Das Wort
Geschrieben erst das Wort
eröffnet und deckt auf es
dann alsbald
Konturen gebend und
entblätternd die Gestalt
legt bloß sie
bis auf ihre Knochen
So lehrt es
den, der sehen kann
sich demutsvoll zu nähern
grad dort, wo neuer Glanz zutage tritt
denn kraftvoll und gewaltig
reißt's fort mit sich
uns alle nun
im Neubeginn
***
Dein Tag
o Freude
schöner Götter Dank
sei funkensprühender
Gestalt von Sonnen
Auf- und wieder Ab-
Gesang
die Nacht erhellend noch
mit seinem Klang
so sei dein Tag und das
ein Leben lang
***
Der Baum
Sich leise räkelnd, traumverloren
steht satt und träge ein Baum
im Sommersonnenwind
Da ist ein Wispern und ein Raunen
wo seine Blätter sind
Nachts wiegt er sich sanft
und lauschet still
dem Sternengeflüster
mit weit ausgebreiteten Armen
Wes Geist ist die Botschaft
die er vernimmt?
Längst ist die Ernte eingefahren
die Krone neigt sich nun horchend zum Grunde
dorthin, wo seine Wurzeln sind
denn schon naht die große Stunde
***
Ein schräger Ton verirrte sich
Der schräge Ton
da vorne
kommt mir
gerade recht
ich fang ihn
ein und
leg ihn mir
in Position zurecht
genüsslich
schieb ich ihn
ein wenig hin
und wieder her …
sein unerfindlich heftger Drall
- kann man sich denn so irr´n? -
bringt sang- und klanglos dich zu Fall …
Wie konnte das passiern?
***
Gründonnerstag
Regen rinnt
herunter
spült die alten Zeiten
in die Gosse
viel fehlt nicht
an MenschenWelten
Untergang und
höhnisch
sie mit seinem
Spiel begleitend
ja Possen reitend
lacht der Wind
Sogar der alten
Bäume stolze Häupter
sie neigen sich
in Demut tief
sei es aus Schwäche
oder Einsicht denn:
entwurzeln oder brechen
woll'n sie nicht
Sie wäscht sich rein
Natur entledigt sich
zu eng geschnürter Schuh'
dem Menschen ziemt's
nur zu verwalten
auch heute noch
denn zu gestalten
bleibt einzig
ihr
gewaltig Ding
***
Schwung genommen
und dann
aus dem Tritt gekommen
Hürde nicht genommen
Ziel verfehlt und demzufolge
fängt das ganze Elend
Halt! Nicht noch einmal ganz von vorne
aus der Mitte aus dem Bauch
heraus ganz sachte
und behutsam nun und bloss
nicht hektisch sondern eher
reflektorisch hinter deiner Stirne
ausgerichtet der Elan
sonst brennt er durch
die Wand mit dir erneut
***
Selbstverständlich frei
Leise wehte ein Wind durch das Land
Die Menschen schauten hinüber
Und Sehnsucht reichte ihnen die Hand
Doch noch war die Nacht nicht vorüber
Und noch lauter schallte Kommandoschritt
Bis in den tiefsten Kerker
Und die Gefangenen beteten mit
Aber nun blies der Wind immer stärker
Wo der Himmel noch gestern in Flammen stand
Senkte sich Stille übers Land
Als endlich der Morgen graute.
Nur wenige konnten sich retten
Meist sprengte der Tod ihre Ketten
Und heute, da weht ein ganz anderer Wind
Wir wolln uns so schnell nichts vergeben
Denn heute sind wir ja nicht mehr so blind
Und natürlich genügend verwegen
***
Tragende Rolle
Still
spielt sich ab
ein Werden
und Vergehn
beinahe stoisch
stumm und statuenhaft
da steht der Stuhl
auf dem ich stundenlang
nur sitze
und kein Innen mehr
kein Außen
Stillstand?
***
Weißes Winterlicht
ist Wirklichkeit, die schmerzt
kaum anzuschaun
zu hart, sie zu ertragen
und doch
Realität
ohn' die es dunkel wär
wenn mit ihr Hoffnung
aus
geblendet ist
***
Zur Zeit
Grenzenlos fließt sie durch alle Räume
die Reisende dehnt sich und streckt sich zunächst
nimmt dann Platz auf dem Zaun.
Wie um nichts zu versäumen, raff ich sie auf
so nichts gerinnt noch aufgefressen wird.
Oder träumte ich sie nur?
***
Tag der Veröffentlichung: 25.09.2011
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