Cover

Kapitel 1

Er steht am Meer , sein Blick schweifend in die Ferne.
Tränen fangen die Strahlen der untergehenden Sonne ein.
Wütend und frustriert streicht er sie sich aus dem Gesicht.
Ich hab schon genug Tränen vergossen. Morgen, ja Morgen werde ich endlich dazugehören.

Sein Blick wandert an der Küste entlang und trifft auf ein kleines Haus, das jeden Moment alles unter sich begraben könnte. Kurz darauf tritt er duch die Tür, wo er in eine starke Umarmung geschlossen wird. Schweißgeruch strömt ihm entgegen, doch Liam beschäftigt etwas anderes.
Sanft zieht er sich zurück und schaut der Frau ins Gesicht. >Warum hast du schonwieder geweint? Mom ich bin doch da. Die Arbeit lief gut, ich hab wieder eine Mege Trinkgeld bekommen.<
Ich darf ihr nicht zeigen dass es mir nicht besser geht, sie leidet so schon genung.

>Ach Liam< Tränen laufen ihr in Strömen über die Wangen, ihre Stimme zittert >Das ist doch kein Leben für dich! Du solltest ordentliche Klamotten tragen können, außgehen und… und… eine richtige Familie haben, mit einem Vater. Ich hab, überleg dir das mit der Pflegefamilie doch nochmal, du bist mein Sohn! Ich will nicht dass...< Liam unterbricht ihr Schluchzen sanft, summt ihr Lieblingslied vor sich hin. Währendessen streicht er seiner Mutter unentwegt über den Rücken.
Er kennt das schon, Tag für Tag geht es ihr schlechter. Dabei kann sie doch garnichts dafür.
Liams Vater starb vor 4 Jahren, er hatte nie viel verdient, aber so dass sie davon leben konnten. Seit
seine Mutter, immer häufiger depressive Anfälle bekam, wurde sie nicht nur vonb ihrer Arbeitsstelle entlassen, sondern hat es auch noch nicht geschafft eine längerfristige Stelle zu finden.
Liam arbeitet deshalb nach der Schule in einem recht angesehenen Restaurant, er verdient gerade so viel dass es zum Überleben reicht. Von den Resten am Tagesende leben sie.
Wielang das noch gut geht weiß keiner und niemand bringt es zur Sprache.

 

Wie an jedem anderen Tag betritt Liam am nächsten Morgen die Highschool.
Schüchtern senkt er sein Blick auf den Boden. Den Weg zu seinem Klassenzimmer versucht er so schnell wie möglich hintersich zu bringen. Er muss nur noch am Milchauttomaten vorbei. Seine Beine fangen an zu zittern, sein Schritt beschleunigt sich.
Nein, ich will endlich stark sein.

Strahlend weiße Nikeschuhe kommen in sein Blickfeld. Sie bleiben stehen. Liam versucht sich vorbeiszudrücken, er meidet den Blick, er weiß auch so wer da steht. Immerhin landen die Schuhe schon Monate vor seinem Blickfeld
>Hey Schlampi, wieder deine speziellen Markenklamotten an? Ich warn dich, wenn du mich noch einmal bei der Alten verpetzt, betrittst du dieses Gebäude NIE WIEDER, verstanden?!<

Liams Augen kneifen sich fest zusammen, seine Hand tastet die brennende Wange. Heiße Trännen wollen fließen, die Demütigung und der Schmerz frisst sich in sein Herz.


Was hab ich ihm denn getan? Er findet immer einen Grund mich fertig zu machen. Frau Larsek hat ihn doch selbst erwischt, als er wieder mal unsere Klassenarbeiten austauschte. Ich möchte stark sein, ich darf keine Schwäche zeigen.
Doch die Verzweiflung ist wie eine Hemmung, eine Mauer unmöglich zu durchdringen.

 

Aprubt landet Liam an der Wand, beißender Atem in seinem Gesicht.
Seine Lunge lechzt nach Luft, Angst nährt seine Verzweiflung.

>Ich kann doch garnichts dafür. Ich bin deiner doch nicht wert, lass mich in Ruhe. Du hättest viel mehr Freunde, wenn du lieb zu anderen wärst.<

Liam könnte sich verfluchen, kann er nicht einmal seine Zunge im Zaum halten? Doch jetzt ist es zu spät. Dylan packt ihn am Kragen und zieht ihn Hoch. Liam muss schlucken, erste Trännen brennen sich in seine Wangen.

Wut blitzt in den blauen Augen seines Angreifers auf. >Du wagst es mir Befehle zu erteilen? Sie dich doch mal an! Du kommst fast jeden Tag mit den gleichen Klamotten in die Schule. Und du willst mir was von Freunde erzählen? Sieh dich doch um, wo sind denn deine Freunde?<
Ein schelmisches Grinsen umpspielt die dicken Lippen. Große Hände schlingen sich um Liams Kehle. >Ich warn dich noch einmal, lauf mir einfach niewieder in den Weg, hörst du?<
Liam bekommt nur ein Röcheln heraus, bevor sein Kopf mit Schwung gegen die Wand geschleudert wird. Lachen von der Bande klingt gedämpft durch seineb Ohren. Drönender Schmerz lässt seine Sinne schwinden. Schluchzen erfüllt seinen schwachen Körper.

Wie soll ich hier stark sein?

Er weiß er muss hier weg, er darf nicht zugeben was mit ihm passierte, sonst geht es nur weiter. Schüler laufen an ihm vorbei, manchen ignorieren ihn, andere werfen nur neugierige oder mitleidige Blicke auf ihn. Doch keiner fühlt sich in der Lage ihm zu helfen. Kälte durchzieht ihn, ein Eissturm tobt ihn ihm, der Liam aber Stück für Stück von innen verbrennt.

>Liam, warte! Wir helfen dir.<

Angst schnürrt seine Kehle zu. Nicht schon wieder, sie sind doch gerade erst weg!
Ohne zu wissen wer da nach ihm ruft, wer ihm hinterherläuft, stürzt er blindlings nach draußen.
Ihm ist egal, dass er durch den Tränenschleier fast nichts sieht, er kennt den Weg auch so. Die Angt verleiht ihm bisher unbekannte Kräfte, er rennt, so schnell wie schon lange nicht mehr, bis seine Füße endlich vom Meer umpült werden. Liams Puls rast, er füllt sich schwach, verraten und verletzt. Die Tränen enden nicht.

Mom, was soll ich dir nur sagen? Du arbeitest so hart, nur für mich und ich hab dich entäuscht...
Wo ist dein Regenbogen? Tut mir leid Paps. Er schaut zum Himmel und bricht zusammen.

Kapitel 2

 

Wasser umspült seine Knöchel, das Meer wirkt beruhigend auf Liam, er lässt seine Augen geschlossen. Will sie nicht mehr öffnen. Er hat keine Ahnung wie lang er hier schon liegt. Ich muss wohl bewusstlos gewesen sein. Die Sonne steht schon tief am Himmel, später Nachmittag würde er schätzen.


Sein Rücken brennt leicht, er wird beobachtet.
Zweifel durchzucken ihn, was wenn das wieder eine Falle ist? Er kann hier nicht weg…

Ich hab keine Wahl.


Langsam, ganz langsam wagt er einen Blick nach hinten.
Überrascht schaut er in vier Augenpaare.
Augenpaare die er kennt, Schüler von der Basketballmanschaft.
Sie lächeln ihm zu.

Verwirrung fließt in ihn, warum machen sie nichts?
Angst, wieder in eine Falle zu tappen.
Angst, verurteilt zu werden, lässt seine Schritte schwerfällig und zögernd aussehen.

Liam trennen noch einige Meter von Ihnen. Mit kritischem Blick mustert er sie. Es sind zwei Jungs und zwei Mädchen. Sie lächeln ihm entgegen. Das ist ungewohnt. Der eine hat braune Locken, langes Haar und ein breites Gesicht, im Gegensatz zu dem anderen Jungen, der blonde kurzgeschorene Haare hat, ein Pollohemd und eher kantig gebaut ist, hat er das Basketball-Trikot an. Die Mädchen haben jeweils orangene und blonde Haare, beide sind sie ordentlich gekleidet dazu sprühen sie eine bisher unbekannte Sympathie aus

Die vier warten ab, bis er vor ihnen steht.
Was hab ich noch zu verlieren?

>Liam, es tut uns leid dass wir solange gebrachht haben um auf dich aufmerksam zu werden. Du bist die letzten mal immer gleich verschwunden, heute haben wir dich abgepasst, ich offe du fühlst dich nicht bedrängt. Wir wollen dir nichts Böses, im Gegenteil, wir haben Hilfe für dich.>

Mit großen Augen starrt Liam den vier Schülern entgegen. Hilfe? Für mich? Unsicherheit herrscht in seinem Körper, die Gedanken rattern. Wie soll ich Ihnen vertrauen können? Sie agen sie wollen mir helfen, aber wie kann ich da sicher sein? Ich darf nichts tun da meine Mutter gefährden könnte!

Arme wollen sich um Liam schlingen, schockiert will er zurück weichen, doch es geht nicht!

Sie nehmen ihn in den Arm. Lange.
Tränen fließen und zum ersten Mal seit langem fühlt er wieder Wärme, Schutz und Geborgenheit.
Noch immer fließen Trännen über sein Gesicht, aber auch ein Lächeln. Etwas vorsichtig, aber es ist da.

An diesem Abend kann er die Tränen seiner Mutter schneller trocknen. Mit verundertem Blick und einem Funken Hoffnung schaut sie ihren Sohn an. >Und du meinst sie können uns helfen? Aber warum sollten sie das tun? Wir können Ihnen doch garnichts zurückgeben...<

>Ich glaube daran Mom.< Mit diesen Worten umarmte er seine Mutter, Zweifel hatte Liam dennoch, doch er wusste, es würde ihm nichts bringen, jetzt den Schwanz einzuziehen.


Wie versprochen stehen die vier am nächsten Morgen pünktlich vor seiner Haustüre. Es ist Wochenende und sie wollen Liams Vetrauen, wie das seiner Mutter gewinnen. Doch sie sind nicht alleine. Mit gemischten Gefühlen blickt Liam an dem großen Mann im Anzug entgegen.
>Wer ist das?< Sie haben nicht gesagt dass sie jemanden mitbringen. Gestern haben wir nur ausgemacht dass sie vorbeikommen, sie wollen uns ein Angebot unterbreiten, wollen helfen, wollen für mich da sein. Ich kenne dass nicht. Noch nie hat sich jemand von außerhalb so für mich interessiert. Aber sie können Mutter helfen, ich darf die Chance nicht unversucht lassen.

>Guten Tag, ich bin Raphael Scarly, Vater von dem Mädchen hier,< er deutete auf das blonde Mädchen und lächelte uns zu, >ich habe erfahren dass sie eine Stelle suchen Frau Kaemper, zufällig hätte ich eine Stelle als Sekretärin frei. Ich komme gerade von einem Auslandsjahr zurück, wo ich Menschen in Not unterstützte. Ich sehe ihren zweifelnden Gesichtsausdruck, keine Angst, sie müssen sich nicht sofort entscheiden. Ich würden Ihnen neben Ihrem Gehalt auch noch einen Psychologen zur Verfügung stellen, so sollten wir ihre Anfälle auch unter Kontrolle bekommen und wenn sie annehmen hätte ich auch noch ein zusätzliches Geschenk für sie.<
Liam stand der Mund offen, das hatte er nun wirklich nicht erwartet! Freude durchströmte ihn, es war noch nicht vorbei, vielleicht wäre das ein Schritt in ein besseres Leben. Voller Hoffnung blickte er zu seiner Mutter. Sie schaute starr gerade aus, Tränen standen in ihren Augen. Erschrocken wollte Liam seiner Mutter an die Schulter fassen. Genau in diesem Moment machte sie einen Schritt nach vorne und umarmte Raphael. Ein lautes Schluchzen befreite sich aus ihrer Kehle, doch sie lächelte.>Danke! Wie kann ich Ihnen nur Danken!< Lachend betrachtete Raphael Liams Mutter, >Ich bin glücklich wenn ich Ihnen helfen kann. Aber nun ruhen sie sich ersteinmal aus, lesen sie den Vertrag durch und überlegen sie es sich. Kennen sie das weiße Haus, das neben der Gärtnerei
steht? Wenn sie einverstanden sind, kommen sie dort morgen um 8Uhr, vorbei. Aber bitte mit Kohldampf.< Perplex starrten Liam und seine Mutter ihn an. Unfähig auch nur ein Wort zu sagen hoben Sie die Hand und winkten Ihnen zum Abschied zu, sie starrten ihnen eine Ewigkeit hinterher, bis sie komplett aus ihrem Blickfeld schwanden.

Weinend und gleichzeitig von Herzen lachend lagen Liam und seine Mutter sich kurz darauf in den Armen. Sie mussten sich nicht besprechen, ein Blick reichte. Es war ein Geschenk des Himmels. Endlich, endlich sah es so aus als hätten sie den Weg in eine schöne Zukunft. Und vielleicht bekomme ich sogar wieder einen Vater.


Liam betritt nicht wie an allen anderen Tagen die Highschool. Er steht in der Mitte von Freunden.
Seine Hände zittern, sie kommen dem Milchautomaten immer Näher. >Hab keine Angst, wir sind da< Ein Glücksgefühl stiehlt sich in Liams Herz, es stimmt er ist nicht allein.
Wieder strahlend weiße Nikeschuhe. Doch diesmal kann er dem Blick standhalten,
diesmal bleiben die Schuhe nicht stehen. Er hält sie nicht auf, will nicht so sein.


Glücklich wandert sein Blick abends übers Meer. Er ist nicht mehr allein. Sein Mutter und Liam haben nun sogar eine eigene Wohnung. In dem weißen Haus neben der Gärtnerei, wohnen die Eltern von Raphael, sie wollten schon lange Gesselschaft in dem großen Gebäude.
Herzlich nahmen sie Liam und sein Mutter auf, der Frühstückstisch war reichlich gedeckt, die Wohnung gemütlich eingeräumt und ein keinster Weise fühlten sie sich unerwünscht.

Voller Dankbarkeit wanderten Liams Augen zum Horizont.
Ich hatte fast aufgegeben zu hoffen, doch nun ist es doch passiert.
Danke!

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 18.09.2020

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /