„Du verstehst das schon, du bist einfach nicht mein Typ.“
Sein spitzbübisches Playerlächeln ziehend, versetzt er ihr einen emotionalen kalten Guss. Den ganzen Abend über hat er um ihre Aufmerksamkeit mit den anderen anwesenden Männern gebuhlt und jetzt das.
Natürlich schmerzt es Sie ein wenig, aber sie lächelt versonnen und blickt ihm dabei tief in die dunkelbraunen Augen.
„Ich weiß doch, dass du liiert bist. Wie kommst du denn nur darauf, dass ich mir Hoffnungen gemacht hätte?!“ und sie lacht laut.
Was soll das werden?! Im Zug hierher konnte sie in Gedanken seine Hand auf ihrem Oberschenkel langsam zwischen ihre Beine gleiten spüren und sehen. Es hatte ihr beinahe den Verstand geraubt und die Erregung war kaum noch zu ertragen. Auch jetzt sind sein Denken und Wünschen ein offenes Buch für sie, waren es schon immer, doch er wahrt den Schein. Für was?! Ein hungerleidiges Modepüppchen aus dem Osten, das er piesacken und gängeln kann, wie er will. Ein vorzeigbarer williger Körper, mit dem sein Fleisch sich vereint, während Verstand und Lust nach ihr ruft. Armer Kerl, jetzt tut er ihr schon beinahe wieder leid, aber eben nur beinahe. Und doch legt er ihr den Schlüssel zu seinem Liebesleben mit jedem Gefühl, jedem verbundenen Gedanken in die geistige Hand. Dass sie in benutzt, wann immer sie will, ist nur allzu menschlich, oder etwa nicht?! Natürlich könnte man sie jetzt für einen Liebes-Schmarotzer, einen seelischen Parasiten halten, aber was war dann er?! Benutzte er nicht auch, seine Partnerin und all die anderen Frauen, auf eine andere Weise?!
Sein Mund wird spitz und der Blick etwas irritiert. „Naja, dann ist ja wohl alles klar, zwischen uns?!“
„Ich denke schon!“
Weiter heißer Gedankensex, ohne Reue ohne Spuren. Soll seine Holde doch den Geschmack, Geruch und die körperliche Bestätigung haben, dass er ihr gehört. - Jeder Orgasmus, jeder erregte Gedanke an sie, gehört aber nur ihr alleine! Das kann ihr keiner nehmen!
Die selbstsicheren Augen scheinen ihn jetzt noch mehr zu verwirren und verleitet sie dazu noch einen draufzusetzen.
„Freunde?!“
Sie streckt ihm das physische Gliedmaß hin und wartet auf seine Erwiderung, aber er zögert.
„Ja, klar!“ kommt es jetzt beinahe stockend aus dem sonst so selbstverliebten Typ Latin Lover. Es ist wunderschön an diesem Abend. Die Nacht ist angenehm kühl und die vielen Lichter der Stadt spiegeln sich im Fluss, in der Nähe der Brücke der Liebesschlösser. Man könnte es beinahe romantisch nennen, wenn da nicht „nur“ zwei Freunde miteinander laufen würden.
Was wäre wenn? Wenn sie jetzt einfach nachgeben würde? Nur für diese eine Nacht?!
„Ich geh jetzt zurück ins Hotel, willst du mit?!“
„Nein“
Sie hat so schnell geantwortet, dass sie gar keine Zeit hatte, wirklich darüber nachzudenken und sie begreift. Ihr Herz hat sich verweigert, ohne den Kopf zu fragen und das ist gut so. Sie kann ihn ja auch so lieben, ohne Körper und das über alle Distanzen, die eine wirkliche Beziehung gefährden könnten. Ihm unter die Haut kriechen. Für Wimperschläge, Teil von ihm sein. Tiefer in ihn eindringen, als er es jemals bei all den anderen Liebhaberinnen kann. Mit ihm verwachsen in einer Weise, die er so niemals zulassen könnte oder wollte. In Emotionen und Lust verschmelzen und er kann weiter die Illusion leben, dass er Herr seines eigenen Liebeslebens ist. Wenn man so will, zieht sie das Abo dem One-Night-Stand vor. Solange er sich noch irgendwie an sie erinnert, wird sie ihn spüren können und das will sie! Ihn spüren, so wie sonst kaum eine ihn spüren kann.
Egoistisch?! Ja, aber auch tiefe erotische Erfüllung bis in jeden Seelenwinkel.
Sie sieht ihn gehen und wendet sich zur restlichen Feierrunde, die ihr schon zuprosten und winken. Lachend geht sie zurück zu ihrem Sitzplatz und nimmt das Trinkglas in die Hand um mit den anderen weiter zu Festen.
Einige Monate später.
„Du wirst den Kontakt zu dieser Frau abbrechen, hörst du! Du musst dich entscheiden, Sie oder ich!“
Er hat E-Mail-Kontakt gehalten, bedeutend länger, als sie ihm zugetraut hat und jetzt stellt ihm seine Freundin ein Ultimatum. Sie kann es hören, obwohl sie nicht weiß, wo sich die Szene ereignet. Aber es geht um sie und um sein Gefühl zu ihr und genau aus diesem Grund spürt sie es, wie er eine Entscheidung trifft. Die Entscheidung gegen sie und akzeptiert. Ihre Beziehung ist zu Ende.
Tag der Veröffentlichung: 24.07.2014
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Allen gewidmet, die immer an mich geglaubt haben.