Cover

Bemerkung

 Die Story stammt allein von mir und wurde durch Erlebnissen und Erfahrungen, meinerseits geprägt. Sowie duch ein Lied, welches mir die Inspiration zu dieser Geschichte gegeben hat. Es heist: " Dein Kuss" von FARD  

Übereinstimmungen von Personen, Handlungen oder anderem sind durchaus zufällig und nicht beabsichtigt.

 

 

Cover wurde von "ThousandpointoneMusicFreak" erstellt. Ihr allein gehören die Rechte an dem Cover

 

 

 

 

 

 

1.Der Alltag hat mich wieder

Es war nun Mitte März und eigentlich hatte ich gehofft, wir hätten den Winter nun überstanden, denn die letzten Wochen war das Wetter immer besser geworden und die Schneeberge wurden auch immer kleiner. Aber wie das Schicksal es so will, mussten wir uns wohl noch eine weile länger mit dem Winter herumschlagen, denn seit nun etwa einer Woche schneite es in einer Tour.

Die schweren dunklen Wolken tauchten die Stadt in eine trostlose Gegend. Die Stadt in der eigentlich immer etwas los war, wirkte nun wie eine Geisterstadt - einsam, verlassen, leer.

Ich zog meinen Reißverschluss etwas höher, stopfte meine Hände wieder in die Taschen und vergrub meine Nase im Schal. Auch wenn es mir eigentlich viel zu warm war und ich vermutlich bald mit schwitzen anfangen würde. Dieses feuchte Gefühl von den Klamotten auf der Haut konnte ich noch weniger ausstehen.

Erschöpft und gestresst lief ich die Straßen entlang nach Hause. Heute war wieder mal so ein Tag an dem ich mich fragte, was mich geritten hatte, Anfang des Jahres Florida, dem Sonnenschein Staat der USA,den Rücken zu kehren und wieder nach Deutschland zu kommen.

Leider wusste ich auch die Antwort, mein Jahr als Au pair war Anfang Dezember vergangenen Jahres zu ende und ende Dezember endete auch mein Reisemonat. Da ich der Typ war, der viel zu große Angst davor hatte sich illegal in den USA aufzuhalten und sich immer wieder die „Was wäre wenn...- Situation“ vorstellen würde, blieb mir leider nichts anderes übrig, als in den Flieger zu steigen.

Obwohl mir diese Antwort bewusst war, fiel es mir an solchen Tagen schwer, sie zu akzeptieren. Denn erst der vergangene Winter in New England, Usa hatte mich an meine Grenzen gebracht. Anstatt das der Schnee bereits im Dezember kam, kam er Mitte Februar, aber dafür dreimal so heftig. Ein Blizzard jagte den nächsten und man war somit an das Haus gebunden.

Auch wenn es eine einmalige Erfahrung war, niemals hätte ich gedacht mich so über die Sonne zu freuen, wie ich es tat, als ich zusammen mit meiner Familie Anfang März nach California flog. Es war ein Traum, die trostlosen Grautöne verwandelten sich in helle, knallige Farben. Das Gefühl auf der Haut, im Gesicht, als wir aus dem Flughafen Gebäude stiegen, war unbeschreiblich. Dieser Winter war auch der Grund warum ich mich entschieden hatte, meinen Reisemonat im Dezember an Orten zu verbringen, bei denen man Schnee nur aus den Büchern und dem Fernseher kannte. -

Doch nun war ich wieder daheim und somit auch wieder in meinem Leben, welches ich vor dem Au pair Jahr hatte. Im vergangenen Jahr als ich weit weg von zu Hause war hatte ich das Gefühl, dass sich alles spannende daheim abspielte und ich nicht dabei sein konnte. Seit ich hier war hatte ich wieder das Gefühl, dass nichts vorwärts gingen zu schien und ich wollte wieder reisen.

Kurz nachdem ich wieder in Deutschland war hatte ich mich als Physiotherapeutin und als Therapeutische Masseurin beworben. Insgesamt an vier Schulen, überall in Deutschland verteilt. Eine Antwort hatte ich noch nicht bekommen. Um etwas sinnvolles zu tun und etwas Geld zu verdienen arbeitete ich in einem Bücherladen, dann noch ein paar Schichten in einem Café wenn sehr viel los ist und wenn ich noch Zeit hatte, Babysitte ich auch noch.

Also nichts mehr mit, mal spontan am Wochenende irgendwo hinreisen.

Ich bog um die Ecke und kam in meine Straße. Hier hatte sich nicht viel verändert. Es wohnten eher ältere Leute hier oder Junge Familien. Also alles wie immer!

Daheim angekommen, zog ich meine Jacke und Schuhe aus und ging in mein Zimmer. Es sah aus wie im Schweinestall. Halbfertige Fotoalben lagen aufgeschlagen herum, Die vielen Fotos, die ich im vergangenen Jahr gemacht hatte konnte man auch überall finden. Bilderrahmen für meine Collagen lagen noch eingepackt auf einer Kommode. Ich bahnte mir einen Weg zu meinem Bett und versuchte mich halbwegs sanft hinzusetzen. Obwohl ich gern mal alles fertig bekommen würde, konnte ich mich momentan nicht dazu aufraffen irgendetwas zu tun. Die winterliche Trägheit hatte mich komplett in ihren Bann gezogen. Typisch ich! - auf der einen Seite wollte ich unbedient etwas tun oder unternehmen, aber mich dazu aufraffen kann ich mich auch nicht.

Manchmal verstand ich mich selbst auch nicht wirklich.

Ohne große Ereignisse verlief der restliche Tag und abends war ich froh als ich endlich ins Bett konnte. Schlafen, war immer eine Aufgabe zu der ich mich aufraffen konnte.

2. Einladung zur Party

 Entgegen meiner typischen Art, normalerweise war ich immer min. 10 min früher am verabredeten Ort, (typisch deutsch eben, wie ich in den USA gelernt habe) erreichte ich das Café „Brezel“ mit einige Minuten Verspätung. Es war nicht sonderlich voll, was im Anbetracht auf das Wetter kein Wunder war. Es war nämlich immer noch nicht besser geworden. 4 Tische waren belegt und den größten von allen steuerte ich an. Insgesamt saßen 5 Leute an dem Tisch. Paula, Jasmin, und Anja. Bei den Typen handelte es sich um die festen Freunde von Paula und Marta- Flo und Chris. Marta und Chris waren schon mehr als 2 Jahre zusammen, Paula und Flo dagegen erst seit einem halben Jahr. Jasmin, war wie ich, Single. Allerdings frisch getrennt im Gegensatz zu mir, denn ich konnte noch keine Beziehung vorweisen.

 

Als die Mädels mich kommen sahen, standen Marta und Paula auf und kamen mir entgegen. Jede bekam eine Umarmung, dann gingen wir zusammen zum Tisch. Flo bekam auch eine Umarmung, Chris einen Handdruck. Jasmin saß immer noch und hibbelte auf ihrem Stuhl umher. „Da bist du ja endlich!“ war das erste was sie sagte. „Ja, auch ich freue mich Dich zu sehen!“ ohne darauf einzugehen umarmte ich sie kurz und setzte mich dann ebenfalls. Der Kellner kam und ich bestellte mir einen Kaffee. „Also ich hab dann meinen Eltern versucht zu erklären, warum ich unbedingt auf Malle meinen GB feiern wollte...“ fing sie sogleich an zu reden, kaum war der Kellner mit meiner Bestellung verschwunden. „...., von wegen 18 wird man nur einmal im Leben, ect. Aber die beiden waren so was von taub und stur, was die Sache anging. Die ganze Diskussion ging so weit, bis mir mein Vater angedrohte, das Klebeband zu holen, sollte ich nicht bald den Mund halten.“ ich begann zu grinsen und schaute dabei zu den anderen beiden Mädels. Jeder konnte es sich vorstellen.

 

Mein Kaffee kam und ich nahm erstmals einen großen Schluck. Auch wenn ich jetzt schon wieder seit 3 Monaten zurück in Deutschland war, ich freute mich immer noch, wenn ich einen gescheiten Kaffee bekam. Genauso wie das Brot. Ich genoss jeden einzelnen Bissen bzw. Schluck.

 

„Wie dem auch sei, meine Party muss ich hier feiern, aber ich hab verhandelt, dass ich dafür 10 Leute mehr einladen darf und ich mir eine Location mieten kann!“ Triumphierend schaute sie in die Runde. Die Mädels grinsten und die Jungs schüttelten nur ihren Kopf – ich ebenfalls. Ich konnte die beiden gut verstehen. Jasmin ist schon eine Person für sich und auch wenn ich sie gerne mag. Ihr plappere kann einem ganz schön auf die Nerven gehen.

 

„Und wer steht schon auf der Liste?“ fragte nun Paula. Jasmin holte Luft und fing an die Namen aufzuzählen. „Also, Du, Marta, Lisa, Paula, Maria, Lena, Miriam, Chantal Flo, Chris, Benjamin, Patrick, Max, Lukas, Pablo, Andrè....“ da ich die meisten eh nicht kannte. Hörte ich auch nur mit einem Ohr zu. So eine große Party war mir immer etwas suspekt.

Zu viele Leute auf einem Haufen. Wildes getanze, laute Musik, Essen, Trinken. Diese Kombination war nicht unbedingt mein Ding. Nicht das ich nicht gerne was trank oder wegging. Im Gegenteil, ich mochte das gerne, da ich nicht wirklich oft weg ging an den Wochenenden waren solche Dinge immer etwas besonderes für mich. Aber ich war eher so der Bargänger Typ. Gemütlich in einer Bar sitzen, Cocktails trinken und sich mit den Freunden unterhalten – das war mein Ding.

 

Gedankenverloren rührte ich in meinem Kaffee. „ ….. Du kommst doch auch?!....“ plötzlich lagen alle Augen auf mir. „mhhh.... was?!“ ich schaute auf und direkt in die Augen von Jasmin. „Ich will wissen ob Du auch kommst?“ sie grinste und wartete. „..s..sorry, ich kann nicht...“ verneinte ich,aber Jasmin lies das nicht gelten. „Ach ja, und warum nicht? ...und ich hoffe Du hast eine Vernünftige Entschuldigung. Sowas wie „ich muss lernen“, lass ich Dir nicht durch gehen!“ „Aber ich sollte mich wirklich vorbereiten, wenn ich im Wintersemester anfangen will!“ das war zwar nur die halbe Wahrheit, aber ein Versuch war es wert. „ Ach papperlapap, du kommst. Keine Wiederrede. Verdammt, sie war aber auch stur. Gerade als ich zu meiner Verteidigung ansetzten wollte redete sie schon weiter. „ Du bist viel zu erwachsen und vernünftig für dein Alter. Du solltest mal deine Jungend genießen.“ „Tja, wenn das mal so einfach wäre.“ war meine Antwort darauf, aber Jasmin schüttelte nur den Kopf. „ Du kommst und damit Basta! Ich werd schon dafür sorgen, dass Du diesen Abend genießen wirst.“ „Ach und wie willst du das anstellen?“ fragte ich mit hochgezogenen Augen. „ Na ganz einfach. Ich werde Dich abfüllen!“ Aha, das war also ihr Plan. Na dann.... „Dir ist schon klar, dass Du dir damit etwas großes Vorgenommen hast?“ kam es dieses mal von Marta, Jasmin schaute sie an. „ Damit Scarlett sich komplett betrinkt muss schon die Welt untergehen. Und damit sie sich abfüllen lässt, mindestens das ganze Universum.“

 

In ihrem Ton schwang etwas Spott mit, auf den ich nicht wirklich einging. Recht hatte sie ja. Sobald ich merkte das ich durch den Alkohol die Kontrolle um mich herum verliere, höre ich auf zu trinken. Und nebenbei bemerkt, Ich kann ne ganze Menge ab,bevor ich überhaupt etwas merke. Ein kleiner Pluspunkt wenn man etwas mehr auf den Hüften hat.

 

„Ich schaff das schon!“ Na wenn sie meinte... sie schaute mich abwartend an. „Ach komm schon, wir sind jung, es gehört zu unserer Pflicht, dass wir uns amüsieren.“ Damit war für sie das Thema erledigt und sie widmete sich ihrem Lieblingsthema, der Planung ihrer Party.

 

Da die Jungs eh nicht sonderlich gesprächig, über die Zeit hin weg waren, verabschiedeten die sich recht schnell. Und somit blieben nur noch wir Mädchen übrig.

 

Nachdem wir uns ne zweite Runde bestellt haben, dieses mal eine der Hauseigenen Limo. Ging die Planung weiter. Tja was soll ich dazu noch sagen.... laut Jasmin und ihren Plänen würde das die Party des Jahrhunderts werden, an die sich noch jedermann lange erinnern würde.

 

Und ich war dazu eingeladen!

3. Vorbereitungen und Überraschungen

Den 3. Samstag in folge wurden Marta, Paula und ich zu Jasmin zitiert. Das wir alle nebenher noch arbeiteten und auch mal entspannen wollte war dabei etwas nebensächlich. Denn Jasmin akzeptierte kein „Nein“.

 

Wir saßen alle im Wintergarten. Vor uns einer Haufen Papierkram. „Warum organisierst Du das eigentlich alles allein, Jasmin?“ fragte Marta nachdem sie sich einen ersten Überblick verschaffen hatte. „Stimmt. Kohle genug hättet ihr ja, einen Eventmanager zu buchen.“ stimmt Paula mit ein. „Das soll meine Party werden. Die Party des Jahres. Da lass ich doch keine fremde Menschen was planen. Es soll einfach perfekt werden.“ kam es überzeugend von Jasmin. „Also nun stellt Euch mal nicht so an... wir sind doch schon so gut wie fertig.“ „Wenn Du mit 'so gut wie fertig' meinst, dass gerade mal die Deko bestellt ist und du die Einladungen endlich fertig hast. Dann fange ich echt an, an dir zu zweifeln.“ schüttelte Marta ihren Kopf und widmete sich wieder der Cateringliste . „Haben wir eigentlich einen Wunsch frei. Dafür, dass wir unseres freies Wochenende für dich opfern?“ kam es von mir „Das käme ganz auf den Wunsch drauf an.“ kam es von Jasmin. „ Wie wäre es, wenn ich nicht kommen muss.!?“ „Keine Chance!“ gab sie grinsend zurück. Krampfhaft versuchte ich ein Argument zu finden nicht auf diese Party zu müssen. Ich weiß, vermutlich führte ich mich wie ein Kleinkind auf. Ich war nur der Meinung, dass ich mich nicht unbedingt an Orten aufhalten musste an denen ich mir irgendwie fehl am Platze vorkam. Und auf einer Party kam ich mir nun mal fehl am Platze vor.

 

Eine Weile hörte ich zu und widmete mich dem Taxiunternehmen, welche sie buchen wollte, damit auch die, die nicht über Nacht blieben wieder heim kämen ohne Gefahr zu laufen in einem Auto ein Unfall zu bauen. Die Location war auch gefunden, der Club war neu und war in der nächst größeren Stadt. Und da sie ja 18 wurde und Alkohol sozusagen Pflicht ist, hatten ihre Eltern die Bedingung, dass ein Taxiunternehmen gebucht werden sollte und die Autoschlüssel, sobald es nach Hause ging von einem Bekannten, welcher im besagtem Club arbeitete, eingesammelt wurde. Und am nächsten Tag wieder abgeholt werden konnte. Wie man auf so eine Idee kam, und das so was möglich war wusste ich nicht, aber es war ja nicht meine Sache.

 

„.... also Mark und Lias haben versprochen sich um die Musikanlagen zu kümmern, also Verstärker, Mischpult, ect.“ das lies mich aufhorchen. „Was?!“ „Ähm was ist den los?“ verstört, sah Jasmin mich an. Marta hob ihre Augenbrauen an und Paula verdrehte ihre Augen und lies sich zurück in den Stuhl sinken.

 

Okay, gut, das „Was“ kam jetzt auch schnell und laut. „Lias kommt!“ es war keine Frage mehr, eher eine Feststellung, eine Tatsache, die mir ganz und gar nicht gefiel. Ich muss erwähnen, dass Lias und ich nicht wirklich...na wie soll ich sagen.... wir sind keine Freunde, aber als Feind würde ich ihn auch nicht unbedingt bezeichnen. Irgendetwas dazwischen wohl. Ich versuchte ihm so gut es ging aus dem Weg zu gehen, da ich nie wirklich Lust auf seine dummen Sprüche hatte. Ich kann zwar gegenüber meinen Eltern und Freunden schlagfertig sein, aber in Situationen, in denen es wirklich nötig wäre, wie zum Beispiel, wenn ich Lias begegnete, da fiel mir nie etwas ein. Immer erst danach.

 

Ich schaute wohl immer noch Löcher in die Luft, denn Jasmin wedelte mit ihrer Hand vor meinen Augen und Marta legte ihre Hand auf meine Schulter. Beides zusammen lies mich aus meiner Schockstarre erwecken. Ich schaute in die Runde.... „tschuldigung“, murmelte ich nur und senkte dann wieder meinen Blick. „Was war das denn?“ meldete sich nun Paula zu Wort. Ja was war das,.... eine Überraschung, ein Schock, der Wahnsinn. „Weiß nicht genau.... es ist nur, ich war darauf nicht gefasst?“ „warum das denn, du weißt doch, dass er auf jeder Party, dabei ist.“ kam es von Marta. Ich nickte, und rieb mir über mein Gesicht.

 

„Ja schon. Aber,.... ach man, Ihr wisst doch genau, wie er ist. Auf jeder Party sucht er sich nicht nur ein neues Betthäschen sondern auch ein neues Opfer, welches er den Abend über bloßstellen und fertig machen kann. Er ist ein Playboy und meint jede haben zu können. Und da ich seit kurzem wieder da bin und ich somit zum ersten mal wieder auf solchen Veranstaltungen bin, werde ich ein gefundenes Opfer für ihn sein.“ das Gefühl mich rechtfertigen zu müssen machte sich in mir breit. Marta rieb über meinen Rücken und schaute mich beruhigend an. „Ist ja gut. Aber das kannst Du doch gar nicht wissen. Wer weiß, vielleicht ist er ja ganz nett zu Dir.“ „tzz, und ich bin Merkel!“ sie blickte mich kurz an und deutete dann mit ihren Augen zu Jasmin. „Es ist ihr Geburtstag und in einem hat sie nämlich recht. 18 wird man wirklich nur einmal.“ sie drückte meinen Arm nochmal bevor sie ihn wieder los lies. Ich schloss die Augen und legte meinen Kopf in den Nacken. Recht hatte sie ja. Irgendwie.

 

Aber trotzdem.... ergeben nickte ich.... wieso musste ich auch immer nachgeben. „hihi... super!kam es vergnügt von Jasmin, bevor sie hinzufügte. „Und wer weiß, vielleicht übersieht er dich ja.“ das sollte mich wohl aufmuntern, klappte aber nicht wirklich. Ich nickte nur und hoffte dass das Thema somit vom Tisch wäre. „ und außerdem wäre Dir auch gar nichts anderes übrig geblieben. Es sei du hättest meinen Stalker Terror erleben wollen.“ verwirrt schaute ich wieder zu Jasmin . „das würde von Telefon/SMS Terror bis hin zur GPS Überwachung/ Verfolgung gehen. Eventuell würde sie dich auch am Ende kidnappen und auf die Party schleppen.“ kam es amüsiert von Paula. Nun musste ich auch lachen. Ich konnte es mir bildlich vorstellen, wie das kleine, zierliche Mäuschen Jasmin mich, den Eisberg im Vergleich zu ihr, versuchte in ein Auto zu hieven. Einfach nur hilarious. Zusammen fingen wir an zu lachen und widmeten uns dann wirklich wieder der Organisation.

 

Als es bereits weit nach 9 war bestellten wir uns noch was zu essen und als wir uns in der Nacht von ihr verabschiedeten hatten wir wirklich so gut wie alles erledigt.

 

Gott sei dank!

4. Die Party

Den Club, den wir gemietet hatten, war in einer schicken Gegend. Man merkte sofort, dass hier meist nur Reiche Menschen hier verkehrten. Das Gebäude war riesig und sah ziemlich modern aus. Nun war mir auch klar, warum Jasmin hier feiern wollte und nicht daheim. So etwas fand man in unserer Kleinstadt nicht, selbst nicht in der Villen Gegend. Sie hatte den Club privat gemietet, aber mich würde es nicht wundern, wenn mehr gekommen waren als offiziell eingeladen.

 

Als ich ankam, war die Party bereits im vollen Gange. Schon von draußen, war die Musik kaum zu überhören. Die bunten Disco-lichter schienen durch die Fenster und die Körper der tanzenden Meute erzeugten durch das Licht ein aufgewecktes Schattenspiel.

 

Kaum war ich an den Türstehern vorbei stand Jasmin, in einem schwarz glitzernden Cocktailkleid, Highheels und mit geröteten Wangen schon vor mir. Ich dagegen sah in meinem einfachen Kleid, welches ich nur unter Folterandrohungen von Marta anzog, eher wie ein Bauernmädchen aus. „Heeeeyyyy..... da bist du ja schon!“ Sie drückte mich an sie. Kaum hatte sie sich von mir gelöst, wurde sie schon von anderen weiter gezogen. Nun stand ich da, wie bestellt und nicht abgeholt. Da ich es hasste auf solchen Veranstaltungen allein rum zu stehen, machte ich mich auf die Suche nach Paula und Marta. Ich fand sie an einem der Tische, die um die Bar herum aufgestellt waren. „ Hey Ladies!“ begrüßte ich beide und umarmte sie. „Hey, du siehst klasse aus!“ meinte Paula. Ich nickte und nickte rüber zu Marta. „ Das hast du nur ihr zu verdanken, von selbst hätte ich das nie angezogen.“ „Du versteckst Dich. Könntest ruhig mehr aus dir heraus holen, auch was deine andere Kleider betreffen! Du musst Deine weibliche Seite nicht verstecken. Du kannst so viel rausholen.“ Paula nickte zustimmend und ich nickte ergeben. Ich hatte keine Lust, das Gespräch nochmal zu führen. Das musste ich schon zu genüge. Ich hatte zwar seit ich aus den Staaten wieder daheim war, einige Kilos verloren, aber wirklich zufrieden war ich noch nicht. Stattdessen, wandte ich mich zur Bar und bestellte mir einen Drink. Mit diesem in der Hand drehte ich mich wieder zu den beiden, die mittlerweile Gesellschaft von ihren beiden Freunden, Flo und Chris, bekommen hatten. Eine weile standen wir so da und unterhielten uns, bis die Musik lauter wurde und die anderen tanzen gehen wollten. Ich lehnte dankend ab und setzte mich derweil auf einen der Barhocker.

 

Gespannt schaute ich den Leuten zu, die sich um mich herum befanden. Betrachtete man die Leute etwas länger, so konnte man einige Gruppen von Leuten ausmachen. Da gab es die große Menge, die sich auf der Tanzfläche aufhielt. Diese konnte man unterteilen, in 1. die, die am Rand standen und nur zu sahen, eventuell wurde noch mit gewippt. 2. die Leute die sich rhythmisch zu Musik bewegten und die Leute, die meinten sie würden die passend zur Musik bewegen. - es gab Paare, Gruppen oder auch einzelne die tanzten.

 

Der Alkohol wurde in Mengen ausgeschenkt. Dieser löste sämtliche Hemmungen und aus normalen,unscheinbaren Leuten wurden wilde Partylöwen. Leider wirkte der Alkohol nicht bei jedem, wie bei mir zum Beispiel. Ich wurde zwar etwas aufgelöster und lachte mehr, bis ich dann müde wurde und anfing zu schweigen. Pärchen standen überall herum und kümmerten sich nicht wirklich um ihr Umfeld. Je mehr Alkohol floss, desto leidenschaftlicher wurden die Tanzstile vieler. Der Tanzstil war auch so eine Sache. Man konnte nicht wirklich von einem Stil sprechen, denn es gab keinen. Jeder tanzte so wie er es wollte oder auch konnte. Hauptsache man bewegte sich zur Musik. Die Stimmen waren ungeheuer laut und unverständlich. Irgendwo kreischten Mädchen, die sich an irgendwelche Typen klammerten. So knüpfte man heute also Kontakte? Wenn man jemanden kennen lernen wollte, sprach man einfach jemanden an. Entweder man hatte Erfolg oder man bekam einen Korb. Aber es war eher das Motte, „klappt's bei einer nicht, klappt's bei der nächsten.“ Ich schüttelte nur den Kopf und bestellte mir eine Cola. Jasmin, sollte es nicht meinen, mich abfüllen zu können.

 

Neben mir tauchte eine kleine Gruppe von Jungs auf, die sich ebenfalls etwas bestellten. Ich schenkte ihnen nicht wirklich viel Beachtung, bis:

„Sieh an, sieh an. Wen haben wir denn da?“ fragte eine spöttische Stimme neben mir. Ich blickte auf und sah direkt in die Augen von Lias. Da von mir keine Reaktion kam, sprach er weiter. „ wieder im Lande?!“ „sieht wohl so aus!“ „ sieh an, sie kann sprechen! Hast es also nicht verlernt!“ Ich versuchte das blöde Kommentar einfach zu überhören und schaute demonstrativ wieder auf die Tanzfläche. Plötzlich merkte ich wie sich jemand neben mich stellte. Ich hielt meinen Blick weiterhin auf die Tanzfläche.

Bitte bitte, lass es nicht ihn sein!!!! innerlich schloss ich meine Augen und hoffte mich zu täuschen. „Na was ist denn los? Warum so unfreundlich?“ er stellte sich nun direkt vor mich so das ich ihn anschauen musste. Lias. Also doch. Und was jetzt?!

Ich könnte aufstehen und einfach gehen, aber das wäre ein gefundenes Fressen für ihn.

Unauffällig schaute ich mich um und hoffte einen meiner Freunde finden zu können. Doch leider weit gefehlt. Leider war niemand in unmittelbarer Nähe der mir helfen konnte. Also blieb mir nichts anderes übrig, als wieder meinen Blick Lias zuzuwenden. „Na niemanden gefunden,der dir zu Hilfe eilt?“ kam es spöttisch von ihm.

 

Verdammt, er hatte es also doch gemerkt!

 

Da mir mal wieder nichts passendes einfiel, schnitt ich nur eine Grimasse und widmete mich wieder meinem Drink. Möglichst ruhig nahm ich einen Schluck und hoffte das er meine Unsicherheit nicht sehen konnte. Nun lehnte er sich neben mir an die Theke und fing wieder an zu reden.

 

Man wieso verlor er nicht langsam mal das Interesse.

 

„Redest Du nicht mit mir, oder seit wann bist du so Stumm!“ du mieses kleines..... „ könnte vielleicht daran liegen, dass ich nicht mit dir reden will!“ bekam ich dann endlich eine Antwort heraus. Er hob die Augenbrauen und musterte mich. „ Das ist schade, dabei hätten wir uns doch so viel zu erzählen...“ jetzt hob ich die Augenbrauen „ so hätten wir das? Worüber denn?“ „Na über das vergangene Jahr. Du warst ja schließlich weit weg. USA, richtig?“ ich blickte ihn an und konnte nicht wirklich erkennen, was er mit dieser lahmen Unterhaltung anfangen wollte. Seine Freunde hatten sich mittlerweile zu ihm gesellt, und fingen an leise mit ihm zu reden. Ich schlürfte wieder an meinem Cocktail und merkte das er inzwischen leer war. Also bestellte ich mir einen neuen.

Gar nicht gut!

 

Ich merkte wie mir der vorherige langsam zu Kopf stieg.

Verdammt, ich vertrage immer noch nicht so viel. Ausgerechnet jetzt könnte ich es gebrauchen.

 

Ich sollte erwähnen, dass ich während meines Aufenthaltes in den Staaten mein Alkoholkonsum auf ein Minimum reduziert hatte bzw. musste. Das klingt, vermutlich so als hätte ich davor was weiß ich wie viel getrunken. Natürlich nicht. Aber Unter21 ist es sehr schwer in öffentlichen Lokalitäten an Alkohol zu kommen und einen Fake ID hatte ich nicht. Und selbst wenn ich privat mal was trank, war es immer wenig. Aber mal im Ernst, das amerikanische Bier ist aber auch zum abgewöhnen. Zumindest meiner Meinung nach.

 

Ich schloss meine Augen... ich schweife ja schon wieder vom eigentlichen Thema ab

 

Als ich sie wieder öffnete sah ich, wie Lias und seine Freunde mich wieder anstarrten.

 

Wieso verloren die denn ihre Lust nicht. Ziemlich unterhaltsam konnte ich ja wohl nicht sein

 

Ich nahm nochmal einen Schluck und schaute ihn dann herausfordernd an.

Okay, zeig was du kannst! Feuerte mein inneres ich mich an

 

„ So du willst Dich unterhalten?“ er grinste,nickte und setzte an etwas zu sagen, aber ich war schneller. „Worüber denn? Über Autos, über deine Errungenschaften, deine Opfer? Oder willst du aller ernstes etwas von meinem Jahr wissen.... was denn?“ ich sprach immer schneller und beugte mich immer näher zu ihm hinüber. „About what, do you wanna talk? How America is, how nice the Americans are, about my Job – how hard and frustrated it was sometimes? Or do you wanna know how many hot Surferguys I met or how sexy the latin girls were on the beach? WHAT!?“ mir ging die Puste aus.

 

Atmen!!!!

 

What the hell....?“ ich schaute ihm in die Augen. Sein Gesicht schien verwirrt, was mich wiederum verwirrte. Dann merkte ich plötzlich, dass ich ins Englische gewechselt hatte. Einfach so. Wtf! Was war das denn? Wie konnte das passieren? Ich schüttelte meinen Kopf. Es war nichts neues, dass ich immer noch kleinere Probleme hatte in einer Sprache zu sprechen. Immer wieder schwenkte ich ins ' Denglische' über, was ich grauenhaft fand, aber es zu ändern viel mir schwer.

Mein Gegenüber bewegte sich langsam und schaute zu seinen Freunden.

 

Okay Scarlett, irgendwie musst Du aus dieser Misere wieder herauskommen

 

Ich nahm einen großen Schluck und setzte mich wieder aufrecht hin. Die Jungs schauten wieder zu mir. Gespielt gelassen blickte ich ihnen entgegen.

„ Na was denn? Du wolltest Dich doch unterhalten!“ antwortete ich, als wäre mein Ausbruch das natürlichste auf der Welt gewesen.

 

Du hast definitiv einen an der Waffel

 

„Ach ich vergaß!“ leicht klopfte ich mir an die Stirn . „Deine Konversationen beschränken sich ja ausschließlich nur auf Brüste, Hüften und Ärsche!“ Gott... was für ein dummer Spruch. Innerlich schlug ich meinen Kopf auf den Tresen.

 

Für eine Millisekunde schien es, als würden ihm seine Gesichtszüge entgleisen. Aber schnell hatte er sich wieder unter Kontrolle und antwortete gelassen.

„Eigentlich breiten sich meine Gesprächsthemen noch auf One-Night-Stands, die Skalierung (eins bis zehn) der Hasen und die Vergleiche mit den anderen aus.“ Er kam näher „Aber wo Du das Thema Brüste schon mal ansprichst.“ seine Augen wanderte runter zu meinem Dekolleté und lugten in meinen Ausschnitt.

 

Shit, Marta! Ich wusste das Kleid zeigte zu viel

er pfiff anerkennend und blickte mir dann wieder in die Augen. „ Deine sind seit dem letzten mal aber mächtig gewachsen! Das letzte mal waren die mit Sichherheit noch ein oder zwei Nummern kleiner.“ Nun entglitten mir meine Gesichtszüge und ich starrte ihn Sprachlos an.Sein lächeln hatte sich in ein Siegerlächeln verwandelt.

 

What the fuck did he say? Das konnte doch nicht wahr sein. Ich träume! Ich zwickte mich selbst und zuckte gleicht bei dem Schmerz zusammen. Gleichzeitig brachen die Freunde von Lias in Gelächter aus und klopften ihm anerkennend auf die Schulter.

 

Okay kein Traum! Und was jetzt...? - Rückzug war angesagt. Aber einen würdevollen, wenn ich bitten darf. Mein inneres Ich hatte recht.

 

Also stand ich auf, raffte meine Schultern und...Bahm!!!

 

Ich hatte ihm eine geknallt. Dann nahm ich meinen Drink und stolzierte erhobenen Hauptes davon.

 

5. Der Morgen danach

 Am nächsten Morgen wachte ich auf, da sich meine Haare um mein Gesicht bedeckten.

Etwas steif strich ich sie mir aus dem Gesicht und rieb mir die Augen. Ich fühlte mich ziemlich überrollt und mein Kopf drohte zu platzen. Als ich mich wieder ins Kissen kuscheln wollte, fiel mir auf, dass es gar nicht mein Bezug war. Pinke Blümchen Bettwäsche besaß ich definitiv nicht. Erschrocken richtete ich mich auf und ließ mich sofort wieder zurück ins Kissen sinken, als mich ein stechender Schmerz im ganzen Körper durchzuckte.

Nachdem ich einigermaßen bei Sinnen war, setzte ich mich etwas langsamer auf und schaute mich um. Das war nicht mein Bett und auch nicht mein Zimmer!

 

Wo zum Teufel lag ich?

 

Durch ein Nesteln wurde ich aufmerksam und schaute zur Seite. Da lag Lias immer noch leicht im Schlaf und blinzelte mir entgegen. „Ahhhhhh!“ entfuhr es mir. Ich konnte seinen Gesichtsausdruck nicht wirklich deuten. Aber das war mir in diesem Moment auch ziemlich egal. Er setzte sich ebenfalls etwas auf, dabei fiel mein Blick auf seinen nackten Oberkörper. Automatisch wich ich ,soweit es mir möglich war,an den Rand des Bettes. Panisch schaute ich unter die Decke und erschrak. Bis auf meine Unterwäsche hatte ich nichts mehr an... 'ACH DU MEINE SCH..... ich werd doch wohl nicht.... ich hab doch nicht....?????? ' die Fragezeichen wurden immer größer in meinem Kopf und mühsam versuchte ich mich an die letzte Nacht zu erinnern: Ich hab mich mit Lias mehr oder weniger gestritten, dann bin ich zu den anderen und an einer anderen Bar haben wir nen Cocktail bestellt. Nebenher hab ich dann erzählt was sich abgespielt hatte. Und danach...., danach war ich..... ja genau was war danach passiert....? Egal wie oft ich versuchte die Reihenfolge fortzuführen, musste ich leider feststellen, dass ich mich an nicht mehr weiter erinnern konnte. BLACKOUT!

 

Im Trance schüttelte ich den Kopf und schloss die Augen. Man war das peinlich.... nein das war nicht nur peinlich, das war viel schlimmer.

 

Ein leises Räuspern erweckte mich wieder aus meinem Wachschlaf und erschrocken schaute ich zu dem, dem dieser Laut entwichen war. Entsetzt schaute ich wieder in seine Richtung. Gott, was machte ich denn noch hier? Abwesend schüttelte ich den Kopf. Warum ich das tat, war mir gar nicht bewusst. Vielleicht wollte ich mir die Gedanken, die sich in mir auftaten abschütteln, aber halfen tat es nicht. Wie von der Tarantel gestochen sprang ich aus dem Bett und ins Bad.

 

Schnell verschloss ich die Tür hinter mir und ließ mich auf dem Badewannenrand sinken. Verdammt, ich hätte mich nicht so schnell bewegen sollen, schoss es mir durch den Kopf, als ich meine schmerzenden Glieder wieder wahrnahm.

Da ich nach 10 min mich immer noch nicht bewegt hatte, zog ich mich langsam aus, zumindest das was ich noch an hatte und stieg in die Dusche.

Das warme Wasser wärmte nicht nur meine Muskeln, sondern half mir auch einen klareren Verstand zu bekommen. Erst sollte ich herausfinden, was passiert war und wer sich noch an was erinnern konnte. Und das möglichst ohne das Lias etwas mitbekam. Auf keinen Fall wollte ich ihm diesen Triumph, meine Verwirrtheit/Ungewissheit, gönnen. Sobald ich es wusste, da..... ja was dann eigentlich... oh man so viele Gedanken am frühen morgen, waren echt nichts für mich. Schon gar nicht mit Kopfschmerzen.

 

Da ich irgendwann mal wieder aus der Dusche raus musste, duschte ich zu ende und stieg aus der Kabine. Durch meine überstürzte Flucht ins Bad hatte ich keine Klamotten mit. Also blieb mir nichts anderes übrig als meine alte Wäsche nochmal anzuziehen und in den Bademantel, der an der Tür hing zu schlüpfen. Auch wenn ich diese Dinge nicht leiden konnte, besser als das mich Lias nochmal halbnackt sehen würde war es allemal.

 

Vorsichtig öffnete ich die Tür und spähte hindurch. Nichts rührte sich, der Vogel schien ausgeflogen zu sein. War mir auch ganz recht so. Schnell ging ich wieder ins Zimmer und schaute mich um. Nun fiel mir auf, dass ich in einem von Jasmins Gästezimmern waren. Und sogar in welchem sie meine Sachen untergebracht hatte, denn in der Ecke lag meine Reisetasche. ' Oh Gott, jetzt hab ich ihn auch noch mit in mein Zimmer genommen. Hab am Ende ich ihn..... Halt , Quatsch, NEIN!' rief ich mich wieder zu Ordnung. So was würde ich doch niemals tun. Dafür bin ich viel zu schüchtern was Jungs angeht. - zumindest hoffte ich das in diesem Moment.

 

Entschlossen schob ich meine Gedanken beiseite und zog mich um. Gerade als ich meinen Zopf gebunden hatte öffnete sich die Tür und Lias kam herein.Als er mich sah, stoppte er in seiner Bewegung und sah mich an. Auch ich hielt in meiner Bewegung inne und starrte ich an. Ich merkte wie ich mein Herz anfing schneller zu schlagen, das dass noch möglich war wunderte mich gewaltig. Ich wurde innerlich noch unruhiger und merkte wie mir die Hitze in den Kopf stieg. Etwas ungeschickt stolperte ich an ihm vorbei und aus dem Zimmer. OMG! Wie soll das nur enden...

 

Unten angekommen, hörte ich einige Stimmen und folgte ihnen bis ich in der Küche ankam.

 

Einige waren wohl auch schon munter und unterhielten sich. Zu meiner Verwunderung gehörte Jasmin auch dazu. Meist war sie, die am längsten schlief. „Guten Morgen!“, kam es vergnügt von ihr. Ich brummte ein „Guten morgen“, welches vermutlich eh keiner verstehen konnte und ging zur Kaffeemaschine. Ich war einfach kein Morgenmensch und heute schon gleich gar nicht. „ Du bist ja schon top gekleidet!“ ich merkte gar nicht, das sie mich meinte erst als ich mich umdrehte und mich alle ansahen, da ich nicht reagiert hatte. Ich lies meinen Blick schweifen und mir fiel auf, dass alle entweder noch die Klamotten von gestern trugen oder in Schlafsachen steckten.

 

Ich zuckte mit den Schultern und setzte mich auf einen freien Platz. Nun hatte ich auch Zeit auf die Uhr zu schauen, es war gerade mal 10. Mit großen Augen schaute ich zu Jasmin. „ wie kommt es, dass Du schon wach bist, um diese Zeit und das noch nach einer Party?“ sie grinste und meinte „ ich wollte Euch nicht alles alleine aufräumen lassen.“ „ seit wann, denn so umsichtig!“ „mit 18 Jahren kommt nicht nur die Volljährigkeit, sondern auch das Verantwortungsbewusstsein.“ ein allgemeines grunzen war zu hören und jeder, der Jasmin besser kannte grinste. Sie und verantwortungsbewusst. Jasmin und Verantwortungsbewusst?! Nie und nimmer. „zumindest war das die Ansicht meiner Eltern!“ fügte sie hinzu und nun fingen an alle zu lachen.

 

Nach einer weile kam auch Lias mit ein paar anderen in die Küche. Leider setzte er sich ausgerechnet gegenüber von mir. Ich versteifte mich sofort und widmete mich meinem Becher. Ich fühlte mich beobachtet, obwohl mich eigentlich keiner beachtete. Mein Blick schweifte immer wieder hinüber zu Lias. Jede Sekunde erwartete ich ein dummes Kommentar von ihm. Ein belangloses Gespräch fing an, bis irgendjemand fragte „na Lias, hattest 'ne heiße Nacht, mit 'ner neuen Schnalle?“ ich verschluckte mich an meinem Kaffee und fing an zu husten. „Alles in Ordnung, Scarlett?“ fragte Marta besorgt. Ich nickte nur und versuchte meinen Atem wieder zu beruhigen. Die ganze Zeit lag sein Blick auf mir. Dann wandte er sich wieder ab und meinte „aufregend“, „ und kennen wir sie?“ kam es noch anzüglicher von Tom, breit grinsend. Wieder schaute er mich kurz an, bevor er antwortete „ Ein Kavalier genießt und schweigt.“ Tom zog die Augen hoch, „Seit wann so zurückhaltend mit Deinen Errungenschaften?!“ „Nur so viel... es war eine Nacht, voller Überraschungen!“ kam als Antwort. Damit beendete er seine Ausführungen und erntete noch ein Schulterklopfen von Michael, der neben ihm saß.

 

Nach dem Frühstück beendet hatten, machten wir uns auf dem Weg zum Club, um die anderen Autos zu holen und auch um den Club wieder in die Ursprungssituation zu bringen. Bewusst versuchte ich so gut es ging jedem aus dem Weg zu gehen, besonders Lias. Marta und auch die anderen merkten das etwas nicht stimmte, aber ich blockte total ab und schüttelte meinen Kopf auf jede Nachfrage, ob alles in Ordnung sei.

 

6. Die Krise

 Es war nun schon Mittwoch, also 3 Tage nachdem ich mit Lias in einem Bett aufgewacht war. Die darauffolgenden Tage schüttete ich mich mit Arbeit voll und schottete mich von Familie und Freunden ab. Ich hatte weder Lust noch die Kraft dazu, mein Verhalten erklären zu müssen. Glücklicherweise wohnte ich in Zwischenzeit bei meiner Oma und da diese oft reiste lebte ich die meiste Zeit 'allein'. Sobald ich aber dann am Abend daheim war, fing ich an wieder nachzudenken. Immer und immer wieder versuchte ich die einzelnen Schritte aufzuzählen die sich nach der Auseinandersetzung mit Lias ergeben hatten. Ich fing schon an, alles, an was ich mich erinnern konnte aufzuschreiben. Aber es half nichts. Ich wusste es nicht mehr. Nach dem ich an der Bar war, tat sich ein tiefes Loch auf. Und das 'was driving me crazy' wie der Amerikaner, in solchen Situationen, zu sagen pflegte. 'What the hell had happened....?' Meine Gedanken machten mich fertig und zu dem fing ich an auch wieder auf 'Denglisch' zu denken. Auch nach einem viertel Jahr, hatte ich mich immer noch nicht komplett wieder an das Deutsche gewöhnt. Immer wieder schlichen sich Englische Antworten, Redewendungen, Aussagen, ect. In meine Konversationen und Gedanken.

Weiter brachte mich das aber auch nicht. Egal ob ich auf Deutsch oder Englisch dachte, die Frage, was in der Nacht passierte, blieb unbeantwortet!

 

Objektiv betrachtet, sah es ganz danach aus, als hätte ich etwas mit Lias gehabt.

 

OMG!!!!!!!

 

Allein schon dieser Gedanke brachte mich um. Ich wollte einfach nicht wahrhaben, dass diese Option bestünde.

Unruhig wie ein Tiger lief ich auf und ab im Wohnzimmer. Auf und ab. Auf und ab. Ich durchwühlte meine Haare, schlug mir gegen die Stirn und fluchte wie ein Rohrspatz.

Aber das machte es auch nicht besser. Die Unruhe blieb und machte mich noch hibbeliger als ich eh schon war.

 

Verdammt Nein, dass konnte doch nicht wahr sein..... nein, nein und nochmals nein.

 

'Okay, reiß dich zusammen und fasse dich' rief ich mich innerlich wieder zur Ordnung.

Okay, so ging es nicht weiter. Es blieb nur eine Wahl ich musste mich mit den Mädels unterhalten, mit denen ich an die Bar gegangen war und hoffen, das diese sich noch an etwas erinnern konnten.

Aber nicht mehr heute, es war schon spät und heute Abend würde das eh nichts mehr bringen. Auf eine unruhige Nacht mehr oder weniger kam es jetzt auch nicht mehr drauf an.

7. Eine Antwort...?

 Donnerstagabend traf ich mich wieder mit den Mädels. Paula war ziemlich überrascht, als ich ohne weiteres zu sagte, ohne dass sie mich überreden musste.

 

Honestly, große Lust hatte ich immer noch nicht. Und auf die Fragerunde hatte ich ach nicht wirklich Lust, aber irgendwie und irgendwann musste ich endlich mal Licht ins dunkle bringen.

Pünktlich um 19 Uhr traf ich und unserem Stammitaliener 'Da Giovanni' ein. Marta und Paula waren bereits da, Jasmin kam einige Minuten nach mir an.

Wir bestellten was zu Essen und unsere Getränke, dann fing die Konversation auch schon an. Und wie nicht anders zu erwarten, war das Hauptgesprächsthema immer noch Jasmins Party. Unauffällig interessiert, versuchte ich etwas auf zu schnappen was mich eventuell weiter bringen konnte.

 

Ich konnte mich wieder wage dran erinnern wie wir uns nachdem wir unsere Cocktails hatten in eine Couchecke setzten und uns unterhielten, aber danach kam wieder das tiefe schwarze Loch.

 

„ Halllooo? Erde an Scarkett!?“ Marta fuchtelte wie wild mit einer Hand vor meinem Gesicht herum, nun waren die Blicke auf mich gerichtet.

„Ähm, was?“ stammelte ich und schaute nun ebenfalls die anderen an.

„raus mit der Sprache, was ist los?“ , „ ich weiß nicht, was du meinst!“ versuchte ich mich noch ein letztes mal aus der Affäre zu ziehen. Aber es war zwecklos. „ Erst verkriechst Du Dich wie eine Schnecke in ihrem Schneckenhaus, dann auf einmal stimmst zu einem Treffen zu, ohne dich zu zieren und nun sitzt Du schon wieder so ruhig da und gibst keinen Mucks von Dir“ machte Paula klar, was sie meinte und wartete auf eine Erklärung. „ vielleicht seit ihr mir auch einfach nur abgegangen in den letzten Tagen und ich höre Euch gern zu?!“ „ und jetzt die Wahrheit!“ kam es von Jasmin, die an ihrem Cocktail schlürfte.

 

Ich holte tief Luft und fing an meine Hände zu kneten. „Okay...also ich...ich weiß nicht mehr...“ fing ich staksend an zu reden. Noch einmal tief Luft geholt und dann,... „ich kann mich irgendwie nicht mehr ganz an den Abend erinnern.“ Na also, geht doch. Klopfte ich mir imaginär selbst auf die Schulter.

 

Marte, legte mir die Hand auf meine, Jasmin schaute mich mitleidig an und Paula sprach das aus, was jeder dachte. „Puuhhh, ähm, das ist nicht gut!“ „ne gar nicht gut!“ kam es dann doch leicht grinsend von mir.

 

„ An was kannst Du Dich denn noch erinnern?“ fragte Marta und ich begann auf zu zählen an was ich mich noch erinnern konnte. „ naja, in der Sitzecke haben wir uns dann unterhalten, irgendwann kamen dann Flo, Chris, Paul, Peter und ich glaub Lias war auch dabei, und setzten sich zu uns. Wir haben immer wieder was zu trinken bestellt und uns unterhalten. Irgendwann wurde es immer lustiger und lauter, da der Alkoholpegel immer höher schoss.“ Nebenbei kam das Essen, und wir widmeten uns unseren Tellern, während ich gespannt weiter lauschte und versuchte mich zu erinnern, aber es klappte nicht. „ haben Lias und ich uns nochmal gestritten?“ „Nein, ihr beide habt euch geflissentlich übersehen.“ ich nickte und Marta fuhr fort. „Irgendwann sind dann Flo, Chris, Paula und ich tanzen gegangen. Jasmin war schon früher los gezogen.“ „ Moment mal, ihr habt mich mit Paul, Peter und Lias allein zurückgelassen? Wie konntet ihr nur?“ ich wurde ungewollt lauter und als ich es bemerkte senkte ich sofort meine Stimme. „ Das kann doch nicht euer Ernst sein?!“ „ Du saßt entspannt da und hast dich,erstaunlicher weise, gut mit Paul unterhalten. Außerdem zu Deiner Beruhigung, Lias hatte sich an ein paar tanzenden Mädchen angeschlossen. War somit auch nicht mehr da.“ kam es von Paula. Ich nickte und stocherte in meinem Teller herum.

Das war ja schon mal einiges, erklärte aber immer noch nicht wie Lias mit in mein Zimmer kam. „und weiter?“ fragte ich total belanglos, aber alle zuckten mit den Schultern.

„ Keine Ahnung, wie haben dich danach nicht mehr wirklich gesehen.“ meine Jasmin und biss von ihrer Pizza ab.

 

Plötzlich grinste sie breit, „Was?“ „ Na so wie es aussieht, hast du doch zum ersten mal einfach losgelassen und den Abend genossen. Es ist zwar nicht grade toll, wenn man sich nicht mehr erinnern kann, aber irgendwann ist es immer das erste mal. Bei dir war es eben erst jetzt.“ Sie legte mir die Hand auf die Schultern. „ und glaub mir, das hat jeder von uns schon durch gemacht“ die anderen nickten. „ so was gehört einfach dazu. Bei der nächsten Feier schaust einfach nicht mehr so tief ins Glas und dann hat sich das.“ Na wenn das mal so einfach wäre. Wenn das schon alles wäre. Und damit rückte ich dann jetzt raus. „Leider es geht noch weiter, ich kann mich genauso wenig an die Nacht erinnern.“

„Wo liegt das Problem, du bist doch in deinem Zimmer aufgewacht, oder nicht?!“ kam es etwas verwirrend von Jasmin

„ das schon, aber... Lias ist neben mir aufgewacht!“ ich wurde immer leiser zum ende hin und den Namen war nur noch ein Hauch. Aber, jetzt war es raus und es fühlte sich etwas befreiend an.

8. noch immer kein Licht im dunkeln

Das Gespräch mit meinen Freunden war nun über eine Woche her und meine Schicht im Café war recht anstrengend gewesen. Kein Wunder, es war Samstagabend und da die meisten Sonntags frei hatten war es naheliegend, dass viele an Abend ausgingen. Auch wenn mir die Füße wehtaten, war ich froh das viel los war. So hatte ich immer alle Hände voll zu tun und musste mich konzentrieren.

Der Vorteil davon war, dass sich meine Gedanken mal nicht um „ diese gewisse Sache“ drehten.

Glücklicherweise gelang mir das auch, denn Unfälle im Café wollte ich nicht unbedingt bauen.

 

Doch sobald ich, wieder daheim und abends auf der Couch saß, wie jetzt, fielen die Gedanken wie eine Welle über mich hinein.

Die Fragen, die in meinem Kopf herumschwirrten ergaben schon lang keine Reihenfolge mehr. Eine nach der anderen poppte up. - 'Wie kam es dazu?' - 'Warum lag er neben mir im Bett?' - 'Hatten wir wirklich miteinander geschlafen? - und wenn ja, warum lag er am morgen noch neben mir?' - 'Was war im Club passiert?' - 'Wie sind wir heim gekommen?'

Gott, die Fragen machten mich noch wahnsinnig. Selbst wenn ich nicht darüber nachdenken wollte, ich konnte es einfach nicht abschalten.

 

Auch wenn es mir deswegen zum heulen zu mute war, musste ich, sobald ich an die Reaktionen und das darauffolgende Gespräch meiner Freunde lächeln. Nachdem ich ihnen gebeichtet hatte, dass ich neben Lias aufgewacht war und mich an nichts mehr erinnern konnte.

 

 

>> FLASHBACK<<

 

Leider es geht noch weiter, ich kann mich genauso wenig an die Nacht erinnern.“

Wo liegt das Problem, du bist doch in deinem Zimmer aufgewacht, oder nicht?!“ kam es etwas verwirrend von Jasmin

das schon, aber... Lias ist neben mir aufgewacht!“ ich wurde immer leiser zum ende hin und der Name war nur noch ein Hauch.

 

Für einen Moment war es komplett ruhig und drei Augenpaare starrten mich an.

 

Beschämt senkte ich meinen Blick und spürte wie mir das Blut in meine Wangen schoss. Ich schloss meine Augen und atmete tief durch. Meine Art und weise mich seelisch auf solche Situationen vorzubereiten.

Verdammt, warum sagt denn keiner was? Ich wurde zunehmend nervöser und nahm das schlimmste an. Was sie wohl von mir denken?

„Oh Mein Gott!“ ich wusste das es Jasmin war und blickte sie an. Sie klang irgendwie baff und sprachlos, aber in ihren Augen blitze etwas schelmisches auf.

„Wow“ kam es nun von Paula. Auch sie war geschockt und nahm erstmals einen tiefen Schluck ihres Getränks. „Ich... ich glaub's nicht!“ nun blickte ich Marta an. Die schüttelte immer wieder den Kopf und blickte mich fassungslos an.

Okay, das war echt eine der peinlichsten und unangenehmsten Momenten zwischen mir und meinen Mädels. Marta rieb sich über ihr Gesicht und setzte erneut an. „mh... also das ist... das ist...“ „absolut fantastisch!“ Huch was war das denn? Verwirrt blickte ich nun zu derjenigen die Marta unterbrochen hatte.

 

Jasmin blickte mich mit funkelten Augen an und fiel mir dann um den Hals. Ich war zu verwirrt und erstarrte augenblicklich. Was soll das denn? Nun war ich es die sprachlos war.

„Wa-wass....?“ ich blickte die anderen beiden an, aber die schüttelten auch nur ratlos den Kopf. Jasmin löste sich von mir und grinste mich an. „ Das ist doch toll. Freu dich doch.“ „Worüber soll ich mich denn freuen?“ „ Na endlich hast du einen Typen abgekommen. Es wurde ja eh Zeit dass du endlich mal nen Typen abbekommst. Ich mein Du bist immerhin schon 20.“

„Was soll das denn heißen? Nur weil ich mit 20 noch nichts mit nem Typen hatte, heißt das noch lange nicht, dass ich als alte Jungfrau enden werde.“ ich konnte es nicht glauben, was Jasmin da von sich gab.

„Das mag ja sein, aber trotzdem! Sei doch froh, dass du so nen Profi abbekommen hast. Und dazu sah er noch gut aus. Wenn ich da an meinen ersten denke.....“ Sie schüttelte den Kopf als wollte sie sich nicht daran erinnern. „Sag mal hast du sie noch alle!“ ich wurde wütend. „Falls du es nicht gemerkt hast. Es war Lias, wir können nichts miteinander anfangen, ich kann mich an nichts mehr erinnern was in der Nacht passiert ist, und so ganz nebenbei. Ich würde gern mein erstes Mal mit jemanden erleben für den ich etwas anderes empfinde als... als...“ ich suchte nach den richtigen Worten „Abneigung. Egal wie alt ich da sein werde.“ OMG, ist mir warm jetzt. Erhitzt wandte ich mich zum Tisch und griff nun auch nach meinem Getränk.

„Is ja schon gut!“ kam es beleidigt von ihr.

Paula und Marta hatten stillschweigend die Situation mitverfolgt. Marta sah immer noch mitgenommen aus, aber Paula sah eigentlich ganz entspannt aus. „Also um die Sache mal auf den Punkt zu bringen. - Du bist fast nackt neben Lias aufgewacht und kannst dich nicht mehr daran erinnern was in der Nacht passiert ist.“ ich nickte zur Bestätigung. „mal unabhängig davon, was wir darüber denken.“ fuhr sie fort. „Es gibt 2 Möglichkeiten. Entweder Du hast mit ihm geschlafen oder nicht.“ Wieder nickte ich. „Da keiner von uns dreien dabei war, bleibt Dir nur eine Wahl. Du musst mit ihm reden und ihn fragen!“ brachte sie es auf den Punkt. Heftig schüttelte ich meinen Kopf. Nein, dass konnte ich echt nicht. Gott, das würde so was von peinlich werden. Gleichgültig zuckte sie mit den Schultern und meinte nur soviel: „Deine Entscheidung, ob du Klarheit willst oder im ungewissen bleiben willst.“

 

„Da hat sie recht!“ das kam von Marta. Ich blickte sie an. Sie hatte sich wieder aufgesetzt und stützte sich erstmals das ganze Glas runter. Danach sah sie einigermaßen gefasst aus. „Auch wenn ich es nicht glauben kann, das dir so was passiert. Denn eigentlich bist Du was das angeht eher etwas verklemmt, sorry für den Begriff, aber Jasmin hat recht, Du bist die einzige von uns, die noch nichts mit nem Kerl hatte. Aber abgesehen davon, halte ich Dich für alt und klug genug, die richtige Entscheidung zu treffen.“ Das war das letzte was sie sagte, umarmte mich noch einmal fest und wandte sich dann wieder ihrem kalten Teller zu.

 

Die anderen beiden taten ihr es nach und wandten sich anderen unspektakulären Themen zu.

 

>> FLASHBACK ENDE <<

 

 

Ja, recht hatten alle drei.

 

Trotzdem tat ich mir schwer mit dieser Situation umzugehen und fühlte mich wie ein Teenager, der zum ersten mal Liebeskummer hatte. Nur mit der Tatsache das ich kein Teenager mehr war. Und ich nicht wusste ob es sich jetzt schon um Liebeskummer handelte. Hätte mich jemand gefragt, ich hätte verneint. Aber das hieß nichts!

 

Eins wurde mir klar. Ich wollte Gewissheit. Auch wenn dies bedeutete, dass ich mit Lias reden musste. Aber so weiter machen, dass mich jeden Tag tausende von Fragen quälten, konnte ich nicht mehr.

 

Mit der Erkenntnis, dass ich bald mit Lias reden sollte, machte ich mich Bett fertig und driftete bald in einen mehr oder wenigen erholsamen Schlaf.

 

 

9. nichts kann mich aus der Ruhe bringen! - oder doch?

Die Woche war wie immer gewesen und ich freute mich auf das Wochenende, denn das hatte ich komplett frei. Also entschloss ich mich, meine Familie daheim besuchen. Erzählt hatte ich ihnen nichts. Vor den vielen Fragen, Blicken und Meinungen wollte ich mich retten. Meine Mutter würde wahrscheinlich ihren Beschützermodus einschalten. Da es ja das erste mal war, dass sie sich um so was sorgen musste. Mein Vater würde versuchen alles von der kritischen Seite zu betrachten. Und mir mehr oder wenig gute Ratschläge geben, die in der Theorie gut klangen, aber praktisch sah es ganz anders aus. Meine Schwester würde nur blöd grinsen und jedes Detail wissen wollen und mein Bruder, dem wäre es egal, da er noch in der 'alle-Mädchen-sind-blöd' Phase steckte.

 

Außerdem war ich erwachsen. Und war schon lange gewohnt Probleme erst mal allein zu lösen. Na hoffentlich kannst du es lösen? Ja da war was dran. Aber ich versuchte optimistisch zu bleiben und hoffte, ihnen die komplette Story am Ende einfach erzählen zu können. - bleibt nur die Frage, wie es enden wird?!

 

Es war schön mal wieder einen Familientag zu haben. Auch wenn es mir schwer fiel meine Zuneigung zu ihnen, deutlich zu äußern. Liebte ich alle und war froh sie zu haben.

 

Da es ein schöner Nachmittag war, ging ich mit unserem Hund „Flitter“ im nahe gelegenen Wald laufen. Ich atmete die frische Waldluft ein und schloss meine Augen. Man tut das gut. Bis auf die ersten Vögel, die zu singen begannen war es vollkommen ruhig. Ein perfekter Ort um sich zu sammeln und zur Ruhe zu kommen.

Auch wenn mir klar war, das ich mich mit Lias auseinander setzten musste, für den Moment ging es mir super und ich fühlte mich seit langem mal wieder richtig entspannt. Ich hatte das Gefühl, dass mich nichts aus der Ruhe bringen könnte. Mal wieder wurde mir bewusst, welch positive und 'heilende' Wirkung die Natur für mich hatte.

Flitter wurde ungeduldig und zog an der Leine. Noch ein tiefer Atemzug und ich setzte meinen Weg fort. Querfeld ein. Flitter schnupperte hier mal da und markierte ihr Revier. Man merkte dass sie älter geworden wurde. Sie lief gemütlicher und rastete nicht bei jedem Geräusch aus.

 

Ich kam auf der anderen Seite des Waldes an und entschied mich über die große Wiese zu gehen. Es wurde immer wärmer und der Schnee hinterließ nur eine dreckige Matsch-brühe. Als ich auf einer Anhöhe bei der Schafweide vorbei kam, kam mir plötzlich ein Hund entgegen. Aber ohne Herrchen. Neugierig blieb er vor uns stehen und beschnupperte Flitter vorsichtig. Auch Flitter beäugte den Hund neugierig. Und da sie nicht mit bellen anfing wusste ich das es sich um ein Männchen handeln musste.

Ich schaute mich um, konnte aber niemanden entdecken zu dem der Hund gehören könnte. Bis plötzlich ein lauter Pfiff ertönte.

„FLOCKE!“ erneut pfiff jemand, und da sah ich sie. Eine Gestalt, die noch einige 100 Meter entfernt von uns weg war, kam auf uns zu. Neugierig wartete ich bis ich diese Gestalt besser erkennen konnte. Man bist du mal wieder neugierig. Mein inneres Ich hatte recht, aber schließlich hatte ich hier einen fremden Hund um den ich mich sorgte.

Es handelte sich um einen Jungen Mann, soviel konnte ich von der Statur her sagen. Er hatte eine breite Statur und sah sportlich aus. Auch nicht schlecht. Er kam näher und näher und OMG... Schnell drehte ich mich um. Am liebsten wäre ich weiter gelaufen, aber da Flitter sich nicht einen Millimeter bewegte und sich immer noch mit dem anderen Hund beschäftige blieb ich wieder willen stehen.

Das kann doch nicht war sein? Was macht der denn hier? Wieso er? Wieso heute? Warum? Und schon ging es wieder los. Eine Frage nach der anderen poppte in meinem Gehirn up.

Es war LIAS!

 

10. Der pure Wahnsinn

Mittlerweile war er bei uns angekommen und beugte sich runter zu seinem Hund. „Was machst Du denn?" fing er an mit dem Hund zu reden. „Du weist doch, dass Du nicht weglaufen sollst. Das nächste mal bleibst du an der Leine!" ach du jemine. Ich wusste gar nicht das er so reden konnte. War ja wie mit einem kleinen Kind. Er tätschelte den Kopf des Hundes noch einmal, nahm in an der Leine und kam dann hoch auf die Beine. Ich versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben und mied seinen Blick. „Danke!" kam es dann plötzlich von ihm und ich musste ihn wohl oder übel anschauen. Also hob ich meinen Blick und schaute ihn an. „Flocke ist noch ziemlich jung und muss noch eine Menge lernen." kam es entschuldigend von ihm, aber ich winkte nur ab. „Ähm...kein Problem! Kann ja mal passieren. Ist mir auch schon mit Flitter passiert." er nickte und es wurde wieder still.

Unangenehm still. Unausstehlich still.

Jeder starrte auf seinen Hund und hoffte das irgendetwas passieren würde. Boa komm schon frag ihn. Sag irgendwas. Wer weiß wann Du ihn mal wieder allein antriffst. Innerlich nickte ich, aber sagen tat ich: „ Okay, ähm.... also, ich muss dann mal weiter!" Ich setzte mich in Bewegung. „Wie geht's dir?" Was? Wie kam er denn auf das jetzt? Ich runzelte die Stirn und blieb stehen. Drehte mich aber nicht um. Da ich nichts erwiderte, fragte er nochmal. „Wie geht's dir?" nun drehte ich mich um und starrte ihn ungläubig an. „Wie...wie kommst du denn jetzt darauf?" „Naja...ähm..." er kratze sich am Kopf und schaute mich an. „Ich...ich hab mitbekommen, dass es Dir seit Jasmins Party nicht besonders gut geht. Außerdem hab ich dich auf keiner anderen Party gesehen." ich war nur noch mehr verwirrt. Von wem sollte er dass denn mitbekommen haben und warum interessierte ihn es dann.

Aus irgendeinem mir nicht erklärbaren Grund wurde ich sauer. All die Gedanken, Emotionen, Vorwürfe,der letzten Wochen kochten hoch.

„Du fragst mich aller ernstes wie es mir geht?" meine Stimme wurde richtig aggressiv. „Ausgerechnet du! Nachdem was Du abgezogen hast?" wären wir Comicfiguren, dann wäre mein Kopf jetzt rot unterlaufen und aus meinen Ohren würden Dampfschwaden heraus kommen. Und Lias Gesicht wäre mit einem Riesen Fragezeichen versehen.

Er schaute mich verständnislos an.„Wovon redest du? Was soll ich denn gemacht haben?" kam es Ahnungslos von ihm. Auch das noch, er tat er so als wüsste er von nichts.

„Jetzt tu doch nicht so scheinheilig. Ich rede von der Nacht nach der Party. Davon das du es ausgenutzt hast, dass ich betrunken war und ich mich an nichts mehr erinnern konnte. Mich die Frage quält, was wirklich passiert ist. Ich mir hundert Szenarien ausmale, die mich in den Wahnsinn treiben."

„ JETZT halt mal die Luft an. Beim besten Willen, ich habe keine Ahnung wovon du sprichst. Was soll denn schon pass.... moment..." er fuhr sich durch die Haare. „... du... du denkst wirklich... das wir..." er fing an zu lachen und schüttelte amüsiert den Kopf.

„ Hör auf zu lachen! Das ist alles andere als komisch!" hätte ich Krallen, hätte ich diese nun ausgefahren.

„ Bist du nie auf die Idee gekommen, mich einfach zu fragen?" ein hauch von Enttäuschung schwang in seiner stimme mit.

„ Natürlich, aber nach dem doofen Kommentar am Tisch. Wollte ich mir nicht die Blöße geben. Ich mein so einer wie du und ich.... dass passt doch nicht."

„ Moment...so einer wie ich?! Was soll das heißen? Nur weil ich kein Abi hab, nicht der reichste bin, keine reichen Eltern hab, die mir mal locker ein Auslandsjahr finanzieren konnte. Heißt das das ich anders bin. Du hast doch gar keine Ahnung." er wurde nun auch lauter.

„Ich hab keine Ahnung?!, Was ist dann mit mir. Die hast du genau so wenig. Meine Eltern sind weder reich noch sonst was, das Jahr über hab ich mir selbst verdient. Ich hab zwar Abi, aber das ist auch eher nur durchschnitt."

Wir beide kochten vor Wut. Und suchten nach den richtigen Worten, um diese dem anderen weiter rein zu drücken.

Ich merkte wie mich Flitter anschaute und begann einige tiefe Atemzüge zu machen. Ich fuhr mir einmal durchs Gesicht, dann schaute ich wieder in Lias Richtung.

„Kannst dir nicht vorstellen was ich durchmache?" kam es leise und etwas schwach von mir. „Du hast ja keine Ahnung, was ich seit dem Abend durchmache. Wie mich diese Gedanken und Fragen quälen und ich allmählich das Gefühl habe,den Verstand zu verlieren." Er schaute mich etwas verwirrt an. Also fuhr ich fort. „Erst streiten wir uns, dann ignorieren wir uns und dann finde ich mich am nächsten morgen neben dir, fast nackt, vor. Und dann noch dieses blöde grinsen und die Andeutungen am Tisch. Was glaubst du wie es mir danach geht? Mir. Die, die mit so was so gar nichts am Hut an. Und dann auch noch neben dir..." Ich stoppte. So jetzt war es raus. Ich versuchte in mein inneres hineinzuhorchen und heraus zu finden, ob ich mich nun besser fühlte. Aber ich war immer noch zu aufgewühlt, so dass ich nicht wirklich schlauer aus mir wurde.

Nun räusperte Lias sich und trat einen Schritt auf mich zu. Was jetzt wohl kommt? - ja das war eine gute Frage. Hoffentlich würde er mich nicht direkt anschreien, ich hasse es angeschrien zu werden. Seine Augen funkelten mich immer noch an, dann holte er Luft und fing an mit reden. „Lass mich dir eine Frage stellen!?" Verwirrt blickte ich ihn nun an, nickte aber dann schließlich. „Was wäre wenn,..."oh gott was kommt denn jetzt?

„Was wäre, wenn ich dich hier und jetzt küssen würde? Was würde passieren?"

Meine Augen weiteten sich, wenn das überhaupt noch möglich war noch um einiges und ich schaute ihn sprachlos an. Ich hatte mit allem gerechnet nur nicht damit. Er blick war eindringlich, doch ich konnte nicht wirklich erkennen was er ausdrücken wollte. Will er das ich ihm antworte? Oder waren das nur rhetorische Fragen, welche gar keiner Antworten Bedarfen? Ich blieb stumm. Mit der Hoffnung, dass er einfach das Thema wechseln würde.

Er atmete tief ein und wieder aus, dann setzte er erneut an, etwas zu sagen. Doch anstatt das Thema zu wechseln, machte er einfach weiter.

„Würdest du den Kuss erwidern? Würdest du es zulassen, mich zu dir heranziehen und mir in die Augen schauen? Wie würdest du dich dabei fühlen - gut? Oder würdest du mich anschauen, dich dann abwenden, das Thema wechseln und dann einfach gehen?"

Er kam näher und näher und blieb nur einig schritte vor mir stehen. Vorsichtig streckte er seine Hand aus und berührte leicht die meine. Erschrocken zuckte ich zurück und er lies seine Hand schnell wieder sinken. Sein Augenkontakt blieb und er sprach weiter.

„Würde der Kuss in dir etwas auslösen, oder dich einfach nur kalt lassen? Würdest du dich von mir abweisen, nach den richtigen Worten suchen und mir dann zu verstehen geben, dass du nicht verletzt werden willst und ich nicht der richtige sei. - Nicht zu dir passen würde." Er machte eine Pause, so als würde er auf eine Reaktion von mir warten. Aber um ehrlich zu sein, ich war zu gar nichts mehr fähig. Ich konnte nicht glauben, was ich da hörte und von wem das gesprochene kam und überhaupt, dass er mir dir Fragen stellten. Das war das nächste, es hieß eine Frage. Nun waren wir schon bei gefühlten 20 Fragen!

 

Nun drehte er sich so, dass er direkt vor mir stand und schaute mir ins Gesicht. „Was wäre, wenn ich dein Gesicht in meine Hände nehmen würde, meine Lippen sich den deinen nähern würden?" Er nahm mein Gesicht in seine Hände und war nur noch Zentimeter von mir entfernt. „Würdest du es geschehen lassen, oder deinen Kopf zur Seite drehen, peinlich berührt lachen und mir klar machen, dass du lieber allein bist und ich höchstens die Rolle als Freund bekommen könnte. Wenn überhaupt."

Aus den Zentimeter waren mittlerweile Millimeter geworden. Ich spürte seinen schnellen Atem mein Gesicht streifen. Er verstummte und rang erst einmal nach Luft. Ehrlich gesagt, konnte ich ihm nicht ganz folgen. Ich hatte zwar verstanden was er gesagt hatte. Aber es ergab nicht den geringsten Sinn. Warum fragt er mich so was? Wie kam er denn darauf, ausgerechnet mich so etwas zu fragen?

„Sag was!" Er war im Gegensatz zu vorher nun sehr leise und flüsterte nur noch. „Bitte..irgendwas." Es war wie ein flehen. Seine Augen glänzten. Einen Ausdruck den ich noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte.

„WASSS?" es kam ziemlich forsch raus. Gut also meine Stimme hatte ich noch. Leider barscher als ich es beabsichtigt hatte. Aber ich hatte mich nicht unter Kontrolle, er überforderte mich. Stellte mir Fragen, über die ich nie nachgedacht hatte und so auf die schnelle keine Antwort hatte. Wie auch? Apathisch fing ich an den Kopf zu schütteln. „ich.... ich weiß nicht... keine Ahnung." fing ich an zu stammeln. Oh Gott, wie kam ich denn nur aus dieser Situation wieder heraus.

In Lias schien sich wieder etwas zu regen und als hätte er meine Gedanken gelesen, ging er wieder auf Abstand und sein Ausdruck wurde hart. „Lass gut sein! Du brauchst nicht zu antworten... am besten du vergisst unser Gespräch hier einfach wieder." Seine Stimme klang kalt und distanziert. Okay...?! Er schaute runter zu Flocke und machte auf sich aufmerksam, dann setzte er sich in Bewegung. Er ging. Ohne ein weiteres Wort ging er einfach. Er drehte sich noch nicht mal mehr um.

Ich starrte auf einen unsichtbaren Punkt in der Luft und versuchte alles zu sortieren. Der Sinn seines Monologs fand ich immer noch nicht, aber irgendwie schien ihn dieser in ein anderes Licht zu rücken. Ich war eigentlich der Meinung, Lias zu kennen. Und nach meinem Bild, passte das von eben so gar nicht zu ihm. Hatte das was zu bedeuten?

Kannte ich den echten Lias überhaupt? Oder nur den, den er vorgab zu sein?

Was war echt und was war Maskerade?

Mein Gehirn lief wieder auf hochtouren und stellte eine Frage nach der anderen. Langsam setzte ich mich in Bewegung und lief in Richtung meines Hauses.

Was für ein Tag!

11. Und ich dachte ich kenne ihn

Unbarmherzig leuchtete mir mein Handy eine drei entgegen. Frustriert drehte ich mich zum tausendsten mal auf die andere Seite. Nach dem Gespräch war ich so durch den Wind, dass ich mich entschloss doch bei meinen Eltern zu übernachten. Sehr zur Freude meiner Mutter, denn so hatte sie endlich mal wieder einen Grund für die ganze Familie zu kochen.

Seit einer gefühlten Ewigkeit versuchte ich nun einzuschlafen, aber ich fand einfach keinen Schlaf.

Das was er gesagt hatte, lies mich nicht los. Nie im Traum hätte ich gedacht, dass er mich so was mal fragen könnte. Ich wusste noch nicht mal, dass er über solche Dinge überhaupt nachdachte. Stets war ich der Meinung, dass es ihm hauptsächlich um ein einmaliges Vergnügen und um die Eroberung ging. Eine Kerbe an der Bettkante. Eine Nummer. Nicht mehr und nicht weniger.

Auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte,aber irgendwie lies ihn das in einem anderen Licht da stehen. Allerdings war ich mir noch nicht sicher, ob mir das gefiel oder nicht.

Und auch wenn er mich mit diesen Gespräch, etwas durcheinander gebracht hatte. Was in der Nacht nach der Party passiert war, wusste ich immer noch nicht. Und das machte die ganze Sache auch nicht gerade besser. Eigentlich wurde es dadurch nur noch schlimmer, denn jetzt hatte ich ein Thema über das ich mir den Kopf zerbrach.

Was das anging, hatte ich das Gefühl auf der Stelle zu treten. Immer und immer wieder stellte ich mir die gleichen Fragen und nie fand ich eine Antwort was mich wiederum verrückt machte und ich mir dann wieder die Fragen stellte warum das so war. Es war ein Teufelskreis.

Und dabei kannte ich schon lang den Weg um endlich die Antwort zu finden, aber dazu musste ich über den Schatten springen, doch dazu war ich zu stur.

Mit diesem Endgedanken döste ich dann schlussendlich doch weg.

 

12. Eine überraschende Begegnung

„Das macht dann 12.95€, bitte. Und soll ich das Buch noch einpacken oder reicht eine Tüte?" ich lächelte die Frau auf der anderen Seite an. Mit einem „eine Tüte reicht. Danke!" schob sie mir das passend Geld rüber und nahm im Gegenzug die Tüte entgegen. „Danke Scarlett. Einen schönen Tag noch." „Danke Ihnen auch." ich grinste sie an und sie ging aus der Tür.

Obwohl ich eigentlich meinen freien Tag hatte, stand ich nun hier im Buchcafé und schob eine extra Schicht. Karin war plötzlich erkrankt und so musste ich einspringen. Wenn ich ehrlich zu mir selbst war, war ich ganz froh etwas zu tun zu haben. Meine Gedanken kreisten immer mehr um Lias und so langsam musste ich aufpassen, dass es nicht zu auffällig wurde. Meine Mutter fing schon an Fragen zu stellen, was in letzter Zeit los sei mit mir. Meine Antwort, es sei alles nur etwas stressig und ich müsste mich erst wieder an alles gewöhnen. Nahm sie mir langsam nicht mehr ab. Und unbedingt erzählen wollte ich auch nichts. Das fehlte mir gerade noch. Das schelmische Grinsen und die funkelnden Augen meiner Mutter und die gutgemeinten Ratschläge konnte ich momentan am allerwenigsten gebrauchen.

Ich ging eine Runde durch den Buchladen und fragte, den ein oder anderen Kunden, ob er Hilfe benötigte. An der Kaffeetheke wartete eine Kundin um bedient zu werden. Gerade als ich den Kaffeesatz aus der Maschine nahm und wegwarf schlug die Kirchturmuhr 15.00 Uhr. Die Lesegruppe würde in 15 Minuten anfangen.

Die Lesegruppe, war eine neue Idee der Chefin, Kinder wieder für Bücher zu interessieren. Das hieß, jeden Dienstag und Donnerstag kamen in insgesamt 4 Gruppen (2 Gruppen pro Tag) so zwischen 8 bis 12 Kinder in den jeweiligen Altersgruppen. Da heute Dienstag war würde es mit den Kleinkindern im alter zwischen 3-5 und gegebenenfalls mit deren Müttern losgehen. Diese Gruppe dauerte so 30 Minuten und bestand darin, die Kinder bereitgestellte Bücher aussuchen zu lassen und dann einzeln oder in Gruppen anzuschauen oder vorzulesen. Manchmal stellten wir auch Papier und Malstifte bereit. Genauso wie heute. Ich machte mich also an die Auswahl der Bücher, legte Stifte und Papier bereit und sorgte das das Separee gemütlich wirkte.

In mein paar Minuten ging's los. Die ersten Mütter kamen mit ihren Kindern und machten es sich gemütlich. Das Separee war so gelegen, so dass ich die Kunden im Laden im Blick behalten konnte und auch an die Kaffeetheke konnte. Da in dieser Gruppe, die Begleitpersonen meistens dabei waren musste ich nicht viel machen und so konnte ich den Laden, 'allein' schmeißen.

Die 30 Minuten verliefen schnell und ereignislos. Nachdem dann die Letzten Kinder verschwunden waren konnte ich den Bereich aufräumen und für die nächste Gruppe herrichten, die um 16.00 Uhr kommen würde. Diese würde aus Kindern von sechs bis neun Jahren bestehen. Allerdings waren hier die Eltern waren nun nicht mehr mit dabei. Deshalb kam Miriam um sich um den Laden zu kümmern, während ich mit den Kindern erst ein, zwei Bücher las und danach zum Thema passend etwas bastelten.

Die Tür öffnete sich und wen man von Teufel, dachte. Kam Miriam herein. „Hey, Scarlett! Und bereit für die kleinen Teufel." kam es grinsend von ihr. „Jetzt komm, so schlimm sind Kinder doch nun auch wieder nicht!" ihr grinsen wurde breiter. „Stimmt, solange sie sich nicht da aufhalten wo ich bin." „Du bist unmöglich weist du das!" sie nickte zu Bestätigung. „Ja, was das Thema Kinder angeht, da hab ich wohl eine etwas andere Sichtweise. Kinder und ich, das ist wie Feuer und Wasser. Und deshalb ist es besser, wenn ich mich anderen Dingen widme. Wie zum Beispiel, diesem Kunden der gerne zahlen möchte." Sie deutete in Richtung Kasse zu dem Mann und setzte sich, nicht ohne mich noch einmal an zu grinsen in Bewegung. Ich schüttelte nur grinsend meinen Kopf.

Wieder schlug die Kirchturmuhr. 16.00 Uhr. Es ging los. Pünktlich kamen die Kinder durch die Tür und begrüßten mich mehr oder weniger. Gerade als ich los legen wollte, ertönte hinter mir eine Stimme. „Komm schon Marie, wir sind schon zu spät. Jetzt trödle doch nicht so." das darf doch nicht wahr sein... „Aber ich will da nicht hin. Ich kenn doch keinen. Kannst du nicht mitkommen?" Ich drehte mich um und tatsächlich, ein paar Schritte von mir entfernt sah ich Lias mit einem kleinen Mädchen reden. „Ich bin doch da. Ich schau mir hier die Bücher an und du gehst zur Lesegruppe. Und wenn etwas sein sollte, dann werde ich kommen." Er nahm das Mädchen an die Hand und setzte sich in Bewegung. Er schaute wieder gerade aus und somit bemerkte er auch mich. Vor mir blieb er stehen. „Du?" „Glaub mir, ich bin genauso überrascht, dich hier zu sehen." kam es weniger freundlich von ihm. „Bilderbücher gibt es hinten bei der Kaffeetheke und die Kalender befinden sich neben dem Eingang. Deine Motiv Richtung sollte auch dabei sein." Woher ich den Mut nahm, das zu sagen und das mir so was in diesem Moment überhaupt eingefallen war wusste ich zwar nicht, aber besser als mein übliches gestottere auf jeden Fall.

Er zog eine Grimasse „Wie witzig Du doch bist. Ich bevorzuge dann doch lieber Bücher mit Buchstaben und danke der Nachfrage, ich finde mich schon zurecht. Eigentlich würde ich gern Marie hier vorbeibringen." Er drehte sich um und schaute auf das Mädchen das neben ihm stand und sich etwas versteckte, aber mit Adleraugen unser Gespräch verfolgt hatte. Sie war hübsch. Ja, genauso wie ihr Bruder! Oh Gott, nur nicht so anfangen. Ich ging in die Knie und lächelte das Mädchen an. „Hey Marie, schön das Du zu uns kommen willst. Ich bin Scarlett. Aber du kannst mich gerne Scar nennen." Das Mädchen schaute mich an und meinte dann, „Scar, wie von König der Löwen?" Ich grinste, ja sie hatte meinen Köter geschluckt. Also nickte ich. „ Ja genau!" Aber nun schüttelte sie den Kopf. „Aber das geht doch gar nicht. Du bist doch ein Mädchen und Scar war ein Junge." Ohhh..... ich beugte mich zu ihr rüber. „Du bist aber ganz schön klug. Meinst du das kann unser kleines Geheimnis bleiben?" sie grinste leicht und nickte kaum merklich. „Magst du, dann jetzt mit mir zu den anderen gehen?" ich hielt ihr meine Hand hin, aber sie drückte ihre fester an die von Lias. „Kann Lias denn mitkommen?" Meine Knie wurden müde also stand ich auf und schaute zu Lias. „Also eigentlich...." ich suchte nach den richtigen Worten, aber Lias übernahm. „... eigentlich, bin ich viel zu Alt für diese Gruppe." Er hatte sich nun hingekniet und nahm sie in den Arm. „schau doch mal, ist da irgendjemand in meinem Alter?" sie schüttelte den Kopf „na siehst du. Und ich bin auch nicht weit weg, wie gesagt, ich schau mir hier die Bücher an, während du hier Spaß hast." Wow, der konnte ja echt gut mit Kindern. Mal was ganz anderes als sonst. „... und Scarlett, beißt auch nicht." nun glitt sein Blick zu mir. „... zumindest nicht so liebe kleine Mädchen wie dich!" diesmal zog ich ne Grimasse und reichte dem Mädchen nochmal die Hand, die sie diesmal langsam an nahm. „ Wen würdest du denn beißen?" kam es plötzlich von ihr. Na toll und was sage ich jetzt? Da mir nichts passendes einfiel sagte ich nur „niemanden!" und zu Lias ihm umdrehen meinte ich bissig „ich sollte dich beißen!" Er lachte nur und reckte mir seinen Hals etwas entgegen. „tu dir keinen Zwang an!" Ich schnappte nach Luft schüttelte den Kopf und ging dann Richtung Gruppe. Ich hörte noch Lias kichern, widmete mich aber dann den Kindern. „ Hey Leute, schön das Ihr alle wieder da seit! Das hier ist Marie, die uns zum ersten mal besucht. Also seit nett und zeigt eure artige Seite." Dabei wandte ich mich an die 3 Raubauken Jungs. Marie setzte sich neben mich und ich legte los. „Also zur Auswahl haben wir heute...."

Nach einer weile spürte ich wie ich angestarrt wurde. Und auch das es ER war, der zu uns herüberschaute. Mein Puls beschleunigte sich etwas und ich spürte es an meinen Wangen pochen. Wie eigentlich immer wenn ich nervös wurde. Aber ich traute mich nicht mich umzudrehen. Also tat ich das, was ich am besten in solchen Situationen tat. Ich ignorierte es und widmete mich wieder der Meute.

Die Stunde verging wie im Flug und ich hatte ne Menge Spaß mit den Kindern. In solchen Momenten merkte ich es wie sehr mir doch das Au Pair sein fehlte. Oder zumindest die tägliche Arbeit mit Kindern. Auch wenn nicht immer alles leicht war und ich auch oft Dinge tat, die mir widerstrebten, vermisste ich meinen kleinen Gastjungen doch ab und zu.

Nachdem die Kids wieder alle bei ihren Eltern waren begann ich auf zu räumen. Gott sei Dank hielt sich diesmal das Chaos im Rahmen. Gerade, als ich in Richtung Kaffeetheke ging, sah ich wie Lias und Marie an einem der Tische saßen und noch etwas tranken. Irgendetwas faszinierte mich an den beiden und ich fing an die beiden etwas zu beobachten.

'Er ist so ganz anders mit Marie. Wie ausgewechselt, fast schon ein komplett anderer Mensch. So liebevoll, richtig geduldig und so gar nicht kratzbürstig.' Als mich jemand aus versehen anrempelte erwachte ich aus meinem Tagtraum ähnlichen Observation. 'was war dass denn?' Jetzt fing ich auch noch an ihn zu beobachten. Dabei sollte er mir doch egal sein.

Genau sollte, aber so wie er mit Marie umging, war fast schon wieder süß mit anzuschauen. Und wieder begann sich mein Bild von ihm zu verändern.

Ich schüttelte mich kurz und machte mich schnell wieder an die Arbeit.

Impressum

Texte: A. Kay
Bildmaterialien: Das Cover wurde von "ThousandpointoneMusicFreak", in meinem Auftrag erstellt erstellt und Ihr allein gehören die Rechte daran
Tag der Veröffentlichung: 14.09.2015

Alle Rechte vorbehalten

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