt wo Vampir ansässig waren, gab es zusätzliche kleine Untergrundorganisationen die Jagd auf Gesegnete machten oder auch direkt mit dem Verband in Verbindung standen und überall ihre Spitzel verteilt hatten.

In dem Moment wurde mir klar wie leichtsinnig wir gehandelt hatten, als wir ohne jeglichen  Begleitschutz die Insel verlassen hatten. 

 

Wir eilten absichtlich durch die am meisten besuchten Gassen um mögliche Verfolger zu verwirren und so abzuschütteln. 

Trotz unsere Bemühungen wurde es spätestens im engen Hafenviertel kritisch und das ungute Gefühl im Magen verfolgt zu werden verstärkte sich.

Als wir gerade auf der Zielgeraden Richtung Steg waren sprangen drei Schatten wenige Meter hinter uns von einem Dach hinunter auf die Straße. 

Ein Blick über meine Schultern bestätigte meine Vermutungen, dass es sich um Vampire handelte. 

Verflucht. 

 

Akira zog ihr Tempo noch weiter an, während ich zurück fiel.

Sie legte im Vorbeirennen einige Scheine auf den Tresen des Bootsmannes, schmiss alle Taschen in das kleine Boot und machte es rasant fertig zum ablegen. 

Ich hatte noch wenige Meter zu laufen doch die Vampire holten immer schneller auf. 

„Beeil dich!“ schrie sie panisch und fuhr einige Meter von der Reling weg und in meine Richtung. Ohne lange über die Folgen nachzudenken wagte ich den Sprung und landete hart, aber sicher auf der sicheren Oberfläche des Bootes. 

Hatten wir gedacht wir wären nun aus der Gefahrenzone lagen wir falsch.

Auch die drei Vampire machen ein Boot klar und folgten uns aus dem Hafen.

„Wir können sie nicht zur Akademie bringen!“ zischte ich Akira panisch zu.

Wie immer in solchen Situation übernahm die Angst mein Denken und ich war wie paralysiert.

Der Abstand zu dem Boot der Vampire sank zunehmend. Mittlerweile waren wir nur noch etwa 50 Meter entfernt.

„Verdammt wieso muss dieses Boot auch so langsam sein.“ schrie Akira frustriert auf.

Ihre Reaktion half mich nicht gerade weiter und so konnte ich nur weiter auf das nähernde Boot starren.

Wir waren in die entgegengesetzte Richtung die wir eigentlich hätten fahren müssen gefahren um sie nicht zur Insel Capri zu führen damit das Geheimnis des Standortes der Akademie bestehend blieb.

 

40 Meter.

 

30 Meter.

 

15 Meter.

 

 

„Phoebe! Verdammt was tust du da?“

Ohne zu bemerken hatte ich mich immer weiter nach vorne gelehnt, sodass meine Hände nun im Wasser waren.

 

„Pssscht.“ flüsterte ich ihr zu. Energie gepaart mit Angst, floss ungebremst durch meinen Körper und staute sich immer weiter an.

Ich konzentrierte mich wieder auf das Wasser welches um meine Hände floss und plötzlich hatte ich keine Angst mehr. Es war als würden die Wellen sie mit sich fort tragen.

Ich sah nur noch wie das Boot der drei Vampire gefährlich zu Wanken begann und hörte die grellen Schreie dreier Männer die von Qualen sprachen. 

 

 

„Phoebe?“ etwas nasses tropfte auf meine Wange und ich spürte eine weiche Hand die immer wieder über mein Gesicht strich. 

„Ja?“ meine Stimme war rau, doch überraschte mich das nicht. Offenbar hatte ich schon wieder das Bewusstsein verloren. 

Vorsichtig machte ich meine Augen auf und blickte in wässriges Grün.

„Oh Phoebe.“ heulte Akira und strich mir abermals über mein Gesicht.

„Ich hatte solche Angst.“ gestand sie mir leise.

Verwirrt blickte ich sie an und versuchte mich aufzurappeln doch war ich schon wieder ziemlich schwach und blieb wo ich war.

Ich ließ meine Blick daher schweifen und sah, dass ich noch im Boot war, das mittlerweile aber Stillstand,  und in Akiras Schoß lag.

„Was ist passiert? Wo sind die Vampire?“ 

„Sie sind Tod.“ schniefte sie.  

„Wie?“ fragte ich perplex. 

„Ihr Boot kenterte und als ich einen der Körper erblickte sah ich, dass in ihren Herzen jeweils ein großer Eiszapfen steckte der das Organ in einen kälter Schock versetzt hatte.“

Perplex suchte ich in den Augen meiner Freundin nach Anzeichen die ihre Worte mit Lügen strafte, doch fand ich nichts. 

„Was habe ich getan Akira?“ hauchte ich.

„Du warst wie in Trance Phoebe und hast dich unglaublich weit über den Rand des Bootes gelehnt um deine Hände ins Wasser zustecken. 

Was dann geschah grenzte an ein Wunder. 

Der Wellengang um das Boot der Vampire wurde um einiges heftiger und es geriet gefährlich ins schwanken. Als es stürzte und die Vampire sich noch an der Wasseroberfläche hielten gefror kurzzeitig der Bereich in dem sie sich befanden und als das Eis verschwunden war, steckte ein Eiszapfen in ihrer Brust.“ 

Verwirrt versuchte ich meine Gedanken zu ordnen. 

Es war also wirklich wahr. Ich konnte das Element Wasser beeinflussen. Wenn auch noch nicht mutwillig.

„Weißt du eigentlich was du für eine unglaubliche Gabe hast Phoebe? Du weißt genau wie ich das die Größte Gefahr der Vampire die Elemente an sich sind. Durch Feuer verbrennen sie und Kälte kann sie von innen heraus zerstören! Sogar die Sage, dass Licht ihnen schadet ist wahr und ich bin mir sicher wenn man die Elemente Erde und Luft beherrschen würde, könnte es ihnen auch zum Verhängnis werden! Du hast diese Vamp- “ weiter kam sie nicht.

„Nein das sprichst du jetzt nicht aus. Hör bitte auf darüber zu reden, dass ertrage ich im Moment einfach nicht.“ 

„Du kannst davor nicht weglaufen Phoebe.“ erwiderte sie nur und half mir dann auf. 

„Wir müssen zurück zur Akademie und zwar schnell. Es ist bereits drei Uhr und das Training beginnt bald.“ sagte ich trotzig, hielt inne und strich ihr einmal sanft unter den Augen entlang.

„Ich hätte nicht gedacht, dass die Angst vor Vampire dich zum weinen bringen könnte.“

„Ich hatte keine Angst um mich Phoebe sondern einzig und alleine um dich.“ 

gestand sie. 

Ohne zu zögern zog ich sie in meine Arme. 

Ja sie war auf jeden Fall meine beste Freundin geworden.

Kapitel 19

 

 Akira Zoe Contarini

 

“Never say goodbye because goodbye means going away and going away means forgetting.”

(Peter Pan)

 

Zurück zur Akademie zu kommen stellte sich mit einer geschwächten Phoebe als deutlich schwerer heraus als erwartet. 

Mittlerweile war es schon nach drei Uhr und mein Mentor würde sicherlich nicht über meine Verspätung erfreut sein. 

Wir waren gerade am Waldrand vor dem Mädchenhaus angekommen, als ich Lyon wütend aus der Haustür stürmen sahen. 

Konnte es das Schicksal nicht einmal gut mit uns meinen? 

Anstatt das er weiter Richtung Hauptgebäude lief, blieb er auf der Bank neben dem Haus sitzen und schien zu warten. 

Gott sei Dank hatte ich an meine Trainingsuniform gedacht und sie mir im Schutz der Bäume angezogen. 

Phoebe hatte währenddessen müde an einem Baum gelehnt und wäre fast im stehen eingepennt. Sie war zu schwach gewesen um sich umzuziehen und so musste sie in ihrem, zugegeben etwas freizügigen Outfit, bleiben. 

 

„Was sollen wir jetzt machen?“ zischte mir meine Mitbewohnerin über meine Schulter hinweg direkt ins Ohr. Ich hatte sie mal wieder auf meinen Rücken nehmen müssen, sodass ich mich mitsamt der Tüten und der Tasche mit unseren Klamotten wie ein Packesel fühlte. 

„Ich denke wir werden nicht mehr drum herum kommen die Jungs zu benachrichtigen.“ seufzte ich und setzte Phoebe ab. 

„Aber beide werden momentan beim Training sein, genauso wie Leo.“ bemerkte das äußerst blasse Mädchen vor mir. 

Da hatte sie natürlich recht. Ausserdem würden alle drei äußerst wütend werden wenn wir sie mitten im Training unterbrechen. 

„Wer steht noch zur Auswahl?“ 

Unsere Lage schien aussichtslos. 

„Leila!“ kam mir die rettende Idee. 

„Aber natürlich, sie müsste auch frei haben, da sie mich gestern noch gefragt hatte ob ich heute um die Zeit  frei hätte um mit ihr unser Referat über deinen Vater zu beenden!“ 

Tadelnd schaute Phoebe mich mit ihrem Hätte-dir-das-nicht-früher-einfallen-können Blick an.

Ich ignorierte diesen und kramte in der Tasche nach meinem Handy. Eilig schrieb ich Leila, dass sie doch bitte schnell unauffällig zum Waldstück  hinter unserem Mädchenhauses kommen soll. 

Ohne ihr nähere Informationen geben zu müssen antwortete sie binnen Sekunden, dass sie so schnell wie möglich kommen würde. 

„Sie ist ein wirklicher Schatz.“ sagte ich und atmete erleichtert aus.

Phoebe nickte nur zustimmend, ließ sich dann an dem Stamm eines Baumes hinuntergleiten und setzte sich auf den weichen Moosboden um sich etwas auszuruhen. 

Ich musterte sie besorgt.

Offenbar kosteten ihre neu erwachten Kräfte sie einiges an Kraft und sie war ohnehin schon Gesundheitlich angeschlagen durch ihre Krankheit. 

 Die meiste Zeit verdrängte ich diese Tatsache in den hintersten Ecken meines Kopfes doch in Momenten wie diesen krachte die Erkenntnis, dass sie nicht lange zu leben hatte über mir ein wie ein Tsunami. 

 

„Schau mich nicht so an.“ 

frustriert blitzten ihre silbernen Augen mich an. 

Ertappt senkte ich meinen Blick und überprüfte erneut den Inhalt der Tüten.

Phoebe hatte mir mein schlechtes Gewissen aufgrund der teuren Klamotten genommen und nun konnte ich mich auf morgen Abend wirklich freuen. 

Der Jumpsuit war toll auch wenn ich nicht vergessen hatte, dass aufgrund der unbedeckten Schultern mein Mal sichtbar war. 

Nur deswegen waren wir in diese Situation gekommen.

 

„Wir haben echt Glück gehabt.“ sprach ich meine Gedanken laut aus.

„Ich weiß. Die Vampire hätten uns fast geschnappt.“

„Wie bitte?“ 

Erschrocken fuhr ich herum und sah Leila die soeben neben Phoebe getreten war. „Wie zur Hölle hast du dich angeschlichen?“ Ich war zu Tode erschrocken. Normalerweise hörte ich alles sehr deutlich  in einem Radius von mindestens 70 Metern, doch hatte ich sie wirklich nicht kommen hören.

„Du musst unachtsam gewesen sein.“ erklärte Leila ruhig.

„Also was war das jetzt mit Vampiren?“ harkte sie neugierig nach. 

„Erklären wir dir später. Könntest du uns jetzt bitte helfen? Wir müssen Phoebe unbeobachtet ins Zimmer bringen mitsamt der Tüten.“ zu Verdeutlichung meiner Aussage hob ich die Tüten mit einer Hand etwas hoch. 

 

„Kein Problem. Du gehst jetzt einfach zu Mr Connor und sagst du hättest ihn gesucht. 

Ihr geht dann zum Trainingcenter und ich bringe Phoebe mitsamt der Sachen hoch wenn ihr weg seid. Um die Uhrzeit ist eh niemand in eurem Haus.“ 

 

Ich überprüfte kurz ihre Aussage, in dem ich nach Lebenszeichen im Haus lauschte, doch vernahm ich nur den Herzschlag meines Mentors. 

Prüfend blickte ich zu Phoebe. Dieses nickte um ihr Einverständnis zu signalisieren. 

 

„Na dann. Ich drücke euch die Daumen. Phoebe kann dir ja später alles erzählen Leila.

 Wir sehen uns beim Abendessen!“ Ich beugte mich kurz runter um Phoebe auf den Kopf zu küssen und winkte dann nochmal kurz zum Abschied bevor ich links den Waldrand entlang sprintete um erst kurz vor dem Haus der Jungen auf den Kiesweg zu treten. 

Von dort ging ich dann zum Mädchenhaus um Mr Connor zu täuschen. Wenn ich aus dieser Richtung kommen würde, würde er hoffentlich denken ich hätte Zeit mit den Jungs verbracht. 

 

So war es dann auch. Er hielt mir eine saftige Standpauke, als ich zurückhaltend vor ihm trat und um Entschuldigung für mein zu spät kommen bat. 

Er fasste sich allerdings relativ schnell und fragte dann, warum ich heute nicht beim Unterricht anwesend gewesen war. Ich antwortet, dass was mit Phoebe abgesprochen war.

Ihr ging es vergangene Nacht sehr schlecht, sodass wir die meiste Zeit wach gewesen waren und nach der Kirche eigentlich nur noch kurz ins Zimmer wollten, dann aber eingeschlafen sind. 

Er schien meine Ausrede zu schlucken und gemeinsam machten wir uns auf zur Trainingshalle. 

Wie immer musste ich zuerst Meditieren und durfte dann erst körperlich aktiv werden.

 

Nach drei Stunden war ich endlich fertig und ging vollkommen erschlagen direkt zum Essen. 

 

Vor der Speisehalle machte ich allerdings noch kurz einen Abstecher auf die Toiletten, da meine Blase sich meldete.

 

Die Toilette war verlassen, sodass ich die Auswahl hatte zwischen den drei Kabinen. 

Was für ein Luxus. 

Offenbar war gerade erst eine Putzkraft hier gewesen, da die weißen Fließen noch feucht glänzten. 

Ich öffnete einer der dunkelroten Kabinentüren und verschloss sie hinter mir. 

Spätestens nach der Zeit auf dem Kutter wusste ich den Luxus der Privatsphäre und Hygiene sehr zu schätzen.

Während ich auf der Toilette saß hörte ich wie die Tür zu den Toiletten geöffnet wurde und  jemand hineinkam. Ich sah den Schatten unter der Lücke zwischen Fliesen und Kabinentür.

Ich beeilte mich nun etwas, da sich mein Magen meldete. Das Mittagessen hatte ich heute auch ausfallen lassen müssen und nun sehnte sich mein Bauch nach einer schönen deftigen Mahlzeit um die im Laufe des Tages entstandenen Leere zu füllen.

 

Ich hörte erneut das öffnen der Tür und das Geräusch von quietschenden Schritten auf Fliesen. 

Seltsam. Weder war das Mädchen auf der Toilette gegangen, noch hatte sie ihre Hände gewaschen.

Wahrscheinlich war es Kristina, die nur schnell ihr Aussehen hatte checken wollen.

Ein hämisches Grinsen bildete sich auf meinem Gesicht, als ich mich daran erinnerte, wie sie mich heute in der Kirche mit ihren eifersüchtig Blicken am liebsten erdolcht hätte. 

 

Tja Basir war nun offiziell meiner. 

 

Ich war vollkommen in Gedanken versunken als ich die Spülung aktivierte, die Kabinentür öffnete und meine Hände wusch. 

Kurz warf ich noch einen Blick in Spiegel um mir einen neuen Zopf zu machen, als ich erschrocken meinen Atem anhielt und sich eine Gänsehaut auf meinem Körper bildete. 

 

 

GEFRORENE HERZEN SCHLAGEN NICHT.

 

Stand mit grüner Schrift auf dem Spiegel. 

Mein Herz setzte für einen kurzen Moment aus und schlug dann dreifach so schnell weiter.

Um Fassung bemüht stützte ich mich an dem mit Gold verzierten Waschbecken ab und atmete mehrmals tief durch. 

Meine Gedanken spielten verrückt und waren nicht zu ordnen.

Angst, Verwirrung, Furcht, und Hass wechselten sich immer wieder ab und wurden zu einem Gemisch, das meine innere Unruhe verstärkte. 

 

Hastig griff ich in die Hintertasche meiner engen Trainingshose, zückte mein Handy und machte ein Foto von dem Spiegelbild. 

Dann nahm ich mit zitternden Händen eines der Handtücher, machte es nass und begann die Schrift abzuwischen. Sie war erstaunlich einfach lösbar, sodass es sich zwar anfühlte wie Stunden aber in Wirklichkeit nur wenige Minuten dauerte.

 

Um mich etwas zu beruhigen machte ich mir mit wieder trockenen Händen einen Zopf mit meinen schweißgetrockneten Haaren und sog dann tief den Geruch des Raumes ein.

Ich stutzte.

Normalerweise hatte jedes Lebewesen einen besondern Geruch, doch war in dem Raum nur eine einzige Geruchsnote zu erkennen. Meine eigene. 

Ich hatte aber eindeutig mitbekommen, dass jemand im Raum gewesen war. 

Mein Blick wanderte auf den Boden und suchte auf den Fliesen nach Fußspuren und tatsächlich fand ich verwischte Schuhabdrücke, die zwar nicht mehr identifizierbar waren aber eindeutig von der Person stammten die diese Drohung an den Spiegel geschrieben hatte und bewiesen, dass sie hier gewesen war. 

 

Erneut sog ich tief die Luft um mich herum ein und nahm aber nur den Wald und Schweißgeruch der von mir kam war. 

 

Ein Schauer lief mir über den Rücken als ich realisierte, dass die Person die diese und die anderen Botschaften verfasst hatte, noch hier im Gebäude sein musste, ich allerdings keinen Ansatzpunkt hatte um sie ausfindig zu machen. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Um eine gefasste Miene bemüht ging ich zum Abendessen, nur um auf dem Weg dorthin Kristina zu begegnen die mich unsanft anrempelte. 

 

„Pass doch auf.“ keifte sie mich an und wollte einfach weiter gehen, als ich sie unsanft an ihrem Arm fasste und sie so an Ort und Stelle hielt. 

 

„Kristina, könntest du dich bitte zusammenreißen und aufhören dich mir gegenüber so zu benehmen?“ 

 

Verständnislos blickte sie mich an.

 

„Wie kannst du es wagen! Ich war nicht diejenige, die dich vor all ihren Freunden beleidigt hat!“ schrie sie mich an und riss sich los.

 

Ah die Sache vom Strand hatte ich schon wieder vergessen. Zu viele Sachen waren seitdem geschehen die weitaus wichtiger gewesen waren, als diese kleine unnötige Auseinandersetzung mit ihr.

 

Ich wusste, dass es unsinnig wäre sie auf ihr schlechtes Verhalten anzusprechen, sodass ich entschied auf ihre Aussage nicht weiter einzugehen. 

 

„Ok Kristina ich bin bereit mit dir Frieden zu schließen, weil ich deinen Bruder sehr mag und ich keine Lust mehr habe auf das ständige streiten. Überleg es dir und sag mir dann einfach bescheid.“ sagte ich ihr ruhig und diplomatisch. 

Ohne auf eine Antworte ihrerseits zu warten, ging ich einfach weiter und erreichte den Speisesaal.

 

Auf dem Weg zu  unserem Stammtisch klopfte ich mir innerlich selber auf die Schulter, da ich schon lange darüber nachgedacht hatte mit Kristina Frieden zu schließen und ich mich nun endlich hatte überwinden können.

 

Mir war selber klar, dass wenn ich nicht noch so verstört gewesen wäre auf Grund der Sache auf der Toilette ,ich gewiss nicht der Diskussion mit ihr aus dem Weg gegangen wäre.

Nichts desto trotz, hatte mir das Schicksal dadurch eigentlich ziemlich gut zugespielt, da ich sicher war, dass Kristina mein Angebot annehmen würde und die Sache zwischen uns ein für alle Mal aus der Welt geschaffen sein würde. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Da es heute Pommes und Hühnchen gab, war das beliebte Essen bereits vergriffen und die Köchin blickte mich mit betroffenen Augen an, als ich sie anschnauzte wie es sein könne, dass ich um diese Uhrzeit kein Essen mehr bekam.

 

 

Als ich an unserem Tisch mit leeren Händen ankam erblickte ich alle ausser Basir und Leila. 

Müde und auch etwas enttäuscht ließ ich mich neben Leo nieder und schnappt mir eine seiner Pommes. 

„Hey hohl dir doch selber was.“ schnauzte er mich an und hob seine Hände schützend vor den vollbepackten Teller. 

Das ich dieses Geste eher als Herausforderung ansah, wurde dem Gestaltenwandler spätestens klar, als ich ihn mit einer Hand in den Bauch pikste.

Aus dem Reflex heraus zog er seine beiden Hände schützend vor seinen Bauch, sodass ich genügend Zeit hatte in einer rasanten Geschwindigkeit mir den vollen Teller zu schnappen, auf zu springen und um den Tisch herum, auf die andere Seite zu fliehen. 

Ich stand nun hinter Phoebe die neben von Jove und gegenüber von Leo saß und beobachte diesen während ich mir genüsslich eine seiner Pommes in den Mund schob.

Perplex starrte Leo mich an, fasste sich allerdings relativ schnell und flitzt mir hinter her. 

 

Jove und Phoebe brachen daraufhin in schallendes Gelächter aus und beobachteten unseren kleinen Kampf von ihren Plätzen aus. 

 

Ich rannte und wich dem großen Jungen, der mich niemals würde einholen können, aus und fand währenddessen sogar die Zeit sämtliche Pommes vom Teller aufzuessen. 

Als auch die letzte in meinem Mund verschwunden war ließ ich den Teller bei meiner nächsten Runde auf seinen Platz fallen und setzt mich wieder hin als wäre nichts gewesen.

Leo bremste perplex ab, war allerdings noch so in Schwung dass er gegen einen vorbeilaufenden Mitschüler stieß.

Fluchend rieb er sich seinen Kopf, schnappt sich seinen noch mit Hühnchen vollen Teller und setzte sich soweit wie es nur ging entfernt von mir auf die Bank.

 

„Das bekommst du wieder.“ grummelte er, was man allerdings kaum verstehen konnte aufgrund des lauten Gelächters von Jove, Phoebe und mir. 

 

„Ich habe ja ein echtes Biest als Freundin.“ erklang hinter mir eine dunkle Bassstimme und starke Arme schlangen sich von hinten um mich. 

Eine Gänsehaut breitete sich auf meinem Oberkörper aus und mein Unterleib begann beim Klang seiner Stimme und seinen Berührungen verdächtig an zu ziehen.

„Das war noch gar nichts.“ erwiderte ich kess und blickte über meine Schulter hinweg in die schönsten Schwarzen Augen dieser und jeder anderen Welt.

 

„Das glaube ich dir aufs Wort.“ antwortete er schmunzelnd und küsste mich kurz auf den Mund bevor er sich neben mich setzte. 

 

 

„Nehmt euch ein Zimmer!“ grölte Leo über den Tisch hinweg und eine zarte Röte breitet sich auf meinem Gesicht aus.

 

„Aber nicht unseres!“ schrieen Jove und Phoebe gleichzeitig, sahen sich an und brachen wieder in schallendes Gelächter aus.

Die zarte Röte wurde zu einem gesunden Tomatenrot. 

Na super. 

Um mein Gesicht zu verstecken vergrub ich es in Basirs Schulter und nuschelte ihm zu er möge doch bitte etwas dagegen machen. 

 

Anstelle irgendwas dergleichen zu sagen, fragte er Phoebe wann sie nach Rom reisen müsse, wie ihr Ablauf da aussehen würde und ob sie schon mit Mr Belle geredet hätte. 

 

„Ja habe ich. Ich werde morgen früh schon von Leuten meines Vaters abgeholte und nach Rom zu ihm gebracht. Ich werde Mittags ankommen und mich dann zurecht machen um mit ihm und den anderen zwei Ratsmitgliedern zu Abend zu essen. Samstag muss ich während der Probe aufgenommen werden, damit dann das Video während eures Auftritts abläuft. Ihr werdet das schon übermorgen mitbekommen, ich denke wir haben eine ziemlich gute Lösung gefunden.“ endete sie. Man sah ihr ihre Nervosität an. Sie schien innerlich zu beben und auch wenn ich ihre Situation nicht nachvollziehen konnte, fühlte ich mit ihr. 

„Wow du speist mit den drei Ratsmitgliedern“ sagte Leo nur ehrfürchtig und kaute weiter auf seinem Hühnchen herum. 

Phoebe zuckte nur mit den Achseln und drehte ihren Blick dann zu Jove. 

„Was ist eigentlich mit dir? Kommst du auch zum Frühlingsball?“

Beschämt senkte Jove seinen Blick. 

„Das wollte ich noch mit dir besprechen Phoebe. Ähm.. Also..“ druckste der blaue Teufel herum, der so überhaupt nichts mehr von einem Teufel an sich zu haben schien. 

„Jetzt spuck es schon aus.“ forderte meine Mitbewohnerin genervt und runzelte ihren Stirn. Anscheinend verstand sie das Verhalten von Jove auch nicht. 

„Dein Vater hat mich zu euch eingeladen. Ich werde mit dir nach Rom fahren und auch wie du bis einschließlich Sonntag bleiben. Allerdings habe ich entschieden, mir das Stück von den beiden anzusehen, da ich tatsächlich noch nie in dem Theater in Rom war und Schiller gerne einmal persönlich treffen möchte. Ich werde aber auf jeden fall nachkommen.“ 

Ich sah Phoebe an, dass sie kurz stutzte, sich aber dafür entschied einfach nichts zu sagen. 

Schweigen breitete sich an unserem Tisch aus, dass Leo schmatzend durchbrach.

„Ich fühle mich irgendwie ausgeschlossen.“ 

 

Unweigerlich musste ich grinsen. „Wieso so mürrisch? Genieß das freie Wochenende mit deiner Schwester! Ihr habt schon lange nichts mehr ohne einen von uns gemacht.“ 

 

In wirklichkeit machte ich mir augenblicklich sorgen um meinem Freund. 

Der Tod von Antolius saß uns allen noch in den Knochen und den Gedanken er könnte alleine sein, machte mir Angst. 

Gott sei Dank würde auch Leila hier bleiben und auf ihren großen Bruder achtgeben.

 

„Wenn ich das richtig verstanden habe, fahrt ihr beide also sehr früh morgen weg?“ harkte Basir neben mir nochmal nach.

Phoebe nickte darauf nur und Jove grinste wissend. 

„Ich habe hinter deinem Rücken schon mit Mr Black geredet und wir waren uns beide einig, dass es besser wäre wenn ich in einem anderen Raum übernachte, damit ich dich morgen früh nicht wecke um fünf.“ 

 

Sofort warf ich Phoebe einen fragenden Blick zu.

Es war klar, dass dies die ideal Gelegenheit wäre um mit Basir zusammen die Nacht zu verbringen, sodass wir auch unsere Ruhe hatten, doch wollte ich Phoebe mit ihren Albträumen nicht alleine lassen.

 Sie nickte nur. Basir stupste mich daraufhin leicht in die Seite und blickte mich aus großen schwarzen Augen an. 

Ich küsste ihn nur kurz um ihm mein Einverständnis zu signalisieren, stand dann auf und fragte wer mit zu den Häusern kommen würde. 

 

 

Wir gingen als Gruppe zusammen los und wurden von den Jungs bis zu unsrem Haus gebracht. 

„Ich bin in einer Stunde bei dir.“ flüsterte ich Basir ins Ohr, wünschte den anderen noch eine Gute Nacht und machte dann auf dem Absatz kehrt um Phoebe ins Haus zu folgen.

 

 

„Bist du dir sicher, dass ich nicht hierbleiben soll?“ mit einer hochgezogenen Augenbraue blickte ich zu Phoebe, die auf ihrem Bett saß und in ein Buch vertieft schien.

 

Da ich noch von dem Duschgang sehr nass und nur mit einem Handtuch bedeckt war, tropfte ich unseren Boden ziemlich voll, doch war mir das in dem Moment egal. 

Ich wusste, dass Phoebe Nachts, seit dem Unfall im Meer unter Albträumen litt und auch Panik vor ihrem kommenden Aufenthalt in Rom hatte. 

 

Prüfend musterte ich jede Regung in ihrem Gesicht und kam zu einem festen Entschluss.

„Ich werde dich nicht alleine lassen heute Nacht.“ Genervt schlug meine Mitbewohnerin ihr Buch zu und legte es auf ihren Nachttisch ab. 

 

„Akira, es ist alles gut.“ sie versuchte ihren Worten mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck Nachdruck zu verliehen, doch war er das Gegenteil der fall. 

Ich sah wie ängstlich sie war und wurde in meinem Entschluss nur noch mehr bestärkt. 

 

In einer fließenden Bewegung wollte ich nach meinem Handy greifen und Basir eine Absage schicken als Phoebe erneut das Wort erhob.

 

„Meinetwegen, dann schlafe ich halt bei Jove.“ 

seufzte sie, stand auf und begann ihre schon gepackten Sachen zum Ausgang zu schleppen. 

 Erstaunt beobachtete ich sie dabei. 

„Bist du irgendwie festgefroren? Beeil dich bitte ein bisschen, ich wollte heute eigentlich früh schlafen gehen.“ 

 

Bevor sie ihre Meinungen wieder ändern konnte, zog ich mir meine Schlafsachen an und griff auch nach meinen schon gepackten Schulsachen, inklusive Uniform, für morgen. 

 

Vor dem Haus warteten bereits Jove und Basir. 

Fragen blickte ich die beiden an. 

„Glaubst du ich trage diese Sachen alleine?“ fragte Phoebe mich schnippisch. 

 

Sie trug nur eine kurze Jogginghose wie ich und einen dicken Pulli.

Ihr weißblondes Haar wehte im Wind und in der Dunkelheit wirkte sie dadurch um so mythischer.

Ich selber hatte nur ein Schlafhirt angezogen und verfluchte mich dafür. 

Ich war absolut Kälteempfindlich und fror ziemlich. 

 

Basir bemerkte meine Gänsehaut und zog sich in einer fließenden Bewegung seinen schwarzen Kapuzenpulli über den Kopf, nur um ihn mir überzustülpen. 

 

Sein schön definierter Bauch wurde nun, nur noch von einem Tanktop verdeckte und seine Oberarme traten dadurch noch mehr in den Vordergrund.

 

„Hör auf zu sabbern Akira und komm lieber.“ grinste Jove und gab mir einen leichten Klaps gegen den Kopf. 

 

Na danke auch.

 

Das würde bestimmt ein interessanter Abend werden. 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„Warum hast du dich so schwer getan hierher zu kommen?“ 

 

Basirs Stimme ertönte leise über meinem Kopf.

 

„Wie kommst du darauf?“ fragte ich ihn ebenso leise und kuschelte mich noch ein wenig näher an ihn heran. 

 

„Ich wurde von einer Vision überrascht, wie du gerade mit Phoebe in eurem Zimmer darüber redest, dass du sie nicht alleine lassen willst.“ Sein Brustkorb summte bei jedem Wort das er sagte. 

 

 

„Müssen wir darüber jetzt reden?“ 

Mit meiner Hand begann ich über seinen nackten Oberkörper zu fahren und ließ meine Finger immer tiefer wandern, an einen Ort der wahrscheinlich wieder aktiv werden könnte.

 

„Sag es mir.“ forderte Basir nachdrücklich und stoppte meine Hand bevor ich weiter nach unten gehen konnte. 

 

„Sie hat Albträume und die letzten Nächte habe ich bei ihr geschlafen. Können wir uns jetzt bitte wieder anderen Dingen widmen?“ fragte ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen. 

 

Er musste bei meiner Wortwahl lachen und schob mir eine Haarsträhne sachte hinters Ohr. 

 

„Du kleiner Nimmersatt.“ 

 

Er erstickte meinen Protest aufgrund des neuen Spitznamens mit einem leidenschaftlichen Kuss. 

Viel zu schnell löste er sich wieder von mir und blickte mir tief in die Augen.

„Kann ich ehrlich zu dir sein?“

 

„Ist das eine ernst gemeinte Frage?“ antwortet ich mit einer Gegenfrage.

 

Basir seufzte und zog mich noch ein wenig dichter an sich. 

 

„Sei mir nicht böse aber ich hätte nicht gedacht, dass du so schnell dafür bereit bist.“  murmelte er an mein Ohr. 

 

„Wie kommst du darauf?“ Abrupt setzte ich mich auf.

Ich blickte ihm in die Augen und erkannte sofort woran er dachte. 

 

Bevor er sich unnötigerweise erklären konnte, hatte ich ihm auch schon eine Hand vor den Mund gehalten.

 

„Ok hör mir zu. Du weißt genau wie ich, dass das heute nicht mein erstes Mal war.“ 

 

Ich brach kurz ab um mich für die nächsten Worte zu sammeln. 

Bildern von früher schossen mir durch den Kopf, die ich aber geschickt verdrängte.

 

„Aber weißt du, in gewisser Weise war es mein erstes Mal.“ 

 

Ich blickte ihm fest in die Augen und genoss den Anblick im schummrigen Kerzenlicht. 

 

„Noch nie hat jemand so etwas für mich gemacht.“ mit einer ausladenden Handbewegung erfasste ich das Zimmer. Überall standen Kerzen und Rosenblätter lagen auf den Möbeln und dem Boden verteilt. 

 

„Noch nie habe ich so etwas in meinem Herzen gespürt.“ Ich hatte mir seine Hand genommen und auf meine nackte Brust gelegt. 

 

„Durch dich erfahre ich soviel neues von dem ich dachte, ich würde dafür niemals in der Lage sein.“ 

 

Eine einzelne Träne löste sich aus meinem Auge, rann über meine Wange wurde aber mit einem Kuss von meinem Freund gestoppt, bevor sie hinunterfallen konnte. 

 

„Trotz der drohenden Gefahr war ich noch nie so glücklich in meinem Leben wie in diesem Moment und ich hoffe ich werde noch viele dieser Art erleben dürfen.“ 

 

Basir griff nach meiner Hand und küsste mir auf die Finger.

 

„Ich verspreche es dir.“ 

 

Sachte hob ich seinen Kopf an und versuchte mir jedes Detail dieses Momentes einzuprägen. Durch das Kerzenlicht warf seine Nase einen tanzenden Schatten und seine Haare waren noch ganz verstrubbelt. Tief atmete ich seinen Geruch ein und beugte mich vor um seine Lippen zu schmecken. 

 

Das würde noch eine lange Nacht werden.

 

 

 

 

 

 

 

Ich erwachte mit einem heißen Brennen in meiner Kehle. 

Nicht wirklich oder?

Kurz versuchte ich die Situation zu realisieren in der ich mich befand.

Mein Körper lag halb auf einer lebenden Oberfläche, die ich als Basirs Körper identifizierte. 

Er atmete regelmäßig, also schien er noch fest zu schlafen. 

Vorsichtig um ihn nicht zu wecken rutschte ich von ihm hinunter, schnappte mir seinen Pulli und zog mir meine kurze Jogginghose wieder über. 

 

Das Brennen wurde schlimmer und ich spürte wie ein Schleier über meine Augen fiel. 

 

Ein letztes mal versuchte ich mich zu konzentrieren und erblickte die Digitaluhr, die neben Basirs Doppelbett auf einer Kommode stand. 

 

Es war halb fünf. Ich hatte also vielleicht eine halbe Stunde schlaf bekommen. 

Applaus an mein Schicksal. 

Es hat es mal wieder geschafft mich komplett zu erschlagen.

 

 

Meine Gier nach Blut übernahm nun die Oberhand und ich schaffte es gerade noch so, leise aus dem Raums heraus zu huschen, bevor ich endgültig die Kontrolle verlor und mich nur noch von meinen in mir schlummernden Tierinstinkten leiten ließ. 

 

 

 

„Hast du auch alles?“ ertönte Joves Stimme wenige Meter von mir entfernt.

Abrupt blieb ich stehen und änderte meine Route.

 

Eigentlich hatte ich vor gehabt direkt nach der Jagd zurück zu Basir zu laufen, doch nun wollte ich die Chance nutzten um nochmal Phoebe und Jove zu verabschieden. 

 

Noch war ich im Wald, doch war nur zwanzig Meter von mir entfernt der Parkplatz auf dem die zwei abgeholt wurden.

 

„Ja alles da, ich bin Start klar.“

hörte ich Phoebe von weiter weg rufen und zog an. 

 

Mit einer unfassbaren Geschwindigkeit rannte ich auf den Parkplatz und blieb neben Jove stehen. Zufrieden konnte ich ihn dabei beobachten wie er zusammen zuckte und sich erschrocken zu mir umdrehte.

 

„Oh mein Gott Akira erschreck mich nie wieder so!“ 

 

„Das kann ich nicht versprechen.“ grinste ich entschuldigend. 

Kurz blickten wir uns in die Augen,  bis ich es nicht mehr aushielt und ihn in meine Arme zog. 

„Pass auf dich auf.“ 

 

Ich spürte Jove in meinem Armen anfangen zu lachen.

„Wir sehen uns doch schon morgen wieder Kätzchen.“ 

 

„Trotzdem.“ nuschelt ich in seine Schulter hinein und drückte ihn dann erneut ein wenig von mir weg.

„Und besonders auf Phoebe. Lass sie unter keinen Umständen alleine. Erst recht nicht Nachts.“ ermahnte ich ihn und er nickte beschwichtigend. „Versprochen Akira.“ 

 

Erneut zog mich der blaue Teufel in seine Arme. 

 

„Seit wann eigentlich Kätzchen?“ 

Jove zuckte nur mit Schultern und antworte locker. „Ach das ist schon länger unser heimlicher Kosename für dich.“

 

„Na super.“ 

 

 

„Akira? Was tust du denn hier?“ hörte ich Phoebe vom anderen Ende des Parkplatzes rufen ,wo sie mit ein paar Männern in schwarzen Anzügen stand. 

 

Erst jetzt wurde mir bewusst wie ich eigentlich gekleidet war und wie auf Knopfdruck begann ich zu frösteln in meinen dünnen Klamotten.

 

Phoebe ging strahlend auf mich zu, doch entgingen mir ihre dunklen Augenringe nicht, die sich sehr von ihre blassen Haut abhoben. 

 

Ehe ich mich versah, nahm sie mich in den Arm und drückte mich ganz fest an sich. 

 

„Ich werde dich vermissen.“ 

 

„Ich dich auch.“ 

 

Ich blickte in ihre silbernen Augen die mich liebevoll anblitzten. 

 

„Pass bitte auf dich auf ja?“

Ich musste lächeln bei ihren Worten. 

 

„Dasselbe wollte ich dir gerade sagen.“ 

 

Sie erwiderte mein Lächeln. 

 

 

Schweigend starrten wir uns an.

 

„Wir sehen uns Samstag richtig?“

 

„Ja.“ 

 

Erneutes Schweigen. 

 

 

„Wieso fühlt sich das gerade so endgültig an? Es ist doch nur ein Abschied kein Lebewohl!“ unsicher grinste mich meine Mitbewohnern an.

Doch sah ich in ihren Augen auch die Angst. Sie fühlte dasselbe wie ich.

 

Noch nie war ich in einer solchen Situation gewesen, dass ich jemanden den ich liebte verabschieden musste. 

Und neben all der Trauer fühlte ich auch Glück.

Ja ich war tatsächlich glücklich, sowohl Phoebe als auch Jove so schwer nur verabschieden zu können.

 

„Mylady wir müssen jetzt gehen.“ räusperte sich einer der Anzugsträger hinter Phoebe. 

Jove war bereits eingestiegen und schien zu warten. 

 

„Wir sehen uns.“ 

 

„Bis später.“ 

 

Ich drückte ein letztes mal fest ihre Hand.

 

Ohne weiteres Tamtam stieg sie in den Wagen ein und einer der Männer schloss hinter ihr die Tür. 

 

Der erste der vier schwarzen Geländewagen fuhr los.

 Ein zweiter folgte. 

Der dritte mit meinen zwei Freunden als Insassen, startete gerade seinen Motor als ich kräftige Arme um meinen Bauch spürte und den unverwechselbaren Geruch von meinem Freund wahrnahm.

 

„Ich habe mir schon sorgen gemacht, dass du abgehauen bist.“ flüsterte er mir ins Ohr während er unseren Freunden zuwinkte.

 

Auch der letzte Wagen verließ nun den Parkplatz und einzig Basir und ich blieben übrig. 

 

„Wieso habe ich nur dass Gefühl es ist nicht nur ein Abschied für einen Tag?“ fragend blickte ich meinen Freund an und hoffte innerlich, er möge mir meine Angst nehmen.

 

Anstatt mir eine Antwort zu geben erwiderte er nur meinen Augenkontakt, getränkt voll Liebe aber da war auch etwas anderes. 

Er schien besorgt.

 

Bevor ich nach harken konnte, schob er mit seiner Hand den Pulli am Ausschnitt etwa beiseite und küsste mich auf mein Schlüsselbein. 

Von dort wanderte er meinen Hals hoch. 

Seine Wirkung auf mich war unglaublich.

 Augenblick bekam ich eine Gänsehaut und ein warmes Kribbeln durchfuhr meinen Körper. 

 

„Wer ist jetzt hier ein Nimmersatt?“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 20

 

Phoebe Chione de Civrac

 

Ideologien trennen uns. Träume und Ängste bringen uns einander näher.”

(Eugene Ionescu)

 

 

Wir erreichten Rom im hellen Schein der Mittagssonne. 

Die Kontrollen, die man passieren musste bevor man Eintritt in die Stadt bekam, hatten wir bereits hinter uns.  Rom war die Stadt der Regierung und feindlich gesinnte Vampire wurden nicht zugelassen.  Gesegnete wurden direkt von der Polizei in Obhut genommen und weiter an die zuständigen Behörden vermittelt. Allerdings konnte man in so ziemlich jeder Stadt sich als Gesegnete anmelden und auf Hilfe hoffen, wenn sie unter dem Einfluss der Regierung stand. Das Problem, wieso so viele Gesegnete noch immer draußen in der Welt um ihr Leben kämpften und sich versteckten, war dass das Misstrauen noch sehr hoch war und nicht jeder davon wusste. 

 

Seitdem verlassen der Insel, hatte ich kein Wort mehr gesprochen.

Meine Kehle schien wie zugeschnürt und ein flaues Gefühl machte sich in meinem Magen breit.

 Mittlerweile hatte ich mich an das Leben in der Akademie gewöhnt und an die Tatsache, dass wir Gesegneten uns nicht verstecken mussten und wir selbst sein konnten. 

Wir wurden auf dieses kleinen Insel als das akzeptiert was wir waren.

 

Ich hatte ich bereits die  stechenden Blicke der schwarzen Anzugsträger auf mir und Jove gespürt als sie auf den Parkplatz fuhren. Wir waren anders und das ließen sie uns spüren.

 

Die Verfolgungsjagd gestern hatte mir eine Geschmacksprobe gegeben, wie das Leben von Akira wohl gewesen sein muss.

Nirgendwo war man sicher. 

Anscheinend schien das mein Erzeuger auch zu denken, was die große Anzahl an Sicherheitsleuten erklärte, die mich und Jove eskortierten.

 

 

Auch wenn die Akademie anscheinend nicht ganz sicher war, konnten wir uns wenigstens  frei entfalten und wurden NICHT schräg von der Seite angeguckt.

 

Ich war mich sicher, dass mein Vater schon von meinen äußerlichen Veränderungen Wind bekommen hatte und sollte er mich darauf ansprechen, würde er die Ausrede die sich Akira ausgedacht hatte wohl nicht einfach so schlucken. 

 

Unruhig spielte ich an einer meiner langen weißblonden Strähnen und ging in meinem Kopf nochmal das Gespräch mit Jove gestern Abend durch.

 

Ich hatte schon beim Essen bemerkt, wie unwohl es ihm beim Gedanken war, von meinem Vater eingeladen worden zu sein. 

Ich hatte ihn in der Nacht, als wir nebeneinander im großen Bett neben dem Zimmer von Basir und Akira lagen, darauf angesprochen und er entschuldigte sich für sein Verhalten, erklärte es allerdings nicht.

 

Ich nahm meinen Blick von den vorbeiziehenden Gebäuden und begann den Jungen neben mir zu mustern. 

Seine Haare waren wieder etwas länger geworden. Er hatte sie mit etwas Gel heute Morgen zurückgekämmt und sich seinen grauen Sakko übergeworfen. Dazu trug er passende Schuhe und eine gut sitzende schwarze Jeans. 

Die Sonne schien ihm durch das Fenster direkt ins Gesicht und ließ seine Haare noch blauer schimmern.

 

„Gefällt dir was du siehst?“

sein breites Lächeln eröffnete mir ein Blick auf seine strahlend weißen Zähne. 

 

„Naja.“ zwinkerte ich ihm zu und wand dann meinen Blick wieder aus dem Fenster. 

 

Ich spürte seine Hand auf meiner. 

Mitfühlend drückte er sie als wüsste er was in mir vorging.

Und das tat er auch. 

Er war der einzige der es wirklich nachvollziehen konnte. 

 

Die Anspannung in mir wuchs mit jedem abnehmenden Meter der mich von meinem Vater trennte. 

 

Ich spürte erst den Abfall der Temperatur im Auto, als Jove mich in meine Hand kniff und ich wieder zu ihm sah.

 

„Phoebe lass bitte meine Hand los.“

er sprach zwar ruhig doch war es eine deutliche Aufforderung.

Verwirrt blickte ich auf unsere in einander verschränkte Hände und erschrak.

 

Dort wo ich ihn mit meinen Finger berührte war seine Haut gefroren.

Geschockte versuchte ich unsere Hände zu trennen doch gelang es mir in der Panik nicht.

Jove bemerkte meine Gefühlslage und streichelte mir mit seiner freien Hand über die Schulter. 

 

In diesem Moment dankte ich dem Erfinder des Sichtschutzes innerhalb Autos.

Eine schwarze Wand trennte uns von der Fahrerkabine, sodass wir unbeobachtet waren und niemand das kleine Missgeschick mitbekommen hatte. 

 

„Entspann dich Phoebe. Bei mir war das auch so. Am Anfang ist es immer schwer seine Fähigkeiten zu kontrollieren.“ sprach er beruhigend auf mich ein. 

 

Ein Gefühl der Geborgenheit durchfuhr meinen Körper und ich schaffte es mich auf meine Hand zu konzentrieren. 

 

Um das Eis zum schmelzen zu bringen würde ich es wieder zu Wasser um transformieren müssen.

Eindeutig leichter gesagt als getan. 

 

Ich versuchte mich an das Gefühl der Zuneigung zu erinnern, was mich immer durchfuhr wenn ich an meine Freunde dachte und ein warmes Prickeln rann wie ein Schauer über meinem Körper. 

Ich spürte wie sich das Kribbeln auf meiner rechten Handfläche ausbreitete und schloss meine Augen um mich noch besser konzentrieren zu können. 

 

Ich hörte wie Jove neben mir tief die Luft einsog. 

Bevor ich allerdings nachgucken konnte, spürte ich wie das Auto abrupt anhielt und der Fahrer ausstieg. 

Hastig legte ich meine beiden Händen in einander verschränkt auf den Schoß.

Perplex starrte ich zu Jove, der es mir gleich tat.

Offenbar hatte es funktioniert. Einzig die kleine Wasserpfütze auf dem Sitz erinnerte an den kleinen Unfall. 

Mit rasendem Puls blickte ich durchs abgedunkelte Fenster nach draußen. 

Vor mir erstreckte sich ein riesige toskanische Villa. Sie wurde von von weißen Säulen gestützt, war sonst aber eher in einem sandigen Ton gehalten.

 

Ich sah das Haus in Rom meines Erzeugers zum ersten Mal und war nicht überrascht.

Prunk war nicht sein Ding. Viel mehr bevorzugte er dezent auf seinen Reichtum hinzuweisen. 

 

Der schwarze Anzugsträger öffnete mir die Tür und hielt sie galant auf. Ein andere trat mit ausgestreckter Hand auf mich zu um mir aus dem Auto zu helfen.

Es war ja auch so furchtbar schwer. 

 

Wäre ich nicht so angespannt gewesen, hätte ich wahrscheinlich über diese absurde Geste gelacht. Gestern um diese Zeit war ich dabei gewesen die Schule zu schwänzen, hatte die wichtigsten Gesetzte der Akademie gebrochen und war von Vampiren gejagt worden. 

Heute wurde mir von einem Vampir geholfen eine Stufe aus dem Auto zu treten.  

 

„Ihr Gepäck ist bereits in ihrem Zimmer. Es wartet schon jemand in der Villa auf sie um sie ihnen zu zeigen.“ Dankbar lächelte ich ihn an und bedankte mich höflich für seine getane Arbeit.

Der Kies bohre sich durch meine dünnen Ballerinas hindurch als ich auf die riesige Haustür zu lief. Jove folgte mir dicht. 

Das Klima war mild und der Vorgarten blühte in allen Farben.

 

Bevor Jove mir die Tür aufmachen konnte, trat schon ein groß gewachsener, etwas schlaksiger Mann durch die sich so eben geöffnete Tür und hielt sie uns auf. 

 

Ich bedankte mich erneut mit einem Nicken und trat ein. 

 

„Willkommen in der Stadt-Residenz ihres Vater. Er verweilt hier wenn er geschäftlich in der Stadt zu tun hat.“

begann der Mann, der wie könnte es auch anders sein, ein schwarzen Anzug trug. 

Ich hatte mich mittlerweile an den Umgang mit Angestellten gewöhnt, da ich so aufgewachsen war. 

 

Die Eingangshalle war imposant.  Der Boden war aus weißem Mamor und  an den Wänden waren Wandmalereien zu sehen.

Die wenigen Möbel im Raum, waren nur kleine Beistelltische die mit Pflanzen dekoriert waren. 

Anstelle von Türen waren einmal rechts, links und geradeaus an der Wand Torbögen errichtet worden, durch die man schon in den nächsten Raum sehen konnte. 

 

Der schlaksige Mann erhob wieder das Wort, nachdem sowohl Jove als auch ich den Raum lang genug bestaunt hatten.

„Nach Rechts geht es zu dem Speisesaal, nach links zu den Gemächern ihres Vaters und geradeaus kommen wir auf den Innenhof, der das Herz des Hauses ausmacht.“ 

Zielstrebig ging er mit großen Schritten drauf zu und Jove und Ich folgten ihm eilig.

 

Ich staunte nicht schlecht als ich aus der Eingangshalle direkt in den Innenhof trat. Er war wunderschön und blühte in allen Farben. Die Krönung war ein Springbrunnen in der Mitte an dem eine weiße Bank stand.  

Anscheinend war das Haus in einem Kreis aufgebaut, was uns der Butler auch direkt begann zu erläutern. Offenbar konnte man in einer Runde durch das Haus laufen und so jedes Zimmer erreichen. Am schnellsten war es meist allerdings, wenn man den Weg über den Innenhof nahm.  

Er führte uns einmal durch das komplette Haus und wie zu erwarten zog sich der dezente Prunk, sei es durch teure Skulpturen, Malereien oder Möbel, durch jedes Zimmer. 

 

Da die Villa sehr zentral lag, gab es ausser der Einfahrt und dem Vorgarten keinen Garten, sondern „nur“ als Grünfläche den Innenhof. 

Das Erdgeschoss war riesig und bot genügend Platz für die Wohnräume meines Vaters.

Seine Angestellten lebten meist in einem Haus in der nähe des Herrenhauses.

Als mich der Butler, er hatte sich mittlerweile als Mr Rey vorgestellt, eine geschwungene Treppe, die einzige die ich bisher in dieser Villa gesehen hatte, hoch führte, staunte ich nicht schlecht. Jove war bereits im Gästezimmer geblieben und würde später zu mir kommen. 

 „Dies sind eure Gemächer Mylady.“ 

„Vielen Dank Mr Rey.“ höflich lächelte ich ihn an und signalisierte ihm so, dass er sich nun zurück ziehen konnte.

 

„Sie werden um sieben Uhr abgeholt. Ich denke sie werden etwas passendes zum anziehen finden. Ich wünsche ihnen einen schönen Abend.“ informierte er mich noch schnell und ging dann wieder nach unten. 

Ich war froh, dass er mich nicht angestarrt hatte wie ein Freak wie die anderen Angestellten an dehnen wir im Haus vorbeigelaufen waren.

 

Beeindruckt ging ich durch den Torbogen der zu meinen Gemächern führte. Er war mit Silber verziert und führte in einen breiten Flur. 

Ich nahm gleich die erste Tür und betrat ein wunderschönes Bad.

 Auch hier war das meiste versilbert. Ich seufzte als ich mich im Spiegel betrachtete. Die Fahrt hier her und der damit verbundene Stress ließ mich erschöpft aussehen. 

 

Eine Tür ging vom Bad in mein Ankleidezimmer, das seltsamerweise schon mit Klamotten und Schuhen aller Art bestückt worden war. Die einzige freie Wand war komplett verspiegelt. 

 

Neugierig ging ich zurück auf den Flur und betrat die andere Tür die zu meinem Schlafzimmer führte. Ein wunderschönes hellblaues Himmelbett stand in der Mitte und die komplette Wand war verglast, sodass ich vom Bett aus in den Himmel und in den Innenhof blicken konnte. 

Gerade als ich mich mit Schwung auf drauf schmeißen wollte, erblickte ich ein cremefarbenes Päcken mit einer Schleife drum.

 

Ich nahm es in die Hand und legte es auf dem Schreibtisch ab, der keine vier meter weiter an der Wand stand.

Gespannt machte ich die Schleife auf und öffnete den Deckel. 

Ich erblickte hellblauen, leicht glitzernden Stoff und hob ihn behutsam hoch. 

Als ich das Kleidungsstück ausbreitete um es mir genauer anzusehen fiel ein Umschlag auf den Boden. 

Bevor ich mich diesem allerdings widmen konnte, musste ich das bezaubernde Kleid in meinen Händen bewundern. 

Es war langärmlig, besaß einen züchtigen Ausschnitt, war einfarbig und ziemlich schlicht. 

Ehrfürchtig fuhr ich über den samtig weichen Stoff und hielt es mir an. 

So züchtig der Oberkörper auch bedeckt worden war, hatte man bei der Beinbedeckung ziemlich an Stoff gesparrt. 

 

Vorsichtig legte ich es aufs Bett und bückte mich um den Umschlag aufzuheben.

Als ich das Briefpapier meines Vaters sah, zuckte ich zusammen und legte ihn wieder weg.  Das hatte noch Zeit.

Da es bereits drei Uhr war entschied ich mich Duschen zu gehen. 

 

Ich gönnte mir den Luxus und nahm mir die Zeit meinen Körper mit den Lotionen die auf den Kommoden standen zu verwöhnen und trat erst eine Stunde später wieder in mein Schlafzimmer, bereits in Unterwäsche. 

 

 

Da ich darauf brannte das Kleid endlich einmal anzuziehen, zog ich es mir schnell über. Meine nassen Haare wickelte ich sofort wieder in einen Turban, da ich das Prachtstück auf keinen Fall nass machen wollte. 

 

Ich staunte nicht schlecht als ich bemerkte, dass das Kleid einen ziemlich gewagten Rückenausschnitt hatte. 

Er war nicht so extrem, wie das von dem Abendkleid, welches ich morgen tragen würde, doch reichte der Ausschnitt mindestens bis zur Mitte meines Rückens.

 

Das Kleid lag an mir wie eine zweite Haut und betonte meine dünne Figur. 

Barfuß lief ich in das Ankleidezimmer und schnappte mir weiße Riemchen Stilettos in die ich schnell schlüpfte. 

Als ich mich in dem riesigen Spiegel betrachtete sog ich ehrfürchtig die Luft ein.

Meine blasse Haut wurde trotz des hellen Kleides betont, nicht zu letzt dadurch, dass es mir nur knapp über meinen Hintern ging und meinen Rücken zur hälfte frei ließ. 

 

 

„Wow du siehst unglaublich aus.“ 

Ich erschrak als ich Jove erblickte, der in einer Jogginghose und Pulli steckte und auf mich zukam. 

Ich blickte unverwandt in den Spiegel und beobachtete ihn wie er neben mich trat. 

 

Zärtlich legte er eine Hand auf meinen nackten Rücken und blickte in die Augen meines Spiegelbildes. 

 

„Du bist sehr blass geworden. Es sieht fast so aus als wäre deine Haut durchsichtig.“

Er sagte es nicht als wäre er angewidert sondern eher fasziniert.

 

„Woher hast du das Kleid?“ 

„Hat mir mein Vater hinlegen lassen.“

  „Gewagt.“ grinste er dreckig.

 

Ich war ihm einen tadelnden Blick zu, schlüpfte wieder aus den Schuhen und legte sie beiseite.

Aus dem Kleid zu kommen stellte sich als reiflicher schwerer heraus, sodass ich Jove nach einigem unnützen zaghaften ziehen und zerren, fragte ob er es mir bitte übern Kopf ziehen könnte. 

Lachend bejahte er und wie ein kleines Kind befahl er mir meine Arme zu heben.

In diesem Moment war ich froh, dass man unter dem Kleid Unterwäsche anziehen konnte. 

 

So schnell wie möglich schnappte ich mir eine der längeren Blusen die an den Kleiderstangen hangen und zog es mir über.

Tatsächlich war dieses Ankleidezimmer zwar vollgestopft mit Klamotten, allerdings waren hauptsächlich edle Spießer Klamotten vertreten. Akira wäre durchgedreht bei der Auswahl. 

 

„Danke, du kannst jetzt wieder gehen ich muss mich fertig machen.“ sagte ich zu Jove und wies ihn mit der Hand zur Tür. 

 

„Ist ja gut Prinzessin. Ich soll dir noch von Akira ausrichten lassen, dass du sie doch bitte bei Gelegenheit anrufen sollst. Sie hat dir was vergessen zu erzählen oder so.“

Ich nickte nur und ging ins Bad um mir meine Haare zu machen und etwas Schminke aufzulegen. 

 

 

 

Es war halb sieben als ich mir das nächste mal das Kleid anzog und mich ein letztes mal prüfend im Spiegeln anschaute.

 

Meine Haare hatte ich mir locker zu einem Zopf gebunden, der links von meinem Gesicht begann ,eingeflochten bis zu meiner rechten ging und dann locker über meine rechte Schulter fiel und dank der länge meiner Haare bis über meine Brust hing.

Ich hatte meine Augenbrauen etwas nach zupfen müssen und meine Wimpern, zum ersten mal nach langer Zeit wieder, schwarz getuscht.

Auf meinen Lippen trug ich Lippenstift im zarten rosa. 

 

Da ich mein Handy und Handschuhe, für den Falle einer Panikattacke, noch mitnehmen wollte, begann ich nach einer passenden Klutch im Taschenschrank nachzuschauen.

 

Relativ schnell fand ich eine weiße in der ich beides eilig packte. 

Mittlerweile drängte die Zeit etwas. 

 

Als ich nach unten in die Eingangshalle trat wurde ich erstaunt von Mr Rey begrüßt. 

 

„Brauchen sie denn keine Jacke Mylady? Es ist sehr kalt draußen um diese Uhrzeit!“ 

Oh Gott stimmt ja. 

In der Akademie wusste fast jeder, dass ich kälteunempfindlich war aber hier?

 

Um den Schein, einigermaßen normal zu sein, zu bewahren ging ich schnell wieder nach oben und schnappte mir einen dunkelblauen schlichten Mantel und zog ihn mir über.

 

Erneut erschrak ich als Jove hinter mir ins Zimmer trat. 

 

„Du hast was vergessen.“ 

er lächelt mich an und zog hinter sich eine kleine Schatulle hervor. 

„Für dich. Er hat mir immer als Glücksbringer und Mutmacher gedient und ich denke du kannst beides momentan sehr dringend gebrauchen.“ 

in einer fließenden Bewegung öffnete er den Deckel und zum Vorschein kam ein Armband dessen Farbe mir nur all zu bekannt war. 

Es war hell silbern und in der Mitte des Armbands erkannte ich eine dunkelblaue, glitzernde dicke Linie die sich durch den kompletten Reif zog.

Erschrocken keuchte ich auf. 

Mir fehlten die Worte.

„Keine Sorge ich habe nur die Hälfte verflüssigen lassen.“  besänftigte er mich.

Er sprach von dem einzigen blauen Diamanten den es auf der Welt gab und eines der wenigen Familienerbstücke die Jove besaß. 

 

„Mir war nicht bekannt, dass man Diamanten verflüssigen kann.“ stammelte ich und begutachtete den Armreif, den mir der blaue Teufel mittlerweile umgemacht hatte.

 

„Tja finde dich damit einfach ab und versuche diesen Abend heute heile zu überstehen.“ 

Antwortete er kurz angebunden.

 

Wie paralysiert stand ich vor ihm und betrachtete dieses so wunderschöne Armband, dessen Inhalt einen solchen persönlichen Stellenwert für ihn und somit auch für mich hatte.

Er wollte wieder aus dem Zimmer treten als ich aus meiner Starre erwachte, ihm hinter lief und in die Arme sprang. 

 

„Danke Jove.“ 

 

„Für dich doch alles Prinzessin.“ lächelte er. 

 

Als ich mich von ihm löste, wir standen noch immer im Flur meiner Gemächer, sah ich in meinem Schlafzimmer noch den Brief auf dem Boden liegen.

Ohne lange zu überlegen steckte ich ihn auch in die Klutch und eilte Jove hinterher nach unten. 

Er verabschiedete mich ein letztes mal und wünsche mir mit einem Augenzwinkern einen schönen Abend. 

 

Die Limousine wartete schon auf mich und der Fahrer hielt mir die Tür auf.

Elegant stieg ich ein und fuhr sobald ich saß den Licht- und Hörschutz hoch. 

 

Während wir die Auffahrt runter fuhren, wählte ich Akiras Nummer und wartete bis sie abnahm. 

 

„Hallo hier ist Akira, mit wem spreche ich?“ 

 

„Hey hier ist Phoebe. Ich habe nicht lange, der Weg zum Restaurant ist glaube ich nicht so weit. Was gibt es?“

„Ahhh hey, wie gehts dir alles soweit gut?“

 

Ich seufzte in den Hörer hinein.

Verstand sie das etwa unter 

„Ich habe nicht lange“?  

 

„Mir geht es gut, ich bin nur ziemlich nervös wegen dem Essen mit den Ratsmitgliedern. Alles gut bei dir? Was hast du vergessen mir zusagen?“

„Oh man, kann ich verstehen. Mir geht ziemlich gut. Ich gehe gleich mit Basir essen, habe mich gerade fertig gemacht und warte jetzt nur noch auf ihn. Phoebe es ist etwas passiert.“

 

Sie schwieg kurzzeitig um sich zu sammeln.

 

„Was denn?“ Fragte ich ungeduldig.

„Ich habe zwei neue Drohungen erhalten. Ich wollte dir nichts sagen, weil du so fertig warst wegen Antolius Tod, dann hattest du diesen Unfall und irgendwie hat sich einfach nie die Möglichkeit ergeben.“ stammelte sie vor sich hin.

 

„Wann und was für Drohungen?“ unterbrach ich sie harsch.

 

„Eine war mit in der Folie in der Antolius Abschiedsbrief gesteckt hatte und die andere gestern Abend auf der Toilette. Warte ich schicke dir kurz die zwei Fotos.“ 

 

Mein Handy vibrierte zweimal und ich schaute sie mir schnell an.

 

Auf dem einen war ein schwarzer Zettel zu sehen auf dem in grüner Schrift :

 -ES HÄTTE JEDEN VON EUCH TREFFEN KÖNNEN- 

 stand. 

Das andere war ein Bild von dem Spiegel, der in der Mädchentoilette in der nähe der Speisehalle hing. 

Mit grüner Farbe stand geschmiert :

-KALTE HERZEN SCHLAGEN NICHT-

 

Während ich mir die Texte durchlas vergas ich kurzzeitig zu atmen, sodass ich hastig nach Luft schnappte. Panik überkam meinen Körper und ich war froh, dass ich an die Handschuhe gedacht hatte die ich mir mit zitternden Händen anzog. 

Auf keinen Fall wollte ich irgendetwas wieder aus versehen vereisen.

 

„Heftig oder?“ hörte ich Akira über den Lautsprecher murmeln.

 

„Oh mein Gott, wie konntest du mir nur nichts sagen?“ meine Stimme hatte einen hysterischen Ton angenommen. „Jemand hat ganz offensichtlich gesehen, wie ich diese Vampire getötet habe.“ fügte ich zischend hinzu.

 Meine Gedanken schlugen Purzelbäume und mein Herz hämmerte in der Brust. 

 

 

„Es tut mir leid Phoebe.“ In ihrer Stimme hörte ich aufrichtiges Bedauern heraus.

 

Sie erzählte mir, was genau auf der Toilette passiert war, als der Wagen anhielt und der Fahrer mir die Tür aufhielt. 

 

„Akira-“ unterbrach ich sie schroff „-ich muss jetzt los. Wir reden morgen früh weiter.“

 

Ich hörte sie traurig aufseufzen. 

Freundlicher fügte ich noch hinzu, dass Basir und ihr viel Spaß wünschte. 

Sie tat es mir gleich und dann legten wir auf.

 

Als ich die Hand des Fahrers ergriff staunte dieser nicht schlecht, aufgrund meiner Handschuhe. 

 

„Finden sie nicht, dass es furchtbar kalt ist?“ fragte ich ihn unschuldig und nahm zum ersten mal meine Umgebung war. 

 

Ich stand vor einem sündhaft teuren Restaurant, wovor sich einige Fotografen tummelten. 

 

Hinter uns parkte einer von den Geländewagen heute morgen und vier Vampire in schwarzen Anzügen stiegen aus.

 

„Wieso kommen die direkt auf mich zu?“ fragte ich den Fahrer der noch immer neben der Limousine stand. 

„Das sind ihre Bodyguards Mylady.“

kurz und knackige Antworten, wie ich es gewohnt war.

 

Ich begrüßte die Männer die sich um mich postierten und seufzte auf als alle vier dies nur mit einem Nicken zur Kenntnis nahmen.

 

„Wann treffe ich meinen Er.. Vater?“ fragte ich direkt einen der Muskelbepackten Vampire. 

Ich spürte, dass er in der Nähe sein musste. Seine Präsenz war allgegenwärtig.

„Er kommt in wenigen Sekunden aus dem Restaurant Mylady.“ 

Da wir noch im Schatten des Gebäudes standen, konnte ich gut den Eingang beobachten aus dem soeben mein Erzeuger trat. 

Er trug einen graue Anzug und wurde begleitetet von Bodyguards die ihm die Fotografen vom Leibe hielten.

 

Ich wurde furchtbar nervös. 

Zwar war es kein Geheimnis, dass ich eine Gesegnete war, doch hatte ich mich nie öffentlich mit meinem Vater getroffen. Dies war tatsächlich das erste mal und ein kleiner Vorgeschmack auf das was mich morgen erwarten würde.

 

„Na los kommen sie.“ Ich erschrak als mich einer der Vampire von hinten leicht anstieß und machte einige unsichere Schritte auf den Eingang zu.

 

„Ah da bist du ja meine Tochter.“ strahlte mein Vater sein Medienlächeln und breitete seine Arme aus. Um uns herum wurde viel geknipste und ich sah kaum etwas. 

 

Ohne großen Wiederwillen zu zeigen wurde ich von ihm in seine Arme gezogen. 

Äußerlich lächelte ich, doch innerlich breitete sich in mir die Kälte aus, die zugenommen hatte seit dem Tod meiner Mutter und Antolius und nur abgedämpft wurde im Kreis meiner Freunde. 

 

 

 

„Freut mich dich zu sehen. Komm lass uns rein gehen du musst frieren.“ fügte er lächelnd hinzu. Fast hätte ich lachen müssen über dieses Aussage. Aber auch nur fast.

 

 Kurzzeitig ruhten seine Augen auf meinen Haaren wanderten zu meinen Augen und zu meinen Händen die noch immer in Handschuhen steckten.

 

Sein auftreten war Oscar reif.

 

 

Als wir beide zu den Umkleiden kamen, trat eine der Angestellten zu mir und half mir aus meinem Mantel. Meine Klutch behielt ich allerdings bei mir.

 

Ich hörte wie mein Vater neben mir die Luft einsog. „Über deinen Aufzug reden wir nochmal.“ Verblüfft blickte  ich ihn an, fasste mich allerdings relativ schnell und folgte ihm in eine hintere Ecke des Restaurants. 

Hatte er mir dieses Kleid nicht ausgesucht? 

 

Den gesamten Weg zum Tisch spürte ich die neugierigen Blicke der anderen Gäste auf mir und war froh, dass wir in einem abgeschiedenen Teil speisten, der durch eine Glasfront Schalldicht war.

 

 

Durch den Zopf hatte ich die Narbe in meinem Nacken verdeckte, die einst mein Mal war und nun furchtbar begann zu brennen. 

 

 

Als ich mich gegenüber meines Erzeugers platz nahm registrierte ich, dass die anderen zwei Plätze noch frei waren.

 

„Ich habe sie erst um acht her gebeten.“

 

„Ah ok.“ nervös fummelte ich an dem Armreif herum.

Das hieß wir würden noch eine halbe Stunde für uns haben.

„Ein schönes Stück Schmuck trägst du da.“ bedeutungsvoll blickt mich mein Erzeuger an.

Seine silbernen Augen strahlten wissen aus und Interesse?

 

„Wieso hast du Jove eingeladen?“ 

fragte ich die Frage die mir schon seit meiner Ankunft auf der Zunge brannte.

 

Mein Vater schmunzelte. Ich nahm an, dass er es aufgrund meiner Taktlosigkeit tat. 

 

„Um das zu besprechen, habe ich mir die halbe Stunde zeit mit dir genommen.“

er machte eine kurze Pause und sein Blick ruhte weiterhin auf mir.

 

„Der morgige Frühlingsball wird etwas ganz besonderes. Nicht nur der Frühling, der als Beginn des Jahres und Ursprung neuen Lebens gefeiert wird, soll Thema sein sondern werden wir auch zu einer neuen Ära aufrufen. Jove und du werdet als Ehrengäste euren Auftritt haben und einer von euch wird nach mir eine kurze Rede halten.

Wir möchten, dass Gesegnete einen gefestigten und sicheren Platz in unsere Gesellschaft bekommen. Die Akademie war der Startschuss zu etwas ganz großem.

Ausserdem werden Mitglieder und Unterstützter des Verbandes als rechtswidrig und Vogelfrei erklärt.“ 

 

Ich konnte mein erstaunen bei seinen Worten nicht verstecken.

Hastig brach ich den Augenkontakt ab und fummelte mit meinen Fingern an der Stoffservierte herum. 

Ich musste das Gesagte erstmal sacken lassen. 

In meinem Kopf schossen Bilder von Akira vorbei, wie sie geschunden zur Akademie kam.

Es beutete, dass dies ab sofort rechtswidrig war und auch nach den Verbrechen gefahndet wird.

 

„Wie willst du das bitte realisieren? Wie willst du bitte Malträger in die Gesellschaft integrieren? Menschen als auch Vampire haben solche Vorurteile gegen uns und haben Angst!“ fragte ich ihn. Plötzlich überrollte mich ein Welle der Wut und zornig blitzt ich ihn an. Wie konnte er es nur wagen mir Hoffnung zu machen.

„Wir werden ihnen schon die Angst nehmen. Ich denke ich habe zwei sehr repräsentative Gesegnete ausgesucht, die die Teilnehmer des Frühlingsball und auch die restliche Bevölkerung davon überzeugen kann, dass sie gut sind. Mit der Akademie haben wir einen Ort errichtet, wo Gesegnete geschützt sich entwickeln können und zusätzliche noch einen normalen Schulabschluss machen können. Hinter allen drei Mitgliedern des Rates stehen unzählige mächtige Unternehmen, die Arbeitsplätze für sie schaffen würden. Natürlich ist es aber auch ein Ziel bestimmte Fähigkeiten zu fördern und für unseren Geheimbund einzusetzen.“ 

 

Sein Ton und das Glitzern in seinen Augen ließen mich erschaudern. Offenbar sah mein Erzeuger das und fügte noch nachdrücklich hinzu.

 

„Natürlich steht es jedem frei für sich zu entscheiden was er mal machen möchte.“

 

Ich sah in seine Augen die mich so sehr an massives Metall erinnerten und suchte vergeblich nach etwas, dass mich an seine Worte glauben ließ.

 

„Du vertraust mir nicht.“ stellte er schlicht fest.

 

All die Geschehnisse der vergangenen Monaten zogen vor meinen Auge vorbei. 

 

Ich erinnerte mich nicht nur an die Sachen die uns Mr Connor verraten hatte, sondern auch an das flaue Gefühl in meinem Magen, dass ich verspürte kurz vor meiner Leistungsüberprüfung. Ich dachte aber auch daran, wie sehr Mr Black und Akiras Mentor ihr geholfen hatten mit der Entscheidung sie auf die Insel zu schicken zum Trainieren. 

Auch an Akiras Worte, dass die Akademie ihr wie ein Wunder erschien, da so viele Gesegnete an einem Ort leben konnten, würde ich nie vergessen.

Doch war es ein Wunder? War es wirklich das richtige? Doch dann war da noch das versprechen was ich Antolius gegeben hatte. War es nicht eigentlich meine Pflicht auf den Vorschlag meines Vater einzugehen und es wenigstens zu versuchen mit der Rede?

War ich es nicht meinem verstorbenen Freund schuldig, alles erdenklich mögliche auszuprobieren um für meine Art ein sicheres Leben zu schaffen? 

 

Ich seufzte müde auf und blickte in das Gesicht meines Gegenübers.

Dieser Mann war der Grund warum ich kein äußerlich sichtbares Mal mehr hatte, da er es nicht ertragen hatte konnte, dass seine eigene Tochter eine Gesegnete war. 

Wie oft hatte ich früher Tränen der Verzweiflung vergossen aufgrund des Verhalten des Mannes,der eigentlich mein Vater sein sollte. 

 

Wie sehr hatte ich mir gewünscht er würde mich akzeptieren.

 

Als hätte er meine Gedanken gehört sprach er die Worte aus, die sich mein kindliches Herz so sehr gewünscht hatten. 

 

„Ich möchte deiner Art gerne die Chance geben, sich in unsere Gesellschaft zu etablieren. Ich möchte, dass meine Tochter an meiner Seite als sie selbst akzeptiert wird. Ich weiß es ist seltsam, dass gerade ich dies sagte, da ich derjenige war, der es nie annehmen wollte.“ 

 

leise atmete er aus.

 

„Aber nach dem ich den endgültigen Tod deiner Mutter unterzeichnet hatte dachte ich, dass etwas in mir endgültig zerbrochen war. Ich dachte ich hätte nun endgültig und für immer die Liebe meines viel zu langen Lebens verloren. Doch dann habe ich mich wieder an dich als Tochter erinnert. Ich grübelte lange, wie ich es schaffen könnte, dir ein Leben an meiner Seite zu ermöglichen, als einem Angestellten die Idee mit dem Ball kam. Und-“

 

er stockte kurz 

 

„- ich hoffe wirklich du nimmst mein Angebot an und hilfst mir bei meinem Vorhaben.“

 

 

Eine einzelne Träne hatte sich aus meinem Auge gelöst und rollte mir nun meine Wange hinab. Ich konnte nicht glauben, dass diese Worte seinen Mund verließen und die Wahrheit waren. Er tat gerade alles einfach so ab, was für mich eine qualvolle Zeit gewesen war. Da war nichts in ihm was hätte zerbrechen können. 

Er bemerkte meine Zweifel und erhob erneut das Wort nun aber etwas strenger. 

 

„Denk an den Jungen der sich umgebracht hat. Ich weiß, dass er dir nahe stand und ich weiß auch, dass dort wo er angespült worden war ein Zettel mit einer Drohung gefunden wurde. Du könntest in den kommenden Tage einen prägenden Einfluss auf die Geschichte der Gesegneten haben. Du könntest den entscheidenden Schritt gemeinsam mit mir gehen um deiner Art ein sicheres Leben zu gewährleisten.“ 

 

„Anatolius. Sein Name war Anatolius und er stand mir nicht einfach nur nahe.“ 

erwiderte ich trotzig und schaffte es nur mäßig die Wut in meiner Stimme zu unterdrücken. 

Er wusste ich konnte ihm nun nur noch zustimmen. 

 

„Ich werde mit Jove reden und dir dann Bescheid geben.“ antwortete ich mit fester Stimme. 

„Ich brauchen eine Antwort bis spätestens morgen früh. Die Zeit drängt.“ 

erwiderte mein Vater trocken und anscheinend auch etwas enttäuscht.

 

Kurz blickte ich auf die Wanduhr die anzeigte, dass es kurz vor acht war. 

 

„Ich werde mich kurz frisch machen gehen.“ entschied ich und schnappte mir meine Klutch.

 

Als ich aufstand musterte mich mein Vater erneut. 

„Ich meine das ernst Phoebe Chione. Über dein Auftreten reden wir nochmal.“ sagte er brodelnd.

 

 

 

Eilig ging ich aus dem abgeschirmten Bereich hinaus und fragte einen der Kellner nach den Toiletten. 

 

Bei meinem Anblick waren ihm der Kiefer heruntergefallen und er hatte nur gebannt in meine Augen starren können. Nachdem ich ihn ein zweites Mal gefragt hatte, deutete er mir mit seinem Arm in die Richtung.

 

Die Toilette war furchtbar protzig. Eilig hatte ich mich in einer Kabine eingeschlossen, mich auf die geschlossene Toilette gesetzt und in der Klutch nach dem Brief gesucht.

 

Erneut betrachtete ich ihn von außen. Es war eindeutig ein Briefumschlag der Regierung. 

 Vorsichtig riss ich ihn oben an und fischte das Papier hinaus. 

Es war genauso wie der Umschlag mit dem Zeichen der Regierung versehen.

Zittrig klappte ich ihn auf und mein Atem stockte als ich den Satz las.

 

 

 Wear your own skin and decide to be yourself.

 

 

Was hatte bitte dieses schlichte Kleid, dass viel zu viel von meiner Haut zeigte mit mir selbst zu tun? 

Auf der Rückseite sah ich in der selben geschwungenen Handschrift einen weiteren Satz.

 

And Phoebe: ALWAYS act like you are wearing an invisible crown.

 

 

Verwirrt drehte ich das Papier immer wieder um. 

Das machte kein Sinn. Es war nicht wie eine der Drohungen und doch war der Absender unbekannt.

Erst jetzt realisierte ich was dies eigentlich bedeutete. Jemand war in meinen Zimmern gewesen und hatte das Paket ablegt.

Seltsamerweise verspürte ich keine Angst bei dem Gedanke.

Es war mir aus irgendeinem Grund gleichgültig. Würde ich in Zukunft bei jeder Bedrohung angst bekommen, würde sie wahrscheinlich mein Leben bestimmen.

 

Außerdem erschien mir der anonyme Verfasser nicht böse gesinnt.

 

Nichts desto trotz schickte ich Akira schnell ein Bild von dem Brief, meine Gedanken dazu  und dem Kleid, was sich als reichlich schwer herausstellte. 

Bevor ich aus der Kabine trat, steckte ich schnell alles wieder in die Klutch und drückte die Spülung. 

Am Waschbecken wusch sich eine junge Frau gerade ihre Hände.

Sie beobachtete mein Spiegelbild, während ich mir meine Hände einseifte und so tat als würde ich sie nicht bemerken. 

 

Als ich allerdings nach einem Handtuch griff und sie noch immer nicht den Wasserhahn ausschaltete, hob ich mein Gesicht  und starrte der Frau direkt in ihre dunkel blauen Augen.  

Anstand ertappt zu wirken lächelte sie mich nur an und trocknete sich auch ihre Hände ab.

„Sie haben eine faszinierende Haut junges Fräulein.“ erklang ihre samtig weiche Stimme. 

Bevor ich zu etwas ansetzten konnte öffnete sie die Tür und verschwand.

 

Verwirrt blickte ich in den Spiegel und begann mit meinen Fingern meine Haare wieder etwas zu richten. 

Während ich eigentlich nervös war aufgrund des bevorstehenden Treffen mit den Ratsmitgliedern kreisten meine Gedanken über die Worte der Frau. 

Sie hatte ja recht, dass ich sehr blass war doch dachte ich es wäre Krankheits- oder stressbedingt. Verwundert streichelte ich über meinen Arm.

Obwohl der Abend noch jung war schien er bereits meine Gefühls- und Gedankenwelt vollkommen auf den Kopf gestellt zu haben. 

 

Kapitel 21

 

Akira Zoe Contarini 

 

Was sonst ist der menschliche Leben, als eine Art Komödie in welcher verschiedene Schauspieler, verkleidet mit verschiedenen Kostümen und Masken, weitergehen und die eigene Rolle spielen, bis der Regisseur sie von der Bühne führt?

(Erasmus) 

 

Glücklich saß ich vor Basir auf dem Dach eines schönen Restaurants und genoss den Anblick über die Dächer Roms. 

 

Die Fahrt hier her war anstrengend und mit einigen Strapazen verbunden gewesen. 

Bei den Kontrollen, die wir passieren mussten um nach Rom zu kommen hatten wir lange gebraucht, bis wir weiterfahren konnten. Der Polizist hatte erst einige Anrufe getätigt bis er überzeugt war, dass wir absolut legal in die Stadt reisen durften.

Ich hatte mich währenddessen sehr unwohl in meiner Haut gefühlt.

 

Es war seltsam als Gesegnete sich offiziell irgendwo vorzustellen. 

Bevor ich zur Akademie gekommen war, hatte ich mich immer als Vampire ausgeben müssen. Und nun war ich in einer großen Gruppe Gesegneter unterwegs. Wie Dinge sich ändern konnten. 

 

Überall in der Stadt waren Plakate aufgehängt worden mit Werbung für unser Theaterstück.

Auf den Plakaten hatte ich gelesen, dass eine Rede von zwei Politikern davor oder danach eingestrahlt werden würde und dazu aufgerufen wird sie sich anzuhören, genauso wie sich das Stück auf einem bestimmten Sender an zu sehen oder im Theater. 

 

Mr Belle hatte uns mehrfach erklärt wie die Lage in Rom war und eingeräumt dass es weniger um das Stück an sich ging sondern mehr darum sich als Art zu präsentieren.

Wir sollten zeigen, dass wir Gesegnete und abgesehen von unserem Mal ganz normal waren. 

 Eine ganze Stunde lang hatte Mr Black und Mr Belle und Vorschriften zu unserem Verhalten gepredigt.

Anfangs war ich irgendwie Stolz und froh über die Chance gewesen, doch als ich sah wie viele Polizisten auf den Straßen patrouillierten, hatte sich ein flaues Gefühl in meinem Bauch breit gemacht.

Dies war allerdings verschwunden nachdem mich mein schick angezogener Freund abgeholte hatte zu unserem Date.

Da Mr Belle uns verboten hatte etwas zu unternehmen Abends alleine und ohne Wachposten, hatten wir uns aus unserem Hotel hinausschleichen müssen. 

 

„Woran denkst du Kira?“ ertönte Basirs Stimme weich und seine Hand berührte die meine.

 

„An unseren Weg aus dem Hotel.“ schmunzelte ich und auch er lächelte bei dem Gedanke. 

 

„Weißt du woran ich denke?“ 

 

„Nein verrat es mir.“ 

 

„Ich denke an die vergangenen Monate und danke eine höhere Machte dafür, dass du in mein Leben gekommen bist.“ 

 

Liebevoll lächelte ich ihn an, beugte mich über den Tisch und küsste ihn. 

 

„Egal wie oft ich unser Schicksal verflucht habe, es ist der Grund warum wir beide jetzt hier sitzen.“ sagte er und küsste meine Hand.

 

Da ein Kellner kam mit unserem Essen, lösten wir uns und machten ihm platz.

 

Das Essen war vorzüglich und wir saßen noch bis spät in der Nacht auf dem Dach und ließen den Abend mit Wein ausklingen.  

 

Als wir Schulter an Schulter uns an den Rand des Daches setzten, begann ich in die Energie- oder Aurenwelt, wie sie auch genannt wurde, zu wechseln. 

Basir hatte eine schwarze Aura, die sich um seinen Körper wie ein Strudel schmiegte wie eine zweite Haut und manchmal weiß aufblitzte wie Blitz bei einem Gewitter. Mehr hatte ich bisher nicht sehen können. Bei niemandem anderen funktionierte es und ich hatte nie mehr Zeit um mehr Farben um mich herum zu sehen oder Basir besser erkennen zu können. Es ärgerte mich, da Tyson damals gesagt hatte, dass ich selber herausfinden solle und könne was er wäre. 

Beim Gedanken an den Freund meines Mentors rieselte ein Schauer über meinen Rücken.

Er war einfach verschwunden.

 

 

Als wir zurück in unser Hotel ging hörten wir die Sirenen auf der Straße. 

 

Augenblicklich spitzten sich all meine etwas beschwipsten Sinne, da sie Gefahr vermuteten. 

Und das mit Recht. 

Als wir um die nächste Straßenecke bogen sahen wir einen Aufmarsch von Vampiren, die vor dem riesigen und sehr edlen Haus demonstrierten. 

Schilder mit den Aufschriften „Tod den Verfluchten!“ oder „An keinem Ort dieser Welt ist Platz für Gesegnete!“ wurden hochgehalten. 

 

„Was tun die hier so spät?“  fragte ich geschockt und ratlos meinen Freund der mich wieder um die Strassenecke zog, damit wir außer Sichtweite waren.

„Es ist nach Mitternacht und somit ist der Tag des Frühlingsballs und unserer Theaterführung angebrochen. Ausserdem sind in der Nacht weniger Polizisten auf der Straße als Tagsüber, sodass sie sich sicher sein können, dass sie länger ihre Stellung halten können. Zusätzlich können sie sich ihrer Medienpräsenz heute Nacht und morgenfrüh gewiss sein.“ erklärte mir  Basir. 

 

„Alles schön und gut aber wie kommen wir jetzt unbeschadet und von den Aufsichtspersonen unentdeckt in unsere Zimmer?“ fragte ich ihn mit fester Stimme.

Ich war solche Situation gewöhnt gewesen seit meinem zehnten Lebensjahr.

„Sei bitte kurz leise.“ zur Verdeutlichung hob er seinen Zeigefinger an seine Lippen.

 

Langsam ließ er sich mit dem Rücken an der Hauswand hinuntergleiten und schloss seine Augen. 

 

Ich ahnte übles. Er würde doch jetzt nicht versuchen auf seine Fähigkeiten zurückzugreifen?

Mit einem Blick auf seine nun wieder offenen Augen bestätigte sich meine Vermutung.

Frustriert stöhnte ich auf und lugte erneut um die Strassenecke. 

Noch waren wir unentdeckt. 

 

 

Neugierig musterte ich meinen Freund. Ich hatte ihn noch nie dabei beobachten können wie er seine Fähigkeit nutzte. 

Die weißen Punkte in seinen offenen schwarzen Augen wurden größer und begannen wild nach links zu rotieren. 

 

Je länger es dauerte desto nervöser wurde ich. Auf der Straße vor unserem Hotel wurde es nun lauter.  Offenbar war ein Großaufgebot von Polizisten angekommen um die Demonstration zu ersticken.

 Tatsächlich wunderte mich das Verhalten der Vampire. Alle Anwesenden handelten rechtswidrig, da sie sich gegen die Regierung stellten. Obwohl ich mich nicht so gut auf der Ebene der Politik auskannte wie Jove, Basir oder Phoebe wusste ich, dass das Teilnehmen an dieser Demonstration mit einem Gefängnisbesuch enden würde. 

 

Ich wurde aus meinen Niveaulosen Grübeleien gerissen als mein Freund wieder zu den Lebenden zurück kehrte. 

 

„Ich hab es. Komm mit Kira.“

Widerstandslos ließ ich mich durch eine enge Gasse ziehen, die sie als Sackgasse entpuppte. 

 

„Und was jetzt?“ fragte ich skeptisch Basir und beobachtete ihn dabei, wie er begann eine Mülltonne auf die nächste zu werfen.  

Er machte super viel krach, doch ging dieser in dem Laut der Sirenen unter. 

 

„Folg mir einfach.“ 

 

Und das tat ich auch. Als wir auf dem flachen Dach des mittelhohen Hauses standen geduckt und die Straße unter uns beobachten, erblickten wir wie die fliehenden Vampire, die vor kurzem noch mit Bannern bewaffnet vor dem Hotel, dass das Gebäude direkt neben uns war, gestanden hatten.

 

„Wir müssen von diesem Dach aus auf den zweiten Balkon von rechts springen. Es ist das Zimmer von Mr Belle.“

 

„Warum sollten wir aus gerechten dorthin?“

 

„Weil er die Balkontür aufgelassen hat.“

„Wenn wir wieder in unseren Zimmern sind erklärst du mir wie du das machst.“ 

 

„Mach ich Kätzchen.“ er beugte sich vor und küsste mich zärtlich.

 

 

 

 

„Da oben sind welche!“ ertönten Schreie von der Straße. 

Basir und ich guckten uns zeitgleich an.

 

 „Scheiße.“ 

 

So schnell wie ich konnte rannte ich los. Basir war mir dicht auf den Fersen. Lange konnte ich nicht überlegen und sprang einfach. 

Zu spät realisierte ich, dass ich gerade zu auf ein Fenster zu folg und nicht auf eine Balkontür die drei meter weiter rechts davon war. 

 

Ich landete unsicher auf dem Fenstersims und hielt nach Basir Ausschau, der sich drei Meter weiter auf dem Balkon einfand.

„Los komm spring.“ Da ich aus dem Stand springen musste, machte ich mir ernsthaft sorgen ob ich diese Entfernung überbrücken konnte. 

 

Mein Freund beugte sich soweit nach vorne, wie er nur konnte und streckte seine Arme aus.

 

„Dort oben! Schlagt Alarm!“ 

 

Ohne zu zögern sprang ich und landete genau auf meinem Freund.

Dieser musste sich ein Lachen bei meinem Blick unterdrücken und zog sich schnell seine Handschuhe über.

Ohne ein Laut zu machen öffnete er die Balkontür schlich, ohne einen Mucks zu machen, in das Zimmer unseres Lehrers. 

Ich folgte ihm auf den Fuss. 

Das Schnarchen von Mr Belle übertönte das klacken des Zimmerschlüssels im verschlossenen Zimmer von unserem Lehrer. 

 

Mittlerweile hatte ich mich mit der Tatsache abgefunden, dass ich wohl nie ganz legal leben werden. 

 

Sobald wir auf den Flur traten, ging ein ohrenbetäubender Alarm los. 

So schnell und so leise wie nur möglich rannten wir durch die Gänge. Mein Zimmer war das von Mr Belle am nächsten, sodass wir Stumm entschieden dort gemeinsam zu bleiben.

 

Eilig suchte ich nachdem Zimmerschlüssel in meiner Tasche während Basir nervös den Flur beobachtete. 

Die Schritte von schweren Stiefeln waren zu vernehmen und laute Schreie hallten durch die Gänge.

Sie würden bald hier sein.

 

Endlich spürte ich das kühle Metall des Schlüssels in meiner Hand und öffnete die Tür.

 

„Los zieh dich schnell aus.“ zischte ich Basir zu und begann mich zu entkleiden.

 

Achtlos ließ ich meine Klamotten und Schuhe fallen und warf mich aufs Bett.

Mein Puls raste und mein Herz schlug doppelte so schnell.

 

Als Basir sich endlich neben mich legte, hörten wir Leute direkt vor unserer Tür. 

Offenbar waren es sowohl Polizisten als auch verwirrte Hotelgäste. 

Ich sah die Chance, strubbelte mir einmal durch die Haare und zog mir einen weiten Pulli über meine Unterwäsche. Meine Schminke war etwas verwischt und als ich mich im Spiegel betrachtete, schien ich tatsächlich gerade erst aufgewacht zu sein.

 

Basir beobachtete mich während er selber im Bett lag und sch genüsslich ausstreckte. 

„Kommst du Kätzchen?“ 

 

„Nein ich schaffe uns jetzt ein Alibi.“ zwinkerte ich ihm zu und warf ihm ein Luftkuss zu.

 

Als ich gerade die Tür aufmachen wollte, um mich zu der aufgeregten Traube an Personen zu gesellen, rief mich mein Freund zurück.

„Du willst doch so nicht rausgehen oder?“

Ich lächelte ihm nur kokett zu und trat auf den Flur hinaus. 

 

Gespielt müde strich ich mir einmal durch mein Haare und rieb mir über meine Augen. 

„Was ist hier los?“  meine Stimme war kratzig.

 

„Angeblich sollen Demonstranten in das Hotel eingedrungen sein!“ hörte ich neben mir eines der Mädchen die zu Kristina gehörten panisch antworten.

Verwirrt blickte ich sie an. „Ernsthaft?“  

„Ja hast du die Gruppe von Vampiren und Menschen nicht draußen vor dem Gebäude gehört?“ „Nein ich habe tief und fest geschlafen.“ sagte ich unschuldig. 

„Jaja tief und fest geschlafen. Gemeinsam mit Basir geht das doch gar nicht.“ lachte sie. „Aber keine Sorge ich sag es keinem.“ zwinkerte sie mir verschwörerisch zu.

Schüchtern lächelte ich sie an und bestätigte ihr damit indirekt ihre Vermutung.

 

Die Polizisten begannen die Gäste, die zurechnungsfähig schienen, zu befragen was sie gehört hatten und klopften auch ab und zu an Zimmertüren. 

 

An mir liefen sie einfach vorbei. Als Julia, die Freundin von Kristina die neben mir stand, mich am Arm zerrte den Flur hinunter und auf die Zimmertür von Basir zeigte, musste ich innerlich lachen. Das sollte also mein größtes Problem heute Nacht werden? Das Basir bei mir im Zimmer erwischt wird weil die Polizisten sein Zimmer leer vorfanden?

Ich hatte allerdings nicht mit Julia gerechnet, die eilig zu den Polizisten lief und ihnen von Hauptdarsteller, Schlaf und Ruhe vorfaselte. 

 

Ich bedankte mich bei ihr für ihre Hilfe und sagte, ich müsse nun aber wirklich wieder in Zimmer. Der Tumult auf den Gängen nahm auch langsam wieder ab und ich konnte mich neben Basir ins Bett kuscheln.

 

Eng lag ich an seiner Brust die sich gleichmäßig hob und senkte.

 

Sein schwarzes Haar fiel ihm ins Gesicht und ließ ihn kindlicher wirken.

 

Ich hatte in meinem kurzen Leben bisher gelernt, dass man jeden Moment genießen sollte und das tat ich. Ich genoss es Basir die Strähne aus dem Gesicht zu streichen und ihm einen Kuss auf die Stirn zu geben. 

Müde schloss ich meine Augen und drängte mich noch ein wenig näher an seinen waren Körper.

Wenn dieser Abend schon so ereignisreich war, wollte ich nicht wissen wie turbulent der morgige Tag werden würde.

 

 

 

 

 

 

Aufgrund der Ereignisse der vergangen Nacht wurden wir erst um zehn Uhr über das Zimmertelefon geweckt.

Als ich mich müde umdrehte und meine Hand ausstreckte um Basir zu ertasten, bekam ich ihn nicht zu fassen.

Verwundert ruckte ich auf und öffnete meine Augen. 

Der Platz im Bett neben mir war frei.

 

Schemenhaft erkannte ich einen zusammengeklappten Zettel auf dem Nachtschrank, den ich auch sofort ergriff.

 

 

 

 

 Guten Morgen Kira, 

 

ich bin kurz in meinem Zimmer um mich zu duschen und anzuziehen.

Sehen wir uns um halb elf beim Frühstück? Habe Neuigkeiten für dich.

 

Basir 

Ps: Du siehst fast niedlich aus wenn du schläfst.

 

Ich schmunzelte als ich die letzte Zeile las. Ich hatte einen tollen Freund.

 Eilig stand ich auf und duschte mich. Da ich mich gestern Abend nicht mehr abgeschminkt hatte, glich mein Gesicht das einer Protagonistin in einer Horror Serie.

 

Da heute die letzte Probe anstand, schminkte ich mich nicht und zog mir eine einfache Jeans und Pulli an. 

 

Mit einem Blick auf die Uhr sah ich, dass es bereits Zeit war zum Frühstück zu gehen.

Ich packte mir schnell die wichtigsten Sachen in meinen Rucksack und machte mich auf die Treppen hinunter, in den Frühstücksaal zu laufen.

 

Ich sah Basir bereits mit den anderen an einem Tisch sitzen.

Er winkte mich zu sich und deutet auf sein Tablett. Offenbar hatte er mal wieder essen für zwei mitgenommen. 

 

Zur Begrüßung nuschelte ich einmal „Guten Morgen!“ in die Runde und setzte mich neben Basir. Julia lächelt mir fröhlich und wackelte einmal Verschwörerisch mit ihren Augenbrauen. Ihr hell braunes Haar lag perfekt und ihre blauen Augen glitzerten vergnügt.

Das reichte jetzt aber auch mal. Es war ja jetzt nicht so als wären wir über Nacht Freundinnen geworden oder so. 

Müde lehnte ich meinen Kopf an Basirs Schulter und schnappte mir eine Tasse mit Tee.

 

Das Gespräch am Frühstück handelte hauptsächlich um gestern Nacht und relativ schnell schaltet ich ab.

Erst nachdem ich fertig aufgegessen hatte drehte ich mich wieder halb zu meinem Freud und fragte ihn, was er mit Neuigkeiten gemeint hatte.

 

„Die Proben wurden alle ein bisschen nach hinten verschoben. Phoebe hatte allerdings schon heute Morgen die Aufnahmen ihrer Musik. Wenn wir Glück haben bekommen wir sie noch einmal zu Gesicht wenn wir kommen.“ Ich nahm dies nur nickend zur Kenntnis.

 

„Hast du dich darum gekümmert, dass das Bild bei ihre an der Wand hängt wenn sie nach Hause kommt?“  fragte ich ihn. Er hatte mir gestern beim Abendessen erzählt, dass er schon lange wusste, dass Phoebe feste Zimmer der Stadtvilla ihres Vater zugeteilt bekommen würde und hatte ihr ein Bild gemalt. Somit wollte er ihr das Gefühl der Einsamkeit nehmen. Als ich das Ergebnis gesehen hatte, war ich begeistert. Er war ein wahrhaftiger Künstler. 

 

„Ja Jove hat es heute morgen abgeholt. Er hat mir auch erzählt, dass das Essen wohl ziemlich aufwühlend gewesen sein soll für sie.“ 

Ich tat dies nickend ab und fragte ihn wann wir zum Kolosseum fahren würden. 

 

Um elf Uhr ging es erst in einem großen Bus und mit vielen Sicherheitsleuten zum Theater. 

Als ich neben Basir ganz hinten Platz nahm, begann ich in meinem Rucksack nach meinem Handy zu kramen. Nachdem dem Telefonat mit Phoebe gestern, hatte ich es ausgeschaltet und schaltete es nun wieder ein um meine Nachrichten zu checken. 

 

Tatsächlich hatte ich eine von Phoebe bekommen, die ich auch sofort öffnete.

 

Zuerst las ich mir den Text durch und runzelte verwirrt die Stirn. 

Ich musste ihr zustimmen. Die Nachricht schien keinesfalls böse gemeint zu sein, sondern war sie eher eine Ermutigung ein bisschen Selbstbewusster zu sein. 

 

Nichts desto trotz war der anonyme Versender des Briefes einfach in ihr Zimmer eingedrungen und hatte ihr das Kleid zukommen lassen, welches ich auf den Bildern sah.

Das Kleid musste ich sagen, war eine absolute Augenweide.

Auf den ersten Blick schien es sehr schlicht, doch passte es ihr wie angegossen und ihre Haare gaben dem ganzen einen lässigen Touch.

 

Ich antwortete ihr rasch und fragte sie ob sie noch im Theater wäre. 

 

Da keine Antwort kam, packte ich mein Handy wieder in den Rucksack, lehnte mich an Basirs Schulter und blickte gedankenverloren aus dem Fenster. 

Heute waren viel mehr Polizisten auf der Straße und die Nachricht über die Demonstration und das gelungene Eindringen in das Hotel war in aller Munde. 

 

Als der Bus auf dem Parkplatz zum Stillstand kam, sah ich gerade noch wie Phoebe aus dem riesigen Kolosseum trat, begleitet von zehn Bodyguards, und auf einen großen schwarzen Geländewagen zusteuerte. Eilig schnallte ich mich ab und rannte so schnell wie möglich zu Tür, doch meine Kameraden hatten nicht vor sich zu beeilen. Durch ein anders Fenster sah ich wie ihr weißes Kleid im Wind um ihre Beine wehte, als sie sich in das Auto setzte und die Tür hinter ihr verschlossen wurde. 

Obwohl ich auf den Parkplatz rannte, fuhren die Wagen bereits los und ich konnte ihr nur noch zuwinken und hoffen, dass sie es durch die verdunkelten Fenster sah.

 

 

Nach der Probe ließ ich mich erschöpft auf einem der Stühle, die den Zuschauer vorbehalten war, fallen und streckte meine Arme aus. 

Ich musste wirklich zugeben, dass das Kolosseum wundervoll restauriert worden war und nun ein wunderschönes und riesengroßes Theater abgab.

Meine blonde Perücke kratzte fürchterlich auf dem Kopf und mein Herz war noch voller Trauer aufgrund der letzten Szene in der Luise starb.

Wenn ich in meiner Rolle steckte, konnte ich sie nicht einfach nach zehn Minuten wieder ablegen. Ich litt und liebte dann mit ihnen. 

 

Basir, mein Ferdinand, ließ sich neben mir nieder und legte mir einen Arm um die Schultern.

„Ein trauriges Stück.“ 

 

„Was du nicht sagst.“

 

Mr Belle trat in den Raum und klatschte zufrieden in die Hände.

 

„Basir, du bist ein fabelhafter Ferdinand, wie du es schaffst seinen so egoistischen, impulsiven, realitätsfernen und stürmischen Jungen zu spielen, ist wirklich beeindruckend. 

Es passt aber auch perfekt, immerhin kommst du ja auch tatsächlich aus einer adligen Familie.“ 

belustigt konnte ich dabei zuschauen wie seine Wangen ganz rosig wurden bei seinen Worten. 

„Und Akira, wie vernünftig, tugendhaft und pflichtbewusst du deine Luise spielst ist eine Klasse für sich. Da du ja selber aus keine reichen Familie stammst, denke ich kannst du das bürgerliche und bodenständige sehr gut verkörpern.

Ich bin mir sicher, der heutige Abend wird ein voller Erfolg.“ Jeden anderen hätten seine letzten Worte gekränkt, doch hatte er ja recht. 

Gesegnet hin oder her, Basirs Familie war eine sehr mächtige und meine existierte überhaupt nicht mehr.

 

Müde hörte ich den Klängen der Musik von Phoebe zu. Das Bühnenteam hatte tatsächlich eine tolle Lösung gefunden, für das Problem.

Sie wurde heute morgen in einem wunderschönen weißen Kleid dabei gefilmt, wie sie auf dem schwarzen Flügel ihre Stücke spielte und immer wenn eins gerade dran war würde es auf die zwei Leinwände links und rechts von der Bühne projiziert werden. 

 

„Ich verstehe nicht warum Luise nicht mit Ferdinand geflohen ist, als er es ihr anbot.“

Julia hatte sich vor Basir neben mich auf den Sitzplatz im Bus gedrängt und plapperte mich nun schon seit dem Beginn der Fahrt voll. 

 

„Sie ist nun mal sehr fromm und denkt, dass die zwei nur eine Beziehung im Jenseits führen können.“ 

Meine Nachbarin hörte mir aber überhaupt nicht zu sondern redete einfach weiter.

 

„Ich kann es kaum glauben, dass Ferdinand Luise umgebracht hat! Könntest du dir jemals vorstellen aus reiner Eifersucht deinen Freund zu vergiften? Als ich glaube ich schon. Obwohl ich würde ihn nicht umbringen. Ich würde ihn Gesellschaftlich umbringen. Er sollten nichts mehr haben.“ 

 

„Julia, es ist nicht nur das tragische, dass Ferdinand Luise umgebracht hat, sondern auch, dass er die Tat aufgrund einer Intrige, geplant von seinem eigenen Vater, vollbracht hatte.

Außerdem ist der Knackpunkt in ihrer Beziehung, dass beide vollkommen andere Weltvorstellungen haben, da Luis bürgerlich und Ferdinand adlig ist.“

 

„Aber ist das bei dir und Basir nicht genauso? Er stammt aus einer sehr mächtigen und alten adligen Familie die sich aus dem Weltgeschehen weitersehend raushält und du naja..“ 

 

Ich hörte ihrem Geplapper gar nicht mehr weiter zu.

Keiner von den hatte eine Ahnung was zwischen mir und Basir Probleme waren und das war auch gut so. 

Außerdem gab es doch momentan gar keine oder? Die Sache mit der fraglichen Zukunft hatten wir doch hoffentlich aus der Welt geschafft und unser Schicksal als Gesegnete stellte und gesellschaftlich auf eine Stufe.

 

Allein schon, dass jemand wie Julia mich zum grübeln brachte ärgerte mich.

Langsam dämmerte ich weg und empfing die wohltuende Schwärze nur zu gerne. 

Kapitel 22

 

Phoebe Chione de Civrac 

 

"Wie Lasalle sagte, ist und bleibt die revolutionärste Tat, immer ' das laut zu sagen, was ist'. (Rosa Luxemburg)"

 

Die Nachrichten über die Demonstration und das Eindringen in das Hotel machten mir furchtbare Angst. 

Ich wusste selber, dass ich eigentlich beschlossen hatte nicht mehr vor allem und jeden mich zu fürchten, doch wollte mir dieses Vorhaben einfach nicht gelingen. 

 

Es war früher Nachmittag als ich wieder in das Haus meines Vaters kam. 

Ich hatte mit Jove noch etwas gegessen zu Mittag und mit ihm die nächsten Schritte besprochen.

 

Der blaue Teufel war, entgegen meiner Erwartung, sehr angetan von der Idee meines Vater, uns eine Rede halten zu lassen. Als ich ihm gegenüber meine Zweifel geäußert hatte, hatte er mich nur verblüfft angeschaut und mich für eine Vollidiotin gehalten.

Er meinte, dies wäre die perfekte Gelegenheit einen weiteren großen Schritt in der Geschichte der Gesegneten zu gehen. Mittlerweile stimmte ich ihm sogar zu. 

Wir würden die Chance haben, all unsere Emotionen in Worte zu legen, die uns schon so lange auf der Zunge brannten.

 

Wir hatten uns einvernehmlich entscheiden gemeinsam auf das Podest zu gehen und beide jeweils etwas kurz zu sagen. 

 

Als ich in mein Zimmer kam und mich in mein Bett legte, übermannte mich beinahe die Müdigkeit. Ich hatte trotz Joves Anwesenheit in meinem Bett heute Nacht, kaum schlafen können aufgrund der Albträume die mich plagten.

Bevor ich allerdings mir meinen verdienten Mittagsschlaf genehmigen konnte, musste ich mir noch schnell bequeme Sachen anziehen.

 

Als ich meine Augen aufschlug blickte ich an die Decke und strahlte als ich ein riesiges und wunderschönes Bild an der Decke fest genagelt sah.

Es zeigte ein weißhaariges Mädchen die auf den Betrachter des Bildes zu lief. Hinter ihr ragte eine große dunkelblaue Well hoch und bildete den kompletten Hintergrund des Bildes. Das wirklich atemberaubende und schöne war, dass in der Gischt beim näheren betrachten Gesichter zu sehen waren. 

Ich erkannte Jove, weiter links direkt hinter dem Mädchen, dass offensichtlich ich darstellen sollte, Basir weiter oben und direkt daneben Akira. 

Basirs Initialen unten am Bild waren eigentlich gar nicht nötig gewesen. Auch so hätte ich sofort gewusst, dass es von ihm war. Seine Pinselführung und Farbwahl war einzigartig.

Glücklich kuschelte ich mich in eines der Kissen und versank in dem wunderschönen Anblick.

 

 

Als ich aus meinem Schlafzimmer trat um mich duschen zu gehen, erschrak ich zu Tode als direkt neben meiner Tür zwei Sicherheitsleute standen. 

„Ehrlich jetzt? Kann ich noch nicht mal alleine ins Bad?“ schnauft ich, erwartete aber keine Antwort. 

Als diese allerdings trotzdem kam, erlitt ich einen nächsten kleinen Schreck.

 

„Offenbar wurde eine Drohung ausgesprochen im Hinblick auf den Ball und die Anzahl der Sicherheitsleute und ihr Gebiet wurde erweitert.“

 

„Was für eine Drohung?“ fragte ich zitternd. 

„Mehr Informationen haben wir leide nicht für sie Mylady.“ sagte der große braunhaarige und trat wieder einen Schritte zurück.

Frustriert machte ich mich aufs in Bad und ließ mir Wasser in die Badewanne ein. In nur einer Dreiviertelstunde würde eine Make-up Tante kommen und mein Gesicht, sowie meine Haare machen. 

Während sie an mir herumhüpfen würde, könnte ich mich meiner Rede widmen. 

 

Als ich in dem angenehmen warmen Wasser lag, ließ ich nochmal das Gespräch mit den Ratsmitgliedern Revue passieren. 

Es waren wider meiner Erwartung tatsächlich nur die zwei Ratsmitglieder, Adeodato Achille  Orsini, ein Mann etwa ein Jahrhundert jünger als mein Vater, gebürtiger Römer und ein wahrhaftiger Krieger, und Giada Adorata don Carlos, eine klein gewachsene Frau, mit wunderschönen dicken und langen braunen Haare, eisblauen Augen, dunkler Hautfarbe und einer eher stilleren Art versehen, die allerdings ihre Meinung trotzdem sehr deutlich vertreten konnte, vertreten gewesen. 

Sie war in etwa so alt wie mein Vater, aber wer achtete schon auf solche Kleinigkeiten. 

 

Adeodato hatte eigentlich die gesamte Zeit nur mit meinem Vater Gegenmaßnahmen im Falle von einer Volkserhebung besprochen und die einzigen Worte die er an Giada gerichtet hatte, war eine Frage wo den ihr Neffe bleiben würde. Ich selber hatte mich nur kurz vorgestellt und dann gespielt interessiert den Gesprächen gelauscht.

Giada hatte die Frage nach ihrem Neffen nicht beantwortete sondern ihre zornigen Augen sprechen lassen. Als ich meinen Erzeuger auf dem Weg zurück in die Villa gefragt hatte warum, erklärte er mir, dass sie dasselbe Problem hatte wie er mit mir. Mehr hatte er zu dem Thema nicht gesagt. Hieß dass nun, dass ein weiteres Mitglied des Rates ein Gesegnetes Kind in der Familie hatte?

Ich hatte während des gesamten Essens die Blicke der Frau auf mir gespürt und mich darunter gewunden als würde sie auf mich einschlagen.

Die Auren der drei mächtigen Vampire waren, obwohl sie sie merkbar unterdrückten, kaum zum Aushalten gewesen und mir graute es jetzt schon sie heute Abend alle an einem Ort wiederzusehen. 

 

 

 

 

 

Die Make-up Tante entpuppte sich als Make-up Onkel ,war stockschwul und ein Mensch. 

Ich roch den Geruch sofort und hörte das wildpulsierend Blut in seinen Adern.

Nichts desto trotz musste ich zugeben, dass er etwas von seinem Handwerk verstand.

Als ich mich nach Anderthalbstunden im Spiegel anblickte, staunte ich nicht schlecht. 

Er hatte mir Smokey Eyes verpasst, was meine Augen perfekt betonte sie aber nicht zu hart wirkten. Meine Haare waren zu einem hohen sehr strengen Zopf gebunden und schienen zu glitzern. Das coole war, dass meine Haare mir quasi als Zopfgummi dienten, da Jacques, so hieß der Onkel, sie mehrmals drunter und durch gezogen hat, sodass sie nun perfekt aussahen.

Trotz meiner Bedenken, wirkte ich nicht zu streng, da noch einzelne Strähnen als locken um mein Kinn fielen. 

Meine Lippen hatte mein neuer bester Freund in einen zarten rosa Traum verwandelt.

 

„Deine Lippen sind zum küssen.“ schwärmte er und pinselte weiter in meinem Gesicht herum. 

 

Bevor ich mich dem Kleid widmete, legte ich noch schlichte helle Diamanten Ohrringe an. 

 

Als ich unter Jacques Applaus das Bad verließ und ins Ankleidezimmer ging, musste ich mich setzten aufgrund des Anblickes meines Kleides. 

 

Erinnerungen von dem Shoppingtag mit Antolius schossen mir durch den Kopf. Wie er mir das Kleid gereicht und der Verkäuferin gesagte hatte, dass sie es bitte seiner Freundin dort drüben bringen sollte. 

Sein lüsterner Blick als er mich darin sah.

Sein Geruch.

Seine wunderschönen Augen.  

 

Wie in Trance ging ich auf das Kleid zu und streichelte über den wunderschönen Stoff. 

Es war als wäre er hier. 

Eine einzelne Träne löste sich aus meinem Auge und rann über meine Wange. 

Bevor sie allerdings hinunterfallen konnte wurde sie von einer rosigen Menschenhand gestoppt.

„No No Mylady, nicht weinen.“ 

 

Ein Schluchzer entrann meiner Kehle und plötzlich fühlte ich mich dieser riesigen Aufgabe, die heute Abend auf mich zukam, nicht länger gewachsen. 

Das war alles zu viel. 

Das Gefühl zu ersticken überkam mich und meine Kehle war wie zugeschnürt. 

 

Schmächtige Arme umschlangen meinen Körper und der aufdringliche Geruch von Jacques Parfüm stieg mir in die Nase. 

 

„Ich weiß nicht aus welchem Grund du gerade weinst aber das ist egal, denn manchmal braucht man auch gar keinen Grund dazu. 

Aber Liebes, ich sehe dich und sehe ein Mädchen, dass sich selber stark unterschätzt. Ich bin mir sicher, du denkst über viele Dinge richtig und auch sehr- wie soll ich es sagen-  herrisch aber du äußerst dich nicht. 

In dir steckt so viel Potential, dass du nicht ausschöpfst. Das Personal denkt, dass du ein Mädchen bist mit silbernen Augen, die dieses aber nur äußerlich trägt und nicht innerlich. 

Man darf weinen. Man darf zusammenbrechen. Man darf trauern. Man darf vermissen. 

Aber weißt du was man niemals darf Prinzessin? Aufgeben. 

Egal wie oft du hinfällst, dass einzige was zählt ist dass du immer einmal mehr aufstehst. 

Verstehst du was ich dir sagen möchte?“

 

Ergeben nickte ich.

 

„Und nun schlüpf in dieses wunderschöne Kleid und lass mich dir Schuhe aussuchen. Ich will es endlich getragen sehen.“ zwinkerte mir der kleine Mensch zu.

„Danke.“ hauchte ich, begann mir aber erst meine Unterwäsche auszuziehen als Jacques aus dem Zimmer trat. 

 

 

Das Kleid saß nun etwas lockerer als letztes mal und nicht mehr so eng anliegend. 

Das sah auch Jacques so.

„Mäusschen kann es sein, dass du seit der letzten Anprobe beträchtlich abgenommen hast?“ 

Erneut nickte ich beschämt und betrachte mein Spiegelbild während Jacques begann mit Nadel und Faden sich an meinem Kleid zu schaffen zu machen.  „Es ist ein wirkliches Prachtstück.“ 

lächelte er und legte einen Arm um meine Taille.

„Du bist eine wahrhaftige Schönheit weißt du das?“  Ich errötete leicht und bedankte mich bei ihm.

 

 

Da mittlerweile mal wieder die Zeit drängte warf  Jacques mir meine silbernen hohen Schuhe zu, die man allerdings kaum sehen konnte aufgrund des langen Kleides. 

Hastig fing ich sie auf und schlüpfte hinein.

Dieses mal ließ ich den Mantel im Haus da man nicht in einer Jacke auf den roten Teppich ging. 

Eilig schrieb ich Basir und Akira noch eine Nachricht in den ich den beiden viel Glück wünschte, bevor ich begleitet von Jacques und vier Sicherheitsmännern nach unten ging. 

 

Er brachte mich bis zur Limousine und hielt mir sogar die Tür auf. Bevor ich irgendwas sagen konnte, hatte er sich auf die Zehenspitzen gestellt und mir einen Kuss auf den Kopf gedrückt. 

„Ich wünsche dir nur das Beste Liebes. Pass auf dich auf und glaube immer an dich. Nur wenn du du selbst bist, kannst du glücklich werden. Du hast meine Nummer, melde dich doch bitte wenn du meine Dienste oder einfach nur jemanden zum reden benötigst.“ 

 

„Ich kann dir nicht genug danken Jacques. Darauf werde ich auf jeden Fall zurückgreifen.“ 

 

Ein letztes mal drückte ich ihn und stieg dann in die Limousine.

 

Ich war fruchtbar aufgeregt und meine Finger begannen mal wieder verdächtig an zu kribbeln. Das Problem war, dass ich heute Abend ganz sicher nicht Handschuhe tragen konnte, ohne das Fragen gestellt werden würden. 

 

Wir hielten vor einem großen eindrucksvollen Gebäude ohne rotem Teppich und Blitzgewitter. 

 

Als die Autotür aufgemacht wurde staunte ich nicht schlecht als mein Erzeuger einstieg.

 

„Guten Abend Phoebe Chione.“

„Wünsch ich dir auch Vater.“ sagte ich und rückte einmal durch um ihm Platz zu machen.

 

Er setzte sich direkt neben mich und goss sich in ein Champagner in eines der Gläser ein.

 

„Willst du auch?“  fragte er mich mit einer hochgezogenen Augenbraue.

 

„Nein Danke, ich vertrage nicht so furchtbar viel.“ antwortete ich und erinnerte mich dadurch selber an den Abend mit Antolius. 

 

Ich seufzte. Mein Vater missverstand dies offenbar und fragte mich ob ich sehr nervös war.

 

Am liebsten hätte ich ihm ins Gesicht geschrien, dass alleine seine Anwesenheit mich nervlich komplett fertig machte, doch hielt ich mich zurück und nickte nur.

 

Seine Aura war mal wieder allgegenwärtig. Der Wagen startete wieder und mein Erzeuger erhob erneut das Wort.

„Bist du gut vorbereitet für deine Rede?“ erneut brachte ich kein Wort über meine Lippen und nickte nur.

 

„Also um nochmal das ganze Prozedere durchzukauen. Wir kommen in ungefähr zehn Minuten als letzten Gäste an. Zuvor waren die anderen zwei Ratsmitglieder schon dort und haben unser Kommen angekündigt. Einzig Jove wird noch ein weniger später kommen. 

Wir werden vor der Brücke zur St Angelo Engelsburg rausgelassen, wie alle anderen auch, und müssen den gesamten Weg bis zu den Mauern an der Presse vorbeigehen. Denk daran immer nett aber auch etwas arrogant in die Kamera zu lächeln. Nichts ist wichtiger, als dass die Leute dich auf Anhieb respektieren. 

 Da ich der festen Überzeugung bin, dass du stolpern wirst werde ich dir einen Arm um deinen Oberkörper legen, so kann ich auch den Anblick deines nackten Rücken etwas verdecken. Dir ist hoffentlich klar, dass dieser Abend äußerst heikel ist und auf keinen Fall unterschätzt werden darf.“ 

Bevor er weiterreden konnte unterbrach ich ihn.

 

„Was war das für eine Drohung die gegen diesen Abend ausgesprochen wurde?“

 

verstimmt blitzten mich zwei metallene Augen an.

 

„Unterbrich nicht noch einmal Phoebe.“

 

Demütig senkte ich den Kopf und er fuhr fort. 

 

„Nur eine Stunde nach unserer Ankunft beginnt das übertragene Theaterstück. Bis dahin hält du dich gedeckt und bleibst an meiner Seite, da wir den Eröffnungstanz tanzen werden. Es ist wirklich sehr schade, dass Jove sich dagegen entschieden hat pünktlich zum Ball zu kommen.“ 

In diesen Worten schwankte so viel mehr. Er fand es nicht einfach nur Schade sondern eine Unverfrorenheit. 

„Wir mussten ihm dreißig Sicherheitsleute zur verfügung stellen, damit er dorthin konnte.“

Da sich nun Schweigen ausbreitet wagte ich es, das Wort zu erheben. 

 

 

„Fändest du es nicht irgendwie gut, wenn Jove vor dem Theaterpublikum sprechen würde anstatt noch den Weg zur Engelsburg nehmen zu müssen? Somit könnten wir den direkten Weg zum Volk suchen.“ 

 

Mein Erzeuger schien einen Moment zu überlegen. 

 

„Ich weiß nicht. Es wäre tatsächlich eine Gute Idee.“ 

 

Diese Antwort brachte mich dazu, meinen Oberkörper etwas aufzurichten und gerade zu sitzen.

 

„Gut so Phoebe Chione de Civrac. Das ist die Haltung die ich auf dem roten Teppich und dem Ball von dir erwartet. Du bist meine Tochter zeig das bitte auch.“

 

Ermutigt durch dieses Worte nickte ich und strich mir einmal über mein perfekt sitzendes Haar.

„Du siehst übrigens schön aus.“ 

 

„Danke Vater.“ glücklich senkte ich erneut den Kopf und machte mich bereit für den kommenden Tumult.

 

Die restliche Fahrt verlief schweigend. Um mich noch ein wenig auszuruhen lehnte ich meinen Kopf an das Fenster und guckte hinaus. Was ich sah ließ mich erschrecken. 

Überall auf schwerste bewaffnete Polizisten. 

Als mein Vater meinem Blick folgte drückte er auf den Knopf einer Fernbedienung und verdunkelte so alle Fenster auch von innen, sodass ich nur noch auf eine schwarze Wand schaute.

Trotz meines erschrockenen Blickes sagte er nichts und ich wagte nicht ihn darauf anzusprechen. 

 

 

 

Überall war Licht. Ich konnte die Welt um mich herum nur noch schemenhaft erkennen und vertraute blind auf meinen Erzeuger, der mich führte. 

Von außen sahen wir bestimmt toll aus. Er im schicken Anzug führt seine schöne Tochter, die ihm vollstes Vertrauen schenkte den roten Teppich entlang. Tatsächlich basierte mein Vertrauen auf der Tatsache,dass ich wusste er würde mich nicht fallen lass, da es sonst negative Schlagzeilen über ihn geben könnte. 

Schon traurig oder? Die Brücke kam mir Kilometerweit vor und ich war sehr froh, als wir endlich den Torbogen passierten und nur noch eine große Treppe hinauf gehen mussten, um in den Tanzsaal kommen. Als wir endlich auch die letzte Treppenstufe gemeistert hatten, atmete ich einmal tief durch. 

„Ich kann nicht nachvollziehen, wie du das jedes mal machst.“ murmelte ich meinem Vater zu, fuhr einmal durch meinen langen Zopf und warf ihn dann wieder auf meinen Rücken. 

 

Mittlerweile war ich in der Lage endlich meine Umgebung wahrzunehmen. 

Wir standen vor einem weiteren etwas kleineren Torbogen der in einen riesigen, wirklich riesigen wunderschönen Saal führte. 

Es war ein durch und durch goldener Raum der zwanzigmal so groß war wie meine Gemächer in dem Haus meines Vaters.  Als wir durch die Tür traten stoppte das Orchester, welches auf einer Erhöhung am Endes des Raumes spielte und augenblicklich lagen alle Blicke auf uns. 

In meinem Kopf wiederholte ich immer wieder die selben Worte.

„Mach es wie in der Schule. Alle Blicke geflissentlich ignorieren. Du bist die Tochter von Julius Alejandro de Civrac.“ 

 

Wir wurden von einem großen, dünnen Vampir in einem weißen Anzug angekündigt, gingen dann die drei Schritte ganz hinter und begaben uns mitten in die Saalmitte. Noch hatte niemand getanzt, da die Eröffnung den Ehrengästen vorbehalten war. 

 

Ein seichtes, warmes Stück wurde nun gespielt und mein Vater führte mich exzellent zur Musik. Ich glaube es war von Grieg „Peer Gynt“. 

Ich wagte es einmal mein Blick von seinem Gesicht abzuwenden und schaute gen Decke. 

Wunderschöne Muster und Verzierungen zogen sich dort entlang und Wandmalereien von Engeln waren zu sehen.

 

Da ich es nicht wagte zu sprechen, wartete ich bis mein Vater das Wort erhob, doch er tat es nicht.

Als ich erneut in seine Augen blickte sah ich etwas in ihnen aufflackern. 

Hätte ich Julius Alejandro de Civrac nicht so gut gekannt, hätte ich es für Stolz gehalten. 

 

 

 

 

„Sie tanzen ausgezeichnet Mylady.“ Adeodato Achille Orsini war zu mir heran getreten. 

Ich tat dieses Kompliment nickend ab und lauschte wieder dem Gespräch meines Erzeugers mit einem anderen eher unbedeutenden Politiker, dessen Namen ich bereits wieder  vergessen hatte. 

„Darf ich sie um den letzten Tanz vor der Übertragung der Aufführung bitten?“

Fragend suchte ich den Blick meines Vaters. Dieser nickte nur unmerklich und so legte ich meine Hand in die von dem großen Vampire hingehaltene. Obwohl ich eher große Hände hatte für eine Frau, ging sie in seinen Pranken unter und ich fühlte mich wie ein Schaf, dass von der Pfote des Wolfes gehalten wurde. 

 

Ein schwungvolles Lied wurde soeben angestimmt. So betraten wir die Tanzfläche und er zog mich sofort an seine breite Brust. Ich ließ mich von ihm hin und her schwingen, mache Pirouetten und streckte sogar graziös mein linkes Bein um seinen Oberkörper als er mich hochhob.

Ich musste zugeben, dass sein Geruch betörend war und sein Aussehen auch nicht gerade unansehnlich. Eher das Gegenteil wie ich feststellen musste. 

 

„Allein um ihren Anblick jeden Tag genießen zu können, würde ich für die Rechte der Gesegneten kämpfen Phoebe Chione de Civrac.“ 

Mein Tanzpartner hatte sich ganz nah zu mir nach unten gebeugt und flüsterte mir diese Worte in mein Ohr. 

Augenblicklich bekam ich eine Gänsehaut die ich aufgrund seines Schmunzeln als missdeutete verstand. Es war nicht so, dass er nicht attraktiv war, doch rührte die Gänsehaut eher von der Angst die ich ihm gegenüber empfand .

Bewusst hatte er begonnen mich mit seiner mächtigen Aura einzulullen, sodass ich nicht anders konnte als zu tuen was er wollte. 

Das zu Thema wie mächtig ich doch war. 

Ich fühlte mich wie eine Puppe ohne Funktionen.

 

Als das Lied etwas ruhiger wurde, wagte ich es eine indirekte Frage zu äußern, die mir schon seit dem Essen gestern auf der Zunge lag. 

 

„Ich wusste gar nicht, dass es noch weitere Gesegnete in den Stammbäumen der Ratsmitglieder gibt.“ 

 

Abschätzig musterte mich mein Tanzpartner nun. 

„Ich dachte du wärest bereits so alt, dass du mittlerweile weist was es heißt ein Geheimnis erzählt zu bekommen und wie man damit umzugehen hat.“

„Ich dachte sie wüssten bescheid, dass ich über die Auswirkungen einer derart starken Aura wie die ihrige weis. Man kann uns nicht hören, sonst hätten sie ihren Satz eben gerade gar nicht geäußert.“

Nun war ich diejenige die ihn herausfordernd anblitzte. 

 

Ein Schmunzeln breitete sich nun auf seinem Gesicht aus und ich erwiderte es mit einem zaghaften Lächeln.

 

„Er wird heute wahrscheinlich noch erscheinen, zügle also deine Neugier. Mehr kann ich dir nicht sagen.“ 

 

 

 Meine Neugier wuchs aufgrund seiner Worte nur noch mehr und ein aufgeregtes Kribbeln machte sich in meinem Bauch breit. 

Konnte es sein, dass es jemanden gab der tatsächlich exakt dasselbe Schicksal wie ich teilte? 

 

 

Als der Gong, der auch die letzten Gäste dazu auffordert sich in den großen Kinoartigen Raum zu bewegen, in dem die Aufführung ausgestrahlt wurde, ertönte, zog mich mein Vater beiseite und drückte mir einen Zettel in die Hand, mit den Worten: 

„Das ist deine Rede. Keine Abweichungen.“ 

 

Wie erstarrt blieb ich an der Wand stehen und starrte auf das Briefpapier der Regierung.

 

„Mylady, sie müssen nun wirklich kommen es geht gleich los.“ 

 

Wie paralysiert folgte ich dem Angestellten der mich zu meinem Platz genau in der Mitte neben meinem Vater führte. 

Kurz strich ich über mein Kleid und setzt mich dann hin.

Der weiche Stoff der Lehne berührte meinen nackten Rücken und das Gefühl eines Fremdkörpers auf meiner Haut zu haben breitete sich in mir aus.

Erst im Nachhinein überlegt ich, dass mir die Stimme des Angestellten der mich zum Platz geführt hatte sehr bekannt vorkam, doch als ich mich nach ihm umsah erblickte ich niemanden bekanntes der einen weißen Anzug trug. 

Die riesige Leinwand flimmerte auf und man sah Mr Bell auf die Bühne des Kolosseum treten. 

 

Ich war nicht in der Lage der Aufführung zu folgen. 

Einzig als Ferdinand seine Luise vergiftete schaute ich zu und entfernte mich von dem Glauben an die wahre Liebe noch ein bisschen mehr. 

Seiner großen Liebe ließ man platz zur Entfaltung.

Von wegen in ihm ist etwas nach dem Tod meiner Mutter zerbrochen.

 

Als Applaus ertönte, erwachte ich aus meiner Starre und blickte den noch immer verschlossenen Umschlag an.

Ich hatte nie etwas selber sagen dürfen. 

Ich war nur die dies vorlas, nicht aber die Verfasserin.

Ich würde nun wortwörtlich von meines Vaters Worte ablesen.

Ich hätte heulen können vor Enttäuschung. 

Er hatte mir nur Honig um den Mund geschmiert.

Ich war tatsächlich für ihn nur eine Puppe.

 

„Ich denke ich habe mir zwei sehr repräsentative Gesegnete ausgesucht.“ äffte ich ihn innerlich nach. Er meinte wohl zwei, die ohne zu zögern dass tuen würde was er ihnen sagte.  Jove hatte gewiss Angst sein gutes Ansehen meinem Vater gegenüber zu verlieren und war auch er, schnell eingeschüchtert von ihm.

 

Als Julius Alejandro de Civrac sich neben mir aufrichtete und mir die Hand hinhielt, ergriff ich sie automatisch und folgte ihm auf die Bühne. Eine Kamera surrte von der Decke hinunter und ich hörte wie hinter mir Jove angekündigt wurde. 

Offenbar hatte sich mein Vater dazu entschieden ihn tatsächlich im Kolosseum seine Rede halten zu lassen.

 

Aufgrund der Scheinwerfer die auf die Bühne schienen konnte ich nur schemenhaft die Umrisse der Gäste sehen. Mein Vater sagte kurz einig Worte über die Gesellschaft an sich und was sie für Eigenschaften haben musste.  Das laute Geklatsche, welches ertönte nachdem er seinen letzten Satz gesprochen hatte und nun die Ansprache von Jove ankündigte, wurde zu einem einzigen Rauschen. 

 

Langsam drehte ich mich mit dem Rücken zum Publikum um Joves Gesicht sehen zu können. Mein blauer Teufel betrat die Bühne und stellte sich hinter ein eben herbeigetragenes Rednerpult. Wie sehr ich mir wünschte er wäre gerade bei mir. 

 

Wie erwartet zückte er auch einen Papier mit dem Siegel der Regierung hervor und räusperte sich kurz.

Er wollte gerade ansetzten, da geschah es. 

 

Ein Ohrenbetäubender Knall war zuhören und die Lichter in der Halle in der ich mich befand gingen aus. Menschen sowie Vampire schrieen. 

Die einzige Lichtquelle war nun die Leinwand auf der das Gesicht von meinem blauen Teufel zu sehen war. 

Ich sah wie sich kurzzeitig Verwirrung auf seinem Gesicht abspielte und dann ein stummer Schrei seine Lippen verließ bevor der Bildschirm schwarz wurde. 

 

Mitten in der Dunkelheit und Hitze die mich umgab stand ich.

Lauschte den Schreien der Lebewesen um mich herum und lachte.

Oder schrie ich? 

War das nasse auf meinem Gesicht Blut oder Tränen? 

Waren das gerade die Erkenntnisse über die Lügen meines Vaters oder Gesteinsbrocken die um mich herum auf den Boden fielen? 

Hatte es mein Vater wirklich geschafft, dass ich seinen Worten glauben schenkte?

 

Meine Knie berührten etwas hartes und ein stechender Schmerz durchzuckte mich.

 

Meine Augen, die sich mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt hatten fokussierten das Geschehen, doch in Wirklichkeit war da keine Dunkelheit mehr. 

Überall war Feuer. 

Nicht nur ein bisschen Feuer sondern viel Feuer. 

Die Hitze fraß sich an meinem Körper hoch.

 

Ein weiterer Knall und ich wurde aufgrund einer Druckwelle von meinem harten Untergrund gehoben. 

Etwas riss. War es meine Herz oder mein schönes Kleid. War es nun unwiderruflich kaputt? 

Antolius.

Er war kaputt. Unbewusst strich ich an meinem Arm entlang und aber ich berührte das Armband von meinem blauen Teufel nicht.  

War er auch Tod?

War Basir etwa auch von mir gegangen? 

Hatte auch mich Akira wirklich verlassen?

 

Kniete ich gerade mitten auf einer brennenden Bühne alleine und hatte all meine Freunde verloren? 

 

Hatte mich mein Vater alleine dem Tod überlassen, wie er es einst bei meiner geliebten Mutter tat? 

 

 

„Phoebe!!! Phoebe steh auf!!! Los!!“ 

 

Schreie.

 

Der Geruch von verbranntem Fleisch lag in der Luft.

 

Etwas weißes tauchte vor meinen Augen auf. 

 

Druck auf meinem Arm. 

 

Der Geschmack von Tod auf meiner Zunge.

 

Rauch überall Rauch.

 

 

„Verdammt Phoebe; komm zu dir!“ 

 

Eine bekannte Stimme. 

 

Jemand anderes trat neben mich.

 

„Ich habe euch doch gewarnt!“

 

Sie klang anders als die zuvor.

 

 

 

Etwas klatschte gegen mein Gesicht.

 

Meine Sicht wurde wieder klarer. 

 

„Bleib bei mir.“  

 

Ein unfassbarer Schmerz in meinem Bein.

 

Bewegungsunfähigkeit. 

 

Eine starker Arm schlang sich um mich und ich verlor den Boden unter meinen Füßen.

 

„Ich habe euch doch die ganze Zeit gewarnt. Warum habt ihr nicht auf mich gehört?“

 

„Leila? Was tust du hier?“

meine Stimme war kratzig.

Meine Augen wurden plötzlich geblendet vom Licht.

 

„Phoebe? Phoebe guck mir in die Augen!“

 

Ich wurde in ein Auto gesetzt. 

 

Woher kam plötzlich dieser Wagen? 

 

Mein Kopf fiel erschöpft nach hinten.

 

„Du musst mir zuhören Phoebe.“

Mein Kopf wurde hochgehoben und das schmale Gesicht Leilas erschien direkt vor meinen Augen.

 

„Ich war diejenige die dir und Akira die Zettel hinterlassen hat, weil ich dachte ich würdet die Botschaften verstehen. Denke nur immer daran Grün auf Schwarz. 

Du wirst jetzt erstmal in Sicherheit gebracht, weit weg von der Regierung.“

 

Verschwommen nahm ich war, wie sie mir auf den Kopf küsste, dann einige Meter zurück trat und drauf und dran war die Autotür zuzuschlagen.

 

„Warte.“ krächzte ich.

 

„Wieso hast du nichts gesagt?“

Ich spürte einen weichen Händedruck auf meiner Hand. 

 

„Sage nicht alles, was du weißt, aber wisse immer, was du sagst. Ein Zitat von Matthias Claudius. Du warst noch nicht bereit.“

Die Autotür wurde mit einem lauten Knall zugeschlagen.

Erneut sackte mein Kopf weg, dieses mal aber an der Fensterscheibe. 

 

Was ich sah ließ mein Herz kurzzeitig stoppen.

 

Überall totes Fleisch. Die Engelsburg komplett zerstört.

Das einzige Licht in der Finsternis war das lodernde Feuer innerhalb des zusammengestürzten Gebäude. 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 23

 

 

Akira Zoe Contarini 

 

 Der Tod ist nicht der größte Verlust im Leben. Der größte Verlust ist das, was in uns stirbt, während wir leben.

 (Norman Cousins)

 

 

 

 

Auf mir lag etwas Schweres. 

Was war passiert? 

Mein Kopf fühlte sich an als hätte ich zehn Nächte durchgefeiert und mein Körper schmerzte.

Vorsichtig versuchte ich, meine schmerzenden Arm zu heben und das auf mir liegende etwas von mir wegzuschieben. 

Trotz dem konstanten Fiepen in meinem Ohr gelang es mir, für mich etwas Platz zu schaffen, sodass ich eine freie Sicht auf den wolkenverhangenen Himmel hatte.

Die ersten Tropfen fielen, und meine eh schon verklärte Sicht verschwamm noch mehr.

Vorsichtig versuchte ich mich auf zu setzten und fuhr qualvoll zusammen.

Mein Rücken schmerzte fürchterlich. 

Langsam schaffte ich es meine Umgebung wahrzunehmen.

Ich fühlte mich wie an einem fremden Ort.

Die so aufwendig restaurierte Bühne komplett mit dem Geröll der Wände, die zusammengestürzt waren,  verdeckt.

Ich hatte mitten an dem Ort wo einst die Zuschauerplätzen gewesen waren gelegen.

Die oberen Ränge waren komplett verschüttet und einzeln stiegen noch Rauchschwaden in den Himmel. 

Keine der Wände stand mehr. Nichts war mehr von dem runden Kreis, der das Kolosseum gebildet hatte übrig.

Erinnerungen wie Blitze schossen durch meinen Kopf.

Wir hatten das Theaterstück aufgeführt.

Wie hieß es noch gleich?

Wer war wir? 

Erstarrt blickte ich zur Bühne.

Die Leinwände links und rechts flackerten immer wieder weiß auf und boten die einzige Lichtquelle. 

Julius de Civrac hatte eine ergreifende Rede gehalten.

Danach war.. Vehement versuchte ich mich zu erinnern doch verstärkte es nur meine Kopfschmerzen noch mehr. Vor schmerzen heulend hielt ich mir meinen Kopf und wäre am liebsten gestorben um diesen Schmerzen zu entfliehen.

Mein Blick schweifte nach rechts. 

Ich vernahm einen lauten Schrei.

Es brauchte einige Sekunden bis ich verstand, dass ich es war die schrie. 

Augenblicklich klappte ich meinen Mund wieder zu und ließ mich neben die Leiche von einem Mädchen sinken.

Ihren Körper hatte ich von meinem schieben müssen um aufstehen zu können.

Sie hatte auf mir gelegen.

Mein Körper zuckte unregelmäßig und wurde von immer wieder kehrenden Heulkrämpfen durchzogen.

Vorsichtig versuchte ich sie umzudrehen um ihr Gesicht sehen zu können. 

Sie hatte langes Haar, dass allerdings ziemlich verdreckt war. 

Mit einem dumpfen Laut begleitet, landete sie auf dem Rücken.

Zaghaft strich ich ihr die Strähnen und sah in das junge Gesicht von meiner Nicht-Freundin Julia. 

Tränen flossen mir wie Sturzbäche über die Wangen.

 

„Nein!“

Ein Schrei der mich bis ins Mark erschüttern ließ durchbrach die Todstille.

 

Ein schwarzer Schatten huschte auf mich zu und warf mich zur Seite. 

Wie eine Puppe fiel ich nach links auf den Boden und beobachtete von der Seite den Neuankömmling.

Ihr sonst so seiden glattes Haar war stumpf.

Das Gesicht sonst immer zu einer perfekten Maske aufgesetzte war zerstört und der Schmerz und der Kummer regierten ihre Gesichtszüge. 

 

„Kristina.“ leise röchelte ich ihren Namen.

Sie reagierte nicht, sondern kniete sich neben die Leiche und nahm den toten Oberkörper in ihre Arme. 

Langsam wiegte sie ihn hin und her.

 

„Kristina.“ 

ein Schluchzer verließ meinen Mund.

Zittrig versuchte ich erneut mich aufzurichten und robbte neben das schwarzhaarige Mädchen.

 

Sie sah grauenhaft aus. Nichts erinnerte mehr an die Diva.

Ich ertrug diesen Anblick nicht.

 

Sachte legte ich meinen rechten Arm um sie und drückte sie an meine Brust.

 

Das war der Moment an dem ich bemerke, dass ich meinen linken Arm nicht mehr bewegen konnte. 

Der Tinnitus in meinem Ohr verschlimmerte sich und ich war nicht mehr in der Lage etwas zu hören.

Der Schmerz brach über mich in Wellen ein und ließ mich immer mehr abdriften bis ich endgültig das Bewusstsein verlor.

 

 

„Akira wehe du stirbst jetzt auch noch!

Wir müssen hier weg wir werden ganz nass.“ 

Ich fühlte einen starken Druck an meinem Arm.

Unter mir spürte ich harten Boden.

Die Schmerzen waren noch immer unerträglich.

Wassertropfen fielen verstärkt und durchnässten meine Kleidung. 

Ich öffnete meine Augen und musste feststellen, dass ich von Kristina mühsam über den Boden gezerrt wurde. 

„Müsste man nicht eigentlich nach uns suchen?“

Offenbar sprach sie zu sich selbst. 

Wenigstens hatte sich das ständige Fiepen in meinen Ohren verabschiedete. 

 

„Wir sind dehnen nicht wichtig genug.“ Meine Stimme klang mürbe.

 

Erschrocken ließ Kristina meinen Arm los und drehte sich um.

 

„Ah die Prinzessin ist also wieder erwacht.“ 

 

 

Sie hatte es geschafft mich bis zum Rand der Halle zu bringen, die die einzige war, die einige Lücken aufwies. 

Sonst war alles verschüttet und das Geröll zu riesigen Bergen rings um uns herum getürmt.

 

„Wie kommen wir hier raus?“  fragte ich sie noch immer benebelt vom Schmerz.

 

„Ich weiß es nicht.“ 

Kristina ließ ihren Blick schweifen und raufte sich einmal durch ihre verklebten Haare.

 

 

„Aber es wäre schon ein Vorteil wenn wir in einen sicheren Teil kommen.

Julias Leiche ist auf Grund eines lauten Knalls, der eine Geröll Lawine ausgelöst hat, verschüttet worden.“

 

Perplex starrte ich sie an.

„Das heißt du hast mir mein Leben gerettet.“ „Bild dir nicht zu viel drauf ein.“ antwortete sie nur schnippisch.

 

Auch ich ließ nun meinen Blick schweifen.

 

„Hast du noch andere von uns gesehen?“ „Ich wundere mich, dass du jetzt erst fragst.“

irritiert schaute ich sie an. 

 

„Sag nicht du hast sie vergessen.“ neugierige beugte Kristina sich zu mir nach unten und schnippte vor einem Gesicht zweimal.

 

„Akira weißt du noch wer eine Rede, hier auf dieser Bühne halten sollte?“ Verwirrt verneinte ich.

 

„Jove. Der von dir selbst ernannte blaue Teufel.“

Krampfhaft versuchte ich mich zu erinnern, doch bei dem Namen leuchtete nichts in mir auf. 

 

Erneut schaute ich zur Bühne und sah davor die Trümmerteile des Rednerpultes. 

 

Erinnerungen von einem großen Jungen der zu eben diesem Pult trat und ein Papier zückte kamen in mein Kopf. 

 

„Er sollte hier eine Rede halten oder?“ genervt rollte Kristina ihre Augen.

 

„Ja das habe ich ja eben gesagt oder?“

 

Ich achtete nicht auf sie sondern war wie in Trance.

 

Bilder von einem See schossen mir durch den Kopf.

Ich zusammen mit einem blau Haarigen Jungen am toben. 

Sein lautes jungenhaftes Lachen.

 

„Wir waren sehr gut befreundet oder?“

„Ja du und Jove ihr ward sehr gut befreundet.“ wiederholte sie augenrollend.

 

Mein blauer Teufel.

 

Ich erinnerte mich wieder an den Abschiedsgruß am Parkplatz.

Ich erinnerte mich an das weißhaarige Mädchen und an den schwarzhaarigen Jungen mit den schönsten schwarzen Augen der Welten.

Die Ereignisse der letzten Monate schwirrten wieder in meinem Kopf herum.

 

„Wo ist er? Wo ist Basir? 

Wo ist Phoebe?“  

schrie ich wie von der Tarantel gestochen los.

 

 

„Ich hab mich schon gewundert wann das kommt. Hätte ich doch bloß meine Klappe gehalten.“ murmelte Kristina in sich hinein. 

 

„Sag es mir jetzt sofort!“ ich versuchte aufzustehen, doch wollte es mir einfach nicht gelingen.

Nach dem dritten Anlauf gelang es mir auf den Füßen zu bleiben und funkelte das Mädchen vor mir an.

 

„Weißt du wo Julia ist?“ 

fragte sie mich aus ausdruckslosen Augen.

 

Das Gewicht ihrer Leiche auf mir.

Ihre ausdruckslosen Augen.

 

„Du willst doch nicht sagen…“

Wollte sie mir gerade weiß machen, dass meine Freund tot sein könnten? 

„Man kann es nicht ausschließen.“ sagte sie sanfter, ging auf mich zu und umarmte mich.

 

„Was ist hier nur geschehen.“ murmelte ich an ihre Schulter. 

 

„Offenbar wurden die Bombendrohungen wahr gemacht.

Außerdem schau mal dort an der einzigen noch bestehenden Wand.“ Ich folgte ihrem ausgestreckten Finger und erkannt, dass tatsächlich ungefähr eine drei Meter breites Wandstück noch stand.

Mit roter Schrift stand darauf geschrieben: „TOD DEN VERFLUCHTEN.“ 

 

„Oh mein Gott. Es wurde ein Anschlag auf uns verübt?“ erst langsam sickerten die Erkenntnisse durch mein vernebeltes Gehirn. 

 

„Wir müssen hier raus.“ krächzte ich.

„Warum ist uns noch niemand zur Hilfe gekommen?“ fragte ich Kristina.

 

„Ich denke es ist schon wie du gesagt hast. Wir sind es nicht wert. 

Es ist lebensgefährlich ein Weg hier rein zu finden und du glaubst doch nicht ernsthaft, dass wir auf die Hilfe der Vampire zählen können.“ erwiderte sie trocken.

 

Die Wahrheit ihrer Worte bestürzte mich.

„Du denkst auch, dass die Regierung nicht nur gute Absichten hat?“ fragte ich sie perplex.

 

„Ich gehe sogar soweit, dass ich sage sie handeln einzig und allein in ihrem eigenen Interesse. Die Akademie ist dafür da um uns gezielt zu kontrollieren und uns dazu zu bringen sich in ihre Dienste später zu stellen.“ 

 

„Wieso bist du dann nicht schon längst abgehauen?Und woher weißt du das so sicher?“ 

 

 

„Das müsstest du doch am besten wissen Akira. Wir sind nirgendwo sicher auf dieser Gott verdammten Welt. Ich habe viel aufgrund meines Bruder erfahren. Sachen die ganz sicher nicht für meine Ohren bestimmt waren.“

Sie wollte gerade weitererzählen als ein dummer Knall ertönte und ein weitere Gerölllawine ausgelöst wurde.

 

„Wir müssen hier raus.“

„So schnell wie möglich.“ 

 

Kristina wollte sich gerade von mir abwenden als ich sie am Arm festhielt.

 

„Wenn wir in Sicherheit sind erzählst du mir dann alles?“

Erstaunt schaute sie mich an.

„Du willst auch ausserhalb dieser Mauern mit mir sprechen? Obwohl ich so viel Böses über dich gesagt habe?“ Ich seufzte.

 

„Kristina wie gesagt ich habe keine Lust auf diese Streitereien und ich denke wenn wir das hier, irgendwie überstanden haben, können wir doch nur Freunde werden oder?“ grinste ich sie an und auch in ihrem dreckigen und verschwitzten Gesicht bildete sich ein zaghaftes lächeln.

 

Wie auf Knopfdruck knickten mir meine Beine weg.

Gerade noch rechtzeitig schaffte Kristina es mich aufzufangen.

 

„Dann tuen wir mal alles um hier lebend rauszukommen.“

 

Obwohl es furchtbar kalt war und wir beide komplett durchnässt waren, musste ich Teile von meinem verbleibenden T-Shirt abreißen um mir eine Stütze für meinen Arm zu erstellen.

Ich hängte den aus Knoten entstandenen Stofffetzen so um meine Schulter, dass ich meinen Arm reinhängen und so entlasten konnte.

 

Meinen anderen Arm legte ich um Kristinas Schulter und gemeinsam suchten wir nach einem Ausweg. 

 

Auf halben Weg zu der einzig möglichen Stelle nach draußen zu kommen fanden wir Mr Belle reglos auf dem Boden sitzen. Es war ein kleines Wunder, dass wir ihn überhaupt sahen, da eine graue Wolke voller Staub zwischen den Ruinen hing und noch immer Rauch von den explodierenden Bomben in der Luft war.

 

Der kleine Vampir schien irgendwas vor sich her zu murmeln.

Erst als wir ganz nahe bei ihm waren, vernahm ich den Geruch von verbranntem Fleisch, der von ihm kam.

 

„Mr Belle ist alles in Ordnung bei ihnen?“ fragte Kristina ihn unnötigerweise und half erst mir mich auf einen der Steine zu setzten, bevor sie zu Mr Belle ging und sich neben ihn hockte. 

 

„Er reagiert nicht Akira. Was soll ich machen?“ fragte Kristina mich aus großen braunen Augen. 

Ein weiteres mal konnte ich sehen wie fertig sie aussah. 

Ich wollte gar nicht daran denken wie mein Erscheinungsbild war. 

 

„Stups ihn mal an.“ 

Sie tat wie ich ihr sagte und Mr Belle stand wie von der Tarantel gestochen auf und blickte sich aufgeregt um.

 

„Was sind sie? Was machen sie? Was wollen sie?“ wiederholte er immer und immer wieder. 

 

„Mr Belle wir sind es Kristina und Akira.“ 

Erneut reagierte er nicht.

 

„Ich bin es Luise.“ rief ich ihm zu.

 

Erschrocken hob er seinen Kopf.

 

„A-a-aber du bist Tod.“ 

 

hilfesuchend schaute ich zu Kristina.

„Sie ist aus dem Jenseits wiedergekommen und bittet dich nun darum ihr zu folgen.“ 

fügte sie schnell hinzu, half mir auf und legte meinen Arm wieder um sich.

„Los komm wir locken ihn hinter uns her.“ 

 

Das alles ging auch den Umständen entsprechend ganz gut.

Doch als Kristina erst mir und dann Mr Belle über einen Stein half geschah das undenkbar.

Ich hatte gerade das Licht gesehen, dass wie am anderen Ende es Tunnels, hier eher Geröllschicht, erschien als Mr Belle anfing zu schreien.

Kristina versuchte ihn verzweifelt zu beruhigen doch schlug er ihr in seiner Raserei ins Gesicht und sie knallte erschrocken auf den Boden.

 

Der Ausweg war nur wenige Meter entfernt. 

 

„Mr Belle beruhigen sie sich, ich bin es Luise und ich bringe sie in Sicherheit.“ rief ich ihm gepresst zu.

Seine Schreierei würde noch eine weitere Gerölllawine auslösen und unseren Weg zuschütten.

 

Kurz schien er zu überlegen. Währenddessen kam Kristina wieder auf ihre Beine und nahm wieder ihre Position als Stütze für mich ein.

 

Der irre Blick von unserem Theaterlehrer fraß sich in mein Gedächtnis ein.

„Das stimmt nicht! Sie lügen!“ begann er wieder laut zu schreien.

 

„Bitte sie müssen mitkommen.“ flehte ich ihn an doch reagierte er nicht.

Ich tauschte einen verzweifelten Blick mit Kristina aus.

 

„Hilf ihm, ich schaffe das schon alleine.“ bat ich sie und versuchte mich von ihr loszumachen.

Wie zu Verdeutlichung ertönte ein dumpfer Knall und ein Gestein löste sich von einer der Aufschichtungen rings um uns herum.

 

„Akira bist du lebensmüde? Los komm ich kann nur einen von euch retten und das bist du! Er würde mir doch eh nicht folgen und dann sterben wir alle drei!“ wütend packte sie mich und zerrte mich mit ihr.

Ich fiel fast hin bei dem Versuch über meine Schulter zurück zu gucken und nach Mr Belle zu schreien. Er hockte wieder auf dem Boden und malte Kreise in den verstaubten Boden. 

 

Das eine Gestein hatte noch andere aus ihrer ruhenden Lage ins rollen gebracht und nun sauste eine riesige Lawine auf uns zu. 

„Verdammt lass ihn einfach Akira.“ 

 

Die Gerölllawine würde ihn töten.

Ruckartig drehte ich meinen Kopf wieder um und versuchte gemeinsam mit Kristina so schnell wie möglich den Ausgang zu erreichen.

Steine der Mauer fielen uns von allen Seiten auf den schmalen Weg und das Licht wurde ,obwohl die Entfernung abnahm, immer kleiner.

 

 

Hustend schafften wir es aus der Hölle zu entkommen, als der Mark erschütternde Schrei von Mr Belle ertönte.  Erneut zuckte ich zusammen.

Die Umarmung von Kristina tat mir gut.

„Wir haben es geschafft.“ heulte sie völlig erschlagen.

„Du hast es geschafft Kristina.“ erwiderte ich schluchzend und drückte sie mit meinem rechten Arm noch etwa enger an mich.

Mir tat wortwörtlich alles weh und ich vermisste die vollkommene Kontrolle über meine Sinne. 

Es regnete immer noch in Strömen und das Licht hatte sich als eine Straßenlaterne herausgestellt.

Mehr hatte ich für den Moment nicht wahrnehmen können.

 

 

„Akira? Akira!“ 

Moment? 

War das etwa..? 

 

„Basir?“ Mein Kopf ruckte herum und Kristina entließ mich vorsichtig aus der Umarmung.

Er jetzt realisierte ich, dass um uns herum überall Polizei und Krankenwagen standen. Offenbar waren wir durch die Wand der Nordseite herasugekommen, wo der Parkplatz war. 

Meine Augen fanden den schwarzhaarigen Jungen, nachdem sich mein Herz so sehnte.

 

Er  rannte auf mich zu und schloss mich in seine Arme.

 

„Kira oh Kira.“ schluchzte er und streichelte immer wieder über meine verdreckten Haare.

 

„Ist ja gut ich bin ja hier.“ flüsterte ich ihm zu.

 

„Dank Kristina.“ fügte ich noch etwas lauter hinzu.

 

„Danke.“ ertönte die Stimme meines Freundes unendlich dankbar, doch entließ er mich nicht aus seinen Armen.

„Wer ist das?“ Polizisten kamen auf uns zu gefolgt von Sanitätern mit Tragen.

 

Ich lehnte mich etwas zurück und betrachtete Basirs Gesicht.

Seine rechte Gesichtshälfte war bandagiert aber sonst schien es ihm gut zu gehen.

 

„Das Mädchen in den Armen des Jungen heißt Akira Zoe Chione und ich bin Kristina Connor.“ meldete sie dem Polizisten der unsere Namen offenbar auf eine Tafel abharkte.

 

„Habe sie einen Mr Belle oder Jove Augustus Marenzi oder eine Julia Farnese gesehen? Wissen sie von wem ich spreche? Brauchen sie eine Beschreibung?“ 

Ich sah wie Kristinas Blick zu einer starren Maske wurde und augenblicklich rückte ich etwas von Basir. 

Zittrig humpelte ich zu ihr und drückte sie so gut wie es nur ging an mich.

 

„Julia Farnese ist Tod, genauso wie Mr Belle. Von Jove haben wir nichts gesehen.“

Meine Stimme bebte vor Trauer. 

Der Polizist nahm die nur nickend zur Kenntnis und ging dann wieder zurück zu seinem Wagen.

Vier der Sanitäter traten auf uns zwei zu und baten uns sich auf die Liegen zu legen.

Ich tat wir mir geheißen, doch hielt ich die gesamte Zeit Kristinas Hand fest bis wir beide in unterschiedliche Krankenwagen gebracht wurden.

Basir trat hinter den Sanitären mit hinein und setzte sich auf einen der Plätze neben der Trage. Seine Miene war voller Trauer und Schmerz. 

Während die Sanitäter um mich herum alles mögliche machten betrachtete ich nur meinen Freund.

„Hast du Jove irgendwo gesehen?“

die Frage kam nur zaghaft und vorsichtig über meine Lippen.

Viel zu sehr fürchtete ich die Antwort.

„Nein habe ich nicht.

Er ist wie vom Erdboden verschluckt.“ 

 

„Wie bist du aus dieser Hölle herausgekommen?“ 

 

„Ich weiß es auch nicht. Ich war ohne Bewusstsein und bin erst in einem Krankenwagen wieder aufgewacht, konnte aber nicht diesen Ort ohne dich verlassen.“ gestand er brüchig. 

 

„Jetzt bin ich ja da.“ versuchte ich ihn zu besänftigen, doch innerlich wurde mir schmerzlich bewusste, dass 

Jove weg war. Mein blauer Teufel.

 

„Was ist mit Phoebe? Wie ist die Lage in der Engelsburg sind alle in Sicherheit?“ 

 

Basirs Miene sprach für sich selbst. 

 

„Nein. Nein. Nein. Das kannst du mir nicht sagen. Nein.“  heulte ich los.

Krämpfe durchzuckten meinen Körper und ließen mich nicht mehr los. 

 

„Sie ist genauso wie Jove nicht auffindbar.

Die komplette Engelsburg ist zerstört.“ 

 

Ich begann mich unter den Schläuchen die in meinen Armen eingeführt worden waren zu winden und schrie ungehemmt all meinen Kummer frei heraus. 

 

„Geben sie ihr ein Beruhigungsmittel.“ hörte ich die zitternde Stimme von Basir.

 

„Beruhigen sie sich.“ hörte ich einen der Sanitäter rufen.

Ich spürte ein Piksen in meinem Arm und bemerkte wie meine eh schon schwachen Sinne immer weiter abdämpften.

 

„Ich bleibe bei dir Kira. Schlaf gut.“

Das letzt was ich spürte war der sanfte Druck einer Hand auf meiner.

Bombenanschläge erschüttern Rom

Der Verband nun offiziell als gesetzwidrig erklärt

 

Gestern Nacht um etwa 22:00 Uhr ereignete sich ein tragisches Unglück in der Stadt des Hauptsitzes der Regierung, Rom.

Trotz zahlreichen Sicherheitsvorkehrungen und Verschärfungen der Kontrollen am Stadtrand gelang der Gemeinschaft, die sich als „Der Verband“ bezeichnet, ein Bombenanschlag auf die St Angelo Engelsburg und auf das Kolosseum. 

In der Engelsburg fand in der Nacht zum Sonntag der jährliche Frühlingsball statt, der zur Verkündung einer neuen Ära dienen sollte. 

Im Kolosseum wurde "Kabale und Liebe" von einer Gruppe Gesegneten aufgeführt, die Schüler auf der Akademie    sind.

Die Anzahl er Opfer ist noch nicht bekannt und noch immer wird nach Vermissten gesucht. 

Unteranderem befindet sich unten diesen die Gesegnete Tochter des Ratsmitglied Julius Alejandro de Civrac.

Er äußerte sich nur wenige Stunden nach dem Anschlag deutlich.

„Ich werde veranlassen, dass jeder Anhänger dieses grausamen Gemeinschaft seine gerechte Strafe bekommt. Meine Tochter ist vermutlich Tod. Mein eigenes Fleisch und Blut. Es wird nicht meine Rache sein, die grausam wird. Nein es wir die Legitimation der Vernichtung jeder Mitglieder dieses Verbandes sein. Wenn ihr das als Rache seht, so sei es. Dieser Tag sollte der Tag werden, an dem die Gesegneten einen festen Platz in unsere Gesellschaft bekommen und dies wurde nicht verhindert sondern eher besiegelt. “ 

 

Weiter Informationen erfolgen Stündlich.

 

Epilog

 

Basir Mathéo de Boubers

 

 

Wenn alles untergeht, bleib ich hier und bleib bei dir, 

du bei mir, wenn nichts anderes übrig bleibt, bleibt das Wir.

 

 

„Ein wundervolles Fest, findest du nicht auch?“ flüsterte mir Akira ironisch ins Ohr.  Mein linker Arm lag um ihre Hüfte die andere hielt ihre Hand und führte sie zu den weichen Klängen der Musik. 

Die Regierung und somit auch der Vorstand der Akademie hatte entschieden, das Fest anlässlich zum sieben jährigem Bestehen der Akademie und der Unterzeichnung des Vertrags  trotzdem stattfinden zu lassen. Somit zeigten sie, dass  nichts uns erschüttern konnte, erst recht nicht solch armselige Anschläge. 

 

Nun standen wir eng umschlungen auf der Tanzfläche, die errichtet worden war auf der Insel in der Nähe von Capri.

Überall hangen Lampions und tauchten den Strand in ein wunderschönes schummriges Licht. 

Das Orchester hatte soeben das letzte Stück für den heutigen Abend angekündigt. 

 

„Wie lange denkst du müssen wir hier ausharren und das Spiel mitspielen?“ in ihrer Stimme lag Unsicherheit.

Mein Blick schweifte zu Leila die mit Leo tanzte und mich die ganze Zeit mit ihren Augen zu durchbohren schien.

Mit ihr hatte ich noch ein Hühnchen zu rupfen.

„Ich bin mir sicher, dass  Phoebe sich schon melden wird, wo immer sie auch gerade ist. Solange müssen wir auf der Hut sein.“ sagte ich bestimmt. 

Was die Lehrer die uns beobachteten nämlich nicht wussten war, dass wir von ihnen nicht ansatzweise so sehr vertrauten wie wir es vorgaben zu tun. 

In einer Zukunftsversion hatte ich gesehen was geschehen wird mit der Akademie. 

In der zweiten Phase würde sich so einiges ändern und mich fröstelte es bei dem Gedanken.

Leila hingegen schien wohl empört aus Gründen über die ich während ich Akira in den Armen hielt nicht nachdenken wollte. 

Meine Freundin wusste noch nichts von den jüngsten Entwicklungen und Visionen meinerseits und sollte dies auch erstmal so bleiben.

„Ich hoffe nur, dass Phoebe jetzt irgendwo in Sicherheit ist.“ flüsterte meine Freundin hoffnungsvoll.

Ich runzelte meine Stirn bei ihren  Worten.

 „Ich weiß es nicht genau aber sie ganz sicher nicht Tod.  Ich habe sie in der Vergangenheit sehen können. Das Problem ist nur, dass sie noch immer den Verband als ihr Feind sieht, sie dasselbe aber auch von der Regierung denkt und wir nicht mit ihr in Kontakt treten können ohne das unsere Mentoren oder Sicherheitsleute es merken. Außerdem..“ ich stockte und rang um meine Worte „Wenn sie von Joves Verschwinden erfährt wird sie am Boden zerstört sein.“ 

Tiefe Trauer und Angst durchflutete mich erneut. Ich sah die Sorgen um mich in den grünen Augen meiner Freundin doch konnte ich sie ihr nicht nehmen.

Ich hatte nichts von Jove gesehen, weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart oder Zukunft. Traurig hatte ich ihr gebeichtet, dass dies die Eigenschaften eines Toten waren. 

Doch wollte Akira es nicht wahrhaben. Das konnte sie einfach nicht. 

 

„Hey Liebling“  sie suchte meinen Blick und lächelte mich beruhigend an. „Es wird alles gut. Wir haben eine menge Arbeit vor uns und eine menge Geheimnis aufzudecken, aber weißt du was?“ prüfend blickte sie in meine Augen. 

„Wir haben es damals am Strand versprochen. Versprochen, dass wir Phoebe und Leo beim Kampf um ein besseres Leben für Gesegnet unterstützen werden. Was wir zu dem Zeitpunkt nicht wussten war, dass wir uns eindeutig am falschen Ort dafür befanden.“ Bedeutungsvoll lächelte sie mich an  und küsste mich auf meinen Mund.

„Hier drin-“ sie legte sachte ihre Hand auf mein Herz. „sind  für immer deine Freund. Sie werden für immer einen Platz dort drinnen haben, egal wie weit weg sie sind.“

„Ich vermisse sie.“ seufzte ich leise und vergrub mein Gesicht in ihren Haaren.

 

„Basir? Ich danke einer höheren Mach dafür, dass sie uns nicht entzweit hat.“ murmelte sie.

„Mhm?“  Ich tat als hätte ich sie nicht gehört.

Ich konnte ihr nicht sagen, was ich gesehen hatte.

Ich konnte ihr nicht sagen, dass sie schon bald vor einer grausamen Wahl gestellt werden würde. 

Ich konnte ihr nicht sagen, dass ich durch Leila schon einige Schritte weiter war in der Lösung der Geheimnisse. 

Doch war ich zu egoistisch um es ihr schon zu erzählen.

Noch wollte ich sie bei mir wissen.

 

„Kätzchen?“ ich hob meinen Kopf, und suchte ihren Blick.

 

„Ja?“Ihre grünen Augen lagen auf etwas hinter mir. 

 

„Kira?“ fragte ich sie erneut um ihre volle Aufmerksamkeit zu bekommen.

 

„Jaaa.“ stöhnte sie genervt und blickte mir direkt in meine schwarzen Augen.

 

 

„Ich liebe dich.“ 

Perplex starrte sie mich an.

Sachte hob sie ihre Hand und streichelte zärtlich über die hässliche Narbe, die sich einmal von meinem rechte Auge hinunter zackig bis zur Mitte meiner rechten Wange zog. Einer höheren Macht sei Danke, dass ich zum Zeitpunkt der Explosion meiner Augen geschlossen hatte, sodass ich nicht ein eingeschränktes Sehvermögen hatte. Obwohl der Anschlag nun schon etwas her war, schmerzte meiner rechte Gesichtshälfte noch immer und erinnerte mich an den Tag an den ich meine zwei besten Freunde vielleicht für immer verloren hatte. 

 

Die nächsten Worte verließen nur ganz leise und zaghaft ihren Mund, sodass ich sie kaum verstand.

 

„Ich liebe dich so viel mehr.“

 

„Nicht möglich.“ nuschelte ich an ihren Lippen und war mir dessen absolut sicher. 

Die Worte von Ferdinand an Luise hallten mir im Kopf wieder. 

 

„Ich fürchte nichts – nichts – als die Grenzen deiner Liebe.“ 

 

Meine waren endlos weit.

Doch waren es ihre auch?

 

 

 

 

 

"Leila! Warte verdammt. Ich muss mit dir sprechen." rief ich der Blondie hinterher. 

Ich hatte sie beobachtet wie sie das Fest verlassen wollte und war ihr in den Wald gefolgt.

"Was ist denn Basir?" unschuldig lächelte sie mich an.

"Was spielst du für ein Spiel? Und jetzt sag nicht du weißt nicht wovon ich spreche!" meine Stimme brodelte nur so vor Wut. 

"Was denkst du denn?" herausfordernd blitzte sie mich an.

Da war nichts mehr von dem zurückhaltenen, süßen Mädchen.

"Ich habe plötzlich Visionen bekommen, wie du Phoebe davor gewarnt hast zum Treffen am alten Bootssteg zu gehen. Auch habe ich gesehen, wie du den Zettel nach Antolius Tod an seine Leiche gelegt hast. Das Ding ist, dass ich nicht verstehe warum? Warum tust du das? Waren es Drohungen? Waren es Warnungen?"

"Tatsächlich waren es Warnungen, doch die zwei waren einfach zu doof um es zu verstehen."
Sagte sie höhnisch und lächelte mich gespielt freundlich an.

 

"Nochmal Leila, was spielst du für ein Spiel?" 
fest packte ich sie an ihren Oberarm und hielt sie fest. 

 

"Finde es doch selber heraus. Du hast doch das dritte Auge." 

Bevor ich wieder zu etwas ansetzten konnte unterbrach sie mich.

 

"An deiner Stelle würde ich hiervon niemanden erzählen, sonst ist deine kleine Freundin schneller fort, als dass du "Spiel" sagen kannst."  

 

Ganz langsam beugte sie sich vor und hauchte mir die nächsten Worte sanft in mein Ohr. 

"Ich weiß du hast gesehen was passieren wird. Genieß die verbleibende Zeit."

Meine Hand griff ins Leere.

Leila war fort.

 

 

 

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„Padre Nuestro

Que estás en el cielo

Santificado sea tu Nombre

Venga tu reino

Hagase tu voluntad

En la tierra como en el cielo

Amen.“

 

 

 

Murmelte die in schwarz gekleidete Frau und küsste den kalten Marmorgrabstein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

*Ende des ersten Teils*

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 08.03.2015

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
xxx Alle Rechte liegen bei mir. Ich widme dieses Buch meiner besten Freundin Pati. Vielen Dank für A L L E S! Nur wegen dir habe ich geschafft dieses Buch zu ende zu bringen!! Ich weiß nicht was ich ohne dich machen würde! Ich vermisse dich jetzt schon so sehr. Fühl dich gedrückt

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