Auch in der guten alten Zeit,
als die Pflaumen blauer waren,
war wohl niemand je befreit,
vor der Liebelei Gebaren.
Frieda sammelt Wäscheknöpfe,
liebt den schnitt’gen Emil fein.
Lotti flicht sich ihre Zöpfe,
für den Willy soll es sein.
Elsi ist noch auf der Suche,
kocht die Brombeeren heute ein.
Edith mit dem feinen Tuche,
ist für alles noch zu klein.
Als der Gernegroß nun ostwärts,
zu den Russen blutig zog,
schnappte Frieda sich ihr Liebherz,
versteckte ihn im Wäschetrog.
Für Lotti bringt das Sieg und Heil,
den rauen Sorgenwind herein,
zog der Willy doch derweil,
zu den Amis an den Rhein.
Gottlob, des arisch Ruhmhalles,
folgt der Mensch noch immer stramm.
Deutschland, Deutschland, über alles!
Im Kriegsherbst bleibt die Wäsche klamm!
„Du mit deinem Nazilein,
bist im Hunger auch nicht schlauer“,
Lottis Schwesterherz wird klein,
im Kriegsalltag nun rauer.
„Nur allein mit ‚very well’,
füllt sich wohl nicht der Magen“,
Frieda schneidet Rüben schnell,
schneidet weg all Weh und Plagen.
Bei Auschwitz und bei Stalingrad,
sind die Schwestersorgen klein.
Deutschlands Stiefelabsatz trat,
tief in Jugendseelen ein.
Der Krieg hat nun das Land geteilt,
jedoch der Schwestern Leben nicht.
Waren wieder schnell vereint,
in Stralsunds Umfeld, stets auf Sicht.
Auch die Elsi fand nun gleich,
ihren großen tschech'schen Helden.
Edith, bereits an Anmut reich,
konnt’ nun auch das Glück vermelden.
Jahrhundert nun aufs Ende bog,
bracht’ eine weit’re neue Zeit.
Lotti leid ins Vogtland zog,
ein Kerb in der Gemeinsamkeit.
Nun ist Lotti eingeschlafen,
konnt’ die Schwestern nicht mehr seh’n.
Wohl sollt der Familienhafen,
stets als Jahrhunderttröster steh’n.
(2013)
Ach wär’s wieder zehn vor sieben,
auf dem Sofa lieg ich nieder.
Um mich herum meine Lieben,
ich sehn`s jeden Abend wieder.
Auf der Lehne thront die Kleine,
der kleine Große vor dem Buch.
Auf der Hüfte spür ich Beine,
wohl aus der Küche Teegeruch.
Nachher wird es Chili geben,
Beverly Hills und Falkenau.
Glück lässt sich so einfach leben,
mit dir und mir, als Mann und Frau.
Heute gibt’s wohl and’re Zeiten,
wie die Sesselkante um halb acht.
Kann jedoch nicht Freud bereiten,
wie’s Sandmann seine Zeit gemacht.
Doch kann’s nicht nur das Alte sein,
was an Wert uns jetzt geblieben.
Möchte auch von heuer sagen fein:
Ach wär’s wieder zehn vor sieben.
(2012)
An eisigen Dezembertagen,
soll anderes die Freude bringen.
Wo Frankenteichs alte Weiden ragen,
nun die Geister der Geschichte singen.
Für Papa wird’s doch langsam Zeit,
wo bleibt er nur, die Lütten fragen.
Im Keglerheim bei Geselligkeit,
nein, Kerstin wird es so nicht sagen.
Sie scheucht die Jungs, die beiden,
lieber in den Keller runter.
Den Weihnachtsbaum soll’n sie beschneiden.
Keine Kohlen? Sie laufen munter.
Auf wohlig süßen Fichtenduft,
hoffen beide nun im Kellerlicht.
Aber Hundekot liegt in der Luft.
Ach Kerstin, schneiden hilft da nicht.
Während die Fichte wird gewaschen,
und auf der Heizung die Hefe gärt,
erwischt Mutti Silvia beim Naschen.
Die Schüssel Keksteig ist fast geleert.
Katrin soll beim Backen helfen,
Nur, sie ist weg und alle suchen.
Derweil wähnt sie sich bei den Elfen,
was sind da schon Teig und Kuchen?
Geschenke hat Mutti wohl versteckt,
dass kein Kind etwas finden kann.
Aus dem Hängeboden ein Hintern reckt,
Ines ist oben, schaut sich alles an.
Mutti will den Baum nun schmücken,
und scheucht die Kinder alle raus.
Ulf und René sich entzücken,
der Baum sieht wie der vom Nachbarn aus.
Freudig glänzend Kinderaugen,
banges Warten auf die Zeit.
Herrn Koch’s Worte hier wohl taugen:
Übt euch in Geduldsamkeit!
Knistern knackt im Ofen das Holz,
die Kinder dürfen nun herein.
Im Wohnzimmer steht prachtvoll stolz,
ein glänzend Baum im Kerzenschein.
Oma ist mit Dutt erschienen,
hat auch Geschenke mitgebracht.
Unscheinbare Gesten dienen,
einer himmlisch heiligen Nacht.
Die Kinder packen munter aus,
es kann nicht schnell genug sein.
Ein Bauernhof, ein Puppenhaus,
viel Freude kehrt in Herzen ein.
Katrin möchte auf das Eis,
Mutti zu Oma Baby gehen.
Derweil schleicht Kerstin sich ganz leis,
raus, um endlich Kalle zu sehen.
Silvia spielt und Ines lacht,
entzückend weihnachtlich Getue.
Dem Kinderfrieden wohl bedacht,
sorgt auch Papa mit seiner Ruhe.
Sollten einst mal Engel fragen,
wer das Ganze hat vollbracht,
dass Kinderherzen höher schlagen,
wird an Mutti wohl gedacht.
Ulf und René sind noch im Keller,
im Taschenlampenspiel vereint.
Im Licht der Jahre, immer heller,
eine zauberhafte Kindheit scheint.
(2013)
Wenn die Spiere weißbeseelt,
augenfreud ihr Grün umrankt.
Wenn’s dem Mensch an Liebe fehlt,
Lenzensduft ins Herz gelangt.
Wenn ein Backfisch jetzt erfreut,
und die Lende Leben spürt.
Wenn geputzt sind Land und Leut,
ein Geschlecht zum and’ren führt.
Wenn der Raps wie Sonne strahlt,
und die Bienen dienlich tun.
Wenn das Amselmännchen prahlt,
sollt der Mensch wohl nicht mehr ruh’n.
Wenn der Morgentau beglückt,
fahr ich leis am See entlang.
Der Mai hat meinen Weg geschmückt,
mit Blütenpracht und Vogelsang.
(2015)
Wieder soviel Zeit vergangen,
ohne, dass ich sie gesehen.
Dieses Hoffen, dieses Bangen!
Wird wohl nie vorübergehen?
All der Tage Taten,
eingeschränkt durch diesen Blick.
Dieses Schmachten, dieses Warten!
Wann, ja wann, kommt sie zurück?
Ach die Alten heben,
hoch die große Seligkeit.
Dieses Sehnen, dieses Streben!
Ja, wo ist sie, diese Zeit?
Alles regt sich nur im Schein,
mit Bewegung voller List.
Diese Marter, diese Pein!
Wer kann wissen, was nun ist?
Nun ihr Großen lasst mich zahlen,
für die so arg versäumte Zeit.
Dieser Kummer, diese Qualen!
Ist die Folter größ’res Leid?
Will so nicht mehr leben,
hebt mich weg vom Einerlei.
Dieses Zittern, dieses Beben!
Bin ich dann auch wirklich frei?
Möchte sie nicht mehr sehen,
ich verlass den Kerker frei.
Dieses Bitten, dieses Flehen!
Ach ein Traum, und schon vorbei?
Wunderbar sie käm’ zurück,
könnt auch am Galgen stehen.
Diese Freude, dieses Glück!
Ja, sie beim Leid zu sehen.
(1999)
Zu Goethe
Schöngeist, Genie, begehrenswert.
Zu sein wie er, ein Strebensleid.
Jedoch der Blick nach außen lehrt,
unmöglich macht’s die heutige Zeit.
Wohlweislich
Lohn genug des Lernens Qual
ist eingeschlossenes Wissen.
Doch Unterbrechungen ohne Zahl,
möchte ich nicht missen.
An Werther
Wie leicht ist es zu gehen,
wie viel schwerer zu bestehen.
Strittmatter in memorio
Hier in meiner Stube,
holt ich mir das Glück herein.
Mit etwas neuer Farbe,
ließ ich meine Sorgen sein.
Möcht’ die Glieder strecken.
Alles ist erwacht!
Auch die Frühen spüren die Macht.
Müssen ihre Köpfe recken.
Nehmen dem Winter sein Gericht.
Entlocken dem Vogel den ersten Ruf.
Die Natur, die dieses schuf,
legt mir auf die Tatenpflicht.
Werde meine Glieder strecken,
Müßigkeit ist nun vorbei.
Krokusse und Vogelschrei!
Der Winter sollte sich verstecken!
Das Wiesenblümchen blüht so klein,
bringt Frühling in die Herzen.
Der Wiesenduft, so rein und fein,
kann heilen alle Schmerzen.
Am Waldessaum schreit ich entlang,
am Horizont zwei Hütten.
Fröhlich bin ich, mir ist nicht bang,
nichts kann mein Herz zerrütten.
Ein Gabelweg am Ende ist,
mich dünkt, ich muss entscheiden.
Links der Wald, die Finsternis,
rechts die hellen Weiden.
Aus Waldesnacht ein Vogelschrei,
aus riesigen alten Fichten.
Der innere Zwist ist vorbei,
ich werde diesen Weg verrichten.
Dunkelheit umgibt mich nun,
erst langsam kommt der Blick.
Wo sind Birk- und Auerhuhn?
Ach, ich sehne mich zurück.
Schritte folgen Tannengrün,
der Blick geht nach oben.
Hoch die Fichten, stolz und kühn.
Die Pracht lass ich mir loben.
Sogleich der Traum verfliegt,
im Angesicht der Bäume Leid.
Regen hat das Grün besiegt.
Wasser, das sie einst befreit.
Ein Dompfaff grüßt mit Sterbgesang,
den Angeklagten vor Gericht.
Schmerzend ist der schrille Klang,
die Hoffnung mit der Klage bricht.
Dem Todgeweihten gilt das Lied,
dem Sünder, der den Berg erklommen.
Der seine Frevel zu spät sieht,
dem wird das Recht genommen.
Das Wiesenblümchen blüht so klein,
bringt Frühling in die Herzen.
Das Urteil kündet, Arg und Pein,
Generationen voller Schmerzen.
(1998)
Welch ein Spiel mit all den zarten,
Frauen, die uns leiden lassen.
Nein, ich kann es ach nicht fassen,
eine Spielfigur zu sein.
Immer nur dies ew’ge Warten,
ist schon eine arge Pein.
Ich denke, ich denke über das Denken nach,
und in dem Moment, in dem ich über das
Denken nachdenke, denke ich nicht an das,
worüber ich nachdenken wollte.
Gestern Genie, alles umfassend.
Synapsen, Neuriten, Transmittersubstanzen.
Heute der Wahn, nichts als passend.
Nur Brocken, die im Gehirne tanzen.
Je tiefer ins Detail, desto weiter der
Zusammenhang. Je größer im
Zusammenhang, desto weniger ins Detail.
Undefinierbar die Mitte.
Die große Leere, überfüllte Enge.
Mannigfaltige Phrasen, endlose Stränge.
Das weite Wissen ist Gesetzesschrei.
Genügsamkeit längst vorbei.
(1997)
Gedanken sind schon wieder weg,
dem Vorsatz widerwillen.
Das Angenehme, leicht und keck,
wird die Lücken füllen.
Das Wesentliche sollt es sein,
die Pflicht, die auserkoren.
Erarbeitet, gleich Mühsam fein,
aus Wissensdurst geboren.
Im Zwiespalt lebt nur der dahin,
dem Angenehmes wichtig.
Dabei steht es außer Sinn,
ob die Tat auch richtig.
Glücklich doch nur jener ist,
der die Wahl getroffen.
Wer das Andere vergisst,
der kann selig hoffen.
Trügerisch die Hoffnung ist,
wird Momente heben.
Wer nichts anderes vermisst,
wird nicht richtig leben.
(2005)
Sich in dir wohl der Zweifel regt,
wie ich’s aushalten möge.
Die Antwort ist wohlüberlegt,
dass nicht der Leichtsinn tröge.
Auf dem Horatio gründet,
der Beginn Literatur.
Ohn’ Kalkül, wo es wohl mündet,
waren es Gespräche nur.
Cafe Rothschild, die Meierei,
ach, Plätze gibt es viele.
Unendliche Kaffees dabei,
die Harmonie zum Ziele.
Doch Königskinder früh erkannt,
den Platon missverstanden.
Am Schwedenweg wohl verrannt,
Effi und Werther banden.
Die geist’ge Nähe, die verband,
konnte die Hand nicht binden.
Ungeachtet der Leut’ und Land,
ließ sich Genehmes finden.
Ein Heureka der Weiblichkeit,
es lohnt nicht mehr die Zierde.
Es kam zur holden Sinnlichkeit,
die körperlich Begierde.
Fazit ist: So ist’s im Leben.
Die Antwort folgt nunmehr rein.
Sollt es dergleich Formen geben,
wird’s eine Form von Liebe sein.
Relegio
Ehrlichkeit bescheinige ich,
die Tiefe bleibt verborgen.
Der Schreiber hüllt in Schweigen sich,
aus Rücksicht auf die Sorgen.
Comprehensio
Es ist wohl alles was du bist,
und mein Piano im Bauch.
Wie es nun auszuhalten ist?
Ja, das frage ich mich auch.
(2004)
Fleißig unterwandern,
die Moral der Anderen,
es ist einerlei,
weil bald nun vorbei.
Alles verzehrend,
stets wiederkehrend,
rabiat nagend,
so böse plagend,
des Menschen Begehr.
Aber es ist mehr!
Besitze nie ganz,
was so voller Glanz.
Werd’ es bekriegen!
Den Fels besiegen!
Und mit Sturm erwacht,
die einzige Macht.
Oh ich wünschte mir,
eine Nacht mit dir.
(2005)
Tausend Worte wohl gerichtet,
Tausend Worte wohl geformt.
Konnt’ den Kern nicht halten,
den Tenor nicht sehen.
Wollte Worte spalten,
und im Sinn verstehen.
Tausend Worte wohl gerichtet,
Tausend Worte wohl geformt.
Hab mich so lang gewehrt,
warum, das frag mich nie.
Wohlan, mein Herz mich lehrt,
einzig, ich liebe sie.
(2005)
Denke an Antimaterie und muss den Müll
runter bringen.
Möchte einen Film sehen und sehe das
Leben.
Möchte wissen und lerne nur.
Möchte treu sein und bin nur ein Mann.
Ein Hurra der freien Zeit,
Müßiggang, nur sinnend laben.
Doch hiesiger Sorgen befreit,
warten andere Aufgaben.
Mir ist’s wie immer,
möchte grad ein wenig klagen.
Komm hernach in mein Zimmer,
und es warten alte Plagen.
Des Lebens hochgelobte Wonne,
gesucht durch alle Zeiten.
Ja, dass sie ihn geküsst,
wird ew’gen Kummer bereiten.
Die Würdigkeit des Blickes,
herzig, wenn sie sein gedenkt.
Nein, da sie dies nicht tat,
besser er sich jetzt erhängt.
(1998)
Der Tag ist niemals sonnig, denn nur grau
kann den Abschied bekleiden.
Die Tasse Kaffee grotesk wie eine
Begrenzung davor gelegt.
Siebzehn Uhr ist auch das Aufstehen
vergessen, bei dem es noch sonnig war,
selbst wenn es regnete.
Sonntags war es niemals sonnig.
(2000)
Morgendliche Frische nach nächtlichem
Regen.
Nie war ich mehr Mensch, mehr ich selbst,
als in diesem Augenblick.
Alleine, kein Widerspruch, keine
Einflussnahme trübt diesen Augenblick.
Keine Rolle, die ich spielen soll.
Tränen, die ich nicht verstohlen wegwischen
muss.
Ich sehe mich hier sitzen, zwischen all den
Sträuchern und Büschen.
So bin ich also!
Ungetrübter Blick auf den Menschen,
endlich.
Ein Spiegel für dich, dass es wird ein Spiegel
deiner selbst.
Die Luft ist klar auf diesem Berg, den ich
erklommen, um diesen Augenblick zu
genießen.
Alles vergessen, nur der Duft der Blumen
und ich.
Die aufgehende Sonne reist mich aus den
Träumen.
Ein Zeitgeber?
Ich muss zurück!
(1998)
Jedes Jahr die gleiche Frage,
was schenk ich nur zu jeder Zeit?
Ob Weihnacht oder Ostertage,
immer die gleiche Bekümmertheit.
Blumen, Parfüm, Süßigkeiten,
es entspricht nicht meiner Welt.
Obwohl, lass ich mich von Wünschen leiten,
wohl auch jenes mal gefällt.
Wird jedoch kein Wunsch gehegt,
wird gesucht bis es entspricht.
Wohlweislich sich die Hoffnung regt,
es bedarf des Standards nicht.
Ich schenk Dir Harmonie,
ein Zweisam für alle Zeit.
Misch Liebe, Glück und Poesie,
und fülle auf mit Sinnlichkeit.
Würd’ gerne noch etwas geben,
ach, meine Börse ist arg leer.
Könnt musizieren, basteln, kleben,
nein, es muss was Richt’ges her.
Brauch nicht mehr zu grübeln,
was es noch zu schenken gilt.
Du wirst es wohl nicht verübeln,
es ist ein unfertiges Bild.
(2006)
Wenn die Weiden rauschen,
am alten Frankenteich.
Wenn die Menschen lauschen,
pst, leise, dann kommt es gleich.
Bitterkalt ist’s mir,
ob ich’s dennoch wag?
Ja, ich verharre hier.
Es kommt beim Glockenschlag.
Würd’ es so gerne sehen,
wie es schleicht, von Haus zu Haus.
Werde noch nicht gehen,
es kommt sicher gleich heraus.
Sankt Marien’s Glocken,
ertönen übers Eis.
Sie wollen uns verlocken,
jetzt wird es kommen, nun leis!
Wartet der Mensch nicht immer,
aufs Lebenswohl und Glücklichsein?
Auf dem Eis, der Schimmer,
schickt mich in mein Kämmerlein.
Ich zünde mir ein Lichtlein an,
das Warten hat sich doch gelohnt.
Heilige Nacht ist nun heran,
das Christkind längst in mir wohnt.
(2007)
St. Marien erstrahlt im Licht,...
Der Künstler wälzt sich noch in Schmerzen.
Erstrahlt im Licht! So geht das nicht!
Nimm lieber, äh, Gott und Kerzen!
Aber passend soll es sein,
und wohlgeformt für alle.
Und geht’s auch mal nicht so rein,
schreib ruhig Pillepalle.
Jawohl, also: Nun kommet all,
stellt hohen Geist und Segen ein,
lauscht freudig nun dem Glockenhall,
folgt selig Herzen rein.
Solch Worte sind schon oft gebraucht,
du musst’s wohl anders schreiben.
Der Stift nun zuckt, der Kopf arg raucht,
nur wenige Tage bleiben.
Die Tochter stellt den Freund nun vor.
Er kifft und fährt Q 8.
Heilig Nacht holt er hervor,
was letzter Bruch neu eingebracht.
Oma ist wieder schwarzgefahren,
der Vater nüchtert im Gästeraum.
Der Sohn probiert derweil den Klaren,
der Benjamin wird zum Weihnachtsbaum.
Hast du die Pute nun bekommen!?,
die Mutter rauft die Haare sich.
Der Vater, noch recht arg benommen,
köpft derweil den Wellensittich.
Nein, so kann’s nichts werden,
jene Schmerzen bleiben.
Doch MEIN Weihnachtsgruß auf Erden,
soll an Eurer Seele reiben!
Es ward nicht an der Zeit,
zu schaffen für die Ewigkeit.
Doch wünsch ich Euch hier wohlbedacht,
auch heuer eine frohe Weihnacht.
(2014)
Mendacium Da bist du ja wieder.
Willst mich wieder quälen.
Singst mir wieder Wahrheitslieder.
Und wirst mir Zeiten stehlen.
Conscientia Die Wahrheit musst du lernen,
du stehst ja nicht alleine da.
Ich werd’ mich erst entfernen,
ist dein Inneres des Bösen bar.
Mendacium Welch tugendhaften Worte nur.
Ein Scherz, ich denk doch richtig?
Wo gibt es denn das Reine pur?
Ach geh, das ist doch nichtig!
Conscientia Scherze gedenk ich nicht zu machen,
ich rede von der guten Seele.
Ich werd’ in dir die Gier entfachen,
dass gleiches folgt aus deiner Kehle.
Mendacium Ah, als Apostel bist du da,
hältst den Spiegel vor mich hin,
bezeichnest mich als Lügner gar,
erlaub die Frage nach dem Sinn.
Conscientia Gutes in dir nach oben drängt,
bist hilfreich, allermaßen klug.
Hab ich das Böse eingeengt,
ist es Lohn der Müh genug.
Mendacium Ein Teil davon bewahr ich mir,
du wirst ihn nicht erhalten.
Es lebt sich so viel leichter hier,
in Zeiten, diesen kalten.
Conscientia Trügerisch, was du dir sagst,
die Kälte wird sich mehren.
Doch, wenn du sicher bist und magst,
werd’ ich’s dir erklären.
Mendacium Nein, hab dergleichen wohl studiert,
es ist schon lang im klaren.
Hast’s bei mir nun ausprobiert,
kannst bei Besseren fortfahren.
Conscientia Du bist zu alt nicht zu verstehen,
zu jung, dass nicht mehr lohnenswert.
Das ist der Grund weshalb ein Gehen,
Verfehlung wär’ und auch verkehrt.
Mendacium Nun dann, versuch zu nehmen,
was mir von Kindheit an erteilt.
Jedoch, ich lass mich nicht bequemen,
ist erst mein Naturell zerteilt.
Conscientia Dein wahres Ich bleibt so erhalten,
wirst es auch erst dann verstehen.
Vollkommen sind nur die Gestalten,
die als guter Teil ergehen.
Mendacium Vollkommen ist was uns gegeben.
Bin nicht Natur ich, wie ich steh?
Kein Teil kann ohn’ den anderen leben.
Ganzes sollst du sehn, nun geh!
Conscientia Natur ist doch an Gutem reich,
vollkommen sind die Kreaturen.
Tu’s als Mensch dem Tiere gleich,
fühlst dich neugeboren.
Mendacium Wird des Tigers Kind verschlungen,
ist er des Mitleids Kern.
Reißt er des Leoparden Jungen,
ist auch der Hass nicht fern.
Conscientia Der Tiger handelt nach Gesetzen,
der Vergleich erscheint mir schlicht.
Klarheit wird sich bei dir setzen,
betrachtest du’s aus dieser Sicht.
Mendacium Es ist doch leidlich Qual,
den Gegensatz zu schlichten.
Jedoch, hätt ich dabei die Wahl,
so sollte jetzt ein Dritter richten.
Conscientia Du irrst, es ist kein Streit.
Du stehst alleine vor Gericht.
Ich geh und du bist nicht befreit,
wenn Wahrheit mit der Lüge bricht.
(1996)
Kartoffelbrei mit Zwiebeln und Speck!
Liebe Mutter, lass die Rüben weg!
Meine Hilde, dein Wunsch ich höre,
nichts im Haus, auch keine Möhre.
Geh nun mit den Anderen spielen,
seit gestern doch Schneeflocken fielen.
Ach, möchte lieber drinnen tummeln,
mit Hertha spiel ich Magengrummeln.
Post vom Amt! Hilde, lass die Possen!
Nein, man hat auf den Arndt geschossen.
Vorletzten Monat schrieb er doch noch!
Es ging ihm recht gut, trotz Flanderns Joch!
Wo Arndt nun ist, sie sagen's nicht!
Die Mutter grämt, geht ans Fenster dicht.
Im dämmrig Grau sie die Spree erahnt.
Aus Elendsleid sich ein Ausweg bahnt?
Hilde, lauft man schnell zum Vattern hin!
Sagt's ihm gleich, nach Trost steht mir der Sinn.
Mutter! Hertha leicht das Gruseln kriegt,
weil Vattern doch auf dem Friedhof liegt.
Hilde schauderst, geht zur Mutter ran.
Mutter, erzählst uns vom Wassermann?
Dem kleinen König in seinem Reich?
Sei still Hilde, der Arndt kommt doch gleich!
Ach Mutter, die Hertha fiebert nun!
Was können wir gegen die Kälte tun?
Wickel Hertha in die Decke ein!
Vom Wassermann? Nun, so soll es sein!
Die arme Frau fasst ein eisig Plan.
Holt den Mantel, zieht die Kinder an.
Ich zeig euch das Schloss vom Wassermann,
der aus Wasser Süßes zaubern kann.
Der Mutter graust es, sie rennt geschwind,
auf dem Arm und an der Hand ein Kind.
Mutter!? In das kalte Wasser rein?
Mein Kind, dort nur steht das Schloss so fein!
Durch die dunklen Gassen fegt der Wind,
an des Flusses Ufer Menschen sind.
Dort ist's gewesen, mich dauert's sehr!
Nun spüren sie keinen Hunger mehr.
(2016)
Gerda
Der Tag ist angebrochen,
Gerda ist allein zu Haus.
Sie hat schon lang nicht mehr gesprochen,
Gerda geht nicht mehr raus.
Sie könnt heut lesen fein,
vielleicht auch etwas essen.
Ein Tag wird wie der andere sein,
die Zeit ist vergessen.
Nicht viel scheint mehr zu taugen,
seit Karls Tod ihr Herz erfroren.
Ein einsam Zukunft vor den Augen,
hat sie das Wort verloren.
Der Enkel kommt mit eigenen Leiden,
„Beim Einkauf gedacht ich dein“.
Ihre Augen sagen nah dem Scheiden,
gedenke weiter, ich bitt dich, mein.
Nachbars Dorit kommt vorbei,
Mitgefühl ist ihr Bestreben,
Erzählt dies und allerlei
und auch vom vollen Leben.
Du, Gerda, ich sag es dir,
ich kenne gute Geister.
Gleich um die Ecke in Friedrichs Quartier,
wirbeln die wahren Meister.
Du kannst Kaffee dort trinken, essen,
auch spielen und basteln, dich bilden fein.
Kannst deine Sorgen flugs vergessen,
unter Gleichen eine Gleiche sein.
Und müsstest mal den Tanztee sehn.
Ein Fest fürwahr für jedermann.
Das Tanzparkett gefüllt, im handumdreh‘n.
Kein Mensch da sitzen bleiben kann.
Vieles wird dort selbst bereitet.
Marmelade, Schmalz und Kuchen fein.
Weihnacht kommt, wie das Jahr so schreitet.
Gerda nickt, so soll es sein.
Andächtig im Liebmenschenkreis,
Gerdas Augen leuchten im Kerzenschein.
Himmels Träne, man hört sie sagen leis:
Ach, wie schön! kann es hier sein.
2024
Tag der Veröffentlichung: 04.08.2015
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