Cover

Schreibzeit

Das Leben eines Autoren ist vielseitig.

Mal gibt es gute Zeiten, in denen die Gedanken im Kopf nur so aus ihm heraussprudeln, nur noch danach schreien, auf Papier gabracht zu werden. Das Problem ist dann nur noch, alles aufzuschreiben.

Und dann gibt es die schlechten Zeiten, in denen in seinem Kopf nur noch Leere herrscht. Und manchmal herrscht auch wörtwörtlich Leere und er sitzt nur noch ratlos vor seinem Schreibprogramm und stöhnt vor lauter Kreativitätslosigkeit herum.

Es gibt verschiedene Arten von guten und auch verschiedene Arten von schlechten Zeiten im Leben des Autoren. Gut ist, wenn der Autor plötzlich eine neue Buchidee hat, die ihm sensationell erscheint und er sie in naher Zukunft bereits verfilmt sieht. Gut ist, wenn er anfängt sich die Geschichte auszudenken, das perfekte Geschehen und die perfekten Dialoge zwischen den perfekten Hauptfiguren direkt vor Augen hat. Gut ist außerdem, wenn er es schafft, auch wirklich alles aufzuschreiben.

Und hier liegt bereits das erste Problem. Beim Aufschreiben. Manchmal fließen die Worte aus den Fingern. Doch selbst dann entsteht nie die perfekteste Geschichte. Alles, was ihm beim Schreiben perfekt vorgekommen ist, erscheint ihm beim ersten Lesen wie kompletter Schwachsinn, denn meist wird einfach darauf losgeschrieben, ohne eine Ordnung im Geschehen der Geschichte zu haben.

Doch dieses Problem erscheint nur dann sofort, wenn er beim Aufschreiben auch wirklich zum Aufschreiben kommt und nicht erst stundenlang überlegt, wie er seine Gedanken denn am besten formulieren könnte. Im Kopf erscheinen sie grandios, aber erst muss der Autor die perfekte Einleitung für seine Geschichte finden und erst dann kann er aussuchen, wie und in welcher Reihenfolge er den Rest seiner erst unglaublich vorgekommenen Gedanken aufschreiben soll. Und dann, wenn er es endlich geschafft hat, seine Gedanken zu sortieren, und anfängt, auf die Tastatur zu hämmern, liest er sich stolz seinen Text durch – nur um wieder dasselbe Problem von vorhin zu haben: Der Text klingt scheiße und tausend Leichtsinnsfehler sind beim Schreiben auch noch entstanden.

Aber diese Probleme tauchen auch nur in den guten Schreibzeiten auf. In den schlechetn Zeiten kommt der Autor erst gar nicht zum Schreiben.

Das Dümmste ist natürlich, wenn er überhaupt gar keine Zeit hat, wenn sein Leben schon so stressig genug ist und ihm für das Schreiben schlichtwegs die Zeit fehlt. Er würde gerne etwas schreiben und hätte vielleicht sogar eine gute Idee dazu – aber die moderne Arbeitswelt zwingt ihn dazu, sich ihr zu beugen und immer mehr und immer schneller zu arbeiten.

Zu den schlechten Zeiten des Autoren gehört außerdem die Zeit, in der er einfach keine Ahnung hat, was er schreiben soll. Vielleicht hat er sogar schon die halbe Geschichte aufgeschrieben und sie wartet nur noch darauf weitergeschrieben zu werden, aber ihm fehlt die Kreativität, daran weiterzuschreiben. Das Einzige, was er sich dabei denkt, während er versucht in den hintersten, verstaubsten Ecken seines Hirns zu suchen nach einer innovativen Idee, ist, wie müde er eigentlich ist und wie viel Interessanteres es noch gibt oder wie verdammt tief er doch gesunken ist, dass er noch nicht mal etwas aufschreiben kann.

Am schlimmsten natürlich ist die Motivationslosigkeit. Der Autor hat die Zeit, vielleicht sogar die Ideen, aber er schreibt nicht. Die treibende Kraft, die ihn bisher immer dazu angespornt hat, zu schreiben, ist verschwunden. Dafür kann es viele Gründe geben, unter anderem die träge Jahreszeit oder sogar soziale Probleme. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Motivation dem Autor von jemandem gestohlen wurde. Meist war es nur ein schräger Blick auf seine Arbeit, sein Meisterwerk, oder ein ehrliches Kommentar dazu, der nicht viel Schönes zu sagen hatte. Diese einfachen Dinge, seien sie noch so bedeutungslos, können jeden Autor dazu bringen, seinen Anreiz zum Schreiben zu verlieren, möge der Autor noch so stark von Außen wirken. Innerlich verletzt es ihn jedoch immer, wenn seine Geschichte, sein Baby, nicht gemocht wird.

Doch Schreiben heilt nicht nur die Seele, sie befreit sie auch noch von allem Übel. Was für Musiker die Musik ist und für Künstler das Malen, so ist es das Schreiben für den Autoren. Das Schreiben nimmt, genauso wie die Musik und die Kunst für andere, allen Stress und allen Schmerz und lässt vergessen die reale, entführt in eine völlig andere, vom Individuum geschaffene Welt.

Und schlussendlich findet jeder wahre Autor zu seiner Schreibzeit und zu sich wieder. Die Dauer variiert, es könnte vielleicht sogar Jahre dauern, doch jeder, dem das Schreiben liegt, wird wieder dazu zurückfinden. Dann ist endlich wieder seine Schreibzeit gekommen und er kann wieder sich, sowohl auch andere in seine eigene geschaffene Welt verführen.

"Bücher nach Cover"

Da die Geschichte durch diese Gruppe und ihren Wettbewerb entstanden ist, hier der Link zu Gruppe:

Bücher nach Cover

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 03.11.2015

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /