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Paris im Jahr 3000



Am Porte de Versailles in einem Bistrot
halten zwei Gangster Ausschau
nach ihrem docteur de Philosocratie.
er kommt mit der Metro irgendwann.

Mais quand papa mais quand?


Auf dem Titelblatt des Figaro Magazine
ein Mannequin mit Augen wie Leuchtdioden
in einem mit Pailletten bestickten Dessous
im Stil des ultimativen dritten Milleniums.

Mais comment papa mais comment?



Ein Flugmobil wirbelt durch die Luft
mit der Aufschrift Chez Pasteur
wir sollen sie kaufen, die Pillen,
damit unsere Synapsen nicht blockieren.

Mais pourquoi papa mais pourquoi?




Sie haben sie neulich gefunden, die Leiche,
wochenlang wurde das Mädchen vermisst,
ein Opfer der experimentellen Partei
oder der Apoklypse-Anbetersekte?

Mais où, papa, mais où ?


Der schwarze Fetisch mit der Totenmaske
hat sein süffisantes Grinsen aufgesetzt.
er zieht galant einen Knusperkeks aus seiner Brust
das Neueste auf dem Markt des Acetylcholin.

Dis-moi, Papa, qui est Sade?


Der Gott der gefräßigen Schlächter,
im Metro-Boulot-Dodo-Stil gekrönt,
hält eine Rede über das Fressen und Gefressenwerden
des 30. Jahrhunderts.

Maintenant je comprends, papa, maintenant je comprends.



Die Versammlung des Neointernationalen Kommitees
auf dem Montmartre ist zu Ende
Artisans robot mit Neoprenanzügen geschützt.
in der Kälte frieren die antiquierten Kulturtouristen.


Donne-moi la réponse, papa, donne-moi la réponse.



Frag’ nicht mich und auch nicht Mama,
wende dich an den Informationsmanager.
hier ist die Karte, da ist der Code.
im Café dort drüben findest du ihn.

Est-ce là, la réponse, papa, est-ce là la réponse ?


Ja und nein, ja und nein.
ich weiß es nicht ich bin aus Lyon
aber das ist egal
im Vereinigten Reich der Space-Cowboys.

Qui suis-je, papa, qui suis-je?




Über dem Portal der Notre-Dame
läuft ein Film über die Chimären
im Kampf mit den Aliens von nebenan
Die Demokratie hat ausgedient.
Die Anarcho-Syndikalisten liegen mit Tout Paris
in der Kuschelecke und bereiten
die allabendliche Orgie im Bois de Boulogne vor.

C’est interdit aux enfant, n’est-ce pas, papa?


Am Porte de Clignancourt
liegen Tausende von Clochards.
Sie pöbeln die Fahrgäste an, bedrohen sie
mit Messern und klauen ihre Brieftaschen.
Für ein paar Sous kaufen sie sich
eine Mogelpackung Croissants
und eine Kanüle Café Moulin.

Mais qu’est-ce que ca veut dire, papa?




Im Mammouth stehen sie Schlange
vor den Scannerkassen tippen
die Konsumbesessenen ihre Waren ein und
bezahlen mit der Intercard.

Est-ce plus pratique, papa, est-ce plus pratique?


Vor den Galeries Lafayette
sieht man die lebenden Pantomimen.
sie verteilen vergilbte Fotos
aus den guten alten Zwanziger Jahren.

C’était Paris à l’an 2000?




Die Menschenmassen auf den Champs-Elysees
schieben sich wie Termiten von Cafe zu Cafe
Marionetten an unsichtbaren Fäden
der Gendarmerie, die sie Tag und Nacht überwacht.

Qu’est-ce qu’ils ont fait, papa, qu’est-ce qu’ils ont fait?


Die Galerien sind geschlossen,


im Louvre hängen keine Gemälde mehr
Überall stehen Plasmabildschirme
die zeigen die Bilder im Miniformat.

Au revoir, papa, au revoir.



Plötzlich ist das Kind verschwunden,
es fiel in ein Loch, lag im Koma,
erwachte in den Tuilerien
inmitten eines Blumenmeers.

C’est ravissant, papa, c’est ravissant.


Bienvenue bei Claude, Francoise, Jean und Marie,
die neuen Freunde nennen es liebevoll Chérie
sie erzählen Geschichten von vieux Paris
Avec son charme, ses amours et ses larmes

On m’a embrassé, papa, on m’a embrassé.




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Tag der Veröffentlichung: 05.10.2010

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