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Der Maskenball

Angenehme Musik spielte im Hintergrund. Während die Celli angenehm tiefe Töne von sich gaben, schwangen die Geiger ihre Bögen flink über die Saiten ihrer Violinen.

Ich setzte Schritt vor Schritt, um nicht über eine der gefühlt hudert Stufen zu stolpern. Was mir viel leichter gelingen würde, wenn ich nicht so riesiges Kleid tragen würde. Was hatten sich die Vögelchen vom Haselbaum am Grab meiner vor Jahren verstorbenen Mutter denn nur gedacht, als sie mir dieses überdimensionale Ballkleid gegeben hatten? Sie mussten gewusst haben, dass es mich um den Verstand bringen würde.

Allein die Tatsache, dass es so schwer war, sodass ich es kaum tragen konnte, war ein Problem, das schon das nächste herbeiführte - denn ich schwitzte unerträglich unter diesem Kleid. Ach, wovon redete ich. Das hier war kein Kleid. Das hier war einfach nur ein Monstrum aus Stoff.

Okay, okay ... Ich hatte die Vögelchen darum gebeten, dass sie mir ein Kleid für diesen Ball schenken sollten. Genauer gesagt hatte ich den Baum darum angefleht.

"Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich,

wirf Gold und Silber über mich."

Als könnte meine tote Ma, die nun in diesem Haselbaum weiterleben soll, mich hören.

Aber hey, ich hatte ja noch meine Freunde, die Vögel. Ohne sie hätte ich niemals so schnell die Linsen aus der Asche picken können.

Wow, meine besten Freunde waren Vögel. Entweder war ich in einem Märchen oder auf Dope.

Vielleicht sollte ich aufhören, mich über dieses tonnenschwere und wortwörtlich umwerfende Ballkleid zu beschweren. Die Vögelchen hätten auch das tun können, was sie am besten können - und zwar vom Baum auf mich herunter kacken.

Eine Frage wurmte mich schon die ganze Zeit, denn das war einfach zu kurios, um es sich vorstellen zu können: Woher hatten die Vögelchen so schnell ein Kleid herkriegen können?

Es war so gruselig, dass ich mir schon wünschte, es wäre heute Abend einfach nur von irgendwoher eine gute Fee aufgetaucht, die erfundene Wörter wie "Bibedi babebdi bu" singt, ihren Zauberstab schwingt und mir dann ein blaues Kleid aus meinen Lumpen zaubert. Von mir aus hätte sie dann auch aus unseren Kürbissen eine Kutsche zaubern können. Und von mir aus würde der Zauber nur bis Mitternacht wirken, wie verrückt das auch klingen mag - aber noch lange nicht so verrückt wie die Tatsache, dass ich mit Vögeln spreche und diese mir Kleider schenken.

Aber so war es dann auch gut, irgendwie musste ich mich zufrieden geben. Das Kleid war ja gar nicht so schwer und zu pompös auch nicht. Immerhin war es der Ball, an dem sich der attraktive (aber vor allem reiche) Prinz eine Braut aussuchen musste, da war es besser, wenn ich aus der Menge herausstach.

Gücklicherweise war es ein Maskenball. So würden mich die drei Schlampen nicht so leicht erkennen können, die sich meine angeheiratete Familie nannten und die mich eher verrotten lassen würden, als mich zu diesem Ball mitzunehmen. Es war ja nicht so, als hätte ich ihnen gegenüber ein Chance, wenn man mal ihre Oberweite beachtete. Während ihre Titten aus dem Korsett beinahe überquillten, so besaß ich das Flachland meiner Ma.

Ahh, jetzt musste ich wieder an das Korsett denken, das mir momentan jede Luft abschnürte und mir die kleinen Brüste in einem verzweifelten Versuch nach oben zu quetschen versuchte. Respekt für die Stiefschlampen, die solche Korsagen jeden Tag trugen. Beinahe waren mir die Lumpen lieber, die ich jeden Tag tragen musste, damit sich das Stiefmonster an meinem Leid ergötzen konnte. Vielleicht würde sie mich ja mal loswerden wollen und mich an den höchstbietenden Penner verkaufen. Oder wie würde mich behalten, damit ich für immer für sie arbeiten und als erbärmliche Jungfaru sterben konnte. Juhu!

Ich wusste nicht, ob das an dem kommenden Schwächeanfall lag, als sich meine Sehfähigkeit zunehmend verschlechterte, während ich die letzten Stufen der Treppe hinunterstieg, aber ein junger Mann mit schwarzer Maske ergriff mich. Schimpfend stieß ich ihn von mir weg.

"Was fällt dir Hurensohn ein? Mach deine Griffel hier weg! Dieser Tempel muss unberührt bleiben für den Königssohn!"

Als sich meine Sicht langsam besserte, schaute ich mir den Mann genauer an. Er war furchtbar schlacksig, was sein teures Kostüm nicht verbergen konnte. Unter der Maske hing eine knollige und pickelige Nase. Nein, das war kein Mann, sondern nur ein großer, hässlicher Junge.

Mein Blick fuhr weiter hoch. Eine Krone thronte in seinen Haaren.

"Verflucht nochmal!", zischte ich.

Das hier war der Königssohn! Prinz Joffrey!

Ja, okay, der Junge, hust, Mann sah gar nicht so schlecht aus.

Kurz fragte ich mich, ob ich nach Vögeln, Asche und Schweiß roch.

"Vergebt mir", stotterte ich, dann beugte ich mich vor, so, wie es die Stiefschlampen immer taten, damit man ihr Dekolleté sehen konnte. Ein Fehler meinerseits, denn das schwere Kleid zog mich nach unten, sodass ich nach vorne fiel und das direkt mit dem Kopf in seine Weichteile. Der Prinz krümmte sich und stöhnte, während ich mit den Händen meinen Sturz abzufangen versuchte. Der gesamte Saal hielt erschrocken die Luft an. Ich spürte, wie der Rock nach oben gerutscht war, als ein Luftzug meinen nackten Hintern strich.

Als wir beide uns von dem Schock erholt hatten und aufgestanden waren (was mir dank Kleidung nicht ohne Hilfe gelang), blickte mich der Königssohn wütend an.

"Du...", knurrte er.

Mit zusammengebissenen Zähnen starrte ich ihn sprachlos an. Aber hey, nicht jeder konnte behaupten, er habe den Dingdong des Königssohnes berührt, also war das vielleicht der erste Erfolg in meinem Leben - und vielleicht auch der letzte, wenn er mich nun köpfen lassen würde dafür.

"Kommt mit, meine Lady." Eine Hand ergriff meinen Ellenbogen und ein Knecht war bereit mich aus dem Geschehen zu ziehen. Anscheinend tat er eine gute Tat, indem er mich vor dem Zorn des Prinzen rettete, aber an seinem Gesicht sah ich, dass meine Szene ihn gerade geil gemacht hatte. Kein Wunder, höchstwahrscheinlich war hier jeder Jüngling schon hart geworden, als ich unabsichtlich allen meine Intimteile präsentiert hatte.

Doch der Prinz schrie mit seiner quietschenden Stimme: "Halt!"

Alle hielten inne.

"Das ist meine Tänzerin."

Erstarrt verharrte ich bei dem Knecht. Sollte ich mich von ihm jetzt vergewaltigen lassen oder sollte ich mit dem hässlichen Prinzen tanzen? Eine schwere Entscheidung. Und sie wurde noch schwerer, als Joffreys ekliger Blick durch seine Maske auch mich erreichte und darin stand nichts als Mordlust.

"Das ist meine Tänzerin", wiederholte er.

Ich musste mich wohl seinem Willen ergeben. Widerwillig schritt ich auf ihn zu. Seine knochige Hand umgriff meine.

"Wo bleibt die Musik?"

Die Streicher, die angespannt mit ihrer Musik aufgehört hatten, spielten nun weiter, und anscheinend wandten sich alle ihren eigenen Dingen zu.

Ich dankte Gott, dass das Ballkleid so schwer war und aus so vielen Schichten bestand. Ich wollte und konnte den Prinzen nicht noch näher an mir spüren.

Tief durchatmend erinnerte ich mich daran, dass dies der Königssohn war und ich theoretisch seine Königin werden konnte - also durfte ich mich vor ihm nicht ekeln, egal wie widerlich er war.

Ich blickte in seine Augen, die halb durch die Maske verdeckt waren (welch ein Glück!), während er mich zu dem Takt des Liedes zwang, obwohl ich gar nicht tanzen konnte. Seine Augen waren braun und ... na ja, sie waren auch ... normal ... wie Augen halt ... ja. Beruhigend sprach ich auf mich ein. Es musste ja nicht Liebe auf den ersten Blick sein.

Er wollte gerade etwas sagen, da stolperte ich über meine ungemütlichen Schuhe. Wütend schnaubte er.

"Hör zu", zischte er. "Ich habe dich nur zum Tanzen aufgefordert, weil ich dir Auskunft über deine Zukunft geben will."

Würde er mich fragen, ob er mich heiraten durfte? Mein Herz tat einen Satz. Ich wusste nicht, ob aus Vorfreude oder aus Angst und Ekel.

"Ich werde dich umbringen."

Oh, das hatte ich eigentlich erwarten sollen.

"Ich rätsel nur, wie ich es anstellen soll. Ich konnte dich häuten und dann verbrennen lassen."

Sein Atem stank, als er mich anhauchte.

"Ich könnte dich an ein Pferd binden und hinterherschleifen lassen."

Ich wollte davonweichen, doch sein perverser Griff war zu fest.

"Ich könnte dir erst deine Zähne rausziehen, dann die Fingernägel, dann die Zehennägel."

Während er mich weiter beim Tanzen führte, zählte er mir weitere Foltermethoden auf.

Mehrmals wollte mich ein anderer Mann von dem Prinzen erlösen - oder mich irgendwohin entführen und vergewaltigen -, doch immer wieder sagte er: "Das ist meine Tänzerin."

Mehrmals fragte ich, ob ich gehen könnte, aber immer verbot er es mir. Bis ich schließlich sagte, ich musste so dringend mal hinter ein paar Büschen Wasser aus meiner Blase lassen, dass ich gleich eine Pfütze auf den teuren Boden hinterlassen würde.

So floh ich schlussendlich, indem ich draußen das Kleid auszog und nackt in den nahegelegenen Wald rannte. Er rannte mir verzweifelt nach, schrie mir Beleidigungen hinterher und winkte seine Wachen herbei. Doch ich hatte es geschafft zu fliehen.

Später...

... staunten die zwei Polizisten nicht schlecht, als sie das nackte Mädchen fanden, das wie verrückt durch den Park gerannt war und gebrüllt hatte: "Du kriegst mich nicht, Joffrey!" Und sie hatten gedacht, dass der eingegangene Anruf ein Scherz gewesen war, als man ihnen über ein nacktes, hin und her rennendes Mädchen im Park berichtet hatte.

Die Polizisten versuchten sie einzufangen, doch sie rannte immer wieder weg und schrie: "Haha! Ihr kriegt mich nicht!"

Als sie jedoch endlich in Gewahrsam und ins Polizeirevier genommen wurde, erzählte sie ihnen über einen Maskenball, komische Vögeln und über Prinz Joffrey, den die Männer eigentlich nur aus einer Serie kannten.

Anschließend wurde das Mädchen positiv auf halluzinogene Drogen getestet.

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Tag der Veröffentlichung: 07.02.2017

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