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Prolog

 

 

 

Matters of your heart...and just a little gut bit feeling

 

 

 

 

 

Ich hatte nie die Chance auf ein richtiges Leben. Ich meine, klar, ich habe eine gesunde Familie, gute Noten, und viel Geld. Ich hatte natürlich auch schon Beziehungen, aber das war nie das Wahre. Ich bin so gut wie nie krank, was sicherlich mit der teuren Krankenversicherung zu tun hat, die mein Vater abgeschlossen hat. Aber trotzdem sehne ich mich nach dem richtigen, freien Leben. Ich fühle mich eingeschlossen im Gruppenzwang der Menschheit.

 

 

Kapitel 1-Carter

"Carter!", hörte ich meine Mutter rufen. Ich lag auf meinem Bett und forschte an meinem Laptop nach Informationen über Schulen. Ich würde bald meinen Realschulabschluss bekommen, die Schule verlassen und dann würde das "Leben" auf mich warten.

"Carter!!!", kam es erneut. Seufzend erhob ich mich und machte mich auf den Weg zu meiner Mutter. Unser Haus ist groß, wenn nicht sogar riesig, allein in unserem Garten könnte man das nächste Holi-Festival veranstalten. Aber dieses Materielle, das interessiert mich herzlich wenig. Im Gegensatz zu meinen Eltern und meinem Bruder.

Meine Mutter ist Marklerin und hat vor 23 Jahren meinen Vater, den Rechtsanwalt in Denver kennengelernt. Kurz darauf haben sie geheiratet und sind nach Deutschland ausgewandert, wo ich und mein neunzehnjähriger Bruder Lucas geboren wurden.

Ich selbst bin sechzehn Jahre alt, habe lange blonde Haare, mit pinkem Ombré, die an meinen Hüften enden. Ich würde mich als sportlich, schlank bezeichnen, auch wenn ich so gut wie kein Sport mache. Ich bin 1,65m. Ja, genau, ich bin sehr klein. Mein Bruder, zum Beispiel, ist 1,90m und ich frage mich da natürlich was bei mir anders gelaufen ist. Selbst meine Eltern erreichen eine stolze Höhe von 1,80m.

In meiner Familie gilt mein Bruder als das schwarze Schaaf. Neben Drogen, Alkohol und Zigaretten kommen auch noch schlechte Noten und Prügelein. Meine Eltern meinten, wären wir in Amerika, dann würden sie ihn schon längst auf eine Militärschule schicken, aber da wir in Deutschland sind, sorgen sie einfach dafür, dass er fleißig zu seinen Sozialstunden geht. Da ich ein gutes Verhältnis zu ihm pflege, weiß ich aber, dass er noch nichtmal bei einer war.

"Was ist?". Ich war mittlerweile in der Küche angekommen.

"Carter, das ist Jason, er ist der Sohn einer guten Freundin von mir, die aber momentan in Mallorca lebt".

"Und?" Oh bitte lass jetzt nicht das kommen was ich denke.

"Er wird erstmal hier wohnen, damit er in Ruhe seine Schule beenden kann".

Ich wusste es. Jetzt darf ich also jedes Mal wenn ich zum Pool gehe, darauf wetten, dass er aus dem Fenster des Gästehauses starrt. Ich drehte mich zu Jason um. Er sah ganz gut aus. Braune kurze Haare, blaue Augen, ein markantes Kinn, ein sportlicher Körper. Unter seinem T-shirt zeichnete sich ein Six-Pack ab. Er trug leicht zerissene Jeans, schwarze Springerstiefel und eine nietenbesetzte Lederjacke. Mit einer Rasur, einem vernünftigen Haarschnitt und vernünftige Klamotten könnte er sogar zu einem recht ansehlichen Mann werden.

"Hi", sagte er abwesend und streckte mir die Hand entgegen. Ich ergriff sie und musste feststellen, dass er sehr weiche Haut hat.

"War das dann alles?", fragte ich meine Mutter und befreite mich aus Jasons Hand.

"Nein, ich muss zur Arbeit. Du wirst Jason das Haus zeigen und ihn ins Gästehaus bringen", beantwortete sie meine Frage und machte sich auf den Weg zur Tür.

"Und wo ist Lucas?", schrie ich ihr hinterher. Aber sie war schon aus der Tür. Ich bedeutete Jason mir zu folgen und hielt am ersten Raum.

"Küche, wenn du was essen willst, dann kannst du dich bedienen, aber du machst alles wieder sauber. Ich habe nämlich keine Lust, dass meine Mutter einen Anfall bekommt".

"Habt ihr keine Putzfrau?". Das ist nicht sein ernst, oder?

"Doch, aber die ist nicht hier um dir den Arsch abzuwischen, ist das klar?". Ein abfälliges schnauben war seine Antwort. Oh Gott bitte, bitte, bitte, mach das er jetzt, hier, genau auf diesem Fleck in den Erdboden versinkt.

 

Nachdem ich Jason das ganze Haus gezeigt und ihn ins Gästehaus gebracht hatte, klopfte ich an der Tür meines Bruders. Keine Antwort. Langsam öffnete ich die Tür, aber mein Bruder war nicht zu sehen. War ja klar, dass ich mit diesem Möchtegern alleine bin. Also ging ich in mein Zimmer und suchte weiter nach einer Schule. In der Nähe von Hannover soll es eine gute Fachoberschule geben, ich könnte also in zwei Jahren meine Fachhochschulreife haben. Klingt doch ganz gut. Ich notierte mir die Addresse und fing an meine Hausaufgaben zu machen, als es an der Tür klopfte. "Was?", gab ich dem Klopfen zurück. Langsam ging sie auf und Jason stand in der Tür.

"Was willst du?", fragte ich barsch.

"Sorry, ich wollt nur wissen wo ihr Handtücher habt", antwortete er. Ich ging an meinen Schrank und suchte welche raus. Ich spürte einen Tropfen auf meinen Kopf fallen. "Soll das irgendwie witzig sein?".

"Was denn?", fragte Jason verwirrt. Ich drehte mich zu ihm und musste feststellen, dass er tatsächlich noch im Türrahmen stand. Schon wieder tropfte es auf meinen Kopf. Langsam schaute ich nach oben und sah einen riesigen, feuchten Fleck an meiner Decke, der sich weiter ausbreitete. Ich sah wie Jason meinem Blick folgte.

"Verdammt", ich schnappte mir mein Handy, mein Laptop, packte Schulsachen und Klamotten in eine Tasche.

"Komm, raus hier", steuerte ich Jason aus meinem Zimmer. Auf dem Weg nach unten wählte ich die Nummer meiner Mutter.

"Carter, ich bin auf der Arbeit, was ist los?", meldete sich meine Mutter.

"Mom, mein Zimmer hat ein Wasserschaden, verdammt. Es tropft von der Decke, keine Ahnung warum".

"Ich ruf den Handwerker, hol du dir ein paar Klamotten raus und zieh erstmal ins Gästehaus".

"Nein, nein auf keinen Fall, da penne ich lieber in meinem Zimmer und lass mich von der Decke erschlagen!", das kann sie doch nicht ernst meinen, "Und überhaupt, es gibt nur ein Bett im Gästehaus".

Offenbar wurde Jason hellhörig, denn sein Kopf fuhr zu mir herum.

"Carter es ist zu gefährlich in deinem Zimmer, dann musst du dort halt auf dem Sofa schlafen".

Ich legte auf. Da hat man schon eine Mutter die sagt, dass sie nur das Beste für einen will und dann kommt sowas. Damit schickt meine Mutter mich auf den direkten Weg in die Hölle. Was fällt ihr eigentlich ein? Ich kenne diesen Affen doch überhaupt nicht und sie buksiert mich gleich in sein Bett. Im Gästehaus angekommen hat Jason wohl auch mal endlich gelernt eins und eins zusammen zu zählen.

"Warte, schläfst du etwa hier?", fragte er ungläubig.

"Ja verdammt, ich kann ja auch nichts dafür, aber ich nehme das Bett, damit dir das klar ist".

"Auf keinen Fall. Schonmal was von Gastfreundschaft gehört?"

"Soweit ich weiß, wissen Affen Gastfreundschaft nicht zu schätzen, also leb damit du Lackaffe!"

Jason drängelte sich an mir vorbei. Nein! Nicht mit mir. Ich schubste ihn zur seite und rannte um mein Leben, geradewegs auf das Bett zu. Noch ein paar Meter. Gleich hab ich es geschafft. Und... BINGO!

Ich schmiss mich auf das Bett und genoss in dem Moment, indem meine Haut das Laken berührte, meinen Sieg, während Jason versuchte mich runterzuziehen.

"Ach komm, sei mal kein schlechter verlierer! Ich leih dir mein altes Kuscheltier, dann bist du nicht so alleine auf dem Sofa". Das Sofa, das wohlgemerkt gerade mal 10 Meter von dem Bett entfernt stand.

"Ja klar, und dann gucken wir Teeniefilme,flechten uns die Haare und sehen ob unsere Zyklen synchron verlaufen", gab er abfällig zurück.

"Wenn du willst, aber hey, meine BH's sind Tabu!". Nicht mit mir du Penner!

 

Nachdem der Handwerker da war, hatte ich ernsthafte Mordgedanken. Ich meine, dieser Futzi meinte doch ehrlich, dass die Reperatur des Wasserrohrbruchs ganze zwei Monate dauern würde. Das heißt zwei Monate Angst haben, dass Jason ins Badezimmer platzt, wenn ich mich umziehe oder dusche. Zwei Monate laute Musik, wenn ich versuche meine Hausaufgaben zu machen. Und das schlimmste. ZWEI MONATE JASON!

Selbst beim Abendessen war er ein Arsch. Er reichte mir nicht die Soße, verpasste mir einen Tritt unterm Tisch und fing an über mein Kuscheltier zu reden, dass angeblich noch irgendwo in meinem Zimmer liegt. Nicht mal mein Bruder war mir eine Hilfe, er hielt es dann doch für nötiger Jason zu erzählen wie er mich und meinen Ex beim Sex erwischt hat. Ich lehnte mich zu Lucas rüber: "Noch ein Wort und dur darfst in Zukunft wirklich zu deinen Sozialstunden". Seinen Blick hätte ich gerne fotografiert. Der war Gold wert.

 

Kapitel 2- Carter

 

Am nächsten Morgen wurde ich von meinem Handy geweckt. Stöhnend richtete ich mich auf und sah mich um. Jason schlief immer noch, aber das wird sich gleich ändern. Leise schlich ich mich hinter das Sofa, griff unter die Kante und hob es an, sodass Jason in einem Satz auf den Boden fiel.

"Sag mal hast du sie noch alle?", schrie er mich wütend an.

"Oh tut mir leid, hab ich dich aus deinem feuchten Traum gerissen?", gab ich lachend zurück und machte mich auf den Weg zu meinem Handy.

 

Hey kleines! :)

Wenn du nichts dagegen hast bin ich um 3 bei dir.

HDL Chase :*

 

Mit einem lächeln löschte ich die SMS. Chase ist seit ich denken kann mein bester Freund. Er hat immer ein offenes Ohr und war immer für mich da, wenn ich ihn brauchte. Vor einem Jahr haben wir es auch mal miteinander versucht, mussten aber feststellen, dass es für eine Beziehung dann doch nicht ausreicht. Also haben wir beschlossen so weiter zu machen wie zuvor und jetzt sind wir ein Herz und eine Seele. Ich schaute auf die Uhr. Shit! Schon 14.30 Uhr. Jetzt aber Beeilung! Ich lief ins Bad und zog mir schnell ein paar Klamotten über. Ich entschied mich für ein rosa Top und ein paar Denim Hotpants, dazu noch meine Springerstiefel. Dann kämmte ich mir meine Haare und putzte mir die Zähne. Gut, dass ich mich bei Chase nicht schminken muss.

Ich hörte die Türklingel und machte mich auf den Weg durch den Garten, wo mir Chase auch schon entgegen kam.

"Hey kleines!", er hob mich hoch und wirbelte mich durch die Luft. Wir haben uns seit Ferienbeginn nicht mehr gesehen, weil er im Urlaub war. Er ließ mich runter und knuffte mich in die Seite, was ich erwiederte.

"Wie war Loret?", fragte ich gleich als erstes.

"Super! Einfach nur der Hammer. Oh man ich wünschte du wärest dabei gewesen!", sprach er in hohen tönen.

Langsam bewegten wir uns auf den Pool zu und ließen uns auf die Liegestühle nieder.

"Und ich habe dir auch was mitgebracht". Damit hatte er meine volle Aufmerksamkeit. Ich sah wie er eine kleine Schachtel hervorholte. Er öffnete sie und zu sehen war ein Armband. Es war so unglaublich schön, aus Silber mit kleinen türkisen Rosen.

"Oh mein Gott, Chase. Das ist unglaublich schön!". Er hatte mich aus der Fassung gebracht. Mit geschickten Handgriffen legte er es mir um mein Handgelenk und es passte perfekt. Mit einem breitem Grinsen, zog ich ihn in meine Arme.

"Du bist der Beste, weißt du das?".

"Jetzt weiß ich es", gab er lachend zurück.

"Carter!". Diese Stimme ist wie ein Messerstich in meinen Ohren. Jason bog um die Ecke und hielt meinen BH in der Hand. Ich riss den BH von ihm und sah ihn finster an.

"Hey du Spanner, kannst du dir keine Freundin leisten oder warum läufst du mit meinen BH's durch die Gegend?". Das ist doch pervers. Jetzt fummelt er auch schon in meiner Unterwäsche rum. Wenn meine Mutter davon hört, dann ist er bestimmt ganz schnell verschwunden, ich grinste in mich hinein.

"Nein! Ich hab dann doch keine Lust mir eine Krankheit einzufangen, aber du lässt deine BH's ja überall liegen".

Ich zückte mein Handy und machte rasch ein Foto von ihm. Jetzt hab ich ihn in der Hand.

"So du Spacken, jetzt pass mal auf. Ich habe keine Lust auf dich, du hast keine Lust auf mich, also gehen wir uns schön aus dem Weg und kommen uns nicht in die Quere. Ich hab kein Bock auf dein Möchtegern getue und auf deine Obermachoart".

"Ansonsten was?", er nahm die Drohung wohl nicht ernst, aber das haben wir gleich.

"Ansonsten landet dieses Bild im E-mail Fach meiner Mutter, du wirst als Spanner abgestempelt, wirst rausgeschmissen und darfst auf der Straße schlafen". Der saß. Jason sah mich finster an, was mich nicht mal im geringsten einschüchterte. Nein. Im Gegenteil, das spornte mich sogar an. Ich setzte meinen "Bitch-Blick" auf, ergriff Chase' Hand und zog ihn mit in Richtung Gästehaus. Zurück blieb der fassungslose, kleine Lackaffe.

"Was wollen wir im Gästehaus?", ergriff Chase seit langem mal wieder das Wort.

"Wasserrohrbruch, jetzt bin ich da mit diesem Spinner eingesperrt".

"Was hast du eigentlich gegen ihn, ich hab dich zuletzt bei Jacky so auf Touren gesehen".

Oh ja, Jacky. Die altbekannte Bitch der Schule, die mir bis zur achten Klasse das Leben zur Hölle gemacht hat. Wann immer es ihr passte, hat sie mich vor der Klasse bloßgestellt und fertig gemacht. Dabei sah sie aus wie ein Pamela Anderson Clon. Fick-mich-blond gefärbte Haare, riesen Ausschnitt, aber nichts in der Birne. Das alles ging bis zum letzen Schultag in der Achten. Ich habe einfach mal beschlossen mich zu rächen. Sie saß auf ihrem Stuhl und ich ergriff ihren, herausguckenden, Tanga ganz vorsichtig und band ihn mit einer Schnur am Stuhl fest. Als sie aufstehen wollte nahm sie den ganzen Stuhl mit und hatte, wie ich vermutete, ziehmliche Schmerzen in der Tanga Gegend. Ich erinnere mich noch genau an meine Worte.

"Na? Brennts im Schritt? Nur mal so nenbenbei. Wenn du mich verdammt nochmal nicht in Ruhe lässt, dann ist deine brennende Arschritze dein kleinstes Problem!"

Ab da ließ sie mich in Ruhe und zog Mitte der neunten Klasse spontan um. Seitdem bin ich das Mädchen, das man lieber in Ruhe lässt, wenn einem der Arsch wichtig ist. Und mir gefällt's. Es ist richtig schön wenn du in den Klassenraum kommst und keiner sitzt auf deinem Platz. Du wirst kein Opfer von Papierkügelchen oder dummen Sprüchen. Du kannst einfach, gezwungernermaßen, ganz friedlich zur Schule gehen, lernen, dich langweilen und das alles ohne, dass dich jemand stört.

 

"Ich weiß nicht, er kam mir schon von Anfang an scheiße vor. Das hat er dann auch irgendwann mit seinem Verhalten bestätigt. Und jetzt will ich ihn nur noch loswerden!" Das habe ich so gesagt und das meinte ich auch genau so. Wenn ich eins mehr hasse als den ganzen unnötigen Krieg auf der Welt, dann sind das Machos. Typen die sich für was besseres halten und dies durch ihre Freunde auch noch bestätigt bekommen.

"Warum ist er überhaupt hier?", fragte Chase.

"Keine Ahnung, seine Mutter wohnt wohl auf Mallorca und ist eine Freundin von meiner Mutter. Und jetzt wohnt er hier, damit er seine Schule beenden kann", antwortete ich.

"Und warum macht er das nicht in--". Weiter kam er nicht, denn ich unterbrach ihn.

"Fuck, Chase! Können wir mal über was Anderes reden? Schon schlimm genug, dass er mich mit seiner Anwesenheit verrückt macht, da muss er jetzt nicht auch noch zu unserem Lieblingsgesprächthema werden oder?".

"Ja du hast ja recht. Also, Film gucken?"

"Ich hol das Popcorn, du bereitest schonmal alles vor okay?"

"Gebongt!"

 

Jason

 

Ich habe wirklich Null bock noch weiter hier zu bleiben. Ich dachte mir, okay, dann zieh ich das jetzt halt durch und folge meiner Mutter dann nach Mallorca. Aber Carter, oh ja Carter, ist eine Zumutung. Die würde ich nichtmal auf meinen schlimmsten Feind loslassen. Ich werde schon irgendwo bei einem Freund unterkommen. Während ich meinen Kumpel Chris anrufte, suchte ich im Küchenschrank nach einem Tablett. Als ich eins gefunden hatte, bereitete ich darauf mein Koks aus und rollte mir einen Geldschein zusammen. Mit meiner Kreditkarte trennte ich das Pulver in Streifen und setzte den Geldschein an der Nase an.

"Jason, was gibts?", meldete sich Chris am Telefon. Ich zog das Pulver durch meine Nase.

"Ja, alter, kann ich ein paar Wochen bei dir pennen?".

"Warum? Ist es so scheiße da?"

"Ja man, so richtige Bonzen Familie, außerdem ist dieses Weib, dass hier wohnt, mies abgefuckt, ich habe keinen Bock auf so ein kleines Kind".

"Ja, scheiße, alter bei mir pennen klappt nicht, weißt ja, ich muss meine Freundin gerade mit durchfüttern und die wird bestimmt nicht begeistert sein, wenn du hier wohnst. Sorry".

"Passt ", sagte ich und legte auf. Verdammt, das ist der Grund warum ich keine Freundin habe, die klammern und ziehen bei der kleinsten Gelegenheit bei dir ein. Und dann kommen noch diese dämlichen Kosenamen von wegen "Schatzi" und "Hasi". Ist alles zum kotzen. Wenn ich meinen Spaß will, dann hol ich ihn mir, aber niemals mehr als ein Mal bei der Selben.

"Sag mal bist du bescheuert!?", kam es aus der Tür.

"Ehrlich, Carter, kannst du mich nicht einmal in Ruhe lassen?"

"Nicht wenn du hier stehst und dir den Schädel zu dröhnst!"

"Willst du jetzt Mami holen und petzen oder was?"

Dann tat sie etwas, was mich zutiefst verblüffte.

"Nein, wenn du schon Koks hier hast, dann kannst du auch mal teilen", sagte sie, schnappte sich den Geldschein und bediente sich an dem Pulver. Die ist ja doch nicht so verklemmt wie ich dachte. In meinem Gesicht machte sich ein Grinsen breit. Und bald darauf auf in ihrem.

 

Carter

 

Ich merkte wie ich immer mehr "abhob". Ich weiß nicht warum ich das gemacht habe, ich habe schließlich noch nicht Drogen genommen. Ich schätze ich wollte Jason einfach zeigen, dass ich nicht so ein Vorstadt Püppchen bin, das man mit mir auch Spaß haben kann. Alles drehte sich und ich hatte einfach nur richtig Lust zu laufen. Also lief ich, ohne zu wissen wo hin, um den Pool, durch den Garten, ums Haus und die Straße rauf und runter. Ich hab mich nie besser gefühlt. Nach gefühlten 30 Minuten wurde ich von einer Barriere, die ich vorher gar nicht gesehen hatte, aufgehalten.

"Carter? Warum läufst du rum wie eine Verrückte?", fragte Chase

Ich sah ihm in die Augen und fing an zu lachen. Er tat mir den Blick in die Augen nach, worauf sich sein Gesicht verfinsterte.

"Hast du Drogen genommen!?", schrie er mich an, "Scheiße bist du bekloppt? Du hast mir geschworen sowas niemals zu tun!"

Ich spürte wie er nach meinem Arm griff und mich ins Gästehaus zog. Nach einer Weile ließ er von mir ab, was einen riesen Schwindel in mir verursachte.

"JASON! Du Scheißkerl, komm hier her!", brüllte er über den Hof, "Ey ignoriert der mich etwa?"

Ich konnte die Frage nicht beantworten, denn alles wurde Schwarz um mich, meine Beine versagten und ich war unglaublich müde.

 

 

Kapitel 3- Carter

Ich drehte mich auf die Seite. Autsch! Dieser Schmerz in meinem Kopf bringt mich noch zum Wahnsinn! Langsam setzte ich mich auf, wobei es durch meinen Kopf, bis runter zu meinen Schultern höllisch weh tat. Ich sah nichts, nur Dunkelheit, aber ich konnte erkennen, dass im Haus Licht war. Ich stützte mich auf meine linke Hand und fühlte etwas... einen.. Körper! Aber von wem? Verdammt bitte lass es nicht Chase sein! Das würde jetzt unsere ganze Freundschaft durcheinander bringen. Und lieber Gott, bitte, bitte es soll auf keinen Fall Jason sein, sonst würde er mir den Rest meines Lebens vorwerfen, dass ich ihn doch mag. Ich blickte langsam zu Seite und dann sah ich ihn. Mist!

Ohne große Geräusche bewegte ich mich aus dem Bett und auf das Haus zu. Die Situtation ist auf so viele Weisen so peinlich, dass ich jetzt gerne sterben würde. Ich hielt am Pool und starrte in den Himmel, in die Sterne. Es ist so wunderschön, wenn die Sterne zu sehen sind, dass wird mir erst jetzt bewusst. Und dann wird mir klar was ich getan hatte. Ich habe tatsächlich Drogen genommen! Das wird mir mein Anti- Drogen Körper niemals verzeihen. Dabei hatte ich doch einen Pakt mit Chase. Oh mein Gott, Chase! Er wird nie mehr auch nur ein Wort mit mir wechseln und das alles nur, weil... Nein! Carter Shay, dein Stolz ist zu groß um jetzt sentimental zu werden und dir Sachen einzugestehen, die du morgen bereuen wirst. Tu einfach so als wäre nichts gewesen.

"Wie soll das denn klappen?", murmelte ich zu mir selbst.

"Was soll klappen?". Ich wirbelte herum und sah in die Augen meines Bruders.

"Ach gar nichts, ich hab nur mit mir selber geredet, ehm... ich muss dann auch mal wieder, bin müde".

Ich streckte meine Wirbelsäule durch und versuchte einigermaßen aufrecht an ihm vorbei zu kommen. Auf dem Weg ins Gästehaus spürte ich immer noch seinen Blick im Rücken und kämpfte dagegen an mich umzudrehen und zu winken wie eine Behinderte. Ich stand vor meinem Bett und konnte mich nicht wieder reinlegen. Vielleicht hatte er es nicht bemerkt oder kann sich nicht mehr daran erinnern, dass er anstatt auf seinem Sofa, auf meinem Bett lag. Diese kleine Fünkchen Hoffung veranlasste mich dazu, mich auf das Sofa zu legen und zu versuchen zu schlafen. Am nächsten Tag würde ich ihm dann erzählen, dass er einfach in meinem Bett lag, als ich schlafen gehen wollte, sodass ich auf dem Sofa schlafen musste.

"Carter?", hörte ich seine flüsternde Stimme.

"Hmm?", ich tat als wäre ich noch im Halbschlaf.

"Was machst du auf dem Sofa?".

"Du lagst in meinem Bett, also hab ich mich hier hin gelegt". Ich setzte mich auf und sah, dass auch er saß und zu mir rüber sah.

"Wir sind doch zusammen hier... ich meine... haben wir nicht zusammen hier drin geschlafen?". Okay Carter, wenn du jetzt Glück hast, dann kauft er dir die Lüge ab.

"Nein, aber schön zu wissen, dass du davon träumst mit mir zusammen in einem Bett zu schlafen", log ich. Er sah verdutzt aus, also glaubt er mir. Yes! Ich sah wie er aufstand und zu mir rüber kam. Er legte mir eine Decke über und reichte mir ein Kissen.

"Dann sind deine Bettsachen wahrscheinlich zu mir rübergeflogen", grinste er. Ey, wie kann ich nur so dumm sein und mich hier ohne Bettzeug rüberlegen.

"Nein, ich hab mir meine Bettsachen nicht geholt, weil du drauf lagst", langsam macht das Lügen Spaß.

"Carter, laber kein Scheiß, ich hab keine Demenz, ich weiß, dass du mit im Bett lagst und jetzt möchte ich wissen was passiert ist, ich wache ja nicht ohne Grund nur in Boxershorts auf und wie ich sehe bist du auch nicht gerade in Schlafklamotten". Da hatte er Recht. Ich hatte tatsächlich nur Shorts und ein BH an. Aber ich wollte nicht darüber nachdenken was passiert ist. Ich wusste es ja selbst nicht.

"Und?", meldete sich Jason wieder.

"Man ich weiß es nicht und jetzt lass mich in Ruhe!"

"Ich wollte dich ja nur auf gewisse Weise fragen ob du die Pille nimmst, denn, wenn wirklich etwas passiert ist, dann haben wir kein Kondom benutzt". Ich könnte mir grade selber in die Fresse hauen! Gerade diese Woche, hatte ich vergessen mir ein neues Rezept für meine Pille zu holen. Ich sprang auf und sah ihn an, geschockt stellte ich mich von einem aufs andere Bein. Ich will kein Mini-Jason! Der verpestet mir doch den ganzen Körper und spielt Kickboxen mit mit meinem Bauch.

"Carter, bitte sag mir jetzt, dass du die Pille nimmst".

"Ich...ehm..", fing ich an. Nein. Ich werde es ihm nicht sagen. Ich maschiere morgen einfach zum Arzt und hole mir die Pille danach und wenn ich schonmal da bin hole ich mir auch gleich meine Pille. "Alles gut, ich nehme die Pille". Ich sah die Erleichterung die sich in ihm breit machte. Hey, so schlimm ist es jetzt auch nicht, immerhin wäre unser Kind hübsch und schlau gewesen, ja und hätte dann noch ein Paar unnötige Eigenschaften von ihm. Ich tu jetzt einfach so als wäre nichts und gehe ganz gemütlich duschen. Ganz langsam lächelte ich ihm zu und entfernte mich in Richtung Badezimmer, aber bevor ich dort ankam, stolperte ich erstmal über ein Paar Schuhe und legte mich bäuchlings auf die Fresse. Aufstehn, Staub abklopfen und weiter gehen, Carter, er hat es bestimmt nicht gesehen und wenn doch, dann kannst du nach dem Duschen auch noch in den Erdboden versinken.

 

Das warme Wasser hatte gut getan und ich hatte viel Zeit unter der Dusche nachzudenken. Ersteinmal fiel mir auf, dass mittlerweile Samstag ist. Also darf ich allen ernstes ins Krankenhaus fahren und muss versuchen dort die Pille danach zu holen. Ich sah auf die Uhr. 8 Uhr morgens. Na dann kann ich doch los. Schnell schlüpfte ich in eine Jeans, zog mir ein T-shirt über und suchte meine Ballerinas. Auf dem Weg zum Ausgang, schlich ich mich nochmal schnell in die Küche und holte mir etwas zu Essen.

"Carter? Wieso bist du so früh schon auf?", fragte meine Mutter.

"Ehm. Ich bin verabredet und schon spät dran, also bis später!", mumelte ich mit einem Croissant im Mund und ging nach draußen.

Wäre ja noch schöner, wenn meine Mutter davon wüsste. Dann würde sie mich wieder drei Stunden lang verhören und mir alles übers Verhüten erzählen. Und das habe ich schon oft genung hinter mir, damit das mal klar ist. An der Straßenbahn Haltestelle setzte ich mich auf eine freie Bank und beobachtete die Straßen. Ich sah ganz viele Eltern mit ihren Kindern Hand in Hand spazieren. Manche Eltern schienen überfordert, manche aber auch überglücklich. Ich glaube mich kann man zu denen zählen, die ihr Kind nach einer Woche im Wald aussetzten. Ich vertrage viel Stress, aber Kindergeschrei ist unerträglich. Jedes Mal, wenn jemand aus meiner Familie ein Kind bekommt, bin ich kurz davor ihnen eine Karte mit der Aufschrift "Mein Beileid" zu schicken. Die Bahn fuhr ein und ich stand auf. Setzte mich im Inneren aber schon wieder hin. Ich blickte starr aus dem Fenster, als die Bahn in einen Tunnel fuhr. Für einen kurzen Augenblick, sah alles verschwommen aus, ganz ohne Leben, ohne Ausdruck. Genauso fühle ich mich jeden Tag in jeder Minute, jede Sekunde. Alle Leben einfach ihr Leben, so wie es ihnen gesagt wird. Schule, Ausbildung, Arbeiten, Familie gründen, Rente, Sterben. Aber das will ich nicht. Ich will was ausgefallenes und nicht dieses Monotone. Es ist doch meine Sache was ich im Leben mal leisten will, da hat mir keiner zu sagen, dass ich doch mal anständig arbeiten soll. Ich meine klar, es ist das Beste wenn man sich eine gute Zukunft sichern will. Ach,fragt mich nicht, ich weiß doch selber nicht was ich will.

 

Wenig später stand ich an der Rezeption der Anmeldung.

„Ich brauche die Pille danach.“, fing ich das Gespräch an.

Die Frau mit der Nerdbrille beäugte mich einen Moment lang.

„Wie alt sind sie?“

„Sechzehn“, antwortete ich desinteressiert.

„Und haben sie eine Einverständniserklärung ihrer Eltern?“.

Das war mir neu.

„Brauche ich die denn?“, fragte ich in voller Hoffnung, dass ich sie trotzdem bekomme.

„Ja“.

Ich drehte mich auf dem Absatz um und verließ stinksauer das Krankenhaus.

Das kann doch nicht wahr sein! Da wollen alle, dass weniger Teenager so früh Kinder bekommen und dann? Dann geben sie uns nicht mal was um dies zu verhindern, nur weil man keine Erlaubnis von den Eltern hat. Jetzt heißt es dann wohl nachhause fahren und hoffen, dass ich unfruchtbar bin.

 

 

Jason

 

Carter verhielt sich komisch, bevor sie abgehauen ist. Sie war auf einmal so... so zerbrechlich, als ob ein kleiner Stups sie zerstören könnte. Irgendwas hat sie. Aber ich weiß nicht was und ich weiß jetzt auch gar nicht warum ich mir da Gedanken drüber mache.

Mit einem Satz schwang ich mich aus dem Bett und ging in die Küche. Erstmal ein guter Kaffee.

„Hey“, kam es hinter mir hervor.

Carter saß am Tisch mit einer großen Tasse Tee. Als ich in ihr Gescht blickte bemerkte ich den Tränenschleier in ihren Augen.

„Hast du irgenwas?“, fragte ich.

„Nein“, sie wischte sie mit ihrem Ärmel über die Augen, „Nur.. Allergien, du weißt schon, so Pollen und Gräser und dies und das“.

„Aha“, gab ich zurück.

Lucas kam in die Küche, was mich dazu veranlasste wieder ins Gästehaus zu verschwinden. Immerhin hatte ich ja eine Verabredung, für die ich mich noch fertig machen musste.

 

Carter

 

„Carter?“, Lucas setzte sich zu mir, „Was ist los?“.

„Allergien“, wiederholte ich meine Ausrede.

„Erzähl doch kein scheiß! Seit wann hast du denn Allergien?“, kam er mir auf die Schliche.

„Hab ich, wirklich! Seit wann bist du denn mein Arzt?“. Ich sprang auf und setzte mich nach draußen an den Pool.

Wenn ich nur wüsste ob Jason und ich wirklich Sex hatten. Ich sitze hier und weiß nicht ob ich schwanger sein könnte, kann aber auch nix verhindern, weil diese Schlampe an der Rezeption meint, unbedingt auf das Gesetz hören zu müssen. Wie oft hört man denn davon, wie illegal Medikamente verschrieben werden. Aber ich bin keine von den Glücklichen?

Ich atmete tief aus. Ich hasse Kinder. Ich will keine Kinder. Mädchen werden immer zu Zicken und Tussis und Jungs schlagen sich und bauen Scheiße. Nein danke, das brauche ich nicht. Vorallem nicht von Jason. Warum musste ich auch diese scheiß Drogen nehmen? Bin ich bescheuert? Ich wollte ihn beeindrucken und jetzt hab ich ein Braten in der Röhre, wahrscheinlich.

Für einen Moment schloss ich die Augen, einfach zum entspannnen, und versank im Reich der Träume.

 

Mädchengelächter. Nein! Ich will weiter schlafen. Schon wieder, dieses Gelächter und Geschmatze und und.... PLATSCH! Eine Ladung Wasser landete auf mir. Sofort sprangen meine Augen auf. Verwirrt saß ich da und blickte um mich. Was ich sah? Naja. Ich sah Jason im Pool mit einer Wasserstoffblonden Barbie. Beim knutschen. Und fummeln... im Pool.. direkt vor meiner Nase...

„EY!“, fuhr ich die beiden an. Sie lösten sich von einander und sahen mich erschrocken an.

„Ich schlafe hier!“.

„Wozu gibt’s Betten?“, fragte die Barbie Puppe.

„Du hast hier gar nichts zu melden!“, gab ich ihr zu verstehen und blickte gleich darauf zu Jason rüber.

„Ja sie hat doch recht. Geh ins Bett, wenn du schlafen willst!“.

Scheißkerl. Ja ich gab nach und verzog mich ins Haus. Aber eins musste noch sein. Ich wusste ganz genau, dass sie mir hinterher starrten bis ich ím Haus war. Also hob ich beim gehen meinen Mittelfinger um ihnen noch mal zu zeigen, was ich von ihnen hielt.

 

 

 

Zwei Wochen und unzählige Weiber von Jason später, sperrte ich mich mit einem Schwangerschaftstest im Bad ein. Ich hatte meine Periode nicht bekommen! Ich saß also auf dem Klo und stellte mich recht dumm an, auf einen Test zu pinkeln, aber schließlich schaffte ich es doch. Bitte, Bitte, lieber Gott, wenn du mich auch nur ein Fünkchen liebst, dann machst du jetzt, dass mein Test negativ ist. Ich traute mich nicht nachzusehen, aber schließlich musste ich dann doch durch.

P.O.S.I.T.I.V.

Ich Blickte nach oben Richtung Himmel und sagte:“Danke, hab verstanden, ich hasse dich auch“.

Das schreit erst mal nach Alkohol.

 

 

 

Kapitel 4- Jason

 

Ich bekam Carter die letzten Wochen kaum zu Gesicht, aber sie hatte was. Oder plante etwas, Was auch immer. Sie sperrte sich vor zwanzig Minuten im Bad ein und jetzt beobachtete ich sie dabei, wie sie ein Shot nach dem anderen trank.

„Krieg ich auch einen?“, fragte ich sie und sie erschrak.

Langsam schob sie die Flasche Vodka zu mir rüber und ich bediente mich großzügig.

„Hast du scheiße gebaut?“, fragte ich aber sie verneinte mit einem Kopfschütteln.

„Ist Schluss mit deinem Freund?“, versuchte ich es nochmal.

Sie schaute mich verwirrt an. „Chase ist nicht mein Freund“.

„oh achso“. Ihr könnt euch denken, dass ich was anderes dachte. Aber schön zu wissen, dass ich umsonst unzählige Weiber flachgelegt habe.

Sie war schon sichtlich genervt. „Sorry, ich versuche nur zu verstehen. Ich meine du bist seit zwei Wochen voll auf igno und redest kaum mit einem von uns. Jetzt sitzt du hier und säufst dir die Birne zu als gäb es kein morgen mehr“.

Sie schnappte sich die Flasche und ging in Richtung Gästehaus.

„Carter!“, schrie ich ihr hinterher, „Kannst du mal mit mir reden?“.

Nichts. Stur lief sie weiter, ohne mich auch nur ein bisschen zu beachten. Also folgte ich ihr und fand sie schließlich in ihrem Bett. Langsam setzte ich mich auf das Sofa und versuchte immer noch schlau aus ihr zu werden. Verdammt, ich mag die Kleine. Und jetzt wurde mir erst bewusst, dass ich sie gar nicht hätte Eifersüchtig machen müssen. Chase ist nicht ihr Freund.

Sie ist nicht wie andere. Sie ist taff. Hat immer ein guten Spruch auf den Lippen. Sie ist... einzigartig. Und jetzt ignoriert sie mich, aus welchem Grund auch immer.

 

 

Carter

 

Ich wusste, dass er mich ansah. Und ich wusste auch, dass er nicht locker lässt bis ich auspacke. Aber ich kann nicht. Ich schlief einfach, um den Ganzen aus dem Weg zu gehen.

 

In der Nacht merkte ich wie sich jemand neben mich legte und mir durch die Haare strich. Mein Herz klopfte im Marathon. Jason legte mir eine Decke über und hielt einen Moment inne. Ich fragte mich was war, aber dann merkte ich wie er was aus meiner Hosentasche zog. NEIN!

„Schwanger?“, er war verdutzt, „Aber wie?, wann?, shit!!!“.

 

 

Als ich aufwachte, kam ich mir immer noch vor wie eine Vollidiotin. Wie konnte ich nur den Test in meiner Hosentasche lassen? Ich meine, man vernichtet doch alle Beweise! Ich werde auf jeden Fall versuchen Jason aus dem Weg zu gehen. Ich kann ihm jetzt nicht unter die Augen treten. Ich schäme mich so. Immerhin hab ich ihn ja bezüglich der Pille angelogen!.

„Guten Morgen Carter“, sprach meine Mutter mich sofort an, als ich die Küche betrat, „Hast du gut geschlafen?“. Ich nickte und versuchte nicht zu fertig aus zu sehen. HUNGER. Mit einem völlig überfülltem Tablett auf dem alles mögliche an Essen lag, balancierte ich zurück ins Gästehaus. Langsam und vorsichtig stellte ich mein Essen auf mein Bett und kramte nach meinem Handy. Eine Nachricht von Chase.

 

 

Heute 20Uhr im Park

 

Chase

 

Er hasst mich !!!

Fertig gemacht und immer noch mit schlechtem Gewissen kam ich um 19:50 Uhr im Park an und pflanzte mich auf die Bank, auf der ich und Chase schon viele Stunden gesessen hatten. Ich war gespannt was Chase mir wohl zu sagen hatte. Ersteinmal müsste ich mir wohl oder übel eine Standpauke anhören müssen, das war mir schon bewusst.

“Carter?”, ich hatte gar nicht gemerkt, dass Chase schon da war, so sehr war ich in Gedanken.

Ich sprang auf und wollte ihn umarmen, doch er blockte ab.

“Carter”, er atmete tief durch, “Ersteinmal bin ich total von dir Enttäuscht. Du hast Drogen genommen, obwohl du mir versprochen hattest das nie zu tun”. Ich wollte etwas erwiedern, doch er hob die Hand und signalisierte mir damit, dass ich ihn weiterreden lassen sollte.

“Außerdem, halte ich es für das Beste, wenn wir ab jetzt Abstand halten”. Schockiert Blickte ich ihn an. Mit einem Tränenschleier in den Augen schüttelte ich den Kopf. Nein! Das darf nicht sein, er kann mich nicht im Stich lassen, nicht jetzt wo ich ihn am Meisten brauche.

“Chase bitte, bitte lass mich nicht im Stich”, sprach ich heulend zu ihm, “Das kannst du nicht tun!”

“Ich muss”, antwortete er.

Jetzt wurde ich wütend. “Nein, musst du nicht. Du sagst ich hab dir ein Versprechen gebrochen, dabei brichst du mir jetzt auch eins. Du hast mir versprochen immer für mich da zu sein, mich nie im Stich zu lassen. Du kannst das jetzt nicht tun. Bitte Chase... ich brauche dich wirklich!”

Es herrschte einen Moment Schweigen. Dann ergriff Chase wieder das Wort. “Ich kann nicht”, sagte er angespannt.

“Was kannst du nicht? Auf mich aufpassen? Mich Beschützen? Ein Bruder für mich sein? Oder...”, weiter kam ich nicht. Chase unterbrach mich: “Ich kann nicht mehr in deiner Nähe sein, obwohl ich weiß, dass ich dich nicht mehr haben kann!!!”, schrie er und ich war verdutzt. “Carter, ich habe nach wie vor Gefühle für dich. Und ich will nach wie vor, dass wir zusammen Alt werden und den Rest unseres Lebens zusammen verbringen. Ich liebe dich”.

Aber... wir haben beide damals gesagt, dass... “, Chase unterbrach mich schon wieder. “Nein, du hast es gesagt. Du meintest, dass es besser ist, wenn wir Freunde bleiben. Ich hab es einfach hingenommen, weil mir nichts Anderes übrig blieb”. Er drehte sich um und ging. Und ich stand da und kam nicht mehr hinterher. Chase hat nie aufgehört mich zu lieben und ich brach ihm damals sein Herz. Und jetzt bin ich drauf und dran ihn zu verlieren. Ich liebe ihn nicht, aber er mich. Ich darf ihn nicht gehen lassen! Ich brauche ihn!

“Chase!”, schrie ich und lief ihm hinterher. Er hörte nicht und ging stur weiter davon. Als ich ihn erreicht hatte, stellte ich mich, ihm in den Weg, sodass er stehen bleiben musste. Na toll. Was jetzt? Er darf nicht gehen, aber ich weiß auch nicht wie ich ihn dazu überreden kann zu bleiben. Ich tat das Einzige was ich für möglich hielt, damit er bei mir bleibt. Ich stellte mich auf Zehenspitzen und ergriff sein Gesicht. Wir küssten uns. Bestimmt fünf Minuten lang und ich bekam wieder ein schlechtes Gewissen. Aber so behalte ich ihn bei mir. Wir kommen einfach wieder zusammen. Obwohl ich ihn nicht liebe. Er mich aber.

 

 

 

Chase

 

Ich war so gücklich wie lange nicht mehr. Ich wusste es! Ich wusste, dass sie mich auch noch liebt. Und jetzt standen wir hier und küssten uns. In meinem Herz begann ein Feuerwerk. Als wir uns voneinander lösten, sah ich ihr tief in die Augen. Ein kleiner Schatten zog darin vorbei, aber kaum bemerkbar und wohl auch nicht wichtig. Wichtig ist jetzt, dass eine Zukunft vor uns liegt. Ich streichelte ihr durchs Haar, ergriff ihre Hand und begleitete sie Nachhause.

 

 

Jason

 

Sofort hatte ich die Flucht ergriffen, als ich den Test von Carter fand. Sie hat mich einfach mal angelogen, von wegen sie nimmt die Pille und ich solle mir keine Sorgen machen. Ich erlebe den größten Panik Moment in meinem Leben. Sie wird ankommen, von wegen ich solle doch Unterhalt bezahlen und mich um diese Balg kümmern. Verdammt mein Partyleben geht zuende. Demnächst darf ich mir ein Job suchen, von dessen Bezahlung neunzig Prozent für dieses Kind drauf gehen. Aber wie soll ich mir sicher sein, dass es meins ist? Sie kam mir schon so vor, als hätte sie öfters mal was mit Jungs am laufen. Ihr bester Freund, dieser Chase.. was ist mit ihm? Vielleicht hat er sie ja geschwängert.

Das piepen des Backofens riss mich aus meinen Gedanken. Erstmal ne Pizza, dann wird weiter gegrübelt.

 

Nachdem ich aufgegessen hatte, trudelte Carter ein und ich wollte sie in der Sekunde in der sie die Küche betrat schon zur Rede stellen. Aber das konnte ich nicht. Denn sie hatte Chase mitgebracht, der ihre Hand hielt. Und von der einen auf die andere Sekunde wurde mir klar, dass nur Chase der Vater sein kann, da sie ja anscheinend jetzt zusammen sind. Sie hat mich einfach am vorherigen Tag angelogen und behauptet, dass sie nur Freunde sind. Und ich Vollidiot mache mir auch noch Hoffnungen.

“Hey”, flüsterte sie mir lautlos zu. Ich sah es nicht ein zu antworten. Sie ist einfach nur hinterhältig und falsch. Lügt dir ins Gesicht wann du nur kannst. Mir egal, sollte das Kind von mir sein. Sowas wie sie brauche ich nicht. Sie ist nicht anders als die anderen, wie ich ja eigentlich dachte. Sie ist genauso Falsch. Und ich hab mit ihr abgeschlossen. Hoffe ich.

 

 

Carter

Ich weiß, dass ich Jason erst gesagt hatte, dass ich und Chase nur Freunde sind. Mann hat ihm die Enttäuschung angesehen, als ich Hand in Hand mit Chase die Küche betrat. Ich würde ihm später alles erklären, wirklich! Jetzt aber ist es mir wichtiger, dass ich Chase bei mir behalte. Damit er mir helfen kann und damit er mich auffangen kann, wenn es mir schlecht geht. Von Jason erwarte ich sowas nämlich nicht. Auch wenn ich lieber ihn an meiner Seite hätte.

“Also, ich mache mich jetzt auf den Weg nachhause, ich muss morgen arbeiten kleines. Wir sehen uns”, sprach Chase und gab mir einen langen, intensiven Kuss auf den Mund. Ihm vorbeigehen wisperte er ein kleines “Ich liebe dich”. Aber ich gab keine Antwort, ich konnte nicht. Auch, wenn ich ihm grade eine Beziehung vorgaukele. Ich kann kein “Ich liebe dich” zu einem Menschen sagen, den ich kein bisschen liebe. So viel Anstand besitze ich noch. Mit meinen Augen suchte ich den Garten nach Jason ab und fand ihn schließlich, wie erwartet, im Gästehaus.

“Jason ich...”.

“Carter!”, unterbrach mich meine Mom, “wenn du willst, dann kannst du dein Zimmer jetzt wieder beziehen. Die Handwerker sind heute fertig geworden”. Einen Augenblick schaute ich Jason so tief in die Augen wie ich nur konnte. “Ich liebe Chase nicht”, versuchte ich ihm , mit meinem Blick, zu sagen. Aber Jason sah stur zur Seite.

“Ich werde dann jetzt gehen”, war das letzte was ich sagte, bevor ich mich weinend in meinem Zimmer wiederfand.

 

Am nächsten Morgen, war das erste was ich machte, ein Sprint zur Toilette. Morgendliche Übelkeit. Na toll.

Ich gönnte mir eine schöne, warme dusche. Föhnte mir die Haare, schminkte mich, zog mich an und setzte mich schließlich in die Küche. Als mein Bruder reinkam, wusste ich, dass er mich gleich wieder bemuttern würde.

“Carter”, fing er an, “Raus mit der Sprache. Ich möchte endlich wissen was mit dir los ist”.

“Nichts, lass mich doch einfach mal in Ruhe. Wisst ihr eigentlich, dass ihr alle nur am nerven seid?”, konterte ich.

“Weißt du was, dann lass es halt. Man will dir hier helfen und du blockst nur ab”.

Mir doch egal. Hauptsache alle lassen mich in Ruhe.

“Mom will, dass wir nachher alle Essen gehen. Griechisch. Weil Dad doch wiederkommt”. Das hatte ich total vergessen. Ich Ohrfeigte mich innerlich. Klar, Dad kommt heute von seiner Geschäftsreise wieder und ich hatte ihm versprochen, dass ich dann einen festen Platz auf einer Schule habe. Ja, das kann ich dann auch vergessen. Lohnt sich doch nicht, wenn ich grade mal ein halbes Jahr zur Schule gehen kann. HUNGER, schonwieder. Ich schnappte mir ein Nutellaglas und fing an es aus zu löffeln. Mhhhhhmm lecker. Aber irgendwas fehlte.. Ich ging zum Kühlschrank und fing an darin rum zu kramen. Zehn Minuten später stand ich da. Ein Würstchen in der einen und eine Gewürzgurke in der anderen Hand. Abwechselnd tauchte ich beides in das Nutellaglas. Aus meinen Augenwinkeln heraus konnte ich erkennen, wie mein Bruder mich eingehend beobachtete.

“Sag mal Carter, hast du zugenommen?”. In meiner Fresssucht hielt ich inne und sah nach unten auf meinen Bauch. Es war kaum zu erkennen, aber tatsächlich erkannte man eine Wölbung auf meinem sonst so markelos flachen Bauch. Und ich sah wie die Augen meines Bruders erst auf meinen Bauch sahen, dann auf das Essen vor mir und schließlich in meinem Gesicht.

“Carter du bist...!”, ich warf ihm das Würstchen ins Gesicht.

“Pssst!”.

Er durfte auf keinem Fall zu laut sein. Überall lauern hier Putzfrauen, die gerne mal lauschten und plaudern.

Mit meinen Augen signalisierte ich ihm, dass wir nach draußen gehen sollten. Auf dem Weg hielt ich kurz inne, ging zurück und holte mein Essen. Nur, weil wir jetzt dringend mal reden mussten, gab es doch kein Grund auf mein Essen zu verzichten, oder?

“Carter”, fing er an, “Ist das dein Ernst?” Voller Scham nickte ich.

“Wie? Ich meine, Wer?”, fragte er ungläubig.

“Es ist völlig unwichtig wer es war, wichtig ist jetzt erstmal herauszufinden wie ich es Mom und Dad am Besten erzähle”.

Wir schmiedeten einen Plan und waren der Meinung, dass dieser absolut sicher ist. Und dann kam das Abendessen beim Griechen.

 

“Ich hätte gerne.. hmm.. mal sehen. Gyros überbacken, einen Salat mit viel Dressing, einen großen Teller Pommes und zum Nachtisch etwas Vanilleeis”, ich hatte immer noch tierisch Hunger.

Mom und Dad starrten mich an. “Carter, hast du heute noch nichts gegessen?”., fragte mein Dad. Ich nickte und bestätigte dies, fälschlicherweise. Lucas tauschte einen Blick mit mir aus. Ich habe das Gefühl er wollte mir damit sagen, dass ich nicht so auffälig sein sollte. Langsam glitt mein Blick hinüber zu Jason. Einen kurzen Augenblick sah er auch zu mir. Und in seinem Blick lag pure Verachtung.

“Carter ich hab gehört, dass du wieder mit Chase zusammen bist”, sprach Jason. Sein Ernst? Musste das jetzt unbedingt sein?

“Ach, echt? Nun ja, Chase ist ein vernünftiger Junge”, antwortete mein Dad. Ich nickte. Ich nickte die ganze Zeit. Ich hatte einfach keine Lust zu reden, weil das einzige an das ich denken konnte Jason war und wie es wohl mit unserem Kind wird. Ja und natürlich an mein Essen, dass meiner Meinung nach viel zu lange brauchte.

“Das ist mir aber auch neu”, ging Lucas weiter drauf ein. Mit hochgezogener Augenbraue sah er zu mir rüber. Ich schüttelte mein Kopf. “Er ist nicht der Vater”, signalisierte ich ihm damit. Mein Essen kam an. ENDLICH. Wie verrückt schaufelte ich es in mich hinein. So vermeide ich es wenigstens weiter über Chase zu reden.

“Und Carter? Geht es dir gut. Du scheinst ziemlichen Hunger zu haben”. Jason konnte einfach nicht aufhören. Will er es jetzt meinen Eltern petzen oder was? Nicht mit mir. “Und Jason? In letzter Zeit mal eine geschwängert? Ich meine, so viele wie bei dir ein und aus gehen... du musst doch schon mehrere Kinder haben, ne ganze Fußballmannschaft”.

“Nö, ich hab noch keine Kinder. Weil ich weiß wie man verhütet”, konterte er.

“Ach ja? Bist du dir da auch hundertprozentig sicher?”. Okay, genung ist genug. Sonst kommen meine Eltern doch noch hinter mein kleines Geheimnis. Er schenkte mir einen giftigen Blick. Penner.

 

 

 

 

 

 

Jason

 

Sie kann mir nicht erzählen, dass sie von mir schwanger ist. Immerhin ist sie doch schon wieder mit Chase am rumvögeln. Wer weiß wie lange das schon geht. Wahrscheinlich will sie mir nur ein Kuckuckskind unterjubeln. Ich hatte anfangs fest vor sie zu verraten. Ich fand das hatte sie verdient. Aber jetzt reicht es mir schon, wenn ich sie nur bloßstelle.

“Weißt du Carter, bei dir gehen dir Männer doch auch ein und aus. Pass auf, dass das nicht zu deinem Beruf wird”.

“Jason!”, kam es aus allen Mündern. Aber Carter stand bloß auf und hielt den Blick auf mich. Ich sah, dass sie kurz vorm weinen stand. “Du bist das allerletzte. Weißt du das? Ich bin froh, wenn du endlich weg bist. Und keine Angst... selbst wenn ich “Krank” sein sollte. Darum kümmere ich mich selber. Ich hab schon ein Termin beim Arzt. Dann ist das bald aus der Welt geschafft”, mit diesen Worten schnappte sie sich ihre Jacke und ging aus dem Restaurant.

Lucas wollte ihr nachlaufen. Aber ich stoppte ihn. “Ich mach das schon”, dann folgte ich ihr.

Ich fand sie draußen vor der Tür. Sie saß weinend auf dem Bürgersteig. “Carter”, ich berührte sie leicht an der Schulter was sie aufzucken ließ, “Du musst mir eins jetzt ehrlich beantworten”.

“Ja, es ist von dir”, las sie meine Gedanken, “Keine Sorge, ich werde abtreiben”. Ich schluckte schwer. Es ist von mir? Verdammt. Ich dachte ich bin aus der Sache raus. Sie stand auf und ging. Ich lies sie gehen. Ich schätze ich muss das jetzt selber erst mal verdauen.

 

Als ich Zuhause ankam, waren zwar schon alle da. Doch sie schliefen schon. Dachte ich.

“Jason”, ich drehte mich um und erkannte Lucas in der Dunkelheit.

“Du bist es oder?”, äußerte er seinen Verdacht. Ich nickte. Lucas kam auf mich zu. Starrte mir in den Augen. Und alles woran ich mich dann erinnern konnte war, dass ich mit Kopschmerzen und einem blauen Auge auf dem Küchenboden aufwachte. Neben mir kniete Carter.

“Lucas ist bescheuert”, sprach sie, “Das musste echt nicht sein”. Langsam richtete ich mich, mit schmerzverzerrtem Blick, auf. Ich zog sie zu mir und umarmte sie. Fest. Ich hatte Schuldgefühle. Und das zurecht. Immerhin hatte ich sie alleine gelassen. “Ich glaube wir sollten reden”, flüsterte sie direkt in mein Ohr. Ich war der selben Meinung. Wir mussten endlich eine Lösung finden.

 

Carter


Ich saß zusammen mit Jason in meinem Zimmer. “Weißt du, ersteinmal muss ich dir was beichten. Und Ich schäme mich dafür, aber du hast es verdient, die Wahrheit zu kennen”, sagte ich.

“Zuallererst, nein, ich habe die Pille nicht genommen. Ich hatte vergessen mir eine neue Packung zu holen. Ja ich bin mit Chase zusammen, aber ich liebe ihn nicht. Er hat mich letztens in den Park bestellt um mit mir zu reden. Und er hatte mir gesagt, dass er Abstand will, weil er noch Gefühle für mich hat. Es war so egoistisch von mir, aber ich wollte ihn nicht gehen lassen. Ich kenne ihn schon so lange und er war immer für mich da. Er hatte immer ein offenes Ohr für mich, egal was war. Und da du mir aus dem Weg gegangen bist, brauchte ich wenigstens ihn. Aber ich habe mich nicht getraut ihm was von der Schwangerschaft zu erzählen, weil ich mich so sehr geschämt hatte. Ich verarsche ihn von vorne bis hinten. Ich bin so falsch! Und das wird ihm das Herz brechen. Das weiß ich, weil ich das schonmal getan hab. Ich kann das nicht. Nicht nocheinmal”, ich kam den Tränen nahe, “Chase ist mein ein und alles. Der beste Freund den ich je hatte. Und ich habe alles kaputt gemacht”.

Jetzt flossen die Tränen. Es tat gut sich einem Menschen vollkommen an zu vertrauen. Jason legte seine Hand auf meine Schulter.

“Weißt du. Ich denke im Leben macht jeder mal Fehler... Du solltest zu allererst mal mit Chase reden, ihm alles erzählen”.

“Aber dann bin ich wieder alleine!”, schrie ich, “Ich stehe das alles nicht alleine durch”.

“Du hast deine Familie, deine Mom, dein Dad, Lucas und du hast mich...”. Einen Moment lang herrschte die Stille zwischen uns. Und dann konnte ich nicht anders. Ich drehte mich zu Jason und küsste ihn. Und er blockte nicht ab, sondern küsste mich auch. Eine ganze Weile lang, bis wir atemlos von einander abließen.

“Versprich mir, dass du morgen mit Chase redest. Und, dass du nicht abtreibst, da bin ich Hundertprozentig dagegen”. Okay, so kannte ich Jason nicht. Ich hatte ihn völlig falsch eingeschätzt. Das einzige was ich dem noch hinzufügen konnte war: “Versprich mir, dass du mich nicht mehr alleine lässt”.

“Nie mehr”, er gab mir einen Kuss auf die Wange und dann auf den Mund.

“Nie mehr”.

 

Epilog

 

“Ahhhhhh...”.

“Kann jetzt mal jemand nach dieser verdammten Tasche suchen”, schrie meine Mom durch das ganze Haus. Mein Dad sprintete um die Ecke. “Hab sie”.

“Ahh!!!! Wo ist Jason?”, schrie ich schmerzerfüllt.

“Hier! Und jetzt ab zum Auto”, er stützte mich um mich heile zum Auto zu bringen.

“Chase? Hast du ihren Arzt angerufen?”, kam es von meinem Dad.

Chase setzte sich neben mich auf die Rückbank. Auf der anderen Seite nahm Jason platz und griff nach meiner Hand.

“Ja, der Arzt ist unterwegs”, antwortete Chase.

“Fahrt los, bevor ich meine Hand verliere!”, schrie Jason durchs Auto. Während ich immer doller zudrückte.

Das Auto setzte sich in Bewegung.

Jason strich mir durchs Haar. “Bist du bereit die kleine Taylor kennen zu lernen?”. Ich ignorierte ihn. Natürlich war ich bereit. Mehr als bereit sogar. Aber ich finde es ist reichlich schwer daran zu denken, wie schön es sein wird, wenn alles vorbei ist, wenn man noch mittendrin steckt. Die nächste Wehe kam über mich. Ich sah Jason an.

“Du hast mir das angetan! Ich hasse dich dafür!” Durch das ganze Auto ging gelächter. Jason gab mir einen Kuss auf die Stirn.

“Ich liebe mich dafür”.

Impressum

Texte: Alle Texte vorbehalten.
Bildmaterialien: Bildmaterial von Google und weheartit.com
Tag der Veröffentlichung: 06.01.2015

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme diese Buch meiner besten Freundin Natalie. Danke für deine Hilfe, deine Kritik und den großen Spaß den ich mit dir hatte, als ich an diesem Buch gearbeitet habe. Du bist das Beste, mach weiter so!

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