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So etwas wie Glück

"Du bist wunderschön"

Sie lächelte, Vertrauen und grenzenlose Liebe standen in ihren Augen. Sanft umschlossen seine Arme ihre Taille und zogen sie mit sich.

Niemand konnte in diesem Augenblick in den Kokon ihrer Zuwendung eindringen. Sacht führte er sie zu dem Takt eines langsamen Songs welcher aus den Boxen der improvisierten Bühne schallte.

Es war der 11.August.2010, Auroras Schulball, sie war glücklich weil sie Chase hatte.

Der attraktivste, wunderbarste Junge ihrer Schule und er liebte sie.

Schon immer war er ein Teil ihres Lebens gewesen, stets hatte er sie zum Spielen abgeholt, ihr beigebracht wie man sich die Schuhe zuband, mit ihr sein Essen geteilt und zusammen hatten sie sich ihren ersten Kuss geschenkt. Sie war schon seit Ewigkeiten in ihn verliebt gewesen und auch wenn sie erst 16 Jahre alt war wusste sie das dies hier, was sie beide miteinander teilten, für die Ewigkeit bestimmt war. Gott hatte es gut mit ihr gemeint als er ihr eines seiner Engel geschenkt hatte. Chase Liebe machte sie vollständig und gab ihr alles was sie zum Leben benötigte. Langsam drehte sie sich und wurde zurück in seine Arme gezogen, die neidischen Blicke der vielen anderen Mädchen waren ihre dabei nicht bewusst, sie schwebte in ihrer eigenen kleinen Wolke. Seine braunen Augen mit den verschwenderischen langen Wimpern blickten aufmerksam in ihre "Es dauert nicht mehr lange, dann können wir endlich zusammen sein und alles hier hinter uns lassen" Auroras Augen leuchteten auf "Meinst du das gelingt uns Chase?" Er lächelte jungenhaft "Zusammen schaffen wir alles" Aurora schloss ihre Augen und kostete den Geschmack seiner Worte auf der Zunge aus. Sie könnten endlich zusammen sein, ohne heimliche Treffen, Lügen und Geheimnisse, sie würden sich eine eigene kleine Ewigkeit erschaffen, nur sie zwei. Das junge, beseelte Mädchen öffnete ihre Augen, ihr Gesicht strahlte heller als Chase weizenblondes, zerzaustes Haar, im gedämpften Licht der Scheinwerfer "Versprichst du es mir?" Sein schönes Gesicht wurde ganz weich "Versprochen."

11.August.2014

"Deine Versprechungen sind so beständig wie der Dreck unter meinen neuen Schuhen Chase. Sobald ich Zuhause bin trete ich ihn ab und er verschwindet in aller Winde."

Alter, tiefgreifender Schmerz liegt in ihrem Gesicht aber kein Hass. Er hatte sie verletzt, ja sogar auf die schlimmste Art und Weise aber sie spürte keine Aggression gegen ihn.

In laufe der letzten vier Jahre hatte sie sein Verhalten viel zu häufig analysiert und verzweifelt nach Erklärungen gesucht, doch jetzt hatte sie es satt, sie war es müde geworden nach einer Antwort zu suchen die ihre Erinnerungen einfach nicht hergaben.

Sie war zu jung, zu naiv, zu verliebt gewesen und hat nicht bedacht das Chase vielleicht ebenfalls zu jung gewesen war. Viel zu jung um sein ganzes Leben auf eine Person zu beschränken. Wahrscheinlich wollte er schlicht und ergreifend seinen eigenen Weg gehen.

" Nur ohne mich" Auroras Stimme verklang im aufsteigenden Wind, ihr Blick lag in der Ferne. Manchmal fragte sie sich wie sein Leben wohl verlaufen ist, ob er glücklich war und sich vielleicht sogar neu verliebt hatte? Ob es ihm bewusst war wie sehr er sie verletzt hatte?

Eine weitere Böe strich über ihr gerötetes Gesicht und zog an ihren goldbraunen Haar. Wie jedes Jahr an diesem Tag hatte es sie zu ihrer alten Schule gezogen. Still blickt sie zu der verkommenen Turnhalle empor, dort drinnen hatten sie den Ball gefeiert. Einer der glücklichsten Tage ihres Lebens. Aurora erinnerte sich an jedes Detail der aufwendig dekorierten Turnhalle und an den erdrückenden Duft von Rosen. Sie hatte ein weinrotes Kleid getragen und war schön gewesen, weil sie verliebt war. Nur an diesem Tag erlaubte sie es sich an Chase zu denken. In den letzten Jahren hatte sie es sich zu ihrer Aufgabe gemacht diesen Namen aus ihren Leben zu streichen, nur wenn sie tanzte erlaubte sie es sich ein Teil ihrer verloren gegangen Flamme der leidenschaftlichen Liebe zu offenbaren. Deswegen tat sie dies nicht öffentlich, es war zu persönlich.

In ihrer Umgebung zeigte sie sich stets als zurückhaltend, die alte Aurora wäre schockiert wenn sie ihr eigenes Spiegelbild in der Zukunft sehen würde, aber sie wusste auch nicht wie sich echter Verlust anfühlte.

In ihrem Alltag bewahrte sie stets die Ruhe und erlaubte sich keinen Ausbruch, sie gab sich durchschnittlich und tat so als würde ihr Job als Verwaltungsangestellte sie komplett erfüllen.

Nur an diesem einem erinnerungsschweren Tag gab sie sich der Vergangenheit  hin und ließ zu das die zurück gedrängten Emotionen sie überschwemmten. Aurora wusste um das Gerede in ihrer Umgebung bescheid, man wartete gespannt auf einen Ausbruch, der Moment indem das stille Mäuschen daran zerbrach. Diese sensationsneugierigen Klatschtanten bereiteten ihr an so manchen Tagen richtige Migräneanfälle. Einzig der 11. August verdammte sie dazu dass sie in ihr altes Heimatdorf zurückkehrte und sich den Geistern der Vergangenheit stellte. Es war zu einer Routine geworden, nur dann wenn sie vor dieser bauffälligen, grauen Turnhalle stand fühlte sie sich frei. Der Schmerz der Gegenwart war dabei zu vergleichen mit einem Besuch beim Zahnarzt, erst tut es weh wenn dieser Zahn gezogen werden muss aber dann ist das puckern und Leiden der letzten Tagen auf einmal nicht mehr da, bis der nächste Zahn an der Reihe ist. Doch jedes mal wenn sie nach diesem Tag in ihr altes Leben zurück kehrte fiel es ihr so hart das sie fast daran erstickte, Heulattacken, Eis und tragische Film Eskapaden waren dabei nur die Spitze des Eisberges. Aus diesem Grund hatte sie einen Entschluss gefasst: dieses Jahr würde das letzte Jahr sein indem Chase Geister ihr gegenwärtiges Leben beeinflussten. In all den Jahren hatte sie verzweifelt nach Frieden vor all den schmerzhaften Erinnerungen gesucht, Frieden vor den zwängenden, greifenden Händen des verdrängens

"Es tut mir leid Chase aber ich muss damit aufhören, du gehörst nicht mehr zu meinem Leben. Dieser krankhafte Zwang nach der Vergangenheit bringt mich sonst noch um. Ich werde nicht mehr wieder kommen und endgültig mit dir abschließen. Ohne diesen Schritt kann ich kein gutes Leben führen."

Ihr war bewusst wie verrückt sie klang, schließlich stand sie in einem weinroten Sommerkleid, völlig allein vor einer müffelnden Sporthalle und sprach zu einer Person die sie nicht hören konnte. Aber dies war ihr egal, die Müdigkeit in ihrem Gesicht verblasste etwas als die Worte endlich ausgesprochen waren. Dennoch fühlte sie sich wie eine Verräterin, denn auch sie hatte einmal versprechen gegeben die sie jetzt gezwungen war zu brechen. Dieses Verhalten sprach gegen all ihre Prinzipien, was völlig unsinnig war, schließlich war es Chase gewesen der sie wie ein Häufchen Elend stehen gelassen hatte, sie hatte ihn angefleht nicht zu gehen doch er hatte so getan als würde er sie nicht hören. An diesem Abend waren alle Versprechungen unwiderruflich gebrochen worden und mit ihm ihre Fähigkeit einem Menschen voll und ganz zu vertrauen.

Mit dieser Erkenntnis trat der langersehnte Frieden in Auroras Leben zurück, ja sie war allein und ja man hätte sie um ihrer Liebe beraubt aber ihr Stolz und ihre Lebensflamme hatte man ihr nicht genommen. Sie konnte endlich wieder Leben und einen Neuanfang wagen, sich ein eigenes Leben ohne Chase erbauen. Mit einem stillen, scheuen Lächeln blickte sie auf das graue, kastenförmige Gebäude zurück und sah noch einmal den jungen Chase vor ihren Augen. So wie er sie immer angesehen hatte, mit einem jungenhaften, charmanten Lächeln, leuchtenden dunkelbraunen Augen, zerzausten, leicht gewellten blonden Haar, geröteten Wangen und weichen, liebevollen Zügen. Im leichten Nebel der vorbeiziehenden Vergangenheit streckte er ihr seine Hand entgegen, fast als würde er sie zurück holen wollen, doch sie blickte nicht mehr zurück und ging fort von dort, in eine neue Zukunft.

Time to live

Was habe ich nur für eine Freundin? Du bist ein richtiger Wildfang Aurora!"

Ein wild gelockter Kopf erhob sich aus den hohen Baumkronen einer Birke.

Chase lehnte an dem schwarz-weiß gescheckten Stamm und blickte amüsiert zu den jadegrünen leuchtenden Augen empor "Hast du was gesagt Chase? Ich kann dich von hier oben so schlecht hören" Ihre zierliche Gestalt erklomm weitere Höhen und leuchtete vor Aufregung. Sie wollte die Welt sehen, zusammen mit Chase.

"Fall nicht runter" Aurora hatte die Baumkrone erreicht und blickte nun von ihrer erhöhten Positionen über die anderen Bäume hinweg "Chase wenn du das sehen könntest! Ich kann sogar die Wheeling bridge erkennen, sie sieht so schön aus in der Sonne" Träumerisch blickte das 15 jährige Mädchen in die Ferne "Eines Tages werden wir zusammen um die Welt reisen Chase" Beide blickten sich gegenseitig in die Augen, ihre erste große Liebe zeigte ihr sein spezielles jungenhaftes Lächeln welches seine Augenfarbe wie Honig erscheinen ließ "Versprochen Prinzessin? "

Sie lächelte warm, wendete sich der Sonne entgegen, warf ihren Kopf nach hinten und streckte ihre Arme aus. Sie hatte keine Angst vor einem möglichen Fall, Chase war ja da, Chase würde niemals zulassen das sie fiel "Ich verspreche es dir Chase Archer"

Gegenwart:

Es war ein sonniger, strahlender Tag als Aurora hinter den Fenstern in ihrem Büro der Landesverwaltung saß. Ihr Kopf war hochkonzentriert über einen Stapel von Genehmigungen gebeugt, welche sie auszustellen hatte.

Sie verharrte schon seid mehreren Stunden in dieser Position, ihr Rücken und ihr Nacken fühlten sich bereits ganz verspannt an und so langsam, wie zu dieser Tageszeit üblich schien es ihr als hätte sich ihr Gehirn zu einem Sieb verformt. Sie brauchte eine Pause. Aufseufzend lehnte Aurora sich zurück und massierte ihren schmerzenden Nacken, abwesend blickte sie dabei aus den Fenster und beobachtete ein älteres Pärchen dabei wie sie Händchen haltend über die Straße gingen. Aurora hatte Glück mit der Lage ihres kleinen Büros, zwar konnte man sie von der Straße aus ungeniert beim arbeiten beobachten aber der Ausblick auf den weitläufigen Hundepark machte diesen negativen Aspekt wieder wett. Die Menschen waren nie weit weg von ihr und verhinderten mit ihrer Anwesenheit das sie sozial verkam, auch wenn es sich dabei um Fremde handelte. Manchmal wenn sie sich nicht mehr konzentrieren konnte, blickte sie aus den hochkantigen Fenster und beobachtete die vielen Menschen in ihrer natürlichen Umgebung. Sie überlegte sich welche Persönlichkeiten wohl hinter jeden einzelnen stecken mochte, welches Leben sie führten wenn sie sich nicht gerade in diesem Park aufhielten und ob sie oft lachten? Welche Klangfarbe ihre Stimmen hatten und ob sie sich manchmal auch ganz allein auf dieser Welt fühlten? Doch heute war ihr nicht nach diesem Spiel, dafür fühlte sie sich zu erschöpft. In der letzten Nacht hatte sie einfach nicht in den Schlaf gefunden, müde rieb sie sich über die Augen und richtete sich auf "Ich brauche dringend einen Kaffee"

Aurora trug wie so oft einen grauen Hosenanzug und hatte ihr wildes, lockiges Haar mit einer halben Tonne Haarspray zu einem feinen Zopf gebändigt. Manchmal wenn sie sich im Spiegel anblickte fühlte es sich so an als würde ihr eine Fremde entgegen blicken. Diese Frau wirkte als würde sie sich als etwas ausgeben was sie nicht wahr : Langweilig, alt, prüde und organisiert. Sie fühlte sich wie eine Lainendarstellerin in ihrem eigenen Leben. Seitdem sie mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen hatte war sie aufgewacht und was sie sah gefiel ihr nicht. Manchmal erschien es ihr als würde sie in einem schwarz-weiß Film leben, als wäre sie ein Vogel dessen Flügel gestutzt wurden. Nur das es sie selbst gewesen war die sich das angetan hatte.

Leise wie ein Mäuschen schlich sie durch den sterilen, langen Flur an den Büros ihrer Kolleginnen vorbei und bemühte sich nicht durch die Glaßtüren zu linsen. Die Stille in dem Gebäude war ihr unangenehm geworden, vorher hatte sie diesen Teil ihrer Arbeit gemocht. Ihr gewohntes Umfeld hatte einen faden Beigeschmack bekommen, ein ungewohntes Prickeln breitete sich in ihren Bauch aus, sie wollte aus ihrem Trott ausbrechen. Gott wie sehr es sie störte das wohlerzogende, stille Mädchen von nebenan zu spielen. Warum tat sie sich so etwas an?

Nachdenklich öffnete sie die grün bekleidete Holztür zu der kleinen Keramikküche der hauseigenen Verwaltung. Ihr war bewusst das sich etwas ändern musste aber wie sie das anstellen sollte war ihr bisher noch nicht in den Sinn gekommen.

Wenn sich nicht bald etwas tat wird sie sich wohl künftig von Kaffee ernähren müssen um den Schlafmangel auszugleichen "Oh wen haben wir denn da? Unsere verstaubte Jungfrau beehrt unsere heiligen Hallen" Die Klatschtanten standen zu dritt neben der Kaffeemaschine und kicherte wie alberne Highschool Mädchen. Dabei handelte es sich um deutlich ältere, allesamt verheiratete Exemplare, welche sich verzweifelt nach einem Gesprächsthema sehnten um sich von ihren eigenen langweiligen Alltag abzulenken.

Aurora mochte keine Konfrontationen und hatte schon immer einen riesigen Bogen darum gemacht, doch heute war sie blind in die Falle gestampft. Sie hätte es wissen müssen, in der Schule waren die Mädchen genauso vorgegangen, sie passten einen gezielt ab, überlegten sich Spitznamen und sagten Dinge die ihre Opfer treffen sollten. Aurora konnte sich nicht erklären warum Menschen so etwas taten. Das Mädchen welches sie vor dem 11. August gewesen war, hätte genau in diesen Augenblick die Fliege gemacht und sich später im Selbstmitleid besuult. Ohne ein Wort an die verbitterten Frauen zu richten ging sie mit erhobenen Kinn an ihnen vorbei. Seelenruhig griff Aurora in den Schrank und nahm sich ihre gepunktete Tasse. Die Frauen beobachteten sie scharf als sie diese mit Kaffee auffüllte "Schweigsam war sie ja schon immer, denkt wahrscheinlich sie wäre etwas besseres. Wenn ich raten sollte würde ich sagen irgendjemand hat ihr einmal das kleine jungfräuliche Herz gebrochen. " Dieser spitze Kommentar war aus Clarisse Richtung gekommen, eine dickliche Frau in den späten 50ern. Das schmerzhafte daran war das sie absolut Recht hatte. Auroras Hand zitterte als sie nach ihrer Kaffeetasse griff "Geschieht solchen besserwisserischen Gören recht wie ich finde, ich sag es euch wenn meine Tochter so verwöhnt und unfreundlich wäre, würde ich sie sofort auf ein Internat schicken." Diana eine knochige Frau mit langen schwarzen Haaren und dem Gesicht eines Adlers nickte bekräftigend. Auroras Körper verkrampfte sich, stumm stob sie an ihren "Kolleginnen" vorbei und blieb dann doch in der Türschwelle stehen "Ich würde es niemals wagen ein Urteil über Menschen zu fällen die ich nicht richtig kenne aber anscheinend seid ihr darin ziemlich begabt. Ihr kennt mich nicht und es steht euch auch nicht zu Behauptungen aufzustellen! Wäre meine Mutter nur ansatzweise wie ihr es seid, hätte ich mich freiwillig in die Hände eines Internats begeben. Ich wünsche euch für eure Zukunft die nötige Reife und den nötigen Anstand um einen Menschen so zu behandeln wie ihr selbst behandelt werden wollt und zwar mit Respekt!" Mit diesen Worten ließ sie die Frauen zurück und streckte innerlich ihre Faust in die Höhe.

Sie hatte es nicht verlernt, irgendwo existierte noch ein kleiner Funke ihres alten sprühenden ichs.

Später am Abend schloss Aurora erschöpft die Tür zu ihrer Wohnung auf und betrat den blumig duftenden Innenraum. Ihre Wohnung war klein aber warm und liebevoll eingerichtet, mit aller Mühe hatte sie versucht sich ein eigenes Heim zu erschaffen. Ihre eigene kleine Ewigkeit.

Lächelnd hängte sie ihren Mantel an der Garderobe auf und betrat das Wohnzimmer. Sie mochte es warm und klar, die Möbel stammten hauptsächlich von Ikea. Summend zündete sie die Kerzen an und warf sich auf ihr großes, weißes Sofa indem man augenblicklich versank. Ein Luxus den sie sie sich zur Abwechslung erlaubt hatte. Eigentlich war es nie ihr Wunsch gewesen allein zu Leben aber manchmal geschahen Dinge im Leben die man nicht vorhersehen konnte.

Müde fuhr sie sich über ihr Gesicht, sie sollte lieber nicht länger darüber nachdenken. Es gab schon viel zu viele Dinge worüber sie sich Sorgen musste, zum einen war da der Druck etwas zu finden indem sie aufgehen konnte, so etwas wie ihre eigene kleine Bestimmung und zum anderen musste sie die hohen Erwartungen erfüllen welche ihre Eltern an sie stellten. Gerade als sich ihre Augen geschlossen hatten um endlich in den Schlaf zu driften, klingelte ihr Handy.

Aurora zuckte zusammen und blickte müde auf ihr Display, das Bild ihrer Mutter strahlte ihr mit der Kraft von tausend Glühbirnen entgegen. Ihr blieb keine andere Wahl, sie musste abheben. Mit einem Stoßseufzer richtete sie sich auf und nahm den Anruf entgegen "Hallo Mama" Ihre klare, hohe Stimme schallte ihr entgegen "Also wirklich Kind, musst du deine Mutter so lange warten lassen?" Aurora verzog ihr Gesicht " Ich wollte mich erkundigen wie viel du schon für dein Medizinstudium sparen konntest?" Pünktlich wie an jedem Monat erkundete sich ihre Mutter nach den Referenzen, als würde sie Aurora nicht zutrauen selbstständig für ihr Studium zu sparen. Aurora fuhr sich über ihr Gesicht "Alles wie immer Mama ich kann nächsten Monat anfangen und komme zu euch zurück." Allein der Gedanke daran wieder in ihre alte Heimat zu ziehen ließ bei ihr den kalten Schweiß ausbrechen und dann auch noch Medizin zu studieren wie ihr Bruder, obwohl sie kein Blut sehen konnte!

"Sehr schön, ach bin ich froh das du endlich deine kindlichen Flausen aus den Kopf bekommen hast. Sagt dir noch die liebe Clear etwas?" Aurora richtete sich auf und tapste in die Küche um sich heißes Wasser aufzusetzen, wenn ihre Mutter in Lästerstimmung war, konnte sich das Gespräch auf mehrere Stunden hinausziehen "Ja ich weiß noch wer Clear ist" Eine blonde, makellos unverschämt schlanke Barbiepuppe mit einer ziemlich hohen Meinung von sich selbst "So ein schönes Mädchen aber so dumm! Kannst du dir vorstellen was sie getan hat?" Aurora blickte mit vergangenen Augen aus dem Fenster "Sie hat ihre Zukunft einfach so weggeschmissen weil sie Tanzen will und zwar in dieser sinnlosen Juilliard Universität! Schrecklich, jeder gesunde Mensch mit Verstand weiß doch wie perspektivlos und unfruchtbar dieser Irrsinn ist !" In Aurora kehrte das Leben zurück, sie war auf einmal ganz elektrisiert, in ihrem Kopf summte es wie in einem Bienenstock. Juilliard!! Wie wunderbar! Wie fantastisch! "Mam ich sehe gerade ich hab noch was auf der Arbeit vergessen, ich melde mich später nochmal bei dir, hab dich lieb."

Aurora legte auf und lief erhitzt in ihr Wohnzimmer um den Laptop anzuschalten, ihre Hände zitterten beim Tippen so aufgeregt war sie.

Später am Abend als ihre Bewerbung abgeschickt war hätte sie am liebsten die ganze Welt umarmt, endlich, endlich hatte sie eine Bestimmung!

Tanz, Tanz davon

Aurora vollführte eine leichte Bewegung nach rechts und zog ihr linkes Bein nach hinten, jeder Muskel in ihrem Körper war angespannt und gab sich den flüssigen Bewegungen hin wie eine Gazelle. Ihr Kopf beugte sich zur Seite und zog den Rest ihres Körpers graziel mit sich, zum Höhepunkt des Stücks von Bruno Mars vollzog sie noch einige perfekt abgestimmte Bewegungen und blickte zum Finale von "Just the way you are" in Chase aufmerksame Augen. Er betonte oft wie sehr er es liebte ihr beim Tanzen zuzusehen, sie tanzte nur für ihn. Es war ihr Geschenk an Chase "Das Tanzen ist deine große Liebe" sagt er lächelnd. Aurora trat in den Sonnenschein und lächelt liebevoll "Korrigiere: Meine zweite große Liebe" Es war nur wenige Tage nach dem Ball, der Sommer würde nicht mehr lange andauern also traf sich das junge Pärchen im Wald hinter der Wheeling bridge um die letzten Sonnenstrahlen einzufangen. Chase richtete sich auf und ging auf Aurora zu "Gut, ich hatte schon befürchtet ich müsse um dich kämpfen" Die Sommersprossen auf ihrer Nase tanzten als sie ihren Kopf hob um in Chase Augen zu blicken "Werd nicht albern, als hättest du es jemals nötig um mich zu kämpfen" Beide standen sich nun nah gegenüber, Chase senkte seinen Kopf und strich Aurora sanft durch das weiche Haar "Ich würde für dich ganze Kriege ausfechten wenn es sein müsste" Lächelnd vergrub Aurora ihr Gesicht in Chases graues Muskelshirt. Es roch herrlich nach Chase, nichts auf der Welt könnte seinen Duft beschreiben, sie liebte ihn, liebte ihn mehr als das Tanzen. Ihn zu verlieren würde alles zerstören wofür es sich zu kämpfen lohnt aber zum Glück würde so etwas schreckliches niemals geschehen.

Gegenwart:

Aurora trainierte Tag und Nacht seitdem sie einen Brief von der Juilliad, mit der Einladung zum Vortanzen bekommen hatte. Auch wenn sie kaum noch Augenblicke für sich alleine hatte, fühlte sie sich zum ersten mal seit langer Zeit nicht mehr verloren. In ihrem Leben kehrte die Farbe zurück, mit jeder gelungenen Bewegung, jeden Tanz und jedem lächeln nach einem erfolgreichen Tag ein Stückchen mehr. Sie war wieder bereit für etwas zu kämpfen, wie sehr sie die Löwin in sich vermisst hat, hatte sie ganz vergessen. Der Brief hing nun Gold umrahmt über ihrem spartanischen Holzbett.

Heute war wieder eines dieser Tage, ihr Herz klopfte ganz aufgeregt als sie nach der Arbeit in ihre Wohnung trat. Ganz hibbelig warf sie ihre Tasche einfach auf den Boden und schleuderte ihre Turnschuhe hinterher. Im Wohnzimmer stand bereits alles parat, der Teppich war beiseite gezogen und die Sonne strahlte von den geöffneten Vorhängen aus auf das glänzende Laminat. Ganz ungeduldig fischte Aurora in ihrer Hosentasche nach einem Haargummi und suchte mit den Augen nach der Fernbedienung für die Stereoanlage. Sie hatte nur noch wenige Tage zum üben, danach würde es für 2 Wochen nach Manhattan gehen, ihre vielleicht baldige neue Heimat. Ihr Körper pulsierte vor Aufregung, natürlich würden ihre Eltern schockiert sein wenn sie das teure Medizinstudium gegen ein Tanzstudium eintauchte aber eine Tages würden sie es verstehen. Aurora war sich sicher das endlich auch einmal ein bisschen Glück für sie abfallen würde "Es muss einfach, daß bist du mir schuldig Gott"

Sie platzierte sich in die Mitte des Raumes, drückte auf Play und legte die Fernbedienung zur Seite. Wenige Sekunden später erfüllten die ersten Klänge von "Bon Iver" den Raum. Aurora gab sich der Melodie und der Essenz der Worte völlig hin und ließ zum ersten Mal seit Ewigkeiten alles fallen. Wenn ihre Eltern sie jetzt ansehen könnten würden sie wahrscheinlich sofort verstehen warum sie dieses Studium so sehr wollte. Sie würden das Talent in jeder ihrer ausschraffierten Bewegungen sehen, die Lebendigkeit, Aufopferungsbereitschaft und ihre fast schon schmerzhafte Liebe zum Tanz.

Sie wären berührt und würden vielleicht weinen. Jedoch waren sie nicht da und wussten nicht was in ihrer Tochter steckte und so lange sie nicht bereit waren dies zu sehen, würden sie ihre Leidenschaft zum Tanz nicht verstehen. Nichtsahnend vor den möglichen Konequenzen ihres Handelns übte sie weiter.

15. Oktober.2014

Aurora lehnte sich zurück, wenige Stunden trennten sie nur noch von ihrem Traum, dann würde sie endlich aus den staubigen Washington ins romantische, traumhafte Manhatten reisen.

Die letzten zwei Tage waren wie im Fluge vergangen und ehe sie sich versah saß sie in dem Reisebus und war auf dem Weg nach Manhatten. Noch niemals in ihrem Leben zuvor hatte sie so etwas unerwartetes, wahnsinniges getan. Es fiel ihr auch jetzt noch ziemlich schwierig nicht wie eine verrückte auf ihren Sitz herumzuzappeln, sich nervös durch die wilden Locken zu fahren und alle paar Sekunden ihr Make-Up zu überprüfen. Immer wieder rief sie sich in Erinnerung das der erste Eindruck zählte und das es einfach perfekt werden musste, wenigstens einmal in ihrem Leben musste etwas klappen. Ohne es wirklich zu registrieren gab sie sich ihrer schlechten Angewohnheit hin : Dem Nägel kauen. Der Bus hielt an mehreren Orten und auch gerade waren neue Menschen hinzu gestiegen "Hallo, ist hier noch frei?" Aurora blickte von ihren Nägel hinauf zu einem zarten, ungeschminkte Gesicht. Die Schönheit dieses Mädchen war von natürlicher Präsenz, sie wirkte zerbrechlich und hatte tiefschwarzes, glattes Haar ihre veilchenblauen Augen strahlten etwas neugieriges, unschuldiges aus. Dieses Mädchen war ihr auf Anhieb sympathisch "Ja klar natürlich" Das fremde Mädchen lächelte offen und setzte sich zu ihr "Und ich dachte ich wäre die einzige die an ihren Nägeln kaut wenn sie nervös ist." Sagte sie mit glockenheller Stimme, Aurora blickte auf ihre Hände und lachte leise "Eine schlechte Angewohnheit" Das fremde Mädchen stimmte in ihr Lachen ein "Mir brauchst du das nicht sagen, ich bin übrigens Leah aber sympathische Menschen können mich Lee nennen, also nenn mich Lee." Sie streckte ihr, ihre Hand entgegen. Erst als Aurora ihre weiche Hand in ihrer spürte, wurde ihr bewusst das sie noch nie einen anderen Menschen als Chase auf Anhieb so gern gemocht hatte und auch die Tatsache das man sie als sympathisch einstufte war für sie ganz neu. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihren Körper aus als ihr klar wurde, dass sie vielleicht sogar Freunde werden konnten wenn sie es nicht verpatzte "Ich bin Aurora und freue mich dich kennenzulernen Lee" Die ganze Fahrt über plätscherte ein beständiges Gespräch ohne peinliche Unterbrechungen zwischen ihnen. Beide hatten ein Ventil gefunden um ihre Aufregung für einige Momente zu vergessen und wie es das Schicksal wollte, war auch Lee zum Vortanzen in der Juilliad eingeladen. Beide konnten ihr Glück kaum fassen und entschieden sofort ein gemeinsames Zimmer zu beziehen. Es war bereits später Nachmittag als sie in Manhatten einfuhren. Die Mädchen betrachteten fast ehrfürchtig die hohen Häuserfassaden, China Town und die Manhatten Bridge. Schon die Reise nach New York war Aurora sehr aufregend vorgekommen, doch jetzt wo sie in Manhatten war faszinierte sie jede Kleinigkeit. Das Wasser glänzte in den unterschiedlichsten Schattierungen durch die verschiedenen Schatten und Lichteinfälle, der Ausblick von der Manhatten bridge erinnerte sie sehr stark an die wheeling bridge aus ihrer Heimat "Das musst du sehen Chase, wie schön es ist!" Hauchte sie während sie sich die Nase an der Scheibe platt drückte "Chase?" Fragte Lee verwirrt. Aurora erstarrte, es rieselte ihr kalt den Rücken herunter, sie fiel entsetzt in ihren Sitz zurück und schlug sich auf dem Mund, mit riesigen Augen begegnete sie den fragenden Blick von Leah. Sie musste wohl den Schmerz in Auroras Gesichtszügen erfasst haben, denn in ihren Augen glomm ein betroffener Funke auf "Oh" Hitze schoss in Auroras Wangen während eine kleine aus dem Schock resultierte Träne über ihre Wange floss "Oh nein! Ich hab Taschentücher dabei! Tut mir so leid das ich gefragt habe" Beschämt schloss Aurora ihre Augen und hätte am liebsten ihren Kopf gegen die Scheibe gehauen, egal wie sehr sie es versuchte, ein kleiner Teil von Chase würde wohl immer in ihr zurück bleiben. Lee streckte ihr eine volle Packung Tempos entgegen und strich ihr mitfühlend über die verkrampften Schultern als sie sich die Träne von der Wange wischte "Ich muss mich entschuldigen, normalerweise weine ich nicht so schnell aber bei diesem Namen bin ich ziemlich dünnhäutig...Ich muss nur noch diese eine schlechte Angewohnheit hinter mich lassen, dann kann ich neu anfangen." Lee lächelte sanft und beugte sich leicht vor "Ich verrate dir mal etwas was selbst meine engsten Freunde nicht wissen, ich hab auch eine harte Trennung hinter mir, er hat mich betrogen" Aurora blickte erschrocken in Lees ernstes Gesicht, wer konnte so ein schönes Mädchen nur verletzten?"Das ist noch nicht alles" Auroras Augen wurden groß als sie den unterschwelligen Zorn in ihrer Stimme hörte "Und zwar mit meiner eigenen Mutter!" Dazu fiel ihr nichts mehr ein, alle Farbe glitt aus Auroras Gesicht "Nicht wahr! Wie, hast du reagiert? Und wie hast du davon erfahren? Oh..Ich sollte das lieber nicht fragen oder? Das ist ziemlich unhöflich von mir, ich bin nicht so gut in Dingen wie Etikette."Lee lachte erheitert "Weist du ich finde deine Neugierde sehr erfrischend, meine Freundinnen und erst recht meine Schwester würden mich nach dieser Offenbarung wahrscheinlich wie ein Glaspüppchen behandeln und ganz schnell alles unter den Teppich kehren" Aurora nickte verständnisvoll "Eigentlich war es ein Zufall, ich hatte früher Schulschluss, eigentlich holt mich Finn nach der Schule immer ab aber an dem Tag bin ich mit dem Bus nach Haus und da hab ich sie dann erwischt" Lee zuckte lediglich mit den Schultern "Der Rest ist Geschichte, Drama, Geschrei und ein bettelnder Ex nach Vergebung."

Fassungslos schüttelte Aurora mit den Kopf "Das muss sehr schmerzhaft für dich gewesen sein" Lee lehnte sich in ihrem Sitz zurück und blickte Aurora leicht verwirrt in die Augen "Komisch, als ich in den Bus gestiegen bin dachte ich das auch noch aber nachdem ich mit dir darüber gesprochen habe finde ich es nur noch lächerlich" Aurora laß zwischen den Zeilen ihrer Worte, eigentlich hatte sie damit ausdrücken wollen das sie von dem Augenblick an ihren Standpunkt geändert hatte als sie den tiefen Schmerz in Auroras Augen gesehen hatte, sobald das Wort ungewollt auf Chase gefallen ist. Aurora war schon recht schnell bewusst geworden das Lee diesen Finn nicht wirklich geliebt haben konnte. Jemand der mit seinem ganzen sein liebte stand nicht so schnell wieder auf den Beinen. Sie selbst hatte vier ganze, lange Jahre gebraucht um auf den eigenen Beinen stehen zu können und das noch nicht einmal so wie früher einmal, sie humpelte. Vielleicht war Lee wütend und in ihrem Stolz verletzt aber dieses reißende Gefühl im Herzen war bei ihr ausgeblieben. Niemand der so etwas einmal erlebt hatte konnte so strahlend Lächeln. Aurora erinnerte sich nur sehr ungern an die ersten Tage nach der Trennung von Chase zurück. Sie war wie eine wandelnde tote gewesen, stundenlang hatte sie im Bett gelegen und wie betäubt an die Decke gestarrt, die Hand ganz fest auf ihre Brust gepresst um die humpelnden Schläge hinter ihrem Brustkorb zu spüren. Das einzige Geräusch in ihrer tauben Welt.

Es war als hätte eine riesige Welle sie mit sich gerissen, in den Fluten hatte sie daraufhin verzweifelt versucht zurück an die Oberfläche zu gelangen....Es war ihr nie so wirklich gelungen. Ja, sie hatte geliebt, wie verrückt sogar und wurde verlassen. Diesen Schmerz wünschte sie niemanden "Aurora ! Sieh mal wir sind da!" Lee riss sie aus ihren düsteren Erinnerungen und zerrte an ihrer Hand.

Nun standen sie mit fünf weiteren Mädchen und einem pickligen Jungen mit einer unglaublichen rauchigen Stimme,vor dem eindrucksvollen, imposanten Gebäude.

Das also war die berühmte Juilliard Universität, sie war anders als sie es sich vorgestellt hatte. Aurora wagte kein Wort so eingschüchtert war sie, irgendwie hatte sie ein etwas romantischeres und traditionelleres Bild im Kopf gehabt.

Stattdessen blickte ihr ein riesiges, modernes Gebäude inmitten der Stadt, mit einer gläsernen Vorderfront entgegen. Das auffälligste war die kastenförmige vorstehende Form der Universität, diese erinnerte Aurora an ein metallisch schimmerndes Schiffsbug welches sich durch den angrenzenden Brunnen verstärkte. Verschüchtert stand sie, winzig klein neben einer aufgekratzten Lee "Ist es nicht fantastisch Auri? Stell dir vor wie schön es wäre wenn wir hier zusammen studieren könnten! Es ist so groß und modern" Aurora krallte sich fester an ihrem Koffer fest und schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter "Groß ist ein gutes Stichwort, bist du sicher das wir hier richtig sind?" Lee lachte daraufhin so laut und herzlich das die anderen den beiden darauf hin misbilligende Blicke zuwarfen. Lee legte Aurora ihren Arm um die Schultern "Du bist einfach total süß wenn du dir fast ins Höschen machst."

Man erwartete sie bereits, es war später Nachmittag, im Gebäude selbst war zu dieser Zeit wenig los, die Gänge und Korridore waren leer. Man führte die kleine Gruppe mit knappen Worten durch die Räume und erklärte in kurzer Präzision was wo zu finden war und inwiefern die Zimmer verteilt waren in dem sie für die nächsten zwei Wochen probehalber Leben würden. Sie alle würden sich an unterschiedlichen Tagen vor einer ausgewählten Gruppe von Lehrern beweisen müssen und am Abreisetag erfahren ob die Chancen gut lagen.

Zirka 1 Monat nach ihrer Rückreise würden sie dann erfahren ob man sie annimmt oder abweist. Jeder der Anwärter für die heiß begehrten Studienplätze bekam ein eigenes Zimmer, die Räume waren allesamt sehr hell und luftig gestaltet. Gegen ihren Willen fühlte sich Aurora erheblich wohler als sie zuerst vermutet hatte, das Design gefiel ihr. Das Schicksal meinte es gut mit ihr, Lee bekam das Zimmer direkt neben ihr, sie teilten sich eine gemeinsame Terrasse. Am gleichen Abend nachdem beide Mädchen ihre Koffer ausgepackt hatten trafen sie sich zu einer von Lee eingeschmuggelten Flasche Wein auf der Terrasse "Es gibt Momente im Leben einer Frau indem eine Flasche Wein einfach nötig ist" Sie setzten sich an dem kleinen filigranen Holztisch, Manhatten pulsierte um sie herum, Lichter strahlten sanft auf das Wasser des großen Brunnens und sanftes Gelächter durchdrang die Nacht. Sie wären beide erschöpft von den ganzen Eindrücken des Tages und stießen lächelnd an "Auf das die Zukunft uns nur gutes bringt" Verkündete Lee strahlend, Aurora hob ihr Glas mit dessen roten Inhalt "Und auf eine wachsende Freundschaft"

Sie unterhielten sich bis tief in die Nacht hinein und tranken die ganze Flasche aus.

Endlich fühlte sich Aurora recht am Platz, sie war angekommen und wollte nie wieder unsichtbar sein.

Stunde der Vergangenheit

Aurora lehnte sich in Chase Armen zurück und genoss den Anblick der züngelnden Flammen des Lagerfeuers. Sie saßen zusammen mit den "coolen kids" an einem Baggersee in der Nähe der Wheeling bridge, der August neigte sich den Ende und somit auch all die schönen Erlebnisse des Sommers. Aurora fühlte sich nicht sonderlich wohl in der Gegenwart von Clear welche sie wie ein Raubvogel ins Fisier genommen hatte und die Blicke von Chad ein Junge aus Chase Team waren ihr ebenfalls nicht angenehm. Seine Kommentare wiederten sie an und die Art wie er lassesiv mit seiner Zunge über seine Lippen fuhr machte sie regelrecht aggressiv. Auch wenn sie Clear nicht sonderlich leiden konnte, fragte sie sich was so ein attraktives Mädchen an einem Jungen wie Chad fand.Sie hatte da ein recht unangenehmes Gefühl. Mit dem Rest der Gruppe kam Aurora recht gut zurecht, sie pflegten allesamt eine lockere Freundschaft. Einige Mädchen der Gruppe bewunderten Auroras direkte, offene Art auch wenn sie insgeheim für den Jungen an ihrer Seite schwärmten. Aurora wusste dass, aber bildete sich auf so etwas nichts ein, ihre Gefühle für Chase waren nicht bloß eine Schwärmerei, sie waren so echt wie das Feuer vor ihren Füßen, so echt wie der Sonnenuntergang am Horizont und Chase Arme um ihrer Mitte. Aurora fühlte sich sicher und geborgen, Chase Kinn lag entspannt auf ihrem Kopf. Schweigend lauschten sie den sachten Gitarrenklängen von Sienna, einem exotisch schönen Mädchen mit einer atemberaubenden, sanften Stimme.

"Wollen wir eine kleine Runde gehen? " Hauchte ihr Chase ins Ohr, Aurora nickte erleichtert. So gerne sie einige aus der Gruppe auch hatte, die Zeit mit Chase allein war ihr noch immer die liebste. Aurora richtete sich auf "Wir gehen eine kleine Runde spazieren" Daraufhin zog Clear ihre blonde Augenbraue spöttisch in die Höhe "vielleicht sollten wir uns anschließen oder Chad?" Leise knirschte Aurora mit den Zähnen, ließ sich aber ihr missfallen nicht anmerken " Ne lass mal sitzen bleiben Baby" Erleichtert schnappte sich Aurora Chase Hand und zog ihn mit sich in die Nacht "Dann bis später" Nicht das Clear noch auf die dumme Idee kam doch noch mitzukommen.

Im sanften Licht des silbrigen Mondes strichen sie Händchen haltend an riesigen Tannen und dem glänzenden See vorbei. Chase Hand fühlte sich warm an, heimlich betrachtete Aurora sein Gesicht im diffusen Licht des Mondes. Heute wirkte er entspannt und losgelöst von allen Sorgen und Zweifeln welche seine Familie in ihm säten. Beide zählten bereits die Tage andem es ihnen endlich erlaubt war fortzugehen "Du solltest ein wenig netter zu Clear sein, sie hat es auch nicht leicht" Aurora schnaubte "Woher willst du denn wissen dass sie es nicht leicht hat?" Chase lächelte "Sie hat es mir erzählt" Eigentlich hatte sie keinen Grund dazu aber sie war Eifersüchtig ,grummelnd löste sie ihre Hand aus Chase und stob einige Schritte vor "Schön das ihr euch so gut versteht. " Lachend eilte ihr Chase hinterher und umgriff sanft ihre Hüfte "Ist da etwa jemand eifersüchtig? " Aurora seufzte gespielt empört "Lass mich los Chase" Sein warmer Atem strich über ihren Hals als er ihn sanft küsste, Aurora zappelte aufgebracht und versuchte sich aus seiner Umklammerung zu lösen "Nein Chase, ich will in Ruhe eifersüchtig sein und das geht nicht wenn du mir so nah bist"

Mit einer Bewegung hatte er sie in seine Arme gehoben, Aurora quickte erschrocken "Was soll das Chase? Bist du verrückt! " Ernst betrachtete er ihr Gesicht während er sie in seinen Armen trug als wäre sie so leicht wie eine Feder "Das ist es was ich an dir am meisten liebe" Auch wenn Aurora kläglich versuchte die Fassade der eifersüchtigen Freundin aufrecht zu erhalten, genoss sie es von Chase getragen zu werden wie eine Braut von ihrem Bräutigam. Was erzählte sie da? Sie liebte dieses Gefühl! "Ich liebe es wenn du vor Gefühlen nahezu übersprudelst, du erinnerst mich dabei jedes mal an ein Feuerwerk. " Sein blondes Haar erschien fast silbrig und ließ seine dunklen Augen eindringlicher wirken. Er war wunderschön, in Auroras Augen fast überirdisch, sie verstand noch immer nicht so recht womit sie diesen Jungen verdient hatte, sanft strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht und lächelte sein einzigartiges jungenhaftes Lächeln "Auch wenn es mich schmeichelt wenn du eifersüchtig bist, brauchst du nichts befürchten Aurora. In meinem Leben gibt es nur zwei Frauen, du und meine Schwester, sonst niemanden und das wird sich niemals ändern. Wenn ich morgens aufwache denke ich als erstes an dich und wenn ich schlafen gehe habe ich dein Gesicht vor Augen, ich will mit dir alt werden Prinzessin, ich will mit dir die Welt umreisen und einen ganzen Stall voll Kinder zeugen. Diese Wünsche habe ich nur bei dir, kein anderes Mädchen könnte jemals mit dir in Konkurrenz treten " Liebevoll strich er Aurora die Tränen von den Wangen, sie war zutiefst berührt von seinen wunderbaren Worten "Versprochen?" Flüsterte sie mit brüchiger Stimme, Chase küsste ihre Stirn "Versprochen"

In der Silhouette des riesigen Mondes und der Millionen Sterne im Firmament zog Chase, Auroras Kopf an sich heran und küsste sie sanft.

Aurora warf ihren Kopf zurück und streckte lachend ihre Arme aus "Ich bin in Manhatten!" Wirbelnd drehte sie sich zu Lee und strahlte sie an "Ich liebe das Tanzen, ich liebe meine neue Schule! Ich liebe alles in Manhatten !" Lee blinzelte "War etwas in deinem Café? " Sie wären gerade aus dem lauschigen River Café getreten aus dem man eine wunderschöne Aussicht auf die Skyline Süd-Manhattens hat . Aurora lacht fröhlich "Nein ich bin einfach nur glücklich, glaub mir Lee, dieses Gefühl macht mich richtig trunken!" Sie waren jetzt genau 8 Tage in Manhatten und obwohl sie jeden Tag gemeinsam über mehrere Stunden trainierten genoss Aurora jeden Augenblick in dieser neuen schillernden Welt. Gemeinsam erkundeten sie in ihrer Freizeit hektische und ruhige Ecken von Manhatten, Aurora liebte alles.

Beide Mädchen wischen sich kaum von der Seite und redeten oft bis tief in die Nacht hinein "Hast du den Kellner gesehen Auri? Der sah aus wie einer von den Man in Black" Aurora kicherte leise in sich hinein "Ich hab das gleiche gedacht, wer trägt denn schon einen schwarzen Anzug zur Arbeit! " Lees Antwort wurde von einem durchdringenden Handy klingeln unterbrochen. Ungläubig riss Aurora ihre Augen auf "Nicht wahr? Dein Klingelton ist Girls just wanna have fun?" Lee zuckte mit ihren Schultern und nahm den Anruf entgegen "Ja? Oh Hi. Nein noch nicht...Dieses Wochenende sagst du? Ah okay, klingt gut. Ja, sag mal ist es okay wenn ich meine beste Freundin mitbringen kann? Super ich freue mich. Bis dann" Lee steckte ihr Handy betont locker in ihre Jeans zurück und hackte sich bei Aurora ein, welche sie interessiert beobachtete "Das war Clear meine Cousine, sie fragt ob wir Lust haben am Samstag in ihr Apartment zu kommen und dort ein wenig Party machen? "

Aurora fuhr sich unsicher durch ihr lockiges Haar "Geh lieber ohne mich..Ich weiß gar nicht wie ich mich bei sowas verhalten soll und was man da anzieht. Ich will dich nicht blamieren" Lee gab Aurora einen Klaps auf dem Hinterkopf "Aua! Wofür war das denn?"

Lee zwinkerte galant und öffnete die glänzende rote Autotür ihres geliehenen Cabrios "Du weißt genau wofür, es war schon anstrengend genug dich aus deinem Schneckenhaus zu zerren. Morgen gehen wir shoppen und am Samstag begleitest du mich gefälligst zu dieser mega heißen Party. Haben wir uns verstanden junge Dame?" Aurora grinste "Du bist so ein Tyrann"

Letztendlich sagte sie doch zu aber nur als Dankeschön weil die arme Lee so viel mit ihr durchmachen musste.

Gefühlt kannte Lee bereits ihr ganze erbärmliche Lebensgeschichte, nach der Flasche Wein war sie am ersten Abend recht angetrunken gewesen und hat sich an ihrer Schulter ausgeweint.

Der Gedanke das jemand so viel von ihr wusste und dieses ausnutzen könnte hat sie am Folgemorgen fast wahnsinnig gemacht. Unberechtigt wie sich herausstellte, ihr Bauchgefühlte hatte sie nicht getäuscht, Lee war ein durch und durch guter Mensch. In den letzten Tagen hat sie Aurora zurück ins Leben geholt und ihre alte Persönlichkeit hervorgekratzt.

Rechtzeitig kehrten sie in der Juilliad zurück um an dem freiwilligen Tanzstuden teilzunehmen um ein Einblick in die Voraussetzungen für die Universität zu gewinnen. Beide Mädchen waren erst dann so wirklich in ihrem Element wenn sie tanzen durften.

Lees Tanzstil erinnerte Aurora an eine Quelle reiner Energie, ihre Bewegungen waren dynamisch und lebendig. Aurora bildete einen starken Kontrast mit ihren langsamen, gefühlsintensiven Bewegungen,  doch wenn sie gemeinsam tanzten wirkte dieser Kontrast belebend und vollkommen richtig. Es war wie ihre Freundschaft, beide waren in ihren Wesenszügen sehr unterschiedlich aber passten gleichzeitig zusammen wie Zwillinge.

Beide Mädchen hatten recht schnell genug vertrauen zueinander aufgebaut um das größte Tabu zu brechen indem sie sich gegenseitig ihre Choreografie vortanzten.

Zuvor hatte Aurora noch nie vor einem anderen Menschen als Chase alleine getanzt. In einer Gruppe wurde man nicht allzu sehr beobachtet aber wenn man alleine tanzte lag die allgemeine Aufmerksamkeit nur auf einem selbst. Dieser Gedanke machte Aurora Angst aber nicht solch eine große Angst um diesen riesigen Schritt zu verweigern.

Also tanzte Aurora für ihre allererste beste Freundin, es fiel ihr jetzt leichter sich fallen zu lassen. Sie wirkte lebendiger weil sie nicht mehr zerrüttet war, ihr Körper strahlte Stärke und Zärtlichkeit zugleich aus.

Am Ende des Songs klatschte Lee begeistert in ihre Hände "Gott war das toll, du musst mir verraten wie der Song heißt. " Aurora lächelte versonnen "Wicked Game"

Es war Samstag, später Samstag und Aurora zitterte.

Sie stand seit 1 Stunde vor ihrem Spiegel und kaute auf ihrer Lippe herum, sie sah schön aus.

Schon längst nicht mehr wie eine kleine Maus, ihre Löwin war zurück gekehrt.

Vielleicht würde es ihr heute gelingen zu flirten, in dem Gebiet war sie ziemlich unbedarft. Vorher war es nie nötig gewesen, als Chase....Nein sie würde nicht mehr daran denken.

Aurora versuchte es mit einem verführerischen Lächeln, welches ihr so offensichtlich misslang dass sie erschrocken auflachte "Okay Selbstnotiz an mich : Versuch niemals jemand zu sein der du nicht bist"

Ein lautes, durchdringenden klirren schallte durch den Raum und ließ Aurora erschrocken in sich selbst zusammenfahren. Ihre Augen werden kugelrund, sie atmet laut aus und dreht sich schwungvoll um. Lees schwarze Wuschelmähne erschien im Türrahmen "Buh" Aurora lachte zittrig "Gott hast du mich erschreckt und Wow! Haben wir die Rollen getauscht? Ich heute mal mit glatten Haaren und du mit Lockenmähne" Lee lachte begeistert und fiel Aurora in die Arme "Oh lala mein kleines Unschuldslamm sieht ja heute richtig heiß aus" Sie kicherten wie die kleinen Mädchen "Ich hab uns ein Stimmungsmacher besorgt" Lee wusste wie man Aurora die Nervosität von den Schultern nahm, nichts war zu vergleichen mit einem leckeren süßen Sekt auf einem nervösen Magen.

Eingehackt verließen sie die Schule im sanften dämmrigen Licht der Straßenlaternen. Aurora trug eine schwarze knackige Lederjeans und ein weinrotes gerafftes Top, Lee trug die gleiche Kombination nur mit getauschter Farbe.

Aurora fühlte sich Sexy und ja begehrenswert, dieses Gefühl glich einem Rausch und war ihr gleichzeitig seltsam fremd. Sexy war ein Begriff den sie bisher nicht mit sich selbst in Verbindung gebracht hat aber heute Abend schien ihr allesen möglich. Sie war bereit nach den Sternen zu greifen.

Aurora legte ihre Stirn in Falten als sie aus dem Taxi stiegen und einem monströsen, edlen Gebäude gegenüber standen "Lee du hast mir gar nicht erzählt das deine Cousine Reich ist" Oder reiche Eltern hatte "Ups das habe ich wohl vergessen zu erwähnen" Ungläubig blickte sie zu Lee, welche heute Abend aussah wie eine Rock Göre "Sowas kann man doch nicht vergessen!" Lee schmollte "Verbreite ja keine schlechte Laune Aurora! Heute Abend wollen wir doch alles vergessen" Aurora seufzte "Ich hätte es nur gerne gewusst" Lee lächelte und zog Aurora mit sich in das Gebäude "Ne klar, hätte ich es dir gesagt wärst du sicherlich heute Zuhause geblieben und hättest trainiert." Wo sie recht hat, dachte Aurora und blickte staunend um sich. Die rhythmische Musik im inneren ließ das gesamte Gebäude beben. Aurora fühlte den Beat bis zu ihren Fußspitzen und wippte unwillkürlich mit. Das also war eine Party. Der Flur war eng und verdunkelt und überall waren Menschen. Lee zog sie in die tanzende Menge und eröffnete Aurora einen neuen Blick auf das geschehen. Vor ihr erstreckte sich ein riesiger Raum, fast wie ein Ballsaal welcher sich über zwei Etagen erstreckte, randvoll mit einer tanzenden Meute von Studenten. Leichter Nebel wabberte über die tanzenden Silhouetten und ließ die Szenerie unwirklich erscheinen. Inmitten des Saals stand ein riesiger Stand mit roten Plastikbechern und einem Arsenal von glänzenden Flaschen, durchtrennt wurde diese provisorische Bar von einer aufrecht stehenden geriffelten gläsernen Platte. Durch die Lichtstrahlen welche von der Decke einzelne Punkte des Saals erhellten wurden diese reflektiert und brachen sich zu unendlich vielen Leuchtpunkten an der durchsichtigen Platte."Wahnsinn" Hauchte Aurora, Lee kicherte und drückte Aurora einen Plastikbecher in die Hand, woher Lee den Becher auf einmal her hatte konnte sie sich nicht erklären. Immer noch völlig hingerissen von den ganzen Eindrücken ließ Aurora ihren Blick schweifen , doch Lee hatte andere Pläne. Sie bewegte ihre Mund aber Aurora verstand sie nicht, es war viel zu laut in diesem Gebäude, also ließ sie sich einfach in die Menge ziehen. Lee winkte einigen der Studenten zu und forderte Aurora mehrmals auf etwas zu trinken. Sie amüsierten sich herrlich und tanzten völlig ausgelassen in der Menge, es war verdammt heiß in diesem Raum aber das störte keines der Mädchen. Einige der Jungs um sie herum hatten die Mädchen staunend ins Fisier genommen, die Art wie sie gemeinsam tanzten schien nicht nur in der Tanzschule zu fruchten. Irgendwann entwendete ein Modeltyp ihr Lee, kichernd zwinkerte sie Aurora zu und signalisierte ihr etwas Nachschub an Getränken zu besorgen.

Aurora lächelte selig und bahnte sich mit wiegenden Hüften einen Weg durch die Menge, ihr war bewusst das man sie beobachtete aber das Prickeln blieb aus. Sie verspürte keine sonderliche Lust auf Flirts, viel lieber wollte sie eine Stille Beobachterin sein. Der tobende Saal, beruhigte sich als der Song "Revolution " von Diplo, Faustix&Imanos , Kai eingespielt wurde. Durch Auroras Körper jagte eine Gänsehaut nach der anderen, es war als hätte etwas an ihr gezerrt. Verwirrt blickte sie suchend in die Menge, ihr Blick blieb an Lee hängen welche sich dynamisch in den Armen des Modeltypen wiegte, dann glitt er weiter an fremde Gesichter vorbei, umschlungene Körper, heiße Tänze und knappen Outfits. Nichts außergewöhnliches und trotzdem wollte dieses unangenehme elektrisierende Gefühl nicht aus ihrem Körper verschwinden.

Nachdenklich rieb sich Aurora über die Stirn, vielleicht hatte sie einfach nur über den Durst getrunken.

Vorerst versuchte sie dieses Zerren und pulsieren in jeder Faser ihres Körpers zu ignorieren. Mit neuen Elan hob sie ihre Kopf und stellte erleichtert fest das sie vor der provisierten Bar stand. Neugierig betrachtete sie die geriffelte Platte mit seinen golden schimmernden Außenrand. Hinter dieser Platte bewegten sich verzerrte Körper. Sie trat einige Schritte zurück und achtete dabei nicht auf die anderen Menschen, fasziniert strichen ihre schwarz geschminkten Augen über die Platte und dann geschah etwas.

Die Zeit blieb stehen, so fühlte es sich jedenfalls für sie an, das Zerren in ihr verstummte und machte einem leisen Summen Platz. Einem Summen welches sie bis zum tiefsten Grund ihrer selbst erschreckte, ihre Augen wurden kugelrund als sie eine schwarz gekleidete verzerrte Gestalt hinter dem Glas ausmachte. Sie trat näher an den Tisch, diese Gestalt schien der Ursprung des Summens in ihrem Körper zu sein. Aurora schüttelte ungläubig und wie betäubt ihren Kopf als sich die Gestalt aus dem Deckmantel der Platte löste und sich vor der Bar kristallisierte "Chase" Hauchte sie, mit diesem einem Wort knackte es in ihrem Körper bedrohlich laut.

Es war wie das Geräusch einer brechenden Eisdecke über den arktisch kalten Wasser. Man hörte das Knacken und wusste das dieses der eigene Untergang war aber man konnte sich nicht rühren weil das Monster bereits mit seinem Klauen nach einem Griff.

The power of past

Wie fühlte es sich an wenn jemand einem das Herz bricht? Ich kannte diesen Schmerz zuvor nicht, habe nie erfahren wie sich echtes Leid anfühlt.

Niemals habe ich nur eine Sekunde lang darüber nachgedacht verlassen zu werden, doch dann war Chase einfach so hingegangen und hat mir das Herz herausgerissen.

Der 16. Dezember war ein kühler Tag gewesen, daran erinnerte sich Aurora noch gut zurück.

Sie war mit heilen Herzen und in ihrer glühenden Liebe aufgewacht und hat von einer glücklichen Zukunft mit Chase geträumt. Am frühen Morgen hatte er ihr eine knappe SMS geschrieben "Komm zu wheeling bridge, 19:00 Uhr, ich muss dich sehen"

Aufgrund des Glatteises hatte man die Brücke gesperrt, kein Auto befuhr sie an diesem Abend also würden sie beide alleine sein. Aurora überlegte den ganzen Tag fieberhaft was sie anziehen sollte. Letztendlich verließ sie ihr Zuhause in einem zart beigen Wollmantel, ihre Wangen färbten sich rosa und ihre Haare fielen ihr in wilden Locken über die Schultern. Aufgeregt durchquerte sie laut summend die Straßen und fragte sich was ihr Chase wohl mit ihr geplant hatte. Vielleicht wollte er mit ihr von der Brücke aus zu den Sternen blicken und Zukunftspläne schmieden. Bald, sehr bald wird es nur noch sie beide geben. Aurora tanzte zu der Brücke und lächelte hingebungsvoll als sie Chase in der Ferne erkannte. Einsam stand er inmitten der Brücke und blickte nachdenklich am Geländer gelehnt zum Horizont. Wäre Aurora in diesem Moment nicht blind vor lauter Liebe gewesen, hätte sie vielleicht die Veränderung in ihm erkannt.

Er war schwarz gekleidet und wirkte seltsam steif, fast wie ein Racheengel, doch das alles sah Aurora nicht. Sie schwebte auf ihren Geliebten zu und konnte es kaum erwarten ihren kühlen Körper an seinem zu kuscheln. Ihr Herz schlug aufgeregt "Hallo mein Schatz" haucht sie als sie ihn endlich erreicht hatte. Chase wirkt seltsam gequält als er sich zu ihr dreht, seine Augen blicken unterkühlt in ihre Richtung. Jetzt bemerkte auch Aurora das etwas nicht in Ordnung war. Besorgt streckte sie ihre Hand aus doch Chase, ihr wunderschöner Chase wisch so schnell zurück als wäre sie ein giftiges Tier. Auroras Augen weiteten sich "Oh mein Gott Chase du bist ja ganz blass, ist alles in Ordnung mit dir? Kann, k-ann ich dir irgendwie helfen?" Chase fährt sich mit einer ungeduldigen Geste durch sein goldenes Haar "Ich gehe von hier weg Aurora." Verwirrt saugt Aurora jede Einzelheit von Chases Gesicht in sich auf "Ich verstehe nicht, wir wollten doch noch etwas warten? Ich bin gar nicht vorbereitet..." Sie lächelt zittrig und drückt ihre schwitzigen Hände an ihrem Mantel ab "Aber wenn ich jetzt nach hause gehe kann ich schnell alles zusammen suchen" Chase bleibt stumm und blickt sie weiterhin mit diesem eiskalten Blick an, langsam dämmerte es ihr aber sie wollte die Hinweise nicht erkennen. Ihr Herz macht einen panischen Schlag "Wann wollen wir fahren?" Chase seufzt leise, doch seine Miene bleibt undurchsichtig "Ich habe nicht von einem uns gesprochen Aurora" Diese Nacht war sehr still, leiser Regen hatte eingesetzt aber selbst dieser war still, noch nicht ein mal ihr Herz wagte einen Schlag "Ich verstehe nicht" Chase knurrte genervt und packte Auroras Arm mit festen Griff "Checkst du es nicht? Es ist aus Prinzessin, ich will das du gehst." Er schüttelte sie leicht, doch Aurora wollte noch immer nicht verstehen. Wie betäubt blickt sie in sein wunderschönes, unnachgiebiges Gesicht und erkennt seine absolute Sicherheit in diesem Punkt. Diesen Gesichtsausdruck hatte er nur dann wenn er sich einer Sache ganz sicher war...Tränen des unbegreifens sammeln sich in Auroras Augen "Das kannst du nicht machen Chase, du bist alles was ich habe,...Alles was ich jemals wollte" Chase Gesicht verzieht sich und er dreht sich von ihr weg, er wirkte angewidert "Ich bin nicht bereit für diese Sache, ich liebe dich nicht mehr Aurora." Dann war da der Schmerz, grell, reißend, zischend wie eine blubbernde Wunde, er war scharf und stechend wie Nadelstiche, als hätte man sie in in einem Pool voller Nadeln gestoßen.

"Oh" macht sie nur, mit einem letzten quälenden Blick dreht sich Chase zu ihr um "Ich hoffe du verzeihst mir eines Tages aber ich kann das jetzt einfach nicht. Du wirst es überleben weil du stark bist, stärker als ich es jemals sein könnte. " Und dann ging er und ließ das erschütterte Mädchen allein zurück. Aurora sank in sich zusammen während kalter Regen auf sie niederrieselte, ihre ganze Welt war ihr soeben um die Ohren geflogen.

Ein Knacken surrte durch ihren gepeinigten Körper, es war als würde eine Eisdecke unter ihr aufreißen, ein Monster lauerte auf sie und sie ließ tatenlos zu das sie in die kalten Fluten gestoßen wurde.

Ja Chase ich habe überlebt aber zu welchem Preis?

Chase:

Er hatte es bereits gespürt als er Clears Apartment betreten hatte, es war wie eine Schwingung welche durch den Raum bebte. Unsichtbar aber so elektrisierend wie das innere eines Stromkastens. Sie war hier. Es war als wäre ein Bienennest in seinem Kopf, ein wütender, erregter Mob der ihn verrückt machte. Seine Hände umklammerten den Plastikbecher und seine Augen jagten durch den rappelvollen Saal. Die Leere in seinem Inneren war für einige Augenblicke gestillt, denn Sie war hier. Er spürte ihre Anwesenheit aber es machte ihn verrückt das er sie nicht fand. Nur einmal wollte er in ihr Gesicht blicken und sich endlich wieder in ihren wilden Jadegrünen Augen verlieren . Ihn war bewusst das er sich wie ein verrückter verhielt indem er wie ein verlorenes Hündchen durch den Raum irrte und einem Hirngespinst hinterherjagte. Wie oft hatte er in den letzten Jahren gedacht sie gesehen zu haben? Wie oft war er dieser Fantasie hinterhergerannt und war einem befremdlichen Blick von einem völlig unbekannten Mädchen begegnet. Und jetzt als er endgültig aufgehört hatte nach ihr Ausschau zu halten spürte er sie, es war intensiver als in den letzten Monaten. Sie war es, dachte er erneut. Gerade als Chase hoffnungslos zurück sinken wollte ging ein Ruck durch seinen Körper. Sein jagender Blick hatte sie gefunden, diesmal täuschte er sich nicht. Fast hätte er vor Erleichterung geweint, Gott sein ganzer Körper zitterte vor Gefühlen. Sie war wunderschön und auch wenn sie erwachsener geworden war blickten ihre Augen noch genauso strahlend wie früher in die Welt. Sie erschien ihn wie ein Geschenk Gottes, sie war der Grund warum er sich zum ersten mal seit Jahren nicht mehr verloren fühlte. Seine Freunde folgten Chase ehrfürchtigen Blick, er bekam kaum mit wie Chad ihm auf die Schulter klopfte "Verdammt heißes Gerät. " Chase löste sich aus Chads Umklammerung und schritt wie von Sinnen auf das bezaubernde Geschöpf zu. Sie tanzte zusammen mit der Cousine von Clear, deren Namen er nicht kannte. Erstaunt stellte er fest wie losgelöst und glücklich sie wirkte, Aurora war es immer schwer gefallen sich gehen zu lassen doch in diesem Augenblick glühte sie wie ein Energieball. Seine Aurora hatte immer heller geleuchtet als jeder andere. Er hörte ihr raues Lachen, was eigentlich unmöglich war in Anbetracht der Lautstärke aber all seine Sinne waren auf sie konzentriert. Es war ungewohnt sie mit glatten Haaren zu sehen, es ließ sie zerbrechlicher und sanfter erscheinen. Langsam umkreiste er sie und konnte nicht für eine einzige Sekunde lang seinen Blick von ihr lösen, ohne es sich bewusst zu sein hatte sie ihn gefangen genommen. Ein Junge zwängte sich zwischen die Mädchen.Aurora lächelte leicht, dieses Mona-Lisa lächeln war eine Facette die er nicht von ihr kannte, sie bewegte sich von ihrer Freundin weg, wieder schien sie nicht zu registrieren das man ihr Platz machte und die Blicke sämtlicher seiner Kommilitonen an ihr hafteten als wäre sie eine exquisite Frucht. Er ignorierte den feinen Stich von Ärger in seinen Venen, wenn es sein müsste würde er ihre Ehre verteidigen. Chase umkreiste sie und wagte sich immer näher an sie heran, bis er hinter der Glasplatte stand und sie dabei beobachtete wie ihr Blick genauso verzweifelt in der Menge wühlte wie seiner zuvor. Sie spürte ihn auch, Erleichterung brandete über ihn hinweg. Vielleicht gab es ja doch noch eine kleine Chance. Jedenfalls waren ihre Ketten noch nicht durchtrennt, etwas Verband sie noch immer. Chase fühlt sich nahezu trunken vor Hingabe zu Aurora als er sie dabei beobachtete wie sie fasziniert und leicht verträumt die Platte betrachtete. Goldene Lichtpunkte tanzten dabei auf ihrem Haar und ihren feinen Zügen. Er erkannte in ihrer stillen Faszination seine alte Aurora wieder, die starke Löwin welche stundenlang in der Natur sitzen konnte und immer wieder etwas neues entdeckte. Gott war sie schön. Auf einmal ging eine Veränderung in ihr vor, sie hatte seinen Blick auf sich gespürt. Sein Magen ging auf Talfahrt als sie mit skeptischen Blick näher an die Platte trat , ihre Lippen waren leicht geöffnet und eine Strähne klebte an ihrer Stirn. Der Augenblick war gekommen, er würde sich ihr offenbaren müssen. Endlich würde sie in auch ansehen, ein wahnsinniges Glücksgefühl strömte durch seine Adern als er ihr gegenübertrat. Ihre Augen weiteten sich und sie flüsterte seinen Namen, doch in ihrem Gesicht spiegelte sich keine stille Sehnsucht oder ja gar Freude...Sie wirkte viel eher so als würde sie in die Augen eines Monsters blicken. Chase kannte diesen Blick, sie hatte genauso ausgesehen als er ihr das Herz gebrochen hatte. Erneut rumpelte es schmerzhaft in seinem Brustkorb, sie zu verletzen war das schmerzhafteste und grausamste gewesen was er jemals getan hatte. Still hatte er gehofft sie würden sich wenn sie sich gegenüber standen in die Arme fallen und all das vergessen. Doch der Schmerz in Auroras Gesicht erzählte eine andere Geschichte.

Aurora:

Er war es und es handelte sich defintiv um keine Einbildung. Jede Sekunde die sie dort verharrte und damit verbrachte mit schmerzverzerrten Gesicht in seines zu blicken, fühlte sich wie die Hölle und gleichzeitig wie der Himmel an. Er taumelte zurück, sein Gesicht war leichenblass aber noch immer genauso schön wie früher, wenn nicht sogar schöner. Er war jetzt erwachsener geworden, markanter, blonder, maskuliner. Mit erschrecken registrierte sie das sie sich noch immer nach ihm sehnte. Sie wollte gerade einen Schritt auf ihn zu machen als ein blondes Mädchen neben Chase erschien und ihn habgierig umschlang. Das darauffolgende Gefühl ließ sich kaum in Worte fassen, es reicht wenn betont wird das es schlimmer als ein Faustschlag in die Magengrube war. Das elfenähnliche Mädchen an Chase Seite war Clear. Dieses Schwein sprang mit Clear Haverborne in die Kiste! Und dieses Miststück hatte sich ihn geangelt! Aurora war wütend, nein bloße Wut war noch untertrieben, sie war fuchsteufelswild. Lee suchte sich den schier ungünstigsten Augenblick um dazwischenzufunken. Ohne von Auroras aufgewühlten Gefühlszustand zu ahnen hackte sich diese bei ihr ein und lächelte Clear und Chase entgegen "Sind die beiden nicht furchtbar süß? Wie Barbie und Ken! Darf ich übrigens vorstellen meine Cousine Clear und ihr begehrenswerter Freund Chase Archer und das meine Freunde ist die wunderschöne Aurora" Lee lächelte begeistert während sich Antarktische Kälte zwischen den dreien ausbreitete "Soso die Liebe Aurora, das ist ja wahnsinnig lange her" säuselte Clear und betrachtete sie arrogant. Aurora kochte vor Wut, der Schmerz in ihren Körper stachelte sie dabei nur an. Ihr feuriger Blick schoss über Clear hinweg und traf die verzweifelten Augen von Chase "Jetzt verstehe Ich einiges, es tut mir leid Lee aber hätte ich gewusst das es sich bei deiner Cousine um diese Clear handelt hätte ich mich niemals auf das hier eingelassen" Lees Augen wurden Kugelrund und blickten ungläubig zu ihrer scheinheiligen Cousine und ihren reuig dreinblickenden Freund "Das kann ich mir nicht länger geben, ich verschwinde" Bevor sie ihre Krallen durch Clears künstliches Lächeln grub und Chase in seine Weichteile trat. Lee war noch immer erstarrt als sich Aurora wie ein Wirbelwind umdrehte und versuchte davon zu rauschen, wenn Chase ihr dabei nicht hinterher gejagt wäre. Einige der Menschen hatten aufgehört zu tanzen und beobachteten nun das dramatische Spektakel, nur das es für Aurora kein Spektakel war, es war als würde die Welt um sich herum in die Luft gesprengt werden, schon wieder. Chase umklammerte Auroras Arm , die Musik verklang für einen Moment und es war totenstille "Aurora bleib" Aurora presste ihre Augen zusammen, der Schmerz explodierte dahinter und jagte salzige, schwache Tränen in ihre Augen "Fass mich niemals wieder an Chase und denk nicht einmal im Traum daran mich jemals wieder anzusprechen. Ich will dich nie wieder sehen" Mit diesen Worten riss sie sich von ihm los und stob schluchzend aus dem Gebäude.

Am darauffolgenden Tag lag sie zusammengerollt in ihrem Zimmer und starrte an die Cremeweiße Wand. Immer wieder wirbelte ihr Chase schockierter Gesichtsausdruck durch den Kopf als sich Clear an ihm gepresst hatte wie eine liebestolle Hündin. Alleine die Vorstellung wie sie sich küssten oder Intimitäten austauschten, haben Aurora in der letzten Nacht einige male erbrechen lassen, naja vielleicht hatte es auch an dem Bier gelegen welches sie nicht vertrug. Dennoch war der Morgen nach ihrer Begegnung immer noch so schmerzhaft wie eine frische Brandwunde. Als würde ein Schock nicht reichen servierte man ihr den zweiten gleich auf dem selben Teller. Aurora hatte sich ausgeweint, sie hatte einfach keine Tränen mehr in sich, sie hatte es Leid das Chase noch immer solch eine Macht über sie besaß um sie zu verletzen. Nun konnte sie nur noch wie blind gegen die Wand starren und stumm dabei zusehen wie all ihre Träume erneut in den Wind geblasen wurden. Wenn Chase und Clear auf die Juilliard gingen könnte sie sich nicht länger hier aufhalten. Ihn jeden Tag sehen zu müssen und dazu noch mit ihr, würde sie umbringen. Stumm litt sie über den Verlust ihres neuen Lebens welches nun in tausend Teile zerrissen wurde. Und wieder trug Chase die Schuld an ihrem Elend. Wie konnte es sein das die Menschen welche man am meistens liebte einem so verletzten? Warum überließen wir ihnen diese Macht dazu?

In den nächsten Tagen trainierte Aurora nur mäßig und ging Lee so gut es ging aus dem Weg, ohne es zu wollen hatte sie einen erneuten Schutzwall um sich gebaut und assoziierte Leahs Gesicht nun mit Clears. Sie verhielt sich ungerecht, das wusste sie aber sie konnte nicht anders. Lee hatte sich bereits mehrmals bemüht Aurora aus ihrer Stille zu holen, sie hat gefleht, geweint und sich entschuldigt. Lee war nicht gewillt diese Freundschaft zu verlieren sie kämpfte wie eine Löwin um Auroras Aufmerksamkeit und ehe sie sich versahen war der Tag ihrer Qualifikation gekommen. Alle waren nervös nur Aurora nicht. Aurora fühlte gar nichts, wie sollte sie sich auch für etwas begeistern was sich von einem Traum zu einem Albtraum verwandelt hatte? Sie war an der Reihe, Leah drückte aufmunternd ihre kühle Hand und wünschte ihr Glück. Aurora nickte lediglich, der Rest des Nachmittags verflog in einer mechanischen Wolke, sie tanzte ohne Gefühl, sie packte und sie verabschiedete sich von ihren Bekannten und Lee welche sie mit riesigen traurigen Augen anblickte. Dann saß sie in im Flugzeug und flog zurück nach Hause, vielleicht sollte sie sich freuen so viel Raum zwischen sich und Chase gebracht zu haben aber sie war zu keinem Gefühl mehr imstande.

Es dauerte zwei ganze Wochen bis es Aurora gelang nicht mehr wie eine Mumie durch ihr Leben zu taumeln, mit einer Bestätigung seitens der Juilliad rechnete Aurora längst nicht mehr, die nagende Sehnsucht nach Manhatten versuchte sie dabei zu ignorieren. Auch das Tanzen fehlte ihr aber sie war zu stolz dazu um sich dieses einzugestehen. Es sah ganz so aus als würde ihr Leben wieder seine alten Bahnen ziehen. Sie war eine Gefangene in ihrer eigenen selbsterschaffenen Blase.

Es war Samstag Nachmittag und Aurora saß zusammen mit Tommy, einem dahergelaufenen Kater welcher ziemlich arrogant war und sich in der gesamten Nachbarschaft durchfüttern ließ, auf der Couch. Sie hatte sich chinesisch bestellt und teilte ihre Portion mit Tommy. Zusammen sahen sie sich irgendeine dämliche, nichtssagende Abendshow an . Aurora fühlte sich wie eine alte Jungfer, andere in ihrem Alter gingen zu dieser Zeit aus oder trieben sonst etwas jedenfalls saßen sie ganz bestimmt nicht auf einer alten Couch und teilten ihr Essen mit einem leicht übergewichtigen, müffelnden Kater.

Aurora lehnte sich zurück und blickte müde auf den flirrenden Bildschirm, bis die Stille durch ein fröhliches Piepen seitens ihres Handys unterbrochen wurde. Wir schrieb ihr denn noch um diese Zeit? Verwirrt blickte sie auf ihr Display und sah das man ihr eine E-Mail geschickt hatte.

Wie erstarrt blickt sie auf den Bildschirm und muss die Zeilen immer und immer wieder im Kopf wiederholen. Sie kann es nicht fassen , sie wusste noch nicht einmal was sie fühlen sollte "Tommy...Sie haben mich angenommen" Der Kater unterbrach für einen kurzen Augenblick sein ohrenbetäubendes Schnurren und blickte vorwurfsvoll zu Aurora hoch, da diese aufgehört hatte ihn zu kraulen.

Fassungslos starrte sie auf ihren Handybildschirm, eine einzelne Träne rollte über ihre Wange. Sie hatte es geschafft, es war ihr erlaubt ihren Traum auszuleben.

Aurora schloss ihre Augen und ließ ihren Kopf zurück fallen, ihr Herz schrie ihr zu diesen Schritt zu wagen und auf die Konsequenzen zu pfeifen doch ihr Verstand sagte ihr das sie es lieber nicht tun sollte, da könne sie ja gleich Harakiri begehen.

Sie tat das was sie immer tat, sie hörte auf ihr dämliches Herz.

Am selben Abend meldete sie sich zum ersten mal seid langer Zeit bei Lee, sie entschuldigten sich Tränenreich beieinander. Später als sie im Bett lag fragte eine kleine Stimme in ihrem Kopf ob diese Sache gut enden kann.

When I see you again

 "Er ist es nicht wert Schatz,  er ist keine deiner Tränen wert"  

Aurora lag bereits dem dritten Tag infolge in ihrem Bett, sie konnte nichts Essen, nicht denken und nichts trinken. Alles erschien ihr so furchtbar sinnlos. Heute war es ihre Mutter welche den kläglichen Versuch unternahm Aurora zu trösten.  Ihre steife, erfolgreiche und diziplinbewusste Mutter welche heute eine ganz andere Seite von sich offenbarte. Ganz sanft strich sie ihrer Tochter die nassen Tränen aus dem Gesicht und sprach beruhigend auf sie ein. Es gab Momente im Leben eines Mädchens indem sie die Zuwendung ihrer Eltern dringend brauchte, dies war einer davon. So kam es dass Mutter und Tochter wahrscheinlich sogar zum ersten Mal zusammen in Auroras verdunkelten Zimmer  lagen und weinten. Sie weinten um des Schmerzens willen, um den Verlust und auch um der Liebe willen. 

 

"Und wann gedenkst du dein Medizinstudium anzufangen junge Dame ?" Aurora seufzte leise und zog ihren 

aquarinfarbenen Koffer ungeduldig hinter sich her. Sie würde ihren Bus verpassen wenn sie sich nicht beeilte und gerade dann fiel ihrer Mutter ein sie anzurufen. Sie suchte sich immer die ungünstigsten Zeitpunkte aus "Bald Mum, ich muss noch circa 2 Monate sparen dann komme ich zurück." Sie log nur ungern und würde auch bald die Wahrheit sagen  aber im Moment fühlte sie sich noch nicht bereit genug  sich den eiskalten Blick ihrer Mutter zu stellen. Wenn sie von Auroras Plänen erfahren würde in der Juilliad zu studieren, bei Gott sie würde in den nächsten Flieger steigen und ihr persönlich den Kopf abreißen "Mum ich muss aufhören, ich muss nochmal zu der äh Autowerkstatt ! Bye, bye" Aurora fuhr sich über ihre nasse Stirn "Noch mal Glück gehabt" Es hatte einiges an Überzeugungskraft gekostet ihre Mutter davon zu überzeugen nicht die Kosten für ihren angeblich "zerstörten Twingo" zu übernehmen. Schließlich wollte sie ihre Kinder zur Selbstständigkeit erziehen. Aurora konnte selbst nicht so recht glauben das sie ihrer Mum erzählt hatte sie wäre beim ausparken gegen  eine Wand gescheppert. Und sie wollte es auch nicht so wirklich wahrhaben, dass ihre eigene Mutter sie für so dämlich hielt. Als sie in die Sonne Manhattens trat drängte sie alle Gedanken daran zurück. Das wichtigste war das sie einen kleinen Zeitpuffer gewonnen hatte. Vor einer Woche hatte sie sich dazu entschieden diese Chance anzunehmen und gemeinsam mit Lee, Chase und Clear aus dem Weg zu gehen. Lee stand vollkommen hinter ihr, Aurora berührte diese Geste. Am Telefon hatte sie gesagt "Weißt du Aurora, in der kurzen Zeit die wir miteinander verbracht haben,  hast du mir mehr Liebe entgegengebracht als es Clear jemals könnte. Meine Loyalität gehört einzig dir." 

Aurora musste sich selbst eingestehen dass sie sehr wohl Angst davor hatte Chase noch einmal zu sehen... vor allem mit Clear zusammen. Ehrlich gesagt hatte sie eine panische Angst davor, sie hatte sich gerade einigermaßen wieder gefasst und wollte nicht schon wieder zu Boden gerissen werden. Aber sie war bereit für ihre Träume zu kämpfen, endlich. Auch wenn sie dafür durch die Hölle gehen musste.

 

Als Lee in den Bus stieg sprang Aurora sofort von ihrem Platz auf und winkte sie zu sich. Die beiden Mädchen fielen sich kichernd in die Arme und plapperten aufeinander ein als hätten sie nicht erst am Vorabend über mehrere Stunden telefoniert. Lächelnd lauschte Aurora, Lees aufgeregte Berichterstattung über den neusten Klatsch und Tratsch. Ja sie war bereit endlich durchzustarten und nichts könnte ihr einen Strich durch die Rechnung machen.

Diese Überzeugung hielt eine ganze Stunde und 20 Minuten an, bis zu dem Augenblick als sie nichtsahnend aus dem Bus stieg und direkt in die tiefblauen Augen von Chase blickte.

Erschrocken wisch Aurora zurück und hätte den Jungen hinter sich fast wieder in den Bus gestoßen. Seine Schimpftirade nahm sie gar nicht mehr wahr denn in ihrem Kopf wirbelte es wie verrückt "Das mit dem aus dem Weg gehen klappt ja schon mal super! "meckerte Lee und schnappte sich den schlaffen Arm von einer leichenblassen Aurora. Chase schien sich in dem Moment wieder gefangen zu haben, ihre Jadegrünen Augen hatten ihn für einen Augenblick straucheln lassen "Moment geht nicht ! Aurora ich muss mit dir sprechen" Ein Funke glomm in ihren Augen auf, für eine kurze Sekunde lang hatte er sie eiskalt erwischt. Seine Präsenz hatte sie ein wenig durcheinander gebracht, warum musste dieser Kerl auch nur so teuflisch gut aussehen? "Mir ist nicht nach einem Gespräch mit dir." Mit diesen Worten stürmte sie zusammen mit einer grinsenden Lee in das Gebäude .

Später an diesem Tag lag Aurora zähneknirschend in ihrem neu bezogenen Bett und starrte wütend an die Zimmerdecke "Was fällt diesem Idioten ein mich abzufangen !"  Lee kicherte leise, ihr war Auroras Wut lieber als die bitteren Krokodilstränen  ihres letzten Aufeinandertreffens "Früher oder später musstet ihr euch doch über den Weg laufen, jetzt hast du es wenigstens hinter dich gebracht" Aurora knurrte "Aber nicht so schnell!" Schwungvoll richtete sie sich auf und verzog ihr Gesicht "Geh nicht! Wir müssen Reden Aurora ! Pah! 4 1/2 Jahre zu spät du Arsch!" Äffte sie ihn nach. 

Lee rollte mit ihren Augen "Jetzt hat er es wenigstens gecheckt" 

Wie sehr sie sich mit dieser Annahme täuschten bekamen sie in den nächsten Tagen zu spüren. Irgendein Idiot hatte Chase anscheinend sämtliche Raumpläne von Auroras Stundenplan ausgehändigt, jedenfalls wartete er nach jeder Stunde treuherzig vor dem Raum und versuchte sie in ein Gespräch zu verwickeln. Obwohl sie sich jedesmal mental auf seine Anwesenheit vorbereitete, traf es sie immer wieder eiskalt. Aurora konnte sich einfach nicht an die Tatsache gewöhnen ihn Leibhaftig  vor sich zu haben. Wie oft hatte sie sich in den letzten Jahren gewünscht er möge zurück kommen und alles als einen furchtbaren Scherz abtun ? Aber das hatte er nie getan. Nie.

Es waren 2 Wochen vergangen bis Aurora der Kragen platzte. Sie hatte sich gerade für die Nacht umgezogen und sich die Haare zusammengebunden als es an ihrer Zimmertür klopfte. Gähnend tapste sie zu der Tür und öffnete sie "Was ist denn noch Lee? Ich wollte gerade...Oh." Das schockierte oh galt dem Jungen vor ihrer Tür. Aurora konnte es kaum Glauben, jetzt verfolgte er sie auch noch bis zu ihrem eigenen Zimmer "Bist du verrückt geworden? Das ist ein Mädchen Trakt!  Du darfst hier nicht sein!"fauchte sie. Chase Augen blitzten erfreut auf, er war heute komplett in schwarz gekleidet. Wie damals als er mit ihr Schluss gemacht hatte. Aurora erinnerte sich noch an jedes einzelne  Detail dieses Abends "Der längste Satz seit langem den du an mich gerichtet hast" Flötete Chase grinsend während Aurora innerlich kochte "Und das wird auch der letzte sein" Mit diesen Worten knallte sie die Tür wieder zu und drehte sich aufgebracht um "Immer noch das selbe Temperament von früher" hörte sie ihn gedämpft von der anderen Seite der Tür, Aurora erstarrte in der Bewegung. Ihm von früher sprechen zu hören schmerzte "Ich werde hier die ganze Nacht warten und die darauffolgende  und die danach"  Aurora seufzte leise und drehte sich wieder um, sie öffnete ihre Tür, schnappte seine Hand und zog ihn in ihr Zimmer "Nicht so stürmisch kleiner  Wildfang" Mit verschränkten Armen stellte sie sich vor ihm "Wenn ich dich reden lasse, lässt du mich dann endlich zufrieden?" Das freche Grinsen in seinem Gesicht verschwand, plötzlich unsicher geworden fuhr er sich durch sein zerzaustes Haar "Ich kann nichts versprechen aber ich werde es versuchen okay?" Äußerlich gab sie sich unbeeindruckt aber innerlich sackte sie erleichtert zusammen. Sie müsste nur dieses Gespräch überstehen, dann würde er gehen. Auf einmal konnte sie sich kaum noch auf den Beinen halten, sie setzte sich auf den Teppich, Chase tat es ihr nach

"Okay dann sag mir was du sagen willst und geh" Er lehnte sich betont lässig gegen Auroras Bett und betrachtete sie einen Augenblick lang Schweigend "Es tut mir leid." Auroras Augenbraue sauste in die Höhe "Was genau Chase? Das du mich auf der Wheeling bridge zurückgelassen hast wie ein Stück Dreck? Oder das du mit Clear in die Kiste steigst? Ich meine , Clear?! Gerade Clear? Ich dachte ich kannte dich aber da habe ich mich getäuscht." Chase verzog gequält sein Gesicht, sein Körper strahlte die Reue quasi aus jeder Pore aus "Ich war einfach noch nicht bereit dafür Aurora, okay? Das ging mir alles zu schnell, ich wollte dir nicht wehtun. Wirklich nicht " Innerlich gefror sie zu Eis "Du hättest es nicht so ernst erscheinen lassen sollen Chase, das war dein Fehler" Chase blickte aus dem Fenster "Wir waren 15 Aurora , was erwartest du von einem Jungen in diesem Alter? Perfektion? " Sie seufzte leise "Aurora ich will nicht das du wegen mir leidest, ich würde alles dafür tun damit es dir wieder besser geht. Denn auch wenn du es nicht glaubst, mir liegt etwas an dir" Ohne etwas zu sagen blickte sie in sein schönes Gesicht, ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Sie waren jung gewesen aber alles was sie ihn gegeben hatte war echt und kostbar gewesen. Sie würde es nie wieder zurückbekommen und er wusste das. Nein die Blöße wollte sie sich nicht mehr geben "Du brauchst nichts tun, ich bin drüber hinweg" Diesmal tat die Lüge richtig weh aber Aurora war gut darin geworden den Schmerz zu verbergen. Verwirrt runzelte Chase seine Stirn "Aber du hast das letzte mal so ausgesehen als ob..." Aurora richtete sich schnaubend auf "Wie habe ich ausgesehen Chase? Erschrocken? Das ist doch völlig normal wenn man sich fast 5 Jahre nicht gesehen hat!" Auch Chase richtete sich auf "Kannst du mir verzeihen? Ich meine, irgendwann?" Betont unberührt lehnte Aurora sich gegen ihren Schreibtisch "Dir sei verziehen und jetzt verschwinde ich bin Müde" Er wirkte recht überrumpelt von ihrem Gefühlsumschwung und wusste noch nicht so recht was er tun sollte "Freunde?" Das falsche Lächeln verschwand  aus Auroras Gesicht und machte eine Miene puren Unglaubens Platz "Du willst mit mir befreundet sein?" Der Kerl machte doch Witze! Er springt mit meiner Erzfeindin ins Bett und will mit mir befreundet sein, dachte Aurora "Okay ich habe keine ZEIT für diesen Blödsinn, geh bitte" Und auf einmal stand Chase ganz nah vor ihr. Ihr Herz schellte in die Höhe und ein sonderbares Gefühl mischte sich zwischen der kalten Wut in ihrem Magen. Sein Gesichtsausdruck war zärtlich und ein paar letzte Sonnenstrahlen verfingen sich in seinem Haar. Seine Körperwärme ging auf sie über, Aurora hielt ihrem Atem an "Wenn du nicht mit mir befreundet sein kannst, bist du auch noch nicht darüber hinweg. Ich muss es wissen, kannst du mit mir befreundet sein? " Stumm blickte sie in die tiefen seiner Augen und entdeckte in ihnen einen kleinen Funken ihres alten Chase wieder. Er hatte sich augenscheinlich verändert aber in ihm strahlte noch das gleiche Licht wie früher. Wenn sie jetzt ja sagen würde,  würde es sie umbringen. Wie könnte sie jemals mit dem Mann der ihr so fürchterlich weh getan hatte befreundet sein? Aber andererseits würde sie ihn, wenn sie jetzt verneinte, zeigen wie sehr sie noch immer darunter litt, dass obwohl sie sich doch geschworen hatte, niemals mehr zu offenbaren was sie fühlte. Also entschied sie sich für das einzig richtige, mutig hob sie ihren Kopf und hauchte schlicht "Ja. Auf gute Freundschaft Chase Archer" Für einen Augenblick lang wirkte Chase erschrocken, dann legte sich eine unbestimmte Miene über sein Gesicht "Fein. Freut mich deine Bekanntschaft zu machen Aurora Williams." Dann gaben sie sich die Hände und das was sie mal hatten zerbrach in tausend Teile. Aurora schaffte es solange keine Miene zu verziehen bis ihre Tür wieder verschlossen war und Chase gegangen war.  Augenblicklich sank sie der Tür entlang zu Boden. Sie würden Freunde sein, Freunde während  eine andere sein Bett wärmte und der Hass sie innerlich zerriss. 

 

 

"Du hast was getan?!" Brüllt Lee entsetzt. Es war ein recht warmer Vormittag gewesen also hatten sich die Mädchen entschieden den angrenzenden Hundepark zu besuchen und dort zu Picknicken. Aurora  schlürfte ihre Capri-Sonne und lächelte nervös "Aus dem Weg gehen klappt ja schlecht und vielleicht wäre es die beste Entscheidung wenn wir befreundet sind" Lee blickte sie an als wäre sie Wahnsinnig. Und wer weiß vielleicht war sie es ja auch? Sie war sich selbst nicht so sicher warum sie das getan hatte, wahrscheinlich weil es ihr Stolz gewesen war. Sie wollte nicht das Chase erfuhr wie sehr er sie noch immer verletzen konnte. Aurora lehnte sich auf der Decke zurück und neigte ihr Gesicht in Richtung der Sonne "Aurora...Egal wie Chase mal gewesen ist, er ist es nicht mehr." Verwirrt blickte Aurora in Lees besorgtes Gesicht "Wie meinst du das? Du kanntest ihn doch gar nicht" Lee lächelte traurig und ein wenig Mitleidig "Aber ich kenne dich. ..Und ich weiß das du dich in diesen Chase nicht verlieben könntest. Er hängt mit üblen Leuten rum und er ist nicht gut zu seinen Mitmenschen." Diese Information musste Aurora erst einmal verdauen. So wie Lee , Chase beschrieb klang er wie ein "Badboy" Dieser Gedanke klang so absurd, dass sie ungläubig lachte "Okay der Kerl hat mir wirklich weh getan aber er ist deswegen kein schlechter Mensch. Er achtet auf seine Mitmenschen und seine Umgebung. " Sie konnte kaum Glauben das sie hier gerade den Jungen verteidigte der ihre Lebensplanung mit einem Schlag zerstört hatte "Wow du bist wahrscheinlich der einzige Mensch im Umkreis von 50 Kilometern der Chase Archer verteidigt. Wenn du mir eins glauben kannst dann das: Halt dich lieber von ihm fern, er verletzt dich nur wieder und du hast wirklich genug durchgemacht." Aurora wusste, dass Lee nur das beste für sie wollte aber trotzdem konnte sie ihr nicht so recht glauben und ließ sich nicht vorschreiben was sie  zu tun hat "Tut mir leid." Lee reißt ihre Augen auf "Ich wünschte ich könnte dich abhalten aber ich schätze mal du bist in diesem Punkt dickköpfig?" Aurora blickte Lee abschätzend an"Ich denke schon, ja" Lee seufzte leise, während eine kleine Stimme in Aurora sich fragte ob Lee womöglich recht haben könnte?

 

Am darauffolgenden Tag stand Aurora fluchend vor einer Bushaltestelle, ca.10 Meilen von ihrer Universität entfernt. Sie hatte sich für ein Nebenjob umgesehen, erfolglos. Man hatte sie behandelt wie ein kleines Mädchen und ihr nicht zugetraut einen Job im Tanzstudio wahrnehmen zu können und zu allem Überfluss stand sie  nun vor dem Busplan und realisierte das kein Bus mehr fuhr und ihr Handy leer war. Wütend blickte sie in den umwölkten Himmel "Schlimmer kann dieser beschissene Tag echt nicht werden!" Schimpft sie. In diesem Moment riss der Himmel auf und ließ ein Schwall Regen auf sie herunter. 

Wie ein Häufen Elend stand sie nun unter dem schützenden Dach der Bushaltestelle, es hatte angefangen zu Stürmen und zu Blitzen wie in einem Monsum versank die Welt im Wasser. Einerseits ärgerte sie sich über die Tatsache das sie bei diesem Wetter unmöglich nach einer Telefonzelle suchen konnte, andererseits genoss sie den Duft des Regens und den Anblick der glänzenden Straße und der Bäume welche sich dem Regen ergaben. In ihrer stillen Faszination bemerkte sie nicht wie ein Wagen heranfuhr, bis es vor ihr zum stehen kam und das Fenster heruntergekurbelt wurde "Aurora" Ihr Blick jagte zu der Stimme und erkannte einen unwiderstehlich schönen Chase welcher ihr aus tiefblauen Augen entgegen blickte "Steig ein, oder willst du untergehen?" Ihr lag ein "Nein, danke" auf der Zunge aber sie hatten Freundschaft geschlossen und sie hatte die Befürchtung das sie wohl noch länger gewartet hätte, wenn er nicht gekommen wäre "Gerne " haucht sie und stürmt auf sein Auto zu. Als sie im Auto saß fuhr Chase schweigend los. Die Stille war ihr unangenehm und seine Nähe machte sie nervös. Heimlich beobachtete sie ihn aus den Augenwinkeln.  Sein Blick lag konzentriert auf der Straße während seine Hände das Lenkrad fest umklammert hielten. War er etwa verärgert? Fragte sich Aurora irritiert. Sein blondes Haar fiel ihn wild in sein kantiges Gesicht, auch heute war er komplett in schwarz gekleidet und etwas schimmerte durch den dünnen Stoff seines Pullovers hindurch . Als er sich die Haare aus dem Gesicht strich wusste sie auch was "Du hast ein Tattoo?!" Platzt es aus ihr heraus. Chase rollte lediglich mit seinen Augen "Ja" kommt es knapp aus seinem Mund.  Aurora lehnte sich auf ihrem Sitz zurück und starrte Chase perplex an. Okay, Tattoos waren ziemlich Sexy aber Chase  hatte nie welche gewollt. Vielleicht hatte er sich wirklich verändert? Eine Anspannung wabberte plötzlich zwischen ihnen bis sein Seufzen diese unterbrach "Tut mir leid ich hatte keinen guten Tag."Sagt er schließlich "Willst du darüber sprechen? " Schon  als die Worte Draußen waren, bereute sie diese. Sie hatten zwar Freundschaft geschlossen aber eigentlich wollte Aurora nicht allzu viel von seinem Leben wissen, es könnte sie näher bringen als sie sich in Wirklichkeit waren "Nein." Irgendwie verletzte sie diese Antwort,  mit flackernden Blick schaute sie aus dem Fenster und verfolgte einen trägen Regentropfen auf dem Glas. Eigentlich sollte sie erleichtert sein aber sie war es nicht. Nie hatte sie sich in Chase Gegenwart unwohl gefühlt aber heute war er so anders. So distanziert, als wäre er Meilenweit entfernt. Die Fahrt verlief still und unangenehm, bis sie vor ihrem Wohnheim hielten. Es regnete noch immer in Strömen "Also ähm danke"dann Griff sie nach der Klinke,froh endlich aus diesem Auto steigen zu können und dieser Distanz zu entkommen. Doch ein Druck auf ihrer Schulter hielt sie ab, fragend drehte sie sich zu Chase und begegnete seinen glühenden Blick. Der Regen prasselte auf dem Wagen und Auroras Kehle fühlt sich auf einmal ganz trocken an, irgendwas in seinen Augen ließ etwas in ihrem Bauch flattern. Sie kannte dieses Gefühl, früher hatte sie es immer gehabt "Nein Chase ich.." Doch weiter kommt sie nicht, weil seine Lippen ihren Satz abschnitt. Sie schmeckten nach Chase, nach seinem unwiderstehlichen würzig, süßen Duft. Im ersten Moment ist Aurora wie erstarrt, doch als Chase leise knurrte und mit seiner Zunge über ihre Lippe strich, packte sie eine unglaubliche Sehnsucht. Fast verzweifelt erwiderte sie seinen Kuss. Er zog sie grob  an sich und hob ihren erhitzten Körper auf seinen Schoß. Beide atmeten heftig und küssten sich mit einer verzweifelten Inbrunst. Die Fenster beschlugen während außerhalb des Autos der Sturm wütete. Doch Aurora merkte all dies nicht, ihre ganze Welt war auf ihre Empfindungen geschrumpft. Chase Lippen,sein seidiges Haar in ihren Händen, seine Arme um sie herum, Hände unter ihren Shirt, warme Fingerspitzen auf ihrem Rücken, ihr stöhnen. So hatten sie sich damals nie geküsst, sie waren immer vorsichtig gewesen. Sie kannte dieses Kribbeln überall an ihrem Körper nicht aber es fühlte sich berauschend an. Sie wollte mehr davon, es war wie eine Droge. Er knabberte an Auroras Lippe während diese sich in flüssiges Lava verwandelte. Seine Hände versanken in ihrer Jeans und strichen sanft über ihre Kehrseite. Eigentlich sollte sie sich dagegen wehren, es war absolut falsch dies hier Zutun aber warum fühlte es sich dann so richtig an? Sie versank noch tiefer in seinen Armen und strich sanft über seine Lippen. Es war so wunderbar ihn zu küssen, so dass es fast schmerzhaft war. Doch dann zerbrach deiner magische Augenblick zwischen  beiden als sein Handy klingelte und er zurückzuckte als hätte er sich verbrannt. Er griff nach seinem Handy ohne Auroras erschrockenes Gesicht aus den Augen zu lassen "Was? Oh. Ja, bin gleich da Clear." Clear, Clear,Clear,Clear summte es in ihren Kopf wie in einem Bienenstock. Beschämt wollte Aurora von seinen Schoß klettern doch sein fester Griff hielt sie auf "Wo willst du hin?" Mit geröteten Wangen und brennenden Augen entzieht sie ihren Armen "Weg von dir!" Chase seufzte lediglich genervt " Ich werde mich nicht entschuldigen." Empört krabbelte Aurora von seinem Schoß "Das solltest du aber, du hattest kein Recht dazu mich zu küssen!" Chase blaue Augen glommen bedrohlich auf "Dafür hat es dir aber ganz schön viel Spaß gemacht Wildfang." Sie wich seinen wütenden Augen aus "Ich werde jetzt aussteigen und bitte dich das zu vergessen. Geh zu deiner neuen Freundin " Natürlich wollte sie von ihm irgendetwas hören was ihr Herz ein weniger Schmerzen ließ aber Chase war nicht mehr wie früher "Dann Steig aus, ich muss mich schließlich noch mit Clear vergnügen, wie mit dir gerade" Das tat weh. Wie konnte es sein das ihr Körper vor einigen Augenblicken noch gebrannt hatte wie Lava und nun  so schrecklich  kalt war wie ein Eiszapfen? Er hatte sie in ein Eiszapfen verwandelt. Schon wieder. Mit einem letzten Blick wandte sie sich ab und stieg schweigend aus Wagen. Augenblick raste er davon und verschwand im Regen, Aurora blieb stehen und blickte ihn nach. Ihr Herz schlug schmerzhaft laut in ihrer Brust während die Welt um sie herum erneut in der Stille versank. Wie hatte es passieren können, dass er schon wieder seine Klauen in ihr Herz gebohrt hatte? Der Regen prasselte auf sie nieder,doch sie spürte ihn nicht.  Sie sah immer wieder seine Hände in Clears Haaren, seine Hände auf ihrer Hüfte, seine Lippen auf ihren. Ihr Herz fühlte sich an als würde es platzen, einfach so. Schon wieder. 

Stop, I'm Already Dead

Bilder geisterten durch ihren Kopf, schöne, liebevolle, leidenschaftliche, schmerzhafte und unerträgliche.

Wie eine zarte Berührung strichen sie über ihren Geist und nahmen sie gefangen. Dieser Junge, nein dieser Mann dem sie sie begegnet war ähnelte ihrem alten Chase so sehr, doch als sie zusammen in diesem Auto gesessen hatten hatte sie eine Veränderung an ihm wahr genommen. Da war nun etwas dunkles, gefährliches an ihm...Diese dunkle Aura welche um Chase herum wabberte wie sein Schatten besorgte sie.  Sie wollte sich nicht um ihn sorgen aber es war nun mal so. Gereizt schloss Aurora ihre grübelnden Augen, augenblicklich saß sie wieder in seinem Auto und küsste ihn, seine rauen Hände strichen über ihre Haut. Ein heiseres Geräusch schlüpfte über ihre Lippen, seine Hände wurden neugieriger und hinterließen einen brennenden Pfad auf ihrer Haut. Dieser Augenblick war magisch gewesen und sie sollte ihn bereuen, doch das einzige was sie bereute war der Streit danach gewesen. In all den Jahren hatte die kleine, verliebte Aurora stets in ihr gewohnt und nur für den Augenblick gelebt indem Chase Archers Lippen erneut die ihren berührten. Sie griff nach ihrer Schokolade und stopfte sich ein Stück in den Mund, dieses verliebte,versteckte Aurora Teilchen durfte nicht existieren. Sie durfte sich nicht nach ihm sehnen. Chase war nicht gut für sie, das war er noch nie gewesen. Es hatte eine andere Zeit gegeben, eine  Vergangenheit...Doch diese gemeinsame Zeit hatte allen Grund dazu in der Vergangenheit zu bleiben. Aurora durfte den selben Fehler nicht noch einmal machen, sich erneut in Chase Archer zu verlieben war nicht gut. Dennoch konnte sie sich ihm nicht entziehen, sich um ihn zu sorgen während sie ihn eigentlich hassen sollte war ein Teil ihrer Persönlichkeit. Seufzend lehnte Aurora sich in ihrem Bett zurück. Sich um Chase kümmern lag nicht in ihrem Aufgabenbereich, er hatte jetzt jemand anderes der sich um ihn kümmerte. Jemand der ihn nachts wärmte "Jetzt brauche nur  noch ich so einem Menschen" Flüsterte sie in die leere ihres Zimmers, ihre Stimme schallte in ihrem Herzen nach. 

 

1. Monat später 

 

Aurora fuhr sich über ihre nasse Stirn, sie hatte bis in den späten Nachmittag hinein geübt. Ihre Bewegungen waren noch immer nicht ausschraffiert aber sie wurde von Tag zu Tag besser. Die Zeit hier an der Universität verging im Fluge und langsam lebte sie sich ein. Chase hatte sie seit dem "Vorfall im Auto" nicht mehr gesehen und mit jeden Tag der verging fiel ihr das Atmen leichter, es war fast so einfach wie früher. Lächelnd betrachtete Aurora sich im Spiegel, sie war zwar ein wenig zerzaust und verschwitzt aber sie wirkte zufrieden und irgendwie ausgeglichener.Die Zeit mit Lee tat ihr richtig gut, zum ersten mal in ihrem Leben erschien es ihr als bräuchte sie keinen Chase um glücklich zu sein. Dieser Gedanke beflügelte sie, grinsend verließ sie die Umkleidekabine und rauschte prompt gegen einem festen Körper. 

Mit einer Entschuldigung auf den Lippen hob sie ihren Kopf und blickte geradewegs in stürmisch graue Augen welche sie angrinsten "Ach hier bist du, ich hab dich schon gesucht" mit gerunzelter Stirn tratt Aurora zurück, sie kannte diesen Kerl nicht "Ja hier bin ich und du bist?" Ein tiefes Lachen schallte ihr entgegen, Aurora beobachtete fasziniert wie sich das attraktive braune Gesicht des fremden veränderte. Wie schön dachte sie und betrachtete diesen Fremden genauer, er wirkte sportlich und trug passend zu seiner Augenfarbe ein graues Shirt und eine himmelblaue kurze Hose. Passend zu den Temperaturen draußen. Sein Haar war rabenschwarz und kunstvoll zerzaust, mit einem Satz : der Fremde war verdammt attraktiv "Sorry ich habe mich noch gar nicht vorgestellt, Rafe ist mein Name und du bist Aurora." Er formulierte es nicht als Frage sondern stellte fest. Auroras Augenbraue schoss nach oben "äh..." Wieder dieses charmante grinsen, während es in Auroras Kopf verwirrt ratterte  "Du kennst mich noch nicht aber Lee hat mich geschickt um dich mit zum See zu nehmen, sie sagt du hast kein Auto. " Ihre Verwirrung wuchs "Warum soll ich zum See?" Er lachte wieder "Da steigen immer die Partys. Wusstest du das nicht?" Grinsend schüttelte sie ihren Kopf "Und Lee hat dich beauftragt mich dort hin zu entführen" Er nickte 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 29.06.2015

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Mama

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