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Ein Hund kommt ins Haus

Beste Entscheidung meines Lebens

 

 

 Die Autorin

 

Silvia Hunziker wurde 1952 geboren. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren vierbeinigen Lieblingen unweit von Bern auf dem Lande. Die Freude am Schreiben, Zeichnen und Malen hat sie erst mit knapp sechzig Jahren beim Schreiben der vorliegenden Tiergeschichten entdeckt.

 

Prolog

 Auf den Hund gekommen

 

Hätte mir als Kind jemand prophezeit, ich würde den grössten Teil meines Lebens mit Vierbeinern verbringen, ich hätte ihn schallend ausgelacht. Haustiere waren in unserer Familie tabu, ganz besonders die haarigen.

Ich bin in einem Zweifamilienhaus aufgewachsen. Heutzutage würde man es als Generationenhaus bezeichnen. Die Grosseltern wohnten mit ihrem schwarz-weiss gefleckten Kater namens Joggeli im Erdgeschoss, Papa und Mama, nach ihrer Hochzeit im oberen Stock. Mama war nie eine begeisterte Katzenliebhaberin, aber, da Joggeli als Bewohner des Hauses ältere Rechte hatte, musste sie sich wohl oder übel mit seiner Anwesenheit abfinden.

Ein paar Jahre später wurde meine viereinhalb Jahre ältere Schwester Beatrice geboren. Damit kam ein Kinderwagen ins Haus, der seinen Standplatz im Flur des unteren Stockwerkes hatte, also im Revier von Joggeli. Wie alle Katzen, liebte er ein warmes Plätzchen, um sich von seinen nächtlichen Streifzügen und Mäusejagden auszuruhen. Wenn Mama mit Beatrice vom Einkaufen zurückkam, wurden sie von Joggeli bereits erwartet. Kaum waren die beiden in der oberen Wohnung verschwunden, sprang Joggeli auf den Kinderwagen und nutzte das wohlig warme Bettchen für seinen eigenen Mittagsschlaf.

Leider litt Beatrice schon als ganz kleines Baby an einer sehr empfindlichen Haut. Mama musste alle möglichen Reizstoffe von Beatrice fernhalten und dazu gehörten natürlich Katzenhaare. So nahmen Joggelis Schlummerstunden im Kinderwagen ein jähes Ende. Als das Kind laufen lernte, war es umso schwieriger zu verhindern, dass es mit der Katze in Kontakt kam. Jedes Mal, wenn Joggeli um Beatrices Beinchen strich, juckte es sie so stark, dass sie sich die Haut aufkratzte. Aus der Überempfindlichkeit ihrer Haut entwickelte sich ein Ekzem und später kam noch Asthma hinzu.

Dann kam ich auf die Welt, Gott sei Dank gesund und munter. Kaum konnte ich laufen, war ich im ganzen Haus unterwegs, mit Vorliebe bei Grossmama und Joggeli im unteren Stockwerk. Ich muss schon damals gern ein warmes Tierfell gestreichelt haben.

Einmal im Jahr fuhren meine Grosseltern für zwei Wochen auf die Rigi in die Ferien. Während ihrer Abwesenheit übernahm Mama die Pflicht für Joggeli zu sorgen. Katzenfutter, wie man es heute fix fertig, trocken oder nass und in allen möglichen Geschmacksrichtungen kaufen kann, gab es damals nicht. Nach genauen Anweisungen musste Mama in Grossmamas Küche Lunge oder andere Innereien kochen, eine Arbeit, die einer feinen Nase nicht gerade bekömmlich ist. Jedenfalls musste die ganze Wohnung nachher gründlich ausgelüftet werden.

So sehr alle versuchten, Beatrice von der Katze oder umgekehrt, den Kater von dem Kind fern zu halten, es gelang nicht immer. Eine dieser Begegnungen hatte ganz schlimme Folgen. Joggeli war Beatrice um die Beine gestrichen und sie hatte sich zu ihm hinunter gebeugt und ihr Gesicht an seinen Kopf geschmiegt. In wenigen Minuten schwoll Beatrices Gesicht an und sie konnte kaum noch atmen. Dieser Vorfall muss Grossvater zum Entschluss getrieben haben, dass es keine andere Lösung geben konnte, als sich von Joggeli zu trennen. Damals gab es noch keine Tierheime, wo man ihn hätte hinbringen können. Es muss für Grossvater unglaublich schmerzlich gewesen sein, keinen anderen Weg zu finden, als seinen lieben Kater zu töten. Verständlicherweise hat man uns Kindern davon nichts erzählt. Joggeli war einfach nicht mehr da und unsere Fragen wurden übergangen.

Ein paar Jahre später bekamen wir drei Goldfische in einem runden Glas geschenkt. Alle drei starben schon nach kurzer Zeit. Erst viel später fanden wir heraus, dass sich ein rundes, dickwandiges Glas nicht als Aquarium eignet, weil sich die Fische darin nicht orientieren oder zurückziehen können, was zu Stresszuständen führt. Es tut mir sehr leid, dass wir das nicht gewusst haben und die drei deshalb so zu leiden hatten.

Viel später bekam Beatrice von unseren Eltern ein Aquarium geschenkt. Es war mit Heizung und Sauerstoffpumpe ausgerüstet und aus dem sandigen Boden wuchsen schöne Wasserpflanzen. Zusammen mit ein paar auserlesenen, dekorativen Steinen und Muscheln, ergab sich ein attraktives Heim für zahlreiche Guppys und Neonfischchen. Das beleuchtete Aquarium war wunderschön anzusehen, die Fischchen fühlten sich rundum wohl und vermehrten sich. Zum Schutz des Nachwuchses schwamm jeweils vorübergehend eine durchsichtige Aufzuchtkammer im lauen Wasser. Sobald die Winzlinge etwas grösser waren, wurden sie ins offene Becken entlassen. Obwohl sie sich zwischen den Wasserpflanzen und Steinen zu verstecken suchten, wurden viele von ihnen von den Ausgewachsenen, ja von der eigenen Mutter gejagt und als Zwischenverpflegung verspeist. Ich weiss, so ist das Leben von Fischen, nicht nur im Aquarium, auch in der Natur. Nur die Stärksten haben eine Chance zu überleben, oder man könnte sagen: Selbst ein Fisch muss Schwein haben im Leben! Ich konnte mich jedenfalls nicht für diese kleinen Räuber und Kannibalen begeistern.

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte mich die grosse Tierliebe gewiss noch nicht gepackt. Dies sollte sich aber schon bald ändern.

 

 

Meine Tante aus der Ostschweiz, die Schwester meines Vaters, hatte meine Grosseltern angefragt, ob sie ihre Belgische Schäferhündin, ein Groenendael namens Bella, während der Ferien am Meer in Obhut bringen könne. Vermutlich war ich die einzige, die sich über diesen vierbeinigen Feriengast freute. Endlich ein Haustier, mit dem man etwas unternehmen konnte! Keine stummen Fische, die man nicht anfassen durfte und sowieso keinen Laut von sich gaben. Ich konnte die Ankunft von Bella kaum erwarten, doch meine Erwartungen platzten wie eine Seifenblase. Bella roch ganz arg nach Hund, ihr schwarzes Fell war stumpf, ohne Glanz und nach der Abreise ihrer Leute jammerte sie herzzerreissend und verweigerte das Futter. Die ersten Tage waren wirklich recht schwierig und die Nerven meiner Grosseltern lagen langsam blank. Wurde Bella bei schlechtem Wetter nass, rubbelten wir sie mit alten Badetüchern trocken und bürsteten täglich ihr pechschwarzes Haar. Langsam gewöhnte sie sich an die Prozedur und liess es willig geschehen. Unsere Mühe war nicht vergebens, denn der strenge Geruch verschwand nach und nach und das Fell glänzte wunderbar. Bella begann unsere Aufmerksamkeiten zu geniessen und wann immer ich die Parterrewohnung betrat, begrüsste sie mich eifrig mit dem Schwanz wedelnd. Selbst mein Vater engagierte sich für die Schäferhündin und unternahm am Abend nach der Arbeit und an den Wochenenden grosse Touren in den Jura. Erst beim Einnachten kehrten die beiden von ihren Wanderungen nach Hause zurück und Bellas Augen glänzten überglücklich. Offenbar hatten ihre Leute weit weniger Zeit für den Hund und ich erkannte, dass Bella daheim in der Ostschweiz ein eintöniges, ja langweiliges Leben fristete. Bloss am Futter sparte man nicht, denn sie war viel zu dick. Die Ferienzeit wurde zur wahren Abmagerungs- und Fitnesskur, weil wir so viel Zeit mit ihr im Freien verbrachten. Die zwei Wochen waren viel zu schnell vorbei und somit nahte der Tag des Abschieds.

Ich hätte heulen mögen als der alte Wagen mit Onkel und Tante vorfuhr. Allein der bekannte Ton des Autos brachte Bella total aus dem Häuschen. Von diesem Moment an würdigte sie uns keines Blickes mehr, wir waren alle Luft für sie. Sicherheitshalber setzte sie sich bei der erst besten Gelegenheit in den Wagen, um die Abfahrt nur ja nicht zu verpassen. In diesen zwei Wochen musste, obwohl bei weitem nicht alles rund lief und der Abschied sehr traurig war, der Grundstein für meine Tierliebe gelegt worden sein.

In den folgenden Jahren war Bella immer wieder bei meinen Grosseltern Feriengast und in dieser Zeit schlich ich mich so oft wie möglich in die untere Wohnung. Auch meine Schwester konnte sich das Streicheln von Bella nicht verkneifen, nur musste sie diese liebevolle Geste stets mit einem heftigen Asthmaanfall und bösen Hautrötungen büssen. Deshalb war die Schäferhündin weiterhin aus unserer oberen Wohnung verbannt und ich musste mir stets die Hände gründlich waschen, wenn ich mit Bella gespielt hatte.

 

 

Eines Tages erfuhren wir, dass Bella gestorben war und bereits ein neuer Hund, diesmal ein Deutscher Schäferrüde, eingezogen sei. Rex kam leider nur einmal zu uns in die Ferien. In seiner ungestümen Art, ein Powerpaket auf vier Pfoten, überforderte er meine Grosseltern grenzenlos. Damit war das Thema Hund für mich abgeschlossen und dies für viele Jahre. Von nun an standen Prüfungen, Abschlüsse, Übertritte in höhere Schulen und Sprachaufenthalte mit weiteren Abschlüssen an oberster Stelle. Tieren begegnete ich vor allem in der Zoologie und dies eingelegt in Sprit und anschliessend

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 17.06.2016
ISBN: 978-3-7396-6236-7

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