Cover

Titelei

 

 

Nathalie Lina Winter

 

 

Soulmates

 

Something I need to tell you

 

 

Band 2

 

 

 

Dark New Adult

 

 

 

 

 

Klappentext

Nathalie Lina Winter

 

 

Soulmates

 

Somethig I need to tell you

 

Band 2

 

 

Dark New Adult

 

 

 

Eine Liebe voller Träume, Erinnerungen, Zuneigung und Wärme.

Eine Zeit für dich und mich.

Und nur, wenn wir die Zeilen hinter diesen wundervollen Worten verstehen, begreifen wir, was wahre Liebe wirklich ist.

 

 

Dank ihrer Freunde haben Karena und Timo endlich zueinander gefunden.

Nun wollen sie nichts weiter, als ihr Glück genießen. Doch je mehr Licht sie in ihre Welt lassen, umso dunkler werden die Schatten, die sie mit sich tragen.

Nicht genug, dass ihr geliebtes Wohnheim abgerissen werden soll, kann Karena das Gefühl nicht abschütteln, beobachtet zu werden.

Als aus Beobachtungen schließlich Verfolgungen werden, wird nicht nur ihr Vertrauen zu Timo auf eine harte Probe gestellt.

 

Denn was passiert, wenn all das nur die Spitze des Eisbergs ist?

Wie tief ist dann das Wasser, in dem Karena zu ertrinken droht?

Impressum

Impressum

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

 

© Nathalie Lina Winter, Oktober 2023

E-Mail: nathi_lina_winter@gmx.de

Instagram: https://www.instagram.com/nathi_lina_winter/

Illustration: Naomi K.

Bildverwendung des Covers: Shutterstock

Betaleserinnen: Talia Mortelli, Testleserteam

Professionelles Lektorat: Franca Rainer, Beatrix Eckhart

(https://www.lektorat-bee.de/)

 

Herstellung und Verlag des eBooks: 

 

BookRix GmbH & Co. KG

Implerstraße 24

D - 81371 München

 

Alle Rechte vorbehalten! Ausdruck, auch auszugsweise nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin.

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen sind nicht beabsichtigt.

Orte existieren und stammen aus Deutschland.

 

Dieses Buch, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne Zustimmung der Autorin nicht vervielfältigt oder weiterverbreitet werden.

Zitat

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Für einen großartigen Menschen, ohne den ich dies hier niemals

geschafft hätte.

Danke, dass es Dich gibt.

Und für Basti, weil Du immer in meinem Herzen sein wirst.

Love you Forever

 

 

Lies Mich!

Lies Mich!

 

 

Liebe Leserin und Leser,

 

bevor Du in Soulmates – Something I need to tell you, dem 2. Teil der Soulmates Hexalogie, hineinliest, möchte ich Dir gerne etwas ans Herz legen, das mir persönlich als Autorin, aber auch als Mensch hinter meinem Autorennamen, sehr wichtig ist.

 

 

Ich möchte gerne vorwegsagen, dass es in Soulmates – Something I need to tell you, dem 2. Teil der Soulmates Hexalogie um das Thema Stalking geht. Und somit ein Trigger für Betroffene sein kann.

Deshalb spreche ich hier eine eindeutige und ernstgemeinte Warnung für alle Leser aus, die sensibel auf diese Tabu-Themen reagieren!

Um nicht zu viel von der gesamten Haupthandlung vorwegzunehmen, möchte ich Euch daher ans Herz legen, diesen Liebesroman mit Bedacht und Vorsicht zu genießen.

Eine fiktive Liebesgeschichte, die in unserer heutigen Zeit spielt, ist nicht das reale Leben, so wie wir es selbst kennen, leben und lieben.

 

 

Zudem möchte ich gerne erwähnen, dass der 2. Soulmates Band, Soulmates – Something I need to tell you, ein professionelles Lektorat genossen hat, das auf Grammatik, Rechtschreibung, Satzbau und Textverständnis eingegangen ist! Es wurde von mir befürwortet, eingearbeitet und respektiert.

Auf meinem Instagramprofil (https://www.instagram.com/nathi_lina_winter/) finden sich immer wieder Informationen zum professionellen Lektorat und dem Ablauf zwischen mir und meinen wundervollen Lektorinnen Franca und Beatrix für Dich wieder. Schau Dich sehr gerne um.

 

 

Das Studentenleben, das ich hier anspreche, basiert ebenfalls auf reiner Fiktion. Ebenso wird das Studentendasein hier in der Hexalogie nur zweitrangig aufgegriffen.

Im Vordergrund steht, wie auch schon bei Soulmates – Time is on your Side, dem 1. Teil der Soulmates Hexalogie, die Liebesgeschichte um die Protagonisten Karena und Timo.

 

 

Im 1. Teil Soulmates – Time is on your Side und jetzt auch im 2. Teil der Hexalogie wird Timo, unser süßer Student, einige Kapitel für sich alleine haben.

Seine Kapitel sind, wie auch schon beim 1. Teil der Soulmates Hexalogie, aus der personalen Erzähler-Perspektive geschrieben!

Die Kapitel, in denen ich Timo zu Wort kommen lasse, sind alle am Anfang des jeweiligen Kapitels mit seinem Namen versehen.

 

 

Ich wünsche mir, dass Du, liebe Leserin und lieber Leser, Dich in dieser Liebesgeschichte fallen lassen kannst. Dass sie Dich ein Stückchen vom Alltag entfliehen lässt und dass sie zum Träumen, Lachen, Weinen, Augenverdrehen, Schmunzeln und Haareraufen einlädt.

 

Deine Rezension auf Amazon, Lovelybooks und auch gerne auf deinem Buchblog, deiner Facebookseite und deinem Instagramprofil – sofern Du eins dieser Social Media Seiten besitzt – ist herzlichst willkommen.

Verlinke mich gerne zu Deinen Rezensionen auf Deinen Seiten, wenn Du magst.

 

 

Bitte beachte am Ende des Romans das Nachwort. Es enthält wichtige Informationen zum 3. Band der Soulmates Hexalogie rund um Karena und Timo aka Zuckerschnute und Knackarsch.

 

 

 

 

Alles Liebe, deine

Nathalie Lina Winter ♡

Taschenbuch

Taschenbuch

 

 

Soulmates – Something I need to tell you – Band 2 gibt es selbstverständlich auch als Taschenbuch zu kaufen.

Ihr könnt den »Dark New Adult« Roman über Amazon, online und in jeder Buchhandlung erwerben.

 

 

Das Veröffentlichungsdatum für das Taschenbuch ist der 27.10.2023.

 

 

Die Taschenbuchgröße beträgt 13,5x21,5cm.

Das Taschenbuch hat eine angenehme Schriftgröße – wie ihr sie bereits bei der Neuauflage (September 2023) vom 1. Soulmates Band her kennt.

 

 

 

Soulmates - Something I need to tell you - Band 2 hat 434 Taschenbuchseiten.

Der Preis liegt bei 14,50€.

 

Die ISBN Nummer lautet: 9783757829353

 

 

 

Der 2. Soulmates Band kann selbstverständlich, wie auch bereits der 1. Soulmates Band, von mir persönlich signiert gekauft werden.

 

 

 

Schreibe mir hierfür gerne eine E-Mail (nathi_lina_winter@gmx.de) mit dem Betreff »Signiertes Taschenbuch Soulmates Hexalogie (Band ...)«.

Üblicherweise dauert es zwischen 4 bis 7 Werktage, bis ihr Euer signiertes Taschenbuch in der Hand halten dürft.

Denn im Print on Demand Verfahren über BoD – Books on Demand wird ein Taschenbuch erst gedruckt, wenn der Leser das Buch käuflich erwirbt.

Kapitel 01

Weiche Lippen streiften meinen Hals. Eine Hand strich sanft über meinen Oberkörper, meine Rippen entlang. Finger verloren sich in meinem braunen Haar. Ein warmes Gefühl breitete sich in meiner Brust aus. Ein Seufzen entwich meinen Lippen, während ich mich den sanften, sinnlichen Berührungen des jungen Mannes hingab.

»Baby.« Timos Stimme war sanft und rau zugleich. Dieser Mann war alles, was ich begehrte. Was ich wollte. Was ich liebte. Und was mir, nur mir ganz alleine, gehörte.

Unter seinen sanften, sinnlichen Berührungen, seinen Fingern, die auf Wanderschaft gingen, begann mein Herz schneller zu schlagen.

Währenddessen fuhren meine Hände seine muskulösen Oberarme hinauf.

Ich versuchte seine Berührungen auf mir zu genießen. Mich ihnen völlig hinzugeben. Doch es gelang mir nicht, meine Gedanken auf das zu lenken, was seine Berührungen bei mir auslösten.

Auch wenn sie wunderschön waren und ich sie liebte, wurde ich den Gedanken nicht los, weiterhin beobachtet zu werden. Immer wieder schlich sich die unbekannte Frau in mein Unterbewusstsein und es fiel mir immer schwerer, mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren.

Doch es gelang mir. Die Tatsache, dass wir uns hier an einem See, in völliger Wildnis befanden, war aufregend. Es war anders. Ganz anders.

»Oh Timo«, brachte ich heiser hervor. Mein Unterleib zog sich erwartungsvoll zusammen, als ich seine Hand spürte, die sich langsam meinen Oberschenkel hinauf bahnte.

Heißer Atem traf meinen Hals, ehe Lippen sanft an ihm zu saugen begannen. Ich spürte, wie sich Timos Rückenmuskulatur anspannte, als ich mit meinen Fingern unter sein Shirt glitt. Ich wollte ihn spüren. Ihn ganz für mich haben. Auch wenn es verrückt klang, aber gerade jetzt wäre ich bereit für ein heißes Liebesspiel mit ihm. Doch …

»Was ist denn …?« Verwirrt hielt ich mit meinen Händen inne und auch Timo stoppte seine Bewegungen, seinen Kuss auf meinem Hals.

Feine Regentropfen begannen langsam, und immer schneller auf uns herabzutropfen. Um uns herum auf den Sand und das grüne Gras.

Fast zeitgleich hoben wir unsere Köpfe.

Über uns waren dunkle, schwere Wolken zu sehen. Der Himmel öffnete nun langsam seine Schleusen.

»Das war jetzt aber nicht geplant«, murrte ich und blickte dabei böse funkelnd dem Himmel entgegen. »Hey, du da oben! Du weißt schon, dass du mir gerade mein Happy End versaust, ja?«

Timo über mir lachte leise. »Beschimpfst du gerade den lieben Herrgott?«

Ich sah zu ihm auf, wie er amüsiert eine Augenbraue anhob und so aussah, als wolle er sich doch tatsächlich über mich lustig machen.

»Lach du nur… Dir wird das schon noch vergehen.«

»Das glaub’ ich eher weniger, Schatz«, grinste er und erhob sich geschmeidig von mir. Er reichte mir die Hand, um mich ebenfalls auf die Beine zu ziehen. Ich landete mehr oder weniger sanft in seinen Armen, die mich sofort warm und sicher umschlossen. Tief atmete ich seinen süßlich-herben Duft ein. Er war göttlich. Einfach himmlisch.

»Komm, lass uns zusammenpacken, bevor wir völlig durchnässt hier stehen.« Ich nickte und half Timo beim Einpacken des Picknicks.

Mit schnellen Handgriffen hatten wir alles eingepackt und beeilten uns, von hier wegzukommen, ehe wir noch durchnässt wurden.

Unser Weg führte uns durch den Wald zum Parkplatz, an dem mich vorhin Leon hatte aussteigen lassen. Ich musste kurz an Timos süße Zettel denken, die er mir geschrieben hatte und denen ich gefolgt war. Alleine das ließ mich ein wenig schmunzeln.

»Ladies first.«

»Thank you«, bedankte ich mich mit einem verschmitzten Lächeln, als er mir die Beifahrertür aufhielt.

Er verstaute die Picknicksachen im Kofferraum. Der Regen hatte inzwischen zugenommen und prasselte gleichmäßig auf die Frontscheibe und das Autodach herab.

Meine Kleidung war von oben bis unten komplett durchweicht. Ich hatte nicht einmal ein Handtuch mit, um mir wenigstens das Gesicht trockenzureiben.

Wer hätte auch ahnen können, dass es gerade jetzt regnen würde?

Wenige Augenblicke später setzte sich Timo neben mich und schüttelte seine braunen Haare, die ihm klatschnass am Kopf klebten. Wie auch das Shirt und die Hose.

Mein Blick musste wohl wirklich anschmachtend gewirkt haben, denn Timo schnalzte mit der Zunge.

»Na na, Fräulein Schneider. Wo sind Sie denn mit ihren Gedanken?«

Ich lächelte. »Überall und nirgendwo.«

»Das kannst du dem Weihnachtsmann erzählen, Zuckerschnute, aber nicht mir! Ich weiß, dass dich mein Körper ziemlich scharf macht und du auf ihn stehst.«

Ich tippte mir gegen die Stirn. »Ganz sicher nicht! Du bist auch nur ein Mann, wie jeder andere auf unserem Planeten Erde. Hab‘ ich dir ja schon einmal gesagt.«

Timo lachte leise, ehe er den Motor seines BMWs anließ und über den Waldweg zurück zur Bundesstraße fuhr.

Es herrschte Stille zwischen uns. Doch diese war nicht drückend, oder gar beängstigend. Nein. Sie war friedlich. Wohltuend. Und man merkte, dass Timo und ich uns inzwischen auch nur durch kurze Blicke, oder Berührungen verstanden. Es war, als wenn wir beide wieder zueinandergefunden hätten. Seelisch miteinander verbunden waren. Doch war das wirklich möglich? Konnte man wirklich fühlen, wie es dem anderen ging, ohne dass es ausgesprochen wurde?

Vielleicht. Ich wusste es nicht.

»Und jetzt?«, fragte mich Timo und warf mir einen Seitenblick zu, während er den Blinker setzte und dann in Richtung Innenstadt abbog.

Ich schmunzelte. »Na, vielleicht sollten wir erst einmal aus den nassen Klamotten raus, bevor wir uns überlegen, was wir noch so machen könnten, Mr. Wittenberg.«

»Kaum, dass du mit mir zusammen bist, taust du ganz schön auf, du kleine, freche Zuckerschnute. Wenn das während der Zeit gewesen wäre, in der ich um dich herumscharwenzelt bin, wäre ich der glücklichste Mann auf Erden gewesen, glaub´ mir das mal.«

Ich schnalzte mit der Zunge. »Wenn ich dir das so einfach gemacht hätte, wärst du sicherlich der gelangweilste Mann auf Erden gewesen«, konterte ich leise lachend. Timo zwickte mich neckisch in die Seite, was mich kurz aufquieken ließ, ehe er wieder das Lenkrad ergriff.

»Ganz sicher nicht. Ich hätte mit dir viel früher diese wunderschöne Zeit genießen können, die wir seit … etwa drei Stunden haben.«

Wow. Ich musste lächeln. Seit drei Stunden waren Timo und ich also schon zusammen. Ein Paar. Es fühlte sich für mich immer noch so unwirklich, so … berauschend an.

Langsam kam die Stadt in Sicht und ich wurde wehmütig. Bald hieß es Abschied nehmen von meinem Traummann. Er würde in seine Studentenwohnung fahren und ich würde zu Kathi gehen.

Vierundzwanzig Stunden würden wir getrennt sein, denn der Unialltag würde trotz unserer Liebe und Beziehung, die wir nun hatten, weitergehen müssen.

Ich sah mich schon im Geiste wie eine blöd lächelnde, verliebte Kuh durch die Gänge der Uni, durch mein Zimmer und das Café umherstreifen.

»Was ist los? Du bist so schweigsam.« Timo holte mich aus meinen trüben Gedanken hervor, indem er mit dem Finger vor meinem Gesicht umher schnippte.

»Vierundzwanzigstunden ohne dich. Das ist … verdammt lange. Und es ist so … verdammt hart«, gab ich zu und kam mir auf einmal sehr dümmlich vor. Verdammt. Mein Freund musste mich jetzt schon wie eine Klette finden, wenn ich nicht einmal einen Tag ohne ihn auskommen würde. Umso mehr erstaunte mich seine Reaktion.

»Oh, Baby. Wer hat denn gesagt, dass du das musst?« Ich war verwirrt, erspähte jedoch ein amüsiertes Grinsen auf seinen Lippen. Was hatte das nun wieder zu bedeuten?

»Was hast du vor?«, fragte ich nach, da mir sein Grinsen nur allzu bekannt vorkam.

»Lass dich überraschen«, antwortete er knapp und nahm mein äußerst unzufriedenes Schnaufen belustigt entgegen.

So war das also, Herr Wittenberg, ja? Mich im Dunkeln tappen lassen? Na, was er konnte, konnte ich schon lange. Ich schnalzte etwas ungehalten mit der Zunge und überlegte schon einmal, bei was ich ihn ebenfalls zappeln lassen könnte.

»Du heckst jetzt aber nicht irgend so ein Rachespiel aus, oder?«, fragte mich Timo und zog dabei gekonnt eine Augenbraue hoch.

Mann, verflucht! Er soll damit sofort aufhören. Das machte mich total … ähm … an.

Ich wurde rot und schüttelte schnell den Kopf. »Nein. Sooo kindisch bin ich nicht, mein Hase«, neckte ich ihn.

»Hase?«, fragte Timo sogleich nach und lachte kurz auf. »Wird das jetzt mein neuer Kosename? Betitelst du mich mit Tiernamen

»Hm … wer weiß.« Ich zwinkerte ihm zu und ließ damit das Thema erst einmal so im Raum stehen.

»Schön, das können wir gerne weiter vertiefen, wenn ich mein Vorhaben von vorhin bei dir … »

Er nahm seine Hand vom Lenkrad und strich mit den Fingern langsam über mein Bein. Immer höher.

Augenblicklich stieg Hitze in mir auf. Ich versuchte jedoch dem Drang, der sich in mir bemerkbar machte, mit aller Macht zu widerstehen.

»Hm … das scheint meinem Engelchen zu gefallen. Fehlt nur noch, dass du anfängst wie eine Katze zu schnurren. Ach ja – ich hoffe, du hast nichts gegen Katzen. Mein Mitbewohner hat nämlich eine.«

Was? Oh, wie süß war das denn, bitte?

»Machst du Witze?«, fragte ich ihn und begann vor Freude total zu quietschen. »Ich liebe Katzen. Die sind so … süß. Und knuffig. Und einfach nur …«

Timo schmunzelte. »Unglaublich, was du so alles liebst.«

»Hey, ich muss doch sehr bitten. Wenn du damals nicht wie ein Ochse meine kleine Susi zu Tode erschreckt hättest, dann würde sie jetzt noch leben.« Beleidigt zog ich einen Schmollmund.

»Moment mal, ja? Ich habe deiner Susi nicht ein Haar gekrümmt. Was kann ich bitte dafür, wenn sie wie ein blindes Huhn auf die Straße rennt und das Auto nicht sieht?«, rechtfertigte sich Timo sogleich, doch ich war damit überhaupt nicht zufriedenzustellen.

Susi hatte meine Mutter, als ich im Kindergartenalter gewesen war, von einem netten Bauern geschenkt bekommen, bei dem sie öfter ihre Frühstückseier kaufte. Ich hatte Susi neben meiner weißen Plüschkatze geliebt wie niemand anderen. Okay, außer Timo vielleicht. Eines Tages war meine geliebte Katze nicht mehr aufzufinden gewesen und als ich sie dann endlich fand, saß sie am Straßenrand. Ich hatte sie zu mir locken wollen, doch Timo hatte einen anderen Plan gehabt. Spitzbübisch, wie der kleine Mann nun einmal war, hatte er ein Leckerli dabeigehabt, um mein kleines, süßes Kätzchen damit anzulocken. Das Kätzchen ließ sich das natürlich nicht zweimal sagen. Dass ausgerechnet in dem Moment ein Auto vorbeirauschen musste, als Susi zu Timo wollte, hatte niemand ahnen können. So aber hatte ich mit eigenen Augen ansehen müssen, wie mein geliebtes Fellknäuel überfahren wurde.

In Tränen war ich ausgebrochen und hatte Timo natürlich für den Tod meiner geliebten Katze verantwortlich gemacht. Der arme Kerl wusste gar nicht, wie ihm geschah, als ich ihn fast eine ganze Woche lang ignorierte und mich fast mit ihm im Kindergarten prügelte. Das war mit Abstand das schlimmste Erlebnis gewesen, was ich in meinen Kindertagen erlebt hatte. Nahm man den Umzug Timos und sein plötzliches Abtauchen vorneweg.

»Doch, hast du. Aber …«, ich lächelte versöhnlich, » … vielleicht kannst du das ja wieder gutmachen.« Dabei schenkte ich ihm einen kurzen, aber dennoch sehr gekonnten Augenaufschlag, den selbst einen Herrn Wittenberg nicht kalt lassen konnte. Und ich sollte recht behalten. Timo atmete tief durch und leckte sich kurz über die Lippen, ehe er sich räusperte und ich leise in mich hinein kicherte.

So konnte die Fahrt gerne weitergehen.

 

ஜღ ღஜ

 

»Da wären wir.«

Nach gut zwanzig Minuten waren wir endlich in der Stadt angekommen. Timo hatte einen kleinen Abstecher zum Supermarkt unternommen, um ein paar Lebensmittel und Getränke zu besorgen. In nassen Klamotten war das sicherlich nicht besonders angenehm, aber er nahm es gelassen.

Mir selbst klebte die Kleidung wirklich eklig nass und klamm am Körper und ich hoffte, dass ich bei Timo die Gelegenheit bekam, mir etwas Trockenes anzuziehen. Als ich ihn fragte, ob das auch okay für ihn sei, dass ich mit in die WG kam, schüttelte er nur amüsiert den Kopf und gab mir einen kurzen Kuss aufs Haar.

»Ich glaub‘ kaum, dass sich die Katze und mein Mitbewohner Tom daran stören werden, wenn ich Damenbesuch mit nach Hause bringe. So wie ich Tom kenne, ist der eh bei seiner Freundin.«

Okay, gut. Sein Studienkollege hatte also eine Katze und eine Freundin. Zwei Informationen, die ich schon einmal als positiv bewerten konnte. Hätte er mir erzählt, dass er einen miesgelaunten, nervigen Zimmergenossen hatte, wäre ich sicherlich nicht besonders begeistert gewesen. Aber voreilige Schlüsse ziehen wollte ich nun auch nicht. Deshalb beschloss ich, erst einmal abzuwarten, was passierte.

Nachdem Timo gerade mal zehn Minuten fürs Einkaufen gebraucht hatte, was mich erstaunte, fuhren wir endlich in seine WG.

Vor mir erstreckte sich nun ein Häuserblock, in dem sicherlich viele Mietwohnungen untergebracht waren. Vor jedem Hauseingang standen zahlreiche angeschlossene Fahrräder. Jeder Häuserblock sah identisch aus. Mit roten Backsteinen, etwa drei Etagen hoch und mit Fenstern in der Mitte, wo es das Treppenhaus hinaufgehen musste. Links und rechts reihten sich Fenster aneinander. Es war eben eine typische Studentenwohnanlage in Heidelberg.

Etwas aufgeregt war ich nun doch, als wir gemeinsam, Timo voraus, Einkaufstüte in der Hand haltend, das Treppenhaus betraten und in den ersten Stock gingen. Einen Aufzug gab es hier nicht.

Vor einer roten Wohnungstür machten wir halt.

»Willkommen in meiner kleinen, bescheidenen WG«, grinste mir mein Freund entgegen, als er mir die Tür aufhielt und ich eintrat.

»Wie zuvorkommend von dir«, stichelte ich.

»Bei dir doch immer, Zuckerschnute.«

Ich sah mich aufmerksam um. Von der Haustür ging ein schmaler, langer Flur ab, an dem rechts und links insgesamt vier Türen waren. Ganz am Ende befand sich ebenfalls eine Tür.

Timo streifte sich seine Schuhe von den Füßen und ich tat es ihm gleich. Dann nahm er mich an der Hand. Zusammen mit den Einkäufen führte er mich in die kleine WG-Küche. Und wenn ich klein sage, dann meine ich auch wirklich klein. Hier hatten gerade einmal ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen, eine Kochnische, ein Regal und ein Kühlschrank Platz. Und dennoch war es unglaublich gemütlich.

Nachdem die Einkäufe auf der Küchenzeile verstaut waren, blickte er mich an.

»Wir sollten erst einmal aus den nassen Klamotten raus.« Ich nickte. Ja, das war keine schlechte Idee, eine Erkältung wollte ich mir nicht unbedingt einfangen.

»Dann komm mal mit, meine kleine Zuckerschnute.« Er zwinkerte mir schelmisch zu, was mein Herz zum Rasen und mich zum glücklich aufseufzen brachte.

Gemeinsam gingen wir durch den Flur, bis wir an seiner Zimmertür standen. Timo stieß diese mit dem Fuß locker auf und ließ mir, charmant wie er nun einmal war, den Vortritt.

Sein Zimmer war recht schlicht eingerichtet und ging schmal zum Hinterhof raus.

Ein breiter, dunkelbrauner Holzkleiderschrank mit undurchsichtigen Glasschiebetüren, ein unaufgeräumter Schreibtisch, ein großer Plasma TV, eine Spielekonsole davor und ein gemütlicher schwarzer Ledersessel. Durch die hellblauen Wände wirkte es fast, als ob hier vorher mal ein Kinderzimmer gewesen wäre.

Das Highlight war jedoch Timos großes Doppelbett, welches mich innerlich sehnsüchtig aufseufzen ließ. Darin jetzt einfach zu versinken und um sich herum die Welt vergessen …

»Es ist … aufgeräumt!«, stellte ich mit einem Schmunzeln fest und drehte mich zu ihm herum.

»Natürlich. Was dachtest du denn? Dass du einen Chaoten zum Freund hättest, der keine gute Kinderstube genossen hat? Du weißt, dass meine Mutter da sehr hinterher war, wenn‘s ums Aufräumen ging.« Er warf mir ein kurzes Grinsen zu, ehe er sich zum Kleiderschrank wandte und diesen öffnete.

Ich erhaschte nur einen kurzen Blick hinein, nahm aber an, dass dieser genauso aufgeräumt war, wie der Rest des Zimmers.

»Hier.« Timo hielt mir eine frische Jogginghose sowie eines seiner grauen weiten Shirts unter die Nase. Ich lächelte ihn an.

»Danke.« Schnell nahm ich ihm beides ab und schälte mich dann aus meinen nassen Klamotten. Timo neben mir tat es mir gleich.

»Wo kann ich …« Suchend sah ich mich um, da ich nicht wusste, wo sich das Badezimmer befand.

»Warte. Ich nehm‘s dir gleich ab.«

Ich schmunzelte. Himmel, warum war ich nur so aufgeregt und nervös? Timo und ich waren zusammen, ja so richtig, wir waren nicht mehr nur befreundet, sondern wir waren jetzt ganz offiziell ein Paar – bis auf meinen Bruder wussten es schon alle – und das Allerwichtigste war, dass wir uns liebten. Weil ich endlich auf mein Herz, anstatt auf meinen Verstand gehört hatte. Und, weil Timo einfach der beste Mann auf Erden war, den ich mir nur wünschen konnte.

Nachdem auch er sich etwas Trockenes angezogen hatte, nahm er unsere nassen Klamotten und wir verließen zusammen das Zimmer.

Seine Klamotten fühlten sich unendlich weich und warm an meinem Körper an, sodass ich diese am liebsten für immer anbehalten hätte.

Das Badezimmer der WG war recht klein, aber es passte alles hinein, auch wenn man kaum wirklich Platz hatte, sich als Frau einigermaßen zurecht zu machen. Aber dafür war‘s nun mal eine Männer-WG.

»Setz dich doch, wenn du magst«, bot er mir an, nachdem wir wieder gemeinsam in der Küche standen.

»Mach ich gleich, aber zuvor …« Ich ging auf ihn zu, nahm ihm die Käsepackung, die er gerade aus der Einkaufstüte geholt hatte, aus der Hand und drehte sein Gesicht mit der anderen zu mir. Braune Augen trafen mal wieder auf blau-graue.

Timos Lippen verzogen sich automatisch zu einem sanften Lächeln, welches seine Augen zum Glänzen brachte.

»Du bist das Beste, was mir jemals passiert ist. Und ich könnte mich ohrfeigen, dass ich all die Wochen so blind, so voller Stolz und Vorurteile dir gegenüber gewesen bin. Das tut mir aufrichtig leid. Denn … du hast dich so sehr um mich bemüht und ich hab‘ dich immer wieder mit Füßen getreten. Bitte verzeih‘ mir, Timo. Ich liebe dich wirklich. Von ganzem Herzen. Und ich hatte so eine scheiß Angst, dass ich mit meiner Erkenntnis zu spät kommen würde, aber dann …« Meine Stimme versagte und ich schluckte.

Tief atmete Timo durch, ehe er seine rechte Hand hob und sie an meine Wange legte. Sanft strich er mit dem Daumen an ihr auf und ab und bescherte mir somit eine feine Gänsehaut, die sich über meinen ganzen Körper ausbreitete.

»Du hast mich wirklich lange zappeln lassen, Rena. Aber weißt du, ich glaube das hat uns beiden gutgetan. So hatten wir Zeit, einander besser kennenzulernen. Zu schauen, ob es wirklich zwischen uns passt. Und ich bin dankbar, dass du deinem Herzen gefolgt bist. Ich lass dich nie wieder gehen, das ist dir hoffentlich klar?«

Er sah mir tief in die Augen, in denen ich Liebe, Wärme, Zuneigung und Entschlossenheit las. Langsam nickte ich. Ja, das war mir mehr als klar.

»Das freut mich. Ich lass dich auch nicht wieder gehen«, hauchte ich ihm glücklich entgegen.

Dann reckte ich mich ein wenig, um ganz sanft meine Lippen auf seine zu legen. Mit ihm gemeinsam in einen hauchzarten Kuss zu versinken, in dem alle Liebe dieser Welt steckte.

Zaghaft lösten wir uns.

»Wenn du magst …«, doch Timo unterbrach sich, als mit einem Mal ein Miauen zu hören war und wir beide gleichzeitig hinuntersahen.

Da stand die süßeste Katze, die ich je gesehen hatte.

»Darf ich vorstellen?« Timo bückte sich und hob das süße Fellknäuel auf seine Arme. »Das ist Mika. Unser kleiner Stubentiger.«

»Ohhh, wie süß.« Ich klatschte begeistert in die Hände. Der kleine Kater war schwarz-weiß gescheckt und am Kopf besaß er einen weißen Fleck, der aussah wie ein Herz.

»Ich wusste, dass du ihn lieben würdest. Hoffe nur, dass ich jetzt nicht eifersüchtig werden muss«, lachte Timo und übergab mir den Kater, der mich neugierig beschnupperte, während ich ihn zaghaft auf den Armen hielt.

»Na du, Süßer. Du bist ja ein ganz Feiner«, flüsterte ich Mika zu und kraulte ihn sanft unterm Kinn, welches er schnurrend entlang streckte. »Wenn du genauso süß schnurrst, wie Mika, dann sehe ich da eigentlich kein Problem«, scherzte ich und fing mir von Timo auch gleich mal einen schelmischen Blick ein.

»Ich kann schnurren, keine Sorge. Und zwar dann, wenn du …« Er machte eine sehr eindeutige Bewegung, die mich nach Luft schnappen ließ und mir ein Hüsteln entlockte.

Timo lachte.

Mit Mika auf dem Schoß setzte ich mich an den Tisch in der Essecke und sah meinem Freund dabei zu, wie er uns ein herzhaftes Essen zubereitete.

»Ich hoffe doch mal, dass du dieses Mal nicht den Zucker mit dem Salz verwechselt hast! «, warf ich leicht grinsend ein, nachdem gut eine halbe Stunde später vor uns ein Topf mit dampfenden Spaghetti und einer selbstgemachten Käsesoße standen.

»Du« Timo, der sich gerade die Spaghetti auf die Gabel drehen wollte, sah mich anklagend an, »du hast beides verwechselt. Nicht ich.«

»Hmm … ist das gut!«, gab ich schnell von mir und schob einen vollen Löffel Nudeln in den Mund, um nicht auf seine Aussage antworten zu müssen.

Und es war nicht einmal gelogen. Die Spaghetti schmeckten wirklich köstlich.

Timo hingegen sah mich erst mit leicht schief gelegtem Kopf an, ganz so, als würde er testen wollen, ob ich nun log, oder nicht, ehe er schmunzelnd ebenfalls weiter aß.

Nach dem Essen räumten wir gemeinsam die Küche auf.

»Und was machen wir jetzt?«, fragte ich, während ich den Tisch mit einem feuchten Küchentuch abwischte.

»Hm« Timo legte mir von hinten sanft die Hände um den Bauch und zog mich zu sich, »worauf hättest du denn Lust, mein Schatz?«

Durch seine sanften Berührungen wurden die Schmetterlinge in meinen Bauch geweckt und es kribbelte bis in die Zehenspitzen. Womit hatte ich das verdient, einen so tollen Freund zu haben, der mich so liebt, wie ich war, mit meinen ganzen Facetten?

»Auf alles. Zeig mir einfach … alles«, flüsterte ich und drehte kurz meinen Kopf so, dass ich ihm einen kleinen Kuss auf die Wange geben konnte, ehe ich mich von ihm löste.

»Du weißt schon, dass das gerade eine unmissverständliche Aufforderung war, dir wirklich alles zu zeigen, oder?« Dabei wirkte er recht belustigt, was mich die Augen verdrehen ließ.

Er brauchte keine Antwort von mir zu erwarten, er verstand mich offenbar auch so. Deshalb ergriff er meine Hand und zog mich mit sich in sein Zimmer.

»Jetzt, mein kleiner, süßer Engel«, lachte Timo leicht und näherte sich mir mit langsamen Schritten, »jetzt würde ich dich gerne vernaschen. Aber …« Dabei glitt sein Blick hungrig und voller Begehren an meinem Körper entlang.

»Komm schon, Timo. Das ist nicht fair, mich so …«, begann ich zu jammern, wobei ich einen Schmollmund zog. Das brachte ihn dazu, leicht aufzulachen.

»Nicht so ungeduldig, kleine Rena. Wir kommen noch früh genug dazu, das, was du dir wünschst, in die Tat umzusetzen. Aber jetzt möchte ich dir erst einmal etwas zeigen. Etwas, das ich jahrelang aufbewahrt habe und das mich immer wieder an dich erinnert hat.«

Nun war ich wirklich neugierig auf das, was er mir zeigen wollte.

Aus der obersten Schreibtischschublade zog er etwas, das braun und rechteckig war. Er nahm meine Hand und zog uns beide Richtung Bett, wo wir uns zusammen niederließen. Ich ließ mich auf seinen Schoß ziehen, lehnte mich mit dem Rücken an ihn und genoss seine Wärme. Seine starken, sicheren Arme, die mich sanft umfingen. Sein warmer Atem kitzelte an meinem Ohr, als er rau flüsterte: »Das, was ich dir jetzt zeige, ist ein Teil dessen, was niemand je zu Gesicht bekam. Nicht mal meine Schwester oder gar meine Mutter. Es ist ein Teil, der mich immer, egal wo es war, begleitet hat. Ein Teil von dir und mir. Unsere Vergangenheit. Und ich fände es schön, wenn wir daraus unsere gemeinsame Gegenwart und Zukunft machen. Wenn du damit einverstanden bist?«

Mir stockte bei seinen Worten ein wenig der Atem, doch dann nickte ich.

Timo strich andächtig mit der Hand über den Einband, ehe er das Album aufschlug. Ich war sprachlos. Denn was ich da sah, trieb mir beinahe die Tränen in die Augen.

Die ersten Zeilen waren sicherlich von seiner Mutter geschrieben worden, denn die Handschrift war nicht seine eigene, das erkannte ich sofort.

 

Für meinen lieben, starken Jungen.

Weil wir Dich immer lieben werden, Timo.

 

In Liebe,

Deine Mama & Schwester

 

Als ich die erste Seite umschlug, erblickte ich einen süßen, kleinen Fratz in einem blau-weißen Strampler, der auf den Armen seiner Mutter getragen wurde.

Es wirkte so, als sei das Foto nur wenige Stunden nach seiner Geburt geschossen worden. Auch wenn Timo als Baby nichts mit dem gemeinsam hatte, was ihn heute so anziehend für mich machte, so war er dennoch ein wirklich süßes Baby gewesen. Ich musste lächeln.

Die nächsten Bilder zeigten ihn mit seiner Familie in verschiedenen Situationen. Oftmals standen unter den Bildern noch das passende Datum und ein kurzer Gedanke dazu. Sicherlich ebenfalls von seiner Mutter verfasst. Nur wenige Bilder waren mit ihm und seinem Vater zu sehen. Weshalb dem so war, wusste ich nicht, wollte in diesem Moment aber auch nicht nachhaken.

Und dann kamen sie. Die Bilder, die mich kurz ins Stocken brachten. Die Bilder, die mir zeigten, dass Timo und ich schon damals eine sehr innige, vertraute Freundschaft miteinander geführt hatten.

Sie zeigten uns beide wie wir im Garten der Wittenbergs spielten. Wie wir gemeinsam in Timos Zimmer eine Höhle aus Decken, Kissen und Kuscheltieren bauten. Sie zeigten uns beide fröhlich grinsend, Kuchen futternd im Wohnzimmer der Wittenbergs, daneben unsere Eltern und unsere beiden großen Geschwister, die alles andere als begeistert aus der Wäsche guckten. Es war offensichtlich, dass sie es nicht gerade schön fanden mit der ganzen Familie an einem Tisch zu sitzen. Wahrscheinlich wollten sie viel lieber irgendetwas spielen oder sich anders beschäftigen.

Es kamen Bilder vom Kindergarten, die uns draußen mit anderen Kindern zusammen beim Spielen zeigten. Und dann kamen irgendwann die Bilder, die mich daran erinnerten, dass Timo bald weggehen würde. Timo und Simon bei ihrer Einschulung und klein Rena gleich daneben mit ihrem Kindergartenrucksack.

Timo, mit seinen braunen, weichen Haaren, den braunen, vor Freude strahlenden Augen und dem breiten Grinsen im Gesicht. Und ich, die neben ihm stand. Ebenfalls mit braunen Haaren und einem strahlenden Lächeln auf den Lippen. Die große, rote Schultüte im Arm haltend und mich an Timo lehnend.

Die letzten beiden Bilder zeigten uns beide, wie wir gemeinsam, wieder im Wohnzimmer der Wittenbergs saßen und Hausaufgaben machten.

Ich lächelte sanft. »Du hast mich wirklich nie vergessen.«

»Nein. Niemals. Wie könnte ich auch so eine wundervolle Frau wie dich vergessen?«, hauchte Timo an meinem Hals und ich wusste, spürte, dass er lächelte.

»Ich habe dich auch nie vergessen«, murmelte ich und versuchte dabei mein Gähnen zu unterdrücken, doch es war stärker als ich. Die Müdigkeit machte sich mit einem Mal in mir so breit, dass ich Mühe hatte, die Augen offen zu halten.

Timo, der das wohl spürte, ließ mich sanft von seinem Schoß gleiten und legte mich in sein großes, warmes, nach ihm duftenden Bett. Ich seufzte leise, als ich mich in seine Decke kuschelte und seinen unwiderstehlichen Geruch tief einatmete.

Weiche Lippen berührten meine Schläfe, dann ging das Licht aus.

Kurz darauf spürte ich, wie mich seine starken Arme umfingen und er näher an mich rückte.

Timo schlief, wie sollte es auch anders sein, fast nackt. Nur seine Boxershorts hatte er noch an, wie ich merkte, als ich mit den Fingern sein Bein aufwärts strich.

»Träum süß, mein Engel«, murmelte er an meinem Hals, strich einmal mit seinen Lippen dran entlang und drückte mich mit seiner freien rechten Hand noch enger an sich.

»Du auch, Schatz«, erwiderte ich leise und schloss dann selig lächelnd die Augen, ehe ich ins Land der Träume versank.

 

ஜღ ღஜ

 

Etwas raschelte.

Ich spürte, wie sich die Decke über mir leicht senkte und tapsige, kleine Pfoten über mich stiegen. Ein kurzes Miauen erklang, ehe wieder Ruhe einkehrte. Langsam drehte ich mich um und blinzelte. Neben mir lag Timo. Er schlief offenbar noch tief und fest mit dem Rücken zu mir.

Ich ließ den Blick umherschweifen und merkte erst dann, dass zwischen ihm und mir Mika eingerollt lag und es sich gemütlich gemacht hatte. Wie ist der Kater nachts nur herein gekommen?, fragte ich mich kurz, doch dann fiel mir ein, dass Katzen schon immer schlaue Tiere gewesen waren. Spätestens als ich die etwas angelehnte Zimmertüre sah, wusste ich natürlich, wie der Kater ins Zimmer gekommen war. Er schien Timo irgendwie zu lieben. Aber wie konnte man diesen starken, romantischen, sexy Mann, den ich mein Freund nennen durfte, nicht lieben? Ich war schon vorher wach gewesen, dennoch kurz darauf noch einmal in einen Halbschlaf gefallen. Und aus diesem entwickelte sich im Unterbewusstsein meine Angst. Erst durch das Auftauchen des Katers war mir bewusst geworden, dass ich das erdrückende Gefühl in meiner Brust nicht richtig los wurde. Die unsägliche Furcht, Timo könnte sich auch einfach eine andere Frau nehmen, wenn er merkte, dass ich ihm nicht das geben konnte, was er sich vielleicht erhofft, erwünscht, erträumt hatte.

Solche Ängste hatte ich bisher noch nie empfunden, denn in meiner Kindheit war es immer irgendwie selbstverständlich gewesen, dass Timo für mich da war. Dass er mich beschützte. Bis zu jenem schicksalhaften Tag, an dem er sich nicht mehr meldete und meine Welt und somit auch mein Herz in tausend kleine Teilchen zersprang. Es hatte mich vor wenigen Tagen viel Überwindung gekostet, mir einzugestehen, dass ich Timo immer noch liebte, ihn begehrte, wollte. Und doch war ich jetzt, in genau diesem Moment, mehr als dankbar, dass ich endlich auf mein Herz gehört hatte. Denn, wenn ich ehrlich war, so stand ich mir ständig selbst im Weg - zu verletzt, von dem, was damals passiert war.

Umso mehr konnte und wollte ich das Glück, das neben mir lag, einfach nur festhalten, genießen und nie mehr loslassen.

Langsam streckte ich die Hand nach seiner breiten, linken Schulter aus. Sanft begannen meine Fingerspitzen über seine nackte Haut zu tänzeln, ehe diese zu seinem Nacken wanderten. Behutsam fuhr ich durch seine weichen, braunen Haare, während ich langsam von hinten an ihn heranrutschte. Meine andere Hand, die unter der Bettdecke lag, suchte sich wie von alleine ihren Weg über seine Hüfte, hinauf zu seinem Oberkörper.

Timos Atem stockte für einen Moment, als ich mit langsamen Bewegungen meine Finger über sein leichtes Sixpack streichen ließ und dann hoch zu seiner Brust fuhr. Meine Finger machten erst halt, als sie ihr Ziel sicher erreicht hatten. Dort lagen sie nun. Unter meinen Fingerspitzen konnte ich seinen sanften, ruhigen Herzschlag spüren. Das stetige Pochen in seiner Brust war für mich nun, da ich es fühlte, so machtvoll, so bedeutungsvoll, dass ich meine Hand dort am liebsten niemals mehr hätte wegnehmen wollen. Denn es zeigte mir, dass dies hier kein Traum, keine Illusion war, sondern die Realität, die ich jahrelang gewollt hatte. Und nun bekommen hatte.

Ich vergrub mein Gesicht in seinem Nacken und atmete den süßlich-herben Duft ein, der auf mich so betörend wirkte.

»So früh am Morgen schon Sehnsucht nach mir, mein Engel?«

Timos Stimme, die noch leicht rau vom Schlaf war, durchbrach die Stille. Seine Finger berührten meine Hand und verschränkten sie miteinander. Ich seufzte.

»Ich wollte nur sichergehen, dass dies hier kein Traum ist«, murmelte ich in sein Haar und fing an, seinen Nacken und Schulter mit sanften, kleinen Küssen zu bedecken.

»Ich kann dich beruhigen: Du träumst nicht. Und selbst wenn, dann hätte ich schon noch dafür gesorgt, dass dein Traum bald Realität wird. Du kennst mich. Wenn ich etwas haben will, dann kann ich sehr hartnäckig sein.«

Oh ja. Das kannte ich zu Genüge. Seine Aussage ließ mich kurz auflachen, ehe ich ein wenig nach hinten rückte, damit er sich zu mir herdrehen konnte.

Seine Augen, die eine sanfte, liebevolle Wärme ausstrahlten, musterten mich einen Moment lang nachdenklich.

»Was … was ist?«, fragte ich ein wenig verwirrt, doch dann schüttelte er den Kopf.

»Ich versuche nur zu begreifen, dass dies hier gerade wirklich passiert. Du in meinem Bett. Mit mir zusammen. Nicht nur heimlich, sondern ganz offiziell. Das ist unbeschreiblich. Oh Rena, du weißt gar nicht, wie sehr ich dich liebe, begehre, brauche. Ich liebe dich, Baby. Für immer.«

Seine warmen, sanften und ehrlichen Worte erreichten genau ihr Ziel: mein Herz.

Ich blickte ihn lächelnd an. »Ich liebe dich auch, Timo. Mehr, als du es dir je wünschen könntest.«

Damit zog ich sein Gesicht mit beiden Händen zu mir und küsste ihn. Sanft, fordernd. Liebevoll. Mitten in unserem Kuss erklang es dann. Ein Miauen. Erst leise, dann etwas lauter und kräftiger.

Kichernd löste ich mich von Timo und sah den Übeltäter an. Mika saß vor uns und es sah wirklich aus, als ob er eifersüchtig wäre. Sein Blick wirkte vorwurfsvoll. Wieder ließ er ein Miauen hören und tapste dann auf Timo zu, um sich von ihm ausgiebig streicheln zu lassen. Dieser schmunzelte.

»Versprich mir, dass du mich einfach nie mehr verlassen wirst«, wisperte ich, während ich mich zu ihm herabbeugte.

»Wie könnte ich so eine wundervolle Frau wie dich verlassen, mein Engel? Hör auf dir deswegen Gedanken zu machen. Ich schmeiße doch nicht mein Glück, um das ich so hart gekämpfte habe, einfach über Bord. Wer wäre ich denn? Wie kommst du nur auf solche dummen Gedanken, Rena? Ich liebe dich, mehr als alles andere auf der Welt und wenn es sein muss, dann beweise ich es dir jeden Tag aufs Neue. Du bist die Eine, die ich will. Die Eine, der mein Herz gehört. Nur du. Vergiss das niemals.«

Er sah mir liebevoll und zugleich ernst in die Augen. Ich konnte nichts anderes tun, als zu nicken. Denn meine Gedanken, meine Ängste … ich wollte sie ihm nicht offenbaren. Ich hatte unsagbare Angst, dass Timo mich für dumm verkaufen, mich auslachen würde, wenn er davon erfuhr. Also beschloss ich diese Gefühle hinter meinem Herzen zu verstecken. Sie zu verschließen und den Schlüssel ganz weit wegzuschmeißen, so dass sie nie wieder ans Tageslicht kommen würden.

Erst dann konnte ich mich endlich entspannen und den Kuss mit meinem Freund genießen.

»Hm … du machst mich ganz heiß«, murmelte Timo an meinem Ohr und ich spürte seine Erregung an meinem Oberschenkel. Ich seufzte, wollte ihn jetzt so gerne spüren, bevor uns wieder der Ernst des Lebens fest im Griff haben würde, doch jemand hatte da wohl andere Pläne im Sinn. Denn just in dem Moment, als Timo auf Tauchstation gehen wollte, hielt ihn ein Klingelton davon ab.

»Was zum …«, knurrte er und warf einen Seitenblick auf das Handy, das auf dem Nachtisch links von ihm lag.

Ich schmunzelte, obwohl ich eigentlich eine Schnute ziehen wollte. Das war‘s wohl erst einmal mit unserem Kuschelkurs.

»Dein Bruder hat auch die dumme Angewohnheit immer dann etwas zu wollen, wenn ich gerade beschäftigt bin«, schnaubte Timo, ehe er augenrollend ans Handy ging.

»Alter, was los bei dir? Brennt die Hütte oder warum rufst du mich zu so einer unmenschlichen Zeit an? Was? Ja ... nein. Oh Mann, Simon.«

Ich hörte nicht, was mein Bruder zu ihm sagte, aber so, wie Timo gerade reagierte, konnte es nur etwas sein, das mein werter Bruder nicht alleine auf die Reihe bekam.

Eigentlich wollte ich mich gerade aus dem Bett schleichen, damit Timo mit ihm in Ruhe reden konnte, doch aus meinem Vorhaben wurde nichts. Timo schnappte sich meine Hand und hielt sie fest. Dabei schüttelte er den Kopf, während er weiter mit Simon sprach.

Nach einigen Sätzen, die Timo zwischen belustigt und ernsthaft gewechselt hatte, legte er schließlich auf.

»Was wollte Simon denn?«, fragte ich neugierig, konnte mir aber schon denken, was es war. Typisch Mann eben.

»Das Übliche: Abhängen und mich wegen seiner Ische auf den neusten Stand bringen. Keine Ahnung, warum er denkt, ich wäre da ein Experte drin, wenn‘s darum geht, die Frauen zu verstehen oder aufzureißen …«

Ich schnalzte mit der Zunge und hob tadelnd den Finger. »Solange du nur redest und ihm Tipps gibst, habe ich damit kein Problem. Aber wehe, du …«

Timo riss erschrocken die Augen auf. »Baby, bist du verrückt? Nie wieder werde ich eine Frau auch nur so anschauen, so begehren, wie dich, Rena. Das sollte dir klar sein.«, setzte er noch hinterher und musterte mich ernst.

Ich nickte. Ja, das war mir klar. Mehr als das.

»Und wenn du dafür doch noch einen Beweis brauchst, dann …«

Ehe ich mich versah, hatte sich Timo erhoben und zog mich mit ihm hoch. Das Grinsen, das er mir zuwarf, während er mich an der Hand hinter sich herzog, ließ mein Herz gleich um zehn Oktaven höherschlagen.

Meine Augen leuchteten. Meine Lippen verzogen sich zu einem verliebten Lächeln. Und im nächsten Moment schob mich mein Herzensprinz schon ins Badezimmer und zog mich unter die Dusche. So kann der Tag gerne immer beginnen, dachte ich mir, während wir gemeinsam unter dem warmen Nass standen und uns sanft berührten.

Seine Liebe zu mir war unbeschreiblich. Sie ließ mich in einen warmen, sanften

Strudel aus Leidenschaft und Liebe gleiten. Grenzenloser, heißer Leidenschaft.

Kapitel 02

Hektisch hastete ich in den rechten Flur, die vollgepackte Tasche unterm Arm. Mein Blick wanderte für einen Moment an die Wand, beobachtete, wie die Zeiger der Uhr immer schneller hinfort wanderten, dem Anfang der nächsten Stunde entgegen. Meine Schritte wurden zunehmend schneller, hektischer, bis sich mir jemand in den Weg stellte. Meine Bücher fielen zu Boden. Zeit, ich verlor zu viel Zeit! Den Studenten halblaut verfluchend, sammelte ich meine Materialien ein, bevor ich in den nächsten Hörsaal stürmte. Gerade noch rechtzeitig.

Was für ein beschissener Tag. Dabei waren die Tage davor so unendlich schön und entspannt gewesen. Ich hatte fast jede freie Minute mit Timo verbracht. Naja, was hieß jede freie Minute? Es waren eher die Mittagspause und die Pausen zwischen unseren Vorlesungen gewesen, in denen wir uns gesehen hatten. Und genau das frustrierte mich ein wenig. Als ich Timo noch nicht so um mich herumhaben wollte, war es mir herzlich egal gewesen, was er machte, mit wem er sich traf oder wo er seine Pausen verbrachte. Jetzt, da wir zusammen waren, sehnte ich mich immer öfter nach ihm. Fast schmerzlich musste ich mir eingestehen, dass mein Herz sich rettungslos an ihn geklammert hatte und ihn jedes Mal nur schwer gehen ließ, wenn es denn unbedingt notwendig war.

Verdammt, war Liebe denn wirklich so? So … sehnsüchtig machend? So … abhängig machend? Die Frage konnte ich mit einem eindeutigen Ja beantworten.

Völlig genervt ließ ich mich auf einen der Sitze ganz weit oben in den Reihen nieder.

Ich wusste auch so, dass ich mit den Gedanken ganz sicher nicht der Vorlesung folgen würde, sondern viel mehr da sein würde, wo ich jetzt gerne wäre. Nämlich bei Timo.

Was mein Liebster jetzt wohl gerade tat? Bestimmt saß er ebenfalls in einer Vorlesung oder hatte Unterricht. Etwas, dass sich sicherlich Zehntausendmal besser anfühlen würde, als hier jetzt in diesem Hörsaal zu sitzen und der langweiligen Rede des Dozenten zuzuhören.

Sicherlich würde ich gleich einschlafen, so langweilig redete der Typ da vorne vor sich her.

Ich fühlte, wie mein Kopf immer schwerer wurde, wie meine Augen langsam zufielen …

Pling!

Das leise Geräusch meines Handy auf dem Tisch, hielt mich gerade noch so davon ab, wirklich in die Tiefen des Traumlandes hinabzugleiten.

Als ich seinen Namen auf dem Display erkannte, schlich sich ein warmes Lächeln auf meine Lippen. Mein Herz begann einige Takte schneller zu schlagen. Wie jedes Mal, wenn er mir schrieb, wenn wir uns sahen, uns berührten, uns küssten … ach, eigentlich bei allem, was mit ihm zu tun hatte.

Schnell öffnete ich die Nachricht und begann zu lesen.

 

Timo

Meine kleine, süße Zuckerschnute … es ist schon so verdammt lange her, dass wir uns gesehen haben. Die letzten Tage waren immer viel zu kurz. Auch heute werd ich es leider nicht schaffen, mich von meinen Büchern losreißen zu können :(

Dennoch möchte ich dich sehen. Dich spüren. Deinen himmlischen Duft einatmen. Und dich in meine Arme schließen. Doch noch muss ich mich ein bisschen gedulden, auch wenn das wirklich nicht meine Stärke ist. Wir sehen uns, Baby. Ganz bald.

In sehnsuchtsvoller Erwartung, dein Traummann :*

 

Ach. Seufz. Verliebt lächelte ich.

Gott, ich glaube noch nie in meinem Leben so viel geseufzt und gelächelt zu haben, wie jetzt gerade. Aber Timos Nachricht war auch einfach zu niedlich. Sie war genau das, was das Herz einer Frau zum Schmelzen brachte.

Wie gut, dass ich heute weder mit Kathi noch mit Jasmin diese Vorlesung besuchte. Die beiden hätten mich wegen meines Dauergrinsens bestimmt in die nächstbeste Klinik gesteckt, um mir das auszutreiben. Oder aber sie wären selbst davon angesteckt worden.

Ich musste unbedingt in Erfahrung bringen, wie es Jonas ging. Seitdem wir von der Freizeitfahrt zurück waren, gab es da irgendwie keine wirklichen Informationen dazu. Ob Timo da wohl an welche herankommen würde? Und da ich gerade daran dachte: Ich musste unbedingt mit meinen Eltern über sein bevorstehendes praktisches Jahr reden. Sie mussten ihn einfach dafür nehmen. Ja, ich wusste, dass es nicht meine Aufgabe war, mich darum zu kümmern, aber ich hatte solche Angst, dass es Elena irgendwie schaffen würde, ihn doch noch um den Finger zu wickeln. Mir wurde alleine schon bei dem Gedanken an sie schlecht. Da wollte ich lieber nicht auch noch daran denken, was passieren könnte, wenn er tatsächlich dort arbeiten würde. Und genau deswegen musste ich das möglichst schnell verhindern.

Das, was auf der Skifreizeit passiert war, lag mir immer noch schwer im Magen. Ich konnte das einfach nicht so leicht wegstecken, auch wenn ich es liebend gerne getan hätte. Klar, ich war damals auch nicht ganz die Unschuld vom Lande gewesen, aber Timo hatte immerhin gewusst, dass ich sie bis aufs Blut hasste. Wenn immer ich daran zurückdachte, dass er diese dumme, blonde Schnepfe in die Hütte gebracht hatte, kochte mein Blut heiß über.

Ich konnte ja von Glück reden, dass ich mit ihr bisher keine einzige Vorlesung gemeinsam hatte verbringen müssen und sie daher auch im Unterricht nicht ertragen musste. Dennoch … allein bei dem Gedanken daran, sie bald wieder an einem unserer Cliquen-Treffs sehen zu müssen, kam mir das Frühstück fast wieder hoch.

Und da ich gerade an eins der kommenden Treffen dachte, musste ich auch sogleich daran denken, dass die anderen ja noch gar nicht wussten, dass Timo und ich nun zusammen waren. Also so richtig zusammen!

Okay, bis auf Kathi, Jasmin und Leon, die ja unmittelbar daran schuld waren, dass Timo und ich nun ein Paar waren. Naja, nicht schuld, das war jetzt das falsche Wort dafür … sie waren eher daran beteiligt gewesen, dass ich, blindes und störrisches Huhn, endlich zu meinem Hahn gefunden hatte.

Störrisches Huhn … ich musste schmunzeln, bei dem Gedanken daran. Nicht umsonst gab es ja das Sprichwort »Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn« und ich hatte meines schließlich gefunden, auch wenn ich da etwas länger für gebraucht hatte.

Am meisten bereitete mir jedoch die Frage, was mein Bruderherz wohl dazu sagen würde, wenn er herausfand, dass ich nun wirklich mit Timo zusammen war, Kopfschmerzen. Es ging ihn zwar absolut nichts an, mit wem ich eine Beziehung führte, aber immerhin war Timo sein bester Freund.

Oh weh. Mit was für Gedanken muss ich mich jetzt herumschlagen, fragte ich mich gerade ernsthaft und schüttelte kurz über mich selbst den Kopf. Dann zwang ich mich wieder, der Vorlesung zu folgen. Schließlich musste ich auch an meine Leistungen hier an der Uni denken, denn diese sollten keinesfalls unter irgendetwas leiden. Nach neunzig Minuten, von denen ich gerade einmal die ersten fünfzehn nicht aufgepasst hatte, war die Lesung beendet.

Gemächlich packte ich meine Sachen zusammen, beobachtete die Leute um mich herum und überlegte, was ich nun auf dem Plan hatte.

Missbilligend schnalzte ich mit der Zunge. Herr Wittenberg konnte mich auch ohne seine Anwesenheit ordentlich aus dem Konzept bringen. Wenn ich ihm das nachher unter die Nase rieb, würde er sich sicherlich etwas drauf einbilden. Oder er würde so einen Spruch loslassen wie »Ich wusste schon immer, dass ich das Zeug dazu habe, dich bis in deine Gedanken zu verfolgen, Baby.«

Womit er ja nicht ganz unrecht hatte, wenn ich so darüber nachdachte. Immerhin schwirrten mir, seitdem ich Timo wiedergetroffen hatte, unsere gemeinsamen Kindheitserinnerungen im Kopf herum. Anfangs hatten sie mich sogar vom Schlafen abgehalten. Es war schon wirklich verrückt, wenn man bedachte, dass aus einer Kindheitsfreundschaft irgendwann mal Liebe entstanden war und wir nun sogar eine Liebesbeziehung miteinander führten.

Mit diesem Gedanken drängte ich mich zwischen die Massen von Studenten, die alle zum Ausgang strömten.

 

ஜღ ღஜ

 

»Ah, da ist ja unsere frisch Verliebte.« So wurde ich von Kathi und Jasmin beim Mittagessen in der Mensa begrüßt, als ich sie dort antraf. Wir hatten uns kurz vorher via WhatsApp verabredet.

»Haha«, kommentierte ich ihren Satz und umarmte beide zur Begrüßung, ehe sie sich mit ihren Tabletts zu mir an den Tisch setzten.

»Und? Was gibt‘s Neues an der Schneider-Wittenberg Front?«, fragte Kathi und sah mich über den Rand ihrer Cola Flasche hinweg grinsend an.

Ich seufzte. »Vorhin erst habe ich eine super süße Nachricht von ihm erhalten. Aber wir wissen beide, dass unser Lernprozess nicht darunter leiden darf. Außerdem muss ich endlich mal mit meinem Vater wegen seinem Praktikum reden. Oder erst einmal überhaupt mit Timo. Mir ist nämlich immer noch nicht ganz wohl bei der Sache, dass Elena sich ihn vielleicht doch noch krallen könnte.«

Kathi nickte. »Völlig verständlich. Da wir gerade von Miss Oberzicke reden …« Sie drehte sich ein wenig und deutete mit einem Kopfnicken zu ihr. Ich folgte ihrem Blick.

Elena hatte sich seit der Freizeitfahrt kein bisschen geändert. Sie war immer noch unsere Zicke Nummer Eins. Grub immer noch jeden Typen an und tat so, als gehörte ihr die ganze Welt.

Solange sie die Finger von Timo ließ, war mir alles recht. Sicherlich wusste sie bereits, dass Timo und ich zusammen waren, was bedeutete, dass es in kürzester Zeit auch der Rest der Uni wissen würde. Und somit auch mein Bruder erfahren würde. Dass mit dem sicherlich nicht gut Kirschen essen war, musste ich dann wohl oder übel in Kauf nehmen.

»Was haltet ihr davon, wenn wir mal wieder einen richtig schönen Mädelsabend machen? Nur wir drei«, fragte Kathi und sah Jasmin und mich an.

Wir nickten.

»Gute Idee! Aber vorher muss ich unbedingt zu Jonas.«

Jonas. Mir fiel erst jetzt wieder ein, dass der junge Student immer noch im Krankenhaus lag. Inzwischen war er von Innsbruck nach Heidelberg verlegt worden.

»Wie geht‘s ihm denn? Ich habe seitdem nichts mehr von ihm gehört und … wie geht‘s dir damit?« Mitfühlend sah ich Jasmin an. Diese atmete tief durch und schluckte einmal, ehe sie recht gefasst meinte: »Es geht. Ich … komm mit klar. Ehrlich Rena. Schau nicht so. Ich werde ihn morgen oder übermorgen besuchen fahren. Seine Mutter hat mich gestern angerufen. Noch ist er wohl nicht aus dem Koma erwacht, aber sie wollen ihn da langsam herausholen.«

Meine tapfere, kleine Jasmin. Ich bewunderte sie für ihren Mut. Für ihre Tapferkeit. Für ihre Geduld und ihre Liebe zu Jonas.

Die beiden gehörten einfach zusammen. Genauso wie Timo und ich es tun.

»Deine Geduld und Kraft möchte ich mal haben.«

Kathi, die wusste, dass Jasmin Jonas über alles liebte, war beeindruckt von ihr. Aber nicht nur von ihr, scheinbar auch von mir. Was ich verstehen konnte. Immerhin hatte ich Timo lange genug zappeln lassen und war nur dank meiner Freundinnen endlich mit ihm zusammengekommen. Wären sie nicht gewesen, wer wusste schon, ob ich mit ihm jemals zusammen gekommen wäre und ihm das ganze Drama von damals überhaupt verziehen hätte.

»Und was machen wir heute noch so? Was haltet ihr davon, wenn wir mal wieder einen Abstecher zu Luigi machen. Noch ist der Herbst ja nicht da«, schlug Jasmin vor und ich stimmte mit ein. Obwohl ich eigentlich viel lieber mit Timo etwas gemacht hätte. Verdammt war das anstrengend, sich so lange nicht zu sehen. Nicht zu spüren. Aber gut. Mussten wir eben einfach noch ein bisschen länger darauf warten, bis wir uns wiedersehen würden.

»Von mir aus gerne. Ich kann diesen ganzen Kram hier einfach nicht mehr sehen.« Kathi deutete mit einem Kopfnicken nach links. Uns war sofort klar, was und wen sie meinte und so stimmte ich ihr sofort zu.

»Okay. Dann würde ich sagen, dass wir uns nach der letzten Stunde draußen bei den Fahrradständern treffen«, schlug ich vor.

Manchmal wünschte ich mir einfach, nicht so konsequent zu sein, was mein Pensum betraf. Dann könnte ich auch einfach mal meine Seele baumeln lassen, nichts tun und das Leben genießen. Aber ich war nun einmal so eine kleine Streberin, die ungern etwas schleifen ließ. Der August neigte sich langsam dem Ende zu und bald würde es Herbst werden. In knapp drei Monaten war dann auch schon wieder Dezember und mein Geburtstag würde vor der Tür stehen. Wieder ein Jahr älter. Wieder ein neuer Lebensabschnitt, den ich mit meinem Traummann zusammen gehen würde. Timo hatte im Mai Geburtstag. Er war ein richtiges Sonnenkind. In dieser Beziehung waren wir wirklich unterschiedlich. Ansonsten verband uns einfach so unglaublich viel. Unsere Kindheit. Unsere gemeinsame Liebe. Unsere Vorliebe für Katzen. Unsere Zielstrebigkeit. Und nicht zu vergessen die Hartnäckigkeit. Seine, indem er um mein Herz gekämpft und letztendlich gewonnen hatte. Und meine, die strikt dagegen angekämpft hatte.

Kaum hatte ich im Hörsaal Platz genommen, überkam mich das Gefühl, Timo eine Nachricht schreiben zu müssen. Ironischerweise fiel mir dabei auf, dass wir uns recht häufig WhatsApp Nachrichten sandten. Nicht, dass ich je etwas dagegen gehabt hätte, aber es war doch schon recht lustig, dass diese App an manchen Tagen unsere einzige Verbindung war, auch wenn man sich doch fast täglich sah, sprach oder über den Weg lief. Nur das dieses fast täglich gerade ein bisschen verloren ging.

Deshalb nahm ich mein Handy zur Hand und schrieb ihm eine Nachricht.

 

Ich

Hey, Schatz! Sorry, dass ich erst jetzt dazukomme, dir zurückzuschreiben. Aber du

kennst das ja. Unistress, meine lieben Freundinnen und und und… Ich vermiss dich auch total doll :(

Würde jetzt am liebsten bei dir sein und vielleicht noch einmal dein schönes, breites Bett ausprobieren ;) Hoffentlich sehen wir uns bald …

 

Xoxo & big Kiss, deine Zuckerschnute

 

Ob das nun kitschig klang, was ich ihm geschrieben hatte? Hm, es mag so oder so klingen, aber jedes verdammte Wort darin stimmte. Es nervte mich einfach unsäglich, dass wir, seitdem wir nun zusammen waren, kaum Zeit miteinander verbringen konnten. Entweder hatten wir beide den Terminkalender bis obenhin voll, oder uns kamen andere Dinge dazwischen. So gesehen waren Beziehungen eigentlich für den Arsch. Aber nicht bei Timo und mir. Nein, das ganz sicherlich nicht. Wir würden einen Weg finden, um unser Liebesglück zwischen all dem Stress, der uns an den Hacken klebte, ausleben zu können.

Mein Handy auf dem Tisch vibrierte zwei Mal kurz, was bedeutete, dass ich eine neue WhatsApp Nachricht erhalten hatte. Ungeduldig öffnete ich die Message, um sie zu lesen und musste fast lachen. Es war so verdammt typisch von Timo. Aber wirklich so etwas von typisch.

 

Timo

17.00 Uhr. Du. Ich.

Stadtbibliothek.

Lass dich überraschen ;)

 

Freue mich auf dich, mein Engel

 

Und dennoch begann alleine bei der Vorstellung, was damals in der Bibliothek passiert war, alles in mir zu kribbeln. Alles wurde warm. Viel zu warm. Ich musste mich wirklich zwingen, nicht hektisch nach Luft zu schnappen, weil sich bei dem Gedanken an unseren letzten Bibliothekaufenthalt, mein Unterleib sehnsuchtsvoll zusammenzog.

Oh verdammt. Ich durfte nicht daran denken. Nein. Bloß nicht daran denken. Obwohl … nein. Ich durfte es nicht.

Und dennoch konnte ich einfach nicht verhindern, dass ich lächeln musste, als ich seine Nachricht las.

Jasmin hätte jetzt sicherlich so etwas gesagt, wie »Langsam wirst du ansteckend mit deinem Ich-bin-so-glücklich-verknallt-in-den-weltbesten-Mann-auf-Erden«, womit ich ihr nicht ganz Unrecht geben konnte.

Aber ich konnte eben nichts gegen dieses verdammt schöne Gefühl tun, das sich immer wieder in meinem Bauch ausbreitete.

Wie sang Blümchen damals? Herzfrequenz. Herz An Herz. Herz an Herz. Hörst du mich. S.O.S. Ich liebe dich. Ich und du. Immerzu. Du und ich.

Ja, ich war ein Kind, dass gerne die 90er hörte bzw. gehört hatte. War ja schließlich damit aufgewachsen.

Und so summte ich in Gedanken die Melodie vor mich hin, während mir die Vorlesung eigentlich viel zu langsam voranging. Dass ich durch Timos Einladung Kathi und Jasmin unweigerlich versetzte, würde mir erst viel später bewusst werden.

 

ஜღ ღஜ

 

Ich war viel zu früh dran. Ja, das war ich, wie ich mit einem Blick auf meine Uhr sehen konnte, als ich vor der Bibliothek im 2. Stock ankam. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich an das eine Mal zurückdachte, wo mich Timo genau hier das erste Mal fast geküsst hatte.

Heute hatte gar nicht erst vor, mich meinen Hausarbeiten zu widmen, ich wollte einzig und alleine darauf warten, dass er hier endlich auftauchen würde.

Doch die Minuten zogen sich wie zäher Kaugummi und ich wurde mit jeder Minute, die er nicht auftauchte, nervöser. Was, wenn ich die Nachricht nicht richtig gelesen hatte? Was, wenn er sich aus irgendeinem Grund verspätete? Was, wenn …

Zum dritten Mal innerhalb von drei Minuten sah ich auf die Uhr meines Handys. Nichts. Keine Nachricht von ihm. Kein Anruf. Rein gar nichts.

Langsam wurde ich nervös.

Damit es wenigstens so aussah, als wäre ich hier, um etwas fürs Lernen zu tun, nahm ich mir wahllos irgendwelche Bücher aus den Regalen und zog mir an einem der Tische den Stuhl zurück, um mich darauf niederzulassen.

Kurz darauf spürte ich, wie mich jemand sanft von hinten umarmte, mir hauchzarte Küsse auf den Nacken schenkte und mir eine ordentliche Gänsehaut bescherte.

»Hast du mich vermisst, meine kleine, süße Zuckerschnute?« Timos gehauchte Worte, unterbrochen von seinen sanften Küssen, ließen mich verliebt aufseufzen.

»Hm … ja. Habe ich. Oh Gott … Schatz. Das ist …« Ich schnurrte, fast wie eine Katze, was mir mega peinlich war. Ich merkte, wie ich rot anlief.

»Das muss dir nicht peinlich sein, Baby. Schon vergessen? Wir sind jetzt zusammen und da muss uns nie wieder etwas vor dem anderen peinlich sein.«, murmelte er und lachte kurz. »Außerdem … bin ich es ja gewohnt, dass meiner Zuckerschnute alles peinlich ist, was mit mir zu tun hat, nicht wahr, mein Engel?«

Damit drehte er mich zu sich und ich konnte ihm endlich, nach Tagen der Entzweisamkeit, wieder in seine wunderschönen, schokobraunen Augen blicken.

Timo sah wie immer zum Anbeißen aus in seinen dunklen Jeans, den schwarzen Turnschuhen und einem dunkelblauen Shirt, das sich über seiner muskulösen Brust spannte. Ich bekam einfach nicht genug von ihm und das musste ihm aufgefallen sein, denn er begann leicht zu lachen.

»Sag, Schatz: Brauchst du vielleicht doch noch ein Nacktbild von mir auf deinem Handy als Hintergrund? So, wie du mich gerade anschmachtest, möchte man meinen, dass du mich am liebsten auf der Stelle vernaschen würdest.« Gekonnt wackelte er mit den Augenbrauen und verzog seinen sinnlichen Mund zu einem spitzbübischen Lächeln.

Ich versetzte ihm einen leichten Schlag gegen die Brust. »Du tust ja gerade so, als wenn ich auf Sex mit dir aus wäre. Das, mein Lieber, bin ich aber gerade so überhaupt nicht. Ich sehe mir einfach gerne an, was mein Freund so zu bieten hat. Und das …«, ich leckte mir über die Lippen, » … ist nun einmal sehr … ansehnlich. Aber keine Sorge, Schatz. Ich weiß, mein Verlangen nach dir auf jeden Fall zu zügeln.«

Okay, dass er mir den Spruch nicht abkaufte, war mir klar, denn er gluckste nur vor sich hin, fasste mich an der Hand und ging mit mir die Treppen hoch, bis ganz unters Dach.

»Ähm … Timo …« Ich versuchte ihn aufzuhalten, an der Hand zurückzuziehen und wollte ihn fragen, was um alles in der Welt er hier oben zu suchen hatte, aber er ließ sich nicht beirren, sondern zog mich einfach weiter mit sich nach oben. Durch eine normalerweise verschlossene Tür, die aber komischerweise offen war, führte er mich eine kleine Stahltreppe hinauf und zog dann eine weitere Tür auf.

Ich folgte ihm verwundert bis … ich vor Staunen den Mund nicht mehr zu bekam.

Wir befanden uns ganz oben auf dem Dach der Bibliothek. Es war ein reines Flachdach, von hier oben konnte man die wunderschöne Stadt Heidelberg überblicken. In all ihren Farben. Das Meer aus Autos, Straßen, Häusern, Bürogebäuden und einige Grünflächen des Stadtparks waren ebenfalls zu erkennen. Ganz weit hinten sah man dann auch die ersten Weinberge mit ihren Burgen.

Mir verschlug es doch gerade ein wenig die Sprache.

»Wie … was … oh Timo, das ist einfach …«

Timo stand hinter mir und lächelte mich sanft an, als ich mich zu ihm herumdrehte.

»Ich wusste doch, dass es dir gefallen würde. Heute soll es eine sternenklare Nacht werden und ich dachte, dass man sie hier am besten sehen würde. Klar hätten wir auch den Dom nehmen können, aber da kann man nun mal nicht sitzen und zwei kleine Liegestühle aufbauen.«

Meine Augen wurden vor lauter Staunen immer größer, was er mit einem Schmunzeln beobachtete.

»Sie sind immer wieder für Überraschungen gut, Herr Wittenberg, das muss ich Ihnen wirklich lassen«, schmunzelte ich.

Dass dies hier eigentlich verboten war, konnte ich mir denken. Aber mein Gott … wir waren jung. Warum nicht einfach mal etwas tun, dass vermutlich verboten und zugleich so wunderschön war, wie jetzt gerade?

»Ich weiß, Miss Schneider«, erwiderte Timo und schenkte mir ein warmes, süßes Lächeln, das mich bis ins Herz traf.

Er führte mich an der Hand weiter und erst jetzt sah ich, dass etwas weiter hinten auf dem Dach zwei Liegestühle und ein kleiner Tisch standen. Darauf zwei Sektgläser und eine gekühlte Sektflasche.

»Das ist einfach wundervoll. Danke, Schatz.« Ich stellte mich ein wenig auf die Zehnspitzen und gab Timo einen sehnsuchtsvollen Kuss. Kaum, dass sich unsere Lippen berührten, umschlang er mich mit seinen Händen an der Taille, während die eine Hand in meinen Nacken rutschte und mich noch näher an ihn zog.

»Ich habe dich so verdammt nochmal vermisst. Du glaubst gar nicht, wie sehr. Gerade ist das einfach alles etwas schwierig mit dem Lernen und so. Ich wünschte, ich könnte mir die Freiheit erlauben und einfach ein paar Tage blau machen. Mit dir irgendwo hinfahren und die Seele baumeln lassen. Aber …« Er seufzte und ich wusste, was er meinte. Unser Studium ging im Moment vor. Da Timo zwei Semester über mir war, war sein Pensum einfach anders, als meins, wenn auch sicherlich genauso schwer und zeitaufwendig.

»Ich weiß, Schatz. Ich weiß. Mir ergeht es doch nicht anders. Lass uns die wenige Zeit, die wir haben, nicht mit solchen Dingen vergeuden. Lass sie uns genießen.«

Damit küsste ich ihn wieder und zog ihn dann zu den Stühlen, wo wir uns nebeneinander hinsetzten.

Zuvor öffnete Timo die Sektflasche geschickt, ohne den Inhalt zum Überlaufen zu bringen und füllte die Gläser auf, von denen er mir eins reichte.

Schweigend saßen wir nun nebeneinander, die Gläser in den Händen haltend und sahen hinauf zum Himmel, der sich langsam rot-orange färbte. Bald würden die ersten Sterne am Nachthimmel zu sehen sein.

Die Stille war wohltuend. Angenehm.

»Schau, da. Wir bekommen sogar einen Sonnenuntergang zu sehen.« Ich deutete mit der linken Hand nach oben und Timo, der mich bisher lächelnd angeschaut hatte, folgte nun meinem Blick.

»Ja, es ist wirklich fantastisch. Genauso wie du, Baby. Irgendwie kann ich noch immer nicht recht glauben, dass du und ich … dass wir nun endlich zusammen sind«, sagte er leise und ich wusste, was er meinte.

Ich nickte. »Ich auch nicht, Timo. Ich auch nicht. Aber ich wünsche mir, dass dies hier für immer hält. Auch wenn ein für immer sich jetzt vielleicht bescheuert anhören mag, aber ich wünsche es mir einfach so sehr. Du bist nicht nur für mich durch die Hölle gegangen, du hast mich sogar daraus befreit und das werde ich dir niemals vergessen. Ich liebe dich, Timo und ich schwöre bei Gott, dass ich jedem Weib die Augen auskratzen werde, das sich dir nähert.«

Timo nickte und beugte sich dann in seinem Sitz zu mir vor. Küsste mich ganz leicht aufs Haar und hielt meine Hand sanft in seiner.

»Ich habe nichts anderes erwartet von dir, Rena. Ich wusste schon damals, dass du um mich kämpfen würdest. Deine Eifersucht gegenüber Elena war recht amüsant mit anzusehen, denn dadurch hast du mir ja nur umso mehr bewiesen, dass du mich wolltest. Aber ich kann dich beruhigen. Ich werde keine andere Frau anschauen, außer dich. Keine andere Frau wird auch nur einen einzigen Fingerabdruck von mir auf sich haben. Und genauso ist es auch andersherum. Weil ich nur eine will. Immer und immer wieder. Weil ich dich will, Rena. Nur dich. Du weiß, dass ich dich über alles liebe und ich würde auch noch einmal durch die Hölle für dich gehen, wenn‘s sein muss.«

»Ich weiß, Timo und ich kann mich einfach nur noch einmal dafür aufrichtig bei dir entschuldigen, dass ich so ein blindes Huhn war.«

Timo lachte leicht. »Manchmal braucht man einfach einen Anstoß, um zu verstehen, was gut für uns ist.«

Ich nickte und rutschte dann zu ihm auf den Schoß, wo er mich sanft und dennoch fest im Arm hielt.

Gemeinsam sahen wir in den Sternenhimmel hinauf.

Zum ersten Mal seit ein paar Tagen konnte ich wieder befreit durchatmen. Denn ich merkte immer wieder, dass ich mich etwas unausgeglichen und einsam fühlte, wenn Timo nicht in meiner Nähe war.

Doch davon wollte ich ihm nichts erzählen. Zumindest noch nicht. Irgendwann vielleicht. Aber im Moment genoss ich es einfach nur, mit ihm hier oben auf dem Dach, unsere gemeinsame Zeit zu verbringen und meinem Herzen immer wieder zu sagen, dass ich es geschafft hatte. Dass ich auf mein Herz und nicht auf meinen dummen Verstand gehört hatte. Denn Timo hatte schon lange, bevor er hier überhaupt in Heidelberg aufgetaucht war, mein Herz im Sturm erobert. Und würde es immer wieder tun. Dessen war ich mir sehr sicher.

Kapitel 03

Meine braune Lederjacke fester um mich ziehend, die schwere Taschen auf der rechten Schulter tragend, einen Müsliriegel samt Verpackung zwischen den Zähnen und den Pappbecher mit meinem heißgeliebten Latte haltend, lehnte ich an meinem Schließfach. Dabei versuchte ich meinen Schlüssel aus der Hosentasche zu kramen. Wie man jedoch unschwer erkennen konnte, gelang es mir eher schlecht als recht.

»Das ist ja nicht mitanzusehen, Süße.« Ich wandte den Kopf nach links und entdeckte Kathi, die mich kopfschüttelnd und belustigt zugleich musterte.

»Hmpf-ahmpf«, brachte ich nuschelnd hervor, bevor sie mir den Pappbecher abnahm und ich nun in meine Hosentasche greifen und den Schlüssel hervorziehen konnte. Dabei nahm ich gleichzeitig den Müsliriegel aus dem Mund. »Danke. Irgendwie habe ich mir da wohl zu viel aufgehalst.« Mit einem Nicken deutete ich auf all die Sachen, während ich mein Schließfach endlich öffnen und meinen Ordner dort hineinstopfen konnte. Ja, stopfen. Mein Fach platzte aus allen Nähten, so viele Bücher, Ordner und Unterlagen sammelten sich dort inzwischen an. Wenn ich da nicht langsam mal ein bisschen Ordnung reinbringen würde, dann müsste ich in wenigen Wochen sicherlich ein zweites Fach anfordern und das wollte und konnte ich mir nicht erlauben.

»So lange das Fach nicht vor Liebe überläuft, ist alles gut«, stichelte sie.

Ich verdrehte die Augen. »Warte ab. Irgendwann wirst du genauso dran sein, wie ich und Jasmin«, prophezeite ich ihr, doch Kathi tippte sich nur gegen die Stirn.

»Bevor das passiert, trete ich eher der katholischen Kirche bei und werde Nonne.«

Jetzt musste ich wirklich loslachen, denn die Vorstellung, wie Kathi mit schwarzer Robe in einem Kloster umherstolzierte, war einfach nur irrwitzig.

»Ich erinnere dich gerne dran, wenn‘s dann soweit ist. Aber mal was anderes: War Jasmin gestern sehr sauer, weil ich nicht mit ins Krankenhaus gekommen bin?« Ich hasste es, eine meiner Freundinnen zu versetzen und mochte es einfach nicht, ein schlechtes Gewissen deswegen zu haben.

Bevor Kathi jedoch antworten konnte, erklang Jasmins Stimme hinter mir.

»Naja, also sagen wir‘s mal so: Du schuldest mir auf jeden Fall eine Erklärung für dein Fehlen und wehe, die ist nicht perfekt, dann könnte es passieren, dass ich vielleicht doch noch sauer werde und dich so ein bis zwei Wochen schmoren lasse.«

Ich drehte mich zu ihr herum und schmunzelte. Mir war klar, dass Jasmin nicht ernsthaft sauer auf mich war, doch unangenehm war es mir dennoch, dass ich sie gestern einfach im Stich gelassen hatte. Ich nahm mir auf jeden Fall vor, mein Fehlen wieder gut zu machen.

»Jassi, bevor ich von mir erzähle, will ich erst einmal wissen, wie‘s Jonas geht. Ich kann gar nicht glauben, dass er jetzt schon fast zwei Wochen im Krankenhaus ist. Konntest du mit seiner Mutter reden? Und was sagen die Ärzte?«

Während ich sie mit meinen Fragen löcherte, gingen wir durch die Gänge der Uni nach draußen auf den Innenhof.

Jasmin sah ein wenig geknickt aus, was mich nichts Gutes ahnen ließ. Und ich sollte Recht behalten.

»Es ist unverändert. Ich konnte mit seiner Mutter reden, die ist täglich bei ihm ist. Sie haben ihn noch nicht aus dem Koma geholt. Es ist fraglich, wann sie es tun. Der Transport von Innsbruck nach Heidelberg war wohl auch nicht ganz ohne. Ich … »

Sie kämpfte mit den Tränen, das konnte ich deutlich spüren und es tat einfach so unfassbar weh, zu sehen, wie sehr sie unter dieser ganzen Situation litt.

»Wenn du möchtest, dann kommen Kathi und ich heute Nachmittag mit ins Krankenhaus. Ich kann das einfach nicht verstehen. Das ist immer noch so surreal. Ich meine, Jonas hat sein Leben mehr oder weniger für mich riskiert und dann das … Jasmin, ich weiß gar nicht, wie ich dir jemals danken soll. Dafür, dass du mir nicht eine verpasst und mir die Freundschaft gekündigt hast, meine ich. Immerhin bin ich daran Schuld, dass Jonas …«

Jasmin, die mich nun mitfühlend ansah, schüttelte langsam den Kopf. »Rena, du hast, verdammt noch mal, keine Schuld an der ganzen Sache, okay? Das habe ich dir in Innsbruck schon gesagt. Es war ein gottverdammter Unfall. Und ich glaube, dass Jonas das genauso sehen würde, wenn er wüsste, dass du dich mit Vorwürfen plagst. Er würde dir sagen, dass es nicht deine Schuld war. Keiner von euch hat daran Schuld. Weder du, noch er. Und ich will nicht, dass du dich deswegen so fertig machst oder gar schlecht fühlst.« Sie lächelte mich sanft an und ich gab es, wenn auch mehr als gezwungen, zurück.

Sie hatte ja Recht, aber dennoch. Diese Schuldgefühle ließen mich einfach nicht los. Egal, was ich dagegen auch tat. Sie waren da und nahmen mir manchmal die Luft zum Atmen.

Vielleicht war das ein Thema, das ich mit Timo besprechen sollte. Ich konnte ihm ohne Wenn und Aber vertrauen – ihm wieder vertrauen, so wie damals, als wir Kinder waren. Wobei ich eh schon das Gefühl hatte, er wusste, wie es mir ging. Dass mich dieser ganze Scheiß immer noch auffraß. Dass er mir deswegen keine Vorwürfe machte oder mich bedrängte, zeigte mir nur einmal mehr, dass Timo mich wirklich liebte und verstand.

»Gut, nachdem das ja nun geklärt ist, wollte ich euch fragen, ob wir noch etwas gemeinsam unternehmen, bevor die nächsten Vorlesungen beginnen und Rena wieder niedlich schnarchend einschläft, um dann anschließend total verpeilt in einen süßen Studenten hinzueinrennen.« Während Kathi das sagte und sich ihr Lachen kaum verkneifen konnte, empörte ich mich halb lachend.

»Ja ja... Ich habe damals den verdammten Ordner nicht in die Tasche bekommen und bin dann ins Straucheln geraten. Und es war mein Glück, dass mich Timo aufgefangen hat, denn sonst hätte ich ihn wahrscheinlich niemals wiedererkannt.«

»Sagt man nicht immer: Das Glück kommt unerwartet? Und irgendwie trifft das auf euch beide ja zu.«

Ich nickte. Ja, da hatte Jasmin durchaus recht. Mein Glück kam zu dem Zeitpunkt wirklich ungelegen. Zumindest, wenn man von meinem damaligen Standpunkt ausging. Heute, einige Wochen später, sah ich das Ganze mit völlig anderen Augen. Mein Glück war zum Greifen nahe gewesen und ich hatte danach gegriffen, hielt es nun fest in der Hand und war entschlossen, es nie wieder loszulassen.

»Na los, ihr Hühner! Wenn wir hier noch lange rumstehen ist die Pause gleich wieder vorbei und wir müssen in die nächste Vorlesung«, scheuchte uns Jasmin und ich verdrehte lachend die Augen.

Keine fünf Minuten später ließen wir uns am Caféshop nieder und bestellten drei Latte Macchiato. Mit den Bechern in der Hand lehnten wir uns an die Stehtische.

Ich beobachtete die vereinzelten Studenten, die unweit von uns beisammenstanden.

Kathi und Jasmin unterhielten sich angeregt über Dinge, die wir im Unterricht durchgenommen hatten, während meine Gedanken ständig abschweiften. Und dieses Mal lag es nicht mal an Timo. Vielmehr dachte ich darüber nach, wie ich Jonas gegenübertreten sollte, wenn ich ihn demnächst im Krankenhaus besuchte.

Mich ließen viele Fragen, Selbstzweifel und Vorwürfe schlichtweg nicht los. Ich hatte bisher niemandem davon erzählt, dass ich seit dem Unfall hin und wieder davon träumte. Und jedes Mal lief der Traum gleich ab. Jonas stürzte die Kante hinab und überlebte es nicht. Die Szenen, die daraufhin folgten, fühlten sich schemenhaft an und ich bekam sie auch nicht alle zusammen, doch eins wusste ich genau: Dass ich Jonas‘ Beerdigung nicht überlebte. Ich sah mich weinend vor seinem Grab knien. Es stand offen. Jemand schupste mich von hinten, ich fiel auf seinen Sarg und starb. Und keiner, nicht einmal Timo, kam zur Hilfe. Der Traum endete jedes Mal an derselben Stelle. Mit dem Sturz in das offene Grab auf den Sargdeckel und meinem Tod.

Doch davon berichtete ich niemandem. Ich musste damit alleine fertig werden, auch wenn es verrückt klang. Irgendwo hatte ich einmal gelesen, dass solche Träume dazu dienten, die Geschehnisse im Unterbewusstsein besser verarbeiten zu können.

»Oh Mist. Da vorne ist doch Herr Seifert, oder?« Jasmins Stimme riss mich aus meinen Gedanken und ließ mich etwas aufschrecken. Ich blickte hoch und sah unseren Dozenten, der die heutige Vorlesung machen würde.

»Ja … und?« Kathi ließ die Frage in der Luft schweben, ich jedoch ahnte, weswegen Jasmin so pikiert aus der Wäsche schaute und schnalzte mit der Zunge.

»… wenn du dich beeilst, kannst du‘s noch schaffen.«

»Häh? Wovon redest du?« Kathi sah zwischen mir und Jasmin hin und her und verstand nur Bahnhof. Ich zwinkerte ihr zu und winkte ab.

»Du rettest mir den Arsch, Rena. Danke!« Ich bekam drei Küsschen auf die Wange und schon war meine beste Freundin auf und davon. Wären wir in einer Wüste, würde man hinter ihr bestimmt eine Staubwolke sehen. Ich lachte.

»Okay … was war das jetzt bitte schön?«

Kathi sah mich fragend an.

Während ich meinen Latte trank, klärte ich sie auf: »Unsere liebe Jasmin hat bei ihm seit etwa zwei Wochen einen Nachholtermin für eine Klausur, aber aufgrund der ganzen Ereignisse eben nicht dafür lernen können, was ja verständlich ist. Du kennst Herrn Seifert ja etwas und … der lässt Nachholtermine nur mit einem Attest vom Arzt gelten. Jasmin hat aber kein Attest und muss jetzt wohl oder übel zu ihrem Hausarzt rennen, um eins zu holen. Dass sie dafür seine Stunden verpasst, ist klar. Also haben wir vor einer Weile ausgemacht, falls es mal dazu kommen sollte, dass einer verhindert ist, wir Herrn Seifert einfach um ein paar Stunden hinhalten und ihm irgendetwas von Übelkeit, Erbrechen, whatever erzählen. Das verschafft uns ein paar Stunden/Tage Zeit und wir können noch mal in Ruhe lernen.«

»Karena Schneider«, Kathi schnalzte mit der Zunge, »das hätte ich dir gar nicht zugetraut, dass du dir mit Jasmin so etwas einfallen lässt. Aber gut zu wissen.«

Ich zuckte die Schultern. »Wollten wir dir eigentlich schon vor der Freizeitfahrt erzählen, aber da kam ja immer etwas dazwischen.«

»Ja … und dieses Etwas ist dein zuckersüßer Freund.« Sie zwinkerte mir zu.

Oh ja, wie recht sie hatte. Ich hoffte, dass ich bald wieder etwas mehr Zeit mit Timo verbringen würde, oder einfach mit der Clique. Dass sich mein Wunsch schon bald erfüllen würde, hätte ich so schnell nicht erwartet.

 

ஜღ ღஜ

 

»Schatz. Bist du fertig?«

Ich schmunzelte. Jedes Mal, wenn Timo mich Schatz nannte, wurde mir warm ums Herz und es breitete sich ein angenehmes Kribbeln in meinem Körper aus.

»Moment.« Ich kramte meinen Schlüssel unter dem riesigen Berg von Büchern, Heften, losen Zetteln und Stiften auf meinem Schreibtisch im Zimmer des Wohnheims hervor und verstaute diesen in der Innentasche meiner schwarzen Lederjacke.

Dann ging ich zügig und mit einem breiten Lächeln auf den Lippen durch das Zimmer auf den Flur, drehte mich um und schloss die Zimmertür hinter mir ab. Kaum hatte ich das getan, schlangen sich auch schon zwei Arme um meinen Bauch und zogen mich an einen muskulösen, attraktiven Männerkörper.

»Hm … werde ich jetzt immer so begrüßt?«, fragte ich mit einem Schnurren in der Stimme und atmete den süßlich-herben Duft hinter mir ein.

»Ja, meine kleine süße Zuckerschnute. Wenn du das wünschst, gerne. Ich habe dich vermisst, Baby«, raunte mir Timo ins Ohr und ich seufzte verliebt auf.

»Ich habe dich auch vermisst, Schatz. Wie lange haben wir uns jetzt nicht gesehen?« Dabei lachte ich leicht, weil ich wusste, dass ich Timo damit aufziehen konnte. Und ich behielt recht, denn er knurrte.

»Viel zu lange, um darüber nachzudenken. Raubt nur wertvolle Zeit, die ich nur mit dir verbringen möchte und nicht mit solchen Fragen oder Überlegungen.« Das war eine wirklich typische Timo-Antwort. Ich musste lachen.

»Hm, willst du nicht doch lieber hierbleiben und gleich zur Sache kommen? Ich weiß ja nicht, aber wie lange bist du jetzt schon auf Entzug?«, neckte ich ihn und drehte mich in seinen Armen so, dass ich in seine warmen braunen Schokoaugen blicken konnte.

»Auf Rauchentzug? Hm … seit etwa einer Stunde. Auf Kussentzug seit … einigen Tagen und auf Sexent… »

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: © Nathalie Lina Winter, Oktober 2023
Cover: Naomi K.
Lektorat: Beatrix Eckhart (https://www.lektorat-bee.de/)
Tag der Veröffentlichung: 12.08.2023
ISBN: 978-3-7554-4955-3

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für einen großartigen Menschen, ohne den ich dies hier niemals geschafft hätte. Danke, dass es Dich gibt. Und für Basti, weil Du immer in meinem Herzen sein wirst. Love you Forever

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